RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

  • 4
    • 8 .5
      RolfMuller 28.03.2018, 16:08 Geändert 28.03.2018, 16:09

      Gezeichnet vom Krieg. Der Rücken ist verkrümmt. Die Seele ist zerstört. Freddie Quell wandelt als lebendiges, ruheloses Andenken des Zweiten Weltkrieges rücksichtlos durch die sich nach Heilung sehnende Welt. Freddie sehnt sich nicht nach Heilung. Freddie interessiert nichts mehr. Er respektiert niemanden. Bis er auf Lancaster Dodd trifft. Joaquin Phoenix trifft somit auf Philip Seymour Hofman.

      Und die beiden brennen förmlich die Leinwand mit ihrem sagenhaften Spiel nieder. Vor allem aber ist es Joaquin Phoenix der hier überrragt, weil er eben nicht mehr Joaquin Phoenix ist. Seine Gesten, seine Mimik, sein ganzes Aufreten. Er ist verschmolzen mit der Pein auf zwei Beinen. Mit seiner tragischen Figur Freddie Quell. Er, der schon gar nicht auf der Suche nach Erlösung ist, dennoch seinen Erlöser findet. Einer der ihm Heilung verspricht so wie jedem, der es nur selbst nicht daran glaubt. Der sich zügeln muss, während Quell eskaliert. Die Frage stellt sich zwangsläufig wer hier wohl die tragischere Figur ist? Erzählt ist das Ganze so wie die Wirbelsäule Quells. Verdreht, nicht linear, irgendwie krumm, sperrig, angespannt. Ein fehlender Fluss in der Geschichte der in den Spannungsbogen der Figuren mündet.

      Wunderbar bebildert entsteht eine intensive Beziehung zwischen Quell und dem Sektenführer Dodd. Und eine Verschmelzung der Figuren, die einander brauchen. Ein Gefühl was, Dodd nicht kennt. Einer der von der Abhängigkeit seiner Gläubiger lebt ist nun selbst abhängig von der Pein auf zwei Beinen. Ein Erlöser der selbst auf die Erlösung hofft. Auch in „The Master“ schafft es Paul Thmas Anderson seine Darsteller zu Höchstleistungen zu treiben. In mitunter wunderschönen Darstellungen, zeigt er uns auf, dass man tosenden Stürmen trotzen kann um dann in ruhigen Gewässern zu ertrinken. Jeder findet seinen Meister...

      21
      • Irgendwo muss das Geld für die verpassten CL Übertragungen ja hin.

        10
        • 6 .5
          RolfMuller 26.03.2018, 16:08 Geändert 26.03.2018, 16:11

          „Voll drauf“. Und voll drüber. Mit ungemeiner Spielfreude entlarven Tim Roth und Tupac Shakur als zwei Drogenabhängige das Gesundheitssystem und den Behördenirrsinn Amerikas. Eigentlich wollen die beiden doch nur clean werden. Doch statt Hilfe zu bekommen gerät man immer tiefer in den Schlamassel.

          Mit trockenen Sprüchen und derben Humor begibt man sich nun auf die schwierige Reise weg von der Nadel! Nicht nur verkommt das Ganze zum bürokratischen Hürdenlauf, auch Polizei und Drogendealer sind den beiden auf den Fersen. Unentschlossen vorgetragen pendelt „Gridlock´d“ häufig zwischen Drama und Comedy hin und her. Die Balance klappt nicht immer. Aber die Chemie der beiden Darsteller ist hervorragend, welche die ernsten aber auch lockeren Töne treffen und lassen über die Unentschlossenheit der Erzählung nahezu hinwegsehen.

          Tupac Shakur hatte hier traurigerweise seinen letzten großen Leinwandauftritt, anhand es Potenzials was er hier zeigt, ist es ungemein schade ihn nicht noch in weiteren Produktionen erblicken und bewundern zu können. Hier entkam er den Gangschießereien. Im echten Leben leider nicht. „Gridlock´d“ ist ein überdrehter locker-flockiger Buddy-Junkie-Film, der aus seiner Thematik noch mehr hätte herausholen können.

          16
          • 7

            Kurz, aber ungemein effizient. Der junge Romantiker Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee) sucht im Wilden Westen seine große Liebe. Verklärt galoppiert er durch den rauen Staub der Wirklichkeit, der so langsam seine Träume und Ideale zersiebt. Er nimmt die Hilfe des Kopfgeldjägers Solis (Michael Fassbender) an.

            Die Unterschiede zwischen den beiden Weggefährten könnten größer nicht sein. Jay Cavendish ist mutig, aber naiv. Entschlossen, aber zu gutmütig. Solis ist hart und augenscheinlich gleichgültig, dennoch verletztlich. Zynisch und kontrolliert, und doch auch emotional. Vor allem Fassbender überzeugt in seiner Rolle und sitzt so fest im Sattel des Wilden Westens, dass man sich fragt warum erst jetzt und wann endlich wieder. Zusammen begeben sich die beiden auf die Reise zur jungen Rose, in die Jay unsterblich verliebt ist. Regisseur John Maclean macht sich mit seinem Langspielfilmdebüt das Westerngenre gleich zueigen.

            Ich muss zugeben, ich habe noch nicht so viele Western gesehen und mir fehlen so einige Klassiker in meinem Leinwandlebenslauf aber gleichzeitig so einen eigensinnigen, verträumten und bitterbösen Beitrag des Genres habe ich noch nicht gesehen. Ausgestattet mit einem wundervoll hintersinnigen, bissigen aber auch leichten Humor, der aber nie der dreckig-überzeugenden Athmosphäre schadet ist John Maclean mit „Slow West“ ein schroffer, sympathischer, unverwechselbarer Ritt durch den groben und feinen Sand des Wilden Westens gelungen.

            18
            • 8
              • 7

                Deine Erde, deine Welt ist ein Scherbenhaufen. Verantwortlich dafür bist du! Jeder Schritt darauf schmerzt, weil du auf den zersprungenen Glassplittern deiner Vergehen wandelst. Nichts kann dich besänftigen. Alles schmeckt bitter seit jenem Vorfall. Eine Unachtsamkeit, die deine Erde schlagartig verändert hat. Die so bunte Kugel getaucht in grauem Nebel. Die bunte Kugel verkommt zur trüben Glocke, die du wie eine Kette an deinem schwermütigen Herzen trägst. Scherben, die sich nicht wegkehren lassen, schiebst du hier nur vor und zurück. Du verliebst dich in dein Opfer. In eine noch lebende Scherbe. Liebe die weh tut und unendlich schmerzt. Wahrhaftige Liebe ohne Wahrheit unmöglich. Liebe mit der Wahrheit unvorstellbar! Du kannst fliehen! Es gibt eine andere Erde. Ein anderes Ich. Wie geht es dir dort? Kannst du so wieder zu dir selbst finden?

                13
                • 7
                  RolfMuller 20.03.2018, 17:17 Geändert 20.03.2018, 17:45

                  „Bube, Dame, König Arthur“. Wie schon bei Sherlock Holmes entstaubt Guy Ritchie, der britische Regisseur und Ex von Madonna, einen alten, klassischne Stoff mal gehörig und schleudert uns geradezu ein wildes, modernes Spektakel vor die Netzhaut. In seinem typischem, unverwechselbaren Schnitt-Stil erzeugt Ritchie viele humorige Dialoge. Vorgetragen von durch die Bank charismatischen Darstellern wie Charlie Hunnam als König Arthur. Aber vorallem Jude Law entzückt uns als König Vortgyn. Richtig schön charmant-diabolisch.

                  Im Gegensatz zum lockeren Ton beinhalten die mythischen Figuren einen düsteren Touch. Überhaupt präsentiert Ritchie ein irren aber eben auch ausgewogenen Ritt durch das Mittelalter. Inhaltlich tüchtig Banane, aber wenn die Schwerter klirren wird es ernst, wenn Bedrohung aufkeimt wird es auch wirklich gefährlich. Da ist kein Platz für Oneliner und coole Sprüche, da geht es um was. Um das blanke Überleben. Ähnlich wie in der hohlen Spartanersandale „300“ wird das Tempo variiert. Mal in Zeitlupe, mal in schwindelerregendem Tempo zermeiert Hunnam alles was ihm vor die Klinge kommt.

                  Gegen Ende eindeutig zuviel des Guten. Zumal die bis dato gelungenen CGI- Effekte plötzlich einreißen und der Endkampf komplett am Rechner generiert fast schon an „Mortal Kombat“ erinnert. M-M-M-M-Monsterkill! Im Endeffekt hat der mich aber wirklich auch aufgrund seiner eindringlichen Sounds gut weggeblasen. Von mir aus gerne mehr von Ritchies modernen Interpretationen!

                  16
                  • 6

                    ACHTUNG SPOILER, den man aber eh nicht versteht!

                    Falls ich es mal hinbekommen sollte mich selber durchzuficken, mich dadurch selber zu gebären. Um mich dann zu jagen bis ans Ende der Welt. Dann würde ich das versuchen zu verfilmen. Ganz klar. Zweifellos!

                    23
                    • 7

                      Beruhend auf einer wahren Begebenheit schickt Regisseur James Gray („The Immigrant“) uns mit Charlie Hunnam („Sons of Anarchy“) in den Dschungel Südamerikas. Denn tatsächlich war es vielleicht auch meinem Fieber geschuldet, wähnte ich mich in diesem dichten Dickicht. In dieser lebendigen Landschaft voller Gefahren. Die kräftezehrende Reise der Männer, die unerforschtes Terrain kartografieren sollen ist spürbar. Jedes Bild voller Details und Glaubwürdigkeit.

                      Etwas schade, dass die Geschichte des Forschers Percy Fawcett etwas sprunghaft geraten ist. Nie verweilt man dauerhaft in den gefährlichen Untiefen des Dschungels. Zusammengerafft und oft am völligen Ausleben gehindert. Zum Erleben aber reicht es. Was auch an den Darstellern liegt. Charlie Hunnam glänzt als Forscher, der aus seiner Leidenschaft eine Obsession entwickelt. Aber vorallem beeindruckt wieder einmal Robert Pattinson mit seiner Vielseitigkeit in einer Nebenrolle. Man könnte meinen der Typ kann alles und jeden spielen. Sehr wandlungsfähig. Klasse.

                      Im Kern erzählt uns „Die versunkene Stadt Z“ aber nicht nur vom blossen Erforschen und Entdecken, sondern davon dass wir Menschen oft mehr brauchen. Mehr als Familie. Mehr als Freunde. Mehr als ein Zuhause. Nämlich eine Aufgabe!

                      21
                      • 7 .5
                        RolfMuller 19.03.2018, 17:48 Geändert 19.03.2018, 17:52

                        Ein leeres Glas! Ein bisschen Rum hinein, Cola hinzu! Und zum Schluss Eiswürfel! Auf den Arsch setzen. Locker machen! „The Drop“ anschalten. Tom Hardy begrüßen. Komischer Typ hier als Bob Saginowski. Auf den ersten Blick ein wenig zurückgeblieben und doch mit vollem Durchblick. Einfühlsam und doch bitterkalt wenn nötig. Ist er wirklich so? Oder ist Bob nur ein lebendes Under Statement? Diese Figur macht den Film aus!

                        Am Glas nippen. Den Geschmack auf der Zunge zergehen lassen. Und Bob nicht aus den Augen verlieren. Tom Hardy brilliert hier in der Rolle als zurückhaltender Barkeeper, der mehr ist als es scheint. Hardy kann sich hier ausleben. Seine gewaltige Leinwandpräsenz, mit der er uns als „Bane“ oder auch in „The Warrior“ in den Sessel presste, nimmt er hier raus, er nimmt sich zurück. Deutet er nur an wenn er es muss. Wenn Bob dazu verleitet wird. Neben Tom Hardy sieht man James Gandolfini („The Sopranos“) in seiner letzten Rolle, der den Mini-Mafioso im Schlaf beherrscht!

                        Am Glas nippen! Die Reste der Eiswürfel beim Auflösen zuschauen! Bob wirklich kennenlernen! „The Drop“ ist ein stimmiger, die meiste Zeit über fast schon gemütlich-melancholischer Gangsterfilm mit einem überzeugendem Lokalkolorit, der mit seinem stark geschrieben Drehbuch und klasse Darstellern besticht. Glas austrinken. Nochmals auf der Zunge zergehen lassen. Tom Hardy verabschieden. Und sicherlich mal wieder besuchen gehen. Ein leeres Glas...

                        25
                        • 7 .5

                          Ein Fairytopia-Thriller mit ordentlich Tiefgang. Ein bisschen glitterig ist es schon, wenn die Frauengang aus Wissenschaftlern, an die bunte wabernde Fassade tritt und man dahinter eher ein Paradies für Hobbygärtner vermutet als einen Ort der Bedrohung. Aber genau das macht es eben auch aus. Die trügerische Idylle, die geradezu dazu einlädt untersucht zu werden.

                          Natalie Portman überzeugt hier als Wissenschaftlerin, die wissen will was mit ihrem Mann innerhalb dieses „Schimmers“ passiert ist, welcher krank zurückgekehrt ist und nun im Sterben liegt. Bis zur Hälfte bekommt man wenn man es kritisch betrachten will einen recht gewöhnlichen Film zu sehen, indem ein angedeutetes Beziehungsdrama mit einem Monster-Thriller fusioniert und wenig Raum für Spekulationen zulässt. Was er uns dann aber in der Hälfte zwei preisgibt ist pure Magie. Staunend konnte ich meine Augen nicht mehr schließen. Meine Ohren übertrugen den wummernden Sound direkt in mein Hirn. Ich fühlte mich beteiligt! Als wäre ich selbst im Schimmer gefangen.

                          Gerade die letzten Sequenzen, die eine Vielzahl an Fragen über unsere Existenz aufwerfen, die uns als einzelnen Menschen hinterfragen gehören zweifelsohne zu den erinnerungswürdigsten Momenten der letzten Jahre! Wir Menschen betrachten uns als Auserwählte, doch sind wir ebenso nur Erzeugnis einer Genlotterie! Ausgespuckt und doch als so wichtig nehmend! Der Feind sind wir selbst und wir sind nur Mittel eines kosmischen Zwecks. Es braucht keinen Drang von außen um einander zu zerstören. Wir schaffen das ganz von selbst. Aus uns heraus! Jeder für sich! Willkürliche Zerstörung, die unwillkürlich Neues schafft...

                          21
                          • 5 .5
                            RolfMuller 18.03.2018, 16:47 Geändert 18.03.2018, 21:30

                            Da hat man einen passenden Hauptdarsteller. Da hat man einen Bösewicht mit Format (Michael Keaton). Und nutzt das kaum aus. „Spiderman: Homecoming“ reißt viel an, ist einerseits eine Coming-Of-Age-Story, ein typischer Action Blockbuster und größtenteils einfach eine ziemlich alberne Angelegenheit mit ein paar gelungenen Gags und Seitenhieben auf die supererfolgreichen Superhelden unserer Zeit.

                            Ungemein schade, dass man den Zwist zwischen Spiderman und Michael Keaton nicht mehr ausspielte. Denn gerade wenn sich beide ohne Maske begegenen, entsteht etwas wie Reibung und Spannung in diesem sonst so glatt genuckelten Actionfilm. Mit Iron Man (immer wieder gut in der Rolle: Robert Downey Jr.) hat Spidey nun auch seinen Mr. X und darf diverse Spielereien ausm Schlauen Buch der Micky Maus in seiner Umgebung sinnlos vorsichrumprobieren. Die Action ist ok, fühlt sich mittlerweile aber an, als würde man die zigste Schüssel Kellogs Frosties runterkauen und eine Ende der Packung herbeibetteln. Aber man holt sich ja die Frosties nicht weil sie schmecken, sondern wegen seiner spaßigen Extras!

                            15
                            • 6
                              RolfMuller 18.03.2018, 16:26 Geändert 18.03.2018, 16:27

                              Von seelenloser Fortsetzung ist hier oft zu lesen, das sehe ich nicht so. Ganz im Gegenteil. Die charmante Truppe um den dicken, tollpatschigen Kung-Fu-Panda sorgt für turbulente (manchmal fast zu turbulente) Action und für einige gelungene Lacher. Bei all der Hektik nimmt man sich dennoch die Zeit, die Hintergrundgeschichte des pummeligen Panda näher zu beleuchten. Klar auch wenn auch die deutsche Synchronisation wie so oft bei groß angelegten Produktionen überzeugt kommt man hier nicht an den grandiosen Erstling ran. Für genug Spaß und Kurzweil in der Familie ist hiermit dennoch gesorgt!

                              15
                              • 7

                                Die Animeverfilmung von 1996 dürfte jeden ein Begriff sein , welche mit perfekten Zeichnungen und einer komplexen Cyber-Punk-Story für einen weltweiten Popularitätsschub der japanischen Zeichentrickfilme sorgte. Visuell bestechend und bildgewaltig präsentiert sich nun die Realverfilmung in einem starken, düsteren Look, der den Kosmos der Vorlage hervorragend einfängt. In mitunter atemberaubenden Actionszenen versucht man viele unvergessliche Momente der Animevorlage auf die Leinwand zu übertragen. In handwerklicher Hinsicht gelingt das nahezu perfekt.

                                Scarlett Johannson, die ja schon in Luc Bessons „Lucy“ eine Kampfmaschine verkörpern durfte überzeugt als kraftvolle Agentin einerseits und als Wesen auf der Suche nach Ihrem Bewusstsein anderseits. Bedenken hatte man ob der „Snow White and The Huntsman“-Regisseur Rupert Sanders, die faszinierenden Aspekte des Originals auch zu handlen weiß.

                                Die Story präsentiert er leicht abgewandelt und wesentlich konzentrierter, er lässt damit jede Menge Potenzial liegen, dennoch verliert er die Essenz der Vorlage nie aus den Augen. Rupert Sanders präsentiert mit „Ghost in The Shell“ einen visuell herausragenden Kompromiss, mit dem selbst Fans der Reihe gut leben dürften!

                                18
                                • Wow! da kam ja was zusammen. Schöne Listenidee!

                                  1
                                  • 8 .5
                                    RolfMuller 02.03.2018, 13:42 Geändert 02.03.2018, 13:44

                                    Man kann die Cobra nur lieben! Ich hatte mir mal wieder meine Nostalgiebrille aufn Zinken gemeißelt. Die sieht übrigens genau so stylish aus wie Slys Sonnenstrahlenfiltergestell! Und spätestens mit dem Spruch „Du bist die Krankheit. Und ich die Medizin!“ verflogen die letzten Zweifel, dass mir Slys Actionramme aus der Blütezeit der 80er nicht mehr gefallen könnte.

                                    Was ist der Sly doch für eine coole Sau in dem Film. Knochentrocken feiert der kleine Mann Selbstjustiz-Silvester in dem mitunter bemerkenswert düsteren Action-Thriller. Da sind gerade in der ersten Hälfte Einflüsse von Papa Giallo spürbar. Auch wenn am Ende natürlich alles zerdroschen wird was kaputt gehen kann und explodiert, was in die Luft gehen kann. Da bleibt nix heil. Herrlich! Brigitte Nielsen (bekanntlich die damalige Frau vom gefühlt 2 Meter kleineren „Rambo“) stolziert, kreischt und hyperventiliert auch ein bisschen durch die Szenerie und flüchtet vor dem lederbejackten und axtkreuzenden Hinterhoffrankenstein (Brian Thompson). Ich wollte fast, dass er erfolgreich ist, denn mit Brigitte konnte ich noch nie so richtig was anfangen. Da hilft auch die Dschungelkrone nicht viel.

                                    Mein König bleibt Sly. Klar da kann man schonmal blind vor Liebe zu ihm, zur handgemachten Action, zu den trockenen Sprüchen, zu der geilen Karre, zu der geilen Knarre, zu der geilen Jeans werden. Da ignoriert man die dürftig zusammengeschlitzte Story, den recht unaufgeregten Endkampf einfach. Irgendwie schade, dass es keinen Nachfolger gab. Vielleicht kommt ja bald ein Mash-Up wie „City Cobra vs. Petrol Python“ oder „vs. Street Snake“ oder die „Berlin-Blindschleiche“. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und heutzutage weiß man ja nie...

                                    26
                                    • 7 .5
                                      RolfMuller 01.03.2018, 15:01 Geändert 01.03.2018, 16:11
                                      über Stereo

                                      Ja das war ja mal richtig geiler Scheiss! Mann war ich überrascht! Erwartet habe ich einen verkopften Psycho-Thriller im typisch-deutschen altbackenen Brezel-Stil. Bekomm habe ich ja fast schon ne wohlschmeckende Arthouse Melange mit ordentlich Zunder drin.

                                      Da denkt man phasenweise der Refn is vorbeigekommen und hat mal bissl was abgedreht für Mo und Jürgen. Daweil heißt der Regisseur hier Maximilian Erlwein. Ganz ehrlich. Nie von ihm gehört! Der taucht ne deutsche Provinz mit Trekker, Mähdrescher und Heuballen und alles was dazugehört in richtig feine, hochmoderne Bilder. Stylische Mugge kombiniert mit famos inszenierten Zeitlupenszenen und geilen Actionsequenzen. Schräge Charaktere, wo der Oberkrüppel auch noch ausm Mund wienert wie die Hölle! Ja bist du deppert! Das kann manche abstoßen. Mich macht es an.

                                      Zumal die Story um den vermutlich geisteskranken Erik (Jürgen Vogel, spielt gut auf und kloppert sich sogar auf überzeugende Arthouse-Weise), der sich Henry (Moritz Bleibtreu spielt das was er am besten kann: nämlich Moritz Bleibtreu) einbildet schlussendlich nicht wirklich bahnbrechend daherkommt. Ja da wird verblüffenderweise die Katze früh aus dem Sack gelassen. Denn der Hund liegt woanders begraben. Und das wird Stück für Stück audiovisuell wirklich ganz stark erschlossen. Klar, die Erzählung hinkt hier und da ein bisschen. Aber letztendlich ist „Stereo“ mutiges, hochklassiges Kino. Da brauchen wir mehr davon. Definitiv!

                                      22
                                      • 8
                                        RolfMuller 01.03.2018, 14:02 Geändert 05.03.2018, 13:08

                                        Ben Affenleck und Rolf Muller satteln den alten Gaul namens „Filmgeschichte“, und begeben sich auf einen langen und mutigen Ritt durch 87 Jahre bewegte Bilder. Einzige Vorgabe für die wagemutigen Helden ist lediglich, dass es eine Erstsichtung für beide sein muss. 2-3 Mal im Monat darf die Community einen Blick in ihr abenteuerliches Reisetagebuch werfen...

                                        *****

                                        In 87 Jahren um die Welt: Station 13/87, 1942, „Casablanca“:

                                        *****

                                        Endlich habe ich ihn gesehen! Den Zitateklassiker schlechthin. Wie oft musste man sich „Schau mir in die Augen Kleines“ schon anhören. Unzählige Male hervorgebracht, dutzende Male parodiert und bis heute verwendet. Humphrey Bogart selbst improvisierte diesen Satz und schaffte damit etwas, was so vielen Drehbuchschreibern oft nicht gelingen will. Etwas Haftendes!

                                        Auch hier wechselten die Drehbuchschreiber und selbst als die Kamera schon angeschmissen wurde, war die Tinte der letzten geschriebenen Worte noch nicht trocken. Und dennoch ist das Drehbuch das Glanzstück des Melodrams (ursprünglich als Propagandafilm konzipiert), welches sich klar gegen die Nazis positioniert. Neben dem Zitat was alles überstrahlt sind Sätze wie „Spiel es noch einmal Sam“ oder „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“ und unzählige mehr von einer Pointiertheit, einer bissigen Präzision, einer demaskierenden Wahrhaftigkeit durchsetzt, dass allein das Zuhören eine reine Freude darstellt. Vorgetragen unter anderem von einem staubtrockenen Humphrey Bogart (Celentano muss sich was abgeschaut haben!), der mit seiner bloßen Präsenz die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Prächtig harmoniert er mit den vielen gut aufgelegten Nebendarstellern und der wunderschönen Ingrid Bergman.

                                        Hinter diesen vielen zynischen und humorvollen Dialogen und den Lachern, die diese hervorrufen, steckt eine bitterernste Geschichte um den täglichen Kampf während des Zweiten Weltkrieges. Den täglichen Kampf ums Überleben. Doch wofür? Um für die Sache zu kämpfen? Für sich selbst? Für die Person, die man liebt? Diese Zerrissenheit, diese Unsicherheit, dieses Ruhelose dieser Zeit spiegelt sich vorallem in der Rolle des famos aufspielenden Bogart wieder. Der mit seiner schroff-unnahbaren Art nur sich selbst schützen will aus Angst wieder verletzt zu werden. Und manchmal muss man sich eben wieder dem Schmerz aussetzen, um das zu retten was im Leben nun mal das Wichtigste ist! Die Liebe!

                                        *****

                                        Hier gehts zur Liste:
                                        https://www.moviepilot.de/liste/die-reise-durch-die-zeit-rolfmuller

                                        23
                                        • "Nur wenige Rezensenten indes zeigen Bereitschaft, sich tiefer mit der eigentlichen Geschichte auseinanderzusetzen"
                                          Diese Bereitschaft muss ein Film auf irgendeine Art und Weise einfordern! Das schafft er nicht!

                                          10
                                          • 8

                                            Weltverbesserbär Paddington wird dieses Mal zu Unrecht eines Raubüberfalls beschuldigt und wandert hinter schwedische Gardinen. Klingt erst einmal nicht so, aber auch der zweite Teil könnte familientauglicher nicht sein. Wenn auch etwas brav vermittelt Paddington auf charmante Art und Weise ein tolles Gefühl von Zusammengehörigkeit. Davon wie wichtig es ist Freunde und Familie zu haben. Und auch nicht jeden über einen Kamm zu scheren.

                                            Hinreißend auch Hugh Grants Spiel als selbstverliebter Schauspieler, der alles tut um seine One-Man-Show auf die Beine zu stellen. Das ist toll gewählt. Ein absoluter Egoist, als gar nicht mal so grausamer, sondern nur unheimlich Ich-bezogener Bösewicht, der es mit Paddington und seinen vielen Freunden aus allen Gesellschaftsschichten der Welt aufnimmt. Neben den wirklich fantastisch aufgelegten Hugh Grant (dass ich sowas mal sagen würde) passt Brendan Gleeson einfach wunderbar in die Rolle des grantigen Knuddelkochs „Nuckles“. Seine herzensguten Botschaften schmiert "Paddington" einen nicht so zuckersüß aufs Brot wie seine leckere Orangenmarmelade, klebt aber doch hin und wieder leicht.
                                            Vielleicht aber muss es kleben, damit was haften bleibt.

                                            Neben diversen tollen visuellen Spielereien, reihenweise tolpatschigen Slapstickszenen appelliert „Paddington 2“ auch immer wieder an das Gute im Menschen. Und nicht nur im guten Menschen! In seiner geradlinigen Gutmütigkeit, dem charmanten Schauspiel und seiner unaufgeregten Kurzweiligkeit hat mir die Fortsetzung sogar noch einen Hauch besser gefallen als der ebenfalls sehenswerte erste Teil. Wir brauchen mehr Weltverbesserbären!

                                            22
                                            • 3 .5
                                              über Mute

                                              Uns Netflix-Abonnenten kann man es aber auch nicht recht machen! Während „Bright“ als berechnender Auswertungsfilm auf uns losgelassen wurde und mich alles andere als begeistert zurückließ, bekam Regisseur Duncan Jones („Moon“, „Source Code“) hier völlig freie Hand um seine angedachte lose Fortsetzung und sein Herzensprojekt zu „Moon“ ins Rollen zu bringen. Das Ergebnis ist ebenso ernüchternd.

                                              Ein mumienmienender Alexander Skarsgård („True Blood“) in der Hauptrolle als stummer Barkeeper vermag einen nicht ansatzweise mit auf die Reise durch das dystopische Berlin Runner 2049 äh 2052 zu nehmen! Klar was will man auch an Bilderwelten groß besser machen als Ridley Scott damals oder Villeneuve heute. Doch so steif, unnahbar und ungelenk wie der Protagonist in dieser verquast erzählten Love-Story gibt sich auch der Kosmos. Lebendig ist anders. Überhaupt scheint die Welt, in der wir uns bewegen überhaupt keine Rolle zu spielen und keinen Einfluss zu nehmen. An Skarsgards Seite werden in ihrem überpacten Spiel fast schon kontrastartig Paul Rudd („Ant-Man“) und Justin Theroux („The Leftovers“) gestellt.

                                              Weder in emotionaler, dramaturgischer, noch spitzfindiger Hinsicht kann „Mute“ überzeugen. Da kann sich auch Clint Mansell („Requiem for a Dream“) noch so mühen, mit einem abermals famosen Soundtrack, den ganzen seltsam drögen und inspirationslosen Szenen so etwas wie Bedeutung und Wirksamkeit zu verleihen. Man kann nur hoffen, dass Duncan Jones mit dem kommenden letzten Teil seiner geplanten Trilogie wieder an seinen furiosen Erstling „Moon“ anknüpft. Nach „Mute“ hofft man aber fast noch eher, dass auch er still bleibt!

                                              21
                                              • 5 .5
                                                RolfMuller 20.02.2018, 15:09 Geändert 20.02.2018, 16:01

                                                Luc Bessons neuer Wimmelbildfilm erschlägt einen optisch geradezu. Unfassbar detailliert, mit einer Liebe und Hingabe, farbenfroh und fantasievoll erschafft er mit Hilfe von Schubkarren von Geld (soviele wie noch nie bei einer europäischen Produktion) einen lebendigen Kosmos, welcher in den französischen Comics „Valerian und Laureline“ 1967 seinen Ursprung findet.

                                                Wunderschön, welch Bilderwelten da am Rechner generiert wurden und vorallem der Einstieg auf dem angekitschten, farbenfrohen Planeten Mül, mit dem friedliebenden African Future Volk, welche auch sehr an die langgestreckten und feingliedrigen Schlümpfe aus James Camerons „Avatar“ erinnerten, ist stimmig und verheißungsvoll. Die von mir geschätzten Dane deHaan („The Cure for Wellness“) und Cara Delevingne („Margos Spuren“) bilden ein Agentenduo, welches für Recht und Ordnung im bunten und chaotischen Kosmos sorgen sollen. Vorallem mit Dane deHaan als Weiberheld völligst fehlbesetzt kaspern sich die beiden auf eine impertinente und infantile Art und Weise durch das lau geschriebene Abenteuer!

                                                Überhaupt wirkt alles ein wenig wie „Das fünfte Element“ 2.0. Ein Update was allerdings nix toppen kann. Ja vergleichen macht unglücklich. Stimmt, ich machs trotzdem. Keine der Hauptfiguren kann so einen bleibenden Eindruck hinterlassen wie in der trashigen Space-Oper aus den Neunzigern. Selbst Rihanna, die hier einen wundervollen Auftritt hinlegt kann es nicht mit der Diva aus dem Fünften Element aufnehmen. Die Liebesgeschichte zwischen Leeloo und Taxifahrer Korben, die sich auch damals wunderbar in die Story einbettete, war immerzu charmant und eben nicht so aufdringlich gestelzt und nervtötend wie hier.

                                                Das „Fünfte Element“ trage ich in meinem Herzen. Das hatte ich mir von „Valerian“ auch erhofft und bin deshalb doch arg enttäuscht. Die Welt aus „Valerian“ hat mich mit seinem Detailreichtum und mit seiner Vielzahl an tollen Ideen phasenweise regelrecht umgehauen, doch was mir fehlte waren Figuren an denen ich mich in diesem so heillosen sowie faszinierendem Durcheinander festhalten kann.

                                                22
                                                • 9
                                                  RolfMuller 16.02.2018, 13:50 Geändert 16.02.2018, 13:59

                                                  00:06

                                                  Tick Tack! Der Zeiger der Uhr bohrt sich in unser Fleisch, dreht schmerzhaft seine Runde. Und dennoch wissen wir nicht wie spät es ist. Das es an der Zeit ist, zu erkennen, sich etwas einzugestehen. Die Zeit heilt nicht die Wunden. Nein die Zeit sorgt für die Wunden. Sie wütet unaufhaltsam in dir und scheint dich hin und wieder zu zerreißen. Und man kommt nicht weiter. Man bleibt immer bei sechs Minuten nach Mitternacht stehen obwohl soviel Zeit vergangen ist. Ehrlich zu sich zu sein tut verdammt weh. Sich genau zu finden und zu bestimmen im Umkreis der fleischreißenden Zeiger. Verdammt schwer. Und verdammt wichtig. Um weiterzumachen gar notwendig. Und wir müssen damit umgehen. Als Erwachsener schwierig, als Heranwachsender noch schwieriger. Für manche ist das ganze Leben sechs Minuten nach Mitternacht. Ein Verweilen, ohne zu erwachen!

                                                  00:07

                                                  Tick Tack! Der Zeiger der Uhr bohrt sich in unser Fleisch, dreht schmerzhaft seine Runde! Die fleischreißenden Zeiger drehen sich spürbar weiter. So schmerzhaft wie noch nie! Denn wir erkennen, wir lassen los, wir akzeptieren. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist ein schmerzvolles Eingeständnis. Über die Schwierigkeiten und die Tücken die das Leben mit der Zeit mit sich bringt. Fantasievoll, poetisch und hochemotional. Ein Lehrstück von Verständnis und bitteren Wahrheiten. Ein Umbruch ist oft ohne einen Ausbruch nicht möglich. Zuversicht ohne Einsicht nicht wahrnehmbar. Was man festhält muss man zwangsweise irgendwann loslassen.

                                                  0:08

                                                  Tick Tack! Der Zeiger der Uhr bohrt sich in unser Fleisch, dreht schmerzhaft seine Runde...

                                                  25
                                                  • 7
                                                    RolfMuller 16.02.2018, 12:19 Geändert 16.02.2018, 12:21

                                                    Ein Ausflug in den Wald. Ein Ausflug in sich selbst. Eine Gruppe Männer, konfrontiert mit ihren eigenen Ängsten.

                                                    Regisseur David Bruckner (Episoden für „The Signal“, „VHS“) beherrscht in seinem Langspielfilmdebut die Klaviatur des Schreckens. Wie er das Unheil um die Protagonisten langsam zum Leben erweckt ist stimmungsvoll und angsterfüllend. Der karge und eintönige Wald Skandivaniens wird mit jeder Unebenheit bedrohlicher. Visuelle Irritationen und merkwürdige Geräusche erwecken in den Figuren wie auch bei uns zunehmend eine rastlose Nervösität. Geschickt werden traumatisierende Erlebnisse der zivilisierten Welt mit dem Ausgeliefertsein in der unkontrollierbaren Natur verschweißt. Effizient traktierend werden selbstbestimmte, gemachte Männer zu willenlosen Opfern ihrer Angst.

                                                    Die ausgereifte Psychologisierung wird zunehmend verdrängt von einer greifbaren Gefahr. Gejagt von einer abgefahren durchgestylten Kreatur, die mit ihrem Erscheinen für kalte Schauer sorgt, aber die bedrückende Unsicherheit verfliegen lässt. „The Ritual“ ist ein spannender und stimmungsvoller Survival-Trip, der seinen differenzierten Ausflug überraschend klar und eindeutig beendet.

                                                    30