Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 6 .5

    [...] Ich bin ja ein ausgewiesen großer Fan des Burton’schen Schaffens und so stand auch seit geraumer Zeit sein vergleichsweise kleines, beinahe unscheinbar zu nennendes Biopic-Drama "Big Eyes" bei mir auf der Agenda, in das ich nicht zuletzt wegen des vielversprechenden Hauptdarsteller-Duos durchaus einige Hoffnungen setzte. Leider ist hier aber vom typischen Burton-Zauber leider vergleichsweise wenig zu spüren, was sich anfangs nicht wirklich negativ bemerkbar macht, die Geschichte aber, je weiter sie voranschreitet, vermehrt generischer und überraschungsarm erscheinen lässt und sich immer weiter dahingehend verzettelt, nicht so ganz zu wissen, ob es nun ein Ehedrama, eine Geschichte von Emanzipation und Selbstbestimmung, eine Komödie oder gar eine Satire sein möchte, ganz davon abgesehen, dass es sich eben nun einmal auch noch um eine Biografie zu handeln hat. So lässt mich dieses bis vor kurzem noch aktuellste Werk von Burtons Schaffen als Regisseur mit vergleichsweise ambivalenten Gefühlen zurück, denn so überzeugend sowohl die stoische, in sich gekehrte Adams als auch der extrovertiert-exaltiert daherkommende Waltz auch aufspielen, ist es schwer, in der Kombination der beiden auch nur zu erahnen, wie sich die echte Margaret Keane all die Jahre von ihrem Mann so bereitwillig hat kleinhalten lassen können. [...]

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    • 4

      [...] Mit seinem Regiedebüt "V wie Vendetta" hat sich James McTeigue bei mir bereits einige Meriten verdienen können und entsprechend gespannt war ich nun auf seine Vision oder Version der Lebensgeschichte beziehungsweise der letzten Tage Edgar Allan Poes, die er hier als Aufhänger für eine Kriminalhandlung im viktorianischen Baltimore hernimmt und mit Tausendsassa John Cusack durchaus stimmig zu besetzen wusste, nachdem allerhand hochkarätige Mimen wie etwa Jeremy Renner oder auch Ewan McGregor zuvor im Gespräch gewesen sind. Ob es nun an einer zu hohen Erwartungshaltung gelegen haben mag, weiß leider "The Raven" in den wenigsten Momenten wirklich zu überzeugen und präsentiert sich als wilde Genre-Mixtur mit allerhand Anleihen und Reminiszenzen, die sich allerdings kaum zu einem stimmigen Ganzen fügen, während Cusack recht exaltiert den abgewrackt-morbiden Schriftsteller gibt und damit die anderen Darstellerinnen und Darsteller, die sich deutlich mehr zurücknehmen, an die Wand spielt, nur leider nicht immer im positiven Sinne, was aber weniger an Cusack selbst sondern seiner oft inkonsistenten Figur lebt, denn hier soll Poe nun eben gleichermaßen als Melancholiker, als Trunkenbold, Schriftsteller, Ermittler und nicht zuletzt tatkräftiger Held inszeniert werden, was nicht immer rund wirkt. [...]

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      • 6 .5

        [...] Ich könnte jetzt in den allseits beliebten Tenor einstimmen, dass Nicolas Cage (Frozen Ground) seit Jahren nicht mehr so gut war, wie man es von den früheren Werken seiner Karriere gewohnt ist und sich immer Öfter des Geldes wegen für billig produzierte Reißer verkauft, doch nicht nur hat man das schon hunderte Male gelesen, trifft es diesmal auch gar nicht so sehr zu, denn "Pakt der Rache" – der im Original übrigens ursprünglich "The Hungry Rabbit Jumps" heißen sollte – ist zumindest ein kleiner Lichtblick in seinem immer mäßiger werdenden Œuvre. Der von Roger Donaldson inszenierte Selbstjustiz-Thriller gewinnt nämlich zwar sicherlich keine Innovationspreise, doch ist er für das Thema und Genre ausreichend überzeugend und routiniert in Szene gesetzt und überrascht mit einigen spannenden Wendungen, die man teils zwar vorherahnen kann und die unterstreichen, wie konstruiert das Geschehen hier zwar eigentlich ist, dank der überzeugenden Schauspieler-Riege aber durchaus zu überzeugen wissen. [...]

        • 4 .5

          [...] ne große Erwartungen, aber durchaus mit einem gewissen Interesse habe ich mich kürzlich "The Model" gewidmet, dem ja vollmundig eine gewisse Ähnlichkeit zu "Black Swan" angedichtet worden ist, nur dass sich die Geschehnisse hier eben auf das Model-Business konzentrieren würden. Was man von solchen Behauptungen und Vergleichen zu erwarten hat, ist aber selbstredend auch mir klar, doch hätte es sich ja trotzdem um ein spannendes, abgründiges Kleinod handeln können, zumal mir der Clou gefiel, ein echtes Model – hier Maria Palm – für die Hauptrolle zu verpflichten und ihr unter anderem den aus "Game of Thrones" bekannten Ed Skrein an die Seite zu stellen. Nach einem stimmig gefilmten Einstieg allerdings stellte sich recht bald Ernüchterung ein, denn so sehr sich der Film bemüht, die Schattenseiten des Business aufzuzeigen und speziell den Druck, der auf den jungen Mädchen lastet, zu thematisieren, so wenig gelingt es ihm, einen wirklich roten Faden in die Erzählung zu spinnen, die alsbald zu einer Aneinanderreihung mal mehr, mal weniger überzeugender Einzelszenen verkommt. [...]

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          • 6

            [...] Regisseur Tarsem Singh hat vor rund anderthalb Dekaden einen speziell für damalige Verhältnisse visuell überbordenden Start mit "The Cell" hingelegt und wusste ganze sechs Jahre später mit "The Fall" erneut optisch, diesmal aber auch inhaltlich mehr als zu punkten. Von den jüngeren Werken habe ich mir bisher kein Bild machen können, doch spätestens mit "Self/less" ist Singh dann doch irgendwie in Hollywood angekommen, was nicht positiv gemeint ist, denn die Prämisse des Films, wenn auch sicherlich nicht zum ersten Mal dergestalt aufs Trapez gebracht weiß durchaus zu überzeugen und gefallen, doch nach einem vielversprechenden Start mit einem bestens aufspielenden Ben Kingsley, der allerdings dummerweise nur die ersten rund fünfzehn Minuten des Films in Erscheinung tritt und dann zugunsten Körpertausch das Zepter an Ryan Reynolds übergibt, flacht die Story des Films leider zunehmend ab und muss einer mitunter recht generischen Action-Chose weichen, die in manchen Momenten kaum noch an das interessante Grundkonzept zu erinnern weiß. Nichtsdestotrotz macht Singh hier auch einiges richtig und ebenso weiß Reynolds in seiner Rolle zu gefallen, doch fehlt dem Film die Tiefe, die ihn wirklich hätte herausragend machen können. [...]

            • 9

              [...] Allein beim Anblick des Casts der neuen Hulu-Serie "The Path", deren zehn Folgen umfassende erste Staffel es seit Mitte des Monats bei Amazon Prime zu bewundern gibt, war es zugegebenermaßen bereits um mich geschehen, doch auch dramaturgisch versprach die Serie interessant und außergewöhnlich zu werden, zumal die Beschäftigung mit einer sektenähnlichen Bewegung wie geschaffen schien für ein serielles Format, da sich hier schlicht und ergreifend ausreichend Zeit und Möglichkeit bieten, diesen Mikrokosmos eingehend zu beleuchten und erkunden. Das wird auch bereits in der ersten Episode "Überall ist Licht" deutlich, die mich rundherum zu überzeugen, wenn auch noch nicht regelrecht zu begeistern wusste, doch lohnt es sich dranzubleiben, denn im Nachhinein macht es durchaus Sinn, dass man sich hier und in der sich anschließenden Folge "Paartherapie" vornehmlich darauf konzentriert, die Prämisse zu vermitteln und die Exposition der Figuren voranzutreiben, um sich alsbald zu neuen Höhen aufzuschwingen, wenn sich nicht nur in den Augen des Zweiflers Eric erste Risse in dem Konzept der Bewegung der Meyeristen aufzutun beginnen. [...]

              • 6 .5

                [...] Der von Peter Sollett inszenierte "Freeheld" – im Deutschen mal wieder um den reichlich plakativen Untertitel "Jede Liebe ist gleich" ergänzt – macht auf gleich mehrere Arten traurig, denn einerseits mag es sich um eine berührende und dramatische Geschichte handeln, bei der man sich nah an der Realität orientiert hat, doch andererseits verkommt der kaum hundert Minuten dauernde Film in vielen Teilen zu einer bloßen Aneinanderreihung gewollt emotionaler Szenen, die es selten schaffen, sich zu einem großen Ganzen zu verbinden und manchmal ein wenig wirken wie das Best-Of melancholischer, trauriger, berührender, die Tränendrüse kitzelnder Klischee-Versatzstücke, was natürlich weder dem Thema noch der Tragweite des Films gerecht wird. Was tummeln sich hier nämlich nicht vielversprechende Themen, von Gleichbehandlung, Gerechtigkeit im Allgemeinen, Ignoranz und Starrsinn bis hin zuletzt natürlich einer tiefen Liebe, doch anstatt all diese Zutaten zu nehmen und daraus ein wichtiges, ein zeitgemäßes, ein überzeugendes Melodram zu schaffen, werden all diese Themen nur angerissen, finden kaum Platz in der dahinrasenden Erzählung, die sich von Moment zu Moment, von Szene zu Szene hangelt und bei der es offenbar ist, dass hier die einzelnen Teile tatsächlich mehr sind als deren Summe, denn gerade bei einem nur marginal distanzierten Blick wird klar, dass sich das Drehbuch von "Philadelphia"-Autor Ron Nyswaner – der also beinahe prädestiniert gewesen wäre für den Job – immer wieder verrennt und einzig mit starken Einzelszenen, nie aber einer konsistenten Geschichte zu punkten versteht. [...]

                • 4 .5

                  [...] Seit der Absetzung von "Lie To Me" ist es schlecht bestellt um die regelmäßige Dosis Tim Roth, auch wenn man ihn allenthalben wie etwa in "The Hateful 8" zu sehen bekommt, freut man sich dann doch über Filme, in denen er gar die Hauptrolle übernehmen darf und ganz ehrlich, "Last Hitman" sieht ja doch ganz ansprechend aus, doch schnell offenbart sich, dass der Film gleich an mehreren Problemen krankt, angefangen mit der wieder einmal sehr dubiosen Vermarktungspolitik, die aus dem ungleich treffenderen, aber für den deutschen Filmfreund wohl zu schwierigen Titel "The Liability" den "Last Hitman" macht, was natürlich zusammen mit dem reißerischen Untertitel 24 Stunden in der Hölle ein ungleich brachialeres Filmerlebnis verspricht, doch bleibt der Film nun einmal derselbe und ist nicht annähernd das, was man sich erwarten würde. Wäre es das damit gewesen, wäre dennoch alles schön und gut, denn über solche Marketing-Albernheiten kann man getrost hinwegsehen, aber leider ist die Chose auch inszenatorisch nicht wirklich überzeugend geraten, was umso ärgerlicher dadurch wird, dass Regisseur Craig Viveiros in vielen Momenten eine gewisse Virtuosität andeutet, die den Film richtig gut hätte machen können, doch das schwache Skript und die vielen vorhersehbaren, extrem platten Szenen können da nicht annähernd mithalten. [...]

                  • 9

                    [...] Ohne Zweifel ist die BBC Aushängeschild für allerhand qualitativ hochwertige, oft geradezu kultige, britische Fernsehserien, doch wie die für den ebenfalls britischen Sender ITV produzierte Serie "Broadchurch" zeigt, hat die BBC mitnichten die Genialität für sich gepachtet und so ist auch diese außergewöhnliche Krimiserie Paradebeispiel für britische Fernsehunterhaltung allererster Güte, wobei hier mehr als einmal allzu deutlich wird, worin sich die Herangehensweise an derartige Kriminalstoffe im Vergleich zu beispielsweise amerikanischen Produktionen grundlegend unterscheidet. Selbstredend hat jedes Format seine Vor- und Nachteile und es gibt hier wie da auch Ausnahmen von der Regel, doch soll diese Rezension ja auch nicht zu einem Essay darüber verkommen, worin die Unterschiede in unterschiedlichen Produktionsländern begründet liegen. Was sich aber ohne Zweifel festhalten lässt, ist, dass das Konzept, in einer Staffel einen einzigen, den gesamten Ort Broadchurch in Aufregung versetzenden Mordfall abzuhandeln und dabei von Folge zu Folge tiefer in den Ort einzutauchen, den man gemeinsam mit dem frisch hinzugezogenen Ermittler Alec Hardy sozusagen erkundet, in diesem speziellen Fall bahnbrechend gut aufgeht. Dabei benötigt die Serie noch nicht einmal großartige Effekthascherei oder ausufernde Action-Szenen, sondern verlässt sich voll und ganz auf ihre Figuren und die emotionale Zugkraft ihrer Prämisse, um ohne jegliche Einbrüche ein durchweg hohes Niveau halten zu können und gerade zum Ende hin emotional enorm berührt. [...]

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                    • 8 .5

                      [...] Nachdem Joss Whedon für sein "Wohnzimmer"-Filmprojekt "Viel Lärm um Nichts" die Produktionsfirma Bellwether Pictures gegründet hatte, lag vermutlich nichts näher, als weitere Filmprojekte ins Auge zu fassen und in dem Willen, neue (Vertriebs-)Wege zu gehen, wurde "In Your Eyes" 2014 bei Vimeo veröffentlicht, was natürlich den Indie-Charakter des Werkes noch unterstreicht, dessen Skript wiederum von Whedon selbst stammt, allerdings mehr als zwei Dekaden in der Schublade vor sich hin stauben durfte, bevor sich nun Brin Hill als Regisseur daran begeben hat, es zu verfilmen. Die Idee des Films ist dabei so simpel wie bestechend, denn im Grunde geht es schlicht um zwei Personen, denen es aus unerfindlichen Gründen seit ihrer Kindheit möglich ist, durch die Augen des jeweils anderen zu sehen, zu riechen, fühlen und schmecken, was natürlich in derer beider Vergangenheit dazu geführt hat, zu glauben, sie hätten womöglich psychische Probleme, zumal diese Bewusstseinsübertragung nur sporadisch auftritt und oft natürlich in den ungünstigsten Momenten, so dass beispielsweise, als der "Kanal" gerade offen ist und Dylan mit dem Billardqueue eins übergebraten bekommt, Rebecca andernorts vor versammelter Mannschaft zusammenbricht. Das klingt vielleicht albern, ist aber nur eine von vielen herausragenden Ideen, die den Film so ungewöhnlich und einzigartig machen, gerade wenn man bedenkt, dass es sich dem Grundsatz nach um eine Romantic Comedy handelt, nur eben hier mit Fantasy-Einschlag. [...]

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                      • 8 .5

                        [...] Lange Zeit habe ich "iZombie" völlig zu Unrecht mit gnadenloser Nichtbeachtung gestraft und glaubte hier irgendeine Teenie-Schmonzette mit Untoten-Einschlag spendiert zu bekommen, irgendwas zwischen "Twilight" mit Zombies und "Warm Bodies", doch als ich durch Zufall erfuhr, dass es sich einerseits um eine von Rob Thomas ins Leben gerufene Serie handelt, der sich mit "Veronica Mars" wie höchstens noch Joss Whedon mit seinen Serien einen Platz in meinem Herz erkämpft hatte, es sich andererseits um eine Comic-Verfilmung handelt, nämlich die der gleichnamigen Vertigo-Reihe, zu deren ersten Band ich an dieser Stelle ja auch schon ein paar euphorische Zeilen verfasst hatte, war mein Interesse geweckt. Dumm nur, dass es die Serie zu diesem Zeitpunkt nirgends zu kaufen gab und später dann – und das heutzutage – lediglich auf DVD, denn für eine Serie aus dem Jahr 2015 Geld rauszuwerfen, um sie dann in DVD-Qualität zu besitzen, war mir zugegebenermaßen zu blöd, doch Netflix sei Dank kam ich nun also auch in den Genuss der ersten Staffel, während eine Blu-ray-Fassung selbiger nun immerhin für Ende des Monats angekündigt ist. [...]

                        • 9

                          [...] Beinahe fünfunddreißig Jahre sollten vergehen zwischen dem ursprünglichen ersten "Evil Dead"-Film (der mittlerweile selbstredend natürlich auch schon ein Remake erhalten hat) und dem Start der vom Kabelsender Starz produzierten Serie "Ash vs Evil Dead". Legt man die Veröffentlichung des dritten Teils der Reihe, hierzulande als "Armee der Finsternis" betitelt, zugrunde, sind es immerhin noch beinahe fünfundzwanzig Jahre und genau dazwischen – nämlich dreißig Jahre nach den originären Ereignissen der Filme, setzt nun besagte Serie ein. Ash ist mittlerweile merklich abgehalftert, seine Nieren machen Probleme, ebenso wie seine Knie, er hat eine – Zitat – "Altersplauze" bekommen und arbeitet noch immer als Verkäufer im " ValueShop" und versteckt sich seit drei Dekaden vor dem Bösen, dass er heraufbeschworen hat. Davon abgesehen ist aber alles beim Alten und Ash noch ganz der Alte, wie sich spätestens zeigt, als der Plot an Fahrt aufnimmt, denn Ash hat im bekifften Kopf nichts Besseres zu tun, als in seinem abgewrackten Trailer aus dem Necronomicon vorzulesen, das er dort noch immer in einer Werkzeugkiste bunkert und prompt sind die die bösen Mächte wieder drauf und dran, ihm nach dem Leben zu trachten, doch da man sich ja hehre Ziele stecken soll, plant das Böse diesmal prompt, die gesamte Menschheit auszulöschen und die Erde zu unterjochen. [...]

                          • 9

                            [...] Jon Favreaus "Kiss the Cook", auf den ich mal wieder viel zu spät überhaupt aufmerksam geworden bin und der mal wieder einen ungemein unsäglichen "deutschen" Titel bekommen hat und eigentlich viel treffender schlicht "Chef" heißt, war für mich eine der Überraschungen der letzten Zeit, denn auch wenn die Story des Films zugegebenermaßen absolut seicht und kaum erwähnenswert sein mag, ist Favreau mit der Rückkehr zu seinen Indie-Wurzeln ein so bestechend charmantes Feel-Good-Movie gelungen, dass es sicherlich noch häufig bei mir im Player landen wird, denn vorhersehbare Geschichte hin oder her, zelebriert der Film regelrecht das Essen und dessen Zubereitung, konzentriert sich ansonsten aber in wunderschöner Manier auf eine anfänglich nicht gerade innige Beziehung zwischen Vater und Sohn, die mit dem Befreiungsschlag des Vaters von seinem Job eine regelrechte Frischzellenkur erfährt, ganz davon abgesehen, dass der Film sich ab diesem Moment zu einem nicht minder wunderbaren Road-Movie mausert, das – wie es scheint – ganz bewusst auf allzu dramatische Einschübe und Herzschmerz verzichtet und sich stattdessen völlig auf die Geschichte des einst gefeierten Kochs Carl Casper konzentriert, der mit seinem "neuen" Foodtruck auch gleich eine neue Bestimmung gefunden zu haben scheint. [...]

                            • 9

                              [...] Lange Zeit gemieden mit der groben Ahnung, welch schwere Kost mich sicherlich auch bei Steve McQueens dritten Spielfilm "12 Years a Slave" erwarten würde, habe ich mich nun doch endlich auch an den hochkarätig besetzten – und deshalb von vielen in meinen Augen zu Unrecht als Oscar-heischenden Kandidaten verschrienen – Film gewagt, dessen Story auf den unter gleichen Namen veröffentlichten Aufzeichnungen von Solomon Northup fußt, wodurch das Geschehen des Films – ähnlich wie es auch schon bei McQueens "Hunger" der Fall war, durch das Wissen darum, dass es sich um echte, um reale Begebenheiten handelt, eine insbesondere in emotionaler Hinsicht gänzlich andere Tragweite bekommt, wobei der Regisseur auch hier nicht der Versuchung erliegt, in allzu platte Klischees abzudriften oder auf Teufel komm raus die Tränendrüse zu bemühen, sondern ein weitestgehend beinahe distanziert wirkendes Werk schafft, das gerade dadurch nur umso eindringlicher wirkt, denn insbesondere die gezeigte Gewalt, ob physischer oder psychischer Natur, ist hier zwar weit mehr als Mittel zum Zweck und wird weder verherrlicht noch beschönigt, doch generiert er aus seinem beinahe – in dem Kontext sicherlich seltsam zu lesenden – dokumentarischen Anspruch eine ganz neue Art Schrecken, denn wo andere Filmemacher gnädig die Kamera gen Abseits schwenken würden, zeigt dieser Film, was so sicherlich nicht jeder sehen möchte oder nur ertragen kann und kommt damit nahe an die eindringliche Inszenierung von Steve McQueens Spielfilmdebüt von 2008 heran. [...]

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                              • 6 .5

                                [...] Nun ist es also soweit, mit der nunmehr elften Verfilmung von einem seiner Bücher wage ich mich auf das filmische Terrain der Literatur-Adaptionen von Nicholas Sparks, in diesem Fall spezifisch aus dem simplen Umstand heraus, dass ich sowohl Benjamin Walker als auch Theresa Palmer sehr schätze und ein Film mit den beiden so schlecht nicht sein könne und ganz ehrlich, eine romantische Komödie darf es ja ab und an auch sein und ist nicht verpönenswerter als jeder stumpfe Actioner und tatsächlich präsentiert sich "The Choice – Bis zum letzten Tag" zunächst als grundsympathischer, locker-leichter Film – wenn man denn ein kurzes wie irritierendes Intro sieben Jahre in der Zukunft hinter sich gebracht hat – und trumpft mit gehörig Summer-Feeling, sympathischen Figuren und einem schmissigen Soundtrack auf, derweil mich schon der Neid überkommen wollte, dass die Figuren rund um Travis und Gabby ihr Leben leben wie andere Leute Urlaub verbringen, gefühlt täglich Bootsausflüge machen, sich zum Grillen treffen und keine Sorgen zu kennen scheinen, aber ein wenig Schönfärberei soll ja durchaus erlaubt sein. [...]

                                • 9

                                  [...] Rund drei Jahre nach einer völlig zu Unrecht und verfrüht abgesetzten Serie – die Rede ist natürlich von "Firefly – Der Aufbruch der Serenity" ein Spielfilmdrehbuch bei einem großen Studio unterbringen zu können und daraus ein bombastisches Science-Fiction-Epos zu zimmern, das einerseits den Geist der Serie noch in sich trägt und andererseits in der Lage ist, auch Quereinsteiger abzuholen, ist ein mehr als seltenes Phänomen und im Grunde der Stoff, aus dem Geek-Träume sind und so ist es nicht verwunderlich, diesen nachgelagerten Erfolg "Buffy"– und "Angel"-Schöpfer Joss Whedon zuschreiben zu können, der mit seinem Namen mehr als die meisten Kreativen der Branche auch eine eingeschworene wie treue Fan-Gemeinde verbunden sieht. Sicherlich, gerade als Fan der Serie, als Browncoat, wird man auch Abstriche in Kauf nehmen müssen bei "Serenity", doch wage ich zu behaupten, dass einem das mitunter bestmögliche Ergebnis präsentiert wird, was man sich von einer auf die große Leinwand überführten Serie hat erwarten können, denn dass die Mechanismen, die Produktion und damit auch das Flair bei TV-Serien und Kinofilmen grundlegend differieren, ist nun einmal nicht von der Hand zu weisen und so ist auch beim Film vieles anders als gewohnt, doch gibt es eben auch genügend Anknüpfungspunkte, die noch während der Sichtung voller Wehmut an die kurzlebige Ausnahmeserie denken lassen.

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                                  • 10

                                    [...] ss Whedons kurzlebige Science-Fiction-Western-Serie "Firefly" als Phänomen zu bezeichnen, ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen, denn nachdem die Produktion nach gerade einmal elf Folgen ihr Ende fand (immer vierzehn sind produziert worden und fanden auch ihren Weg ins Heimkino), sollte ein beispielloser Siegeszug beginnen, denn auf DVD – und später Blu-ray – fand die Serie eine dermaßen treue wie fanatische Fangemeinde (zu der übrigens auch ich mich zähle), die ihresgleichen sucht, was nicht nur drei Jahre später zu einem aufwändig produzierten Spielfilm führen sollte, der zumindest einige der offenen Handlungsfäden aufgriff, sondern im Nachgang mehrere Comic-Reihen und One-Shots nach sich zog, ein Brettspiel sowie mehrere Rollenspiel-Adaptionen, wobei bis zum heutigen Tage keine Ende abzusehen ist und die Fans der Serie weiterhin die Treue halten, obschon beinahe anderthalb Dekaden alt, während Nathan Fillion fernab vieler anderer Rollen wohl für immer als Captain Malcolm Reynolds in Erinnerung bleiben wird, was selbst in seinem ungleich erfolgreicherem Crime-Procedural "Castle" immer wieder aufgegriffen wird. Was aber macht die Faszination von "Firefly" aus, die bis heute ungebrochen ist. Nach meiner jüngsten von vielen Wiederholungssichtungen möchte ich dazu zumindest in Teilen Stellung zu nehmen versuchen. [...]

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                                    • 8

                                      [...] Es ist immer wieder schön zu wissen, dass man fernab des Mainstream auch immer wieder so manche Indie-Filmperle mit teils dennoch namhafter Besetzung entdecken kann, denn genauso verhielt es sich mit "Paper Man", den ich insbesondere wegen Emma Stone und Ryan Reynolds schon länger auf dem Radar hatte und nun endlich habe kaufen und gucken können, denn so skurril man schon anhand des Plakates zu wissen meint, dass der Film wird, genauso ist er auch, nur eben nicht – wie es oft und gerne der Fall ist – der reinen Skurrilität wegen oder einer offensiven Schrulligkeit, sondern schlichtweg in den Figuren begründet, die einem schnell ans Herz wachsen und eine wirklich wunderschöne, absolut ungewöhnliche und für meine Begriffe gar einmalige Coming-of-Age-Geschichte erzählen, denn ein Mitte fünfzig Jahre alter Mann wie Jeff Daniels zur Zeit des Drehs wirkt nun nicht etwa prädestiniert als Hauptfigur für einen Film über das Erwachsenwerden, doch gerade deshalb geht die Mischung eben so gut auf. [...]

                                      • 6 .5

                                        [...] Es gibt Dinge, die würde man bei "Immer Drama um Tamara" erwarten und es gibt Dinge, die man eben nicht erwarten würde. So bekommt man als Zuschauer zwar unumwunden die schrullige Landleben-Chose geboten, garniert mit allerhand sich an Spleens und exzentrischen Anwandlungen übertrumpfenden Figuren, die schon das Cover suggeriert, doch das es sich hierbei um die Verfilmung einer Graphic Novel handelt, hätte selbst ich im Vorfeld nicht gedacht. Selbige stammt übrigens von Posy Simmonds, die sich wiederum von einem Roman von Thomas Hardy hat inspirieren lassen, welcher derweil im Film nun auch Thema wird, da einer der Schriftsteller eine Abhandlung über ihn zu schreiben gedenkt, womit der Kreis sich schließen ließe. Von diesen Meta-Verweisen aber einmal abgesehen, ist Stephen Frears‘ Komödie ein wirklich kurzweiliges Vergnügen, was zuvorderst in den vielen spielfreudigen Darstellern begründet liegt, die ihre Rollen mit viel Hingabe mit Leben zu füllen versuchen, wobei ausgerechnet die titelgebende Figur auffallend indifferent und unnahbar bleibt. [...]

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                                        • 9

                                          [...] Alex Garland ist mir nicht erst seit seinen Drehbüchern für Filme wie "28 Days Later", "Alles, was wir geben mussten" oder – aktueller – "Dredd" ein Begriff und schon seinen Roman-Erstling "The Beach" habe ich vor vielen Jahren mit Genuss und Faszination gelesen, weshalb ich auch recht früh sein Regie-Debüt "Ex Machina" auf dem persönlichen Schirm hatte, zumal er auch hier gleichermaßen für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, doch wie so oft sollte bis zu der schlussendlichen Sichtung einige Zeit vergehen, wobei sich das Warten auch in diesem Fall einmal mehr unumwunden gelohnt hat, denn gerade im in letzter Zeit doch oftmals recht uninspiriert daherkommenden Science-Fiction-Genre entpuppt sich Garlands Erstling als nicht nur kleine Perle, die ähnlich wie Duncan Jones‘ Erstling "Moon" schon jetzt einen gewissen Kult-Status haben dürfte. Dabei sind es eben nicht ein immenses Budget und ausufernde CGI-Schlachten, die dem Film seinen Reiz verleihen, sondern eher deren Fernbleiben und die damit einhergehende Reduktion des Settings, dass in letzter Konsequenz einem futuristisch anmutenden Kammerspiel gleicht und sich voll und ganz auf die zugrundeliegende Geschichte und die daraus resultierende Fragestellung zu konzentrieren weiß, was den Menschen von einer Maschine unterscheidet und umgekehrt. [...]

                                          • 6 .5

                                            [...] Nachdem mich schon Woody Allens erzählerisches Leichtgewicht "Magic in the Moonlight" von 2014 wieder einmal und quasi wie zu erwarten zu begeistern wusste, wanderte recht schnell natürlich auch "Irrational Man" auf meine Wunschliste, ohne das mir etwas über den Inhalt bekannt gewesen wäre, doch nach der Lektüre einer kurzen Inhaltsangabe und spätestens nach Beginn des mit kaum über neunzig Minuten recht überschaubaren Films war klar, dass es dessen auch nicht bedurft hätte, denn das Grundgerüst des Films ist nun wirklich extrem stereotyp und wartet nicht gerade mit Innovationen auf, denn den Plot eines Uni-Professors, der mit einer seiner Studentinnen anbandelt ist nun nicht gerade das, was man innovativ oder neu nennen würde, doch Allen wäre eben auch nicht Allen, wenn es sich damit hätte und so lässt sich der Film trotz seiner knapp bemessenen Spielzeit im Grunde in zwei große Teile gliedern, die jeder für sich auch durchaus zu überzeugen wissen und typisches Allen-Flair verströmen, denen aber für die regelrechte Begeisterung ein wenig die Eigenständigkeit und das Überraschungsmoment fehlen. [...]

                                            • 8
                                              über Legend

                                              [...] Im selben Jahr, in dem Scott Cooper mit seiner Gangster-Biografie "Black Mass" an den Start ging und zuvorderst mit einem so eindringlich und überzeugend wie seit Jahren nicht mehr aufspielendem Johnny Depp zu punkten wusste, schickte sich Brian Helgeland gleichermaßen an, mit der Verfilmung der Geschichte der Kray-Brüder beim Publikum zu punkten und wartet mit einem noch ungleich größeren inszenatorischen Highlight auf, indem er Tom Hardy gleich beide Brüder darstellen lässt, die, obwohl Zwillinge, unterschiedlicher kaum sein könnten, wie sich während des Films zeigen wird, womit er gleichermaßen das geringfügig überzeugendere Gangster-Epos vorlegt, was nun nicht unbedingt an seiner stringenten Regie oder der überaus packenden Geschichte liegen mag, sondern weit mehr an der Art der Inszenierung, die oftmals dermaßen überhöht und stilisiert daherkommt, dass man meinen könnte, eine Comic-Verfilmung vorgesetzt zu bekommen, damit aber den Unterhaltungswert ebenso in die Höhe schraubt. Denn "Legend" ist eben nicht nur düster und zuweilen brachial brutal, sondern oft auch derb und gar überraschend witzig, wenn man sich denn für schwarzen und vor allem bitterbösen Humor erwärmen und damit leben kann, dass einem das Lachen auch gerne mal im Halse stecken bleibt, wenn unverhofft der Ton des Films ein weiteres Mal umschlägt. [...]

                                              • 8

                                                [...] Nachdem mich Jeff Nichols mit "Take Shelter" und "Mud" bereits zwei Mal zu fesseln und zu faszinieren wusste, war es einige Zeit still um den vielversprechenden wie vergleichsweise sperrigen Regisseur und Drehbuchautor, bis er sich nun unvermittelt mit "Midnight Special" zurückmeldet, das wieder einmal ein ganz anderes Thema bedient als seine vorangegangenen Filme, wobei die Parallelen – und ich spreche hier nicht von seinem Stammschauspieler Michael Shannon, der auch diesmal wieder mit von der Partie ist – sich nicht von der Hand weisen lassen, denn auch wenn sich Nichols‘ neuester Film auf den ersten Blick als Science-Fiction-Mystery-Thriller zu erkennen gibt, hat er doch herzlich wenig mit dem Effekt-Bombast dieser Tage zu tun und legt seinen Fokus einmal mehr auf menschliche Zwischentöne und verströmt eher leises Unbehagen, als mit einem Großaufgebot an Schockmomenten aufzuwarten, denn darum geht es hier nicht, denn Nichols‘ hat vielmehr das Medium Film genutzt, um für sich selbst seine neue Rolle als Vater auszuloten und so ist es das einzige und vorrangige Bestreben von Shannons Hauptfigur Roy, seinen Sohn Alton zu beschützen, doch wovor und warum, das wird zunächst das größte Mysterium des Films sein. [...]

                                                • 9

                                                  [...] Während Comic-Autor Mark Millar und Film-Regisseur Matthew Vaughn gemeinsam an der Verfilmung zu "Kick-Ass" arbeiteten, kam ihnen die Idee zu einer Agenten-Story, die nicht nur den Werdegang eines ganz normalen Jungen hin zum in allen Künsten bewanderten Agenten abbilden sollte, sondern gleichsam mit einer packenden Geschichte und zahllosen Anspielungen auf das Genre gespickt sein würde. Hieraus entstand die sechsteilige Story "Secret Service", die keine zwei Jahre später in ihrer filmischen Adaption als "Kingsman: The Secret Service" das Licht der Welt erblicken sollte und dabei – so viel kann ich schon vorwegschicken – selbst den bereits ungemein überzeugenden Comic noch einmal spürbar hinter sich lässt, was auch erklären dürfte, weshalb es Vaughn dermaßen gereizt hat, die von ihm mitentwickelte Story für das Medium Film zu adaptieren, dass er hierfür selbst die Möglichkeit der Inszenierung von "Kick-Ass 2" in den Wind schlug, was man nur als Glücksfall bezeichnen kann, denn es ließe sich kaum vorstellen, was aus der ungewöhnlichen wie spleenigen, comichaft überhöhten und actionreichen Chose unter anderer Regie hätte werden können. [...]

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                                                  • 10
                                                    über Her

                                                    [...] Lange hat es gedauert, bis Spike Jonzes vielgepriesenes Meisterwerk "Her" und ich zueinander gefunden haben, doch dafür war es Liebe auf den ersten Blick. Suggerierte noch das ungemein nichtssagende, vergleichsweise triste und mit dem Blick von Joaquin Phoenix eine alles überschattende Melancholie versprechende Cover nicht unbedingt einen leichten oder beschwingten Film, musste ich mich dahingehend schnell eines Besseren belehren lassen, dass es Jonze in nur wenigen, knapp bemessenen wie sorgsam gefilmten Szenen gelingt, das Bild einer nahen und gar nicht mal so unwahrscheinlichen Zukunft zu skizzieren, in der die jetzt schon allgegenwärtige Abhängigkeit von Smartphone, Internet und Co. sozusagen auf die Spitze getrieben worden ist, so dass mittlerweile quasi jeder mit Knopf im Ohr herumläuft, sich direkt von Emails, Nachrichten und Aufgaben beschallen lassen kann und so selbst in der größten Menschenansammlung objektiv betrachtet völlig allein und grenzenlos einsam ist, was dann wiederum auch im bewusst noch einmal überhöhten Maße auf Phoenix‘ Figur des Theodore zutrifft, der in einer Agentur für das Schreiben von Liebes- und anderen intimen Briefen bezahlt wird und zwar mit wohlgewählten Worten jedes Herz zu erwärmen weiß, selbst aber in Einsamkeit und Isolation vor sich hin vegetiert, nachdem seine frühere Freundin ihn verlassen hat. [...]