Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 8

    [...] Regisseur Ruben Fleischer dürfte den meisten dank seiner – in meinen Augen – Kultkomödie "Zombieland" ein Begriff sein und genau mit derselben augenzwinkernden Schwarzhumorigkeit inszeniert er nun mit "Gangster Squad" einen überbordenden, sich selbst nicht allzu ernst nehmenden und rasanten Gangster-Streifen, der von seinen vielen ikonischen Szenen und großen Gesten lebt, von Figuren, die samt und sonders der Klischee-Figuren-Kiste des Film Noir entsprungen zu sein scheinen, gerade deshalb in Kombination aber auch wundersam zu funktionieren wissen. Da kommt es ihm sicherlich auch zupass, dass er für seinen neuesten Film ein Konglomerat fähiger wie berühmter Schauspieler hat versammeln können, die sich einmal mehr mit sichtlicher Freude der zugegebenermaßen nur rudimentär entwickelten, dafür extrem temporeich inszenierten Geschichte ergeben und aus ihren Rollen rausholen, was nötig ist, um aus dem Film ein atemloses Erlebnis zu machen. [...]

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    • 6

      [...] "Vom Regisseur von 'Der Feind in meinem Bett'" prangt dort auf der Hülle der Blu-ray und wer sich kurz besinnt, dass dieser Film aus dem Jahr 1991 stammt, dem sollte schon im Vorfeld klar sein, dass Regisseur Joseph Ruben nicht unbedingt in die höchsten Weihen des Hollywood-Olymp geklettert ist, doch verspricht der mit Michelle Monaghan und Michael Keaton durchaus hochkarätig besetzte Home-Invasion-Thriller dennoch spannende und vor allem schnörkellose Unterhaltung. Ein Großteil des Films spielt sich dann auch in dem namensgebenden Penthouse ab und Ruben versteht es sichtlich, die Möglichkeiten der kammerspielartigen Inszenierung zu nutzen und trotz Green Screen ebenso eine beeindruckende Aussicht zu schaffen, die sich von der Terrasse des Penthouse erblicken lässt. Ganz dem Thriller verhaftet geht es auch binnen 15 Minuten ordentlich zur Sache und von da an verliert "Das Penthouse" eigentlich kaum noch an Tempo und Spannung. [...]

      • 5
        über Passion

        [...] Es ist weithin bekannt, dass es Brian De Palma schon lange nicht mehr gelungen ist, an alte filmische Erfolge anzuknüpfen und dass er sich nun ausgerechnet mit "Passion" zurückgemeldet hat, dem Remake eines gerade mal drei Jahre alten französischen Films mit dem Titel "Liebe und Intrigen", verheißt nicht wirklich etwas Gutes, doch immerhin ist De Palma auch für eine eigensinnige und stilistisch interessante Inszenierung bekannt und es hat mich zudem gereizt, Rachel McAdams einmal fernab ihrer Paraderolle als freundliches Blondchen von nebenan zu betrachten und so stolperte ich eben doch über De Palmas neuestes Werk und blieb hängen. Warum allerdings die deutsch-französische Produktion allein des Regisseurs wegen als US-Remake vermarktet wird, wird mir ebenso sehr ein Rätsel bleiben wie der Umstand, dass der Film zwar einerseits in Berlin spielt, andererseits die Stadt als solche kaum zu erkennen ist (und einmal kurz sogar als London-Double fungieren darf), wo sich doch viele Chancen geboten hätten, ein paar stilvolle Impressionen und Panoramen einzufangen und sich damit auch noch einmal ein Stück weit von dem gut zwei Jahre zuvor entstandenen französischen Original abzuheben. [...]

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        • 7

          [...] Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Antoine Fuquas "Olympus Has Fallen" an Patriotismus kaum zu überbieten ist und in seiner Essenz ein munter zusammengeklauter Actioner ist, der weder mit tiefgründigen Figuren noch mit einer clever inszenierten Geschichte aufwarten kann, doch komme ich dennoch nicht umhin, für den Film eine Lanze brechen zu wollen im Kontext der zahllosen schlechten Kritiken, denn allzu oft wird anscheinend vergessen, dass Action-Filme sich nur mehr als selten durch genannte Punkte hervorgetan haben und dies auch nicht unbedingt müssen. Im Grunde sagt einem schon das Cover, welche Art von Film einen erwarten wird und das Versprechen, das hierin verborgen liegt, löst Fuquas neuestes Werk durchaus ein. [...]

          • 7

            *** Bezieht sich auf den "Extended Action Cut"! ***
            [...] 'World War Z' ist im Grunde weniger Zombie-Film als vielmehr temporeicher und actionorientierter Katastrophen- beziehungsweise in diesem Fall Seuchen-Thriller, wobei die Infizierten eben zufälligerweise in vielen Punkten frappierende Ähnlichkeit mit den Infizierten aus zum Beispiel '28 Days Later' haben und ganz allgemein gesprochen als Zombies gelten können, wenn man die begriffliche Definition etwas weiter fasst. Dementsprechend ist es zu verschmerzen und fällt nicht allzu negativ auf, dass für das Genre natürlich verhältnismäßig wenig Blut fließt und Splatter-Effekte im Grunde überhaupt nicht vorkommen. Allerdings muss man auch erwähnen, dass der Extended Cut in dieser Beziehung doch deutlich Boden gut macht, wie man dem gewohnt ausführlichen Schnittbericht entnehmen kann. Dementsprechend bin ich mir sicher, dass mir die Kinofassung nicht annähernd so zugesagt hätte wie diese erweiterte Fassung, die der akuten Blutarmut zuweilen entgegenwirkt. [...]

            • 6

              [...] Eran Creevys "Welcome to the Punch" – der im Deutschen wieder einmal den unsinnigen wie irreführenden Titel "Enemies" vorangestellt bekommen hat – ist ein durch und durch klassischer Krimi-Thriller mit Heist-Elementen, dem man die großen Vorbilder nur allzu deutlich ansieht. Was Inszenierung und Optik angeht punktet der Film auch mit einer mehr als soliden Machart, die rundherum zu unterhalten weiß, wohingegen es ihm gänzlich an Innovationen mangelt und er daher letztlich wie ein Stück von der Stange wirkt, routiniert produziert und gutaussehend, aber auch weitestgehend überraschungsarm und beinahe seelenlos. [...]

              • 7

                [...] Mit seinem Film "Heute bin ich blond" hat sich Regisseur Marc Rothemund der Verfilmung des Buches von Sophie van der Stap gewidmet, die in dem Werk ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet hat, welche sie zunächst im eigenen Blog publiziert hat. Der Film ist schon dahingehend eine Überraschung, als dass es sich um eine deutsch-belgische Koproduktion handelt und deutsche Filme der jüngeren Vergangenheit sich oftmals dadurch auszeichnen, bemüht witzig und gewollt pathetisch wie klischeebehaftet zu sein, doch derlei Abstriche muss man bei dieser Buch-Verfilmung zum Glück nicht machen und so kommt Rothemunds Werk überraschend frisch und unverbraucht daher. [...]

                • 7

                  [...] Über den Sinn und Unsinn eines Reboots nach gerade einmal zehn Jahren kann man streiten und so gesehen ist "The Amazing Spider-Man" wenn man denn gemein sein möchte durchaus als unnötig zu bezeichnen, doch Marc Webb wählt immerhin einen anderen Ansatz, nicht nur, was die Geschichte des Films und den großen Widersacher anbelangt, sondern vor allem auch, was die Interpretation Peter Parkers angeht, so dass mir Webbs Version schlussendlich sogar deutlich besser gefallen hat als der Auftakt der alten Reihe. Andrew Garfield als Peter Parker beziehungsweise Spider-Man ist in meinen Augen als deutlicher Zugewinn zu verbuchen, denn seine Figur ist deutlich weniger weinerlich angelegt und bei weitem nicht so naiv und gutmütig wie Tobey McGuires Interpretation (den ich ansonsten sehr schätze und ihm sein schauspielerisches Talent nicht absprechen möchte), wirkt trotz seines realen Alters aber auch deutlich besser aufgehoben an der Schule, auf die er geht. Weiterhin schlummert in Peter viel Wut und Unverständnis, was insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass seine Eltern ihn in frühester Kindheit vermeintlich im Stich gelassen haben, was mich der Figur von der emotionalen Seite her deutlich näher gebracht hat. [...]

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                  • 7 .5

                    [...] Hierzulande ist man dank des Marketings geneigt, "Celeste & Jesse" in der Sparte der typischen RomComs zu verorten, was sicherlich nicht der beste Schachzug war und manchen Zuschauer verprellt haben dürfte, ob er sich nun von dem Genre angesprochen fühlt oder eben nicht, denn der Film aus der Feder von Rashida Jones und Will McCormack bewegt sich viel eher in den Fahrwassern der immer beliebter werdenden Indie-Dramedys wie etwa "Vielleicht lieber morgen", was damit einhergeht, dass der Grad an Komik nicht annähernd die Gagdichte typischer Liebeskomödien erreicht und einem das Lachen oftmals im Halse stecken bleibt. Analog zu beispielsweise "(500) Days of Summer" erzählt der Film auch nicht gerade die Geschichte einer Liebe, sondern mehr des Entliebens, dies aber auf gefühlvolle Art und Weise, die den Zuschauer mitnimmt auf die Reise, wie es Celeste und Jesse hoffentlich gelingt, ihre Freundschaft zu retten. [...]

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                    • 6 .5

                      [...] Normalerweise trifft man die Hughes-Brüder ("The Book of Eli") im Doppelpack an und so war ich neugierig, wie sich Allen Hughes allein auf dem Regiestuhl schlagen würde und das Ergebnis ist durchwachsen, wenn auch mit deutlich positiver Tendenz, denn "Broken City" ist zunächst einmal ein atmosphärisch sehr dichter und stimmig inszenierter Polit-Thriller geworden, der sich zwar in der zweiten Hälfte dramaturgisch ein wenig verrennt, von seinen hochkarätigen Darstellern aber durchaus vor dem Scheitern bewahrt wird. Der Film verlässt sich allerdings sehr auf seine wendungsreiche, im Mittelteil reichlich verworren wirkende, Story und die vielen Geheimnisse, die das Komplott umgibt, so dass darüber eine stimmige oder tiefergehende Figurenzeichnung oftmals vernachlässigt wird. [...]

                      • 9

                        [...] "7 Psychos", das Zweitwerk des Regisseurs Martin McDonagh, der mit "Brügge sehen… und sterben?" als Debüt prompt einen Kult-Film rausgehauen hat, steht ganz eindeutig in der Tradition des Erstlings, wirft jedoch alle formalen Hemmnisse und Konventionen über Bord und ergeht sich von der ersten Minute an in einem überbordenden Feuerwerk der Fantasie. Wir lernen zwei Mafia-Killer kennen, deren Zwiegespräch während eines zu erledigenden Jobs die beiden dermaßen gefangen nimmt, dass sie die herannahende Gefahr nicht kommen sehen und prompt von Psychopath Nr. 1 niedergemacht werden, der uns später als der Jack-of-Diamonds-Killer vorgestellt werden wird. Der wiederum kommt dem Drehbuchautoren Marty, der die meiste Zeit des Tages mit dem Genuss alkoholischer Getränke verbringt und sich mehr und mehr darüber wundert, warum seine Freundin stets so ungehalten ist, gerade recht, denn es gilt, ein Drehbuch über sieben Psychos zu verfassen und bis dato steht nur die Figur des buddhistischen Psychos, der nicht an Gewalt glaubt, aber was der genau in dem Film dann machen soll, das weiß Marty auch nicht recht, so eröffnet er seinem besten Freund Billy. [...]

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                        • 8
                          über Argo

                          [...] "Argo" ist ein thematisch brisanter Thriller, der gekonnt nicht nur die Atmosphäre und die herrschenden Zustände der damaligen Zeit aufbereitet und dem Zuschauer in knappen, präzisen Bildern nahebringt, sondern auch eine ziemlich clever inszenierte Satire, wenn man bedenkt, mit welch abstrus scheinenden Mitteln hier versucht worden ist, die Geiseln außer Landes zu bekommen. Würde sich Affleck nicht auf den Wired-Artikel "The Great Escape" stützen und dieser nicht auf den Aufzeichnungen des realen Tony Mendez basieren, der im Film von Affleck himself verkörpert wird, würde man zugegebenermaßen mit dem Kopf schütteln und sich fragen, welcher Hollywood-Drehbuchautor hier über das Ziel hinausgeschossen sein mag. Hier allerdings trifft es wirklich zu, dass das Leben die besten Geschichten schreibt, die in diesem Fall auch noch recht wirklichkeitsnah und ohne falsches Pathos auf die Leinwand gebracht worden ist. [...]

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                          • 8 .5

                            [...] Vier Jahre nach Wiederbelebung des Franchise lässt J. J. Abrams seinem in einer alternativen Zeitachse angesiedelten "Star Trek" nun "Star Trek Into Darkness" folgen, verschreibt sich erwartungsgemäß dem Höher-Schneller-Weiter-Credo zweiter Teile und belebt prompt den auch Nicht-Trekkies bekannten und wohl berüchtigtsten Gegenspieler der Enterprise-Crew wieder. Charakterkopf Cumberbatch, der seit längerem bei der BBC einen mehr als eindrucksvollen "Sherlock" geben darf, erweist sich dabei als enormer Zugewinn und gibt einen charismatischen und abgründigen Bösewicht Khan, der seinesgleichen sucht und Eric Banas Nero aus dem ersten Teil spielend in den Schatten stellt, wenngleich Cumberbatchs Figur viel weniger die Storyline dominiert, als man zunächst vermuten würde, wobei seine Figur durchaus Dreh- und Angelpunkt der sich ergebenden Konflikte darstellt und sogar ein weiteres Cameo des ursprünglichen Spock nach sich zieht, der eindringlich vor der Gefährlichkeit dieses Gegners warnt. [...]

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                            • 8

                              [...] Zunächst einmal liefert Abrams einen ziemlich starken Einstieg ab, der uns auch direkt den großen Antagonisten der Erzählung näherbringt und das ein Vierteljahrhundert bevor die Ereignisse des eigentlichen Films überhaupt Fahrt aufnehmen, denn wir werden quasi Zeuge von Kirks Geburt, während sich sein Vater und dessen Schiff, die Kelvin recht bald von den Lebenden verabschieden. Es folgt ein Zeitsprung, Kirk ist Mitte zwanzig und genauso vorlaut und gleichzeitig charmant wie ein junger James Dean. In nur wenigen Szenen skizziert Abrams den Charakter des überheblichen, aber fraglos intelligenten Mannes, um ihn dann schnurstracks der Sternenflotte zuzuführen. Im weiteren Verlauf nimmt sich "Star Trek" zunächst einmal Zeit, seine Figuren und den Kosmos ein wenig vorzustellen, doch es wird auch schnell deutlich, dass Kirk, Spock und ihre angespannte Beziehung zueinander eine mehr als exponierte Stellung haben, denn beispielsweise McCoy bleibt mehr als blass und fungiert höchstens als Stichwortgeber oder darf ab und an mal ein paar schmissige One-Liner raushauen. [...]

                              • 8 .5

                                [...] "Die Jagd" ist im Grunde einer jener Filme, nach deren Sichtung man sich wundert, ob nicht etwa zu Beginn die weithin beliebte Texttafel "nach einer wahren Begebenheit" vergessen worden ist, denn Regisseur Thomas Vinterberg inszeniert sein Drama, das im Grunde gleichsam als Sozialstudie und Gesellschaftsportrait herhalten könnte, so behutsam und nachvollziehbar, ohne übertriebene Effekthascherei, übersteigerte Szenen oder fragwürdiges Pathos, dass man als Zuschauer leicht in Versuchung geführt wird, die Geschehnisse für bare Münze zu nehmen. Melancholisch und beschaulich geht es zu in dem verschlafenen, dänischen Nest und so dauert es seine Zeit, bis der Konflikt sich entspinnt, jedoch tut Vinterberg auch gut daran, seine Figuren zunächst zu entwickeln und vorzustellen, denn als der Stein erst einmal ins Rollen gebracht ist, setzt ein regelrechter und gekonnt inszenierter Schneeballeffekt ein, der bald schon eine drohende Eskalation der Ereignisse ankündigt, während der vermeintliche Täter gar lange Zeit im Dunkeln tappt, was die konkreten Vorwürfe gegen ihn betrifft. [...]

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                                • 8 .5

                                  [...] Regisseur Harmony Corine liefert mit Spring Breakers einen Film ab, der im Grunde mit sämtlichen etablierten Sehgewohnheiten des Zuschauers wie auch mit den meisten inszenatorischen Konventionen bricht, um ein Werk zu schaffen, das sich anfühlt und aussieht wie ein anderthalbstündiger Drogentrip oder auch Fiebertraum, inklusive Entrückung, Verwirrung, Flashbacks und Träumerei. Man merkt hierbei recht schnell und deutlich, dass es Corine zuvorderst um Sinneseindrücke und Gefühle geht und nicht so sehr um die eigentliche Geschichte, die alsbald mehr und mehr in den Hintergrund gerät, wobei sie letztlich auch nicht viel anzubieten hat und im Grunde nur als Aufhänger fungiert, um die immer wilderen Eskapaden, die immer unglaublicher werdenden Szenen und Momenteindrücke zu rechtfertigen und in Fahrt zu bringen. [...]

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                                  • 8 .5

                                    [...] Bei "Lawless" handelt es sich um die Verfilmung des Romans "The Wettest County in the World", der wiederum – geschrieben von Matt Bondurant – auf den Aufzeichnungen und Erlebnissen von dessen Großvater basiert. Insofern kommt der Film angenehm bodenständig daher und widmet sich ganz dem familiären Untereinander der Bondurants, statt sich in wilden Schießereien und Verfolgungsjagden zu ergehen. Zeigte zuletzt die HBO-Serie "Boardwalk Empire", wie spannend die Zeit der Prohibition inszeniert werden kann, so bleiben die dortigen Austragungsorte der kriminellen Revierkämpfe hier nur eine Randnotiz und Regisseur John Hillcoat ("The Road") widmet sich stattdessen ganz dem Leben und Treiben in Franklin County. [...]

                                    • 7 .5

                                      [...] Auch diesmal halte ich es für ratsam, darauf hinzuweisen, dass ich mir natürlich wieder den Extended Cut von "Hänsel und Gretel" angesehen habe, denn wenn ich mir ansehe, was da alles im Vorfeld der Schere zum Opfer gefallen ist, wage ich doch arg zu bezweifeln, ob mich der Film nur annähernd so gut hätte unterhalten können, wenn ich ihn in dieser abgeschwächten Variante geschaut hätte. Denn Wirkolas Märchen-Interpretation nimmt sich natürlich in keiner Weise ernst und zieht auch einen Großteil ihres Potentials aus dem trashigen Charme, wenn hier Köpfe und allerlei andere Körperteile durch die Gegend fliegen, Hirne herausgerissen werden und Menschen platzen. Ja, das ist ekelig und ja, das ist nicht jedermanns Sache, kann man diesem augenzwinkernden Splatter allerdings etwas abgewinnen ist der Film es durchaus wert, im Hinterkopf behalten zu werden. [...]

                                      • 6

                                        [...] Joe Cornishs Film hat im Grunde ein ganz klassisches Problem, wenn es gilt, in einem Sujet zu wildern, das noch nicht gänzlich von Hollywood ausgeschlachtet worden ist: die Erwartungshaltung. Denn wenn aggressive Aliens in einem Problemviertel in South London zu Boden gehen und sich eine unerschrockene Gang vorlauter Jugendlicher aufmacht, gegen die außerirdischen Invasoren ins Feld zu ziehen, erwartet man eine spritzige, britische Action-Komödie mit viel Verve und Tempo. Schaut man dann aber "Attack the Block" stellt sich schnell Ernüchterung ein. Nicht, dass der Film schlecht wäre, doch für das abgedrehte Setting ist er nicht wahnwitzig genug geraten und manchmal gar erschreckend unlustig, für einen unterhaltsamen Actioner gibt es hingegen zu viel Stillstand und Leerlauf, den Cornish nur ab und an für pointierte Dialoge zu nutzen weiß. [...]

                                        • 9
                                          über Hunger

                                          [...] Schnell wird deutlich, dass Steve McQueen sein Handwerk nicht bei halbgaren Spielfilmen gelernt hat, sondern sich vornehmlich als Dokumentarfilmer, als Fotograf, als Künstler auszeichnet, denn "Hunger" bricht wahrhaftig mit allen filmischen Konventionen und verweigert sich allen gängigen Spannungsbögen. Das beginnt damit, dass wir den Film zunächst aus Sicht des Wärters Raymond Lohan erleben, dessen Perspektive bald der des frisch eingelieferten Häftlings Davey Gillen weichen muss. Aus dessen Sicht bekommt der Zuschauer die Zustände im Gefängnis aus erster Hand nahegebracht und McQueen benötigt kaum Worte, um den Schrecken, den Stoizismus und die prekäre Situation als solches zu skizzieren, nicht jedoch, ohne es dabei zu versäumen, den Szenen eine surreal anmutende Ästhetik angedeihen zu lassen, was insofern schon beeindruckend ist, als dass die Wände mit Essensresten und Kot beschmiert und die Häftlinge inmitten von Maden und Unrat ihr Dasein fristen. [...]

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                                          • 7

                                            [...] In meiner Kritik – so viel möchte ich vorausschicken – beziehe ich mich diesmal explizit auf den Extended Director’s Cut des Films. Normalerweise ist diese Tatsache kaum eine Randnotiz wert und wird manchmal von mir vollkommen vernachlässigt (wie zuletzt bei "Savages"), doch scheinen mir diesmal die Handlungsänderungen und –erweiterungen mit Blick auf den ausführlichen Schnittbericht dermaßen eklatant, dass diesem Umstand gesondert Rechnung getragen werden muss, denn zumindest in dieser erweiterten Fassung ist "Total Recall" meines Erachtens auf alle Fälle weitaus besser als sein Ruf. An das Original kann ich mich nur schwach erinnern und folglich hat es mich nicht so mitgerissen, wie die Fans der ersten Stunde, die auch prompt Zeter und Mordio gebrüllt haben, aber über das Für und Wider von Remakes möchte ich mich an dieser Stelle gar nicht groß auslassen und widme mich lieber dem Film als solchen. [...]

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                                            • 7 .5
                                              über Haywire

                                              [...] Regisseur Steven Soderbergh hat mich in der Vergangenheit schon des Öfteren vortrefflich zu unterhalten gewusst und mäandert dabei bekanntermaßen wild durch sämtliche Film-Genres, was sich allein schon an "Contagion" aus demselben Jahr und dessen nicht vorhandenen Parallelen zu "Haywire" belegen lässt. Mit letzterem versucht sich Soderbergh nun in der Action-Sparte und fügt den altbekannten Versatzstücken in gewohnter Manier seinen ihm eigenen Stilwillen hinzu und präsentiert einen bis ins letzte Detail durchkomponierten Agenten-Thriller mit all den Intrigen die man aus diesem Sujet gewohnt ist. Größter Gewinn hierbei ist die zunächst skeptisch machende Besetzung der im Film-Business unbekannten Martial-Arts-Kämpferin Gina Carano, die ihrer Rolle als Mallory Cane den nötigen Wumms verleiht. [...]

                                              • 6

                                                [...] Nie hätte ich gedacht, einen Film mit Zac Efron zu schauen! Wie schnell man mit solchen Grundsätzen brechen kann, sieht man hier: Lee Daniels liefert mit The Paperboy einen Film ab, der zunächst anmutet wie ein typischer und routiniert inszenierter Südstaaten-Thriller, der aber immer mehr in Arthouse-Gefilde abdriftet und sich in seinem schwül-düsteren Setting zu verlieren droht, während er sich an episodenhaften Momentaufnahmen delektiert. Inszenatorisch gibt sich der Film zweifelsohne keine Blöße, doch bleibt er dramaturgisch mehr und mehr auf der Strecke, nicht zuletzt deshalb, da er die eigentliche Krimi-Handlung recht bald beinahe gänzlich aus den Augen verliert und sich stattdessen in vielen kleinen Nebenhandlungen ergeht, die aber allesamt nicht konsequent zu Ende gedacht werden und letztlich fast bedeutungslos verhallen, während ganz zum Ende hin ein paar Thriller-Versatzstücke die Geschichte wieder auf Linie zu bringen versuchen. [...]

                                                • 7

                                                  [...] Hit and Run von und mit Dax Shepard ist ein im besten Sinne anarchischer Road Movie, den man zwar zu keinem Zeitpunkt so wirklich für voll nehmen kann, der aber jederzeit gehörigen Spaß verspricht. Dax Shepard übernimmt dann auch prompt die Hauptrolle und teilt sich dafür den Regieposten mit David Palmer, während auch das Drehbuch einzig Shepards Feder entstammt. Für die weibliche Hauptrolle hat er wiederum – und wen würde das jetzt noch wundern – seine Lebensgefährtin Kristen Bell verpflichtet, die sich bekanntermaßen für keinen Quatsch zu schade ist und auch hier mit unverhohlener Freude ihr bestes gibt, inklusive augenzwinkernder Blödeleien, wenn Bells Rolle Annie Bean voller Inbrunst nach einem Rindfleisch-Burger verlangt. [...]

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                                                  • 4

                                                    [...] Jennifer Lawrence und ich, wir hatten einfach keinen guten Start miteinander, denn das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich sie nun einmal in Die Tribute von Panem und dass dieser mir nur grenzwertig zu gefallen wusste ist ja ein offenes Geheimnis. Dann aber wusste sie sich mit und in Silver Linings zu rehabilitieren und deshalb war ich dann letztlich auch bereit, House at the End of the Street eine Chance einzuräumen, wenngleich mir natürlich bewusst war, dass sie in einem derartigen Genre-Beitrag nicht annähernd so würde glänzen können, aber man definiert einen Film ja nicht über seine Hauptfigur und auch wenn mir bewusst war, im Grunde konventionelle Kost serviert zu bekommen, wurde ich in mehrfacher Hinsicht überrascht, positiv wie negativ. [...]