Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
[...] Seit seinem Abschluss an der Filmuniversität Babelsberg dreht Axel Ranisch ein Wunderwerk nach dem anderen (oder, wie der Name seiner Produktionsfirma viel zu bescheiden verlautbart: "Sehr gute Filme"). Nach dem ebenfalls von der ZDF-Sendereihe "Das kleine Fernsehspiel" mitproduzierten "Ich fühl mich Disco" geht es in "Alki Alki" einmal mehr um vertrackte Familienverhältnisse und noch vertracktere Ausbruchssehnsüchte aus diesen Verhältnissen, um die Unfähigkeit auch, sich mitteilen zu können, und das Verlangen, daraus trotzdem noch Harmonie abzuleiten. Ranisch erzählt von Problemen, die auf dem Papier (oder an öffentlich-rechtlichen Redaktionstischen) zunächst themenfilmische Relevanz versprechen mögen, deren spröden Ernst er allerdings fantasievoll und frei von aufgesetzt kleinkünstlerischer Niedlichkeit zu Unernst verfremdet. Tagträumereien und Halluzinationen bestimmen die Gefühlswelten seiner Figuren, warmherzige Beklopptheiten durchziehen ihren tristen Alltagsrealismus. "Alki Alki" schöpft vor allem melancholischen Humor aus seiner Prämisse einer personifizierten Sucht. [...]
[...] Ich habe Gillian Flynns Vorlage nicht gelesen, könnte mir aber vorstellen, dass es in ihr wie schon bei "Gone Girl" nicht allein um den reinen Krimiplot geht (oder anders: dass alles, was sich rundherum abspielt, eigentlich interessanter ist). David Fincher warf, vom viel spannenderen ästhetischen Zugriff mal ganz abgesehen, einen hochamüsanten Blick auf seine Geschichte. Gilles Paquet-Brenner hingegen besitzt für Flynns hier wieder einmal sehr deutlich auf Klassenunterschiede und Medienwahnsinn abzielenden Humor überhaupt kein Gespür. Er geht darüber hinweg wie über eigentlich alles, was der Stoff an interessanten medienpolitisch-historischen oder auch nur atmosphärischen Eigenheiten zu bieten hat. [...]
"Kill Me Three Times" tut im Jahr 2015 immer noch so, als sei "Reservoir Dogs" der neueste Shit. Ihren Krimiplot hat die Gangsterkomödie offenbar allein deshalb in drei Titel gebende Einzelteile zerlegt, weil es langweilig wäre, ihn gradlinig zu erzählen. Das offenbart der Film spätestens dort, wo seine Handlungsfäden zusammenlaufen müssen, im blut- und bleihaltigen Finale also. Kann man natürlich machen, machen ja auch viele. Aber um die vergeudete Zeit ist es trotzdem einigermaßen schade. Wem solche Filme nicht schon in den späten 90ern zum Halse raus hingen, dreht und schaut sie halt einfach auch heute noch. Irgendwer wird sich immer finden, der das für gutes Kino hält. [...]
[...] Sechs Filme, die um einen bösen Dämon und zwei gruselige Schwestern kreisen. Sechs Filme, in denen es wieder und wieder um unerklärlich wackelnde Kronleuchter und schnarrende Türen geht. Und sechs Filme, deren Figuren nichts unversucht lassen, diese Unerklärlichkeiten multimedial zu dokumentieren. Ob "Ghost Dimension" jetzt geeignet ist, Skeptikern den Erfolg der Serie begreiflich zu machen, spielt natürlich keine Rolle. In meinem mit jugendlichen "Paranormal Activity"-Fans nicht mal halbbesetzten Kino wurde am Starttag jedenfalls viel gekreischt und gelacht – wenn nicht gerade mal wieder Handys aufblitzten, um die YouTube-Ästhetik auf der Leinwand in einem angemessenen Licht erstrahlen zu lassen. [...]
[...] Eli Roths Hommage an diese sehr besondere Un(ter)art des Exploitation-Kinos ist mehr als eine wehmütige Geste. Sein wesentlichstes Vorbild, der berühmt berüchtigte "Nackt und zerfleischt", erzählte von sensationsgeilen TV-Reportern, die im Amazonas-Regenwald eine Dokumentation namens The Green Inferno produzieren wollen und ihre Vergehen an Schildkröten wie Ureinwohnern mit dem Leben bezahlen müssen. Hinter der bis heute beispiellosen und ganz und gar nicht vergnüglichen Härte dieses hierzulande noch immer unter Verschluss gehaltenen Genreklassikers bleibt Eli Roth zwar insbesondere ästhetisch weit zurück. Doch bringt er die in vergleichbaren Filmen allenfalls behauptete Zivilisationskritik dafür ungleich süffisanter – und sogar ganz ohne genreüblichen Tiersnuff – zum Ausdruck. Man könnte auch sagen: "The Green Inferno" ist die längst überfällige Rehabilitation des übel beleumundeten Kannibalenfilms. [...]
[...] Zweifellos ist "Crimson Peak" wunderschön anzuschauen, doch filmt er leider auch hübsch an allem Interessanten vorbei. Die altbekannte Geschichte wird ohne neue Kniffe erzählt, was kein Problem wäre, wenn Guillermo del Toro stattdessen den atmosphärischen Irrsinn des Gothic-Horrors voll auskosten würde. Sein Film aber wirkt wie eine seltsam gehemmte und spürbar auf zwei Stunden Laufzeit gestreckte Folge "Geschichten aus der Gruft". Die tolle Besetzung taumelt durch überwiegend eindrucksvolle Sets, die einen schwarzromantischen Blockbuster ohne schwarze Romantik schmücken. Nach seinem "Hobbit"-Burnout markiert "Crimson Peak" für del Toro somit leider noch immer keine Rückkehr zu alter Form.
[...] Nicolas Cage und Veronica Ferres unter der Regie von Uli Edel, diese Meldung versprach ein Delirium tremens schönster Art. Schließlich ist Cage besonders in seinem Element, wenn er sich auf eher abwegige Zusammenarbeiten mit Filmemachern jenseits des Hollywood-Mainstream einlässt. Und Uli Edel, der einerseits Madonna zum Sieg ihrer dritten Goldenen Himbeere verhalf, andererseits den oscarnominierten "Baader Meinhof Komplex" drehte, befindet sich jenseits von eigentlich allem. "Pay the Ghost" also hätte das Zeug zum derangierten Meisterwerk gehabt, verwendet aber leider größte Mühe darauf, gerade das nicht zu sein. Allenfalls leichte Spitzen Richtung Irrsinn gestattet sich der ansonsten überraschend gewöhnliche, weitgehend langweilige Mystery-Thriller auf Fernsehniveau. Und ist damit nicht nur in der unerfüllten Erwartung eines durchgeknallten Crazy-Cage-Vehikels sehr enttäuschend. [..]
[...] Als unzuverlässig erzählter Horrorthriller von kleinem Format ist "The Visit" zwar einerseits darum bemüht, Shyamalans frühere Erfolgsformeln aus "The Sixth Sense" und "Signs" abzurufen: Durch unheilvolle, gern auch mal betont komische Schrecken also, die in die familiäre Intimität der Figuren eindringen (und am Ende mit einer überraschenden Wendung aufwarten). Andererseits machen zahlreiche Absurditäten und geradezu schamlose atmosphärische Brüche den Film aber auch als große Chuzpe lesbar. Wie schon in "The Happening" pfeift Shyamalan auf die Wahrscheinlichkeiten seiner Geschichte, um hinter vorgehaltener Hand blanken Blödsinn zu fabrizieren. Das kann man natürlich super oder auch super scheiße finden (und für Letzteres findet der Film sogar adäquate Bilder). Aber es macht – wenn auch auf reichlich beknackte Art – sehr viel Spaß, ihm dabei zuzusehen.
[...] "Boulevard" ist kein schlechter, aber doch ein enttäuschender Film. Und das ist er auch oder vielleicht gerade deshalb, weil der 2014 verstorbene Robin Williams darin seinen letzten großen Auftritt hat. Sehr einfühlsam spielt er eine zutiefst nach innen gekehrte Figur, deren komplexe Schattierungen der Film allerdings scheut – und seinen Hauptdarsteller mit ärgerlichen Inszenierungsklischees oft ziemlich allein lässt. Regisseur Dito Montiel jedenfalls ist kein Ang Lee und auch kein Gus Van Sant. Und obgleich sein Film überwiegend leise Töne anschlägt, muss offenbar doch alles an ihm möglichst laut vermittelt werden. So bleibt er leider ein etwas zwiespältiges Drama mit einer immerhin grandiosen Besetzung. [...]
[...] Wenn "Kung Fu Killer" vielen Persönlichkeiten des einst so maßgeblichen Hongkong-Actionkinos Tribut zollt (selbst Raymond Chow, Gründer des legendären Studios Golden Harvest, ist in einer Cameo-Rolle zu sehen), kann man das durchaus bewegend finden. Schließlich ist er ebenso heimliches Jubiläum wie mögliche Abschiedsvorstellung: Ein Film, der das vormals hochvitale Genrekino der chinesischen Sonderverwaltungszone ehrt, zugleich aber auch eine filmhistorische Versicherung seiner selbst ist. "They don't make them like that anymore", mögen da vielleicht manche aus der tollen Abspann-Montage herauslesen. [...]
Lesenswerter Text von Richard Brody über die seit knapp 40 Jahren nicht mehr sonderlich interessante Karriere des Wim Wenders:
»With "The American Friend," Wenders picked up on something else that was in the air—the yearning for a mythic America that no longer existed. It no longer existed for good reasons, including the fortunate demise of the narrow self-definitions and exclusions on which it ran. But Wenders never wondered about the connection between aesthetic conservatism and reactionary politics, between the severed connection to classical ages of culture and the hierarchies that they embodied and advanced. Despite the superficial progressivism and internationalism of his concerns, Wenders became the exemplary art-house filmmaker of the age of Reagan, and his aesthetic, with its pious deference to ancestral authority, remains stuck in that mode of stirringly reactionary sentimentalism.«
http://www.newyorker.com/culture/richard-brody/where-wim-wenders-went-wrong
Das Interview ist echt die Ultrakunst. Nur wenige können so geil kokett wie Herzog.
Danke, Matthias!
[...] Zwar atmet "Vacation" durchaus den Geist seiner Vorgänger (der guten ebenso wie der gar nicht guten – mit "Die schrillen Vier in Las Vegas" erreichte die Serie schließlich auch mal einen ziemlichen Tiefpunkt), als autonome Komödie aber funktioniert er ungleich besser. In seinen großartigsten Momenten befreit er sich daher von Fortsetzungszwängen, um seine Derbheiten auf ein wunderbar derangiertes Niveau zu bringen: Offenbar weniger von National-Lampoon-Filmen, als vielmehr den frühen Regiearbeiten eines John Waters inspiriert. [...]
[...] Mit der Ironie ist es so eine Sache. Es gibt feinen Unernst. Und es gibt die unbedingte Verweigerung von Bedeutung jeder Art. Beides kann seinen Reiz haben, beides trifft auf "Sharknado 3" nicht zu. Denn seine (Selbst-)Ironie hat etwas unangenehm Verkrampftes: Alles an ihm ist ironisiert und darin zugleich ironisch verseucht. Stolz trägt er einen vermeintlichen Trash-Humor vor sich her, in dem keine Mühe und erst recht keine Liebe stecken, sondern einfach nur sehr viel Kalkül. Je mehr die zu "absichtlichem Trash" heran gezüchteten "Sharknado"-Filme (und Produktionen von The Asylum, Syfy et al.) dabei zu Selbstläufern werden, desto unsympathischer kann man sie finden. [...]
[...] "Broadway Therapy" – im Original ausnahmsweise weniger treffend "She’s Funny That Way" betitelt – plätschert vor sich hin wie ein kraftloses Alterswerk, das pflichtschuldig an besseres Kino erinnern soll. Gerade dieses Kino jedoch, das frühere Hollywood der Billy Wilders und Ernst Lubitschs, hätte seinen Regisseuren keine Schludrigkeiten durchgehen lassen. Es brachte Komödien von mal bitterbösem, mal hintersinnig-leichtem Witz hervor. Und wenn es feine Gesellschaften ins Visier nahm, ging es immer auch um eine scharfe Analyse der Milieus. Bogdanovich aber, der große Filmgeschichtsliebhaber, produziert hier allenfalls heiße Luft. [...]
[...] Vielleicht hätte es andere Schauspieler gebraucht, um die jugendliche Erfahrungswirklichkeit der von Staat und Familie gleichermaßen im Stich gelassenen Figuren in "Boy 7" eingehender zu vermitteln. David Kross jedenfalls ist trotz seiner international gefragten Fähigkeiten (er drehte schon mit so unterschiedlichen Filmemachern wie Steven Spielberg und Arnaud des Pallières) eine immer leicht hölzerne Erscheinung. Und seine Kollegin Emilia Schüle wird dummerweise von der großartigen Liv Lisa Fries an die Wand gespielt, obwohl diese aus irgendeinem Grund nur in einer kleinen Nebenrolle auftreten darf. [...]
[...] Die aus dem Vorgänger bekannten Home Movies von Zelluloid werden diesmal noch variantenreicher, wenn auch nicht unbedingt wirkungsvoller eingesetzt. Und auch die Fortsetzung bezieht ihre Horroreffekte aus vergangenen Medien, bei denen alles Reliktartige unheimliche Stimmung generieren soll: 16mm-Projektoren, dissonante Grammophone, gespenstisch rauschende Radios von anno dazumal. Zwar hält dabei auch dieses von Erfolgsproduzent Jason Blum initiierte Sequel stets ein gewisses ästhetisches Niveau, gibt es rein formal also wenig auszusetzen am kompetent gemachten Geistergedöns. Doch haben sich die mittlerweile sehr generischen Konzepte der einträglichen Horrorfilmschmiede Blumhouse längst auch ziemlich abgenutzt: Neue Namen und neue Franchise-Serien, aber immer nur wieder altbekannter Grusel aus der Genremottenkiste. [...]
[...] Nach einem hübschen Beginn kippt "Pound of Flesh" zumindest actioninszenatorisch ins Bodenlose. Verfolgungsjagden und gewöhnliche Innenraumszenen des zwar auf den Philippinen spielenden, aber in China gedrehten Films sind vor Green-Screen aufgenommen, haben also mit Bewegungskino nichts zu tun. Und bei ausgesuchten Kloppereien und sogar Dialogszenen lässt sich Van Damme neuerdings offenbar genauso doubeln wie Kollege Steven Seagal. Bis in kleinste Details markiert der Film somit eine Abkehr von eigentlich allem, was sich in einem herkömmlichen Sinne mit Action assoziieren lässt: Größere Explosionen kommen ohnehin nur noch aus dem Computer, selbst Mündungsfeuer und Einschusslöcher werden mittlerweile digital ins Bild geklatscht. Zweikämpfen wiederum fehlt jeder Druck, und meist sind sie derart vom Schnitt entstellt, dass man ihnen kaum folgen kann, geschweige denn überhaupt noch folgen möchte. [...]
[...] Wie schon der Vorgänger scheut "Magic Mike XXL" nicht die Zerlegung seiner augenzwinkernden Männlichkeitsrituale. Angestaute Homoerotik entladen die Jungs, indem sie sich einfach mal kräftig prügeln; hübsche Frauen wie Neuzugang Amber Heard wiederum können nur zu Reisebegleiterinnen werden, wenn sie auch das Bromance-Gefüge stabilisieren – für tatsächlichen statt nur simulierten Sex also findet sich in diesem vergnügungssüchtigen Road-Movie kein Platz. Zugleich aber weiß der Film um die überhöhten Effekte seiner lustvoll ausgespielten Strip-Szenen, denen er anders als der erste Teil auch keinen moralinsauren Überzug verpasst. Bedeuteten Party und Striptease dort immer auch gleich Drogenexzess und körperliche Selbstaufgabe, geht es in der Fortsetzung deutlich unbeschwerter zu: In einem freudvollen Miteinander eingeölter Körper und umherwedelnder Dollarscheine nämlich, dem kein böses Erwachen folgen muss. [...]
[...] Zwar gelingen dem versierten Drehbuchautor, der Noah Baumbach zweifellos ist, hin und wieder schöne Einzelszenen voller auf Fremdscham abzielenden Situationswitz, in denen Ben Stiller allerhand absonderliche, hochnotpeinliche Momente regungslos und also hochkomisch aussitzen darf. Doch das in den vorherigen Filmen des Regisseurs stets evidente Interesse an Menschen, die nicht anders können, als sich gegenseitig im Weg zu stehen, ist einem seltsamen Altherrenzynismus gewichen. Intergenerationelle Annäherung bekommt "Gefühlt Mitte Zwanzig" lediglich über strikte Thesen und Gegenthesen zu fassen, mit dem ebenso unverhandelbaren wie trostlosen Ergebnis, dass es wohl allen besser ginge, wenn sie nur immer schön unter sich blieben. [...]
[...] An den Diskursen seines Themas hat der sehr spürbar vom Theater kommende Regisseur Rupert Goold kein Interesse, ihm geht es um banales Schauspielerkino, bei dem die spannende Geschichte zu Oscarmaterial verwurstet wird. Im Wesentlichen fühlt sich der einigermaßen höhepunktarm geratene Film dabei lediglich nach Drehbuch an: Wenn die didaktisch geführten Schauspieler hier den Raum betreten, sagen sie in spärlich ausgestatteten Dekors geschliffene Sätze auf, während eine unmittelbar umherwackelnde Kamera eben nicht Authentizität simuliert, sondern nur die statische und dabei ziemlich einfallsfreie Inszenierung unterstreicht. [...]
[...] Dem Friedensbotschafter Jackie Chan nimmt man seine Rolle in diesem nächsten auf internationale Vermarktung abzielenden chinesischen Blockbuster noch am ehesten ab, sie ist auch eine konsequente Fortführung seiner Figur aus "Little Big Soldier". Adrien Brodys Overacting hingegen verortetet das Geschehen immer wieder in Absurdistan, und John Cusack meistert seinen Part derart komatös, als befinde er sich im komplett falschen Film (was ja auch stimmt). [...]
Damit sich die Gemüter nicht noch mehr erhitzen:
Weder besuchte Stallone die Comic-Con noch hat er ein Statement über Rambo und ISIS gemacht. Die auch hier als Quelle angegebene Seite washingtonpost.com.CO verbreitet nichts anderes als Blödsinn. :-)
[...] Wer an James Camerons Original und dessen nicht minder großartige Fortsetzung Jugenderinnerungen knüpft, wird seine hier kräftig durch den Fleischwolf gedrehten Lieblingsfilme kaum wieder erkennen. So doof und unambitioniert "Genisys" dabei auch sein mag: Mit der vollständigen Infantilisierung der Kinoreihe haben bereits seine Vorgänger begonnen, dieser Teil setzt sie lediglich konsequent fort. Als "Relikt einer gelöschten Zeitlinie" (wie der T-800 hier folglich von Gegenspieler John Connor genannt wird) macht allerdings sogar Schwarzenegger eine erstaunlich schlappe Figur in dieser Verballhornung statt Ehrerbietung des 1984er-Klassikers. Er wirkt träge, teilnahmslos und ist für die Handlung letztlich sogar verzichtbar. Ein schlimmeres Urteil kann es über einen "Terminator"-Film wahrscheinlich nicht geben. [...]
[...] In den Versuchen der Zwillingsbrüder, die zum Abjekthaften stilisierte Frau in ihrem Haus als "falsche" Mutter zu überführen, zeichnet sich ein juveniler Zorn ab, der "Ich seh, ich seh" zum Horrorfilm ungeahnt sinistren Ausmaßes umkrempelt. Das Verstörende seiner Denunziations- und Folterszenen ist nicht deren lediglich genredienliche Gewalteruption, sondern ihre defätistische Motivation: Sie ergibt sich beinahe logisch aus dem einstmals harmonischen Familienalltag, der aus Sicht der zwei Protagonisten mit einem elterlichen Bedrohungsszenario kontaminiert ist. Wie diese Harmonie vielleicht einmal ausgesehen haben könnte, lässt "Ich seh, ich seh" zumindest vermuten: An den Beginn seiner zermürbend-unzuverlässigen Erzählung setzt der Film Ausschnitte der gemeinsam "Guten Abend, gut' Nacht" trällernden Trapp-Familie! [...]