Rajko Burchardt - Kommentare

Alle Kommentare von Rajko Burchardt

  • 5

    [...] Wenn man den möglichst einfallsreichen Einsatz illustrer Goreeinlagen als die Essenz der Reihe begreifen möchte, ist "Final Destination 4" zweifellos veritables Genrehandwerk: Man bekommt, was man will. Und was man erwartet. Da sich der Film mehr Freiheiten als die Vorgänger erlaubt, was die Konsistenz oder Nachvollziehbarkeit seiner Handlung angeht, darf er in ausgedehnten Visionen und gar Film-im-Film-Momenten noch spielfreudiger Mordszenarien spinnen. Dass das Budget bei all der Inszenierungslust des Regisseurs – und letztlich auch des kostspieligen 3D-Verfahrens – nicht ganz mitspielen mag, verbucht man wohl besser unter Kollateralschaden: CG-Images müssen ja nicht zwangsläufig überzeugend sein, so lange sie einem nur dauerhaft ins Gesicht fliegen. Irgendwie. [...]

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    • 8

      [...] Folgerichtig konzentriert sich Bigelow auf die Erlebnis- und Wahrnehmungsebene ihrer Figuren, ohne zu konkretisieren, Stellung zu beziehen oder ideologische Sichtweisen in ihren Blick zu mischen. Gerade durch diesen inszenatorischen Verzicht ist ihr mit “The Hurt Locker” natürlich dennoch ein enorm politischer Film geglückt: So widersprüchlich und irrational die Aktionen ihrer Soldaten dem Zuschauer erscheinen müssen, so eindrucksvoll verortet der Film sie in einem komplexen Gewebe aus körperlichen Grenzerfahrungen und seelischen Narben. [...]

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      • 6

        Durch ihre kombinierten Spezialeffekte einst bahnbrechende Fantasy-Komödie mit Anleihen beim klassischen Universal-Horror, die Robert Zemeckis ganz auf den Zickenkrieg seiner beiden Diven Meryl Streep und Goldie Hawn zugeschnitten hat. Das sich rasch verselbstständigende Over Acting des aufgedrehten Ensembles gibt dem lasch erzählten und in vielerlei Hinsicht angestaubten Film jedoch einen kräftigen Energieschub: Wo Drehbuch und Regie spätestens ab der Hälfte versagen und die Geschichte völlig aus dem Ruder laufen lassen (während Bruce Willis selten so hilflos und schlecht geführt durch einen Film purzelte), unterhält die Spielfreude der beiden Hauptdarstellerinnen bis zum nachgedrehten und umgeschnittenen Schluss, der die Geschichte als reine Gagrevue ohne wirkliches Konzept enttarnt, statt sie zu einem originellen Ende zu führen. Als Kommentar zum Schönheits- und Konkurrenzwahn Hollywoods ist der Film aber zweifellos vergnüglich.

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        • 2

          Nach allen Regeln der Berechnungskunst (minus ständiger Close-Ups der hysterischen Sally Field) gefertigte Familienkomödie, die aus Robin Williams in Fummeln und Blödelmontagen nahe liegende Gags und einer quälend rührigen Geschichte um dysfunktionale Eltern-Kind-Beziehungen reaktionärste Rollenideen generiert. Ein mit permanenten moralinsauren Ansprachen und Belehrungen angereichertes Drehbuch bietet der schlichten, konventionell erzählten und vorhersehbaren Platzhalter-Story dabei ausreichend Raum, um ihre klebrig-biederen Entwürfe von Geschlechtern und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie genüsslich breittreten zu können – das fertige Gefühlsdiktat hat dem selten so weichspüligen Chris Columbus folgerichtig unverschämte Einspielergebnisse beschert.

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          • 7

            [...] „Coraline“ ist liebevoller, enorm aufwändiger Gruseltrick, der durch seine unperfekte, handgemachte Animation mehr Charme vermittelt als ein Großteil seiner digitalen Genrekollegen – nicht zuletzt durch seinen klugen Umgang mit 3D-Effekten. Für Freunde morbider, verschrobener, exzentrischer Bilder voller Magie ein unbedingter Pflichtfilm, von dem nicht nur Tim Burton hellauf begeistert sein dürfte.

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            • 10

              Wahrscheinlich der beste Film, der je gedreht wurde.

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              • 6

                [...] Dass hier Kinderunterhaltung mit neuestem Militärgeschütz und Army-Helden-Pathos generiert wird, mag und muss man zu Recht genauso bedenklich finden wie bei der hausinternen Konkurrenz um die transformierenden Riesenroboter. Doch während das Baysche Actionkino einem technischen Perfektionismus hinterklotzt und dabei verbissen und überambitioniert fetischisierte Werbebilder zusammenträgt, bedient Sommers seine Zielgruppe ebenso solide wie er allen anderen, also einem Publikum jenseits der 12, erkennbar zuzwinkert: Das hier mag zwar ein bemerkenswert blöder Ulk sein, aber es ist zumindest veritabler Ulk. Verdächtig und angemessen dämlich.

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                • 1

                  [...] Immer dann nämlich, wenn "Inside" selbst zu wissen scheint, dass er gerade wieder völlig in seiner Bedeutungs- und Sinnlosigkeit zu verschwinden droht, poltert er mit blutigen Effekten herum. Aber das sichert ihm zumindest die Aufmerksamkeit eines durchschnittlichen Gorehounds, der bei all dem Psycho- und Körperterror ohne doppelten Boden, ohne ersichtlichen Grund bestens versorgt sein dürfte. Da werden alle erdenklichen spitzen Gegenstände auf alle erdenklichen Arten ins menschliche Fleisch gedrückt, da wird geschlitzt, gemurkst und geschrieen, dass man den Lautstärkeregler nur noch gen Null stellen möchte. Selten kamen Goreeffekte in letzter Zeit so sehr als Surrogat für eine stimmige Inszenierung zum Einsatz, wurden so ausgiebig und maßlos wie hier zelebriert. [...]

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                  • 5
                    über Fanboys

                    [...] Der gemeinsame Traum, das große unmögliche Ziel, dient Kyle Newmans Slacker-Komödie allerdings nur als Aufhänger für ein Road-Movie, das sich wenig bis gar nicht von konventionellen Retorten-Teen-Comedies unterscheidet. Dramaturgisch erinnert der Film an „Road Trip“, das Witzniveau bewegt sich selten über der Gürtellinie, und allzu liebevoll oder detailreich bemüht die Geschichte das Wesen von Fandoms leider auch nicht. Es ist ein merklich austauschbarer Film zu einem ganz und gar nicht austauschbaren kommerziellem Phänomen. [...]

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                    • 3

                      [...] Und so bemüht "The Hangover" stets die offensichtlichsten Zusätze seiner an und für sich hübschen Idee: Kein Regieeinfall, der sich nicht drei Ecken zuvor ankündigt, kein Witz, der sich nicht auf verbrauchte Dosenbierklischees verlässt. Dass dem Film zusätzlich jeglicher Drive, Schwung, Pepp fehlt, er überhaupt eine Geschichte über abstruse Irrtümer mit ermüdender Gemächlichkeit erzählt, mag sich sogar noch als Konzept verstehen – so doch das Genre seit Judd Apatow neuerdings immer eins, zwei Gänge zurückfährt. Den bedauerlichen Mangel an tiefsinnigem Witz und Selbstironie dieser Retortenveranstaltung entschuldigt das aber nicht. [...]

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                      • 3

                        Emblematisches, didaktisches, um Intellektualität bemühtes Soderbergh-Kino, das in seiner völligen Verweigerung einer Positionierung zur Figur Guevara verstellt und müde erscheint, ebenso wie es fleißig an den problematisierungswürdigen ideologischen Facetten vorbei inszeniert.

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                        • ... und Filme dienen sowieso nur der Unterhaltung und Popcorn und No-Brainer und A BEAUTIFUL MIND = anspruchsvolles Intellektuellenkino. Same shit, over and over again.

                          • Eigentlich könnte man hier sämtliche Buddy-Actionfilme aufführen... von BEVERLY HILLS COP über LETHAL WEAPON bis hin zu bis BAD BOYS sind diese allesamt von einer genreimmanenten sublimen Homosexualität durchdrungen (wie überhaupt alle Filme, die in gewisen männlichen Schutzräumen verortet sind, Räume also, in denen Frauen völlig ausgespart oder zum Nebenobjekt degradiert werden). Edgar Wright hat das in HOT FUZZ auch sehr köstlich zum Gegenstand gemacht.

                              • 6
                                über Brüno

                                [...] Dieses Konzept, das „Borat“ 2006 zu einem der gemeinsten, witzigsten und auch erfolgreichsten Filme des Jahres machte, geht in „Brüno“ hingegen nur bedingt auf. In die fürs Zwerchfell gefährlichen Grenzbereiche der Fremdscham gelangt Baron Cohen mit diesem Film nur selten, was vor allem an die zweifelhafte Authentizität vieler Interviews und Situationen geknüpft ist. Anders als bei „Borat“, der bewusste Inszenierung und dokumentarisches Material exakt kombinierte, scheint die überwiegende Mehrheit der grotesken Alltagsepisoden in „Brüno“ eher klugen Autoren statt einer bitteren Wirklichkeit entsprungen. [...]

                                • 8

                                  Es ist wohl wirklich ein Alleinstellungsmerkmal, wenn die einzigen überlebenden Helden am Ende eines großen Science-Fiction-Katastrophenfilms aus Hollywood – zwei ehemalige Blackspoitation-Stars, ein schüchterner Junge vom Land, dessen etwas verrücktes Großmütterchen im Rollstuhl sowie die rebellische Tochter des US-Präsidenten – sich zum Schlussakkord des Tom Jones-Klassikers "It’s Not Unusual" vereinigen. Und das, obwohl all diese weniger bekannten Schauspieler (Lukas Haas und die damals noch milchgesichtige Natalie Portman) oder auch die in Vergessenheit geratenen Größen (Jim Brown, Pam Grier und Sylvia Sidney) in der Titelsequenz erst weit hinter namhaften Superstars genannt werden. Aber Tim Burtons Dekonstruktion der production values der Studios und ihrer Big Budget-Philosophie findet bereits auf Ebene des Castings und Umgangs mit den Figurenstereotypen des Genres statt. So finden die von A-Stars wie Jack Nicholson, Glenn Close, Michael J. Fox, Sarah Jessica Parker oder Pierce Brosnan mit großer Spielfreude, nein, Spielrage verkörperten eigentlichen Klischeetypen ein jähes Ende:. [...]

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                                  • ?

                                    Von Hollywoods klassischen Gangsterfilmen inspirierte und offenkundig auch mächtig beeindruckte Ausstattungs- und Klischeerekonstruktion in HD-Ästhetik. Die Vorzüge des Formates haben sich mir immer noch nicht erschlossen, dem Heimvideolook konnte ich in der widersprüchlichen Kombination mit klassischen Genrekino-Elementen auch kein akademisches "interessant" abgewinnen, nicht zuletzt deshalb, weil die Bilder oftmals durch eine anstrengende Bewegungsunschärfe entstellt sind. Das eigentliche Problem von "Public Enemies" ist jedoch, dass es der langweiligste Markige-Kerle-Dünnschiss der Kinosaison und die völlig ideenfreie, lustlose und mit den üblichen ausgestellten Michael-Mann-Techniksperenzien versehene Adaption eines durchaus interessanten Kriminalfalls ist. Sehr erhellend immerhin der Moment, in dem Johnny Depp und Christian Bale aufeinander treffen, da sich hier wunderbar anschaulich belegt, wer von beiden ein Schauspieler – und wer nur ein angestrengt dreinschauendes, seltsamerweise ständig flüsterndes und nervtötend mit der Stirn runzelndes Hollywoodmysterium ist. Nach dem letzten "Terminator" ist das nun hoffentlich endgültig der Abschuss für den meistüberschätzten Schauspieler der letzten Jahre. Ach, noch was zum Film: Nach der Hälfe war der Wille noch immer nicht gebrochen. Und da sich das ermüdende, stereotype und repetitive Männerkino Michael Manns selten auch inszenatorisch so schwachbrüstig präsentierte – wobei die ruckelnden Kamerazooms und der bewusst Bildlücken generierende Schnitt mindestens bei den Regie- und Filmstudenten wieder feuchte Hosen garantieren dürfte – habe ich angesichts meiner dahinschwindenden Lebenszeit nach der Hälfte die Flucht ergriffen.

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                                    • Ich wette die Nuller machen den Test so oft, bis auch wirklich 0 erscheint. :)

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                                      • 0

                                        Ein zweites Mal werden die einst in den weltweiten Kinderzimmern vieler Millionen Jungs und vielleicht auch einiger Hundert Mädels beheimateten Transformers aus ihrem Spielzeugkontext entlassen und zur gigantischen Weltbedrohung für das Kino aufgeblasen. Ein zweites Mal also lässt Michael Bay die guten Autobots gegen die weniger guten Decepticons kämpfen, lässt schnittige Wagen, Brücken und gar Pyramiden im fernen Ägypten in die Luft gehen. Und ein weiteres Mal hat dieses gewaltige Krawallspektakel bei alldem nicht die Spur jenes Charmes, jenes ironischen Augenzwinkerns oder aufrichtigen Willens zum Unernst, das die Giga-Adaption eines Gaga-Spielzeuges vor dem totalen Missverständnis bewahren mag: Doch es ist ein solches, es ist eine Infantilitätsgroteske von höchster Unfreiwilligkeit und eine anschauliche Beweisführung grandioser Selbstüberschätzung und mittelschweren Größenwahns. [...]

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                                        • 5

                                          Der Titel fasst nicht nur den fatalistischen Plotverlauf zusammen, er kommentiert auch ironisch, was Danny Boyles bemerkenswertes Spielfilmdebüt genüsslich vor- und später richtig schon nachbereitet, nämlich die Selbstzerstörung dreier junger Studentenyuppies, deren Selbstgefällig- und Überheblichkeit und nicht zuletzt grandiose Selbstüberschätzung ihnen in dieser makabren Komödie teuer zu stehen kommt. Der Film kann dabei schnell als schottische Neuauflage von Hitchcocks "Trouble with Harry" für die neobürgerlichen Mitzwanziger verstanden werden, die sich in dekadenten Wohngemeinschaften zusammenfinden und selbst dann noch abfällig-locker die Leichtigkeit des Seins auskosten, wenn ihr neuer Mitbewohner unerwartet auf dem Bett vor sich hinverwest. Die enorm einfallsreichen Ideen und außergewöhnlich sorgfältige Lichtsetzung, mit der Boyle den konzentrierten Stoff als theaterartiges Ein-Raum-Stück inszeniert, verschleiern den eigentlich ungeheuerlich bösen, negativen, bitteren Tonfall des Films, der nur durch die wunderbare Schlusseinstellung noch einmal eine augenzwinkernde Kurve einschlägt.

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                                          • 7
                                            über Drifter

                                            [...] Heidinger nährt sich den Betroffenen mit emotionaler, aber nicht räumlicher Distanz. Er folgt ihnen bis auf die Toilette und zeigt Spritzeninjektionen in der Nahaufnahme, Gespräche über Freier und Erfahrungen mit ihnen aus direkter Perspektive. Der Film verharrt in einem Zustand der Hilflosigkeit, die ihm nur einfaches, unaufdringliches und dennoch nahes Beobachten ermöglicht. [...]

                                            • 7

                                              [...] Insbesondere bei der Verknüpfung effektvoller Gruselbilder mit einem schrillen und teils dissonanten Score von Christopher Young – dessen ewige Bezüge zu seiner eigenen stilbildenden "Hellraiser"-Musik selten passender erschienen – erweist sich Raimi als brillanter Vermittler wirkungsvoller Genrezutaten. Er hat es dabei wie schon in seinem "Tanz der Teufel" verstanden, dass dem Slapstick der Horror-Comedy zu allererst einmal auch wirklicher Horror vorangestellt werden muss. So ist der fast expressionistische Einsatz des Teufelschattens, der Christine in ihrem Haus heimsucht, in der Tat ebenso unheimlich wie gleichzeitig absurd-komisch. [...]

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                                              • 2

                                                [...] "Terminator: Die Erlösung" stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Ein Regisseur, der drei Viertel des Films mit permanenten Nah- und Großaufnahmen herunterinszeniert. Ein Hauptdarsteller, der sich lieber in Angelegenheiten jenseits seines Kompetenzbereiches einmischt, statt seine bedauerlichen Egoprobleme in den Griff zu bekommen. Und ein Franchise, der schon im Vorgänger nur noch als Joke über sich selbst taugte. Es ist ein Trauerspiel frei von jeder Tiefsinnigkeit, das nur noch auf die niedrigen Ansprüche eines zahlungswilligen Popcorn-Publikums hoffen darf.

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                                                • 4

                                                  [...] So ist insbesondere zu bedauern, dass das Remake nicht einmal auf die ausgeklügelte Farbdramaturgie des Originals zurückgreift, um dem unheimlichen Haus einen eigenen Charakter zu verleihen, so wie Kim Jee-Woon es schließlich noch (an Stanley Kubricks "Shining" erinnernd) eindrucksvoll und überaus unheimlich verstand. Auch der Verzicht auf kluge Regieeinfälle, etwa wenn in "A Tale of Two Sisters" – in Hinblick auf die eigentliche Auflösung der Geschichte – bestimmte Personen nur in ebenso bestimmten Einstellungen zueinander in Beziehung gesetzt wurden, spricht nicht gerade für das künstlerische Konzept der Neuauflage. [...]

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                                                  • 5

                                                    [...] Sehr freies US-Remake des berühmt-berüchtigten Bergwerk-Slashers „Blutiger Valentinstag“, das sich ohne Überraschungen und dafür inklusive einiger zäher Durststrecken als konventionelle Metzelparade erweist, die sich ganz auf ihren 3D-Happening-Charakter verlässt. Nur in dieser Form auch kann dem Film blutige Unterhaltung unterstellt werden – von der „matten“ Kinoversion darf deshalb getrost abgeraten werden.