Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
[...] Joseph Gordon-Levitt ist bestechend als detektivischer Loner, dessen abgebrühte Eloquenz ihn nicht vor herben Faustschlägen bewahrt: „Your muscle seemed plenty cool putting his fist in my head. I want him out.“. Wenn sich diese Gestalten weder mit Hut und hochgezogenem Kragen, noch ausschließlich bei schwüler Nacht umher treiben, dann scheint ganz nebenbei auch bewiesen, dass Film Noir alles, nur kein Genre bezeichnet. Das Drehbuch verschachtelt die für sich genommen banalen Ereignisse zu einem cleveren, undurchschaubaren Komplott, und reichert sie mit einigen bemerkenswerten, ebenso ausgeklügelten wie doppelbödigen Dialogen an, die zu keiner Zeit aufgesetzt wirken. "Brick" hätte dabei leicht zu einer bloßen Spielerei verkommen können – doch unter Johnsons sicherer Hand belebt er den schwarzen Film wie kein zweiter. [...]
[...] Unabhängig davon überzeugt "28 Weeks Later" immer dann, wenn er sich ganz seiner gradlinigen Geschichte, die in der zweiten Hälfte etwas zu starken Road Movie-Charakter erhält, verpflichtet. Auch wenn im Mittelpunkt zwei Kinder stehen, was fürs Zombiefilmgenre eher untypisch und auch nicht besonders sinnvoll ist, da sie den Handlungsfluss durch unsouveränes Verhalten blockieren, bleibt der Film spannend. Völlig daneben ging allerdings die Idee, den infizierten Vater der beiden als eine Art Motiv durch den Film wandern zu lassen: Dieser taucht immer wieder an den verschiedensten Plätzen auf, ohne dass dies irgendeine nachvollziehbare Bedeutung haben würde. Störend und nicht grundlos werden nicht wenige den inflationären Einsatz verwackelter Digitalbilder empfinden, da der Film dem Irrglauben untersteht, Dynamik durch möglichst undeutliche und schnell geschnittene Bildkompositionen zu erzeugen. Diesen Umstand weiß lediglich die teilweise elektrisierende Mischung aus extremer Gewalt und der bereits erwähnten, treibenden und sehr wirkungsvollen Musik von John Murphy zu kaschieren. Ansonsten bleibt "28 Weeks Later" irgendwo stecken zwischen Retro-Hommage und stilistischer Neujustierung, kein schlechter Film, aber das Warten auf den neuen Romero kann auch er nicht verkürzen.
[...] Spätestens hier jedoch – zuvor war "Atonement" zwar geschickt, aber auch recht belanglos – bricht der Film ein. Der große Krieg nach dem kleinen Liebesdrama überfordert Wright, das übersteigt die Fähigkeit des Films, wirkt fremd, nicht gekonnt und zusehends langatmig. Es fällt schwer der bis dato zweigeteilten Romanze zu folgen, weder wurde McAvoys Figur ausreichend Raum zugesprochen, als diese gleich die Hauptlast der Erzählung zu tragen vermag, noch können die parallel eingestreuten Herzschmerzblicke der Knightley für nachvollziehbare Herbstromantik sorgen. Ganz deutlich pendelt der Film hier im nirgendwo, weiß offenbar nicht wohin die Reise gehen soll und bleibt aufgrund seiner blassen Charaktere und dem kaum entwickelten Figurendreieck Briony-Cecilia-Robbie ohne Belang – trotz vielen hübschen inszenatorischen Einfällen, beispielsweise der immer wieder unterschiedlichen Variation des Schreibmaschinentippens, simuliert mal als Geräusch eines Zuges, dann wieder als anknipsende Lampen eines langen Flurs. [...]
[...] In "Sherlock Holmes" geht es, worum es in allen Ritchie-Filmen geht: Um lustige Späße mit lustigen Kerlen. Dieses Mal in einem vergangenen Jahrhundert, aber immer noch in England und immer noch mit viel unverständlichem Gebrabbel. Der Film pflegt, selbstverständlich und erwartungsgemäß und auch leider, mit der eigentlichen Holmes-Figur nur noch eine Namensverwandtschaft, die eigentlichen Wesenszüge des analytischen Ermittlersnobs, der, wenn ihm die Kultiviertheit zu Kopfe zu steigen droht, gern zur Geige greift, werden massenkompatibel und drastisch reduziert. Auf, natürlich, ordentlich Gekloppe (Ritchie ist ein verlässlicher Regisseur), und dem Nachstehlen einer schönen Frau (die ihm in der Vorlage nicht einmal ein müdes Lächeln entlockt hätte). Holmes, der Womanizer. [...]
[...] Denn, hier dürfen die Coen-Brüder ganz die alten sein, spinnen sie Zusammenhänge nach der ihnen eigenen Logik: In freien Parallelmontagen erzeugen sie kuriose Spannungsverhältnisse, während sie die eigentliche Erzählung gern für ausschweifende Intermezzi verlassen. Das ergibt hier indes einen Gesamtsinn, denn man erfährt viel über die Figuren und die kleine seltsame Welt, in der dieser Film verortet ist. Das hat einen ganz eigenwilligen Charme und ist trotz seiner gelegentlichen Zähheit und Coen-typischen Humordialektik um einiges interessanter als die rein filmtechnischen Spielereien Marke "No Country for Old Men".
Thematisch und visuell ebenso stark überfrachtete wie zunehmend uninteressante Adaption der tiefsinnigen Superheldenreflexion Alan Moores, bei der Zack Snyder mitunter eindrucksvoll die Bilder der Vorlage verknüpft, ohne jedoch jemals eine gedankliche, erzählerische oder einheitliche Ordnung herzustellen. Sichtlich überfordert von der Komplexität des Comics weicht der Film den mitunter kritischen und offensiven Referenzen an die Comicgeschichte aus und verfällt in protzige Popkulturverweise, die stets falsche Verbindungen knüpfen: Die Haltung der Vorlage zum Superhelden als fragwürdiges Popphänomen gerinnt bei Snyder durch schmucke Ohrwürmer und infantile Filmzitate zum Gegenteil – seine Watchmen sollen als konventionelle Identifikationsfiguren taugen. Dem fügen sich ansehnliche, den Mainstream-Gewohnheiten zuspielende Action- und Härteeinlagen, die den philosophischen Fragen des Comics nur noch einen banalen Verhandlungsraum lassen, den Snyder in Dialogen zu finden glaubt, die so redundant wie ungelenk wirken. Ein an der filmischen und konventionellen Form gescheitertes Projekt, dem es gehörig an intellektuellem Willen fehlt.
Erstsichtung:
http://psycho-rajko.blogspot.de/2009/12/kino-avatar.html
Zweitsichtung:
http://psycho-rajko.blogspot.de/2010/06/zuletzt-gesehen-avatar.html
[...] „Küss den Frosch“ ideologisch durch die Mangel zu nehmen, erscheint bei einem Traditionsunternehmen überholter Wertvorstellungen wie Disney gewiss müßig. So gewinnt der Film weder durch seine erstmalige Besetzung einer schwarzen Prinzessin in der Hauptrolle, wie er durch den hinreichenden Gebrauch entsprechender Südstaatenklischees verlieren mag. Er ist schlicht als vergnügliche Einladung zu nostalgischen Erinnerungen zu verstehen: Ganz offensiv knüpft der Film an die Magic Moments der Disney-Geschichte an, mit einer wundervollen Jazz-Musik von Randy Newman. [...]
[...] Ansonsten bleibt alles beim Alten: Große Veränderungen sind bekanntlich Franchise-Killer, und die Variation des ewig Gleichen ist ein Grundprinzip postmoderner Horrorserien. Insofern wechseln sich auch in "Saw VI" bluttriefende Goreeinlagen, die in der deutschen Kinofassung zumindest noch unberührt blieben, wirr konstruierte Rückblenden und sinnfrei erklärte Handlungsmotive beliebig ab. Das ist trotz des Erfolges noch immer erstaunlich minderwertig produziert und inszeniert, aber nach wie vor leidlich unterhaltsam. [...]
Krass, dass Jennifer Rostock es auf den Soundtrack geschafft haben. Ich war nach SUPERMASSIVE BLACK HOLE in "Twilight" ja schwer enttäuscht, dass Muse dieses Mal im Film nur kurz angespielt werden.
[...] Und bestimmt, es ist ein Leichtes, dieses kurios erfolgreiche Phänomen (die Einspielergebnisse sprechen für sich) mit Sarkasmus und böswilliger Ironie nicht ernst zu nehmen. Doch die beiden „Twilight“-Filme, so banal sie vermitteln, so ideologisch sie gestrickt sein mögen, so überraschend schlecht sie inszeniert, getrickst und bebildert sind, treffen ganz offensichtlich einen Publikumsnerv. Es ist nicht die schlechteste Unterhaltung des Kinojahres, und gewiss ist es auch kein so dummdreister Film wie, sagen wir, zum Beispiel einer über kämpfende Riesenroboter aus dem Weltall. [...]
Habe mal an der Umfrage teilgenommen.
Zum Film: Verschenkt.
[...] Vorlagengenaue Adaption der berühmten Weihnachtsgeschichte, deren Potenzial durch die grausige Animation immer wieder erfolgreich verschenkt wird. Jim Carrey und die weihnachtliche Musik Alan Silvestris überzeugen, doch Robert Zemeckis kann auch in seinem dritten Motion-Capture-Spektakel keine überzeugenden Argumente für die hölzerne Technik vorbringen. Und wirkliche Weihnachtsstimmung möchte Anfang November auch noch nicht aufkommen.
Für den dritten und mit relativer Sicherheit auch letzten Film der Serie nahm der Drehbuchautor der Vorgänger, David S. Goyer, das Zepter selbst in die Hand. Leider verschenkt der Film seinen Antagonisten, immerhin Dracula himself, grandios blöd und verlässt sich gänzlich auf die kaum vorhandene Coolness der sexy Blutsauger, die er mit einer abgestandenen, Filter durchtränkten Videoclipästhetik ins Bild setzt. Das berechenbare Casting von Ryan Renolds und Jessica Biel als Blickfang fürs Zielpublikum generiert dabei ebenso wenig Mehrwert für die dünnschichtige Handlung wie der Verzicht auf ideenreiche Actionchoreographien. "Blade: Trinity" ist dabei endgültig solide stupide Unterhaltung, die in ihrem grenzenlosen Sexismus die üblichen Strategien des Genres bemüht.
Erst die Fortsetzung schöpft das zugegeben überschaubare Potential des Comichelden aus: In Guillermo del Toros "Blade"-Interpretation liegt der Schwerpunkt weniger bei den männlichen Fähigkeiten seiner Titelfigur, als auf einer komplexen Beziehungsstruktur seiner Gegner. Wie auch später in "Hellboy II" inszeniert del Toro die Bösewichte als durch familiäre Dysfunktionen gebrandmarkte, ambivalente Kreaturen, die er mit seiner leidenschaftlichen Vorliebe für phantastische Bildentwürfe ideen- und liebevoll in Szene setzt. Die Entscheidung, Blade eine Reihe von Kriegern zur Seite zu stellen, die eigentlich im Lager seiner ärgsten Feinde zu verorten sind, bietet dem Film dramaturgisch zudem ausreichend Entfaltungsraum und macht das Sequel zum spannenden Höhepunkt der Trilogie – trotz diverser Zugeständnisse an die Vorgaben des Vorgängers, darunter ausgedehnte Martial-Art-Kämpfe mit hippen Electrobeats zu unterlegen.
Noch vor dem jüngsten Adaptionsboom populärer Comichelden packte Stephen Norrington den mittlerweile chronisch unterbeschäftigten Wesley Snapes in Lack und Leder, um ihn als Daywalker Blade gegen hungrige Großstadtvampire ins Feld ziehen zu lassen. Diese versteht der Film als nimmermüdes Partyvolk, das sich im Drogen- und Sexrausch seinen ständigen Lustfantasien hingibt. "Blade" ist physisches Actionkino, das vor allem daran interessiert ist, den männlichen Körper als alle (erotischen) Bedrohungen bewältigendes Machtinstrument zu inszenieren. Tiefschürfendes über das Leben als Vampir oder die in Ansätzen verhandelte rassistische Kultur der Blutsauger vernachlässigt der überlange Film großzügig zugunsten schlecht gealterter CG-Einlagen und einer weitestgehend unterhaltsamen, wenn auch bemerkenswert dümmlichen Handlung.
"Bisschen" komische Auswahl... mein Favorit wäre A NIGHTMARE ON ELM STREET.
[...] Genüsslich tritt "Orphan" die Klischees des Genres breit, verteilt eindeutige Identifikationsangebote und manipuliert seine Handlung für durchsichtige Spannungsmomente: Hysterische Mutter vs. ungläubigem Ehemann, ein braves Adoptivkind, das selbst noch den offensichtlichsten Mord makellos zu vertuschen versteht und eine dramaturgische Schraube, die sich erst dann löst, wenn das Grauen nicht mehr aufzuhalten ist. Es sind die unverzichtbaren Zutaten aus der Mottenkiste: Doch lange hat sie kein Film mehr so clever bemüht, lange nicht mehr so effektiv für sich zu nutzen gewusst. Die Erzähllethargie und der Einsatz altmodischer Regieeinfälle wirken nun geradezu erfrischend in Zeiten ständiger Neuauflagen oder Remakes vom Fließband. [...]
Eine weitere flott inszenierte Tragikomödie über die so genannte Generation X, in der drei Studenten ihre sexuellen (Zu)Neigungen in einem College erforschen. Das Gefühlswirrwarr produziert dabei verschiedene Konstellationen, bis Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin und Josh Charles es schließlich zu dritt treiben. Da ist der Film dann auch schon wieder vorbei und hat in 90 fürchterlich belanglosen Minuten eine Handvoll dümmlicher Witze und ein, zwei oberflächliche Fragen nach Identität und sexueller Zugehörigkeit in den Raum geworfen – jeden Anflug von Ernsthaftigkeit kommentiert Regisseur Andrew Fleming indes mit albernem Zynismus, während er in Schlüsselmomenten nicht den Mut zu einer gelösten Darstellung aufzubringen bereit ist. Ein schrecklich pubertärer Teenfilm, der sich offenbar sehr erwachsen vorkommt.
"The voice you hear is not my speaking voice, but my mind's voice." – Es sind die ersten und bis kurz vor Schluss auch letzten Worte, die wir die Protagonistin in "The Piano" sprechen hören. Denken hören. Verstehen lernen. Jane Campion findet für ihren Film einen anderen Ausdruck, eine andere Sprache: Über die Klänge eines Pianos, Berührungen, Blicke, über eine bis ins Detail feine Bildsprache vermittelt sie Emotionen in diesem stillen Melodram, das in seiner einzigartigen Bild- und Klangkonzeption die simple Handlung weit übersteigt. Ein gefühlvoller, bewegender und intensiver Film, der seine Themen mindestens so feinfühlig wie akkurat verhandelt und dabei auch von den großartigen Leistungen seiner Schauspieler, allen voran Harvey Keitel, lebt.
Quentin Tarantinos zweite Regiearbeit nach "Reservoir Dogs", die mit ihrer Vorliebe für Gangster- und Heist-Motive sowie einer zeitlich zerstückelten Handlung erneut sichtlich von Kubricks "The Killing" beeinflusst scheint. Wesentlich präziser als im Vorgänger konzentriert sich Tarantino jedoch auf bizarre Figurentypen und absurde Nonsensdialoge, die in ihrer profanen Detailliertheit ebenso faszinieren wie amüsieren. In seinem bereits im Titel aufrichtig verdeutlichten Selbstverständnis ist "Pulp Fiction" nicht zuletzt wegen seiner ausgestellten Banalität und Bedeutungslosigkeit ein Schlüsselwerk postmodernen Filmemachens, wenn nicht sogar der qualitative Höhepunkt eines Kino der Verweise, die sich permanent gegenseitig auf die Schulter klopfen. Tarantino selbst hat in keinem anderen Film originelle Musikauswahl, gegen den Strich besetzte Schauspieler und irrwitzige Situationskomik so harmonisch und geradezu erfrischend vereinen können – entgegen der Logik eines kenntnisreichen, medial determinierten und von Popkulturcodes durchsetzten Systems, das ständig auf seine Cleverness hinweisen muss.
Ein hübsche kleinteilige Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte Peter Pans, die mehr mutmaßt als hinterfragt und Johnny Depp als zurückhaltenden, sensiblen, schnulzigen Autoren zum Helden eines magischen und unkonventionellen Liebesmärchens erklärt. Inszenatorisch die dichteste, rundeste und schlüssigste Regiearbeit Marc Forsters, formuliert der Film sein Verständnis von der Macht der Fantasie als in den Alltag und die allgemeine Vorstellungskraft eingreifendes Gut jedoch derart naiv, offensichtlich und mitunter platt gefühlsduselig, dass er nie standhalten kann beispielsweise mit den originellen und Erzählstrategien reflektierenden Imaginationsentwürfen Tim Burtons im vergleichbaren "Big Fish".
[...] Und so durchzieht diesen Film ein ständiger Hauch von Wehmut, Sehnsucht, unerfüllter Liebe. Das ist formal in einer beachtlich lethargischen Schönbilder-Ästhetik gehalten, die faltenfrei und farbenbunt chronologisch Jahre und Zeiten durchläuft bis zum unaufhaltbaren dramaturgischen Brückenschlag. Wie ein Geist stolpern Eric Bana und seine von Drehbuch und Regie zur totalen Konturenlosigkeit verdammte Figur durch diesen penetrant schwermütigen Taschentuchheuler, der seinem Titel noch nicht einmal gerecht wird: Die in die völlige Passivität verdrängte „Frau des Zeitreisenden“ bleibt eine Schattengestalt, deren Probleme vom hilflosen Zurückbleiben und ständigen Alleinsein der Film keine einzige Minute thematisiert. [...]
Ein bemerkenswert frisch erscheinender Science-Fiction-Film im schicken Politkorsett, dessen sozialkritische Töne sich zunehmend einer sehr konventionellen Actiondramaturgie angleichen. Atmosphärisch offensichtlich stark von Paul Verhoevens "RoboCop" inspiriert, ist der verhältnismäßig günstig produzierte Dritte-Welt-Alien-Film vor allem großzügiges Zitatkino, das seine Vorbilder mal mehr, mal weniger klug und subtil für einen eigenständigen Ansatz – eine Invasion durch Außerirdische als Apartheidmetapher – bemüht. [...]
[...] Dadurch betont der Film ebenso clever wie einfühlsam, dass Woodstock nicht nur ein ausgedehntes Musikereignis voller bekiffter Hippies war, sondern mehr als das, eine große Zusammenkunft verschiedener, gegensätzlicher, ulkiger Persönlichkeiten voller bizarrer Situationen, denkwürdiger Momente und ungewöhnlicher Erfahrungen. „Taking Woodstock“ ist Coming-of-Age- ebenso wie Coming-Out-Geschichte, Emanzipationskomödie und Initiationsfilm, Familienmelodram und Musikhommage zugleich. Und dennoch inszeniert Lee diese Zeitgeistepisode mit unbeschwerter Hand und von beachtlichem Unterhaltungswert. [...]