Rajko Burchardt - Kommentare

Alle Kommentare von Rajko Burchardt

  • 3 .5

    [...] Schälte sich aus der hemmungslosen Rebellenattitüde von "Feuchtgebiete" erst zögerlich ein bewegendes Familienmelodram, liegen Paarungswitz üblicher Deutschkomödien und psychologischer Realismus in "Schoßgebete" eng beieinander. Von einigen Momenten abgesehen, die sich gegen die Pervertierung der Tagesmedien richten (und natürlich auf Charlottes Roches Auseinandersetzung mit der Bild-Zeitung anspielen), wirkt vieles flach und unausgearbeitet. Da bleiben Produzent Berben und seinem Erfüllungsgehilfen Wortmann letztlich nur noch dicke Pinselstriche: Farblich ausgewaschene Rückblenden zu Popmusik-Montage bringen eine Gestrigkeit in Form, die überraschenderweise auch das Geschlechterbild des Films betrifft. [...]

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    • 6

      Die sinnigerweise an den Schluss des Films gesetzte Titelsequenz von "Phase IV" zeigt Saul Bass auf dem Höhepunkt seines Könnens. Leider ließ Paramount Pictures jedoch die gesamte finale Montage vor Kinostart entfernen, weil das Testpublikum sie nicht mochte (Kommentar erübrigt sich). Damit beschnitt das Studio die einzige Regiearbeit des Vorspannmaestros um ihren wohl eindrücklichsten Moment, von dem lediglich im Kinotrailer einige Ausschnitte verblieben.

      Nachdem das Material lange als verschollen galt, wurde es 2012 erstmals gemeinsam mit der Kinofassung im Silent Movie Theatre der Cinefamily in Los Angeles aufgeführt, in makelloser Qualität von 35mm. Bislang scheint es leider keinerlei Bestrebungen zu geben, eine DVD oder Blu-ray der Originalfassung zu veröffentlichen bzw. das ursprüngliche Ende zumindest als Bonusmaterial bereitzustellen.

      Ein Kinomitschnitt der kompletten vierminütigen Phase-IV-Sequenz ist allerdings auf YouTube zu sehen – und offenbart die absolute Ultrakunst: http://youtu.be/beLpsWaUDNk

      (angesichts dieses Schlusses erscheinen mir meine 6 Punkte beinahe frech)

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      • »Where is my X-Men?«

        Natürlich nicht griffbereit und weit weg von den anderen Teilen verstaut.

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        • 4

          [...] Glaubt man der ursprünglichen Laufzeitangabe der IMDb, fehlen in der nun mit zwei Jahren Verspätung nachgereichten Fassung des Films über 20 Minuten. Dies würde dann auch einige überaus auffällige Unstimmigkeiten innerhalb des Handlungsverlaufes sowie mach irritierenden tonalen Wechsel erklären. Nach etwa zwei Dritteln fällt Takashi Shimizus "7500" nicht nur merklich auseinander, sondern lässt auch ganze Figuren und Erzählstränge unkommentiert aus seiner Geschichte purzeln. [...]

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          • Hollywoods bester Schaufensterdekorateur

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            • 5 .5

              [...] Unglaublich, dass dieses höchst enervierende Wahrnehmungschaos in Japan unter Kinderunterhaltung firmiert. Andererseits ist es gut zu wissen, dass jüngere Zuschauer nicht überall in der Welt mit gehorsamer Familiensülze oder ideologischem Botschaftsbrei abgespeist werden. Denn "Yatterman" ist nicht nur vollkommen drüber, sondern auch noch ziemlich obszön. Als hätte John Waters das Familienkino entdeckt. [...]

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              • 7

                Und wieder ein Chambara-Film, der das Samuraileben denkbar unattraktiv als von falscher Dignität, systematischer Hinterlist und letztlich auch vergebener Liebesmüh kennzeichnet, um am individualistischen Bestreben eines heimtückisch übervorteilten (und ganz entschieden nicht mehr servilen) Rōnins von der großen Last des Männerbündnisses zu erzählen. Das Drama des verstoßenden Solitärs wird in "The Betrayal" weniger existenzphilosophisch verhandelt, als es der Stoff vielleicht hergeben würde, aber Tokuzô Tanaka, den es später ins eher alberne Fach verschlug, erhebt diese Geschichte zumindest formal(-ästhetisch) in oberste Ränge: Betörende Schwarzweißphotographie (insbesondere in den gegen bitteres Abendlicht gefilmten Einstellungen des im Schilf trauernden Protagonisten) und ein sparsam-effizienter Schnitt zum einen, das bemerkenswert kontemplative Spiel von Raizō Ichikawa und die wohltuend verschlossene, meist lediglich als feiner melodramatischer Akzent genutzte Musik Akira Ifukubes zum anderen – all das ist meisterliche Verdichtung. Dem fügt sich ein Schlussduell, das so eindrucksvoll choreographiert und gefilmt ist wie kaum ein zweites (besser auch als das ähnliche, aber weniger zugespitzte Finale des im selben Jahr entstandenen "Sword of Doom", möchte ich behaupten). Mit großer Übersichtlichkeit inszeniert, muss der Samurai hier gegen Hundertschaften gleich zweier Clans antreten, die er zuletzt nur noch daniederliegend vor Erschöpfung, mit zerzaustem Haar, verkrampften Händen und trockener Kehle, abzuwehren weiß.

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                • 5

                  "This is the story of a special group of people", lässt ein Vorwort der Produzenten verlauten, mit instruktivem Zusatz: "It is hoped that by better understanding the lives of these people a greater and deeper knowledge of all humanity will come to us"!

                  In den kommenden zehn Minuten ist dann auch eigentlich schon alles erzählt: ein kleinwüchsiger Mann, gesellschaftlich diskriminiert und vom Vater der Freiheit beraubt, möchte sich endlich selbst verwirklichen. Zu der so wunderbar Expositionen überspringenden filmischen Ökonomie von William Castle (sämtliche Konflikte ergeben sich quasi aus dem Nichts oder über wenige prägnante Bilder) gehört dann allerdings auch stets das freimütige Bekenntnis zu purer Redundanz. Eben weil "It's a Small World" seine um Verständnis werbende Prämisse schon mit den Anfangstiteln darreicht, lässt sich der Film eigentlich nur noch apathisch aussitzen. Famos indes, wie Castle – Meister ja nicht nur des schauerlichen, sondern eben auch des melodramatischen Super-Schlocks – die sozialen Probleme von kleinwüchsigen Menschen möglichst nicht ausgeschlachtet wissen möchte, aber gerade in der erzieherisch vermittelten Nüchternheit (Vorwort: "the great difficulty they have in adjusting themselves to a normal world") Happy-Clap-Aufklärung in Exploitation-Reinkultur betreibt.

                  Gewohnt frei von Subtilität (die bedeutsam positionierte Mikrosomie-Definition aus dem "Medical Almanac", das "zufällige" Vorlesen aus "Gullivers Reisen") und wie immer mit viel Herzblut inszeniert, versetzte mich der Film auf den letzten Metern allerdings noch in absolute Fassungslosigkeit: Wenn der Held im Zirkus (wo auch sonst!?) schließlich seine große Liebe trifft und ihr aus heiterem Himmel lautstark ein Ständchen an den Kopf trällert, als sei die Produktion plötzlich im großen Stil von Arthur Freed eingenommen, wird man selbst als Castle-Fan auf eine harte Probe gestellt. Schon toll… irgendwie.

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                  • Er kann es halt noch immer. Und man sieht auch umgehend, was das für einen Unterschied macht.

                    Englund > Jackie Earle Haleys Schildkrötenfreddy

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                    • 5

                      [...] Natürlich könnte man "+1" auf seine diversen Genretwists herunter brechen, die ihn zeitweilig als eine Art Teen-Update hinlänglich bekannter Zeitreiseideen ausweisen (nur eben im Project-X-Gewand). Aber das wäre eigentlich der langweiligste Zugang, so er üblichen Time-Loop-Geschichten ohnehin nichts Neues hinzufügt. Interessanter ist schon, wie der für sein Remake von "Last House on the Left" nicht gerade berühmte Regisseur Dennis Iliadis diese Variation auf Körperfresser- und Raumzeitbewegungs-Sujets an seine Figuren bindet. Da treffen die ohnehin bereits uniform-schnöseligen College-Studenten eben auf Abziehbilder ihrer selbst, ohne dass dafür erst besondere (ästhetische) Bedingungen ausgehandelt werden müssten. [...]

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                      • 1

                        [...] Langweilig gefilmte, im üblichen Colorgrading-Farbsalat absaufende Gruselstandards kombiniert John Pogue (Vita bislang: Regie bei "Quarantäne 2", Drehbuch für "The Skulls 1, 2, 3") mit 16mm-Found-Footage-Material, und es ist wieder einmal erstaunlich, wie wenige Filme etwas mit diesem größtmöglich überstrapazierten Gimmick anzufangen wissen (und wie wirkungslos er darüber eben bleibt). Genuinen Horror oder zumindest atmosphärische Unruhe ersetzen dann wieder einmal jump scares, die mit maximalem Ach und Krach über die Tonspur rauschen, als sei Grusel nichts anderes als Lautstärke, die man nur kräftig aufdrehen müsse, um den gewünschten Effekt zu erzielen (von der im Titel versprochenen Stille also keine Spur). [...]

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                        • 2

                          [...] In der eigenen Kalkuliertheit, der scheinbar unbedingt vom Mock- zum Blockbuster reifen wollenden Offensive vermeintlichen Unvermögens, kann "Sharknado 2" nicht einmal unter dem ohnehin falsch verstandenen Trash-Label firmieren. Denn Trash ist sich seiner selbst nicht dergestalt bewusst, dass die Absichten des imitierten (oder intendierten) Nicht-Könnens schon auf eine entsprechende Rezeption abzielen. Oder anders: dem Irrtum des Möchtegern-Trashs auf den Leim zu gehen heißt auch, sich der kontrollierten Schlechtheit eines "Sharknado 2" auf denkbar langweiligste Art zu ergeben. Wenn Trash unabsichtlich grandioses (und damit eben tatsächlich auch: bestechend-schönes) Scheitern bedeutet, dann ist das vorprogrammierte Wirkungsdiktat von Asylum und Syfy in so ziemlich allen Belangen dessen uninteressantes Gegenteil. [...]

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                          • 5

                            [...] "The Rough South of Larry Brown" lautet der Titel einer Dokumentation über Autor Larry Brown, der auch diese Adaption seines 1991 veröffentlichten Romans "Joe" bestens umschreibt. Rauer Süden, das bedeutet hier ein Leben am sozialen Rand, eine Allgegenwart der Hartherzigkeit, ein Ringen um Selbstachtung, und auch den aussichtslosen Kampf eines Ex-Häftlings, der zumindest seinem 15jährigen Schützling Perspektiven aufzeigen möchte. Hätte es nicht jüngst erst den ebenfalls in sehnsuchtsvoller Südstaatentristesse verorteten "Mud" gegeben, würde "Joe" möglicherweise weniger abgedroschen wirken, als er es leider tut. Die verhängnisvolle Freundschaft zwischen aufmüpfigem Kind (auch dort von Tye Sheridan gespielt) und hingabevoller Vaterersatzfigur erzählte Jeff Nichols um einiges eindrucksvoller. [...]

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                            • 5

                              [...] Wenn Sylvester Stallone seine Mitspieler nun zu sozialer Kompetenz verdonnert, weil er schlicht nicht länger verantworten könne, dass sie ihre Leben leichtfertig aufs Spiel setzten, ist das eine gewiss späte, aber ganz auf Linie Stallonescher Gebrochenheit gebrachte Einsicht. Immer schon wollte er als trübseliger Underdog auch alle weniger glorreichen Emotionen des Actionhelden repräsentieren: kämpferisch, aber von Leid erfüllt, effektiv, aber seiner Menschlichkeit beraubt. Ein andächtig-sentimentaler Actionstar, seit jeher. Und ein Image, das vor allem auch im Vergleich zu den Comeback-Bestrebungen seiner Genregefährten von wahrer Grandezza bestimmt ist. [...]

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                              • Super: talentfreie Fernsehnase und angehender Schrottcast besiegeln den Tod des bislang geistreichsten Horrorfranchises. Wenn sich dafür offenbar sogar der kreativ verlotterte Kevin Williamson zu fein ist, darf man von diesem MTV-Residuum einer einstmals großartigen Idee wahrscheinlich wirklich nichts mehr erwarten.

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                                • Ein großer Verlust. Fürs Kino, fürs Fernsehen, für die Beschäftigung mit Film.

                                  Aber vielleicht ist sein Tod zumindest Anlass, die hier überaus löchrige Farocki-Filmographie zu vervollständigen. Damit ein Werk sichtbar gemacht wird, in dem unwahrscheinlich viele Wunder lauern.

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                                  • 7

                                    Der erste von insgesamt acht Whistler-Filmen, die die in den 40er-Jahren populäre (und zeitgleich ausgestrahlte) Mystery-Radioshow erfolgreich als Kinoserie ergänzten. William Castle, seinerzeit zuverlässiger Auftragsregisseur der Columbia Pictures, drehte insgesamt vier von ihnen, beginnend mit ebendiesem wunderbaren B-Noir, dessen abstruse Geschichte der spätere Gimmick-Maestro fast schon über Gebühr elegant in Szene setzt. Die Low-key-Fotografie zumindest ist exzellent, und Castles Gespür für ebenso unheilvolle wie alberne Details nimmt schon strukturelle Eigenheiten seines ungleich persönlicheren Hauptwerks vorweg. Amüsanter Schlock: Der Antagonist, ein leicht debiler Profikiller, liest gern die "Studies of Necrophobia" und beschließt kurzerhand, den armen Gegenspieler (der sein Auftraggeber ist) via "Scare to Death"-Methodik ins Jenseits zu befördern. Selbst noch die Castle-typischen Schockeffekte haben es in den sonst sehr gesetzten Thriller geschafft, so etwa eine aus der Mülltonne springende Katze den Helden in Schrecken versetzt! Vom ikonischen Pfeifen des Eingangsbildes bis hin zum schön-schraubigen (alles noch fix ins Narrativlot bringenden) Schlussmoment ist "The Whistler" kompaktes, ökonomisches, ganz und gar liebreizendes Studiokino. Castle halt.

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                                    • 6

                                      [...] Reicht die an Feelgood-Konventionen geschulte Leichtigkeit von "Can a Song Save Your Life?" auch nicht an das unfahrplanmäßige Sentiment seines noch spürbar improvisierten "Once" heran, so widmet sich John Carney doch einmal mehr mit großer Liebe den Befindlichkeiten von Singer-Songwritern. Wie zuletzt auch "Inside Llewyn Davis" gelingt dem Film ein musikalisches New-York-Porträt, das hier vielleicht nicht über die Qualität der Songs (produziert vom ehemaligen New-Radicals-Frontmann Gregg Alexander), aber ganz bestimmt den wunderbaren Figuren zu sich findet. Dass das alles wenig forciert und auch nicht so zusammengebaut wirkt, wie es natürlich eigentlich ist, verdankt der Film nicht zuletzt manch liebevoll arrangierten Einzelmomenten. [...]

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                                      • Zur "Kontroverse" und den Umgang mit ihr möchte ich Lukas Foersters schönen Text im Perlentaucher einwerfen:

                                        http://www.perlentaucher.de/im-kino/im-off-der-fantasie.html

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                                        • 6

                                          [...] Den Vergleich mit Pixars Kassenknüller "Toy Story" entscheidet Jiří Barta zumindest insofern für sich, als der ramponierte Charme seiner lebendig gewordenen Spielzeuge ziemlich weit entfernt ist von der schnieken Sauberkeit eines Buzz Lightyear. In den vergilbten Teddybären, abgeschabten Holzpuppen oder aus Unrat zusammengesetzten Knetmännchen findet das Charakterdesign dieser Figuren einen liebevollen Ausdruck, den CG-Animation so haptisch erst einmal hinbekommen muss. Seinen verlebten Protagonisten begegnet der Film mit ästhetisch gewinnbringend unperfekten Bildern (ähnlich der Gebrüder Quay), in denen so viele wunderliche Ideen schlummern, dass es sich kaum an ihnen satt sehen lässt. [...]

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                                          • 4

                                            [...] Obgleich Pasquale Festa Campanile, Autor der gleichnamigen Romanvorlage und Regisseur zahlreicher Sexklamotten, diese von bitterer Einsamkeit erzählende Liebesgeschichte weitgehend vor greisem Sleaze bewahrt, scheut er letztlich doch deren Komplexität. Das passiv-aggressive Gebaren der schönen Ornella Muti ist vor allem geeignet, die soundsovielte Verzweiflung alter Männer über das Nichtbegreifenkönnen der Frau ins gefühlstrunken-rechte (und leider von Originalität befreite) Bild zu setzen. [...]

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                                            • 5 .5

                                              [...] Als gegenwartskritischer Polit-Thriller schlägt der Film eine Brücke zwischen klassischem Paranoia-Kino und den etwas zu glanzvoll stilisierten Gerichtsdramen der Grisham-Ära. Er ist weitaus gediegener, als es die brisante Thematik um den gläsernen Menschen und die Macht der Geheimdienste vermuten lässt. Doch mag die Inszenierung von "Boy A"-Regisseur John Crowley sich auch eher mit einer konventionellen Spannungsdramaturgie begnügen, ist ihr Verzicht auf überflüssige Actionszenen und ausdefinierte Figuren auch eine wesentliche Stärke. Das trostlose Ende verortet den Film dann sogar mehr in einer Realität von Ohnmacht und Schutzlosigkeit, als einem vielleicht lieb sein kann. [...]

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                                              • 6

                                                [...] Über die Verschränkung der beiden Zeitebenen erarbeitet Regisseur und Drehbuchautor Yeon Sang-ho einen Zusammenhang der Fatalitäten, mindestens aber der verhängnisvoll-negativen Effekte schulischer Prägung. Ziemlich rigoros, vor allem auch: unter Ausschluss pädagogischer oder familiärer Kräfte kann das Unterdrückungssystem ungestört gedeihen. Lehrer und Eltern sind entweder signifikant abwesend oder positionieren sich selbst gegen ihre Kinder. Die Vergangenheit des Missbrauchs begreift "The King of Pigs" als etwas, das tief in die Gegenwart einwirkt: Sie wird lesbar als unmenschliches Einstimmen auf eine Leistungsgesellschaft, die das Versagen ihrer Schwächeren schon in der Ausbildung systematisch festlegt (oder, schlimmer noch, erst gewaltsam determinieren muss). [...]

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                                                  [...] Hielt "21 Jump Street" den schwulen Humor soweit unter Verschluss, dass er im mehrdeutigen Anbandeln seiner Helden erst queer gelesen werden musste, rückt "22 Jump Street" den vormaligen Subtext nun überdeutlich in den Mittelpunkt. Das Konzept Bromance, mit dem der erste Film die homosoziale Intimität von Buddy Movies nicht nur charmant aufs Korn nahm, sondern auch frank und frei akzeptierte, weicht in der Fortsetzung unmissverständlichen Witzeleien. Das ist zwar konsequent, so die beiden völlig neben der Spur ermittelnden Cops immer schon vorrangig mit sich selbst beschäftigt waren (es also mehr um ihre Freundschaft als um den zu lösenden Fall ging). Doch die entsprechenden Jokes bemüht der zweite Film dann doch etwas arg über Gebühr – fast so, als müssten die unaufdringlichen Stärken des Vorgängers nach Leibeskräften ausgeschöpft werden, damit es nun auch wirklich jeder versteht. [...]

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                                                  • 8

                                                    [...] Man könnte "Under the Skin" radikal nennen in der Art, wie er sich jeder Zuschreibung verweigert. Und wie er als Science-Fiction-Film alles unternimmt, um langweilige Erwartungen an ihn nicht erfüllen zu müssen. Die Konventionen des Genres zumindest – und es ließe sich diskutieren, ob Genre-Einordnungen hier überhaupt sinnfällig sind – streift Glazer nur am Rande. Oder verwandelt sie in abstrakte Bilder: Die ungenauen Lichtquellen über einem Hochhaus, das den beiden Außerirdischen offenbar als Landeplatz diente. Die merkwürdige Innenansicht des Lieferwagens, als handele es sich um das Cockpit eines Raumschiffs. Und die letzten Minuten, in denen das Alien seine Scarlett-Hülle abstreift. [...]

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