RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

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    Super, super, super! Ganz so super ist er nicht. Aber spaßig ist die völlig hirnbefreite Superhelden-variante allemal. Mit Ernest Borgigne an seiner Seite albert und schallert sich Terence Hill als Streifenpolizist mit Superkräften durch den Streifen. Segio Leone hat hier sogar (kaum spürbar) auf dem Regiestuhl Platz genommen um ins dünnste Dünnbrett zu bohren. Ach mit genug Bier unterm Helm und genügend gute Buddys an seiner Seite kann man diesem banalen, knochentrockenen Zotenhaufen von Film einfach nicht böse sein. Irgendwie doch super, super, supeeeeer!

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    • 6 .5
      RolfMuller 06.09.2018, 16:37 Geändert 06.09.2018, 17:53

      Aufschlag Mc Enroe:
      Shia Laboeuf als John McEnroe strotz nur so vor Power. Ein Energiebündel, der die Emotionalität, die Wutausbrüche, den Kampfgeist hervorragend auf den Centre Court der Leinwand bringt. Man spürt geradezu, dass er nur allzugut weiß wie sich McEnroe in solchen Situationen gefühlt hat. Ein enfant terrible, ein Rebell. Der Schauspieler nimmt sich in dem Fall gar nicht so viel von seiner Figur. Denn Shia aber auch John sind beides Menschen, die immer mal wieder ein paar „Arschloch“-Aktionen drauf hatten. Ich mag solche Typen. Klar, die Vorbildfunktion ist hinüber, aber man merkt man hat hier einen Menschen vor sich. Ich mochte deshalb John und mag Shia. Das passt! Punkt McEnroe.

      Aufschlag Borg:
      Sverrir Gudnason als Andy Borg ist starr vor Angst. Ein in sich gekehrter, stoischer Typ, der immerzu von Selbstzweifeln zerfressen ist und den öffentlichen Druck kaum standhält. Eine Hülle, das Menschliche irgendwo darin verborgen, nicht geduldet im Tennis-Zirkus. Klasse spielt auch Sverrir einen der größten Tennisspieler aller Zeiten. ein Duell auf Augenhöhe, mit Charakteren die unterschiedlicher nicht sein können. Punkt Borg.

      Gewaltiger Netzhautangriff:
      Die Tennisszenen sind klasse in Szene gesetzt. Überhaupt wird man das Gefühl nicht los, dass man es in den letzten Jahren geschafft den Sport authentisch und atemberaubend auf die Leinwand zu bannen. Sei es die Formel 1 mit „Rush“, Schach mit „Bauernopfer“ oder eben „Borg/McEnroe“. Obwohl man weiß wie es ausgeht ist das mitunter so fiebrig-mitreißend inszeniert, dass man am liebsten nach jedem Ballwechsel von der Couch aufspringen würde. Punkt Borg/McEnroe.

      Ausbaufähiges Grundlinienduell:
      Etwas schade, dass man für die Verfilmung die beiden Gallionsfiguren, um die es hier geht, gar nicht angesprochen und miteinbezogen hat. So sind einige Fakten leicht verfälscht. Und der spannende psychologische Ansatz hätte noch weiter vertieft werden können. 0,5 Punkte Borg/McEnroe.

      Atemberaubende Kulisse:
      Der Score bzw. die Filmmusik der Schweden Vladislav Delay, Jon Ekstrand, Carl-Johan Sevedag, Jonas Struck mixt Klassik mit Elektronika-Musik. Sie unterstützt die ruhigen, aber auch aufregenden Momente jeder Zeit passend und trägt zur besonderen Spannung des Films bei. Punkt Borg/McEnroe.

      Fulminanter Ballwechsel:
      Der weitestgehend unbekannte dänische Regisseur fängt den Ball-, Stimmungs- und Situationswechsel der beiden Rivalen und späteren Freunde gut ein. Ein Ballwechsel nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Kopf der beiden. Der Hype um das Duell der beiden wird ersichtlich und man kann den immensen Druck der auf beiden Hochleistungssportlern förmlich nachspüren. Punkt Borg/McEnroe.

      Spiel, Satz und Sieg:
      „Borg/McEnroe ist nicht nur Sportfans zu empfehlen. Fast jeder Sportbegeisterte kennt die beiden Größen des Tennissports. Aber eben auch für jeden, der die beiden noch nicht kennt, oder gerade für die, lege ich den Film ans Herz. Denn es ist weniger ein Duell auf dem Grün, sondern man lernt die beiden in ihren Beweggründen und mit ihren Reaktionen wirklich kennen, auch wenn man das von mir aus gern noch hätte vertiefen können. Punkt Borg/McEnroe

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      • 8

        “O bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao”

        Richtig gute, druckvolle Nummer aus Spanien. Mit „Haus des Geldes“ hat es seit langem mal wieder eine Serie geschafft mich gerade zu vor den Fernseher zu fesseln. Meist konnte ich die nächste Folge kaum erwarten. So ging es mir wohl zuletzt bei „Breaking Bad“ und zu Hoch-Zeiten von „TWD“. Eine Bankräuberclique mit verschiedensten Charakteren hat sich unter der Führung des „Professors“ einen perfekten Plan überlegt, um eine Bank auszurauben, bzw. darin sogar massenhaft Geld zu produzieren und dann zu flüchten.

        Die Charaktere sind wunderbar angelegt, besitzen trotz karikativer Züge genug Tiefe um sich mit Ihnen zu identifizieren. Gerade die Figur „Berlin“ (jeden Bankräuber kennt man nur unter seinem Decknamen, einen Städtenamen) ist ungemein reizvoll. Charmant und irgendwie abgrundtief böse, aber eben auch ruhig, sachlich und kontrolliert. Einen den man hasst und mit dem man trotzdem mitleidet. Wunderbar gespielt von Pedro Alonso, der verblüffende Ähnlichkeit zu Luis Tosar („Sleep Tight“) aufweist. Überhaupt sind alle Charaktere zwar leicht überzeichnet, aber wunderbar eigen und in jeder Rolle passend besetzt. Auch eine Leistung, dass man die Spannung trotz gelegentlicher seifiger Ausrutscher und überemotionaler Momente über 23 Folgen lang hochhält. Denn die Folgen bilden nur die wenigen Tage des Bankraubs wieder. Ja „Haus des Geldes“ kommt richtig frisch, dynamisch und impulsiv daher. Und die Musiknummer will mir auch nicht mehr aus dem Kopf…

        “O bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao”

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        • 5

          Ich mag ja Experimente. Oft genug auch wenn Sie scheitern. Mit „Late Shift“ hat die Schweizer Firma CtrlMovie ein ambitioniertes Projekt umgesetzt. Einen interaktiven Film, indem der Zuschauer sich entscheiden kann wie es zu laufen hat. Circa 180 Entscheidungsmöglichkeiten gibt es und 7 verschiedene Enden. Da wurde also ne Menge Film abgespult. Zu Beginn ist das auch durchaus interessant und mal eine willkommene Abwechslung zum gewohnten Sehverhalten. Man bleibt wach und konzentriert, da jeder Zeit eine Entscheidung anstehen kann, die man dann auch mit einem Zeitlimit versehen tätigen muss.

          Als Film ist das Ganze eine Durchschnittsnummer, passabel inszeniert, ok gespielt, aber nix Besonderes. Die Story zweckmäßig ( es geht um eine gestohlene, superwichtige, hyperteure Keramik-Schale. Und alle wollen Sie.) Das größte Problem aber, ist dass die gewünschte Immersion nicht eintritt. Zu wenig Bewegungs- und Entscheidungsfreiheiten, zu wenig Klasse für einen guten Film. Und die Sicht aus der dritten Person auf sich selbst hemmt in dieser Herangehensweise. Aber der Ansatz ist vielversprechend. Man stelle sich nur vor, man würde z. Bsp. den Film „Maniac“ (das Remake) in dieser Form aus der Ich-Perspektive begleiten. Man könnte ja auch ohne Weiteres sein Gesicht abfotografieren und einfügen. Hat man ein Thema, was einen vor den Kopf stößt bzw. sich völlig in andere Situationen oder Menschen eintauchen lässt, dann könnte ich mir vorstellen dass interaktive Filme nicht nur funktionieren, sondern die Filmlandschaft mitprägen können. Klar die Schwelle zu „VR-Erlebnissen“ ist da gering. Und die Frage wird sein, können interaktive Filme überhaupt mit der „VR-Technologie“ konkurrieren, zumal deren Zukunft zumindest für die breite Masse ja auch alles andere als sicher ist…

          Aber zurück zu „Late Shift“. Es ist durchaus eine Erfahrung wert, habe gleich das beste Ende erwischt. Die Lust ist jedoch gering sich von vorne alle Enden zu erspielen bzw zu ersehen. Und der Film als solches ist einfach nicht gut genug und vorallem im Kern nicht interessant genug um eine alsbaldiges Wiedersehen zu rechtfertigen.

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          • 6 .5

            #Jumanji#nice#nerdpower#hashtag

            Ach ich finde die Grundidee einfach klasse. Denn man nimmt sich zwar den Abenteuerfilm „Jumanji“ als Vorbild, doch dreht daraus weder ein Remake noch eine Fortsetzung. Während die Brettspielwelt sich 1995 einen Weg in die Welt von u.a. Robin Williams bahnt steigen hier die Figuren in das Spiel ein. Zudem ist „Jumanji“ kein Brettspiel mehr, sondern ein SUPER NINTENDO MEGA GIGA DRIVE. Da sucht sich jeder eine Spielfigur und ab geht’s in die virtuelle Welt.

            Größtenteils funktioniert das prima, was vor allem am Cast liegt. Jack Black, Dwayne, Karen Gillan und Kevin Hart harmonieren prächtig. Und es ist einfach zum Schießen, wenn die Star-Crew pubertierende Teenager spielen. Da ist schon Einiges allein an klasse Slapstickszenen dabei, wenn Muskelberg Dwayne sich wie ein verunsicherter Junge verhält und hin und wieder aufgeregt umherhopst. Einen zum Lachen bringen das können Sie alle und sie nehmen sich eben auch selbst nicht ernst. Herrlich allein die Stärke- und Schwächeverteilung wie in guten alten Rollenspielen. Und der Auftritt von Bobby Cannavale als Reißbrettspiel-Bösewicht. So drüber, das ist schon wieder der Knaller. Für Gamer wie mich ist sowas einfach ein gefundenes Fressen und der Film hat da ein leichtes Spiel. Ein klein wenig schade, dass man aus dem Lebensbalken und den Skills nicht noch mehr rausgeholt hat, in Form von Rätseln zum Beispiel. Man stelle sich vor die Crew wäre unterwegs wie die „Goonies“. Das wäre ein Fest. Klar ist auch, dass man in die coole Grundidee keine coole Story integriert hat. Im Endeffekt ist eine einfältige Jagd nach einem Kristall. Wo allerdings auch da wieder mein Spielerherz attackiert wird. Da ich früher wie ein Bekloppter das Brettspiel „Die Jagd nach dem blutroten Rubin“ gezockt habe, womit man sich auch vorm Originalfilm verbeugt. Überhaupt ist „Jumanji“ voll mit Verweisen für Spieleliebehaber.

            Hin und wieder aber ersäuft man im CGI-Effekt-Actiongewitter, wobei auch nicht alle Effekte überzeugen können, was bei der Gaming-Thematik aber kaum ins Gewicht fällt. Einige Actionszenen können sogar vollends unterhalten wenn Dwayne seine Dampframmenfaust zückt oder Karen ihre Gegner mit Dance-Moves abfertigt. Ja doch hat mir richtig Spaß gemacht. Da ist für mich noch lange nicht Game Over. „Jumanji“ werde ich sicherlich öfter mal einlegen.

            #Jumanji#nice#nerdpower#hashtag

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            • 7 .5
              RolfMuller 24.08.2018, 13:09 Geändert 24.08.2018, 14:04

              Was für ein seltsamer Film! Ruhig, aber provokant. Emotional, aber analytisch. Persönlich, aber distanziert. Gewohnte Sehgewohnheiten werden torpediert und die Geduld des Zuschauers fast schon überstrapaziert. Wenn Rooney Mara gefühlte 10 Minuten eine Torte vollends verspeist, hat es mich doch immer mal gejuckt, meinen Daumen auf der Fernbedienung zucken zu lassen.

              Was dann aber erfolgt lässt mich bis heute nicht so recht los. Einerseits geht es hier um die Liebe zueinander und um das Auskosten der Momente. Denn nicht umsonst verharrt Regisseur David Lowery geradezu ewig in seinen Szenen, und hinterfragt sogleich uns, fordert uns regelrecht mit dem Stil seiner reduzierten, starren Inszenierung geradezu heraus. Denn sind wir noch bereit, solche Momente wahrzunehmen? Sich darauf völlig einzulassen, sie zu begreifen und sie zu erspüre? Daweil sollten wir doch genau das tun, denn mehr bleibt uns nicht. Es geht hier vor allem um die Bedeutsamkeit jedes Einzelnen von uns. Denn letztendlich können wir uns hier auf der Erde noch so abstrampeln wie wir wollen, wir lassen nix zurück. So nimmt uns Casey Affleck als Geist, überdeckt mit einem Bettlaken mit auf die Reise zu unserem Ursprung. Als Geist überdauert er an Ort und Stelle seines Schaffens. Und findet sich in Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit wieder. Er sucht nicht etwa die Nähe zu seiner Frau, nein, er scheint nur die Reaktionen von ihr zu betrachten. Er sucht nicht seine Liebe zu ihr, sondern ihre Liebe zu ihm. Und merkt wie schnell er vergessen wird, wie wenig von ihm überdauert. Daweil wollte er doch zu Lebzeiten nichts anderes, als Wirkung zu hinterlassen, dem Ganzen einen Stempel von sich aufzudrücken.

              Immer mehr wird der Geist entpersonifiziert, aus emotionaler Nähe zu Beginn wird fortschreitende Distanz. Soeben noch eng umschlungen mit seiner Frau und verwurzelt im Dasein wird nun ein einsamer kleiner Punkt im Universum. Luft unter einem Laken. „A Ghost Story“ trägt eine unfassbar traurige Botschaft in sich, die einerseits erdet, einen andererseits in den tief-depressiven Winkel des Lebens zu drücken scheint. Keiner von uns, bedeutet was. Keiner mehr, keiner weniger, denn für ALLES bedeuten wir NIX.

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              • 7
                RolfMuller 24.08.2018, 12:00 Geändert 24.08.2018, 14:03
                über mother!

                Ich mag Darren Aronofskys Wirken einfach. Seine Herangehensweise an seine Arbeit, ist immerzu selbstbewusst, ja teilweise größenwahnsinnig. Und er macht es sich selbst und damit auch oft genug uns nicht ganz einfach. So ist es auch bei „mother!“, wo er uns in das Haus von Jennifer Lawrence und Javier Bardem einlädt und uns zunehmend irritiert und unguten Gefühlen aussetzt. Zusammen mit Javier und Jennifer entwickelte der Regisseur im Vorfeld monatelang Story und Dialoge des Films. Etwas schade, dass „mother“ eigentlich nur in eine Richtung gedeutet werden kann und sich mehreren Interpretationswegen verschließt. Dennoch wird der Weg ungemein energisch und effektiv vorangetrieben bis zum konsequenten Schluss.

                In Sachen Inszenierung grenzt sich Aronofsky selber ein, indem er die Kamera immer nur vor, hinter, über und um Jennifer Lawrence kreisen lässt. In vielen seiner Filme ein oft bewährtes Mittel („Wrestler“, „Pi“,etc.). Doch verspürt man hier trotz des oft angewandten Kniffs kaum Empathie zur Hauptfigur. Arronofskys große Stärke (die ihm auch oft genug als Schwäche ausgelegt wird) ist sein Hang zum Eskapismus und dessen bildliche Darstellung. Meisterhaft angewendet („Pi“, „Requiem for a Dream“) kann er darin einen wahren Strudel auslösen, in dem der Zuschauer sich vollends verliert. Auch in „mother!“ lässt Aronofsky die Szenerie gegen Ende, nachdem er sie behutsam aufgebaut und mit immer mehr irritierenden Momenten langsam durchsetzte, immer mehr eskalieren.

                Ein unfassbarer Sturm jagt da über die Leinwand, indem man nicht anders kann als ein ungläubiges, erregtes WTF herauszuposaunen (vorallem wenn man die vielen Hinweise zur Deutung des Films noch nicht verstanden hat). Und wie es bei Arronofskys Werken oft der Fall ist, ist nachdem der Abspann eingeblendet wird noch lange nicht Schluss. Irgendetwas erreicht einen immer und liefert Denkanstösse oder lässt einen einfach nur mit Gefühlen zurück, die sortiert werden wollen.

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                • 7
                  RolfMuller 21.08.2018, 16:46 Geändert 21.08.2018, 16:53

                  Mit seinem B-Movie-Fantasy-Spektakel „Ink“ (2009) hat Regisseur Jamin Winans aufhorchen lassen. Das günstig abgekurbelte Teil wurde im Internet weiter verbreitet und erlangte nach und nach eine gewisse Berühmtheit. Trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten schien es jedoch keinen größeren Geldgeber angelockt zu haben. Denn auch „The Frame“ entsteht aus eigener Tasche und wurde von seiner eigenen unabhängigen Produktionsfirma finanziert. Auch dieser Film erlangte wiederum Bekanntheit über größtenteils illegale Downloads, was Winans aber sogar ausdrücklich begrüßt. Er scheint dankbar zu sein für jede Aufmerksamkeit. Die hat er sich meines Erachtens auch verdient.

                  Denn die Idee ist auch hier sehr originell. Denn die beiden Hauptakteure Alex und Sam kennen sich gegenseitig nur aus dem Fernsehen. Jeder spielt eine Rolle in einer Serie. Doch jeder lebt für sich sein Leben und ihnen ist nicht klar eine Serienfigur für den jeweilig anderen darzustellen. Kommunizieren können die beiden nur über den Fernseher. Das Leben des einen spielt sich quasi in Form einer Serie vor den Augen des anderen ab. Winans Inszenierung, die immer leicht an eine Seifenoper erinnern (was am Budget liegen könnte, hier aber zum Thema hervorragend passt) wirken leicht billig, aber er zeigt auch gelegentlich zu welch begeisterungsauslösenden Bildmontagen und Sequenzen er fähig ist. Überemotional, angekitscht, aber nie einfältig. Winans hinterfragt unser Leben mit seiner Herangehensweise. Mit einem Drehbuch was für uns geschrieben wurde, leben wir in dem Rahmen der uns vorgegeben wurde. Wir sind erschaffen von anderen. Wir sind eingegrenzt. Und gedanklich begrenzt und schöpfen unsere Potentiale kaum aus.

                  Ein wenig schade, dass Winans den wirklich cleveren Aufhänger für eine im Grunde recht simple Liebesgeschichte nutzt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass noch mehr mit dieser Thematik möglich gewesen wäre. Zu was aber Janin Winans als Regisseur in der Lage ist, zeigt er in einer der denkwürdigsten Szenen des Films. Indem Alex das Leben von Sam umschreibt und er die Auswirkungen aufzeigt. Da kulminiert sein ganzes Können. Mit Zeitlupen, Zurück- und Vorspulen und dem Einsatz von Musik führt er uns die Willkür des Lebens vor Augen. Das verursacht Gänsehaut! Für diesen emotionalen Output und die Denkanstösse bin ich Winans trotz einer nicht immer ganz so runden Umsetzung dankbar. Ich hoffe „The Frame“ war nicht sein letztes Projekt und er wird uns noch weitere Filme liefern.

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                    RolfMuller 21.08.2018, 15:43 Geändert 21.08.2018, 15:51

                    Was für ein intensives Brett! Basierend auf den Anschlägen, die der norwegische Rechtsextremist Anders Behring Breivik 2011 verübte, entwickelte Regisseur Erik Poppe einen äußerst unbequemen und hochimmersiven Psychothriller.

                    Ohne sichtbare Schnitte mit einer Handkamera gefilmt, aber nicht dem Found-Footage-Genre zugehörend. Die Kamera als ständiger Begleiter. Und wir rutschen automatisch rein in die Rolle des Begleiters, fühlen uns hineinversetzt, da die Kamera immer auf Höhe der Darsteller agiert. Was zur Folge hat, dass man selbst dem gezeigten Terror nicht entfliehen kann. Schüsse knallen uns permanent um die Ohren und versetzten uns in Aufregung, der Magen krampft sich zusammen und die Spannung ist im wahrsten Sinne unerträglich. Poppe aber schlachtet das Thema nicht blindlings aus, ganz im Gegenteil. Blutige, zerschossene Körper sieht man kaum oder selten. Dem Attentäter und Todesschützen Breivik wird überhaupt keine Plattform gegeben. Weder wird er erwähnt noch deutlich gezeigt. Einzig als unheilvoller schemenhafter Schatten scheint er über die Insel zu ziehen.

                    "Utoya" folgt keiner Ordnung, sondern gibt sich ganz seinen Charakteren verwurzelt im totalen Chaos hin. Nicht nur dem chaotischen Schreien des Gewehrs und der Menschen, sondern auch dem chaotischen Schreien unserer Emotionen und unseres Verstandes. Angst, Panik, Liebe, Hoffnung, Glauben, Resignation. Einer der wenigen Filme, die den Wahnsinn so klar und deutlich vermitteln, einen ungefähr erahnen lässt, was für eine unfassbare grauenhafte, kaltblütige Tat verübt wurde. Und dabei eben nicht die Opfer vorführt, sondern ihnen eher noch die Hand hält.

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                    • 7

                      „Herr der Ringe“ auf Insektenart. Überraschend gelungene Fantasy-Animation. Mit einer unaufdringlichen Ökobotschaft durchsetzt überzeugt der Film mit einem coolen Charakterdesign, flotter Action und Animationen. Auch wenn die Story nicht sonderlich innovativ ist, sorgt „Epic“ für kurzweiliges Vergnügen. Maßgeblichen Anteil daran haben die wunderbar prägnanten Nebencharaktere, vom dreibeinigen Mops bis hin zum Schnecken-Duo. Klasse synchronisiert, mit gewaltigem Wortwitz, hohem Tempo und vielen kleinen tollen Ideen ausgestattet kann man mit „EPIC“, als Film für die ganze Familie eigentlich nichts falsch machen.

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                      • Wusste gar nicht dass er HULK verkörpert hat. Klasse!

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                          So angenehm wie Sand in der Badebuxe! So durstlöschend wie ne Gallone Meerwasser in der Wüste! So innovativ wie ein Sandburgwettbewerb am Strand! So viel heiße Luft wie in meinen Schwimmflügeln! Baywatch!

                          Die spielfreudigen Darsteller holen schon noch was raus und versuchen das Ding vorm Absaufen zu retten. Und die Scharmützel zwischen Dwayne und Zac sind bisweilen zum Schießen. Bei den beiden muss ich immer schmunzeln, schon wenn ich Sie sehe.

                          Ansonsten sind hier alle natürlich aufm dünnsten Dünnbrett in die Wellen des Meeres gehuscht. Humor mitm Holzhammer, der sehr oft unter die Gürtellinie schlägt und oft genug einfach nur eklig und infantil ist. Wirklich lustige, innovative Witze findet man hier vergebens. Mitunter werden viele Witze wie der eingeklemmte Schwanz aus z. Bsp. „Verrückt nach Mary“ wiederverwurstet und nochmals aufgetischt. Dazu haben VIER!!!!!! Mann (laut Einblendung) sich ne Hammer-Story überlegt um den Wellenbrecher auch schön lang, viel zu lang zu strecken. VIER!!!!!! Mann für WAS? Was für Brainiacs!

                          Allerdings ich weiß auch nicht was es ist, aber bei Zac und Dwayne bekomm ich immer gute Laune. Für VIER!!!!! Punkte (immerhin) reicht es dann doch irgendwie.

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                            RolfMuller 09.08.2018, 15:51 Geändert 09.08.2018, 15:52

                            Stellenweise witzig, flott animiert und inszeniert, konnten mich hier weder Artdesign, Figurengestaltung, noch die Erzählweise begeistern. Basierend auf dem Kinderbuchklassiker von Dr. Seuss, wird die pessimistische Botschaft zuckersüß für die ganze Familie aufbereitet. Klar, das Anliegen ist löblich, die quietschbunte Umsetzung aber leicht penetrant und der moralische Zeigefinger verkommt zum verkitschten Vorschlaghammer, der auf die ganze frohe Familie hinabsegelt.

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                            • 7 .5
                              RolfMuller 09.08.2018, 15:37 Geändert 09.08.2018, 15:54
                              über Raw

                              Fleisch. Wir sind pures Fleisch. Sind Opfer der Lust auf Fleisch. Sind Jäger nach blutigem, frischen Fleisch. Regisseurin Julia Ducornou gelingt mit „RAW“ ein bemerkenswertes Spielfilmdebüt. In einem frostigen Metzgerhallenlook gehalten ist die Verbindung von Horror mit dem Erwachsenwerden gewiss nicht neu („Ginger Snaps“, „Excision“, etc.) aber sie behandelt das Thema in ihrer ganz eigenen Sprache. Denn Ducornou simplizifiert in der Gestalt von Justin unser ganzes Leben und Wirken auf ein Stück Fleisch runter. Alles scheint sich nur darum zu drehen.

                              Du stammst ab von deinem Fleisch und Blut. Also musst du deiner Blutlinie folgen und dein Fleisch bestenfalls so formen, wie es dir vorgegeben wird. Dein Weg zur Uni gleicht einem Weg zur Schlachtbank, in dem du als Frischfleisch säuberlichst und gut sichtbar für jeden auf die dreckige Ladentheke gezerrt wirst, indem ältere, erfahrenere Studenten und Professoren über dich herfallen können wie es Ihnen beliebt. Es geht eben auch darum sein Fleisch zu erkennen, sich dem zu erwehren, sich zu behaupten. Gerade in der Familie Justins und auch in unseren wird dies schon deutlich. Neid, Wettbewerb, Missgunst werden einem in die Wiege gelegt. Man gönnt dem anderen den größeren Happen Fleisch nicht und hat Angst nur am Knochen zu nagen. Justin und Alexia, sind eben zwei Schwestern, die ein so typische Hassliebe miteinander führen und austragen. Die beiden Darstellerinnen Garance Marillier und Ella Rumpf machen das hervorragend und geben ihren Charakteren unheimlichen Biss und individuellen Ausdruck. Sehr unterschiedlich sind diese angelegt. Wie so oft bei Geschwistern.

                              In „RAW“ schwingt vieles mit und er seziert und kritisiert unterschwellig unser Leben, unser Wertesystem und unser Miteinander. Wir fressen uns gegenseitig auf. In eindringlichen, ekelerregenden Bildern suhlt sich Justin aber für den Zuschauer nicht grundlos in ihrer eigenen Kotze, knabbert einen Finger lustvoll weg wie einen Chicken Wing, oder holt endloses langes Haar aus ihrer Kehle (Szenen bei denen viele im Kino die Flucht ergriffen haben). Sondern es zeigt auch den Kampf zu und für sich selbst. Der meistens blutig und verbissen geführt wird und immer Opfer mit sich bringt.

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                              • 6 .5
                                RolfMuller 08.08.2018, 14:10 Geändert 08.08.2018, 15:16

                                Ja Regisseur Jaume-Collet Serra kann noch Filme ohne Liam Neeson drehen. In hochglänzender Werbefilmoptik schickt er die schöne Blake Lively mit einem Surfbrett unterm Arm zum Planschen ins Meer. In tollen Bildern fängt er die Küsten des Meeres und die Kurven der Wellen, Surfbretter und von Lively wirklich sahnig ein. Und auch die Actionszenen unter und über Wasser können sich sehen lassen, wenn sich den nahezu ganzen Film über ein Hai auf die Jagd nach Blake begibt.

                                Überrascht hat mich Blake Lively aufgrund ihrer Präsenz, wirklich überzeugend spielte sie die Gejagte. Das Kämpferische, die Verzweiflung, die Angst, ja das kauft man ihr ab. Aber vorallem physisch überzeugt sie in ihrem Überlebenskampf und setzt sich dem Hai dynamisch und kraftvoll zur Wehr. Wenn die neue Rolle für Lara Croft nicht schon vergeben wäre, hätte ich sie nach dieser Performance gerne darin gesehen.

                                „The Shallows“ ist gerade jetzt in der Sommerzeit ein richtig schön straighter, spannungsgeladener Hai-Survival-Reißer, der jetzt nicht an den großen weißen Hai herankommt, aber zumindest mal wieder gehörig Leben ins Planschbecken Hollywoods bringt. Einzig die letzten unglaubwürdigen Minuten sind ziemlich drüber und schmälern etwas den runden Gesamteindruck. Also Schwimmflügel aufpusten, auf die Gurkenarme schrauben und rein ins Meer mit Blake…

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                                • 6 .5

                                  Disneys zweite Realverfilmung des Schmunzelmonsters nach 1977 wartet als klassische Familienunterhaltung auf. Während man im Original von 1977 noch trällerte und Elliot als gezeichnete Figur auf die Zuschauer losließ, ist der Grinsedrache diesmal eindrucksvoll animiert.

                                  Mit einem kindgerechtem Look und viel Herz ausgestattet erobert der Drache nach und nach unser Herz. Ohne große Überraschungen erzählt Regisseur David Lowery („Ghost Story“) eine effektvolle und effektive Geschichte vom Anderssein und Dazugehören und vorallem vom Glauben an das Wunderbare im Leben. Der Blick ist uns oft versperrt, doch wenn man genauer hinschaut kann man Magisches Entdecken. Unseren versperrten Blick lockert „Petes Dragon“ mit seiner vergnüglich-emotionalen Abenteuerreise und klopft mit seiner Botschaft zumindest mal an, an die Tür unserer Herzkammern. Und wer möchte denn bitte schön nicht Robert Redford als Opa haben? :)

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                                  • 4 .5

                                    Puh erstmal das Gute. Kenneth Branagh macht seine Sache als Darsteller recht gut und bringt die Rolle des Hercule Poirot charmant und markant rüber. Ansonsten fällt mir dazu nicht viel ein. Die restlichen Stars und Sternchen wie Michelle Pfeiffer, Johnny Depp, Judi Dench, etc. wurden verschenkt und spielten sich relativ austauschbar, unaufgeregt durch die Szenerie. Wie so oft bleibt auch bei diesem Remake der Charme, der geistreiche Wortwitz weitestgehend auf der Strecke.

                                    So gut Branagh seine Rolle als Darsteller meistert, so unüberzeugend agiert er als Regisseur. Keinen der Darsteller kann er Besonderes entlocken, Dialoge bleiben kaum haften und das Vorantreiben des Kriminalfalls wird verbeamtet. Schleppend, kompliziert, anstrengend. In glattgebügelter Optik mit immerhin schönen Landschaftsaufnahmen und der ein oder anderen gelungenen Kamereinstellung werden dann krampfhaft Actionszenen hineinmontiert um den Zuschauer wieder aus seinem Sofa wachzurütteln. Denn man vermutet sich zwischenzeitlich im Schlafwagon. Ein Mord, viele verschenkte Stars und verdammt viel Langeweile tuckern hier im Orientexpress umher. Nee danke ich steig aus.

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                                    • Da isser wieder der Spectre! Klasse Kommi und verdiente Auszeichnung. Bin stolz auf dich und gratuliere! :D

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                                      • RolfMuller 18.07.2018, 09:11 Geändert 18.07.2018, 09:22

                                        Prima Artikel! Und alles Gute für Paul! Hoffentlich haut er noch ein paar Dinger raus!

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                                        • 9
                                          RolfMuller 09.07.2018, 12:00 Geändert 09.07.2018, 12:04

                                          Ich trage heute ein zufriedenes Gefühl mit mir herum. Bin leicht nachdenklich. Ich tagträume. Schuld ist „La La Land“. Bin ich Musicals gegenüber sonst nicht so aufgeschlossen gegenüber, nahm mich Damien Chazelles neuester Streich einfach an die Hand und tanzte mit mir! Beschwingt, angeregt, impulsiv, voller Tatendrang und Frohsinn.

                                          Die spielfreudige Lust, der hingebungsvolle Charme, die großartige Chemie der beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emma Stone fuhr mir in die Glieder. Der Mund schmunzelt, der Fuß wippt, das Herz bebt sinnlich vor sich hin! Die beiden machen das einfach großartig. Emma Stone begeistert mit ihrer Natürlichkeit und Spontanität. Gosling mit seinem typisch verschmitzten, humorvollen, zurückhaltenden Stil und seinem Hang zur Perfektion. In 3 Monaten hat er mal fix Klavier spielen gelernt und das arme Handmodell musste entlassen werden, bevor sein Job überhaupt begann. Zusammen sind die beiden vielleicht dennoch nicht die besten Sänger oder Tänzer, aber Ihnen wohnt diese Begeisterung füreinander inne, so wahrhaftig und prickelnd, wie man es eben nur schwer erzwingen kann.

                                          Regisseur Damien Chazelle zitiert mehrfach Musical- und Filmklassiker und fühlt sich wie schon in „Whiplash“ in der Jazzmusik pudelwohl. Überhaupt stellt „La La Land“ nicht die erfüllte Liebe als solches in den Mittelpunkt, sondern eher das Aufeinandertreffen von Tradition und Revolution. Vom Beharren auf der Vergangenheit und von Fortschritt. Von Retro und Moderne. Das zeigt sich auch im Stil des Regisseurs, der viele Momente klassisch einfängt und ruhig begleitet um dann die Kamera fast wie losgelöst, sich freidrehend von der Leine zu lassen. Ganz groß!

                                          Nostalgisch-verträumt positioniert man sich mit den Figuren klar zur Tradition und gibt sich derer lustvoll hin. Doch um erfolgreich zu sein, muss man umdenken. Leidenschaft, Talent und Liebe allein reicht nicht aus, um Totgesagtes wieder aufleben zu lassen. Zwangsläufig muss man mit der Zeit gehen ob Sie einem gefällt oder nicht. Ein „Traum“ kann nur dann bestehen bleiben und verwirklicht werden, wenn er die vielen Proben und geplatzten Wolken standhält. Es geht hier um „Träumer“, die gemeinsam an ihren Idealen und aneinander festhalten. Den Weg zu finden ist schwierig und bleibt den meisten verwehrt. Doch mit all den Veränderungen und Kompromissen, die die Zeit mit sich bringt ist eines doch beständig. Die Liebe.

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                                          • 8 .5
                                            RolfMuller 04.07.2018, 09:21 Geändert 04.07.2018, 09:39

                                            Wohin soll das denn noch führen? Einige Stimmen sagen, dass Staffel 3 und 4 noch besser sind. Noch besser? So viel Luft nach oben gibt es eben nicht mehr! Ganz stark diese britische Serie, die den Aufstieg der Gangsterbande „Peaky Blinders“ um den Anführer Tommy Shelby mittels fein geschliffenen Dialogen und einer herausragenden Inszenierung nachzeichnet.

                                            Cillian Murphy hat in der Rolle des Anführers Tommy vielleicht die Rolle seines Lebens gefunden, dessen Charakter sich nur langsam entblättert und der fast schon stoisch dem größten Chaos begegnet. Die ganze Gang mit allen Leuten drumherum ist sowieso hervorragend und passend besetzt. Sam Neill, als humpelnder, überheblicher Major im Dienste Winston Churchills und Jäger der Blinders passt ebenso passgenau in die Szenerie wie Tom Hardy als irrer Bäcker und Schwarzbrenner Alfie Solomons. Überhaupt jede Szene mit Tom Hardy ist wieder Gold wert. Allein seine Präsenz, mit seinem immer wieder leicht abgewandelten Spiel machen die zweite Staffel zu einer Unterhaltungsshow sondersgleichen.

                                            Man will dabei keine historisch perfekte Geschichte der „Schiebermützen“ nachzeichnen, sondern ergibt sich hin und wieder in überstilisierten Sequenzen und Schwarzweißmalerei. Dennoch sind die Figuren der Gang erstaunlich lebendig und greifbar. Jeder für sich mit Problemen, gerade Paul Anderson brilliert in der Rolle als Pulverfass Arthur Shelby, der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat und seine Erscheinung zwischen einem hoffnungslosen, elendigen von Selbstmitleid zerfressenen Wurm und einem schier unbezwingbaren, brutalen, todessehnsüchtigen Soldaten der Straße hin- und hergleiten lässt.

                                            Am Ende ist es eben nur wichtig gebraucht zu werden. Auf der Straße mit Knüppel in der Hand! Oder im Hinterzimmer um die Buchhaltung zu schönen! Oder um seine Reize einzusetzen um sich vergewaltigen zu lassen! Kein Opfer ist zu groß und kein Leben ist zu klein! Für die Sache der „Peaky Blinders“!

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                                            • 7 .5

                                              Moderne „Geschichten aus der Gruft“. Eine coole, innovative Animationsserie, die uns da Netflix präsentiert. Drei Teenager erwachen in einem Bunker und müssen ein Rätsel lösen, um daraus zu entkommen. Da geht es aber erst los.

                                              „The Hollow“ verwirbelt ungemein viele Genres und Filmmotive miteinander und lässt nicht nur die jüngsten Zuschauer dabei teilhaben. Ganz im Gegenteil die FSK 6 für die mitunter düster-gruselige Mysterieserie ist ein Witz. Wenn verdrehte Zombiefrauen (aus vielen Asiahorrorfilmen bekannt) an Decken und Wänden langkrabbeln sollten Kinderaugen tunlichst verschlossen bleiben. Abgesehen davon aber macht die Serie richtig Laune. Mit einem guten Tempo ausgestattet fliegen wir mit den drei Helden der Geschichte durch verschiedenste Welten (Endzeit, Eis, Wald, Wüste, etc…) in denen sich viele Aufgaben und gefährliche Monster tummeln.

                                              Pädagogisch so nützlich wie ein Lutscher der nach Scheiße schmeckt liefert die Serie aber richtig spannende, frische Unterhaltung irgendwo zwischen den alten Klassikern wie „Geschichten aus der Gruft“ und „Scooby Doo“, modernen Superheldenbeiträgen, Horrorfilmen und Videospielen. Aufgelöst wird das Ganze dann auch noch richtig schön hirnrissig, aber schlüssig. Toll! Ruhig mehr davon!

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                                              • 6 .5
                                                RolfMuller 02.07.2018, 15:16 Geändert 02.07.2018, 15:27

                                                Während eines Urlaubs lernt die Australierin Clare den Berliner Andi kennen. In leicht angekitscht-verträumten Bildern Berlins beginnt sich eine Romanze zwischen den beiden zu entwickeln. Clare will eigentlich weiterreisen nach Dresden, doch bleibt sie mehr als eine Nacht bei Andi.

                                                Im sonnigen Berlin beginnt alles verträumt, wohlfühlig und prickelnd. Verblüffend wie sicher die australische Regisseurin Cate Shortland das romantische Treiben in den blanken Horror kippen lässt. Clare, gerade noch völlig frei in der Welt, plötzlich eingekerkert in einer Wohnung eines verlassenen Hinterhofhauses mitten in Berlin. Der Entspannung und Losgelöstheit des hektischen Treibens in Berlin weicht der ständigen Anspannung und Angst vor Andi. Shortland deutet Beweggründe und Motive nur an, erzählt sie nicht wirklich aus und umgeht damit geschickt Klischeefallenstellungen, in die viele mit Karacho reintappen. Auch setzt Sie eher auf psychischen Horror. Das körperliche Leid was Clare erfahren muss wird nie direkt gezeigt, sondern von Andi lediglich dokumentiert. Der Schauer, der einen den Rücken entlanggleitet wird dadurch aber nur noch intensiver.

                                                Die Bedrohung pulsiert ständig unter der Oberfläche und Shortland zieht die Spannungsschrauben an, wie jemand der sich in dem Genre schon jahrelang wohlfühlt. Und sie verlässt sich voll und ganz auf ihre zwei wirklich starken Hauptdarsteller. Max Riemelt als Kumpeltyp von nebenan, der dann nicht einfach seine Maske fallen lässt wenn er seine Wohnung und gleichermaßen den Kerker von Clare betritt, sondern eben einfach nuanciert seine innere Ge- und Zerstörtheit zum Ausdruck bringt. Erschreckend. Berechnender Wahnsinn. Kühl kalkulierte Gewalt. Die Australierin Teresa Palmer („Warm Bodies“, „Lights Out“) überzeugt als Opfer. Sich wehrend, sich fügend, wimmernd, kämpfend, verzweifelt und voller Hoffnung. Sie erinnert mit ihrer Darstellung nicht nur optisch an die jüngsten Glanzleistungen von Kristen Stewart.

                                                Für diese Art von Film vielleicht ein wenig zu lang geraten, hätte man „Berlin Syndrome“ sicherlich etwas straffen können, ohne an Wirkung einzubüßen. Aber abgesehen davon und den leicht unglaubwürdigen letzten Minuten des Films ein überraschend starker Thriller!

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                                                    RolfMuller 29.06.2018, 12:56 Geändert 29.06.2018, 13:02
                                                    über Happy!

                                                    Hey na du, hörst du mich, liest du mich, siehst du mich?

                                                    Ich bins Happy, ein kleines fliegendes, koksendes, blaues Einhorn.

                                                    Der RolfMuller hat mich losgeschickt. Der hat mich nämlich gesehen und keiner glaubt ihm. Nun hat er mich entsandt um weitere zu finden, die mich sehen sollten. Denn ich bin zwar ein niedliches kleines Einhorn, aber ich hab euch eine richtig schön im besten Sinne behämmerte und abgefuckte (die Wörter hab ich von Rolf gelernt!) zu erzählen.

                                                    Meine kleine Freundin Hailey wurde nämlich vom Weihnachtsmann entführt und ich habe mich auf die Suche nach ihrem Vater Nick begeben, was ein übel riechender Lebensverneiner. Ein richtiger Loser, aber irgendwie sympathisch. Und eine Visage hat der. Der zieht lustigere Grimassen als ich. Mann da gibt es Sachen zu erzählen. Wie wir zusammen koksen, Leute beim Kartenspielen über den Tisch ziehen und zu besinnlicher Weihnachtsmusik böse Typen dingfest machen. Nick geht da echt brutal vor. Zu „Jingle Bells“ kloppt er sprichwörtlich Köppe und Eier kaputt. Da fließt Blut in Strömen. Und da lacht er noch drüber der Nick. Schwarzer Humor wird hier groß und dick geschrieben. Im Schriftschnitt Extra Bold Extended! Das is nix für mich unschuldiges Einhörnchen. Absolutes Kontrastprogramm zu Haileys Spielzimmer!

                                                    Aber vielleicht ist das was für dich? Als ich Rolf getroffen habe, grölte er nur: „Happy, ich danke dir, was ein geiler Scheiß!“ Ich habe ihn kaum verstanden, weil er permanent am Lachen war. Und er sagte: „Flieg los! Falls dich da einer sieht, wird er dich bestimmt auch lieben!“ „Du musst gesehen werden, du kleines, nerviges, verficktes Einhörnchen!“ Beleidigt bin ich nun los und suche euch. Hallo? Jemand da? Siehste mich?

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