J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

    • Byran Cranston gewohnt mit Charme und Witz <3

      • Die Hintergrundgeschichten über die Nominierten gefallen bisher sehr.

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          • "Die NBC erhält das meiste Fleisch am Abend." :D

            • Markus Lanz wird zu Kino+ und Steven Gätjen eingeladen.

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                Diese italienische "Pinocchio"-Adaption mit Roberto Benigni in der Rolle als Geppetto übernimmt komplett das rückständige Autoritäts- und Moralbild mit Strafen und körperlicher Züchtigung als Erziehung von Kindern aus dem Disney-Film der 1940er Jahre (oder aus dem Buchoriginal der 1880er Jahre) und verhält sich dabei zudem noch überaus nervig kitschig und rührselig. Ziemlich weird auch die erweiterte Charakterisierung des bösen Theaterdirektors, der anscheinend pädophil ist und von dem sich Pinocchio mit Küssen freikaufen muss.

                Das Problem an der Sache: Das Setting Italiens des 19. Jahrhunderts und die Umsetzung als düsteres Fantasymärchen (FSK6 kann ich nicht nachvollziehen), auch bedingt durch die hervorragende Kostüm- und Make-Up-Arbeit, sind atmosphärisch so einnehmend und charmant, dass ich hier durchgehend fasziniert wurde. Aufgrunddessen fällt mir eine Bewertung ziemlich schwierig, 4 und 5 von 10 Punkten fühlt sich beides nicht richtig an.

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                  J.F.Lannister 25.04.2021, 00:34 Geändert 25.04.2021, 00:35

                  Die Parallelen zu "Ma Raineys Black Bottom" (oder umgekehrt) sind unverkennbar, "One Night in Miami" ist ein weniger inszenatorisch sondern mehr vom Drehbuch und den Schauspielern (insbesondere Kingsley Ben-Adir als Malcolm X und Leslie Odom Jr. als Sam Cooke) getragenes Kammerspiel, dem es im Vergleich allerdings besser gelingt, das Theaterstück in das Medium Film zu übertragen. Daher würde ich hier noch einen halben Punkt mehr geben.

                  "One Night in Miami" veranschaulicht sehr gut die ideologischen Grabenkämpfe zwischen der gemäßigten und radikalen Fraktion innerhalb der afroamerikanischen Freiheits- und Bürgerrechtsbewegung, was Freiheit und Gleichheit ausmacht, wie die Ziele der Bewegung am besten erreicht werden können, wo Kompromisse gefunden und Zugeständnisse gemacht werden müssen, welche Verantwortung die vier Männer als Idole und Influencer für die afromaerikanische Community und die US-amerikanische Gesellschaft insgesamt haben.

                  Im Zentrum stehen dabei Sam Cooke und Malcolm X. Sam Cooke, der als Sänger und Musikproduzent finanziell unabhängig und frei agiert, mit seinem Geld weitere afroamerikanische Künstler finanziert, sich mit seiner Musik aber nicht aktiv der Bewegung verschreibt, sondern Musik produziert, die auch den Weißen gefällt. Malcolm X, der klar und offen eine der Führungsrollen der Bewegung einnimmt, sich deswegen auch angreifbar und Feinde in der Öffentlichkeit macht, gleichzeitig finanziell aber nicht auf eigenen Beinen steht, sondern von Weißen abhängig ist. Malcolm X kritisiert Sam Cooke dafür, als bourgeoiser Afroamerikaner gemeinsame Sache mit den Weißen zu machen und nur deren Affe zu sein, Sam Cooke kritisiert Malcolm X wiederum dafür, als Apologet der rassistischen Nation of Islam (black supremacists) aufzutreten.

                  Am Ende singt Cooke in einer Late-Night-Show seinen Song "A Change Is Gonna Come" und Malcolm X verkündet seinen Plan zur Gründung einer neuen Vereinigung und zum Austritt aus der Nation of Islam - von deren Anhängern er dann letztendlich erschossen werden wird.

                  P.S.: Sollte es in Zukunft ein Biopic über Barrack Obama geben, Kingsley Ben-Adir ist der perfekte Schauspieler dafür!

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                    "Over the Moon" hat mich jetzt nicht soo vom Hocker gehauen, Disney-Fans würde ich den Film aber klar empfehlen. Alle Ingredienzen eines Disney-Animationsfilmes sind hier vorhanden, nur ist es eben kein Disney-Film sondern eine Koproduktion von Netflix und dem chinesischen Pearl Studio. Dementsprechend eine unterhaltsame Mischung aus ostasiatischer und westlicher Kultur und Mythologie.

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                    • "The Letter Room"
                      https://www.arte.tv/de/videos/101840-000-A/der-briefwechsel/ (bis 10.11.2021)

                      "Hunger Ward"
                      https://www.youtube.com/watch?v=S8I6H4uKhJQ
                      via: https://www.sueddeutsche.de/kultur/film-hunger-ward-oscar-stream-1.5269361

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                        J.F.Lannister 22.04.2021, 21:34 Geändert 22.04.2021, 22:45

                        Ihr Kraftgesang soll himmelan / Mit Ungestüm sich reißen
                        Und jeder rechte deutsche Mann / Soll Freund und Bruder heißen.

                        Eiserne Soldatenmütter für das Vaterland. "Mädchen in Uniform" schildert und kritisiert den entmenschlichenden Alltag in einem Mädcheninternat nach alter preußischer Schule, nach der Erziehung und Drill fließend ineinander übergehen. Der Militarismus wird gelebt, Militärmärsche erklingen zur musikalischen Untermalung und Soldatenlieder werden gesungen, Exerzieren, Hunger und harte Strafen sollen die Disziplin, Ordnung, Eintracht und Autoritätshörigkeit stärken. Die gekühskalte und herrische Oberin erscheint dabei als Inkarnation Friedrichs II., was bezeichnend ist, weil Friedrich II. eine wichtige Heldenfigur des Weimarer Kinos darstellt und in seinen Fridericus-Rex-Filmen normalerweise als Ideal charakterisiert wird.

                        Den preußischen Tugenden stellt "Mädchen in Uniform" Sexualität und sexuelles Erwachen der Mädchen gegenüber, was sich in zwei verschiedenen Mädchenfiguren kanalisiert, zum einen in der extrovertierten, rebellischen, kecken und frivolen Ilse von Treischke und zum anderen in der introvertierten und sensiblen Manuela von Meinhardis. Manuela verliebt sich heftig in die junge Lehrerin Fräulein von Bernburg, die den Mädchen als einzige Lehrerin mit Rücksicht und menschlicher Wärme begegnet. Im Folgenden spitzt sich der Konflikt zwischen der Oberin und der liberalen Lehrerin immer weiter zu, parallel dazu leidet Manuela immer mehr unter der preußischen Erziehung und ihrer unmöglichen, unerwiderten homosexuellen Liebe. *SPOILER* Der Konflikt gipfelt schließlich in einem Selbstmordversuch Manuelas durch Sturz aus dem Treppenhaus, der im Verlauf der Handlung durch eine filmisch kluge Exposition des Treppenhauses effektiv vorbereitet wird. *SPOILER*

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                          J.F.Lannister 20.04.2021, 12:47 Geändert 20.04.2021, 12:54

                          Der Bergfilm, in der ursprünglichen Bedeutung ein charakteristisches Genre des deutsch-österreichischen Kinos, welches sich während der Weimarer Republik allgemeiner Popularität erfreute und während der NS-Zeit dann mythologisch und nationalistisch aufgeladen sowie zu Propagandazwecken genutzt wurde. Aus heutiger Sicht dürften die meisten Leute wohl Leni Riefenstahl mit dem Bergfilm verbinden, bedeutende Regisseure und/oder Schauspieler waren allerdings auch Arnold Fanck und - wie zum Beispiel hier - Luis Trenker.

                          Bei "Berge in Flammen" handelt es sich um einen Kriegsactionfilm angesiedelt im Ersten Weltkrieg, Österreicher und Italiener bekämpfen sich in den Alpen, wobei sich zwei gute Freunde auf der jeweils gegnerischen Seite wiederfinden. Der Film lebt insbesondere vom beeindruckenden Alpensetting, der anspruchsvollen Arbeit der Kameraleute und der ungewöhnlichen Art der Kriegsführung. Bergsteigen, Tunnel in die Berge graben, Schützengräben im Schnee, Märsche durch den Schnee und Skifahren, das kennt man aus "James Bond"-Filmen, in einem klassischen Kriegsfilm hatte ich das bisher noch nicht gesehen. Zeitlose Action aus dem Jahr 1931.

                          Luis Trenkers Antikriegsintention - die beiden Freunde nehmen nach dem Krieg die Freundschaft wieder auf und wandern in Frieden über den ehemaligen Kriegsschauplatz - habe ich nicht sonderlich ernstgenommen, dafür geht "Berge in Flammen" zu wenig auf die Freundschaft ein und durchdacht ist dieser Drehbucheinfall ebenfalls nicht. Eine Kritik am Kriegsdienst fürs Vaterland wird nicht geübt, die beiden Freunde würden jederzeit erneut in den Krieg ziehen und danach wie normal die Freundschaft wieder aufnehmen.

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                            J.F.Lannister 15.04.2021, 00:01 Geändert 15.04.2021, 07:34

                            Im Verlauf der 1920er und 1930er Jahre emigrierten diverse (jüdische) deutsche und österreichisch-ungarische Filmschaffende in die USA (teils aus politischen Gründen, teils weil sie zur Schwächung der deutschen Filmindustrie bewusst abgeworben wurden) und übten dort größeren Einfluss auf das Hollywoodkino der 1920er bis 1960er Jahre aus. "The Last Command", dessen Drehbuch vom Ungarn Lajos Biró geschrieben wurde, beschreibt diese Emigration vor dem Hintergrund der Russischen Revolution am Beispiel des sozialistischen Regisseurs Lev Andreyev, die Hauptrolle des aristokratischen Militärgenerals Sergius Alexander wird mit dem Deutschen Emil Jannings besetzt. Analog zu seinem Filmcharakter emigrierte auch Emil Jannings, ein Star des Weimarer Kinos, letztendlich in die USA. Wie um den Einfluss der Emigranten auf das US-Kino perfekt zu machen und zu bestätigen, wurde "The Last Command" bei der ersten Oscarverleihung 1929 für das Beste Originaldrehbuch nominiert, Emil Jannings wurde als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Der erste und bisher letzte Deutsche, der diese Auszeichnung erhielt. Mittlerweile betrachte ich Jannings als meinen Lieblingsschauspieler des Kinos zu Zeiten der Weimarer Republik, hier spielt er abermals fantastisch.

                            "The Last Command" bekundet Sympathien für die Russische Revolution, ordnet dabei die Verdienste der Revolution allerdings im Hinblick auf genuin US-amerikanische Werte ein und gewichtet jene Verdienste entsprechend dieser US-amerikanischen Werte. Der sozialistisch-kollektivistische Aspekt hat innerhalb der Dramaturgie nur die Funktion eines Zwischenkapitels, der Film stellt dagegen das Individuum in den Vordergrund, im Kern geht es um den Sturz der Monarchie und Aristokratie, die Ablehnung von Kriegstreiberei, die Errichtung einer Republik, Nationalgefühl, sowie den Wert der Freiheit und der freiheitlichen Entfaltung. Dies gelingt "The Last Command" auf hevorragende Art und Weise, indem Sergius Alexander, Lev Andreyev sowie die ebenso sozialistisch-revolutionäre Schauspielerin Natalie Dabrova in Beziehung zueinander gesetzt und deren Lebensläufe geschildert werden.

                            Sergius Alexanders Weg ist der eines kompletten Abstiegs. Während des Ersten Weltkrieges ist er von majestätischer, glanzvoller und autoritärer Gestalt, ein Befehliger von Heeresscharen im Krieg und äußerst brutaler Bekämpfer der Revolution, er wird als ein Mann charakterisiert, der alles tut, um Russland zu schützen. Lev Andreyev wird von Alexander ausgepeitscht und eingesperrt, später wird Andreyev jedoch entkommen. In Natalie Dabrova verliebt sich Sergius Alexander derweil, trotz der ideologischen Widersprüche verbindet beide die unbedingte Liebe zu Russland. Im Zuge der Revolution wendet sich das Blatt, nun wird Alexander systematisch erniedrigt, *SPOILER* wegen der Revolution und eines tragisches Unfalls verliert er alles, was er liebt. *SPOILER* Als psychisches Wrack mit PTBS gelangt er nach einer Flucht schließlich in die USA und hält sich komplett verarmt mit Gelegenheitsjobs über Wasser, ausgerechnet vom mittlerweile ebenfalls emigrierten Lev Andreyev wird er dann bewusst als General in Andreyevs Verfilmung des Weltkrieges und der Revolution gecastet.

                            Hier stellt sich jetzt die Frage, warum Andreyev überhaupt in die USA emigrierte. Im Kaiserreich wurde er politisch und künstlerisch unterdrückt, also muss man annehmen, dass er auch im sozialistischen Russland nicht mit voller Zufriedenheit als Regisseur arbeiten konnte. In den USA erscheint Andreyev nun jedenfalls als gemachter, eleganter Mann und kann sich künstlerisch frei entfalten, die Rollen sind vertauscht, als Regisseur ist er Herrscher seiner Welt und Alexander als Schauspieler einer kleinen Nebenrolle Teil des einfachen Filmvolks. Dies wird insbesondere deutlich in der Szene, in der Andreyev Alexander seine Rolle erklärt, Alexander steht dabei im Schützengraben und muss zu Andreyev hochblicken, der im Regiestuhl an der Grabenkante sitzt und über ihm thront. In seiner Rolle als zaristischer General durchlebt Alexander noch einmal sein früheres Leben als tatsächlicher General und wähnt sich erneut auf dem Schlachtfeld, zum einen in Form eines großangelegten Flashbacks (siehe Absatz zuvor) und zum anderen als Folge eines psychischen Wahns und Zusammenbruchs. *SPOILER* Alexander gibt schließlich vollkommen illusioniert seinen Soldaten den Befehl zum Sturm und stirbt. *SPOILER* Wie schon Natalie Dabrova zeigt sich nun auch Lev Andreyev bewegt von Alexanders Willen, für Russland zu kämpfen, auch wenn sie komplett unterschiedlicher Ansicht sind, was für Russland das beste ist.

                            Die republikanisch-freiheitliche Revolution des Volkes (exemplarisch Lev Andreyev) hat über die repressive Herrschaft von Monarchie und Aristokratie sowie über das Kriegstreiben (exemplarisch Sergius Alexander) gesiegt, was sich nicht nur in Form des umgekehrten Herrschaftsverhältnisses und des Filmendes am Set offenbart, sondern auf mehreren Bedeutungsebenen vermittelt wird. Alexanders Leben wird nicht chronologisch erzählt, sein Leben als zaristischer General wird innerhalb des gegenwärtigen USA-Handlungsstrangs als Flashback präsentiert, Monarchie, Aristokratie und Krieg werden dramaturgisch also als bereits vergangen und überholt dargestellt. Lev Andreyev gibt als Regisseur realen Menschen reale Anweisungen, Sergius Alexander spielt den General nur noch als Schauspieler bzw. sein Verhalten wird in einen fiktionalen Kontext gesetzt, Monarchie, Aristokratie und Krieg sind in dieser republikanisch-freiheitlichen Welt nur noch Fiktion. Alexanders authentische Performance als General begründet sich durch seinen psychischen Wahn, auf psychologischer Ebene werden Monarchie, Aristokratie und Krieg - im Vergleich mit dem psychisch gesunden Andreyev - als Krankheit charakterisiert.

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                              J.F.Lannister 11.04.2021, 18:30 Geändert 11.04.2021, 19:09

                              "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit einem jungen Afroamerikaner - stellvertretend für George Floyd und zahlreiche andere Opfer, deren Namen am Ende des Kurzfilms aufgelistet werden - und einem rassistischen Cop. Der Afroamerikaner versucht über 100mal vergeblich, sein Verhalten zu verändern, um dem Mord und der Zeitschleife zu entgehen; die Bedeutung dessen ist sehr heikel, je nachdem, wie man diesen Kurzfilm interpretiert. Das US-amerikanische Polizeiwesen ist so von Rassismus gegenüber Afroamerikanern durchsetzt, dass man es komplett mit der Wurzel herausreißen müsste, man könnte "Two Distant Strangers" allerdings genauso gut Victim Blaming vorwerfen, denn gerade der rassistische Cop wird hier nicht aktiv zu einer Verhaltensveränderung aufgefordert, sondern es geschieht umgekehrt.

                              Diese "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Variation ist eine nette und gut gemeinte Idee, rein filmisch und schauspielerisch auch kompetent und unterhaltsam umgesetzt, fällt aus zeitgenössischer Sicht womöglich aber zu unsensibel aus und ist hinsichtlich der Bedeutungsebene eben alles andere als durchdacht. Gegen Ende wird der Afroamerikaner sogar noch auf Blutebene mit dem afrikanischen Kontinent assoziiert (eine Blutlache nimmt die Form von Afrika an), der Kurzfilm bekräftigt somit eben jene rassistische Ideologie, die er eigentlich anprangern möchte. Mag der (in den 90ern geborene) Afroamerikaner sozial und kulturell ein US-Amerikaner sein, im Blut ist er weiterhin ein Afrikaner.

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                                J.F.Lannister 11.04.2021, 16:11 Geändert 11.04.2021, 16:16

                                Die palästinensische Realkurzfilm-Nominierung bei den Oscars 2021.

                                Westjordanland: Im Haushalt einer palästinensisch-arabischen Familie geht der Kühlschrank kaputt und der Vater muss zusammen mit der kleinen Tochter über die Grenze, um im israelischen Elektronikgeschäft einen neuen Kühlschrank zu kaufen. An der Grenze werden sie auf dem Hin- und Rückweg von israelischen Soldaten kontrolliert und aufgehalten, die sich gegenüber dem Araber gefühlskalt, herablassend und rassistisch verhalten, den Soldaten werden dabei noch weitere palästinensisch-arabische Zivilisten gegenübergestellt, wobei sich der Fokus der Kamera mehrmals auf unschuldige Kindergesichter richtet. Das Bedrohungsszenario wird des Weiteren dadurch heraufbeschworen, dass die Kamera auch die Perspektive des Kindes einnimmt und dabei lediglich die unpersönlichen Militärstiefel und Uniformen der Soldaten zu sehen sind. "The Present" begreift die Israelis als staatliche Institution, die den arabischen Bürgern das Alltagsleben mit Absicht schwer macht. Der Kurzfilm bemüht während des Einkaufs im israelischen Supermarkt sogar den metaphorischen Vergleich mit im Käfig gefangen gehaltenen Vögeln, die Tochter betrachtet die Vögel und befreit sie aus dem Käfig.

                                "Fuck your [Israeli] system!"

                                Wenn man sich des Konflikts zwischen den Palästinensischen Autonomiegebieten und dem Staat Israel annimmt, ist es die wohl denkbar schlechteste Entscheidung, dies auf so einseitige und suggestive Weise zu tun.

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                                  J.F.Lannister 10.04.2021, 20:48 Geändert 10.04.2021, 20:52

                                  Eine Kurzdoku über die 15-jährige Latasha Harlins, deren Erschießung 1991 zu den Hauptursachen der Unruhen in Los Angeles 1992 zählt. Ein Überblick über ihr Leben und ein Nachruf, in dem ihre Cousine Shinese und ihre beste Freundin Ty zu Wort kommen. Aufgrund der kurzen Laufzeit bleibt es bei diesem groben Überblick, was wohl aber auch dem Umstand geschuldet ist, dass so gut wie kein Videomaterial über Latasha Harlins existiert. Weil sich die Doku rein auf Latasha konzentiert, ist sie des Weiteren dem gesellschaftlichen Kontext enthoben, die Unruhen in LA 1992 werden erst am Ende in den Texttafeln erwähnt.

                                  2017 erschien der zweistündige Dokumentarfilm "LA 92", den ich sehr empfehlen kann, der Dokufilm läuft zum Beispiel auf Youtube, Amazon oder Disney+. "A Love Song for Latasha" dürfte am besten funktionieren, wenn kann diese Kurzdoku als Zusatzkapitel von "LA 92" betrachtet.

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                                  • Abermals ein Dankeschön für das Aufmerksam Machen auf einen Film von Khyentse Norbu.

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                                    • Das Gute an den Wachowskis ist, selbst mit einem mittelprächtigen Space-Opera-Film weisen sie den Großteil der populären und erfolgreichen CGI-Blockbuster aus der heutigen Zeit hinsichtlich audiovisueller Ausarbeitung, Action und Kreativität noch locker in die Schranken. Außerdem: Channing Tatum <3

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                                        J.F.Lannister 10.04.2021, 01:29 Geändert 10.04.2021, 11:33

                                        Nepal kommt im 21. Jahrhundert in der Moderne an und wird immer mehr von westlichen Medien, Kultur und Technologie beeinflusst. Smartphones sind Alltagsgegenstände, es erklingt ein englischsprachiger Song via Plattenspieler, in Kathmandu sieht man einen Mann im Bayern-Trickot und - was ich weniger als Realitätsbezug sondern mehr als filmisches Ausdrucksmittel verstehe - die Charaktere wechseln rein zufällig zwischen nepalesischer und englischer Sprache hin und her. Das gefällt nicht jedem, so mancher buddhistischer Mönch wettert gegen die sogenannten "blond-haired people" und beklagt die bedingungslose Ergebenheit gegenüber dem Rationalismus.

                                        Der Unternehmer Tenzin steckt in einer Sinn- und Lebenskrise, die Ersparnisse seiner Mutter hat er für sein Kaffeehaus aufgewendet, ihren Ansprüchen an sein Privatleben wird im Gegenzug jedoch nicht gerecht; verstärkt leidet Tenzin unter Halluzinationen. In seiner Not wendet er sich an einen Mönch. Dieser Mönch, der mit Spiegelsonnenbrille und stylischen Kopfhörern weniger wie ein Geistlicher sondern mehr wie ein cooler Poser aussieht, weissagt Tenzin obendrein, er werde in einigen Tagen sterben. Um zu überleben, müsse er sich auf die spirituelle Suche nach Dakinis - Geistwesen in Frauengestalt - begeben.

                                        Ich selbst bin kein spiritueller Mensch, dieses elegisch-atmosphärische Umhertreiben zur Stärkung des Selbstbewusstseins sowie zur Krisenbewältigung hat mir dennoch sehr zusagt. Der Film ist durchzogen von leichter Melancholie, dezentem Humor und einer insgesamt hoffnungsvollen Stimmung, es ist eine kleine Reise durch Kathmandu und ländliche Regionen Nepals, eine Begegnung mit den Menschen und ihrer Kultur. Regisseur und Drehbuchautor Khyentse Norbu ("Hema Hema", "Spiel der Götter: Als Buddha den Fußball entdeckte") liegt es auch gar nicht daran, dogmatische Religiösität zu fördern oder Rationalismus zu überwinden, er möchte lediglich befreiende Spiritualität als sinnvolle Ergänzung des Rationalismus wieder mehr in den Fokus rücken.

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                                          J.F.Lannister 07.04.2021, 23:35 Geändert 07.04.2021, 23:51
                                          über Shooter

                                          Mark Wahlberg fühlt sich als guter US-Amerikaner, verteidigt Land und Verfassung mit Waffengewalt und macht reinen Tisch mit Verrätern von außen und von innen. Schon wieder so eine vollkommen patriotische, reaktionäre, unhinterfragte und auf cool getrimmte Actiongülle, ich bin es sowas von leid. Antoine Fuqua sollte aufhören, (Action)Filme zu drehen, seit "King Arthur" kam nichts Gutes mehr von ihm.

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                                            Paul Ritter, Schauspieler des stellvertretenden Chefingenieurs Anatoly Dyatlov, ist gestern im Alter von 55 Jahren an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Not great, but terrible...

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                                              J.F.Lannister 05.04.2021, 23:30 Geändert 06.04.2021, 18:13

                                              In 48 Minuten um die Welt.
                                              Ein deutscher Dokumentarfilm von Walter Ruttmann ("Berlin – Die Sinfonie der Großstadt") in Zusammenarbeit mit Großbritannien, Frankreich, Italien, der Niederlande, Griechenland, den USA, Panama, Cuba, Libyen, Syrien, Saudi-Arabien, Israel/Palästina, Indien, Sri Lanka, Thailand, Myanmar, Singapur, Taiwan, China, Japan, den Philippinen und Indonesien.

                                              Diese Dokumentation ist eine einzige Montage, per Parallelschnitt von Bild und Ton vereint "Melodie der Welt" Menschheit und Kultur in aller denklichen Form und unabhängig von Nationalität, Ethnie, Religion, Gesellschaftsstand, Geschlecht und Alter. Aufgrund der Montage pulsiert die Doku vor Leben, sie umarmt die Welt und träumt von einem friedlichen und gemeinschaftlichen Zusammenleben rund um den Globus. Dieser Optimismus mag naiv und utopisch sein, egal, dieser Optimismus beeindruckt und steckt an.

                                              Denn gleichzeitig wird dieses Werk aus dem Jahr 1930 auch ein Aufbäumen gegen den aufstrebenden Nationalsozialismus gewesen sein, das Militär-Unterkapitel sticht hier in negativer und formaler Hinsicht hervor. Harmlos erscheinende und feierliche Militärparaden gehen fließend in Aufnahmen von Kriegsgefechten über, eine Frau träumt dies, erwacht mit lautem Schreien aus diesem Albtraum und hat einen Friedhof voller Kriegsgräber vor den Augen. Für dieses Unterkapitel macht Ruttmann eine Ausnahme von der Dokumentation und bedient sich des mittels der Fiktion.

                                              Link zum Film:
                                              Schlechte Bildqualität mit Originaltonspur und Originalmusik:
                                              www.youtube.com/watch?v=kT6Wzc8Tvxw

                                              Gute Bildqualität ohne Tonspur und mit neuer Musik:
                                              https://vimeo.com/494991966

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                                                J.F.Lannister 05.04.2021, 16:45 Geändert 05.04.2021, 16:49
                                                über Spione

                                                Fritz Lang stellt mit "Spione" die Weichen für das Genre des Spionage(action)thrillers und etabliert diverse Charakteristiken und Motive, die sich später bei Alfred Hitchcock und in der "James Bond"-Reihe wiederfinden lassen und von diesen populär gemacht wurden. Interessanterweise lässt Lang zudem noch einige expressionistische und architektonische Stilelemente aus seinen früheren Werken einfließen, "Spione" stellt also eine Art Verbindungsstück zwischen dem Kino der Weimarer Republik und dem Spionagethriller späterer Jahre/Jahrzehnte dar. Abseits davon ist der Orient-Express als Teil des Settings noch erwähnenswert, für mich zumindest ist es das erste Mal, dass ich den Orient-Express künstlerisch in einem Kontext erlebe, der nichts mit dem Agatha-Christie-Werk zu tun hat.

                                                Dennoch kann die Innovation nicht darüber hinwegtäuschen, dass die reichlich auf 150 Minuten aufgeblasenene Geschichte aus meiner Sicht nichts wirklich Spannendes zu erzählen hat. Der Geheimdienst und die Verbrecherorganisation jagen einen MacGuffin nach dem nächsten, die Handlung dreht sich nur um sich selbst und es geht nie um etwas wirklich Konkretes, die Figurenzeichnungen und Figurenkonstellationen sind derweil zu einfach gehalten, als dass sie jenes kompensieren könnten. Dramatik exisitert nur innerhalb der Liebesbeziehung zwischen dem protagonistischen Nummern-Agenten und einer antagonistischen Spionin. Politische Hintergründe sind in "Spione" mehrfach vorhanden (bezüglich Russland, Jugoslawien und Japan) und hätten dem Film Tiefe und Spannung verleihen können, verbeiben aber eben auf dem MacGuffin-Niveau der vagen Andeutungen.

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                                                  J.F.Lannister 04.04.2021, 19:21 Geändert 04.04.2021, 20:04

                                                  Helene Sommer arbeitet in einem Café und als sie dort von einem Gast belästigt wird, kommt ihr Ehemann Franz zu Hilfe, der den Gast im Affekt tötet und deshalb zu drei Jahren Freiheitsstafe verurteilt wird. Helene verliert aufgrunddessen ihren Job im Café. Franz Sommer sitzt in Untersuchungshaft zusammen mit dem Fabrikbesitzer Rudolf Steinau, der sich auf Franz' Bitte nach dessen Entlassung um Helene kümmert und ihr einen neuen Job in seiner Fabrik anbietet.

                                                  Bei "Geschlecht in Fesseln" handelt es sich um einen Gefängnisfilm, der es sich zur Aufgabe macht, den Wert der Freiheit und die Konsequenz der Freiheitsstrafe herauszuarbeiten und zugleich ein Plädoyer für die Menschenwürde zu halten. Im Grunde genommen ist der Film dabei mit "Die Verurteilten" vergleichbar, wobei "Geschlecht in Fesseln" klar ohne dessen kitschige Gefühlsduselei auskommt. "Geschlecht in Fesseln" veranschaulicht Freiheit, Freiheitsstrafe und Menschenwürde am Beispiel der Sehnsucht nach emotionaler und körperlicher Nähe zum Partner und des daraus folgenden Sexualfrustes. Unbeaufsichtigter Besuch ist verboten, Sex wegen der Sittengesetze erst recht. Die Insassen verzweifeln und brechen psychisch zusammen, auch wegen des überholten Strafvollzugs, der dringend eine Reform benötigt. "Bestrafung sollte kein Racheakt der Gesellschaft sein, sondern eine notwendige Belehrung im Zusammenleben mit Menschen."

                                                  Helene Sommer fühlt sich in ihrer Einsamkeit zu Rudolf Steinau hingezogen, in Franz Sommer wiederum werden homosexuelle Gefühle und Gelüste gegenüber einem Mithäftling wach. Auch wenn es hier nur bei Andeutungen bleibt, stellt sich das im Bezug auf die 1920er Jahre doch schon als äußerst bemerkenswert heraus, "Geschlecht in Fesseln" ist einer der ersten Filme mit queerem Inhalt.

                                                  Über die Jahre hinweg lebt sich das Ehepaar Sommer aufgrund der Freiheitsstrafe trotz der Sehnsucht nacheinander auseinander, auch bedingt durch die beidseitig empfundene Schuld des Fremdgehens beziehungsweise des Fremddenkens. Obwohl sich Helene und Franz ein unbeobachtetes Treffen im Gefängnis erkämpfen können, haben sie sich nichts mehr zu sagen, geschweige denn kommt es zum Sex. SPOILER Die Autofahrt nach Franz' Entlassung zurück zum Haus des Paares ist ebenfalls bestimmt von peinlichem Schweigen, der Film endet (in großer Melodramatik) mit einem gemeinsamen Selbstmord, ihr Leben miteinander ist zerstört, nur noch im Tod können sie zusammen sein. SPOILER ENDE

                                                  Auf symbolischer Ebene wird die Freiheit durch einen Vogel dargestellt, was aus heutiger Sicht sicherlich abgedroschen erscheinen mag. Hier spielt jedenfalls ein Vogel eine wiederkehrende Rolle, der regelmäßig in die Zelle hineinfliegt und sich von den Insassen füttern lässt; als Franz Sommer schließlich entlassen wird, fliegt auch der Vogel davon.

                                                  Wenig verwunderlich stießen der queere Inhalt und die Kritik am Justizsystem auf staatliche Gegenwehr. 1928 kam der Film mit einem Jugendverbot in die deutschen Kinos, 1930 wurden auf Antrag des bayerischen Innenministeriums "sexuell anstößige Szenen" zensiert, im März 1933 wurde der Film auf Antrag der bayerischen NSDAP und des bayerischen Justizministeriums komplett verboten.

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                                                    J.F.Lannister 04.04.2021, 17:01 Geändert 04.04.2021, 17:01

                                                    Der erste Trailer ist da, "Space Jam 2" wird also ein WarnerMedia-Multiversum der Marke "The Lego Movie" oder "Ready Player One". Ich erwarte dabei jetzt nichts qualitativ Hochwertiges, aber wegen der Referenzen hooked mich das gerade schon irgendwie^^

                                                    https://www.youtube.com/watch?v=0H2cIbUGJJc

                                                    Folgende Referenzen (abseits der Looney Tunes) sind mir aufgefallen und das wird bei der Masse an Zuschauern im Publikum nur ein Bruchteil sein:
                                                    - Game of Thrones
                                                    - Der Zauberer von Oz
                                                    - King Kong
                                                    - The Iron Giant
                                                    - DC Superhelden
                                                    - Der Herr der Ringe
                                                    - Die Flintstones
                                                    - Scooby Doo
                                                    - Yogi Bär
                                                    - A Clockwork Orange

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