RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

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    RolfMuller 12.12.2018, 12:17 Geändert 12.12.2018, 12:17

    HO-HO-HO!
    Natürlich darf zu Weihnachten der passende Film im Angebot des Streamingdienstes Netflix nicht fehlen. Und ja das ist auch gut so. Denn so richtig sympathische und humorvolle Weihnachtsfilme die auch noch familientauglich sind gibt es nicht wie Schnee auf dem Nordpol. So muss dann fast jedes Jahr „Kevin allein zu Haus“ oder die „Muppets Weihnachtsgeschichte“ herhalten und wenn die Kinder dann mit dem „Polarexpress“ zu Bett gebracht wurden und die Augen schließen darf Mama und Papa dann endlich mit „Bad Santa“ eine „schöne Bescherung“ veranstalten.

    „The Christmas Chronicles“ gelingt es eine kitschig-rührige Geschichte humorvoll zu verpacken und einen Weihnachtszauber heraufzubeschwören, den man sich nur schwer entziehen kann. Kurt Russell als Weihnachtsmann ist eine Charme-Bombe und er reißt die Mythologie des dicken Softdrinkvernichters hin und wieder richtig schön ein. Und spätestens wenn Kurt hinter schwedischen Gardinen sein Weihnachtslied trällert, kann man nicht anders als sich in den Kerl zu verlieben. Naja ob nun als Klapperschlange oder als Mann der durchs Feuer ging, geliebt habe ich ihn eh schon immer. Doch der weiße Bart und der rote Anzug stehen ihm auch erstaunlich gut. Auch wenn die Gremlinsarmee des Weihnachtsmannes in ihrem Verhalten und mit ihren Witzen ein wenig zu sehr an die gelben Tic Tacs von Illumination erinnern, so nehmen sie nie überhand und überspielen nie die ernsthaften Probleme der beiden kleinen Hauptdarsteller. Wohltuenderweise werden die Geschwister nämlich ernst genommen, die unter dem Verlust ihres Vaters zu leiden haben. Der Film verliert sich nicht in sinnlos überreizten Gaga-Gags, sondern bettet seinen Humor immerzu charmant und passend ein und bleibt dabei auch immer über Santas Gürtelschnalle. Ist bei heutigen Familienkomödien leider nicht allzu oft anzutreffen.

    „The Christmas Chronicles“ ist ein richtig schöner Familienfilm, der die Vorfreude auf das Fest steigert, den Glauben an sich und den Zusammenhalt stärkt und einfach richtig fett Laune unter der Weihnachtstanne verbreitet. Und für uns tatsächlich das Potential hat sich neben oben genannten Filmen einzureihen, könnte ein moderner Weihnachtsklassiker werden. HO-HO-HO

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      Spaßiger Autisten-Actioner mit Gesichtsstoiker Ben Affleck. Überraschend überzeugend und sympathisch agiert Affleck als Superagent in Buchhalteruniform. Er wird damit zum fleischgewordenen Traum eines jeden Donut-verfressenen Schreibtischtäters und macht das angestaubte Berufsbild sofort wieder salonfähig und attraktiv.

      In erster Linie ist das natürlich kein Werbefilm vom Arbeitsamt, sondern ein kurzweilig-überzeugende Unterhaltung. Was eine frische und unverbrauchte Herangehensweise alles bewirken kann. Ein James Bond im Büro. Copy and Kill. Trial and Terror. Ein Mensch mit unfassbaren Fähigkeiten, aber auch mit Problemen. Ein Bond zum Anfassen, zum Reinfühlen.

      Macht richtig Laune und bietet in seinem Verlauf sicherlich nicht die innovativste Story, wartet aber mit kleinen Wendungen und Entwicklungen auf, die selbst ein guter Buchhalter nur schwer vorausberechnen kann. Cooles Teil. Gerne dann Teil 2. Es kann nie genug Helden in Büros geben.

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      • 7

        Boah, was hat der bitte für geile Actionszenen. Alleine deshalb schon sehenswert. Da kann die Story noch so vor sich hinholpern, wenn die abgerichtete Killermaschine Sook-hee (Kim Ok-vin) loslegt wächst kein Gras mehr.

        Irgendwo zwischen „the Raid“ und „Hardcore“ werden hier Actionszenen zelebriert, die mein Herz vor Freude hüpfen liessen. Allein die Eingangssequenz ist der Knaller, da scheppert die grazile Südkoreanerin sich durch Herden von Gegnern mit allerlei Waffen aus der Egoperspektive. Echt geil! Dazu gesellt sich eine furiose Motorradverfolgungsjagd und ein Endkampf, der den Namen auch mal verdient hat.

        Über den Inhalt will ich nicht gar nicht viele Worte verlieren, denn der ist wirklich tüchtig unrund, zäh und verquast erzählt und in seinen emotionalen Absichten nicht so treffsicher wie die Backpfeifen der Hauptdarstellerin. Aber ernsthaft, wen interessiert schon die Story bei so famosen Actionszenen. Stark!

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          Der dritte und letzte Teil von Chan-wook Parks Rachetrilogie ist rein von der Optik und vom Sound her eine Wucht. Ein audiovisuelles Erlebnis. Ein Wahnsinn, was dieser Mann handwerklich draufhat.

          Mit „OldBoy“ (zweiter Teil seiner Rache-trilogie) schuf er ein Werk was wohl auf ewig fest in meinem Filmherz verweilen wird. Da kommt seine „Lady Vengeance“ nicht ganz hin, auch wenn viele Handlungsstränge gegen Ende zusammenlaufen, bewegt sich der Film lange Zeit wenig voran, dreht sich oft, das zwar auf faszinierende Art und Weise, um sich selbst.

          Gegen Ende allerdings wird man fast schon auf unbequeme Art und Weise miteinbezogen, indem man sich der Vergeltungsaktion gegenübersieht und man nur sehr schwer definieren kann, was richtig und was falsch ist. In der man sich selbst in dunklen Gedanken ertappt und mit denen man zurückgelassen wird.

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            Langsam, aber eindringlich erzählter Kannibalen-Western. Mit gerade mal 1,8 Millionen Dollar Budget lässt Regisseur und Drehbuchautor Craig S. Zahler nicht nur mit einer beeindruckenden Ausstattung und einem staubig-dreckigen Setting den Wilden Westen aufleben, er nimmt uns regelrecht an die Hand.

            An die Hand von Patrick Wilson, dessen Frau bei einem Überfall von Kannibalen entführt wurde, und die er wiederfinden will. An die Hand von Kurt Russell (wie immer klasse!), der sich als Ortssheriff verpflichtet fühlt zu helfen. An die Hand von Matthew Fox (bekannt aus „Lost“), der einfach nur noch mehr Menschen mit seinen Pistolen umnieten will. An die Hand von Richard Jenkins, den immerzu etwas langsamen, aber loyalen und treu ergebenen Hilfssheriff. Der Cast überzeugt durch die Bank und man währt sich mittendrin, als sich der Trupp aufmacht die Frau wiederzufinden und sich für die Greueltaten an den anderen Bewohnern des Dorfes zu rächen. „Bone Tomahawk“ besticht dabei durch eine Direkt- und Unbekümmertheit in seiner Erzählung, durch drastische Gewaltszenen und durch gelegentlich durchblitzenden schwarzen Humor, der sich oft zwischen die gesprochenen Zeilen der wunder bar ausgearbeiteten Protagonisten schleicht.

            Ruhig und mit viel Zeit erzählt, kommt er aber auch andererseits ungemein frisch daher. In der Geschichte vielleicht nichts Neues. In der Machart aber besonders und ausgewogen. Den Geschmack von Fleisch kennen wir ja auch, doch das Geheimnis ist, wie es zubereitet ist. Und das macht „Bone Tomahawk“ zu einem saftig-blutigen Trip, den jeder geneigte Horror oder auch Westerfan unbedingt mal auf die Karte setzen sollte.

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              Enttäuschend. Auch wenn ich kein Coen-Fanboy bin, so konnte ich aus vielen Filmen der beiden hochtalentierten Brüder was mitnehmen. Hier so gut wie nix. Leidlich uninspiriert kommt eine Vielzahl der Folgen daher. Der bitterböse Grundton ist zwar nach wie vor erkennbar, ansonsten fühlen sich die Folgen aber sonderbar vertraut an, fernab zu sonstigen Erzeugnissen der Coens. Als hätte man das alles schon mal irgendwo gesehen. Und wenn man den Coens in der Vergangenheit was zu Gute halten konnte dann eben diese Unverwechselbarkeit, dieses Einzigartige, die Filme stachen hervor aus der Masse.

              Die Netflix-Produktion, welche ursprünglich gar als Serie konzipiert war kann mit seinen atemberaubenden hochauflösenden Landschaftspanoramen überzeugen, kommt aber auch oft genug optisch einfach viel zu „geleckt“ daher. Während man in Folge 1 noch extrem überzeichnet und mutig agierte und einen schön fiesen Gute-Laune-Opener auf uns loslässt tritt in den nachfolgenden fünf Folgen schnell Ernüchterung ein. Auch wenn einige Stars wie z.B. Liam Neeson in Folge 3 überzeugen können, brennt sich unheimlich wenig an darstellerischer Leistung oder auch an skurrilen Begebenheiten ein.

              Man erinnere nur an die wahnwitzigen Figuren aus „Burn After Reading“, „The Big Lebowski“ etc. Die Figuren toben heute noch in meinem Kopf herum. Nicht mal annähernd werden diese typsich Coensche einprägsamen Besonderheiten erreicht. Gerade wenn man sich alle 6 Folgen hintereinander presst, fällt „The Ballad of Buster Scruggs“ ihre eigene Monotonie und ihr mangelnder Ideenreichtum auf die staubigen Westernstiefel. Schade.

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                Vielleicht liegt es daran, dass ich vor kurzem das fulminante „God of War“ zockte, dass ich diesem Schund so gar nichts abgewinnen kann. Boah was ein Schnulli! Vin Diesel ohne Sprit unter der Blechrübe tankt sich hier sowas von lustlos durch ein Heer von Digihexen.

                Ich mag ihn ja als Riddick, das hätte er bleiben sollen, 100 Fortsetzungen drehen und gut ist. Von mir aus kann der auch ab und zu mal aufs Gaspedal latschen. Sonst ist er aber oft genug einfach unanschaubar. Allein mit seiner Frise und seinem Wikinger-Hipster-Bärtchen war er phasenweise schon rein optisch eine absolute Lachnummer. Dann macht er wie immer auf obercool und sabbelt Wortklötzchen aus dem abgegriffensten Drehbuch was er finden konnte. Und kloppert hüftsteif und unbehände ein paar Hexen und Metalsanger zusammen.

                Gut den Hexenquatsch hier hätte auch ein „besserer“ Hauptdarsteller nicht retten können. Um was tragen zu können muss es ja was zum Anheben geben. Habe hier aber nichts finden können. Wie verhext, bleibt die Zeit hier auch fast stehen, während der Film weiter erbarmungslos voranlangweilt. Der Abspann verkommt zur reinsten Erlösung. Lieber Gott danke.

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                  RolfMuller 06.12.2018, 12:31 Geändert 06.12.2018, 12:36

                  Definitiv kein schlechter Film. An den Kinokassen gefloppt, unfassbar eigentlich bei allen Sachen die mit „Star“ anfangen und „Wars“ aufhören, kann er doch in einigen Punkten überzeugen. Die Effekte sind wie gewohnt klasse und „Solo“ bietet bisweilen sogar richtig fette Actionszenen wie z. B. der Kampf auf den Zug. Die Nebencharaktere sind ganz nett, die Droidin sorgt für ordentlich Wind, welche sich für ihre eigene „Spezies“ einsetzt und fortwährend Gleichberechtigung einfordert. Solche Themen sind natürlich spannend, werden hier aber meist nur für Oneliner und Laserduelle benutzt und nie vertieft.

                  Das ist auch das größte Problem von „Solo“. Er fühlt sich so unfassbar egal an, das typische Stars Wars-Feeling ist zwar da, aber die Story ist zu nichtssagend und wirklich ikonische Momente sucht man vergebens. Auch wenn ich mich gefreut habe, Woody im Star-Wars-Universum umherstaksen und ballern zu sehen, und ich selbst mit Chewie noch unter der Dusche am liebsten geknuddelt hätte so steht und fällt vieles auch einfach mit dem Hauptdarsteller Alden Ehrenreich. Der optisch ein gutes Pendant zu Harrison Ford abgibt, aber eigentlich den ganzen Film über damit mühsam verbringt irgendwie ansatzweise das Fordsche Sologrinsen zu imitieren. Wohl nicht umsonst hat Regisseur Howard, der nachdem Chris Miller und Phil Lord entlassen wurden den Falken aus den Dreck ziehen musste, ihn oft von hinten gezeigt oder angeblich gar oft genug einfach rausgeschnibbelt. Etwas verwunderlich, dass man sich von 3000 Bewerbern um die Hauptrolle gerade für ihn entschied.

                  Diverse Star-Wars Spin Offs wurden nach dieser wirtschaftlichen Enttäuschung erst einmal auf Eis gelegt. Wirklich traurig darüber bin ich nicht. Ich muss nicht alle liebgewonnenen Figuren entmystifiziert wissen, auch wenn man seine Zeit sicherlich schlechter verbringen kann als mit „Solo“.

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                  • 7

                    Eine spannungsintensive Serie von BBC, unseren guten Freunden aus England. Ziemlich gehyped, das bisweilen zu Recht, zieht die Serie von Anfang an das Tempo an und hält das fast bis zum Schluss durch. Auch wenn ich mit dem etwas gesichtssteifen Hauptdarsteller nie so ganz warm werden wollte, hielt mich die Story mit ihren vielen Wendungen und hochexplosiven Momenten doch immerzu bei der Stange. Der Post-Traumatic-Bodyguard David Budd (Richard Madden) beschützt die hochrangige Politikerin Julia Montague (Keeley Hawes), die durch ihr Vorhaben eine Zielschiebe für terroristische Angriffe darstellt. David Budd, gezeichnet von den Erlebnissen im Krieg, hat auch privat mit sich und seiner Familie zu kämpfen. Die Beziehung von Budd zu Julia ist brisant und aufgeheizt und war für mich irgendwie ein Highlight, das fehlte mir im Verlauf der Handlung und die Serie hätte für mich trotz des bitteren Beigeschmacks ruhig noch grimmiger enden können.

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                      Die kanadische Dramaserie spielt in der Welt des Fußballs. Als Fan des runden Leders knipste ich mir die acht Folgen mal an, während ich mich auf meinen Heimtrainer schwang. Fit wurde ich durch die Serie aber nicht wirklich, denn so wirklich packen konnte sie mich nicht. Ein bisschen wie „Unter Uns“ beim DFB fühlt es sich an.

                      Eine seifig-klischeebeladene Angelegenheit, in der es weniger um Fußball geht, sondern um die persönlichen Dramen eines jeden U 21 Spielers von „Montreal Thunder“. Es werden viele Dinge angesprochen aber nur oberflächlich behandelt, von Wettmafien im Amateursport bis hin zu skrupellosen Managern, die ihre Spieler nur Angestellten nur als zweckdienliche Artikel betrachten bis hin zu Drogenkonsum, etc…. Und der poppt mit der und die mit dem, und der dort und der da mit der da auf dem und unter der.

                      Naja viel Liebelei, Sexelei, Gangstelei, irgendwie eher niedlich als alles andere. Und die Fußballszenen sehen richtig richtig schlecht aus. Mein Gott hätten die mich mal gecastet, ich kann den Ball immerhin dreimal hochhalten und schaffe es auch mit meinen Fuß den Ball zu treffen. So die Weihnachtsplätzchen setzen langsam an. Brauche eine neue Hometrainer-Serie. Vorschläge?

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                        Recycle Rentier Elliot klaut alles zusammen und schlittert dann mit uns durch mehr oder weniger unterhaltsame 90 Minuten. Für die ganz kleinen Zuschauer sind es zu viele Handlungsstränge, für die ganz großen Zuschauer sind diese zu uninteressant und altbacken. Sogar Gags sind überholt und inspirationslos, wenn z.B. "Braveheart" zum x-ten Mal verscheißert wird.Ein paar Nebenfiguren können überzeugen, die Animationen aus Kanada sind jedoch kein Vergleich zu der Perfektion und Opulenz aus dem Hause Disney. Sollte man ihm vielleicht auch nicht zum Vorwurf machen. Ansonsten nickte ich im Kino öfter mal mit meinen Kopf in die Popcornschüssel und hätte mir dabei beinah mitm Strohhalm durch die Nase ins Hirn gestochen. Und wir waren vormittags! Zu gute halten muss man aber, dass meine beiden Jungs absolut begeistert waren. Durch kleinste Kinderaugen scheint das kleinste Rentier wohl für großes Vergnügen zu sorgen.

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                          RolfMuller 27.11.2018, 17:26 Geändert 27.11.2018, 17:48

                          Erfrischender Stop Motion Film von Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“) auf der Grundlage eines Romans des norwegischen Schriftstellers Roald Dahl. Mit herrlich bissigem Wortwitz und wunderbar eigentümlichen Figuren. Mr. Fox legt sich mit drei Bauern an und ein Duell entbrennt, wer denn nun wirklich augefuchster ist. Den recht steifen Figuren wird hier ne Menge Leben und Herz eingehaucht. Und es macht Spaß dem mitunter wilden Treiben zu folgen. Charmant, bisweilen absolut absurd, hysterisch und im positiven Sinne nervig geht einen der Film auf vergnügliche Art und Weise ordentlich auf den Geist.

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                            RolfMuller 27.11.2018, 17:02 Geändert 27.11.2018, 18:08

                            Düster, effektreich und vielversprechend beginnt der Auftakt des neuen „Tierwesen“-Films. Die Atmosphäre die er erzeugt und die Welt die sich vor den Augen erschließt ist wie auch schon im Vorgänger klasse. Ja da findet sich Magie in den Bildern.

                            Dennoch ist es bei der Vielzahl an Figuren und Wesen manchmal schwer dem Ganzen zu folgen. Zu oft vermisst man einen roten Faden, eine klare Linie, Minuten dümpeln so vor sich hin und das Tempo und die Spannung der ersten Minuten kann kaum gehalten werden. Man verstrickt sich in Nebenereignisse und poliert Easter Eggs anstatt die im Grunde gehaltvolle Geschichte im Kern voranzutreiben. Dass man jedoch auch Einiges richtig gemacht hat, zeigt sich in dem starken Finale des Films, in den Johnny Depp als Grindelwald auftrumpft und in dem man merkt, dass man zu einzelnen Figuren doch eine Bindung aufgebaut hat und alles eine düster-bedrohlich-politische Bedeutung bekommt. Depp spielt den Bösewicht einnehmend, kühl kalkuliert, effektiv in seiner Gestik und Mimik. Starke Vorstellung von ihm und ein wichtiger Baustein neben Jude Law als Dumbledore, dass „Grindelwalds Verbrechen“ überhaupt funktioniert.

                            Etwas ärgerlich, dass die gewollten Twists ebenso magisch erscheinen und kaum nachvollziehbar sind und dass sich der ganze Filme eher anfühlt wie ein Appetitmacher. Bei mir hat er diesen aufgrund seiner guten Figuren, seinen starken Darstellern und seinen magischen Momenten dennoch entfacht und ich bin gespannt auf die Hauptspeise

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                              RolfMuller 15.11.2018, 12:12 Geändert 15.11.2018, 12:26
                              über Lens

                              Na heute schon gevixt? Ner heißen Braut oder auch nen dicken Olaf über Webcam beim Strippen zugeschaut? En schönen Porno geschaut? Jayaprakash Radhakrishnan (viel Spaß bei der Sprechübung) hält uns digitalen Spasten hier als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller mal so richtig den Spiegel vor! Aber hier Avatar! In den Unweiten des Netzes sicher fühlend und nicht merkend wie schnell man gefangen ist von seiner Obsession und wie schnell man anderen ausgeliefert ist. Zu Beginn vermutet man eine Art Social Media Kammerspiel.

                              Aravind lebt in den digitalen Kammern seine sexuellen Vorlieben und Obsessionen aus. Seiner Frau erzählt er er arbeite hart. Plötzlich aber taucht jemand auf, der ihn erpresst und eine Rechnung mit ihm zu begleichen hat. Zu Beginn noch etwas spröde wirkend wird das Talent von Radhakrishnan vor allem als Regisseur deutlich erkennbar. Seine nicht immer flüssig vorgetragene, aber immerzu mit hoher Spannung und Erwartungshaltung versehene Geschichte ist mit so simplen wie effektiven Einfällen stark bebildert. Wenn Alpträume direkt an die Zimmerdecke projeziert werden oder auf die eigene Person gerichtet bahnt sich der Traum so spürbar den Weg in die Realität.

                              "Lens" beginnt als Thriller, beinhaltet ein persönliches Schicksal und endet fast schon als Revenge-Reißer. Er hinterfragt dabei uns, ja wir Voyeure, wir vixenden Vixer mit ordentlich Blut im Puller aber saftlos in der Birne. Gedankenverloren und sabbernd vorm Laptop. Ein harter Schwanz vom harten Leben anderer! Verantwortung sprudelt aus dir raus wie Sperma aus deinem Schwanz. "Lens" ist keineswegs ein perfekter Film, kritisiert Voyeure liefert aber gleichermaßen Stoff in seinen brutalen Sequenzen, ist nicht immer zielführend. Aber er hinterfragt dennoch ungemein effektiv, die Kritik, die Aussage bleibt haften wie deine IP-Adresse im Netz!

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                                RolfMuller 15.11.2018, 11:53 Geändert 15.11.2018, 12:26

                                Der Einstieg ist klasse, in einem Shot gedreht kreist die Kamera um das Geschehen, belauscht eine Diskussion von Männern, bezeugt einen Schwertkampf und ist so nahe am Feuerball, der aus einer Riesenschleuder katapultiert wird, das man die Hitze kurz spürt und man denkt selbst knietief im schottischen Schlamm zu stecken. Da hegte ich noch Hoffnungen auf ein großes Abenteuer mit Robert the Bruce, welches mehr oder weniger direkt nach „Braveheart“ einsetzt. Und natürlich kommt man nicht umhin den Vergleich zu Mel Gibsons Meisterwerk heranzuziehen.

                                Wohltuenderweise geht „Outlaw King“ unter der Regie von David Mackenzie („Hell Or High Water“) seinen eigenen Weg. Weniger pathetisch und bodenständiger, historisch korrekter und ebenso hervorragend fotografiert, glänzend ausgestattet und überzeugend in seinen Schlachtenszenen. Große Emotionen aber vermisst man und charismatische Figuren sucht man vergebens. Gerade Chris Pine, der sonst schon gezeigt hat was er was auf dem Kasten hat, bleibt in der Figur als Freiheitskämpfer Robert the Bruce einfach nur blass und reißt einen nicht mit. Überhaupt wirken Charakterzeichnungen, das Drehbuch und die Erzählung steif und dröge. Was für viele in „Braveheart“ zu viel war ist hier eindeutig zu wenig.

                                Während „Braveheart“ einen mutigen, wütenden Schrei nach Freiheit darstellt ist „Outlaw King“ nur eine leise Aufforderung. Sogar der Soundtrack scheint sich nicht recht zu trauen und umsäuselt das Geschehen eher, als dass es dramatisch begleitet, fernab von James Horners stolzer, heroischer orchestraler Wucht von 1996. Letztendlich ist der Film im riesigen Schatten seines inoffiziellen Vorgängers immer noch ansehnlich, verschwendet aber eine Menge an Potential und hinterlässt wenig bleibenden Eindruck. Dann doch lieber zum dreißigsten Mal Mel im Kilt betrachten oder die fantastische Serie „Last Kingdom“ in Angriff nehmen.

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                                  über Mandy

                                  Was ein geiler, verrückter Rachefeldzug. Der italienische Regisseur Panos Cosmatos schuf mit „Mandy“ eine mit Drogen vollgepumpte Heavy Metal-Version von „Mad Max“ mit Dark Fantasy-Elementen. Das Bild so rauschig, so grob als hätte man ne gute alte VHS vor den Augen. Und Nicolas Cage darf, völlig von der Leine gelassen, endlich wieder das sein was er ist, das zeigen was er am besten kann. Saufen, koksen, ausrasten, lachen, heulen, knüppeln, sägen und verdammt irre dreinschauen.

                                  In irrsinnigste, farbintensivste Bilder getaucht haut „Mandy“ dir eine Bildgewalt vor die Augen, wie man sie selten sieht. Dazu der fantastische Score des leider mittlerweile verstorbenen Jóhann Jóhannsson, der dir Gehörgänge und Herzkranzgefäße umschmeichelt und dir auch oft genug das Trommelfell zerdröhnt. Inmitten dieser bezaubernden Grobschlächtigkeit sitzt eine romantische Story zwischen Red (Nicolas Cage) und Mandy (Andrea Riseborough). Zu Beginn wird in wunderschönen, aber zeitzerrenden Montagen und mit leicht irritierenden Dialogen die Liebe zwischen den beiden aufgezeigt. Bevor es dann eskaliert, Mandy von Jesus-Freaks entführt wird und Nicolas Cage zum Racheengel mutiert. Eine ikonische Szene reiht sich nun an die nächste, wenn Nicolas Cage das Badezimmer zusammenschreit, sich seine Axt selber schmiedet oder zum Kettensägenschwertkampf auffordert. Da sitzt man nun da im Sessel, heulend, laut lachend, tobend und feiernd zugleich. Irgendwie überwältigt von dem Gezeigten und seinen eigenen Reaktionen dazu. Cosmatos vermischt verschiedenste Stilmittel, Genre und Symbole, bezieht sich auf vielerlei Werke aus Literatur, Kunst und Film und lässt daraus eine Art Krieg entstehen. Ist man gerade noch ernsthaft ergriffen, lacht man im nächsten Moment wieder. Wähnt man sich gerade in eine Art billigen Heavy-Metal-Comic, ist man schon wieder einer tiefergehenden Esoterik ausgesetzt. Verwundernswert und vor allem bewundernswert dass diese eigentlich gewagte und krude Mischung tatsächlich funktioniert.

                                  Und so richtig festnageln lassen will sich der Film auch nicht, ob es sich nun in der realen Welt der 80er Jahre abspielt oder doch eine erdachte Fantasy-Welt ist. Dieser Balanceakt gelingt Cosmatos ebenso famos und wenn Red am Ende völlig zerstört, blutverkrustet, irre grinsend in seinem Auto vor einer Fantasylandschaft herfährt, möchte ich einfach dass er zum Helden in der Phantasie seiner Mandy geworden ist. Mit seiner glänzenden Axt, mit der Verrücktheit in seinen Augen, mit seinem liebenden Herzen und dem Koks an der Nase.

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                                    RolfMuller 08.11.2018, 13:56 Geändert 08.11.2018, 13:57

                                    Das Laub fällt von den Bäumen. Dem Kürbis wird ein fieses Grinsen geschnitzt. Süßigkeiten werden in Tüten verpackt. Gruselige Kostüme werden bereitgelegt. Kerzen angezündet. Vorfreudig wird das Gesicht mit Schminke verunstaltet. Der sorglos-spielerische Umgang mit der Angst gipfelt in einem Fest. Halloween. Doch keine Party ohne Michael Myers.

                                    So simpel wie effektiv erschuf John Carpenter mit seinem Low-Budget Reißer eine Figur mit einer Verkleidung, die heutzutage auf jeder Halloween-Feier anzutreffen ist. Nur mit einem Overall und einer weiß angemalten Maske treibt er seitdem sein Unwesen. Aus der Not heraus geboren, weil kaum finanzielle Mittel zur Verfügung standen nahm man eine „Star Trek“ William Shatner Gummi-maske und drapierte sie zurecht. Das Menschliche dadurch noch erkennbar, aber quasi übermalt und identifikationslos gemacht. Weiß, kalt, starr und mechanisch fällt Michael Myers in eine Vorstadtidylle ein und verbreitet Angst und Schrecken. Als Bestrafung der Sorglosigkeit der hiesigen Einwohner mordet er sich, während dieser großartig zeitlose und so eingängige Synthie-Score von Carpenter ertönt, durch die Nachbarschaft. Jamie Lee Curtis sieht mit ihren weißen Strumpfhosen einfach furchtbar aus, spielte und schrie sich hier in die Herzen der Fans.

                                    Auch wenn ein paar Slasherszenen heute eher schon ein freudiges Lächeln als blankes Entsetzen bei mir auslösen, so besitzt eben „Halloween“ diese urtypische Mixtur aus einer starken Frauenfigur, der einprägsamen Musik, dem kultigen Killer, dieser so eigenen Athmosphäre und dieser reduziert-sorgfältigen Inszenierung, welche nicht nur prägend für das Genre war. Sondern was in der Qualität und in der Form leider bis heute viel viel zu selten anzutreffen ist.

                                    Das Laub fällt von den Bäumen. Und Michael Myers kommt wieder…

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                                      RolfMuller 08.11.2018, 13:03 Geändert 08.11.2018, 13:07

                                      „Wer sich vor seinen Ängsten fürchtet, ist ihnen bereits hilflos ausgeliefert!“ Ernst Ferstl

                                      Bereits in seinem Debütfilm „Absentia“, aber auch in „Before I Wake“ deutete Regisseur Mike Flanagan an, zu was er fähig ist. Und als was er Horror begreift. Immer interessiert in seinen Figuren, beleuchtet er nicht nur den Horror, der sie in Form von Monstern, Geistern und Täuschungen umgibt, sondern beschäftigt sich mit den inneren Ursachen und Beweggründen. Er erforscht die Angst.

                                      In Form dieser großartigen Serie kommt sein Talent nun richtig zum Tragen. In 10 Folgen befasst er sich intensiv mit der Familie Crain, die in Hill House eingezogen ist und fortan und fortschreitend mit merkwürdigen Erscheinungen und seltsamen Ereignissen konfrontiert wird. Man könnte meinen, dass der Stoff einer Familie in einem Spukhaus so langsam mal ausgelutscht sei. Doch verlässt sich Flanagan hier weniger auf die heute so typischen und altbekannten Zutaten eines Horrorfilms, sondern er konzentriert sich voll und ganz auf seine Figuren. Auf ihre Wünsche, auf ihre Ängste, auf ihre Vergangenheit. Er zeichnet glaubhafte und greifbare Charaktere und legt nach und nach die Ursachen offen, die für die Spannungen und Reibungspunkte innerhalb der Familie verantwortlich sind. Flanagan verknüpft problemlos und flüssig die Vergangenheit mit der Gegenwart und erschafft intensive und sehr emotionale Momente. Empathisch und mit einer ständigen Unruhe und Bedrohlichkeit versehen treibt er die Geschichte der Familie voran. Wenige, aber äußerst effektive Jumpscares reißen einen hin und wieder aus den Sitzen. Allerdings wenn man zu den Figuren keinen Zugang findet, findet man wohl auch keinen Zugang sich zu ängstigen, sich zu erschrecken. Abgebrühte Horrorfans werden bei den Bildern, den „Monstern“ und der Verbildlichung des Grauens wohl nicht ins Schwitzen geraten.

                                      Mich jedoch haben einige Folgen regelrecht um den Schlaf gebracht, die Verbindung zu den Figuren, ihre tiefsitzende Furcht mitzuerleben beschäftigte mich zutiefst. Ob nun bewusst oder unbewusst. Flanagan selbst hat so eine tiefe Bindung zu seinen Charakteren aufgebaut, dass er das Ende dahingehend beeinflusste. Es wird belohnt, sich der Angst zu stellen und diese zu überwinden. Der schlimmste Horror ist die Angst, die uns ständig umgibt, mit der wir leben müssen. Die Angst vor Dingen, die nur die Angst vor sich selbst darstellt. „Hill House“ als Manifestierung der Angst, aus dem wir entfliehen und in das wir fliehen können. Und die Angst als fortwährender Bestandteil von uns selbst, als akzeptierter Teil der Familie!

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                                      • 3 .5

                                        Eine gewisse Charmanz und Hingabe kann man ihm nicht absprechen. Eine unerträgliche Langeweile und Trockenheit aber auch nicht. Der Godzilla-Ableger von 1970 besticht durch ein herrlich krudes Design seines tentakligen Hauptdarstellers. Mit Gummischläuchen und blinkenden Glubschaugen wandelt der Okto-Papp-us über liebevoll gestaltete Landschaften, wie ich sie sonst nur von Modelleisenbahnplatten kenne. Wirklich herzallerliebst. Und das Vieh ist zum Knuddeln. Gäbe es das als Kuscheltier ich würde es mit ins Bettchen nehmen und seine Glubschaugen als Leselampe benutzen. Als Schocker gepriesen kann man das alles nur müde belächeln, auch als sich dann noch Riesenschildi, ne Fledermaus und Mr. Scrabs zu unserem Freund dazu gesellen und eine richtig schöne Klopperei starten und sich die Pappnasen blutig hauen. Irgendwie niedlich, aber auch irgendwie schlecht. Leider.

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                                        • 1 .5

                                          Himmel war der billig! Eine CGI-Echse ohne Schatten, der wurde anscheinend nicht mit rausgerendert, pixelt ein paar Spanier und Azteken tot. Ein Hingucker ist nicht nur die Echse, sondern vor allem die Perücken. Vor allem der Typ der in Beverly Hills 90210 seine Karriere schon zu Grabe trug bevor sie überhaupt begann und durch die ganzen Sharknasenableger es doch noch irgendwie zu so ner Art zweifelhaftem Ruhm brachte wurde hier eine Perücke auf den Fratzenhalter geschraubt, das ist eine wahre Freude. Erkennt man zum Glück kaum unter dieser prächtigen schwarzen Wuschelmähne. Aber blaue Augen und schwarze Haare ja so sehense aus die Spanier. Selbst mit diversen Zeitverkürzern aus Gläsern und Flaschen zieht sich dieses angeblich nur 80-minütige Folterfilmchen unfassbar in die Länge. Dazu gesellt sich eine Schönheit, die man später in „Altered Carbon“ in voller Pracht geniessen darf, hier aber nicht blank zieht. Ja „Aztec Rex“ scheint ein regelrechtes Sprungbrett gewesen zu sein für untalentierte Schauspieler, Render-Rambos und Friseure. Gratuliere!

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                                          • 6 .5

                                            Schlockschwerenot! Ein Film, der sich zum Affen macht. Ein Low-Budget-Comedy-Trasher der richtig schön sinnlosen Art. Das Regiedebüt von Jon Landis, den wir später Komödien-Kracher wie „Der Prinz aus Zamunda“, „Blues Brothers“, „Spione wie wir“, etc. verdankten, schlüpft hier auch noch selbst in ein billiges Affenkostüm um Bananen und Menschen zu schälen.

                                            Da werden Gummiarme ausgerupft, da werden Körperteile verdreht und meistens werden Menschen einfach scheen sinnlos durch die Botanik geworfen. Richtig gelungene Gags hat der zu bieten, der wohl diverse schön beschruppte Nachfolger wie „Die nackte Pistole“ etc. zumindest inspiriert haben dürfte.

                                            Landis als Affe mitten in einem Pool aus vorwiegend untalentierten Darstellern ragt selbst unter seiner Maske nur mit seinem oft hilfesuchenden Blick in die Kamera heraus. Ein Blick, der uns sagen will, ist er hier wirklich der Affe, sind es die Menschen um ihn herum. Oder sind es wir die sich diesen völligen Blödsinn reinziehen und auch noch für gut befinden.

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                                            • 6

                                              So emotional wie Frankenstein vorm Stromschlag. So pädagogisch wertvoll wie ne Mumie aus Klopapier. So erhellend wie der Schlafplatz von Dracula. Der Film pfeift dir durchs Hirn wie der Wind durch ein Skelett. Aber viele, viele lustige Gaga-Gags und die originellen Witze, machen das untote Treiben sehr lebendig. Eine richtig spaßige, heitere Monsterparty, ausgerichtet von Animateur „Dracula“ welcher alle so bekannten Monster in sein Schloss einlädt, indem sich allerdings auch ein Mensch verirrt. Kann man mal einlegen um vor allem die kleinen Gespenster zuhause bei Laune zu halten!

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                                              • 8 .5
                                                RolfMuller 02.11.2018, 12:18 Geändert 02.11.2018, 12:23

                                                „Nur wir! Sonst niemand! Für immer!“

                                                Ein Schwur, den ich mir mit meinem Bruder immer wieder gab, die Hände fest umklammert, der Blick unausweichlich auf die Augen des anderen gerichtet, ein Kuss der ihn besiegelte.

                                                Auch ich bin mit meinem Bruder seit Jahren zerstritten. Hat man damals über dieselben Witze gelacht wechselt man nun kein Wort mehr miteinander. Hat man soeben noch die Nächte zusammen durchgefeiert, bleibt heute selbst eine Gratulation zum Geburtstag aus. Hat man früher gemeinsam Geschenke unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt wird man heute zu Festlichkeiten getrennt eingeladen. Noch nicht allzu lange her da war nur ein Tag ohne den anderen undenkbar, heute scheint der eine für den anderen nicht mehr zu existieren. Und es wäre eine Lüge, wenn es einen nicht immer wieder beschäftigen würde. Nun sind wir noch keine alten Männer und vielleicht bleibt uns noch Zeit das zerschnittene Tischtuch zumindest wieder leicht zu verknoten, ein richtig festes Band wird es wohl nie wieder werden.

                                                Doch wie viel Zeit bleibt dafür? Was hält der Plan des Lebens für uns bereit?

                                                In dieser „The Straight Story“ die auf wahren Begebenheiten beruht, erlitt Alvins Bruder einen Schlaganfall. Selbst vom Alter und von Krankheiten gezeichnet hievt er sich auf seinen Rasenmäher und fährt 6 Wochen lang von Iowa nach Wisconsin. Mit der Hoffnung seinen Bruder noch lebend anzutreffen fährt er unbeirrt weiter zu seinem Ziel. David Lynch, sonst eher für verstörende Meisterwerke wie „Lost Highway“ oder „Mulholland Drive“ bekannt, begleitet Alvin auf seiner Reise zurückhaltend und respektvoll. Er entwickelt einen nahezu mediativen Fluss aus beharrlicher Ruhe, altersmilden Starrsinn und bejahendem Lebensmut. Alvin tuckelt mit seinem Rasenmäher unaufhaltsam und furchtlos die Straßen lang. Auch wenn Alvin viele Hürden nehmen muss, begegnet er kaum großen Gefahren, ganz im Gegenteil. Immer wieder wird das Gute im Menschen nach außen gekehrt. Auf seiner Straße zu seinem Bruder ist ihm das Mitgefühl und die Hilfe anderer sicher. Dabei ist „The Straight Story“ nie kitschig oder überzeichnet, sondern ungemein geerdet und zutiefst berührend.

                                                Vielleicht können Filme wirklich was verändern?! Denn Alvin lächelt mich auf seinen Rasenmäher weise und müde an um mir zu sagen, dass ich sturer Hund mich aufmachen sollte. Nicht um was einzufordern. Nicht um was zu klären. Nicht um sich zu entschuldigen, nicht um Vergebung bittend. Sondern einfach nur um da zu sein, zusammen zu sein. Bevor es zu spät ist. „Nur wir! Sonst niemand! Für immer!“

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                                                • Auch von mir noch Glückwunsch zum KdW! Das wird ja langsam zur Gewohnheit mit dir! :)
                                                  Habe den ja auch pünktlich zu Halloween wieder gesehen und deine wunderbaren Zeilen beschreiben dieses Intuitive, dieses Magische und Unvergleichbare was ihm innewohnt einfach sensationell. Ja ein Film wie eine Jahreszeit. Wenn er vorbei ist, weiß man er kommt eh bald wieder! :)

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                                                  • 6 .5

                                                    Was scherbelt das hier! In Sachen Brutalität dringt er sicherlich in neue Sphären vor, in Sachen Choreografie schnuppert das Actionmassaker ganz nah am Genreprimus „The Raid“. Figuren sind egal, die kommen direkt aus den Fleischtöpfen der Wursttheke um ordentlich mit Blut und Darm umwickelt zu werden und sind einfach nur da um zernüschelt und zerstört zu werden. Da gibt’s auf die Mappe ohne Ende.

                                                    Ein Film wie eine einzige Actionsequenz ohne Atempause und ohne Sinn. Ne grobe Mettwurst mit ner Menge Fett und Knorpel und wenig Substanz. Auf Dauer ist das Dauergehampel und Zerschlitze und Zerklumpe und Zerstöre und Zerhaue und Vernichte ein wenig eintönig. Die große Kunst des Kampfes die obliegt dem Film hier nicht. Denn Kampf ist nicht nur Handkantengewische und Fausttrommeln, es ist auch Anspannen und Entspannen.

                                                    Das was Gareth Evans mit seinen „Raid“-Filmen in Perfektion beherrscht, das Anspannen der Faust bevor diese niedersaust, das Lecken der Wunden, das Ausbaden von Konsequenzen, das alles scheint Regisseur Timo Tjahjanto („Headshot“) nicht zu interessieren. Er kniet sich lieber voll in die blutig-matschige Soße seiner Martial Arts Fights und liefert eine Tötungsorgie sondergleichen ab. „The Night Comes For Us“ haut einen eindrucksvoll kaputt, hinterlässt aber wenig Scherben, die man auflesen muss.

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