mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

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    NA WAS DENN NUN? NUR AUF EIGENES RISIKO ANSCHAUEN ODER GLEICH LIEBER VERSCHENKTE LEBENSZEIT VON DEN MACHERN RECLAIMEN?

    Es ist doch ein Jammer. Dringliche Thematiken werden für Alibi-Thrillerchen abgezwackt. Manchmal müssen oder dürfen sogar bekannte Gesichter vor Urlaubs-Kulisse unter ihren Möglichkeiten Interesse am Drehbuch heucheln. Und letzten Endes walzen zu viele gütliche, wie unglaubwürdige Wendungen und schlechte CGI-Einlagen das Projekt nieder.

    "Reclaim - Auf Eigenes Risiko" ist eines dieser traurigen Beispiele. Der Vorwand, aus einer schlimmen realen Vorlage ein filmisches Mahnmal zu erschaffen, wird komplett vergeigt. Herausgekommen ist ein müdes Erlebnis-Filmchen. Eine schläfrige und aseptische Angelegenheit, die jeglichen Biss aus den Story-Elementen nimmt und damit so clean bleibt wie ein jungfräuliches Tempo.

    • 7

      Einer dieser glücklichen Fälle, bei denen die 3 im Titel nicht mit kreativem Sinkflug gleichzusetzen ist. Jedenfalls kann "Kung Fu Panda 3" als durchaus vergnügliche Ergänzung der Po'schen Kampfkunst-Saga betrachtet werden.

      Immerhin war es nur eine Frage der Zeit, bis die Story mit Pos Vater ausgebaut werden würde. Und dabei beweisen die Macher noch ein gutes Händchen. Der ursprüngliche Funke, einen etwas ungeschickten runden Knuddel-Panda mit der größten Portion Kung-Fu zu segnen, ist inzwischen natürlich etwas verglimmt. Schon der zweite Teil hatte das Bedürfnis nach mehr schon gestillt.

      Doch, "Kung Fu Panda 3" fährt eine entwaffnende Geheimwaffe auf: Ein ganzes Dorf voller süßer Pandas. Womit der Film die Düsternis des Vorgängers runterfährt und sich wieder mehr auf den Kuschel-Faktor konzentriert. Damit könnten natürlich ältere Zuschauer etwas verprellt werden, schließlich ist auch dieses dritte Abenteuer inhaltlich eher leicht verdaulich.

      Es zeigt sich dabei allerdings auch, dass es durchaus Wege gibt, ernste Motive wie die des Chi-Raubes durch den Fiesling Kai, etwas mit Humor abzufedern und auch für kleine Kinder--Augen interessant zu gestalten. Und eines bleibt hier, wie bei den Vorgängern, erfreulich gut: die passende Synchron-Besetzung, auf deutsch und englisch passend.

      Womit "Kung Fu Panda 3" vielleicht nicht den Standard der Toy-Story-Reihe erreicht. Aber im Grunde drei passende Filme aufweist. Und vielleicht sogar mehr unterhält als die etwas zu ausgereizten Ice-Age-Sequels.

      • 7
        über Sully

        Am 15. Hanuar 2009 schreibt Captain Chesley Sullenberg mit einer Notwasserung auf dem Hudson River Luftfahrt-Geschichte. Einen ag später ist er weltberühmt, wird als National-Held gefeiert und wird doch in einem Konferenz-Raum verhört, als er hätte die 153 Seelen an Bord seiner Maschine nicht gerettet, sondern ausgelöscht.

        Mit genau dieser irrsinnig anmutenden Haltung kann Clint Eastwoods "Sully" punkten. Nach "American Sniper" nimmt sich der alte Haudegen erneut eines realen amerikanischen Helden an. Gütigerweise geht Eastwood dabei schon bei der Wahl seines Siujets auf Nummer sicher und lässt die Kontroverse vor der Tür.

        Stattdessen konzentriert sich das Endprodukt einmal mehr der minutiösen Rekonstruktion jenes schicksalhaften Fluges, der auch in einer verheerenden Katastrophe hätte enden können. Es ist auch abermals dem Gespür und Geschick von Eastwood und seinem Team zu verdanken, dass jene Szenen im und um den Flieger den Zuschauer wie ein Disaster-Movie erfassen und eine Sorge für diese, einem völlig unbekannten, Menschen aufkeimen lässt.

        Allerdings ist es denn gerade die Aufarbeitung dieses Beinahe-Unfalls, der "Sully" seine Dringlichkeit verleiht. Wenn dieses Wort denn nicht zu hoch gegriffen ist. Trotzdem geht es da nicht allein um Denkmal-Pflege. Plötzlich wird der Film zu einem Gerichts-Prozess, in dessen Mittelpunkt Sully und sein Co-Pilot stehen. Wie sie sich verantworten müssen und gegen simulierte Prognosen und völlig sekundäres Nachhaken um ihre Posten bangen müssen.

        In dieser Situation zeigt Tom Hanks seinen Sullenberger auch nicht als strahlenden Helden, der mit dem Rampenlicht klarkommen muss. Viel mehr ist dieser Sully ein angespannter Mann, der, nach einer Jahrhundert-Tat, immer noch von Albträumen aufschreckt, in denen er gescheitert ist. Die Anhörungen sind ihm eine Qual, die, neben der Sorge um die finanzielle Situation seiner Familie, das Leben mehr als genügend erschweren.

        Natürlich zeigt Eastwood hier am Ende ein ganz großes Aufatmen. Einen Sieg der Vernunft und des Instinkts über den Computer, der nur sturr Zahlen verarbeitet und keinen Schimmer davon hat, was extreme Abweichungen wirklich bedeutet. Der Zuschauer mag sich schon die ganze Zeit denken, dass dieser Prozess völliger Schwachsinn ist, doch so ticken Menschen nun einmal.

        Selbstredend bleibt "Sully" der große Film über den selbstlosen Mann mit dem großen Herz. Er ist die Würdigung eines Phänomens, wie es die Amerikaner gerne abfeiern. Aber, Captain Sully hat nun auch ein echtes Wunder vollbracht. Da sei ihm das vergönnt. Und wer sich vor solchen Dramen ziert, bekommt als Anreiz wenigstens die andere Seite des Geschehens geboten. Die verbohrte Betrachtung der Korinthen-Kacker und Paragraphen-Reiter, denen der Wert des betroffenen Flugzeugs wichtiger erscheint als jener der geretteten Leben.

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        • 7

          Steven Spielberg und der Kalte Krieg. Da schwirren einem doch gleich ein paar Assoziationen im Kopf herum. Fluchttunnel, Grenztruppen, Bomber-Piloten. Oder Agenten-Thriller mit Wanzen und Feindkontakt beim Schäferstündchen. Aber nein, Spielberg macht ganz was anderes und gönnt sich sogar ein bisschen Rührseligkeit.

          Zumindest ist bei "Bridge Of Spies" nur das Ost-Berlin-Setting ziemlich grau und strahlt etwas kaltherzig und hoffnungslos. Wohingegen unter der Kulisse wieder einmal eine Menge Gutmenschentum lauert und den Film in ein faszinierendes Kabinettstück über Zivilcourage verwandelt.

          Hauptsächlich geht es natürlich um das Pokern beim Agenten-Austausch. Um das heimliche Geschachere vorbei am offiziellen Protokoll, um Winkelzüge zwischen den ideologischen Gräben um den Eisernen Vorhang. Aber eigentlich ist "Bridge Of Spies" auch das Porträt eines Mannes geworden, der eben nicht im Sinne einer Agenda agiert, sondern den humanen Aspekt dieser Operation zu bewahren versucht.

          Tom Hanks verkörpert als James B. Donovan dann auch keinen langjährigen und gestählten Geheimdienstler und Verhandlungskünstler. Er wird als dritte, unbefangene Partei auserkoren. Eigentlich ein absolutes Ding der Unmöglichkeit, sich in seiner Position zu erdreisten, den Russen dann ungefragt neue Forderungen zu stellen. Aber doch genau das macht den Film auch für den geneigten Zuschauer interessant.

          Immerhin ist es ausgerechnet Spielberg, der König und Mit-Begründer der hochtrabenen Blockbuster-Fanfare, der sich hier allzu plumpen dramaturgischen Zuspitzungen verweigert. "Bridge Of Spies" bietet vielleicht eine große Kulisse, aber der Film selbst setzt mehr auf ein entkoppeltes Tempo. Dass dabei Ansätze als Thriller, wie die Bedrohung der Familie unseres Protagonisten, etwas verkümmern, wiegt komischerweise gar nicht so schwer.

          Viel größer wiegt da wohl eher, dass Spielberg und Hanks sich wohl einig dabei waren, ihr Projekt ganz auf die übergroße Gutmütigkeit ihres Helden maßzuschneidern. Hier zeigt sich bisweilen schon eher, dass Kollegen wie Mark Rylance (trotz Oscargewinns) eben doch mehr Schmückwerk sind, als denn gleichbedeutende Ensemble-Mitglieder.

          Deshalb stolpert auch "Bridge Of Spies" ein ums andere Mal über seine eigene Humanität. Doch dafür gab es ja noch die Gebrüder Joel und Ethan Coen, die zumindest in spürbaren Spitzen, etwas prätentiöse Luft aus dem Script abließen und einiges von ihrer Kunst einstreuen konnten.

          Was den Film zwar nicht ganz in ein "Spielberg-verfilmt-die-Coens"-Gipfeltreffen verwandelt, das Spektakel jedoch davor bewahrt, von der, befürchteten, immensen Versessenheit auf die eigene Botschaft überrollt zu werden.

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          • 7 .5

            Alle Achtung, Frances McDormand besitzt das Talent, längrr als andere vom Radar ausgeschlossen zu werden, bis sie sich derart kraftvoll in die Wahrnehmung zurückbombt. Nicht als mitleiderregendes Großmütterchen, nicht als Working-Class-Divorcee am unteren Rand der sozialen Hackordnung. Sondern als Verkörperung der sprichwörtlichen Scheiße, die einem am Hacken klebt und dich so ablenkt, dass du bei jedem Schritt zu Stürzen drohst.

            Allerdings: Frances McDormand erinnerungswürdige Darstellung ist denn auch wirklich die treibende Kraft hinter meiner Bewertung. Denn objektiv wie subjektiv betrachtet, erweist sich "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" als weniger kraft- und bedeutungsvoll, wie derzeit von nicht wenigen beschrieben.

            Was auch keinem Rundumschlag gleichkommen soll. Auch mir gefällt die Bissigkeit dieses Films. Martin McDonagh liefert einige so treffsichere Dialoge, die abseits eines Tarantino-&-Co.-Fetchismus belegen, dass sich auch aus einem versauten Grund-Vokabular echte Kunst formen lässt. Dabei ist es auch markant, dass "Three Billboards ..." einer Reise ins Herz der Finsternis von Amerika gleicht. Wunderschön anzusehen, doch die Leute machen einen längeren Aufenthalt unerträglich.

            Umso verwunderlicher, dass dieser Film auch eine Polarisierung der Zuschauerschaft zu provozieren scheint. Weil die Darstellung seiner Figuren, als tendenziell homophobe, rassistische und überhaupt kranke Individuen, entweder zu realistisch oder zu oberflächlich und karikiert erscheint. Aber wir müssen diese Charaktere nun einmal auch nehmen wie sie sind.

            Wichtiger als diese, von rückwärtigem Gedankentum gefärbte, Ausdrucksweise, ist denn auch eher die Frage, worin jede(r) hier den eigentlichen Sinn von "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ausmacht. Ist es das Drama um die weitreichenden Konsequenzen einer ungesühnten Gewalttat? Oder geht es mehr umd die Anklage eines offenkundig unzurechnungsfähigen Justiz-Apparats? Definitv ein Ressentiment schwingt bei diesem Film mit, dass direkt aus dem wahren Leben übersetzt werden durfte. Die Ohnmacht von Betroffenen, die sich keine Gerechtigung erhoffen können und diese nur noch durch das krawall-lastigen Pochens aufs Gehörtwerden einfordern können.

            Schon vor dem streitbaren US-Präsidenten und dem Auftauchen anderer Wirrköpfe war die Gesellschaft schon an diesem Punkt angelangt. Insofern wäre der gewaltigste, annehmbare Kritikpunkt, dass McDonagh seine schwarze Kleinstadt-Posse auf dem Rücken realer Missstände und eines überschäumenden White-Trash-Faktors austrägt, ohne einen echten Beitrag zur Überwindung besagter Klüfte zu leisten. Aber so ist es nun mal mit der Kunst: die einen monieren, dass es zu viel Schund zu sehen gibt, die anderen halten dagegen, dass sie sich genau in diesem wiedererkennen.

            Interessanterweise dürfte dies einer dieser zeitgenössischen Filme werden, der manchen einen faszinieren und gefühlsechten Blick auf den mülligen Hinterhof von Trumps Wählerschaft bietet. Während wohl nicht wenige, die aus genau dieser "Müllhalde" kommen, ihre Hilflosigkeit artikuliert finden. Aber bitte nicht denken, ich hätte gemeint, dies sei genau der Film für Hardliner und Trailer-Park-Bewohner.

            Viel eher erweist sich "Three Billboards ..." als Komplementär-Stück zu McDonaghs "7 Psychos": inhaltlich total zerschossen, mit Ausläufern ins echte Charakter- und Drama-Fach. Aber auch halt eine Ansammlung widersprüchlich gestrickter Figuren, die es teilweise darauf anlegen, ihre Sympathie-Bonus-Punkte selbst einzuäschern.

            Was im Gegenzug aber auch nicht bedeutet, dass dieser Film nicht doch einige wichtige Motive zumindest abklopft. Effekthascherisch, als denn unbequem gedacht und aufklärerisch gewollt. Dennoch verwurstet "Three Billboards ..." auch irgendwo richtig starke Performances seiner Darsteller, und Storylines, die seperat erzählt eigene Filme verdient hätten.

            Und so vermeintlich bemüht und verblendet das Werk auch manchen erscheinen mag, am Ende zeigt sich hier eine sehr traurige Tatsache: echte Gerechtigkeit bleibt viel zu oft aus. Egal, wie heldenhaft du auch über dich hinauswächst.

            6
            • 6

              Beginnt als Slacker-Komödie, endet, als hätte John Woo (Hollywood-Ära) das Ende von "The Big Lebowski" gedreht. Ideen-Losigkeit kann Drehbuch-Autor Max Landis jedenfalls nicht vorgeworfen werfen. "American Ultra" beweist, dass der Legenden-Sohn durchaus noch ein paar verrückte Einfälle aus dem Ärmel zaubern kann.

              Gab er sich bei "Chronicle" noch etwas ernst und nachdenklich, gibt sich Landis hier ganz dem Charme des kindlichen Austobens hin. Charakter-Zeichnung wie aus dem Kevin-Smith-Playbook für Kleinstadt-Loser, Shootouts im Supermarkt und als Garnierung ein ganz eigene Version von Regierungs-Terminatoren, die auf ihren Abruf warten.

              Nun ja, die echte Kirsche an "American Ultra" ist dann doch der Besetzungs-Coup in Gestalt von Jesse Eisenberg und Kristen Stewart. Dass die beiden wirklich miteinander harmonieren, zeigte ja schon "Adventureland". Tatsächlich haben sich hier zwei gefunden, die eine unfakebare Chemie mit ins Spiel bringen, von dem ein solcher Action-Schwachsinn nur profitieren kann.

              Und Schwachsinn ist das hier allemal, im positiven wie auch negativen Sinn. Denn schließlich war Max Landis hier nur Autor, die Ausführung überließ er Nima Nourizadeh ("Project X"). Der zeigt zwar durchaus Talent für die Inszenierung, doch ihm stand ein spürbar enges Budget zur Verfügung.

              Was schließlich auch ausschlaggebend dafür gewesen sein dürfte, dass "American Ultra" deutliche Abzüge in der Bestnote beschert. Mal knallt einem der Film so drollige Einfälle wie den Kill mit einem Suppenlöffel um die Ohren, dann passiert nicht mehr als Sich-Verstecken und Paar-Therapie. Auch beim Belagerungs-Zustand des verschlafenen Kaffs bleibt das Ausmaß der gezeigten Szenen spärlicher Natur. Entweder ein Zeichen absoluter Konzentriert oder eben das eines klammen Geldbeutels.

              Wie dem auch sei, vermutlich wurde "American Ultra" auch etwas zu gewollt als zukünftiger Kultfilm konzipiert. Als eines dieser Happenings, bei dem manche Unzulänglichkeiten durch hohe Gag-Dichte und dem überwältigenden Fun-Faktor entschuldigt werden (können). Aber dafür offenbart dieser Ultra zwischendurch einfach zu viel fehlende Ausdauerkraft, um sein angepeiltes Niveau aufrechtzuerhalten. Das wird vor allem beim grandiosen Abspann deutlich, der einem im Comic-Look schon das Hirn flasht. Und überhaupt ist das Ende so viel versprechend, dass alles vorangegangene wie ein umständliches Vorgeplänkel wirkt.

              So eine Origin-Story, die im Vergleich zum Ausgang um so vieles verkrampfter und etwas zu zurückhaltend erscheint. Wenn denn nicht hin und wieder echte Ideen-Bömbchen platzen würden. Doch leider klappen bei "American Ultra" der anvisierte Anspruch und die handwerkliche Umsetzung noch zu sehr auseinander, um hier wirklich einen dauerhaften Reißer für diese Zuschauer-Generation entstehen zu lassen.

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              • 8

                Er hat ein Broadway-Musical verfilmt, vergilbten TV-Kult auf die Leinwand gebracht. Und jetzt ist er in Young-Adult-Bücher-Gefilden. Knickt Tim Burton etwa doch noch vorm Kommerz ein? Oder schnappt er sich dieses ausgereizte Genre und versetzt es mit seinem ganz eigenem morbiden Charme?

                "Die Insel Der Besonderen Kinder" ist dann ein bisschen was von beidem geworden. Der Film bietet Einblick in eine herrlich schräge, wie düster durchsetzte, Welt mit einer Schar Kinder, die wie eine Kreuzung aus Fabelwesen und X-Men anmuten. Ein bisschen wirkt das ganze dann auch wie eine Jugend-Version von Clive Barkers "Cabal".

                Was natürlich auch viel damit zu tun hat, dass sich hier viele mittlerweile zu bekannte Motive ausmachen. Angefangen natürlich beim adoleszenten Helden, der seine Unsicherheit in Gegenwart seiner neuen Freunde überwindet. Und der sich natürlich wiederum als eine Art Chosen One erweist, dem das Schicksal eine ganz besondere Aufgabe zugedacht hat. Und so weiter und so fort ...

                Selbstredend bleiben größere Überraschungen aus. Dafür erweist sich Tim Burtons bewundernswerte Vorstellungskraft als immer noch mächtig genug, um ausgetretene Story-Pfade und 08/15-Dramaturgien ordentlich aufzupeppen. Zum Beispiel mit Augäpfeln auf der Speisekarte, Horror-Marionetten oder einer schönen Hommagen an den Großmeister Harryhausen.

                Von daher erweist sich "Die Insel Der Besonderen Kinder" vielleicht nicht als das erhoffte Spät-Wunderwerk des Tim Burton. Es ist dennoch eine recht unterhaltsame Melange aus seiner mal grotesken, mal schaurigen und mitreißenden Phantasie und den Anforderungen des Geschmacks der breiten Masse geworden. Mit halt schwächeren Aspekten und vielen guten Einfällen (wie dem Humor von Samuel L. Jackson), die bisweilen sogar vergessen lassen, dass Burton sich hier eines Fremd-Stoffs angenommen hat.

                Und eine Sache ist geradezu erfreulich: es ist auch ein Film, dessen Vielzahl an guten Bildern und Momenten nicht schon im Trailer vorweggenommen wurden.

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                • 7 .5

                  Zum Tode des Jahrhunderts-Genies Stephen Hawking:

                  Das Leben des Stephen Hawking, mal durch die Linse seiner ersten Frau Jane beobachtet. Dabei herausgekommen ist ein edel gemachtes Biopic, das öfters vom Pfad des seichten Durchschnitts abweicht.

                  Bei "Die Entdeckung Der Unendlichkeit" stimmt natürlich alles auf handwerklicher Seite. Die Ausstattung, die stimmungsvolle Bildsprache und auch die Rekonstruktion von Hawkings krass veränderter Lebensweise. Seine ersten, vorsinnflutlichen Rollstuhl-Hilfen. Aber vor allem wird dieser Film getragen vom Spiel seines Darsteller-Gespanns. Eddie Redmayne gibt sich sichtlich Mühe, nicht nur seinem übergroßen Rollen-Vorbild gerecht zu werden. Er wurde zurecht dafür gefeiert, sehr eindringlich das körperliche Leiden Hawkings in Worte, Gesten und Mimik zu fassen.

                  Genau so wichtig ist natürlich die Sichtweise von Felicity Jones als Jane Hawking. Aus der anfänglichen Romanze mit dem schlaksigen und unsicheren Stephan wird natürlich eine Achterbahnfahrt zwischen familärem Glück, stetig schwächelnder Kondition und einer ganz großen Portion Aufopferungs-Bereitschaft. Jones gibt da natürlich alles als Engel und Heiligen-Gestalt, die nicht wenige Partner nötig haben. Auch wenn die nicht sehen wollen, dass eine derart engagierte Frau nicht unzerstörbar ist.

                  So zeichnet der Film ein sehr berührendes Bild davon, wie Jane viel von ihrem eisernen Willen auf Stephan übertragen musste, damit dieser sich nicht mit seiner Erkrankung abfand und seinen Geist auf die Reisen zum Ursprung des Alls schicken konnte. "Die Entdeckung Der Unendlichkeit" erzählt aber auch davon, welche Belastung Jane Hawking dabei auf sich nahm, nicht nur als Ehefrau, Mutter und Pflegerin. Und so erscheint es im Film auch irgendwie schon natürlich, dass irgendwann die Liebe vergeht und sich mit dem innigen Verhältnis zum nahen Freund Jonathan bald ein neues Glück abzeichnet.

                  Und wenn es nicht völlig frech und unpassend wäre, könne ich behaupten, dass dieses Bio-Drama im Grunde nicht anders verläuft als diese ganzen TV-Schmonzetten, die das öffentliche-rechtliche Fernsehen munter produzieren lässt. Tatsächlich wirkt "Die Entdeckung Der Unendlichkeit" nicht nur wie eine überfällige Würdigung des großen Stephen Hawking und seiner Jane, sondern auch wie ein etwas wohlwollend gezeichnetes Porträt einer langsam vergehenden Ehe. Nicht, dass hier auf Samtpfoten gegungen wurde, um juristische Nachspiele zu vermeiden. Es ist nur ein eher harmonischer Fluss, der vom Kampf zurück ins Leben, den Rückhalt einer Partnerin bis zur Trennung ohne nennenswerte Turbulenzen auskommt.

                  Nicht, dass der Würgegriff der ALS oder Zweifel an der Vaterschaft keine Erschütterungen darstellen würden. "Die Entdeckung Der Unendlichkeit" findet aber gerade deshalb immer wieder, in großen Bildern und Momenten, immer wieder den nötigen Raum, um Stephen Hawking abseits aller Krankheits-Phasen und fernab jeglicher akademischer Triumphe als Menschen zu zeigen. Einen, der seine Geliebte Jane als Stütze brauchte, selbst wenn der gemeinsame Weg irgendwann zu Ende gegangen war.

                  Und noch eines blitzt hier immer wieder auf: der Humor, mit dem echte Stephen Hawking trotz aller ihm auferlegter Bürden glänzen konnte. Von daher bleibt ein berührender, nicht allzu rührseliger, Film, der als Ehrerbietung engagiert verkörpert wird und es schafft, einer Ikone neue Facetten abzugewinnen, die vielleicht nicht immer im Vordergrund standen.

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                  • 5

                    Die beste Nachricht zum Auftakt: Billy Bob ist zurück in der Form seines Lebens. Er spielt den versoffenen Panzerknacker in Santa-Camouflage abermals so, als wäre er nur für diese Rolle geboren worden.

                    Jetzt die schlechte Botschaft: "Bad Santa 2" bleibt dennoch eine vollkommen unntötige Angelegenheit. Ein Sequel, das kaum erwartet wurde, weil der kultige Vorgänger in allen Belangen zufriedenstellend und in sich geschlossen erzählt wurde. Erkennbar auch daran, dass für den kaum nennenswerten Plot ausgerechnet Kathy Bates herangezogen werden musste. Mit ihrer Spielfreude steht sie Thornton in Nichts nach und ist der eigentliche Motor des Geschehens. Leider nur, geht dieses einem herzlich am Arsch vorbei.

                    Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, über diese mit Wichse und Rotze verkrustete, Feiertags-Grusskarte. Sie ist nur total unnötig, weil der erste "Bad Santa" alles, was dem Weihnachtsfest hoch und heilig war, bereits so effizient durch den Dreck gezogen hat. Da war einfach nichts mehr übrig. Schade drum.

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                    • 8

                      Mavel's erster farbiger Superheld im XXL-Format – wieso denn erst jetzt? Ja, okay, die Welt dreht sich auch im Filmbusiness zu oft bedächtig. Aber jetzt ist er endlich hier. "Black Panther" ist ein überbordendes Feuerwerk der Phantasie, mit Oscar-Preisträgern und State-of-the-Art-Effekten. Da darf Chawick Boseman gleich mal in die Vollen gehen und all das ausschöpfen, was seine Comic-Kollegen bisher so praktiziert haben.

                      Ein super-cooler Anzug, dessen Wendigkeit und Funktionen Athleten wie Waffen-Ingenieure sabbernd zurücklassen. Hightech-Spielzeuge mit Alien-Touch und vor allem die bunte Kulisse des ultra-futuristischen Niemandslandes Wakanda, das ausschaut, als läge "Star Wars" gleich um die Ecke. Erstaunlicherweise darf sich unser Panther T'Challa mit weitreichenden Bedenken und einer inneren Zerrissenheit fürs eigene Volk und seiner Verantwortung als Weltbürger herumplagen.

                      Doch natürlich bleibt es unterm Strich ein Spektakel, bei dem viel zu Bruch geht und manchmal Leute zu Schaden kommen, während an anderer Stelle wundersame Panzerungen Kugeln abprallen lassen und Detonationen abfedern. Aber selbst wenn hier nicht ein neues Zeitalter der intellektuellen Tiefgründigkeit und hochkomplexer moralischer Inhalte eingeläutet wird, stimmt der Vibe. Immerhin löst "Black Panther" nicht in etwas über zwei Stunden die Probleme der Welt. Er setzt ein Statement und zeichnet, wie die besseren Comic-Visionen, ein Ideal, an dem nicht allein Helden in Kostümen arbeiten dürfen.

                      Selbstverständlich bleiben die hier geäußerten Hoffnungen und Ansichten utopisch versponnen, dafür hingegen punktet der Panther mit seiner Absage an blinden und vererbten Zorn und seiner Schelte an alle protektionistischen und ideologisch verquerten Köpfe der Welt (White House, that means you!!!). Und selbst wenn alles bloß eine riesige Seifenblase sein sollte, setzt "Black Panther" ein wichtiges Statement. Ähnlich wie "Wonder Woman" ist der kulturelle Impact sogar wichtiger als die übersichtliche Story.

                      Was auch völlig okay ist, denn immerhin der schwarze Panther ist ein Held zum Anfassen, der sich auf den Rückhalt starker Frauen verlassen kann (und öfters muss). Und er latscht nicht so klobig wie Shaquille O'Neal in "Steel" über die Leinwand oder gibt sich wie Wesley Snipes als Blade so nahbar wie ein Eisblock. "Black Panther" ist tatsächlich weniger das Knaller-Ding, das jeder sehen muss, weil es "nur" fetzt. Es fetzt, weil dies schon den richtigen Comic-Helden darstellt, den diese Welt gerade jetzt so dringend nötig hätte.

                      • 2 .5
                        über The Boy

                        Der Film mit Maggie und dieser Puppe ...

                        Kindermädchen, die in verwinkelten, alten Herrenhäusern die unheimliche Brut wohlhabender Familien behüten sollen. Kaum denkst du, dieser Drops sei endgültig ausgelutscht, kommt wieder ein Titel wie "The Boy" daher.

                        Gewürzt werden die Gothic-Wurzeln mit einer Prise "Annabelle", wobei es einfach ein Firlefanz bleibt. Ganz gleich, wie modern oder rückbesinnend der Horror auch gehalten sein mag.

                        Dabei stört nicht mal der schöne Retro-Ansatz. Im Gegenteil, wenige Handgriffe bringen doch gerne mal den größten Effekt. An "The Boy" verstört eher schon die Beliebigkeit, die sich von der Leidensgeschichte der Heldin Greta, übers schräge Elternpaar bis zum Schluss-Twist, in eigentlich allen Belangen durch den Film zieht.

                        Von der schnellen Akzeptanz unserer Greta der Puppe Brahms (bei aller Liebe, was hat euch denn hier geknüppelt?) gegenüber. Bis zum passenden Auftauchen ihres ekelhaften Ex-Freundes. Von echter Spannung ist da leider keine Spur. Noch fehlte es an genügend Feingefühl, die angeschnittenen Ebenen in eine Form zu gießen. "The Boy" ist einfach ein Rahmen, in dem viele Hochzeiten zu Ende getanzt werden.

                        Was insofern schädlich ist, weil auch Lauren Cohan keinerlei Anstalten macht, den, ihr sonst innewohnenden Elan für heftige Storylines, vom TV-Bildschirm abzuzapfen. Sie absolviert den Kino-Grusler wie einen Urlaubs-Film und handelt strikt nach Drehbuch. Okay, vielleicht hat sie es auch als Charakter-Stoff verstanden. Aber das ändert nichts daran. Ihre Greta wirkt merkwürdig fremdbestimmt. Fällt nur zwei, drei eigene Entscheidungen und nimmt erst zum überhetzten Finale das Heft in die eigene Hand.

                        Es wäre an sich alles gar nicht so schlimm und "The Boy" könnte als schräger Puppen-Horror im Genre-Durchschnitt verharren. Nur, wie schon erwähnt, drücken beknackte Figuren, eine beliebig und leidlich überraschende Handlung und eine leider nicht so große Überraschung zum Schluss, besagten Durchschnitt nach unten. Möglicherweise ist es auch schade, dass Filme wie "Housebound" (mit ähnlichem Twist) bedeutend mehr Drive bieten. Auch wenn der Vergleich gar nicht so angebracht ist.

                        Wie auch immer. Hier gibt es eigentlich nur ein Detail, das wirklich unheimlich ist. Nicht die Puppe Brahms, sondern, dass der Junge auf dem Gemälde mich immerzu an Alfred E. Neuman denken ließ. Und das ist doch wirklich mal spooky.

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                        • 3

                          Eine einigermaßen aufrüttelnde Bluttat, namhafte wie gestandene Stars und, als Sahnehäubchen, die obligatorisch düstere Bildsprache, damit auch dem letzten Augen-Paar die Abgründe und Zerissenheit der Heldin tief in den Schädel gerückt werden. Klingt kaum innovativ, trotzdem gehört schon einiges dazu, das Abschmecken der hier angeführten Punkte komplett zu versemmeln.

                          Gilles Paquet-Brenner hat es dennoch geschafft und sich bei "Dark Places – Gefährliche Erinnerung" gehörig verhoben. Zum einen an der unnötig verkomplizierten Erzähl-Struktur, die, obwohl wieder im Grunde einfach, zu viel Ungewissheit in die Murder-Mystery zu injizieren versucht. Und wo wir gerade bei einfach sind. Es gehört schon Abenteurer-Geist und Mut dazu, derartige Twists spät im Verlauf zu offenbaren. Doch ein Dreh in der Story sollte schon noch die Glaubwürdigkeit eben jener garantieren.

                          Ähnlich schwierig ist auch der Hang zum Drama dieses Thriller-Versuchs. Obwohl Charlize Theron die Bewältigung einer solch zermürbten Rolle absolut zuzumuten ist, verbleibt sie hier lediglich in einer gestelzten Trübsinns-Mine, die es kaum schafft, Dringlichkeit und Interesse am Aufklärungs-Prozess zu entfachen.

                          Hauptgrund hierfür ist vor allem das missglückte Handling zwischen Crime-Story und Charakter-Drama, bei dem sich "Dark Places" gehörig verhebt. Gebrochene Frauen-Figuren gab es in letzter Zeit nicht gerade wenige. Da müsste schon kontinuierlich darauf geachtet werden, dass wenigstens der Empathie-Level stimmt. Aber Pustekuchen. Irgendwann verpasst der Film auch diese Abfahrt.

                          Da zersetzen einfach unnötige Fährten was an anfänglicher Suspense aufgebaut wurde. So geht es einem letztlich leider vollends ab, wer hier wen alles und wie damals abgemurkst hat. Und ob die zerrütteten Geschwister zueinander finden können. Einzig eine Frage bleibt hier aktuell: Wie lassen sich solche filmischen Genre-Unglücke in Zukunft bloß vermeiden?

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                          • 3 .5

                            Es hat schon einiges zu bedeuten, wenn eine gecrashte Action-Komödie selbst dann bei der Frage spaltet, ob der deutsche Verleihtitel total verhunzt ist oder doch schon irgendwie einen Innovations-Preis verdient. Schließlich wäre "In High Heels Auf Der Flucht" allein irgendwie prägnant und es spielt schon auf ein Motiv aus besagtem Streifen an.

                            Wenn wir mal von derlei lebenswichtigen Angelegenheiten zurück zum besagten Film kommen, wird allerdings schnell klar, dass "Hot Pursuit" dann doch gar nicht so gut ist, um sich lange mit solchen Dingen aufzuhalten.

                            Dabei ist der größte Kritik-Punkt nicht einmal der, dass hier der x-te (wie Millioneste) Aufguss des Buddy-Motivs, auch für weibliche Verhältnisse, dargeboten wird. Es ist nicht mal der Umstand, dass Reese Witherspoon solche Werke gar nicht mehr nötig hätte.

                            Viel schlimmer an dieser "Miss Bodyguard" ist, dass hier die eigentlichen Grund-Zutaten immer wieder aus dem Ruder laufen. Anfangs ist es noch lustig, einer aufgetakelten Kartell-Braut eine deutlich kleinere Vorschriften- und Verordnungs-Fetichistin zur Seite zu stellen. Doch mit der Zeit offenbart sich, dass die Komik zu oft nicht den richtigen Nerv trifft, sondern nur noch nervtötend ausfällt.

                            Und dass, obwohl bisweilen echtes Tempo aufkommt, die Szene mit dem Senioren-Bus tatsächlich als Highlight hervorgehoben werden darf und, vor allem, ein ernster Showdown mal durchaus überrascht.

                            Aber dann wird selbst diese Gelegenheit, leider erwartungsgemäß, schnell plattgemacht. Bis ein Filmchen übrigbleibt, dass auf dem Papier vielleicht nach was klingt. In seiner fertigen Form dann doch weder den großen wie kleinen Bildschirm angemessen ausfüllen könnte.

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                              über Arrival

                              Von all meinen aufgeschobenen Empfehlungen ist dies defintiv eine der schönsten.

                              Denis Villeneuve legt mit "Arrival" eine Punktlandung in jeglicher Hinsicht hin. Sein Sci-Fi-Drama fasziniert vor allem deswegen, weil es nicht nur alle Denkspiele daran verschwendet, sich auszumalen, wie sie denn aussehen mögen. Die Besucher am wohl größten Tag der Menschheits-Geschichte. Viel eher geht es um die dringende Frage, wie wir uns dann verhalten werden. Bedächtig, analytisch? Abwartend oder doch blindlings verfallend in Panik und Aggression?

                              Vor allem ist dies aber auch eine höchst emotionale Reise, die allein schon wegen Amy Adams absolut ansprechend ausgefallen wäre. Adams entfaltet eine breite Palette glaubhafter Charakterzüge. Von der Wucht des tragischen Prologs bis zur verblüffenden rationalen und argumenativen Stärke ihrer Figur der Louise Banks. Es ist doch wahrlich selten geworden, dass ausgerechnet ein Film uns wieder auf ein Wissenschaftsfeld und dessen ungeahnter Tragweite fürs zivilisatorische Zusammenleben stößt. Nach "Arrival" dürften einem Linguistik und Etymologie ganz anders erscheinen, als denn trockene Themen-Gebiete für trockene Abhandlungen.

                              Selbstredend tritt auch der restliche Cast stark auf. Jeremy Renner darf auch letzte Zweifler mal wieder davon überzeugen, dass der Stoff für Charakter-Profis auch im subtilen Bereich liegt. Forest Whitaker gefällt ja sowieso immer. Das ganz große Feingefühl beweist Villeneuve dann auch, weil er verlässliche Sidemen wie Michael Stuhlbarg mühelos ins Geschehen einbindet.

                              Dazu fasziniert "Arrival" mit seiner eigenwilligen Ästhetik, dem Auftritt der Besucher, seinem gemächlichen, nicht langweiligen Schritttempo. Und natülich auch mit dem Score von Jóhann Jóhannsson (R.I.P.), der sich vom inzwischen gewohnten Donnerhall der musikalischen Untermalung abwendet und wieder auf die begleitende Funktion als Stilmittel besinnt.

                              All diese Aspekte wären schon ausreichend, um den Ruf des Films zu zementieren. Doch der größte Triumph ist natürlich der Twist, mit dem sich "Arrival" vom "Independence Day" ohne Laserstrahl und Luftgefechte, zum Vertreter einer klugen Science Fiction mausert. Es ist ein Dreh, so selbstverständlich wie brilliant eingeführt. In seiner Einfachheit so groß wie das Foto mit der sich auflösenden Familie McFly. Jedenfalls ist dieser Dreh ähnlich einfach erklärt und erklärend, wie auch wuchtig in seiner fundamentalen Bedeutsamkeit. Und hier wird es noch besser: es ist nicht einfach ein Gimmick, der gut ins Bild passte. Die schwerwiegende Bedeutung für die eigene Existenz spart dieser Film nicht aus. Er zeigt sich einfach aus emotionaler, nicht weltumspannender Sichtweise.

                              Zudem beweist "Arrival", dass es möglich ist, mit großem Budget Visionen zu beschwören, die rational wie emotional zufriedenstellen. Die ihren Motiven bis zum Schluss treu bleiben und eben doch eine Menge Gedankenfutter bieten. Ganz gleich, wie simpel die vermeintliche Abwicklung aller Konflikte auf den ersten Blick auch scheinen mögen. Denis Villeneuve zeigt keine Scheu, den übergroßen Fußspuren von Arthur C. Clarke und Stanley Kubrick zu folgen. Er würdigt sie, wie er sie im gleichen Atemzug etwas neu erfindet. Zumindest für eine Generation, die nicht so häufig in dieser Hinsicht zum Stillsitzen, Mitfühlen und Nachdenken ermutigt wird.

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                                über Everest

                                Katastrophen-Voyeurismus oder sachliche Rekonstruktion einer wahren Tragödie? "Everest" ist ein Bergsteiger-Drama, das irgendwie auch als "Apollo 13" ohne Shuttle durchgehen könnte. Schließlich dokumentiert die filmische Aufarbeitung des Mount-Everest-Desasters, wie unbarmherzig Murphy's Law zuschlagen kann. Und wie fatal unerreichbar jegliche Hilfe für die Betroffenen auf dem Weg zum Dach der Welt war.

                                Eine Expedition in Höhen, für die der Mensch nicht geschaffen wurde, sind ein Drahtseilakt in Reinform. Der Film zur Tragödie pendelt zwischen der monumental bebilderten Pracht seiner Kulisse und dem ernüchternden Ableben vieler seiner Protagonisten.

                                Dabei erlaubt der Fahrplan nicht allen Darstellern, auf gleiche Weise zu glänzen. Aber das kann auch wiederum verziehen werden, da "Everest" möglichst faktentreu alle realen Beteiligten aufzeigen will. Anstatt den Personenkreis für ein Star-Vehikel einzudampfen. Wohingegen das ein oder andere Quentchen Drama als etwas zu viel empfunden werden kann.

                                Unterm Strich bleibt dennoch ein aufwendig inszeniertes Seh-Erlebnis, das neben der Suche nach Hoffnungsschimmern, auch immer wieder unsere Sterblichkeit, trotz aller fortschrittlichen Überheblichkeit, anmahnt.

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                                  Ben Stiller ist also eines Morgens aufgewacht und beschloss, "Zoolander 2" zu drehen. Wäre doch nicht nötig gewesen, Ben. Stillers verspätetes Geschenk an alle Fans des eigentlich schon kultigen Blödsinns namens "Zoolander" zeigt nämlich, dass sein Macher selbst nicht verstand, was den ersten Teil so liebenswert machte.

                                  Stillers Problem ist es nicht, einen Schwachsinn nach dem anderen aus seinen Ärmeln zu schütteln. Er und sein Kreativ-Team fahren viel Gag-Geschütz auf und kleistern dann alles mit unzähligen Cameos auf. Das hierbei der Bogen oft gehörig überspannt wird, liegt in der Natur der Sache. Aber gerade die Auftritte der Gast-Stars zeugen sehr nur von Verfügbarkeit und dem Drang, gerade alles, was rang und Namen hat unterzurbingen. Nur die wenigsten Beispiele schaffen es, eine Ahnung von der Klasse zu vermitteln, als beim Vorgänger gerade David Bowie den Schiedsrichter gab. So eine Meisterleistung bleibt aus, aber es gibt auch echt spaßige Anflüge.

                                  Die sich hingegen nicht beim restlichen Niveau der Geschichte, `tschudligung, dem Story-Vorwand, und den Kalauern an sich fortsetzen. "Zoolander 2" ist von allem eine Schippe zu viel. So vollgestopft, dass die Schwarte kracht, doch der Gag nur manchmal kracht. Wenn, dann darf wirklich mal ausgbiebig gelacht werden. Ansonsten gilt: ein weiterer, verspäteter Aufguss, der nach dem nächsten Joke im Dunkeln stochern müsste, und allzu oft dabei Atombomben auf Spatzen wirft. Oder irgendwie so.

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                                    mikkean 03.03.2018, 19:23 Geändert 03.03.2018, 19:26

                                    Lassen wir an dieser Stelle mal Gnade vor Recht ergehen. "Justice League" wäre eigentlich das große DC-Comics-Happening, das alle sehnlichst erwartet haben. Aber das haben wir nicht gerade, oder? Neugier, ja, die war schon da. Wie auch das Spekulieren auf weitere, befürchtete Zack-Snyder-Zerstörungs-Orgie oder eine echte Bruchlandung, die einem komplett egal ist.

                                    Nun musste sich Snyder, aus tragischen Gründen, aus dem laufenden Projekt zurückziehen und überließ es Joss "The Avengers" Whedon, die Gerechtigkeits-Liga zusammenzuführen. Und siehe da: es findet sich tatsächlich etwas Feenstaub wieder, mit dem Whedon schon Marvels größten Helden Schubkraft verpassen konnte.

                                    So schäumt der fertige Helden-Eintopf ebenso über vor Snyders Hang zu monumentaler Finsternis und Destruction-Overkill (so wie sich Michael Bay "Arkham City" vorstellen mag), aber auch einem Hang zur humoristischen Auflockerung. Es sind Kleinigkeiten wie Gag-Punktlandungen (sogar mit gleich doppelter Pointe!) oder das spürbare Knistern zwischen Batman und Wonder Woman, die unter Snyders alleiniger Ägide so wohl kaum vorstellbar gewesen wären.

                                    Aber ziehen wir nicht unnötig über den Mann her. Vielleicht wusste er auch, dass es eine Richtungs-Änderung geben müsste. Und wandte sich gerade deswegen an Joss Whedon. Denn "Justice League" könnte sich nicht einen Zentimeter nach vorn bewegen, bestünde der Film weiterhin aus überbordenen Keilereien und einem Hang zur Motiv-überladenen Helden-Trübsal.

                                    Dankenswerter konzentriert sich dann alles auf die schnelle Einführung von Aquaman alias Jason Momoa, Ezra Miller als Barry "The Flash" Allen und Ray Fisher als Cyborg. Und kostet lieber deren komödiantischen Beitrag aus, als uns mit langgezogenen Origin-Storys zu langweilen. Da darf ein roter Blitz auch mal über die eigenen Schuhen stolpern oder Bro-Gesten werden gekonnt im sonst so tristen DC-Universum plötzlich wiederbelebt. Selbst halbblöde Sprüche aus den Vorgängern werden bei ihrer Reprise ironisch aufgebrochen.

                                    Wünschenswert wäre es natürlich gewesen, wenn diese frische Brise auch beim Rest, also Inhalt und Comic-Film-Wow-Effekt, feststellen lassen würde. Aber genau da hakt es bei "Justice League". So schnell sich Ben Affleck, Gal Gadot, Jason Momoa, Ezra Miller und Ray Fisher als Helden-Gespann beim Zuschauer anheimeln können, jemand hätte ihnen dann doch eine bessere Geschichte als erstes Kapitel ihrer Zusammenarbeit zukommen lassen können. Mutterboxen, eine Allianz aller Menschen, Aquamariner, Amazonen und Götter gegen einen Hühnen namens Steppenwolf. Der als Bösewicht leider verdammt wenig Eindruck schindet, ganz gleich, wie viele Amazonen er da mühelos ausschaltet. Es hätte vielleicht eines besseren Gefässes bedarft, um zukünftige Bedrohungen wie Darkside zu teasern.

                                    Es zeugt aber auch schon vom bedauernswerten Status solcher Franchise-Event-Filme, dass sie inzwischen selbst nicht mehr nur die alles bestimmenden Filme ihrer Auswertungs-Phase sind. Dass es inzwischen verdammt viel Konkurrenz gibt oder dass ihre Produktionsfirmen sie mittlerweile gar nur noch als Pflichtübung raushauen.

                                    Den ganz großen Knall landet "Justice League" eben nicht mehr. Das Geschehen läuft eine weitere große Materialschlacht und die Rückkehr von "Na-du-weißt-schon-wen" hinaus. Immerhin sorgen die Chemie und der Humor dafür, dass diese zwei Stunden launig vor uns vorbeiziehen. Allerdings reicht die gestreifte Tiefgründigkeit nicht an die "Wonder Woman" heran. Auch wenn das wirklich keine Grundbedingung darstellt.

                                    Schließlich ist es schon bemerkenswert, dass "Justice League" es schafft, beim aufgeschlossenen Zuschauer, mit Humor und einer gewissen Rasanz zu punkten, wo der Film doch eigentlich als größter anzunehmender Unfall erwartet wurde. Selbst wenn ihm die Königsklasse verwehrt bleibt, hat er damit schon wieder mehr erreicht, als ihm ursprünglich zugetraut wurde.

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                                      Nun, mit den Übertragungen thematisch vielschichtiger Stoffe auf andere Medien ist es ja immer so eine Sache. Ausufernde Geschichten und Schilderungen müssen verdichtet werden. Das Figurenkabinett schmilzt auf einen überschaubaren, festen Kern. Und auch die Tatsache, dass ein Filmemacher mit seiner Vision von den eigentlichen Aussagen und Intentionen der ursprünglichen Schöpfer abweicht, ist auch nicht gerade neu.

                                      Von daher ist es, auch nach fast dreißig Jahren, nicht verwunderlich, dass Volker Schlöndorffs Adaption von "Die Geschichte Der Dienerin" das Publikum spaltet, anstatt es ordentlich durchzurütteln. Ich sage es hier gleich vorab: Vom Buch erfuhr ich erst, nachdem ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte. Vielleicht etwas unglücklich, doch es war eben eine alte Filmzeitschrift, die mir den Stoff zuerst näher brachte.

                                      Deshalb sehe ich spüre ich natürlich immer gern den positiven Aspekten nach, die mir bei dieser ersten Ansicht ins Auge stießen. Oder auch einen echten Schauer der Ungläubigkeit über den Rücken jagten. Es ist halt schon einige Zeit her. Heute ließe sich wohl feststellen, dass Schlöndorffs Film Margaret Atwoods beklemmende Vorlage abspeckt und viele Aspekte außen vor lässt oder vereinfacht darstellt.

                                      Trotzdem bleibt auch diese "Geschichte Der Dienerin" ein Blick auf eine beklemmende Dystopie, die gerade in den USA gar nicht so abwegig erscheint. Margaret Atwood gelang gerade deshalb eines der bemerkenswertesten, pessimestischen Zukunfts-Gemälde, von denen seichte Ableger vor einiger Zeit gerade den Jugendbuch-Markt dominierten. Bei Atwoods Blick allerdings schwingt, leider immer noch aktuell, der gefährliche Fanatisten-Ton der Christlichen Rechten mit.

                                      Es ist eine durchaus eine albtraumhafte Vorstellung, die auch Volker Schlöndorff ansatzweise, und noch für den Zuschauer erträglich, entspinnt. Konzentrationslager, Deportation der Hautfarbe wegen und die Seperation der weiblichen Bevölkerung in Schlachtviech für die verstrahlte Erde der Kolonien oder als unterwürfige Gebährmaschine.

                                      Zumindest eines dürfte hier unbestreitbar sein. Natasha Richardson, leider viel zu früh von uns gegangen, holt aus ihrer Rolle viele Facetten heraus. Sie macht den Leidensweg ihrer Kate, die dann zur Dienerin Offred wird, greifbar. Und zeigt von Verletzlichkeit und stummen Widerstand alles, was einer Frau in ihrer Position zugemutet und vergönnt bleibt.

                                      Natürlich ist ihre Rolle auch eine passive. Hier geht es ja nicht um eine kommende Anführerin einer Rebellion. Kate/Offred ist eine unter vielen und dient gerade deswegen als Spiegel oder einfach nur Beobachterin der wahren Verhältnissen im Gottesstaat Gilead, der aus den Ruinen Amerikas entsprungen ist. Hier wird auch deutlich, dass es bei "Die Geschichte Der Dienerin" eher darum ging, die Scheinheiligkeit der fundamentalistischen Herrscher-Kaste zu offenbaren. Vom offensichtlichen Ehe-Status ihrer Besiter, dem kramphaften Wunsch Faye Dunaways Figur, im hohen Alter Mutter zu werden. Bis zu Robert Duvalls Rolle als ambivalenter Kommandant. Heerführer der christlichen Kämpfer, selbst aber ein verlogener Genussmensch, der sich immer noch auf die als teuflisch verschrienen Auswüchse Alkohol, Drogen und Sex mit Dirnen stürzt.

                                      Sicherlich büßt diese selten gezeigte Verfilmung einiges an kritischen Potenzial ein. Und stößt den Betrachter gerade wegen seiner ungerührten Positionen zum Geschehen vor den Kopf. Wie auch seine Protagonistin, will dieser Streifen das Geschehen schildernd darstellen, als denn in eine überhastete Revolutions-Romanze zu verfallen. Im Kern erhält sich dennoch gerade das abstoßende Gefühl, das entsteht, wenn wir an eine Welt wie diese denken. Wo unter anderem vermeintliche Frömmigkeit und Fruchtbarkeit darüber entscheiden, ob du in eine schrille blaue Beverly-Hills-Reiche-Weiber-Kluft oder in eine rote Züchtigkeits-Tracht gesteckt wirst. Ob du über baumelnde Leichen und Babys jubelst oder ein Leben als Hausdienerin und Sexobjekt fristen darfst. Während die edlen Anführer Wasser predigen und sich selbst mehr als Wein gönnen.

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                                        über Bruiser

                                        Fast zwanzig Jahre spukte "Bruiser" immer wieder vor meinen Augen herum. Damals endlich wieder ein Romero, dann mehrfacher Festival-Gast und schließlich sprang er mir aus dem Regal entgegen. Warum es erst jetzt geklappt hat mit uns, das kann ich gar nicht so genau sagen. Aber eines ist klar, es hätten auch noch mehr Jahre vergehen können. Schade wäre es nicht gewesen.

                                        George A. Romero war zwar der unbestrittene Urheber und König des Untoten-Kinos. Daneben hat er aber auch immer wieder Ausflüge in andere Spielarten des Horror-Genres unternommen, die seinen besten "Dead"-Werken ebenbürtig, da anders, waren.

                                        "Bruiser" gehört leider nicht dazu. Obwohl Romero sich beim kreativen Ausbrüten Mühe gegeben haben mag, verlor er am fertigen Produkt wahrscheinlich irgendwann selbst die Lust. Der Auftakt ist noch recht gelungen. Jason Flemyng gibt Henry, den menschlichen Fußabtreter. So unscheinbar und so mickrig, dass er sein Gesicht und seine Identät wahrhaftig verliert.

                                        Was Henry von allen Zwängen befreit und dazu ermuntert, in seinem Umfeld aufzuräumen. Die untreue Frau, der scheinheilige Schleimer von Freund und Finanzberater? Sie alle dürfen bluten. Und als Kirsche auf den Kuchen des Rachefeldzugs legt Henry das Ableben seines abstoßenen Arschloch-Bosses Milo.

                                        Diesem Treiben vermag es Romero allerdings nicht, echtes Leben einzuhauchen. So zufällig wie sich manche mörderische Verwicklung ergibt, erscheint auch das Drehbuch letzten Endes zusammengewürfelt geworden zu sein. Natürlich lässt George A. Romero auch hier immer wieder mal sein Können aufblitzen. Am Ende reicht es nur nicht, um "Bruiser" echte Konturen zu verschaffen. Bei einem Film über einen Typen, der seine Gesichtszüge verliert, zwar irgendwie logisch. Doch auch wieder traurig. Schließlich verpufft das satirische Element ebenso wie die Interesse am inneren Konflikt unseres Rächers. Ganz zu Schweigen von anderen Bausteinen, die zwar verwendet wurden, aber das ohne rechte Erklärung.

                                        Und so stechen aus "Bruiser" nicht mal die Morde heraus. Nicht das Halloween-Fest samt Misfits-Auftritt, noch der Abschluss-Gag. Es sind eher die Auftritte von Tom Atkins und vor allem Peter Stormare als Scheusal Milo. Letzterer ist es eben auch, der sich ganz austoben durfte und eben doch wie das meiste Interessante am Film, von Romero aus dem Script gelöscht wird.

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                                          Eli Roth – der Name war ja bisher mit vor Blut triefenden Folterkammern, dem Perfekten Kannibalen-Dinner und ekelhaften Körper-Zersetzungen verbunden. Mit "Knock Knock" versucht er es dieses Mal mit etwas mehr Zurückhaltung. Sein Ausflug in die psychologischen Gefilde des Thriller-Kinos bleiben dennoch platt und zu sehr mit dem Holzhammer gemacht als nachgedacht.

                                          Was sich am meisten daran offenbart, dass "Knock Knock" es nicht schafft, eine simple, wie in Ansätzen ganz reizvolle Ausgangslage zu echtem Spannungs-Kino auszubauen. Noch ist Roth am Ende wohl völlig egal gewesen, in seinen Händen den Stoff für eine schwarz-humorige und bitter satirische Abrechnung mit dem Bild des Vorzeige-Vaters mit Traumhaus gehalten und dann doch entsorgt zu haben. Unter einer fetten Schicht unaufdringlicher Home-Invasion-Ideen und eines lustlosen Pädophilen-Tribunals.

                                          So viel Spaß Roth seiner Gattin Lorenza Izzo und Ana de Armas auch beim Austoben als Psychob****** from Hell auch lässt, am Ende bleiben ihre Motivation, wie auch ihre angedeuete Vorbereitung so nebulös wie auch herzlich egal.

                                          Da ist das dann auch gar nicht mehr wichtig, ob wir für Keanu Reeves Figur Mitleid empfinden oder beim Überlebenskampf mitfiebern. "Knock Knock" ist ein nicht einmal innovatives Horror-Fest, das vor allem sich selbst gefällt. Passend dazu war mir der Film seit seiner Kino-Auswertung bis zur Erst-Ausstrahlung nicht wichtig. Und wird wohl auch ähnlich lange im Gedächtnis haften bleiben. Dann lieber wieder "The Strangers" anschauen.

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                                            Na toll: Genau das, was die Welt heutzutage braucht. Die führenden Köpfe der Welt werden auf einen Schlag ausgelöscht. Doch ein Gerard Butler reicht aus, um den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu retten und die Armee der Terroristen quasi im Alleingang aus dem Höllenschlachtfeld London wegzublasen.

                                            Butlers erster Einsatz als Mike Banning (mal ehrlich, was für ein cooler Rollenname!) ging ja noch als grimmige Alternative zu Roland Emmerichs "White House Down" durch. "Olympus Has Fallen" war eben nicht spaßig und blickte auch deutlich auf die zivilen Opfer, die so ein Anschlag fordert. Und wenigstens stimmte dank Antoine Fuquas Regie das Handwerkliche.

                                            Seinem Nachfolger Babak Najafi hingegen gelang nicht mehr als ein aufgeblasenes Dauerfeuer stumpfsinniger Schwarz-Weiß-Malerei. Erst landen die Bad Guys einen fatalen Volltreffer, weil sie unterm Radar internationaler Geheimdienste geflogen sind. Dann sind sie lediglich Kanonenfutter für den Helden und seine Fertigkeiten als Ein-Mann-Armee aufzutreten.

                                            Bedenklich ist es natürlich schon, dass "London Has Fallen" ein Anschlags-Szenario vorgibt, das heutzutage nicht mehr ganz unheimlich und undenkbar erscheint. Aber dann zeigt uns doch bitte keinen Strippenzieher, dessen persönlicher Verlust sogar mehr Sympathien für die Terror-Seite wecken mag. Falls es natürlich darum ging, diesem Film etwas mehr Tiefe zu verpassen, Glückwünsch. Warum sollten wir jetzt dieser Film-Regierung zujubeln? Weil sie zu Beginn eine Hochzeits-Gesellschaft per Luftschlag ausradiert, bevor sie schließlich den eigentlichen Kopf wegbombt?

                                            Ah ja, was das eigentlich Spektakel betrifft: "London ..." ist vor allem ein spannungs- wie überraschungsarmer "Stirb Langsam"-Verschnitt geworden. Wie zuletzt auch sein Vorbild, versteht es der Film nicht, die Stadt als größtmögliche Spielfläche clever zu nutzen. Hier werden nur Sehenswürdigkeiten mit schlechter CGI plattgemacht und oft geht es nur um eine Ballerei durch Straßen, die per Zauberspruch von der Bevölkerung verlassen wurden.

                                            Definitiv nicht mehr als eine auf laut getrimmtes Action-Märchen, das nur durch seinen gehobenen Produktions-Standard und seine Besetzung getrennt wird vom teils reaktionären Schund, der in den Achtzigern und Neunzigern die Leinwände und Videotheken überflutete.

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                                              Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von "Unerklärliche Phänomene, die der Wissenschaft trotzen"!!! Heute widmen wir uns "Magic Mike XXL". Dem Namen nach die Fortführung eines recht erstaunlichen Experiments von Steven Soderbergh.

                                              2012 strafte dieser alle Lügen, die (wenn auch nie öffentlich) behaupteten, ein Porträt von durchtrainierten Typen, die ihr Geld in der Textil-Entledigungs-Industrie verdienen, ließe sich niemals mit existenziellen Fragen nach dem Streben nach innerer Erfüllung oder der Sehnsucht nach der richtigen Partnerin verbinden.

                                              Steven Soderbergh wagte ja geradezu das Skandalöse und suchte unter der Oberfläche gestählter Körper und kreischender Frauen, die mit Geldscheinen wedeln, nach so etwas wie einem dreidimensionalen Charakter und Fragmenten einer Geschichte.

                                              Bonus-Punkte, die "Magic Mike XXL" wiederum allesamt verschenkt und mit der simplen Absicht opfert, sein Publikum mit einer heißen Fleischbeschau zu ködern. Jedenfalls unterbietet das sogenannte Sequel mit seiner Inhaltsangabe sogar den manchmal belächelten Vorgänger.

                                              Soderbergh-Vertrauter Gregory Jacobs zelebriert jedenfalls hauptsächlich eben jene Oberfläche, die 2012 noch ansatzweise gelüftet werden sollte. Hier geht es nicht einmal um ein echtes Roadmovie. "Magic Mike XXL" teasert den heißen Abgang seiner Männer-Gang mit vielen belanglosen Dialog-Szenen und Pseudo-Roadtrip-Versatzstücken an, die sogar an der Dicke des Scripts zweifeln lassen, nach dem hier geshootet wurde.

                                              Richtig ausformuliert, einstudiert und "würdevoll" in Szene gesetzt sind hier natürlich nur die Einlagen auf der Tanzfläche. Wo alle aufjubeln, die sich an knackigen Typen und deren zweideutig-eindeutigen Nummern gar nicht sattsehen können. Während all jene, die nicht so aussehen oder sich bewegen können vor Wut schäumen dürfen.

                                              Jedenfalls ist "Magic Mike XXL" ein echtes Wunderding. So frei von jedweder erzählerischer Absicht, scheinbar allein zur Freude seiner Anhängerschaft konzipiert und genau deshalb so wahnsinnig erfolgreich. Für die einen echter Hochgenuss, für die anderen wohl nur als geraubte Lebenszeit einzuordnen. Und auch wenn diese rechte harmlose Fortsetzung keine cineastische Erbsünde darstellt, keinen Verstoß der Zehn Gebote, die Sequels einhalten sollen, so ist er auch, dank der nicht vorhandenen Geschichte, irgendwie Betrug an den eigentlichen Zielen des ersten Teils.

                                              Aber mächtig viel Kohle wurde trotzdem damit gemacht. Und dass hier auch noch Grazien wie Amber Heard, Jada Pinkett Smith oder Andie McDowell etwas von ihrer Zeit und ihrem Talent erübrigen, rundet den Ruf eines unerklärlichen Phänomens nur noch ab.

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                                                über Focus

                                                Die wichtigste Regel für Trickbetrüger müsste wohl lauten: "Erlaube dir keine echten Gefühlen, sonst leidet das Geschäft" Aber Regel sind halt auch nur da, um gebrochen zu werden. Und mal ehrlich, wenn die Chemie derart stimmt wie bei Will Smith und Margot Robbie als Gauner-Paar, dann treten halbseidene Schleichwege zu Erfolg und Reichtum sowieso in den Hintergrund.

                                                Bis es soweit ist, unterhält der dazugehörige Film namens "Focus" erst einmal mit einer teilweise gewitzten Einführung in den Arbeitsalltag der Blender und Schurken. So manch gut durchdachte Masche schaukelt die Erwartungen hoch, die sich dann beim großen Coup im Football-Stadium entladen.

                                                Leider an der falschen Stelle. Denn "Focus" sollte wohl ganz listig ausfallen und dem Publikum erst die Trickserei vorführen und dann so richtig in die Gefühlsschiene springen. Was zumindest eine Erklärung dafür bietet, warum ein Film über Gauner das echte Highlight in der ersten Hälfte verschenkt und dann eine Nummer mit Rennsport-Motoren aufzieht, bei der das Interesse plötzlich so abfällt wie die Luft, die aus einem geplatzten Reifen entfleucht.

                                                Irgendwo mag diese Herangehensweise ja Sinn machen. Nur fällt das Ergebnis am Ende eben doch zwispältig aus und wirkt tatsächlich wie das Flickwerk zweier verschiedener Drehbuch-Enden, die behelfsmäßig zusammengetackert wurden. Und halt nur allein wegen Robbie und Smith bleibt diese Nummer nicht unbedingt lange im Gedächtnis haften.

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                                                  Mary ist ein alles andere als feinfühliges und verletzliches Kind der irischen Kleinstadt-Tristesse. Die örtlichen Türsteher fürchten sich vor ihren Ausrastern. Und ihr Drang, sich immer und überall mit den Fäusten zu behaupten, hat Mary die letzten Monate im Knast verbringen lassen. Jetzt ist sie wieder auf freiem Fuß und fühlt sich langsam wie ein Zeitreisender.

                                                  Die Welt hat sich ohne sie gehörig weiter gedreht. Einziger und bedeutendster Fixpunkt bildet für Mary da vor allem die bevorstehende Hochzeit ihrer besten Freundin Charlene. Als Brautjungfer benötigt Mary da nur noch einen Begleiter. Gerade sie, die schroffe Braut, die Kerle wie die Pest meiden.

                                                  Aber vielleicht braucht es ja gar keinen Mann. Wie die Bekanntschaft mit der Musikerin Jess langsam offenbart. Aus der neuen Freundschaft scheint mehr zu werden. Wenn Mary sich nur nicht selbst in die Quere kommen würde.

                                                  "A Date For Mad Mary" ist nicht der erste Ausflug in die hart arbeitende Bevölkerungsschicht. Nicht die erste Erzählung von der eigenen Abhärtung gegen die Enttäuschungen des Lebens, die immer wieder den Konflikt mit den Mitmenschen und auch dem eigenen Glück provozieren.

                                                  Es ist auch nicht die erste Geschichte eines Outings, bei dem eben jenes Glück plötzlich in ganz anderer Form anzuklopfen scheint. Was Darren Thorntons Adaptions eines Ein-Frau-Theaterstücks aber ein wenig hevorhebt, ist wiederum die reine Lockerheit des Indie-Charmes. Bei nicht mal 90 Minuten ist es einfach nicht uninteressant, Seána Kerslake als Mary bei der Selbstfindung zuzuschauen.

                                                  Es bedarf manchmal nicht distinguierter Biografie-Merkmale oder sonstwie ausgeklügelter Plotfeinheiten, um eine Geschichte wie diese zu erzählen. In diesem Fall sind es bisweilen recht kurze, wie markante Dialoge, die Marys Probleme mit sich selbst und ihrer entfremdeten Umgebung fühlbar zu machen. Und jene Dialoge, die gelangweilten Versuche, einen Begleiter zu finden und die offenherzigen Momente mit Jess, die "A Date For Mad Mary" zu einer kurzweiligen, mal jovialen kleinen Film machen.

                                                  Ecken und Kanten wie das Wiedersehen mit Marys Opfer sind zwar recht selten, die Art von Freundschaft zu BFF Charlene kommt recht zwiespältig rüber. Aber auch solche unentschlossen wirkenden Richtungs-Probleme versteht der Film mit seinen gut aufgelegten Darstellern zu umschiffen. Am Ende sind sie es, die den Zeilen Leben einhauchen und kurze Momente wie die Busfahrt nach einer gemeinsamen Nacht im Gedächtnis kleben lassen.

                                                  Für den ganz großen Wurf reicht es vielleicht nicht. Aber irgendwie meine ich, dass der Status als cineastisches Kleinod "A Date For Mad Mary" mehr als genügt.

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                                                    Tja, was lässt sich noch sagen, über ein Werk wie "Kong: Skull Island"? Einen Film über einen hochhausgroßen Riesenaffen, der auf einem verborgen gelegenen Insel-Idyll Urzeit-Viecher verkloppt? Wohl nur, dass er mit Ankunft einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Abenteuern, Wissenschaftlern und Soldaten nun die gefährlichste Spezies für den Planeten kennenlernt: den Menschen.

                                                    Es ist halt weder ein besonders romantisierendes, noch sonstwie ernst unterfüttertes Szenario, dass Regisseur Jordan Vogt-Roberts scheinbar direkt aus dem verspielten Verstand eines Zehnjährigen auf die Leinwand und Bildschirme rund um die Welt projiziert.

                                                    Mahnte "Godzilla" noch Fukushima an, bot "Pacific Rim" endlich mal eine Power-Rangers-Komponente mit hohem Arschtritt-Faktor, hat es "Kong: Skull Island" da schon deutlich schwerer. Eigentlich ist es vor allem die nennenswerte Besetzung, von der dieser Film lebt. Dem gigantischen CGI-Protagonisten mal ausgenommen.

                                                    Und natürlich ist es auch immens flach und gar nicht immer so fantastisch, was dieser Nachkomme von "Caprona" und "The Lost World" so offeriert: Menschen schlagen sich durch ein uzeitliches Reich voller Riesen-Monster. So einfach, so belanglos. Das ist mal "Predator" im Spinnen-Dickicht, mal wie jeder andere von "King Kong" inspirierter Monster-Mash.

                                                    Aber es hat dennoch seine Momente. Vielleicht sind es die Einlagen mit John C. Reilly als Robinson-Crusoe-Fremdenführer. Oder die mahnende Kriegs-Symbolik, die immer wieder den Wahnsinn und die Verbohrtheit von "Apocalypse Now" ins Treiben einstreut.

                                                    Im Grunde stellt es schon ein beachtliches Problem dar, dass ein Streifen dieses Produktion-Kalibers keine richtige Sensation zu generiern vermag. Das macht allerdings "Kong: Skull Island" wiederum als Produkt aber auch nicht schlechter.

                                                    Es ist halt auch ein Riesen-B-Movie, für die Momente im Leben, wo sämtliche Ansprüche und Erwartungen dahinschmelzen wie Butter auf heißem Popcorn.

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