Miss_Jupiter - Kommentare

Alle Kommentare von Miss_Jupiter

  • 7

    "Open Your Eyes" ist eine recht spannende polnische Netflix-Serie, die mal nicht so schnarchend daherkommt, eine passable Inszenierung und Atmosphäre bietet und man als Zuschauer irgendwann und besonders gegen Ende hin -genauso wie die Hauptprotagonistin- ziemlich verwirrt ist.
    Die junge No Name/Julka/Carolina (Maria Wawreniuk) leidet an Amnesie und befindet sich mit anderen Jugendlichen und Kindern in einer Einrichtung namens "Zweite Chance". Ihr Therapieerfolg hängt ganz wesentlich davon ab, dass sie sich von ganz alleine an ihren Namen und den Grund für ihre Amnesie erinnert. Je länger sie dort verbringt, desto mehr beginnt sie zu glauben, dass es in dieser Einrichtung nicht mit rechten Dingen zugeht. Irgendwann weiß Julka nicht mehr, was Realität und was nur auf ihre Einbildung zurückzuführen ist. Einige ihrer Freunde in der "Zweiten Chance" verändern sich auf erschreckende Art und Weise und manche von ihnen verschwinden einfach, Albträume und Halluzinationen nehmen immer mehr zu und lassen sie bald an ihrem Verstand zweifeln...
    Fazit: In der Serie spielen fast nur junge Darsteller, die ihre Sache gut machen, speziell Wawreniuk spielt hier recht überzeugend die junge amnesiegeplagte "Patientin". Die Mystery-Elemente werden erst relativ spät und geschickt in die Handlung eingebaut, vorher tappt man längere Zeit ziemlich im Dunkeln. Einige Fragen bleiben offen und man wird als Zuschauer auf völlig falsche Fährten geführt, die einem wiederum eine ganz andere Richtung zeigen, als diejenigen, bei denen man sich schließlich ganz sicher war (*kleiner Spoiler*: die Szene an der Tankstelle und der Hinweis auf eine Pandemie). Das Ende dieser Staffel schreit insofern förmlich nach einer Fortsetzung. Sehenswert!

    26
    • 2

      Was sollte "Le Manoir" ("The Mansion") bitteschön darstellen? Eine Parodie? Ein ultraschlechter Scary Movie-Verschnitt? (wobei Scary Movie (alle Teile) im Gegensatz zu diesem Streifen schon oscarreif sind). Für eine Horrorkomödie war er mMn total unwitzig, die Darsteller unterirdisch und Spannung und Horror gab's dort auch so gut wie nicht zu finden. Die Dialoge absolut nervtötend und die Auflösung war dann ebenso ein schlechter Witz. Die 2 Punkte gab's schweren Herzens von mir für den süßen Vierbeiner, die schöne Eule im Wald und die Erklärung für Taxidermie, dessen Bedeutung ich vorher wirklich nicht kannte. Meine Güte, dieser Film ist wirklich verschwendete Lebenszeit.

      22
      • 8 .5

        RIP William Hurt :(

        Du fehlst!

        25
        • 5 .5

          In der Netflix-Serie "Pieces of Her" (Ein Teil von ihr) nach der gleichnamigen Buchvorlage von Karin Slaughter wird das Leben von Laura Oliver (Toni Collette) und ihrer Tochter Andrea 'Andy' (Bella Heathcote) nach zwei brutalen Überfällen auf den Kopf gestellt. Laura tötet beim ersten Angriff den Amokläufer, um ihre Tochter zu schützen. Aber irgend jemand trachtet ihnen nach dem Leben und sie befinden sich von nun an auf der Flucht. Aber vor wem und was? Nach und nach erfährt Andy, dass ihre Mutter nicht die ist, die sie vorgibt, zu sein. Was geschah in Laura's früherem Leben. Welche schrecklichen Ereignisse fanden dort statt? Andy versucht nun, auf eigene Faust hinter die dunkle, mysteriöse Vergangenheit ihrer Mutter zu kommen und gerät dadurch in Lebensgefahr...
          Fazit: "Pieces of Her" hat eine sehr interessante Handlung, ist auch mitunter spannend inszeniert, jedoch hapert es in den letzten Folgen und die Spannung lässt nach aufgrund der Aufarbeitung von Laura's früherem Leben. Es ist zwar nachvollziehbar, dass der Zuschauer wissen will, warum das alles geschieht, aber die Vorgeschichte dazu plätschert manchesmal doch ziemlich zäh vor sich hin und hat einige Längen, die in den ersten Folgen dieser Staffel nicht zu spüren waren, was ich sehr schade finde. Anschauen kann man sich die Serie fast nur wegen der großartigen Toni Collette, die immer sehenswert ist und ihren Darstellungen eine eindringliche Glaubwürdigkeit verleiht, so auch in dieser Rolle der geheimnisvollen Laura. In weiteren Rollen: Terry O'Quinn, Joe Dempsie ('Game of Thrones') und David Wenham (Faramir aus 'Der Herr der Ringe'). Übrigens: ganz so übel wie meine Vorkommentatoren finde ich die Serie jetzt aber nicht.

          25
          • 8 .5
            Miss_Jupiter 23.02.2022, 15:37 Geändert 23.02.2022, 17:32
            über Misery

            Der Bestsellerautor Paul Sheldon (James Caan) gerät nach Fertigstellung seines neuesten Werks mit seinem Wagen in einen Schneesturm in der weit verzweigten Bergwelt Colorados. Nachdem er nach einem schlimmen Unfall schwer verletzt im Wrack des Autos eingeklemmt und bewusstlos ist, wird er von der ehemaligen Krankenschwester Annie Wilkes (Kathy Bates) gefunden, die ihn aus seiner hilflosen Lage befreit und ihn mit zu sich nach Hause nimmt. Sie lebt völlig alleine und zurückgezogen auf einer einsamen Farm, deren nächste Nachbarn Lichtjahre entfernt wohnen. Nachdem sie ihn halbwegs gesund gepflegt hat, er aber aufgrund seiner gebrochenen Beine weiterhin auf ihre Hilfe angewiesen ist und ansonsten nahezu vollkommen bewegungslos im Bett liegen muss, ergibt er sich erst mal dieser Situation. Annie entpuppt sich schließlich als besessene Psychopathin, outet sich als sein "größter Fan" und Paul findet sich nun leider in einer für ihn lebensbedrohlichen Lage wieder, ohne Hilfe von außen und aus der es wohl kein Entrinnen gibt...
            Fazit: Rob Reiner verfilmte 1990 sehr erfolgreich Stephen King's Roman "Sie" (im engl. "Misery"), er hält sich fast schon strikt an die Romanfassung (bis auf ganz wenige Ausnahmen), womit dieser Streifen mit zu einer der besten King-Verfilmungen zählt. Die böse Inszenierung tut ihr übriges dazu und auch die hervorragenden Darsteller (hier: Caan und Bates) tragen diesen Film. Fast schon kammerspielartig spielen sich die meisten Szenen im Krankenzimmer ab, in dem Paul Sheldon sich seinem Schicksal fügen muss, ob er will oder nicht. Die geniale Kathy Bates als Annie Wilkes bietet hier eine wunderbar schreckliche Performance dar, die seines/ihresgleichen sucht und wofür sie völlig zu Recht den Oscar erhalten hat. Die durchtriebene Freundlichkeit, die aus ihrem unnahbaren Gesicht hervorsticht, steht in starkem Kontrast zu ihren eiskalten abwesenden Augen, denen man schon in manchen Nahaufnahmen entnehmen kann, dass die Person bzw. das kranke Gehirn, das darin steckt, nichts Gutes im Sinn hat und mächtig gestört ist. Jede Mimik darin lässt einen die Gefährlichkeit und die schlimme Absicht dahinter nicht nur erahnen sondern man kann es sogar darin lesen und die ständige Bedrohung, die sie ihrem "Gast" zukommen lässt, bringt den Zuschauer dieses perfiden "Spiels" zum Frösteln. Man hält schon die Luft an, wenn sie vor Sheldon's Tür steht und gleich ins Zimmer kommen wird. Die unglaublich unangenehme Atmosphäre steigert sich nahezu ins Unerträgliche und die (An-)Spannung ist kaum noch auszuhalten. Auch nach Jahren immer noch sehenswert und faszinierend. Ein Film, der die Bezeichnung "Psycho-Thriller" wirklich und wahrhaftig verdient!

            39
            • 8

              Die ersten beiden Staffeln der kanadischen Serie "Slasher" haben mir nicht so gut gefallen, weswegen ich das Schauen dieser Serie eigentlich einstellen wollte. Habe dann aber doch die 3. Staffel (Solstice) gesehen und die ist richtig gut. Natürlich haben die Macher es vor allem darauf abgezielt, die Morde des "Druiden" besonders abartig darzustellen, was man schon im vorhinein erwarten konnte.
              Aber diese Staffel hat noch so viel mehr zu bieten, was man bei Serien dieses für Hartgesottene bestimmten Genres in dieser Art und Weise nicht erwarten würde. Sehr sozialkritische Töne und weitere Themenbereiche werden darin angesprochen, wie offen schwelender Rassismus, Flüchtlingsthematik, Armut, ablehnendes Verhalten gegenüber Homosexualität, Mobbing und Ausgrenzung, Social-Media-Wahnsinn, Voyeurismus und fast nebenbei noch ein überaus anspruchsvolles, zartes Coming-of-Age-Drama, das in die hauptsächlich sehr brutale Handlung und Inszenierung behutsam eingeflochten wird und krasse widersprüchliche Akzente setzt. Die durch die Bank weg sehr jungen Darsteller machen ihre Sache sehr gut und besonders Baraka Rahmani als Saadia ist hier zu nennen, die nach furchtbaren und traumatischen Kriegserlebnissen aus Afghanistan nach Kanada geflüchtet ist, auf ein besseres und schöneres Leben gehofft hat und sich leider mit großen Vorurteilen und auch Hass ihr gegenüber konfrontiert sieht. Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, muss sie auch noch Todesangst vor einem psychopathischen Serienkiller, genannt "The Druid" haben...
              Fazit: die 3. Staffel "Solstice" der "Slasher"-Reihe kann ich, nicht nur für Splatter-Fans, wärmstens empfehlen. Genial zusammengesetzt aus anspruchsvollem Drama, Thriller und hartem Horror, dessen Brutalität -wie oben schon erwähnt- durch die komplexen Thematiken abgemildert wird.

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              • 5 .5
                Miss_Jupiter 10.02.2022, 15:50 Geändert 10.02.2022, 16:33

                Vom Inhalt recht angetan, habe ich mir die deutsche Netflix-Produktion "Das Privileg - Die Auserwählten" angesehen.
                Was recht spannend klingt, entpuppt sich dann aber leider als aus Versatzstücken bekannter Horrorfilme, wie z.B. "Insidious", "Lights out" und diverser Verschwörungstheoretikermythen zusammengebasteltes "Werk", das von der Qualität dann doch zu wünschen übrig lässt. "Das Privileg" ist nicht unspannend und auch nicht langweilig und hat eine interessante Grundprämisse, jedoch lassen sich viele altbekannte Klischées darin wiederfinden, was manchmal schon recht ärgerlich und etwas nervig ist.
                So ewa die paar typischen jungen Leute, die mit coolen Sprüchen und stereotyp-behaftetem Gebaren immer und immer wieder in vielen Filmen dieses Genres auftauchen und mit reichlich gängigen, bekannten und inhaltsleeren Dialogen "auffallen". Auch in diesem Streifen wimmelt es von ihnen und macht vieles zunichte, was darin gut gemeint ist. Die übrigen Darsteller sind -wenn man so sagen darf- die üblichen "Verdächtigen", wie z.B. Roman Knizka, Nadeshda Brennicke und Horst Janson. Max Schimmelpfennig als Finn sticht da, -wie sollte es auch anders sein, natürlich als in der Vergangenheit traumatisierter Junge- noch ganz gut heraus und gibt sein Bestes in dieser unausgegorenen Mischung aus Horror, Mystery und Illuminati-ähnlichen Geheimbundaktionen. Von der Inszenierung her ist "Das Privileg" aber ganz ok.
                Fazit: kann man mal zwischendurch anschauen, aber für mehr als ein "Geht so" reicht es leider bei mir nicht.

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                • 6 .5

                  Die "Rear Window" ("Das Fenster zum Hof")-Thematik von Alfred Hitchcock ist schon oft in Filmen behandelt worden, mal mehr, mal weniger gut. Nun kommt noch eine Netflix-Miniserie, die genau in dieses Fahrwasser aufspringt. Was dabei herauskommt, ist eine ganz gute Mischung aus Suspense und Krimi. Zum Inhalt muss ich deswegen gar nichts mehr schreiben. Die Darsteller sind recht passabel, vor allem Kristen Bell als Hauptprotagonistin Anna spielt gut, man nimmt ihr die traumatisierte und tabletten- und alkoholabhängige Frau hundertprozentig ab. Wegen ihrer Süchte glaubt ihr zunächst auch niemand und diese stehen ihr mehr als einmal bei der Wahrheitsfindung im Wege...
                  Fazit: kann man einmal ganz gut schauen, die Folgen sind relativ kurz gehalten und man kann diese hintereinander ansehen. Dass einige Szenen oft an Soap-Niveau heranreichen, störte mich mehrmals, langweilig ist die Serie mit dem ultralangen Titel aber dennoch nicht. Die letzte Folge gab mir dann einen wtf-Moment, ist sie doch gespickt mit einer recht grenzwertigen Auflösung und passt so gar nicht zum Rest. Glenn Close hat am Schluss noch einen Kurzauftritt. Bewertung: 6.5 (ganz ok, nicht mehr, aber auch nicht weniger).

                  27
                  • 7 .5

                    Die letzten Folgen dieser Staffel können leider das hohe qualitativ sehr gute Niveau der ersten nicht mehr erreichen, sind aber dennoch immer noch sehr spannend und sehenswert. Die düstere Atmosphäre bleibt beibehalten, nur verzettelt sich "Archive 81" am Ende zu sehr in rationalsten Erklärungen für die Vorgänge, die dann dem Ganzen das geheimnisvolle und mysteriöse Grundfeeling ein wenig nehmen. Trotz alledem hat mir die Serie gefallen, aufgrund meiner letzten Ausführungen bleibe ich bei 7.5, ansonsten hätte es eine 8 von mir gegeben.

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                    • 7 .5

                      Bei Folge 5. Bin bis jetzt begeistert. Starke, unheimliche Atmo, verstörend, geht vor allem auf die Psyche, sehr mysteriös, klasse Darsteller und eine ziemlich gruselige und abgefahrene Soundkulisse sorgen dafür, dass man (bzw. in diesem Falle ich) immer weiter schauen will. Hat schon ein wenig Suchtpotential.

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                      • 7

                        Der spanische Mystery-/Horrorthriller "El páramo" (Die Einöde) von David Casademunt punktet vor allem mit seiner nahezu perfekten Atmosphäre. In erster Linie geht es im Laufe der Handlung um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die alleingelassen vom Familienvater, abgeschieden in einer unwirtlichen und von Kriegswirren umgebenen Gegend leben und nun verzweifelt um ihr Überleben kämpfen. Eine weitere, fast unsichtbare Gefahr geht von einer unheimlichen Kreatur aus, die die beiden erst subtil, dann immer spürbarer und offensichtlicher bedroht und angreift.
                        Im Laufe der Zeit und unter den gegebenen Umständen verändert sich das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn immer mehr, und Wahnsinn macht sich vor allem bei der Mutter bemerkbar. Der kleine Sohn Diego muss jetzt nicht nur die mysteriöse Gefahr von außen, sondern auch die von innen bekämpfen, und diese geht nicht von der Kreatur aus...
                        Fazit: gute Darsteller, besonders Inma Cuesta als Mutter Lucia und Asier Flores als Diego stechen hier heraus. Die beklemmenden Gefühle des Eingesperrtseins, der vollkommenen Abgeschiedenheit, Isolation und des absoluten Ausgeliefertseins werden in diesem Streifen wirklich authentisch und hervorragend übermittelt. Diego verwandelt sich vom sensiblen und feinfühligen Jungen in einen kämpferischen und zu allem entschlossenen Menschen, der in einer schier ausweglosen Situation über sich selbst hinauswächst und seine Mutter beschützen will. Der Horror in "El páramo" ist auf jeden Fall nicht so genau zu verorten, was dem Film sehr gut tut. Gruseliger Sound, unheimliche Geräusche, aber zwischendurch auch wunderschöne Bilder der unperfekten Einöde und deren Natur um das Haus sind hier passend eingesetzt. Mir hat er gefallen.

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                        • 7 .5
                          Miss_Jupiter 26.12.2021, 13:58 Geändert 26.12.2021, 14:04

                          Hervorragende und sehr zutreffende Analyse zu diesem Film von Wolfgang M. Schmitt Jun.

                          https://www.youtube.com/watch?v=qZIZUTYqyLc

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                          • 8
                            Miss_Jupiter 23.12.2021, 12:25 Geändert 23.12.2021, 16:15

                            In Maria Schrader's "Ich bin dein Mensch" lässt sich Wissenschaftlerin Alma (Maren Eggert) zu einem Experiment hinreißen und lebt für 3 Wochen mit dem Humanoiden Tom (Dan Stevens) zusammen. Die Erfahrungen, die Alma in dieser Zeit sammelt, verändern sie in ganz erheblicher Weise...
                            Fazit: Schrader hat ihre sanfte, charmante Sci-Fi-Romanze sehr humorvoll, aber auch durchaus mit ernsten Untertönen inszeniert. Das ganze ist wunderschön gefilmt, die Darsteller sind allesamt großartig, vor allem Eggert als Alma glänzt hier als ein in Sachen Gefühle und Liebe sehr verunsicherter und auch desillusionierter Mensch. Letzten Endes gelingt es Roboter Tom (Dan Stevens, ebenso großartig in seiner Rolle), dass Alma nochmals ihr bisheriges und auch ihr zukünftiges Leben überdenkt und wer schließlich das Wesen mit der emotionalsten Bandbreite ist, lässt sich eigentlich nie richtig erfassen. Maria Schrader gelingt hier eine fesselnde und sehr menschliche Studie über Beziehungsgeflechte, deren Protagonisten und ihr mysteriöses Seelenleben. Die Hauptdarstellerin ist hin- und hergerissen zwischen Rationalität, übertriebener Vernunft und dem Wunsch, den künstlichen Mann Tom an sich heranzulassen und zu binden. Ihre eigenen ambivalenten Gefühle lassen eine innige Nähe trotz aller Sympathie zunächst erst einmal nicht zu und sie steht sich selbst im Weg.
                            Starker deutscher Film mit einem tollen Soundtrack von Hans Zimmer und schönen Aufnahmen von und in Berlin, hier besonders im Pergamon-Museum. Er wird vollkommen zu recht als Anwärter auf einen Oscar gehandelt. In weiteren Nebenrollen: Sandra Hüller, Jürgen Tarrach, Hans Löw und Inga Busch. Empfehlenswert!

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                            • 8
                              Miss_Jupiter 13.12.2021, 09:18 Geändert 13.12.2021, 13:13

                              In Nora Fingscheidt's Drama "The Unforgivable" wird eine Frau von ihrer Vergangenheit heimgesucht.
                              Ruth Slater (Sandra Bullock) hat vor langer Zeit einen Polizisten erschossen. Dafür saß sie 20 Jahre im Gefängnis. Nach ihrer Haftentlassung wird das Leben für sie allerdings nicht einfacher, im Gegenteil. Ihre Mitmenschen begegnen ihr mit Argwohn, Misstrauen, offenem Hass und Ablehnung. Auch die Angehörigen des Erschossenen lassen sie nicht in Ruhe. Die Suche nach ihrer jüngeren Schwester erweist sich für Ruth als äußerst schwierig. Katherine (Aisling Franciosi) war zur Zeit der Gewalttat erst 5 Jahre alt und hatte alles hautnah miterlebt. Danach kam Ruth in Haft und Katherine wurde daraufhin adoptiert...
                              Fazit: "The Unforgivable" ist ein sehr emotionaler, bitterer und ernster Streifen, der mit einer genialen Sandra Bullock aufwartet. Bullock als Ruth Slater agiert mit strähnigem Haar und vollkommen ungeschminkt. Ihr Gesicht wirkt hart, wie eingefroren, starr, verhärmt und verbittert und man sieht ihm die langen Jahre der Haft an. Fingscheidt ("Systemsprenger") inszeniert ihr Drama ganz ohne Klischées und Hollywood-Schnickschnack, ungekünstelt und ohne Schönmalerei und geht mit dem nötigen Fingerspitzengefühl an dieses sensible Thema heran. Dass dies alles ohne Moralapostelfinger und Tränendrüsendrückerei auskommt, ist auch den guten Darstellern, allen voran natürlich Bullock, und der einfühlsamen Story zu verdanken, die mit viel Verständnis für beide Seiten aufwartet. Den Twist am Ende des Films kann man eventuell irgendwann im Laufe der Handlung voraussehen, schmälert aber nicht die Dramatik und Traurigkeit von "The Unforgivable". In weiteren Rollen: Jon Bernthal, Vincent d'Onofrio, Richard ("John-Boy Walton") Thomas und Viola Davis. Die vielen schlechten Bewertungen des Films kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Höchst empfehlenswert!

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                              • 8 .5

                                Die junge Fotografin Birgit Meier verschwindet im Sommer 1989 spurlos. Ist sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen, entführt worden oder hat sie einfach heimlich, still und leise ihr bisheriges Leben verlassen? Dies bleibt fast 30 Jahre lang ungeklärt. Die Familie von Birgit, ihr Mann Harald und ihre gemeinsame Tochter verzweifeln fast an der Ungewissheit. Bis nach dieser langen Zeit der Fall endlich wieder neu aufgerollt wird, ein sogenannter Cold Case...
                                Fazit: die Netflix-Serie "Dig Deeper - Das Verschwinden von Birgit Meier" ist eine sehr eindringliche, nahegehende und erschütternde Dokumentation eines mysteriösen Falles, der fast 3 Jahrzehnte im Dunkeln blieb und dank der Hartnäckigkeit des damaligen Leiters des Landeskriminalamtes Hamburg, Wolfgang Sielaff schließlich und endlich aufgeklärt werden konnte. Sielaff ist der Bruder der vermissten Birgit Meier. Dass auch Ehemann Harald sehr schnell in den Fokus der Verdächtigen gerät, ist der immer mehr um sich greifenden Hilflosigkeit der Ermittler geschuldet, die parallel mit einigen Serienmorden zu tun haben, und bald einen Täter präsentieren müssen. Dass die Morde in der Göhrde, einem Waldgebiet in Niedersachsen eventuell mit Meier's Verschwinden zu tun haben könnten, wird irgendwann aufgedeckt.
                                Die Angehörigen von Birgit Meier sind gezeichnet von einer Traurigkeit und inneren Leere, die bis heute anhält und diese Leere und Lücke kann nie mehr geschlossen und ausgefüllt werden. Die Arbeit der Ermittler und hier vor allem die von Sielaff werden besonders eindrücklich und bis ins kleinste Detail beschrieben. Dies macht "Dig Deeper" umso erschütternder, je mehr man der entsetzlichen Wahrheit nähergebracht wird, als einem schlussendlich lieb ist. *Kleiner Spoiler: Der englische Titel "Dig Deeper" (Grab tiefer) ist dann im Laufe der Episoden wortwörtlich zu nehmen. Überaus empfehlenswert!

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                                • 6 .5

                                  Der isländische Film "I remember you" besteht aus zwei Handlungssträngen. 3 junge Leute renovieren ein altes Haus, während in einer Kirche eine Frau erhängt aufgefunden wird. Der Arzt Freyr (Jóhannes Haukur Jóhannesson) hilft der örtlichen Polizei bei den Ermittlungen des Falls. Freyr durchlebt ein Trauma, da sein kleiner Sohn verschwunden ist und der aktuelle Fall auch mit dem mysteriösen Verschinden eines weiteren kleinen Jungen zu tun hat. Die beiden Handlungsstränge springen nun etliche Male hin und her und das nicht unbedingt vorhersehbare Ende hält einige Überraschungen parat...

                                  Fazit: "I remember you" ist ein Mystery-Thriller der dunklen Geheimnisse, der besonders durch die karg-derbe, aber wunderschöne Landschaft Islands und die doch recht gruselige, spannende Atmosphäre und Inszenierung getragen wird. Ganz gute Darsteller vermögen es, durch ihre Charaktere der Story und ihrem düsteren Inhalt den nötigen Ernst zu verleihen. Kleiner Spoiler: der weitere Verlauf bis zum Schluss des Streifens beinhaltet nicht unbedingt einen besonderen Twist, führt aber den Zuschauer des öfteren geschickt an der Nase herum, was dem Film ganz gut tut. Einmal ansehen und sich angenehm gruseln reicht dann aber auch.

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                                  • 8

                                    Die auf Stephen King's Kurzgeschichte "Jerusalem's Lot" basierende Serie "Chapelwaite" habe ich an einem Stück angeschaut. Sie hat für mich alles, was eine düstere, atmosphärisch dichte und auch ernsthafte Handlung überhaupt beinhalten kann. Da ich King's Geschichte gelesen habe und diese mir schon sehr gut gefallen hat, war es für mich natürlich ein absolutes "Muss", "Chapelwaite" zu sichten.
                                    In den 1850er Jahren zieht der verwitwete Charles Boone (Adrien Brody) mit seinen drei Kindern in ein riesiges Anwesen in Maine, das ihm sein verstorbener Cousin Stephen vererbt hat. In dem kleinen Ort Preacher's Corners sind die Boones nicht gern gesehen, denn auf der gesamten Familie scheint ein furchtbarer Fluch zu liegen, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es scheint, dass Charles Boone's Cousin und dessen Vater sowie auch schon deren Vorfahren einem uralten Buch huldigen, dessen Inhalt das Ende der Welt heraufbeschwört. Im kleinen, "gott"-verlassenen Nachbarort von Preachers Corners, in Jerusalem's Lot, wird Charles Boone auf das garstige Geheimnis seiner verfluchten Vorfahren stoßen, das auch seine Familie nicht verschonen wird...
                                    Fazit: Das einzige, was ich an "Chapelwaite" zu kritisieren habe, ist, dass mal wieder King's Vorlage Personen hinzugefügt und auch wieder weggelassen werden, die in der Story vorkommen oder eben nicht. Auch die Serienhandlung ist nicht hundertprozentig übereinstimmend mit der Geschichte von King. In "Jerusalem's Lot" z.B. hat Charles Boone keine Kinder, sondern einen treuen Gefährten, Calvin McCann, der in der Serie leider außen vor gelassen wird. Aber dies alles ist zu verschmerzen, weil die Serie an sich spannend und gruselig inszeniert und mit einem herausragenden Adrien Brody (als Charles Boone) besetzt ist. Die Vorgeschichte seiner mysteriösen Familie sowie die lange im Dunkeln liegende und undefinierbare Gefahr, die die Boones sowie deren unmittelbare Umgebung heimsucht, lässt Charles immer mehr in eine surreale Welt abdriften. Die oftmals alptraumhafte, dunkle und wahnsinnige (im besten Wortsinn) Geschichte ist gespickt mit dem damaligen fanatischen Puritanismus und auch Rassismus, den die Drehbuchautoren Peter und Jason Filardi punktgenau und realitätsnah in Szene gesetzt haben. Auch die übrigen Darsteller machen ihre Sache gut und die Verflechtung und "Annäherung" an die King'sche Fortsetzung "Salem's Lot" bzw. Parallelen, die in "Chapelwaite" dazu gezogen werden, könnten wohl auch serienmäßig sehr gut eine Fortsetzung dahingehend erfahren. Empfehlenswert mit sehr vielen Lovecraft'schen Anleihen. Nix für ungut, Stephen.

                                    "De Vermis Mysteriis..."

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                                    • 7
                                      über Tattoo

                                      Robert Schwentke's "Tattoo" ist ein sehr düsterer deutscher Psychothriller, der zum größten Teil durch die guten Darsteller getragen wird. Hier ist vor allem der großartige August Diehl zu nennen, der als frischgebackener Polizist Marc Schrader mit seinem Kollegen Minks (ebenso großartig: Christian Redl) einen Serienmörder dingfest machen will. Dieser Killer tötet tätowierte Menschen, um an deren wertvollsten "Schmuck" auf ihrer Haut zu gelangen. Die geheimnisvolle Maya (Nadeshda Brennicke) gibt Schrader bei der Suche nach dem Mörder viele Rätsel auf, scheint aber auch mehr zu wissen, als sie vorgibt...
                                      Fazit: ein dunkles, perverses und regnerisches Berlin umgibt die unangenehme und böse Handlung, in der die beiden Polizisten verzweifelt versuchen, den brutalen Killer zur Strecke zu bringen. Die Hauptstadt scheint vor abartigen Subjekten nur so zu wimmeln und die wenigen "normalen" und vernünftigen Menschen sind dort in der Minderheit. Die stets düstere, beklemmende und kalte Atmosphäre passt zur Story, die ein wenig an "The Silence of the Lambs" erinnert, an die Klasse und Genialität dieses Meisterwerks jedoch nicht annähernd herankommt. Trotzdem nach Jahren der Erstsichtung für mich immer noch sehenswert.

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                                      • 7

                                        Fünf College-Absolventen wollen ihren Abschluss in einer Waldhütte feiern. Dazu kommen sie aber leider nicht, weil ein fleischfressendes Bakterium (der Wirt erscheint in Form eines kranken Mannes, der an ihre Türe klopft) die Freunde befällt und das Leben einiger von ihnen recht unschön beendet...
                                        Fazit: Eli Roth's "Cabin Fever" ist ein Horrorfilm, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt, zwar für spannungsreiche und auch recht eklige Szenen sorgt, aber ansonsten auf eine bizarre, skurrile und mit schwarzem absurdem Humor gespickte Handlung setzt. Die fünf Freunde treffen auf verbohrte Hinterwäldler, die vordergründig harmlos erscheinen, aber in Wahrheit gefährlicher sind als das Bakterium. Manchmal blitzt in einigen Szenen David Lynch's Serie "Twin Peaks" durch, und der -vorher schon genannte- vollkommen abgedrehte und widersinnige Humor findet sich meistens beim jungen Deputy Winston (klasse: Giuseppe Andrews) und den merkwürdigen Dorfbewohnern und deren noch seltsameren Kindern, Stichworte Pancakes und Mundharmonika. Die Darsteller sind durch die Bank weg recht gut, zwar keine Sympathieträger, aber sie hauchen ihren Rollen die nötige Ernsthaftigkeit ein, sind aber auch in der Lage, den Zuschauer zum Lachen zu bringen, was beim Inhalt dieses Streifens eigentlich gar nicht geboten scheint. Aber Eli Roth schafft es oft in seinen Filmen (und auch in seinen Rollen: z.B. als Bärenjude in "Inglorious Basterds"), tiefschwarzen Humor recht wirkungsvoll einzusetzen. Habe "Cabin Fever" vor kurzem nochmal gesehen und wurde nicht enttäuscht, die Fortsetzungen kann man aber getrost in die Tonne kloppen.

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                                        • 7 .5

                                          Die zwischen Dänemark und Deutschland liegende Nordsee-Insel Sløborn wird von einem tödlichen Virus heimgesucht, eingeschleppt durch ein Segelboot, auf dem zwei Leichen gefunden werden. Innerhalb kürzester Zeit verbreitet sich das Virus, genannt Taubengrippe, auf der gesamten Insel und dezimiert nach und nach deren Bewohner. Die 15jährige schwangere Evelin, der in der Schule gemobbte Herm sowie der Däne Magnus, der auf der Insel straffällig gewordene Jugendliche betreut, versuchen, in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren...
                                          Fazit: Nicht ganz frei von Klischees, aber dennoch realistisch und spannend inszeniert, zeichnet Christian Alvart's "Sløborn" ein bedrückend erschreckendes Bild einer furchtbaren Pandemie, die vor dem Hintergrund von Corona nochmal einen ganz besonderen und furchtbaren Stellenwert erhält. Die in dieser Serie ganz und gar unsichtbare und heillos überforderte Regierung schickt die Bundeswehr auf die Insel, um der chaotischen Lage Herr zu werden. Diese reagiert aus Hilflosigkeit oftmals dermaßen brutal, dass ein Großteil der in die Enge getriebene Bevölkerung sich diese Behandlung nicht mehr länger gefallen lassen will. Die Evakuierung der Menschen von der Insel gestaltet sich deswegen als äußerst schwierig. Das fiktive Virus der Serie ist weitaus schlimmer und auch tödlicher als Covid19, die Infizierung erfolgt rasend schnell, jedoch fragt man sich beim Anschauen von "Sløborn", ob vieles dort Gezeigte sich vielleicht in einer fast ausweglosen und bedrohlichen Lage nicht genau so in der Realität ereignen würde. Diese Gedankengänge ließen mich sehr nachdenklich zurück. Auch auf den Aspekt der im Internet weit verbreiteten "Lügen" über diese (in der Serie) Pandemie wird der Fokus gelegt, entsprechen diese Verschwörungstheorien nicht doch der Wahrheit? In "Sløborn" hinterfragen genau das nicht wenige reichsbürgerähnliche Subjekte. Insofern ist die Serie zermürbend aktuell. Die guten Darsteller (Emily Kusche als Evelin, Wotan Wilke Möhring als Evelin's Vater, Roland Møller als Magnus, Annika Kuhl, Laura Tonke, Adrian Grünewald als Herm und der geniale Alexander Scheer als verpeilter und drogensüchtiger Schriftsteller Nikolai Wagner, der an einer Schreibblockade leidet und auf der Insel gestrandet ist) runden das gute Ganze ab. Die deutsch-dänische Produktion ist auf jeden Fall sehr sehens- und empfehlenswert!

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                                          • 9
                                            Miss_Jupiter 06.10.2021, 09:53 Geändert 06.10.2021, 12:42
                                            über Dune

                                            "Dune", ein bomastisches, visuell beeindruckendes und betörendes Meisterwerk entführt den Zuschauer in ein Universum, in dem gigantische Wüstenlandschaften, Weiten und unglaubliche Entfernungen dem Gehirn und den Sehnerven keine Atempause gönnen. Der menschenfeindliche Planet Arrakis besitzt das überlebenswichtige und von den verfeindeten Adelshäusern Atreides und Harkonnen heftig umworbene "Spice", eine bewusstseinserweiternde Droge, von der die weitere Existenz abhängt. Paul Atreides (Timothée Chalamet), Sohn des Herzogs Leto Atreides (Oscar Isaac), wird von Visionen des Planeten und dessen Bewohnern, den Fremen, heimgesucht. Ist er womöglich der von den Fremen herbeigesehnte "Messias" oder Heilsbringer? Von Selbstzweifeln geplagt, begibt sich Paul auf eine gefährliche Reise...

                                            Denis Villeneuve's Inszenierung des Frank Herbert-Romans (Part One) besticht durch eine herausragende und atemberaubende Inszenierung. Es ist nicht unbedingt die Handlung in fernen Galaxien, die gefangennimmt, sondern die Thematik, die hinter der Geschichte steckt und die auch für unseren eigenen Planeten immer und immer wieder gilt. Kriege, Ausbeutung endlicher Ressourcen, an Wahnsinn grenzender bzw. grenzenloser Egoismus, Gier, Religion, Hass, Menschenrechte, Imperialismus, Fanatismus, ökologische und ökonomische Gefahren und Versklavung sind nur einige der Bereiche, die hier zu nennen sind und die Villeneuve nicht nur vage, sondern ganz offen in den Streifen integriert hat. Die bizarren und optisch brillianten Welten geben nur einen Bruchteil dessen wieder, was noch so alles hinter gigantischen Mauern und Landschaften verborgen ist und bleibt. Die Jagd nach dem "Spice" lässt einige der Protagonisten rücksichtslos über Leichen gehen, zu Verrätern werden und die kalte, düstere und beklemmende Atmosphäre legt sich wie ein Nebel über die Szenerie. Villeneuve hat dem Planeten Arrakis, seinen Bewohnern und den Gebäuden einen sehr orientalischen Anstrich verliehen, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Hans Zimmer hat hier einen fantastischen und passenden Soundtrack abgeliefert und einige Szenen haben mich doch sehr an Einstellungen in "Blade Runner 2049" (auch von Villeneuve) erinnert. Die Darsteller gehen manchmal ob der genialen Bildsprache und Inszenierung des Films etwas unter, trotzdem machen sie ihre Sache sehr gut, vor allem Timothée Chalamet als Paul Atreides spielt hier sehr verletzlich, aber gleichzeitig auch willensstark und von Hoffnung angetrieben. In weiteren Rollen Rebecca Ferguson als Jessica (Paul's Mutter), Jason Momoa, Josh Brolin, Stellan Skarsgård als Baron Harkonnen und Javier Bardem. Wer auf anspruchsvolle und intelligente Sci-Fi-Streifen steht, die sehr philosophisch angehaucht sind, nach dem Sinn hinter allem suchen und viel Spielraum für Interpretationen bieten, ist hier bestens aufgehoben. Überaus sehens- und empfehlenswert!

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                                            • 6 .5

                                              Mike Flanagan's "Midnight Mass" ist grundsätzlich keine schlechte Serie und auch relativ anspruchsvoll, aber die vielen unglaublich dialog- und monologlastigen Szenen, die sie durchziehen, sind schon recht gewöhnungsbedürftig. Der Inhalt in Kurzform: Riley Flynn (Zach Gilford) kehrt nach einer längeren Haftstrafe zurück in seinen Heimatort Crockett Island, eine winzige Insel mit nur wenigen Einwohnern. Desillusioniert stellt er fest, dass sich dort wohl nicht viel verändert hat. Die Menschen sind nach wie vor übertrieben religiös und halten von der "Außenwelt" recht wenig, es gibt aber auch Ausnahmen wie z.B. Erin Greene (Kate Siegel) oder auch die Ärztin Sara Gunning (Annabeth Gish), die liebend gerne von dort wegwollen. Die Ankunft des mysteriösen jungen Priesters Father Paul (Hamish Linklater), der als Vertretung für Monsignor Pruitt geschickt wurde, stellt das Leben der Inselbewohner in kurzer Zeit völlig auf den Kopf und merk- und denkwürdige Ereignisse verändern so nach und nach alles und jeden...
                                              Fazit: "Midnight Mass" ist -wie z.B. "The Haunting of Hill House" (ebenfalls von Flanagan) eine unheimliche Serie, die nach und nach ihr Geheimnis offenbart, wobei dann doch die Dramaelemente überwiegen und wirklicher Horror nicht so recht aufkommen will. Der Fokus wird überdeutlich auf die Protagonisten und ihre Schicksale gelegt und die vielen und langen Gespräche zwischen ihnen erinnern stellenweise an ein überlanges Theaterstück, welches ab und an durch unheimliche Vorkommnisse "unterbrochen" wird. Ich habe der Miniserie dennoch eine Chance gegeben und sie bis zum Ende geschaut, da ich die Thematik dahinter besonders interessant fand, nämlich falsch verstandene und interpretierte Religiosität, die in Fanatismus ausartet und die ihre "Schäfchen" einer Gehirnwäsche unterzieht, die den noch verbliebenen gesunden Menschenverstand vollständig ausschaltet. Der subtile Horror, der auf leisen Sohlen zwischendurch daherkommt, ist dann schon mehr eine willkommene Abwechslung zwischen all den Dialogen, die auf den Zuschauer einprasseln und ihm schon viel an Aufmerksamkeit abverlangen. Von mir daher eine 6,5, (nur bedingt sehenswert), auch wegen der recht guten Darsteller, allen voran Hamish Linklater als ambivalenter Priester, der zwischen Pflicht, Gehorsam, Menschen- und Nächstenliebe und einer neuen "Form" des Glaubens hin- und hergerissen ist. An "The Haunting of Hill House" kommt die Serie leider nicht ganz heran, deswegen die niedrigere Punktzahl. Ein wenig schade, trotzdem kann man sie sich anschauen, wenn man genug Geduld für theater- und kammerspielartige Szenen aufbringt und diese auch schätzt.

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                                              • 7
                                                Miss_Jupiter 02.10.2021, 17:24 Geändert 02.10.2021, 17:30

                                                Der Thriller "The Guilty" von Antoine Fuqua ist das US-Remake des gleichnamigen dänischen Streifens von Gustav Möller von 2018. In diesem kammerspielartigen Film stellt Jake Gyllenhaal den Polizisten Joe Baylor dar, der in den Innendienst einer Notrufzentrale versetzt wurde, da gegen ihn ein Gerichtsverfahren läuft.
                                                Während seines Dienstes ruft ihn die verzweifelte Emily (Riley Keough) an, die vermutlich das Opfer einer Entführung geworden ist und sich in einem Van befindet. Joe versucht mit allen Mitteln, sie zu finden und ihr zu helfen. Nicht nur Emily ist in Gefahr, sondern wohl auch ihre beiden Kinder sind in einer lebensbedrohlichen Lage...
                                                Fazit: "The Guilty" lebt einzig und allein vom großartigen Schauspiel von Gyllenhaal, in dessen Gesicht man jede Nuance verschiedenster Gefühlsregungen ablesen kann, die zu jeder einzelnen Situation passen. Denn seine "Gegenüber" sind nicht zu sehen, sondern er kann nur ihre Stimmen hören und hierüber versuchen, die Gefahrenlage abzuschätzen und die Emotionen der Personen zu ergründen, zu erfassen und einzuordnen, was sich für ihn als sehr schwierig erweist. Obwohl sich der Streifen hauptsächlich in der Notrufzentrale abspielt, wird hier eine konstante Spannung aufgebaut und bis zum Ende hin gehalten und der "Fall" stellt sich schließlich nicht als das heraus, was Joe bisher geglaubt hatte. Auch seine eigene schreckliche Vorgeschichte stellt sich ihm immer wieder in den Weg und bringt seine schon angeknackste psychisch schlechte Verfassung in bedrohlichem Ausmaße in eine mächtige Schieflage, der er sich fast nicht mehr entziehen kann. In weiteren "Nebenrollen" sind Paul Dano, Ethan Hawke und Peter Sarsgaard zu "sehen". Anspruchsvoll und sehenswert, trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Kammerspielcharakters.
                                                Einen Vergleich zum dänischen Original kann ich leider nicht ziehen, da ich dieses bis jetzt noch nicht gesehen habe. Hole ich aber nach.

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                                                • 5 .5
                                                  Miss_Jupiter 11.09.2021, 11:37 Geändert 11.09.2021, 17:22
                                                  über Prey

                                                  Der in der sächsischen Schweiz im wunderschönen Elbsandsteingebirge gedrehte deutsche Thriller "Prey" von Thomas Sieben liefert nichts wirklich Neues in diesem Genre, bemüht sich aber, über die gesamte Laufzeit hinweg durchweg spannend zu sein.
                                                  5 Freunde (u.a. Hanno Koffler) feiern den Junggesellenabschied von Roman (David Kross, "Der Vorleser") und begeben sich auf eine Wandertour durch die Wälder. Wie aus dem Nichts wird auf sie geschossen. Sie vermuten, ein Jäger hätte unabsichtlich auf sie gezielt. Der unsichtbare Schütze aber lässt nicht locker und verletzt einen von ihnen. Die jungen Männer müssen von nun an um ihr Leben fürchten und begeben sich auf ihrer Flucht vor dem Täter immer tiefer in die riesigen Wälder hinein...
                                                  Fazit: Die recht guten Darsteller bringen die Verzweiflung der Gejagten gut rüber. Die Inszenierung geht auch ok und die großartigen Naturaufnahmen in dieser grandiosen Gegend sind nahezu überwältigend. Was mich immer wieder stört, sind die manchesmal verpeilten Aktionen der Akteure, mehrere Logiklöcher und das private Geplänkel, das in Rückblenden versucht, den Zuschauer in die Irre und auf falsche Fährten zu locken oder aber auch einen "hohen Anspruch" vorzugaukeln, was aber misslingt. Des Rätsels Lösung wird leider auch viel zu schnell preisgegeben. Im großen und ganzen kann man ihn sich ansehen, aber einmal reicht vollkommen. Deswegen von mir nur ein "Geht so".

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                                                  • 8 .5

                                                    "Clickbait" ist eine hochemotionale, spannende und hervorragende US-Serie aus dem Hause Netflix. Der bislang unbescholtene Familienvater Nick Brewer (Adrian Grenier) wird eines Tages entführt und taucht dann in einem Video im Netz wieder auf. Er ist verletzt und hebt Schilder hoch mit Aufschriften wie: "I abuse women". Falls das Video 5 Mio. Klicks erzielt, muss er sterben. Seine Familie und die Polizei stehen vor einem Rätsel. Nick's Schwester Pia (Zoe Kazan) und seine Frau Sophie (Betty Gabriel) versuchen alles, um erstens: Nick zu finden und zweitens: das Geheimnis der mysteriösen Schilderbotschaften zu lüften...

                                                    Fazit: "Clickbait" habe ich in einem Stück angeschaut, da die Serie unglaublich stark und fesselnd inszeniert ist, bis zum Schluss eine geheimnisvolle Atmosphäre bietet und die Darsteller durchweg großartig sind, allen voran die geniale Betty Gabriel ("Get out") als Nick's Ehefrau und die höchst eigenwillige und trotzige Schwester Pia (Kazan), die nicht locker lassen und wissen wollen, wer hinter diesem Verbrechen steckt. Dass sich im Laufe der Handlung herausstellt, dass Nick wohl nicht derjenige ist, der er vorgibt zu sein, lässt sein Umfeld und vor allem seine Familie ratlos und verzweifelt zurück. Sie sieht sich zunehmend Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt, da in der heutigen digitalisierten Welt viele Menschen allem glauben und vertrauen, was im Internet preisgegeben wird. Diese fatale Entwicklung bekommt die Familie Brewer nun auf unangenehme Weise zu spüren. Die Auflösung des "Rätsels" kommt vollkommen unerwartet und ist etwas, mit dem man nicht im mindesten gerechnet hätte. Sehr sehenswert!

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