RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 3

    Zunächst mal sei erwähnt, dass der Titel "Killer Sofa" irreführend ist, denn es handelt sich hier eindeutig um einen Sessel, der sich durch den Film mordet. Etikettenschwindel! Es bedarf wohl nicht sonderlich viel Fantasie sich auszumalen, was man von einer Story über ein blutrünstiges Möbelstück erwarten kann. Manche Szenen sind dermaßen absurd, dass man beinahe schon von gepflegter Unterhaltung sprechen kann. Der Sessel überwindet sämtliche Hindernisse, kann verstohlen um die Ecke schauen und hat einen echt befremdlichen Blick drauf. Es wäre vermutlich noch wesentlich besser gekommen, hätte man dem Ding noch Augenbrauen verpasst. Die grottenschlechten Schauspieler passen perfekt in die beizeiten selbstironische Vorstellung, das hat was von einem Theaterstück einer Schülergruppe. Ich stelle mir die Geschichte gerade als Einspieler bei einer "Family Guy"-Episode vor. Herrlich.
    Heftiger Trash mit allem, was dazu gehört. In gemütlicher Runde durchaus witzig, aber nüchtern betrachtet gehört der besessene Sessel (Ja, der Witz wird auch im Film gemacht.) auf den Sperrmüll.

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    • 7
      über Prey

      Zunächst mal ist es positiv zu bewerten, dass „Prey“ sich wieder auf die Wurzeln der „Predator“-Reihe besinnt und den ganzen Ballast der jüngeren Vergangenheit abgeworfen hat. Zuletzt wurde der außerirdische Jäger bei "Predator: Upgrade" gar durch eine Art Actionkomödie gepeitscht, die zwar phasenweise witzig war, aber rein gar nichts mehr mit der fiesen Killermaschine zu tun hatte, die da früher auf Jagd ging. Nun werden die Dinge wieder einfacher gehalten: Der Predator kommt, ohne große Erklärungen, fängt an zu morden und die Menschen müssen zusehen, wie sie damit klarkommen.
      Vor der traumhaften Kulisse der Great Plains muss ein Comanchenstamm sich der Bedrohung stellen, die Prämisse ist ohne Zweifel interessant. Nix mit Gatling Gun und Claymore, Pfeil und Bogen und Axt müssen es richten. Hauptfigur Naru ist insgesamt sympathisch, die süße Möchtegernjägerin muss ihre körperliche Unterlegenheit durch Geschick und Intelligenz wettmachen, das gelingt ganz anständig. Sie nutzt das Gelände und kämpft oft hinterlistig und clever, ehrlicherweise wird ihr auch ziemlich oft der Arsch gerettet, eine unbesiegbare Kampfamazone ist sie definitiv nicht, was dieser zierlichen Elfe auch kein Schwein abgenommen hätte. (Nicht, dass das ein Problem für Hollywood dargestellt hätte.) Und wir wissen schon seit dem ersten Film, dass so ein Predator beizeiten dämlich agiert und überlistet werden kann. Etwas ärgerlich sind die überflüssigen Elemente, wenn Naru trotzig gegen die ach so bösen patriarchalischen Strukturen aufbegehrt. Komplett unnötig in so einem Film, es wirkt einfältig, unpassend und altklug, passt außerdem überhaupt nicht in die Zeit, wohl auch deshalb reagieren viele Kommentatoren hier genervt. Nachvollziehbar, aber ehrlicherweise spielt das hier eher eine untergeordnete Rolle und Naru ist zwar durchaus selbstbewusst, aber auch keines dieser unerträglich herablassenden, aufgeblasen toughen Mannweiber, die jedem ihre nicht vorhandenen Eier zeigen müssen. Das bleibt hier alles im Rahmen, hätte Netflix sich dem Stoff angenommen, wäre die Nummer sicher weitaus peinlicher geworden.
      Wo wir gerade bei peinlich sind: Die CGI-Tierwelt lässt sich damit hervorragend beschreiben. Am schlimmsten dürfte der Bär sein, bei dem selbst ein Typ in einem Halloweenkostüm glaubwürdiger gewirkt hätte, aber die Karnickel und der Puma verursachen ebenfalls Schmerzen. Irgendjemandem aus dem Team hätte schon mal auffallen können, dass man das auf dem Niveau niemandem anbieten kann. Dafür gibt es ein paar anständige Kampfeinlagen. Die französischen Wilderer werden beispielsweise sehr stylisch zerlegt. Wenn das Gaspedal mal gedrückt wird, kommt durchaus Freude auf. Das Ende ist leider etwas zu sehr Disney.
      "Prey" macht längst nicht alles richtig, aber er funktioniert solide, liefert schöne Bilder (abgesehen vom CGI), einen akzeptablen Cast und brauchbare Action. Manche Elemente sind nervig und unnötig, aber ich würde mich mal dennoch ganz kühn den Stimmen anschließen, die ihn als zweitbesten Teil der Reihe einordnen. (Die Konkurrenz ist aber auch eher dürftig.)

      7
      • 4 .5

        Wer unbedingt einen Film drehen will, aber keine eigenen Ideen hat, der macht irgendwas mit Zombies und erklärt, dass irgendwelche Nazi-Wissenschaftler dafür verantwortlich sind. „Malnazidos“ gibt sich wirklich überhaupt keine Mühe etwas Neues zu erzählen. Klischee an Klischee, selbst der Obernazi hat eine fiese Narbe im Gesicht und rennt mit langem schwarzen Lederumhang umher. Lehrbuch! Handwerklich ist das Ganze okay, der Film sieht nicht billig aus, inhaltlich ist er es trotzdem. Selbst die interessante Prämisse, dass Faschisten und Kommunisten plötzlich zusammenarbeiten müssen, geht bei den uninteressanten und plakativen Figuren komplett unter. Es gibt eigentlich keine Sympathieträger, das sind alles nur Deppen mit großer Fresse. Die toughe Quotenlady, die sich in der Männergruppe behauptet, darf bei einer Netflix-Produktion selbstverständlich auch nicht fehlen, sie fällt aber in der Idiotenvereinigung kaum auf. Ein paar Gags heitern das Geschehen etwas auf, kaschieren können sie die sonst eher mäßige Vorstellung aber nicht.
        Interessantes Setting, aber der Rest kommt vom Wühltisch des Genres.

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        • 6 .5

          Ein echtes Potpourri an kreativen Ideen, abenteuerlichen Szenen und witzigen Anspielungen. Der Titel „Everything Everywhere All at Once“ verspricht wahrlich nicht zu viel, leider schießt er ab und an über das Ziel hinaus.
          Hat man die erste halbe Stunde überstanden, die eher wie ein aufgeblasenes Familiendrama mit typisch asiatischen Klischees daherkommt, entwickelt sich ein munteres Chaos, das besonders mit seinen teils extrem lustigen Kampfszenen für wunderbare Unterhaltung sorgt. Wenn Deadpool um die Ecke gekommen wäre, um einen Spruch zu den teils absurden Fights abzugeben, hätte das wohl niemanden ernsthaft gewundert. Die Hintergründe des Ganzen Multiversums Blödsinns werden gar nicht groß vertieft, Hauptfigur Evelyn (wunderbar: Michelle Yeoh) wird vor vollendete Tatsachen gestellt und muss sich mehr schlecht als recht durch diesen Irrsinn wühlen. Phasenweise ist das richtig großartig, die aufwendige Optik und der wilde Schnitt wirken stimmig, aber gegen Ende wird es dann doch sehr anstrengend. Irgendwann nehmen die Gefühlsduselei und dieser künstlich wirkende Mutter-Tochter-Konflikt überhand, die letzte halbe Stunde ist zäh, peinlich und hemmungslos überladen. Es hätte nicht geschadet das Ganze an der ein oder anderen Stelle zeitlich etwas zu straffen.
          Ein launiger Film, der sich viele Freiheiten herausnehmen durfte. Das ist selten geworden, im Bestreben irgendwelche Quoten zu erfüllen und bloß niemanden ans Bein zu pinkeln, sind große Projekte ziemlich berechenbar geworden. Davon kann bei „Everything Everywhere All at Once“ nicht wirklich eine Rede sein. Hätte er auf die teils überbordenden Soap-Elemente verzichtet, wäre aber noch weit mehr drin gewesen.

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          • 5

            Das war dann doch zu wenig, trotz eines vielversprechenden Beginns. Mit düsteren Bildern und einer tristen Atmosphäre wird ganz klassisch versucht Spannung zu erzeugen. Die teils brutalen und stets mysteriösen Morde spannen da auch einen ganz anständigen Bogen, er bricht nur leider irgendwann und es bleiben nur Brösel übrig. „Double Vision“ verliert sich zusehends in mystischen Spielereien, verpasst es aber den Zuschauer da mitzunehmen. Am Ende ist das nur noch nervig und lächerlich. David Morse kann dem Film ebenfalls keinen Stempel aufdrücken, seine Beteiligung wirkt wie ein besseres Alibi, weil man einen halbwegs bekannten Namen dabeihaben wollte. Höhepunkt der Lächerlichkeit ist allerdings der blutige Kampf im Tempel, der aussieht, als wäre er irgendwann in den Siebzigern entstanden und hier nur reingebastelt worden. Billigere Effekte sieht man allenfalls in deutschen Nischenproduktionen.
            Düstere Thriller aus dem asiatischen Raum gehören normalerweise zu den besten am Markt, aber trotz guter Ansätze ist das Drehbuch und der Ver lauf einfach zu mäßig, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

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            • 4 .5

              Letztendlich eine konsequente Fortsetzung, die abermals viel mit den Klischees und Elementen des klassischen Märchen- bzw. Fantasyfilms spielt, aber so richtig funktioniert das Konzept nicht mehr. Shrek, der das biedere Familienleben ein wenig leid ist, wird relativ uninspiriert durch eine Parallelwelt gescheucht, in dem eigentlich nur der extrem beleibte Kater tatsächlich für Stimmung sorgt. Der Rest ist doch ziemlicher Krampf. Rumpelstilzchen als kleine Giftzwerg mit Machtkomplex ist völlig überzeichnet und nervt damit nur, kann aber sicher keinen Eindruck hinterlassen.
              Nicht umsonst wurde nach diesem Teil erstmal nicht weiter gemacht. Trotz einiger Höhepunkte fehlen insgesamt die Körner.

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              • 7 .5

                Ein Actionthriller muss nicht zwingend kompliziert sein oder viel Wert auf die Handlung legen, solange er rasant inszeniert ist und der Unterhaltungsfaktor stimmt. Insofern macht „The Gray Man“ jetzt nicht so viel falsch, wenn er da einfach einen USB-Stick in den Ring wirft, der zu einer Hetzjagd um die halbe Welt führt und von einem Netz aus Lügen und Intrigen begleitet wird. Die Dinge einfach zu halten, ist in dem Genre absolut vertretbar. Man muss sich aber schon ein wenig die Frage stellen, wo genau nun das beträchtliche Budget verbraten wurde.
                Die Inszenierung der Russos wirkt irgendwie künstlich. Die Anlehnung an die „Bourne“-Reihe funktioniert handwerklich allenfalls mäßig, vielen Actionsequenzen fehlt die Kernigkeit und eine gewisse schmutzige Attitüde. Das sieht oft zu sehr nach Marvel aus und zu wenig nach „John Wick“, und genau andersherum hätte es sein müssen. So ein Film verlangt echtes Handwerk und wenig CGI. Auch bei den Kampfchoreos steht oft jemand auf der Bremse. Das soll nicht heißen, dass das alles schlecht wäre, aber es wäre eben besser gegangen. Die Verfolgungsjagd in Prag ist ja ganz nett, hat fast was von Michael Bay, obwohl diese augenscheinlich autonome Straßenbahn, die da stur weiterfährt, obwohl alles im Umkreis zerlegt wird, schon etwas irritierend erscheint. Unfreiwillige Komik ist generell ein Zugpferd des Films: Eine Szene einzubauen, in der trotz extremen Zeitdrucks mit einem E-Auto von Wien nach Prag gefahren wird, erfordert schon Humor.
                Die Figuren stammen allesamt aus dem Sammelalbum für Actionfilme. Der lässige, wortkarge (Anti-) Held, der diabolisch überzeichnete Gegenspieler, der erfahrene Mentor, das arrogante Emporkömmling-Arschloch in der Chefetage und natürlich die extrem toughe Agentin, die es locker mit der Männerwelt aufnehmen kann. Alle da, alle etwas farblos, aber alle auch gut besetzt. Gosling fühlt sich ohnehin wohl, wenn er nicht reden muss und die stets wunderbare Ana de Armas war schon in „James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben“ eines der wenigen Highlights und setzt hier noch einen drauf. Ihr einziges Problem hier besteht darin, dass der Frisör des Films sie wohl nicht so gut leiden konnte. Netflix wäre natürlich nicht Netflix, wenn es nicht an manchen Stellen mal dazwischen grätschen würde: So wird der Kampf der beiden Alphamännchen am Ende selbstverständlich von einer Frau beendet, weil alles andere ja nicht mehr zeitgemäß wäre. So gestelzter Quatsch müsste wirklich nicht sein, aber über Logik muss man hier natürlich ohnehin nicht sprechen.
                Ich freue mich über jeden aufwendigen, geradlinigen Actionfilm mit wenigstens etwas höherem Härtegrad, denn wirklich viel kommt von der Front nicht mehr. Dementsprechend bin auch gnädig, wenn es inhaltlich etwas hakt. Ein paar Abzüge gibt es bei „The Gray Man“ halt leider auch optisch, weil die Russos noch etwas zu sehr in ihrem Marvel-Fahrwasser schwimmen, was für so einen Film nicht so recht passen mag. Mir stellt sich die Frage, was Leute wie Chad Stahelski, Pierre Morel oder Antoine Fuqua aus dem Stoff rausgeholt hätten.

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                • 7

                  Nicolas Cage, ziemlich tief gefallen, aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen niemals vollends abgesoffen. „Massive Talent“ steht sinnbildlich für den stets sympathischen und selbstironischen Typ, der sehr wohl weiß, was er in den letzten Jahren teilweise für einen Schrott produziert hat. Die konstruiertet Story ebnet für Cage den Weg sein gesamtes Repertoire aufzufahren und eben auch mal wieder so richtig schön ausrasten zu dürfen. In Teilen entwickelt sich sogar ein passables Buddy-Movie mit Pedro Pascal. Grandios, wenn die beiden auf LSD dort an dieser Mauer zur Höchstform auflaufen.
                  Ein Meta-Filmchen mit einem ziemlich billigen Grundgerüst, aber einem sehr unterhaltsamen Aufbau. Cage, der sich selbst richtig schön verarscht und dabei so wirkt, als würde er das auch ehrlich so meinen, zeigt mal wieder, dass er trotz diverser Fehlentscheidungen noch da und zu gebrauchen ist.

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                  • 6

                    Richtig warm bin ich mit dem grünen Oger nie geworden, das ändert sich auch mit dem dritten Teil der Filmreihe nicht, der offenkundig eine reine Kommerzfortsetzung darstellt. Sonderlich kreativ wird die Geschichte nicht fortgeführt, aber sie hat ein paar nette Gags zu bieten. Die ironische Darstellung der Prinzessinnen oder auch die Proben für das absurde Theaterstück am Ende sorgen für Erheiterung. Das Drumherum ist aber eher dürftig. Artie, der potentielle Thronerbe, ist eine komplette Luftpumpe ohne jede Ausstrahlung, da hätte man lieber den verpeilten Merlin öfter ins Bild zerren sollen. Mal wieder sind es der Esel und selbstverständlich der Gestiefelte Kater, die als Bannerträger fungieren. Shrek selbst wird immer mehr in ein Korsett gepresst, von der wunderbaren Rotzigkeit des ersten Teils ist nahezu nichts übrig.
                    Meiner Meinung nach etwas besser als Teil 2, der mir (vom Kater abgesehen) so gar nichts gegeben hat, aber Shrek und ich, das wird so oder so keine Liebe mehr.

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                    • 7 .5

                      Cop in einem Copthriller zu sein, ist und bleibt ein echter Scheißjob. Kaum Anerkennung, stattdessen permanente Geldnot, zuhause läuft nie irgendetwas rund und dann wirst du auch noch gefickt, weil du nicht nett genug zu dem Abschaum bist, den du von der Straße holst. Da kommt man schon mal auf dumme Gedanken. „Dragged Across Concrete“ suhlt sich ausgiebig in den Standardelementen und Klischees des Genres, verkauft sie aber so nüchtern und hochwertig, wie es das seit „Cop Land“ nicht mehr gab.
                      Regisseur S. Craig Zahler lässt sich mal wieder Zeit bei der Geschichte. Keine übertriebene Hektik, die Schicksale der Figuren und ihre Beweggründe werden ausgiebig dokumentiert und lassen das Verhalten der Beteiligten sogar irgendwie nachvollziehbar erscheinen. Gibson und Vaughn als erfahrene Detectives, die vom Leben und dem Job einmal zu oft verarscht wurden, geben ein wunderbares Gespann ab. Für Gibson dürfte es die beste Rolle seit einer halben Ewigkeit gewesen sein.
                      Eindrucksvoll sind auch die Gegenspieler, deren völlig selbstverständlich vorgetragene Kaltblütigkeit und Brutalität mehr schockiert, als es die meisten Horrorfilme mit ihren überzeichneten Gestalten hinbekommen. Raub und Mord sind für diese Leute ein Geschäft und es wird routiniert durchgezogen. Andere Menschen sind Hindernisse, die es zu beseitigen gilt oder bestenfalls Werkzeuge, die man solange benutzt, bis sie ihren Zweck erfüllt haben. Allerdings begeht Zahler trotz aller inszenatorischen und erzählerischen Stärken auch einige peinliche Fehler, in dem er beispielsweise manche Dinge einfach zu sehr emotional aufputscht. Sinnbildlich dafür steht der kurze Auftritt von Jennifer Carpenter, der in seiner hemmungslos überhöhten Melodramatik wahrscheinlich selbst für eine Daily-Soap zu prall gewesen wäre. Es wird hier wirklich kein Klischee ausgelassen, das ist schon etwas schade und absolut unnötig. Mich hat es in dem Zusammenhang gewundert, dass Lurasettis Freundin nicht noch schwanger war, denn das Element hat tatsächlich gefehlt. Normalerweise hat so ein Polizist, der durch so ein Tal wandert, immer eine schwangere Frau daheim. Wäre dann vielleicht doch eine Nummer zu viel gewesen. Auch der an sich coole Showdown leidet unter dieser Hollywoodkrankheit des Zu-Viel-Wollens. Und das konstruierte Ende mit seiner zweifelhaften Moral ist ebenfalls irgendwie unglücklich.
                      Kühl, geradlinig und beizeiten böse, „Dragged Across Concrete“ macht viel richtig, wenn es darum geht, einen guten Thriller darzustellen. Bei genauerer Betrachtung schleichen sich aber einige vermeidbare Fehler ein. So einen kleinen Schlendrian hat Zahler in den meisten seiner Filme drin, allerdings ist das schon Kritik auf ziemlich hohem Niveau.

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                      • 6 .5
                        RaZer 20.07.2022, 10:54 Geändert 20.07.2022, 14:02

                        Wie schnell so ein Kartenhaus doch zusammenkrachen kann. „Nur ein kleiner Gefallen“ ist ein fieser kleiner Thriller über dunkle Vergangenheiten, Verrat und Gier. Die Wendungen müssen leider mit reichlich konstruierten Zufällen und typischen Klischees erkauft werden. Glaubwürdig ist an der ganzen Nummer praktisch nichts, aber darum geht es letztendlich nicht. Der Unterhaltungswert ist okay, aber um tatsächlich Eindruck zu hinterlassen, ist die Nummer bei weitem noch zu brav und inkonsequent.
                        Anna Kendrick passt wunderbar auf die Rolle der biederen Vorstadtmama, die nicht arbeitet, komplett naiv daherkommt und einen Food-Blog für Mütter (Väter werden nicht angesprochen, aber so rum ist das selbstverständlich nicht sexistisch *zwinker*) betreibt, in dem es natürlich niemals Fleisch gibt. Eigentlich eine Figur direkt aus der Hölle, aber da brodelt etwas unter der Oberfläche. Blake Lively als das genaue Gegenteil ergänzt das Bild perfekt. Die Dynamik zwischen den beiden ungleichen Frauen trägt den Film und hat sogar Humor zu bieten, aber die Logiklöcher und die billig zusammengeklauten Vorgeschichten lassen sich damit nicht kaschieren. Der Showdown ist dann auch etwas peinlich geraten, weil die Twistspirale komplett überdreht wird.
                        Für mich besser als erwartet, vor allem weil Kendrick und Lively gut harmonieren, aber inhaltlich gibt es schon herbe Defizite.

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                        • 7

                          „Bob’s Burgers“ fliegt ja gerne ein wenig unter dem Radar und daran ist die Serie mitunter selbst schuld. Langweiler Bob und Nervbolzen Linda sind oft schwer zu ertragen, meist sind es die Kinder, die das Ruder herumreißen, allen voran die wunderbar sarkastische Louise und dann ist da noch der herrliche verpeilte Stammkunde Teddy. Der Film ist eine nette Ergänzung zur Serie, nicht mehr, nicht weniger.
                          Man lehnt sich hier nicht zu weit aus dem Fenster mit exotischen Schauplätzen oder aberwitzigen Idee, es ist einfach eine überlange Folge, die insgesamt ganz gut funktioniert. Die Belchers bleiben in ihrem Mikrokosmos und dort passen sie auch am besten hin. Die Musical-Einlagen, die zum Glück nicht so viel Raum einnehmen wir befürchtet und schon in der Serie Ohrenbluten verursachen, hätte es auch hier nicht gebraucht, aber es gibt da wahrscheinlich irgendein ein ungeschriebenes Gesetz, dass in Filmversionen von Zeichenserien gesungen werden muss. Mit der leichten Kriminote in der Geschichte wagt man zumindest in der Hinsicht mal etwas Anderes, ansonsten bleibt es aber das beizeiten eigenwillige Chaos mit oft erstaunlich treffsicheren Gags, aber eben auch merkwürdig verhauenen Pointen. Die aufpolierte Optik ist ganz anständig, frisst nur leider zu viel Budget, um sie auch in der Serie einzusetzen.
                          Wie nötig dieser Film nun war, darüber lässt sich gewiss streiten. Er bringt die Serie sicher nicht voran und hat keine Kinoauswertung bekommen, somit bleibt er ein nettes Gimmick für Fans. Von den „Simpsons“-Machern weiß man, dass so ein Film die Qualität der Mutterserie nachhaltig beeinträchtigen kann. Die haben das damals ganz offen zugegeben. Vielleicht ist man ja hier besser vorbereitet.

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                          • 8

                            Die Minions sind überragende Sidekicks, ohne die die "Ich - Einfach unverbesserlich"-Reihe wohl kaum sonderliches Interesse hervorgerufen hätte. Im ersten Teil ihres Soloabenteuers zeigt sich aber auch, dass es ungleich schwieriger ist die gelben Chaoten als Hauptfiguren in Szene zu setzen. Das war stellenweise ziemlich enttäuschend. "Minions: The Rise of Gru" macht es etwas besser. Die Fortsetzung wirkt dynamischer, kurzweiliger und stellt die Story eher hinten an, damit Kevin, Bob und Co. mehr Raum zum Eskalieren bekommen.
                            Ich halte das Konzept für gelungen, denn eigentlich ist es auch völlig egal, wie genau die Minions und Gru zusammengewachsen sind, jeder will doch einfach nur sehen, wie die Chaostruppe Scheiße baut. Die Nummer mit dem Flugzeug und das denkwürdige Kung-Fu-Training stehen sinnbildlich dafür, wie gut die Jungs funktionieren, wenn man sie einfach von der Kette lässt, die Dinge einfach hält und sie nicht zu sehr in ein erzählerisches Korsett einschnürt. Manches wirkt vielleicht übertrieben und allzu albern, besonders der Showdown gerät ein wenig aus dem Ruder, aber insgesamt ist das schon eine herrlich witzige Vorstellung.
                            Die Lernkurve nach dem eher mittelmäßigen Vorgänger ist erkennbar.

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                            • 6 .5

                              Man muss bei der "Jurassic World"-Reihe eigentlich keine Worte mehr über die Glaubwürdigkeit der Story verlieren. (Das galt letztendlich für die "Jurassic Park"-Filme auch schon - vielleicht mit leichter Ausnahme für Teil 1.) Das Ganze ist längst entartet und dementsprechend macht man sich hier auch keiner mehr einen Kopf über die Logik. Es wird mit Gentechnik-Klischees um sich geworfen, als gäbe es kein Morgen, die Dinos vermehren sich offenbar in rasender Geschwindigkeit und natürlich macht die Menschheit wieder konsequent dieselben herrlich doofen Fehler.
                              Ist man bereit den ganzen Blödsinn zu akzeptieren, dann macht "Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter" durchaus Spaß. Bildgewaltiges und rasantes Blockbusterkino mit sympathischem Cast und alten Bekannten, die für einen netten Nostalgiefaktor sorgen. Es mutet ein wenig verkrampft an, wie Sam Neill und Laura Dern wieder ins Geschehen eingreifen, aber gemeinsam mit Jeff Goldblum entwickeln sie schnell wieder die coole Dynamik des Originalfilms. Chris Pratt und Bryce Dallas Howard haben da reichlich Mühe schrittzuhalten. Etwas sehr künstlich wirkt die hineingeschusterte Pilotin Kayla, die zwar durchaus etwas beizutragen hat, aber eine dieser Frauenfiguren darstellt, die so tun, als wären ihnen gerade zwei dicke Eier gewachsen. Solche überzeichneten Mannweiber sind mit ihrer Arroganz immer sehr anstrengend.
                              An Dino-Action mangelt es nicht, die niedrige Altersfreigabe erweist sich nur leider mal wieder als Bremsklotz. Dennoch knallt es ganz ordentlich, aber neue Idee außen rum sollte man nicht erwarten. Abermals wird einem Konzern eine Monopolstellung eingeräumt (immer eine Spitzenidee), haufenweise Dinos werden an einem Ort zusammengeknubbelt (auch stets clever) und man knallt mal eben noch eine Art biblische Plage mit auf den Tisch (gibt ja noch nicht genug Probleme). Das Drehbuch tut weh, aber so ein wenig Ironie ist schon meistens dabei.
                              Man wollte die Reihe wohl nur noch irgendwie zu Ende bringen und dabei ein großes Feuerwerk abbrennen. Schön sieht es aus, aber Eleganz und Cleverness sind hier kein Faktor. Als aufwendiger Edeltrash - wie seine Vorgänger - kann man den Streifen akzeptieren, aber es wäre schon schön, wenn sich die Autoren solcher Filme nicht immer alles derart krass zurechtbiegen würden, dass es stellenweise schon kracht und splittert.

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                              • 7 .5

                                Taika Waititi bleibt dem Stil vom Vorgänger "Thor: Ragnarok" treu und serviert einen sehr Humor lastigen Film mit gutem Unterhaltungswert, der aber leider auch ein paar Probleme mit sich herumschleppt. Das MCU ist nach Ende des Infinity Wars noch immer auf der Suche nach einer neuen Bestimmung und so wirkt auch "Thor: Love and Thunder" inhaltlich halbgar und irgendwie bedeutungslos.
                                Am Cast kann man diese Probleme nicht festmachen, der arbeitet absolut astrein. Allen voran Christian Bale, der den bislang düstersten Gegenspieler des MCU mit einer wunderbar bedrohlichen Aura verkörpert und dessen Beweggründe durchaus nachvollziehbar erscheinen. Die Rückkehr von Natalie Portman als Jane Foster ist natürlich auch ganz cool und ein netter Fanservice, sie wirkt nur sehr verkrampft und konstruiert. Da steckte schon einige Verzweiflung dahinter Mighty Thor irgendwie in den Film zu quetschen. Eine männliche Hauptfigur darf ja nicht mehr der (alleinige) Held im eigenen Film sein. Das kurze Gastspiel der Guardians und Russel Crowe als Zeus machen ebenfalls Spaß.
                                An Unterhaltung fehlt es im vierten "Thor"-Film nicht, man hat nur den Eindruck, dass es alles irgendwie sinnlos ist. Der Film bringt das MCU nicht voran, es ist eher ein Warmhalten, bis mal jemand kommt und sagt, wie es weitergehen soll. Man kann letztendlich damit leben, denn der Spaßfaktor ist schon ziemlich hoch, wenn ich da beispielsweise an die schreienden Riesenziegen oder das zur Touristenfalle verkommene New Asgard denke. Auch Thors Probleme mit dem eifersüchtigen Stormbreaker sind herrlich anzuschauen. Und natürlich das wunderbare Bild der dekadenten und nutzlosen Götter, die lieber Orgien feiern, als ihren Völkern zu helfen. Ein Fest für jeden Atheisten. Da steckt überall viel Ironie und Liebe zu Detail drin. Es ist nur manchmal etwas arg albern, das schlägt sich auch auf die Story nieder. Was ich von dem Ende halten soll, weiß ich nicht so genau, besonders der Umgang mit Jane mutet doch sehr unnötig an. Pluspunkte sammelt der sympathische Soundtrack.
                                Mir kommt der Film bei den Kritikern ein wenig zu schlecht weg, dafür sind viele Dinge dann doch zu gut gelungen, allen voran Christian Bale und die schonungslose Selbstironie. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass er letztendlich verzichtbar erscheint und das Drehbuch wirkt, als haben ein paar Zwölfjährige daran mitgewirkt.

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                                • 6 .5
                                  über Fresh

                                  Das verlief dann doch anders als gedacht. Was als müde Romcom beginnt, entwickelt sich zu einem makabren, perfiden und beizeiten auch schwarzhumorigen Spiel auf Leben und Tod. "Fresh" ist fies, durchtrieben und zynisch, gute Voraussetzungen für einen Film, der sich primär dem Horror zurechnet, er ist nur leider oft auch sehr unglaubwürdig, unlogisch und konstruiert. Das hat manchmal eher etwas von einer Persiflage, was nicht zwingend etwas Schlechtes sein muss, aber doch mitunter etwas nervt. Manchmal wird es sich hier schon sehr einfach gemacht.
                                  Sebastian Stan, der als Chirurg mit ausgefallenen Gelüsten eine wunderbar abgedrehte Vorstellung abliefert und Daisy Edgar-Jones als neustes Opfer, das dieses fiese Spiel notgedrungen mitspielt, können die Schwächen im Script vielleicht nicht ausbügeln, aber zumindest kaschieren. Tolle Chemie zwischen den Beiden. Noas Freundin ist leider wieder so eine Klischee-Tussi mit großer Schnauze und krankhaftem Geltungsbedürfnis, aber solche Gestalten finden sich mittlerweile in fast jedem Film.
                                  Vielleicht etwas zu lang und sicher nicht immer nachvollziehbar, aber so herrlich böse. Nebenbei kann man locker davon ausgehen, dass es etwas Ähnliches auch in der Realität gibt. So is(s)t der Mensch nun mal.

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                                  • 7 .5

                                    Ähnlich sympathisch wie Teil 1, allerdings noch etwas abgedrehter. Es ist schon eine wunderbar einfache Welt, in der der chaotische Bär lebt. Er freundet sich mal eben mit den schwersten Jungs im Knast an, baut die Gefängniskantine zu einem Café um oder betätigt sich auf höchst kreative Weise als Fensterputzer. Herrlich naiv, infantil und dämlich das Ganze, aber eben auf die gute Art.
                                    Die Erweiterung des Casts funktioniert hervorragend, allen voran Brendan Gleeson als grimmiger Knast-Koch passt wunderbar. Auch Hugh Grant hat als exzentrischer Antagonist sichtlich Spaß. Da spielt es keine Rolle, dass die Geschichte rund um dieses Pop-Up Buch und den versteckten Schatz kompletter Blödsinn ist. Alles, was außenrum passiert, macht genügend Spaß, um die Story einfach mal so hinzunehmen.
                                    Locker leichte Unterhaltung, die es sich oft sehr einfach macht, die aber auch viel zu liebenswert und ironisch vorgetragen wird, als dass man das ernsthaft kritisieren könnte.

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                                    • 6

                                      Mal wieder ein sehr zweischneidiges Schwert, das Disney da präsentiert. Einerseits sind die Rückkehr von Ewan McGregor als Obi-Wan und die Infos über sein Schicksal nach Episode 3 natürlich erfreulich. Andererseits wird hier ziemlich verkrampft und konstruiert eine Entmystifizierung vorangetrieben, die nicht zwingend nötig gewesen wäre. "Obi-Wan Kenobi" gibt sich Mühe einen Mittelweg zwischen nostalgischen Elementen und einer Brücke zu Episode 4 zu finden, das läuft aber eher unrund. Die Logik bleibt doch ziemlich oft auf der Strecke und wenn man mal ganz ehrlich ist, kommt auch keine echte Spannung auf, denn das Schicksal sämtlicher Hauptfiguren ist bekannt.
                                      Obi-Wan muss bedauerlicherweise geradezu mustergültig den gebrochenen Helden spielen, dessen Macht nachgelassen hat und dessen Willen bröckelig geworden ist. Erst ganz langsam kommt er aus diesem Loch, es ist den Helden vergangener Tage einfach nicht mehr vergönnt Stärke zu zeigen, zumindest nicht den männlichen. Alle müssen ganz modern ihre Verletzlichkeit zelebrieren, was dazu führt, dass auch Obi-Wan ständig der Arsch gerettet werden muss - selbstverständlich von der holden Weiblichkeit. Bisweilen wirkt er gar weinerlich. Das ist phasenweise schlichtweg peinlich und der Figur unwürdig. Darth Vader ergeht es nicht besser, wenn auch auf andere Weise: Er ist im Kern noch immer der ungestüme Padawan und hat nichts aus seinen Fehlern gelernt, was doch arg an seiner bedrohlichen Ausstrahlung nagt. Da macht man es sich doch etwas sehr einfach. Die kleine Leia, die rein äußerlich eher wie sieben, denn zehn wirkt, ist ganz okay, manchmal aber etwas sehr vorlaut und unrealistisch selbstständig. Da wollte man die Rebellin so früh wie möglich etablieren. Eine echte Tortur für die Nerven ist Gegenspielerin Reva, die trotz des doppelten Bodens in ihrer Geschichte wirklich jedes Klischee einer teuflischen Antagonistin erfüllen muss. Eine höchst undankbare Rolle für Moses Ingram, den dieser Figur wünscht man wirklich zu jeder Sekunde einen möglichst schmerzvollen Tod.
                                      Technisch ist die Serie absolut okay, der Geist sowohl der alten, als auch der neuen Teile ist spürbar, dazu passt auch der Soundtrack. Die Geschichte ist nur leider eher mittelmäßig mit vielen teils nervigen und vorhersehbaren Momenten. Der nette Kampf zwischen Obi-Wan und Vader in der letzten Folge entschädigt zwar für einige Ausrutscher, hinterlässt aber dafür auch neue Fragezeichen.
                                      Gut gemeint, in mancherlei Hinsicht übermotiviert, aber andere Stelle wiederum denkfaul. Die Serie hat ihre Daseinsberechtigung, allein schon aus Gründen der Nostalgie, sie geht nur etwas zu verschwenderisch mit diesem Luxus um.

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                                      • 7 .5

                                        Sympathisch, unterhaltsam und very british. Gewiss hätten es die Bären in Peru besser treffen können, als von einem Briten entdeckt und mit der Zivilisation bekannt gemacht zu werden, zumindest kulinarisch. Die Neuauflage des bekannten Bären strotzt jedenfalls vor Witz und Slaptsick, manchmal vielleicht etwas sehr überdreht, aber dafür nie langweilig. Immer wieder faszinierend ist das Verhalten der Menschen, wenn sie auf Paddington treffen, denn keine Sau scheint sich darüber zu wundern, dass da ein sprechender Bär mit Hut vor ihnen steht. Alle tun, als wäre das das normalste der Welt. Das ist schon eine wunderbar absurde Geschichte.
                                        Die Familie, in die der chaotische Bär purzelt, erfüllt jede Menge Klischees, zum Glück meist die liebenswert schrulligen. Gerade Sally Hawkins als beinahe anstrengend herzliche Mutter oder auch die rüstige Haushälterin können überzeugen. Selbst die anfangs unerträglich schnippische Tochter mit offenkundigem Kopfhörer-Fetisch bekommt die Kurve. Und Nicole Kidman als diabolisch überzeichnete Gegenspielerin sollten man wohl auch erwähnen.
                                        "Paddington" ist ein lockerer Gute-Laune-Film, der wirklich nichts anderes will, als ein wenig Spaß und Herzlichkeit unter die Menschen zu bringen und das ganz ohne die volle Moralkeule. Das passt schon.

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                                        • 7

                                          Kalte Atmosphäre, unwirtliche Umgebung, triste Farben, trübes Wetter, schroffe Charaktere, brutale Riten, Robert Eggers hat sehr umfassend erkannt, was man von einem Wikingerfilm erwartet. Raue Menschen in einer rauen Umgebung, getrieben von Ehre, Hass und Glaube. "The Northman" ist optisch und atmosphärisch absolut gelungen, inhaltlich aber vielleicht etwas zu dürftig. Die lange Laufzeit lässt sich nur bedingt rechtfertigen, man nimmt sich zwar Zeit für die Hauptfigur, aber der Anlauf für Amleths Rache ist schon sehr lang.
                                          Das soll nicht heißen, dass die Geschichte im Kern nicht interessant wäre. Amleths bedingungslose Fokussierung auf das eine Ziel, dem er alles Andere unterordnet und der den roten Faden durch den Film bildet, ist in seiner Konsequenz und Ausdauer absolut interessant. Vor allem verkneift sich der Film weitgehend eine Bewertung des Ganzen und verzichtet darauf mit dem Holzhammer heutige Wertvorstellung als moralischen Kommentar reinzuprügeln. Das ist ja auch selten geworden heutzutage. Bei den Kampfchoreographien ist noch etwas Luft nach oben, das hat man beispielsweise in "Vikings" schon besser gesehen. Größter Kritikpunkt für mich ist der beizeiten ziemlich umfangreiche Einsatz von Mystik und sonstigem Hokuspokus. Merkwürdige Seher, seltsame Visionen, irgendwie scheint das im Genre dazuzugehören, aber es wirkt irgendwie lächerlich und ist auch ziemlich anstrengend.
                                          Der Cast ist eigentlich eine glatte Eins. Glaubwürdig, hochkarätig und ohne verrückte Ideen. Alexander Skarsgård als tobender Racheengel passt gut in diese Rolle und Anya Taylor-Joy erscheint mal wieder etwas unterfordert, hat aber noch jeden Film aufgewertet.
                                          Ich hätte mit etwas mehr Schlachtengemetzel gerechnet, aber es ist dann doch eher ein historischer Rache-Thriller. Trotz einiger Schwächen funktioniert das Konzept gut, besonders dank der wunderbar kühlen Atmosphäre und dem engagierten Cast.

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                                          • 4

                                            Mäßig inszenierter Thriller, der seine Kraft daraus zu ziehen versucht, dass im gesamten Verlauf ausgiebig gevögelt wird. Allzu viel gibt es aber nicht zu sehen. "Siew Lup" ist ein B/C-Movie, mit allenfalls mittelmäßigen Darstellern und einer Story, die sich wahrscheinlich für gewagt und clever hält, letztlich aber ziemlich billig erscheint. Mehr als eine reichlich abgefuckte Telenovela kommt da qualitativ nicht heraus und dementsprechend überschaubar unterhaltsam ist das Ganze. Da kann auch der Granatenkörper von Rebecca Chen nichts retten, obwohl der Regisseur es ausgiebig versucht.
                                            Nichts, was man unbedingt sehen müsste, in jeglicher Hinsicht.

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                                            • 7 .5

                                              Pedantische Paragraphenreiter und Ordnungsfetischisten sind kein rein deutsches Phänomen, auch, wenn man das oft denken könnte. Mit Ove betritt in einer kleinen, schwedischen Siedlung ein alter Mann die Bühne, dem man im ersten Augenblick tatsächlich kaum Sympathien entgegenbringen kann. Ein übergenauer Griesgram, der sich selbst nicht ausstehen kann und das mit Vorliebe an Anderen auslässt. Doch die Fassade beginnt schon bald zu bröckeln, denn wenn Ove gebraucht wird, ist er zur Stelle.
                                              Es ist eine schöne Geschichte, die Hannes Holm da auf die Leinwand gebracht hat, mit viel Herz und Witz, aber auch vielen Klischees. Oves Schicksalsschläge in seinem bewegten Leben, die ihn verständlicherweise in diese Verbitterung treiben, basieren auf den Blaupausen, auf die die meisten Autoren, Produzenten und Regisseure zurückgreifen. Das ist manchmal ein wenig dick aufgetragen, aber es sind nur kurze Bruchstücke, die gezeigt werden, man walzt es nicht endlos aus. Und im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen, die zwar gerne die Schnauze aufreißen, aber zu nichts zu gebrauchen sind, ist Ove durchaus fähig, handwerklich begabt und vielseitig einsetzbar. Besonders dank der neu hinzugezogenen, sympathischen und offenherzigen Parvaneh und ihrer Familie beginnt ein zweiter oder gar dritter Frühling für den Mann, der mit seinem Leben eigentlich bereits abgeschlossen hatte.
                                              Schöne Mischung aus Komödie und Drama über zweite Chancen, zurückkehrende Lebensfreude und die Dynamik, die in so einem Mikrokosmos entstehen kann. Teils vielleicht etwas sehr konstruiert, aber stets unterhaltsam, liebenswert und beizeiten ironisch.

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                                              • 2 .5

                                                Marvel hat in seinem MCU trotz diverser Erfolge längst nicht immer ins Schwarze getroffen, bei so einer Masse an Projekten ist das auch unvermeidlich. So bedenklich nah am Totalausfall wie mit "Moon Knight" waren die erfolgsverwöhnten Jungs allerdings noch nicht. Nie zuvor habe ich mich derart genervt und gelangweilt durch das Abenteuer eines Marvel-Helden gequält (und phasenweise gespult). Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht übel: untypischer Held, interessante Hintergrundgeschichte, guter Cast, aber das Resultat ist ein Rohrkrepierer erster Güte.
                                                Dass eine Marvel-Serie mit Oscar Isaac in der Hauptrolle so unrund läuft, kommt doch etwas überraschend. Doch ihm selbst ist kein großer Vorwurf zu machen, er spielt seine Figur(en) absolut okay, aber sämtliche Charaktere der Serie sind schlichtweg nervig, unsympathisch, flach und klischeebelastet. Es gibt keinen einzigen Sympathieträger, der durch das traurig schlechte Script helfen könnte. Die Hoffnungen, dass nach der leidlich lustigen und ziemlich trashigen ersten Folge im Verlauf etwas besser wird, erfüllte sich - zumindest für mich persönlich - nicht. Es wird mit jeder Folge eigentlich nur noch einfältiger und lästiger, selbst die nett gemeinte Mindfucknummer in Episode 5 wirkt zwanghaft und gestelzt. Über die Effekte sollte man am besten gleich ganz schweigen. Wenn das der neue Standard von Marvel ist, dann muss sich selbst die peinliche Trashfilmschmiede The Asylum gar nicht mehr groß verstecken. Besonders der CGI-Porno zum Showdown der letzten Folge ist eines Studios mit Milliardenumsätzen unwürdig, passt aber ehrlicherweise gut zum Grundton der Serie.
                                                Keine Ahnung, wie man das so durchwinken konnte, ich muss tatsächlich mit der Lupe nach positiven Eindrücken suchen. Der Held selbst hätte Potenzial, aber das hier war gar nix.

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                                                  • 7

                                                    Dynamischer und kurzweiliger als der erste Teil, was vor allem daran liegen mag, dass die lange Figureneinführung wegfällt und Jim Carrey mehr Screentime bekommt. Der lange weitgehend abgetauchte Gesichtsakrobat und Blödelkönig vom Dienst kann als Dr. Robotnik einmal mehr sein gesamtes Repertoire auffahren. Ein herrlich schräger, völlig irrer Bösewicht, der für jede Menge Gags sorgt. Da hat Sonic es gar nicht so leicht mitzuhalten.
                                                    "Sonic the Hedgehog 2" kann nicht mit einer sonderlich guten Story glänzen, aber das erwartet auch keiner, solange der Spaßfaktor stimmt. Das tut er mehr oder weniger, trotz einiger Durchhänger. Dem Film kommt - neben dem grandios aufgelegten Carrey - sicher zugute, dass die eher undankbaren Rollen von James Marsden und Tika Sumpter hier kleiner ausfallen, als im Vorgänger. Tom und Maddie sind ziemlich farblose und langweilige Figuren, die den chaotischen Igel etwas in Zaum halten sollen, aber irgendwie passt das nicht. Bezeichnenderweise sind deren Szenen auch die nervigsten und schlechtesten im Film (Stichwort: Hochzeit). Mit der deutschen Synchro von Sonic kann ich mich nach wie vor nicht anfreunden, so schlimm wie im ersten Teil ist es aber nicht mehr. Für eine Mischung aus Kopfschütteln und Belustigung sorgt stellenweise das CGI. Da wurde nicht jede Szene nochmal überarbeitet, wie mir scheint.
                                                    Auf die B-Note sollte man vielleicht nicht unbedingt schauen, aber dieses Sequel ist dennoch besser und vor allem unterhaltsamer als befürchtet. Der Löwenanteil fällt dabei an Jim Carrey.

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