mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Komödien über Außenseitertypen haben es meistens etwas schwer. Das Ziel ist edel, aber dann läuft es doch wieder auf platten Humor hinaus. Und schon sind einem die Figuren wieder egal.
Ein bisschen anders liegt der Fall bei "Heavy Trip". Vorab mit ordentlichen Kracherszenen beworben, entsteht schnell der Eindruck, es mit einem finnischen Nonstop-Krawall tun zu haben. Aber das Gegenteil ist hier der Fall.
Die ist nur bedingt die Story um den Vernichtungs-Feldzug einer Chaostruppe namens Impaled Rectum. Hier geht es eher um den Traum von vier Schulfreunden, durch ihre Keller-Probenraum-Kapelle der bedrückenden Enge ihrer Hinterland-Heimat zu entfliehen. Endlich die prolligen Autofreaks mit ihren Homo-Rufen hinter sich lassen, sich nicht mehr vom unausstehlichen Alleinunterhalter und einzigen Orts-Berühmtheit vorführen zu lassen.
So etwas schreit natürlich nicht unbedingt nach Anarcho-Humor und peinlichsten Verfehlungen. Was die Macher auch gar nicht verfolgen und damit eine stimmungsvolle und nur selten zu überdrehte Punktlandung hinlegen. Also, selbst Punkte wie ausgegrabene Bandkollegen in Särgen und Kotzattacken auf der Bühne sind hier zwar schon krass, aber fallen nicht zu sehr aus dem Rahmen.
Dafür ist "Heavy Trip" fast schon so verschroben wie "Eagle vs Shark", beobachtet die Vorurteile der Umgebung (wie die des Polizisten-Schwiegervaters) aber geradezu geerdet. Und auch unsere Stormtroopers of Death sind alles andere als mit Leder und Nieten bestückte Abziehbilder. Sie werden mindestens ebenso ernst genommen wie Hera, die Heldin aus "Metalhead".
So passt es schon, dass der Humor manchmal so beherrscht wirkt wie die Figur des Bassisten Pasi alias Xytrax. Erst glaubst du, das ist eine Schlafpille und dann kommt doch plötzlich was, worüber du dich vielleicht selbst bepisst. Aber zumindest darfst du nicht nur Schmunzeln.
What?! DU HAST "LA LA LAND" NICHT GESEHEN?????
Doch natürlich. Und ich muss gestehen, trotz so manch zutreffender Kritik und vielleicht noch so hinterhältiger Kalkulation mit den Vorlieben der Jurys dieser Welt, stellt Damien Chazelles moderne Musical-Romanze ein echtes Phänomen dar.
Eine Rückbesinnung auf den Zauber choreografierter Wunderwelten, in denen die Lasten und Hässlichkeiten der Wirklichkeit ausgeblendet werden. Stattdessen setzt es schimmernde Farben, eine Zelebrierung des Hier- und Jetzt-Gefühls des am Leben seins und die eine oder andere zauberhafte Loslösung von der Erdanziehung.
Und dabei ist "La La Land" doch auch alles andere als eine bedrohliche Gute-Laune-Monster-Feier, die alle Zaghaften notfalls verschlingen könnte. Noch ist es ein Sedativ für den Verstand, denn im Grunde ordnet Chazelle alle Showeinlagen dieser einen Liebesgeschichte in der Stadt der Träume unter. Wobei er diese Liebe mit ihren wechselnden Gezeiten rech treffend widerspiegelt: mal gewitzt, mal hochtrabend nach dem Stich ins Herz und schließlich langsam auf ihr Ende zusteuernd.
Dass die Anziehung zwischen Ryan Gosling und Emma Stone hier, wieder einmal, nicht sofort, auf der Stelle, wie beim Blitzschlag einsetzt, macht die Sache sogar noch amüsanter. Wie auch im Endeffekt einfach nur bittersüß. Yes, ich schreibe das jetzt mal einfach. Schließlich hebelt gerade der immer noch glaubhafte Gefühlsgehalt hier einige störende Fragen aus.
Statt sich dann allzu lange damit aufzuhalten, warum Goslings Sebastian als Jazz-Purist seine Vorsätze über Bord wirft und der (zugegeben recht merkwürdigen) Band seines alten Weggefährten beitritt. Wer sich schon selbst eingesteht, das Geld der eigenen kreativen Erfüllung vorzuzuziehen, muss das dann ja nicht an anderen auslassen.
Doch mit seinem Ass im Ärmel zeigt "La La Land", dass dies alles auch irgendwie nur Vorab-Geplänkel und ein Setup darstellt. Damit uns dieser große "Wunschtraum" am Ende nicht nur oberflächlich bezirzt, sondern direkt am Herzen berührt. Ich habe vielleicht nicht zum Taschentuch gegriffen, wurde aber regelrecht entwaffnet.
Und so bleibt der, wenn auch nur einen Augenblick lang, Oscar-Preisträger für den Besten Film 2017, mehr als nur ein aufgehübschtes Revival des großen Hollywood-Musicals. Mehr als eine Fantasie von Figuren, die in der Traumfabrik groß rauskommen wollen. Es ist auch ein aufrichtiges Sinnieren über vertane Chancen und die ewig nagende Frage darüber, wie es hätte sein können.
Nein, also echt nicht. Der eigenwillige Humor amerikanischen Klamauks mag ja durchaus Stoff genug für einen eigenen Studiengang liefern. Diese rotzfreche Freizügigkeit des R-Ratings, die Pimmel und Muschi zu Standardausdrücken werden lässt oder das Zelebrieren von Drogen- und Alkoholkonsum, mit der der triste Alltag weggeblasen wird.
Aber dann gibt es auch fast schmerzliche Beispiele wie "Bad Neighbors 2". Eine an sich schon dümmliche und ziemlich gelangweilt realisierte Sequel-Angelegenheit für ein schon durchwachsenes Original.
Einzig das Niveau des Vorgängers gnadenlos zu unterbuttern, das ist wohl die einzige Zielsetzung, die es hier zu erfüllen gab. Nun ja, wenn Kinder Dildos zu ihren Lieblingsspielzeugen erklären oder es Tampons, benutzte natürlich!, an die Wand regnet, dann wird diese Mission erfüllt.
Aber da Geschmack natürlich Ansichtssache ist und diese Fortsetzung an sich so gehaltvoll ist wie auf 90 Minuten herangewachsener Hirnschwamm, kann ich nur zum Wegsehen raten.
Familie ist die Hölle. Eltern lehren ihre Kinder, sie zu hassen. Und mit etwas Glück verkorkst dich dieser ewige Kreislauf des Frustschiebens fürs ganze Leben. Na schönen Dank auch.
Es ist diese, für nicht wenige zutreffende, Wahrheit, der sich Ari Aster in seinem Ausnahme-Horror "Hereditary" äußerst genüsslich annimmt. Er gönnt sich einen perfiden, wie auch entlarvenden Spaß am langsamen Ritt der Familie Graham in den infernalischen Abgrund. Höchstens noch "Satan's Slaves" zeigte zuletzt, welche Schrecken das Ableben des weiblichen Oberhaupts einer Sippe entfesseln können.
Aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. "Hereditary" setzt so gar nicht auf Geister und vordergründige Jump-Scares. Es glotzen einem auch nicht irgendwelche Puppen oder grässliche Gemälde aus den Augenwinkel schief an. Das Grauen resultiert hier vor allem aus der Art und Weise, mit der übergroße und herrische Elternfiguren ihre Kinder fürs Leben zeichnen. Egal, ob diese sich als emanzipiert und über derlei Dingen stehend sehen.
Natürlich brechen derlei Dinge früher oder später an die Oberfläche durch. Wovon Aster regen Gebrauch macht und zugleich beweist, dass es für echten Horror eigentlich gar nichts anderes braucht als das ganz normale Leben. Trotzdem ist sein Schocker irgendwo auch echt Arthouse. Und vor allem ist er, neben treffend beobachtet, äußerst sorgvoll arrangiert und orchestriert. Allein die doppelte Bedeutung mit den Miniaturbauten und dem Blick auf die Grahams als Puppenhaus ist schon nicht schlecht, wird aber dank Kamera und Ausstattung zu einem der treibenden Motoren für die unheimliche Atmosphäre.
Dennoch wäre all das Handwerk nur die halbe Miete eines uneingelösten Versprechens, wenn nicht auch schauspielerisch etwas aufgefahren würde. Womit wir schon die Möglichkeit nutzen, Toni Collette zu ihrem, bereits gefeierten und prämierten, On-Screen-Meltdown zu beglückwünschen. Sie scheint für diese Rollen wie geboren und liefert verdammt nochmal einen der denkwürdigsten Aspekte von "Hereditary" ab. Neben dem Zungenschnalzen.
Allerdings sei auch dies nicht unerwähnt. So kunstvoll dieser Reißer auch sein mag, ist er auch, wie jede andere Horrorkost auch, dem stimmungsabhängigen Urteil eines jeden und jeder Einzelnen ausgeliefert. Und damit meine ich, dass Asters Trip einerseits so unheimlich abseits aller Klischees ist, wie er eben auch als recht komisch und grotesk erachtet werden kann.
Es müssen eben nicht alle blinkenden Irrlichtern und unsichtbarem Schnalzen an den Rand des Wahnsinns folgen. Oder sich geängstigt fühlen von aufdringlichen Tussen aus der Selbsthilfegruppe. Konsequnterweise wird auch Asters finaler Twist so brillant erfrischend präsentiert und löst doch schon wieder Logikfragen auf, wenn dann das Interesse an der mythologischen Seite gleich zum Klicken im Web einlädt.
Davon einmal abgesehen, muss ich persönlich betonen, dass die Schwächen von "Hereditary" (vom Ton mal abgesehen, wieso bleibt die Schwester so ungenutzt, wenn sie doch auf dem Plakat prangt?) letzten Endes eher als minimal eingestuft werden können. Wäre er "nur" eine bewusst schwarze und sinistere Komödie geworden, wäre der Film nahezu perfekt. Aber auch so, als echter Horror, ist Asters Film einer der beachtenswertesten Titel der letzten Zeit. Weil er seine Karten sparsam ausspielt und sich nicht unbedingt im Vorfeld selbst verrät.
"Hacksaw Ridge" sollte Mel Gibsons Hollywood-Exil beenden, zumindest als Regisseur. Angesichts sechs eingeheimster Oscar-Nominierungen und nicht weniger positiver Pressestimmen scheint ihm diese Mission geglückt. Aber wo es fachlich nichts zu bemängeln gibt, präsentiert sich Gibsons Kriegsepos so zwiespältig wie seine Hauptfigur.
Statt eines weiteren plakativen Schachtengemäldes stellt der Film die nicht unwichtige Frage nach dem Konflikt zwischen pazifistischer Glaubens-Einstellung und dem Ruf nach Erfüllung der Bürgerpflicht. Als Christ in den Zweiten Weltkrieg ziehen, ohne dabei den Dienst an der Waffe zu leisten, ist dies vereinbar und kann es funktionieren?
Für den Sanitäter Desmond Doss, dem realen Vorbild zu "Hacksaw Ridge", stellte sich diese Frage gar nicht. Er ertrug die Schikane und sollte schließlich eine fast schon übermenschliche Heldentat hinlegen, die immer noch unglaublich klingt und der hier ausgiebig gehuldigt wird.
Aber so fesselnd die ethischen Fragestellung auch erscheinen mag, so wirklich genutzt wird sie nicht. Es mag ja durchaus danach klingen, dass Mel Gibson eine Abhandlung über den Krieg abliefert, die quasi das Gegenstück zu Robert Heinleins "Starship Troopers" und dessen Militärfetischismus bildet. Statt Nicht-Hinterfragen und sich in die dienende Masse eingliedern, hätte "Hacksaw Ridge" das Zeug zu echten Denksanstößen.
Nur begnügt sich Gibson mit einer simplen Tretmühle aus Schikane und Spott der Kameraden und Obrigkeit. Sowie einer recht pathetischen Wende in Gestalt von Hugo Weaving als Vater unserer Hauptfigur, der anfänglich noch als mahnende Verkörperung vor den Kosten des Krieges herhält.
Und sonst? Da wird schließlich das zelebriert, was sich mit dem menschlichen Körper alles anstellen lässt. Es wird aufgespießt, zerfetzt und durchlöchert bis die Schwarte kracht. Und das auch nur, damit die Rettungsmission des Desmond Doss nochmals größer und unerträglich hart erscheint.
Nicht falsch verstehen, "Hacksaw Ridge" funktioniert in seinen drastischen Bildern als Erinnerung daran, wie dreckig, erbarmungslos und unmenschlich es in Kriegszeiten zugeht. Was dem Film schon eher schadet, ist der Umstand, dass Desmond Doss bereits Jahre zuvor in einer eigenen Doku gewürdigt wurde. Und dass Mel Gibson da hauptsächlich nur eine abgeschmeckte Heldengeschichte vorlegt, die sich mal zu sehr nach nachgestelllten Szenen eben einer Doku-Fiction anfühlt.
So richtig zupacken vermag "Hacksaw Ridge" dann nicht. Auch wenn Hauptdarsteller Andrew Garfield wegen seiner Art und körperlichen Erscheinung perfekt in die Rolle passt und diese Gelegenheit schauspielersisch nicht ungenutzt lässt. Ja, selbst Vince Vaughn straft mal wieder alle Lügen, die meinen, er sei nur so ein Comedy-Vogel.
Gerade wegen dieser schwerwiegenden Argumente auf der Habenseite enttäuscht es dann, dass Gibson etwas zu sehr auf plakativen Charakter gesetzt hat und Dinge eher abhandelt, statt sie zu behandeln. Selbst wenn er es vermeidet, ein echtes Loblied auf den Militärdienst zu trällern, will "Hacksaw Ridge" am Ende einfach doch nicht richtig aus der Masse der Kriegsdramen herausstechen.
Ja, ja, Nazis sind halt doch die ultimativen (Film-)Bösewichte. Als wären die realen Gräueltaten nicht schon abstoßend genug, lässt sich das WWII-Setting immer noch dankbar mit Horror-Elementen aufpeppen. Jedenfalls wurde die Formel Nazis + Zombies = Unterhaltung bereits mehrfach auf ihre Richtigkeit überprüft.
Nun reiht sich "Operation: Overlord" in diese Versuchsreihe ein. Ziemlich nahtlos übrigens. Und doch könnte Julius Avery's D-Day-Gemetzel nur in einer Parallel-Welt was reißen, in der kein "Frankenstein's Army" oder "Outpost" existieren.
Denn hier bei uns offenbart sich das vorliegende Produkt vor allem als Hollywoods aufplolierte Antwort auf die Welle besagter B-Movies. Mit einem Produzenten wie J. J. Abrams ist alles halt ein wenig größer, teurer und echt Weltkriegs-mäßig. Im Gegenzug aber eben auch von allen Ecken und Kanten bereinigt.
Schließlich ist "Operation: Overlord" auch nicht die erste Gelegenheit, bei der wir in einem Genre starten und dann in ein ganz anderes geschleudert werden. Es ist nicht der erste Film, der quasi toughe und gedrillte Army-Typen aus heiterem Himmel mit einem Gegner konfrontiert, der so viel schlimmer ist als die ursprünglich zum Abschuss freigegebenen Krauts.
Wenn überhaupt, bedient sich "Operation: Overlord" großzügig bei Versatzstücken aus "Aliens" über "Wolfenstein" und vielleicht sogar der Arbeit der Effekt-Gurus, die ihrerzeit mit Werken wie "Re-Animator" den Behörden Herzinfarkte bescherten. Das alles wird zu einem videogame-gleichen Entertainment-Paket verschnürt, das eine Generation begeistern soll, der es hauptsächlich um Zwischendurch-Genuss geht.
Gejammert werden darüber darf dennoch an anderer Stelle. Dafür kennen wir die Hollywood-Walze doch zu gut. An manchen Stellen ist das Endergebnis sogar recht mitreißend und niemals dürfen wir die Anziehungskraft von in die Luft gesprengten SS-Widerlingen unterschätzen. Der Verstand sagt Nein, mein Herz jubelt trotzdem.
Doch trotz allem fehlt bei dieser Gelegenheit der Mut zum fiesen Witz. "Dead Snow" hatte seine gold-geilen Nazi-Zombies und Bierlaune, Richard Raaphorsts "Frankenstein's Army" bot denkwürdigere Kreaturen und drückte uns immerhin eine Truppe rein ohne Sympathieträger auf. "Operation: Overlord" erscheint da im direkten Vergleich geradezu stocksteif und politisch korrekt abgeschmeckt. Aber so ist es mit Junkfood ja im Allgemeinen.
Es gehört dann wohl doch zum echten künstlerischen Reifeprozess: die Absage an die Erwartungshaltung der Kritiker. Denk nicht dran, was andere von dir sehen wollen. Zieh einfach dein Ding durch und schleudere es ihnen in die Fresse. Ohne Erklärungen oder Zugeständnisse.
Und hey, Lou Reed hat das auch gebracht. Er vergaß seinen Kopf über Nacht im Motorenwerk, missbrauchte Metallica als polternde Background-Kapelle (und brachte Millionen ihrer Fans zum Heulen) und bezeichnete das Ergebnis jedes Mal als Musik.
Auch Kevin Smith hat vor einiger Zeit diesen Punkt erreicht, wo er verkündete, sich von jetzt um vor allem seinen eigenen Scheiß zu kümmern. Was der Welt Filme wie "Yoga Hosers" bescherrt. Eine derart verunglückte Teenie-Horror-Comedy mit Mini-Bratwurst-Nazis und einer Extra-Portion Kanada-Touch, die alle Film- und (ehemalige) Smith-Freunde vom Glauben abfallen lassen kann.
Wo die Prämisse noch irgendwie nach Mitschunkeln klingt, macht das Anschauen klar, dass sich hier vor allem Kevin Smith vor Lachen eingepisst hat. Nur ist ihn dabei entgangen, uns klarzumachen, was daran so witzig sein soll. Der gezeigte Humor hat nichts avantgardistisches, er ist nur flatulent. Und wenn das Heldinnen-Duo namens Colleen hier gegen das Kotzemonster aus Gang fünf angetreten wäre, es hätte dem Film kaum mehr schaden können.
"Red State" wurde seinerzeit schon eine schlampige Machart vorgeworfen, was sich damals noch als radikaler Stilbruch seines Regisseurs verteidigen ließ. "Yoga Hosers" bleibt mit dem Kopf gleich lieber im eigenen Arsch stecken. Mit dem Unterschied, dies als einen Akt pseudo-cooler Selbst-Persiflage verkaufen zu wollen. So jedenfalls meine ich, hat Smith wiederum Johnny Depp, Vanessa Paradis und Stan Lee zur Beteiligung überreden können.
Was auch einen auch wiederum das Gebiss in den Türrahmen versenken lässt, denn in Ansätzen sind die Stärken des alten Kevin Smith durchaus erkennbar. Vor der ganzen Pickelhelm-im-Arsch-Sache amüsiert das Gespann Lily-Rose Depp/Harley Quinn Smith mit seiner unverkrampften Energie (und ihrer Glamthrax-Band). Ja, sogar die Dialoge mit ihrer Sportlehrerin und Principal Invincible sind zwar durchaus oberflächlich gefällig, aber noch das beste an "Yoga Hosers".
Der Rest allerdings wird vor allem als Selbstdemontage und Unglück beim Rumspielen mit dem Chemiebaukasten in Erinnerung. Schmerzhaft daran, dass es von einem Mann stammt, der es sonst doch immer besser wusste.
Ich danke den "Conjuring"-Machern in erster Linie für die Erfüllung ihres Bildungs-Auftrags. "The Nun" bestätigt nämlich die alte Bauernregel, dass erhängte Nonnen nur Unheil bedeuten. Aber das war ja ohnehin schon irgendwie klar.
Das lange beworbene Spin-off um die unheimlichste Film-Nonne der letzten Jahre verlagert das gruselige Geschehen nun ins rumänische Hinterland, raus aus den Mauern umspukter Familienhäuser in die Untiefen eines Kloster-Schlosses. Und dieser Tapetenwechsel trägt zumindest atmosphärische Früchte.
Setdesign und Stimmung vermitteln eine Stimmung, die weniger von "Poltergeist" und Konsorten, als denn vom guten alten Gothic Horror von Roger Corman oder den Hammer-Klassikern beseelt scheint. Während einige wenige appetitliche Hingucker durchaus eine Nähe zu den berüchtigten Vertretern der harten italienischen Schule nahelegen.
Derartige Schübe währen allerdings nur kurzzeitig. Während der Rest des Spuk-Repertoires in "The Nun" wiederum von bereits erprobten Scare-Tactics dominiert wird. Richtig fetzig ist das leider nicht immer. Auch wenn die Atmo durchgängig passt, nutzt sich das Potenzial von plötzlich auftauchenden Händchen, die nach einem greifen, nun doch schon ziemlich ab.
Unbedingt erwähnt werden muss dann doch das Finale. Wo immerhin eine recht launige Kreuzung aus "Indiana Jones" und "Evil Dead" stattfindet. Und dass sich hier ein recht ansehnlicher Cast um Demián Bichir und Taissa "American Horror Story" Farmiga abmüht, macht die Angelegenheit immerhin ansehnlicher als den ersten "Annabelle".
Trotzdem muss "The Nun" mehr als eine Enttäuschung betrachtet werden. Der Film erweist sich nur als eine etwas ploternde Fahrt durch eine durchwachsene Geisterbahn. Er bringt kaum neue Antworten, und wenn, dann nur als Minimal-Anmerkungen zum restlichen "Conjuring"-Kosmos. Und natürlich wird am Ende nicht vergessen, eine Brücke zum ursprünglichen Über-Horror zu schlagen, mit dem alles mal begonnen hat. Aber das war euch schon vorher klar.
Alles in allem nicht schlimm. Doch "The Nun" hätte sich auch mal mehr aus dem eigenen Serien-Korsett wagen und neue Wege einschlagen dürfen. So bleibt es am Ende mehr eine Muster-Übung und ein überfälliger Solo-Auftritt einer Schreckfigur, die wiederum wenig erschreckend wenig dazu beisteuert.
Armer Alexander Skarsgård. Da zeigt er uns schon seine lange Mähne und die gestählten Muskeln und trotzdem hat sich irgendwie keine Sau dafür interessiert. "The Legend Of Tarzan" war im Prinzip so überflüssig wie Shyamalans verunglückte Real-Life-Adaption von "Die Legende Von Aang".
Wenn überhaupt, so bietet das Kolonialszeit-Ausbeute-Drama nur einen echten Hingucker und der ist schon wieder ein alter Hut. Christoph Waltz hat jedenfalls kein Problem damit, seine Nummer mit dem sophisticated Asshole im Zwirn zu wiederholen, denn er ist wie geschaffen dafür. Wohingegen Samuel L. Jackson ein wenig dringend benötigte Coolness beizusteuern versucht, die ein blasser Held und eine unbeeindrickende Geschichte einfach nicht auffahren können.
Ja, es spielt selbst keine Rolle, dass Margot Robbie die neue Jane gibt. Obwohl sie einen starken Kopf besitzt, bleibt ihre Figur dem alten Muster treu. Frauen sind der Köder, die Männer spielen die Helden.
Und vielleicht hat "The Legend Of Tarzan" irgendwo die richtigen Ansätze. Will über das schändliche Menscheitskapitel berichten, den Kontinent Afrika preisen, aber dann fällt dieses Ziel auch wiederum ins Wasser. Da nicht viel mehr in Erinnerung bleibt, als böse weiße Typen, irgendwelche Stämme, ein halbnackter Held und viele CGI-Tiere.
Klassiker-Remake-Alarm. Das Dreamteam Denzel Washington/Antoine Fuqua nimmt sich "Die Glorreichen Sieben" vor. Herausgekommen ist ein schnittiges Helden-Epos und eine ausufernde Materialschlacht, die klar macht, warum Hollywood Hollywood ist und Bad Segeberg nur Bad Segeberg. Nicht, dass ich etwas gegen die Karl-May-Festspiele hätte.
Fuqua liefert außerdem eine Lehrstunde für Gurken wie "Suicide Squad" ab. So jedenfalls hat es auszusehen, wenn du mehr als zwei Figuren einführen musst. Bleib dem Erzählstrang treu, trimme Kurzepisoden und knall dem Zuschauer dann jede kämpferische Besonderheit um die Ohren. Ach ja, immer erst den Bösewicht klar umreißen, dann die Rächer versammeln und schließlich ein, zwei Mal ordentlich was verpulvern.
So jedenfalls geht Western-Spektakel. Auch wenn sich "Die Glorreichen Sieben" den Vorwurf gefallen lassen müsste, halt nur eine verspätete Ami-Antwort aufs Feuerwerk zu sein, das Takashi Miike in "13 Assassins" zelebrierte. Hier wie dort verwandelt sich eine gesamte, immerhin zu rettende, Stadt in Kriegsgebiet. Und am Ende bleibt halt doch eher nur ein Stück Action-Kino im Kostüm-Look übrig, statt der Ambition einen echten Genre-Beitrag zu erschaffen. Aber sei's drum.
Schließlich ist Antoine Fuqua ein Garant dafür, dass das Handwerk stimmt und selbst jedes noch so lange Finale nicht den eigentlichen Charakter aus den Augen verliert. Während Denzel Washington, klasse zwischen gesetzestreuem Über-Kämpfer und Erlöser-Figur, einem Haufen vorsteht, der nicht nur aus Bleich-Gesichtern besteht. Verständlicherweise geht bei so vielen Charakteren ein wenig die Tiefe flöten. Aber dafür schleichen sich selbst Anflüge von Schwächen wie posttraumatischer Belastungsstörung ein. Oder darf eine Frau auch mal mehr, als nur geknebelt auf ihren Retter zu warten.
Zudem gibt es Chris Pratt's Schlitzohr-Haftigkeit noch einige weitere humoristische Auflockerungen, die trotz erzäherlischer Limitierungen, die Himmelhunde doch irgendwie an unser Herz ketten. Und damit hat "Die Glorreichen Sieben" schon etwas mehr erreicht, als so manche andere Heldentruppe.
Ironhand, Blackbriar und Treadstone – die Welt des Jason Bourne ist immer noch so, wie wir sie verlassen haben. Deshalb ist es auch nur konsequent, dass die verspätete Rückkehr Matt Damons sich, neben weltenbummelnden Killer-Kommandos, auch neuerdings auf die Rolle der Geheimdienste als allsehendes Auge konzentriert.
Wir sind aber auch schön blöd, und sperren alles und jedem nur zu gerne die digitale Hintertür auf. Wohingegen "Jason Bourne", der fünfte Eintrag der Reihe, diesen Fakt natürlich als reines Element der Story-Bereicherung nutzt, als denn der Welt eine Lehrstunde zu erteilen.
Und vielleicht ist es auch dieser Umstand, dass Routinier und Bourne-Veteran Paul Greengrass sich in dieser Angelegenheit ein bisschen zu sehr darum bemüht, alles rund um seinen Star zu inszenieren, der erkennen lässt, wie der Serie ein wenig die Puste ausgeht.
Denn tatsächlich ist Damons vierter Einsatz mehr business as usual. Nicht mehr der deutliche Wink an James Bond, sich dann doch endlich mal aufs Altenteil zurückzuziehen. Selbstverständlich reißt "Jason Bourne" immer noch da mit, wo es wirklich darauf ankommt. Greengrass und sein Team beweisen immer noch ein exzellentes Händchen in Sachen Verfolgungsjagden. Nur bei der martialischen Abrechnung mit Fiesling Vincent Cassel wird dann doch der Punkt zur Überlänge überschritten.
Womit spätestens klar wird, dass sich der innovative Charakter seiner Vorgänger nicht unendlich reproduzieren lässt. "Jason Bourne" serviert zwar immer noch das erhoffte Menü, wir sind dann aber doch irgendwann soweit, um nach etwas Abwechslung zu fragen. Da sind Tommy Lee Jones in einer finsteren Rolle oder Alicia Vikander als zielstrebige Opportunisten unterm Strich doch etwas zu wenig.
Es wäre eben umso erstaunlicher gewesen, das Abarbeiten von Schauplätzen und den Ausstieg von Julia Stiles, mit mehr Überraschungen wie den Abschluss-Gag aufzuheben. So bleibt alles irgendwie beim Alten. Nur die Gesichter ändern sich, während der arme Jason auch weiterhin im Dunkel seiner Erinnerung stochern muss. Aber vielleicht lauert ja noch ein weiteres Sequel in Wartestellung, dass der Serie ein würdiges Ende verchafft. Ich werde ja wohl noch träumen dürfen.
Nur eine ebenbürtige Fortsetzung zu hoffen ist häufig zu hoch gegriffen. Dann aber noch gleich anzukündigen, den Patrioten-Klopper "Rocky IV" neu erfinen zu wollen, das schrie nach Selbstmord. "Creed II" hingegen zieht sein Ding einfach durch und landet erneut einen echten Achtungserfolg. Auch wenn das Sensations-Feeling dieses Mal deutlich geringer ausfällt.
Dafür verlagert das Werk von Regie-Nachfolger Steven Caple Jr. ein wenig zu sehr darauf, als standardisiertes Sequel zu gefallen. Fairerweise sei natürlich nicht verschwiegen, dass der Film auch nicht wenige Themen zu handeln hat. Von der Herausforderung durch den Sohn des Vatermörders Ivan Drago, zur Familien-Planung und natürlich Sly's Abschied vom Ring, das will erst einmal untergebracht werden. Und trotzdem offenbart sich die gleiche Schema-F-Stolperfalle, in die Sylvester Stallone sein Franchise tappen ließ.
Immerhin zeugt auch "Creed II", wie bereits sein Vorgänger, davon, dass jemand genau verstanden hat, wo die Stärken der "Rocky"-Saga lagen. Dass es nicht um dramaturgisch superb ausgefeilte Höhenflüge ging, sondern um Authenzität. Uns ist das, schon weit vorm Abspann, vorherbestimmte Ergebnis nicht so wichtig wie die Glaubwürdigkeit der Figuren.
In dieser Hinsicht wird dieses Sportlerdrama auch schon wieder geadelt durch das Engagement seines ausgezeichneten Ensembles. Michael B. Jordan hatte sich ja bereits als Leading Man etabliert, legt als Adonis Creed aber locker noch eine Schippe drauf. Und er wäre natürlich nichts ohne seine Angebetete Bianca, alias Tessa Thomson, die bei der Rollenwahl wohl einfach niemals enttäuschen kann.
Sly beweist auf seine alten Tage abermals eine schauspielerische Tiefe, die wir schon unter Feldern tausender erlegter Gegner verschüttet glaubten. Gerade weil Stallone so zurückhaltend und doch essenziell als Mentor auftritt, kann er sich von sich behaupten, am Ende ein doch recht makelloses Rocky-Erbe zu hinterlassen.
Auf der anderen Seite ist es eine nicht minder gewalitge Überraschung, einen Dolph Lundgren in einer großen Rolle zu erleben. Ja, der Clash zwischen den Söhnen Adonis und Viktor schmeißt, Gott sei dank, sämtliches U-S-A!!!-Gehabe und System-Snobismus der Eighties über Bord. Und in den wenigen Momenten, in denen wir Einblick in sein Leben erhalten, offenbart sich Kampfmaschine Viktor sogar als einer der interessantesten Opponenten des gesamten Boxer-Genres. Mindestens genauso vater-geschädigt, würden er und Adonis sich in einer anderen Welt im Breakfast Club die Freundschaft schwören, hier hauen sich allerdings aufs Maul.
Weil wir schon dabei sind, last but not least, sei noch einmal hervorgehoben, wo eine andere, teils überwältigende Qualität von "Creed II" liegt: natürlich in der Wucht seiner Kämpfe. Hier wird nicht nur gut geschnitten und choreografiert. Wenn Rippen brechen und Kiefer bersten, dann dröhnt ein Knacken durch die Boxen. Dann spritzt ein Gemisch aus Speichel und Blut durch die Luft. Und aus dem Sport wird, trotz all der Scheinwerfer und Pay-TV-Rummels, wieder zu einer brutalen Veranstaltung, bei der es ums Niederschlagen geht.
Da mag es story-technisch ein wenig mehr Schutzpolster geben, wenn es um echte Barrierefreiheit zwischen Publikum und Boxern geht, dann gehört auch diese Fortsetzung definitiv auf jede Bestenliste. Vielleicht sollten wir uns schon für den dritten Teil wappnen.
Die Weltherrschaft muss doch noch warten. Wenn überhaupt eine Erkenntnis aus "Bird Box" gewonnen werden kann, dann wohl diese. Netflix, der Streaming-Gigant und Markt-/Normen-Erschütterer, wird das Kino so nicht so schnell ablösen können. Jedenfalls nicht, wenn die Damen und Herren weiterhin vor blindem quantitaivem Eifer Titel raushauen, bei denen die Leute lieber doch nicht hingeschaut hätten. Selbst, wenn sie mit aller Macht dazu gebracht werden sollen.
Denn auch "Bird Box", dieses post-apokalyptische Survival-Horror-Drama lockt wieder großen Namen – respektive Sandra Bullock als Leading Lady und Susanne Bier auf dem Regiestuhl, die somit ein Powerhouse aus gleich zwei Oscar-Gewinnerinnen hinter dieser Buch-Adaption stellen.
Was gut gemeint ist, aber im Grunde auch nicht mehr bedeutet, wenn das Endprodukt nicht viel Neues auffahren kann. Gerade auf einen Markt, der nach "The Road", "Stake Land" oder natürlich dem nicht unnähnlichen "A Quiet Place" gut gesättigt scheint. Zumal Biers Film eigentlich nur ein unwesentlich besseres Update von M. Night Shyamalans "The Happening" darstellt. Und das in zweierlei Hinsicht: weil hier wie da Menschen Selbstmordgedanken eingeflüstert werden und weil die Aussagekraft der Erzählung in beiden Fällen enttäuscht.
Prinzipiell lässt sich auf der Habenseite verbuchen, dass sich bei "Bird Box" irgendwann Gedanken zu den Themen Mutterschaft und -liebe oder dem generellen Erblinden unsererseits in dieser Zeit und Gesellschaft herauskristallisieren. Aber so wie auch wir immer blinder fürs Wesentliche im Angsicht des realen und digitalen Konsums zu werden scheinen, hat sich auch Susanne Bier etwas zu sehr verzettelt.
Wie ließe es sich sonst erklären, dass ein zentrales Motiv wie die Flussfahrt, trotz Stromschnellen und mörderischen Gläubigern, wie sie dieser Film zu bieten hat, nicht Action, sondern jedwedes Potenzial zur Ergriffenheit der Zuschauer vermissen lässt? Oder im Prinzip jede Gefahren- und Weltuntergangs-Situation dieses Stoffes mit zu viel aufgesetztem Gelaber und noch so haarsträubender Vorhersehbarkeit zugrunde gerichtet wird?
Da liegt denn auch das wahre Problem dieses Films, der ansonsten nur mit bekloppten Real-Life- Challenges, Logiklöchern und den Streit über Archivmaterial von sich Reden macht: "Bird Box" verläuft schrecklich überraschungsarm und wirkt vom Versuch so inkonsequent wie eine zu Boden geworfene Vase, die dabei von Schaumstoff und Kissen umhüllt wurde. Oder wie lässt es sich erklären, dass der viel zu frühe Abgang von Sarah Paulson, sicherlich als schlimmste Verkörperung des totalen Sicherheitsverlusts, lediglich wie eine Randnotiz wirkt? Ein Detail dieser Katastrophensequenz, die wie eine runterskalierte Sparflammen-Ausgabe des Infernos von Zack Snyders "Dawn Of The Dead" daherkommt.
Bei allzu vielen unlogischen Anwandlungen und einer zu großen Schar unnötiger Rand-Figuren ist dann irgendwo der nächste zwingende Referenz-Titel des Genres auf der Strecke geblieben. Und dies bei einem Genre, das gerade aufs emotionale Investment seines Publikums setzt. Da hätten es tatsächlich auch keine gezeigten Monster rausgerissen, die trotzdem wie einer der dümmsten Gimmicks der jüngeren Geschichte wirken.
Aber immerhin schließt sich da der Kreis. Wo das Buch vielleicht noch zu berühren und zu packen verstand, ist die filmische Adaption von "Bird Box" einfach nur ein riesiges Fragezeichen. Wie funktioniert das mit den Monstern? Warum sind sie überhaupt da und warum sollten wir uns umbringen, wenn wir sie sehen? Wieso die, warum jenes? Einzig der wie meistens herrlich arschig spielende John Malkovich bereichert diesen Film mit dem realistischsten Blick auf die Dinge: Dass das alles doch herzlich scheißegal ist. Sorry Netflix, du hast mich ja schon oft glücklich gemacht. Aber "Bird Box" war es irgendwie nicht wert.
Da haben John Carpenter und Debra Hill 1978 ja ganz schön was losgetreten. Ihr "Halloween", dieser kleine billige Horrorfilm – der den Schwarzen Mann auf unheimliche Weise cineastisch einfing – mauserte sich zum Prototyp des Slashers. Und begann eine der langlebigsten Filmreihen. Eine, bei der es mal schlappe zwanzig Jahre braucht, bis ein Teil/Remake oder Reboot entsteht, der wieder aufhorchen lässt.
In diesem Fall erfuhr David Gordon Greens Neuauflage sogar anerkennende Worte von Meister Carpenter selbst. Eine Ehre, die der Film dennoch nicht ganz verdient, auch wenn er als "ernsthafte" Würdigung und Legenden-Fortspinnung sicherlich in eine ähnlich amüsante Kerbe schlägt wie Steve Miners "H20".
Und weil die Saga um die Nacht, in der Michael Myers nach Hause kam, nicht irgendeine Horror-Story ist, kann der "Halloween" von 2018 auch mal mit zweierlei Maß gemessen werden. Einerseits als Old-School-Schocker, der wohl gern die selbe einschlagende Wirkung gehabt hätte wie damals "Scream". Andererseits als jüngster Reanimierungs-Versuch eines übergroßen Originals.
So oder so wirkt der Film ein wenig anachronistisch. Denn er vermag es nicht, dem Genre neue Impulse zu geben, wie es seinerzeit Wes Craven vergönnt war. Der hatte immerhin das Glück, dass der Slasher einfach dahindümpelte und für jeden Hauch neuen Lebens dankbar war. Heutzutage sind wir hingegen schon wieder so übersättigt, dass eine Rückbesinnung auf Reduktion und die Kraft der Atmosphäre allein keine großen Wellen mehr schlagen können.
Auch deshalb würde der neue "Halloween" ohne Carpenter-Bezug, allein als Retro-Slasher mit irgendeinem maskierten Killer, bestenfalls für ein laues Lüftchen sorgen. Zu viele altbackende und bekannte Determinanten, auch wenn der von Co-Autor Danny McBride beigetragene Wortwitz positiv auffällt. Der Typ, der sich Channing Tatum als Arsch-Sklave hielt (natürlich nur im Film), legt Kindern hier schon mal altkluge Sprüche über Gras und Tanzstunden in den Mund und lockert so das Dialog-Allerlei ein wenig auf. Immerhin eine Sache, die doch irgendwie an "Scream" erinnert.
Was die restlichen Gebiete angeht, bleibt das Vergnügen etwas ambivalent. Es ist jedoch durchaus zu spüren. Allen Buhrufen zum Trotz sind Stimmung und Kulisse nicht nur Michael eine echte Heimkehr. Weshalb es immerhin zur recht gut gehandhabten Faksimile reicht. Eine Würdigung, die natürlich spürbar aus einer anderen Energie gespeist wurde als das vor vierzig Jahren ein hoher kreativer Eifer und minimalistische Produktionsweise besorgten.
Hier verschmilzt Michael Myers' "The Shape", die Figur des Schwarzen Mannes, der mühelos durch Wände zu gehen schien und hinter jeder Ecke lauern konnte, mit der unbarmherzigen Tötungsmaschine aus dem ersten Sequel von 1981. Denn natürlich musste ein neuer "Halloween" mit etwas Würze aufwarten. Was uns aber wiederum den ein oder anderen Hingucker bescherrt.
Aber das alles wäre eben nichts wert ohne Jamie Lee Curtis. Wo ein Myers, da braucht es halt eine Laurie Strode. Die endlich wieder nicht in einem Kurzauftritt verschenkt wird und sich in den Schuhen von Sarah Connor (der aus "T2") neuerfinden darf. Diese Idee ist zwar kein Brüller, überzeugt jedoch noch am meisten. Weil es den Faden von vor zwanzig Jahren aufnimmt und weil es mit Lauries Film-Tochter (Judy Greer) und Enkelin (Andi Matichak) gleich noch zwei weitere weibliche Figuren gibt, die sich mit Stärke und Durchsetzungskraft dem Rollen-Klischee vom Rumrennen und Schreien entgegenstellen.
Unterm Strich sind es diese Qualitäten wie diese, die den "Halloween" von 2018 tragen. Der Film gleicht mehr einer zusammengetragenen Best-of-Liste, die manchmal sogar Fans Anspielungen auf andere Teile erkennen lässt. Dass dies nicht so ganz offensichtlich und platt stattfindet, ist denn wohl auch der wahre Erfolg des Scripts. Ansonsten bleibt es bei der alten Formel: Etwas ganz Neues war sowieso nicht drin, gemocht werden darf es trotzdem. Muss es aber auch nicht.
Der große Alfred Hitchcock jagte diesem Traum hinterher, einen ganzen Film nur in einer Telefonzelle spielen zu lassen. Er grübelte so lange über der Idee, dass er ihre Umsetzung selber nicht mehr erleben konnte. Wozu ich jetzt Hitchcock bemühe, wenn ich eigentlich etwas zu Teenie-Cyber-Grusler "Unknown User", der ursprünglich "Unfriended" heißt, sagen will, wirkt natürlich weit hergeholt.
Was hat der Alfred denn mit Teenies und ihren Chat-Gewohnheiten zu tun? Absolut nichts, of course. Aber immerhin kam mir irgendwann die Frage in den Sinn, was unser Hitchcock zu den heutigen Möglichkeiten sagen würde. Was für einen Film würde ihm vorschweben, wenn du heutzutage nicht mal mehr das Haus verlassen musst, um mit der ganzen Welt verbunden zu sein?
Nun, wenn "Unknown User" eines zu bieten hat, dann ist es immerhin eine recht ansprechende Idee. Ein ungeladener Gast hackt sich in eine Chatgruppe, übernimmt nach und nach ihre Rechner und offenbart in einem makabren Spiel ihre dunkelsten Geheimnisse. Sicherlich nicht der tiefgründigste Stoff, doch zumindest etwas, mit dem sich ein guter Kurzfilm hätte füllen lassen können.
Als Spielfilm ist das wiederum mit mehr Tiefen als Höhen verbunden. Und beginnt schon gleich zum Auftakt damit zu nerven, dass die Dialoge tief in der Klamottenkiste der Klischee-Welt notgeiler und partywütiger Heranwachsener wühlen. Ja, okay, es ist Abend. Die Schule ist weit weg, die Eltern sind außer Haus.
Aber dank dieses, sicherlich um Beiläufigkeit und Normalität bemühten, Wortwechsels greift noch ein weiterer, nicht unwichtiger Makel: die Figuren und Chat-Teilnehmer bleiben uns herzlich egal. Selbst dann, wenn sie so ganz unheimliche Dinge in der Webcam entdecken oder plötzlich der Kontakt abbricht.
Und richtig spooky ist es dann auch nicht, sich einfach Geistermädchen aus "The Ring" zu klauen (was denn echt lächerlich wirkt). Oder die minimalen Gore-Einschübe, wie den Tod durch Lockenstab, so aussehen zu lassen, als würden wir zwischendurch selber auf einen Troma-Streifen umschalten.
Jedoch, wenn ich mal den Ton wegdrücke und mich nicht auf die Gesichter im Chat-Fenster konzentriere, muss ich sagen, dass "Unknown User" immerhin auf konzeptioneller Seite doch irgendwie was bietet. Das panische Rumsuchen in den verschiedenen Tabs, die Machtlosigkeit bei Facebooks Compliance-Funktionen oder die geisterhaft aufploppenden Seiten würden in einem anderen, inhaltlich mehr ausgereiften Rahmen, sicherlich die Angstschraube ordentlich nach oben drehen.
Rein aufs Endprodukt bezogen, verbleiben diese Desktop-Spielerein im Falle von "Unknown User" sicherlich nur ein reines Stilmittel, mit dem jemand mal mächtig angeben wollte. Und das macht es ja noch umso ärgerlicher. Ein Geistesblitz allein reicht halt nicht, damit ein Film funktioniert. Aber vielleicht erfährt "Unknown User" wenigstens so seine Existenzberechtigung: als gutes Beispiel dafür, wie wichtig diese Lektion fürs Geschichtenerzählen ist.
Sie kommt dann immer wieder: die eine große Romanze, in der es zur Abwechslung nicht darum gehen soll, wie sich zwei Menschen lange genug direkt verfehlen oder das noch überschüssige Personen aus der Gleichung verschwinden müssen.
Die Rede ist von dem großen tragisch gefärbten Gesamtpaket. Von den ganz großen Gefühlen und einer Bereitschaft zur Aufopferung, die auch noch so gravierende Schicksalsschläge abfedern könn(t)en.
Bei "Ein Ganzes Halbes Jahr" ist es also Emilia Clarke, die als quirlige, lebensbejahende (sowie abenterlich bekleidete) Louisa dem gelähmten Willam (Sam Clafin) als Pflegerin aus seiner hoffnunglosen Isolation zu befreien versucht. Ein Unterfangen, das mit viel großem Gestus des Kitschkinos erzählt wird, aber auch Nicht-Fans des Herschmerz ab und zu mit etwas Humor unterhält.
Und natürlich entwickelt sich irgendwann etwas zwischen dem wandelnden Gute-Laune-Drops Louisa und dem zynischen, wie abweisenden William. Deshalb erinnert die Romanverfilmung auch weniger an "Ziemlich Beste Freunde", sondern ruft, mit einer gewissen inhaltlichen Parallele, Julia Roberts in "Entscheidung Aus Liebe" ins Gedächtnis.
Auch wenn "Ein Ganzes Halbes Jahr" mit einem ganz besonderen Hammer aufwartet, der sogar die Grenzen unbeschwerter Gefühlsduselei aus den Angeln hebt. Das Thema selbstbestimmtes Sterben ist schon ein ganz heißes Eisen.
Seine vielseitigen Facetten gehen trotzdem nicht ganz auf mich über. Es stimmt natülich, wir reden von einem Liebesfilm, nicht von einer moralischen Erörterung.
Ich erlaube mir dennoch, zu sagen, dass es hier viel Zuckerguss, viel Streicher-Untermalung und große, innige Momente gibt. Und dass dennoch das Ende, mit all seiner Konsequenz, irgendwie am wenigsten Gewicht in dieser Erzählung hat. Mag sein, dass hier auch viel von der generellen Ausstrahlung bestimmt wird, die immer wieder (oder eigentlich immer) was von einer TV-Schmonzette hat.
Wie auch immer, "Ein Ganzes Halbes Jahr" bietet, wie auch bei seinen unglücklich Verliebten, ein Gewicht aus Dingen, die mal kalt lassen und dann doch wieder irgendwie etwas ansprechendes besitzen. Nur den wirklich mitreißenden Film habe ich darin jetzt nicht gesehen.
Sie waren super angeberisch, super arrogant, denn natürlich geschah bei ihnen nichts außerhalb des Superlativs. Die Rede ist natürlich von Oasis. Dieser anfangs kleinen, wenig aussichtsreichen Nachwuchsband, "die eine ganze Generation prägte". Aber mal abgesehen von hoffnungslos überhypten Verkaufsrekorden und vollgepackten Stadien, bleibt eine wohlverdiente Errungenschaft: wer auch immer ein Referat über Britpop verfasst und den Namen Oasis auslässt, dem darf ein Musik-Lexikon an die Rübe geworfen werden.
Da war "Oasis: Supersonic" eigentlich nur eine Frage der Zeit. Ein Denkmal und eine Musiker-Biografie rund um die Gebrüder Noel und Liam, auf die wir uns natürlich nicht allein deswegen stürzen, weil Oasis vor nicht allzu langer Zeit echte Geschichte schrieben. Wir wollen das Drama, die Prügeleien und die überm Schädel zertümmerten Gitarren. Wenn möglich noch garniert mit ein bisschen privater Schmutzwäsche und Frauen-Geschichten.
Aber dafür sind unsere Lads und die Filmemacher zu klug. Wenn sie ihre Story schon erzählen, dann nach ihren eigenen Regeln. Von daher geht "Supersonic" den richtigen Weg und verdichtet die Gallagher-Saga auf die Zeit ihrer bescheidenen Anfänge bis zum gigantomanischen Konzert-Marathon in Knebworth. Sollen sich doch die anderen ihre Köpfe heißreden, ob der Untergang mit "Be Here Now" begang. Oder ob er von kokain-induzierter Selbstüberschätzung oder einsetzender Lust- und Plan-Losigkeit an der Songwriter-Front herrührte.
Liam, Noel und ihre Weggefährten spinnen da lieber ein Rock 'n' Roll-Märchen. Eine durchweg unterhaltsame und auch fesselnde Erzählung von der puren Kraft richtig geiler Musik, die es fünf Durchschnitts-Lümmeln erlauben sollte, am aussichtslosen sozialen Klima und dem grassierenden Rave-Gehopse vorbeizuziehen und zu den Superstars zu werden, die Oasis schließlich wurden.
Beeindruckend daran ist natürlich das immens schnelle Tempo und die kurzen zeitlichen Abstände, die zwischen all dem liegen: dem ersten guten Demo, dem Plattenvertrag und diesen ersten beiden, unsterblichen Longplayern. Im Grunde ist die Geschichte von Oasis aber natürlich nicht die von eifrigen und sehr inspirierten Nachwuchs-Musikern, sondern die von Noel und Liam. Zwei Brüdern, deren Verhältnis irgendwo zwischen ewigen Streithammeln und siamesischen Zwillingen zu liegen scheint.
"Oasis: Supersonic" gelingt das es bislang mit am besten, unser Bedürfnis nach einer Analyse dieser Gallaghers zu stillen. Zwei dahergelaufenen Vögeln, die einfach mal so zu einer der größten britischen Bands überhaupt wurden und das Ding Jahre später gegen die Wand fuhren.
Hier erfahren wir es nun also aus den Mündern ihrer Mutter und ihres dritten Bruders im Bunde, aus welchen Verhältnissen sie stammen. Was für einen Sack von Vater sie haben. Wie sehr ruhig und gelassen der Noel sein kann und wie extrovertiert der Liam ist. Und doch irgendwie immer wieder auf der selben Wellenlänge waren, denn sonst wären Oasis schon frühzeitig implodiert. Am Ende steht dann auch fest, dass die Gebrüder Gallagher nicht Kain und Abel sind, aber wie Magnete sich immer wieder anziehen und dann abstoßen mussten. Keine neue Erkenntnis, aber auch die einzige Erklärung dafür, dass es die Gruppe überhaupt an die Spitze schaffte.
Und sicherlich fällt diese filmische Würdigung so selbstbezogen aus, dass viele unschöne Ecken und Kanten (der Blur-Beef) großzügig abgeschliffen wurden. Doch wie schon gesagt, "Oasis: Supersonic" funktioniert nicht als detailgetreue, mikroskopisch beleuchtete Aufzählung von Fakten und Eckdaten. Die Doku setzt ganz auf die Wirkung eines Songs oder Albums: wenn das Gefühl stimmt, wenn die richtigen Stellen Klick machen, dann kannst du dich direkt zurückversetzen in die Vergangenheit.
Was dann auch befriedigender ausfällt als jede neue (und sicherlich aufrichtige) Liebesbekundung durch dritte. Oder wenn der Noel sich jetzt nur zwei Stunden selbstbeweihräuchert hätte, was für ein geiler Gitarrist und Songschreiber er war und ist. Das Gegenteil ist der Fall. "Oasis: Supersonic" erweist sich sogar ansatzweise als kleine Annäherung an eine Künstlerseele, die große Momente und Erinnerungen geschaffen hat.
Es ist natürlich auch kein Porträt, das so direkt, intim und bedrückend ausfällt wie das ebenfalls von den Produzenten Asif Kapadia und James Gay-Rees erstellte "Amy". Doch wir reden hier natürlich von den Gallaghers, die breitbeinig auf der Bühne standen und ihre Vision des Rock in die Welt posaunten.
Und wer jetzt noch eine Empfehlung braucht, dem sei gesagt: nach "Supersonic" dürfte keiner ganz wehmütig an die gute alte Zeit und ihre Musik zurückdenken. Wenn überhaupt, kann dieser Film einen dazu bringen, endlich mal wieder die Oasis-Platten aus dem Schrank zu legen oder den Ordner anzuklicken und die Boxen auf Maximum zu stellen. Sie selber sind zwar nicht unsterblich, ihre Musik wird dennoch hoffentlich ewig leben.
Niemand möchte ja gern den Grinch spielen. Und doch wirft Weihnachten doch jedes Jahr wieder diese eine Frage auf: Gibst noch etwas anderes im Festtagsprogramm als Männer mit langen weißen Bärten und dickem Wanst? Kann es denn nicht mal was anderes regnen als Küssen und Liebesbekundungen unterm Mistelzweig im antiseptischen Katalog-Familienhäuschen?
Für alle, denen diese Worte aus dem Herzen sprechen und die ein wenig Sinn für schrägen und fiesen Humor haben, wird "Krampus" gedacht gewesen sein. Ein X-Mas-Horror, der auf die Besinnlichkeit rund um Zuckerstangen, Lebkuchen und Geschenkpapier scheißt und den düsteren Anti-Weihnachtsmann mit seinen dämonischen Helferlein einer nicht sehr liebenden Sippe auf den Hals hetzt.
Formal betrachtet gibt sich der Schabernack viel Mühe, sich als legitimer Erbe im Geiste von "Gremlins" zu etablieren. Die vielen handgemachten Effekte und Creature-Designs aus dem Hause Weta begeistern. Das unherzliche Beisammensein der Familie Engel – rund um Toni Collette, die sich langsam als neue Queen der Psycho-Moms des Genres etabliert – regt zum ein oder anderen lauten Gelächter ein.
Nur eine wesentliche Sache lässt "Krampus" dann doch weit vor dem Ziel, der nächste Weihnachts-Kult-Horror zu werden, erschlafen. Und diese Sache ist mindestens so wichtig wie der Wunsch vom kleinen Max, mit dessen Abfall vom Glauben ja alles seinen Lauf nimmt: Letzten Endes steckt auch hier nicht wirklich viel Seele hinter der ganzen Sache.
Ein Film, der den kindlichen Glauben an die Magie des Weihnachtswunders noch gekonnt mit einer wunderbar fiesen Collage des Shoppings-Wahnsinns kontrastiert, könnte doch zumindest am Ende zur wahren Kraft dieses Wunschdenkens zurückkehren. Aber nee, "Krampus" verliert sich nach seinem wirklich starken Einstieg, der ein bisschen vom Flair der Griswolds und natürlich von "Bad Santa" atmet. Und lässt seine Qualitäten lieber ungenutzt liegen, um zu einem weiteren Spiel des schlechten Geschmacks im Umgang mit der Festtagstradition zu werden.
Immerhin verkommt das nicht zu einem missratenen Murks der Marke "Santa's Slay", doch außer einem kleinen "Puppet Master"-Einschlag bleibt der Schrecken dann doch sehr geradlinig und irgendwie überraschungsarm. Andererseits hat die Konkurrenz aus der zweiten Reihe allen Grund, vor Neid Eierpunsch zu kotzen, so gut kann es zumindest aussehen, wenn ein, zwei richtige Ideen aufs passende Budget treffen.
Am schwersten wiegt allerdings doch die Enttäuschung übers Ende. Diese Auflösung, die sich so gänzlich von ihrem Ursprung entfernt und zeigt, warum Joe Dantes "Gremlins" immer noch die Nase vorn hat. Denn dort gibt es eine Moral. Beim "Krampus" wird die kindliche Komponente einfach mal geopfert, um zu sehen, wie ein paar Dumpfbacken, wenn auch nicht unverdient, eingesackt werden. Hier erweist sich das alternative Ende dann doch als das wesentlich treffendere.
Und wo sich eine düstere Mahnung an den wahren Geist der Weihnacht und ans Leuchten im Herzen angeboten hätte, bleibt beim Krampus unterm Strich ein nur stellenweise sehr vergnüglicher Horrorfilm. Einer, der das richtige Mengenverhältnis aus Märchenstunde, Schrecken und Komödie nicht immer hinbekommt und sicherlich um Längen hätte besser ausfallen können.
Beim zweiten Einsatz der Warrens kommt das Grauen wieder auf leisen Sohlen, bevor es richtig zuschlägt. "The Conjuring 2" verläuft nach bewertem Muster und das ist seine Stärke. Statt eines maßlos übertriebenen Selbstplagiats serviert uns James Wan erneut stimmungsvoll gedrehtes Gruselfutter. Atmosphärisch gleicht das Haus der dieses Mal heimgesuchten Familie Hodgson sogar eher einer finseren Serienkiller-Grotte. Da spiegelt sich schon ohne unheimliche Einmischung die Lebensmisere wider.
Ansonsten erfreut "The Conjuring 2" schon allein durch die Tatsache, bei über zwei Stunden Laufzeit keine Ermüdungserscheinungen hervorzurufen. Noch die eigene Formel unnötig zu verwässern. Zwar gibt es schon drei Spin-Offs, aber der Retro-Horror um die Ed und Lorraine Warren hat den Charme von Dauerbrennern wie "Amityville" sehr effektiv fürs neue Millenium aufbereitet. Da müsste jetzt schon ein sehr schlechter dritter Teil her. Aber bitte, bloß keine Eile damit. Gut Grusel will Weile haben.
Da hat Marvel's Schlabberschnauze Venom ja endlich seinen eigenen Solofilm spendiert bekommen. War ja auch überfällig. Sam Raimi verschenkte einst den Auftritt des symbiotischen Bösewichts/Antihelden. Nun reicht Mr. Zombieland Ruben Fleischer die cineastische Wiedergutmachung nach. Und obgleich es kein Debakel darstellt, ist "Venom" doch immer wieder eine glibberige Enttäuschung aus halbherzigem Inhalt und schwächelnden Einsatzes an der CGI-Front.
Kurz gesagt: "Venom" ist der sprichwörtliche "Anti-Spider-Man". Ob nun in der Tobey-Maguire-Ausgabe oder als Andrew-Garfield-Reboot, das sei jedem und jeder selbst überlassen. Fleischers Film hat ein bisschen was von allem – den Auftakt einer "Akte X"-Episode, ein bisschen Fischen in sozialethischen Gewässern und Menschenversuche, eine Invasions-Geschichte – und doch wirklich wertgeschätzt wird nichts davon. Den gleichen Fehler beging schon "Suicide Squad". Hier wie dort werden die derlei Zutaten abgehandelt wie plumpe Versatzstücke aus einem Bunte-Bildchen-Heft und nicht wie die treibenden Elemente eines ernstgenommenen Comic-Universums.
Für Tom Hardy ist es natürlich eine Art wohlverdienter Erholungstrip. Keine die Bühne vereinnahmendes Over-Acting, nur der Fall seines Eddie Brock vom Investigativ-Reporters zum Loser, der dann doch irgendwie zu einem Hero wird. Nur weniger schön, dass auch der Film dazu sich irgendwie mit dem Müßiggang begnügt und selbst ein Millionen Dollar schweres Kino-Spektakel Verfolungsjagden auf Netflix-Niveau (nicht, dass die schecht wären) auffährt.
Da lässt es einen doch schon nicht mehr los, dieses Gefühl, hier wirklich nur einer abgefilmtem Kosten-Nutzen-Analyse zuzuschauen und nicht dem Genesis-Kapitel des nächsten großen Franchise. Zwei A-Lister wie Hardy und Michelle Williams plus einiger verlässlicher Co-Star-Gesichter und hier eine Kampfszene mit einem Symbionten, da ein Gekloppe auf einer Startrampe.
Wäre ja alles noch erträglich, wenn denn nur der Humor stimmen würde. Oder wenn unser hungriger Symbiont Venom denn mehr von der Leine gelassen werden würde. Da möchte jemand wie "Deadpool" sein, oder besser noch "Faust: Love Of The Damned", aber dann ist das Köpfeknabbern doch nur dem Offscreen vorbehalten. Dem Einspielergebnis war's natürlich nicht abträglich. Und ich sage nicht, "Venom" hätte unbedingt nach einem roten FSK-Siegel geschrien. Was ich dagegen behaupte ist, dass der Hang zur Gewalt das eine ist und lahme Sprüche das andere. Irgendwie sind selbst bei den Einzeilern und Parasiten-Running-Gags der Wurm drin.
Und eben deshalb ist "Venom" das Gegenstück nicht zur Spider-Mans Kinoausflügen, sondern zu allen Comic-Verfilmungen, die uns das Gefühl geben, dass alles stimmt: der Held und die Heldin mit all ihren Dramen, das Pathos und vor allem die Umgebung, in sich alles abspielt. Bei "Venom" ist der Eindruck, dass hier alles irgendwas sein musste, weil es diesen Film brauchte. Ich will nicht undankbar erscheinen. Aber ich dachte eben auch, der Venom würde mich dann doch echt umhauen. So ist er halt, na ja, halt so und nicht besser.
Da isser wieder, der Predator! Na, schau an. Hat die Welt nur darauf gewartet. Nein. Und "Predator - Upgrade" zeigt auch ganz deutlich wieso.
Doch vorm Rundumschlag will ich erst einmal Sternchen verteilen an Regisseur und Autor Shane Black und seinen Co-Schreiber Fred Dekker. Die beiden haben ganz richtig erkannt, dass der Predator sich endlich mal neu erfinden muss. Schließlich waren die Abenteuer rund um den Weltraum-Touristen und Tötungssports-Liebhabers ja doch immer festgefahren in der Selbstzitat-Hölle.
Angefangen hat ja alles mit dem Desillat testosteron-gestählter und leicht hirnverbrannter Action. Dieses Konzept wurde dann noch auf den Macho-Copfilm ausgebereitet. Seither allerdings herrschte irgendwie kreativer Stillstand.
Und eben deshalb setzt sich Blacks neue Heldentruppe nicht aus Supersoldaten zusammen, sondern aus ausrangierten Psycho-Fällen, die in der Army nichts mehr zu suchen haben. Das gibt dann auch Futter für Gags, Sprüche und eine Situationskomik, für die im etwas versteiften "Predators" und den AvP-Crossovern einfach kein Platz war.
Sowieso ist Shane Black schon immer ein Garant für markige Dialogzeilen gewesen. Und von dieser Stärke macht er bei "The Predator" regen Gebrauch. Er geht schließlich soweit, nicht einfach nur Zitate aus vorangegangenen Streifen zu bemühen, er verdreht sie sogar. Wie der fast schon legendäre Blick auf den Trophäenschrank in "Predator 2". Warum die selbe Sache nicht einfach mal mit den Fundsachen aus den ersten Erd-Abstechern aufziehen. Oder Olivia Munns Spruch, wenn sie einen Predator zum ersten Mal sehen darf. Wie Arnie damals, nur irgendwie umgekehrt.
Dazu gesellt sich auch noch eine Portion Selbstironie, mit der die, dann doch vorhandenen, platten Sprüche teils karikiert und gekontert werden. Das schreit ja beinahe nach dem richtigen Mindset, mit dieses Upgrade gewohnte Sphären hinter sich lassen könnte. Allerdings setzt spätestens ab der Hälfte die Gewissheit ein, dass diese Vorstellung nur ein schöner Traum bleiben wird.
Mehr als alles andere ist "Predator - Upgrade" nämlich ein Konvolut wilder und auch halbseidener Ideen, die im Prinzip drei notdürftig zusammengenähte Filme präsentieren. Da wäre die Story um den Elite-Scharfschützen McKenna, der in den Wäldern Mexikos auf den Predator trifft. Dort gibt es seinen autistischen Sohn, der mit Predi-Maske auf Halloween-Streifzug geht. Eine Geschichte, die Fred Dekker durchaus als Nachschlag zu "Monster Squad" hätte anbieten können. Und schließlich setzt es noch Wissenschafts-Quark, wenn das Killer-Alien sehr blutig aus einem Forschungslabor ausbricht.
Sicher, diese Zutaten ergeben schon eine halbwegs schmackhafte Einheit. Sie könnten aber genau so gut das Ergebnis dreier zusammengewürfelter Pitches sein, an deren Ende das fertige neue Predator-Drehbuch stehen musste.
Außerdem schmälern gerade so gewollte blutige Tatsachen, die neuartigen Alien-Hunde und ein kolossaler Über-Predator, der inzwischen gar keine Maske mehr braucht, irgendwo jenes Vergnügen, das hier verzweifelt kreiiert werden sollte. Schließlich fehlen, außer einer abenteurlichen Theorie über Autismus und an die Wand geworfene, kurze Vermutungen über die Alien-Besuche, einfach tragende neue Impulse für den eigenen Mythos. Es hätten ja kurze Teaser gereicht. Zwar lauert da etwas am Ende, doch auch das ist eher etwas flach geraten.
Eine andere, nervende Schwachstelle ist Olivia Munns Funktion als menschgewordener Untertitel. Neben ihrem körperlichen Einsatz in den Action-Szenen hielten es Dekker und Black wohl für unbedingt notwendig, sie jeden Sachverhalt nochmals in Worte zu fassen und erklären zu lassen. Selbst, wenn die Tatsachen schon greifbar sind. Vielleicht ein schönes Bild, diese kluge Frau mit dem Doktortitel und der Wumme in der Hand, aber der Gag ist irgendwann ausgereizt.
So bleibt auch der Eindruck stehen, dass "Predator - Upgrade" einer dieser glücklosen Wiederbelebungs-Versuche bleiben wird, der sich irgendwo nicht selbst über den Weg trauen wollte. Und deshalb ein wenig more of the same, ein bisschen Geisteblitz und ganz viel digitale Effektkunst bietet, ohne dabei einen ähnlichen Charme wie die Originale zu entwickeln.
Es bleibt eben die Crux des Predators: was kriegst du alles zu sehen und was wirkt eben, weil du es gerade nicht zeigst. Vielleicht funktionierte dieses Mengen-Verhältnis in der guten alten Ära zum Ende der 1980er einfach besser.
Ein Rückblick ist schon was feines. Nach weit über zehn Jahren habe ich mich einfach mal wieder auf "Fluch Aus L.A." eingelassen. Dieses ungeliebte Sequel, das mich schon um 1998, als ich es zum ersten Mal sah, wahrlich nicht umhauen konnte. Andererseits ist ein waschechter John Carpenter, die Vision eines Mannes, der meine noch kindlich-unbescholtene Sicht aufs Medium wesentlich mitprägte. Wie könnte ich da eine vernichtende Note vergeben?
Und wahrscheinlich liegt genau hier der Punkt, unter dessen Gesichtspunkt der zweite Auftritt von Snake Plissken am besten betrachtet wird. Nämlich als eine filmgewordene Carpenter-Retrospektive, die, in diesem Fall, mehr Schwächen und ein paar Stärken des Mannes vereint, der am liebsten im Hollywood-System der 1930er und Vierziger Jahre gelebt und gewirkt hätte.
Kreative Kontrolle und die Freiheit, auch mal groß träumen zu dürfen, diese Vorsätze beflügeln auch Plisskens "Flucht Aus L.A.". Aber im Gegensatz zu "Die Klapperschlange", einem dieser größten B-Movies ever, fehlt es hier natürlich ganz klar an sauberer Pinselführung. In seinem New Yorker Zukunftsknast verstand es John Carpenter einfach intuitiv, an den passenden Stellen kleine Genre-Tupfer zu setzen. Da gab es eben halt eine Musical-Nummer, einen Gladiatoren-Kampf oder eine Horror-Sequenz. Alles fügte sich so ganz natürlich ins Gesamtbild.
Wohingegen die verspätete Fortsetzung wie ein heilloses Durcheinander anmutet. Oder, um im Bild zu bleiben, "Die Klapperschlange" ist wie ein Werk von Bob Ross. "Flucht Aus L.A." hingegen gleicht dem Versuch, mit einem deckellosen Mixer einen Jackson Pollock an die Küchenwand zaubern zu wollen. Alle Zutaten werden zur selben Zeit wild verschleudert. Und dass sich Carpenter teilweise auf schlechteres Schauspiel verließ, macht die Sache auch heutzutage nicht ansehnlicher.
Da gibt es auf der einen Seite launige Auftritte von Steve Buscemi, Peter Fonda, Stacy Keach oder Pam Grier, als eine der ersten Transgender-Figuren, die sich vom Image der schrillen Transvestiten lösten. Andererseits sind der völlig uncharismatische Bösewicht Cuervo Jones oder Präsidententochter Utopia Figuren, die früher einfach nur wortlos in der zweiten Reihe gestanden hätten.
Was aber auch den Stand der Dinge widerspiegelt, mit dem sich Carpenter zu dieser Zeit zufrieden gab. Und das zeigt sich auch bei den Effekten, die heute nur noch als Ergebnisse eines CGI-Beginner-Kurses durchgehen können und nicht etwa als ernstgemeinte Big-Budget-Schützenhilfe.
Oder ist es doch ganz anders. Und "Flucht Aus L.A." stellt weniger eine vermurkste, selbst herbeigeführte Beschädigung des eigenen Denkmals dar, sondern einen Kompromiss. Weil der Film, der Carpenter, Debra Hill und Kurt Russell beim Schreiben vorschwebte, sowieso nicht in seiner Zeit und ohne das zehnfache der FInanzen, gar nicht zu realisieren war?
Wie dem auch sei, eines muss an letzter Stelle definitiv gewürdigt werden. Die Art und Weise, mit der Kurt Russell hier zum zweiten Mal Snake Plissken zum Leben erweckt. Immer noch der Inbegriff des coolen Antihelden, stört er sich keine Sekunde an noch zu affigen Details oder schlechten Setbauten. Für Russell ist diese Figur wie eine zweite Haut und er bestimmt, wann die Klapperschlange mal mehr Empathie für dritte zeigt oder wann er fieser als in New York auftritt.
Es ist wohl auch Russells Selbstsicherheit, die sogar im deutlicheren trashigeren Niveau Carpenters sarkastische Weltsicht und seine prophetische Ader erkennen lassen. Die Vereinigten Staaten als kopflose Hühnerschar, die sich in die biblische Diktatur flüchten? Ein Präsident, der mit seinen EMP-Satelliten den starken Macker markiert, beim Erdbeben jedoch unterm Tisch kauert.
Da wiederum zeigt sich, wie gut Carpenter seine Landsleute doch schon immer verstand. Er hätte diese Qualitäten dann aber doch nicht unbedingt unter einer Patina aus konzeptionellen und dramaturgischen Fehlentscheidungen, üblen Tricks und einem schrägen Hang zum Irrsinn verstecken müssen. Denn so bleibt "Flucht Aus L.A." ein wahrhaft unwürdiges Sequel, das sogar jegliche Remake-Bestrebungen unnötig macht. Denn wirklich schlechter kann es für die Klapperschlange eigentlich nicht mehr werden.
" ... und dann ließ er alle Kritiker zu Salzsäuren erstarren. Die Stifte fielen aus den Händen, in denen keine Kraft mehr steckte. Wo vorher wildes Tastenklappern wütete, herrschte nun Stille. Und selbst aus ihren Mündern wollten keine bösen Worte mehr kommen ..."
Ja, so ein bisschen Biblisch stelle ich mir das schon vor. Die Wucht von "John Wick". Dieser unvorhergesehenen Breitseite, mit der Keanu Reeves sich abermals als Action-Ikone neu erfand. Coole Aufmachung, verknappte, wie geschliffene Dialog-Kunst und das "Handwerk", oh ja, das fetzte.
Der gerne mal belächelte Reeves sprengte sich einfach mal so in eine eigene Liga. Und wird so schnell auch kaum eingeholt werden. Denn nach "Gefährliche Brandung", "Speed" und "Matrix" fügte er einen weiteren Soon-to-Klassiker seiner Schaffensliste hinzu.
Da ist es ja nur konsequent, ein Kapitel 2 folgen zu lassen. Wie wird sie wohl fortgeführt, die im Grunde simple Geschichte eines Mannes, der doch nur sein Auto wollte? Na, ganz einfach. Mit einer neuen Ladung durchgechoreografierter Hit-Jobs und einem Ausbau des eigens geschaffenen Parallel-Universums der Killer und Unterwelt-Bosse.
Schließlich scheint es nicht vermessen zu behaupten, bei "John Wick 1 & 2" ist der Style die halbe Miete. Das Dekor der Continental-Hotels, Schauplätze wie Rom oder das Spiegel-Kabinett – mit derlei Details legt der Film, auch abseits seiner Handkanten und Schusswechsel, in Sachen Augenfutter ordentlich vor.
In Sachen Inhalt klappt das hingegen nicht ganz. Storytechnisch bleibt "John Wick 2" der Devise seines Vorgängers treu. Mach's kurz und knapp. Okay, das passt. Der Anlass für Wicks erneute Rückkehr aus dem Ruhestand ist leicht verständlich, dass er natürlich betrogen wird ist auch quasi ab der ersten Minute zu erwarten.
Was allerdings auch ein wenig zu gestreckt wirkt. Der Weg zur finalen Abrechnung wird mit einigen neuen Auftragsmörder-Leichen gepflastert, was natürlich die Frage aufwirft, ob es ein paar weniger nicht auch verdeutlicht hätten. Es liegt wohl am Vorsatz, "John Wick 2" auch in der Laufzeit zum Epos anwachsen zu lassen. Dabei würden ja schon zwei oder drei der hier dargebotenen Kracher-Szenen so manch anderen Action-Kollegen episch aussehen lassen.
Somit ist Wicks größter Feind irgendwie er selbst. Oder sein etwas überladener Film, der so geradlinig gedacht und doch mit einigen unnötigen Kills vollgestopft wurde. Natürlich ist das ein Aspekt dieses typischen Sequel-Fieber: noch mal eine Latte drauflegen, inhaltlich aber gerade so viel zeigen, dass ein dritter Teil unvermeidlch wird.
In der Welt des John Wick ist das natürlich besonders delikat. Hier geht es nicht allzu tiefgründig oder überraschend zu. Andererseits besitzt diese Mischung aus John-Woo-Ehrgefühl, Samurai-Kodex und Über-Action auch in der zweiten Runde genug Esprit, um gewisse Defizite einfach zu ignorieren. Denn "John Wick 2" ist weder langweilig, noch steckt er voller Handlungs-Ebenen und Nebenschauplätze. Es geht heftig zur Sache, auch wenn der Einschlag dieses Mal vielleicht nicht allzu kräftig nachhallt. Das Niveau ist immer noch hoch genug, um von einer Augenweide zu sprechen und immerhin sind Filme wie diese reine Gefühlssache. Wem's nicht zusagt, der kann eine Kicks woanders suchen.
Das war ja klar, "Warcaft: The Beginning" ist weniger erfüllt vom Geiste Tolkiens als das es denn Frank Frazetta und Robert E. Howard zu würdigen scheint. Duncan Jones, nach "Moon" und "Source Code" eher als Mann für intelligent wie emotional berührende Sci-Fi bekannt, wendet das rund 100 Millionen Dollar teure Budget für ein martialisches Schlachtengemälde auf, das wirkt, als würde Conan durchs Mittelerde-Unterholz wüten.
Die Bilder sind natürlich oftmals nichts weniger als teils atemberaubend wuchtig und huldigen Blizzards Ruf als Vorzeige-Strategie-Schmiede. Aber so gewalitg die Schlachten auch ausfallen, so sehr plagt auch dieses Fantasy-Ungetüm ein sehr fundamentales und Videogame-typisches Problem. Und das lautet ganz und gar nicht, dass der Controller zum Mit-Daddeln fehlt.
Im Gegenteil: im Rausch des Gigantismus geht der Zauber des individuellen Abenteuers unter. Was hier untergeht, ist eigentlich genau das, was "World Of Warcraft" zu einem globalen Phänomen und gefürchteten Schlafzeit-Killer machte. Der Reiz der unendlichen Möglichkeiten, die vielseitigen Quests, Regionen und unterschiedlichen, liebevoll gestalteten mythologischen Hintergründe.
Diese Film-Version von "Warcraft" kaut hingegen eine auf zwei Stunden gestreckte Vorspann-Sequenz durch, bei der allerlei Punkte etwas beiläufig abgearbeitet werden. Nicht, dass der Film seinen Stoff nicht schätzen würde. Er zeigt allerdings auch, dass sich seit dem kolossalen Flop von "Final Fantasy: Die Mächte In Dir" eher die Bilder verbessert haben, während Filme nach Videospiel-Vorbild immer wieder über den Inhalt stolpern.
Hier gibt es viel dunkle Magie, Dämonen und Portale und sogar recht berührende Geschichten um den Orc-Krieger Durotan oder das Mischwesen Garona. Ansonsten jedoch dient "Warcraft: The Beginning" sehr offensichtlich als Vehikel für eine geplante neue Fantasy-Saga, die allerdings dem Zuschauer wenig Anknüpfpunkte für weiterführendes Interesse bietet. Selbst wenn es einen Travis "Vikings" Fimmel in einer souveränen Hauptrolle auffährt, für gerade mal zwei, drei Figuren ist das dann doch zu viel Lärm um Nichts.
Woran denke ich als erstes, wenn mir Gerichtsfilme oder Verhandlungen an sich in den Sinn kommen? An einen vollgepackten Saal? An Medienrummel, angespannte Gesichter und Anwälte, die Plädoyers für die Ewigkeit halten? Oder doch gleich an den Donnerhall des Holzhammers, mit dem die Damen und Herren in schwarzer Robe schließlich Erlösung verkünden oder alle Hoffnungen zu zerschmettern scheinen?
Ich gebe es ja zu, das amerikanische Rechtssystem ist wirklich fesselnd. Es generiert Spektakel und verwandelt Prominenten-Fälle, die sich vielleicht nur um Steuerfragen oder Songdiebstahl drehen, mitunter zu Jahrhundert-Prozessen. Davon einmal abgesehen beruht diese Justiz aber noch auf einer anderen Besonderheit, die mich schon immer fasziniert hat: der Geschworenendienst. Das Übertragen der Verantwortung auf Zivilisten über Schuld und Unschuld zu entscheiden. Jemanden in die Freiheit zu entlassen oder zu einem Leben im Gefängnis zu verurteilen. Oder gar, in letzter Konsequnz, jemanden in die Todeszelle zu schicken.
Kann es eine größere Last geben im Leben geben? Gott bewahre, ich möchte hier natürlich Entscheidungen am Krankenbett ausschließen. Das ist selbstverständlich eine andere heftige Liga. Was ich meine, ist die Aufgabe, über das Leben einer dir vollkommen fremden Person zu richten. Um diese Verwantwortung geht es in Sidney Lumets "Die Zwölf Geschworenen" und obwohl der Film schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Kasten hat, zerlegt er diesen Entscheidungsprozess eines Dutzend Männer als ultimativen Nervenkitzel fürs Publikum und als einen aufrüttelnden Nervenkrieg für die Beteiligten.
Dabei scheint doch alles so klar zu Beginn. Der Richter spult wenig enthusiastisch seinen Text runter, der die zwölf zusammengewürfelten Herren ihrer wichtigen Pflicht mahnt. So ein Junge aus den Slums hat seinen Vater abgestochen, einfache Geschichte. Das lässt sich doch schnell klären. In der ersten Abstimmung, in diesem kleinen stickigen Beratungszimmer schnellen dann auch schnell elf Hände für schuldig in die Luft. Nur Henry Fonda als Geschworener Nummer acht meldet Zweifel an.
Und er lässt sich nicht so einfach von der Mehrheit umstimmen. Dafür baut Sidney Lumet sein exellent ausbalanciertes Ensemblestück schnell zu einer Art Thriller aller Thriller auf, der ganz auf Minimalismus und die Wirkung von Dialogen und Schauspiel-Kunst setzt. Keine Einspieler, keine Rückblenden unterbrechen das Rededuell oder viel mehr den Krieg der Worte, bei dem es immerhin um ein Menschenleben geht und nicht bloß ums Ego. Doch genau dieses Ego ist, das in diesem Fall persönliche Vorurteile oder banale Verabredungen über Unvorein-genommenheit stellt.
Aus diesem Grund ist "Die Zwölf Geschworenen" nicht nur ein packend erzähltes Justiz-Drama, eine motivierende Erzählung darüber, wie du als einzelner gegen den Strom schwimmen und einen Unterschied machen kannst. Abgesehen von seiner eindringlichen moralischen Ermahnung, wie sie der Geschworene Nummer elf verkörpert, den Geschworenendienst ernst und besonnen auszuüben, ist da noch was anderes. Ich sehe in Lumets zeitlosem Werk auch einen Appell an die Menschlichkeit, wie in Hollywood vor Jahrzehnten immer wieder so trefflich hinbekam.
Geht es doch letztlich darum, dass wir uns nicht von Hautfarbe oder sozialer Herkunft ablenken lassen. Dass wir nicht unsere eigenen Vorurteile auf andere projizieren, wenn es darauf ankommt, dass allen die gleichen Chancen eingeräumt werden sollen. Natürlich war die Situation 1957 noch eine andere, aber natürlich sind wir auch heute nicht in allen Köpfen und Bereichen wesentlich weiter gewachsen.
Darum zelebriert "Die Zwölf Geschworenen" den menschlichen Makel ebenso wie die Hoffnung darauf, dass jene Menschlichkeit auch in uns allen schlummert. Egal, wie viel Gift wir vorher verspritzten. Ganz gleich, wie viel gespuckten Speichel oder laufende Schweißtropfen Lumet hier treffend von der Kamera einfangen ließ. Am Ende steht da die Hoffnung, dass wir uns nicht aufgeben dürfen und müssen. Denn nur so lässt sich der Grundsatz erfüllen, dass wir alle vom dem Gesetz gleich sind.