RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

  • 8

    MULLERS MOTIVATION MONDAY

    Mittwoch, 08. Mai, 22:45 Uhr

    Ich habe den Glauben an Fußball wiedergefunden. Dem Spiel hatte ich schon so gut wie abgeschworen, mit dem runden Leder nahezu abgeschlossen. Mein Herz war kalt und fing im CL-Rückspiel zwischen Liverpool und Barcelona wieder Feuer. Liverpool, klar auch eine Millionentruppe, aber wie Sie zusammen agierten, kämpften, bissen und spielten. Wie sie diese ausweglosen Situation mit einem unbändigen Willen und einem unglaublichen Glauben gegen Barcelona und diesen überirdischen Lionel Messi nach dem schmerzhaften 0:3 im Hinspiel an sich gelöst haben war inspirierend. Danke Liverpool! Und Liverpool wäre heute womöglich nicht DAS Liverpool so wie wir es heute kennen und erleben ohne seinen englischen Fußballgott Steven Gerrard…

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    Solche Spieler, solche Typen wie Steven Gerrard gibt es heute kaum noch. Einer der für seinen Verein alles gegeben hat. All seine Energie, seine Kraft und sein Herz. Die ungemein kraftvolle Dokumentation „Make Us Dream“ schildert den Werdegang von Steven. Im Alter von 8 Jahren kam er zu Liverpool und blieb fast bis zu seinem Karriereende. Durch wertvolle Hintergrundinformationen erfährt man Einiges über die Entwicklung der Premier League und die Kapitalisierung des Fußballs an sich. Gerade ein „loyaler“ Spieler wie Steven hatte damit zu kämpfen. Fußballer wechselten plötzlich die Vereine wie ihre Unterhosen. Sie spielten für Geld, für Ruhm und Erfolg, nicht mehr für IHREN Verein.

    Sachlich, aber direkt und ehrlich kommentiert Gerrard einige entscheidende Momente in seiner Karriere. Er bedauerte dass Michael Owen und Fernando Torres den Verein verließen. Er wollte Titel erzwingen, aber nicht für sich, sondern eben für Liverpool. Diese tiefe Verbundenheit zu den Fans und zu der Stadt wird in emotionalen Einspielern deutlich gemacht. Die Fußballszenen sind mitreißend, sehr nah dran und die Atmosphäre ist oft aufgeladen. Gänsehaut macht sich zwangsläufig breit wenn Steven einen seiner gefürchteten Fernschüsse in des Gegner Gehäuse donnerte und die Anfield Road erbeben ließ. Klasse gefilmt und montiert und stark in Szene gesetzt, so inszeniert man Fußball!

    Ohne dass man wirklich intime Momente zu sehen bekommt, kann man sich regelrecht reinfühlen in diese fantastischen Fußballer und gefühlvollen Menschen. Die Doku entwickelt geradezu einen Sog. Die emotionale Verbundenheit Stevens (die Tradition des Vereins, die Hillsborough-Katastrophe, die Träume der Fans) schienen ihn erst zu beflügeln, dann förmlich zu erdrücken. Und auch er wurde heftig umworben und war kurz davor seinen Verein zu verlassen. Diese Verpflichtung Titel zu gewinnen, den Erwartungen gerecht zu werden trieb ihn immer mehr seelisch und körperlich an seine Grenzen. Sprichwörtlich hat er alles für diesen Verein gegeben, ihn immer wieder angetrieben und eines der größten Fußballwunder mitvollbracht (Cl-Sieg 2005 in Istanbul nach 0:3 Rückstand zur Halbzeit). Das zeigt die Doku hochemotional, aber eben auch ehrlich, wenig beschönigend. Keine Doku, die einen motiviert. Aber eine, die jeden erreicht, bei dem mal ein rundes Leder in der Brust geschlagen hat.

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    Danke Steven! Danke Liverpool!

    10
    • 6 .5
      RolfMuller 06.05.2019, 15:33 Geändert 06.05.2019, 15:52

      MULLERS MOTIVATION MONDAY 2

      Na hast du heute auch deine Ganzkörperquarktasche auch grad so ausm Bett bekommen?
      Hast du im Spiegel deinen Bizeps betrachtet und dich gewundert warum er nach unten und nicht nach oben zeigt?
      Hast du auch gedacht deine Zahnbürste wäre eine 15 Kilo Hantel?
      Und als du zur Straßenbahn gerannt bist kamst du dir da auch vor wie auf einem Laufband? Und spielte deine Lunge dann auch die ganze Fahrt über fiepend dass Lied vom Tod?

      Dann wird’s aber Zeit. Es ist Montag. Mach dir einen Plan. McGregor hatte auch einen.

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      In ärmlichen Verhältnissen in Irland geboren und aufgewachsen fasste Conor McGregor einen Entschluss. Er will Mixed-Martial-Arts Weltmeister werden und finanziell ausgesorgt haben. Den Weg dahin zeichnet diese Sportdokumentation nach. Man begleitet ihn durch die vielen Höhen und wenigen Tiefen bis hin zu seinem Ziel. Seine Persönlichkeit wird deutlich und es wundert nicht, dass sich an ihm so viele reiben. Größenwahnsinnig, selbstüberzeugt, geldgierig aber auch humorvoll und emotional. Die Doku, in der Regisseur Gavin Fitzgerald den Sportler vier Jahre lang begleitet hat richtet sich in allererster Linie an die Fans des Iren und Freunde der Mixed-Martial-Arts-Kämpfe. Entwaffnend ehrlich, dass er die Käfigkämpfe ausschließlich wegen der Kohle macht. Und Mann ist der Typ präsent, ein wenig wie „Tom Hardy“. Und er liebt wohl sich selbst am meisten. Sein Name ist auf der Brust eintätowiert, sein Style ist perfekt. Sein Bart haargenau gestutzt. Ein Protzer. Ein Proll im Pelz.

      Schade, dass man nur selten authentisch wirkende Einblicke McGregors bekommt. Als er einen Kampf gewinnt und Heulkrämpfen erliegt oder er nach einer Niederlage völlig still und fassungslos in der Kabine sitzt sind mit Abstand die stärksten weil greifbarsten Momente der Dokumentation. Ansonsten ist es unglaublich viel Promo-Geklapper. Arnie darf mal ins Bild huschen. Jeder umarmt ihn mal, haut ihm auf die Schulter. Und er gibt sich oft genug als Mann des irischen Volkes. Handwerklich ist die Doku sehr sauber umgesetzt, stimmige, klare, satte Bilder und die Fightszenen sind dynamisch integriert und spannend aufbereitet.

      Und der Mann hatte ein Ziel. Er glaubte fest daran. Das kommt in der Doku auch hervorragend rüber. Er arbeitete kontinuierlich auf sein Ziel hin. Nichts konnte ihn daran hindern. Mag er sein wie er ist. Aber er hat Charisma, ist außerhalb des Käfigs fast so schlagfertig wie dadrinnen. Er ist ein Vorbild an Selbstbewusstsein, an eisernen Willen und in der unnachgiebigen Arbeit an seinen Talenten. Du kannst alles schaffen. Wenn du dir ein Ziel formulierst und bereit bist alles dafür zu tun.

      Film 6,5/10
      Motivationsfaktor 8/10

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      Also die Muskelspinnenbeine in die Sporthose reinpacken. Die Quarkkeulchen mal ordentlich durchschleudern. Die eingestaubten Joggingschuhe aus der Ecke kramen. Hantelscheiben draufschrauben. Und ein Ziel formulieren. Es muss ja nicht gleich der Weltmeistertitel sein.

      16
      • 8

        Lange hatte ich nicht mehr so eine Gänsehaut wie zu „Hereditary“. Eine dysfunktionale Familie als Figurenset für ein ultimativ böses Spiel. Clever und unvorhersehbar. Stets absolut unheimlich, depressiv und mit einigen Schockszenen versehen, die einen völlig aus den Socken hauen. Allen voran Toni Colette brilliert als Leid geplagte Mutter, der nach und nach alles zu entgleiten scheint. Als verstörendes Psycho-Drama beginnend kippt das Geschehen mehr und mehr in einen fast schon plumpen aber unfassbar intensiven Okkult-Horror, der rückblickend unheimlich sorgfältig aufgebaut wurde. Wie ein Miniaturhaus, wo jede Figur an seinen Platz stehen muss und alles sorgfältigst herausgearbeitet wird. Der Teufel steckt im Detail. „Hereditary“ ist wunderbar konzipiert und sicherlich noch mehrere Sichtungen wert.

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        • 7

          Gruselige Coming-Of-Age-Story in wunderbarer Griesel-Optik. Die Ausgangslage ist alles andere als gewöhnlich und verspricht mehr als nur einen gewöhnlichen Horror von der Stange. Schriftsteller Dan Wells hat mit seiner Romanfigur John Cleaver, einen soziopathischen Teenager, seinen Durchbruch geschafft. In mehreren Romanen will Cleaver verhindern selbst zum Killer zu werden. Der Film beruft sich auf den gleichnamigen ersten Band und fängt vortrefflich die Stimmung des Hauptcharakters ein.

          Ein Film, der wirkt als würde er in den Achtzigern spielen (spielt aber in der heutigen Zeit). In grieseligen unterkühlten Bildern wird man vom tristen Alltag des empathielosen Jungen begleitet, der zwischen der Leichenhalle (wo er seiner Mutter hilft), Schule und seinem Psychiater pendelt und sein unbändiges Interesse für Serienkiller nur schwer verbergen kann. Für ihn ein gefundenes Fressen, dass sich ein Serienkiller in seiner Stadt herumtreibt. Der Film lässt sich genau wie sein Haupt-Charakter schwer greifen, was aber wunderbar zum Wesen von Cleaver passt. Ein wenig sperrig, keine Sympathiefigur. Verloren, wenig interessiert an Rettung. Aber bemüht keinen in seiner Umgebung schaden zu wollen.

          Ein Highlight dieser irisch-britischen Indie-Horrorproduktion (nur 1,45 Millionen $ Budget) ist sicherlich Christopher Lloyd, der sich für ewig in seiner eindrucksvollen Performance als verrückt-sympathischer Dr. Emmett Brown in „Zurück in die Zukunft“ in mein Herz gespielt hat. Hier sieht man ihm im hohen Alter in einer ganz anderen ernsten Rolle. Er spielt einnehmend den unheimlichen Nachbar von John Cleaver und wird für ihn zur absoluten Reizfigur. Faszination und Abscheu scheinen sich zu vereinen und sein Nachbar wird zur Probe für ihn. „I Am Not A Serial Killer“ ist wohltuend unkonventionell und richtig schön ramschig inszeniert und wird sicherlich nicht jeden Genre-Fan abholen können. Bin gespannt ob da vielleicht noch was kommt, die Romanreihe ist lang und ich habe zufällig nachdem ich den Film gesehen habe entdeckt dass ich Band 3 (aus irgendeiner Ramschkiste) im Regal stehen habe. Mal lesen. Und vielleicht auf weitere Verfilmungen hoffen. Mal schauen.

          13
          • 7 .5
            RolfMuller 03.05.2019, 13:19 Geändert 03.05.2019, 13:20

            „Und was, wenn das hier schon die beste Version von mir ist?“

            Es ist schwer aus der Vielzahl an Coming-of-Age-Filmen noch herauszustechen. „Lady Bird“ gelingt dies vor allem durch die hervorragend geschriebenen Dialoge und das hingebungsvolle Spiel von Saoirse Ronan und Laurie Metcalf. Christine „Lady Bird“ McPherson (Soairse Ronan) rebelliert gegen alle und alles und will sich nicht verbiegen lassen. Sie gerät mit ihrem Lebensstil und ihren Ansichten immer wieder mit ihrer Mutter (Laurie Metcalf) aneinander. Eine regelrechte Hassliebe. Ihre Mutter will nur Ihr Bestes, grenzt Sie aber immer wieder ein und gewährt ihr wenig Freiheiten bzw. glaubt nicht daran, dass ihre Tochter ihre Ziele erreichen kann. Ein Schutzwall vor Enttäuschungen wird schnell zum Gefängnis der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.

            Soairse Ronan passt hervorragend in die Rolle der rebellischen jungen Frau, die für ihre Umwelt oft nur Zynismus und Unverständnis übrig hat. Sie erdet ihre Figur, behält sie trotz der fast schon überzeichneten Absurditäten die ihr widerfahren ganz beim Zuschauer. Vor unseren Augen entwickelt Sie sich, indem Sie sich erkennt und sich immer mehr selbst vertraut. Viele Alltagssituationen werden fast beiläufig abgehandelt und fast jeder wird sich in den Reaktionen irgendwo darin selbst wiederfinden können.

            „Lady Bird“ ist eine charmant-chaotische, liebevolle und mitunter herzzerreißende Sinnsuche. Und er beruhigt uns, indem er uns erzählt dass ein anderer Ort immer noch die selbe Welt bleibt. Und nur wir uns darin erfinden und zurechtfinden können. Die Liebe zu sich selbst muss man sich eben hart erarbeiten. Ein Leben lang.

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            • 6

              „Sieg Heil, Mutterfickers!“

              Nachdem wir unser Gehirn beim Kroaten in ausreichend Obstler ertränkt und unsere Mägen bis zum Anschlag gefüllt hatten sind wir direkt ins Kino gezischt. Nach diversen Stolpereinlagen hin zu unseren Sitzen und der nächsten frisch ausgewickelten Glaspraline im Nasch-Anschlag zauberte einer den Vorhang zur Seite. Ich war völlig hingerichtet und damit war alles angerichtet für diesen idiotisch-ikonischen Weltraumpfurz von einem Film.

              Die ersten Minuten waren pure Folter, bestimmt kein einziger Schmunzler schmierte sich über mein aufgedunsenes Gesicht. Das einzigste Lebenszeichen war mein Sabber der die Kinosessel beschmückte und das gurgelnde Geräusch als ich die Praline lustvoll verzehrte. Im halbkomatösen Zustand kamen mir essentielle Fragen auf: Warum sitz ich hier? Warum spielt Udo Kier Udo Kier und nicht Adolf Hitler? Was war das nur für ein Zeug was der kroatische Wirt ausschenkte? Warum sind wir statt zu ihm an die Theke eigentlich hierher? Zum Glück lenkten mich von diesen Gedanken die mich umschweiften doch ein paar gelungenere Gags ab. Zuckerberg als wahrer Diktator der Welt. Haha. Das muss man mal so bringen. Klasse. Kriegt seinen Mund kaum auf, aber codet die Welt nieder.

              Selbst full wie ne Haubitze ist der Film absolut abstrus, bekloppt, und hirnverbrannt. Das macht ihn ja auch aus und er geht erstaunlich kurzweilig und amüsant an einem vorüber (kann natürlich auch an der Zeitverkürzerflüssigkeit gelegen haben). Ratzifatzi zauberte wieder einer den Vorhang zu. Den Film als solches kann man kaum empfehlen. Aber als einen vergnüglichen Abend mit guten Kumpels irgendwie schon. Betankungsoptionen vor, während und nach dem filmischen Vergnügen sollten aber wohl auf jeden Fall gesichert sein.

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              • 6 .5

                Keineswegs ist der dritte Teil der SPL Reihe (die von der Handlung her überhaupt nix gemein haben) ein schlechter Film, er leidet nur ein wenig darunter, dass in den letzten Jahren die Messlatte unheimlich hochgelegt wurde.

                Mit den beiden „The Raid“ Teilen und auch anderen asiatischen Martial Arts Kloppern wie „The Night Comes For Us“ oder auch „The Villainess“. Sie alle lieferten Actionszenen wo einen schlicht die Sprucke wegblieb. Trotz routinierter Inszenierung und mitunter satten und krachenden Moves bleibt die völlige Faszination hier jedoch ein wenig auf der Strecke. Was mitunter daran liegt, dass einfach zu oft während der Actionszenen umhergeschnitten wird und die ureigene Dynamik der verschiedenen Kampfstile so kaum zum Tragen kommt. Gut ist die Action aber allemal.

                Regisseur Wilson Yip („IP-Man-Trilogie“) liefert tolle Bilder aus Hongkong und begeleitet routiniert eine an „96 Hours“ angelehnte Story mit einem bitteren und konsequenten Verlauf. Und auch Tony Jaa ist nicht zu schade sich mal von links nach rechts und zurück durch den Flimmerkasten zu waffeln. Bei seinen Signature Moves geht einen wieder das Herz auf. Bei „Paradox Killzone Bangkok“ können also alle Fans des asiatischen Kampfsports und klassischer Hongkong-Action beruhigt zugreifen, ohne aber in helle Begeisterung zu verfallen.

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                • 8
                  RolfMuller 02.05.2019, 15:06 Geändert 02.05.2019, 15:06

                  Beruhend auf einer wahren Begebenheit verfilmte der britische Regisseur Paul Greengrass einen Piratenüberfall auf das Containerschiff Maersk Alabama, welches durch den Golf von Aden in Richtung Mombasa unterwegs war.

                  Der besondere Kniff und der Hauptgewinn für das Gelingen dieses Films ist seine Natürlichkeit. Der Großteil der Szenen wurde wirklich auf einem Containerschiff auf offener See gedreht, die Darsteller lernten mit Hilfe der reellen Besatzungscrew das Verhalten an Deck und beeinflussten sogar das Drehbuch. Greengrass erreicht mit seinem Konzept in Kombination mit den dynamischen Bildern von Kameramann Barry Ackroyd („The Hurt Locker“) eine Direktheit und Bestimmtheit, der man nicht entfliehen kann. Fesselnd und nervenzehrend beschwört er den rücksichtlosen Piratenangriff herauf und lässt einen bis zum Schluss kaum Zeit zum Luft holen. Man fiebert mit Tom Hanks ("Forrest Gump") in der Rolle als Captain Richard Phillips mit, was auch an Hanks selbst liegt, der wieder mal gekonnt seiner Figur Leben einhaucht und auch hervorragend in die Rolle des bedachten, um Kontrolle bemühten Schiffskapitäns passt.

                  Der Doku-Thriller vergisst dabei aber nicht auch den „bösen“ Piraten ein Gesicht zu geben. Nicht nur können diese schauspielerisch mit Hanks mithalten (die Entdeckung schlechthin: Barkhard Abdi) sondern werden auch erzählerisch mit einem Background ausgestattet und nicht nur als einfältige Piraten gezeigt. „Captain Phillips“ zeigt uns überzeugend wie spannungsgeladen und intensiv Geschichten erzählt werden können, dessen Ausgang man bereits kennt. Ganz großes Kino auf hoher See!

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                  • 8
                    RolfMuller 29.04.2019, 16:01 Geändert 29.04.2019, 16:03

                    MULLERS MOTIVATION MONDAY

                    Ein Tag zuvor noch von lieblichem Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen geweckt, hämmert der Wecker einen erbarmungslos das Trommelfell kaputt. Es ist Montag.

                    Während man am Wochenende kein Auge zumachen wollte, bekommt man sie jetzt nicht mehr auf. Die Augenklappen sind verklebt und müssen mit einem Brecheisen geöffnet werden. Es ist Montag.

                    Die gepardenähnliche Agilität zum Wochenende weicht der plötzlichen Ganzkörperlähmung und das Aufstehen verkommt zu einem satten Ganzkörper-Curl. Es ist Montag.

                    Während dein Badezimmerspiegel dein breites Grinsen der letzten Tage vermisst bekommt man nun nicht mal mehr die Gusche ausreichend auf, um die Zahnbürste reinzurammen. Es ist Montag.

                    Man fügt der ellenlangen To-Do-List für kommende Woche noch hinzu, was man am Wochenende nicht geschafft hat. Es ist Montag.

                    Doch alles ist eine Frage der An- und Draufsicht. Montag ist ein Beginn und kein Untergang. Und der wohl beste Tag um sich zu motivieren und zur Not sich motivieren zu lassen. Stoff gibt es genug. Und den will ich euch nicht vorenthalten. Für einen guten Start in die Woche!

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                    Was eine Feel-Good-Bombe! Die Geschichte von Michael „Eddie“ Edwards ist unglaublich. Ein Junge, der sich in den Kopf gesetzt hat, egal wie, nach Olympia zu kommen. In der Disziplin Skispringen war ihm das vergönnt, einfach weil es keine Konkurrenz (wirklich keine anderen britischen Skispringer) gab. Genug Hürden musste aber auch er noch meistern.

                    Regisseur Dexter Fletcher ist hier nicht daran interessiert Reibungspunkte offenzulegen oder ein absolut getreues Biopic über diesen verrückten Schanzenvogel zu erzählen. Er will einfach ein sympathisches Vergnügen auf die Zuschauer loslassen. Und genau das wird eben Michael Edwards gerecht. Auf der einen Seite gehasst und als Pausenclown verschrien, gar als Schande für das Skispringen, auf der anderen Seite geliebt für seine ehrliche, freudige Art und seinen, trotz seines begrenzten Talents, leidenschaftlichen Umgang mit dem Sport. Das macht der Film deutlich. Taron Egerton spielt „Eddie“ etwas übertrieben, schafft es aber der Figur die Unbeholfenheit, Selbstironie und der Entschlossenheit Edwards Ausdruck zu verliehen. Ihm zur Seite spielt ein wunderbar aufgelegter Hugh Jackman, dem man selten so beschwingt aufspielen sieht. Die beiden machen richtig Spaß und liefern sich einen amüsanten verbalen Schlagabtausch nach dem anderen. Abwechslungsreich inszeniert und mit einem tollen Soundtrack garniert weist der Film kaum Längen auf und die Freude die Edwards damals versprüht hat, versprüht auch der Film. Ein mitreißender Film über einen Verlierer, der einen unheimlichen Gewinn darstellt.

                    Du kannst es schaffen wenn du nur willst! Keiner hat an „Eddie“ geglaubt. Nur er selbst. Und das hat gereicht. Nichts konnte ihm von seinem Vorhaben stoppen. Ein Film, der irgendwie in mein Herz gesprungen ist und es zum Hüpfen brachte. Danke „Eddie“.

                    Film 8/10
                    Motivationsfaktor 10/10

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                    Ein Tag zuvor noch von lieblichem Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen geweckt, hämmert der Wecker einen erbarmungslos das Trommelfell kaputt. Es ist Montag.

                    Ich denke an „Eddie – The Eagle“ schnür mir Ski statt Turnschuhe an die Füße. Kletter aufs Dach meines Autos statt hinein und springe voller Lust und Zuversicht rein in die kommende Woche. Es ist Montag!

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                    • Ein Ostern ohne ne Schelle von Terence und nen ordentlichen Dampfhammer von Bud is kein richtiges Ostern! :D

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                      • 8 .5

                        Ein Glück half Amazon dieser in jeder Hinsicht lohnenswerten Scifi-Serie wieder auf die Beine, denn Netflix ließ Sie fallen. Galaktisch gut! Staffel 3 ist bisher die beste und das obwohl man unheimlich viel Stoff der gleichnamigen Buch-Vorlage reingepackt hat. Vielleicht will man sie doch schneller zu einem Ende führen als geplant, da der Produktionsfortgang wackelt.

                        Trotz seiner sprunghaften Abwicklung büßt man nix von seiner emotionalen Wucht ein. Und auch die Figuren werden nicht außer Acht gelassen, jede entwickelt sich für sich weiter und steht vor schwierigen Entscheidungen. Das ist eine richtige Crew. Verwundbar, verletzlich, treu. In einem richtigen Universum voller Gefahren und Konsequenzen, je nachdem wie man den unendlichen Weiten begegnet. Stark! „Expanse“ hat mich wiederholt fasziniert, lässt mich eintauchen in diesen Kosmos. Und erinnert mich oft an das großartige „Babylon 5“.

                        Die Musik von Clinton Shorter begleitet bedächtig, weiß aber in den richtigen Momenten auch anzuziehen und dem Geschehen die nötige epische Breite zu verliehen. Die Effekte sind vielleicht nicht das Nonplusultra, rein visuell aber reißt es einen nie aus der famos geschaffenen Athmosphäre und dem nachvollziehbaren Weltbild der Serie heraus. Und as Ende lässt ja nun alle Möglichkeiten offen, hoffentlich übertreiben Sie es dabei nicht. Gepsannt bin ich jedenfalls sehr was da noch kommt. Zum Glück ist Staffel 4 bereits gesichert und ich hoffe inständig, dass die Serie einen Abschluss findet und nicht einfach im schwebelosen Raum ausgesetzt wird und verblasst.

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                        • 6 .5
                          über Kingdom

                          Perfekte Inszenierung trifft auf ungewollte asiatische Komik. Hammerbilder liefert uns die koreanische Zombieserie aus dem Hause Netflix und inhaltlich einen doch recht erfrischenden Beitrag zum toten Untoten-Genre. Während „TWD“ völlig seinen Drive verloren hat punktet „Kingdom“ mit dynamischer, richtig sauber inszenierter Zombieaction, die auch wirklich Anteil am Verlauf der Story hat. Indem der Zombieausbruch immer mehr zum Politikum wird. Da geht es darum Machtpositionen zu sichern und oftmals nur seinen eigenen Arsch zu retten. Die üblichen asiatischen Attitüden des übertriebenen euphorischen Schauspiels, wo tiefernste, brutale Sequenzen Einzug halten und mit lächerlichen Gesichtsausdrücken der Verwunderung begleitet werden muss man auch gern haben. Ansonsten zeigt „The Kingdom“ aber sehr wohl dass sich mit dem Zombie-Genre noch Einiges anstellen lässt, wenn man genug Inspiration und Talent mitbringt.

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                          • Gratuliere ROBOnofsky :D , der Kommentar hat es ja schnell in Kängufants glorreiche Gazette geschafft. Wie bereits erwähnt genial geschrieben und absolut verdient. Nur für mich ist das nach wie vor ein absolutes Meisterwerk! Auch in einem flachen Pool kann man nass werden und ertrinken! :D

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                            • 10

                              Na ihr Arschlinge,

                              los hoch aufs Ross und ab zu „Last Kingdom“. Denn Staffel 3 toppt die ausgezeichneten ersten beiden Staffeln sogar noch. Die Erzählung ist nie zu komplex, mit vielen Fährten versehen, aber immer an einem roten Faden aufgehangen. Und es wird ungemein traurig, spannend und hochemotional.

                              Was die Netflix-Serie vor allem neben den starken Kampfszenen, der stimmungsvollen Kulisse und wunderschönen Akustik auszeichnet sind die Figuren. Komischerweise sind hier die Stärksten die Nebenfiguren, die die Hauptrolle Uthred überragen. Selten habe ich z.B. so eine toll geschriebene Rolle im Serienformat gesehen wie der des englischen Königs Alfred (David Dawson). Mit unfassbar viel Profil ausgestattet, wird hier immer wieder mit der Zerrissenheit gespielt. Zu wem gehöre ich? Wem diene ich? Was will ich überhaupt? Phasenweise arg konstruiert verliert man allerdings nie die Haftung an der Erzählung und den so starken Charakteren. Allein die Seherin Skade (wow! Thea Sofie Loch Naes) ließ mich verzückt und entrückt zugleich zurück. Eigentlich nur eine kleine Nebenfigur, die aber als blutlüsterne Seherin und Hexe alle um den Verstand bringt. Ja auch mich.

                              „Last Kingdom“ ist eine leidenschaftliche und intensive Adaption der „Uthred Saga“ von Bernhard Cornwell. Und es gibt noch genug Stoff die Serie weiterzuerzählen. Ich hoffe inständig dass Sie fortgesetzt wird und irgendwann ein rühmliches Ende findet. Also Arschlinge vereinigt euch!

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                              • 5
                                über Elite

                                Mit vielen bekannten Gesichtern aus der Erfolgsserie „Haus des Geldes“ bestückte Highschool-Teenie-Crime-Serie. Die Spanier haben einen schönen Drive in ihren Produktionen, sie wirken oft unbekümmert und impulsiv. „Haus des Geldes“ war für mich eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Serientrott und ein überaus unterhaltsames wie hochspannendes Vergnügen. „Elite“ kann da in meinen Augen nicht mithalten. Auch wenn es passabel inszeniert ist und die sympathischen Jungschauspieler ihre Sache ordentlich machen ist „ELITE“ im Kern trotz der draufgeschraubten Crime-Story ein aufpolierter GZSZ-Ersatz.

                                Während in den ersten Folgen noch behutsam vorangeschritten wird, verliert die Serie mit ihrer unfassbaren Anhäufung von Zufällen, versehentlichem Ausquatschen von Geheimnissen jegliche Glaubhaftigkeit. Zudem wird einfach alles an Themen reingestopft was man finden konnte. Verschuldung, HIV, Sex, Drogen, Homosexualität, Religion und und und. Da wird einfach alles im High Speed Modus abgerasselt, dass es unfassbar schwer fällt das entstandene Interesse und die Sympathie zu den Figuren aufrechtzuerhalten. Und die Aufklärung des Kriminalfalls verkommt so zum lauen Lüftchen. „ELITE“ gehört sicherlich nicht zur Elite aus dem Hause Netflix. Fans von seifigen Opern und seichter Unterhaltung können sich aber vielleicht von den sympathischen Jungdarstellern begeistern lassen.

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                                • 7
                                  RolfMuller 09.04.2019, 16:16 Geändert 09.04.2019, 16:20

                                  Was als leidlich lustige Romcom beginnt entpuppt sich mehr und mehr als eben viel mehr. Während man in den ersten Folgen kaum ein Voranschreiten einer Erzählung ausmachen kann liegt es vor allem an der herrlich verschrobenen Darstellung von Natasha Lyonne als Nadia, die jeden Tag selbstzerstörerisch, hoffnungslos und emotional tot hinter sich bringt, dass man dranbleibt.

                                  Herrlich wie bockig, zynisch und knochentrocken Sie durch ihr Leben flaniert. Und einfach großartig gespielt. Ihre Figur ist zum Glück nicht überreizt, sie hat ihr Leben scheinbar im Griff, ohne sich selbst im Griff zu haben. Freunde, Job, Familie, alles scheint doch so relativ ok. Doch ist sie dazu verdammt die Nacht zu ihrem 36. Geburtstag wieder und wieder zu erleben. Wenn sie stirbt, steht Sie wieder vor dem Spiegel im Badezimmer ihrer Freundin. Sie steht wieder vor sich selbst. Und genau das ist die Essenz dieser Murmeltier-Variante. Schon so oft genutzt, können nur wenige aktuellere Varianten der Zeitschleifenthematik Originalität und Frische abgewinnen.

                                  „Matrjoschka“ aber funktioniert mit jeder der kurzen acht Folgen (je ca. 30 Minuten, die man auch als überlangen Film sehen kann) immer besser, wird zunehmend emotionaler, reibungsvoller, düsterer und sinnhaftiger. Und bringt eine ganze Palette an verschiedensten Gefühlen und Stimmungen zum Ausdruck. Sie wirkt unverbraucht. Und ist dabei weniger an der Zeitschleife, an einem Twist oder ein Aha-Erlebnis interessiert sondern vielmehr an den Figuren, vorallem eben an Nadia selbst. Der Name der von Netflix produzierten Serie kann deshalb kaum besser gewählt werden, denn mit jeder Folge arbeitet man sich wie mit der bunt angemalten Holzfigur Schicht für Schicht zum Kern vor. Schichten, die man sich im Leben wohl oder übel angeeignet hat und die man wieder abstreifen muss um sich zu erkennen und zu ändern. Ein Blick in den Spiegel könnte ein guter Anfang sein.

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                                  • Vielen Dank für die vielen Glückwünsche! :) Und vielen Dank an Andreas für seine tollen einleitenden und so wahren Worte zu diesem faszinierenden Meisterwerk. :D Selbst meine Mutter schwört darauf und ich weiß einfach immer noch nicht wieso und warum!? :D

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                                      RolfMuller 25.03.2019, 13:46 Geändert 25.03.2019, 13:55

                                      Ja bereits beim Filmtitel stand mir schon das Grinsen breit im Gesicht und die Hose weit offen. Richtig geil wird die Horror-Parodie jedoch nie. Da hängt man meilenweit hinter dem Gerneprimus „Tucker & Dale vs. Evil“ hinterher. Spaß macht „Lesbian Vampire Killers“ vor allem in Hälft eins. Indem zwei Loser händeringend nach Bier, Frauen und Spaß suchen und eine Hütte im Wald finden, mit richtig hübschen Hinterwäldlern drinne. Der Film nimmt dann aber mit steigender Anzahl an Frauen, Vampiren, Titten und meiner Promille stetig ab. Wie kann das bloss sein?!

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                                        Ein Martial-Farts-Movie erstellt von Studenten (die definitiv nix mit Film studieren). Hier wird ein Film auf die Menschheit losgelassen der irgendwie seinesgleichen sucht. Wer mal Jesus kurzhaarig, mit weißen Sportsocken und einem reichlichem Repertoire an ungelenken Kampfsport-Moves (nennen wir es mal so) sehen will, wie er schlecht angezogene Studenten aufm Campus niederschmettert dann nur zu. Wer sehen will, wie Jesus sich mit seiner Quarkspeise unterhält, und alles andere als göttliche Dialoge von sich gibt dann immer nur rein damit. Wer viel Trash ertragen und aushalten kann, auf abgefahrene Ideen steht und dazu noch nervige künstlerisch angehauchte Tanzszenen zu seinen Vorlieben zählt dann schaut ihn euch an. Unbedingt sogar. Eine kleine Empfehlung für alle Gläubiger des schlechten Geschmacks. Ein Filmverbrechen in Sandalen. Eine charmante Sünde auf Zelluloid.

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                                          RolfMuller 25.03.2019, 13:07 Geändert 25.03.2019, 13:09

                                          Ein Film, der sich anfühlt wie ein Produkt aus der Actionhochkultur der Achtziger und Neunziger. Mich wundert es fast schon, dass sowas überhaupt noch gemacht wird. Denn das „Jerico-Project“ spielt mit einer völlig hanebüchenen Idee und erinnert in seiner recht abwegigen Grundausrichtung an Actionklassiker wie „Face Off“ (1997) oder „Universal Soldier“ (1992).

                                          Ein völlig empathieloser Krimineller namens Jericho (überraschend stark: Kevin Costner) bekommt hier das Gedankengut und die Fähigkeiten vom verstorbenen CIA- Agenten Bill Pope (Ryan Reynolds) implantiert um einen Job zu Ende zu bringen. Zunehmend beeinflusst die neue Persönlichkeit immer mehr seine Ursprüngliche. Die Actionszenen sind weitestgehend handgemacht und der Cast liest sich vorallem für eine Direct-to-Video Produktion überragend (neben Reynolds und Costner sind u.a. noch Tommy Lee Jones und Gary Oldman anzutreffen).

                                          Er wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen, doch genau das gefiel mir. Eine leicht trashige Story, ein wunderbar aufgelegter Kevin Costner, der wirklich famos eskalieren kann, satte handgemachte Action und sogar Emotionen finden den Weg in dieses Projekt. Wozu letztendlich auch der wunderschöne Song „Drift an Fall“ von Madsonik sorgt. Das „Jerico-Projekt“ ist einfach wie für mich gemacht! Gern (wieder) mehr solcher Filme.

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                                            Nette Sci-Fi-Drama Mixtur mit einem faszinierenden Wesen als Hauptattraktion. Im Labor gezüchtet dient die Tiermenschkreatur Dren dem Forscherpaar bestehend aus Elsa (bissl nervig: Sarah Polley) als Kindersatz und Clive (bissl großnasig: Adrien Brody) als Ablenkung und Betthupferl. Die Idee ist spannend und viel ethisch-moralische Fragen werden gestellt. Wie weit darf Wissenschaft gehen? Darf man über das Gezüchtete auch selbst bestimmen? Die Umsetzung ist nicht immer geglückt. Oft genug kann man das Gesehene nicht wirklich ernst nehmen. Überraschend aber wie gut doch die Effekte für dieses mittlerweile schon 10 Jahre alte B-Movie doch sind. Der genreerprobte Regisseur Vincenzo Natali („Cube“) erschuf mit Dren ein Wesen, was fasziniert, anzieht und abstößt. Und erzielt genau mit diesem „Monster“ eine erhebliche Wirkung. Auch wenn das Drumherum sicherlich ausbaufähig ist, ist „Splice“ ein passabler Genrevertreter der die angestaubte Frankenstein-thematik etwas variiert behandelt.

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                                              RolfMuller 21.03.2019, 11:32 Geändert 21.03.2019, 11:34

                                              Man wird schonungslos und unvorbereitet in Scott Coopers Western hineingeworfen. Gleich zu Beginn muss man beobachten wie eine Familie von Indianern überfallen und kaltblütig ermordet wird. Es ist eine Welt, in der Brutalität und Schmerz regiert. Und es ist eine Reise, die wir mit dem mal wieder brillanten Christian Bale als seinem Land treu ergebenen aber innerlich völlig zerrissenen Army-Hauptmann Joseph J. Blocker antreten. Christian Bale ist sicherlich einer der wandlungsfähigsten Schauspieler unserer Zeit, der sich nicht nur optisch immer wieder drastisch verändert, sondern dies auch seelisch und charakterlich vermag.

                                              Als letzten Auftrag soll Blocker einen todsterbenskranken Cheyenne-Häuptling in seine Heimat eskortieren, damit er dort sterben kann. Ein Auftrag den Blocker als Angriff auf seine Überzeugung und seine Ansichten wertet. So muss er doch einen Feind helfen. Es ist ein Aufeinandertreffen zweier Schlächter, die jeweils auf der anderen Seite massig Opfer auf dem Gewissen haben. In wundervollen und elegischen Bildern begleiten wir Blocker und seine Gruppe bei seiner ruhigen, aber intensiven Reise. Es ist eine Reise zu Blocker selbst. Der ebenso minimalistische gehaltene aber ungeheuer kraftvolle Soundtrack von Max Richter begleitet die innere Zerrissenheit, die Erkenntnisgewinnung Blockers. Der größte Schmerz ist einzusehen, dass man falsch lag. Wenn man blind Leben nimmt sieht man erst an denen die noch leben was man wirklich genommen hat.

                                              Zusehends wird der Konflikt der Parteien aufgeweicht, indem man sich ganz langsam näherkommt. Aus Abscheu wird Respekt. Aus Vorurteilen wächst langsam Vertrauen. Der Wandel wird größtenteils behutsam vorgetragen und nur gegen Ende wird etwas zu dick aufgetragen. Doch im Kern ist es eben eine Übereinkunft von verschiedenen Völkern, ein zaghaftes Verzeihen, ein leises Bedauern. Ein Umgang mit Verlust und ein Aufruf zur Akzeptanz. Und eine Einsicht, dass man sich ändern kann. Das man zusammenhalten kann, dass man vielleicht sogar zusammenhalten muss in dieser brutalen, schmerzvollen Welt.

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                                                RolfMuller 20.03.2019, 13:01 Geändert 20.03.2019, 14:45

                                                VOOOOOOSSSHHHH!!!! Der Kinder- und Jugendfilm aus Australien von 1983 ist ein Lieblingsfilm meiner Jugend. Nach dem Abspann bin ich immer gleich auf mein BMX-Rad und mit Kumpels sinnlos durch Hinterhöfe gedüst. Ein Film, den man auf eine gute Art nur belächeln kann. Und einer der wohl ohne den Nostalgiefaktor kaum noch funktioniert.

                                                Überraschenderweise waren meine Söhne heute genauso begeistert wie ich damals, nicht nur die BMX-Räder selbst die Walkie-Talkies fanden die noch unheimlich fetzig. Gar von einem neuen Lieblingsfilm war die Rede. Das hat mich gefreut, denn auch ich hatte nach langer langer Zeit noch meinen Spaß damit, hätte nur nie geglaubt dass der heute in der effektüberladenen Zeit der sonstigen Fernseh- und Kinolandschaft mit Minions, Star Wars und Co. überhaupt noch irgendwie begeistern kann. Doch das schafft er. Und das weil er einfach Spaß machen will.

                                                Die „BMX-Bande“ ist ein naiv-kindliches und liebevolles Vergnügen was Kinder immer noch anspricht. Eine Schnitzeljagd auf Rädern mit coolen Stunts (einfach nur legendär das „VOOOOOSH!“ bei den Stuntszenen), flotten Sprüchen und dummen Ganoven. Die drei Mitglieder der Bande finden zufällig ein Paket mit Walkie-Talkies, die zufällig einer Verbrecherbande gehört, die dann Jagd auf die Teenies machen. Das sorgt bei den Kleinen immer noch für Nervenkitzel und mich amüsiert es. Allein die Synchro (die an Bud Spencer und Terence Filme erinnert) und der prima Soundtrack machen richtig Laune. Ich muss jetzt wohl erstmal schauen woher ich BMX-Räder bekomme und noch schwieriger Walkie-Talkies. Melde mich dann wieder unter der Frequenz 7,0! VOOOOOOSHHHH!!!!!

                                                PS: Den Film habe ich auf Tele5 in der Reihe „From Shame to Fame“ gesehen, die abermals zeigen wie Fernsehen als Happening funktionieren und Bestand haben kann. Denn hier spielt Nicole Kidman eine der drei Pedalentreter. Eine peinliche Jugendsünde wird einem erfolgreichen ernstzunehmenden Film der späteren Jahre gegenübergestellt. Bei Kidman war das hier „The Others“. Ein großartiges Konzept, auch wenn die Moderatoren Wilson Gonzales Ochsenknecht und Simon Gosejohann nicht jedermanns Sache sein dürften.

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                                                  Ein Blockbuster der besseren Art mit Glubschaugenfaktor. Die Realverfilmung der erfolgreichen Manga-Vorlage wurde von keinem Geringeren als James Cameron („Avatar“) produziert und von Robert Rodriguez („Sin City“) abgekurbelt. Ein Film wie gemacht fürs Kino. Das World-Building ist klasse und man kann sich gar nicht so recht sattsehen an dem Detailreichtum und auch an Alita selbst.

                                                  Selten zuvor hat man wohl eine so eindrucksvolle Figur aus Pixeln betrachten können. Mit scheinbar echten Problemen und Emotionen ausgestattet. Ein Cyborg mit Verstand und Herz. Aus dieser Prämisse holt man wie ich finde nur zu wenig raus, traut sich nicht ganz einen eigenen Weg einzuschlagen und opfert die figürliche Entwicklung der Hauptfigur (was wirklich interessant gewesen wäre) zunehmend für eindrucksvolle Actionsequenzen und einer mitunter viel zu sprunghaften und zu schnellen Abhandlung der Ereignisse. Mitunter verwunderlich und unnötig wie vor allem gegen Ende eine Figur stirbt, wieder aufstersteht und wieder stirbt. Viele Teilaspekte wie die Love-Story wirken zu altbacken und krampfig und nicht wirklich beherzt.

                                                  „Battle Angel Alita“ überzeugt als Sci-Fi-Actionabenteuer mit einer bestechenden Legierung, hat darunter sogar etwas zu bieten, was aber so viel mehr hätte sein können. Dennoch wäre es schade, wenn wir „Alita“ nicht weiterbegleiten dürften, denn der Film zeigt so viel mehr Potenzial in Tiefe und Leidenschaft auf, die andere Kassenschlager derzeit oft vermissen lassen.

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                                                    „Du bist kein Arschloch, du gibst die nur jeden Tag die größte Mühe eins zu sein“
                                                    Ursprünglich hatte ich befürchtet, dass „Social Network“ zu einem typischen Wie-entsteht-Was-Film verkommt, da aber nicht irgendeiner sondern David Fincher („Fight Club“) auf dem Regiestuhl Platz nahm, konnte man gleich davon ausgehen dass er auch hier etwas Besonderes herausholt. Und so interessiert sich Fincher wie so oft nicht auf die blanke Entstehungsgeschichte als solches, sondern für die Figuren. Ja er nimmt Sie förmlich auseinander. Präzise und auch distanziert wie ein Chirurg, nicht wertend aber wirkend.

                                                    Wie Zuckerberg und Konsorten hier dargestellt werden, da wundert es nicht, dass Zuckerberg den Film als „falsch“ und „verletzend“ empfinde, seine erwehrende Argumentation ist aber geradezu kümmerlich und wohl keinen Like oder Share wert. Vielleicht kam er ja sogar noch ganz gut weg, bei all den Gerüchten die das soziale Netzwerk betreffen. Mit der rasenden Entwicklung von Facebook wird hier auch die Entwicklung der Beteiligten aufgezeigt, man schält Sie förmlich heraus. Die entstehende Gier nach Macht und Einfluss. Freundschaften werden kurz und schmerzlos wie mit einem Mausklick beendet. Das ist einfach ungemein spannend. Letztendlich fungiert der Film nur über das Schauspiel und die herausragend geschriebenen Dialoge. Der Cast ist treffend gewählt. Jesse Eisenberg passt einfach wunderbar in die Rolle von Mark Zuckerberg. Und auch Andrew Garfield und Justin Timberlake brauchen sich nicht hinter ihm zu verstecken.

                                                    Und es braucht Mut dazu einen der angesagtesten Menschen auf diesen Planeten mal ein wenig ans Bein zu pinkeln. Und dabei relativiert man noch, spricht Zuckerberg indirekt an, vielleicht doch noch anders zu werden. Er hat es wie sein Imperium selbst unter Kontrolle.

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