Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
Wie bereits in "Vincent", in dem das Motiv des Zombiehundes schon verankert ist, sind die autobiographischen Elemente Tim Burtons in der Geschichte nicht zu übersehen, ordnen sich allerdings munteren Horrorfilmklischees unter, die der Regisseur für seine Beschwörung des Universal-Klassikers "Frankenstein" und mehr noch "The Bride of Frankenstein" genussvoll zelebriert. Burtons friedhofshumoriger Realfilm-Exkurs war seiner Außenseiterstellung bei Disney mehr als zuträglich: Statt der erwarteten Freigabe für das Zielpublikum erhielt "Frankenweenie" ein PG-Rating und sollte trotz seines relativ hohen Budgets von ca. 1 Mio. US-Dollar erst einmal für viele Jahre unaufgeführt im Giftschrank (neben "Vincent") landen, ehe Burtons Popularität Disney Anfang der 90er zu einer Veröffentlichung des Films auf Video bewog. [...] Als Fingerübung im Umgang mit stilistischen Elementen und festen Zeichen, die auch seine fortlaufenden Filme prägen sollten, seien es visuelle Referenzen, ironisch gebrochene Horrorversatzstücke oder Suburbia als Hort gräulicher Uniformität und Ablehnung alles Fremden, hat "Frankenweenie" - vielleicht sogar auch als ein heimlicher Bewerbungsfilm für künftige Regiearbeiten - Burton zweifellos weiter gebracht auf seinem Weg, den Hollywood-Mainstream letztlich von innen heraus aufzubrechen.
[...] Die Seitenhiebe gegen High Society- und Star-Gebären sitzen, verlieren aber schon durch ihre Fiktionalität einiges an Schlagkraft. Möglicherweise ist "New York für Anfänger" aber auch von vornherein nach gängigen Rom-Com-Regeln gestrickt, und man vermisst das letzte Quäntchen Böswilligkeit deshalb zu Unrecht: Immerhin arrangiert sich der Film von Beginn an mit der Luxusphilosophie der Modemetropole, deren Manierismen selbst bei den vielen kruden Nebenfiguren (Megan Fox und Gillian Anderson z.B.) noch irgendwie sympathisch wirken. [...]
Blood and Ice Cream-Trilogy? Das ist die Cornetto-Trilogy. ;)
[...] Obwohl "Batman" letztlich keine homogene Adaption darstellt, weil er unentschlossen zwischen einer visuell prägnanten und vorrangig auf die Abgründe und Ambivalenzen der Comic-Figuren abzielenden künstlerischen Vision Burtons und massenkulturellem Studio-Eventfilm mit bemüht konventioneller Dramaturgie schwankt, besetzt er im Œuvre seines Regisseurs eine wichtige Stelle: Das markante Produktionsdesign ist hier stärker in die gesamte Struktur und Erscheinung des Films eingebunden als in den bisherigen Burton-Filmen, es repräsentiert in gewisser Hinsicht allein schon auf Ebene des Setdesigns die Autorenqualitäten Burtons, der seine Geschichten mit mehrschichtigen Bildern erzählt. [...]
Kazuki liegt erwürgt auf dem Boden des Gefängnisraums. Am Tatort noch wird Ariyoshi des Mordes bezichtigt, doch hat der zerbrechliche junge Mann seinen Mithäftling tatsächlich getötet? Dieser Frage geht der kriminalistische Teil von Takashi Miikes märchenhaftem Liebesfilm "A Big Bang Love: Juvenile" nach, der sich über derart simple Muster hinausgehend als existentialistisches, düster-melancholisches Drama erweist. Irgendwo zwischen avantgardistischen Chiffren und selbstverliebter Experimentierfreude seziert Miike in abstrakten und mitunter auch überaus verkitschten Bildern bunter Schmetterlinge und strahlender Regenbögen die Beziehung zweier Männer, die einen verzweifelten Kampf nicht nur gegen die eigene Sexualität, sondern auch deren gesellschaftliches Umfeld austragen. Inszeniert in gleichermaßen artifiziellen wie theatralischen Dekors wirkt die mit allerhand Symbolik geschwängerte Unnahbarkeit des Films fast schon blasiert, leugnet sie doch jegliches Interesse am Zuschauer, der sich der visuellen Erzählung allerdings dennoch kaum entziehen kann. Der reizvolle Ansatz, die naturelle Gewalt des Menschen als Produkt seiner sexuellen Unterdrückung zu deklarieren, wird getrübt durch den ausladend künstlerischen und gerade deshalb etwas verklemmten Umgang mit dem schwulen Thema.
Absolut schwachsinniges, langweiliges und bemerkenswert einfallsfrei inszeniertes US-Remake des Geisterheulers "Into the Mirror", das mit 08/15-Spuk um die ewig gleichen Schockeffekte (bzw. lauten Tonspitzen) und einem hanebüchen konstruierten Grusel-Plot inklusive hektischer Flashbacks als Story-Surrogat noch auf der doch längst abgeflauten Welle asiatischer Horrorneuauflagen mitzuschwimmen versucht, dabei aber schon während der Exposition sang- und klanglos untergeht. Kiefer Sutherland scheint sich leider nicht mehr von seinem Jack Bauer-Image lösen zu können und spielt die Hauptrolle mit hoher Fremdschämgarantie am Rande zur unfreiwilligen Komik. Fällt "Mirrors" bereits bis zum lang ersehnten Ende permanent in grabentiefe Logiklöcher, so übertrifft das so genannte Finale (nennen kann man es so nämlich eigentlich nicht) die bisherigen Absurditäten und Unstimmigkeiten noch einmal aufs Groteskeste. Schade letztlich nur um Regisseur Alexandre Aja, dessen Talent in diesem blödsinnigen Mainstream-Murks bestenfalls noch zu erahnen ist – bleibt deshalb nur zu hoffen, dass er es ohne nachträgliche Folgen verschwendet hat.
[...] "This is England"-Regisseur Shane Meadows inszeniert seine Variation eines Selbstjustiz-Dramas als beklemmendes moralisches Kammerspiel. Der Film ist leise und direkt, bitter und erschütternd radikal. Er ist effektiv ohne effektvoll, zermürbend ohne pathetisch zu sein. Und er verweigert sich einer simplen Aufspaltung in Opfer- und Tätermuster, sondern stellt die Grausamkeit der Vergangenheit gegen die Grausamkeit der Gegenwart. Über die Rechtschaffenheit der Sühne nach der Schuld urteilt "Dead Man’s Shoes" nur implizit oder schlimmstenfalls, der Natur des Selbstjustizfilms inbegriffen, tendenziös. Meadows scheint - sich der verfänglichen Position des moralischen Fürsprechers bewusst - die Aufmerksamkeit deshalb auf die Gruppe jener zu lenken, die Richards Bruder einst misshandelten. Es sind keine mafiösen Gangster oder Schwerstkriminelle, sondern vielmehr, den publikumsorientierten Katharsiseffekten abträglich, heruntergekommene Kleinstadtkiffer, etwas beschränkte und ein wenig irre Gauner, aber nicht einmal unsympathisch. Es sind Figuren, deren Film-Tod man nicht selbstverständlich als keinen wirklichen Verlust empfinden würde. [...]
River Phoenix ist schon eine andere Liga als die genannten.
Mit Efron kann ich nix anfangen, der sieht ok aus, ja, aber das heißt ja nicht viel. In HAIRSPRAY war er immerhin super.
[...] Nun, bei allem, was der Disney-Erfolg auch nach seinem Sprung vom Fernsehen, wo noch die ersten beiden Teile aufgeführt wurden, auf die große Kinoleinwand an keimfreien Jungstars, aufgeblasenen Teenienöten und Klischee-Konfliktchen auffährt – es ist noch immer ein herrlich vergnügliches Gute-Laune-Happening. Denn glücklicherweise wurden nicht nur die mittlerweile millionenschweren Teen-Idole und deren brav-niedliche Film-Images, sondern auch der gesamte queere Input der ersten beiden "High School Musical"-Filme konvertiert: Die überdramatischen Solo-Musical-Nummern, die pinkbunten Kostüme, die einfallsreichen Tanzeinlagen – sie sind fast durchweg zweideutig, mindestens aber urkomisch widersprüchlich zu den Schul-Settings von Basketballhallen und Cafeterias, zu den harmlos-unschuldigen Liebeleien der beiden Hauptdarsteller und ganz besonders zu der von Disney doch so sorgfältig entworfenen asexuellen Welt hübscher Teen-Retorten-Stars. [...]
Viel Romantik-Pomp im Studiodesign lassen Coppolas Version des Stoffes zwar schick aussehen, können die miserable Adaption aber auch nicht kaschieren: Unterdrückte Gier und unstillbares Verlangen des Grafen werden in feurige Leidenschaft umgedichtet, die innere Lust zu heißem Sex veräußerlicht – und in alldem stolziert auch noch ein gräulich überforderter Keanu Reeves mit ständig wechselndem Akzent umher. Ziemlich schaurig. Und ganz sicher nicht Bram Stokers, sondern vor allem "Francis Ford Coppola's Dracula".
Nachdem die Bond-Serie in "Casino Royale" vor zwei Jahren zum Ursprung zurückkehrte und den Agenten im Geheimdienst seiner Majestät quasi neu zu erfunden versuchte, killt und fährt und rennt James Bond in seinem 22. Kinoeinsatz weiterhin unaufhörlich seiner Selbstfindung entgegen. Die neue Produzenten-Richtung des letzten Films wurde ja entsprechend gewürdigt, der Vorgänger war ein Kritiker- und Publikumserfolg, nüchtern gesprochen, und Daniel Craig erwies sich nach vorschnellen Unkenrufen als perfekter Bond-Darsteller mit harter Schale und weichem Kern. Das erste 007-Sequel überhaupt, also tatsächlich der erste Film der langlebigen Serie, der unmittelbar und ganz konkret an seinen Vorgänger anknüpft, ist nun leider doch eine Enttäuschung: Gemessen an "Casino Royale", der herausragenden Neuinterpretation des Mythos, wirkt "Quantum of Solace" nur wie ein Quantum schalen Nachgeschmacks – das aber hingegen auf hohem Niveau. Immerhin. [...]
Richtig gut erzählt ist "Empire of the Sun" immer nur phasenweise, besonders zu Beginn und im letzten Drittel findet der Film überhaupt kein Zentrum, wirkt sehr unausgeglichen und ausgewalzt, vor allem unnötig theatralisch und steif (die Trennung von den Eltern, die Rückkehr des Jungen in sein Haus). Spielberg tut sich sichtlich schwer mit der Thematik, bei der er nicht weiß, ob er sie extrem stilisiert und phantastisch, oder doch eher realistisch und authentisch inszenieren soll. Die Darstellung des japanischen Gefangenenlagers als Quasi-Abenteuerpark wirkt trotz der Erzählung aus Kindersicht zumindest stark verharmlosend. Und die David-Lean-Anleihen stören dabei eher, während sie im trivialen "Temple of Doom"-Kontext noch gut funktionierten, und im Prinzip verhandelt der Film Elemente und ethische Fragen, die Spielberg allesamt in "Schindler’s List" wieder aufgriff und prägnanter, runder, besser anging. Die Kameraarbeit ist toll, ziemlich kunstvoll, der Williams-Score eher fad und mitunter viel zu pathetisch. Christian Bale hat seinerzeit alle Kritiker überzeugt, mir hingegen ist er hier bereits viel zu aufgeladen und ehrgeizig, meist nur kurz vorm Over-Acting. Klingt alles schlechter als es vermutlich ist, aber gemessen an dem, was Spielberg in den 80ern noch so geleistet hat, ist "Empire of the Sun" dann doch ziemlich durchschnittlich. Und der Moment des Wiedersehens mit den Eltern ging ganz böse daneben.
Duschbilder von Lucas Grabeel wären mir lieber.
Die Untoten von heute sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Zwar erhebt sich Otto (Jey Crisfar) zunächst aus seinem Grabe, um dann im verkriselten Schwarzweiß über einen Friedhof zu wanken, kurze Zeit später jedoch steht er schon an einer Brandenburger Landstraße, so ganz schnöde und gar in Farbe getaucht, um per Anhalter nach Berlin zu gelangen. Nun ist Otto immerhin ein schwuler Zombie, und schwule Zombies sind an und für sich durchaus eine Seltenheit, bedenkt man aber jedoch, welch Imagewandel der moderne Untote in den Zeiten der Globalisierung durchlaufen muss – er spaziert am Schlesischen Tor entlang, fährt mit der U-Bahn oder verspeist Getier auf Parkbänken am Hackeschen Markt – scheint es ja nicht gerade günstig, dass er sich auch noch mit der Homo-Szene herumschlagen soll. [...]
[...] Was sich als romantische Komödie ja von vornherein in ein Isolierfeld platziert, das jede Kritik mit Verweis auf das, natürlich weibliche, Zielpublikum und eines der Natur des Genres oder, vielmehr noch, der Natur der Konvention immanenten Happy Ends wie selbstverständlich abgewiesen gehört, ist wohl nur schwerlich mit Mitteln der Logik und des gesunden Verstands anzugehen. Zu sehr scheinen die Gesetze und Vorgaben wirksam: Da wird erst geirrt, verwirrt und verbalisiert, dann gestichelt, geliebt und geheiratet. Und, so wie hier, gar noch geschwängert. Am Ende. Damit die selten dämliche und absurde Geschichte zumindest noch jene moralische Integrität zurückgewinnt, die das Rom-Com-Genre in ihrem zutiefst biederen Kern vorschreibt – so fernab jedweder Überwindung von Rollen- und Gesellschaftsklischees und contra der Tradition vergnüglich-subversiver Screwball Comedies von, ja leider, vorgestern. [...]
[...] "Das Grauen auf Black Torment", ein kostengünstig in den britischen Shepperton Studios herunter- gekurbelter Grusel-Heuler, möchte wohl ein wenig Hammer- Horror, ein wenig Kostümdrama und ganz und gar nicht wenig italienisch angehauchter Gothik-Schocker sein, aber er ist viel zu cheesy inszeniert, viel zu drüber gespielt, und spinnt da vor allem einen merklich zu absurden und vorhersehbaren Plot zurecht, um überhaupt ernst genommen werden zu können. Das aber ist auch gar nicht unbedingt notwendig. Denn der Film ist kurzweilig, wahrlich unterhaltsam und in seiner ganzen schlechten Schönheit sehr sympathisch. [...]
Hässlich wie die Nacht.
Ist das diese Serie, die in den Hostels spielt? *zwinker* ;)
Ich freue mich auch schon! ;)
[...] Selbst auf seinen uneigenständigen Füßlein wackelt und kippt dieser "Krabat" zwei volle müde Stunden hin und her – da wird nicht nur schlecht geklaut, sondern auch schlecht erfunden. Ungelenk, staksig in Szene gesetzt, bebildert Kreuzpaintner die an und für sich schöne Erzählung einfalls- und regungslos, ohne Gespür fürs Magische, fürs Phantastische. Der junge Regisseur hat den Stoff zu keiner Zeit im Griff, weiß nicht, wie er die Mischung aus düsterer Fantasy und Teenager-Drama visuell erzählen oder wo er überhaupt Schwerpunkte setzen soll. [...]
[...] Die vielen, vielen Vorbilder, bei denen sich dieser unsäglich anstrengende, lautstarke Film bedient, muss man gar nicht unbedingt kennen, um "Eagle Eye", diesen bemüht aufgefrischten Beitrag zu einer gewissen Tradition des Genrekinos, als durch und durch missglückt zu empfinden. Anders als das Hitchcock-Remake "Disturbia", Carusos letzte Zusammenarbeit mit Spielberg und LaBeouf, funktioniert "Eagle Eye" weder als Teenie-Update bewährter Vorbilder, noch eigenständiger Thriller von sympathischer Frische und Inszenierungslust.[...]
Der erste Bourne-Film geht clever vor: Ohne besondere Effekte vereinnahmt er den Zuschauer von Beginn an für sich, baut eine Spannung auf, die er so lange halten und sogar mit ihr jonglieren kann, wie er die große Ellipse eine Ellipse sein lässt. Wer ist Jason Bourne? Zweifellos: Ein Videoclip-James-Bond. Aber einer, der dem Zuschauer immer nahe ist: Wir lernen ihn so gut kennen wie er sich selbst, wir sind auf Augenhöhe mit dem Helden, und kein Detail wird uns vorenthalten, weil Details ja die Geschichte bestimmen. Diese Bindung an die Figur trägt den ansonsten leider uninspiriert inszenierten Film: Flott und kurzweilig in der ersten, schnöde und allmählich vorhersehbar in der zweiten Hälfte. Regisseur Doug Liman setzt eine ansprechende Geschichte ohne besondere Einfälle in Szene. Und trotz an und für sich hübscher europäischer Schauplätze und einem begabten Kameramann sieht der Film aus wie mit einer Hobby-Cam gefilmt.
Die Fortsetzung verlässt sich inhaltlich noch immer auf die Frage, wer Jason Bourne nun eigentlich ist. Die elliptische Geschichte hat sich allerdings soweit verselbstständigt, dass sie notfalls auch zweitrangig sein darf, sofern das Drumherum in aller Aufgeblasenheit nur ansprechend genug präsentiert wird. Und der Regiewechsel war das, was diese Serie – die nun um ihr günstiges mehrteiliges Potential weiß – gebraucht hat. Paul Greengrass legt vor, was der erste Film vermissen ließ: Ein Inszenierungskonzept, das dem Plot gerecht wird. In atemberaubender Geschwindigkeit inszeniert, ist dieser zweite Film eine einzige lange Verfolgungsjagd, die immer wieder mit Jäger- und Gejagtenperspektive spielt. Die verwirrend wirkenden, schnellen Bildwechsel und hektischen Kamerabewegungen bilden dabei eine kongeniale Entsprechung des Themas, das ja von Aufmerksamkeitslücken und Wahrnehmungsbrüchen handelt. "The Bourne Supremacy" ist eine fesselnde, wahrlich beeindruckende Plan-Fortsetzung, bei der ‚Was’ und ‚Wie’ anders als im Vorgänger übereinstimmen. Und dass der Film fast vollständig in Berlin gedreht wurde, ist natürlich besonders reizvoll – und dank herber geographischer Kontinuitätsfehler auch gelegentlich durchaus amüsant.
Was sich der Actionfilm aus Hollywood mittlerweile so erschöpfend zu Eigen gemacht hat, nämlich die schnell geschnittene Unübersichtlichkeit mit blitzschneller Handkamera, die einfallslos choreographierte Action und einen grundsätzlichen Mangel an Regiekonzepten kaschieren soll, das kann in den richtigen Händen und mit der nötigen Portion Köpfchen auch ganz beeindruckend sein. Mehr noch: Es kann die Videoclip-Ästhetik des Genres endlich dahin bewegen, wo sie als Stil erkennbar wird: Wo ihr Einsatz im Erzählformat eine bedingende Funktion, ihre Variationsvielfalt eine wechselseitige Wirkung erzielt. Die um Auslassung kreisende Plot-Konstruktion der Bourne-Filme ist prädestiniert dafür, und die Autorenkonzeptqualitäten von Greengrass nutzen das für sich. "The Bourne Ultimatum" ist nicht mehr nur State of the Art-Actionkino wie sein Vorgänger, sondern wirklich so etwas wie die Reinkarnation des Genres. Er verbindet modernes anti-phlegmatisches Actionkino, mit all seiner Rasanz, Raum- und Zeit-Desorientierung und visuellen Verspieltheiten, mit einem physischen, harten, spürbaren Körperkino, und das alles auch noch, währenddessen er eine ungemein detailversessene Geschichte erzählt – mit genau diesen Mitteln. Greengrass inszeniert den Film vor allem über seinen Schnitt, sein Rhythmus kommt einem erhöhten Pulsschlag gleich, und dennoch kommen bei so viel Konzentration auf die Technik der Inszenierung nie die großartigen Schauspieler zu kurz. Dieser dritte Bourne-Film ist eine wahre Offenbarung – und setzt die Messlatte für gegenwärtiges Actionkino fast unerreichbar hoch.
Es gab halt bislang nie mehr solche expliziten Gewaltszenen wie dort, z.B. der explodierende Kopf von Milton Krest. Die ungekürzte Fassung erschien hier ja erstmals mit der UE, also erst vor Kurzem.