smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

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    smartbo 05.08.2020, 09:58 Geändert 05.08.2020, 10:44

    Für mich reicht es hier für eine gute Bewertung leider nicht aus, um das schon mal vorwegzuschicken. Die Handlung haut einen nicht gerade vom Hocker und macht den Eindruck, als ob man diese schon in etlichen anderen Filmen gesehen hätte. Schaut aus wie West Side Story auf taiwanisch. Die dramaturgischen Akzente sind nach meinem Empfinden weniger gut ausgearbeitet, weshalb der Film auf mich emotionslos, blutleer und hölzern wirkt. Hinsichtlich des Plots kommt hinzu, dass der Verlauf leicht vorhersehbar ist. Das schmälert die fesselnden Momente auf ein erkleckliches Minimum und raubt den Spielraum für Neugier, Überraschungen und Twists. Atmosphärisch und optisch ist der Film sicherlich gut inszeniert. Und einige Schauspieler haben mich mit ihrer guten Performance positiv überrascht. Dazu zählt vor allem Mark Chao in der Rolle des Mosquito. Das war es dann aber schon, mehr kann ich aus dem Film beim besten Willen nicht herauspressen.

    Fazit: der Streifen hat mich nicht überzeugt. Es gibt Filmfreunde, die ihn gut finden. Wahrnehmungen und Geschmäcker sind ja verschieden. Für mich ist aber der Weg zu einer guten Bewertung zu weit. Es langt nicht. 

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      smartbo 03.08.2020, 10:41 Geändert 03.08.2020, 18:10

      Die aus vier Episoden bestehende True-Crime-Dokumentation handelt von einem wahrlich bizarren und irren Kriminalfall. Worum geht es?

      Im August 2003 überfiel der Pizzabote Brian Wells in Erie, Pennsylvania, eine Bank. Bewaffnet war er mit einer im „Saw-Stil“ gebauten Bombe, die in einem verschlossenen ringförmigen Halsband integriert war und um seinen Hals hing. Er drohte mit der Bombe und legte am Kassenschalter einen Zettel vor, auf dem seine Geldforderung in Höhe von 250.000 Tausend Dollar enthalten war. Wells wurde nach dem Überfall auf einem Parkplatz von der Polizei gestellt. Sie verhaftete ihn aber wegen der drohenden Bombenexplosion nicht, sondern hielt ihn -während er auf dem Asphalt des Parkplatzes saß- vom weiten im Schach, damit er nicht flüchten konnte. Wells rief laut um Hilfe, und behauptete, er sei zu dem Überfall gezwungen worden und befinde sich auf einer Schnitzeljagd, bei der die verschiedensten Herausforderungen gemeistert werden sollten, um die Explosion der Bombe zu verhindern. Die Polizei rief den Bombenentschärfungstrupp, der sich jedoch wegen Verkehrsstau verspätete. Die Bombe explodierte vor allen Augen, Wells starb einen fürchterlichen Tod …

      Die Serie versucht, Licht in den abstrusen Fall zu bringen, der auch unter dem Namen Pizzabomber bekannt ist. Zu Wort kommen die an dem Fall Beteiligten, darunter Polizei-Ermittler, investigative Journalisten und auch die Beschuldigten, die verdächtigt wurden, die Straftat begangen zu haben. Das macht die Serie so enorm authentisch und spannend. Die Hauptverdächtige blieb bis heute noch vor allem die hochintelligente Marjorie Diehl-Armstrong, eine ehemalige Schönheitskönigin, die in der Serie einen verwahrlosten und ungepflegten Eindruck macht und von zahlreichen psychischen Erkrankungen geplagt wird. Die Serie ist fesselnd inszeniert und verleitet zum Binge-Watching. Die spannende Atmosphäre wird primär dadurch genährt, dass die skurrilen Hintergründe dieses teuflischen Falles dem Zuschauer wohldosiert und scheibchenweise serviert werden. Das führt dazu, dass die Neugier beim Zuschauen permanent auf einem hohen Level erhalten bleibt und man ununterbrochen Lust auf Weiter hat.

      Fazit: Eine zweifelsohne herausragende und faszinierende Krimidokumentation, die viel Spannung bietet und die ich ohne Vorbehalt als sehenswert empfehlen kann.

      P.S. Für alle, die Interesse haben: der Hinweis von MP, dass die Serie derzeit bei keinem Streamingdienst zu sehen ist, ist nicht zutreffend. Per dato (3.8.2020) ist sie auf Netflix verfügbar.

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        smartbo 02.08.2020, 10:10 Geändert 03.08.2020, 10:00

        Unser verklärtes und romantisches Bild von Burgen und Schlössern steht im krassen Widerspruch zu deren wahren Geschichten, die von Schreckensherrschaft, Blutvergießen, Hungersnöten, Mord, Schlachten und Verrat gekennzeichnet sind. Die Serie, die aus 2. Staffeln mit jeweils 6 Folgen besteht, führt den Zuschauer hinter die Kulissen der größten Burgen und Schlösser in Großbritannien, die im Mittelpunkt der britischen Geschichte stehen, darunter Tower of London, Arundel Castle, Dover, Lancaster Castle. Erzählt werden die fesselnden historischen Begebenheiten von dem britischen Historiker Dan Jones, dessen im flotten Tempo vorgetragenen Erzählungen durch nachgestellte Szenen, CGI und Luftaufnehmen unterstützt werden, wodurch der hohe informative Wert der Serie zusätzlich mit unterhaltsame Elementen angereichert wird. Besonders beeindruckt hat mich die blutige, düstere und dramatische Geschichte von Arundel Castle in der Grafschaft Sussex, im Süden Englands, dem Sitz der Dukes von Norfolk. Es verfügt über eine berühmte Kunstsammlung, darunter wertvolle Gemälde des flämischen Malers van Dyk. Heute ist das Schloss eine touristische Attraktion.

        Fazit: Klar, die Serie wird nicht jedermanns Sache sein. Für Filmfreunde, die einen Faible für Geschichte haben, und ihr Wissen ergänzen oder erweitern möchten, ist die Serie jedoch einer Empfehlung Wert.

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          smartbo 16.07.2020, 17:57 Geändert 17.07.2020, 10:18

          Den Film hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm und wollte ihn mir eigentlich nur so zwischendurch anschauen. Was ich allerdings gesehen habe, hat mich positiv überrascht.

          Worum geht es? Houston, Texas, in den 1990er Jahren. Der drogenabhängige, aber durchaus erfolgreiche Anwalt Mike Weiss verbeißt sich in einen Fall, der für ihn eine Nummer zu groß ist: eine Krankenschwester, die durch einen Nadelstich mit dem HIV-Virus infiziert wurde, behauptet, dass die Pharmaindustrie die Vermarktung eines sicheren Impfstoffes verhindere. Von nun an nimmt es der Anwalt mit der mächtigen Pharma-Lobby auf und der ungleiche Kampf David-gegen-Goliath beginnt .....

          Ich finde den Justizthriller spannend, fesselnd und dramaturgisch gut inszeniert. Was angenehm hervorsticht, ist, dass er frei von den kitschigen, rührseligen Klischees ist, wie sie in vielen US-Gerichtsthrillern zu beobachten sind. Was den Plot angeht, so fährt der Film zweigleisig: da ist auf der einen Seite die dominierende Schilderung des Prozesses gegen die übermächtige Pharma-Lobby. Parallel dazu wird aber auch eine großartige Charakterzeichnung des süchtigen Sonderlings Mike Weiss präsentiert. Meines Erachtens ist dieser Mix, der in anderen Kommentaren vielfach kritisiert wird, filmisch ohne weiteres gelungen. Denn eben diese Charakterarbeit, die sich den bizarren Eigenarten des Anwalts widmet, ist dem Film besonders gut geglückt. Der Cast ist nicht gerade die allererste Sahne, dennoch ist er keineswegs schlecht. Eben der gute Durchschnitt. Positive Ausnahme ist sicherlich Chris Evans, der schauspielerisch eine ausgezeichnete Performance bietet.

          Fazit: Da gibt es von meiner Seite nichts zu mosern. Für mich war der Low-Budget-Film eine angenehme Überraschung. Daumen hoch, absolut sehenswert.

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            smartbo 13.07.2020, 11:40 Geändert 13.07.2020, 22:38

            Die mit seltenem Archivmaterial, Interviews und Ausschnitten aus zahlreichen Trickfilmen gespickte Dokumentation der amerikanischen Filmemacherin Sarah Colt beleuchtet das Leben und das Erbe eines der einflussreichsten Storyerzählers Amerikas Walt Disney. Er hat den Zeichentrickfilm nicht nur zu einer der schönsten filmischen Kunstformen erhoben, sondern auch Themenparks gegründet und ein Medienkonzern aufgebaut. Disney hatte Erfolg und war ein kreativer Visionär, ja, er war aber auch eine komplexe und polarisierende Persönlichkeit. In der informativen und unterhaltsamen Dokumentation werden neben seinen Erfolgen auch diese Schattenseiten seines Charakters illustriert. Die differenzierte, informell vielschichtige und sachliche Schilderung, die einerseits frei von begeistertem Enthusiasmus ist und anderseits auf beißende Kritik verzichtet, unterstreicht die authentische Note der Doku und macht sie qualitativ wertvoll.

            Fazit: Walt Disney kann man mögen oder nicht. Aber eins dürfte unumstritten sein: er hat die Filmgeschichte geprägt und ihr eine bleibende Handschrift verliehen. In jedem Fall ist es eine sehenswerte und kurzweilige Dokumentation, die die Höhen und Tiefen seines Lebens und Wirkens erzählt. Meine Empfehlung.

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              smartbo 10.07.2020, 12:31 Geändert 10.07.2020, 16:46

              Weltweit wächst der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen mit gentechnisch behandelten Pflanzen. Meines Erachtens ist die Gentechnologie eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Leider wird es medial immer wieder überlagert von anderen Themen, wodurch die gesellschaftlich Relevanz der Gentechnik in der Öffentlichkeit in den Hintergrund rückt. Das Thema ist ja höchst emotionsgeladen, und die Dokus, die diese Problematik beleuchten, lassen sich entweder als verdeckte Werbung für Gentechnik seitens der Industrie charakterisieren oder sie sind ideologisch belastet und stellen sie einseitig als Teufelswerk dar. D.h. für den Laien wird es immer schwieriger, sich ein klares und ein einigermaßen objektives Bild zum Thema zu machen. Auch wenn sich Frédéric Castaignède, der Macher dieser Doku, schlussendlich auf die Seite der Kritiker der Gentechnologie schlägt, blickt er doch relativ differenziert hinter die verriegelten Kulissen der Hersteller von Gentechnologie und liefert für den Laien gut verständlich eine Fülle von Informationen. Um einen guten Überblick zu der zweifelsfrei komplexen Materie zu haben, kommt es letztendlich eben darauf an.

              Fazit: eine gelungene Doku, die einen guten Einstieg in die Thematik der Gentechnologie bietet. Für die eigene Meinungsbildung bestens geeignet. Meine Empfehlung.

              @EudoraFletcher: danke für den Tipp.

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                smartbo 08.07.2020, 13:49 Geändert 29.09.2020, 10:01

                In dem von HBO produzierten Film geht es um den Präsidentschaftswahlkampf John McCains und Sarah Palins, damals konservative Gouverneurin des US-Bundesstaates Alaska. Geschildert werden die Begebenheiten vor den Wahlen im Jahr 2008 bis zu der Niederlage. John McCain verstarb im Jahr 2018. Sarah Palin, die damals Vize-Präsidentin werden sollte, ist heute politisch nicht mehr aktiv und lebt in Alaska.

                Mit voller atmosphärischer Wucht und dezenter Ironie nimmt der Film die amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2008 aufs Korn und entlarvt sie schonungslos als skrupellose und verlogene mediale Inszenierung. Gewürzt mit viel subtilem Sarkasmus zeigt er, dass es für die Präsidentschaftskandidaten nicht auf den substanziellen Inhalt von Wahlkampfreden ankommt, sondern dass es -egal wie- primär um ein wahlrelevantes positives Echo in der Öffentlichkeit geht. Dass dabei die Wahrheit auf der Strecke bleibt, dürfte eine Binsenwahrheit sein. Dies präsentiert der Film jedoch nicht moralisierend mit erhobenem Zeigefinger und verbissenem Ernst, sondern verpackt es in eine humorvolle und unterhaltsame Handlung. Im Kern geht es in dem Film auch gar nicht um Sarah Palin. Sie lieferte jedoch mit ihrer Naivität und offensichtlicher Inkompetenz dem Film eine gelungene Steilvorlage für einen exzellenten Plot. Daher ist das Statement, das die Filmhandlung implizit beinhaltet, ohne weiteres auf jede Präsidentschaftswahl in den USA übertragbar.

                Hervorzuheben sind im Film vor allem die guten Schauspieler. Sehr gut hat mir Julianne Moore gefallen, die die Rolle der Sarah Palin spielt und ihre Sache glänzend meistert. Klar, dass ebenfalls Ed Harris als McCain gute Leistung zeigt. Und nicht zuletzt Woody Harrelson, der den Wahlkampfmanager von John McCain darstellt, bietet -wie man es von ihm gewohnt ist - eine klasse schauspielerische Performance.

                Fazit: ein Film, der wegen seines Unterhaltungswertes nicht nur für politisch interessierte Filmfreunde sehenswert ist. Daumen hoch.

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                • smartbo 02.07.2020, 12:54 Geändert 02.07.2020, 13:11

                  In der heutigen globalisierten Welt sind eben die zahlreichen unterschiedlichen Meinungen und der Pluralismus die Werte, die die Kultur und die Gesellschaft bereichern. Fängt man an, diese Werte zu beschneiden und einzuengen, sägt man an der eigenen Lebensqualität und ebnet den Weg für eine unfreie Gesellschaftsordnung. Es ist schon beängstigend zu beobachten, wie vielerorts ungeniert die Keule der Zensur eingesetzt wird und die demokratischen Grundwerte der Meinungsfreiheit und der Meinungsvielfalt mit Füssen getreten werden.

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                  • 8
                    smartbo 29.06.2020, 12:31 Geändert 29.06.2020, 18:45

                    Es ist ein außergewöhnlicher und besonderer Film aus den USA: keine Hochspannung, keine Action, keine Schießereien, keine Hollywood-Dramaturgie, keine Hochglanzbilder. Halt nichts für die Zahnpastawerbung. Dennoch ist es ein dramaturgisch sehr guter und emotional bewegender Film, der fesselt und beeindruckt.

                    Geschildert wird im Film die ungewöhnliche Freundschaft zweier Wanderarbeiter, die in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahren in Kalifornien auf der Suche nach einem Job sind, um ihren Traum von einem besseren Leben auf eigener Ranch zu verwirklichen. Unterschiedlicher können die beiden nicht sein. Da ist der geistig behinderte, physisch starke Lennie, gespielt von John Malcovich, und der lebenserfahrene, clevere, fürsorgliche Georg, der von Gary Sinise dargestellt wird. Sie finden auf einer Farm Arbeit, auf der die dramatischen Ereignisse und das bittere Ende ihren Lauf nehmen ….

                    Der Film besticht mit seiner tiefen und komplexen Charakterzeichnung. Prima ausgearbeitet ist insbesondere die Figur des Lennie, die durch die ambivalenten Charaktermerkmale einer infantilen Sensibilität auf der einen Seite und enormen physischen, körperliche Kraft auf der anderen auffällt. Und auch die übrigen Figuren wurden filmisch zweifelsohne gut entwickelt. Da gibt es nichts zu bemängeln. Allerdings bin ich der Auffassung, dass Malcovich, der -wie erwähnt- die Rolle des Lennie verkörpert, nicht die ideale Besetzung ist. Passender zu der Rolle wäre ein größerer, physisch stärkerer und korpulenter wirkende Darsteller. Schauspielerisch ist Malcovich jedoch -wie auch der übrige Cast- keineswegs schlecht, nein, er macht seine Sache schon super. Von daher hat diese Einschätzung keinen gravierenden Einfluss auf meine Bewertung.

                    Der unter der Regie von Gary Sinise entstandene Film fängt atmosphärisch herausragend die große Depression in den USA der 1930er Jahr ein, die von einem Mix aus Pessimismus, Melancholie und Galgenhumor gekennzeichnet ist. Diese perfekt inszenierte schwarzhumorig-düstere Stimmung verstärkt die ohnehin schon vorhandene intensive dramaturgische Note des Filmes und reichert seine Qualität zusätzlich an.

                    Fazit : der Film ist eine gelungene Umsetzung der Erzählung von John Steinbeck, der insbesondere durch den Klassiker „Jenseits von Eden“ bekannt ist. Filmfreunden, die Gefallen auch an Filmen außerhalb des Mainstreams haben, kann ich den Film ohne Vorbehalt als sehenswert empfehlen.

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                    • 6 .5
                      smartbo 24.06.2020, 16:24 Geändert 25.06.2020, 12:13

                      Es ist eine köstliche, trashige, surreal-absurde Persiflage aus den 70er Jahren auf Virus-Epidemien, die perfekt in die heutige Corona-Zeit passt. Damals in den 70er Jahren lief der deutsche Film unter dem Genre Sci-Fiktion. Heute ist er keine Zukunft, nein, er ist Realität geworden. Der Film bietet einen Plot, der genau so absurd ist, wie die heutigen Corona-Zeiten, die weitestgehend vom Irrationalismus, unkritischen Gehorsam, der politisch korrekten Zensur, Massen-Panik a la Ortega y Gasset, beliebigen und austauschbaren Expertentum, mangelhafter Seriosität, politischer, wissenschaftlicher, medialer Unredlichkeit determiniert sind. Und eben alles das hat der Film, der eher wie ein Klamauk rüberkommt, schon in den 70er Jahren prophezeit und auf die Schippe genommen. So mutiert diese über 40 Jahre alte filmische Farce zu einer realen Gegenwart.

                      Fazit: über die filmische Qualität muss man natürlich großzügig hinwegschauen. In dieser Hinsicht würde der Film bei mir über eine dürftige 3 = schwach nicht hinausgehen. Seine Punkte sammelt der Film aber, weil er verblüffend echt und so herrlich amüsant die heutige Realität trifft. Dafür gibt es von mir die gute Bewertung.

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                        smartbo 23.06.2020, 18:38 Geändert 23.06.2020, 22:47

                        Der biografische Film spielt in den USA und erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte über Nick Yarris, der in Pennsylvania im Jahr 1982 wegen Mordes und Vergewaltigung zum Tode verurteilt wurde. Nach 21 Jahren in der Todeszelle verliert er den Lebensmut und reicht beim Gouverneur das Ersuchen ein, das Todesurteil endlich zu vollstrecken ….

                        Der Film bietet mit seiner ruhigen und unaufgeregten Inszenierung vor allem eine dichte Atmosphäre und fesselt ohne Leerlauf von Anfang bis zum Ende. Beeindruckt hat mich insbesondere das ausgezeichnete Storytelling. Von Action oder Spannung kann bei diesem Plot natürlich keine Rede sein. Vielmehr erzählt der zum Tode verurteilte Nick Yarris zutiefst beeindruckend seine Lebensgeschichte und vor allem von seinen negativen Erfahrungen mit der US-Justiz. Die Inszenierung der Story ist einfach nur großartig und löst beim Zuschauer Entsetzen aus. Einer von vielen Skandalen und Fällen in der Geschichte der US-Justiz, der bei mir ungläubiges Kopfschütteln hervorrief und partiell sogar den Eindruck einer unwirklichen, kafkaesken Satire hinterließ.

                        Der Filmtitel ist angelehnt an das aus dem Griechischen stammende Fremdwort Triskaidekaphobie, mit dem man die primär vom Aberglauben geprägte Angst vor der Zahl 13 umschreibt. Damit weist die Doku sinnbildlich auf sein umfangreiches Wissen hin, welches er sich während seines Aufenthaltes im Todestrakt autodidaktisch mit Bücherlektüre angeeignet hat.

                        Fazit: ein anspruchsvoller Film der gehobenen Qualität, den ich für absolut sehenswert halte.

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                          smartbo 05.06.2020, 13:35 Geändert 05.06.2020, 14:00

                          Am besten hat mir im Film noch Jürgen Leinemann in seinem Gastauftritt als Journalist während der Pressekonferenz von Sepp Herberger gefallen. Aber ansonsten hat mich der Film kaum erreicht, obwohl ich selbst Fußballfan bin. Probleme habe ich fast mit dem gesamten Film. Schlecht hat bei mir insbesondere die schauspielerische Leistung der Protagonisten abgeschnitten. Die 50er-Jahre-Kulissen sind sicherlich gelungen. Aber das langt für eine gute Bewertung nicht. Und so reicht es aus meiner Perspektive gerade noch für ein mageres „geht so“.

                          R.I.P. Jürgen. Du bleibst unvergessen. 😔

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                            smartbo 04.06.2020, 14:15 Geändert 04.06.2020, 22:48

                            Wieder mal eine fesselnde HBO-Dokumentation über einen bizarren und verstörenden Kriminalfall in den USA.

                            Geschildert wird das Gerichtsverfahren gegen zwei 12-jährige Mädchen, die ihre Freundin brutal in einem Waldstück in Wisconsin niedergestochen haben und schwer verletzt zurück ließen. Bei den Polizei-Verhören nach der Verhaftung machten sie einen eiskalten, gefühllosen Eindruck und antworteten auf die Frage nach dem Warum: den Mord habe ihnen der Slenderman, eine im Internet auf der Web-Seite Creepypasta grassierende Horrorfigur, befohlen. Auf die meisten von uns kommt das wie ein Joke rüber. Aber es war von den beiden ohne Wenn und Aber ernst gemeint. Die Untersuchungen durch Psychiater ergaben, dass die beiden Täterinnen psychisch krank waren. Dieser Fakt mindert jedoch beim Zuschauer nicht im Geringsten das Entsetzen über diese grauenhafte und sinnlose Tat. Das Opfer überlebte zwar, aber mit den psychischen Schäden muss es ein ganzes Leben lang kämpfen. Und so bleibt man auch nach der Sichtung emotional berührt und wird nachdenklich …

                            Die Serie bietet einen hohen Grad an Authentizität, da die Szenen nicht nachgestellt, sondern original mit den jeweils an dem Fall Beteiligten besetzt sind. Die Atmosphäre ist deshalb durchgehend real und glaubwürdig, was die Qualität nach oben pusht.

                            Ein kleines Aber habe ich jedoch. Die Serie endet im Jahr 2016, obwohl die Urteilsverkündung erst im Jahr 2018 erfolgte. Dies hat allerdings keinen Einfluss auf meinen insgesamt sehr guten Eindruck von der Doku.
                            Hier noch zur Info das Gerichtsurteil aus dem Jahr 2018, das im Film nicht erwähnt wird: Morgan Geyser, eine der Täterinnen, muss für 40 Jahre in Psychiatrie. Und die andere, Anissa Weier, für 25 Jahre in die Psychiatrie.

                            Fazit: eine spannende und emotional aufwühlende Dokumentation, die ich als sehenswert empfehlen kann. Top. Daumen hoch.

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                              smartbo 15.05.2020, 21:32 Geändert 25.08.2020, 20:05

                              Ich will es schon am Anfang vorwegnehmen: die ersten beiden Staffeln der Serie stufe ich als ziemlich gut ein, obwohl es bereits hier ein leichtes Bewertungsgefälle gibt. Die erste Staffel hat bei mir noch mit einem „ganz gut“, die zweite mit „geht so“ abgeschnitten. Mit der dritten Staffel sinkt jedoch meine Bewertung und erreicht gerade noch den Bereich „uninteressant“. Die Serie hat überwiegend gute bis sehr gute Bewertungen erhalten. Da meine Einschätzung nicht ganz so üppig ausfällt, möchte ich meine Sicht auf die Serie etwas ausführlicher schildern und begründen.

                              Mein Hauptkritikpunkt liegt in der wenig überzeugenden Authentizität. Die Handlung ist im tiefen Mittelalter angesiedelt. Da will ich eben fettige, ungepflegte Haare und Dreck unter den Fingernägeln sehen. Stattdessen sind fast alle Protagonisten, egal ob vor oder nach der Schlacht, herausgeputzt und geschminkt, wie vor einem Besuch des Wiener Opernballs. Natürlich ist es Ironie, die aber treffend und real meine Einschätzung und das aus meiner Sicht überzogene Overstyling verdeutlichen soll. Auch mit den reichlich vorhandenen Klischees habe ich so meine Probleme. So sind das Gut und das Böse zu überzeichnet dargestellt. Kleine Beispiele: auf der einen Seite steht der alles überragende Held Uthred, der makellos ist und den Guten verkörpert. Auf der anderen, die grimmig dreinschauenden und hässlichen Feinde, die allein schon optisch und akustisch zu übertrieben als Bösewichte präsentiert werden.

                              Und die schauspielerische Qualität? Alexander Dreymon, der in der Hauptrolle den Uthred verkörpert, macht ja noch seine Sache recht ordentlich. Das gleicht gilt in meinen Augen für Dawid Dawson als König Alfred. Aber ansonsten hält sich die Qualität der meisten Darsteller in Grenzen. Wenn ich mir z.B. Timothy Innes in der Rolle des Eduard oder Thea Sofie Loch Næss, die die Hexe Skade verkörpert, ansehe und frage, was an den beiden schauspielerisch gut sein soll, dann sehe ich: wenig. Okay, die zuletzt Genannte sieht gut aus. Aber davon gibt es eine ganze Menge und darauf kommt es hier auch nicht an.

                              Die Serie macht auf mich den Eindruck einer aus Einzelszenen und Passagen aneinandergereihten Verfilmung. Von einer fließenden Inszenierung oder einem sukzessiven Handlungsaufbau mit überraschenden Wendungen oder Spannung habe ich kaum etwas gesehen. So verläuft die Handlung ziemlich flach, ohne Höhen und Tiefen, und ohne eine fesselnde Wirkung zu entfalten. Für mich ist jedoch gerade eine gut inszenierte Handlung enorm wichtig, da sie das Herzstück einer Verfilmung darstellt. Und da sehe ich Defizite.

                              Ich mag historische Serien, deren Handlung im Mittelalter angesiedelt ist. Und das düstere mittelalterliche Setting, die historisch detailgetreue Kostümierung, die aufwendigen Requisiten sowie die optisch einnehmenden Landschaftsaufnahmen sind ja in der Serie zweifellos gut getroffen. Dies sind Faktoren, die die erwähnten Schwächen partiell kompensieren und die Qualität nach oben anheben. Für eine gute bis sehr gute Bewertung reicht das aber aus meiner Perspektive nicht aus.

                              Fazit: es sei jedem gegönnt, der Spaß und Freude an der Serie hat, und ich kann es gut verstehen, wenn die von mir aufgeführten Holprigkeiten bei dem einen oder anderen keine große Rolle spielen. Wahrnehmungen und Geschmäcker sind ja verschieden. Mich hat die Serie in der Gesamtbetrachtung unter dem Strich aber nicht erreichen können. Die 4. Staffel kann ich mir dann sparen. Da gibt es in diesem Genre viele andere Serien, die wesentlich besser sind, z.B. Die Tudors oder Die Medici, um nur die beiden zu nennen.

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                              • 7 .5
                                smartbo 10.05.2020, 13:58 Geändert 12.05.2020, 11:27

                                Um einen besseren Zugang zu dem Film zu bekommen, ist es hilfreich, den historischen Kontext zu kennen, auf dem die Filmhandlung basiert. Dazu vorab eine kurze geschichtliche Erläuterung, bevor ich zu meiner Kommentierung komme.

                                Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Finnland und Russland im Winter 1939/1940, bei dem es den Finnen um die Rückeroberung des Landes Karelien ging, endeten mit dem Sieg Russlands. In den Friedensverhandlungen im März 1940 musste Finnland einen Großteil Kareliens aufgeben, behielt aber die Souveränität. Als im Juni 1941 Hitlers Wehrmacht Russland überfiel, verbündete sich Finnland mit Nazi-Deutschland, um die verlorenen Karelien-Gebiete zurückzuerobern. Finnland erklärte Russland 1941 den Krieg, der drei Jahre lang dauern sollte und im Sommer 1944 mit der Niederlage Finnlands und dem Verlust weiterer Gebiete endete. Da die Finnen nach der Niederlage gegen den alten Verbündeten Deutschland ins Feld zogen, gelang es ihnen, die Russen zu „besänftigen“ und auch diesmal ihre Unabhängigkeit zu bewahren.

                                Im Mittelpunkt der Handlung, die auf dem Roman des finnischen Autors Väinö Linna basiert und zeitlich zwischen 1941 und 1944 angesiedelt ist, steht eine finnische Kompanie, die sich aus Männern der unterschiedlichsten Herkunft, verschiedensten Charakteren und Berufen zusammensetzt und zeitgleich mit der Wehrmacht gegen die Russen durch ein dünn besiedeltes, sumpfiges und waldiges Gebiet in den Kampf zieht. Der Film besticht zuvorderst durch seine subtile Charakterzeichnung, die einen exzellenten Eindruck hinterlässt. Die Soldaten sind keine typischen taffen Krieger, und strahlendes Heldentum oder Pathos sind ihnen fremd. Es sind normale, junge Männer, die die brutale Härte des Krieges und seine hässliche Fratze durchleben müssen und das Grauen nur überleben wollen. Dennoch haben sie ihren Humor und ihre menschlichen Eigenheiten nicht verloren. Und auch Widerworte und Ungehorsam gegenüber den Offizieren sind an der Tagesordnung.

                                Verblüffend authentisch werden die Kampf- und Todesszenen geschildert. Denn die Kamera filmt nicht aus der Ferne, nein, sie ist ganz nah am Kampfgeschehen dabei, mittendrin, so dass man als Zuschauer hautnah die Szenen ungeschönt miterlebt. Dabei ist die Luft von vorbei zischenden Kugeln und Todesschreien erfüllt, was diesen morbiden Eindruck zusätzlich verstärkt. Im Sommer 1944, nach der Niederlage Finnlands, kehren die noch Überlebenden der Kompanie desillusioniert und verbittert heim zu ihren Familien. Mit seiner echten und glaubwürdigen Atmosphäre gelingt es dem Film schlussendlich implizit aufzuzeigen, wie sinnlos und absurd der Krieg ist und welche Zerstörung von humanitären Werten er mit sich bringt.

                                Fazit: ein sehenswerter, emotional berührender und intensiver Film, der nachdenklich macht. Ein Antikriegsfilm und eindringlicher Appell für Menschlichkeit und gegen kriegerische Aggressionen. Top. Meine Empfehlung.

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                                  smartbo 05.05.2020, 16:28 Geändert 06.05.2020, 13:58

                                  Der Film stellt eine stimmig eingefangene Milieustudie dar und schildert aus einer dezent komödiantischen Perspektive ungeschminkt das trostlose, perspektivlose Leben der britischen Unterschicht in einem Hochhaus-Silo im Südosten Londons. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie Basset, deren Alltag alles andere als harmonisch oder perfekt verläuft ....

                                  Beeindruckt hat mich vor allem die reale Atmosphäre. Spannung oder Aktion sind natürlich nicht zu erwarten, klar, dennoch gelingt es dem Film, eine latente Grundneugier auf Mehr zu erzeugen. Die Schauspieler sind so exzellent, dass man fast den Eindruck gewinnt, es handele sich um eine authentische Dokumentation, die mit einem deftigen, schwarzen englischen Humor gewürzt ist.

                                  Fazit: der Film wird nicht jedermanns Geschmack sein. Wer jedoch offen ist auch für Filme, die etwas abseits des Mainstreams angesiedelt sind, dem kann empfehlen, einen Blick zu riskieren. Es lohnt sich.

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                                    smartbo 23.04.2020, 13:44 Geändert 24.04.2020, 15:13

                                    Unzählige Verurteilte in den USA sind unschuldig. Einige Schätzungen gehen sogar von 10 % der Verurteilungen aus. Nur in äußerst seltenen Fällen werden die Verfahren neu aufgearbeitet und erneut überprüft. Denn in den USA gilt die Maxime: wer einmal verurteilt wurde, der ist schuldig und der sitzt in den allermeisten Fällen seine Strafe bis zum bitteren Ende ab. Besonders schwerwiegend ist das für unschuldig verurteilte Gefangene, die zu einer lebenslangen Haftstrafe oder Todesstrafe verurteilt wurden. Für diese Häftlinge setzt sich in den USA die Non-Profit-Organisation „Innocence Project“ ein.

                                    Die 9-teiligen Serie schildert fesselnd und emotional berührend die Fälle, in denen es der Organisation mit hartnäckiger, geduldiger und akribischer Kleinarbeit gelungen ist, die Mühlen der maroden US-Justiz aufzurollen, die Unschuld nachzuweisen, die Verurteilungen aufzuheben und die Verurteilten freizulassen. In den meisten Fällen konnte dies mit DNA-Analysen erreicht werden, die heute aus der Justizarbeit und der Verbrechensbekämpfung nicht mehr wegzudenken und ein wahrer Segen sind. Die Serie bietet einen hohen Grad an Authentizität, da die Szenen nicht nachgestellt, sondern original mit den jeweils an dem Fall Beteiligten besetzt sind. Die Atmosphäre ist daher durchgehend real und glaubwürdig, was die Qualität enorm nach oben pusht.

                                    Die Doku ist angereichert mit (für mich als Laien) überraschenden und unbekannten Erkenntnissen, z.B. dass die sequentielle Gegenüberstellung, indem ein Zeuge oder das Opfer aus einer Gruppe den Täter identifizieren soll, kein absolut gesicherter Beweis ist, sondern mit großer Fehleranfälligkeit behaftet ist, was in einem Fall, der in der Serie beleuchtet wird, fatale Folgen für den Beschuldigten hatte. Er wurde aufgrund dieser Identifizierung verurteilt und saß 20 Jahre unschuldig im Gefängnis. Die Doku zeigt auch etliche haarsträubende Fälle auf, in denen die Ermittlungsbehörden vorsätzlich die Verurteilungen mit konstruierten Beweisen herbeigeführt haben, nur um diese der Öffentlichkeit und den Medien als erfolgreich abgeschlossen zu präsentieren.

                                    Mag sein, dass die Serie mit 9 Episoden etwas zu lang geraten ist. Diesen Einwand würde ich akzeptieren. Auf meine Schlussbewertung hat dies jedoch keinen Einfluss, dafür ist die Qualität einfach zu gut ist.

                                    Fazit: eine spannende, informative, emotional aufwühlende und unterhaltsame Dokumentation, die ich als sehenswert empfehlen kann. Top. Daumen hoch.

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                                      Eine der besten Natur-Dokus, die ich jemals gesehen habe. Beeindruckt haben mich vor allem die exzellenten Bilder, die brillante Optik und die fesselnde unaufgeregte Atmosphäre. Dazu beigetragen hat sicherlich auch Axel Milberg mit seiner ruhigen und fesselnden Kommentierung. Ich habe bisher angenommen, dass gute Natur-Dokus nur von der BBC kommen können. Umso überraschter war ich zu erfahren, dass dies eine deutsche Produktion ist. Klasse Dokumentation. Daumen hoch. 

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                                        smartbo 22.04.2020, 11:41 Geändert 10.05.2020, 17:03

                                        Um das schon mal vorwegzuschicken: vom Hocker hat mich der Film nicht gehauen. Auf der anderen Seite war es aber auch keineswegs eine große Enttäuschung. So fällt dementsprechend differenziert meine Einschätzung aus.

                                        Die folgende Aufstellung enthält die wichtigsten Kriterien, die ich bei einer Filmbewertung zugrunde lege. In jedem dieser Kriterien hinterlasse ich jeweils meinen Eindruck und die Beurteilung, um danach zu einer Gesamtbewertung und Gesamtbetrachtung zu gelangen.

                                        - Inszenierung: sehr real, ohne Schnickschnack, aus dem richtigen Leben, liebevoll und detailgetreu. Negativ bewerte ich das nach meinem Geschmack schleppende Handlungstempo. Das war mir zu langsam. Damit ist nicht gemeint, dass ich mir mehr Action gewünscht hätte. Nein. Das gibt der Plot ohnehin nicht her. Und ich habe nichts gegen ein langsames Erzähltempo. Dazu bedarf es aber einer sehr guten Handlung. Und die ist aus meiner Sicht leider etwas mager (siehe dazu den Punkt Handlung) Desweiteren: der Film ist zu lang. Etwas mehr Kompaktheit und Weniger wären hier Mehr.

                                        - Score: hat mich nicht überzeugt. Partiell wurden die Songs für meine Ohren und nach meinen Geschmack unpassend eingesetzt.

                                        - Setting: in jedem Fall gut. Der Supermarkt und die Lagerräume stellen fast schon ein eigenes abgeschlossenen Universum dar, das nur mit der am Supermarkt vorbeiführenden Autobahn verbunden ist. Das gelungene Setting unterstreicht die authentische Atmosphäre. So stellt man sich die Welt eines Supermarktes in den hinteren Bereichen und den Lagerräumen vor.

                                        - Charaktere: die Protagonisten wirken durchgehend sympathisch. Auch die sensible Charakterzeichnung ist gelungen. Schnell lernt man als Zuschauer die Figuren kennen, und vor allem auch mögen

                                        - Dialoge: nicht gerade berauschend, um das mal höflich zu sagen (siehe dazu auch den Punkt „Handlung“) Technisch partiell auch unverständlich. Phasenweise habe ich mir sogar Untertitel gewünscht.

                                        - Handlung: die Story ist sicherlich nicht ganz einfach umzusetzen, weil sie nicht gerade dazu geeignet ist, den Zuschauer vom Hocker zu reißen. Ja und hier bei der Handlung, die aus meiner Sicht das Herzstück eines jeden Filmes darstellt, liegt für mich das Problem. Es muss ja nicht immer Hochspannung pur sein, um eine Handlung als gut einzustufen. Aber da tut sich für meinen Geschmack zu wenig, um das mal einfach und platt zu formulieren. Es sind nach meiner Einschätzung partiell ätzend langwierigen Passagen zu sehen. Dazu zählen insbesondere die ellenlangen Schweigeszenen. Beispiel: Bruno und Christian stehen abends am Zaun, rauchen eine Zigarette und schweigen sich eine gefühlte Ewigkeit an. Was mir ebenfalls gefehlt hat, sind emotionale Höhen und Tiefen, die der Plot sicherlich zu bieten hätte. So verläuft die Handlung aus meiner Sicht ziemlich eintönig und monoton. Ich hätte mir etwas mehr dramaturgischer Akzentuierung des Handlungsablaufes gewünscht. Auch was den Faktor Handlungsaufbau angeht, habe ich recht wenig gesehen. Und last but not least: die zarte Beziehung zwischen Marion und Christian wird ebenso ziemlich oberflächlich abgehandelt.

                                        - Schauspieler: der Cast hat mich durchgehend überzeugt. Gefallen hat mir insbesondere die Performance von Franz Rogowski in der Rolle des Christian. Überrascht hat mich seine Ähnlichkeit mit Joaquin Phoenix. 😯

                                        - Atmosphäre: gut inszeniert. Düster, grau, melancholisch und verblüffend authentisch. Dazu tragen sicherlich das prima Setting und die guten Schauspieler bei.

                                        Fazit: Der Film hat ja viele sehr gute Kritiken bekommen. Dafür zolle ich in jedem Fall meinen Respekt. Ist ja alles Sache der unterschiedlichen Wahrnehmung und der subjektiven Bewertung. Also, schlecht ist der Film aus meiner Sicht nicht. Für ein "Sehr gut" reicht es jedoch nicht aus. Hervorheben möchte ich die gelungene Atmosphäre, die guten Schauspieler und die sympathischen Charaktere. Abzüge gibt es nach meinem Geschmack bei der Handlung. Ein Punkt, der letztendlich die Gesamtbewertung nach unten pusht und ausschlaggebend für die Schlussbewertung ist. Unter dem Strich, wenn ich die oben aufgeführten Einzelbewertungen berücksichtige und entsprechend gewichte, komme ich auf eine Gesamtbewertung, die sich im Bereich „ganz gut“ bewegt.

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                                          smartbo 09.04.2020, 12:44 Geändert 09.04.2020, 16:23

                                          „Black Mirror“ ist eine intelligente, originelle und exzellent inszenierte dystopische Anthologie-Serie, die kritisch und pessimistisch die Gefahren der technologischen Entwicklung aufzeigt und ein defätistisches und düsteres Zukunftsbild zeichnet.

                                          Jede Folge bietet einen eigenen Cast sowie einen anderen, originellen Plot, der mit einem überraschenden Twist endet. Angesprochen werden in den einzelnen Episoden eine ganze Reihe gesellschaftskritischer Schwerpunktthemen, wie mediale Sensationsgier, der wuchernde Einfluss der Medien, Meinungsfreiheit, Rufmord, Voyerismus, Videoüberwachung, die „Macht“ und die Abhängigkeit von Social Media, "Likeismus", Spiel-Sucht, Eskapismus sowie der schleichende Verlust von humanitären Werten, wie Empathie, Mitgefühl, Solidarität.

                                          Die Handlung vollbringt eine schmale Gratwanderung zwischen Realität und Dystopie und zwingt regelrecht den Zuschauer spätestens beim Abspielen des Abspannes zum Nachdenken. Ist das in der Serie Gezeigte schon Realität? Oder ist es etwas, was uns in der Zukunft droht? Jedoch oft, allzu oft stellt man Parallelen zur Gegenwart fest. Was Kreativität, Drehbuchqualität, filmische Innovation und Inszenierung anbetrifft, so lässt sich die Serie aus meiner Sicht sicherlich in die Champions-League einordnen.

                                          Einen kleinen Wermutstropfen habe ich allerdings. Der inzwischen auf fünf Staffeln angewachsenen Serie fehlen, -insbesondere in den letzten Episoden-, neue Ideen. Denn irgendwann, auch bei diesen attraktiven und spannenden Themen, tritt naturgemäß ein Abnutzungseffekt ein. Da würde man sich schon neue, kreative Impulse wünschen. In der Gesamtbetrachtung hat dieser Aspekt jedoch auf meine Bewertung keinen gravierenden, entscheidenden Einfluss. Dafür ist die Serie insgesamt zu gut.

                                          Fazit: Ich kann die anspruchsvolle Serie jedem empfehlen, der auf Sci-Fi der gehobenen Qualität steht. Die gelungene Mischung macht es: intelligent, kritisch und gleichzeitig unterhaltsam. Top.

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                                          • 7 .5

                                            Im Mittelpunkt der 5-teiligen Serie, die auf wahren Begebenheiten basiert, steht Henry Lee Lucas, der aufgrund seiner eigenen Geständnisse Hunderte von Menschen umgebracht haben soll. Geschildert werden die Verhöre und die Ermittlungen gegen ihn in Texas in den 1980er Jahren. Die Geständnisse wiegen schwer. Doch dem ermittelnden Sheriff und den legendären Texas-Rangers kommen unbequeme Journalisten und ein Staatsanwalt in die Quere. Und es werden Fragen gestellt. Ist er ein Massenmörder? Welche Morde und wie viele hat er begangen? Was ist die Wahrheit und was Lüge. Wer ist Freund und wer ist der Feind. Und was ist denn eigentlich mit dem US-Justizsystem los?

                                            Zu Wort kommen in Original-Aufnahmen neben Henry Lucas selbst alle Beteiligten in diesem Fall. Gezeigt werden in der Dokumentation im weiteren Verlauf auch die Begebenheiten und die Zeit als Henry Lukas in den 90er Jahren im Todestrakt saß. Die letztendliche Wahrheit lässt aber lange Zeit auf sich warten und kommt in den meisten Fällen im Rahmen des in den USA üblichen Aufrollens von „Cold-Case-Fällen“ erst Jahre später mit Hilfe von DNA-Analysen, Verhör- und Profiling-Experten ans Licht …..

                                            Eine unglaubliche und bizarre Story, in die auch der damalige Gouverneur von Texas und spätere USA-Präsident George W. Bush involviert war. Ja und zu guter Letzt: angereichert wird die Qualität der Serie mit überraschenden Wendungen. Die Inszenierung dieser unerwarteten Twists haben die Regisseure Robert Kenner und Taki Oldham erstklassig hingekriegt. Prima.

                                            Fazit: die Doku ist wie ein spannender Krimi inszeniert: fesselnd und kurzweilig. Meine Empfehlung: top, absolut sehenswert.

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                                              smartbo 06.04.2020, 12:14 Geändert 06.04.2020, 15:49

                                              Ich stehe deutschen Filmproduktionen eher skeptisch und kritisch gegenüber. Dieser ältere Film von Helmut Käutner aus dem Jahr 1956 stellt allerdings eine Ausnahme dar. Habe den schon mehrmals gesehen und jedes Mal kann ich mich köstlich amüsieren. Die Handlung in dieser Posse ist ja hinlänglich bekannt. Mit viel Ironie und Sarkasmus wird der blinde Obrigkeitsgehorsam auf die Schippe genommen. Von daher ist er gerade heute aktueller denn je. Heinz Rühmann hat schon einige schlechte Rollen gespielt. In diesem Film legt er jedoch eine exzellente Performance hin. Im Mittelpunkt des Filmes steht die Gesellschaftskritik, die Handlung ist jedoch gleichsam witzig und unterhaltsam. Klar, es ist kein Reißer, der Action oder Spannung bietet, dennoch ist er keine Minute langweilig.

                                              Fazit: Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass es ein alter deutscher Film ist. Die technische Qualität ist nämlich noch recht ordentlich. Ich kann den Film in jedem Fall als sehenswert empfehlen.

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                                              • 8 .5
                                                smartbo 03.04.2020, 21:38 Geändert 03.04.2020, 22:37

                                                Acht Episoden voller hochexplosiver Spannung. Nur acht ? Das ist zu wenig und kann noch nicht alles sein. Eine Fortsetzung ist in jedem Fall fällig. Bin auf die weiteren Folgen der Serie sehr neugierig und gespannt.
                                                Eine Top-Serie der Extra-Klasse, die ich jetzt schon ohne Einschränkungen mit einer satten 8,5 bewerte. Beide Daumen hoch.

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                                                • 7
                                                  smartbo 02.04.2020, 14:11 Geändert 03.04.2020, 14:03
                                                  über Borgia

                                                  Ich habe die ersten Folgen der Serie vor einem halben Jahr geschaut und die Sichtung abgebrochen, weil ich die andere Borgia Serie „Die Borgias – Sex. Macht. Mord. Amen.“ präferierte. Diese hat aber bei mir allerdings nur mittelmäßig abgeschnitten (siehe meine Bewertung und mein Kommentar dort) Nun habe ich mir auch diese Borgia-Serie, die aus drei Staffeln besteht, bis zum Ende angeschaut. Und es hat sich – bis auf wenige Abstriche – gelohnt, denn insgesamt betrachtet ist die Serie aus meiner Sicht etwas besser als die erwähnte Parallel-Serie.

                                                  Die Serie schildert eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der katholischen Kirche. Im Mittelpunkt des Plots steht die katalanische Adelsfamilie Borgia. Rodrigo Borgia, das Oberhaupt der Familie, wurde im Jahr 1492 in Rom zum Papst, Alexander VI, gewählt. Dies gelang ihm aber nur dadurch, dass er – wie es damals üblich war – die anderen wahlberechtigten Kardinäle korrumpierte. Neben der Schilderung des Lebens von Rodrigo Borgia als Papst widmet die Serie einen Großteil der Handlung seinen Söhnen Cesare Borgia, Juan Borgia sowie seiner Tochter Lucrezia Borgia. Dem skrupellosen Papst geht es weniger um das Wohl der katholischen Kirche, sondern darum , mit Hilfe seiner Familie die Macht zu festigen und um Bereicherung. Dazu ist ihm jedes Mittel Recht.

                                                  Es verwundert daher nicht, dass -wie in der parallelen Serie - auch hier Zutaten wie Mord, Verrat, Gewalt, Sex, Intrigen, Liebe, Hass reichlich zu sehen sind. Partiell wurde damit in der Serie aber auch nach meinem Empfinden übertrieben. Die Serie hat darüberhinaus eine ganze Reihe positiver Seiten zu bieten. Dazu zählen zuvorderst die erstklassigen, aufwendigen Kulissen, die opulente Kostümierung, die authentische Ausstattung und die beeindruckend schöne Optik. Hier wurde nicht gekleckert, sondern so richtig geklotzt. Atmosphärisch kommt die Serie daher sehr echt und real rüber. Die Actionszenen schneiden allerdings bei mir nicht so gut ab, weil -vermutlich aus Budgetgründen- die zahlreichen Kämpfe und Schlachten, die Borgias Söhne führten, nicht original gezeigt, sondern szenisch nur angedeutet werden. Was die historische Authentizität angeht, so hält sich die Serie im Großen und Ganzen so ziemlich genau an die historischen Begebenheiten. Da gibt es kaum etwas zu kritisieren.

                                                  Der Cast ist insgesamt überzeugend. Ausnahme ist allerdings Isolda Dychauk, die Lucrezia Borgia darstellt und die eine auffallend schwache Leistung in einem insgesamt guten Schauspieler-Ensemble bietet. Sie ist auch die deutsche Sprecherin, die Lucrezia Borgia synchronisiert. Doch auch hier überzeugt sie nicht. Die Synchro kommt emotions- und ausdruckslos rüber, so als ob sie den gesprochenen Text lediglich vorlesen würde. Schade, schade, dass dieses Defizit ausgerechnet bei einer der tragenden Hauptrollen so offensichtlich ist. So blieb es nicht aus, dass ich deshalb meine Bewertung für die gesamte Serie um einen Punkt nach unten geschraubt habe.

                                                  Fazit: Trotz der angesprochenen wenigen Schwächen, stufe ich die Serie als insgesamt gut ein. Sie eignet sich vorzüglich zum Bingen. Die Inszenierung ist prima, frei von Langeweile erzeugenden Lücken oder etwaigen Logiklöchern und bietet eine kurzweilige und fesselnde Unterhaltung. Die Einstufung als sehenswert hat sie in jedem Fall verdient.

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                                                    smartbo 28.03.2020, 13:31 Geändert 28.03.2020, 15:17

                                                    Was an dem Film von Anfang an besticht, sind die exzellente düstere Atmosphäre und die authentisch wirkenden Szenenbilder. Das ist dem Film wirklich gut gelungen. An der Dramaturgie gibt es ebenfalls kaum etwas zu meckern, denn Spannung ist ja reichlich vorhanden.

                                                    Der Streifen ist dem Genre Horrorfilm zugeordnet. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass für einige Hardcore-Horror-Fans die Horroreffekte wahrscheinlich zu harmlos sind. Bei mir ist das aber kein wichtiges Kriterium für eine Bewertung. Wichtig ist nur, dass die Gruselgeschichte gut und nicht zu überzogen inszeniert ist. Denn gerade die Inszenierung von Horror-Effekten erfordert beim Filmemacher schon sehr viel Können. Es ist eben inszenatorisch gesehen ein schmaler Grat. Sind die Grusel-Effekte handwerklich defizitär in Szene gesetzt oder zu überzeichnet, überschreitet der Film bei mir leicht die Grenze zum Lächerlichen. In dieser Hinsicht sind aber hier die Horrorszenen gut umgesetzt und perfekt dosiert, so dass ich aus meiner Perspektive von einer gelungenen Inszenierung und einem insgesamt guten Schocker sprechen kann.

                                                    Einzig die zeitlich partiell unnötig ausgedehnte Handlung hat mich ein wenig gestört. Etwas mehr Kompaktheit und Weniger wären hier Mehr. Einen kleinen Wermutstropfen stellen auch die Schauspieler dar, die man nicht alle ausnahmslos in die Champions League einordnen kann.

                                                    Fazit: Dennoch, -unter dem Strich-, ein guter Film, der unterhält und viel Vergnügen bereitet. Meine Empfehlung.

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