mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

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    Eigentlich sollte es einer Revolution vorbehalten sein, die eigenen Kinder aufzufressen. In Alexander Paynes "Downsizing" sind jedoch eben jene Sprösslinge der schönen neuen Welt, die alle guten Vorsätze und Visionen korrumpieren und langsam zerstören. Der Blick auf eine Gesellschaft, die sich nur scheinbar gesundschrumpft, bietet einiges an Denkanstößen. Könnte jedoch vor allem noch besser und entschlossener sein.

    Sicherlich hat es in den vergangenen Jahren kaum ein Script gegeben, das clevere Ideen mit einem angemessen großen Budget kreuzen durfte. Nur ist clever nicht gleichbedeutend mit durchweg intelligent.

    Wie schon bei "Citizen Ruth", "About Schmidt" oder auch "The Descendants", widmet sich Alexander Payne dem menschlichen Jahrmarkt der Eitelkeiten, Eingebungen und Idiotien mit all seinen Facetten. Er zeigt uns dabei als unperfekte Gattung, die sich selbst im Weg steht und doch Größeres vollbringen könnte. Doch er macht dabei nie so recht klar, ob er nun eine echte Sozialsatire, eine Kriegserklärung an den Kapitalismus, der auch im Miniformat einen Keil durch die Gesellschaft treibt oder einfach nur ein nachdenkliches Ökomärchen inszenieren wollte. Auch auf das Mischverhältnis von Humor und ernsten Untertönen wirkt sich diese Unentschlossenheit aus.

    Wenn die Bauern-Kommune im letzten Akt sowohl als letzte Hoffnung, als auch Bekloppten-Verein verstanden werden kann, steckt da sicherlich ein kluger Gedanke hinter. Der aber zur Frage führt, ob es DAS jetzt nach über zwei Stunden wirklich gewesen sein soll. Allein mit dem bisschen Humanismus lässt sich "Downsizing" schwer rechtfertigen. Oder der Großteil der Menschheit ist einfach noch zu dumm für diesen Traum.

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    • 6

      Als Musikvideo-Regisseur hat Mark Pellington eine wirklich beachtliche und vielseitige Lise an Bilderstürmen hingelegt. Und auch seine Leinwand-Arbeiten "Arlington Road" und "Die Mothman Prophezeiungen" hinterließen Eindruck. Dass der Mann auch anders kann und möchte, zeigt Pellington mit "The Last Word".

      Die große Shirley MacLaine gibt hier die von ihrer Umwelt gehasste Kratzbürste und Klugscheißerin, die Amanda Seyfried als Nachruf-Autorin quasi zwangsverpflichtet. Da ist schon einmal kein Platz für Bilderstürme oder aufregende visuelle Impulse. Was natürlich auch wiederum wahnsinnig deplatziert wäre. Eine MacLaine braucht im Grunde nichts anderes als eine aufmerksame Linse und die bietet ihr Pellington nur zu gern.

      Zumindest punktet der Film mit lustvoll komischen Momenten, druckst dann aber auch zu sehr herum in seinen nachdenklichen Passagen. Was größtenteils am gespaltenen Verhältnis zur Hauptfigur liegt. MacLaine bekleidet ihre Rolle mit spürbarem Vergnügen, andererseits macht sie diese nicht unbedingt sympathischer. Größter Hemmschuh von "The Last Word" bleibt die Vorstellung, dass MacLaines Figur am Ende wie diese Lehrerin auftritt, die nie einer leiden konnte, obwohl ihr ständiges Tadeln nur zum Ansporn ihrer Schüler gedacht war.

      Ist nicht blöd gedacht, allerdings nur bedingt gut gemacht. Am Film selbst gibt es nichts Gröberes auszusetzen. Nur lassen sich der noch bissige Auftakt und das wehmütige Ende nur schwer miteinander vereinen. Zwischen einer Roadtrip-Episode, eine Romanze und klärenden Mutter-Tochter-Treffen nach ewiger Funkstille, hätte sich bestimmt noch Platz für ein bisschen mehr Tiefe finden lassen.

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      • 7 .5

        In dieser Phase seiner Karriere überzeugt Steven Spielberg verstärkt weniger mit seinen "Entertainment"-Visionen, sondern mehr als Mann des Statements. Dieses verpackt er auch in "Die Verlegerin" abermals in die Aufarbeitung einer besonderen Episode der jüngeren amerikanischen Geschichte.

        Die Unabhängigkeit der Presse mag da nicht als der packendste Aufhänger des Polit-Kinos erscheinen, doch auch abseits von Regierungschefs wie Trump und ultra-konservativen Anfeindungen bleibt sie für eine Demokratie elementar.

        Weshalb auch Spielberg ihre Verteidigung als einen eher besonnen großen Film inszeniert, bei dem die Aktionen sich dem gesprochenen Wort und seiner Bedeutung unterordnen. Dennoch wirft "The Post" einen ebenso glaubwürdig intimen Blick auf das, unter Beschuss stehende, Journalistenteam.

        Größtes Anliegen bleibt dennoch, uns Nachgeborenen zu vermitteln, an welchem Scheideweg die Vereinigten Staaten im Fall der Pentagon-Papiere standen. Und wie nicht nur diese Nation sich verändert hätte, wenn ein nachtragender Präsident Nixon die Presse, per Gerichtsurteil, in die Mangel hätte nehmen können.

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        • 6

          War das Ende von "Breaking Bad" nun brillant? Episch oder das beste, was der Fernseh-Bildschirm je erlebt hat? Diesen Diskurs überlassen wir einmal künftigen Generationen von Stammtisch-Kritikern. Das Ende dieser Ausnahme-Serie war vor allem eines: passend. Belassen wir es dabei, okay?

          Trotzdem lässt Mastermind Vince Gilligan ein (weiteres) letztes Mal die Puppen tanzen. Schließlich ist es zu verlockend, die weiteren Umstände des freigelassenen, armen Jesse Pinkman zu beleuchten. Und der Paycheck von Netflix wird auch seinen Anteil an diesem Projekt gehabt haben.

          Wie auch immer, "El Camino" trägt sinnvollerweise einen Namenszusatz, der eigentlich alle Missverständnisse im Vorfeld ausräumt. Dies ist "ein", nicht "der" Breaking-Bad-Film. Nicht nur semantisch ein feiner Unterschied.

          Gilligans Nachzügler braucht satte 122 Minuten für die Erfüllung des Fan-Service. Bietet sonst hingegen kaum neue Erkenntnisse. Ob und wie der geschundene Pinkman endlich so etwas wie Erlösung findet, ist natürlich schön zu erfahren. Aber ganz in gewohnter "Breaking Bad"-Manier liefert der Film eine sehr eigene Antwort auf diese Frage.

          Und es ist diese immer noch spürbare Stil- und Treffsicherheit, die "El Camino" zwangsläufig auf die Füße fällt. Denn wo eigentlich schon alles gesagt ist, verbietet sich eigentlich jedes weitere Wort. So wirkt auch dieser Film wie eine nachgereichte Bonus-Folge, deren dünner Handlungsstrang wohlweislich aus dem Gesamt-Kunstwerk gestrichen wurde. Bisher jedenfalls.

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          • 5

            "Nikita" mal aus der Sicht des unwissenden Alibi-Freundes. Warum auch nicht? In "Come And Find Me" begibt sich Aaron Paul in den Dickicht eines Verschwörungs-Geflechts, das etwas besser ausgearbeitet erscheint als im Gros der Missing-Thriller.

            Es ist aber auch leider nicht allzu clever und dürfte durchaus wenigstens den Ansatz einer Auflösung bieten. Stattdessen entzieht sich der Film, wie bei der Action, dem vermeintlichen Vorbild Luc Besson. Und entflieht, wohl aus Budgetgründen, in einen Wunschtraum. Was aber eben auch als Verarsche des Zuscherschaft betrachtet werden kann.

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            • 6 .5

              Beeindruckend und durchaus empfehlenswert, wenn auch nie bahnbrechend. Nach seinem dreistündigen Director's Cut von "Doctor Sleep" ist die Versuchung groß, Mike Flanagan um den Hals zu fallen. Sich mal so eben gleichzeitig an den ausdrucksstarken Visionen von Stephen King und Stanley Kubrick zu versuchen, das bringt nicht jede(r).

              Und dann reicht der Mann auch noch nach vierzig Jahren endlich ein Sequel von "The Shining" nach, das dem Geiste der Vorlage mehr gerecht wird. Findet zumindest der King of Horror persönlich. An King scheint denn auch dieses Fan-Geschenk am meisten adressiert zu sein. Doch auch der Rest darf sich an der äußerst peniblen Wiederauferstehung des Overlook Hotels erfreuen.

              "Doctor Sleep" ist frei vom üblichen Jump-Scare-Gedöhns. Das Grauen liegt hier in der Tatsache, hässliche tote Menschen sehen zu können oder die Ermordung eines Kindes miterleben zu müssen. Dabei sorgen die außerordentlichen Fähigkeiten von Danny Torrance und dem sinistren "Wahren Knoten" für einige echte Hingucker.

              Aber bleiben wir auch auf dem Teppich. Manch große Bilder sind nicht alles und der Weg dorthin kann sich etwas zu sehr ziehen. Besonders nach dem Vergleich mit der ursprünglichen Kino-Fassung wird klar, dass Flanagans Werk durchaus einige Längen hat. Speziell in der ersten Hälfte erscheinen einige Eindämpfungen denn auch beinahe vertretbar.

              Dieses Gefühl, dass "Doctor Sleep" bisweilen etwas länger braucht, um auf den Punkt zu kommen, resultiert natürlich auch aus den Streichungen der nicht gerade dünnen literarischen Vorlage. Wobei halt auch diese King-Adaption, in Sachen Charakter-Zeichnung, den Kürzeren zieht.

              Natürlich leuchtet es ein, Ewan McGregor nicht nur den mit sich selbst ringenden Säufer zu zeigen, schließlich muss auch der Horror mal richtig losgehen. Es ist dennoch festzuhalten, dass das Verhältnis des Zuschauers zu Danny und seiner neuen Mitstreiterin Abra halt nicht das gleiche ist wie nach der Lektüre von Kings Buch.

              Was denn auch bei den Steamheads auffällt. Diese werden, bis auf Rebecca Ferguson, kaum genutzt und näher beleuchtet. Und wirken deshalb wie ferne Verwandte der Vampir-Meute aus "Near Dark" und Stephen Kings eigenen Schlafwandlern. Für die Gegenspieler einer 180-Minuten-Veranstaltung fehlt es ihnen wiederum etwas an Kontur.

              Trotzdem hat auch all das Gewicht, was "Doctor Sleep" richtig macht. Atmosphärisch, darstellerisch und in Sachen Effekte liefert der Film ab. Freuden-Pipi darf sich in den Augen sammeln, weil Kubricks Shining (nicht bloß als Random-Gag) scheinbar bis ins kleinste Detail rekonstruiert wurde. Nur eigene Maßstäbe wird dieser Film wohl nicht setzen.

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              • 7 .5

                Was ist so lässig, wie Deine-Mutter-Witze beim ersten Treffen mit den Schwiegereltern zu erzählen? Oder Wacken im Helene-Fischer-T-Shirt zu rocken? "Deadpool 2" gut zu finden? Volltreffer!

                Das unkaputtbare Narbengesicht und Ganzkörper-Gummimonster Wade Wilson hat nicht nur Ryan Reynolds einen unverhofften Karriereschub verpasst. Auch seine Macher erhielten die Lizenz zum Fanboy-Wichsfest, von der sie im zweiten Teil regen Gebrauch machen.

                Diese Beurteilung bezieht sich auf den Super Duper $@%!#& Cut. Und ei, was werden hier für Sprüche über Buttplugs, Cockringe, Babyfüsse und hässliche Fratzen gerießen. Während munter mit Klingen, Knarren oder Fäusten Schneisen durch Gegnerhorden hindurch gezogen werden.

                Das ist unverschämt anspruchslos, strapaziert die Grenzen des guten Geschmacks und ist selbstredend ein Fliegengewicht in Sachen Story.

                Aber hinter all diesen Punkten oder James Brolin als Cable und einen gegrillten Brad Pitt, offenbart sich "Deadpool 2" als umfassendes Meta-Fuck-Meisterwerk. Da wird nicht bloß heiter die alte Leier Kniff vom gefridgeten Girlfriend abgespult. Unser Deadie lässt sich gleich noch ausgiebig beim Zuschauer über die offenkundige Kreativitäts-Starre der Autoren aus. Oder revidiert schlechte Karriere-Entscheidungen nachträglich mit einer Kugel oder zwei, drei, vier.

                Natürlich ist "Deadpool 2" nicht mehr die erste megateure Superhelden-Veranstaltung, die sich selbst veräppelt. Die Unbedarftheit, mit der dieser Film ständig zwischen einer Arschbombe im Fettnäpfchen und Selbstanalyse wandelt, ist schon beachtlich (ansteckend). Wenn wir dem noch das zu rettende Kind hinzufügen, das mal nicht aus einem Niedlichkeits-Katalog entsprungen ist oder die finsteren Untertöne über Mutanten-Umerziehung erwähnen, müssen wir uns am Ende keine reine Selbsttäuschung vorwerfen lassen.

                Dann ist auch "Deadpool 2" womöglich mehr als die große Marvel-Sause des frag-würdigen Geschmacks.

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                • 3 .5

                  Okay, es gibt auch Filme über Typen, die mit ihrem Lümmel reden. Warum also nicht auch einen über eine Frau, der über Nacht über ein, ihr wisst schon was, wächst. Das gab es vielleicht schon in der einen oder anderen Form schon einmal, aber als ergänzender Kommentar zum Geschlechterk(r)ampf birgt "Mein Neues Bestes Stück" doch noch Potenzial.

                  Welches von Audrey Dana, Hauptdarstellerin und Regisseurin in Personalunion, hingegen glatt verschenkt wird. Nicht, dass das plötzliche Interesse an weiblichen Kurven oder der ständige Druck des neuen Körperteils zwar flach, aber doch auch unterhaltsam sein kann. Danas Film ist aber leider keine Abrechnung mit Macho-Klischees oder alltäglichem Sexismus.

                  Am Ende ist er einfach nur eine harmlose Variante von "Was Frauen Wollen" und lässt seine unsichere Protagonistin in die Arme eines Mannes sinken, den sie ja nun etwas besser versteht. Es muss ja nicht gleich X-Rated sein, ein bisschen mehr Biss hingegen hätte aber nichts geschadet. Und wo schließlich die beste Idee um die Ecke kommt, ist auch schon Schluss. Schade. Immerhin ist Christian Clavier mit von der Partie, auch wenn er es nicht rettet.

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                  • 3 .5
                    über Hangman

                    Der Optimist denkt sich: Na, so geht wenigstens etwas Zeit rum. Der Pessimist hingegen klagt über die geraubte Lebenszeit.

                    Was Al Pacino hingegen denkt, werden wir wohl nie erfahren. Denn der döst in "Hangman" mit dem schnarchigen Plot um die Wette. Und wirkt so, als wäre er als Weltklasse-Schauspieler ins Soap-Opera-Straflager versetzt worden.

                    Und das ist noch nicht einmal das offensichtlichste Problem an diesem verspäteten "Sieben"-Aufguss. Manche Trends sind nicht totzukriegen. Seit den Neunzigern haben wir ja eine gefühlte Million düsterer Serienkiller-Psychothriller ertragen müssen. Da gab es natürlich auch richtig gute und viele erträgliche Nachzügler.

                    Aber leider auch immer wieder Filme wie "Hangman", der übrigens durchaus noch im Qualitäts-Mittelfeld verbucht werden könnte. Dann aber schon so in Richtung unteres Ende. Es stecken einfach zu viele unglaubwürdige Wendungen drin und selbst die schockierenden, blutigen Momente locken den Puls kaum aus dem Keller hervor.

                    Ich würde Al Pacino, Karl Urban und Brittany Snow raten, die nächste Spielrunde freiwillig auszusetzen.

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                    • 3

                      Aus aufrichtigem Respekt vor den vier Hauptdarstellerinnen werde ich die Bewertung nicht unter die drei sacken lassen. Sie werden ja schon selbst bemerkt haben, dass ihre Damen-Runde in "Book Club" sich vor allem mit peinlich wirkenden Sex-Zoten rumplagt und ansonsten auch nur Romantik-Klischees für die Zielgruppe der Best-Ager aufwärmt. Das wäre an sich nur schwach, aber noch zu verschmerzen. Aber was dem Film dann so richtig schadet ist die Zweitverwertung von "Fifty Shades of Grey". Gerade hatten wir die Schmöker um den ollen Ruten-Schwinger Grey erst vergessen, da erhalten sie hier schon wieder eine Ehrung, die sie doch gar nicht verdient haben.

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                      • 5 .5

                        Was einmal Geld bringt, wird es auch ein zweites Mal tun. Das wird sich Eddie Murphy vielleicht auch gesagt haben, als er im Produzentenstuhl die Zusage für "Und wieder 48 Stunden" gab.

                        So ein Sequel sollte ja an sich eine sichere Bank sein. Vor allem, wenn sie vom gleichen Dreamteam gedreht wird. Fürs fertige Produkt gilt jedoch: zu viele Köche verderben den Brei.

                        Was als Steilvorlage für einen Kassenknüller begann, wurde vom Studio vorab dramatisch abgespeckt und umgeschnitten, weil wir Zuschauer kaum über neunzig Minuten ruhig sitzen können und keine Sprüche mehr vertragen.

                        Welche Befürchtungen die Eingriffe in ein ursprünglich zweineinhalb stündiges Werk auch befeuert haben, dem Ergebnis hat es nur geschadet. "Und wieder 48 Stunden" hat von allem nur noch die Hälfte. Kaum gute Action, einen Eddie Murphy mit Maulkorb und einen Schweizer Käse als Story.

                        Die Plotlöcher und -sprünge berauben dem dynamischen Duo Nolte/Murphy eben halt der Dynamik. Und das lustlose Auf- und Abtauchen von Figuren sorgt für Verwirrung. In seiner bekannten Form stellt der nur eine vertane Chance dar und sollte als Warnung dienen, Studiobosse in den Schneideraum zu lassen.

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                        • 8

                          Dirty Harry stapelt vielleicht mehr Leichen. Riggs und Murtaugh hinterlassen mehr Sachschaden. Trotzdem erüllt "Nur 48 Stunden" den Tatbestand des Buddy-Movies wie kaum ein anderer Genretitel und gehört bei den Bestenlisten zu den Erstplatzierten.

                          Das hat sich der Film natürlich allein schon wegen der kongenialen Paarung des freudlosen Pitbull-Gesichts Nick Nolte mit der Quasselstrippe Eddie Murphy verdient. Das ungleiche Duo macht nicht nur Jagd auf rücksichtslose Psychopathen, es darf auch Sprüche abliefern, die heutzutage gleich Strafanzeigen und Entlassungen zur Folge hätten.

                          Oh ja, "Nur 48 Stunden" ist alles anderes als politisch korrekt und mit Sicherheit von seiner Geisteshaltung her heute schon als Dinosaurier zu bezeichnen. Walter Hill gelang aber auch ein immer noch genießbarer Cop-Krimi, bei dem es für damalige Verhältnisse relativ hart zur Sache geht. Und die Masche mit dem Schandmaul sollte Murphy ja noch einige Erfolge und Klassiker einbringen. Bis er denn zahmer wurde.

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                          • 5

                            Wer sagt, dass Amerika nicht mehr zur Weltpolizei taugt? Im Film klappt das doch noch tadellos. Bloß bitte nicht zu viel den Grips anstrengen, das kann nämlich Kopfschmerzen verursachen.

                            Auch von "Hunter Killer" sollte nicht mehr als ein Action-Thriller im Militärmilieu erwartet werden. Ein Dritte-Weltkriegs-Szenario, das nicht ganz frei von Spannung ist und mit Gary Oldman und Michael Nyqvist (leider in einer seiner letzten Rollen) zwei gestandene Mimen kurz ins Feld schickt.

                            Der große Rest wird natürlich Gerard Butler, seiner U-Boot-Crew und einem Schatten-Trupp überlassen. Was "Hunter Killer" natürlich alles brav bei Tom Clancy abgeschaut hat, allerdings in zu groben Zügen für die Call-of-Duty-Generation übersetzt.

                            Echtes Fingerspitzengefühl in Sachen Spannungsaufbau und das Mengenverhältnis von Szenen im War Room und dem Feldeinsatz weichen dem Drang des Zuschauers, bei den Feuergefechten selber zum Controller zu greifen. Und bei den leicht verständlichen Schablonen dringt auch immer wieder Semper-Fi-Ethos und das bisschen U!!!S!!!A!!!-Patriotismus durch.

                            Na egal, es lässt sich auch auf Durchzug schalten und "Hunter Killer" als typischer Vertreter des Hauses Millenium Films genießen.

                            • 2

                              Da setzt Tom Cruise schon einmal ein Zeichen für die Gleichberechtigung und lässt sich von Sofia Boutella in den Arsch treten. Und trotzdem ist das Ergebnis eine Filmgurke. Es liegt allerdings nicht allein ihm oder am Fakt, dass seine Figur ein unsympathischer Vollhorst ist.

                              Alex Kurtzmans 2017er Update von "Die Mumie" fehlt es an so ziemlich allem, was ein Blockbuster an Überzeugungskraft auffahren kann. Allen voran die Einflüsse und Ideen, die sich noch bei "An American Werewolf in London" oder "Die Nacht der reitenden Leichen" ausgeborgt worden und ohne erkennbaren Esprit präsentiert werden.

                              Einzig der Genderswitch beim ägyptischen Plagegeist und Russell Crowes launiger Auftritt als Dr. Jekyll und Mr. Hyde lassen noch geistreiche Züge erkennen. Beim Rest handelt es sich lediglich um ein geschmacksarmes Fast-Food-Produkt, über das, um im Bilde zu bleiben, echte Köche und Genießer nur die Nase rümpfen können.

                              Uns Filmfreunden wird hier ja weniger ein Monster-Reboot, als denn ein Marketing-Produkt serviert. Und dementsprechend seelenlos wirkt dieses Werk auch. Es lohnt sich lediglich der einmalige Vergleich mit Stephen Sommers Version. An der sich erkennen lässt, wie eine einmalige gute Besetzung, klassisches Indy-Flair und Humor einen Film auch abseits zeitgenössischer Trickkunst gut altern lassen.

                              Alles Attribute, mit denen "Die Mumie" 2017 leider nicht aufwarten kann. Wenigstens hat der Absturz an der Kinokasse alle weiteren Dark-Universe-Pläne und die damit drohende Gurkenernte verhindert.

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                              • 8

                                Es geht ja immer anders, doch zu viele Geschichten von Amerikanern mit der scheinbar falschen Hautfarbe lesen sie alle gleich. So wie die von Alonso und Clementine. Der Missbilligung der Familie können sie noch trotzen, den Vorurteilen von Vermietern und schließlich der Polizei der frühen Siebziger Jahre werden sie nicht entkommen.

                                Nicht, dass die zeitliche Verortung eine besondere Rolle spielen würde. "If Beale Street Could Talk" ist die Abrechnung eines zeitlosen Problems, eines imminenten gesellschaftlichen Betriebsfehlers, der Menschen nicht kaukasicher Herkunft schon zu oft unter Generalverdacht stellte und in schlechteren Lebensumständen und im Gefängnis endete.

                                Es erfasst es auch unser junges Paar, als Alonso dem falschen Officer auffällt und sich als Tatverdächtiger einer Vergewaltigung der Justiz ausgeliefert sieht. Und nein, "Beale Street" ist kein Crime-Drama, bei dem am Ende alle Ungereimtheiten aufgeklärt werden.

                                Der Film ist eine Abrechnung mit dem institutionellen Rassismus der Vereinigten Staaten, der unter anderem dafür sorgt, dass die Strafvollzugs-Einrichtungen überquellen und Gerichte Anhörungen endlos vertagen. Justitia mag ja blind sein, das amerikanische Rechtssystem ist zumindest dann, wenn ein offenkundig Unschuldiger wie Alonso nur ein weiterer Schwarzer auf der Anklagebank ist.

                                Die Bloßstellung dieses Apparates in "Beale Street" benötigt dann auch keinen Rekord für die Verwendung des N-Worts, keine Parade an vor Abscheulichkeit triefenden Markenträgern. Es gibt auch keine Höllenaufnahmen aus der Zelle. Dieser Film bleibt ganz nah an seinen Figuren und verdeutlicht durch ausgewählte Spielszenen und vor allem durch Momentbilder und Off-Kommentare von Clementine, auf welch tief greifende Weise ihr Leben erschüttert und aus der Bahn geworfen wird.

                                Fürs Publikum etwas herausfordernd sind da natürlich die Verwendung von Szenen, die Figuren einfach nur beim Machen, wie Alonso in seinem Atelier zeigen. Das streckt vielleicht die Handlung ein wenig, zumal "Beale Street" immerhin knapp zwei Stunden läuft, vermittelt aber auch den Eindruck, dass wir es mit echten, vielschichtigen Charakteren zu tun haben, die mehr verkörpern als die ihnen zugedachten Rollen.

                                Zur ganz eigenen Erzählform und Stärke dieses Films trägt dann auch bei, dass er bei allen traumwandlerlischen Einschüben nie den verzweifelten Kampf gegen die Windmühlen aus den Augen verliert. Oder, dass dieser Kampf am Ende mit einem allzu seichten Happy End verrät.

                                Dabei geht es nicht unbedingt darum, die Schwere des Stoffes auch fürs Publikum in eine ungewohnte Seherfahrung zu übersetzen. Meiner Meinung wurde "Beale Street" mit der sinnvollen Logik realisiert, uns Zuschauern einen Blick durchs Fenster ins Leben seiner Akteure zu vermitteln. Uns eine Nähe und Verbundenheit aufbauen zu lassen, die auch dann wirkt, wenn diese Figuren nicht die Möglichkeit zu tränenreichen und ergreifenden Monologen vor Gericht eingeräumt wird.

                                Auf vieles, was vor allem bei Justizdramen mit weißer Besetzung selbstverständlich ist, fehlt hier. Und das ist nicht tragisch für den Filmgenuss. Sondern schon ein Weckruf dafür, wo im wahren Leben endlich mal weitreichende Änderungen eintreten müss(t)en.

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                                • 8

                                  Es gibt also doch noch etwas anderes als Lovestorys mit todkranken Teenies oder Sci-Fi- und Fantasy-Szenarien, die uns mit der immer gleichen Nummer von auserwählten Welten-Retterinnen ermüden.

                                  Nichts gegen die Welten der Young-Adult-Fiction. Aber "The Hate U Give" empfielt sich mit seiner leider sehr eindringlichen Realitätsnähe als der vielleicht wichtigste Jugendfilm des Jahrzehnts.

                                  Nicht, weil er echte Konlfikte möglichst elegant aufgreift und auflöst. Nein, dieser Film gehört eigentlich in jeder Schule gezeigt. Vielleicht würde das mehr dazu beitragen zum Aufbau gegenseitigen Verständnisses und dem Abbau von Hass und Vorurteilen, die von zu viel alten weißen Männern in dieser Welt immer noch hochgehalten werden.

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                                  • 5 .5

                                    Die Zukunft ist schon stark. Waffen und Ersatzorgane kommen aus dem 3-D-Drucker, schnieke Spielzeuge erleichtern das Leben auf der schattigen Seite abseits des Gesetzes ungemein. Kehrseite der verschönerten neuen Welt: selbst Trinkwasser ist inzwischen zum kostbaren Gut geworden, das sich nur noch diejenigen leisten können, die auf der sozialen Leiter ganz oben hocken.

                                    Kein Wunder also, dass das Los Angeles von Morgen zum Schauplatz eines Bürgerkriegs zu mutieren droht. Während Jodie Foster als die "Schwester" und Betreiberin des titelgebenden "Hotel Artemis" kriminellen Club-Mitgliedern Obdach und medizinische Versorgung bietet. Solange der Burgfrieden in hitzigen Zeiten wie diesen jedenfalls anhält.

                                    Es lässt sich kaum leugnen, für sein Spielfilm-Debüt hat der erfahrene Drehbuch-Schreiber Drew Pearce eine auffällige Grundidee mit einer Schar interessanter Darsteller und cooler Ausstattung kreuzen dürfen. Das sieht doch arg nach einem jener seltenen Glücksfälle aus, bei denen vielleicht sogar wirkliche Eigenständigkeit zum Kult-Status führen wird. Immerhin zeigt ja allein die gelungene Paarung der zierlichen Jodie Foster mit dem hühnenhaften Dave Bautista, dass da jemand bei der Besetzung mit allen fünf Sinnen mitgedacht hat.

                                    Nur leider hat der sechste Sinn hingegen versagt und führt dazu, dass bei "Hotel Artemis" alle gesteigerten Erwartungen mitsamt der Dramaturgie ausgebremst werden. Und dass steht und fällt leider so ziemlich mit der Tatsache, dass Pearces Film nur eine wirklich interessante (da dreidimensionale) Figur auffährt. Und das ist nun einmal Fosters Schwester, die von einem schweren Trauma gezeichnet ist und ansonsten auch die meiste Sympathie abkassiert. Während die Auftritte von Sterling K. Brown, Sofia Boutella und auch der von Jeff Goldblum spürbar unter ihren Entfaltungsmöglichkeiten bleiben.

                                    Nicht, dass hier jemand keine Ahnung vom Strukturieren eines Handlungsbogens hatte. Im Gegenteil, das ernüchternde am Geschehen ist eher, dass Pearce das Potenzial seiner Charaktere meist verschenkt, weil er nur eine echte packende Geschichte anbietet. Und das meiste drumherum sich nach Füllmaterial für leere Script-Seiten anfühlt. Da ist es dann auch schön enttäuschend, dass Pearce wiederum nur einen allzu gewohnten Action-Showdown anbietet, um die Handlung aufzulösen. Und nicht mal dieser reißt es in Sachen Choreografie und Stil richtig raus.

                                    Bei der Schelte sollte natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass "Hotel Artemis" für einen rund 15 Millionen Dollar teuren Streifen vieles besser macht, als Werke, die teilweise das zehnfache gekostet haben. Ihm hätte noch ein bisschen mehr Nachpolieren auf Story-Ebene aber auch nicht geschadet.

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                                      Schöne Grüße in die Wohlstands-Blase. Gleich setzt es was. – Nein, wir zetteln keine Revolution an. Aber wir nehmen die Einladung dankend an, die "The Square" ausspricht.

                                      Welcher Film, hat in den letzten Jahren das Prädikat "Gesellschafts-Satire" mehr verdient als dieser? Wo sonst lassen sich die selbstverliebten und gutsituierten Gutmenschen besser in all ihrer gelebten Arroganz beobachten? Und das gleich in der Herde!

                                      Es ist natürlich schon grundlegend ironisch, den Zirkus in der Kunstwelt anzusiedeln, obwohl "The Square" mit Kunst eigentlich gar nichts am Hut hat. Auch beim Protagonisten und Versuchsobjekt Christian ist der Beruf als Kurator fürs königliche Kunstmuseum in Stockholm eher nebensächlich.

                                      Unser Tesla-Besitzer, zweifacher Vater und natürlich erprobter Wortjongleur wird noch genügend Zeit haben, uns zu zeigen, dass ihm genau die Empathie und das soziale Bindungsvermögen abgehen, an die er mit seiner neuesten Errungenschaft, der Installation "The Square", so gerne appelliert.

                                      Tatsächlich braucht es die kompletten zweieinhalb Stunden, um uns in aller Deutlichkeit klarzumachen, dass Christian, seine Arbeitgeber, Kollegen und vor allem die Mäzen, Künstler und Reporter einen Zirkel aufgeblasener Knallköpfe bilden, die mit den Ansprüchen des wirklichen Lebens eher überfordert scheinen. Nichts gegen die Kunst, aber sie bietet sich in diesem Kontext natürlich als geradezu prädestinierte Spielwiese an.

                                      Aber mal abgesehen von der, wenn nicht legendärsten, dann doch berühmtesten Sequenz, der Dschungel-Performance beim Gala-Dinner, wo das echte Leben den Schnöseln gnadenlos ins Gesicht schlägt, funktioniert "The Square" immer wieder wie ein Crash in Zeitlupe. Mal belustigt er nur, mal ist er zum Fremdschämen, dann wiederum kann nur mit dem Kopf geschüttelt werden. Die Brillianz liegt aber auch darin, dass die Grenzen zwischen Parodie und blödem Klamauk nie verwischt werden.

                                      Obwohl gerade im dargestellten Kunstbetrieb eine Menge haarsträubend viel Quatsch gelabert wird, stellt der Film keine allzu offensichtlichen Abziehbilder zur Schau. "The Square" ist da vielleicht typische schwedisch. Mit den Figuren müssen wir nicht unbedingt warm werden, aber fernab typischer Verarschungs-Klischees wird immer noch deutlich, dass es solche Deppen auch im echten Leben zur Genüge gibt.

                                      Und wer mit dem Tempo, nicht zu plumpen Gags und einer gewiss auch spürbaren Langatmigkeit des Geschehens einfach nichts anzufangen weiß, kann natürlich gleich die Hände von "The Square" lassen. Wäre halt nur schade.

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                                        Terrence Malick, größter Rebell oder Exzentriker des Kinos? Seit "The Tree of Life" schießt er mit regelmäßig den Vogel ab und auch "Song to Song" bildet da keine Ausnahme.

                                        Die im Grunde recht überschaubare Handlung, über das Beziehungsgeflecht zwischen dem Musikproduzenten Cook, dem Songwriter BV und der Gitarristin Faye, müsste dem Publikum keine größere Anstrengung abverlangen. Doch Malick reißt uns nur zu gern erzähltechnisch und ästhetisch aus der Komfortzone.

                                        Da treten echte Dialoge in den Hintergrund, werden von Musik und Off-Kommentaren übertönt. Überhaupt hat "Song to Song" etwas von einem verfilmten Tagebuch, das mit Symboldarstellungen nachträglich bebildert wurde. Oder ist im Umkehrschluss wie der Versuch, das Wesen des Gedächtnisses filmisch einzufangen.

                                        Wie auch immer. Zwischen Festivalszenen, Party- und Trinkgelagen, wird hier vor allem das Artifizielle als Kunstform zelebriert. Als wären echte oder traditionelle Spielszenen was für Anfänger und Dilettanten, dürfen sich die Stars Fassbender, Mara, Gosling und Portman bisweilen wieder so geben, als wären sie in einem Schauspiel-Workshop.

                                        Als würde er die Wahrheit in Körperhaltung und Mimik suchen, geht Terrence Malick nah an seine Figuren. Ergründet mit der Kamera die Gesichter seiner Figuren oder schaut dabei zu, auf welche Weise sie Distanz, Glück, Trauer oder Lust auszudrücken versuchen.

                                        Das darf jetzt übrigens durchaus als Warnung verstanden werden. Sollte es noch nicht klar sein, "Song to Song" ist kein gewöhnlicher Film über Menschen aus der Musikbranche. Dies ist ein Experiment, dessen Urheber so sehr mit seiner Vision im Einklang ist, dass er sich Kleinigkeiten wie kritischer Rezeption entziehen kann. Das zollt einem schon Respekt ab.

                                        Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob sich der künstlerische Ansatz teilweise nicht selbst etwas im Wege steht. Oder ob das Auf- und Abtauchen einiger (Rand-)Figuren nicht auch die Beliebigkeit der Handlung widerspiegelt. Natürlich müssen wir, in unserem Verlangen nach außergewöhnlichen Titeln und Seh-Erlebnissen, auch für Filme wie diesen gewappnet sein.

                                        Malick beweist einmal mehr, dass er sich allein seiner Mission verpflichtet fühlt, mit aller Konsequenz und Experimentierfreude. Dabei setzt er uns letztlich einen Brocken vor, bei dem allerdings auch unsere ungebrochene Aufmerksamkeit zu schwinden droht. Und am Ende fühlen sich zwei Stunden zehn Minuten so an, als hätten wir grade die kompletten "Mad Men"-Staffeln gebingt.

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                                          Na gut, wir haben den Vorgänger "Ouija" genug durch die Mangel gedreht, ihn zerrissen und ausgelacht. Den Kopf geschüttelt und uns gefragt, wen wir uns als nächstes vornehmen können. Und siehe da, zwei Jahre später steht mit "Ursprung des Bösen" ein weiterer Hexenbrett-Schocker vor der Tür.

                                          Und zur großen Überraschung setzt sich dieses Prequel gleich zu Beginn atmosphärisch mit seiner Retro-Gestaltung (inklusive altem Universal-Logo und der Titeleinblendung) völlig vom ausgelutschten Look and Feel seines "Ouija" ab. Sogar handwerklich und dramaturgisch lässt der Nachklapp den ersten Teil zunächst hinter sich zurück.

                                          Was natürlich ein gehöriges Stück am Fokus der Story mit seiner übernatürlichen Familiengeschichte (oder der Geschichte einer übernatürlichen Familie) liegt. Das kehrt sich dann aber schon wieder ins Gegenteil, wenn unter anderem geisteskranke Nazi-Verbrecher die guten Ansätze des Horrors über den Haufen werfen und die Sache ins Land der Bekloppten steuern.

                                          Jedenfalls endet der zweite "Ouija" viel blöder, als er eigentlich (vielversprechend) anfängt.

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                                            Kreischende Teenies, gruselige alte Frauen, dunkle Kammern, ein Hexenbrett und böse Geister – das liest sich schon weniger nach einer Zusammenfassung, als denn nach einem Kochrezept. Und dieser einfallslos klingende Vergleich ist gar nicht so schlecht gewählt.

                                            Denn "Ouija" ist eines dieser Horrorwerke, die es schaffen, aus einzeln betrachtet, recht klassischen Zutaten, ein total vermurkstes Gericht zu zaubern. Natürlich lässt schon die Prämisse auf ein wenig innovatives Frightfest schließen. Allerdings offenbart erst die Sichtung das tatsächliche Ausmaß der Ideen-, Spannungs- und letztlich die Seelen-losigkeit dieses "Insidious"-Nachahmers.

                                            Anstatt wenigstens den Versuch zu wagen, die Nerven der Zuschauerschaft zu traktieren, animiert "Oujia" höchstens die Lachmuskeln und bleibt einem schlimmstenfalls einfach egal.

                                            Schlecht zusammengeklaut, noch übler zusammengesetzt und einen Nachwuchs-Star wie Olivia Cooke mit all ihrer Genre-Erfahrung auch noch darstellerisch unterbeschäftigt zu verheizen, das sollte in einer idealen Welt mit einer verdienten Bruchlandung honoriert werden. Führte unverständlicherweise allerdings zu einem dreistelligen Millionen-Gewinn. Keine Ahnung warum.

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                                              Ach, einmal nur in Rolands Schuhen stecken können ... Das ist für Emmerichs langjährigen Kreativ-Partner Dean Devlin ein allzu verständlicher Wunsch. Warum also mit "Geostorm" gleich in die Vollen gehen und alles auffahren, was der Katastrophenfilm so zu bieten hat?

                                              So was wie die Mega-Globale-Klimakrise, ein actionreicher Verschwörungs-Thriller und ein bisschen Armageddon-meets-Gravity auf der internationalen Raumstation. Also quasi ein Film, der alle Asylum- und Scyfy-Schundwerke in sich vereint und in den Staub schickt.

                                              Dafür bräuchte es eine Riesenladung Selbstironie und ein dreimal so teures Budget überm Blockbuster-Durchschnitt, um überirdische Visuals entfesseln zu können. Und richtig geraten, "Geostorm" hat davon so gar nichts zu bieten. Nicht einmal das ein oder andere Augenzwinkern in diesem desaströsen Unfug kann wirklich ernst genommen werden. Devlins Werk schafft es mit seinen beiden nicht gerade korrelierenden Handlungsebenen, einen Riesenblödsinn zu verzapfen, der sich zehnmal so doof anfühlt wie die Konkurrenz von der Resterampe.

                                              Dabei beweist Dean Devlin, dass er von Roland Emmerich weniger das Einfangen des Größenwahns im Breitbildformat erlernen muss, sondern eher die Kunst, auch einmal ein Projekt abwinken zu können. Muss ja nicht jeder Mist gleich verfilmt werden.

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                                                Es beginnt ja fast klassisch: Liam Nesson gibt den unbescholtenen Versicherungs-Menschen, der tagtäglich mit dem Zug pendelt und das routinierte Leben eines Mannes im mittleren Alter führt. Bis ihn Vera Farmiga als mysteriöse Unbekannte anspricht und mit der Lösung eines sehr speziellen Persönlichkeits-Rätsels beauftragt. Wer den von Fahrgästen ist wohl die gesuchte Zielperson Prynne? Als Belohnung winkt eine Viertelmillion Dollar oder, bei Verweigerung der Zusammenarbeit, tödliche Konsequenzen für Freunde und Familie.

                                                Mann, da klingt doch mal nach einer Idee, die Hitchcock gefallen hätte. Oder der Meister hätte sofort erkannt, welche Probleme dieser Stoff einem bereiten könnte und hätte gleich abgewunken. Aber zum Glück ist Jaume Collet-Serra nicht Hitchcock und fürchtet sich nicht davor, einen Gang Weirdness hochzuschalten, wenn sich Suspense und Glaubwürdigkeit verabschiedet haben.

                                                Immerhin weiß Collet-Serra ebenso wie unser Alfred um die Wichtigkeit einer guten Besetzung. Weshalb er auch dieses Mal wiederum Liam Nesson als verlässliche Bank ins Boot geholt hat. Dank Nessons gewohnter Lässigkeit, die Rolle des Last Action Hero zu bekleiden, fällt "The Commuter" gleich mal Klassen besser aus, als es die nicht unspannende, aber auch etwas spinnerte Grundidee vermuten ließe.

                                                Sicher, es ist wieder ein B-Action-Movie mit erlesenen Gaststars (Patrick Wilson, Jonathan Banks, Elizabeth McGovern und Sam Neill). Und ja, bei genauerer Analyse stellt es sich als Quasi-Remake der Nesson-Collet-Serra-Coop "Non-Stop" heraus. Aber im Grund ist das alles doch ziemlich egal.

                                                Denn wer schaltet hier schon mit der Erwartung ein, dass der Film sich rein auf tiefenpsychologischer Ebene funktioniert und sich auf Persönlichkeitstests verlässt? "The Commuter" bleibt so lange klassisch, wie das Szenario nun einmal hergibt. Und dann, bereits ziemlich schnell, wechseln wir das Tempo zur Verschwörungs-Nummer mit einer unheimlichen, allgegenwärtigen Macht, bis es schließlich nur noch ums Entgleisen und Ballern geht.

                                                Das klingt so komprimiert ziemlich haarsträubend. Aber die eigenartige Logik von "The Commuter" ist nun mal die, dass sein aufrecht spielender Star alles zusammenhält, so wie sein Regisseur eine Ahnung davon hat, die Zutaten richtig zu dosieren. Selbst dann, wenn die Story merklich an Bodenhaftung verliert.

                                                Mit dieser Geisteshaltung lassen sich dann auch kleinere und größere Logiksprünge und nicht so große Überraschungen, wie bei der Identität der Zielperson, verkraften. Damit werden zwar keine neuen inhaltlichen Höhen des Genres erklommen, aber in Sachen Wirkung des Spektakels um des Spektakels willen, hat Jaume Collet-Serra inzwischen seine ganz eigene Nische gefunden, in der ihm so schnell niemand etwas vormachen kann.

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                                                  mikkean 14.03.2020, 18:24 Geändert 14.03.2020, 18:59

                                                  Es ist eines der hässlichsten Symptome der freien Marktwirtschaft: auf jene, die viel haben, folgen noch mehr mit wenig bis nichts in den Händen. Auch Familie Kim zählt zur letzteren Kategorie dieser Ausschuss-Existenzen. Bis sich ihnen unvermittelt die eine Chance unter einer Million eröffnet, einen Fuß in den Haushalt des Unternehmers Park zu bekommen.

                                                  Was aufs Vorstellungsgespräch von Sohnemann Kevin als neuer Nachhilfelehrer folgt, sorgte bei einer ganzen Reihe internationaler Festival- und letztlich bei der Oscar-Jury für offene Münder. Mal vom diesjährigen Academy-Awards-Siegeszug abgesehen, bleibt "Parasite" aber auch als Film eine Sensation.

                                                  Mit beneidenswerter Leichtigkeit gelingt es Regisseur und Strippenzieher Bong Joon-ho, alles unter einen Hut zu bringen. Vom schwarzen Humor, den teils schrägen Charakter-zügen bis zu den sozial-kritischen Spitzen. Dabei ist es umso bemerkenswerter, wie sich uns die Hochstapler-Familie nicht als Antihelden präsentiert, deren Taten und Intrigen sich allein als "dreist" oder "rücksichtslos" definieren lassen. Die Kims haben Chuzpe, profitieren von einem scheinbar natürlichen Talent fürs Fälschen und Rollenspiel und sie bereiten ihre Schachzüge nicht weniger minutiös und intensiv vor als andere Big-Player der Leistungs-Gesellschaft.

                                                  Weshalb der Coup der Souterrain-Sippe auch echten Respekt abnötigt. Wie sie besonders die Leichtgläubigkeit der Dame des Hauses ausnutzen und nach und nach jedes Familienmitglied ins Haus holen, ist im Grunde ja nur eine Auslegung des Mottos "Frechheit siegt". Aber noch bevor es ihm zu einseitig wird, krempelt Bong Joon-ho "Parasite" dann nochmals um und bereitet den Boden für ein Ende, das blutige Klingen und einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

                                                  Und das alles lässt sich nicht nur als eine Aneinanderreihung echter Wow-Momente beschreiben, sondern als klug konzipierten Wahnsinnsfilms, in dem neben Worten auch der Einrichtung, Lampen und Kinder-Krizeleien eine wichtige Rolle zugedacht wird. In dieser Hinsicht zeigt sich Bong Joon-ho vielen Regie-Kollegen einfach mal glatt überlegen.

                                                  Nicht nur der Erfolg gibt ihm recht. Auch die Klasse von "Parasite" lässt sich nicht von der Hand weisen. Dieser Film kann so vielleicht nur in Südkorea erdacht und gedreht worden sein, er funktioniert aber mühelos in jedem anderen Land. Denn auch da gibt es Menschen wie den wohlhabenden Park, die sich selbst als eine Art moderner Lehnsherren sehen, die ihren Bediensteten mit deren Beschäftigung einen Dienst erweisen und dafür ins Gebet genommen gehören.

                                                  Es gehört natürlich auch erwähnt, dass der "Parasite", bei allem sozialen Sprengstoff, natürlich auch nur als launige und hintersinnige Satire verstanden werden kann, deren makellose Handhabung einen einfach nur der Hut ziehen lässt.

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                                                    über Dunkirk

                                                    Wer dieser Tage nur an einzigartige Kameraeinstellungen denkt, sollte nicht vergessen, dass es Christopher Nolan vor drei Jahren bereits gelang, der Gattung des Kriegsfilms neue Impulse zu verleihen.

                                                    Mit dem munteren Wechsel zwischen Schauplätzen, Zeitebenen und Bildformaten bietet "Dunkirk" kein typisches Schlachtengemälde. Er rekonstruiert eine Rettungs-Aktion, die unter Bombardement und Dauerbeschuss nicht dringlicher sein könnte. Und das unter dem unablässigen Ticken der Uhr.

                                                    Ganz frei von Pathos ist das natürlich nicht. Dafür erzeugen Momente wie das Versenken des Schiffes oder das Ausharren im Fischerboot ein Gefühl regelrechter Beklemmung. Als Gesamtkunstwerk ist "Dunkirk" denn auch eine echte Übung in Sachen Aufmerksamkeit für seine Zuschauerinnen, obwohl der Film an sich eher eine atemlose Momentaufnahme darstellt.

                                                    Und da kann jeder und jede von Christopher Nolan halten, was er oder sie will, als Regisseur hat er hier ein wirklich geschicktes Händchen bewiesen.

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