Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 7 .5
    Framolf 28.08.2023, 00:57 Geändert 16.01.2024, 05:28

    Oscar Madness Film 401 (4 Auszeichnungen, 3 weitere Nominierungen)

    ++ Minimale SPOILER ++

    Town Marshal Will Kane (Gary Cooper) möchte am Tage der Hochzeit mit einer Dame, die seine Tochter sein könnte (Grace Kelly) seinen Stern an den Nagel hängen. Wie es der Zufall will, befindet sich aber just zu diesem Zeitpunkt ein gefürchteter aus der Haft entlassener Verbrecher auf dem Weg in die Stadt, um dort Rache an Kane zu nehmen. Also verlängert er notgedrungen seine Dienstzeit um rund anderthalb Stunden, um gegen den berüchtigten Outlaw seinen Mann zu stehen.

    Während die Handlung also sehr aufgeräumt daherkommt, erweist sich die Charakterzeichnung des Protagonisten als höchst interessant. Überspitzt formuliert erweist sich dieser als der (vorweggenommene) Easy Rider unter den Westernhelden. Statt einer traditionellen kirchlichen Trauung belässt er es bei einer weltlichen Eheschließung mit einer Quäkerin und seinen Stern schmeißt er buchstäblich in den Dreck. Auch die Konzeption mehrerer anderen Figuren stieß nicht überall in den USA auf Zuspruch. Weite Teile der Bevölkerung verweigern Kane die Unterstützung; ein jugendlicher Heißsporn erweist sich als einer der ganz wenigen Zivilisten, die ihm Hilfe anbieten. Zudem wurde Katy Jurado (als Helen Ramirez) eine Rolle auf den Leib geschrieben, die – gemessen am Produktionsjahr – progressiver kaum sein könnte. Als ehemalige Lebensgefährtin beider Kontrahenten (nicht zeitgleich...) und mexikanischstämmige Hotelbesitzerin legt sie ein Selbstbewusstsein an den Tag, das keineswegs als selbstverständlich zu werten ist. Verächtliche Seitenhiebe bekommen seitens des Drehbuchs und der Regie hingegen mehrere Bewohner und Funktionsträger des kleinen Städtchens ab, was einer der Gründe dafür sein dürfte, dass trotz einer verhältnismäßig ereignisarmen Handlung der Erzählfluss und die Spannung niemals komplett zum Erliegen kommen.

    1953 wurde Drehbuchautor Carl Foreman für seine Arbeit am Skript zu 'High Noon' für einen Oscar nominiert, was John Wayne (der mit Howard Hawks 'Rio Bravo' eine Art Gegenentwurf zu 'High Noon' mitzuverantworten hatte) nicht von einer gegen Foreman gerichteten Hetzkampgne abhielt. Schließlich wurden diesem während der McCarthy-Ära – wie beispielsweise auch Dalton Trumbo – „unamerikanische Umtriebe“ vorgeworfen. Gerade diesbezügliche Erfahrungen soll Foreman in seinem Skript zu 'High Noon' verarbeitet haben, was die Kontroverse um den Film umso höher kochen ließ.

    Weit weniger kontrovers dürfte es in einigen anderen Sparten zugegangen sein, in denen Fred Zinnemanns (oscarnominierte) Inszenierung im Rahmen der Oscars 1953 berücksichtigt wurde. Schließlich konnte sein Projekt nach 'Stadt der Illusionen' die zweitmeisten Trophäen erringen. Prämiert wurden sowohl der beste Song, die Filmmusik, Hauptdarsteller Gary Cooper sowie der Schnitt. Gerade letzterer weist durch regelmäßige Schnitte auf diverse Uhren (die Handlung spielt mehr oder minder in Echtzeit) ein unverkennbares Markenzeichen auf. Während die Anspannung Kanes immer weiter steigt, werden die Kumpane des anreisenden Verbrechers (der über weite Strecken nur als nicht sichtbare Bedrohung über dem Ort schwebt) in ihrer nahezu statischen Position am Bahnhof gegenübergestellt. Fast schon zwangläufig konnte man dementsprechend auch noch eine Nominierung in der Kategorie Bester Film für sich verbuchen, wo man trotz einer vermeintliche Favoritenrolle jedoch das Nachsehen gegenüber 'Die größte Schau der Welt' hatte.

    KURZFAZIT

    Hier wartet man zwar nicht auf Godot, dafür aber auf einen um 12 Uhr eintreffenden Zug und einen seiner Passagiere. Was im Amerika der 50er als Western gedreht wurde, müsste in Deutschland im 21. Jahrhundert wohl eher als Science Fiction verfilmt werden. Ein Zug, der pünktlich eintrifft – gibt es das wirklich?

    43
    • 4
      über Plane

      Jean-Francois Richets 'Plane' erzählt eine Geschichte, die schon in den späten 80ern wie aus der Zeit gefallen gewirkt hätte. Nach einer Notlandung auf einer Insel, die sich als de facto rechtsfreie Zone erweist...

      An dieser Stelle sollte die Schilderung des Inhalts auch besser schon wieder abbrechen, da die Geschichte ohnehin schon recht dürftig und löchrig daherkommt. Jedenfalls wird fleißig geschossen und es gibt auch reichlich Flugzeugaction der ganz besonders realistischen Sorte. Bemerkenswert erscheint die Nüchternheit, mit der die Handlung vorgetragen wird, was einerseits für Stirnrunzeln sorgen kann, andererseits den Film aber immerhin nicht zu einer Clownsveranstaltung verkommen lässt.

      Für einen halbwegs risikoarmen Actionabend gibt es sicherlich schlechtere Kandidaten, sehr viel mehr sollte man aber besser nicht erwarten.

      KURZFAZIT

      Trocken vorgetragener Durchschnittsactioner, der wie ein spätes Relikt aus den 80ern wirkt.

      37
      • 8

        Die Wall Street in den 80ern. Ein paar verwegene Querköpfe ziehen los, um den Aktienmarkt zu revolutionieren und ihn im Handstreich einzunehmen. Durch computergestützte Transaktionen wollen Maurice 'Mo' Munroe und seine Truppe die Lehman Brothers (Ken Marino & Ken Marino) das Fürchten lehren. Dass sie dadurch den Black Monday herbeiführen, ist natürlich ein ärgerlicher Makel, aber Mo und seine Leute halten sich trotzdem für die Größten – was auch ganz sicher nicht mit den Unmengen an Kokain zu tun hat, die sie sich durch die Nase jagen.

        Mit Paul Scheer ('The League'), Ken Marino ('Reaper'), Andrew Rannels ('Girls'), Regina Hall ('Black Monday') und Don Cheadle (Don Cheadle) versammeln die Produzenten einen illustren Cast vor der Kamera, der sich mit großer Spielfreude durch die ausgesprochen absurde Handlung blödelt. Regina King gestaltet die Rolle der Dawn Towner noch vergleichsweise bodenständig, während der Rest der Hauptbesetzung völlig freidreht. Neben Slapstickeinlagen und brontalen Brechstangengags findet jedoch auch eine Reihe hintergründiger Scherze und satirischer Einwürfe zu finanz- und außenpolitischen sowie gesellschaftlichen Themen Eingang in die Handlung. Neben dem Börsencrash von 1987 werden beispielsweise auch die Unterstützung der USA für die Mudschahidin oder die doppelte strukturelle Benachteiligung von afroamerikanischen Frauen (wie beispielsweise Regina Taylor in der Rolle der Dawn) benannt. Nebenbei bemerkt fällt es vielen Kaukasiern auch schwer, Menschen anderer Ethnien auseinanderzuhalten, was in einer der Episoden humorvoll und pointiert auf's Korn genommen wird, wenn Dawn (Regina King – oder doch Hall?) auf einem Golfplatz einige seltsame Momente durchlebt.

        Zielgruppe dieser Serie ist also ein politisch interessiertes Publikum, das auch vor grobschlächtigen Gags nicht zurückschreckt. Man sollte sich von den zahlreichen derben Zoten tunlichst nicht den Blick auf die bissig-zynischen satirischen Einlagen verstellen lassen, die regelmäßig eingestreut werden. Denn wer hat gesagt, dass Satire ausschließlich mit dem feinen Besteck arbeiten muss? Wobei die Autoren von 'Black Monday' durchaus auch damit umgehen können – nur um wenige Augenblicke später trotzdem voller Inbrunst und mit einem dreckigen Grinsen auf den Tisch zu kotzen. Auch ein Statement zum Zustand einer Gesellschaft.

        KURZFAZIT

        Völlig absurder Trip in die Finanzwelt der 80er, dessen Hintergründe allerdings deutlich handfester sind, als man es eigentlich wahrhaben möchte.

        31
        • 6 .5
          Framolf 24.08.2023, 23:01 Geändert 16.01.2024, 05:30

          Oscar Madness Film 398 (1 Nominierung)

          Ludwig II. von Bayern dürfte in Bezug auf die Inspiration von späteren Spielfimen wahrscheinlich eine der ambivalentesten Persönlichkeiten aller Zeiten sein. Während Disney verkitschte Versionen seiner ohnehin schon kitschigen Märchenschlösser nicht nur als Firmenlogo, sondern auch als Inspiration für unzählige Filme nutzt, nimmt Regisseur Luchino Visconti die kolportierten Schattenseite des Kini zum Anlass für eine Dekonstruktion einer Legende, die das Publikum auch Jahrzehnte später noch aufhorchen lässt. Zwar darf er im Rahmen der Handlung wiederholt auf die erneut von Romy Schneider dargestellte Sissi treffen, doch wer hier verklärten Kitsch erwartet, dürfte sich rasch eines Besseren belehrt sehen. Denn dargestellt wird hier eine Version des sagenumwobenen Bayernkönigs, die Heimatvereinen und Politikern wie Franz Josef Strauß die Zornesröte unter den Scheuklappen ins Gesicht getrieben haben dürfte. Das Resultat waren massive Kürzungen, die der für die Bundesrepublik zuständige Verleih seinerzeit vornahm, woraufhin es wiederum zu juristischen Auseinandersetzungen mit Visconti gekommen sein soll. Für teils heftige Kontroverse war also bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gesorgt.

          Erzählt wird dabei nichts, was nicht ohnehin schon gerüchteweise in der Welt gewesen wäre, doch wenn derlei Thesen auf die Leinwand gebannt werden, scheinen manche Zuschauer eben doch schnell die Nerven zu verlieren. Abseits derartiger Fragen gelingt Visconti ein bemerkenswert vielschichtiges Spiel aus Nähe und Distanz zwischen dem Protagonisten und dem Filmpublikum. Zwar nähert man sich der Titelfigur, ihrem Privatleben und ihrer Psyche mehrfach auf fast schon intime Weise, dennoch bleibt diese den Zuschauern in vielerlei Hinsicht auch seltsam fremd. Einige seiner Taten erscheinen undurchsichtig, andere hingegen relativ gut nachvollziehbar. Das Schauspielerimage des Hauptdarstellers Helmut Berger und die Struktur der Titelrolle verschmelzen dabei an den Rändern auf ungewöhnliche Weise miteinander und gehen gewissermaßen ineinander über. Romy Schneider wiederum nutzt die Chance, sich mittels einer Neuinterpretation vom Image ihrer bekanntesten Rolle zu lösen, die sich für sie mehr oder minder über ihre ganze Karriere hinweg als Fluch und Segen zugleich erwiesen hat. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie sich zu dieser Karrierephase deutlich näher am Method Acting befand als noch zur Zeit der 50er Jahre 'Sissi'-Verfilmungen gelingt es ihr, der Figur der Elisabeth von Österreich-Ungarn einen ganz anderen Stempel aufzudrücken als seinerzeit in den Inszenierungen von Ernst Marischka.

          Als besonders ambitioniert erweist sich auch die Kameraarbeit. Immer wieder werden sorgsam ausgeklügelte Einstellungen mit eingeschoben, in denen beispielsweise auf trickreiche Weise mit Spiegelungen gearbeitet wird. Auch die visuellen Stolperfallen, die bei derlei Bildern in Sachen Beleuchtung drohen, werden dabei in aller Regel routiniert umschifft, woraus in nicht wenigen Szenen auch ein höchst sehenswertes Szenenbild resultiert. Als nicht minder aufwändig erweist sich die Gestaltung der Kostüme, für die Piero Tosi letztlich sogar mit einer Oscarnominierung bedacht wurde.

          KURZFAZIT

          Großer Aufwand, große Kontroverse.

          31
          • 4 .5
            Framolf 24.08.2023, 02:17 Geändert 16.01.2024, 05:29
            über Hatari!

            Oscar Madness Film 400 (1 Nominierung)

            Abenteuerfilm mit John Wayne und Hardy Krüger. An dieser Stelle könnte die Beschreibung eigentlich auch schon wieder enden, denn gezeigt wird so ziemlich genau das, was der kurze Eingangssatz erwarten lässt: Abenteuer, leichte Unterhaltung und Charaktere, die eine Reihe von Geschlechterklischees erfüllen (die jedoch stellenweise auch durchbrochen werden).

            Die Handlung passt auf einen Bierdeckel: Eine Gruppe von Jägern fängt in Afrika Wildtiere, um sie an Zoos zu verkaufen. Mal gehen sie dabei vergleichsweise sachte vor, mal eher rabiat. Zwischen ihren Beutezügen plagen sie sich mit ihrem (zumeist kaum vorhandenen) Liebesleben herum oder sie beschäftigen sich mit den Tieren, die sich in ihrer Obhut befinden, aber offenbar nicht für den unmittelbaren Verkauf gedacht sind (unter ihnen ein zahmer Leopard, mehrere Straußen sowie drei junge Elefanten). Ein Handlungsbogen, der die gesamte Handlung umspannt, ist allenfalls ansatzweise vorhanden. Mit viel gutem Willem könnte man ihn so umreißen, dass sich eine junge Frau der Truppe anschließt, frischen Wind in den Alltag der Männer bringt und mit dem rund 30 Jahre älteren Anführer anzubandeln versucht. Wie das eben so ist im Alltag von Wildfängern...

            Große Erzählkunst sollte man hier also nicht erwarten – und erst recht keine klischeefreie Handlung. Deutlich besser stehen die Chancen, wenn man einfach nur auf der Suche nach leichter Unterhaltung ist. Für Aufsehen sorgte jedoch die Kameraarbeit, für die Russell Harlan 1963 für einen Oscar nominiert wurde (Gewinner: Freddie Young für die Kameraführung in 'Lawrence von Arabien'). Speziell die Verfolgungsjagden wurden in teils spektakulären Einstellungen bebildert, auch wenn die Montage den Schluss nahelegt, dass die Mehrzahl der Tiere mitnichten von den Darstellern eingefangen wurde, wie seitens des Regisseurs Howard Hawks mehrfach kolportiert worden sein soll.

            Anmerkung: Darstellerin Michèle Girardon (in 'Hatari!' in der Rolle der Brandy de la Court zu sehen) nahm sich im Alter von nur 36 Jahren das Leben.

            KURZFAZIT

            Eine minimalistische Handlung auf rund zweieinhalb Stunden ausgebreitet.

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            • 6
              Framolf 23.08.2023, 00:09 Geändert 16.01.2024, 05:31

              Oscar Madness Film 394 (6 Nominierungen)

              Es ist kalt und ungemütlich auf dem Seelenverkäufer, mit dem Munition herbeigeschafft werden soll. Mehrere Crewmitglieder misstrauen sich gegenseitig und es kommt neben Angriffen von außen auch noch zu Übergriffen an Bord. Die See ist rau, die Nächte sind düster und Landgänge sind nur relativ selten möglich. Kein leichtes Umfeld, um nicht ständig zur Flasche zu greifen. Dementsprechend gedämpft ist dann auch die Moral unter den Matrosen. Im Umfeld einer latent vorhandenen Daueranspannung kommt es wiederholt zu Bedrohungsszenarien, die den Teamgeist vor schwere Belastungsproben stellen.

              Drehbuchautor Dudley Nichols stand hier vor der Herausforderung, vier Einakter zu einem zusammenhängenden Ganzen verweben zu müssen, was man dem Endergebnis auch ein wenig anmerkt. Zwar wirkt die Handlung von 'Der lange Weg nach Cardiff' durchaus wie aus einem Guss, doch statt einem der konventionellen Dramaturgieschemen zu folgen, werden die Vorlagen hier eher verwoben als verschmolzen. Mit der Überfahrt nach Cardiff und einigen kleineren Nebenhandlungssträngen gibt es zwar durchaus Klammern, die die Geschichte zusammenhalten, doch der eigentliche Fokus liegt hier auf der Darstellung der Verhältnisse an Bord, die durch Regielegende John Ford ausgesprochen versiert orchestriert wird. Im Zusammenspiel von Kamera, Schnitt, visuellen Effekten und Filmmusik (alle ebenso oscarnominiert wie das Drehbuch und der Film an sich) entsteht hier eine düstere und dreckige Atmosphäre, der sich die allermeisten Zuschauer in der Realität sicher nur höchst ungern ausliefern würden. Die Lage auf dem Frachter stellt sich als äußerst ungemütlich dar und man bangt regelrecht mit den Matrosen, dass sie schnell den nächsten Hafen erreichen. Verkompliziert wird die Lage allerdings dadurch, dass es auch an Land nicht wesentlich sicherer zugeht. Und so ist der Weg nach Cardiff eben auch ein höchst beschwerlicher, was die Überfahrt zwar irgendwie unangenehm, auf bizarre Weise jedoch auch zu einem cineastischen Erlebnis macht.

              KURZFAZIT

              Gespenstische Überfahrt, die das Publikum erahnen lässt, weshalb sich das Leben auf hoher See oftmals so rau anfühlt.

              31
              • 8 .5
                Framolf 22.08.2023, 01:44 Geändert 22.08.2023, 06:48

                ++ Minimale SPOILER ++

                Die Rahmenumstände
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                Die 80er Jahre. Der US-amerikanische Präsident und seine First Lady fahren eine Kampagne bisher nie gekannten Ausmaßes gegen Drogen(konsumenten). Beide inszenieren sich bei gefühlt jeder sich bietenden Gelegenheit als Bollwerk gegen die Drogenmafia. Zur gleichen Zeit wird Florida (und wenig später auch weitere Bundesstaaten) von einer Kokainschwemme bisher nie gekannten Ausmaßes heimgesucht. Der Verkauf von Kokain und Crack boomen regelrecht und auf den Straßen mancher Städte herrschen aufgrund dieser Situation bürgerkriegsähnliche Zustände. 58% der Wähler wollen 1984 darin jedoch keinerlei Zusammenhang erkennen und sorgen so für eine Wiederwahl Reagans. Man muss wohl dabei gewesen sein, um diese Art von Humor lustig zu finden...

                Unwesentlich später kommt es zur Aufdeckung der Iran-Contra-Affäre und der Umstand wird öffentlich, dass (surprise, surprise!) große Mengen an Kokain unter Duldung (oder gar Mithilfe) der CIA in die Vereinigten Staaten gelangten. Eine amerikanische Untersuchungskommission rügt den Präsident, der jedoch zu Protokoll gibt, sich an nichts erinnern zu können.

                Die Autoren von 'Snowfall' knüpfen an diese Ausgangslage an und erzählen analog zu den beiden Spielfilmen 'Barry Seal – Only in America' und 'White Boy Rick' eine Geschichte über einen Drogendealer, der durch von einem CIA-Agenten organisierte Lieferungen zeitweise zu einer schillernden Figur im Drogenmilieu aufsteigt.

                Zur Prämisse der Serie
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                'Snowfall' erweist sich als stilsicher abgefilmte Geschichte über die Kokainschwemme im Amerika der 80er Jahre. Auch wenn viele Geschichten rund um die einzelnen Charaktere Fiktion sein mögen, der grobe Handlungsrahmen ist es keineswegs. Die Showrunner nehmen Randaspekte von Produktionen wie 'Narcos' und 'Barry Seal' in den Focus und widmen sich der Thematik rund um die Finanzierung der Iran-Contra-Affäre sowie um Ronald Reagans Showkampf bzgl. seines vorgeblichen "war on drugs". Immer wieder blitzen in der Serie kritische Zwischentöne durch, was umso bemerkenswerter erscheint, da die Produktion der Sendung letztlich im Hause Disney (als Mutterkonzern von FX) angesiedelt ist.

                Die Handlung spielt auf drei Ebenen und nimmt die drei wohl größten Publikumsschichten in den USA mit ins Boot. Wirklich originell erscheint das Drehbuch zwar nicht, aber es spielt die Klaviatur des seriellen Erzählens routiniert und stilsicher. Viele der Aufnahmen wirken, als wären sie für einen Spielfilm angefertigt worden und die (spärlich eingesetzte) Musik fügt sich bemerkenswert treffend in die Inszenierung.

                Die weiteren Staffeln können (zumindest in stilistischer Hinsicht) das enorm hohe Niveau der ersten zwar nicht ganz halten, bewegen sich aber immer noch auf einem sehr hohen Level. Unterhaltsam und frisch bleibt die Erzählung aber nicht zuletzt auch dadurch, dass die meisten relevanten Charaktere enorme Entwicklungen durchlaufen und sich somit auch die Tonalität der Inszenierung stetig wandelt (tendenziell zu mehr Härte und Abgründigkeit hin).

                Fazit
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                Die Autoren nehmen einen Aspekt der jüngeren Historie der USA in den Fokus, der nach wie vor nicht so bekannt zu sein scheint, wie er es eigentlich sein sollte. Dabei zeigen sie anhand der Charaktere Franklin und Teddy (die hier gewissermaßen als pars pro toto fungieren) wie eine aus den Fugen geratene CIA ein regelrechtes Monster erschuf, das seinerseits komplett außer Kontrolle geriet. Die gesellschaftlichen Narben der so geschaffenen Situation sind auch Jahrzehnte später noch sichtbar. Teils klaffen auch nach wie vor offene Wunden aus dieser Zeit, die unverändert vor sich hin eitern.

                KURZFAZIT
                ==========
                Gangsterserie mit einem Schuss Politik, deren Handlung sich leider sehr viel näher an der Realität befindet, als es die meisten Wähler der GoP wohl wahrhaben woll(t)en.

                35
                • 6 .5
                  Framolf 21.08.2023, 01:46 Geändert 16.01.2024, 05:30

                  Oscar Madness Film 399 (2 Nominierungen)

                  Ein Student (Sidney Poitier) tritt am Vorabend einer wichtigen Prüfung wie gewohnt zu seinem Nebenjob an, bei dem er in einer Klinik für die Entgegennahme von Anrufen zuständig ist. Alsbald hat er eine Frau (Anne Bancroft) am Telefon, die ihm davon berichtet, vor wenigen Augenblicken eine letale Dosis an verschiedenen Medikamenten zu sich genommen zu haben. Während der junge Mann sich seelsorgerisch um die Dame am anderen Leitung kümmert, leitet er im Hintergrund Ermittlungen über ihre Identität und ihren genauen Standort in die Wege, um ihr vielleicht doch noch rechtzeitig medizinische Hilfe zukommen lassen zu können. Ob sie diese auch in Anspruch nehmen möchte, steht jedoch auf einem völlig anderen Blatt.

                  Gerade letzterer Aspekt zeugt zwar einerseits von einer gewissen Naivität des Protagonisten (und letztlich wohl auch des Skripts), spricht auf der anderen Seite aber auch für einen Idealismus, der in Zeiten einer kurz getakteten Abfolge von Kriegen (2. Weltkrieg, Koreakrieg, Vietnamkrieg) dem Wert eines Menschenleben einen Stellenwert verleiht, der seinerzeit zumindest in der Außenpolitik nicht gerade selbstverständlich war. Der junge Idealist Alan Newell und seine Mitstreiter kämpfen um das Leben der besagten Dame, wohl wissend, dass ein möglicher Erfolg ihres Ansinnens womöglich nur temporärer Natur sein könnte.

                  Während auf der einen Seite zahlreiche Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die unglückliche Ehefrau und Mutter ausfindig zu machen, wird in einer Reihe von Rückblenden skizziert, was der Auslöser für ihre folgenschwere Entscheidung gewesen sein könnte. Und hier dürfte auch der Hund begraben liegen, weshalb diese Verfilmung nicht noch höhere Welle geschlagen hat als ohnehin schon: Zwar interessiert sich Drehbuchautor Stirling Silliphant ganz außerordentlich für die letzten Impulse zu ihrer Entscheidung, jedoch nur am Rande für die offenkundig ebenfalls problematischen Jahre im Vorfeld. Das Ergebnis ist eine durchaus stimmige Mischung aus Spannung und Tiefgang, es erweckt jedoch auch den Eindruck einer verpassten Chance.

                  Randnotizen: Ed Asner ist hier in einer seiner ersten Spielfilmrollen zu sehen. Auch Telly Savalas befindet sich hier noch in einer frühen Phase seiner Karriere; sein Bruder George konnte im Rahmen dieser Produktion eine Nebenrolle ergattern. Zudem stellt 'Stimme am Telefon' das Regiedebüt von Sidney Pollack dar, was in Anbetracht zweier Oscarnominierungen (Szenenbild und Kostümdesign) umso beachtlicher erscheint.

                  KURZFAZIT

                  Unkonventionelle Mischung aus Thriller und Psychogramm, die aber durchaus stimmig erscheint.

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                  • 6

                    ++ Leichte SPOILER ++

                    Es beginnt gar nicht mal so schlecht. Menschen und Vampire leben (zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin) in einer gemeinsamen Gesellschaft. Der brüchige Frieden zwischen beiden Spezies ist hauptsächlich darauf begründet, dass es dank eines Getränks namens True Blood, das als Ersatzdroge für Blut dient, zu einer freien Entscheidung für Vampire wird, ob sie Menschen leertrinken wollen oder nicht. Und schließlich gibt es auch noch zahlreiche Fangbanger, die ihre Körper bereitwillig den Spitzzähnen zur Verfügung stellen, was (in Bezug auf die Blutproblematik) gesamtgesellschaftlich ebenfalls für Entspannung sorgt. Konfliktherde und Probleme gibt es allerdings auch so noch genug.

                    Über die ersten drei Staffeln hinweg erweist sich diese Prämisse als durchaus solides Fundament für ein modernes Märchen, in dem hier und da auch mal gesellschaftskritische Töne mitschwingen. Doch statt diese im Großen und Ganzen recht tragfähige Basis weiter auszubauen, wird Bon Temps, der Hauptschauplatz der Geschichte, mit immer weiteren Fabelwesen geflutet, von denen nur die allerwenigsten etwas Wesentliches zur Dramaturgie beitragen. Formwandler, Werwölfe, Hexen, Feen und allerlei Hybriden diverser Spezies bilden dabei nur die Spitze des Eisberges. Schließlich kommen auch Skurrilitäten wie ominöse Vampirgottheiten oder ein irakischer Rachedämon zum Einsatz. Wiederholt werden neue Gruppierungen in die Szenerie geworfen, die durch ein vielfältiges Beziehungsgeflecht den Plot zwar verkomplizieren, jedoch ohne dass dies einen nennenswerten Mehrwert für die Tiefe der Geschichte hätte. Etwas versöhnlich wird es in dieser Hinsicht erst wieder während der finalen Staffel, wenn die Autoren und Produzenten überwiegend mit dem Ensemble arbeiten, das ihnen bereits vorher zur Verfügung stand. Zwar kommen auch hier wieder neue Charaktere zum Zug, doch zumindest erweisen sich diese als deutlich bodenständiger als viele ihrer Vorgänger. Speziell die finale Episode rundet die Handlung bemerkenswert konsequent ab, wodurch die langjährige Reise durch sieben Staffeln immerhin schlüssig endet.

                    Weniger plausibel erscheint hingegen die Entscheidung, immer weitere Spezies und Charaktere in die Handlung zu schreiben, während die Autoren offenkundig noch nicht einmal alle bisherigen Figuren im Griff haben. Zwei Beispiele:

                    Den Formwandlern ist es scheinbar problemlos möglich, sich in kleine Tiere (und wieder zurück) zu verwandeln. Eine Eule, eine Ratte, ein Hund, alles kein Problem. Was mit der überschüssigen Masse passiert, wird nicht erklärt. In Bedrohungsszenarien verwandeln sie sich regelmäßig in Kleintiere, um ihre Kontrahenten zu beobachten, um aus verschlossenen Räumen zu fliehen oder um Hilfe zu holen. Weshalb sie sich nicht einfach in einen Riesen oder einen Kaiju verwandeln, um ihre Gegner ohne Umweg zu besiegen? Man weiß es nicht.

                    Als noch größerer Stolperstein erweist sich das Problem der Alterung nichtmenschlicher Charaktere. Vampire, die bereits mehrere Jahrhunderte im selben Lebensalter ihr Dasein gefristet haben, altern im Verlauf der Serie plötzlich um sieben Jahre. Natürlich versteht sich von selbst, dass derlei Probleme produktionsbedingt sind, doch Showrunner Alan Ball, der durch seine bemerkenswert detailverliebte Arbeit an der Dramaserie 'Six Feet Under' regelmäßig seine Lösungsfähigkeit komplexer Probleme unter Beweis gestellt hat, hätte diese Frage durchaus auch im Vorfeld der Produktion von 'True Blood' auf dem Schirm haben und sie entsprechend behandeln können. Doch geschenkt. Wirklich verwirrend wird es erst beim Blick auf die Alterungsprozesse der (Halb-)Feen. Während Adilyn und ihre Schwestern innerhalb von zwei Wochen um knapp zwei Jahrzehnte altern, ist von Sookie nichts derartiges bekannt. Im Gegenteil, diverse Rückblicke legen nahe, dass sie im Gleichklang mit ihrer Freundin Tara aufwuchs. Mag sein, dass in den Romanen eine schlüssige Erklärung dafür geboten wird; in der Serie ist dies jedenfalls nicht der Fall. Aber gut, immerhin erfährt man, dass nahezu alle Männer sämtlicher Spezies verrückt nach Sookie sind, weil ihr Feenblut unwiderstehlich ist. Warum das jedoch nicht auch für alle anderen Feen gilt, bleibt offen. Im Grunde alles halb so wild, aber Fragen wie diese illustrieren eben den doch recht sorglosen Umgang der Autoren mit einigen Figuren (siehe auch Hoyts durch „bezirzen“ induzierte Amnesie). Das mögen zwar alles keine gravierende Probleme sein, dennoch bleibt die Frage nach dem Sinn, immer weitere Charaktere einzuführen, die die Handlung nur verwässern, statt sie zu vertiefen. Für Zuschauer mit Bezug zu Louisiana und dem dort verbreiteten Aberglauben mögen derlei Schachzüge vielleicht gewinnbringend sein (denn die Verbundenheit zu dieser Gegend ist in nahezu jeder Szene zu spüren); abgesehen davon können sie aber durchaus für Stirnrunzeln sorgen.

                    KURZFAZIT

                    Vampirmärchen mit Höhen und Tiefen.

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                    • 5 .5
                      Framolf 19.08.2023, 02:07 Geändert 14.01.2024, 07:01

                      Der Bär ist los - und wie! Als ob er nicht sowieso schon aggressiv genug wäre, nascht er am Kokain, das ein Verbrecher über dem Nationalpark abgeworfen hat, und kommt auf den Geschmack. Mehr Kokain, mehr Aggression, mehr Blutdurst. Witzig für die Zuschauer, nicht aber für die Menschen im Nationalpark. Außer vielleicht für die beiden Kinder...

                      Ein Glück, dass nahezu die gesamte Geschichte ohnehin frei erfunden ist und man dem Bären also ruhigen Gewissens einen guten Appetit wünschen kann. Denn als ob die tatsächlichen Ereignisse rund um den verschnupften Bären nicht ohnehin schon kurios genug wären, setzt Regisseurin Elizabeth Banks noch mehrere Lines obendrauf und lässt das durchgeknallte Tier (und somit die gesamte Handlung) erst recht außer Rand und Band laufen. Bei gefühlten 70 Meilen pro Stunde liefert sich der Bär ein Wettrennen mit einem Krankenwagen – und das ist bei weitem nicht der verrückteste Moment in diesem an Übertreibungen keineswegs armen Film. Auf der anderen Seite sind die allermeisten Szenen dann aber doch nicht schräg genug, um tatsächlich nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Offenbar traut Banks dem Tier ohnehin nicht zu, den Schrecken allein zu schultern, denn vorsichtshalber lässt sie auch noch ein paar Verbrecher ihr Unwesen in dem Nationalpark treiben.

                      Und so steht am Ende ein Tierhorrorfilm der besonders skurrilen Sorte (was in diesem Subgenre schon etwas heißen mag), der sein Blatt allerdings nur bedingt ausreizt bzw. teilweise überreizt. Vereinzelte Szenen können jedoch durchaus Spaß bringen; vor allem dem Bären – und vielleicht auch dem Publikum.

                      Von daher: Klettert auf den nächsten Baum und rettet euch so vor dem Bären! Hat im Film jedenfalls wunderbar geklappt... Oder so ähnlich...

                      Fun Fact: Mit Keri Russell, Margo Martindale und Matthew Rhys sind gleich drei wichtige Säulen aus dem Cast der Spionageserie 'The Americans' mit an Bord.

                      KURZFAZIT

                      Tierischer Naseweis(s) räumt im Nationalpark auf.

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                      • 6 .5
                        Framolf 18.08.2023, 00:26 Geändert 16.01.2024, 05:31

                        Oscar Madness Film 395 (6 Nominierungen)

                        Ein Familientreffen der besonders harmonischen Art...

                        Der ehemalige Profisportler Brick verletzt sich bei einer nächtlichen „Trainingseinheit“ im alkoholisierten Zustand. Den Folgetag verbringt er anlässlich einer Geburtstagsfeier mit seinen engsten Angehörigen (Ehefrau, Eltern und Bruder mit Familie) und einer großen Menge Whiskey. Bereits vormittags schenkt er sich das erste Glas ein und er vergisst auch nicht, den ganzen Tag über eifrig nachzutanken. Auf der anderen Seite ist das Haus mit fünf (überwiegend) rücksichtslosen Kindern sowie einer Schar von Erwachsenen bevölkert, deren Umgang miteinander ruppiger kaum sein könnte. Beste Voraussetzungen also für ein halbes Dutzend eingeschlagener Köpfe...

                        Auch wenn Richard Brooks (Regie und Drehbuch) und James Poe (Drehbuch) mitunter vorgeworfen wird, der literarischen Vorlage von Tennessee Williams den Zahn gezogen zu haben, sind die Dialoge immer noch klar genug, um den Kern der Handlung zu vermitteln. Ob beispielsweise der Aspekt der Homosexualität halbwegs explizit verbalisiert oder nur angedeutet wird, spielt im Grunde nur eine untergeordnete Rolle, schließlich dürften die entsprechenden Umstände auch so bei den meisten zuschauern ankommen. In Bezug auf einige andere vermeintliche Tabuthemen ging Oscar Nominee Brooks jedoch weniger zaghaft vor (wohl auch deshalb, weil ihm diesbezüglich seitens des Studios nicht so ganz extrem die Hänge gebunden waren). In Bezug auf die Alkoholismusthematik befindet sich die 1958er Verfilmung von 'Die Katze auf dem heißen Blechdach' in zeitlicher Nachbarschaft zu George Seatons Theaterverfilmung von 'Ein Mädchen vom Lande' (1954), die inhaltlich in eine ähnliche Richtung zielt und ebenfalls übermäßigen Alkoholkonsum als eine Erkrankung mit potentiellen Auswirkungen auf das familiäre Umfeld geißelt. Auch Themen wie Ehebruch, Unfruchtbarkeit und eine regelrechte Verachtung anderer Familienmitglieder (einschließlich der Kinder) finden Eingang in Brooks Inszenierung und sorgen so für die eine oder andere Dialogzeile, die seinerzeit als doch recht unerhört gegolten haben dürfte.

                        Neben Regie und Drehbuch wurden auch der Film an sich sowie die Kamera mit Oscarnominierungen bedacht. Gerade in letzterer Kategorie dürften die Voraussetzungen für William H. Daniels allerdings nicht gerade einfach gewesen sein. Die Verfilmung eines Kammerspiels mag zwar in Bezug auf die Beleuchtung eine Reihe von Vorteilen bieten, doch letztlich sind auch die Möglichkeiten zur Profilierung limitiert, wenn es nahezu keine Außenaufnahmen gibt.

                        Als besonders spannend erweist sich ein Blick auf den Cast. Madeleine Sherwood und Burl Ives bekleideten ihre jeweiligen Rollen bereits in Elia Kazans gleichnamigem Theaterstück (1955), doch ausgerechnet Elizabeth Taylor neigt in Brooks Inszenierung noch am ehesten zu theatralischen Anwandlungen. Davon unbenommen überzeugt sie jedoch in einer Vielzahl an (Streit-)Dialogen mit ihrem alkoholisierten Filmgatten Paul Newman, was letztlich beiden Oscarnominierungen in den Hauptdarstellerkategorien einbrachte, was gerade in Bezug auf Elizabeth Taylor bemerkenswert erscheint, da sie unter extrem erschwerten Bedingungen zu spielen hatte (ihr dritter Ehemann Michael Todd war eine Woche vor Beginn der Dreharbeiten bei einem Flugzeugabsturz verstorben). Kurios erscheint die Besetzung von Burl Ives und Jack Carson als Vater und Sohn – der Altersunterschied beiden Schauspieler beträgt gerade einmal gut 14 Monate.

                        KURZFAZIT

                        Kammerspielklassiker, der auch Jahrzehnte später noch an Relevanz verfügt – zumindest auf einigen der verhandelten Themengebiete.

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                          Framolf 17.08.2023, 01:07 Geändert 14.01.2024, 06:52

                          In der romantischen Actionkomödie 'Shotgun Wedding'...

                          „Halt! Stop!“

                          Wirklich romantisch ist die hier erzählte Geschichte absolut nicht – und mit dem Komödienspaß ist es auch nicht sonderlich weit her. Bleibt also noch der Actionfaktor. Zumindest ansatzweise ist dieser tatsächlich vorhanden und immerhin wird (fast schon genretypisch) auch mit einer Story aufgewartet, die nur bedingt plausibel erscheint. Aber ob die Wahl in sehr vielen Fällen auf 'Shotgun Wedding' fallen wird, wenn ein Actionabend ansteht? Dabei wirkt das Konzept auf dem Papier durchaus erfolgversprechend. Romantische Komödie trifft auf Actionfilm, wenn das mal nicht scharenweise Paare vor die Leinwand oder den Bildschirm lockt. Nur was nutzt das, wenn sich schon seit dem Kinostart herumspricht, dass hier allenfalls fade Durchschnittskost geboten wird? Zwar kann die Inszenierung von Jason Moore mit ein paar mehr oder weniger kurzweiligen Momenten aufwarten, doch im Großen und Ganzen schmeckt die Hochzeitssuppe, die hier serviert wird, doch recht abgestanden. Nicht nur die Würze fehlt also, sondern viele Szenen erwecken auch noch den Eindruck, nur aufgewärmt worden zu sein. Denn 'Shotgun Wedding' wirkt selbst bei der Erstsichtung über weite Strecken wie einer jener Filme, die man vorher schon mal irgendwann gesehen hat. So etwas kommt eben dabei heraus, wenn zu sehr auf Nummer sicher gegangen werden soll. Das Ergebnis tut niemandem weh und man kann sich auch durchaus irgendwie von diesem Film unterhalten lassen; doch darauf gewartet haben dürfte wohl kaum jemand. Im Grunde wäre das halb so wild, wenn es zumindest einen Bereich geben würde, in dem dieser Film hervorstechen würde; jedoch ist selbst mit viel gutem Willen keine Facette erkennbar, die in irgendeiner Weise erinnerungswürdig wäre.

                          KURZFAZIT

                          'Schrottgun Wedding' wäre als Titel mindestens ebenso passend gewesen...

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                          • 7 .5

                            In der Miniserie 'When They See Us' wird so ziemlich alles erzählt, nur keine ungewöhnliche Geschichte – und genau darin liegt eine unfassbare Tragik. Das Muster scheint (nicht nur, aber in dieser extremen Häufung ganz besonders in den USA) immer und immer wieder dasselbe zu sein: Ein Kapitalverbrechen findet statt und die darauffolgenden Ermittlungen lassen sich bestenfalls als halbherzig bezeichnen. Das Hauptaugenmerk der Behörden scheint nicht auf der Identifikation des tatsächlichen Täters zu liegen, sondern vielmehr darin, einfach nur einen Haken in der entsprechenden Statistik setzen zu können. Unabhängig von der Rassismusfrage scheinen stets diejenigen Verdächtigen ganz besonders ins Visier der Ermittlungen zu geraten, die über eine schlechte Bildung verfügen und sich noch dazu als leichtgläubig erweisen; oder die bereitwillig an den Befragungen mitwirken und sich so – in juristischer Hinsicht (und in Staaten mit der Möglichkeit der Verhängung der Todesstrafe sogar in wörtlicher Hinsicht) – regelrecht ihr eigenes Grab schaufeln. Verhörtechniken wie die Reid-Methode tun dabei ihr übriges und wer nicht früh genug nach einem Rechtsbeistand verlangt und sich womöglich sogar noch redselig zeigt, hat im Grunde schon verloren. Einen Justizirrtum im Nachhinein zu beweisen und zu korrigieren gleicht oftmals einer Sisyphusarbeit und ist in vielen Fällen nur extrem schwer möglich (wenn überhaupt). So auch in dem hier geschilderten Fall, der im Grunde demselben Muster folgt, wie so viele andere auch, was durchaus den Verdacht systemischer Probleme aufkommen lässt.

                            In filmhandwerklicher Hinsicht vermittelt die Auftaktepisode zunächst den Eindruck, dass hier vergleichsweise nüchtern erzählt werden soll, was sich rund um den Mord Ende der 80er Jahre im Central Park zugetragen hat. Im weiteren Verlauf der Miniserie werden jedoch sowohl atmosphärisch als auch dramaturgisch ganz andere Register gezogen, wodurch sich die Intensität der Erzählung stetig steigert. Auch die stärkere Fokussierung auf einzelne Charaktere kann zu einem besseren Zugang zu dem Fall und den beteiligten Personen beitragen, wodurch die Erzählung in ihrem Verlauf immer intensiver wird. Am Ende steht die Schilderung eines Falles, dessen juristische Aufarbeitung haarsträubender kaum sein könnte, aber der leider doch nur einer von vielen ist. Die große Frage lautet, wie viele Filme und Serien dieser Art wohl noch produziert werden müssen, bis endlich etwas mehr Gerechtigkeit einkehren wird. Die Prognose erscheint in dieser Hinsicht jedoch mehr als düster.

                            KURZFAZIT

                            Miniserie über Mordermittlungen in New York, die offenbar haarsträubender kaum sein könnten.

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                            • 5 .5
                              Framolf 15.08.2023, 01:41 Geändert 16.01.2024, 05:31

                              Oscar Madness Film 392 (1 Nominierung)

                              ++ Enthält SPOILER ++

                              Die frisch verwitwete Schauspielerin Karen Stone (Vivien Leigh) zieht auf der Suche nach einem neuen Sinn im Leben (und letztlich auch nach sich selbst) nach Rom. Dort stellt ihr ein geheimnisvoller Fremder nach, während auch ein weiterer junger Mann (Warren Beatty) ihre Nähe sucht. Letzterer trachtet im Auftrag einer Kupplerin, ihres Zeichens eine veramte Adelige, nach ihrem Vermögen, was Paolo sich aber zunächst nur bedingt anmerken lässt. Mrs. Stone spielt das hinterlistig geführte Spiel zunächst bereitwillig mit, ehe sich Stück für Stück Misstrauen, Niedertracht und Leere im Beziehungsalltag des ungleichen Paares breitmachen.

                              Auf den ersten Blick scheint die Handlung dieser Verfilmung über weite Strecken ziellos vor sich hinzuschlingern, ehe sie irgendwann zwar an Dramatik gewinnt, doch auf der anderen Seite auch stark von Klischees geprägt scheint. Die eigentliche Tragik der Geschichte schleicht sich – wie man es bei Tennessee Williams auch an anderer Stelle nachlesen kann – gerne auch mal durch die Hintertür in den Raum. Den anfangs unbeschwerten Zeiten folgt eine Phase des Misstrauens, das immer stärker in Richtung einer offenen Konfrontation umschlägt. Die äußere (Image-)Hülle der Schauspielerin Karen Stone, die ihr Innenleben zunächst recht gut zu verbergen weiß, bröckelt immer stärker auseinander, ehe sie regelrecht in Scherben auf dem Boden liegt. Das ambivalente Ende lässt Raum für Spekulationen, wobei beide Möglichkeiten, die als besonders wahrscheinlich erscheinen, letztlich auf ähnliche Schlüsse hinauslaufen (zumindest in Bezug auf die mentale Verfasstheit der Protagonistin).

                              Für ihre spielfreudige Darstellung der hintersinnigen und durchtriebenen Contessa wurde Lotte Lenya sowohl für einen Oscar als auch für einen Golden Globe nominiert. Zwar hatte sie 1962 bei beiden Verleihungen gegenüber Rita Morena ('West Side Story') das Nachsehen, doch immerhin konnte sie der Verfilmung von 'Der römische Summer der Mrs. Stone' auf diese Weise einen Eintrag in den Chroniken der Filmgeschichte sichern, der auch Jahrzehnte später noch wahrgenommen wird.

                              KURZFAZIT

                              Inhaltlich über weite Strecken nur bedingt tiefgründig und in stilistischer Hinsicht vor allem durch die Verwendung von Studiokulissen geprägt. Eine klare Aufwertung erfolgt jedoch durch die darstellerischen Leistungen (ganz besonders von Lotte Lenya).

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                              • 5 .5

                                Rund 42 Jahre nach der Produktion des oscarnominierten Klassikers 'Der römische Frühling der Mrs. Stone' legt Showtime eine Neuadaption des Stoffes von Tennessee Williams vor, deren inhaltliche Unterschiede zur Inszenierung von José Quintero (1961) eher marginal sind. Die Bedeutung einiger Szenen und Charaktere ist etwas unterschiedlich akzentuiert und die Struktur der Erzählung folgt einem geringfügig verändertem Aufbau. Einige Dialoge finden etwas früher oder später statt (beispielsweise das Gespräch über den angeblichen Tumor) und so manche Sequenzen wurden zugunsten zwar ähnlich gelagerter, aber in ihrer Aussage letztlich doch anders gearteter Bausteine ausgetauscht (etwa die Autofahrt ins Umland). Unter dem Strich scheint Paolos Ego hier deutlich fragiler zu sein als in der älteren Verfilmung, um das vielleicht frappierendste Beispiel zu nennen.

                                Das vielleicht größte Ausrufezeichen, das Regisseur Robert Allan Ackerman im Rahmen seiner Inszenierung setzen konnte, dürfte der Besetzungscoup mit Schauspiellegende Helen Mirren sein. Besetzt wurde diese jedoch nicht in der prestigeträchtigen Rolle der Contessa (dieser Part wurde an Anne Bancroft vergeben), sondern in der Haupt- und Titelrolle der ehemals erfolgreichen Schauspielerin Karen Stone. Aus Mirrens (im Vergleich zu Vivien Leigh um rund zehn Jahre höheres) Alter ergeben sich auch einige inhaltliche Verschiebungen; besonders dergestalt, dass die Altersfrage im Remake deutlich öfter thematisiert wird.

                                Ein weiterer Hauptunterschied zwischen beiden Verfilmungen besteht indes in der Gestaltung der Kulissen, die hier deutlich authentischer und sehr viel weniger steril wirken als in der Verfilmung von 1961. Selbiges gilt für die Kostüme (besonders für das des Stalkers). Unter dem Strich bietet diese Neuauflage zwar eine leicht veränderte Sicht auf die literarische Vorlage sowie eine visuell abweichende Gestaltung; im Großen und Ganzen erweist sich dieser erneute Ausflug nach Rom jedoch als mehr oder weniger unnötig.

                                KURZFAZIT

                                Inhaltlich redundante Neuadaption eines ohnehin schon nicht allzu tiefgängigen Stoffes.

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                                • 6

                                  Zwei vermeintlich miteinander befreundete Agenten (Damian Lewis und Guy Pearce) stehen beide im Verdacht, Doppelspione zu sein. Gegen einen von beiden liegen erdrückende Indizien vor, beim anderen stehen eher diffuse Vermutungen im Raum. So richtig trauen können sich beide gegenseitig nicht, und eigentlich vertraut ihnen auch sonst niemand. Die beiden wiederum müssen auch selbst bei all ihren Gesprächspartnern wachsam sein, zumal aktuell auch mit Hochdruck gegen sie ermittelt wird.

                                  Skizziert wird in der Miniserie 'A Spy Among Friends' eine Art asymmetrisch angelegtes Psychoduell zwischen den beiden besagten Agenten. Da der Kern der Geschichte aus einer retrospektiven Perspektive erzählt wird und in der Rahmenhandlung nur einer der beiden prominent vorkommt, bietet die Erzählung weniger eine Konfrontation auf Augenhöhe als vielmehr eine Konstellation, in der einer der beiden Spione dem Publikum deutlich näher ist als der andere.

                                  Das Setting dieser Inszenierung wirkt stimmig und immer wieder blitzen spannende Momente auf; auf der anderen Seite wird die Erzählung jedoch auch mit einer Vielzahl von Dialogen gestreckt, die entweder auf den ersten Blick belanglos oder repetitiv wirken. Gelegentlich wird die an sich recht ernste Stimmung auch von kleineren Scherzen durchbrochen, doch im Großen und Ganzen werden die Schilderungen von eher trockenen Passagen dominiert. Und so bleibt am Ende der Eindruck einer Inszenierung mit Licht und Schatten.

                                  KURZFAZIT

                                  Empfehlenswert für Fans von Spionagegeschichten, die sich nach etwas Abwechslung vom gewohnten Einheitsbrei sehnen. Ob einem allerdings auch genau diese Variation zusagen wird, lässt sich schwer vorhersagen.

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                                  • 8

                                    Während die Polizistin Mare Sheehan in einem Mordfall ermittelt, geht es auch in ihrem Privatleben turbulent zu. Ein düsteres Ereignis aus der Vergangenheit wirft weiterhin seine Schatten auf die Gegenwart und erschwert den ohnehin schon nicht gerade einfachen Alltag der Ermittlerin. Dass sich die knorrige Detektivin mit ihrer nicht gerade einfühlsamen Art zusätzlich auch noch selbst im Weg steht, verkompliziert die Lage überdies.

                                    Das Drehbuch zu 'Mare of Easttown' mag vielleicht nicht besonders innovativ und auch nur bedingt doppelbödig sein, für Hauptdarstellerin Kate Winslet bietet es jedoch hervorragende Möglichkeiten, einmal mehr ihre Spielfreude unter Beweis zu stellen. Denn wie in so vielen Krimiserien steht auch hier eine Protagonistin im Zentrum, die derart viele Ecken und Kanten aufweist, dass sie sich ständig selbst daran zu verletzen droht. Als Zuschauer möchte man in manchen Szenen am liebsten drei Kreuze machen, dass sie sich nur auf dem Bildschirm befindet und nicht als reale Person im Wohnzimmer sitzt.

                                    Gespielt wird also die altbewährte Krimiklaviatur; aber gerade in handwerklicher Hinsicht wird sie über weite Strecken enorm versiert ausgereizt. Die Spannung wirkt in einigen Sequenzen regelrecht greifbar, auch wenn die Fieberkurve immer wieder mal über längere Strecken abflacht. Was am Ende bleibt, ist eine auf den ersten Blick zwar vielleicht etwas unscheinbare, aber doch ambitioniert inszenierte Miniserie, die sich exakt in der Schnittstelle zwischen Krimi und Drama positioniert.

                                    KURZFAZIT

                                    Herkömmliches Kriminaldrama mit exzellenter Hauptdarstellerin.

                                    30
                                    • 8

                                      ++ Leichte SPOILER ++

                                      Nach dem Fund einer Leiche gerät unter anderem auch der Sohn des örtlichen Staatsanwaltes (Chris Evans) ins Visier der Behörden. Statt die Zweifel an einer möglichen Tatbeteiligung zu zerstreuen, kokettiert dieser jedoch lieber mit Dingen, die ihn nur noch verdächtiger erscheinen lassen. Keine leichte Situation für dessen Eltern, deren Leben sich von einem Tag auf den nächsten radikal ändert. Beruflich stehen sie vor den Trümmern ihrer Existenz und ein unbeschwertes Privatleben gehört ab sofort der Vergangenheit an. Und auch das traute Heim erweist sich nur bedingt als sicherer Hafen, denn nicht zuletzt aufgrund langer Schatten aus der Vergangenheit stehen eine schlimme Befürchtung sowie eine latente Bedrohung im Raum.

                                      Auch wenn der besagte Fund einer Leiche als Köder für das Publikum des Kriminaldramas 'Verschwiegen' dient, so liegt das Interesse der Produzenten jedoch mindestens ebenso sehr auf den Konsequenzen, die die Tat für die Familie im Zentrum der Geschichte hat. Zwar werden diese nicht zwingend auf bahnbrechendem Niveau verhandelt (zumindest nicht durchgängig), doch dafür liegt die vielleicht größte Stärke der Inszenierung in der atmosphärisch intensiven Umsetzung. Als ob der Alltag nicht ohnehin schon grau genug wäre, verdüstert sich die Szenerie immer weiter und das gegenseitige Misstrauen sickert sukzessive in die ehemals unbescholtene Familie ein. Der Spaltpilz nistet sich nicht nur zwischen Eltern und Sohn ein, sondern wird auch zur Belastungsprobe für die beiden Eheleute. Gerade der über weite Strecken eher tempoarme Erzählstil sorgt für ausreichend Zeit und Raum für das langsam einsickernde Gift des Misstrauens.

                                      „Befangenheit“ scheint für die Autoren dieser Miniserie allerdings ein absolutes Fremdwort zu sein. Eine Strafverteidigerin übernimmt gleich zwei Mandate im selben Kriminalfall (wenn auch eines von beiden nur kurzzeitig und vertretungsweise), der Protagonist leitet als Staatsanwalt zunächst Ermittlungen, die auch seinen Sohn betreffen, und als gegen ihn selbst ermittelt wird, übernehmen dies seine eigenen Kollegen. Ganz besonders irritierend: Kaum jemand scheint sich dort an diesem beispiellosen Filz zu stören.

                                      Drehbuch und Inszenierung von 'Defending Jacob' sind ganz gewiss nicht innovativ, doch gerade der unaufgeregte Erzählstil ermöglicht eine atmosphärische Schilderung der Ereignisse sowie eine jederzeit im Raum stehende mögliche Eskalation der Ereignisse. Ob es dazu tatsächlich auch kommen wird, ist die vielleicht spannendste Frage bei der Sichtung.

                                      KURZFAZIT

                                      Das Konzept mutet nicht unbedingt neu an, erweist sich aber als doch recht effektiv.

                                      33
                                      • 8
                                        Framolf 11.07.2023, 06:19 Geändert 11.07.2023, 13:54

                                        ++ Minimale SPOILER ++

                                        Jimmy Keene lebt einen ausschweifenden Lebensstil. Zwar blieb ihm die ganz große Karriere als Footballspieler versagt, doch irgendwie lebt es sich trotzdem noch ganz gut vom verblassenden Ruhm vergangener Tage. Bis er eines Tages verhaftet wird und man ihm die Chance auf eine Haftzeitverkürzung einräumt. Er soll einem mutmaßlichen Serienmörder Aussagen zu den Taten entlocken, die diesem angelastet werden. Wenn das mal kein Stoff für eine Verfilmung ist.

                                        Das wohl größte dramaturgische Problem dieser Serie dürfte der hohe Grad der (Selbst)Stilisierung sein, die hier betrieben wird. Gerade James Keene, auf dessen Schilderungen das Drehbuch basiert, wird hier über weite Strecken als personifizierte Coolness in Szene gesetzt. Zwar plagt ihn ein gewisses Erfolgsdefizit, doch abgesehen davon lässt er nicht viel anbrennen. An sich kein schlechter Ansatz, da auf diese Weise die Opposition zu seinem introvertierten und verschlagenen Gegenspieler ganz besonders deutlich unterstrichen wird. Doch es bleibt die Frage, ob vielleicht noch an anderer Stelle als bei der Charakterzeichnung über die Maßen eingegriffen worden sein könnte.

                                        Auf der anderen Seite bietet die überspitzte Figurenzeichnung den Hauptdarstellern jedoch auch die Möglichkeit, ihr jeweiliges Profil zu schärfen und ihrem Rollen- und Karriereimage dennoch neue Facetten hinzuzufügen. Sowohl Taron Egerton als auch ganz besonders Paul Walter Hauser nehmen diese Gelegenheit dankbar an und spielen ihre Rollen höchst engagiert, jedoch mit unterschiedlichem Erfolg. Während Egertons Spiel von Szene zu Szene mal mehr und mal weniger intensiv wirkt, erscheint Hausers Darbietung (im uneingeschränkt positiven Sinn) als regelrecht gespenstisch. Menschen wie Hausers Serienversion von Larry Hall möchte man im Alltag tunlichst nicht begegnen – und wenn, dann höchstens als Besucher im Gefängnis. Neben der Mitwirkung von Greg Kinnear und Robert Wisdom erscheint vor allem noch der Umstand bemerkenswert, dass Ray Liotta hier in einer seiner letzten Rollen zu sehen ist. Alleine diese Tatsache rechtfertigt eigentlich schon eine Sichtung dieser Miniserie.

                                        KURZFAZIT

                                        Handwerklich versiert umgesetzte Verfilmung eines autobiographischen Kriminalromans – mit allen damit verbundenen Vorzügen und Stolpersteinen.

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                                        • 5
                                          über Des

                                          Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten bereits unzähligen Serienmördern filmische Denkmäler gesetzt wurden, darf natürlich auch Dennis Nilsen nicht fehlen, denn scheinbar hat die Welt noch nicht genügend Filme und Serien über Kapitalverbrecher gesehen. Ohne dramaturgisch das ganz große Rad zu drehen, werden in der Miniserie 'Des' die Ermittlungen im Fall eines britischen Serienkiller aus verschiedenen Blickwinkeln nachskizziert. Wirklich viel gewonnen ist damit in inhaltlicher Hinsicht nicht, auch wenn diverse Qualitäten im handwerklichen Bereich sicherlich unumstritten sein dürften.

                                          Bemerkenswert erscheint, dass Hauptdarsteller David Tennant mehrere Elemente aus der Gestaltung seiner Hauptrolle in 'Broadchurch' (UK) in sein Schauspiel einfließen lässt, während er in 'Des' auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Ob das nun als genialer Schachzug oder eher als Ausdruck einer limitierten darstellerischen Bandbreite zu betrachten ist, bleibt den Zuschauern selbst überlassen. Unstrittig dürfte allerdings sein, dass Tennant diesen Rollentypus gut beherrscht und sich auch mit der Verkörperung einiger komplett anders angelegter Charaktere eine respektable Fanbasis erspielen konnte.

                                          Unter dem St(r)ich erscheint diese Produktion inhaltlich nur sehr bedingt als erhellend und dramaturgisch als allenfalls solide. Insofern ganz sicher nicht für jeden zu empfehlen.

                                          KURZFAZIT

                                          Nüchtern vorgetragen und solide gespielt, aber die Frage nach dem Mehrwert drängt sich durchaus auf.

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                                          • 7 .5

                                            Der Spuk geht in die zweite Runde. Dieses mal schickt Mike Flanagan das Publikum in das abgeschiedene Anwesen von Bly Manor, das nur unwesentlich gastlicher ist als das berüchtigte Hill House. Wieder involviert ist Carla Gugino – dieses mal in einer kleinen Gastrolle bzw. als Erzählerin. Sie tischt den Mitgliedern einer Hochzeitsgesellschaft ein Schauermärchen auf, das irgendwie auch als Liebesgeschichte gemeint ist und von ihr deswegen als passendes „Unterhaltungsprogramm“ erachtet wird. Die Verschmelzung dieser beiden Genres lässt es bereits erahnen: Auch diese Spin Off müsste man ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Horror- und dem Dramenregal einsortieren. Puristen beider Genres könnten bei der Sichtung womöglich enttäuscht werden, denn der ganz große Schrecken fehlt hier ebenso wie ungewöhnlich starker Tiefgang. Jedoch soll das noch lange nicht heißen, dass es hier keine Spannung und keine anspruchsvollen Aspekte gäbe; ganz im Gegenteil!

                                            Im Vordergrund wird eine rätselhafte Spukgeschichte erzählt, daneben spielen sich gleich für mehrere Charaktere persönliche Tragödien ab, die teils mit den mysteriösen Phänomenen im besagten Gebäude zusammenhängen und teils ihren Ursprung in den Grausamkeiten verschiedener Mitmenschen haben. Mehrere Figuren sind (aus verschiedenen Gründen) traumatisiert, was schnell den Verdacht nährt, mindestens ein Teil der rätselhaften Vorgänge könnte schlichtweg eine externalisierte Visualisierung der inneren Dämonen sein, die die jeweiligen Personen plagen. Spuk als sichtbar gemachtes Trauma gewissermaßen – wie man es eben aus der Tradition der Gothic Novel kennt. Folgerichtig ist die Handlung in einem kleinen Schoss in England angesiedelt, das mehr oder minder im Herzen der Natur gelegen ist. Auch wenn der Park rund um das alte Gemäuer regelmäßig gepflegt wird, so hat man doch den Eindruck, dass die Natur hier dominiert – und mit ihr all die Rätselhaftigkeit, die ihr in der Schauerliteratur zugeschrieben wird – nicht nur als Selbstzweck, sondern oftmals auch als Ausdruck innerer Konflikte, transzendentaler Überlegungen oder gar gesellschaftlicher Utopien. All dies fließt hier auf die eine oder andere Weise mit ein, jedoch größtenteils im Subtext – abgesehen von der soziokulturellen Komponente.

                                            All das soll jedoch gar nicht hochtrabender klingen, als es in Wirklichkeit ist, sondern einfach nur darauf hinweisen, dass hier sehr viel mehr erzählt wird als nur eine schnöde Horrorgeschichte. Zum Gruseln taugt Flanagans zweiter 'Spuk'-Streich nur bedingt, punkten kann die Produktion dafür durch ein sehenswertes Setting, ordentliches Filmhandwerk und (daraus resultierend) eine in vielen Szenen packende Atmosphäre. Letztere erweist sich in nicht wenigen Episoden als „absolut großartig“.

                                            KURZFAZIT

                                            Bly Manor: Kein guter Ort für die Charaktere, aber für das Publikum durchaus schon.

                                            Fun Fact: Wenn man „Bleimänner“ bei dasoertliche.de eingibt, erhält man mehrere Treffer auf den Namen „Bleimann“...

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                                            • 8

                                              ++ Minimale SPOILER ++

                                              Einige Jahre nach dem extrem schludrig konzipierten und inszenierten Finale der Mutterserie schickt sich Clyde Phillips an, der Geschichte um den notorisch verschmitzt grinsenden Serienkiller ein deutlich runderes Ende zu verpassen. Wie bereits im Epilog von 'Dexter' enthüllt wurde, lebt der Protagonist nur mehrere hundert Kilometer weiter nördlich und hat seine Sommerhemden und Kurzarmshirts gegen Winterjacken und Mützen eingetauscht. Abgesehen davon ist ziemlich viel beim Alten. Er halluziniert nach wie vor und führt regelmäßig Gespräche mit bereits verstorbenen Angehörigen. An die Stelle seines Mentors und Stiefvaters tritt nun eine andere Person, deren Identität bereits vor der Sichtung nicht schwer zu erraten sein dürfte. Dem Töten von vermeintlichen Verbrechern hat er mittlerweile abgeschworen. Zumindest bis er eines Tages an einen großkotzigen Wichtigtuer gerät, der es liebt, andere Menschen bloßzustellen, und der ganz offensichtlich auch selbst Dreck am Stecken hat.

                                              Gerade für Fans der Hauptserie kann es ein großer Genuss sein, dem Bay Harbor Butcher dabei zuzusehen, wie er trotz wiederholter Demütigungen seinen Drang zu Gewalttaten zügelt. Er wirkt dabei wie ein brodelnder Vulkan, der jederzeit aktiv werden könnte. Fast schon schelmisch spielen die Autoren mit dieser Ausgangslage und ganz nebenbei breiten sie noch einige Nebenstränge der Handlung mit aus, sodass die Dosierung hinsichtlich der Fülle des Stoffes in Bezug auf die Spieldauer dieser Bonus-Staffel genau angemessen erscheint. Die Erzählung schleppt nicht allzu viel unnötigen Ballast mit sich herum, wird aber auch nicht in übertriebenem Maße auf die Hauptfigur verengt. Als Service für langjährige Anhänger des Franchises tauchen mehrere Charaktere und Konzepte der langjährigen Erfolgsserie hier erneut auf – ohne dass die Neuauflage bzw. Fortführung zu einem reinen Imitat verkommt. Dies spiegelt sich auch in der Musik wider, die altbekannte Motive aufgreift und teilweise neu arrangiert und so eine nahezu perfekte Brücke zwischen dem sommerlichen Miami und der verschneiten Kleinstadt im Norden schlägt. Das Setting könnte unterschiedlicher kaum sein und dennoch bleibt der über weite Strecken melancholische Grundton erhalten.

                                              Auch die allermeisten anderweitigen Änderungen sind zwar eher gradueller Natur, was jedoch nicht bedeuten soll, dass sie ineffektiv wären. Dem vielleicht gravierendsten dramaturgischen Problem der initialen Serie wurde beispielsweise mit relativ einfachen Mitteln ein Riegel vorgeschoben. Die Benennung nach dem Protagonisten hatte dazumal die Folge, dass es um den Titelhelden selbst herum nur selten spannend wurde – ganz besonders für Zuschauer, die einzelne Staffeln erst verspätet konsumierten. Wozu soll man schließlich mit einem Charakter mitfiebern, nachdem eine ganze Serie benannt ist, von der noch einige Staffeln ausstehen? Der neue Zusatz 'New Blood' spielt immerhin insofern mit der Erwartungshaltung, dass er sich sowohl auf weitere Verbrechensopfer als auch auf frisches Blut für die Rolle des selbsternannten Rächers beziehen könnte. Zudem wurde bereits früh verkündet, dass man die Erzählung bei einer einzelnen Staffel belassen wolle. Zwar geriet diese Ankündigung kurzzeitig ins Wanken, jedoch wurden die entsprechenden Gerüchte vergleichsweise zügig wieder abgeräumt. Überhaupt wurde die gesamte Struktur von 'New Blood' so gewählt, dass nie so ganz klar ist, ob Dexter tatsächlich für alle Ewigkeiten weiter morden wird, wodurch sich die Spannung deutlich erhöht.

                                              Auch wenn es dieses Prequel in inhaltlicher Hinsicht nicht unbedingt gebraucht hätte, so bekommt die Geschichte um den mordenden Forensiker nun endlich den Abschluss, den sie verdient hat. Anstelle lausiger Effekte, einer lückenhaften Konsistenz und einer unrund wirkenden Dramaturgie tritt nun ein Ende, das trotz einiger Eskapaden (von denen aber viele gerade noch plausibel erscheinen) deutlich runder wirkt als das ursprüngliche. Würde es sich bei der Serie um einen Roman handeln, könnte man diesen nun mit einem Lächeln beiseite legen und sich ganz in Ruhe überlegen, ob man eines Tages in die Welt der bereits vage angedeuteten Spin Offs eintauchen möchte oder nicht. Schlüssig erschienen beide Entscheidungen.

                                              KURZFAZIT

                                              Inhaltlich über weite Strecken redundant, aber in stilistischer Hinsicht der runde Abschluss, der den ersten acht Staffeln nach einem gründlich verpatzten Finale verwehrt blieb.

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                                                Framolf 27.06.2023, 06:32 Geändert 27.06.2023, 08:04
                                                über Maid

                                                Symphony of self-destruction.

                                                Während der American Dream 60 [sic!] feet under auf dem Acker neben einem Trailerpark vor sich hinverwest (eine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof kann sehr teuer sein), suchen Millionen von Menschen nach einem für sie beschreitbaren Weg durch den Alltag. Eine von ihnen ist die Titelantiheldin 'Maid'. Auf den bestimmten Artikel wird im Titel der Produktion verzichtet, denn schließlich gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur eine junge Frau in einer derartigen Situation, sondern hunderttausende, wenn nicht gar Millionen. Jobs sind in manchen Regionen nicht leicht zu ergattern – schon gar nicht ohne festen Wohnsitz (wenn man beispielsweise aus dem gemeinsamen „Heim“ ausgezogen ist, nachdem der Partner übergriffig wurde). Der Umfang staatlicher Unterstützungsmaßnahmen ist teilweise sehr mau und oftmals an undurchsichtige Bedingungen oder absurde Auflagen gebunden. Einige der Programme sind auch komplett unbekannt, sodass man ohne die Hilfe von Sozialarbeitern oder die Nutzung nichtstaatlicher Einrichtungen schnell mal aufgeschmissen sein kann.

                                                In einer derartigen Gemengelage fristen Alex (Margaret Qualley) und ihre kleine Tochter ein Dasein, das überwiegend von der Frage geprägt ist, ob das Geld wohl für die nächste Mahlzeit reichen wird. Von ihrer Mutter (dargestellt Margaret Qualleys Mutter Andie McDowell) kann Alex nicht viel Hilfe erwarten, denn diese hat mit ganz eigenen (überwiegend hausgemachten) Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Vater wiederum ist ein Kapitel für sich – doch das würde in einem weitgehend spoilerfreien Kommentar zu weit führen. Von ihrer Mutter hat die Protagonistin sich die Fähigkeit abgeschaut, jeden noch so kleinen Anflug von Glück, Sicherheit oder Ruhe wieder selbst in Gefahr zu bringen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die jüngere der beiden immer wieder aufsteht und sich nur ganz selten entmutigen lässt. Am laufenden Band springt sie über ihren eigenen Schatten und schiebt demütigende Erfahrungen mit einer bewundernswerten Ausdauer beiseite. Dumm nur, wenn man mit im Weg liegenden Steinen zwar Häuser bauen kann, diese jedoch oft selbst wieder einreißt.

                                                Unabhängig von der sozialen Dimension dieser Geschichte lässt sich jedoch auch in psychologischer Hinsicht einiges aus der Erzählung mitnehmen. Diverse Dynamiken werden skizziert (und teilweise auch recht fein gezeichnet) und dem Publikum auf eine Weise nähergebracht, die man ansonsten am ehesten noch im Arthousekino findet. Schwarze und weiße Töne finden sich nur sehr selten; stattdessen wird überwiegend mit Grauschattierungen gearbeitet. Kränkungen werden auf verschiedenste Weisen „verarbeitet“ und auch der Umgang mit organisatorischen Widrigkeiten könnte vielfältiger kaum sein. Dabei verhält es sich ein wenig wie mit den Passagieren eines kenternden Bootes. Während einer vielleicht sofort untergeht, ein zweiter konfus reagiert und ein dritter zu viel Energie beim panikartigen Schwimmen Richtung Ufer verbraucht, trotzt ein anderer mit Beharrlichkeit und Ausdauer den Wellen. Welcher Weg der erfolgversprechendste ist, wird den Leuten nicht gesagt. Wer nicht von sich aus darauf kommt oder angemessene Hilfe findet, hat dabei schlechte Karten. Und so füllen sich der Trailerpark und der Acker daneben eben immer weiter – mit steigender Tendenz.

                                                KURZFAZIT

                                                Vermutlich näher am Alltag sehr vieler Menschen als die allermeisten anderen Miniserien.

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                                                • 7 .5
                                                  Framolf 22.06.2023, 06:43 Geändert 02.01.2024, 06:08

                                                  ++ Minimale SPOILER ++

                                                  Biopics über Schwerverbrecher haben – egal ob in Film- oder Serienform – bekanntlich Hochkonjunktur bei Netflix und einigen anderen Anbietern. Ob es wirklich nötig ist, derlei Kreaturen cineastische Denkmäler zu erschaffen, sei mal dahingestellt, doch davon abgesehen konnte mit der Miniserie 'Die Schlange' einmal mehr ein deutliches Ausrufezeichen auf dem Streamingmarkt gesetzt werden.

                                                  Erzählt wird die Geschichte des Betrügers Charles Sobhraj, dem eine Vielzahl von Tötungsdelikten zur Last gelegt wird. Mit schier unfassbarer Kreativität und einem guten Gespür für juristische Nischen gelingt es ihm wiederholt, sich aus (für ihn) heiklen Situationen zu winden – wie eine Schlange eben. Doch auch abseits der durchaus skurrilen Geschichte spricht im handwerklichen Bereich einiges für eine Sichtung dieser Produktion. Zwar gibt es nicht DIE eine Kategorie, in der sich die Crew hier quasi unsterblich machen würde, doch dafür wird in vielen einzelnen Teilbereichen bemerkenswert gute Arbeit abgeliefert. Als Resultat dieser versierten Inszenierung lässt sich ein Flair bestaunen, das einen mehr als angemessenen Rahmen für die Erzählung bietet und die Sichtung zu einer kleinen Fern- und Zeitreise werden lässt. Zwar könnte der Hauptreisegefährte unangenehmer und bedrohlicher kaum sein, doch die bizarre Faszination des Grauens zeitigt einmal mehr ihre Wirkung.

                                                  Kritisieren könnte man – neben einer phasenweise etwas chaotischen Erzählstruktur – vielleicht auch noch die Charakterzeichnung einiger (wenn auch ganz sicher nicht aller) Nebenfiguren. Der überwiegende Teil der Hippies, die gezeigt werden, erscheint gewissermaßen als leere Hüllen und Abziehbilder. Themenfelder wie politisches Engagement, Spiritualität, Selbstfindung, Betäubungsmittelgebrauch, Empathie, Freiheitsstreben, Freizügigkeit, alternative Gesellschafts-, Beziehungs- oder Lebensentwürfe (und was man sonst noch alles mit dieser geistigen Strömung in Verbindung bringen würde) scheinen für die meisten von ihnen allerhöchstens am Rande eine Rolle zu spielen. Mit wenigen Ausnahmen werden die meisten von ihnen als extrem naive Hedonisten gezeichnet, denen sich selbst einfachste Lösungsstrategien nicht erschließen. Einige von ihnen scheinen dem Protagonisten wirklich alles zu glauben, was er ihnen auftischt – dass er aus Eigennutz lügen könnte, erschließt sich vielen von ihnen erst viel zu spät (Beispiel: Auch wenn Charles Sobhraj gute Verbindungen zu einem ranghohen Akteur der örtlichen Polizeibehörden verfügt, sollte das eigentlich noch lange kein Grund sein, den Kontakt zu sämtlichen inländischen Behörden und ausländischen Behördenvertretern zu meiden). Um es auf den Punkt zu bringen: Glaubt man den Autoren dieser Miniserie, scheint Sobhraj ein unfassbar großes Talent zu haben, gezielt die größten Trottel unter den ausländischen Touristen um sich zu versammeln – was fast schon an eine Verhöhnung der Opfer grenzt. Doch davon abgesehen wird den Zuschauern hier eine kurzweilige Erzählung über einen vergleichsweise kuriosen Fall geboten.

                                                  KURZFAZIT

                                                  Spannende Miniserie mit weitestgehend unverbrauchten Drehorten und sehenswerter Ausstattung.

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                                                  • 4 .5

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                                                    Liebe Trashmobber, Zeit für ein kurzes Fazit der diesjährigen Aktion. Obwohl es Youtube nicht gut mit uns gemeint hat (das deutschsprachige Video wurde zwei oder drei Wochen vor der Aktion entfernt), haben dieses Jahr mehr Moviepiloten teilgenommen als letztes mal. Einige Leute aus dem letzten Jahr sind mittlerweile nicht mehr auf MP aktiv, manch andere haben aber auch extra für die Aktion ihre MP-Auszeit unterbrochen, was viele Teilnehmer offenbar genauso gefreut hat wie mich. :-) Danke an alle Trashmobber und auch an all jene, die unter den jeweiligen Filmkommentaren mitdiskutiert haben. Gemeinsam haben wir alle die Mutan-Bestien auf Platz 5 im Trending gehievt, wodurch unser Film sogar vor den 'Guardians of the Galaxy' lag; nach Platz 6 für 'Slime City' im Vorjahr ein weiterer schelmischer Coup. ^^ Danke an EudoraFletcher68, RoboMaus und expendable87 für die Unterstützung bei den Einladungen. Sorry an diejenigen, an die nach der Löschung des Videos bei Youtube keine Mail mehr rausging. Ein paar Kandidaten sollten eigentlich noch informiert werden. We're gonna make it up next time. ^^

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