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Alle Kommentare von mikkean
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2018. Und willkommen zur Hobby-Suche eines Weltenverstörers. Nachdem Dean Devlin den Erdball einige Male umgestaltet hat, versucht er sich mit "Bad Samaritan" mal an Something Completely Different. Devlin steckt die Zehen ins Thriller-Gewässer, dreht ein paar Runden mit einem serien-mordenden Psycho und lehrt uns eine neue wichtige Lektion fürs Leben: Pass lieber auf, in wessen Haus du einsteigst!
Das jedenfalls lernen unsere Teilzeit-Kriminellen Sean (Robert Sheehan aus "Misfits") und Derek auf die harte Tour. Ihr Park-Service liefert die perfekte Grundlage für eine schnelle Masche von Raubzügen in die Häuser arschiger Kunden. Schnell rein, etwas abgreifen, das nicht sofort vermisst wird und dann lächelnd die Wagenschüssel zurückgeben. Der Obermotz Cale (Robert Tennant) erweist sich mit seiner herablassenden Art quasi sofort als ideales Opfer.
Schnell ist Sean eingestiegen, beginnt seine Shopping-Tour und wirft abrupt seine Pläne über Bord, als er in Cales Büro auf die gefesselte Katie stößt. Unser mega-reiche Drecksack ist doch glatt ein Psychopath allererster Güte und mit einer Werkzeug-Sammlung, die nichts Gutes verspricht. Und er mag es gar nicht, wenn jemand ungefragt sein Eigentum anfasst ...
So betrachtet legt "Bad Samaritan" keinen schlechten Start hin. Die Prämisse ist nicht neu. Kann aber durchaus punkten. Weil Devlin sich nicht damit begnügt, einen weiteren Home-Invasion-Verschnitt beim Serien-Killer abzuliefern. Stattdessen lässt er seinen Fiesling von der Leine, um den Gelegenheits-Dieben und verdammt ungeschickten Lebensrettern, das eigene Leben zu erschweren.
Ex-Doctor-Who David Tennant erfreut dabei noch am meisten. Denn er steigert seine Bösewicht-Repertoire aus "Jessica Jones" um ekelhaft snobistische und abstoßende "Erzieher"-Facetten. Doch es ist auch irgendwie etwas zweifelhaft, ob sich ein überführter Drecksack wie er noch so viel Zeit nehmen würde, seine Verfolger per Hacken, übler Nachrede und über ihre Liebsten, eine Lektion in Sachen Taten und ihre Konsequenz zu erteilen.
Ähnlich flach und reichlich widersprüchlich sind auch die hier gezeigten Verhaltensweisen der Polizei und des FBI. Schon amüsant, wie Unwilligkeit oder Unvermögen ganz brav der Dramaturgie-Kurve folgen und unserem Bösewicht Gelegenheit geben, erneut nachzutreten.
Nicht nur deshalb, sondern auch, weil Dean Devlin einfach noch nicht ganz den Dreh bei der Inszenierung eines Thrillers hat, erweist sich "Bad Samaritan" als nicht unspannender, nicht ganz schlechter Versuch im Bereich des Spannungs-Kinos, der trotzdem eher auf die kleine Mattscheibe gehört. Es ist nicht alles vergebens, aber auch noch nicht ganz am rechten Platz. Allerdings reicht das schon für eine kleine Abwechslung von dem, was sonst hierzulande in Sachen TV-Krimi geboten wird.
Also, einfach weitermachen Devlin. Du schaffst das schon!
Schöne Grüße vom Fantady Filmfest 2018. Und willkommen zu "einem Film, der stolz darauf ist, französisch zu sein (Original-Zitat)". Was das auch immer heißen mag, in der Weltsicht des genial-durchgeknallten Gaspar Noé, dessen Werke allesamt einem Grenzgebiet zwischen drogeninduzierter Erleuchtung und dem abgründigsten menschlichen Verhalten entspringen.
Was auch gut ist. Denn sonst wäre "Climax" auch nur ein Tanzfilm. Und nicht der abgefahrene Trip, der zwangsläufig folgt, wenn jemand wie Noé eine Konfetti-Kanone mitten in deinem Schädel abfeuert. So oder so ähnlich ergeht es jedenfalls nicht nur dem Publikum, sondern auch dem bunt zusammengewürfelten Ensemble im Film selbst.
Zur Eröffnung setzt es gleich mal eine mitreißende Performance der Truppe. Ohne Schnitte, zu pulsierenden Beats und einer fast unüberichtlichen Fülle an Charakteren. Körperbeherrschung at its best. Und der Auftakt zur großen Party, die sich die Jungs und Mädels vor ihrer großen Tournee gönnen wollen. Unter den Sound mischt sich auch Beziehungs-Geplänkel und Sex-Talk. Und es wird getanzt, getanzt und getanzt. Bis unserem zeitweiligen Fixpunkt Selva (Sofia Boutella) auffällt, dass irgendjemand die fröhlich gebecherte Sangria gespikt hat.
Ab da mutiert "Climax" von der Dance Party zur Orgie der Enthemmung. Wo die Hirne durchschmoren, da nehmen eben Selbstverstümmelung, das wird es wild miteinander getrieben und sogar Mord ist da kein Problem mehr. Richtig hart wird es zudem, weil schließlich auch noch der kleine Sohn der Managerin anwesend ist.
Und Gaspar Noé nimmt wie erhofft und befürchtet selbst keine Rücksicht auf die unschuldigsten Seelen. Bei seinem Bad-Acid-Trip geht es allen an den Kragen. Genüsslich zerlegt er die mentale Stabilität seiner Figuren und zelebriert deren Rückfall in einen Limbus der Untriebe, der alle zivilisatorischen Grenzen hinter sich lässt. Im Gegensatz zu seinen gefeierten und gefürchteten Skandal-Vorgängern erspart uns Noé hierbei aber einige der derbsten Details. Statt die Abscheu seiner Zuschauer so richtig heraufzubeschwören, zwingt er sie lieber, sich voll und ganz dem Strudel zu ergeben, wo alles passiert und doch auch nur eine Randerscheinung ist. Dieser Ritt wird auch dank seiner entfesselten 360-Grad-Kamera ermöglicht, die Herr Noé sich patentieren lassen sollte.
Wie schon bei "Enter The Void" verschmilzt auch "Climax" das Kameraobjektiv mit unseren Augen und wirbelt damit unsere (sicheren) Seherfahrungen gehörig durch. Minutenlange Zoomfahrten auf dem Kopf, zu grellem Licht bis sich die Tanzfläche wahrhaftig in die Hölle zu verwandeln scheint? Für Gaspar Noé kein Problem. So wie die Abschaffung der filmischen Formalien. Bei "Climax" kommen Schlussbild und Abspann einfach mal zusert. Und wer sagt eigentlich, dass der Vorspann nicht einfach zwischendurch auf dem Bildschirm explodieren darf?
Es wird hoffentlich aus diesen Worten erkennbar sein. "Climax" hat bei mir voll eingeschlagen. Und das nicht nur, weil Filme wie dieser immer noch als unbequem und sick durchgehen. Ein wichtiger und irgendwie bewundernswerter Faktor ist sicherlich auch der krasse Anspruch dieses Films, keine Moral oder einen übergeordneten Sinn zu vermitteln. Und gleichzeitig jeden Akt mit einer philosophierenden Texttafel zu eröffnen, die andererseits die Philosophie als solche zu verhöhnen scheint. Aber so ist wohl bei durchebten Drogen-Erfahrungen wie diesen. Alles geordnete spielt keine Rolle mehr. Du denkst vielleicht, du hast die Kontrolle. Das aber ist nur eine Illusion.
Da ist es auch völlig zweitrangig, nach einer Aussage zu fragen. Oder darüber zu rätseln, ob Noé hier eine Episode aus dem eigenen Leben nachzeichnet. Am Ende ist er wieder der fiese Maestro, der einem das Gehirn durchgeknettet und die Sinne auf den Kopf stellt. Wobei sich aber auch "Climax" dann wiederum ganz nüchtern durchleuchen lässt, weil Gaspar Noé kein hitzköpfiger Möchtegern ist, der einfach nur seine Farben auf die Leinwand klatscht und das Kunst nennt. Der Mann weiß schon, was er da macht und lässt hoffentlich noch so einiges Unberechenbares folgen.
Mach's gut Bandit!
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2018. Und willkommen zu "In Darkness". Einem Thriller-Moment des Jahres, der, trotz guten Setups, schnell verpufft und keine allzu großen Wellen schlagen dürfte. Trotzdem ist eine Sache erwähnenswert. Nämlich, dass Hauptdarstellerin Natalie Dormer, den meisten wohl sofort wegen ihrer Auftritte in "Game Of Thrones" oder Teilen der "Tribute Von Panem" bekannt, sich ihren Leading Part einfach zusammen mit Regisseur und Verlobten Anthony Byrne auf den Leib geschrieben hat.
Mal abgesehen von der Gossip-Relevanz ist schon erstaunlich, dass den beiden eine wirkliche faszinierende Grund-Idee eingefallen ist. Sophia, Hauptfigur, meisterhafte Pianistin und baldiges Opfer eines verwobenen Geflechts aus Kriegs-Verbrechen, der High Society und gutaussehenden Hitmen, ist nämlich blind. Also nicht einmal die schlechteste Ausgangslage für "In Darkness", Sophias zur Ohrenzeugin des plötzlichen Ablebens ihrer Nachbarin (Emily Ratajkowski mit einem Mini-Part).
Bald darauf erweist sich der Dreh dann allerdings auch als risikoreicher Balance-Akt, der auch unangenehm kippen kann. Und genau das widerfährt dem Thriller immer wieder. Doch Spoilern wäre an dieser Stelle ebenso arschig. Weshalb ich versuchen will, so nebulös wie möglich anzudeuten, worin das Problem liegt.
Nämlich darin, dass "In Darkness" komplett betrachtet, keine Story anbietet, die der ursprünglichen Prämisse der blinden Zeugin und einem höchst dubiosen Tot, nicht gerecht wird. Zu viel wird da spätestens im zweiten Akt konstruiert, obwohl die Geschichte selbst sehr geradlinig verläuft und Thriller-Interessierte absolut nicht überfordern wird. Da sind Motive wie die moralisch komplett abgestorbenen Eliten-Gestalten mit ihren zweifelhaften Geschäftspartnern oder Model-Typen wie Ed Skrein einen mimt, die sich für ihr ursprüngliches Ziel plötzlich erbarmen, einfach zu abgestanden. Zumal alles reingestopft wird, um Dormer möglichst viel Raum zu geben, um ihrer blinden Heldin ein facettenreiches Porträt abzugewinnen.
In dieser Hinsicht gelingt das Vorhaben jedenfalls. Die blinde Pianistin wird überhaupt als interessantester Aspekt in Erinnerung bleiben. Was jedoch einen hohen Preis fordert. Nämlich ein Wechselbad von einer Geschichte, die sich im Grunde aus vier bis fünf Mysterien zusammensetzt und eine Menge Füllmaterial benötigt, um daraus einen ganzen Film zu spinnen. Mancher Twist ist sogar recht gut, es funken nur immer wieder diese mediokren Entwicklungen dazwischen, die alles am Ende als mehr (fast) schlecht denn recht konstruiertes Thriller-Vergnügen darstellen lassen. Oder, wie der finale Überraschungs-Hieb aufzeigt, auch die vorher etablierte Logik gar ganz in Wanken bringen können.
Es sei allerdings auch angemerkt, dass Story-Nörgeleien immer auch eine subjektive Angelegenheit sind. Von daher könnte "In Darkness" vielleicht doch noch in anderen Augen als einer der besseren Hits unterm Radar angesehen werden. Immerhin und das nenne ich jetzt mal einen echten Spoiler, schlägt hier nicht die Geschichte Haken. Auch in Sachen Genre-Zuordnung gibt es kleine Abstecher. Aber alles weitere wäre jetzt zu viel geschrieben.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2018. Und herzlich willkommen zur ebenso unverhofften wie markerschütternden Auferstehung dieses Schauspielgenies namens Nicolas Cage. Wenn in der Retrospektive dieses Jahr nach einem nennenswerten cineastischen Ausrufe-Zeichen gefahndet werden wird, so muss ich hier feststellen, dass Cages Leistung und die dazugehörige Tour de Force "Mandy" auf jener Liste wenigstens eine Ehren-Nennung erhalten müssen.
Es geht einfach nicht anders. Denn "Mandy" ist alles: die Hochzeit von Splatter, Romantik und betörender Poesie. Gleichzeitig eine vom Metal beseelte Schlachtplatte, wie auch ein höchst alt-testamentarischer Bilder-Sturm, der die Vergeltung mit brachialster Gewalt über die Schurken ziehen lässt.
Dabei beginnt alles ganz zärtlich. Mit Cage als Red, dem alternden Holzfäller, der sich und seiner Angebeteten Mandy (die tolle Andrea Riseborough) ein beschauliches Leben in den Wäldern aufgebaut hat. Bis der falsche Prophet Jeremiah (Linus Roache aus "Law & Order" oder "Vikings") seine Glubscher auf Mandy richtet. Er will sie und schickt seine Horde abgefuckter Gottes-Kult-Kinder los, sie ihm zu bringen. Als Mandy sich nicht brechen lässt, raubt Jeremiah sie Red für immer. Nach ihrer grausamen Hinrichtung vor seinen Augen, rafft sich Red auf, mit nur einem Ziel vor Augen.
Was natürlich Tod und Vernichtung seiner Peiniger lauten kann. Was nach diesem nervenzerrenden Auftakt folgt, ist ein simples und doch künstlerisch hochwertiges Metzeln durch die Reihen von Reds Gegnern. Neben Jesus-Freaks gesellen sich dazu auch noch eine Schar Hellraiser-hafter Monster-Biker, die direkt dem Schlund zur Unterwelt entstiegen sein könnten.
Hier nochmals eine kurze Klarstellung: "Mandy" ist nicht nur brutal. Es geht rabiat und heftig zur Sache. So wie manches grausame Detail geschickt kaschiert wird, darf ein anderes (wie Typen, die auf laufende Kettensägen fallen oder zerdrückte Schädel) gleich seine ganze Wucht entfalten. Panos Cosmatos etabliert sich einem Kometen-Einschlag gleich als neues Wunderkind des überstylisierten Kinos. Sein Zweitwerk präsentiert sich als doppelter Kraftakt. Für den Künstler und sein Team hinter der Kamera, wie auch fürs Publikum.
Denn "Mandy" ist ein allumfassendes audio-visuelles Erlebnis, das alle Sinne in Beschlag nimmt. Und Schritt für Schritt in eine eigene Kunst-Welt entführt, die sich aus psychedlischen Astro-Bilderwelten und Metal-Platten zusammensetzt. Auch musikalisch hat der leider im Februar verstorbene Jóhann Jóhannsson eine krasse Score-Meisterleistung hingelegt. Der Film dröhnt phasenweise wie der Nachhall extrem langgezogener Akkord--Bedrohungen, wie sie Freunde des Doom-Metal lieben dürften. Und die Bildsprache ist halluzinatorisch, exzessiv, erdrückend und schlicht brilliant. Wenn genau das einem dann auch gefällt.
Wer sich nicht dafür erwärmen kann, könnte "Mandy" hingegegen als überambitionierte Aufwärm-Übung in Sachen Mindfuck und "Kill Bill"-Restverwertung. Immerhin fährt auch Cosmatos hier Animations-Zwischenspiele, auch non-verbale Dialog-Passagen, die cooler als cool sind auf. Ach, hab ich die Gewalt schon erwähnt?
Jedoch hinkt der Vergleich mit Tarantino dann doch. Schließlich braucht Panos Cosmatos keinen Japan-Touch und bedient sich nicht bei anderen Film-Perlen, die nur echte Nerds und Fanatiker kennen. Sprich: wenn überhaupt, gleicht "Mandy" als beinharter Rachefeldzug eher dem guten alten "Mad Max". Er ist brachial, lebt von einer originären Ästhetik und erschafft etwas (beinahe) Neues aus übersichtlichen und vielfach zuvor eingesetzten Motiven. Dem visionären und kranken Genie des Cosmatos sei Dank.
Und wenn dann noch ein Goblin in der Glotze Cheddar-Nudeln auf Kinder kotzt und Nicolas Cage minutenlang voller Gebrüll und Geheule die verschiedenen Stadien der Trauer durchlebt, dann wird klar, warum "Mandy" einer der Filme des Jahres ist. Denn das hier ist weitaus mehr als eine eklige B-Movie-Blut-und-Gedärm-Grütze. Mehr als ein Ausflug in eine abartige Parallelwelt voll schräger Figuren, die du als Zuschauer totklatschen willst. Was bei "Mandy" abgeht, ist eigentlich viel zu viel, um es gebührend in Worte zu fassen. Ein starker Magen ist schon wünschenswert, wie auch Augen, die sich schnell an eine Vielzahl stechender optischer Mätzchen gewöhnen können.
Aber vor allem möchte dieser Film wirklich auf einem großen Bildschirm und einer guten Sound-Anlage genossen werden. Weil alles andere eine Beleidigung wäre für ein Werk wie dieses, das wieder einmal beweist, dass sich Bilder und Klänge in die Netzhaut und das Gedächtnis brennen können. Selbst heute, wo alles schon mal da gewesen und schnell wieder vergessen scheint.
Die Liebe überwindet alles. Bei Nicholas Sparks vielleicht. In Todd Haynes vereinnahmender Patricia-Highsmith-Adaption "Carol" wird die Liebe hingegen der schwersten Prüfungen unterzogen. Es beginnt mit einem raschen Blick, aus dem schnell viele werden. Erst unbeabsichtigt, dann faszinierend und mit diesem komischen Gefühl im Bauch, das sich sehr bald als Verliebtheit entpuppt.
In jeder anderen Konstellation, zu jeder späteren Zeit wäre das gar kein Problem. Doch hier sind es die junge Kaufhaus-Verkäuferin Therese und die ältere Carol, deren Wege sich im Weihnachts-Shopping-Gewühl treffen. Zudem schreiben wir das Jahr 1952, Welten entfernt von der Akzeptanz, die wir heutzutage unser Eigen nennen (sollten).
Trotzdem wird dies nicht zu einer Geschichte einer heimlichen Beziehung zweier Frauen, die sich in den Schatten zurückziehen müssen. Es wird eine der am schönsten eingefangenen Annäherungen der letzten Jahre. Mit "Carol" entführt uns Todd Haynes nicht nur in ein prächtig ausgestattetes Stück Retro-Kino. Seine Liebes-Geschichte ist ganz im Geiste einer anderen Zeit gehalten. Ein Vorhaben, das weit, sehr weit übers verwendete 16 mm Filmmaterial hinausgeht.
Haynes ist eine betörende Huldigung der Magie der Blicke und kleinsten Expressionen gelungen. Da sind es nicht die Worte, nicht das Ausstrecken und Ergreifen einer Hand, die den Augenblick definieren. Es ist das Unausgesprochene, das, was jede der beiden Frauen im Gesicht der anderen lesen vermag. Umso gewichtiger und völlig schmalzfrei wird diese Geschichte zu einem dichten Miterleben der von Rooney Mara zurückhaltend und noch unsicher verkörperten Therese. Jener jungen Hälfte unseres Paares, die sich nach und nach ihrer Gefühle, aber auch ihrer wahren Berufung gewahr wird. Während Cate Blanchett unter ihrer, wie immer, makellosen Fassade einen Einblick bietet in die aufgewühlte Gefühlswelt einer Frau, die keine Lust aufs Hausfrau-Dasein hat, dabei ihr Kind nicht verlieren will. Und mit sich selbst hadert, ob sie einem jungen Ding nicht das Leben verpfuscht, obwohl doch schon längst klar sein sollte, dass diese kein schnelles sexuelles Abenteuer ist.
Und doch, bleibt "Carol" im Angesicht aller einhergehender Dramatik, trotz des Wiederauflebens einer verklemmten, homophoben und rein männerdominierten Gesellschaft, wie sie die 50er nun einmal waren, geradezu majestätisch gelassen. Was jetzt die famos entkoppelte Erzählweise betrifft. Nicht, dass hier die Problematiken der Zeit übertüncht und ausgeblendet werden. Viel eher trägt Haynes Werk Züge eines projezierten Tagtraums, bei dem wir Zuschauer das Glück haben, einsteigen zu dürfen. Und Teil der Welt zu werden, die Carol und Therese da für sich zu erschaffen hoffen.
Selbst wenn wir nur auf der Sitzbank Platz nehmen. "Carol" ist wahrhaftiges Gefühlskino. Kino zum Mitfühlen und Genießen. Ungesteltzt, aufrecht und fast so, als könnten wir direkt hineinfassen.
Kein Weltuntergang. Und doch wird es noch lange viele spannende Gedankenbilder heraufbeschwören, was ein Danny Boyle aus dem Agenten im Dienste Ihrer Majestät vielleicht gemacht hätte.
Da wären wir also. Endlich durfte ich mir "Ghostland" zu Gemüte führen, den jüngsten Schocker von Pascal Laugier. Mit "Martyrs" warf er einst eine viel beachtete wie diskutierte Granate aufs Genrefeld. Es dauerte zwar ein wenig länger. Doch beim weniger drastischen, aber vielschichtigen "The Tall Man" konnte ich die Begeisterung teilen.
Ein Eindruck, der bei Laugiers neuestem Streich erheblich schwindet. Denn leider scheint er mehr Interesse daran gehabt zu haben, das filmische Pendant zum Besuch einer Ausstellung medizinischer Abnormitäten vorzulegen. "Incident In A Ghostland", so der längere Original-Titel, präsentiert ein schmales Konzept, das sein Geschehen auf simple Ingredienzien herunterbricht. Mami zieht mit ihren beiden unterschiedlichen Teeny-Töchtern ins Tantes abgelegenes Haus (das eigentlich ein Kuriositätenkabinett voller Puppen etc. ist), wo sie von einem Killer-Duo gefangen und gefoltert werden.
Abartig ist das, beziehungsweise erscheinen die Schlächter. Zwischen Frauenkleidern, massivem Übergewicht und Hackfresse möchte Pascal Laugier so wohl maximalen Wirkungsgrad erzielen. Im Grunde fährt sein Desinteresse an diesen Gestalten dem Vorhaben in die Parade. Und es verstärkt sich der Verdacht, dass Vertreter der Neuen Französischen Härte nichts anderes anzubieten haben. Derartige Zeitgenossen, die der allgemeinen Meinung weggesperrt oder Schlimmeres gehören, gab es ja nun schon zur Genüge.
Wohingegen "Ghostland" neben seinem Fröhnen der deftigen Tortue-Ware auch einen Ausflug in philosophische Gefilde anzubieten hat. Der Kniff zu sehen, was nach dem unsagbaren Schrecken folgt, wäre eine interessante Bereicherung der erprobten Hardcore-Rezeptur in Richtung Avantgarde-Horror. Allerdings versemmelt Laugier seinen Dreh regelrecht, weil es viel zu schnell offensichtlich wird, wie der Hase läuft.
Womit sich "Ghostland" dann leider in vielerlei Hinsicht auch als ziemlich vorhersehbar erweist. Die wohl angestrebte Meditation über Erwartungshaltung ans Genre und die Flucht in Gedankenwelten als psychischer Schutzmechanismus münden eben nur in eine Art Horror-Zwilling von "Das Leben Vor Meinen Augen". Im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger "The Tall Man", ist es Laugier nicht gelungen, die vielen Facetten seines eigenen Stoffes anzuerkennen.
Natürlich hat er ein, zwei echte Schauer- und, plakativ gesprochen, Schock-Momente im Köcher. Gerade die Puppen-Folter und die Art und Weise, wie die Gesichter unserer jugendlichen Opfer verändert werden, schlägt noch irgendwo aufs Gemüt. Als großes Ganzes bleibt "Ghostland" dann allerdings ein vordergründiges Erlebnis ohne echte Lust an der eigenen Mythologie oder dem Background seiner Figuren.
Wie auch die Werke seiner Kollegen Julien Maury und Alexandre Bustillo schwebt Laugier auf einer ganz eigenen Sphäre. Da ist es nicht wirklich schlecht, doch Gorehounds und Freunde nervenaufreibender Spannung dürfen da ebenso rumnörgeln wie jene, die solche Beiträge als Tortue Porn verdammen. Schund, Kunst oder ein- bis mehrdimensionaler Horror? Die Entscheidung darüber muss leider individuell getroffen werden. So schmerzhaft das auch ist.
DC's Antwort auf die "Guardians Of The Galaxy" ist leider nur halb so cool ausgefallen, wie es eine Comic-Adaption voller Bösewichter eigentlich sein könnte. Die Idee stammt aus "Das Dreckige Dutzend", der eigentliche Einsatz in der von bösen Kräften überrannten Metropole Midway City sieht glatt aus wie "Die Klapperschlange". Mit dem wichtigen Unterschied, dass "Suicide Squad" nicht mal annähernd eine derartige Klasse erreicht.
Stattdessen bleibt der durchgeknallt bunte Streifen als eine überladende Blockbuster-(Fehl-)Kalkulation in Erinnerung. Vollgestopft mit vier, fünf A-Listern und einem Haufen Nachwuchs-Gesichtern und Vertretern der gestandenen Co-Star-Gilde, können weder Neon-Farben, Geballer und das eine oder andere F-Wort nicht übertünchen, welches Nichts an Einfällen es hier zu bestaunen gibt.
David Ayer ("End Of Watch", "Fury" oder "Sabotage") bleibt nun einmal der Routinier für Militärstoffe und den Copfilm. Von daher überrascht es zwar nicht wirklich, dass das Herzstück seines ersten Comic-Ausflugs sich als überlanges Spec-Ops-Geplänkel erweist. Doch enttäuschend ist schon, wenn es so fahrig und saftlos daherkommt.
Eine versklavte Super-Hexe und ihr Bruder bedrohen mit ihrer Weltuntergangs-Maschine die Menschheit? Nicht erst seit "Stargate" kein wirklich frisches Motiv mehr. Und selbst die Argumentation, dass ein Film wie "Suicide Squad" eben nur den kleinsten geringen Nenner, nämlich die Unterhaltung, bedient, kann hier nicht wirklich angenommen werden.
Denn dafür kriegt der Irrsinn zu selten die Kurve. Ein Film voller Super-Schurken? Wäre cool, aber nur Viola Davis verdient sich hier wahrhaft ihre Bad-Ass-Sporen. Wobei auch Margot Robbie ausgiebig am Giftblümchen geschnüffelt zu haben scheint und als Harley Quinn einen der erinnerungswürdigen Aspekte abliefert. Bis zu deren Wertschätzung zerlegt Ayer allerdings den kompletten ersten Akt mit ermüdenden Rewinds und neuen Figuren-Vorstellungen.
Und trüben fragwürdige Entscheidungen wie Jared Letos Gangsta-Neuerfindung des Jokers das Seh-Vergnügen. Mal ehrlich, Gangster-Boss okay, aber ist der Typ nicht auch irgendwie austauschbar? Ja, und überhaupt, hätte es diesen Handlungsstrang gebraucht?
Überraschenderweise kommen da doch einige Fragen über Sinn und Unsinn der Unternehmung und ihrer Handhabung auf. Geradezu sinnbildlich verkörpert durchs unglückliche Schicksal von Slipknot. Kurz reingeschaut und unschön verabschiedet. Wobei auch der schwarze Humor an seinem Tod verpufft, weil "Suicide Squad" sich einfach nicht entscheiden kann zwischen mordsmäßiger Bösewicht-Gaudi und einem Actionfest für Kinder. Letztlich bleibt selbst das Augenzwinkern in Richtung abgründiger Erwachsenen-Unterhaltung nur eine Sache von Sekunden. Während beim Übermaß der Figuren viel zu oft einzelne Szenen zeigen, dass sie für genau einen Zweck eingebaut wurden.
Wohl auch deshalb findet das Blutbad ohne Körpersaft ab und ihm fallen hauptsächlich Wackelpudding-Monster mit Korallenbefall zum Opfer. Und irgendwo unterm Hall der verschossenen Kugeln des glatzköpfigen Will Smith, Batman-Cameos und ein paar Schmunzlern, macht "Suicide Squad" deutlich, wie unbefriedigend es sein kann, den Schleudersitz abfeuern zu wollen und doch in letzter Minute die Reißleine zu ziehen. Den Kopf in den Wind zu stecken sorgt vielleicht fürs Gefühl, aber nicht wirklich für frischen Wind.
Wenn Bill Murray will, dann kann er eben. Im Gegenzug ist das recht bedeutungslos, wenn der dazugehörige Film nicht passt. "Rock The Kasbah" ist einer dieser faszinierenden Ausfälle, bei dem große Namen locken und doch nichts wirklich passt.
Barry Levinson ist ja nicht irgendein Filmemacher. Der Mann zeichnete für "Avalon", "Good Morning Vietnam", "Rain Man" oder "Wag The Dog" verantwortlich. Und doch scheinen diese Großtaten irgendwie lange her, wenn wir uns mit den Versatz-Stücken der Geschichte beschäftigen, die Levinson hier anbietet.
Vom Porträt des tief gefallenen Managers Richie Lanz (Murray), der sich mit seinem Goldkehlchen Ronnie (Zooey Deschanel) zur Truppenbetreuung nach Afghanistan. Dort wird er ausgenommen und sitzen gelassen, sucht einen Weg zurück in die Heimat. Der über Waffendeals, Stammeskriege, Drogenhandel und letztlich dem Kampf für die Anerkennung der Nachwuchs-Sängerin Salima (Leem Lubany) durch die nicht gerade aufgeschlossene afghanische Gesellschaft geht.
Scheinbar von allem etwas, stets falsch dosiert und doch wieder als künstlerisches Statement geradezu leichtgewichtig. "Rock The Kasbah" ist so zerfahren, dass es nicht einmal als Episodenfilm eine gute Figur machen kann. Was der ruhmlose Richie Lanz da fernab der Heimat erlebt, passt auf keine Kuhhaut und selbst ein Barry Levinson hat wohl alles Können zuhause gelassen, um die unterschiedlich gewichteten Parts seiner Erzählung unter einen Hut zu bringen.
Weder als Roadmovie noch als satirischer Blick auf ein zerrüttetes Land unter "US-Schützenhilfe", weiß der Film nicht zu überzeugen oder zufriedenzustellen. Dafür verlassen Figuren wie die von Deschanel oder Danny McBride zu schnell die Bühne. Während Bruce Willis kommen und gehen darf, aber kaum wirklich zur Aufwertung des Films beitragen darf.
So taumelt "Rock The Kasbah" wie seine Hauptfigur von einer Stelle zur anderen. Von einer Lebenslüge ins Kriegsgebiet, von Kate Hudson als Dirne am Arsch der Welt zu einem heroischen letzten Akt. Die Route dahin wird jedoch schon so holprig gemeistert, wie Murray "Smoke On The Water" am Lagerfeuer intoniert. Schräg, nicht unbedingt gut. Und definitiv keine Alternative zum Original.
Das Spätwerk des Bill Murray schwächelt ja auch mal leicht. Da ist Murray bestens aufgelegt, aber der Film ist jetzt nicht der Bringer. Bei "St. Vincent" jedoch haben wir das seltene Glück, dass im Grunde schon alles stimmt. Aber Bill Murray als absolute Idealbesetzung eine Performance hinlegt, die den gesamten Film allein trägt.
Zwar ist es geradezu eine Offenbarung, Melissa McCarthy abseits ihrer teils unerträglichen Comedy-Routine zu beobachten, wie sie ihr wahres Talent entfaltet. Es ist herrlich Naomi Watts als russische "Dame der Nacht" zu erleben, die selbst hochschwanger noch vollen Körpereinsatz zu geben versucht. Da erfreut uns der Film mit einer guten Besetzung, die selbst in kleineren Rollen mit einem guten Händchen erfreut (wie bei Reg E. Cathey oder Chris Dowd).
Die Sahne auf den Kuchen packt allerdings wirklich erst der Umstand, dass die Zutraulichkeit und Offenherzigkeit des minderjährigen Oliver (Jaeden Lieberherr, schon vor "IT" im Anlauf zu Größerem) auf einen grantigen und abweisenden Bill Murray trifft, der sich einfach mal wieder eine Once-in-a-Lifetime-Darstellung gönnt. Jedenfalls ist "St. Vincent" Indie-Gold, das gerne mal und hier absolut verdient, einen Oscar hätte abwerfen können.
Melancholie und Schwermut säuseln hier in den Ecken, während es aber richtig was zu Lachen gibt. Bill Murray ist einfach DAS Musterexemplar von einem unausstehlichen und abgeranzten Eigenbrötler, der im Grunde seine wahren Qualitäten versteckt (oder einfach keine große Sache daraus macht).
Kann sein, dass es das Skript etwas übertreibt, für Murray ist "St. Vincent" dann aber doch ein leuchtender Stern. Oder war's doch anders herum?
So schön kann selbst ein Griff ins Klo ausschauen. Die Suche nach den richtigen Tasten auf der emotionalen Klaviatur verkommt zum unbeholfenen Gekloppe, bis es einen nur noch nervt. Darüber können auch Brosnan, Hayek und Alba nichthinwegtäuschen. Selbst wenn es irgendwo faszinierend ist, wie derartige Namen hier einen Film abarbeiten, der sonst unbekannteren Kollegen des DVD-oder Fernsehmarkts überlassen bleibt. Immerhin stimmt die Reisebilder-Optik, was mal wieder beweist, wie zweit- und drittklassig sich unsere hiesigen TV-Schmonzetten immer noch präsentieren.
Da hat Sean Penn mit "Into The Wild" eine kleine Welle losgetreten. Die Sache mit dem Erweckungserlebnis auf dem Selbstfindungs-Roadtrip wird wohl zur neuen Masche. Nachdem zuletzt Reese Witherspoon viel Lorbeeren für "Wild" eingeheimst hat, begeben sich mit Robert Redford und Nick Nolte zwei hochkarätige Vertreter der Altherren-Fraktion auf den Weg in die Wildnis.
"A Walk In The Woods" ist dabei weitaus weniger dramatisch und nervenaufreibend. Er ist jedoch auch absolut nicht bierernst und genau das macht das gesamte Vergnügen aus. Denn obwohl sich irgendwo Bezeichnungen wie Abenteuerfilm oder Drama einschleichen, darf hier nicht unterschlagen werden, dass dieser Film im Grunde so etwas wie ein chaotisches Buddy-Movie ist.
Vor allem wegen der kongenialen Paarung des geordneten Redford und Nolte als verlotterter und zerzauster Bär von einem Mann, kann dieser Film schon mal gar keine bedeutungsschwangere Spät-Bilanzierung gealterter Männer sein. Oder er ist es doch, aber nur zwischen vielen großartigen Dialogen (Nolte über Drogen und Nutten und die andere verschwendete Hälfte seines Lebens).
Es stimmt natürlich, "A Walk In The Woods" führt über Umwege ans Ziel. Und wirbelt auf dem Weg dahin quasi unbeabsichtigt dramatischen Staub auf. Also bleibt es irgendwie auch ein ereignisloser Trip in die Wildnis. Allerdings auch nur dann, wenn alle Warnungen missachtet werden und nicht klar ist, dass diese Reise sich auf Situationskomik und der puren Freude am ungleichen Gespann verlässt.
Alan Rickman, wie sehr wirst du doch vermisst. Das führt einem, völlig unverhofft, der Genuss von "Die Gärtnerin Von Versailles" vor Augen. Rickman tritt in diesem Kostümdrama nicht nur als Ludwig XIV. auf, er übernahm gleich selbst die Regie und schrieb am Drehbuch mit. Was schon einmal eines garantiert: schauspielerisch erstklassige Leistungen in erlesener Garderobe.
Mit Kate Winslet, Stanley Tucci oder Matthias Schoenaerts im Ensemble versammelt Rickman einen formidablen Cast. Und seine Akteure danken es ihm mit vollem Einsatz. Ob bei der langsam aufkeimenden Romanze zwischen Winslets Figur der Sabine De Barra, die als erste Frau einen eigenen Gartenabschnitt in Versailles kreiieren darf, und ihrem Mentor und Förderer André Le Notre (Schoenaerts). Oder in jenen Momenten, die voller Tragik erfüllt sind wie ein vollgesogenes Taschentuch. Gerade Tucci ist, der hier in wenigen Auftritten, als Bruder des Königs, eine denkwürdige Verkörperung aus höfischen Macken und subtilen Gesten gegenüber seinem Geliebten abliefert.
Nun ist es natürlich so, dass zwei Stunden Kostumschinken nicht jedem munden dürfte. Und auch dieser Film, der im Original den Titel "A Little Chaos" trägt, hätte durchaus etwas von diesem vertragen können. Rickmans Taktvorgabe ist so selbstsicher und beherrscht wie es ein galanter Tanz verlangt. Bei der Dramaturgie, mit ihren behutsam geordneten Schicksalsschlägen und Konflikten (es ist ja immerhin der Kampf einer Frau um Anerkennung, als nicht mal im Volke jeder gleichwertig war) ließe sich dennoch ein gewisser Hang zur Schnarchigkeit ausmachen. Wenn da nicht hin und wieder auch so etwas wie trefflicher Humor aufblitzen würde.
Dank einiger trefflicher Spitzen ist es Rickman nämlich gelungen, "Die Gärtnerin Von Versailles" nicht nur für Freunde des historischen Prestige und egozentrischer Schauspiel-Projekte zu machen. Es bleibt zwar unterm Strich ein Kostümfilm und defintiv kein Erstligist dieses Genres. Als gemählich erzählte und dramatisch angehauchte Romanze geht Rickmans Regiearbeit voll in Ordnung. Und muss ich noch erwähnen, wie großartig er den Sonnenkönig gibt?
Toller Artikel! Ich schließe mich allen Sorgen und Ängsten um den Wert des Kinos und ums schrumpfende Prestige des Goldjungen an. Es gab Zeiten, da sah ich die Auswahlkriterien und Vergaben der Academy durchaus als Bastion vor der Übernahme durch den Kommerz an. Na ja, ich war halt jung. Inzwischen hat sich das Geschäft gewaltig gewandelt: es gibt nicht mehr nur einen Blockbuster pro Studio innerhalb eines Kinojahres, Hollywood gehen bisweilen die Ideen oder der Mutvorrat aus. Und nun sprengt der Populäre Film einen neuen Graben in die Filmlandschaft. Was wird passieren? Drängen jetzt Netflix und Amazon mit aller Macht ins Business und werfen viel mehr Shitladungen wie "Bright" ab? Wird der populäre Kandidat der Oscar-Gewinner der Millenials, während sich die alteingessenen Academy-Mitglieder hinter ihren Pforten "echter" Kunst verschanzen?
Es ist auf jeden Fall klarzumachen, dass ich immer noch gern bei den Oscars Filme entdecke, die mich durchaus interessieren könnten und hierzulande katastrophal schlecht getimt NACH den Awards anlaufen. Gleichzeitig bin ich auch ein großer Freund groß-budgetierter Unterhaltung, die manchmal sogar richtig Sinn macht und einfach nur mitreißt. Von daher ist es traurig mitanzusehen, wie die Oscars sich über die Jahre mit den Tentpoles und Geschäftssichernden Beiträgen der Studios rumgequält haben. Als zum Beispiel Rick Baker für "An American Werewolf In London" den Oscar gewann, war auch klar, dass es von nun an keine einfachen "Make-Up"-Leistungen mehr geben würde. Aber auf einen so innovativen und mutigen Moment warten wir alle in Bezug auf den Film als Gesamtwerk immer noch.
Änderungen bei Oscar?! Mon Dieu. Aber die gab es doch immer wieder: Weniger Show-Elemente, viele Nominierte in den Kategorien (Remember: District 9 war mal für den Goldjungen im Rennen).
Von daher schwanke ich ein wenig. Kürzere Laufzeit? Aber bitte nur die Werbung einschränken und nicht noch mehr Zeit fürs Dankesreden streichen.
Macht es wieder lebhaft und lasst mal mehr Pomp zu.
Und bei den Kategorien reichen fast die bisherigen, nur: der Oscar muss sich wieder öffnen. Kein Mensch sagt, dass die Marvel oder DC gleich einen Oscar gewinnen müssen. Aber diese Show hat sich irgendwie eingeeigelt und ist irgendwie selbstgefällig. Die Preise gehen entweder an Autoren-Werke oder umjubelte Abräumer, die wohl nicht selten hinter den Kulissen gepusht werden. Da müssen sich zwangsläufig Zuschauer ausgeschlossen werden, wenn Darsteller wie Gal Gadot mal auf dem Teppich rumlaufen dürfen, aber ihre (nicht unerfolgreichen) Filme sonst für Witze und Special-Effects-Sparten herhalten müssen.
Oder aber Hollywood muss sich mal gehörig in der Förderung innovativer Stoffe umstellen.
Ich kam wegen Moby Dick, drangeblieben wegen des Überlebenskampfes. Für "Im Herzen Der See" taucht Ron Howard tief ein die Seefahrts-Geschichte und zeichnet ein sehr vereinnahmendes Bild der Lebenswirklichkeit um 1820. Als die Herkunft aus gutem Hause, nicht die Leistung, noch zwischen Matroze und Kapitänsmütze entschied. Als das Leben kürzer und viel dreckiger war als heute.
Ein regelrechter Schmuddel-Schick erfüllt den Auftakt und die Jagd nach dem weißen, großen Wal. Bis Howards Film eine Wendung vollführt und plötzlich so ein "Castaway"-Ding durchzieht. Mit "Überleben!"-Anleihen in all ihrer unappetitlicher Konsequenz. Das mag, wie das Werk in seiner Gesamtheit, nicht die Standards des Legenden-Pantheons erfüllen. Ron Howard ist auch nicht irgendwie der Typ, der mir zuerst bei kommenden Klassikern einfällt. Aber er ist durchaus ein kompetenter Filme-Macher, der großen Wert auf den authentischen Charakter seiner Schauplätze, Charakter und Handlungsstränge legt. So was wie "Solo" mal ausgenommen.
Deswegen wird "Im Herzen Der See" vielleicht nur als halbgeglückter Versuch in Erinnerung bleiben, dem Geist des großen Melville nachzueifern. Dabei geht der Film schon sehr in Ordnung, was das Schicksal seiner Figuren und deren Tragik angeht. Es ist jedenfalls mehr als ein "Apollo 13" auf dem Wasser, wenn auch nicht immer so tiefgreifend in Sachen emotionaler Anteilnahme des Zuschauers. Trotzdem als Vertreter des nicht so überpräsenten Genres des Seefahrerdrama durchaus eine Alternative zu dem was, uns sonst immer wieder in anderer Verpackung unter die Augen kommt.
Nun hat es also auch die Familie Griswolds erwischt. Das, in den besten Beiträgen, humorvolle Zerrbild des amerikanischen Kulturverständnisses (im Urlaub, Ausland und während der Feiertage), wurde von Hollywoods endlosen und sich selbsternährenden Kreislauf der Wiederverwertung geschluckt.
"Vacation" will dabei beides erreichen: ein Franchise neu beleben, indem es gleichzeitig Quasi-Remake und Quasi-Fortsetzung abliefert. Der kleine Rusty Griswold ist also erwachsen und schleppt seine Familie auf den genau selben Trip mit, der einst als Auftakt zur Chevy-Chase-Chaotensippe-Saga diente.
Und genau an einer Stelle funktioniert es: die Anfangs-Montage von Ferien-Schnappschüssen atmet noch den gleichen Geist wie das Original (und seine besseren Sequels). Aber danach versumpft das Niveau in einem heillosen und recht planlosen Durcheinander, bei dem viel zu oft die beklopptesten Einfälle als Running-Gag herhalten und viel zu häufig das Pipi-Kacka-Niveau bemüht wird. Wohl im Glauben, dass es genau das war, worüber damals alle lachten bei den Griswolds.
Nun werde ich die Ur-Griswolds nicht besser machen, als sie vermutlich waren. Aber eines stimmt doch: Bei deren ganzen irrsinnigen Schwachsinn steckte auch immer ein Fünkchen Wahrheit dahinter. Wie die Sache mit der Weihnachts-Gratifikation, dem Pool als Status-Symbol oder die fröhlich-zerstörerische Ignoranz der Griswolds auf Europa-Tournee.
Bei diesem neuen "Vacation"-Anlauf bleiben eher Chris Hemsworth mit seiner Hosenschlange, das Schamhaar-Büschel oder die "Duell"-Anleihen mit dem Trucker in Erinnerung. Für mich jeden ist es ein Humor-Unfall, bei dem selten, wirklich selten, so etwas wie ein echter Lacher meiner Kehle entlockt wurde.
Ist die Rückeroberung jetzt mal abgeschlossen? In den Achtzigern wurden jedes Jahr Slasher zu allen denkbaren Festtagen auf den Markt geworfen. Vor allem seit dem Weihnachts-Herzenswärmer "Tatsächlich ... Liebe" hat das Gefühlskino zum Gegenschlag ausgeholt. Neujahr, Valentinstag, jetzt also der Muttertag. Immerhin saß mit Garry Marshall, zum leider letzten Mal, ein Routinier im Chefsessel.
Was allerdings auch durchaus kritisch betrachtet werden kann. Denn "Mother's Day" ist ungefähr so aufregend und abwechslungsreich wie das Verputzen einer Schachtel der eigenen Lieblings-Pralines. Hundertfach vorher gemampft, jetzt wieder, weil das kurze Vergnügen ohne große Überraschungen oder ekstatisches Geschmacks-Feuerwerk auskommt.
Tatsächlich ist das Knäuel aus Trauer-Bewältigung, jungen Brautmodellen des Ex-Partners und einer Posse um ignorante Eltern und die Ehen ihrer Töchter, regelrecht sterilisiert und auf ein gekünsteltes Happiness-Format getrimmt, dass sich lediglich im besseren Produktionsstandard (Hollywood, Bitches!) vom hiesigen Herzschmerz-TV-Output unterscheidet.
Ich will ja nicht zu böse erscheinen. Das hier ist Wohlfühl-Kino. Sämtliches Konfliktpotenzial wird angedeutet, aber wie beim Stofftiger schon vorher aus dem Maul der Bisse entfernt. Übrig geblieben ist ein relativ unauffälliges und seicht dahinplätscherndes Spätwerk des "Pretty Woman"-Regisseurs Marshall, das es sich zu gemütlich in der eigenen Zuckerwatten-Blase macht. Und nur bei einer ausgewählten Schar von Bewunderern echte Begeisterungsstürme auslösen wird.
Ich weiß gar nicht, wer es schlimmer hat. Ich oder jene Hardcore-Fans, die ""Mother's Day" zum Feiertags-Pflichtprogramm machen werden.
Eine gute Geschichte bedarf keiner Fortsetzung. Und mögen sie noch so unkonventionell und unbefriedigend ausgehen. Das wusste auch William Friedkin, nicht nur bei "French Connection". Seine gesamte Karriere lang scheute er Sequels wie der Teufel das Weihwasser. Nochmals Hand ans eigene Meisterwerk legen? No, thanks, er war raus. Andererseits war das letzte Wort zwischen Jimmy "Popeye" Doyle und Alain Charnier, dem weltmännischen Drogenboss mit Verbindungen nach ganz oben, noch nicht gesprochen.
John Frankenheimer sprang da gern in die Bresche und lieferte mit "French Connection II" einen jener zweiten Teile ab, der sicherlich nicht an die Qualität und Intensität des Originals heranreicht. Sich dafür dank seiner eigenen Handschrift einen eigenen Kultstatus erarbeitet hat. Und, was noch viel wichtiger ist, einen übermotivierten Gene Hackman im Gepäck hat, der voller Hingabe seine oscarprämierte Leistung als privat verkorksten, wie beruflich hartgesottenen Bluthunds Doyle weiter auslotet.
Als schlimmster aller Kultur-Botschafter verschlägt es unseren Drogen-Schnüffler von Brooklyn nach New York. Hier lässt Popeye den Bulldozer raushängen. Das Verhältnis zu seinen Franzmänner-Kollegen ist getrübt, dank fehlender Sprachkenntnisse scheitert Jimmy sowohl an der Damenwelt als auch beim Bestellen des richtigen Feuerwassers. So richtig schmutzig und unerbittlich wird es, als Charnier Doyle kidnappen lässt und selber in die Junkie-Hölle verfachtet. Bis dahin ist klar, dass Frankenheimer nicht Friedkins obsessiven Blick fürs Milieu und seine Bewohner auffährt. Statt einem weiteren reportage-haften Trip in den Polizeidienst, präsentiert sich "French Connection II" vornehmlich als knallharte Krimi-Kost.
Hier fliegen nicht nur die Kugeln, auch beim Thema Sachschäden dreht der Film gewalitg auf. Jedoch sind Hackmans Szenen im Delirium, sein Beinahetod und die Auferstehung von einer schauspielerischen Sprengkraft beseelt, die Doyles Rückkehr davor bewahrt, zu einer rein blasphemischen Kommerz-Sünde zu verkommen. Wo John Frankenheimer und sein Stab für den richtigen fachmännischen Rahmen sorgen, ist es Hackman, der auf den Hügel steigen und die Fahne in den Boden rammen darf. Damit allen klar wird, dass in "French Connection" immer noch "French Connection" steckt.
Dabei punktet und begeistert der Film auch mit bemerkenswerten Kunstkniffen wie dem Blick aus der Ego-Perspektive während der finalen Verfolgungsjagd. Womit das Feeling für Doyles Atemlosigkeit und stählernen Willen auch beim Zuschauer ankommt. Dank solcher Einfälle übersehen wir gerne mal die immer wieder auffallenden Passanten, die beim Dreh direkt in die Kamera guckten.
Wir konzentrieren uns lieber auf die vorhandenen Stärken, die aus "French Connection II" eine interessante Erweiterung der ursprünglichen Vision machen. Wenn der Film auch nicht die gleiche Klasse besitzt, tat Frankenheimer gut daran, es gar nicht erst zu versuchen, in die übergroßen Fußstapfen seines Kollegen Friedkin zu treten. Er machte sich die Motive und Stärken des ersten Teils zu eigen und legt eine lohnenswerte Variation dieser vor. Alles in allem wird das Schlusskapitel der French Connection zu einer Sequel-Unternehmung, die vielen anderen Titeln ein Vorbild sein sollte.
Die sozialen Medien, das zweischneidige Schwert unserer Zeit. Da postest du einmal einen Kack und wirst ihn nie wieder los. Ich habe Gunn mal bei einem Festival erlebt, da war er sehr sympathisch und sein Humor fand Welten entfernt vom Niveau der Beispiele statt. Mal abgesehen davon hoffe ich natürlich, dass die Guardians jetzt einen würdigen Ersatz finden und ihren Spirit erhalten können.
Lachen ist gesund. Lachen über den Führer wird doch wohl erlaubt sein. Wenn es geschieht, um den vermeintlichen Legenden-Status des Schnauzbarts zu minimieren und dabei seine Schrecken nicht außer Acht lässt. Doch dies ist eines anderes Fass. "Er Ist Wieder Da" ist hingegen ein anderes.
Eine Medien- und Gesellschafts-Satire, die mit der unwahrscheinlichsten und schrecklichsten aller Horror-Szenarien spielt: der Adi landet im Hier und Jetzt und startet einfach von vorn. Und keiner nimmt es ernst. Das haben so oder ähnlich auch schon Mel Brooks und Gene Wilder bei "Frühling Für Hitler/The Producers" erkannt. Da haben sich auch alle köstlich amüsiert, weil sie nicht über den Krieg nachdenken mussten, sondern einen lächerlichen Führer auf der Bühne sahen.
Und das ist keine Kritik. Eigentlich ist es schon Bewunderung für die Idee, diese Lehre aus der Wiederbelebung des echten Adis zu ziehen. Selbst die Schluss-Pointe, mit welchem Deutschland der Führer "arbeiten" kann, ließe sich als genial und fatalistisch einstufen.
Doch bis dahin ist ein steiniger und zerfahrener Weg. Da braucht es eine Mockumentary im Geiste von Sacha Baron Cohen, um Impressionen aus unserer nicht immer gemütlichen Nation zu zeigen. Testimonials eines Flirts mit braunem Gedankengut, nicht neu und nicht immer notwendig. Auch die Erweiterung der Buchvorlage, den Führer zum Star seines eigenen Films zu machen, lässt die Dramaturgie von "Er Ist Wieder Da" unnötig in einem Gestrüpp von zu vielen gewollten Ideen und Ambitionen verheddern.
Andererseits bietet der Film auch Momente, die tatsächlich goldig erscheinen. Wie Adis Analyse zur SPD, wie er Wikipedia entdeckt, die Alpen bewundert (und verdreckt) und natürlich sein Besuch der NP..., ihr wisst schon. Das ist vielleicht nix für die Ewigkeit, aber doch im Kontext gesehen mehr als zu erwarten war.
Grundsätzlich bleibt "Er Ist Wieder Da" dennoch der übereifrige Versuch, einen provokativ humoristischen Bestseller mit einer Schippe Über-Meta-mäßiger Gesellschafts-Reflektion zu versehen.
Ihre Herkunft ist White Trash bis zum Gehtnichtmehr. Das Mami-Monster hat ihr so viel Liebe auf den Weg mitgegeben, wie ein abgenagter Knochen an Fleisch hergibt. Der erstbeste Loser wird ihr prügelnder Ehemann. Tonya Hardings Leben scheint direkt den Lyrics eines Slim Shady entliehen. Und doch steckte in ihr der Funke, als Eiskunstläuferin die beste aller besten zu werden.
Und in jedem anderen Format wäre diese Geschichte vermutlich mit einem Happy End versehen worden. Doch "I,Tonya" zeigt ja die andere Seite des Märchens. Und in der schafft es eine Proleten-Prinzessin eben nicht, mit ihrem Talent die Müllhalde hinter sich zu lassen. Auch, weil eines von Amerikas größten Lieblings-Hassobjekten eben alles andere als ein zartes Blümchen war und ist, das im Morast erblühte.
Dafür widmet "I, Tonya" seiner Anti-Heldin einen aufregenden Mix aus Milieu-Studie, dem Porträt einer psychopathischen Ehe und einer Kriminal-Posse, die wirkt, als würde eine Horde Dumpfbacken "American Hustle" aufführen wollen. Kaum zu glauben, wie viel Dilettantismus und Größenwahn schon vor dem Medien-Rummel beim größten Skandal der Eiskunstlauf-Geschichte im Spiel war.
Völlig unter geht dabei Nancy Kerrigan, das Opfer der Prügel-Attacke. Was wiederum verzeihbar ist, denn seinen Reiz bezieht der Film eh aus dem Willen, die Tatsachen, Ermittlungen und Interviews der Beteiligten bis an die Schmerzgrenze zu rekonstruieren. Schmerzhaft vor allem für die Lachmuskeln und unseren Verstand, der es (hoffentlich) kollektiv nicht auf die Reihe kriegen wird, wie dumm, herzlos und ungehemmt eingebildet sich menschliche Wesen doch verhalten können.
Aber genau das ist ja auch der Punkt. Wer will schon das x-te Aufsteiger-Märchen sehen? Margot Robbie gibt sich als Tonya Harding alles zu geben, damit diese so faszinierend widersprüchlich bleibt. Schnoddrig, sportlich strebsam, vom cleanen Establishment abgewiesen und immer wieder geschlagen. Bis sämtliche Grund-Sympathie von ihrem fehlenden Willen zur Veränderung wieder zertreten wird.
Natürlich ist "I,Tonya" wieder so ein Indie-Jackpot, der auch von der restlichen Besetzung getragen werden muss. Der Oscar für Allison Janney als herzloses Biest von einer Mutter bezeugt das. Doch auch Sebastian Stan als Tonyas Ehemann zeigt, dass er mehr als nur der Winter Soldier ist. Außerdem unabdingbar ist die Teilnahme solch verlässlicher Co-Star-Veteranen wie Julianne Nicholson oder Bobby Cannavale, so klein ihre Rollen auch sein mögen.
Die positive Gesamtwertung ergibt sich aber auch bereits aus all dem biografischen und juristischen Irrsinn, für den der Name Tonya Harding steht. Ganz egal, an welcher Stelle hier etwas geflunkert, gemutmaßt oder überzeichnet werden musste.
Ein Film, der es schafft, zwei Stunden zwischen Ha-Ha und Oh-Gott-Ausrufen verstreichen zu lassen, ohne dass es langweilig wird.
Sie brüllen zwar "Cowabunga" und "Turtle Power", doch genau jene geht "Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows" ziemlich ab. Vom punkigen, schrillen Mutanten-Flair der ursprünglichen Comic-Vorlage ist nach einer rustikalen Glattbügelungs-Kur nicht viel übrig geblieben.
Stattdessen hat Strippenzieher Michael Bay den Stoff von allem Auffälligen bereinigt und ließ den Film mit allem vollstopfen, was anscheinend Marktforschern zufolge die Zielgruppe jubeln lassen sollte.
Tricks, Tricks, Tempo und natürlich Megan Fox, die auch mal kurz im Schulmädchen-Look die Aufmerksamkeit von den CGI-Reptilien auf sich ziehen darf. Davon einmal abgesehen ist die Herangehensweise dieser TMNT-Reinkarnation nicht viel differenzierter als die von Bays "Transfomers"-Handhabe. Eine Abfolge schier endlos großspuriger Kracherszenen, Comic-Relief wie die Flausen von Bebop und Rocksteady und immer wieder der Verweis auf die Tugenden der Ninja. Damit keiner behaupten kann, hier würde der Original-Stoff noch glatt verfremdet.
Was allerdings wirklich hängen bleibt, ist die Erkenntnis, wie bedeutungslos diese zweitklassige Cut-Scene in Überlänge wirklich ist. Auch wenn, wie bei den Scharmützeln der Autobots und Decepticons, einige bekannte Gesichter wie das Laura Linney, Tyler Perry oder Stephen "Arrow" Amell aufploppen.
Wenigstens eine Sache kann ich gutheißen: diese Turtles sind mir nicht die sympathischsten, aber sie können ihre individuellen Charaktere wenigstens ganz gut in diesem Chaos bewahren, das sich ein Turtles-Film schimpft.
So, vor dem nächsten Anlauf aber wirklich zurück an den Schreibtisch. Damit nicht wieder so ein halb gares Marketing-Hohlgeschosss dabei rauskommt.
Ein Film mit einer Million guter Einfälle, die sich aber nur zu einem zerfahrenen Gesamtbild fügen wollen. So schade ist das. Denn Animations-Spezi Brad Bird hat bei "Tomorrowland"/"A World Beyond" nicht nur George Clooney in die Hände gerdückt bekommen. Auch so ziemlich alle denkbaren Möglichkeiten, die Disney einem gewähren würde, um den Film über die Welt von Übermorgen zu drehen.
Und Bird gibt sich schon Mühe, einerseits den menschlichen Erfindungsgeist zu feiern, wie auch der eigenen Tradition von Disney-Werken wie "Die Flucht Zum Hexenberg" zu würdigen, die in der ersten Hälfte immer wieder durchschimmert.
Aber da liegt auch ein schon riesiges Problem: Brad Bird zieht das volle Effekte-Feuerwerk auf, braucht aber zu lange, um irgendeinen Hauch von Klarheit in die Angelegengeit zu bringen.
Flashbacks, Dimensions- oder Hologramm-Sprünge allein überfordern uns nicht. Aber so spät erst zu erfahren, worum es eigentlich genau geht oder wer denn nun die Hauptfigur sein soll, betont aber umso mehr den narrativen Schlamassel. Zumal sich der gesamte Film als Vorspiel für einen übereilten Showdown erweist, der dann wohl doch nur den Boden für mindestens ein Sequel bereiten sollte.
So bietet "Tomorrowland" ein großes Fest für die Sinne, aber eines mit ernüchterndem Teaser-Beigeschmack. Der Film selbst ist halt auch nur eine Ahnung all der Möglichkeiten und Wunder von Übermorgen.