mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 5

    Lachen ist gesund. Lachen über den Führer wird doch wohl erlaubt sein. Wenn es geschieht, um den vermeintlichen Legenden-Status des Schnauzbarts zu minimieren und dabei seine Schrecken nicht außer Acht lässt. Doch dies ist eines anderes Fass. "Er Ist Wieder Da" ist hingegen ein anderes.

    Eine Medien- und Gesellschafts-Satire, die mit der unwahrscheinlichsten und schrecklichsten aller Horror-Szenarien spielt: der Adi landet im Hier und Jetzt und startet einfach von vorn. Und keiner nimmt es ernst. Das haben so oder ähnlich auch schon Mel Brooks und Gene Wilder bei "Frühling Für Hitler/The Producers" erkannt. Da haben sich auch alle köstlich amüsiert, weil sie nicht über den Krieg nachdenken mussten, sondern einen lächerlichen Führer auf der Bühne sahen.

    Und das ist keine Kritik. Eigentlich ist es schon Bewunderung für die Idee, diese Lehre aus der Wiederbelebung des echten Adis zu ziehen. Selbst die Schluss-Pointe, mit welchem Deutschland der Führer "arbeiten" kann, ließe sich als genial und fatalistisch einstufen.

    Doch bis dahin ist ein steiniger und zerfahrener Weg. Da braucht es eine Mockumentary im Geiste von Sacha Baron Cohen, um Impressionen aus unserer nicht immer gemütlichen Nation zu zeigen. Testimonials eines Flirts mit braunem Gedankengut, nicht neu und nicht immer notwendig. Auch die Erweiterung der Buchvorlage, den Führer zum Star seines eigenen Films zu machen, lässt die Dramaturgie von "Er Ist Wieder Da" unnötig in einem Gestrüpp von zu vielen gewollten Ideen und Ambitionen verheddern.

    Andererseits bietet der Film auch Momente, die tatsächlich goldig erscheinen. Wie Adis Analyse zur SPD, wie er Wikipedia entdeckt, die Alpen bewundert (und verdreckt) und natürlich sein Besuch der NP..., ihr wisst schon. Das ist vielleicht nix für die Ewigkeit, aber doch im Kontext gesehen mehr als zu erwarten war.

    Grundsätzlich bleibt "Er Ist Wieder Da" dennoch der übereifrige Versuch, einen provokativ humoristischen Bestseller mit einer Schippe Über-Meta-mäßiger Gesellschafts-Reflektion zu versehen.

    1
    • 7 .5

      Ihre Herkunft ist White Trash bis zum Gehtnichtmehr. Das Mami-Monster hat ihr so viel Liebe auf den Weg mitgegeben, wie ein abgenagter Knochen an Fleisch hergibt. Der erstbeste Loser wird ihr prügelnder Ehemann. Tonya Hardings Leben scheint direkt den Lyrics eines Slim Shady entliehen. Und doch steckte in ihr der Funke, als Eiskunstläuferin die beste aller besten zu werden.

      Und in jedem anderen Format wäre diese Geschichte vermutlich mit einem Happy End versehen worden. Doch "I,Tonya" zeigt ja die andere Seite des Märchens. Und in der schafft es eine Proleten-Prinzessin eben nicht, mit ihrem Talent die Müllhalde hinter sich zu lassen. Auch, weil eines von Amerikas größten Lieblings-Hassobjekten eben alles andere als ein zartes Blümchen war und ist, das im Morast erblühte.

      Dafür widmet "I, Tonya" seiner Anti-Heldin einen aufregenden Mix aus Milieu-Studie, dem Porträt einer psychopathischen Ehe und einer Kriminal-Posse, die wirkt, als würde eine Horde Dumpfbacken "American Hustle" aufführen wollen. Kaum zu glauben, wie viel Dilettantismus und Größenwahn schon vor dem Medien-Rummel beim größten Skandal der Eiskunstlauf-Geschichte im Spiel war.

      Völlig unter geht dabei Nancy Kerrigan, das Opfer der Prügel-Attacke. Was wiederum verzeihbar ist, denn seinen Reiz bezieht der Film eh aus dem Willen, die Tatsachen, Ermittlungen und Interviews der Beteiligten bis an die Schmerzgrenze zu rekonstruieren. Schmerzhaft vor allem für die Lachmuskeln und unseren Verstand, der es (hoffentlich) kollektiv nicht auf die Reihe kriegen wird, wie dumm, herzlos und ungehemmt eingebildet sich menschliche Wesen doch verhalten können.

      Aber genau das ist ja auch der Punkt. Wer will schon das x-te Aufsteiger-Märchen sehen? Margot Robbie gibt sich als Tonya Harding alles zu geben, damit diese so faszinierend widersprüchlich bleibt. Schnoddrig, sportlich strebsam, vom cleanen Establishment abgewiesen und immer wieder geschlagen. Bis sämtliche Grund-Sympathie von ihrem fehlenden Willen zur Veränderung wieder zertreten wird.

      Natürlich ist "I,Tonya" wieder so ein Indie-Jackpot, der auch von der restlichen Besetzung getragen werden muss. Der Oscar für Allison Janney als herzloses Biest von einer Mutter bezeugt das. Doch auch Sebastian Stan als Tonyas Ehemann zeigt, dass er mehr als nur der Winter Soldier ist. Außerdem unabdingbar ist die Teilnahme solch verlässlicher Co-Star-Veteranen wie Julianne Nicholson oder Bobby Cannavale, so klein ihre Rollen auch sein mögen.

      Die positive Gesamtwertung ergibt sich aber auch bereits aus all dem biografischen und juristischen Irrsinn, für den der Name Tonya Harding steht. Ganz egal, an welcher Stelle hier etwas geflunkert, gemutmaßt oder überzeichnet werden musste.
      Ein Film, der es schafft, zwei Stunden zwischen Ha-Ha und Oh-Gott-Ausrufen verstreichen zu lassen, ohne dass es langweilig wird.

      4
      • 3 .5

        Sie brüllen zwar "Cowabunga" und "Turtle Power", doch genau jene geht "Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows" ziemlich ab. Vom punkigen, schrillen Mutanten-Flair der ursprünglichen Comic-Vorlage ist nach einer rustikalen Glattbügelungs-Kur nicht viel übrig geblieben.

        Stattdessen hat Strippenzieher Michael Bay den Stoff von allem Auffälligen bereinigt und ließ den Film mit allem vollstopfen, was anscheinend Marktforschern zufolge die Zielgruppe jubeln lassen sollte.

        Tricks, Tricks, Tempo und natürlich Megan Fox, die auch mal kurz im Schulmädchen-Look die Aufmerksamkeit von den CGI-Reptilien auf sich ziehen darf. Davon einmal abgesehen ist die Herangehensweise dieser TMNT-Reinkarnation nicht viel differenzierter als die von Bays "Transfomers"-Handhabe. Eine Abfolge schier endlos großspuriger Kracherszenen, Comic-Relief wie die Flausen von Bebop und Rocksteady und immer wieder der Verweis auf die Tugenden der Ninja. Damit keiner behaupten kann, hier würde der Original-Stoff noch glatt verfremdet.

        Was allerdings wirklich hängen bleibt, ist die Erkenntnis, wie bedeutungslos diese zweitklassige Cut-Scene in Überlänge wirklich ist. Auch wenn, wie bei den Scharmützeln der Autobots und Decepticons, einige bekannte Gesichter wie das Laura Linney, Tyler Perry oder Stephen "Arrow" Amell aufploppen.

        Wenigstens eine Sache kann ich gutheißen: diese Turtles sind mir nicht die sympathischsten, aber sie können ihre individuellen Charaktere wenigstens ganz gut in diesem Chaos bewahren, das sich ein Turtles-Film schimpft.

        So, vor dem nächsten Anlauf aber wirklich zurück an den Schreibtisch. Damit nicht wieder so ein halb gares Marketing-Hohlgeschosss dabei rauskommt.

        1
        • 6

          Ein Film mit einer Million guter Einfälle, die sich aber nur zu einem zerfahrenen Gesamtbild fügen wollen. So schade ist das. Denn Animations-Spezi Brad Bird hat bei "Tomorrowland"/"A World Beyond" nicht nur George Clooney in die Hände gerdückt bekommen. Auch so ziemlich alle denkbaren Möglichkeiten, die Disney einem gewähren würde, um den Film über die Welt von Übermorgen zu drehen.

          Und Bird gibt sich schon Mühe, einerseits den menschlichen Erfindungsgeist zu feiern, wie auch der eigenen Tradition von Disney-Werken wie "Die Flucht Zum Hexenberg" zu würdigen, die in der ersten Hälfte immer wieder durchschimmert.

          Aber da liegt auch ein schon riesiges Problem: Brad Bird zieht das volle Effekte-Feuerwerk auf, braucht aber zu lange, um irgendeinen Hauch von Klarheit in die Angelegengeit zu bringen.

          Flashbacks, Dimensions- oder Hologramm-Sprünge allein überfordern uns nicht. Aber so spät erst zu erfahren, worum es eigentlich genau geht oder wer denn nun die Hauptfigur sein soll, betont aber umso mehr den narrativen Schlamassel. Zumal sich der gesamte Film als Vorspiel für einen übereilten Showdown erweist, der dann wohl doch nur den Boden für mindestens ein Sequel bereiten sollte.

          So bietet "Tomorrowland" ein großes Fest für die Sinne, aber eines mit ernüchterndem Teaser-Beigeschmack. Der Film selbst ist halt auch nur eine Ahnung all der Möglichkeiten und Wunder von Übermorgen.

          2
          • 8

            Also mal ehrlich braucht es einen weiteren Teeniefilm? Was mit anonymen Chat-Romanzen, besten Freunden und Familie und dem bevorstehenden Ende der Schulzeit – kennen wir doch mittlerweile zur Genüge.

            Aber was, wenn es sich einfach so gut und unbeschwert anfühlt wie bei "Love, Simon". Dann stellt sich die Frage gar nicht, denn die Antwort ist ein dreifaches, laut gebrülltes Jaa, jaa, jaa.

            Es liegt natürlich auch am Umstand, dass diese, nicht ganz untypische, Teenage-Rom-Com sich endlich mal mit dem nicht ganz freiwilligen Coming-Out seiner männlichen Hauptfigur beschäftigt. Somit öffnet sich das Genre endlich mal wieder ein Stückchen und nimmt endlich auch die Lebenswelt der nicht rein heterosexuellen Zielgruppe wahr.

            Das ist bemerkenswert, vielleicht sogar revolutionär (in den bisherigen Genre-Grenzen). Aber vor allem sehe ich es als ermutigende Abwechslung, dass hier der Junge am Ende den Jungen kriegt. Nicht selten sehe ich Geschichten wie diese auch als herbes Indie-Drama inszeniert. Als schmerzliche Coming-of-Age-Angelegenheit, voller ablehnender Umgebungen, moralischer Kleinkariertheit und einer Auflösung, bei der am Ende das romantische Happy-End in weite Ferne rückt.

            Wohl auch deshalb empfinde ich es als lohnenswerte Abwechslung, mitzuerleben, dass die relativ einfachen Formalien der Teenie-Romanze, mal auch für einen schwulen Jungen exerziert werden und sich der ganze Aufwand auch für ihn lohnt. Dabei nimmt "Love, Simon" sich auch ernsteren Aspekten wie den überraschten und überrumpelten Eltern und idiotische Hohlbirnen, die es leider immer geben wird, an.

            Natürlich mag auch die hier gezeigte Realität in manchem Blickwinkel als zu glattgebügelt und weich gepolstert erscheinen. Sei's drum, das ist ja nicht primär der Fehler von "Love, Simon". Wer Simplizität und politische Korrektheit verdammen will, kann sich ruhig mal andere Genre-Vertreter genauer betrachten.

            Und wie schon gesagt, die Situation ist für ihren Protagonisten und nicht wenige Zuschauer immens wichtig. Dahin gehend stimmt hier, neben so vielem, einfach der Spirit und der Wille, die Geschichte von Simon wie die eines jeden anderen Teenagers zu behandeln.

            Wir reden hier ja auch nicht über einen zweiten "Moonlight", der sexuelles Erwachen mit einem bitteren, wie gnadenlosen Realitätssinn kombiniert. Noch muss "Love, Simon" nicht zum nächsten Referenzwerk für Freunde und Verwandte homosexueller Teenager auserkoren werden. Obwohl der Film schon das alles als rein normal feiert und dabei mit seiner Lockerheit halt einfach so ein romantischer Teeniefilm bleibt. Wenngleich auch sicherlich kein unwichtiger.

            5
            • 5 .5

              Nach seinem Absturz in der Beliebtheits-Skala hat sich Mel Gibson inzwischen in seinem B-Movie-Refugium recht gut eingelebt. Wenn schon dreckig und rau, warum dann nicht mal den Bösewicht und Anti-Helden geben? Oder wie im Falle von "Blood Father" die heilige Loser-Dreifaltigkeit aus Ex-Knacki, Bikergang-Mitglied und Drogensüchtigen?

              Tatsächlich war Gibson zuletzt selten überzeugender als in diesem Fall. Mal rein schauspielerisch betrachtet, erfüllt er die Anforderungen seiner Rolle mit der selben Hingabe wie damals bei "Der Biber". Mit einem riesigen Kreuz im Rücken, den Narben seiner Verfehlungen auf dem Leib, darf sich Mel Gibson als John Link fürs letzte Gefecht wappnen. DIe Endabrechnung, die nicht seine Schulden begleicht, aber seine eigene Tochter aus dem Fadenkreuz nimmt.

              Keine schlechte Grundidee, die bei "Blood Father" jedoch einiges an Vorab-Information verarbeitet und dabei glatt den Zuschauer ausschließt. Fans von "Sons Of Anarchy" und anderen Crime-Stoffen werden sich gleich heimisch fühlen, wenn es um die Chapter und Kartell-Familien geht. Allerdings "fühlt" sich der Film dabei auch allzu oft wie das Staffel-Finale einer Serie an, das wir uns mal komplett losgelöst vom restlichen Kontext zu Gemüte führen.

              Es fehlt ein wenig am echten Interesse für die Charaktere und ihren Lebensweg, weil der, wie spannendere Kapitel wie Johns Biker- oder Knast-Zeit, schnell abgearbeitet werden. Womit "Blood Father" sich in seine Rolle als Action-Drama mit Erlösungscharakter versteift und selbst dort äußerst moderat zur Tat schreitet. Obwohl diese Herangehensweise auch durchaus als realistischer Touch angerechnet werden kann.

              Im Grunde genommen ist der Film ein recht akzeptables und ansprechendes Mel-Gibson-Vehikel, bei dem auch Auftrite von William H. Macy und einer der letzten Auftritte von Michael Parks gefallen. Auch Film-Tochter Erin Moriarty schafft es, uns für den Kreuzzug ihres Vaters einzuspannen. Es bleibt allerdings dabei, auch ihr chaotischer Lebensweg hätte durchaus mehr ergründet werden können.

              So kommt "Blood Father" zwar auf den Punkt, trifft jedoch nie in allen Belangen ins Schwarze.

              4
              • Was für ein wundervolles Thema! Die Entscheidungen der Freiwilligen Selbstkontrolle, zurückliegende wie ie jüngeren, sorgen immer wieder gern für einen Kurzschluss im Kopf. Weshalb ich generell für eine interne Generalüberholung plädiere. Ein Film sollte aller paar Jahre mal neubetrachtet werden. Auch mit Hinblick auf die Relevanz bestimmter Zensurentscheidungen für die heutige Gesellschaft. Dann könnten endlich auch ein Titel wie Romeros "Dawn Of The Dead" endlich als Kunstwerk freigegebenen werden. Und nicht weiter als eine schändlich verstörende Ausgeburt eines kranken Verstandes unter Verschluss gehalten werden. Ich finde, die Rolle als Hüterin des öffnetlichen Anstands und Bewahrerin der moralischen Aufrichtigkeit Deutschlands konnte die FSK nie wirklich ausfüllen. Dafür schmeißen die Verantwortlichen zu vieles in einen Topf oder treffen unnötige Abgrenzungen innerhalb einer Reihe.

                Wie jüngst bei "Das Böse", wo sich die Damen und Herren vom Gremium einfach nicht durchringen konnten, Teil II und III aufs FSK-16-Niveau herabzustufen. Mag sein, dass diese Filme schrillere Special-Effects auffahren, aber so richtig aus der Art schagen sie dennoch nicht. Es müsste doch möglich sein, der heutigen Jugend eine eigene Mündigkeit zuzugestehen.

                Ansonsten sage ich spontan: zwei interessante Beispiele für die Freigabe ab 12 wären "Patton" und "The Shining"

                Ersterer taugt als Charakter-Studie und Kriegsfilm für den Schul-Unterricht.

                "The Shining" weil ich einfach mal behaupte, hier könnte ein ähnlicher Fall wie bei "Psycho" vorliegen. Kubrick dreht nach Stephen King und dreht genadenlos an der Spannungsschraube. Aber, die blutigste Szene beinhaltet immerhin kein Gemetzel. Das ist ein Film, der langsam und beunruhigend an den Horror heranführt und deshalb durchaus auch entsprechend vorbereiteten Zuschauern unter 16 Jahren zumutbar erscheint.

                1
                • 6

                  Gibt es eigentlich eine Bestenliste für die meisten Auftritte verstorbener Figuren? Lin Shaye als Elise, die zwischen dem Dieseits und der Geisterwelt wandelt, absolviert ja nun schon ihren vierten Film. Also schon das zweite Prequel infolge, auch mal was anderes.

                  Bei "Insidious: The Last Key" ist die chronologische Einordnung zum Ur-Film noch die kleinste Herausforderung. Abermals geht es um einen Fall von Elise und ihre eigenwilligen Kollegen Tucker und Specs. Der Wurm ist aber nicht die Verwicklung zu ihrer eigenen Geschichte. Der vierte "Insidious" hat es am schwersten, weil er gerade der vierte Beitrag der Reihe ist.

                  Da lässt sich inzwischen schon von einem standardisierten Grusel sprechen. Die Serie hatte es einfach immer dann schwersten, wenn es um neue Impulse in der Horror-Handhabung ging. Deswegen unterscheiden sich hier gefühlt die wenigsten Schock-Momente von denen der anderen Teile. Immer noch geht es um das Spiel mit der Suspense, darum, den Springteufel nicht sofort aus der Box hüpfen zu lassen.

                  Jene Momente leben immer noch von der schaurigen Grund-Atmosphäre der Serie, können aber inzwischen weniger als Novum, denn als reiner Unterhaltungs-Faktor angesehen werden. Der vierte "Insidious" bemüht sich sehr, eine emotionale Verbindung Elises zum Geschehen aufzubauen und tatsächlich ist der Serienkiller-Dreh keine schlechte Bereicherung.

                  Im Grunde kann diese Reihe inzwischen nicht mehr verhehlen, dass weitere Fortführungen überflüssig geworden sind. Oder einer ziemlichen Neu-Ausrichtung bedürften. Der klassischen Marke wird der Film dennoch gerecht. Gerade auch, weil der Übergang zur jenseitigen Welt eine Besonderheit darstellte, die andere Genre-Kollegen so nicht nutzten oder nutzen konnten. Es ist halt schon noch was Besonderes, einem Evil Spirit auf dessen Terrain zu begegnen.

                  Dennoch wäre "The Last Key" dann doch besser damit beraten, den Schlusspunkt der Reihe zu setzen. Zumal der dramaturgische zwingendste Punkt ja auch in der Fackel-Übergabe von Elises Nachfolgerin besteht. Aber deren erstes Abenteuer, wenn es denn überhaupt kommen sollte, kann ruhig noch auf sich warten lassen.

                  5
                  • 6
                    über Ted 2

                    Das komödiantische Genie des Seth MacFarlane besteht immer noch aus peinlichen Zotten und Sprüchen, für die ihm anderswo wohl die Zunge aus dem Mund gerupft werden würde. Und die nicht minderwichtige Tatsache, dass es mich trotzdem immer wieder (laut) zum Lachen bringt.

                    Profan, obzöns, nicht geistreich, na und? Immerhin kriegt MacFarlane eine Amanda Seyfried, Liam Nesson und Morgan Freeman vor die Kamera. Plus nicht wenige bekannte Gesichter des TV- und Comedy-Geschäfts.

                    Bei "Ted 2" harkt es an einigen Stellen gewaltig. Die Handlung lahmt immer wieder mal und wirkt umso beliebiger, wenn wir uns in die Sektion der Deleted Scenes verirren. Der Film musste ein Erfolg werden, da ging es allein um möglichst viele Gags. Und was soll ich sagen: der Ehestreit zwischen Ted und Tami-Lynn, der Running-Gag mit den Bonbons oder der Krankenhaus-Streich sorgen bei mir für kognitive Dissonanzen. Ich find's einfach gut. Selbst wenn Mila Kunis Abgang auch gleich jeden Schein von emotionaler Tiefe aus der Bären-Posse gerissen hat.

                    4
                    • 6 .5

                      "Jurassic World" war ein unverhohlener Angriff auf unsere weiche Seite. Ein Spiel mit Nostalgie und unserer Bereitschaft, John Hammond und seinen Lebenstraum als den einer realen Person zu behandeln. "Das Gefallene Königreich" trägt diesen Traum nun endlich zu Grabe.

                      Denn das war dringend notwendig, drehten sich auch die ursprünglichen "Jurassic"-Sequels immerzu um die Rückkehr in ein, von geklonten Urzeit-Giganten bewohntes, Biotop. J. A. Bayona darf bei seinem Dino-Einstand Isla Nublar endgültig untergehen lassen und schafft damit die Grundlage für eine wirkliche würdige Fortsetzung, auf die ich persönlich seit Spielbergs "The Lost World" gewartet habe.

                      Saurier, die in unsere Welt einfallen und damit die Gefahren und die ethisch-moralische Verantwortung des Gen-Splicings veranschaulichen, was für eine Vorstellung! "Jurassic World: Das Gefallene Königreich" bietet immerhin einen Ausblick auf diese Konsequenten dieses Aufeinandertreffens.

                      Es wird nicht der Blockbuster der Saison 2018 und leider unterm Strich, nur als das filmische Äquivalent eines Präludiums in Erinnerung bleiben. Das angedeutete Versprechen, was als Nächstes noch kommen könnte. Dieser zweite "Jurassic World" bietet vieles, was uns die Reihe schon vorher gezeigt hat, da hilft auch bisweilen die hübschere Verpackung nicht. Okay, besetzungs-technisch kann es nicht schaden, einen Ted "Stottlemeyer" Levine als fiesen Großwild-Jäger oder Toby Jones als Auktions-Leiter einzubauen. So bleiben Bad Guys auch als solche erkennbar und es wird zur Freude, sie zwischen Kiefern verschwinden zu sehen.

                      Trotzdem zeigt dieses Type-Casting, dass sich die Serie einmal zu oft auf ein schwächeres Story-Konstrukt, den Charme seiner Helden und das ewige Element der Dino-Attraktion verlässt. Ja, Chris Pratt ist ein Raptoren-Flüsterer mit seichtem Macho-Appeal, Bryce Dallas Howard hingegen mutiert hier immer mehr zur Powerfrau.

                      Ansonsten nutzt der Film seine Titel-Kreaturen verstärkt für einen Ausflug ins "Alien"-Horror-Gefilde. Da wird im weitläufigen Anwesen nach der Beute geschnappt, gerne auch mit einem kleiner fiesen Note Ironie (seid lieb zu Sauriern Leute). Schlimmstenfalls geht das nur noch als gewohnte Franchise-Verwaltung durch. Ein effektgeladenes Spektakel, das mit Wucht punkten will, ohne ein eigenes Profil anzubieten.

                      Ganz unterhaltsam kann das allerdings auch sein. Wenn wir uns vom durchschnittlichen Drehbuch und seinen platteren Dialogzeilen abwenden, die besonders den Ober-Fiesling zur schlichtesten Figur überhaupt machen. Bleibt der Blick ganz aufs Treiben der Saurier gerichtet und gefällt einem die Tatsache, dass hier neben Jeff Goldblum auch ein James Cromwell und Geraldine Chaplin für schauspielerisches Glanzlicht sorgen, dann könnte "Jurassic World: Das Vergessene Königreich" durchaus noch als vordergründige Unterhaltung durchgehen. Ein Film, der ohne großen Überraschungen auskommt und trotzdem nicht ermüdend wirkt. Selbst wenn die Zeit des großen Mitfieberns und wirklich umwerfender Dino-Auftritte vorbei zu sein scheint.

                      4
                      • 8 .5
                        mikkean 25.06.2018, 16:29 Geändert 25.06.2018, 16:35

                        Die Teenie-Serie – ein Evergreen, der immer wieder zwischen zwei Extremen pendelt: der Hochglanzwelt eines Aaron Spelling, in der schönen und gut betuchten Menschen auch mal Schlechtes widerfährt, damit die Modenschau noch als Drama durchgeht. Auf der anderen Seite Formate wie "Degrassi", die immerhin seit einigen Jahrzehnten die Lebenswirklichkeit ihrer Zielgruppe ernst zunehmen versucht. Selbst wenn Konflikte innerhalb von Zwei- oder Dreiteilern abgehandelt werden müssen.

                        Und dann gibt es die erste Staffel von "Tote Mädchen Lügen Nicht". Hier ist der Suizid Grundmotiv und eine unumstößliche Tatsache. Da gibt es keine große Portion freundschaftlicher Anteilnahme, kein Händchenhalten am Lagerfeuer, wo Kumbaya gesungen wird, um die bösen Geister zu vertreiben.

                        Schon die Buchvorlage von Jay Asher zeichnete ein ernüchterndes Bild der Highschool. Die Netflix-Adaption verwandelt das Kopfkino dann noch zusätzlich in eine eindringliche Serien-Erfahrung, die neben der Abscheulichkeit sexueller Übergriffe, vor allem auch das Auswirkungen emotionaler Gewalt erkundet. 13 Folgen, die schmerzhaft den qualvollen Prozess nachzeichnen, der ein junges Mädchen wie Hannah Baker dazu bringt, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen.

                        In dieser Chronik wimmelt es von giftigem Getuschel, von Jungs, die meinen, das Schul-Flittchen sei eine wandelnde Fläche fürs Grapschen. Aber auch von Eltern und Lehrern, die keinen Zugang zu ihren Kindern finden. Oder, im schlimmsten Fall, über bestimmte Vorkommnisse hinwegsehen.

                        Die Dramaturgie ist stimmig, die Besetzung wirklich gut und der größte Coup ist die Weigerung, Hannah als Opfer dann noch möglichst engelsgleich hochstilisieren zu wollen. Wir müssen Hannah nicht als personifizierte Unschuld ansehen, sondern nur begreifen, dass dieser Verlust auch uns, ihrem Umfeld anzulasten ist. Und sich nicht allein auf charakterliche Schwäche abwalzen lässt.

                        Dass diese Erkenntnis unserem Protagonisten Clay ausgerechnet dabei bewusst wird, wie er auch über seine vielen verpassten und unausgesprochenen Chancen einer romantischen Beziehungen zu Hannah rekapituliert, das trifft einen tief. Es ist schon schmerzhaft und genau deswegen auch noch authentischer als jeder gestelzte Versuch eines pädagogischen Rühr- und Lehrstücks.

                        Ich jedenfalls erkenne in "Tote Mädchen Lügen Nicht" die große Chance, dem Publikum ein unverfälschtes Zeugnis darzubieten und die Möglichkeit, über den Serien-Rahmen hinaus zu reflektieren. So sehr es auch an die Nieren gehen mag, am Ende bleiben die Macher sogar der (halbwegs) versöhnlichen Abschlussnote von Ashers Buchvorlage treu.

                        Wegen dieser Tatsache, wegen all ihrer qualitativen Stärken und der Unverfälschtheit ihrer emotionalen Wucht verdient diese erste Staffel ihre 8,5.

                        Umso enttäuschender fällt das Resultat der zweiten Staffel aus. Das Wunder, einen außergewöhnlichen Stoff als Serie aufzuarbeiten, ohne ihn dabei zu verwässern, war hier wieder nicht genug. Weshalb eine in sich geschlossene Erzählung nun durch neue Blickwinkel und neue Fäden künstlich verlängert wird.

                        Künstlich trifft es dabei schon recht gut. Denn die neuen Impulse leisten "Tote Mädchen Lügen Nicht" keinen guten Dienst. Zu sehr driftet das Format von seiner ursprünglichen Intention ab und verwandelt sich immer mehr zum Cliquen-Drama. Also dem Genre-Vertreter, dessen Unzulänglichkeiten und erzählerische Stolpersteine die erste Staffel noch so bravourös widerspiegelte und mit ziemlicher Konsequenz vergessen machte.

                        Staffel 2 hingegen scheitert am selbst gesteckten Ziel, die Qualität zu wahren und sehr viele neue Schauplätze zu erkunden. Von der juristischen Aufarbeitung von Hannah Bakers Suizid, der Frage der Schuld und des Versagens der Schule. Bis hin zum großen neuen Rätsel des ominösen Clubhauses, dem unser Clay nun nachjagt.

                        Es sind sicherlich einige wünschenswerte Aspekte, die uns dieses Sequel nachreicht. Von Hannahs Eltern, deren gemeinsames Leben unter aller Last zerbricht oder den erweiterten Konturen, die einigen Figuren nun durch ihre Zeugenaussagen verliehen werden.

                        Was jedoch auch nicht darüber hinwegtäuscht, dass diese Fortführung von "Tote Mädchen Lügen Nicht" im Grunde nichts Essenzielleres zu erzählen hat, als eine bisweilen fadenscheinige Mystery-Story über eine verschwiegene Missbrauchs-Kultur der Sportler-Elite. Und selbst zerstört diese Serie schließlich alle geweckten Erwartungen, die wirklich üblen Typen werden doch nicht immer in vollem Umfang belangt. Wieso also gerade mit den Emotionen der Zuschauer spielen? Wir sind Enttäuschungen natürlich schon gewohnt, denn eine Hannah wird, abgesehen vom Audio-Testament, nicht aus ihrem Grab auferstehen.

                        Aber das ist gar nicht der Punkt. Viel schwerer wiegt da eher die Tatsache, dass eine Serie, die Unbequemes nicht scheut, damit beginnt, unnötige Story-Entscheidungen und Motive mit eben jener mutigen Haltung zu entschuldigen. Was leider auf Kosten des Markenkerns, die Zielgruppe an nachdenkliche und teils drastische Inhalte heranzuführen, ohne ins Entertainment abzudriften.

                        Davon rückt "Tote Mädchen Lügen Nicht" in seiner zweiten Staffel zusehends ab. Die Serie nutzt nicht mehr nur die Formalien des Genres, sie steht kurz davor, selbst eines dieser beliebigen Highschool-Dramen zu werden.

                        Bei aller Liebe reicht es da für Staffel 2 nur zu einer 6,0. Weil, wie gesagt, noch die Liebe zur ersten Season im Spiel ist.

                        2
                        • 7

                          Manchmal sind es eben Kleinigkeiten, die einen Film groß machen. Wenn auch nicht gänzlich unvergesslich, erweist sich "Die Dunkelste Stunde" dann halt doch wieder als eines dieser Porträts einer historisch bedeutsamen Persönlichkeit, das einen Blick hinter den öffentlichen Vorhang ermöglicht. Und eine Darstellung bietet, die durchaus die Frage aufwirft, ob der übergewichtige, kettenrauchende und saufende Winston Churchill wirklich der selbe Premier ist, der sein Volk durch den Zweiten Weltkrieg führte.

                          Joe Wright ist dabei ein Kriegsfilm an der Heimatfront gelungen, der viel von der bevorstehenden Bedrohung einer Invasion vermitteln kann. Dabei auf nachgestellte Schlachtszenen beinahe völlig verzichtet und sich eher auf den politischen Nervenkrieg daheim konzentriert.

                          Gary Oldman darf mal wieder, und zwar vollends, unter einem Make-Up brillieren, das tatsächlich als echte Errungenschaft seiner Zunft anerkannt werden muss. Hier sieht jedes Kilo zuviel natürlich aus. Ist jede Spur des Alters kaum von der Vorstellung des echten Oldman unterscheidbar. Womit "Die Dunkelste Stunde" schon einen Sieg einfährt und kaum etwas von der Schlangengrube ablenkt, in die Churchill mit dem Aufstieg ins höchste politische Amt gestoßen wird.

                          Allenfalls ist es natürlich wieder so ein Quentchen pathetischer Überbetonung, die an mancher Stelle die Brisanz und Bedeutung jenes herrschenden Moments zu betonen versucht. Ob nun bei den Stellen über den befürchteten Fall von Dünkirchen, die Fahrt in der U-Bahn und so manch intim gemeinte Stelle.

                          Es bleibt dennoch ein durchweg spannungsgeladener Blick auf einen streitbaren Charakter, der die große Bürde trug, den Landmännern und -frauen die Notwendigkeit des Durchhaltens und der Kriegsführung gegen die Deutschen näherzubrinngen. Natürlich muss Spannung in diesem Kontext anders definiert werden. Damit ist dann eben keine atemlose Dramaturgie gemeint, die im Minutentakt neue Zerwürfnisse und Katastrophen aufziehen lässt.

                          Spannend ist an "Die Dunkelste Stunde" vor allem die Tatsache, welche Machtspiele im Angesicht des Krieges geführt wurden und wie der knurrige Churchill oftmals mit dem Rücken zur Wand stand.

                          Womit der Film sicherlich als Charakter-Porträt nicht allumfassend und derart komplex ausgefallen ist, dass sich, auch Nicht-Kennern der Biografie, derart neuartige Erkenntnisse erschließen mögen. Allerdings funktioniert der Film schon so wie er ist. Als ein Auszug aus den Tagen, als viele Mächtige meinten, der Sturm sei noch abwendbar, wenn sie doch schon beinahe in dessen Mitte standen.

                          6
                          • 4 .5
                            über Pan

                            Pirates of the Carribean in der Luft. Tiger Lillys Stamm, der ausschaut, als würde der Cirque du Soleil bei den Ewoks gastieren. Oder die verkorkste Einbindung von Nirvana und den Ramones, die daran denken lässt, wie schlau Steven Spielberg war, als er alle Musical-Nummern aus "Hook" entfernte.

                            Joe Wright hat sich bei "Pan" bemüht, eine Vorgeschichte für den Jungen zu finden, der nicht erwachsen werden wollte. Ein Prequel, bei dem selbst Hook noch beide Hände hat, nicht Captain ist und Peter seinen Freund nennt.

                            Allerdings verhebt sich der Film beim Unterfangen, bei all der Aufwendung große Bilder zu schaffen, dass die eigentlche Legende glatt außen vor bleibt.

                            Und so erinnert bei "Pan" vieles an so anderes. Nur nie wirklich an den Peter Pan, der mir schon lange im Kopf herumschwirrt.

                            1
                            • 4

                              Der beste Beweis dafür, dass Vin Diesel doch einiges mehr als sich selbst braucht, um einen Film zu tragen. Abseits von seinen heißen Schlitten hat er mich als Riddick ja mal wirklich beeindruckt. Doch da waren es auch zwei gewitzte und gut gemachte Streifen, in denen seine Art gut zur Geltung kam.

                              Bei "The Last Witch Hunter" fehlt von dieser Magie hingegen einiges. Diesel gibt als unsterblicher Hexenjäger die Proll-Version eines Highlander. Die Mythologie ist nicht uninteressant, kann aber kaum überzeugen. Auch, weil von den Auswüchsen guter und schwarzer Magie im täglichen Leben nur sehr wenig Gebrauch gemacht wird. Mal isses ganz lustig, dann wieder nur so na ja.

                              Gar nicht gute Nachrichten für den Rest, der eigentlich die Geschichte ausmachen sollte und doch völlig überraschungslos runtergeleiert wird. Wenn dann noch die Effekte, als große Wunderwaffe der modernen Blockbuster-Unterhaltung, kaum für bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten sorgen, bleibt halt ein wenig diskutables Durchschnittswerk wie dieses übrig.

                              1
                              • 5 .5

                                Eine jede Glückssähne kann mal reißen. Auch einem wie Alejandro Amenábar. Der Mann hat schon mit einem Erstling "Thesis" begeistert und legte dann mit "Open Your Eyes" und "The Others" eine gewaltige Schippe drauf. Ja, selbst ein Ausflug ins Historische wie "Agora" unterlegte Amenábar mit beeindruckenden Bildern. Von daher ist es schon eine Überraschung, dass sein erster Horror-Stoff seit Jahren eben kein gesamtkonzeptionischer Siegeszug wie "The Others" darstellt.

                                "Regression" ist eben nur ein okkulter Horror-Thriller, der Cop-Film mit Satans-Jüngern kreuzt. Ein beschauliches Nest zum Vorhof der Hölle werden lässt und von Taten erzählt, die unsagbar erscheinen. Bis zum großen Dreh am Ende jedenfalls, der diese Horror-Mär in ein Lehrstück über psychologische Hetze und eine schnell entflammbare Mob-Mentalität verwandeln will.

                                Diese Kehrtwende kommt allerdings nicht so abrupt und bleibt sogar merkwürdig inkonsequent und fast egal. Dafür findet Alejandro Amenábar einfach keinen golden Mittelweg zwischen schwarzer Messe und dem unberechenbaren Herdentrieb, dem wir alle verfallen, wenn es uns spießierhaften Normal-Bürgern doch noch nach Blut dürstet.

                                Ein Hauptfehler dabei ist sicherlich die fehlende Spannung, die trotz einiger psychologischer Kniffe einfach ausbleibt. Gerade ein Film über schockierende Rituale und das sprichwörtliche Böse sollte doch mehr auffahren als eine komische Traumsequenz mit schwarzen Kapuzen.

                                Und so sehr sich Ethan Hawke auch bemüht, die psychische Tortur seiner Figur darzustellen, bei einer allzu spürbaren Glätte in der Umsetzung verpufft halt so mancher Mitfühl-Effekt. Pluspunkt natürlich an Emma Watson, die mit so einer Rolle übers harmlose Rollen-Schema hinauszuwachsen versucht.

                                Doch unterm Strich ist "Regression" dann doch zu zwiespältig, um als wirklich intensiver Trip auf die dunkle Seite durchzugehen. Der Film ist mehr so ein wiederholtes Versprechen, das dann doch nicht eingelöst werden kann.

                                4
                                • 4 .5

                                  American Horror made in Germany. So hätte es wohl auch Bernd Eichinger gemacht. Ja, warum auch nicht. Na, eben darum. Was mal bei "Die Unendliche Geschichte" und anderen Filmen klappte, muss nicht unbedingt übertragbar auf einen der meistgepflügten Acker überhaupt sein.

                                  Mit "Unfriend" versucht sich Simon Verhoeven an einem deutschen Horrorstoff, der auf Englisch produziert wurde und somit gleich für den internationalen Weltmarkt durchgehen soll. Diese Rechnung geht leider deshalb nicht ganz auf, weil das wirre Puzzlewerk verschiedener Genre-Zweige mal zu oft an "The Ring" erinnert und noch öfter, die ganze Zeit eigentlich, so derart (unter)durchschnittlich daherkommt, dass dem Zuschauer statt Grusel nur Gähnen befällt.

                                  Boah ey, Hexen und Internet-/Real-life-Stalking, die Geister, die ich anklickte. Eine echt böse Vorstellung, sih über Facebook einen Fluch aufzuladen. Aber für einen echten Horrorfilm ist die ganze Inszenierung dann doch zu lachhaft. Immerhin sind schon andere, wie Genre-Meister Wes Craven, an derartigen Teenie-Produkten gescheitert. Und eines darf sich Verhoeven gutschreiben, bei der kaum erkennbaren Horror-Qualität lässt sich kaum ausmachen, dass ein Deutscher sie verbockt hat.

                                  • 8

                                    90 Minuten Hochspannung, eine Viertelstunde Gaga-Entertainment. Bei "10 Cloverfield Lane" beginnt die Suspense schon beim Titel. Während wir Mary Elizabeth Winstead dabei beobachten, wie sie in John Goodmans Bunker die vermeintliche Apokalypse, a.k.a. die Mutter aller Angriffe, übersteht, stellt sich natürlich die Frage, ob und wann ein gewalitges Alien-Monster durch die Decke schneit.

                                    Und tatsächlich beweist Produzent J. J. Abrams damit den richtigen Richer. Denn beim Warten auf die Cloverfield-Bestie übersehen wir vielleicht großzügig, welche Risse sich beim schroffen und doch auch hilfbereiten Goodman auftun. Na gut, wir sind ja nicht blöd.

                                    Doch es entwickelt sich durchaus eine packende Geschichte, in deren Verlauf John Goodman sein Talent unter Beweis stellen darf. Und uns daran erinnert, wie stark er uns in "Barton Fink", "Red State" und "The Big Lebowski" gefallen hat. Vom Überlebens-Fanatiker, zum Ersthelfer und dann zum immer schockierenden Psycho. Es ist eine herrlich fiese Wandlung, die übrigens großartig vom sanfteren Gegenstück Winstead abgefedert wird. Sie hat sich ja schon öfters empfohlen, nach diesem Film vielleicht noch ein bisschen mehr.

                                    Jedenfalls punktet der unterirdische Survival-Psycho-Horror mit einer guten Handhabe, einigen wohligen Schock-Momenten und einer Spannungs-Schraube, wie sie nicht mehr so häufig ausgemacht werden kann.

                                    Und ob der große Twist am Ende einen zu großen, irrwitzigen Bruch mit der eigentlichen Thematik darstellt oder nicht. So bleibt "10 Cloverfield Lane" noch etwas länger in Erinnerung. Aber das liefert Redestoff zur Nachlese. Und es bleibt zu hoffen, dass nicht irgendwann doch noch ein nachgeschobenes Sequel die doch vorhandene Ambivalenz der Auflösung plattmacht.

                                    4
                                    • 6

                                      Da kamen die Unkenrufe wollt ein bisschen zu früh. "Die Letzten Jedi" spaltete ja wie kaum ein anderer Film eine sonst so treu ergebene Fan-Gemeinde. Doch nun beweist "Solo: A Star Wars Story", wie Planlosigkeit wirklich aussieht.

                                      Es will ja schon etwas heißen, bei einer so weitläufigen Mythologie wie der des Star-Wars-Universums einfach keine interessanten Ansätze zu finden. Und stattdessen lediglich die immer gleichen Ursprüngen des Imperiums und der Rebellion auszuschlachten. Aber so ist das nun mal, wenn kein TIE-Fighter oder Sternen-Zerstörer durchs Bild rasen, ist es halt kein echter Star Wars.

                                      So ließe sich zumindest Disneys Vorgehensweise erklären, allein den monetären Interessen zu fröhnen und eine Legende auszuschlachten. Anstatt den Fans einen echten Dienst zu erweisen und geliebten Figuren wie Han Solo vielleicht aus einem wirklich neuen Winkel zu betrachten.

                                      Doch Pustekuchen. "Solo: A Star Wars Story" wird als einer dieser Filme in Erinnerung bleiben, bei dem gleich einige vielversprechende Motive am , unter und überm Zuschauer hinwegrauschen und wiederholt die Chance auf echte Innovation mit sich nehmen.

                                      Eine Kindheit als Straßenräuber auf Corellla? Eine Liebesgeschichte im Slum und unter der Knechtschaft einer fiesen Weltraum-Raupe? Ein echter Heist, mit atemberaubenden Sequenzen und einer Uhr, die unermüdlich tickt, während Laser-Strahlen auf dich abgefeuert werden? Alles gar nicht so schlecht. Und doch wahnsinnig vernachlässigt. Bei "Solo" werden solche Etappen und zentrale Motive zugunsten einer großen Kinder-Party und Nostalgie-Stunde verpanscht. Und das lässt die Freude über einen neuen Stand-Alone aus dem Star-Wars-Kanon übersichtlicher als erhofft ausfallen.

                                      Eine wirklich packende Geschichte über das Leben Solos als Space-Freibeuter wird leider ebenso ausgelassen wie die Möglichkeit, der teilweise grandiosen Besetzung echte Chance auf Profilierung einzuräumen. Perfektes Sinnbild ist da natürlich Aiden Ehrenreich, der viel Harrison-Ford-Flair in adoleszenter Ausführung versprüht und doch als umtriebiger Held von einem Ort zum anderen geschleift wird, ohne uns dabei als junger Solo richtig ans Herz zu wachsen. Beweisstück B wäre dann die größte Enttäuschung der ungenutzten Besetzung: Donald Glover als der Mann der Stunde. Als ein junger Lando Calrissian, der so oft an Carl Weathers erinnert, dass es schon eine Schande ist, dass sein Daseinsberechtigung allein in der Übergabe des Millenium-Falken besteht.

                                      Nicht die einzigen "Vergehen", denen sich "Solo" schuldig macht. Der Film fühlt sich verdammt länger an, als er sein müsste. Eine wirklich tolle Zugraub-Sequenz vermag der Film irgendwie nicht zu toppen. Und immer wieder ist der spät eingeführte Wille, mit aller Macht die Brücke zu "Episode IV" zu schlagen, der zeigt, wie notwendig ein gelassener Fokus gewesen wäre. So werden viele Begebenheiten und interessante neue Figuren verbraten, die irgendwie als Fan-Geschenk gedacht waren, aber ebenso auch die Herzen jener Zielgruppe bluten lassen.

                                      Ausgerechnet Ron Howard wird dafür in Erinnerung bleiben, dieses geerbte Projekt so spektakulär wie mitunter auch unbeeindruckend, beendet zu haben. Von der vielleicht erhofften Räuberpistole ist nicht wirklich viel übrig. Dafür serviert diese Star-Wars-Story vieles vom bereits Bekannten.

                                      Es handelt sich natürlich, trotz der Schelte, um keinen Totalausfall. Aber entweder war Disney zu knausrig mit der Abenteuerlust und wollte ja keinen Ausrutscher beim Tonfall riskieren. Oder das Studio hat wirklich nichts besseres im Sinn als die große Legende sich immer wieder um die eigene Achse drehen zu lassen. Was natürlich auch überrascht, denn "Rogue One" stand, trotz aller Verknüpfungen zum ersten Star-Wars-Ausflug, auf geradezu eigenständigen Beinen. Und bot geradezu dreckig brutale Guerilla-Kriegsführung und eine teilweise bittere finale Schlacht.

                                      "Solo" hingegen bleibt familienfreundlich, generationenübergreifend und verlässt sich allzu oft darauf, dass wir uns mit wenig mitreißenden Szenen begnügen, die nun endlich zeigen, wie Han auf Solo traf. Den Millenium-Falken das erste Mal betrat oder sich entschloss, das Imperium anpissen zum Lebensziel zu erklären.

                                      Was dabei nur zu kurz kommt, sind wirklich interessante Aspekte, die uns auch für eine solche Erzählung interessieren. So gibt es eine Lovestory, die kaum über Worte hinauswächst und einen Woody Harrelson, der vielleicht die Zeit seines Lebens feierte, aber in seiner Rolle kaum als echter Mentor Hans rüberkommt.

                                      Alles in allem ist "Solo: A Star Wars Story" ein allzu geleckter Ausflug in eine irgendwie zu bekannte, weit, weit entfernte Galaxis. Nicht zwingend, nicht umwerfend und halt so okay. Was gemessen am großen Erbe der Saga dann schon wieder mit Scheitern gleichbedeutend sein kann.

                                      1
                                      • 8 .5

                                        10 Jahre MCU, was haben wir inzwischen nicht alles erlebt. Umbesetzungen, Reboots, mediokre Abenteuer. Alles Kinkerlitzchen verglichen mit diesem gewaltigen, serien-übergreifenden Klassentreffen, mit dem Marvel nun seine Welt erschüttert.

                                        Oder besser ausgedrückt: "Avengers 3: Infinity War" ist wie der Sonntag, an dem Ostern und Weihnachten zusammenfallen, an dem das WM-Endspiel zeitgleich zum Superbowl steigt, während am Abend die Oscars und der Nobelpreis ausgehändigt werden.

                                        Sprich: eine alle Sinne betäubende Phantasmagorie überrollt uns da. Eine Zusammenkunft, für die sich Anthony und Joe Russo zum dritten Mal in Folge ein Sternchen ins Hausaufgabenheft kleben dürfen. Immerhin gelingt es ihnen glänzend, die Tonalität der verschiedenen Serien wie "Guardians Of The Galaxy", den "Avengers" und "Black Panther" miteinander zu verbinden. Was natürlich auch daran liegt, dass besagte Reihen mehr oder minder große Ähnlichkeiten aufweisen und gerne mal einen lockeren Spruch parat haben.

                                        Selbstverständlich erwartet uns bei "Infinity War" eine geradezu übersichtliche Story, bei der selbst die unterschiedlichen, parallelen ausgetragenen Ereignisse keinen intellektuellen Overkill auslösen. Und wer ganz böse sein will, könnte dem Werk vorwerfen, dass es lediglich eine abgehandelte To-do-Liste darstellt. Eine Art selbstverliebtes Plündern des Candy-Shops.

                                        Da ist natürlich etwas dran. Der dritte "Avengers" stellt streng genommen nur die Potenzierung und das Abfeiern der eigenen Trademarks dar, nicht deren Neu-Erfindung. Immerhin können wir hier schon von einem Schema F sprechen, zu dem kesse Sprüche, ein tougher Fight, ein bisschen investigative Suche nach dem Schauplatz und am Ende die finale Schlacht mit dem großen, unbezwingbar erscheinenen Bösewicht steht.

                                        Diese Abfolge weicht zumindest in diesem Fall etwas vom Gewohnten ab. Und hier liegt einer der hauptsächlichen Verdienste von "Infinity War". Viele Helden müssen sich wirklich einmal geschlagen geben, wenn der selbsternannte Retter des Universums, der übergroße Thanos, endlich aus dem Schatten tritt. Um auch all jene Lügen zu strafen, die immerzu maulen, dass bei Marvel die Bad Guys so furchtbar einfach zu besiegen sind.

                                        Objektiv betrachtet ist das immer noch Play it safe, das allzu große Wagnisse innerhalb des Genres meidet. Aber allein schon wegen der Wucht, mit der Thanos hier die Figuren vom Schachbrett fegt, verdient sich "Avengers 3" die derzeitige Krone der Comic-Verfilmungen. Denn es ist schon wirklich wieder länger her, dass ein Werk dieses so viele Figuren handeln musste und konnte. Dass ein Bösewicht wie Thanos mit erschreckend gefühlsmäßigen Zügen ausgestattet wurde, anstatt nur von der Eroberung der Welten zu faseln.

                                        Ja, und ganz zum Schluss ist es halt dieses wahnwitzige Finale, dass unseren Helden so viele Opfer abverlangt, dass die Spekulationen, Gedankenspiele und Stammtisch-Debatten nicht abflauen werden, bis der nächste Teil anläuft. Jetzt mal Hand aufs Cineasten- und Comic-Herz, wie oft dies schon der Fall? Wer hier nur von einem müden, hochgehypten Feuerwerk in Dauerschleife spricht, dem ist vermutlich das Interesse an belebten bunten Bildern inzwischen abhanden gekommen.

                                        6
                                        • Schöne Liste, doch ich muss teilweise widersprechen:

                                          "Mr. Robot" hält auch in Staffel 2 sein hohes Niveau, geht hingegen das Wagnis ein, dem Publikum einiges in erzählerischer Hinsicht zuzumuten. Deshalb ganz vorne dabei bei den momentan besten Serien.

                                          "Orange Is The New Black" lässt natürlich etwas nach. Weil auch die Macher etwas zu lange an Figuren festhalten, die wir inzwischen zu gut kennen. Aber immerhin dauerte es erst bis Staffel 4, dass mir derartige Punkte verstärkt das Vergnügen trübten.

                                          Und selbst "House Of Cards" war drei Staffeln lang ziemlich unschlagbar, selbst wenn manche Storyline zu sehr an schmückendes Beiwerk erinnerte.

                                          Ansonsten noch meine Kandidaten für eine baldige Beendigung oder schlicht zu viele schlechte Staffeln: "Iron Fist", "The Blacklist", "Vampire Diaries", Supernatural", "Once Upon A Time", "American Horror Story", "24" und vor allem ein Projekt wie "Gotham" wäre vielleicht als limitiertes Spin-Off mit wechselnden Protagonisten wesentlich spannender gewesen.

                                          3
                                          • 8

                                            Mein Bekenntnis zu "The Shape Of Water" ist vor allem auch ein Bekenntnis zur Kraft der Phantasie. Bisweilen erscheint es mir, als hätte Guillermo del Toro dieser Tage an Größerem zu knabbern als denn an Plagiatsvorwürfen oder Unkenrufe über die zur Schau gestellte Sexualität seiner Figuren.

                                            Er wird auch dafür runtergeputzt, seinen Ruf als Kino-Magier, Träumer des Unträumbaren und Meister schauerlicher und tiefgründiger Bilder verraten zu haben. Dabei gelang ihm doch gerade jetzt der undenkbare, wie reichlich überfällige Siegeszug bei den Oscars. Aber nö, an "The Shape Of Water" wird genörgelt. Del Toro wird vorgeworfen, kleinste gemeinsame Nenner zu bedienen, eine Art Best-of-Liste der Academy-Wunschvorstellungen abgedreht zu haben. Ist ja schließlich alles Alibi-mäßige vorhanden: eine stumme Heldin, die Rassen-Trennung, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit, hier im Kalte-Krieg-Deckmäntelchen.

                                            Und damit wir uns richtig verstehen: ich möchte hier nicht zu einer Tirade gegen alle Kollegeninnen und Vertreter der schreibenden Zunft antreten. Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Selbst wenn sie dann anderen nicht gefällt.

                                            Deshalb sage ich an dieser Stelle auch mal, was mich zu diesem Text inspirierte:

                                            Nein, del Toro ist nicht Spielberg, nicht Kubrick und nicht Jackson. Er ist anders und im Grunde ein Regie-Unikat, wie es nicht wenige immer herbeisehnen in dieser Flut austauschbar anmutender Crowd-Pleaser, die für den nächsten Blockbuster Integrität und Vorstellungskraft dem Studiowillen unterordnen zu scheinen.

                                            Natürlich hätte ich auch gern gesehen, wie Guillermo del Toro den Hobbit angegangen wäre. Aber vielleicht wusste er auch, dass große Bilder nicht über mangelndes Quellenmaterial für eine Trilogie hinwegtäuschen können.

                                            Außerdem hat sich del Toro über längere Zeit erst zu dem gemausert, der er ist. Wer ihn schon mochte, wusste es natürlich besser. Doch es schien mir, als gelte er zu lange immer als der Typ für Vampire und große Käfer. Selbst bei "Pacific Rim" erstaunt es mich, wie einige seriöse Kritiker nur rein dumpfes Monster-Gebashe sehen. Ja, es ist Mainstream und Nerd-Getue. Doch del Toro sucht dort, wie auch in seinen "Hellboy"-Verfilmungen nach menschlichen Beweggründen, nach Sehnsüchten und der faszinierenden Interaktion verschiedenster Figuren.

                                            Natürlich bietet auch "The Shape Of Water" hier wieder eine Angriffsfläche. Jene gezeigten Figuren, ihre Gechichten, Wünsche und Konflikte könnten vom Reißbrett stammen. Und es stimmt, der Film ist selbstredend kein Meilenstein neuerschlossener dramaturgischer Spielräume. "The Shape Of Water" ist stringent und vorhersehbar. Wie in einer klassischen Fabel-Erzählungen fungiert das Schicksal hier als eine große, unsichtbare Hand, die alle Lenkungen in mal wohlwollender, und zu oft in bekannter Manier vornimmt.

                                            Jedoch ist es auch von einer betörend schlichten Schönheit, die sich entfaltende Liebe zwischen Elisa und dem Amphibienmenschen zu beobachten. Simpel, nicht naiv, und eben ganz emotional zeigt sich hier eine sehr universelle Wunschvorstellung: dass die Emotion alle Gegensätze und Widersprüche überwindet. Seien die körperlicher, ethnologischer oder gar genetischer Art.

                                            Und weil das alles natürlich so kitschig und fantastisch-stussig wie "Pocahontas" erscheint, verlegt "The Shape Of Water" diese Romanze gleich in eine Welt aus Geheimlaboren und vertäumten Sixties-Kitsch. Nicht nur der Amphibienmensch und Dschungel-Gott scheint hier der Welt von Hellboy entlehnt. Es wäre natürlich auch naiv gewesen, anzunehmen, dass ein del-Toro-Film hier Raum gefunden hätte, andere Themen und herrschende Vorurteile ausgiebig zu behandeln. Sie sind und bleiben gesellschaftliche Determinanten, die es für jemanden wie unsere Elisa unmöglich machen, das wahre Glück zu finden. Nicht für eine, die gar nicht so in ihre Zeit passt.

                                            Ich kann natürlich noch so viel schwadronieren, analysieren und hier eintippen. Am Ende sehe ich in "The Shape Of Water" eine gefühlvolle Liebes-Geschichte, die gerade deswegen fasziniert, weil sie halt Guillermo del Toro erzählt. Und das will immerhin noch etwas heißen. Oder kennt jemand einen anderen Namen, der hier stehen müsste, weil er oder sie genau den selben Film gedreht hätte?

                                            Fiese Frage, ich weiß. Darum will ich am Ende etwas versöhnlichere Töne anschlagen. Und jene Dinge benennen, die für mich den Reiz dieses Films ausmachen: die Art und Weise, wie Sally Hawkins ohne Worte berührend spielen kann. Die Leichtigkeit, mit der Richard Jenkins und Octavia Spencer eine trübe und auch erheiternde Note in diesen Stoff einbringen. Wie Michael Shannon das wahre Monster spielt. Und die nicht ganz unwichtige Tatsache, dass es nicht einmal der Sex in der Badewanne ist, der meine Gedanken weithin beschäftigt. "The Shape Of Water" bietet auch noch ein, zwei andere Ansätze, die durchaus überdacht werden dürfen.

                                            Klar, dass del Toro in einer perfekten Welt den Oscar für "Pan's Labyrinth" mehr als verdient gehabt hätte. Doch auch so bleibt einer, der immer wieder mit Monster-Camp, Motiven klassischer Ausführung und im Grunde sehr menschlichen Motiven jongliert. Da bildet auch "The Shape Of Water" keine Ausnahme. Es ist eine Fantasy-Mär über eine sehr spezielle Romanze. Es ist aber auch so etwas wie ein filmgewordenes Alleinstellungsmerkmal, oder zumindest ein Anreiz dafür, dass für derlei Werke immer einen Platz geben wird.

                                            9
                                            • 7 .5

                                              Kein Traum kann zu groß sein, um ihn sich nicht zu erfüllen!

                                              Oder: Auch Spinner haben ein Anrecht darauf, gen Sonne fliegen zu wollen.

                                              Wie ich mir auch den Kopf zermattere, kein erdachtes Sprichwort kann "Eddie The Eagle" gerecht werden. Die Geschichte des schrillen Ski-Außenseiters Eddie Edwards schreit natürlich geradezu nach einer Verfilmung. Und, wie eigentlich jeder Titel aus der MARV-Schmiede, ist auch diese cineastische Würdigung ein Potpourri bekannter und doch wunderbar unerwartet gemixter Inhaltsstoffe geworden.

                                              Es geht um die Macht der Träume, Zeroes die zu Heroes werden, die Sehnsucht nach väterlicher Liebe und natürlich um die große Faszination die ein Schlusslicht ausstrahlen kann, der einfach nur sein Bestes zu geben versucht. Und natürlich brauchte es da auch einen Mentor wie den heruntergekommenen Bronson, alias Hugh Jackman. Der ist bissig, desillusioniert und hat seine große Chance selbst verkackt. Aber das macht ihn nicht zur letzten instanz, die unseren Eddie endgültig zurechtstutzt. Das kann keiner, nicht einmal das Olympische Komitee.

                                              Und gerade dadurch wird "Eddie The Eagle" zu einer Art "Rocky der Skiwelt", das Loblied des Spinners, der es dann doch schafft(e), seine Heimat im Wettkampf zu vertreten. Und eines ist bei diesem Film richtig bemerkenswert: auch ein Hugh Jackman kann seinen Co-Star Taron Egerton nicht verdrängen. Der bleibt als schräger Vogel stets Dreh- und Angelpunkt und erfährt sogar, in einer von nicht wenigen bemerkenswert einfachen wie anrührenden Szenen, eine Würdigung vom Weltranglisten-Ersten.

                                              Mag der Film auch viel von einem Märchen haben, sich einige Freiheiten gegenüber den realen Vorbildern rausnehmen. Es ist und bleibt ein erfolgreicher Angriff auf unsere Herzen, eine warme und betörende Übernahme unseres empfindlichen und sensiblen Zentrums, die so nicht immer klappt. Und schließlich gibt es hier genug Feenstaub für alle, damit der nächste große Traum nicht im Kissen verrinnt.

                                              3
                                              • 4 .5
                                                über Kind 44

                                                Andrei Chikatilo, der lange unerkannte Massenmörder, wird uns wohl noch lange beschäftigen. Wie das bei Monstern in Menschengestalt ja immer der Fall zu sein scheint. Auch "Kind 44" nimmt sich dieser Thematik an, jedenfalls basiert das Szenario lose auf dem berühmt-berüchtigten Fall. Als Teaser klingt das zumindest irgendwie interessant. Doch dem eigentlichen Film fehlt es zu vielen Stellen, um zumindest das Versprechen eines True-Crime-Dramas einzulösen.

                                                Ganz seiner Buchvorlage entsprechend, inszeniert Regisseur Daniel Espinosa nämlich keinen faktenbezogenen Thriller, sondern ein thematisch überladenes Rührstück, das sich weitaus um seinen widersprüchlichen Protagonisten kümmert, als dem um die Aufklärung der schaurigen wie beispiellosen Opferbilanz des Massenmörders.

                                                Dabei kann der Film immerhin auf die Spiellust seines Ensembles verweisen. Vor allem Tom Hardy reißt viel Performance-Raum an sich, um die, selbst für gutgläubige Zuschauer, etwas unrealistische Lebenslinie seines Leo Demidow darstellerisch zu transportieren. Und da greifen auch gleich alle Mängel ineinander. Nicht etwa, dass Hardy einen Kollegen wie der Rapace oder Gary Oldman zu wenig Luft zum Atmen lässt. "Kind 44" verliert sich gerade dabei, alles gut zu meinen und dem Zuschauer viel bieten zu wollen.

                                                Den Einblick in den inner-sowjetischen Macht-Apparat und die korrumpierten Strukturen der Staatssicherheit. Ein Drama über die beinharte Staatsräson, die lieber vertuschte, leugnete und Menschen verschwinden ließ, als denn Verbrechen als Teil der kommunistischen Lebenswirklichkeit anzuerkennen. Hier muss ja der eigentliche Fall geradezu in den Hintergrund degradiert werden. Und dass enttäuscht denn auch alle, die zumindest gehofft hatten, hier einen Krimi oder Thriller serviert zu bekommen.

                                                Stattdessen verliert sich "Kind 44" in beinahe zweieinhalb und viel zu lange wirkende Stunden Laufzeit, voller abrissreifer und verschmutzter Ruinen- und Fabrik--Kulissen. In so mancher Kampfszene, die eben fantastisch anmutet, weil in der UdSSR ja nicht wenige Menschen spurlos verschwunden. Warum sollte es da gerade einem angeschlagenen Captain gelingen, jedem Zugriff zu entgehen?

                                                Letzten Endes bleibt ein thematisch verwaschenes Sammelsurium nicht unerheblicher Ansätze, die vielleicht eine spannende Lektüre ergeben, in filmischer Form dann doch zu viel auf einmal sind. So wäre "Kind 44" als zeitgenössisches Porträt sicherlich überzeugend, wenn wir uns nicht immer fragen müssten, warum ausgerechnet die Chikatilo-Morde hier eine Rolle spielen müssen. Aber da gibt es ja immer noch "Citizen X", wo der Blick aufs Verbrechen und die Ermittler wesentlich besser gelungen ist.

                                                4
                                                • 8
                                                  über Frank

                                                  Was ist "Frank"? Der Blick auf einen Haufen durchgeknallter Typen und ihren Leader mit dem großem Pappmache-Kopf, die sich eine Band nennen. Und deren neuestes Mitglied Jon verzweifelt versucht, deren irrsinnigen wie betörenden Klang-Austoß in kommerzielle Formen zu bündeln.

                                                  Es ist aber auch eine warmherzige und einfühlsame Liebeserklärung an alle nonkonformen Sonderlinge und Getriebene, die ihre Kunst aus einem inneren Drang heraus erschaffen. Und nicht etwa für Follower, Klickzahlen und den ganzen Fame-Scheiß.

                                                  Das alles ist "Frank". Schräg, anders, verdammt komisch. Und am Ende auch irgendwie echt berührend.

                                                  3
                                                  • Sayōnara Isao-sensei. Vielen Dank für die lebenslustige Heidi, die lustigen Yamadas, für die Tränen der Erinnerungen, die knuffigen und traurigen Pom Pokos. Und natürlich für letzten Glühwürmchen, auch wenn sich mir jedes Mal das Herz zum Zerreißen spannt.

                                                    Aber vor allem: Danke für die vielen wundervollen Träume, die du eingefangen und auf die Leinwand gezeichnet hast. Diese schönen Stunden Zeichentrick und Animation werden wir in Ehren halten.

                                                    6