Rajko Burchardt - Kommentare

Alle Kommentare von Rajko Burchardt

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    [...] Was genau hinter beziehungsweise in dem Spiegel steckt, bleibt einigermaßen unklar. Wichtig ist nur, dass die Protagonistin des Films fortan in der Lage ist, anderen Menschen Schaden zuzufügen. Das beginnt vergleichsweise harmlos, schlägt aber nach einer geschlagenen Stunde auch mal in annähernd saftige Mordsequenzen um. Mit leichter Verzögerung dämmert es der Figur schließlich, dass nicht sie den Spiegel, sondern der Spiegel sie kontrolliert – eine Erkenntnis, die direkt zum Windmaschinenfinale führt und dem sonderbar langweiligen Film noch ein wenig Leben einhaucht. Zu spät natürlich, aber immerhin. [...]

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    • Ja.

      Ergänzend sei dazu auf einen sehr, sehr lesenswerten Essay von Regisseur Ulrich Köhler ("Schlafkrankheit") verwiesen:
      http://newfilmkritik.de/archiv/2007-04/warum-ich-keine-politischen-filme-mache/

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      • 6

        [...] Zwei Brüdern droht die Abschiebung, weil ihre albanische Mutter sich zuletzt nicht um eine Aufenthaltsgenehmigung kümmerte. Kontakt zum griechischen Vater haben Dany und Ody keinen, für sie ist er schlicht der "Namenlose" – ein biologisches, gewiss nicht identitätsstiftendes Relikt nur mehr grober Erinnerungen. Ausgerechnet er, der Namen- und Gesichtslose, verbleibt indes als einzige Hoffnung des ungleichen Brüdergespanns, das fortan um seine Existenz fürchten muss. Problemgebeutelter könnte so eine neue griechische Odyssee, wie "Xenia" im Untertitel klarstellt, kaum ihren Anfang nehmen. Und, zugegeben, wohl auch nicht verheißungsvoller. [...]

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        • 6

          [...] Ganz ohne dramaturgische Zwänge erzählt "Wir sind die Besten!" von der Unbeirrbarkeit zweier Mädchen, die ihren rebellischen Gestus aus den Überresten einer Gegenkultur ableiten, mit der sie über das einst aufrührerische Verhalten älterer Geschwister in Berührung kamen. Der Film vermittelt sein Coming-of-Age-Material ausschnitt- und bruchstückhaft, er bekommt die natürlichen Widersprüche adoleszenter Erfahrungswirklichkeit auf Augenhöhe der Figuren - statt durch vordergründige Einmischung der Inszenierung - zu fassen. Seine Handlung legt den Mädchen keine Stolpersteine in den Weg, lässt ihr Aufbegehren einfach Aufbegehren sein. [...]

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          • 2 .5

            [...] Der visuellen Einfallslosigkeit des Films (und dessen unentschlossenen Wechsels zwischen Found-Footage-Stil und "auktorialer" Kameraperspektive) fügt sich ein inhaltlich konsequent infantiler Zugriff auf die heranzitierten Mythen. Wenn das Wissenschaftlerteam nicht gerade mit Wikipedia-Wissen über altägyptische Gottheiten glänzt, rennt es deren personifizierten Abziehbildern bereitwillig in die Arme. Im grenzdebilen Jump-and-Run-Finale muss sich der trübselige Anubis schließlich von einer dusseligen Archäologin vermöbeln lassen, weil Hollywood arabische Kulturgeschichte so offenbar am liebsten hat. [...]

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            • 4

              [...] Regisseur Joe Lynch stand bislang nicht unter Verdacht, ein inszenatorischer Virtuose zu sein, aber er nutzt den eingekeilten Spielort des Films interessant aus. Seine Bilder machen einen stilisierten, überlegten Eindruck. Sie werden in teils ansehnliche Plansequenzen eingebettet, verraten aufgrund digitaler Kaschierungen (bei Explosionen und Goreeffekten) aber auch das mutmaßlich niedrige Budget. Inhaltlich wiederum reizt er die Idee des Films nicht aus, vieles ist allzu vorhersehbar. Nicht nur zerfetzte Körper, auch zahlreiche Unwahrscheinlichkeiten säumen Everlys kurzen Weg. Und manch aufgesetzt tarantinoesker Einfall übertritt deutlich die Grenze zur supernerdigen Genreparodie. [...]

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              • 6

                [...] Was dem Journalisten Gary Webb persönlich widerfuhr, mag ein politischer Skandal sein, was er aufdeckte oder zumindest in einen Diskurs brachte, ist ein noch wesentlich größerer. In seinen stärksten Momenten, und davon gibt es einige in diesem Film, schildert "Kill the Messenger" das brutale Versagen von Regierungs-, Geheimdienst- und Medienapparat, erinnert aber vor allem daran, dass eine politische Wahrheit leider auch Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheorien sein kann. [...]

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                • 4

                  [...] "Criminal Law" kam zu einem Zeitpunkt in die Kinos, an dem sich das US-amerikanische Courtroom Drama durch neue Gender-Konstellationen zu erneuern versuchte. Gerichtsthriller wie "Jagged Edge" (1985), "Suspect" (1987) oder "Guilty As Sin" (1993) erzählten von Anwältinnen und deren Konflikten aus persönlichem Begehren und professioneller Urteilsfähigkeit. Als Versuch einer rein männlichen und entsprechend homoerotisch codierten Variation auf ebendiesen Kinotrend ist der Film zumindest von bestimmtem Interesse – mit einem fönfrisierten Gary Oldman, der nicht recht weiß, ob er Kevin Bacon nun psychopathologisch auseinandernehmen oder sich vielleicht einfach nur in ihn verlieben soll. [...]

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                  • 5

                    [...] Mehr denn je bewegt sich die Aschenputtelgeschichte zwischen erzählerisch altbacken und ideologisch überkommen, wird zugleich aber auch von einer offenbar ungebrochenen Faszination an ihrer Klar- und Einfachheit bestimmt. Vermutlich ist es gerade dieser Widerspruch, der einen wahrhaftigen Klassiker vom bloßen Modephänomen trennt, und der die Sehnsucht nach tradiertem Erzählen immer wieder aufs Neue bestätigt. Ständig also ertüchtigt sich Cinderella selbst, singt und spricht zu Tieren, teilt ihr Leid im stillen Dachkämmerchen mit haarigen Untermietern. Sie ist so hilfsbereit wie duckmäuserisch, so liebreizend wie naiv. Und als Prinzesschen, das keines sein darf, gewinnt sie einmal mehr alle Sympathien. Ein Alltime Favourite, einfach nicht totzukriegen. [...]

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                    • Knapp einstündiges und selbstredend sehr hörenswertes Interview mit Dominik Graf auf Deutschlandradio Kultur:

                      http://www.deutschlandradiokultur.de/regisseur-dominik-graf-warum-moegen-sie-infernos-als-happy.970.de.html?dram%3Aarticle_id=311483

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                      • 6

                        [...] Rob Marshall rettet die nicht problemlos veränderbare Komposition souverän ins filmische Medium: Sondheims musikalische Leitmotive halten das buchstäblich Verzweigte der Geschichte auch im Kino noch amüsant beisammen. Genau darin auch bleibt "Into the Woods" dem Stück – trotz offenkundiger Bestrebungen, es zähmen zu wollen – treu. Das Potpourri klassischer Märchen betreibt keine ironische Dekonstruktion der bekannten Handlungen, sondern ist deren so liebevolle wie alternative An- und Unordnung. Zu Tage treten nun sympathische Macken sonst makelloser Märchenhelden, die in der aufgebrochenen Struktur mal schön bescheuerte, mal unerwartet gefühlige Facetten gewinnen. […]

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                        • 2 .5
                          Rajko Burchardt 12.02.2015, 13:13 Geändert 12.02.2015, 13:13

                          [...] "Fifty Shades of Grey" ruft die Herkunft des Stoffes gerade dort auf, wo es doch eigentlich nicht um hemmungsloses Schmachten, sondern eben ans Eingemachte gehen soll. Anastasias Unsicher- und bald auch permanente Verwirrtheit ist kein Gegenstück zum weihleidig-unzufriedenen Bella-Begehren der "Twilight"-Filme, sie ist deren triste Weiterentwicklung: Nun wird zwar kräftig entjungfert, aber trotzdem irgendwie unglücklich geliebt. Man kann also sicherlich diskutieren, ob die weibliche Perspektivisierung der Geschichte das Machtgefälle von Anastasia und Christian tatsächlich abschwächt (auch außerhalb des bombastisch angekündigten, aber recht popeligen Red Room of Pain ist der Milliardär eine viel autonomere, erst recht privilegierte Figur), oder ob es sich wirklich um eine im Kern chauvinistische Idee handelt. Letztlich aber nehmen sich die Figuren beide nichts, sie bleiben gleichsam uninteressant. [...]

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                            über Cake

                            [...] Alles an "Cake" ist Behauptung, Arthausformel, Drehbuchseitengeraschel. Jennifer Aniston trägt den Film, kann aber nichts dafür. Jetzt auch endlich einmal bei den ganz großen Preisverleihungen mitspielen zu wollen, sei ihr vergönnt. Sie hat diese Verwandlung nicht gebraucht, sie hat sie eben gewollt. Hat sich also Kilos angefuttert, ein bisschen unattraktiv schminken und akkurat Narben aufpinseln lassen. Sie reichen vom Oberschenkel bis zum Hals, wollen verdeutlichen, dass Claire eine gezeichnete Frau ist. Mit großem Schauspiel hat das aber erstmal noch nichts zu tun. [...]

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                              [...] Der Film ist gerade deshalb ein großer Spaß, weil er sich Zuschreibungen konsequent verweigert. Man also nie wissen kann, wann und wie er seine Richtung als nächstes ändern wird. Das heißt keineswegs, Wingard und dessen Stammautor Simon Barrett würden nicht erneut zahlreiche nerdfilmgeschichtliche Echos produzieren. Aber sie bleiben darin angenehm unkonkret. "The Guest" ist nicht bloße Zitatsammlung, nicht nur postmoderne Spielerei, sondern das entspannte Amalgam eines vergangenen Genrekinos. Mit viel Liebe zum Detail gegossen, mit dem richtigen Gespür für sinnlichen Unfug: Und als Lance Reddick aus "The Wire“ in den Film tritt, wird es noch mal so richtig schön durchgedreht. [...]

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                                [...] Man muss das heute unweigerlich als eine Art Vorwegnahme von Mockumentary- und Found-Footage-Elementen lesen, was Helmut Käutner da mit dem fiktiven Rapport seiner Figur anstellt: Adressat des reißerischen Enthüllungsgehabes ist ein Publikum, das durch alle möglichen Gestaltungsmittel von der Authentizität der Orplid-Geschichte überzeugt werden soll. Zwar bleibt der im Off-Kommentar hemmungslos sabbelnde Protagonist während des Films weitgehend unsichtbar, der pessimistischen Wahrheit aber ist er ein zuversichtliches Sprachrohr. Wie Käutner den recht kostspieligen "Epilog – Das Geheimnis der Orplid" dabei auch noch als eine seltsame Utopie von teutonischem Film noir begreift, der sich düsteren Irrsinn einfach so zurechtfabulieren darf, erinnert an ein leider uneingelöstes Versprechen auf bundesdeutsches Genrekino, das eben genau Filme wie dieser einst gaben. [...]

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                                  Rajko Burchardt 03.02.2015, 15:03 Geändert 03.02.2015, 15:04

                                  [...] William Goldman hat sich der Subplots und Schauplatzwechsel seines Buches entledigt, gerade einmal 90 Minuten dauert die Neuverfilmung. Im Nochmalmachen treten dann die eigentlich interessanten Elemente des Stoffes zum Vorschein. Etwa seine vielen Film-Noir-Fährten, die er legt und zugleich wieder verwischt, oder das wunderbar kontemplative Erzähltempo. Bis zuletzt bleibt "Wild Card" unberechenbar, mischt er die Karten seines Spiels buchstäblich immer wieder neu. Mit dem Verzicht auf ein Mafiafilmfinale, das Regisseur Simon West erst sorgfältig vorbereitet und dann ganz einfach bleiben lässt, kommt sogar noch feiner Humor ins Spiel: Einen Showdown gönnt sich der Film nur, wenn es denn unbedingt sein muss – auf dem Hinterhof irgendeines Frühstückscafés, zwischen Mülltonne und Essensresten. Schön trist.

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                                    [...] Nach einer besonders schraubigen Exposition vergeht eine geschlagene Stunde, ehe Nicolas Cage in den Film zurückfindet. Während der folgenden 20 Minuten ist "Outcast" dann allerdings tatsächlich so etwas wie ein Meisterwerk des Wahnsinns. In der ihm eigenen "Hoppla, hier komm ich"-Manier reißt Cage das Geschehen vollständig an sich. Er tritt auf als "Weißer Geist" – die Arme von Schlangen umwickelt, das Haupthaar mit Zauselperücke überdeckt – und lacht, kreischt, flucht sich aus unerfindlichen Gründen durch eine Rolle, die nicht den geringsten Sinn ergibt, aber doch pure Crazy-Cage-Essenz ist. [...]

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                                      über Annie

                                      [...] Die derangierte Eleganz der ersten Kinoadaption des Stoffes liegt dem ehemaligen Sitcom-Autor und neuen "Annie"-Regisseur Will Gluck fern. Er ist allenfalls bekannt als solider Komödienhandwerker und Erfüllungsgehilfe der Sony-Filmstudios, für die er bislang exklusiv tätig war. Umso spielerischer nähert er sich allerdings der ihm unvertrauten Musicalform. Seine Gesangs- und Tanzta­bleaus erscheinen weder opulent noch kompliziert, den Choreographien fehlt jedes überwältigende Element. Stattdessen verkleinert Glucks Re-Inszenierung des von den Pflegekindern gesungenen Motivationsliedes "It's a Hard Knock Life" das großflächige Waisenhaus der Vorlage zum beengten Raum eines New Yorker Apartments. Diese Verdichtung der vielleicht bekanntesten Musicalnummer aus "Annie" hat etwas schön Intimes , und auch viele andere optischen Einfälle zielen auf die unmittelbare Nähe zum Publikum. So nutzt der Film in die Kamera geschüttetes Wasser oder frontal ins Bild ragende Gegenstände als Popup-Effekte, die den Musicaltext gesanglich und visuell abbilden. Es hätte sich eigentlich angeboten, "Annie" in 3D zu produzieren. [...]

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                                        Rajko Burchardt 12.01.2015, 22:23 Geändert 12.01.2015, 22:24

                                        Ich habe viele Jahre selbst Schlagzeug gespielt. Und ich hatte einen energischen Musiklehrer. Er war vernarrt, verschroben, wahrscheinlich auch verstörend. Wer sich für Musik nicht einigermaßen begeisterte, konnte bei ihm schnell unten durch sein. Wer Musik machte, aber nicht fürs Musikmachen brannte, erst recht. Aber: Wer lernen, wer über sich hinauswachsen wollte, den förderte er. Organisierte Konzerte, Zusammenkünfte. Und sorgte für ein erfinderisches, vor allem hochmusikalisches Miteinander. Wir, die erst für ihn und dann mit ihm musizierten, hatten Respekt vor diesem Mann.

                                        "Whiplash" hätte ein Film sein können über genau diese produktiven Spannungsverhältnisse. Stattdessen aber ist es ein Film, der Musik als Drill begreift. Arschlochstudent lässt sich von Arschlochlehrer die hohe Kunst des Jazz einprügeln. Lässt sich homophob beschimpfen und drangsalieren, bis das Blut fließt. Einen Autounfall und 'ne geplatzte Dozentenkarriere später heißt es dann: Nur wer auch bis zum Äußersten getrieben werde, könne aus der Reihe tanzen und es weit bringen. Alle anderen müssten sich damit abfinden, lediglich einen "guten Job" zu machen. Nichtsnutze zu sein, über die kein Mensch jemals sprechen wird.

                                        Natürlich ist das eine faschistische Logik. Aber der Film glaubt fest an sie. Und er will seine welt- und definitiv musikfremde Vorstellung von Leistungsdrang auch noch als Heilmittel verstanden wissen. Selten einen blödsinnigeren Musikfilm gesehen. Oder vielleicht sogar: noch nie.

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                                            Rajko Burchardt 09.01.2015, 16:02 Geändert 09.01.2015, 16:33

                                            [...] Es ist nicht der erste Film über den schwulen Mathematiker Alan Turing, aber wohl der am wenigsten verlogene. "Enigma – Das Geheimnis" hieß ein 2001 produzierter Thriller-Schmarren, der sich ebenfalls um die Entschlüsselung des deutschen Nachrichten-Codes, also die Arbeit der Kryptoanalytiker im Bletchley Park drehte. Turing findet darin allerdings keine Erwähnung. Er wird durch einen fiktionalisierten Helden ersetzt, darf sich heterosexuell verlieben und am Ende ein Kind mit Kate Winslet zeugen. Dass der Oscaranwärter und damit potentiell gefallsüchtige "The Imitation Game" es diesem Ansatz keineswegs gleichmacht, die Figur aber dennoch nicht recht zu fassen bekommt, ist – und das gar nicht mal paradoxerweise – eine der Stärken des Films. Denn alles Geheimnisvolle, alles auch menschlich Enigmatische an Alan Turing kann Regisseur Morten Tyldum unmöglich enträtseln. [...]

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                                            • Rajko Burchardt 09.01.2015, 13:03 Geändert 09.01.2015, 13:11

                                              Wenn Warner darauf verweist, dass "positive Kritiken zum Film [...] in einer großen Vielzahl von namhaften Medien zum Kinostart" erschienen seien, kann man eigentlich nur mit dem Kopf (voll Honig) schütteln. Die Filmkritik darf Schweigers Meisterwerke bekanntlich nicht, wie üblich, im Vorfeld sehen, hat also keine Möglichkeit, sie pünktlich zum Kinostart zu besprechen. Freilich gilt dies nicht für eine kleine erlesene Auswahl an Medien, mutmaßlich von Schweiger selbst zusammengestellt, die in der Voraussicht auf gesicherte Lobhudelei dennoch Pressevorführungen seiner Filme besuchen dürfen, um dann gottergeben "positive Kritiken“ veröffentlichen und das natürlich auch "in einer großen Vielzahl" tun zu dürfen.

                                              Zu dieser "Vielzahl namhafter Medien" zählen beispielsweise Springerblätter wie die Bild-Zeitung, aber auch die Seite programmkino.de, die sich mit ausnahmslos positiven Besprechungen der bisherigen Schweiger-Filme (etwa Keinohrhasen, Kokowääh oder Kokowääh 2) offenbar als besonders geeignet erwies, in den erlauchten Kreis der nicht von Pressefreiheit beschnittenen "namhaften Medien" aufgenommen zu werden. Dass diese wenigen, zur Sichtung der Schweiger-Regiearbeiten vor Kinostart zugelassenen, Medien dann pünktlich zu ebendiesem ihre Lobgesänge von der Leine lassen, kann dabei nur ein Zufall sein – sie wurden ja geladen, um kritisch und unabhängig zu berichten, nicht wahr? Andernfalls müsste man schließlich von einer gekauften Presse sprechen, von einem gezielt verzerrten Bild, von widerwärtiger Manipulation also, nicht unähnlich derer, über die hier berichtet wird. Und das weisen Warner und Barefoot Films ja ganz entschieden von sich…

                                              Das Thema habe ich auch schon mal im Rahmen der Filmecke behandelt, falls diese Eigenwerbung gestattet ist:
                                              http://www.moviepilot.de/news/til-schweigers-falsches-verstaendnis-von-kritik-120249

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                                                Rajko Burchardt 05.01.2015, 12:29 Geändert 05.01.2015, 12:35

                                                [...] "Taken 3" ist ein glasklares Rip-off der 60er-Jahre-Fernsehserie "Auf der Flucht" (bzw. deren 1993er-Kinoversion), aber vor allem auch der erste vollständig in den USA verortete Film der eher notgedrungen auf Trilogiegröße gebrachten Kinoreihe. Die Feinde geben sich nicht mehr als osteuropäische oder albanische Menschenhändler zu erkennen, sondern lauern in den eigenen Reihen, hinter bürgerlichen Fassaden im sonnigen Los Angeles. Der unbekümmert reaktionären Stoßrichtung des ersten Teils ist eine konsequente, aber auch brave ideologische Distanz gewichen. Ein Ausweichmanöver, nicht allein vor dem Erbe des Vigilanten-Kinos. [...]

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                                                  [...] Die internationale Filmkritik erkannte nicht allein in der Wahl unüblicher Westernschauplätze wie Iowa und Nebraska, die eben zweifelsfrei Orte des Mittleren Westens sind, ein Indiz fürs begrüßenswert Abseitige. "The Homesman", so kann man mehrheitlich nachlesen, habe etwas von einem Antiwestern. Vielleicht aber ist eine derartige film- und genregeschichtliche Annäherung auch nur deshalb interessant, weil das 'period piece' seine sanfte Verschiedenheit für eine konkrete, gleichzeitig emotionale und geographische Verortung nutzt. Dem gewaltsamen Entfernen der Frauen aus Kontexten, die ihnen neue Heimat und also Lebensglück versprachen, folgt eine historische Rückwärtsbewegung: Ohne jeden Zweifel reiten Hilary Swank und Tommy Lee Jones jenem nordamerikanischen Grenzland davon, das sie zu ihrem eigenen erklären wollten - und das eine Wiederkehr nicht vorsieht. [...]

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                                                    [...] Wenn man überhaupt etwas Gutes sagen möchte über "Dying of the Light", dann müsste man bei Cage anfangen und leider auch schon wieder aufhören. Einmal mehr ist er eine imposante Erscheinung, hier ausnahmsweise ohne Perücke oder Toupet, aber herrlich graumeliertem, leicht verzaustem Haupthaar. Am Ohr trägt er eine große Narbe, die ihm einst der terroristische Erzfeind zuführte, und seine gesundheitliche Verfassung ist von einer sich anbahnenden Pick-Krankheit erfasst. Cage zittert sich nun nicht gerade subtil durch eine Rolle, die irgendwo zwischen Sebstvertrashung und Charakterdrama liegt. Die einzig nennenswerte Idee des Drehbuchs – soweit sich das im nicht von Schrader autorisierten fertigen Film beurteilen lässt – besteht darin, die beiden Hauptfiguren insofern zu spiegeln, als sich aus deren Schicksalen eine letztlich fragile Dualität ableiten lässt. [...]

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