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Alle Kommentare von mikkean
Am Ende kann Menschlichkeit auch über unvorstellbare Gräuel triumphieren. "Die Kinder von Windermere" handelt vom Versuch, die jüngsten Überlebenden des Holocaust wieder aufs normale Leben vorzubereiten. Die komprimierte Aufbereitung hätte auch schrecklich schiefgehen können. Stattdessen verkneift sie sich den Griff in die Klischee-Kiste, verzichtet auf Kitsch, Pathos und Dialog-Plattitüden. Wie die Jung-Darsteller das Schicksal ihrer Figuren durch Haltung, Körpersprache und Mimik greifbar machen, ist schon außergewöhnlich. In seiner Gesamtheit gehört "Windermere" denn auch zu den größten Errungenschaften des TV-Films.
Diese blindlings wütenden Remake-Vorhaben sind die Pest. Jetzt hat es "Chucky" erwischt. Zeit für Buhrufe, rot verquollene Augen und um Löcher in die Wand schlagen!!!
Eigentlich könnte hier schon ein Punkt stehen. Zur Abwechslung folgt jedoch ein großes ABER. Denn wer die Original-Saga unser aller Lieblings-Mörderpuppe nicht als Heiligen Gral begreift, sondern als Abfolge echter Höhenflüge und tiefster Tiefs, könnte sogar Gefallen an "Child's Play" finden.
Im Gegensatz zum verkrampften Narrativ seiner Vorgänger, setzt diese Neu-Verfilmung auf den Schnitt mit dem Motiv der Killer-Seele im Puppen-Körper. Stattdessen gibt es eine fiese Auslegung der "Toy Story"-Romantik, fiese Witze zum geistlosen Herdentrieb unserer Zeit, alles und jeden "smart" miteinander zu vernetzen und Mark Hamill als neuen Chucky.
Okay, fies ist vielleicht ein zu starkes Wort. Immerhin dient diese Thematik allein als Story-Kraftstoff und nicht als kritischer Zeitgeist-Kommentar. Wie sich "Child's Play" insgesamt ganz der kurzweiligen Unterhaltung verschrieben hat und genau damit auf mehreren Ebenen punktet. Die Handlung ist altbacken, routiniert? Na, dem werden aber auch gute und gut getimte Sprüche und der morbide Spaß an übertriebenen Tötungs-Methoden entgegengehalten. Und wann durften wir zuletzt schon wegen eines in Geschenkpapier gewickelten Kopfes so offen schmunzeln wie hier?
Macht der neue Chucky der Reihe Feuer unterm Hintern wie damals Ronny Yus "Bride of Chucky"? Wohl nicht. Er ringt dennoch das Zugeständnis ab, dass auch in Remakes noch ein bisschen was von der Geisteshaltung von "Scream" stecken kann. Und, dass sich damit sogar ursprüngliche Sequels in den Schatten stellen lassen.
Florence Foster Jenkins, das etwas andere Stimmwunder. Litt die wohlhabende Anhängerin der feinen Gesellschaft nun an unfassbarer Selbstüberschätzung? War sie in ihrer Wahnvorstellung fernab der Realität gefangen oder war Florence vielleicht eine waschechte Kunst-Rebellin, die keinen Pfifferling auf die ach so hochgesteckte Expertise der Kritikerzunft gab?
Stephen Frears entscheidet sich natürlich für die letztere Sichtweise und lässt seinen Star Meryl Streep ganz in der Rolle der unerschütterlichen Träumerin aufgehen. Ein bisschen stellvertretend für uns alle da draußen, die wir unsere Passion und Optimismus nie dem Meinungsdiktakt beugen soll(t)en.
Selbstverständlich ist das arg ein romantisierte Blickwinkel, der nicht unbedingt geteilt werden muss. Dafür amüsiert Frears Film allein schon wegen des Parts von Simon Helberg, dessen Zurückhaltung und Unglauben die des Publikums widerspiegelt. Es ist ja immer ein kluger Schachzug, eine Figur wie Helbergs Piansten McMoon zu Verwenden, die den ganzen Rummel aus nächster Nähe beobachtet und am Ende den Zynismus überwindet, den eine Gestalt wie Florence Foster Jenkins unweigerlich heraufbeschwört.
Dabei wirkt diese Erzählung natürlich sehr früh entwaffnend und liebevoll im Umgang mit seinem Sujet. Und so wird Florences großer Carnegie-Hall-Auftritt nicht gänzlich als das schauderhaft lächerliche Debakel dargestellt, als das es in Verrissen und Schmähkritiken weiterlebt.
Und wenn sich die Titelheldin von uns verabschiedet, dann nicht von Schimpf und Schande zerpflückt, wie die Citizen Kanes unglückliche zweite Gattin Susan. Nein, Meryl Streep hat die Ehre, einen Schlusssatz abzuliefern, der mit schlichter Wortwahl und echtem Hintersinn verblüfft und deswegen echtes Drehbuchgold verkörpert.
Goodbye Mate.
Nach einer mörderisch guten Einführung verwandelt sich "The Mountain Between Us" in eine ausgewogene Mischung aus Survival- und Romantik-Drama, bei dem aber viel eher Walters Hund als stiller dritter Hauptdarsteller und die Regelmäßigkeit, mit der Elbas und Winslets Figuren immer den passenden Unterschlupf finden amüsiert.
Während es an den Leistungen an der Darsteller-Front im Grund nichts zu bemängeln gibt, stellt sich viel eher die Frage, warum der vielleicht noch wichtigeren Zeit nach dem Gebirgs-Albtraum nicht noch mehr Zeit eingeräumt wurde. So bleibt trotz üppiger Vorzeichen und Zutaten leider nicht mehr als Fastfood-Brötchen raus.
Achtung! Schönheit liegt im Auge des Betrachters, so wie Bewertungen der reinen Subjektivität unterliegen. Somit ist nicht auszuschließen, dass genügend Menschen geben wird, die in David Frankels Trauerbewältigungs- und Märchen-Bonbon etwas Besonderes erkennen werden.
Und eben Leute wie mich, die meinen, dass hier eine gute Absicht an die Wand gefahren wurde. Dabei geht es zur Abwechslung nicht ums Maß von Schmalz, Rührseligkeiten und dem Hang zum Überdramatisieren. "Verborgene Schönheit" ist tatsächlich ein Gesamt-Kunstwerk. Wie die größte kosmische Ungerechtigkeit, den Verlust des eigenen Kindes mitzuerleben, ist auch Frankels Film schwer zu lieben und ebenso schwer zu kritisieren.
Er schafft es, sein Publikum mit großartigen Darstellern, Kalenderblatt-Weisheiten und hübschen Bildern in Watte zu packen und Fragen nach zu vielen Story-Baustellen, zu früh gesetzter Winke mit dem Zaunpfahl und überhaupt Sinn und Unsinn der Veranstaltung vorübergehend auszublenden.
Am Ende steht dann die Erkenntnis, dass in Glück und Trauer kein Mensch eine Insel bleiben sollte. Nicht neu und mit ausgesprochenem Nachdruck ins Gewissen der Zuschauerinnen gepflanzt. Ob dieser Film dafür notwendig gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt.
Es heißt Abschied nehmen. Von Luke, Carrie Fisher alias Leia und vom Gedanken eines generationsübergreifenden Weltraum-Epos, das Heerscharen von Fans und Jungfilmer gleichermaßen geprägt. Heutzutage ist ein Star-Wars-Schlussakt, der über eine Milliarde Dollar in die Kassen spült, nicht mehr nur ein Hit, sondern auch Angriffsfläche für Trolle und allerlei Besserwisser.
Letzteren zumindest spielt J. J. Abrams insoweit in die Hände, da er mit "Der Aufstieg Skywalkers" größtenteils das Gefühl schuldig bleibt, zum krönenden Abschluss einer großen Serie etwas Neues anzubieten. Das beginnt schon mit dem Auftakt, bei dem Abrams einen Endgegner aus dem Hut zaubert, der einerseits inhaltliche Kontinuität suggeriert, andererseits aber auch dramaturgischen Wahnwitz verkörpert.
Nun gut, derlei Anflüge sind einer weit, weit entfernten Galaxie auch nicht gerade fremd. Dafür wird viel geredet über die Wege, die angefeindete Figur von Kelly Marie Tran aus dem Geschehen rauszuhalten. Oder darüber, wie hier Geister auftauchen und Charaktere zum Umdenken bewegen.
Und das ist wohl das größte Problem: der neunte "Star Wars" ist nicht mehr fantastisch und überwältigend. Er wirkt wie eine Pflichtübung, bei der Anleihen an die Abenteuer von Luke und Co. immer auch zu sehr auf Fan-Befriedigung schielen. Und nicht mehr so sehr auf die Erschaffung von ungesehenen Welten und Bildern.
Dabei bleibt "Der Aufstieg Skywalkers" vor allem aber auch solide, nicht langatmig und vermeidet, trotz mancher vorhersehbaren und offensichtlichen Entwicklungen, größere Leerläufe. Was der Film nicht mehr bietet, ist die Aura eines Befreiungsschlags von Seifenopern und träger Politik, wie noch "Das Erwachen der Macht" verbreitete.
Stattdessen verkörpern knuddelige kleine Aliens und die Erste Ordnung die helle, friedvolle Seite und die dunkle, totalitäre Seite dieser Geschichte. Mehr hat es womöglich gar nicht gebraucht. Auch wenn uns Abrams sehr viel Raum zum Spekulieren und Träumen lässt, um wie viel größer dieses Spektakel noch hätte ausfallen können.
Nach William Shakespeare, Mary Shelley, Tom Clancy und Marvel nimmt sich Kenneth Branagh die große Agatha Christie vor. Und während Hollywood endlich wieder eine Antwort auf das Luxusproblem bekommt, welcher Stoff als nächstes neu verfilmt wird, überlässt Branagh von der Besetzung, der Ausstattung und Kulissen nichts dem Zufall.
Ein Vorteil, der dem altmodischen Krimi-Vergnügen sehr zugutekommt. Dennoch bleibt uns dieser "Mord im Orient Express" letztlich die Antwort schuldig, welch eigenen Dreh oder neue Aspekte er den vorangegangenen Adaptionen hinzufügen könnte. Mal abgesehen vom deutlich kleineren Body-Mass-Index Branaghs im Vergleich zu seinen Vorgängern Albert Finney, Peter Ustinov und David Suchet.
Was Puristen wohl am meisten bemängeln werden, ist zudem das Fehlen des typisch gelassenen Flairs, mit dem gerade Ustinov und Suchet als Poirot ihren Co-Stars genug Raum ließen, um die Eigenarten und Eitelkeiten des Ensembles auszuarbeiten. Dafür verschränkt sich Branagh dann doch ein ums andere Mal auf Darstellungen auf Knopfdruck.
Was dieses Remake irgendwie zwischen klassischer Krimi-Kost und einem Cluedo-Spieleabend mit theatralischer Rollendarbietung schwanken lässt. Aber wo es mit dem eigenen Charme nicht immer klappt, bleibt "Mord im Orient Express" auch in dieser Version ein zeitloses Mörder-Rätsel, das vermutlich sogar in Dogville-Kulisse funktionieren würde.
Obdachloser Junkie rettet einen streunenden Kater, der Kater bringt den Junkie wieder auf Kurs. Die Geschichte des echten James Bowen und seines Kumpels Bob liest sich bereits wie ein Großstadtmärchen, das fast zu unglaublich klingt, um wahr zu sein.
In der filmischen Adaption wird aus "Bob, der Streuner" dann ein Biopic, das mit seinen Aufnahmen aus der Katzenperspektive Tierliebhaber bezaubert, andererseits seine Zuschauer mit harten Szenen aus dem Drogenentzug und der Lebenswirklichkeit auf der Straße und dem Umgangen mit ihnen, beinahe schockiert.
Dabei darf sich vor allem das Publikum emotionaler Immunität versichert wissen, da es für Bowens Situation keine Mitschuld trägt. Und sich sowieso all seine Probleme irgendwann auflösen oder zumindest Sonnenstrahlen den verfinsterten Horizont seines Lebens durchbrechen.
Keine Frage, "Bob, der Streuner" ist ein etwas anderes Feelgood-Movie, trotzdem liegt die Betonung immer noch dem guten Gefühl. Wie dem, dass am Ende doch alles gut geworden ist. Weshalb diese verfilmte Lebensgeschichte neben allen Bezügen zum wenig erfreulichen echten Leben auch über allerlei glatt geschliffener Ecken und Kanten verfügt.
Aber, wer mit dem Meckern da erst anfängt, war wohl schon vorher nicht als Zuschauer angepeilt.
Diese versaute Büroparty wäre gerne "Hangover" auf Katastrophenfilm-Niveau. Dafür hättet aber die Handbremse bei den Gags gelöst werden müssen. Und selbst wenn es noch anschaubar ist, fehlt es einfach an richtig guten Pointen und Fremdschäm-momenten.
Der Blitz wollte halt nicht zweimal an der selben Stelle einschlagen. Guy Ritchie schien die geradezu perfekte Wahl für eine aufgepeppte Artus-Version. Und die ersten Minuten steigern diese Erwartung mit überdimensionalen Schlachttieren und magischen Geschossen noch zusätzlich.
Aber dann bewegt sich "King Arthur: Legend of the Sword" doch lieber wieder in bekannten Bahnen, was auch der in "Sherlock Holmes" erprobte Raubein-Charme nicht ganz retten kann.
Immerhin bleiben Charlie Hunnam als Straßenköter und Jude Law als Bösewicht, der seine Menschlichkeit dem Machterhalt opfert, noch als Highlights im Gedächtnis. Ansonsten stimmt der Effektgehalt, ein paar Sprüche rocken und auf die Zwölf gibt's auch reichlich. Das passt für einen unterhaltsamen Abend, für ein neues Franchise war es doch etwas zu wenig.
Krieg muss nicht auf dem Schlachtfeld entschieden werden, das geht auch in den Armen einer Frau. Mit "Red Sparrow" erinnert uns Francis Lawrence wieder einmal daran, dass die Verführung die elementarste Technik der Spionage darstellt, neben der Täuschung natürlich.
Er beweist außerdem, dass aufgewärmte Kalte-Krieg-Klischees und namhafte Co-Stars nur bedingt Handlungsfäden verschmerzen lassen, die richtig schön egal behandelt werden. Denn "Red Sparrow" lebt allein von der Leistung seiner Hauptdarstellerin. Jennifer Lawrence darf und muss hier leiden, sich entwürdigende und brutal behandeln lassen, am Ende zeigt sie doch allen den Vogel und ist im Spiel allen eine gewaltige Nasenlänge voraus.
Und es ist wohl auch diese Wendung, die diesen Spionage-Thriller storytechnisch abstinken lässt. So ziemlich, worum es hier geht, ist am Ende unbdedeutend, nur die Raffinesse der gefallenen Ballerina Dominika zählt. Dass sie dabei natürlich auch die Männerwelt aussticht, ist schon ironisch. Lässt aber auch erkennen, dass die Story-Einwürfe lediglich als Vehikel für die Entfaltungsmöglichkeiten des Stars dienen. Weshalb einem als Zuschauer auch all die Wendungen letztlich völlig egal sein dürfen.
Wie Daniel Espinosa selbst verraten hat, wollte er mit "Life" einen modernen Klassiker drehen. Einen glaubwürdigen Schocker über den ersten Kontakt mit einer außer-irdischen Lebensform. Da ist es dann auch nur folgerichtig, sich bei anderen Klassikern etwas abzuschauen.
Und seien wir mal ehrlich, nach unserem ersten Kontakt wirkt "Life" wie eine Mixtur aus "Alien" und "Das Ding aus einer anderen Welt", die im "Gravity"-Ambiente neu gedreht wurde. Da drängt es sich natürlich gerade zu auf, dass Espinosas Space-Horror so spannend wie auch überraschungslos verläuft. Der schwerelose Schauplatz wird effizient genutzt, die Digitricks gehen in Ordnung, nur die Schock-Kurve hält bis zum meilenweit riechbaren bösen Abschlussgag dann doch nur einige krasse Ausschläge bereit.
Die Schuld daran liegt weniger bei den nur bedingt erinnerungswürdigen Charakteren, der Story allgemein oder einer trantütigen Inszenierung. "Life" gibt sich redlich Mühe und würde selbst als reines Best-of-Zitat seines Genres einen besseren Job machen als das 2011er Debakel von "The Thing".
Was "Life" eher fehlt, ist der Funke, der zum Beispiel Alfonso Cuaróns "Gravity" zu mehr als nur großen reißerischen Katastrophen-Bildern machte. Das Gefühl, dass unter dem schwerelosen Szenario noch das menschliche Schicksal zählte. Selbstverständlich ist "Life" wiederum eine ganz andere Geschichte. Eine Horrorvorstellung, die bei allem handwerklichen Geschick eher abgehandelt als eindringlich vorgetragen wirkt.
Vielleicht ist es aber auch zu grausam, darüber zu urteilen, dass ein Film wie dieser gut anfängt, aber am Ende trotz Entsetzen irgendwie zu sicher gespielt ausklingt. Schließlich gäbe es noch genügend andere Titel, die nicht einmal über so eine Grundidee verfügen.
Die MTV-Optik auf Kuba mit ihren leichtbekleideten Girls, schicken Karren und den Kulissen ist das eine Extrem. Die ohren- und sinnebetäubende Reizüberflutung mit Atom-U-Booten, Panzern, Flugzeugen und verwüsteten Innenstädten das andere. Dazwischen gibt es eigentlich nur Vin Diesel und seine Crew. Und ordentliche Gaststars, sogar zwei mit Oscar-Power.
Bei "Fast & Furious 8" ist das so eine Sache mit dem Hassen. Die Endlos-Serie kann verachtet, verdammt und ignoriert werden. Ich hab das mit dem Kopfschütteln bereits vor ein paar Teilen aufgegeben und genieße nur noch die Show.
Und das ist keine geistige Kapitulation, sondern der offenherzige Versuch, dieses Monstrum von einem Action-Ungetüm in seiner Ganzheit zu erfassen. Denn so betrachtet ist "F8" größer als alle Transformers-Filme. Es ist ein Film wie ein Videogame des 21. Jahrhunderts. Sprunghaft in seiner Erzählung, aufgekratzt bis zum geht nicht mehr und natürlich ist jede neue Verfolgungs- oder Ballereinlage so wichtig wie der Showdown eines jeden anderen Genre-Kollegen.
Da fällt mir nur auf, dass Vin Diesel als mimische Buddha-Statue die Sache allein nie tragen könnte. Aber er hat ja sein Team und Dwayne Johnson, dessen Humor zwar nicht neu, aber der Sache zuträglich ist.
Wenn sich Guillermo del Toro und André "Trollhunter" Øvredal die Köpfe zusammen-stecken, dann weckt das schon einiges an Erwartungshaltung. Schließlich sind beide wie einst Stephen King und George A. Romero ziemlich bewandert in Sachen Horror. Das Ergebnis "Scary Stories to Tell in the Dark" ist dann aber leider keine zweite "Creepshow" geworden, sondern "nur" unterhaltsamer Grusel mit wenigen wirklich spooky Moments.
Ultrafies, blutig und subversiv wie besagte King-Romero-Kooperation oder die Geschichten aus der Gruft ist das schon mal gar nicht. Aber die literarische Vorlage richtet sich ja eh zunächst einmal an jüngere Leser. Und diese Umsetzung funktioniert grundsätzlich gut, auch wenn "Scary Stories" einen Tick zu lang geraten ist und die zeitliche Verortung ins Wahljahr 1968 tatsächlich nur für einen Punkt wirklich sinnvoll aufgreift.
Denn tatsächlich wirkt die Geschichte um das Buch der Kindermörderin Sarah Bellows, sozusagen der kleine Cousin vom Necronomicon, viel besser erdacht als ausgeführt. Schließlich hält der Film mit dem Jangly Man, der zehlosen Leiche und der Vogelscheuche Harold einige Highlight-Gestalten des Gruseljahres 2019 bereit, aber halt auch den ein oder anderen Anflug ausgelutschter Routine.
Weshalb es für "Scary Stories to Tell in the Dark" zwar nicht zum Spitzenplatz reicht, anderseits ist der altmodische und manchmal makabre Spuk auch alles andere als eine lahme Ente.
Wenn Hollywood am Rad dreht, dann schon richtig. Auch "Godzilla II: King of the Monsters" hat kein Problem damit, seinen Hang zum Gigantismus offen auszuleben. Vorzeitliche, gigantische Ungetüme gibt es im Überfluss, Großstädte sind nur Spielplätze und werden wie Sandburgen dem Erdboden gleichgemacht.
Das alles wird mit einer offensichtlichen Spielfreude am Monster-Gekloppe aufgezogen, dass es kaum verwundern darf, dass auch die jüngste Godzilla-Inkarnation wieder große Probleme in Sachen Story und überflüssiger Dialogzeilen hat. Erklärtes Ziel des Riesen-Unfugs scheint es denn auch zu sein, auf der Zerstörungsskala Michael Bays Transformers-Saga und Roland Emmerich hinter sich zu lassen.
Und obwohl ernsthafte Ansätze da kaum sinnvoll genutzt werden, lässt sich wiederum die nicht uninteressante Frage stellen, ob wir nicht auch so manches haarsträubendes Big-G-Werk der Toho-Ära etwas zu sehr wohlwollend als Kult verklären.
Aber nun ja, "Godzilla II" ist eine riesige Anhäufung monströsen Blödsinns, dem immer noch diese Ahnung von Kaiju-Kultur (inklusive kleiner Easter-Eggs für Kenner) und der Lust an einer anderen Form von Terraforming umweht. Das ist wahlweise was zum Kopfschütteln, für die feuchtfröhliche Heimkinorunde oder einfach nur Hollywoods nächste glattgebügelte Version einer ausländischen Traditionsmarke.
Nur eines scheint sicher: so bedrohlich und hintergründig wie noch bei Ishirō Hondas legendärem Erstling wird der gute alte Godzi wohl nie mehr rüberkommen. Das ist angesichts mancher seiner Monster-Kollegen aber auch nicht die schlechteste Aussicht.
Was lässt sich alles über "Euphoria" sagen? Über eine Serie, die einen geradezu zum wiederholten Bingen zwingt, mit einem starken Ensemble auftrumpft und bei aller Lust an ausgefallenen inszenatorischen Ideen niemals die eigene emotionale Glaubwürdigkeit ihrer Figuren aus den Augen verliert?
Bei diesem Abstecher ins Teenage Wasteland anno 2019 begegnen wir einer Generation, die irgendwo zwischen Nacktbildern, Online-Pornos und sozialen Medien geformt wurde und doch auf der Suche nach etwas Echtem ist, das länger anhält als der nächste Rausch.
Auftritt Spider-Man-Herzblatt Zendaya als suchtkranke Rue, die ziemlich schnell tiefergehende Gefühle für ihre neue beste Freundin, das Transgender-Mädchen Jules (Hunter Schafer) entwickelt. Dieser Achterbahn ungeahnter Glücksmomente, tiefster Downs und der ewigen Versuchung vom nächsten Pillenschlucken würde an sich schon für ein starkes Teenie-Drama ausreichen. Doch "Euphoria" hält noch weitere Schicksale aus Rues Freundes- und Bekanntenkreis für uns in petto, die so dermaßen entfernt liegen von den Wehwechen der privilegierten weißen Wohl-standskinder aus "90210", wie ein John Hughes vom Pornokino.
Dass sich diese Geschichten dann dennoch in tränenreicher Betroffenheits-Rhetorik ergehen, macht erst recht den Reiz der Verantstaltung aus. Zur kinoreifen Optik und Aufbereitung präsentiert "Euphoria" auf den Punkt genaue Dialoge mit kessem Augenzwinkern und kuriosen Ausflügen wie Rue, die über Schwanzfotos doziert.
Und dennoch, wo dieses Serien-Juwel in Sachen Thematik und Aufmachung die Vorarbeit von "Skins", Larry Clark oder Gregg Araki weiterführt, bleibt sie sich ebenso der gesamten Spielzeit über der Wichtigkeit ihrer Erzählung bewusst. Auch ein Grund, warum der bisweilen fliegende Wechsel von X-Rated-Sprüchen, (Sucht-)Drama, Sex und Gewaltausbrüchen so glänzend wie reibungslos funktioniert.
Aber was rede ich da? Schaut es euch endlich selbst an. Nicht nur wegen der starken Zendaya. Wenn, dann einfach nur, weil "Euphoria" sowohl ans Herz, wie auch an die Nieren geht. Selbst ohne die angekündigte zweite Staffel bleibt es ein echt empfehlenswertes Erlebnis.
Ein Film wie eine Ü-Ei: von außen lockt die Wasserstoff-blondierte Charlize Theron, drinnen gibt es Handkante, gebrochene Kiefer, heiße Bett-Einlagen mit Sofia Boutella, und eine Eighties-Playlist als Soundtrack.
Was David Leitch hingegen völlig abgeht, ist seine ursprüngliche Doppelagenten-Jagd und an dieser Stelle kommt der Moment, wo du dir einen Happy Hippo erhoffst und dann doch wieder nur einen Plastikflitzer abkriegst.
"Atomic Blonde" ist natürlich mehr als weiblicher John Wick, denn als "Der Zerrissene Vorhang" konzipiert worden. Aber ernsthaft, diese Eiserne-Vorhang-Phantasie lässt einmal zu oft den Stil über den Inhalt triumphieren. Dem unbedingten Willen, seine tough geforderte Heroine schwitzen, bluten und fighten zu sehen, ordnet Leitch sämtliche Aspekte unter. Womit ihm allerdings eher eine Turbo-Variante der Roger-Moore-Bond-Ära gelingt, als die Reihe auch schon mal sehr in Richtung Persiflage kippte.
Weshalb von "Atomic Blonde" vor allem Therons One-Woman-Show in Erinnerung bleibt, bei der noch der herrlich aufgekratzte James McAvoy für etwas Stimmung sorgt. Daneben lässt das Spiel mit Hingucker-Motiven und natürlich sorgsam choreografierte Action nicht viel Platz für andere Qualitätsmerkmale. Das ist okay, sieht gewollt gut aus (auch wenn es mit der Authentizität der Ost-Berlin-Kulisse etwas hakt), aber neue Standards werden auch nicht gerade definiert.
Wie heißt es doch so schön im echten Leben? So etwas wie dieses und jenes wird nicht mehr hergestellt ...
Michael Manns "Heat" ragt hingegen als schwarzer Monolith des Heist-Films empor, an dem sich bis heute Jünger abarbeiten und dieses und jenes Detail abschauen. Auch Christian Gudegasts "Criminal Squad" orientiert sich in Sachen Laufzeit und Gegen-überstellung der Cops- und Gangster-Fraktion mehr als deutlich am übergroßen Vorbild.
Was erstaunlicherweise selten wirklich genutzt wird, um uns eines der von Gerard Butler und Pablo Schreiber gespielten Alphatiere glaubhaft näherzubringen. Aber immerhin darf Butler wieder einmal den Hornochsen geben, der privat nichts gebacken kriegt.
Und selbstredend wussten die Macher dieses Action-Boliden, dass sich selbst eine nicht substanzielle Erzählweise gut kaschieren lässt, wenn es ordentlich knallt und das auch noch gut aussieht.
Damit es aber auch tatsächlich etwas mehr Grips als sonst gibt, paust "Criminal Squad" gleich noch ein bisschen von "Die Üblichen Verdächtigen" ab. Mit einer Wendung, die sicherlich frech abgekupfert daherkommt, sich andererseits auch mühelos ins Geschehen einfügt und dem Film Pluspunkte beschert. Zudem kann hier noch angerechnet werden, dass der Film nicht nur vor allem seine finale Shootout-Orgie abfeiern, sondern auch während der laulosen Coup-Sequenz aufs Handwerk setzt.
Na klar, auf einer Stufe mit "Heat" kann das nicht stehen. Auch ist es "The Town". Doch für eine relativ schnörkellose Verbeugung von Helden aus der zweiten Reihe erweist sich "Criminal Squad" als guter Zeitvertreib.
Mit dem Kino ist das so eine Sache. Da betest, hoffst und träumst du ewig von einer Alternative zum Standard und wenn sie dann kommt, wirst du einfach nicht schlau daraus.
Jedenfalls so oder so ähnlich verhält es sich mit "Loving Vincent", der auf einem ganz anderen Planeten stattfindet als die Geschichten der Marktriesen und Oscar-Abonnenten Pixar und Disney. In dieser visuell mitreißenden Ausnahmeerscheinung werden das Leben und Werk von Vincent van Gogh wieder lebendig, während der unbedarfte Armin Roulin sich auf die Spuren des Künstlers begibt.
Das ist definitiv starkes Augenfutter, dem seine inhaltliche Unentschlossenheit etwas im Weg steht. Oder besser formuliert, greift der Film in seinen Erzähl-Abschnitten einige Fäden auf und möchte doch den Fehler vermeiden, diese aus dramaturgischen Gründen eine falsch zu verknüpfen. Es wäre ja auch zu verführerisch, einem neidischen Hobby-Künstler eine Mordabsicht zu unterstellen.
Nein, nein. "Loving Vincent" fängt da lieber in seinen "übertünchten" Spielszenen lieber die verschiedenen Facetten, Anschauungen und Gefühlsschwankungen von und über van Gogh ein. Was im Gegensatz zur überwältigenden Optik aber auch als sehr experimentelle Form der Charakterstudie angesehen werden muss. Denn ein richtig schlüssiges Bild des tragisch genialen Künstlers muss und will auf diesem Wege nicht entstehen.
Was natürlich auch den berichtigten Einwand provoziert, ob eine gut recherchierte Biografie und ein Bildband dem geneigten Betrachter auch gereicht hätten. Andererseits bleibt "Loving Vincent" als philosophischer Animationsfilm ein ganz und gar beispielloses Sehvergnügen, das zu schweren Fragen keine leichten und verwässerten Antworten finden will.
Es wird sich darüber streiten lassen, ob der Film den gleichen Stellenwert wie van Goghs Gemälde haben wird, aber als Ehrerbietung und "Augenöffner" für dessen einzigartige Sichtweise auf die Welt funktioniert er perfekt.
Nur aus echtem Schmerz kann wahre Kunst gedeihen. Das weiß Edward Sheffield am besten, als er seiner Ex-Frau Susan ein abgründiges und bluttriefendes Manuskript vor die Tür legt, in dem er das Scheitern ihrer Ehe verarbeitet hat.
Und dem Zuschauer unverhofft zwei Filme zum Preis von einem verschafft. Zum einem das Porträt der von Amy Adams verkörperten Ex, die ihren strauchelnden Autoren-Gatten für die vermeintlich bessere Partie verließ, nun aber alles andere als eine erfüllte Beziehung führt.
Zum anderen inszeniert ausgerechnet der ehemalige Modemensch und Ästhet Tom Ford ein dreckiges wie nihilistisches Rachekino im Geiste von Sam Peckinpah. Was "Nocturnal Animals", nach seinem Auftakt mit tänzelnden übergewichtigen Models und Jeff-Koons-Werken, eine Kehrtwende in dunkelste Seelengefilde beschert, der vielleicht öfters versucht wird, aber nicht immer so glatt und mühelos verläuft wie an dieser Stelle.
In diesem Fuck-You-Abschiedsbrief gibt es denn auch keine Siege, die errungen werden könnten. Und der wie immer verlässliche Jake Gyllenhaal findet seine Erlösung nur dann, wenn er als eigene Romanfigur die Mörder seiner Frau und Tochter richtet. Oder als Autor Edward seiner Ex auf literarischem Wege verdeutlicht, welche Narben sie hinterlassen hat.
Dennoch wirkt "Nocturne Animals" nie abstoßend. Und Amy Adams zeigt ihre Figur nicht als eindimensionales, kaltherziges Biest. Ford gelingt das Kunststück, die Untiefen menschlichen Verhaltens und Entscheidungen zu zeigen, selbst wenn wir uns in der realen, stilistischen sehr glamourösen und doch sterilen Welt bewegen.
Weshalb es auch letztlich egal ist, ob sich im texanischen Niemandsland die Leichen häufen oder ob einfach nur eine Ehe zu Grabe getragen wird. Der Schmerz sitzt in beiden Fällen verdammt tief und es kann sich wie Ewigkeiten anfüllen, bis er es sich endlich verzieht.
Keine Ahnung, ob wir Todd Phillips wirklich dicke Cojones andichten müssen. Es ist dennoch faszinierend, wie der Mann, der mit der Hangover-Saga Fremdschäm-Humor mit Witzen über Mikropimmeln oder Samen im Darm zelebrierte, plötzlich den düsteren Film der Stunde abliefert. "Joker" ist tatsächlich so etwas wie die längst überfällige 180 Grad Wende des Comic-Kinos und seiner sehr verlässlichen Abläufe. Und das alles zum 80. Jubiläum des Dark Knight!
Für DC ist es ein Befreiungsschlag aus der selbst verzettelten Franchise-Sackgasse. Und für die helden-verwöhnte breite Masse ein echter Aussetzer des Systems. Dieser Trip führt direkt zurück in die ungute alte Zeit des Rotten Big Apple. Als es noch Brennpunkt Brooklyn hieß und die Stadt Heimat des Taxi Drivers, des King of Comedy (ja, ja Scorseses Einfluss ist unverkennbar) aber auch Ferreras Frau mit der 45er Magnum war.
"Joker" ist eine wirklich gnaden- wie schonungslose One-Man-Show (und Tortur) für und von Joaquin Phoenix. Allein seine abgemagerte Erscheinung ist schmerzhaft anzusehen, aber der wahre Reiz dieser Psychostudie geht natürlich vom fort-schreitenden Zerfall des Arthur Fleck aus. Mitzuerleben, welcher Tiefschlag nun aus dem angeknacksten (und durchaus noch bedauernswerten) Versager jenen Chaos-Zündler werden lässt, der sich als Batmans Nemesis erweisen wird.
Aber halt. Dieser Joker wandelt sich nicht sofort zum Giftgas versprühenden Massen-mörder, noch zum Oberhaupt seiner eigenen Clown-Armee. Wenn überhaupt, ist es Phillips klügster Schachzug, sich einen Charakter anzueignen und dessen Comic-Vermächtnis außen vorzulassen. Das erlaubt ihm auch, Thomas Wayne nicht als den idealisierten reichen Wohltäter, sondern als milliardenschweres Bonzenschwein zu porträtieren. Als Sinnbild für die Ära der Trumps und anderer Politclowns dieser Welt, die sich nicht einmal mehr in den Sphären der Polemik bewegen und ganze Wählerschaften als minderwertig diskreditieren.
Ganz richtig, das ist auch so ein erwähnenswerter Aspekt an diesem Film. Und passt sich neben dem glaubhaft ranzigen Retro-Design glänzend in die Darstellung Gothams als fauligen Moloch, den ein gewisser Ra's al Ghul niederbrennen will.
Da enttäuscht es nicht einmal, dass es "Joker" an einigen Punkten etwas mangelt. Wie etwa wirklich gleichwertigen Figuren an Flecks Seite. Nicht falsch verstehen, die sind nicht selten gut bis hochkarätig besetzt (vor allem De Niro zu gewinnen macht viel aus), doch auch sie bereiten letztlich nur die Bühne für Phoenix übergroße Darstellerleistung. Und auch eine Botschaft (wie Hoffnung, Vertrauen in Recht und Ordnung oder Superhelden) will nicht so recht in Erscheinung treten.
Das wäre allerdings angesichts der Handlung eine knausrige Forderung. Schließlich setzt "Joker" ganz auf die Wucht der Taten seines Protagonisten. Und Arthurs Ausgangslage allein steht schon für das institutionelle Versagen einer überforderten Gesellschaft, die Fälle wie diese mit Medikamenten und Gesprächsterminen abspeist.
Zudem fällt auch auf, dass "Joker" einiges mit "Psycho" gemein hat. Vor allem was die Beziehung zur Mutter betrifft. Und auch da war Alfred Hitchcock vorrangig an einer meisterhaften inszenierten Thriller-Erzählung interessiert und nicht am gesellschaftlichen Diskurs über die Behandlung psychischer Erkrankungen.
Von dieser Reife ist Todd Phillips zwar noch ein Stück weit entfernt. Trotzdem ist es ihm anzurechnen, dass er mit einem beunruhigend glaubwürdigen Psychogramm punkten will und nicht mit einer abstoßenden Gewaltorgie. Die Morde oder besser die Opfer sind nachvollziehbar gewählt und Flecks Fall und Aufstieg als Joker erhalten dank eines genialen Hauptdarstellers und eines gut durchdachten Scripts die Präzision eines in Zeitlupe gefilmten Zugunglücks.
Von gravierende Schwächen kann in diesem Kontext gar nicht gesprochen werden. "Joker" beantwortet Fragen und Forderungen seines Genres eben auf eine ungewohnte und grimmige Weise. Aber das passt zu seinem Setting, in dem vom Fernsehstar, zum Politiker bis hin zum Sitznachbar ein jeder dem anderen nicht gerade freundlich begegnet. In diesem Gotham muss ein Clown einfach verrückt werden. Wenn er es nicht schon ist.
Auf den ersten Blick passen sie eigentlich gar nicht zusammen: die Nixe Stéphanie, die mit den Schwertwalen schwimmt und Alain alias Ali, der seinen Lebensunterhalt mit seinen Muskeln bestreitet. Doch nach der ersten Zufallsbegegnung werden sich diese zwei gegenseitig auf dem Rücken des anderen ins Leben zurücktragen, auch wenn der Weg ans Ziel mit vielen Schicksalsschlägen gepflastert ist.
Diese Würdigung war längst überfällig. Jacques Audiards "Der Geschmack von Rost und Knochen" verdient sie für jede einzelne Sekunde. Wir sprechen hier nicht nur von einer tragisch gefärbten Romanze. Nicht bloß von einem Liebesfilm. Es ist ein Monument für die Kraft der Liebe, die unverhofft gedeiht und Einschlägen trotzen muss, die nicht wiegen als hätten die Götter den Hammer geschwungen.
Hier liegt alles so nah beieinander, Glück wie Unglück, dass von einer Sekunde auf die andere Normalität oder leichtes Hochgefühl, mit dem sprichwörtlichen Boden unter den Füßen weggezogen werden. Gerade stehst du noch auf den Beinen, dann wachst du auf und blickst auf eine Leere, die von den Hüften abwärts beginnt. Audiards Epos ist mit nicht wenigen Einschnitten dieser Gewichtsklasse geschmückt und wirkt dennoch niemals überladen oder unglaubwürdig.
Viel eher geht von diesem Werk eine Anziehungskraft aus, die natürlich zu großen Teilen auf dem Spiel von Marion Cotillard und Matthias Schoenaerts beruht, aber auch aus der sicheren Handhabe der Erzählung beruht. Da passt nicht nur jedes (auch nicht gesprochene) Wort, jedes Bild und der Kontrast zwischen markerschütternder Stille und jedem geflüsterten Schrei.
Sicher, "Der Geschmack von Rost und Knochen" ist eine Tortur fürs Publikum. Dieser Film will nicht, dass jemand mitschluchzt oder mitfühlt. Es darf nicht weniger als gelitten werden. Und sei es nur während dieses zögerlichen Prozesses, bei dem sich der Stiernacken Ali langsam für die emotionale Intelligenz erwärmt, um seinen Sohn ein besserer Vater zu sein. Oder wenn es ihm langsam dämmert, dass viel Miteinander schlafen auch was auf der Gefühlsebene mit einem macht.
Es ist nicht weniger als bewundernswert und zum Niederknien, wie ein solcher Film es schafft, jeden Augenblick des Weges seiner leidgeprüften Figuren unverzichtbar zu machen. Doch dieser Marsch ist es wert. Allein schon um mitzuerleben, wie sich Ali und Stéphanie am Ende gegenseitig stärken und genug Kraft spenden, um wiederum auch gemeinsam feinfühlig sein zu können.
Ein Film, der an die Nieren geht und weit darüber hinaus geht, aber ebenso auch aufbauend wirkt und unglaublich schöne Momente bereithält. Nicht nur großartig, sondern sprichwörtlicher (emotionaler) Wahnsinn ist.
Wie heißt es doch schön bei Stephen King? Manchmal ist der Tod besser und Remakes wie das von "Friedhof der Kuscheltiere" blieben lieber nur Hirngespinste. Kevin Kölsch und Dennis Widmyer machen sich an einem von Kings unheimlichsten und emotional dicht erzählten Klassikern zu schaffen und beweisen doch nur, worin einige der grundlegendsten Verständnisse beim Adaptieren bestehen.
Die Begräbnisstätte der Micmacs wie den Vorhof von Mordor aussehen zu lassen (und das nicht einmal überzeugend getrickst) wird mit Atmosphäre verwechselt. Kinder mit Tiermasken ohne Zweck aufmarschieren zu lassen, genauso verschenkt wie das Etablieren solch wichtiger Motive wie die vorbei schnellenden Orinco-Trucks oder die warnenden Besuche von Victor Pascow.
In dieser 2019er Neuauflage ist "Friedhof der Kuscheltiere" bemühen sich ganz gute bis sehr gute Darsteller, einem Script echte Gefühlsregungen zu verleihen, wo die Macher vor allem den Vorschlaghammer schwingen und vordergründige Shocks setzen. Das geht wie im Falle des großen Laster-Unglücks noch in Ordnung, später aber setzt die Sache mit dem untoten Mädel und ihrer bösen Zunge die Sache an die Wand.
Nicht, dass dieser Aspekt nicht werkgetreu wirken würde. Er ist nur ein Detail eines ansonsten sehr 08/15-mäßigen Finales, das auch noch die Auflösung vergeigt und eher nach Rob Zombies nächstem Familienfilm ausschaut, als denn nach Stephen King.
Und selbst wenn Kunst und Horror jeweils ganz der subjektiven Betrachtungsweise unterliegen, ich verspüre bei diesem "Pet Sematary" keine Schauer, ich muss mit dem Kopf schütteln. Lässt diese Fassung doch sinnvolle Freiheiten und Abwandlungen vermissen, wie sie Mary Lambert noch mit der Prise schwarzen Humors bot, um die Wandlung des kleinen Knuddels Cage irgendwie auch erträglich darzustellen. Ganz zu schweigen von der emotionalen Bindung, wie sie noch "IT" zuletzt bot.
Stoffe wie dieser gehören nicht verschlimmbessert, sie bedürfen eines Einfühlungs-vermögens, wie sie der neue "Friedhof der Kuscheltiere" für aufgesetzten Horror außen vor lässt. Und zudem den Eindruck erweckt, als wäre hier die To-do-Liste einer Zusammenfassung abgehandelt worden.
Wirklich schade. Mit Titeln wie diesen kommt die neue Welle der King-Verfilmungen schon ins Stocken, nachdem sie gerade erst fahrt aufgenommen hat.
In "The Road" tauchte John Hilcoat noch die ganze Welt in düster-trostlose Farben und zauberte damit die Kulisse eines erschreckend ausgemergelten Planeten der Hoffnungslosigkeit. In "Triple 9" darf er wenigstens Kate Winslet als Mob-Chefin inszenieren, die eben noch liebes Tantchen war und dann wieder Leute zerkleinern lässt.
Ganz klar hat Hilcoat sich einen straighten Stoff ausgesucht, der moderate Actionkost liefert und schlimmstenfalls dem Heist-Genre keine neuen Züge abgewinnt. Dabei kann "Triple 9" aber auch zugutegehalten werden, dass er weniger als Rennpferd, denn als Charakterstück über verkommene Cops in einer nur oberflächlich schicken Stadt verstanden werden kann.
Dass Cops, die ihr Insiderwissen und Know-how zur eigenen Bereicherung nutzen (oder dafür erpresst werden) und gegebenenfalls Beute ungern teilen, ist jetzt nicht mehr ganz taufrisch. Dafür gibt es mit der Story um Chiwetel Ejiofors Figur eine noch interessante Handlung, die über nächstliegende Motive hinausreicht.
Ansonsten ist John Hilcoat ein später kleiner Bruder von "Heat" gelungen, der gute, wenn auch nicht überragende Momente in Sachen Überfälle und Standoffs liefert und bei dem einige große (und mittelgroße) Namen wie Gal Gadot, Aaron Paul oder Woody Harrelson unterm Strich überraschend wenig zu tun haben.