Gabe666 - Kommentare

Alle Kommentare von Gabe666

  • 8 .5

    Definitiv einer der außergewöhnlichsten Filme dieses Jahres, den ich mir jetzt endlich (nach den vielen positiven Reaktionen auf meinem Dashboard) auch angesehen habe.
    "Spring Breakers" lässt sich nicht so wirklich in ein Schema pressen. Er ist manchmal lustig, manchmal traurig, manchmal ernst, dann wieder verspielt. Was soll er darstellen? Das wussten vielleicht die Macher selbst nicht so genau. In einem Interview sagt einer von ihnen, dass man den Film sowohl als bitterböse Satire und radikale Kritik an der modernen, feierwütigen Gesellschaft, als auch als Hochgesang auf diese verstehen könnte. Gleichzeitig ist er für mich auch noch mehr als das. Eine Momentaufnahme, ein Generationenporträt, teilweise auch ein Coming-Of-Age-Film.
    Die Inszenierung ist äußerst unkonventionell und für mich bisher nur mit Oliver Stones "Natural Born Killers" vergleichbar. Oft wird er auch mit den Filmen von Gaspar Noé (von denen ich noch keinen kenne) verglichen, dessen Kameramann hier tatsächlich auch am Werk war. Der Film setzt sich aus "Mikroszenen", wie der Regisseur das nennt, zusammen. Die Handlung wird zwar linear erzählt, aber es gibt ständig Rückblenden, Wiederholungen, sich überlagernde Dialoge. Alles ist geprägt von einer Videoclip-Ästhetik mit grellen Neonfarben; musikalisch untermalt werden die Szenen von dröhnender aktueller Dubstep-Musik, Hip-Hop, Popsongs oder ruhigen, psychedelischen Themen von Komponist Cliff Martinez, die nicht selten in starkem Kontrast zum jeweils Gezeigten stehen. Obwohl solche Musik eigentlich überhaupt nicht meins ist, hat mir der Soundtrack dennoch gefallen und passt hervorragend zum Film. Die großartige Szene mit Britney Spears' Ballade "Everytime" (an welche ich mich auch noch gut (und das meine ich auch in dem Sinne) erinnern kann, obwohl das Lied mittlerweile bereits zehn Jahre auf dem Buckel hat), ist da besonders hervorzuheben und für mich fast vergleichbar mit dem Einsatz von "Where is my mind?" in "Fight Club".
    Die Schauspieler machen ihre Sache zum großen Teil auch sehr gut. Den Spaß, den sie beim Dreh gehabt haben mussten, merkt man ihnen auch an. Man hat oft den Eindruck, dass improvisiert wurde, wodurch die Darbietung sehr natürlich wirkt. Ashley Benson, Rachel Korine, die Ehefrau des Regisseurs Harmony Korine (übrigens ein merkwürdiger Name für einen Mann), sowie die ehemalige Disney-Prinzessin Vanessa Hudgens (die ich seit "Sucker Punch" sehr gerne sehe) wirken allesamt glaubwürdig, obwohl ihre Charaktere sehr überzogen dargestellt werden. James Franco in der Rolle des soziopathischen, aufgedrehten Drogendealers Alien war ebenfalls klasse und stellte hier noch einmal seine beeindruckende Wandlungsfähigkeit unter Beweis.
    Selena Gomez dagegen, wie die Hudgens ehemaliger Disney-Star, konnte mich jedoch nicht so recht überzeugen, da ihr Charakter eher uninteressant war und ich ihr auch nicht alles so ganz abkaufen konnte, was sie tat und sagte. Sie wirkt irgendwie immer noch wie ein höchstens vierzehnjähriges Mädchen. Deshalb begrüßte ich es auch, dass ihr Charakter etwa nach der Hälfte aus der Handlung verschwindet.
    "Spring Breakers" polarisiert jedenfalls auf eine Weise wie ich es zuletzt nur bei "Sucker Punch" (welchen ich großartig und diesem auch etwas ähnlich finde) erlebt habe. Er lässt sich keiner Schublade wirklich zuordnen, ist eine wilde Mischung aus Satire, Komödie und Drama, sowohl eine Ode an als auch ein Abgesang auf den Exzess, mit interessanter, völlig eigenwilliger Kamera- und Schnittarbeit. Für mich ist er weder Mist noch Meisterwerk, aber ein definitiv sehenswerter Film mit viel Interpretationspotenzial. Ich bereue es jedenfalls nicht, ihn mir gekauft zu haben.

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    • 5 .5
      Gabe666 15.12.2013, 00:15 Geändert 18.12.2019, 22:15

      Ein neumodischer Slasher von der Stange (und nebenbei auch Remake eines eher unbekannten 80er-Jahre-Slashers (den ich auch nicht kenne)) mit (mal wieder) sinnfreiem deutschen Zusatztitel, den ich mir eigentlich nur wegen Jamie Chung angesehen habe. Die Story wirkt wie eine Wiederholung von "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast", es finden sich teils sehr offensichtliche Bezüge zu anderen Horrorfilmen (man könnte fast meinen Plagiate) z.B. zu "Psycho" und "Shining". Die Charaktere sind entweder blass oder überzogen, die Darsteller aber immerhin größtenteils solide: Leah Pipes (bekannt aus der Serie "The Originals)" als Oberzicke, Bruce Willis' Tochter Rumer, Briana Evigan ("Step Up" 1+2, "The Devil's Carnival") als hauptsächliche Sympathieträgerin und die erwähnte Jamie Chung bleiben am ehesten im Gedächtnis. Auch Matt O'Leary (der hier schon drei Jahre vor "Eden" gemeinsam mit Jamie Chung vor der Kamera stand) als hysterisches Opfer eines verhängnisvollen Streichs, der zu Beginn die Handlung ins Rollen bringt, kann überzeugen. Sogar die viel zu früh verstorbene "Prinzessin Leia" Carrie Fisher ist in einer amüsanten Nebenrolle zu sehen.
      Es gibt hier erwartungsgemäß viel Blut und nackte Haut, die Mordsszenen sind aber durchaus gut inszeniert und mit einer Whiskyflasche, einer Leuchtpistole und einem Radkreuz werden da auch mal wirklich originelle Gegenstände als Waffen zweckentfremdet. Gegen Ende wird der Film zwar zunehmend unfreiwillig komisch (was in aller Welt sollte dieses pseudocoole in Zeitlupe-Weggehen zum Schluss?), die Auflösung ist vorhersehbar und das Ende, gelinde gesagt, dämlich, aber so böse kann ich "Sorority Row" jetzt auch nicht sein. Ist, wie gesagt, Stangenware. Und die unfreiwillige Komik irgendwie auch unterhaltsam. Wenn man Langeweile hat, kann man ihn sich ansehen, aber es bleibt eben so gut wie nichts davon längerfristig im Gedächtnis.

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      • Auweia. Mehr als die Hälfte der aufgezählten Filme entstammt garnicht dem Fantasy-Genre. man sollte nicht nur nach dem Keyword gehen, sondern überprüfen, ob diese Bezeichnung für die jeweiligen Filme auch zutreffend ist.
        "Blade", "So Finster Die Nacht", "The Frighteners", "The Crow", "Cabal", etc. Leute, was soll der Blödsinn?

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        • Ich würde die Liste umgekehrt machen. Und "Flash Gordon" rausnehmen, denn es ist ein Science-Fiction- und kein Fantasy-Film (auch wenn er Fantasy-Elemente haben mag). Bei "Herr der Ringe" wäre außerdem Aragorn mein Lieblingsheld. Ansonsten finde ich noch Bowen aus "Dragonheart", He-Man aus "Masters of the Universe" und natürlich "Conan" cool.

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          • 8
            über Carrie

            Es überrascht mich ehrlich gesagt, dass der neue "Carrie"-Film hier allgemein so schlecht wegkommt. Ich finde, das hier ist eine gelungene Modernisierung der Geschichte. In einigen Punkten fand ich ihn sogar besser als die erste Verfilmung von 1976, in anderen dagegen ist er durchaus schwächer. Insgesamt hatte ich aber einen positiven Eindruck. Fangen wir erstmal mit den negativen Punkten an:
            Chloe Grace Moretz beweist hier zwar erneut, dass sie zu den talentiertesten jungen Darstellerinnen unserer Zeit gehört, aber für die Rolle der Carrie war sie mir irgendwie zu hübsch. Es war anfangs nicht so glaubwürdig, dass sie wirklich die Ausgestoßene in ihrer Klasse ist. Mit "Carrie" verbinde ich eher das sommersprossige Gesicht von Sissy Spacek. Auch erschien sie mir nicht schüchtern genug. Ab den Szenen, in denen Carries Selbstbewusstsein wächst, als sie ihre Kräfte entdeckt, wird sie dann aber zunehmend glaubwürdiger. Als Fehlbesetzung würde ich sie deswegen eindeutig nicht bezeichnen.
            Ganz anders sieht das dagegen bei den modernen Versionen von Miss Collins (hier heißt sie Miss Desjardin) und Sue Snell aus. Die Charaktere sind beide unglaublich blass und wirken fast wie Karikaturen. Judy Greer wirkt wie eine schlechte Kopie von Betty Buckley in der Rolle der Lehrerin, wobei ihr aber sämtliche Autorität abgeht. Die neue Sue Snell ist hier aber eindeutig der unglaubwürdigste Charakter. Es erschließt sich dem Zuschauer nicht, warum sie sich so für Carrie aufopfert und sich so dermaßen schämt; vor allem, da sie sich hier, im Gegensatz zum de-Palma-Film, kaum am Mobbing beteiligt hat. Sie erscheint hier praktisch von Anfang an wie ein unschuldiger Engel. Das war leider ein gewaltiger Fehlgriff. Auch dieser prüde Lehrer wirkte ziemlich albern und passte nicht in den Film.
            Außerdem störte es mich, dass hier mehrere Dialoge aus dem Original praktisch 1:1 übernommen wurden. Das wird jemandem, der die erste Verfilmung nicht kennt, zwar nicht auffallen, hat man selbige, wie ich, aber gesehen, wirken sie wie Fremdkörper, da man zwangsläufig die Schauspieler aus dem Original vor Augen hat. Ich kann natürlich nicht sagen, ob sie so auch im Buch stehen, aber dennoch wirkte das auf mich sehr befremdlich und noch dazu unoriginell.
            Und was die Schlussszene sollte, werde ich wohl nie begreifen.
            Ansonsten kann ich mich jedoch kaum beschweren. Die restlichen Schauspieler sind klasse. Julianne Moore jagt einem als wahnsinnige Mutter (die hier noch dazu ein selbstverletzendes Verhalten an den Tag legt) wirklich Angst ein und Portia Doubleday ist als neue Chris Hargensen so richtig schön ekelhaft zickig, außerdem wurde ihrem Charakter im Vergleich zum Original mehr Tiefe verliehen. Und Chloe Grace Moretz liefert hier, wie gesagt, nach dem eher unglaubwürdigen Anfang, eine beachtliche Leistung ab. Die Wandlung vom Mauerblümchen über das selbstbewusste Mädchen und die gerührte Ballkönigin bis schließlich zum gnadenlosen Racheengel kauft man ihr bis zum Schluss ab. Speziell bei letzterem zieht sie einen unweigerlich in ihren Bann. So glaubwürdige und beeindruckende Darstellungen von Wut, Trauer und Verzweiflung bekommt man wirklich selten zu sehen. Große Klasse!
            Die Ergänzungen zur Geschichte haben mir auch sehr gefallen. Hier beginnt der Film mit Carries Geburt und wie ihre Mutter versucht, sie danach zu töten, was ihm einen weiteren interessanten Aspekt verleiht. Außerdem sperrt Carrie ihre Mutter hier mit ihren Kräften in den Schrank ein, um auf den Ball gehen zu können, wodurch der Hass ihrer Mutter am Ende auf sie noch nachvollziehbarer wird.
            Dass man moderne Medien wie soziale Netzwerke in die Geschichte mit einbezog, kam dem Film ebenfalls zugute. Heutzutage ist es nun einmal wesentlich leichter, jemanden öffentlich zu demütigen und dauerhaft sozial und emotional zu brandmarken. Sowohl am Anfang als auch am Ende erhielten Carries Erniedrigungen so eine weitaus größere Dimension.
            Mit dem schwarzhaarigen Zwillingspärchen hat man außerdem auch eine weitere, lustige, originelle Ergänzung eingebracht, durch die sich der Film wohltuend vom Original abhebt, auch wenn die beiden nicht viele Szenen haben (SPOILER: dafür aber am Ende auf besonders grausame Weise umkommen). Und dass beim Abschlussball Lieder aus den aktuellen Charts laufen und haufenweise Fotos geschossen werden, waren gut eingesetzte zeitgenössische Elemente, die den Film glaubwürdiger machten.
            Ich hatte nur bei wenigen Szenen den Eindruck, dass direkt vom de-Palma-Film kopiert wurde. Der Handlungsverlauf ist zwar exakt der gleiche, aber der Regiestil weicht klar ab. Einzelne Handlungselemente werden auch anders interpretiert (so schleicht sich Sue Snell hier aus einem ganz anderen Grund auf den Abschlussball).
            Und während im Original durch die Aufteilung des Bildschirms im Finale ein beeindruckender Effekt erzielt wurde, ist der grausame Streich von Chris an Carrie hier dadurch, dass die Sequenz aus mehreren Einstellungen gedreht und mehrmals wiederholt hintereinander abgespielt wurde, auf andere Weise noch eindringlicher geworden.

            [SPOILER: Die Todesszene von Carries Mutter war dagegen weniger gelungen und wirkte tatsächlich nur billig kopiert und, obwohl sie expliziter ausfiel, weitaus weniger eindringlich als im Original. In diesem schien Carries Mutter ihren Tod ja geradezu zu genießen, hier hingegen stirbt sie einfach so und es bleibt einem davon kaum etwas wirklich im Gedächtnis hängen. Nun gut, soweit ich weiß weichen beide Verfilmungen in dem Punkt stark vom Buch ab.
            Der anschließende zerstörerische Steinregen ist dann aber eine bessere Umsetzung von Carries Ende im Vergleich zum Original, bei dem ihr Haus "nur" im Boden versank. Und dass Sue Snell vor Carries Tod noch ein letztes Mal mit ihr spricht und versucht, sie zur Vernunft zu bringen, war ebenfalls eine interessante Ergänzung, denn so konnte Chloe Grace Moretz auch noch einmal gut Carries Trauer zum Ausdruck bringen.]

            Der Film ist außerdem wesentlich brutaler als die erste Verfilmung und dadurch wirkt so manche Szene viel verstörender. Speziell das Finale fällt weitaus kompromissloser aus und so kann der Film in den letzten zwanzig Minuten wie das Original eine ungeheuer beklemmende, fast schon apokalyptische Atmosphäre aufbauen; übertrifft es dahingehend sogar noch. Besonders Carries Abrechnung mit Chris fand ich hier viel besser gemacht, denn während sie diese im Original nur schnell abfertigt, geschieht es hier auf viel persönlichere Weise. Es erstaunt mich übrigens, dass der Film bei so brutalen Todesszenen noch mit einer Freigabe ab 16 durchging. Ich hätte hier eher ab 18 gegeben.
            Die Computereffekte, welche hauptsächlich gegen Ende zum Einsatz kamen, fügen sich auch gut in den Film ein und sind größtenteils glaubwürdig. Es störte mich nur, dass Carrie dabei anfing, zu fliegen, was eher albern wirkte, aber zum Glück nur kurz dauerte. Das Schlussbild, in Verbindung mit dieser plötzlich einsetzenden Rockmusik, die überhaupt nicht zur Szene passte, war dann aber wie erwähnt einfach nur dämlich.
            Insgesamt finde ich die erste Verfilmung besser, denn sie wirkt glaubwürdiger und auch geschlossener und in sich stimmiger. Die neue Adaption (kann man die eigentlich als Remake bezeichnen? Dementsprechend müssten neuere Verfilmungen von Literaturvorlagen generell als Remakes gegenüber den ersten Verfilmungen gelten, aber einig scheint man sich da ja nicht zu sein) fügt dem Stoff weitere interessante Aspekte hinzu, orientiert sich zwar teilweise zu stark am Original und weist auch andere Schwächen auf, aber die positiven Punkte überwiegen. Für mich stellt das eine gelungene Neuinterpretation der Vorlage und eines der wirklich guten (wenn man es denn so nennen will) Remakes dar. So hat eine moderne Interpretation der Geschichte auszusehen! Carrie ist im 21. Jahrhundert angekommen.

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            • Das sieht ja mal geil aus. Die Höllenszene ist leider zu sehr abgedunkelt, sodass man kaum etwas erkennt, aber die beiden haben jedenfalls eine übersprudelnde Fantasie und offensichtlich auch das nötige Herzblut. Und auch wenn das Design des neuen Pinheads etwas ungewohnt ist, wirkt der hier schon sehr charismatisch. Könnte ein richtig guter Film werden.
              Mir persönlich wäre zwar eine letzte Kino-Fortsetzung lieber, die sämtliche Cenobiten aus den Vorgängerfilmen vereinigt und auch einige in den ersten beiden Teilen gebliebenen offenen Fragen klärt, aber einen gut gemachten Reboot schaue ich mir auch gerne an.

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              • Wie bitte sind "300", "The Lost Boys", "X-Men 2", "Fright Night", "Tanz der Teufel 2", "Nosferatu" und "The Illusionist" in der Liste gelandet? Keiner von denen ist ein Fantasy-Film! "300" ein "historischer" Actionfilm, "The Illusionist" ein solcher Thriller, "X-Men 2" ist Science-Fiction und die anderen entstammen dem Horrorgenre. Was hier als Fantasy definiert wird, ist schon seeeeeehr weit gefasst.
                Im Übrigen erschüttert es mich, dass "Excalibur", "Die unendliche Geschichte" und der dritte "Harry Potter" so weit hinten liegen.

                • Draco aus "Dragonheart" oder Fuchur aus "Die unendliche Geschichte". Obwohl... kann man die so wirklich als Monster bezeichnen?
                  Naja, also auf denen würde ich jedenfalls gerne mal reiten und mich mit ihnen dabei unterhalten. :)

                  • Kann den meisten Vorpostern nur zustimmen. Der Artikel hätte auch vom Burchardt stammen können. Völlig polemisch und noch dazu falsch argumentiert. Versuch's beim nächsten Mal besser. :)

                    • Also ich fand die zweite Folge wesentlich besser als die erste. Besonders das Filmkritiker-Interview und natürlich den Schlussgag mit dem "Lebowski"-Ausschnitt fand ich lustig. Die "Neuigkeiten" waren diesmal auch etwas origineller.
                      Ich finde aber, dass Makro an seiner Sprechweise arbeiten sollte. Sein Text ist ja ganz gut, aber er wirkt so unmotiviert. Könnte mit mehr Witz rübergebracht werden. Das Wetter vielleicht auch.
                      Ich finde jedenfalls, dass ihr euch gesteigert habt. Mal sehen, wie die nächste folge ausfällt.

                      • Dass so ein Artikel zum Jahresende kommt, war mal wieder klar. Der Burchardt hat natürlich wiedermal nur pseudointellektuelles, polemisches Geschwafel zu bieten. Lustig ist es aber allemal. Und die Diskussionen und die Aufregung, die sich darum entzünden, sind auch sehr unterhaltsam.
                        Ich persönlich betrachte die Filme, die in dieser Kolumne besonders schlecht wegkommen, eher als Empfehlungen. Somit hat die Rubrik ja doch irgendwie einen (kleinen) Nutzen.

                        • 9

                          Die erste Verfilmung von Stephen Kings erstem Roman und außerdem die erste King-Verfilmung überhaupt. Und noch dazu eine der besten.
                          "Carrie" ist ein sehr emotionales und speziell gegen Ende unglaublich atmosphärisches Horror-Drama, das einen mit seiner Bildsprache und den großartigen schauspielerischen Darbietungen wahrlich gefangen nimmt. Sissy Spacek, welche für die Rolle kämpfen musste, ist die Idealbesetzung für die schüchterne Außenseiterin, in der unfassbare übernatürliche Kräfte brodeln. Piper Laurie spielt mit Carries fanatisch-religiöser Mutter einen der hassenswertesten Filmcharaktere überhaupt. Die Nebenrollen sind mit Amy Irving (deren Filmmutter übrigens von ihrer realen Mutter gespielt wurde) als Sue Snell, die einzige Klassenkameradin, die sich wirklich für Carrie einsetzt, Betty Buckley als Lehrerin, welche ebenfalls versucht, sie zu beschützen, Nancy Allen (die übrigens nach dem Film eine Zeitlang mit de Palma verheiratet war) als fiese Oberzicke Chris, welche ihren Hass an Carrie auslässt und William Katt als Sues Freund Tommy Ross, der zuerst widerwillig und nur nach Aufforderung seiner Freundin, später aber aus freien Stücken Carrie hilft, ebenfalls sehr gut besetzt. Außerdem sieht man den jungen John Travolta hier in einer seiner frühesten Rollen als arroganten Freund von Chris.
                          Die Schauspieler sind schon fantastisch und verleihen ihren Charakteren Profil, aber es ist auch vor allem der eigenwillige Stil Brian de Palmas, durch den einem der Film im Gedächtnis bleibt. Er nutzt oft ausgefallene Kamera- und Schnitttechniken, und drückt ihm so seinen Stempel auf. So lockert er beispielsweise eine eher uninteressante Szene, in der sich Tommy und seine Freunde darüber unterhalten, wie Tommy ein Anzug steht, humorvoll auf, indem er das Ganze einfach mal vorspult. Außerdem kommen Zeitlupen und rückwärts gespielte Szenen, die dem Film einen traumartigen Anstrich verleihen, interessante Kameraeinstellungen, in denen eine Person, die eine Bildhälfte im Vordergrund einnimmt und eine im Hintergrund, welche herangezoomt wurde, zu sehen sind, sowie minutenlange Kamerafahrten, die völlig ohne Schnitt auskommen (oder Plansequenzen, wie man auch dazu sagt) zum Einsatz. Insbesondere aber durch den Split-Screen ist das berühmte Finale, welches eine starke Kehrtwende zum Horrorfilm vollzieht, so unvergesslich geworden. Auch die wunderbare, von Pino Donaggio komponierte Filmmusik, welche öfters auch die zu Hitchcocks "Psycho" zu zitieren scheint, hat einen großen Anteil an der Atmosphäre (es tauchen übrigens noch weitere Anspielungen auf Hitchcock und seinen "Psycho" im Film auf; so trägt die Schule, auf die Carrie geht, den Namen "Bates High School", nach dem "Psycho"-Charakter Norman Bates).
                          Das Finale ist aber natürlich auch durch Sissy Spaceks unfassbare Leistung so beeindruckend geworden. Was die da am Ende für einen Blick draufhat! Darin kann man all den Schmerz, die Wut, die Trauer und die Enttäuschung lesen, die sie in diesem Moment empfindet, vor allem aber ihre Wut.
                          Abseits seiner großartigen Bildsprache erzählt der Film darüber hinaus eine wichtige, sehr lehrreiche Geschichte über Ausgrenzung und Mobbing von Außenseitern. Heute ist der Stoff, vor allem im Hinblick auf die Amokläufe an Schulen, nach wie vor sehr zeitgemäß. Man könnte Carries telekinetische Fähigkeiten im Grunde auch durch Gebrauch von Schusswaffen ersetzen (und sie vielleicht durch einen Jungen, denn bisher ist mir tatsächlich noch kein Amoklauf bekannt, der von einem Mädchen ausgeübt wurde) und der Film hätte etwas fast schon dokumentarisches. Der Aufruf zu mehr Akzeptanz gegenüber Ausgestoßenen ist so aktuell wie nie zuvor und pädagogisch sehr wertvoll (und dazu muss ich anmerken, dass ich selbst bis zur neunten Klasse in der Schule oft gemobbt wurde und mich in "Carrie" daher gut einfühlen konnte; ich gebe allerdings auch zu, dass ich teilweise selbst Schuld daran hatte, denn damals war ich noch sehr reizbar und reagierte selbst bei Kleinigkeiten über).
                          Den deutschen Zusatztitel "Des Satans jüngste Tochter" finde ich übrigens unpassend und pflichte Martin Oberndorf bei, dass dieser eher auf Carries Mutter zutrifft. Die damalige Werbezeile "If you've got a taste for Terror, take Carrie to the Prom" ist genauso unzutreffend, da sie falsche Erwartungen schürt, und noch dazu ziemlich geschmacklos.
                          Der Film an sich ist jedenfalls großartig. Die 10 Punkte bekommt er nur deshalb nicht, weil mich manches dann doch nicht so stark mitriss, wie erhofft und mir auch einige Aspekte zu kurz kamen.
                          Nach dieser Verfilmung gab es später noch eine Fortsetzung über Carries Halbschwester, in der Amy Irving ihre Rolle als Sue Snell wiederaufnahm, welche jedoch eher nur eine Kopie dieses Films darzustellen scheint; sowie eine TV-Umsetzung. Beide werden allgemein schlechter bewertet, würden mich jedoch ebenfalls reizen. Morgen gehe ich dann in die aktuelle Neuverfilmung, von der ich nicht erwarte, dass sie mit diesem hier gleichzieht, aber zumindest überdurchschnittlich ausfällt.
                          Da die Vorlage anlässlich dieser neuen Adaption kürzlich neu aufgelegt wurde, werde ich mir die als nächsten King-Roman zulegen. Und der de-Palma-Film, welcher mich momentan am stärksten reizt, ist "Teufelskreis Alpha", in dem Amy Irving ebenfalls mitspielt und welcher augenscheinlich eine indirekte Fortsetzung zu "Carrie" darstellt.

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                          • Sehr schöner Text zu einem wunderbaren Film!
                            Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich den das erste Mal gesehen habe. Da lag ich im Krankenhaus und musste operiert werden (warum, weiß ich garnicht mehr so genau). Im Krankenzimmer war ein Fernseher, auf dem er lief, aber leider ohne Ton. Dass ich dafür Kopfhörer brauchte, wusste ich nicht. Und so habe ich erst zum Ende hin hören können, was da gesagt wurde. Aber so war der Film schon unheimlich faszinierend. Ohne Ton muss man sich ja alles dazu vorstellen und als Kind hat man eine blühende Fantasie.
                            Mehrere Jahre später habe ich ihn dann zum ersten mal richtig im Fernsehen gesehen. Er unterschied sich ein wenig von dem in meiner Erinnerung, aber ich war genauso begeistert wie beim ersten Mal.
                            Das Buch habe ich erst viel später gelesen. Klar unterscheidet sich der Film sehr stark von der Vorlage und behandelt sogar nur die erste Hälfte, aber als Film an sich ist er eine wunderbare Ode an die Fantasie. Jedem zu empfehlen.
                            Die Fortsetzungen habe ich übrigens bis heute nicht gesehen.

                            • Der Text ist zwar leider wirklich pauschalisierend und polemisch und erfasst das Problem nicht annähernd, aber der Schreibstil ist ordentlich und es wurde eine sehr interessante Diskussion damit angestoßen. Danke dafür, AgentSmith! Und Respekt, dass du dich an dieses Thema rangetraut hast!

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                              • Gott, ich bin sprachlos! Das war großartig! Die wichtigsten Filme des Jahres, die guten wie die schlechten, aus sämtlichen Genres, hauptsächlich natürlich die amerikanischen, aber auch einige aus anderen Ländern. Habe zwar nur einen Bruchteil davon gesehen, aber wie die alle zusammenwirken... unfassbar. Spätestens ab der zweiten Minute bekommt man richtig Gänsehaut! Das ist wirklich eine Liebeserklärung an das Kino!

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                                • Kann dem Text nur beipflichten. Ist mir auch schon öfter aufgefallen. Viele Märchen machen sich weitaus besser als Horror-, denn als Kinderfilm auf der Leinwand.
                                  Wobei die Märchen im "Struwwelpeter" die der Gebrüder Grimm in Sachen Blutrünstigkeit sogar noch in den Schatten stellen. Ich habe mal eine lustige Gegenüberstellung eines Kinder- und eines Erwachsenencomics gesehen, nämlich auf der einen Seite "Struwwelpeter" (ok, das ist jetzt nur im weitesten Sinne ein Comic) und auf der anderen Seite "The Walking Dead". Die Kinderversion war die verstörendere. ^^
                                  Aktuell erscheint übrigens auch eine Comicreihe namens "Grimm Fairy Tales", welche die Geschichten der Brüder Grimm modern, aber auch im Sinne der Vorlage mit viel nackter Haut und expliziter Gewalt adaptiert. Und eine weitere namens "Wonderland", welche "Alice im Wunderland" ähnlich interpretiert. Übrigens gab es auch schon ein Crossover zwischen beiden Reihen.
                                  Was weitere Film-Beispiele angeht, haben meine Vorposter schon viele genannt. Mir würde vielleicht noch der erste "Hellraiser" einfallen, der auch irgendwie etwas Märchenhaftes hat.

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                                  • Das ist eine tolle Aktion!
                                    Bin großer Fantasy-Fan und schon sehr gespannt auf den zweiten "Hobbit" (dessen Vorgänger ich rückblickend wohl etwas zu gut bewertet habe, aber um mir davon ein genaues Bild machen zu können, müsste ich den nochmal sehen). Freue mich sehr auf die kommenden Texte!

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                                    • Tolle Faktenflut, auch wenn ich das meiste schon kannte. Die zensierten Beschimpfungen gegen die Jugendschützer hier in Deutschland waren aber einfach herrlich! XD
                                      Sowas solltet ihr öfter bringen!

                                      • Das nenne ich mal ausführliche Antworten!
                                        Ich kann dir bei so gut wie allen Ausführungen, die du gemacht hast, beipflichten, in so manchem erkenne ich mich auch wieder. Von den Filmen, die du genannt hast, kenne ich auch viele, von Louis de Fune leider nur einen, ich weiß garnicht mehr welchen. Ich glaube, es war der erste Gendarm.
                                        Musicals sehe ich mir übrigens sehr gern an. Ein Film, in dem viel gesungen wird, hat so etwas traumhaftes und das Einbinden der Liedtexte in die Handlung ist immer sehr interessant. Oft können die jeweiligen Darsteller/Sänger über die Lieder ihre Emotionen auch erst richtig zum Ausdruck bringen. Oder die Lieder sorgen zumindest für ein paar auflockernde Momente. Nein wirklich, ich kann nicht verstehen, wie einem sowas nicht gefallen kann. Naja, Geschmäcker sind eben verschieden.
                                        Um deine Kino-Erlebnisse (besonders die Rocker-Vorstellung bei "From Dusk Till Dawn") beneide ich dich richtig.
                                        Jedenfalls sehr schöne Antworten. Ich weiß, warum ich dich hier als Freund habe. :)

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                                        • Habe erst fünf von ihren Filmen gesehen: "Ladykillers", "No Country For Old Men", "Blood Simple", "Fargo" und zuletzt "True Grit". Ich schwankte eine Weile stark zwischen "Blood Simple" (sehr zynisch) und "No Country For Old Men" (wahnsinnig spannend und düster), habe mich schließlich für letzteren entschieden. Nach den beiden käme dann "Fargo", dann "True Grit" und zum Schluss "Ladykillers", wobei ich den auch nicht so schlecht fand, wie er oft gemacht wird. Will noch vieles von ihnen sehen, vor allem "The Big Lebowski".

                                          Und die neue Umfrage-Funktion sagt mir immer noch nicht zu. Ich kann nicht erkennen, ob der Film, für den ich gestimmt habe, meine Stimme auch erhalten hat.

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                                          • Meine Reaktion während des Trailers waren folgende Ausrufe: "Nein! Nein!! Nein!!! Nein!!!! Nein!!!!! NEIN!!!!!! Oh Gott!! Bitte nicht!" gefolgt von: http://www.youtube.com/watch?v=XZxzJGgox_E

                                            Und ich dachte schon, nach "The Starving Games" könnte es nicht schlimmer kommen. Aber was beschwere ich mich eigentlich? Es war abzusehen, dass auch Leute, die noch untalentierter sind als Friedberg und Seltzer, oder denen ihr Talent schlichtweg abhanden gekommen ist, auch noch versuchen werden, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.
                                            Grausig, wie billig das ganze aussieht. Bei "Starving Games" hatten sie immerhin noch Geld für ein paar Effekte. Aber das hier? Das kann höchstens damit punkten, dass die "Hangover"-Doubles den Originalen tatsächlich täuschend ähnlich sehen.

                                            Warum ich den Artikel dennoch like? Wegen dieser herrlichen, gehässigen Abrechnung mit diesem Machwerk im Text. Danke dafür, Jenny! So hat mir diese Nachricht doch noch ein paar Lacher beschert, obwohl mich der Trailer zu Zornesausbrüchen reizte.

                                            • Habe dem Ganzen nur wenig hinzuzufügen.
                                              Wie schon mehrmals erwähnt: Remakes sind nicht per se schlecht. Mit dem Autoren gehe ich auch größtenteils konform. Nur leider hat er seine Beispiele ziemlich unglücklich gewählt. Es kann nicht die Intention eines Remakes sein, die gleiche Geschichte abgeschwächt und für ein Massenpublikum aufzubereiten und dabei sämtliche Aspekte der Vorlage außer Acht zu lassen. Oder einfach nur eine dreiste Kopie des Originals zu sein und Szenen fast 1:1 nachzustellen.
                                              Ein perfektes Remake nimmt das grundlegende Storygerüst der Vorlage und erweitert es um weitere interessante Punkte, erzählt es vielleicht aus einer anderen Perspektive und transportiert dessen Geschichte in die moderne Zeit, am besten auch mit, gut eingesetzter, zeitgemäßer Technik. Bei den wenigsten Remakes der letzten Jahre war das jedoch der Fall. Und es ist allein dieser riesige Anstieg an Neuverfilmungen, der diese Anti-Remake-Position bei vielen hervorruft. Es sind einfach zu viele in zu kurzer Zeit. Und anders als in den früheren Jahrzehnten offensichtlich in erster Linie aus kommerziellen und nicht aus künstlerischen Erwägungen (nicht dass kommerzielle Gründe bei früheren Remakes keine Rolle gespielt hätten, aber die Umsetzung nahm man früher anscheinend wichtiger als heute).

                                              • Wenn er sich mit all den Projekten gleichzeitig mal nicht übernimmt. Mark Millar wäre mir da lieber. Und ich sähe auch ein Crossover zwischen X-Men und Avengers lieber als eins zwischen X-Men und FF. Aber da die Rechte bei unterschiedlichen Studios liegen, wird da wohl in absehbarer Zeit nichts draus.

                                                • Jawoll! Apocalypse fand ich schon immer geil, den würd' ich gern auf der großen Leinwand sehen. Freue mich drauf. Sie sollten aber auch das nötige Herzblut in das Projekt stecken, damit er der Vorlage gerecht wird.

                                                  • Geniale Idee! Wäre gern dabei gewesen!

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