RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 4 .5

    Auch tiefer im neuen Jahrtausend kann man noch 80er-Jahre Filme drehen. "Death Kiss" ist völlig aus der Zeit gefallen mit seiner primitiven Story, den künstlichen Figuren und der steifen Handhabung von Schusswaffen. Eine Zeitreise in eine Welt, in der sich im Genre über moralische Fragen niemand groß gedanken gemacht hat und als noch locker aus der Hüfte geballert und trotzdem zielsicher getroffen wurde, natürlich ohne jeglichen Rückstoß. Zur geradlinigen Story, die problemlos auf einen Post-it passt (und dabei noch genug Platz für die Einkaufsliste freilässt), muss nicht viel gesagt werden. Die Reinkarnation von Charles Bronson, die Bewegungsablauf und Mimik zufolge eventuell auch ein Android sein könnte, läuft durch die Welt und mäht den Abschaum der Gesellschaft weg, während ein Radiomoderator mitunter gewagte Thesen über Gerechtigkeit in die Welt hinausposaunt. Dem auf gewisse Weise sympathischen Killer, dessen Name nie zur Sprache kommt, wird noch ein Gewissen angedichtet und dann ist auch schon alles erzählt. Die Antagonisten sind erbärmlich schlecht gespielt und verhalten sich in jeder Sekunde völlig dämlich. Das wirkt sich natürlich auf die Actionszenen aus, die aus überschaubar inszenierten, blutigen Shootouts bestehen und selbst in der Frühzeit des Genres bereits besser umgesetzt wurden. Besonders die Jagd auf dem Schrottplatz ist schon ziemlich peinlich.
    Eine all zu akkurate Hommage an das Actionkino vergangener Tage, die ohne den Nostalgiebonus, den tatsächlich aus der Zeit stammende Filme genießen, auskommen muss, was logischerweise zu einer ziemlichen Blamage führt.

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    • 6 .5

      Ein Hotel in der Provinz, eine handvoll Gäste und ein Berg Geheimnisse, "Bad Times at the El Royale" nutzt altbewährte Mittel für den Spannungsaufbau. Alle Protagonisten laufen vor etwas weg bzw. Dingen hinterher und obwohl sich die Interessen eigentlich nicht überschneiden, prallen in dieser veregneten Nacht im ehemals glanzvollen El Royale die Schicksale aufeinander. Besonders zu Beginn ist das eine hochinteressante und sehr atmosphärische Angelegenheit. Untermalt vom stimmungsvoll umgesetzten Zeitgeist der späten 60er-Jahre entwickeln sich spannende Geschichten mit unerwarteten Wendungen, undurchsichtigen Motiven und abwechslungsreichen Charakteren. Dabei ist der Umgang mit den Figuren keinesfalls zimperlich. Nicht wenige vermeintlich wichtige Protagonisten finden ein jähes Ende. Früh wird klar, dass hier keiner sicher ist und alte Filmregeln nicht unbedingt gelten müssen. Da ist schon ein Hauch Tarantino zu spüren. Leider hält der Film diese Dynamik nicht durch. Mit dem Auftauchen von Chris Hemsworth als leidlich charismatischer Sektenführer gehen Stimmung und Spannung den Bach runter. Er darf viel zu lange quatschen und seine Spielchen spielen bevor ein kurzer aber gut inszenierte Showdown das Ende einläutet. Punktabzug muss ich auch für den Soundtrack geben, der viel zu oft auf Soul-Einlagen der von Cynthia Erivo gespielten Darlene Sweet setzt. Von diesem Gejaule kriege ich Kopfschmerzen, ganz unabhängig davon wie schwer es sein mag diese Tonlagen zu erreichen und zu halten. Für mich ist dieses Gejammer unerträglich.
      Lange Zeit fährt der Film auf der Siegerstraße mit toller Optik, interessanten Figuren und spannenden Handlungssträngen, leider biegt er dann doch noch auf einen Feldweg ab.

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      • 9

        "Gravity Falls" ist eine Art Vorstufe von "Rick and Morty". Ein wenig harmloser in seiner Grundausrichtung (aber nicht viel), aber ähnlich schräge Ideen und Figuren, immens sympathisch und nie bestrebt eine Grenze zu akzeptieren. Kreativität steht an erster Stelle, Einfälle wurden einfach umgesetzt, ohne sich groß Gedanken über eine Erklärung zu machen. In Gravity Falls ist einfach alles möglich, Punkt! Oberflächlich betrachtet, mag es eine Kinderserie sein, doch ich behaupte mal ganz kühn, dass Erwachsene hier generell mehr Spaß haben, denn die meisten Gags, Anspielungen und ironischen Untertöne erfordern eine gewisse Reife. Auch wenn der knuffige Zeichenstil etwas anderes vermuten lässt.
        Die Charaktere ergeben einen herrlich witzigen Haufen, bei dem jeder einen anderen Vogel hat. An vorderster Front stehen der nerdige Dipper und seine - das Wort muss noch erfunden werden - Zwillingsschwester Mabel, die das ohnehin schon sehr chaotische Gravity Falls noch weiter aufmischen. Bei all dem Geikel, Slapstick und verrückten Vorkommnissen folgt die Story immer einem roten Faden, der konsequent weitergführt wird und in einem erstaunlich spektakulären Finale gipfelt. Dieser erzählerische Aufwand, bei dem mit Klischees lieber gespielt wird, als sie einfach plump zu bedienen, ist für Zeichentrickserien mit dieser Zielgruppe noch immer eine Seltenheit. Die Geschichte war nach zwei Staffeln erzählt und wurde danach auch konsquenterweise beendet. Das bittersüße Ende lässt allerdings eine kleine Hintertür für ein Wiedersehen offen.

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        • 6

          "A Quiet Place" mit Augen zu statt Fresse halten. Müsste eigentlich noch ein Stück beklemmender sein, denn nichts sehen zu können ist für den Menschen, der weder ein übermäßig ausgeprägtes Gehör, noch einen tollen Geruchssinn hat, natürlich weitaus schlimmer, als nichts sagen zu dürfen. Diesen sensorischen Super-GAU, inmitten der Apocalpse das wichtigste Sinnesorgan nicht nutzen zu können, bekommt "Bird Box" leider nie richtig transportiert. Die Atmosphäre ist zwar durchaus bedrückend und die Idee dahinter hat auch ihren Reiz, doch die ausnahmslos unbrauchbaren Figuren zerstören die Spannung regelmäßig. Das eiserne Gesetz Hollywoods, dass beim Weltuntergang immer mindestens eine Schwangere vor der Kamera mit herumspringen muss, schlägt hier wieder gnadenlos zu. Sandra Bullock, die mit ihren über 50 Jahren und einer mehr als anständigen Reputation nun weiß Gott keine werdende Mutter mehr spielen muss, macht sich ohne jede Not lächerlich. Und dabei ist ihre Malorie noch der mit Abstand interessanteste Charakter in diesem Haufen Stereotypen und Unsympathen. John Malkovich hat sich auch entschieden mal kurz seine geliebte Arschloch-Rolle einzunehmen, allerdings ohne große Motivation. Die Szenen, wenn die Protagonisten draußen unterwegs sind und sich mit Augenbinden vor der unsichtbaren Gefahr schützen, können ohne großen Aufwand für ein wenig Spannung sorgen. Dennoch erscheint mir die Orientierung oft etwas zu reibungslos zu klappen. Ich würde da öfter stolpern und die Nummer mit den Stormschnellen ist komplett jenseits der Glaubwürdigkeit. Das Ende ist dann so mittelprächtig, wie der gsamte Film.

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          • 8 .5
            über Aquaman

            Das DCEU bleibt eine Wundertüte. Nach mehreren peinlichen ("Batman v Superman: Dawn of Justice") bis mittelprächtigen (Suicide Squad") Auftritten und rar gesäten Lichtblicken ("Wonder Woman") schafft es ausgerechnet der - zumindest auf den ersten Blick - eher peinliche Superheld Aquaman mich erstmals in diesem Universum wirklich prächtig zu unterhalten. Frei von künstlicher Schwere, philosophischem Firlefanz und aufgezwungener Düsternis ist "Aquaman" ein feuchtfröhlicher Spaß mit coolen Figuren, imposanten Unterwasseraufnahmen und ungezwungenem Humor. Eine Comicverfilmung durch und durch, die leider mit einer dürftigen - weil einfallslosen und bizarren - Story um die Ecke kommt, dafür aber fast alles andere richtig macht. Der Film gönnt sich selten Pausen und hält sich nur kurz mit Vorgeschichten auf. Überraschungen hat er dabei leider keine zu bieten, zumindest keine, die man als geübter Cineast nicht schon gesehen hätte. Macht aber nix, die Verpackung ist sehr ansprechend. Es gehört ein wenig Mut dazu, Jason Momoa zum Aquaman zu machen, besonders, da er nun wahrlich nicht zu dem Bild passt, das man normalerweise von dieser Figur im Kopf hat. Aus dem blonden, gescheitelten Bübchen ist ein großer, schwarzhaariger und martialisch anmutender Kerl vom Typ Heavy-Metal-Legende geworden. Find ich geil, vieleicht auch, weil mich die Comics des Wassermanns nicht sonderlich interessieren. Momoa liefert jedenfalls eine irre sympathische und lässige Vorstellung ab. Auch Augenweide Amber Heard, die privat zwar ein ziemlich Miststück zu sein scheint, sich filmisch aber stets gut zu verkaufen weiß, ist als Mera schon irgendwie bezaubernd und ziemlich cool. Als Duo sind die beiden für einige tolle Gags und Actionszenen gut. Der Aufwand, der besonders bei den Unterwasserszenen berieben wurde, ist aller Ehren wert. Technisch ist der Film absolut auf der Höhe.
            Es muss klar sein, dass mit der Geschichte nichts zu holen ist, doch das spielt bei Comicverfilmungen nicht die ganz große Rolle und sollte bei einem Typ, der mit Fischen reden und unterwasser atmen kann auch niemanden überraschen. Dessen ist sich der Film auch stets bewusst und präsentiert sich sehr selbstironisch, locker und frisch. Es kann keiner bei DC leugnen, dass man sich diesmal etwas vom MCU abgeschaut hat. Das Resultat ist vom Cast über die Optik bis hin zum Unterhaltungswert jedenfalls sehr gelungen. Hätte nie gedacht, dass ich derart gut gelaunt aus dem Kino gehen würde.

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            • 6
              RaZer 19.12.2018, 19:37 Geändert 20.12.2018, 09:45

              "Phantastische Tiewesen: Grindelwalds Verbrechen" ist der typische zweite Teil einer geplanten mehrteiligen Filmreihe. Eine überlange Einleitung für ein großes Finale (,das irgendwann später ansteht), die keinen richtigen Anfang und kein richtiges Ende hat. Es ist schon ziemlich zäh, was hier von David Yates und J.K. Rowling geboten wird. Die namensgebenden Tierwesen spielen im Übrigen sogar eine untergeordnete Rolle, dürfen vielleicht mal einen Kampf entscheiden, müssen sich ansonsten aber der Story rund um Grindelwald unterordnen, was der Dynamik nicht gut tut. Viel schlimmer ist allerdings die komplett konfus zusammengezimmerte Familiengeschichte um Credence, die eine unglaubwürdige Wendung nach der anderen nimmt und in einer ziemlich peinlichen finalen Wahrheit gipfelt. Die gut begonnene Geschichte aus dem Vorgänger wird sehr bescheiden weitergeführt, dazu passt auch, dass Newt Scamanders Rückkehr auf die Bühne wenig einfallsreich und ziemlich künstlich daherkommt. Weshalb Dumbledore - bei dem sich nebenbei die Frage stellt, wie aus dem eleganten und adrett gekleideten Mann später dieser exzentrisch angezogene, langbärtige Kauz werden konnte - ausgerechnet Newt auf die Jagd nach Grindelwald schickt, kann nicht zufriedenstellend erklärt werden. Nebenbei könnte Eddie Redmayne mal versuchen sich einen zweiten Gesichtsausdruck zuzulegen, so bocklos hat er im ersten Teil nicht gewirkt. Gerettet werden viele Pasagen von Dan Fogler, der als Muggel Jacob wieder einige Highlights für sich beanspruchen darf. Fairerweise sollte auch erwähnt werden, dass Tina nicht halb so nervig ist, wie noch in Teil 1. Insgesamt läuft nicht viel zusammen, auch der Showdown, der sich letztendlich nur als großer Cliffhanger entpuppt, hinterlässt wenig Eindruck. Ich bin zwar der Meinung, dass die magische Welt hier nach wie vor besser zur Geltung kommt, als sie es in den teils etwas lieblosen "Harry Potter"-Verfilmungen getan hat (besonders unter David Yates, der diebezüglich eine positive Lernkurve zu verzeichnen hat). Dennoch reißt die Fortsetzung ein Loch in das gute Bild, das der Vorgänger hinterlassen hat. Die nächste Fortsetzung, für den dieser Film letztendlich geopfert wurde, muss dem Rechnung tragen.

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              • 7
                RaZer 15.12.2018, 13:54 Geändert 15.12.2018, 13:55

                Der interne Arbeitstitel wird "Steampunk Star Wars" gewesen sein, es ist fast alles dabei: eine Art Todesstern mit eigenem Superlaser und zentraler Schwachstelle, eine kleine Rebellentruppe, eindrucksvolle Luftkämpfe mit futuristischen Maschinen, eine Stadt in den Wolken, eine weibliche Hauptfigur die willentlich in den Schlamassel rutscht und eine männliche ohne diese Präferenz. Sogar eine "schockierende" Familienenthüllung ist dabei. Und was an "Star Wars"-Elementen nicht kopiert werden konnte, wurde beispielsweise von "Der Herr der Ringe" und sogar "Terminator" übernommen. Subtilität ist nicht die Stärke von "Mortal Engines". Von allen dystropischen Zukunftsvisionen ist dies wahrscheinlich die hirnrissigste, die ich bislang gesehen habe. Gigantische (und auch kleinere) Städte, die - angetrieben von gewaltigen Maschinen (,die alle definitv keine EURO6-Norm erfüllen) - durch die zerstörte Welt marodieren auf der Suche nach Ressourcen. Das muss man erstmal sacken lassen. Zumal besonders die Fortbewegung dieser Monströsitäten derart viel Brennmaterial benötigen müsste, dass schon der Lagerplatz dafür größer wäre, als die Stadt selbst. In einer angeblich nahezu zerstörten Umgebeung dürfte es schwer sein, so viel Material aufzutreiben. Aber hier mit Logik oder Physik anzukommen, ist sicher nicht im Sinne des Erfinders. London auf rießigen Ketten durch Europa fahren zu sehen, ist selbst für Hollywood nicht alltäglich und in einer inzwischen von Sequels, Prequels und Reboots dominierten Filmwelt, ist so ein kleiner exotischer Farbtupfer mehr als willkommen. Trotz offenkundiger Schwächen im Storytelling ist es ein sympathischer und kurzweiliger Film mit spektakulärer Optik (,bei der sich sogar 3D fast gelohnt hat), super Sound und immerhin unaufdringlichen Figuren. Hera Hilmar als tragische Hauptheldin macht sicher den besten Eindruck. Dass Peter Jackson hinter dem Projekt stand, merkt man an der ganzen Inszenierung, die sich durch starke Kamerafahrten, aufwendige Effekte und tollen Details auszeichnet. Das Ganze ist freilich nicht ansatzweise so episch wie seine "Herr der Ringe"-Trilogie, aber sein Schützling Christian Rivers orientiert sich sehr an der Atmosphäre. Was dem Film sicher gut zu Gesicht gestanden hätte, wäre noch etwa mehr Selbstironie gewesen, die zwar durchaus gerne mal aufblitzt, in der Geschichte, die sich stellenweise leider zu ernst nimmt, aber nie sonderlich hervorsticht. Mich fasziniert an solchen Stories immer die Tatsache, dass bei alles Autoren die offenbar einhellige Meinung vorherrscht, die Menschen würden nach der Apocalypse wieder in alte Sozialsysteme mit totalitären Tendenzen und kriegerischer Grundeinstellung zurückfallen. Ich habe ja ebenfalls nicht die geringsten Zweifel, dass es so kommen würde, aber ich bin im Laufe Zeit auch irgendwie zum Zyniker geworden.
                Die meisten Filmadaptionen von Young-Adult-Buchreihen sind mehr oder weniger zurecht an den Kinokassen abgesoffen und wurden wieder eingestampft, bevor sie richtig losgingen. "Mortal Engines" betreibt höheren Aufwand als die meisten von ihnen und könnte besser Chancen auf ein Weiterleben haben. Dazu muss aber besonders an der inhaltlichen Umsetzung gefeilt werden. Einfach alles irgendwoher zu kopieren und optisch neu aufzuarbeiten mag hier aufgrund der kreativen Umgebung gereicht haben, wird es auf Dauer aber nicht.

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                • 3
                  RaZer 07.12.2018, 19:06 Geändert 24.12.2018, 13:47

                  Bei "Future World" darf man den meist vernichtenden Kritiken ruhigen Gewissens Glauben schenken. James Francos Regiearbeit ist ein schlecht und uninspiriert zusammengeklauter Flickenteppich aus Endzeitfilmen, der so zäh wie eine alte Schuhsohle daherkommt und auch so ähnlich schmeckt. "Mad Max" ohne die Action, "Doomsday" ohne den Härtegrad, "The Road" ohne die nihilistische Atmosphäre, "Terminator" ohne die Coolness (Die Liste könnte man noch eine Weile weiterführen.); der Film holt sich überall ein paar Elemente, vergisst aber stets auch die wichtigsten mitzunehmen. Das führt zu einer sehr lahmen Vorstellung, die weder groß Sinn ergibt, noch sonderlich gut unterhält. Der Cast klingt erstmal nicht schlecht, doch keiner der Beteiligten ist für seine ausnahmslose Qualitätsarbeit bekannt. Das kann hier durchaus als Warnung dienen. Snoop Dogg, der selbstverständlich einen Zuhälter spielt, (aber iritierender Weise keinen Joint in der Hand hält,) ist noch das Highlight. Wahrscheinlich hat er sich wie immer vorher zugeballert, generell scheinen die meisten der Protagonisten auf unterschiedlichen Trips zu sein. Bei Milla Jovovich tippe ich auf ziemlich hochwertiges Kokain, ein derart hibbeliges und peinliches Overacting habe ich von ihr so noch nicht gesehen. Doch sie wird genauso ein Opfer des Drehbuchs sein, wie Suki Waterhouse, die sich als Android ganz vernünftig anstellt, aber die dämliche Figurenzeichnung natürlich auch nicht auszubügeln vermag. Die knapp 90 Minuten Laufzeit wirken wie 200.
                  Schlecht geklaut, noch schlechter inszeniert und trotz einige großer Namen auch alles andere als gut gespielt. Ein Film ohne Seele oder auch nur einen Plan wo er eigentlich hin will. Die paar Punkte gibts für Suki und Snoop.

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                  • 4
                    über BuyBust

                    Actionfilme aus Südostasien stehen spätestens seit "The Raid" international hoch im Kurs. Dass aber längst nicht alles, was aus der Ecke kommt, auch Qualitätsware ist, zeigt "BuyBust" überdeutlich. Die Blaupause des prominenten Vorbilds ist deutlich zu erkennen, einen brauchbare Kopie ist es aber nicht geworden. Die von Logiklöchern durchsiebte, äußerst schlecht erzählte Story, in der eine vermeintliche Eliteeinheit von Kartellmitgliedern und Slum-Bewohnern, die sich tatsächlich wie eine Zombiehorde aufführen, in die Mangel genommen wird, kann nie überzeugen. Die Charaktere sind vollkommen uninteressant, schwach gespielt und für eine Spezialeinheit sind die Jungs erschreckend naiv und schlecht augerüstet. Oft ist es unfreiwillige Komik, die den Moment rettet. Zum Beispiel folgt auf den Hinweis Munition zu sparen keine zwanzig Sekunden später eine hemmungslose Ballerorgie auf eine Gebäudefront, ohne dass auch nur ein Schuss trifft. Über die immensen inhaltlichen Unzulänglichkeiten könnte man locker hinwegsehen, wenn das Herzstück - die Action - brauchbar wäre. Doch die Kameraarbeit ist mäßig, die Shootouts sind allenfalls mittelprächtig und die Kampfszenen sogar meist dilletantisch inszeniert. Ein steifes Gehampel, das höchstens zur allgemeinen Belustigung dient. Tontechniker waren offenbar auch zu teuer, in manchen Szenen könnte es glatt ein Stummfilm sein. Von den perfekt choreographierten Fights, die man sonst aus Fernost gewohnt ist, bleibt hier nicht mehr als eine kümmerliche Parodie übrig. Der stattliche Bodycount und der kompromisslose Umgang mit den Figuren können auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass "BuyBust" hinten und vorne kaum funktioniert. Die grausame deutsche Synchro fällt da kaum noch ins Gewicht.
                    Ein ambitionierter, aber letzendlich jämmerlich gescheiterter Versuch etwas vom Kuchen abzubekommen.

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                    • 6 .5
                      über Venom

                      Nach den teils vernichtenden Kritiken und der unvernüftigen Altersfreigabe habe ich mit dem schlimmsten gerechnet , doch ganz so furchtbar wie befürchtet, war es dann doch nicht. Ich war tatsächlich erstaunt, wie sich "Venom" trotz des niedrigen PG-13/FSK12-Ratings versucht auszutoben, die Grenzen werden bis zum Anschlag ausgenutzt. Dennoch ist die angezogene Handbremse in praktisch jeder Actionszene klar zu spüren. Figur und Story hätten eindeutig mehr Freiheiten benötigt um wirklich begeistern zu können. Da der überraschende, finanzielle Erfolg Sony leider recht gibt, wird sich an der Konzeption in absehbarer Zeit wohl nichts ändern. Wie fast immer bei einer Origin-Story, kommt der Film nur langsam in die Gänge und glänzt nicht unbedingt mit Einfallsreichtum oder Logik. Sony hat bedauerlicherweise auch Marvels Schwäche der farblosen Gegenspieler übernommen. Dieser jämmerliche Elon-Musk-Verschnitt ist mit und ohne dem außerirrdischen Parasit nur nervig und peinlich. Tom Hardy hingegen geht immer und als Eddie Brock macht er durchaus Spaß. Einerseits wirken die Buddy-Movie Elemente mit ihm und Venom ziemlich befremdlich, andererseits kann man ihnen einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Der Humor ist strange, teils makaber, aber irgendwie auch cool. Eben nicht so harmlos wie in den meisten anderen Mainstream-Comicverfilmungen. Ein weiterer Punkt, warum die angestrebte niedrige Freigabe so ärgerlich ist, denn man hätte das Ganze noch viel weiter treiben können. Venom ist nunmal ein Antiheld, der sich mindestens im Graubereich und darüber hinaus bewegt. Solche Figuren sollten man nicht an die Leine legen (siehe Deadpool). Michelle Williams wirkt als Love Interrest in all dem Chaos und der seichten Geschichte ziemlich verschenkt. Die Action sieht insgesamt gut aus, wenn nur dieses blöde Gefühl nicht wäre, dass die Szenen am Stachelhalsband durch die Manege geführt wurden.
                      Trotz katastrophalem Management ist "Venom" kein Totalausfall, sondern rasanter Edeltrash mit guter Besetzung. Es ist allerdings zu erahnen was aus dem Film hätte werden können, wenn seitens der Produzenten mehr Mut zum Risiko bestanden hätte. Der unerwartete Erfolg an den Kinokassen ist leider das falsche Signal.

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                      • 7

                        Actionveteran Pierre Morel ist kein Freund der feinen Klinge, er liebt es grob und brachial und weiß genau, wie er diese Dinge inzenieren muss. "96 Hours" beispielsweise hat damals sogar ein Stück weit den modernen Actionfilm der späten 2000er und frühen 2010er Jahre mitgeprägt. "Peppermint - Angel of Vengeance" schlägt in die selbe Kerbe, ohne aber ganz die Qualität zu erreichen. Rachelengel Riley mäht sich zwar auch stylisch durch den Kartell-Abschaum, manchmal hätte es aber gerne noch etwas mehr zur Sache gehen können. Die Story, die der Film um den blutigen Feldzug entwirft, kommt aus der Krabbelkiste und arbeitet hauptsächlich mit Klischees und Vorurteilen. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass nahezu keine Woche vergeht, ohne dass - diesseits wie jenseits des Atlantik - von Justizversagen und höchst unbefriedigenden Urteilen zu lesen wäre. Das System ist anfällig und fehlerbehaftet und das Schreckgespenst dieser Schwächen ist die Selbstjustiz, die der Film wie viele andere davor in gewisser Weise glorifiziert. Ein tieferer Sinn oder eine Botschaft steckt allerdings nicht dahinter, es dient lediglich zur Rechtfertigung der Actionszenen, die Morel wieder blitzsauber einfängt. Die Frage nach der Moral stellt sich hier einfach nicht, dazu sind die Geschehnisse zu plakativ und unglaubwürdig. Jennifer Garner betritt kein Neuland mit dieser knallharten Rolle, was dem Film zugutekommt. Ihre Vostellung ist souverän und cool, sie teilt hart aus und steckt derb ein. Wie aus der liebenden Mutter eine erbarmunglose Killerin wurde, spart der Film lieber aus. Ist sicher nicht die schlechteste Entscheidung, denn eigentlich ist das völlig egal und hätte alles nur unnötig in die Länge gezogen. Der restliche Cast ist erwartungsgemäß austauschbar.
                        Ein sauberer, geradliniger Actionfilm mit einer starken weiblichen Hauptfigur, nicht mehr, nicht weniger. Der Name Peppermint fällt im Film glaube ich kein einziges Mal; ich musste trotzdem irgendwie immer an Peppermint Patty aus den "Peanuts" denken, was der Stimmung nicht wirklich zuträglich war aber irgendwie erheiternd.

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                        • 6 .5

                          "Teen Titans Go! To the Movies" wirft einen sehr selbstironischen Blick auf den Superhelden-Hype in der Filmbranche, kann sich aber leider nicht entscheiden, welche Zielgruppe er primär bedienen möchte. Auf wunderbar entlarvende und gut getimte Gags folgen regelmäßig infantile Abschnitte, die sich so gar nicht mit der ironischen Grundidee vertragen. Offenbar sollten selbst sehr junge Jahrgänge etwas geboten bekommen, obwohl die meisten Anspielungen und der Kern des Films eigentlich gar nicht von ihnen verstanden werden können. Den goldenen Mittelweg findet er offenkundig nicht. Und von den musikalischen Einlagen bekommt man gut und gerne Ohrenkrebs. Dass sich der Streifen als halbes (und leider sehr schlechtes) Musical verkauft, strapaziert die Nerven massiv. (Die deutsche Version ist dabei sogar noch einen ganzen Haufen schlimmer: teils grausame Grammatik und Ausdrucksweise um irgendwie zur Musik zu passen.) Das ist völlig unnötig, an sich ist die Story gar nicht schlecht. Das Leben als Sidekick oder unbekannter Superheld kann frustrierend sein, obwohl der Film ein wenig verschweigt, dass in vielen Comicverfilmungen der Sidekick oft die beste Szenen hat und beim Hauptheld in aller Regel höchste Wertschätzung genießt. Ob nun seitens DC beabsichtigt oder nicht, Stan Lees Auftritt ist das Highlight schlechthin. Was sicher eher als kleiner Seitenhieb auf die routinemäßigen Cameos des Marvel-Schöpfers gedacht war, wird so zu einem herrlichen Eigentor, allerdings zu einem sehr sympathischen. Ziemlich witzig ist auch der kleine Running Gag, dass Deathstroke ständig für Deadpool gehalten wird.
                          Gut gemeint, nett animiert, aber im Bestreben auf zu vielen Hochzeiten tanzen zu wollen, findet der Film leider keine klare Linie und eiert tüchtig herum.

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                          • 6 .5

                            "Stand by Me" trifft "Disturbia" und ein ganz kleiner Hauch "Super 8" ist auch noch drin. "Summer of 84" bedient sich bei großen Namen und versucht mit zittriger Hand bloß keinen Fehler zu machen. Die zusammengelauten Elemente funktionieren im Verbund auch ganz gut und können das 80er-Feeling genauso transportieren wie die biedere Fassade der klassischen amerikanischen Vorstadt. Neue Ideen werden in diesem Retro-Overkill allerdings nicht hervorgebracht. Die vier Teenies, die sich teils aus Langeweile, teils aus Überzeugung als Detektive versuchen, sind trotz ihrer oft nervigen, pupertären Notgeilheit halbwegs ertragbar. War halt eine harte Zeit ohne Internet seinen Trieben nachzugehen. Es ist eine ordentliche Mischung an Charakteren, von denen jeder ganz eigene (familiäre) Probleme mit sich rumschleppt. Die Serienkillerjagd der Gruppe lässt duchaus einige Kreativität und Cleverness erkennen, schlussendlich aber leider auch viel Naivität. Dieser müssen die Vier dann Tribut zollen, das Ende ist erstaunlich konsequent und düster. An dem Punkt wagt sich der Film tatsächlich aus dem Schatten seiner Vorbilder und beweist einiges an Selbstbewusstsein. Blöd nur, dass diese Wende sehr konstruiert und all zu abrupt einsetzt und demzufolge nicht ganz zur Dynamik der Geschichte passt. Aber wie das im wahren Leben eben so ist: Es läuft längst nicht immer wie geplant/erhofft.

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                            • 5
                              über In Fear

                              "In Fear" schafft es mit wenig Aufwand lange Zeit eine bedrohliche, dichte Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Mir ist zwar unbegreiflich, wie man sich bei den paar Straßen derart verfahren kann, doch die Inszenierung schafft es dennoch einige Spannung zu erzeugen. Wie so oft im Genre, können die Verantwortlichen dann aber keine brauchbare Auflösung anbieten. Das Ende ist mehr als dürftig und zerstört viel von dem, was vorher funktioniert hat. Der mittlerweile wesentlich gereifte "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D."-Star Iain De Caestecker ist hier noch ziemlich in seinem Weichkeks-Image gefangen, was auf Dauer etwas nervt. Da hat seine Begleitung Lucy mehr auf dem Kasten. Eine echte Chemie entwickelt sich bei dem Pärchen nie, alles sehr steif.
                              Besser und effektiver als viel ähnlich geartete, größere Produktionen, aber am Ende leider ähnlich hilflos beim setzen der Schlusspointe.

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                              • 6 .5

                                Als unabhängiger Actionfilm mit Sci-Fi-Elementen hätte Shane Blacks Alieninvasion absolut funktioniert, ein "Predator"-Film ist es allerdings nicht. Doch das war der letzte ja schon nicht mehr wirklich. Von der dichten Atmosphäre des ersten Teils ist genauso wenig übrig wie von der dreckigen Optik des zweiten. Das Mysterium der durchaus interessanten und bredrohlichen Predator-Rasse wird ebenso der Lächerlichkeit preisgegeben, wie es unter Ridley Scott dem Xenomorph aus der "Alien"-Reihe ergangen ist. In jede Fortsetzung muss ein noch größeres, gefährlicheres Vieh reingeprügelt werden, egal wie dämlich das Ganze ohnehin schon ist. "Jurassic World" lässt grüßen. Was täte Hollywood nur ohne Gentechnik? Die Story von "Predator - Upgrade" ist ensprechend dürftig und oft lächerlich, allerdings selten langweilig. Es geht ganz gut zur Sache und plötzlich hält auch der Humor Einzug in die Reihe. Shane Black will offenbar ein anderes Publikum ansprechen, als es die alten Vorgänger getan haben. Das muss man keineswegs gutheißen (tue ich auch nicht), doch wenn man bereit ist, das zu akzeptieren, bekommt man wenigstens etwas Unterhaltung geboten. Der Härtegrad ist ganz anständig, die Effekte solide.
                                Wäre man bereit gewesen den Streifen mehr in Richtung Horror, als in Richtung Actionkomödie zu lenken, würde das Echo sicher positiver ausfallen. Hier wurden viele Erwartungen enttäuscht und Fans vor den Kopf gestoßen. Ich sage es aber nochmal ganz ehrlich, auch wenn er absolut nichts mit den Predators zu tun hat, die wir kennen, als solide Actionunterhaltung geht er locker durch.

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                                • Der gute Mann war 95 und hatte - denke ich - ein mehr als erfülltes Leben und darüber hinaus hinterlässt er ein unsterbliches Erbe. Etwas besseres kann man sich nicht wünschen. Ruhe in Frieden und danke für alles.

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                                  • 6
                                    über Mandy

                                    Die gute Nachricht zuerst: Noch immer dreht keiner so geil ab wie Nicolas Cage, wenn er gelassen wird. Seine Mimik ist unschlagbar, und da "Mandy" kein Film der vielen Worte ist, ist der alte Gesichtsakrobat hier bestens aufgehoben. Er verleiht dem Wahnsinn seine ganz persönliche Note. Panos Cosmatos' Rachesinfonie in E(cstasy)-Moll ist ein brutaler, oft anstrengender und meist abgedrehter Drogentrip, der zwar gerne als eine Art Kunstfilm wahrgenommen werden will, aber letzendlich eine komplett banale Geschichte von sich gibt. Doppelte Böden, tiefere Ebenen oder sonstige Kniffe des Mindfuck gibt es eigentlich nicht, eine surreale Stimmung wird nur durch optische Spielereien wie dem irre Farbenspiel und dem eigenwilligen Schnitt erzeugt. Wären ein Großteil der Szenen nicht bis zur Schmerzgrenze gestreckt, würde das zweistündigen Mammutwerk schnell zu einem klassische Kurzfilm zusammenschrumpfen. Die meiste Zeit passiert nicht viel, erst gegen Ende zieht Cosmatos die Daumenschrauben richtig an und serviert eine übertrieben abgefuckte Schlachtplatte.
                                    Die Verpackung ist aufwendig, originell, ja beinahe künstlerisch wertvoll. Wer in die Schachtel blickt, findet dann leider nicht viel. Doch allein um Nicolas Cage endlich mal wieder mit einiger Begeisterung bei der Arbeit zu sehen, hat sich "Mandy" für mich gelohnt.

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                                    • 5 .5

                                      "The Equalizer" war damals zwar kein Quell an Rasanz und Spannung, konnte aber durch den gezielten Einsatz von gut pointierten, kompromisslosen Actionszenen und interessanten Figuren dennoch eine sehr gute Dynamik entwickeln. Der Fortsetzung geht diese Fähigkeit leider fast komplett ab. Obwohl Denzel Washington nichts von seiner Coolness und der Ausstrahlung als prinzipientreuer Ex-Agent Robert McCall verloren hat, so ist sein zweiter Einsatz dennoch erschreckend zäh und für einen Actionfilm sehr arm an Action. Bis auf zwei kleine Scharmützel zu Beginn und einem soliden Showdown am Ende, passiert praktisch nichts. Zwei Drittel des Films werden mit Nebenschauplätzen oder -figuren vertrödelt, die den Film kein Stück voranbringen. "The Equalizer 2" scheint mehr ein Drama, als ein Actionfilm sein zu wollen, hat aber gar nicht die nötigen Charaktere dafür. Darüber hinaus konterkariert diese Herangehensweise natürlich sehr die Erwartungshaltung, die man als Kenner und Fan des ersten Teils hat. Der Storypart rund um den jungen Nachbar Miles ist beispielsweise viel zu lang und eigentlich auch komplett belanglos. Offenbar sollte McCall, nachdem er im ersten Teil Teris Leben wieder in geordnete Bahnen gelenkt hat, erneut als Mentor für eine verlorene Seele fungieren. Nur ist im Gegensatz zum Vorgänger diese Figur überhaupt nicht relevant für die Handlung, sie hält das Geschehen nur unnötig auf. Das ist leider nicht die einzige Ablenkung, die das Tempo drosselt. Wenn die Figuren abseits von Robert wenigstens interessant wären, könnte man mit der entschleunigten Erzählweise leben, doch sie sind eben farblos, klischeebelastet und oft schlicht unsympathisch. Erschwerend kommt hinzu, dass McCall diesmal nicht gegen ein ganzes Mafiasyndikat antritt, sondern nur vier andere Ex-Agenten auf seiner To-Do-Liste stehen, was den Bodycount natürlich eheblich drosselt. Die wenigen Szenen, in denen es tatsächlich zur Sache geht, sind abermals top inszeniert. Auch das finale Aufeinandertreffen mitten in einem Tropensturm ist zwar kurz, aber nicht übel. Dazwischen ist jedoch nur gähnende Leere.
                                      Ich kann hier schon von einer kleinen Enttäuschung sprechen. "The Equalizer 2" kommt nie wirklich in Fahrt, hält sich mit Nichtigkeiten auf und kann seine zwei Stunden Laufzeit kaum brauchbar füllen.

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                                      • 7 .5

                                        Dante Lam hat die Ambition in Größenordnungen zu denken, die sonst Hollywood vorbehalten sind. Mit "Operation Red Sea" liefert er ein lupenreines Actionspektakel ab, das Michael Bay nicht besser hätte inszenieren können. Ich schätze, dass der Stil des amerikanischen Krawallbruders ein Stück weit Vorbild war für diese Granate, die Ähnlichkeiten sind frappierend. Dazu passt auch die unverblühmte (militärische) Propaganda, die Bay bei jeder Gelegenheit zelebriert und die Lam hier sicher überhaupt erst die Mittel ermöglichte diesen Aufwand zu betreiben. Das muss man eben aushalten als aufgeklärter Westeuropäer, doch sind wir ehrlich: Hollywood ist in dem Bereich oft noch wesentlich dreister. Viel Zeit über diese Dinge nachzudenken, bleibt ohnehin nicht, denn es knallt praktisch im Minutentakt. Explosionen, Schusswechsel, Verfolgungsjagden, Lam fährt die volle Bandbreite des Actionkinos auf und ist dabei mit der Gewaltdarstellung nicht zimperlich. Technisch und optisch ist das Güteklasse A. Dass die Story insgesamt aus Klischees und Versatzstücken besteht, mag ägerlich sein, ist in dem Genre aber mehr oder weniger Standard. Schade ist auch, dass die Figuren ebenfalls eher farblos daherkommen. Star des Films soll eindeutig die Action sein. Highlight für mich war der Mörserangriff und das damit verbundene Sniperduell. Der eigentliche Showdown, der fast eine Stunde in Anspruch nimmt, ist dann ziemlich überladen. Permanent fliegen die Kugeln und explodieren Granaten, das war fast ein wenig zu viel des Guten und irgendwann sogar ermüdend. Nur der kurze Panzerkampf hat dort noch etwas Abwechslung reingebracht.
                                        Ein Adrenalinrausch mit Überlänge. Inhaltlich nicht erwähnenswert, äußerlich ein Actionfest, das seines Gleichen sucht. Eine kleine zeitliche Straffung der Geschehnisse hätte aber sicher nicht geschadet.

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                                        • 7 .5
                                          RaZer 29.10.2018, 19:54 Geändert 30.10.2018, 21:45

                                          Ich wollte mir den Teil eigentlich schenken, nachdem bei "Death Race: Inferno" die Luft schon ziemlich raus war. Dass ich mich doch umentschieden habe, verdanke ich den positiven Stimmen hier, und ich habe es tatsächlich nicht bereut. Im Gegensatz zu den drei Vorgängern ändert "Death Race: Anarchy" die Prämisse ein wenig und baut sich eine Art urbanes "Mad Max" mit haufenweise abgefuckten Gestalten, viel nackter Haut und krassen Gewaltspitzen. Die Neuausrichtung bringt durchaus wieder mehr Feuer in die Reihe, wer auf harte Action steht wird sicher nicht enttäuscht. Neu ist auch, dass Frankenstein nicht die Hauptfigur, sondern der wenig sympathische Gegenspieler ist. Zach McGowan, der sich in der Rolle des harten Hundes schon immer am wohlsten gefühlt hat, ist ein echter Gewinn als neuer Hauptdarsteller. Ihm nimmt man die abgeklärte Coolness locker ab. Die Story ist dünn und ohnehin Nebensache, im Mittelpunkt steht selbstverständlich die dreckige Action. Das überschaubare Budget wurde in einige gute Stunts investiert, wobei die Nummer mit dem Sprung über die Brücke selbst nach Hollywood-Maßstäben ziemlich peinlich war. Doch das ist eine unbeutende Randnotiz, die bei so viel Rasanz kaum ins Gewicht fällt.
                                          Ich bin beinahe geneigt "Death Race: Anarchy" zum zweitbesten Teil der Reihe nach Stathams Ausflug als Frankenstein zu deklarieren. Ein dreckiger, harter Streifen, der sich viel zusammenklaut, es aber für Genre-Fans ansprechend aufbereitet.

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                                          • 5
                                            RaZer 29.10.2018, 19:26 Geändert 29.10.2018, 19:55
                                            über Mile 22

                                            Peter Berg schickt erneut seinen Liebling Mark Wahlberg ins Rennen um die Welt ein wenig besser zu machen. So richtig fruchtbar ist diese Arbeitsbeziehung bislang leider nicht. "Mile 22" kann zwar mit seiner rasanten und kompromisslosen Action einige Unterhaltungspunkte sammeln, abseits dessen geht dem Film allerdings gnadenlos die Puste aus. Die Figuren sind eine Ansammlung farbloser und aufgeblasener möchtegern Helden, deren Schicksal zu keiner Zeit von Bedeutung ist. Wahlberg spielt seine wohl bis dato unsympathischste Rolle. James Silva ist ein herablassender, aufbrausender Besserwisser, dessen künstliche Coolness und selbstgefällige Außendarstellung es dem Zuschauer praktisch unmöglich macht mit diesem Rindvieh auch nur eine Sekunde mitzufiebern. Und Iko Uwais darf in seiner kleinen Nebenrolle auch nur ganz dezent den Amis die Show stehlen. Nebenbei sollte Berg von Jemandem wie Gareth Evans mal lernen, wie man Kampfszenen inszeniert. Dieses wilde Schnittgewitter in Uwais wenigen Aktionen ist lächerlich. Die seichte Story, die gnadenlos arrogant zu jeder Zeit die moralische Überlebenheit der USA herauskehrt, hat am Ende tatsächlich eine kleine Überraschung zu bieten. Dieser Dämpfer schreit eigentlich nach einer Fortsetzung, die wahrscheinlich keiner will.
                                            Von den paar Actionszenen gegen Ende abgesehen ein ziemlich übles Stück Film, das seinen teils richtig guten Cast nie anständig einzusetzen weiß.

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                                            • 7 .5

                                              Als hätte es die 14 Jahre zwischen den beiden Filmen nie gegeben, schließt "Die Unglaublichen 2" nahtlos an den Vorgänger an. Der Dynamik hat die lange Pause nicht geschadet, inzwischen ist das Thema Superhelden sogar aktueller denn je. Wieder wird viel mit den Klischees gespielt und augenzwinkernd der normale Wahnsinn der Branche beleuchtet. Die Figuren haben sich ihren Charme erhalten, Bob als völlig überforderter Hausmann tat mir bei all dem Spaß fast Leid ("Warum ändern die Mathe?"). Das Highlight für mich war allerdings der Waschbär, der eine denkwürdige Auseinandersetzung mit Baby Jack Jack erlebt. Die Vieh wäre als Sidekick der Hammer geworden, durfte aber leider nur in der einen Szene mitwirken. Bedauerlicherweise hat Brad Bird im Gegensatz zum ersten Teil keinen brauchbaren Gegenspieler zu bieten. Der Screenslaver ist eher farblos und passt damit leider perfekt zum Bösewicht-Portfolio des MCU, das mit den Antagonisten auch schon immer so seine Schwierigkeiten hat. Immerhin sind die Figuren auf der guten Seite durchweg sympathisch (geblieben), selbst die Kinder sind ertragbar, was in solchen Filmen gerne auch mal anders ist. Die Animationen sollten sich offenbar nicht zu weit vo Teil 1 entfernen und haben entsprechend noch Platz nach oben, doch die Actionszenen sehen trotzdem spektakulär aus.
                                              Gute Fortsetzung, der man die lange Auszeit nicht anmerkt.

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                                              • Und wieder dürfen sich die dauerbeleidigten, humorbefreiten, selbsternannten Sittenwächter mit ihrem völlig verqueren Weltbild und einem ungesund hohen Geltungsbedürfnis als Sieger fühlen und somit Energie für weitere lächerliche Feldzüge tanken. Matt Groening hat diesen Irrsinn eigentlich ganz gut abgebügelt, jetzt aber wohl doch kalte Füße bekommen. Sehr bedauerlich, irgendwann muss mal jemand die Eier haben sich dieser Idiotie entgegenzustellen. Es macht keinen Spaß mehr in einer Welt zu leben, in der jeder Idiot sich genötigt fühlt einen Shitstorm loszutreten oder gar Klage einzureichen, weil er seine Gefühle verletzt sieht. (Ich frage mich ernsthaft, was dieser ach so sensible und feingeistige Personenkreis machen würde, wenn es mal wieder zu einer Krise, einem Krieg oder anderweitigen Notständen kommen würde.) Noch schlimmer ist aber die Tatsache, dass dieser Wahnsinn immer öfter zum Erfolg zu führen scheint. Das Ganze muss dringend wieder auf ein realistsiches Level heruntergeregelt werden, denn vor diesem Klientel zu kuschen, schürt auf der anderen Seite nur noch mehr Hass und Argwohn.

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                                                  "The Raid" hat eine Euphorie entfacht und Regionen und Darsteller in den Fokus gerückt, die keiner so wirklich auf dem Schirm hatte. Zusätzlich hat er zu einer Art Renaissance des klassischen, harten Actionfilms geführt, für den es in einer Welt der dauerbeleidigten möchtegern Weltverbesserer, die aus irgend einem Grund der Meinung sind ihre Ansichten würden Andere interessieren, scheinbar keinen Platz mehr gab. Weit gefehlt! "The Night Comes for Us" kommt nicht ganz an den nahezu perfekten Stil der beiden "The Raid"-Teile heran, scheut sich aber nicht es zu versuchen. Die dazugehörige Story ist dünn und ziemlich erbärmlich, manchmal ist gar nicht wirklich klar, wer für welche Seite kämpft oder warum eine Partei eingreift, doch das ist eigentlich auch völlig egal. Wichtig ist nur, dass es stylisch auf die Fresse gibt und zwar nonstop. Mehr als fünf Minuten ohne einen brutalen Gewaltausbruch hält der Film nicht durch. Da er wie schon erwähnt sonst nix zu bieten hat, ist das auch gut so. Die Actionsequenzen sind nicht zimperlich und oft völlig überzogen; was gerade zur Hand ist, wird als Waffe verwendet. Shootingstar Iko Uwais spielt nur eine Nebenrolle, darf aber den überlangen finalen Kampf führen.
                                                  Inhaltlich eine Gurke, dank seiner dreckigen und kompromisslosen Inzenierung aber zumindest eine kleine Perle des Genres.

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                                                    Es ist kein übles Werk, aber angesichts der Vorschusslorbeeren und der großen Namen, hatte ich doch mehr erwartet.

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