RolfMuller - Kommentare
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Alle Kommentare von RolfMuller
Ich mag Darren Aronofskys Wirken einfach. Seine Herangehensweise an seine Arbeit, ist immerzu selbstbewusst, ja teilweise größenwahnsinnig. Und er macht es sich selbst und damit auch oft genug uns nicht ganz einfach. So ist es auch bei „mother!“, wo er uns in das Haus von Jennifer Lawrence und Javier Bardem einlädt und uns zunehmend irritiert und unguten Gefühlen aussetzt. Zusammen mit Javier und Jennifer entwickelte der Regisseur im Vorfeld monatelang Story und Dialoge des Films. Etwas schade, dass „mother“ eigentlich nur in eine Richtung gedeutet werden kann und sich mehreren Interpretationswegen verschließt. Dennoch wird der Weg ungemein energisch und effektiv vorangetrieben bis zum konsequenten Schluss.
In Sachen Inszenierung grenzt sich Aronofsky selber ein, indem er die Kamera immer nur vor, hinter, über und um Jennifer Lawrence kreisen lässt. In vielen seiner Filme ein oft bewährtes Mittel („Wrestler“, „Pi“,etc.). Doch verspürt man hier trotz des oft angewandten Kniffs kaum Empathie zur Hauptfigur. Arronofskys große Stärke (die ihm auch oft genug als Schwäche ausgelegt wird) ist sein Hang zum Eskapismus und dessen bildliche Darstellung. Meisterhaft angewendet („Pi“, „Requiem for a Dream“) kann er darin einen wahren Strudel auslösen, in dem der Zuschauer sich vollends verliert. Auch in „mother!“ lässt Aronofsky die Szenerie gegen Ende, nachdem er sie behutsam aufgebaut und mit immer mehr irritierenden Momenten langsam durchsetzte, immer mehr eskalieren.
Ein unfassbarer Sturm jagt da über die Leinwand, indem man nicht anders kann als ein ungläubiges, erregtes WTF herauszuposaunen (vorallem wenn man die vielen Hinweise zur Deutung des Films noch nicht verstanden hat). Und wie es bei Arronofskys Werken oft der Fall ist, ist nachdem der Abspann eingeblendet wird noch lange nicht Schluss. Irgendetwas erreicht einen immer und liefert Denkanstösse oder lässt einen einfach nur mit Gefühlen zurück, die sortiert werden wollen.
Mit seinem B-Movie-Fantasy-Spektakel „Ink“ (2009) hat Regisseur Jamin Winans aufhorchen lassen. Das günstig abgekurbelte Teil wurde im Internet weiter verbreitet und erlangte nach und nach eine gewisse Berühmtheit. Trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten schien es jedoch keinen größeren Geldgeber angelockt zu haben. Denn auch „The Frame“ entsteht aus eigener Tasche und wurde von seiner eigenen unabhängigen Produktionsfirma finanziert. Auch dieser Film erlangte wiederum Bekanntheit über größtenteils illegale Downloads, was Winans aber sogar ausdrücklich begrüßt. Er scheint dankbar zu sein für jede Aufmerksamkeit. Die hat er sich meines Erachtens auch verdient.
Denn die Idee ist auch hier sehr originell. Denn die beiden Hauptakteure Alex und Sam kennen sich gegenseitig nur aus dem Fernsehen. Jeder spielt eine Rolle in einer Serie. Doch jeder lebt für sich sein Leben und ihnen ist nicht klar eine Serienfigur für den jeweilig anderen darzustellen. Kommunizieren können die beiden nur über den Fernseher. Das Leben des einen spielt sich quasi in Form einer Serie vor den Augen des anderen ab. Winans Inszenierung, die immer leicht an eine Seifenoper erinnern (was am Budget liegen könnte, hier aber zum Thema hervorragend passt) wirken leicht billig, aber er zeigt auch gelegentlich zu welch begeisterungsauslösenden Bildmontagen und Sequenzen er fähig ist. Überemotional, angekitscht, aber nie einfältig. Winans hinterfragt unser Leben mit seiner Herangehensweise. Mit einem Drehbuch was für uns geschrieben wurde, leben wir in dem Rahmen der uns vorgegeben wurde. Wir sind erschaffen von anderen. Wir sind eingegrenzt. Und gedanklich begrenzt und schöpfen unsere Potentiale kaum aus.
Ein wenig schade, dass Winans den wirklich cleveren Aufhänger für eine im Grunde recht simple Liebesgeschichte nutzt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass noch mehr mit dieser Thematik möglich gewesen wäre. Zu was aber Janin Winans als Regisseur in der Lage ist, zeigt er in einer der denkwürdigsten Szenen des Films. Indem Alex das Leben von Sam umschreibt und er die Auswirkungen aufzeigt. Da kulminiert sein ganzes Können. Mit Zeitlupen, Zurück- und Vorspulen und dem Einsatz von Musik führt er uns die Willkür des Lebens vor Augen. Das verursacht Gänsehaut! Für diesen emotionalen Output und die Denkanstösse bin ich Winans trotz einer nicht immer ganz so runden Umsetzung dankbar. Ich hoffe „The Frame“ war nicht sein letztes Projekt und er wird uns noch weitere Filme liefern.
Was für ein intensives Brett! Basierend auf den Anschlägen, die der norwegische Rechtsextremist Anders Behring Breivik 2011 verübte, entwickelte Regisseur Erik Poppe einen äußerst unbequemen und hochimmersiven Psychothriller.
Ohne sichtbare Schnitte mit einer Handkamera gefilmt, aber nicht dem Found-Footage-Genre zugehörend. Die Kamera als ständiger Begleiter. Und wir rutschen automatisch rein in die Rolle des Begleiters, fühlen uns hineinversetzt, da die Kamera immer auf Höhe der Darsteller agiert. Was zur Folge hat, dass man selbst dem gezeigten Terror nicht entfliehen kann. Schüsse knallen uns permanent um die Ohren und versetzten uns in Aufregung, der Magen krampft sich zusammen und die Spannung ist im wahrsten Sinne unerträglich. Poppe aber schlachtet das Thema nicht blindlings aus, ganz im Gegenteil. Blutige, zerschossene Körper sieht man kaum oder selten. Dem Attentäter und Todesschützen Breivik wird überhaupt keine Plattform gegeben. Weder wird er erwähnt noch deutlich gezeigt. Einzig als unheilvoller schemenhafter Schatten scheint er über die Insel zu ziehen.
"Utoya" folgt keiner Ordnung, sondern gibt sich ganz seinen Charakteren verwurzelt im totalen Chaos hin. Nicht nur dem chaotischen Schreien des Gewehrs und der Menschen, sondern auch dem chaotischen Schreien unserer Emotionen und unseres Verstandes. Angst, Panik, Liebe, Hoffnung, Glauben, Resignation. Einer der wenigen Filme, die den Wahnsinn so klar und deutlich vermitteln, einen ungefähr erahnen lässt, was für eine unfassbare grauenhafte, kaltblütige Tat verübt wurde. Und dabei eben nicht die Opfer vorführt, sondern ihnen eher noch die Hand hält.
„Herr der Ringe“ auf Insektenart. Überraschend gelungene Fantasy-Animation. Mit einer unaufdringlichen Ökobotschaft durchsetzt überzeugt der Film mit einem coolen Charakterdesign, flotter Action und Animationen. Auch wenn die Story nicht sonderlich innovativ ist, sorgt „Epic“ für kurzweiliges Vergnügen. Maßgeblichen Anteil daran haben die wunderbar prägnanten Nebencharaktere, vom dreibeinigen Mops bis hin zum Schnecken-Duo. Klasse synchronisiert, mit gewaltigem Wortwitz, hohem Tempo und vielen kleinen tollen Ideen ausgestattet kann man mit „EPIC“, als Film für die ganze Familie eigentlich nichts falsch machen.
Wusste gar nicht dass er HULK verkörpert hat. Klasse!
So angenehm wie Sand in der Badebuxe! So durstlöschend wie ne Gallone Meerwasser in der Wüste! So innovativ wie ein Sandburgwettbewerb am Strand! So viel heiße Luft wie in meinen Schwimmflügeln! Baywatch!
Die spielfreudigen Darsteller holen schon noch was raus und versuchen das Ding vorm Absaufen zu retten. Und die Scharmützel zwischen Dwayne und Zac sind bisweilen zum Schießen. Bei den beiden muss ich immer schmunzeln, schon wenn ich Sie sehe.
Ansonsten sind hier alle natürlich aufm dünnsten Dünnbrett in die Wellen des Meeres gehuscht. Humor mitm Holzhammer, der sehr oft unter die Gürtellinie schlägt und oft genug einfach nur eklig und infantil ist. Wirklich lustige, innovative Witze findet man hier vergebens. Mitunter werden viele Witze wie der eingeklemmte Schwanz aus z. Bsp. „Verrückt nach Mary“ wiederverwurstet und nochmals aufgetischt. Dazu haben VIER!!!!!! Mann (laut Einblendung) sich ne Hammer-Story überlegt um den Wellenbrecher auch schön lang, viel zu lang zu strecken. VIER!!!!!! Mann für WAS? Was für Brainiacs!
Allerdings ich weiß auch nicht was es ist, aber bei Zac und Dwayne bekomm ich immer gute Laune. Für VIER!!!!! Punkte (immerhin) reicht es dann doch irgendwie.
Stellenweise witzig, flott animiert und inszeniert, konnten mich hier weder Artdesign, Figurengestaltung, noch die Erzählweise begeistern. Basierend auf dem Kinderbuchklassiker von Dr. Seuss, wird die pessimistische Botschaft zuckersüß für die ganze Familie aufbereitet. Klar, das Anliegen ist löblich, die quietschbunte Umsetzung aber leicht penetrant und der moralische Zeigefinger verkommt zum verkitschten Vorschlaghammer, der auf die ganze frohe Familie hinabsegelt.
Fleisch. Wir sind pures Fleisch. Sind Opfer der Lust auf Fleisch. Sind Jäger nach blutigem, frischen Fleisch. Regisseurin Julia Ducornou gelingt mit „RAW“ ein bemerkenswertes Spielfilmdebüt. In einem frostigen Metzgerhallenlook gehalten ist die Verbindung von Horror mit dem Erwachsenwerden gewiss nicht neu („Ginger Snaps“, „Excision“, etc.) aber sie behandelt das Thema in ihrer ganz eigenen Sprache. Denn Ducornou simplizifiert in der Gestalt von Justin unser ganzes Leben und Wirken auf ein Stück Fleisch runter. Alles scheint sich nur darum zu drehen.
Du stammst ab von deinem Fleisch und Blut. Also musst du deiner Blutlinie folgen und dein Fleisch bestenfalls so formen, wie es dir vorgegeben wird. Dein Weg zur Uni gleicht einem Weg zur Schlachtbank, in dem du als Frischfleisch säuberlichst und gut sichtbar für jeden auf die dreckige Ladentheke gezerrt wirst, indem ältere, erfahrenere Studenten und Professoren über dich herfallen können wie es Ihnen beliebt. Es geht eben auch darum sein Fleisch zu erkennen, sich dem zu erwehren, sich zu behaupten. Gerade in der Familie Justins und auch in unseren wird dies schon deutlich. Neid, Wettbewerb, Missgunst werden einem in die Wiege gelegt. Man gönnt dem anderen den größeren Happen Fleisch nicht und hat Angst nur am Knochen zu nagen. Justin und Alexia, sind eben zwei Schwestern, die ein so typische Hassliebe miteinander führen und austragen. Die beiden Darstellerinnen Garance Marillier und Ella Rumpf machen das hervorragend und geben ihren Charakteren unheimlichen Biss und individuellen Ausdruck. Sehr unterschiedlich sind diese angelegt. Wie so oft bei Geschwistern.
In „RAW“ schwingt vieles mit und er seziert und kritisiert unterschwellig unser Leben, unser Wertesystem und unser Miteinander. Wir fressen uns gegenseitig auf. In eindringlichen, ekelerregenden Bildern suhlt sich Justin aber für den Zuschauer nicht grundlos in ihrer eigenen Kotze, knabbert einen Finger lustvoll weg wie einen Chicken Wing, oder holt endloses langes Haar aus ihrer Kehle (Szenen bei denen viele im Kino die Flucht ergriffen haben). Sondern es zeigt auch den Kampf zu und für sich selbst. Der meistens blutig und verbissen geführt wird und immer Opfer mit sich bringt.
Ja Regisseur Jaume-Collet Serra kann noch Filme ohne Liam Neeson drehen. In hochglänzender Werbefilmoptik schickt er die schöne Blake Lively mit einem Surfbrett unterm Arm zum Planschen ins Meer. In tollen Bildern fängt er die Küsten des Meeres und die Kurven der Wellen, Surfbretter und von Lively wirklich sahnig ein. Und auch die Actionszenen unter und über Wasser können sich sehen lassen, wenn sich den nahezu ganzen Film über ein Hai auf die Jagd nach Blake begibt.
Überrascht hat mich Blake Lively aufgrund ihrer Präsenz, wirklich überzeugend spielte sie die Gejagte. Das Kämpferische, die Verzweiflung, die Angst, ja das kauft man ihr ab. Aber vorallem physisch überzeugt sie in ihrem Überlebenskampf und setzt sich dem Hai dynamisch und kraftvoll zur Wehr. Wenn die neue Rolle für Lara Croft nicht schon vergeben wäre, hätte ich sie nach dieser Performance gerne darin gesehen.
„The Shallows“ ist gerade jetzt in der Sommerzeit ein richtig schön straighter, spannungsgeladener Hai-Survival-Reißer, der jetzt nicht an den großen weißen Hai herankommt, aber zumindest mal wieder gehörig Leben ins Planschbecken Hollywoods bringt. Einzig die letzten unglaubwürdigen Minuten sind ziemlich drüber und schmälern etwas den runden Gesamteindruck. Also Schwimmflügel aufpusten, auf die Gurkenarme schrauben und rein ins Meer mit Blake…
Disneys zweite Realverfilmung des Schmunzelmonsters nach 1977 wartet als klassische Familienunterhaltung auf. Während man im Original von 1977 noch trällerte und Elliot als gezeichnete Figur auf die Zuschauer losließ, ist der Grinsedrache diesmal eindrucksvoll animiert.
Mit einem kindgerechtem Look und viel Herz ausgestattet erobert der Drache nach und nach unser Herz. Ohne große Überraschungen erzählt Regisseur David Lowery („Ghost Story“) eine effektvolle und effektive Geschichte vom Anderssein und Dazugehören und vorallem vom Glauben an das Wunderbare im Leben. Der Blick ist uns oft versperrt, doch wenn man genauer hinschaut kann man Magisches Entdecken. Unseren versperrten Blick lockert „Petes Dragon“ mit seiner vergnüglich-emotionalen Abenteuerreise und klopft mit seiner Botschaft zumindest mal an, an die Tür unserer Herzkammern. Und wer möchte denn bitte schön nicht Robert Redford als Opa haben? :)
Puh erstmal das Gute. Kenneth Branagh macht seine Sache als Darsteller recht gut und bringt die Rolle des Hercule Poirot charmant und markant rüber. Ansonsten fällt mir dazu nicht viel ein. Die restlichen Stars und Sternchen wie Michelle Pfeiffer, Johnny Depp, Judi Dench, etc. wurden verschenkt und spielten sich relativ austauschbar, unaufgeregt durch die Szenerie. Wie so oft bleibt auch bei diesem Remake der Charme, der geistreiche Wortwitz weitestgehend auf der Strecke.
So gut Branagh seine Rolle als Darsteller meistert, so unüberzeugend agiert er als Regisseur. Keinen der Darsteller kann er Besonderes entlocken, Dialoge bleiben kaum haften und das Vorantreiben des Kriminalfalls wird verbeamtet. Schleppend, kompliziert, anstrengend. In glattgebügelter Optik mit immerhin schönen Landschaftsaufnahmen und der ein oder anderen gelungenen Kamereinstellung werden dann krampfhaft Actionszenen hineinmontiert um den Zuschauer wieder aus seinem Sofa wachzurütteln. Denn man vermutet sich zwischenzeitlich im Schlafwagon. Ein Mord, viele verschenkte Stars und verdammt viel Langeweile tuckern hier im Orientexpress umher. Nee danke ich steig aus.
Da isser wieder der Spectre! Klasse Kommi und verdiente Auszeichnung. Bin stolz auf dich und gratuliere! :D
Prima Artikel! Und alles Gute für Paul! Hoffentlich haut er noch ein paar Dinger raus!
Ich trage heute ein zufriedenes Gefühl mit mir herum. Bin leicht nachdenklich. Ich tagträume. Schuld ist „La La Land“. Bin ich Musicals gegenüber sonst nicht so aufgeschlossen gegenüber, nahm mich Damien Chazelles neuester Streich einfach an die Hand und tanzte mit mir! Beschwingt, angeregt, impulsiv, voller Tatendrang und Frohsinn.
Die spielfreudige Lust, der hingebungsvolle Charme, die großartige Chemie der beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emma Stone fuhr mir in die Glieder. Der Mund schmunzelt, der Fuß wippt, das Herz bebt sinnlich vor sich hin! Die beiden machen das einfach großartig. Emma Stone begeistert mit ihrer Natürlichkeit und Spontanität. Gosling mit seinem typisch verschmitzten, humorvollen, zurückhaltenden Stil und seinem Hang zur Perfektion. In 3 Monaten hat er mal fix Klavier spielen gelernt und das arme Handmodell musste entlassen werden, bevor sein Job überhaupt begann. Zusammen sind die beiden vielleicht dennoch nicht die besten Sänger oder Tänzer, aber Ihnen wohnt diese Begeisterung füreinander inne, so wahrhaftig und prickelnd, wie man es eben nur schwer erzwingen kann.
Regisseur Damien Chazelle zitiert mehrfach Musical- und Filmklassiker und fühlt sich wie schon in „Whiplash“ in der Jazzmusik pudelwohl. Überhaupt stellt „La La Land“ nicht die erfüllte Liebe als solches in den Mittelpunkt, sondern eher das Aufeinandertreffen von Tradition und Revolution. Vom Beharren auf der Vergangenheit und von Fortschritt. Von Retro und Moderne. Das zeigt sich auch im Stil des Regisseurs, der viele Momente klassisch einfängt und ruhig begleitet um dann die Kamera fast wie losgelöst, sich freidrehend von der Leine zu lassen. Ganz groß!
Nostalgisch-verträumt positioniert man sich mit den Figuren klar zur Tradition und gibt sich derer lustvoll hin. Doch um erfolgreich zu sein, muss man umdenken. Leidenschaft, Talent und Liebe allein reicht nicht aus, um Totgesagtes wieder aufleben zu lassen. Zwangsläufig muss man mit der Zeit gehen ob Sie einem gefällt oder nicht. Ein „Traum“ kann nur dann bestehen bleiben und verwirklicht werden, wenn er die vielen Proben und geplatzten Wolken standhält. Es geht hier um „Träumer“, die gemeinsam an ihren Idealen und aneinander festhalten. Den Weg zu finden ist schwierig und bleibt den meisten verwehrt. Doch mit all den Veränderungen und Kompromissen, die die Zeit mit sich bringt ist eines doch beständig. Die Liebe.
Wohin soll das denn noch führen? Einige Stimmen sagen, dass Staffel 3 und 4 noch besser sind. Noch besser? So viel Luft nach oben gibt es eben nicht mehr! Ganz stark diese britische Serie, die den Aufstieg der Gangsterbande „Peaky Blinders“ um den Anführer Tommy Shelby mittels fein geschliffenen Dialogen und einer herausragenden Inszenierung nachzeichnet.
Cillian Murphy hat in der Rolle des Anführers Tommy vielleicht die Rolle seines Lebens gefunden, dessen Charakter sich nur langsam entblättert und der fast schon stoisch dem größten Chaos begegnet. Die ganze Gang mit allen Leuten drumherum ist sowieso hervorragend und passend besetzt. Sam Neill, als humpelnder, überheblicher Major im Dienste Winston Churchills und Jäger der Blinders passt ebenso passgenau in die Szenerie wie Tom Hardy als irrer Bäcker und Schwarzbrenner Alfie Solomons. Überhaupt jede Szene mit Tom Hardy ist wieder Gold wert. Allein seine Präsenz, mit seinem immer wieder leicht abgewandelten Spiel machen die zweite Staffel zu einer Unterhaltungsshow sondersgleichen.
Man will dabei keine historisch perfekte Geschichte der „Schiebermützen“ nachzeichnen, sondern ergibt sich hin und wieder in überstilisierten Sequenzen und Schwarzweißmalerei. Dennoch sind die Figuren der Gang erstaunlich lebendig und greifbar. Jeder für sich mit Problemen, gerade Paul Anderson brilliert in der Rolle als Pulverfass Arthur Shelby, der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat und seine Erscheinung zwischen einem hoffnungslosen, elendigen von Selbstmitleid zerfressenen Wurm und einem schier unbezwingbaren, brutalen, todessehnsüchtigen Soldaten der Straße hin- und hergleiten lässt.
Am Ende ist es eben nur wichtig gebraucht zu werden. Auf der Straße mit Knüppel in der Hand! Oder im Hinterzimmer um die Buchhaltung zu schönen! Oder um seine Reize einzusetzen um sich vergewaltigen zu lassen! Kein Opfer ist zu groß und kein Leben ist zu klein! Für die Sache der „Peaky Blinders“!
Moderne „Geschichten aus der Gruft“. Eine coole, innovative Animationsserie, die uns da Netflix präsentiert. Drei Teenager erwachen in einem Bunker und müssen ein Rätsel lösen, um daraus zu entkommen. Da geht es aber erst los.
„The Hollow“ verwirbelt ungemein viele Genres und Filmmotive miteinander und lässt nicht nur die jüngsten Zuschauer dabei teilhaben. Ganz im Gegenteil die FSK 6 für die mitunter düster-gruselige Mysterieserie ist ein Witz. Wenn verdrehte Zombiefrauen (aus vielen Asiahorrorfilmen bekannt) an Decken und Wänden langkrabbeln sollten Kinderaugen tunlichst verschlossen bleiben. Abgesehen davon aber macht die Serie richtig Laune. Mit einem guten Tempo ausgestattet fliegen wir mit den drei Helden der Geschichte durch verschiedenste Welten (Endzeit, Eis, Wald, Wüste, etc…) in denen sich viele Aufgaben und gefährliche Monster tummeln.
Pädagogisch so nützlich wie ein Lutscher der nach Scheiße schmeckt liefert die Serie aber richtig spannende, frische Unterhaltung irgendwo zwischen den alten Klassikern wie „Geschichten aus der Gruft“ und „Scooby Doo“, modernen Superheldenbeiträgen, Horrorfilmen und Videospielen. Aufgelöst wird das Ganze dann auch noch richtig schön hirnrissig, aber schlüssig. Toll! Ruhig mehr davon!
Während eines Urlaubs lernt die Australierin Clare den Berliner Andi kennen. In leicht angekitscht-verträumten Bildern Berlins beginnt sich eine Romanze zwischen den beiden zu entwickeln. Clare will eigentlich weiterreisen nach Dresden, doch bleibt sie mehr als eine Nacht bei Andi.
Im sonnigen Berlin beginnt alles verträumt, wohlfühlig und prickelnd. Verblüffend wie sicher die australische Regisseurin Cate Shortland das romantische Treiben in den blanken Horror kippen lässt. Clare, gerade noch völlig frei in der Welt, plötzlich eingekerkert in einer Wohnung eines verlassenen Hinterhofhauses mitten in Berlin. Der Entspannung und Losgelöstheit des hektischen Treibens in Berlin weicht der ständigen Anspannung und Angst vor Andi. Shortland deutet Beweggründe und Motive nur an, erzählt sie nicht wirklich aus und umgeht damit geschickt Klischeefallenstellungen, in die viele mit Karacho reintappen. Auch setzt Sie eher auf psychischen Horror. Das körperliche Leid was Clare erfahren muss wird nie direkt gezeigt, sondern von Andi lediglich dokumentiert. Der Schauer, der einen den Rücken entlanggleitet wird dadurch aber nur noch intensiver.
Die Bedrohung pulsiert ständig unter der Oberfläche und Shortland zieht die Spannungsschrauben an, wie jemand der sich in dem Genre schon jahrelang wohlfühlt. Und sie verlässt sich voll und ganz auf ihre zwei wirklich starken Hauptdarsteller. Max Riemelt als Kumpeltyp von nebenan, der dann nicht einfach seine Maske fallen lässt wenn er seine Wohnung und gleichermaßen den Kerker von Clare betritt, sondern eben einfach nuanciert seine innere Ge- und Zerstörtheit zum Ausdruck bringt. Erschreckend. Berechnender Wahnsinn. Kühl kalkulierte Gewalt. Die Australierin Teresa Palmer („Warm Bodies“, „Lights Out“) überzeugt als Opfer. Sich wehrend, sich fügend, wimmernd, kämpfend, verzweifelt und voller Hoffnung. Sie erinnert mit ihrer Darstellung nicht nur optisch an die jüngsten Glanzleistungen von Kristen Stewart.
Für diese Art von Film vielleicht ein wenig zu lang geraten, hätte man „Berlin Syndrome“ sicherlich etwas straffen können, ohne an Wirkung einzubüßen. Aber abgesehen davon und den leicht unglaubwürdigen letzten Minuten des Films ein überraschend starker Thriller!
Der sollte wohl gut werden?
Hey na du, hörst du mich, liest du mich, siehst du mich?
Ich bins Happy, ein kleines fliegendes, koksendes, blaues Einhorn.
Der RolfMuller hat mich losgeschickt. Der hat mich nämlich gesehen und keiner glaubt ihm. Nun hat er mich entsandt um weitere zu finden, die mich sehen sollten. Denn ich bin zwar ein niedliches kleines Einhorn, aber ich hab euch eine richtig schön im besten Sinne behämmerte und abgefuckte (die Wörter hab ich von Rolf gelernt!) zu erzählen.
Meine kleine Freundin Hailey wurde nämlich vom Weihnachtsmann entführt und ich habe mich auf die Suche nach ihrem Vater Nick begeben, was ein übel riechender Lebensverneiner. Ein richtiger Loser, aber irgendwie sympathisch. Und eine Visage hat der. Der zieht lustigere Grimassen als ich. Mann da gibt es Sachen zu erzählen. Wie wir zusammen koksen, Leute beim Kartenspielen über den Tisch ziehen und zu besinnlicher Weihnachtsmusik böse Typen dingfest machen. Nick geht da echt brutal vor. Zu „Jingle Bells“ kloppt er sprichwörtlich Köppe und Eier kaputt. Da fließt Blut in Strömen. Und da lacht er noch drüber der Nick. Schwarzer Humor wird hier groß und dick geschrieben. Im Schriftschnitt Extra Bold Extended! Das is nix für mich unschuldiges Einhörnchen. Absolutes Kontrastprogramm zu Haileys Spielzimmer!
Aber vielleicht ist das was für dich? Als ich Rolf getroffen habe, grölte er nur: „Happy, ich danke dir, was ein geiler Scheiß!“ Ich habe ihn kaum verstanden, weil er permanent am Lachen war. Und er sagte: „Flieg los! Falls dich da einer sieht, wird er dich bestimmt auch lieben!“ „Du musst gesehen werden, du kleines, nerviges, verficktes Einhörnchen!“ Beleidigt bin ich nun los und suche euch. Hallo? Jemand da? Siehste mich?
Familientaugliche Science-Fiction-Serie aus dem Hause Netflix. Grundlage bildet die gleichnamige Serie aus den 60ern, die Mitte der 90er nicht ganz so gelungen adaptiert wurde. Klar die Familie willste nicht geschenkt haben. Drei neunmalkluge Wänster und ein Elternpaar mit vielen, diversen Problemen. So ein bisschen Seifenoper auf Disney Channel-Niveau. „Hannah Montana in Space“ trifft auf „“O.C. California“ trifft auf Stephen Spielberg. Und da haben wir auch schon das Starke an der Serie.
Die Faszination am Abenteuer. Der Planet, auf dem die Familie Robinson strandet ist wirklich gut gelungen. Der Planet verkommt nicht bloß zur Kulisse, sondern ist ein immerzu befremdlicher, gefährlicher und unberechenbarer Ort. Richtig stark getrickst und mit gelungenen Spannungsmomenten montiert fängt man hier tatsächlich das Spielbergsche Kino ein. Da werden in einigen Szenen Erinnerungen an „E.T.“ oder auch „Jurassic Park“ wach. Ja vielleicht wäre hier noch viel mehr drin gewesen, hätte man den Fokus nicht darauf gesetzt möglichst alle Altersgruppen die sich vor dem Fernseher versammeln zufriedenzustellen. Bezeichnend dass die stärkste Figur ein Alien-Roboter ist, der sich mit dem Jungen der Familie Robinson anfreundet, obwohl er Menschen umbrachte. Interessante, wenn auch nicht gänzlich neue Grundgedanken werden aber eh meist der Dramaturgie und der Zielgruppe wegen geopfert. Das ist ein wenig schade. Alles ist sehr offensichtlich gehalten und relativ stumpf übermittelt.
Die Macher begreifen die Vorlage als durchaus spannendes Weltraumabenteuer, mit vielen sich zuspitzenden Survival-Sequenzen, wo man aufpassen muss, dass Sie sich in den kommenden Staffeln nicht abnutzen. Und auch wenn die Familie Robinson anspruchserprobten Zuschauern schnell gehörig auf den Keks gehen könnte ist Netflix mit „Lost in Space“ keinesfalls eine Bruchlandung im Weltall widerfahren. Mit der richtigen Herangehensweise und eben tatsächlich bestenfalls der ganzen Familie vor dem Fernseher funktioniert Sie nämlich erstaunlich gut.
Supergrün! Danke Luc! Nach „Leon der Profi“ findet auch „Das fünfte Element“ seinen Weg in mein Herz. Mit einem unvergleichlichen und fabelhaften Artdesign besticht das Science-Fiction-Märchen auch durch wundervolle, sympathische Charaktere und eine simple Geschichte mit ganz viel Herz und einer universellen Botschaft.
Schon in der Kindheit spukten Luc Ideen für diesen Film im Kopf herum, doch versteifte er sich nicht auf die Bilder in seinem Kopf. Ganz im Gegenteil er holte sich Unterstützung von kreativen Genies auf ihrem Gebiet und ließ sich von Ihnen inspirieren. So schuf Jean-Claude Mézières, der Zeichner der legendären „Valerian“-Comics, verschiedene Designvorlagen für Raumschiffe, Flugtaxis, und Außen- und Innenarchitekturen. Modedesigner Jean-Paul Gaultier fertigte Kostüme an, die leicht cheesy wirken, aber eben auch abgedreht, eigen und modern. Das „fünfte Element“ vereint diverse Genies vor und hinter der Kamera zu einem fantastischen und auch heute noch einmaligen Erlebnis. Auch die Rollenauswahl hätte man besser nicht treffen können. Im Gegensatz zu seiner neuesten „Valerian“-Verfilmung passen hier die Rollen haargenau. Milla Jovovich, voll Energie, ungemein beweglich, aber auch faszinierend und bezaubernd. Bruce Willis in seiner typisch-sympathischen „Stirb Langsam“-Manier, hier vom knochentrockenen Taxifahrer Korben Dallas zum Weltenretter! Gary Oldman, als fieser, äußerlich und innerlich völlig überzeichneter Bösewicht (da ist er nun mal unübertroffen!). Chris Tucker als supergrüne, supernervige Dauerquassel- und Kreischstrippe. Entweder man liebt ihn hier oder hasst ihn. Ich könnt ihn knutschen!
Dann eben noch diese ganz einfache Geschichte, konzentriert auf das fünfte Element, mit der Botschaft dass ohne die Liebe einfach Nichts in diesem Universum funktionieren und überdauern kann. Garniert mit flotten Actionszenen, dem Wechsel aus klassischer und moderner Musik und diesem Gänsehautauftritt der Diva. Das „fünfte Element“ ist einfach voll von so vielen Ideen, von so viel kreativem Vermögen, von so viel Leidenschaft, von so viel Fantasie. Ich kann nicht anders als ihn zu lieben.
Mit Fernbedienung in der Hand, einem Kissen im Nacken, einer Tüte Chips auf dem Schoss mittendrin im Kriegsgetümmel. Christopher Nolan („Interstellar“) bricht mit den gewöhnlichen Erzählkonventionen und schleudert uns direkt hinein in die ausweglose Ausgangslage, in der sich englische Soldaten 1940 in Dünkirchen befanden.
Er gibt uns keinen Halt, keine Figur zur Identifikation, wir sind wie die Soldaten der Willkür, dem Chaos, der Brutalität des Krieges schonungslos ausgeliefert. Hier wird nicht unterschieden in guten oder bösen Menschen, in Anzettlern oder Anstiftern, in schuldig oder unschuldig. Nur der Krieg ist das Böse als solches. Der Krieg als gewaltige Faust die auf den Erdball eindrischt um ihn zu zerschmettern. Nolan, der mit „Interstellar“ vor allem emotionales figurenbezogenes Kino ablieferte, hebelt hier Raum und Zeit nahezu aus den Angeln. Und klatscht uns ein universelles Erlebnis auf die Augen und die Ohren. Mit perfekter Kameraarbeit und dem dröhnenden Sound von Hans Zimmer kann man selbst nicht entkommen. Krieg dargestellt als das was es ist. Als puren Terror. Jeder Mensch nur noch reduziert auf das eigene Überleben. Der Krieg als die stetig gespannte Hand in deinem Nacken, die nur darauf wartet zuzupacken. Sicher ist im Krieg nur der Tod. Und Nolan bringt das mit seinem filmischen Experiment nahezu auf den Punkt. Das Ding hätte man auch mit völlig unbekannten Mimen besetzen können. Das Cillian Murphy völlig desillusioniert auf dem Schiff kauert oder das Tom Hardy im Flieger alles gibt um seine Einheit zu retten. Egal. Völlig egal. Wer kann schon anspielen gegen diese unnachgiebige monumentale Gewalt einer Kriegsschlacht? Wie Ameisen unter einem Brennglas.
„Dunkirk“ ist ein dröhnendes, pulsierendes, unberechenbares und einfach perfekt inszeniertes Schlachtengemälde mit den Zutaten, die einen Krieg ausmachen: Lärm, Chaos, Panik, Verzweiflung und zu guter letzt auch Hoffnung!
Hobbit Martin Freeman sucht sich jemanden der kleiner ist. Findet tatsächlich jemanden und schnallt sich seinen Balg auf seinen Rücken um es in Sicherheit zu bringen, bevor er sich selbst in einen Zombie verwandelt.
Netflix hat aufmerksam gesurft und folgende Kurzfilmperle auf YouTube entdeckt:
https://www.youtube.com/watch?v=gryenlQKTbE
Wie so oft in letzter Zeit durften die Macher des 7-minütigen Streifens ihren Film gleich nochmal verfilmen, nur in länger. Ne Schubkarre voll Geld und Martin Freeman bekamen das Regie Duo Yolanda Ramke und Ben Howling hinzugestellt. Nu macht ma.
Der Einstieg ist ein bisschen schleppend und schlurft so ein wenig dahin. Martin Freeman aber vermag es einen schnell mit seiner grundsympathischen Art einzunehmen. Die Angst um das Kind spielt immer eine Rolle und wirkt wie so oft äußerst effektiv auf den Betrachter. Ansonsten wird mit den so genretypischen Verfolgungsjagden und Spannungsspitzen eher gegeizt. Was tatsächlich einer Wohltat in dem Genre gleicht, Vieles vermitteln die beiden Regisseure gekonnt über Emotionen, Stimmungen und Atmosphäre. Zwischen all den Untoten, der ausgetrockneten und ausgelaugten Welt keimt immer wieder Hoffnung auf und nicht der Überlebenskampf als solches wird in den Mittelpunkt gestellt, sondern die Menschlichkeit. Das ist stark.
Was hier aber fehlt ist ein klarer Kontrast, das Unmenschliche, klar als Gegenpol herauszubilden. Da fehlt mir einfach ein wenig Schmackes in der esoterisch-romantisierenden Soße. Aber dennoch ist es mal schön im Zombiegenre außer monotonem Blut, fauligem Gedärm, einem oft totlangweiligem Torso mal ein wenig Herz zu finden.
Ästhetisches Gekloppe im wunderschönen Neonlicht mit Sahneschnitte Charlize Theron im Berlin der Wendezeit. Was fand ich die Charlize in „Fury Road“ als Furiosa schon geil. Unfassbar wie präsent diese doch eigentlich oft so zerbrechlich wirkende gebürtige Südafrikanerin doch wirken kann. Auch hier kloppert sie los wie die Feuerwehr. Und alleine die dynamische Treppenhausszene ist ihr Eintrittsgeld wert.
Letzendlich liefert „Atomic Blonde“ wirklich nichts anderes ab als John Wick. Aber eben in Sachen Action, Präsenz, Fun auch keineswegs schlechter. Die Hintergrund-Story hätte man gar nicht so künstlich aufblähen und aufbauschen brauchen. Das macht der Wick schon besser, da wird sich nicht unnötig aufgehalten. Charlize hat aber mit „Drecksau“ James McAvoy einen gut aufgelegten Co-Star an ihrer Seite der ordentlich Gas gibt. Da hätte es wie in „Wick“ ruhig fast noch öfters scherbeln dürfen, denn genau da liegen die Stärken des Films, der in puncto Inszenierung richtig stark ist und in seinen Fightszenen an die Radikalität, Brutalität und Impulsivität von „The Raid“ erinnern lässt.
Für das Zombie-Genre könnte der Spruch „Totgesagte leben länger“ wohl nicht passender sein. Unmengen von verschiedensten Variationen, von unterschiedlichster Qualität wurde da auf uns losgelassen. Und die Zombiewelle nimmt einfach kein Ende. So langsam könnte man meinen wird es langweilig.
Doch nicht mit dem australischen Endzeit-Fun-Splatter „Wyrmwood. Road of the Dead“. Optisch solide fackelt das Regie-Duo Kiah und Tristan Roache-Turner mit ihrem Debüt ein vorallem zu Beginn regelrechtes Ideenfeuerwerk ab. Da wird mit der Nagelpistole getötet, mit den grünen Ausdünstungen der Zombies getankt und im LKW ein Forschungslabor eines tanzenden Wissenschaftlers betrieben. Absolut hanebüchene Entwicklungen werden wie selbstverständlich in die Erzählung integriert.
Das macht in der ersten Hälfte durchaus Laune und das Endzeitvehikel tuckert kraftvoll und gutgelaunt über die Straßen bis ihm dann doch ordentlich die Luft aus den Reifen geht. Eine Erzählung, die trotz allem Schabernack doch vorhanden war löst sich gegen Ende immer mehr in Luft auf. Aufgrund der abgefahrenen Ideen und dem ordentlichen Tempo aber allemal eine Sichtung in einer geselligen Runde wert.