smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

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    smartbo 27.09.2020, 09:32 Geändert 27.09.2020, 10:13

    Kriegerischer Einsatz von Drohnen, Kollateralschäden, tote unschuldige Zivilisten, Frauen, Kinder, ethisch moralische Rechtfertigung des kriegerischen Einsatzes von Drohnen. Die Story selbst ist sehr gut und hat enormes kritisches Potential. Was der Film allerdings daraus dramaturgisch gemacht hat, ist schlicht und einfach viel zu wenig. Die Geschichte verläuft flach, ohne Spannung und mit einem einfachen Handlungsstrang, nämlich mit dem Abschießen von feindlichen Objekten via Bildschirm, Joystick und Drohne aus einem Container. Und das wiederholt sich bis zum Schluss durch den ganzen Film. Von einer fesselnden und emotionalen Atmosphäre habe ich nichts verspürt. Ethan Hawke rettet noch mit seiner exzellenten schauspielerischen Leistung einigermaßen die Qualität des Filmes.

    Fazit: Alter Schwede, wie kann man ein solch gutes, brisantes, umstrittenes, stets top-aktuelles Thema so vergeigen. Schade. Die 4 gibt's gerade noch wegen Ethan Hawke

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    • 6 .5
      smartbo 23.09.2020, 12:56 Geändert 23.09.2020, 13:59
      über Aviator

      Ich finde, dass das nicht der beste Film von Martin Scorcese ist. Was mir in dem Film fehlt, ist eine fesselnde und emotionale Handlung, die eine latente Spannung erzeugt, so wie sie in vielen seiner anderen Filmen vorhanden ist, z.B. in Good Fellas. Die zähe und langgezogene Handlung verläuft dramaturgisch ungewöhnlich flach, ohne besonderer emotionaler Höhen und Tiefen, obwohl das Leben von Howard Hughes nicht gerade langweilig war.

      Howard Hughes war privat in seinem Leben ein Grobian und Exzentriker, und ich frage mich daher, ob die Besetzung der Rolle mit Leonardo Dicaprio mit seinem Bubigesicht ideal war. Unabhängig davon gibt Leonardo Dicaprio noch sein Bestes, und ohne ihn würde der Film aus meiner Sicht qualitativ wahrscheinlich noch schlechter ausfallen.

      Fazit: Schlecht ist der Film auf gar keinen Fall. Ich habe jedoch angesichts eines Regisseurs Martin Scorsese und der Starbesetzung mehr erwartet. Und einen Bonus wegen großer Namen gibt's bei mir nicht. Von daher reicht es nur zu einem ganz gut.

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      • 9 .5
        smartbo 20.09.2020, 08:45 Geändert 20.09.2020, 09:59
        über Boss

        Ich habe mir diese Serie nach 5-jähriger Abstinenz nochmals als Wiederholung angeschaut und die Kommentierung überarbeitet. Und auch diesmal hat sie mich wie bei der Erstsichtung rasch gepackt. Nach wie vor ist meine Begeisterung ungetrübt. Worum geht es in der Handlung und wie ist meine Einschätzung?

        Der Plot dieser anspruchsvollen Serie ist in Chicago in den Anfängen der 2000er Jahre angesiedelt und erzählt die Geschichte von dem Bürgermeister Tom Kane. Als er sein Amt antritt, ahnt er noch nicht, dass er von einer tückischen und unheilbaren Krankheit befallen wird, die ihm in seiner Amtsausführung viel Kraft abverlangen wird. Es ist Demenz. Um sein Amt nicht zu verlieren verheimlicht er sie, was immens schwierig ist, weil er ständig in der Öffentlichkeit steht und von korrupten und intriganten Politikern umzingelt ist, die nur darauf lauern, bei ihm Fehler zu entdecken. Doch auch er nimmt es nicht so genau, denn Gesetze und Redlichkeit sind dem skrupellosen Bürgermeister fremd. Und ebenso in seinem familiären, privaten Umfeld gibt es mehr Schatten als Licht …

        Den demenzkranken Bürgermeister spielt Kelsey Grammer, der eine wahrlich brillante schauspielerische Leistung bietet und fast im Alleingang die Serie trägt. Aber auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Keine Frage. Eingebettet ist die fesselnde, mit überraschenden Wendungen gespickte Handlung, die die dreckigen Machenschaften und Spielchen der kommunalen Politakteure und ihr perfides Politleben schildert, in eine beeindruckend gelungene authentische Atmosphäre. Der Handlungsablauf und die Inszenierung wirken echt, wie in einer realen Dokumentation.

        Ein paar Worte zu der Erwartungshaltung, was man in der Serie erwarten kann und was nicht. Nervenkitzel pur und fulminante Action bietet das Politdrama nicht gerade. Doch keine Bange: von Langeweile kann absolut keine Rede sein. Die Serie ist ein Beweis dafür, dass die Kombination Anspruch und Spannung ohne weiteres gelingen kann. Ja, und es stimmt schon. Es braucht etwas Zeit und Geduld, bis die Serie peu a peu ihre fesselnden Krallen ausfährt und einen nicht mehr loslässt. Also etwas Ausdauer ist hier schon gefragt. Es lohnt sich aber in jedem Fall.

        Fazit: die Serie bietet eine intelligente Handlung + ein weit überdurchschnittliches Entertainment. Alles passt prima zusammen. Von meiner Seite aus: beide Daumen hoch, ein Herzchen und eine klare Empfehlung. Top.

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          smartbo 17.09.2020, 15:54 Geändert 15.10.2020, 18:48

          Mein kleiner Vorab-Eindruck: die ersten Episoden haben mir gut gefallen. Das Setting ist umwerfend. Aber schauen wir doch mal bis zum Schluss. Kommentar und Bewertung folgen. Ich hoffe, dass die gute Qualität bis zum Schluss bleibt.

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            smartbo 17.09.2020, 15:45 Geändert 18.09.2020, 08:53

            Der Film ist im hohen Maße Geschmacksache und spaltet sicherlich, was seine qualitative Einschätzung anbetrifft. Das ist auch aus den Bewertungen hier auf MP ersichtlich. Nun, wie sehe ich ihn?

            Er bietet keine Spannung, keine Action, keine raffinierte Handlung, keine überraschenden Twists und auch das Setting ist eher dürftig. Nein, nichts von all dem, und es ist sicherlich auch kein Blockbuster. Er punktet aber woanders. So bewegt er sich völlig abseits des Mainstreams und ist an Kreativität, Originalität und seinem Innovationsgehalt kaum zu übertreffen. Stark ist vor allem -trotz des gemächlichen und leisen Erzähstils - die atmosphärische Intensität, die er ausstrahlt, so dass eine fesselnde Wirkung nicht ausbleibt. Die brillante schauspielerische Performance von Jessie Buckley, die die Hauptrolle spielt, hat mich enorm beeindruckt. Erinnert mich bißchen an Joker, wo Joaquin Phoenix ebenfalls fast im Alleingang so richtig abrockt. Zu den positiven Seiten zählt meines Erachtens sicherlich auch die Kameraarbeit. Bin zwar Film-Laie, aber die Kamera, die aus den originellsten und „unmöglichsten“ Perspektiven die Bilder einfängt, ist sicherlich im positiven Sinne mehr als auffallend und trägt zu der überdurchschnittlichen Qualität des Filmes bei.

            Fazit: der Film wird nicht jedermanns Sache sein. Filmfreunden, die aber kein Problem damit haben, einen Blick auch außerhalb des Mainstreams zu wagen und etwas Neues suchen, den kann ich den Film empfehlen. Für mich reicht es für ein "ausgezeichnet" in jedem Fall aus.

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              smartbo 23.08.2020, 10:46 Geändert 23.08.2020, 18:21

              Es ist sicherlich eine durchaus gelungene Popumentary. Chronologisch wird der Werdegang der Band geschildert. Ja, Coldplay, hmmm … Zu meinen Favoriten zählt die Band nicht. Paar Songs sind nicht schlecht. In meinen Ohren klingen sie aber alle sehr ähnlich. Und einige habe ich schon woanders bei anderen Interpreten gehört. Insgesamt betrachtet sind die Band und ihre Musik für mich zu glatt und zu kommerziell. Chris Martin kann sicherlich gut singen. Sein Gesang ist für meinen Geschmack jedoch zu weich und die Stimmlage zu hoch. Ja, da vermisse ich schon paar Ecken und Kanten. Immerhin hat sich die Band jedoch von der Pike auf alles selbst erarbeitet, und es ist keine gecastete Plastik-Boyband.

              Fazit: Die Doku ist eher etwas für Fans der Band. Von kritischen Stimmen habe ich in der Musik-Doku fast gar nichts gesehen. Na ja, wem die Songs gefallen, dem wird sie sicherlich gefallen. Mich hat sie nicht gerade gepackt. So reicht es eben nur zu einem mageren „geht so“:

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                smartbo 22.08.2020, 09:37 Geändert 22.08.2020, 10:59

                Die Tragikomödie ist eine feinfühlige, selbstkritische, ironische Retrospektive eines alternden, verbitterten Mannes auf sein eigenes Leben, das von Opportunismus und Spießigkeit geprägt war. Die Inszenierung ist einfach nur exzellent, still aber dennoch höchst intensiv. Angesiedelt ist die Handlung in der amerikanischen Mittelschicht, atmosphärisch hervorragend eingefangen. Ein anderes USA als das, was wir aus vielen anderen blankgeputzten und lupenrein sauberen Filmen kennen. Na klar, die schauspielerische Performance von Jack Nicholson, der den pensionierten Versicherungsangestellten Warren Schmidt spielt, ist brillant. Nicht vergessen darf man natürlich Katy Bates, die hier ebenfalls mindestens auf dem gleichen Level zu sehen ist. Top.

                Der Film regt zum kritischen Nachdenken an. Wer ist der Biedermann Warren Schmidt? Kann es sein, dass ein klein bisschen Schmidt in vielen von uns steckt? Und der Plot hat gerade derzeit sicherlich an Aktualität nichts verloren. Darin liegt meines Erachtens der etwas enigmatische Reiz dieses Filmes.

                Fazit: Daumen hoch, ein absolut sehenswerter Film, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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                • 4 .5
                  smartbo 18.08.2020, 13:51 Geändert 16.09.2020, 11:09

                  Die neue 8-teilige Serie, von National Geographic produziert, ist im 17. Jahrhundert angesiedelt und handelt von französischen Siedlern, die die französischen Kolonialgebiete in Kanada und Nordamerika erschließen. Geprägt ist damals das dortige Leben von Gesetzlosigkeit, hartem Überlebenskampf und Gewalt. So bleibt es nicht aus, dass die Konflikte zwischen Franzosen, Engländern und den ansässigen Indianern im Handlungsverlauf einen breiten Raum einnehmen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen jedoch die sogenannten Barkskins. Es sind arme Holzfäller, die mit harter Arbeit die Wildnis in ein fruchtbares Land bezähmen…

                  Ich war angesichts der zahlreichen Vorankündigungen für die Serie und der Trailer, die beeindrucken und viel Spannung versprechen, neugierig. Nach der Sichtung hält sich jedoch mein positiver Eindruck in bescheidenen Grenzen. Mein Hauptkritikpunkt liegt in dem Plot. Inhaltlich bietet die Story nichts Neues und ist mit zahlreichen plumpen Klischees überladen. So geht es bei den Konflikten unter den Siedlern überwiegend ums Geld oder Land und die Indianer haben die Unverfrorenheit, ihr Land zu verteidigen. Frauen werden als Gebärmaschinen behandelt, die das Land bevölkern sollen. Das hat man doch an vielen anderen Stellen in ähnlichen Serien/Filmen schon gesehen. Und dann passt es ja zum Gesamtbild, welches die Serie abgibt, wenn die Welt denkbar simpel dargestellt wird: es gibt nur Gut oder Böse. Hinzu kommt: die Serie verläuft in mehreren parallel verlaufenden Handlungssträngen und verwässert sich. Ein roter Faden ist nicht erkennbar. Bald fragt man sich, worum geht es eigentlich? Das gleiche gilt für die Darsteller. So gibt es zahlreiche Protagonisten, einen Hauptcharakter oder Sympathieträger sucht man vergebens.

                  Auch der Erzählstil hat mich nicht überzeugt. So fehlen insbesondere die fesselnden Momente. Die Geschichte verläuft oberflächlich und flach, und es mangelt an dramaturgischen Akzentuierungen. In der Summe dieser geschilderten Schwachstellen vermittelt die Serie eher den Eindruck einer aufwendig inszenierten Berichterstattung. Von Spannung oder Neugier habe ich kaum etwas verspürt. Sicherlich ist das Setting mit den schönen und aufwendigen Kulissen absolut top. Aber für mich ist immer noch die Handlung das Herzstück einer Serie. Und da hapert es.

                  Fazit: Die Serie konnte mich überhaupt nicht überzeugen, obwohl es eigentlich mein Genre ist. Schade, hier wurde offenbar viel Potential verballert.

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                  • 3 .5
                    smartbo 16.08.2020, 15:25 Geändert 17.08.2020, 13:34

                    Mich hat die Serie schlicht und einfach nicht erreicht. Da ist vor allem die meiner Meinung nach wenig überzeugende Inszenierung, die nicht fesselt und kaum Spannung bietet. Aus meiner Sicht ist sie zu sprunghaft und zu holprig. Der Handlungsablauf und die Szenenwechsel wirken schroff, abgeschnitten und partiell löchrig. Und auch die Schauspieler haben bei mir nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen. Z.B. Landon Liboiron in der Rolles des Michael Smyth. Er sieht aus wie Mitglied einer Boy-Band, stets frisch geföhnt und für den Auftritt geschminkt. Die Handlung ist vorwiegend in der Wildnis im 18. Jahrhundert angesiedelt. Leute, da will ich Dreck unter den Fingernägeln sehen. Stattdessen sind viele Protagonisten herausgeputzt und geschminkt, wie für eine Hochzeitsfeier. Auch Zoe Boyle, die die Grace spielt, ist aus meiner Perspektive ebenfalls kaum glaubwürdig und macht auf mich in der Serie eher den Eindruck eines Fotomodells.

                    Die Handlung wirkt auf mich unecht, mühsam konstruiert, so dass ich von einer authentischen Atmosphäre recht wenig sehen konnte. Schade, denn der Plot ist im Grunde genommen gut und hat Potential, das leider nicht ausgeschöpft wurde. Wo die Serie ordentlich punktet, sind die tollen Landschaftsbilder und die beeindruckende Optik. Das reicht aber für eine gute Bewertung nicht aus.

                    Fazit: die Serie hat viele sehr gute Bewertungen erhalten. Es sei jedem gegönnt, den die Serie gut unterhalten konnte. Mich hat sie nicht überzeugt. Schade eigentlich, denn das Genre ist eigentlich schon etwas für mich.  

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                      smartbo 13.08.2020, 19:56 Geändert 13.08.2020, 20:53

                      Es ist eine gute und sehenswerte deutsche Produktion, um das schon mal vorwegzunehmen. Die Handlung des Dreiteilers ist zwischen 1941 und 1945 angesiedelt und schildert die Erlebnisse von fünf Freunden/Freundinnen in den Kriegsjahren. Der Film ist dramaturgisch herausragend inszeniert, insbesondere die schrecklichen und emotional berührenden Szenen am Ende des Krieges/Filmes, die die Sinnlosigkeit nicht nur dieses Krieges und die Absurdität von fanatischen Ideologien vor Augen führen. Beeindruckend echt wirkt die überzeugende Atmosphäre, die authentisch die 1940er Jahre wiedergibt. Einziger Wermutstropfen sind die Schauspieler, die in meinen Augen nicht gerade die allerbeste Performance bieten. Aber bitte, das ist Ansichtssache und kann anders bewertet werden.

                      Ich finde die hier auf MP und an anderen Stellen vereinzelt geäußerte Kritik, der Film setze sich nicht kritisch genug mit dem 2.Weltkrieg und der Nazi-Vergangenheit auseinander, weit überzogen und unzutreffend. Das ergibt sich schon alleine aus der Handlung, die im Jahr 1941 sehr fröhlich, ausgelassen, optimistisch beginnt und am Kriegsende im Jahr 1945 mit schrecklichen Szenen, Tod und Elend endet. Mehr impliziter Kritik am unsinnigen Krieg sowie an der verbrecherischen Nazi-Zeit in einem Film, der keine Dokumentation ist, sondern primär unterhalten will, geht nicht. Und auf die albernen Klischees, dass die Bösen immer einen finsteren Blick haben müssen und die Guten stets sympathischen Eindruck machen, kann ich- wie erfreulicherweise auch der Film- sehr gut verzichten.

                      Fazit: ein empfehlenswerter deutsche Film, der unterhält, aber auch zum kritischen Nachdenken anregt. Meines Erachtens ein absolut gelungener Mix.

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                        smartbo 10.08.2020, 15:26 Geändert 11.08.2020, 13:12

                        Der Film hat mich nicht gerade umgehauen. Schlecht ist er jedoch anderseits keineswegs. Im Mittelpunkt steht die Flucht von mehreren Gefangenen aus verschiedenen Ländern aus einem Arbeitslager in Sibirien. Allein schon die Story ist gut und macht permanent neugierig auf Mehr und Weiter. Man solidarisiert sich als Zuschauer mit den Protagonisten und hofft, dass sie in der Wildnis überleben. Trotz eines Peter Weir und zahlreicher positiver Kritiken finde ich jedoch die Inszenierung partiell recht zäh, holprig und sprunghaft, so dass der Handlungsablauf auf mich stellenweise löchrig und eintönig rüberkam. Und auch von Dramatik habe ich wenig gesehen, obwohl die Geschichte dafür sicherlich Potential bietet. Der Film punktet aber mit seiner opulenten Optik und tollen Landschaftsaufnahmen. Und last but not least: Ed Harris, Colin Farrell und Mark Strong, bieten eine mehr als überzeugende Performance und tragen sicherlich den Film erheblich mit.

                        Fazit: sehenswert ist der Film allemal, für ein sehr gut reicht es jedoch aus meiner Sicht nicht aus.

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                          smartbo 07.08.2020, 13:13 Geändert 08.08.2020, 14:34

                          Wieder mal eine packende Krimi-Doku, die auf wahren Begebenheiten beruht. Diesmal aber nicht aus den USA, woher eine ganze Reihe sehr guter Filme in diesem Genre kommt, sondern aus Frankreich. Ja, True-Crime-Dokumentationen üben auf mich einen besonderen Reiz aus, weil es kaum ein authentischeres und besseres Drehbuch gibt, als das, welches das wahre Leben schreibt.

                          Worum geht es in dieser 5-teiligen Mini-Serie ? Im Mittelpunkt steht einer der rätselhaftesten Fälle in der Kriminal-Geschichte Frankreichs. Im Jahr 1984 wurde in einem kleinen Ort in der Nähe der ostfranzösischen Stadt Dijon der 4-jährige Gregory gefesselt in dem Fluss Vologne tot aufgefunden. Wer ist zu einer solchen furchtbaren Tat fähig? Bald geraten Familienangehörige von Gregory in Verdacht. Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich schwierig, weil sie bei einem Teil der Großfamilie, zu der die Eltern von Gregory gehören, auf eine Mauer des Schweigens stößt. Jeder kennt jeden in dem Kaff, und vor allem die kleinen und auch die dunklen Geheimnisse des anderen. Es gilt das Gesetz des Schweigens gegenüber Fremden. Mysteriös an dem Fall ist, dass die Eltern von Gregory schon seit Jahren von einer unbekannten Person, die „Rabe“ genannt wird, anonym bedroht wurden. Deshalb geht anfangs die Polizei von einem Racheakt aus, der mit diesen anonymen Drohungen zu tun hat. Aber der Fall entwickelt sich zu einem wahren geheimnisvollen Rätsel, der von überraschenden Wendungen und weiteren blutigen Vorkommnissen nur so strotzt. ….

                          Handwerklich und qualitativ steht die französische Doku amerikanischen Crime-Dokumentationen in nichts nach. Die enorme authentische Ausstrahlung erreicht die Serie von Anfang an dadurch, dass nur die an dem Fall beteiligten Personen mitwirken. Dazu gehören die Familienangehörigen, die Polizeiermittler, Anwälte und Journalisten. Angereicht wird die Serie mit alten filmischen Retrospektiven, z.B. mit Original-Szenen der Beerdigung von dem kleinen Gregory aus dem Jahr 1984. Zusammen mit den Geschehnissen, die sich nach dem Mord ereignen, ist damit für Spannung und Neugier gesorgt, auch wenn die Serie dem Zuschauer schon ganz am Anfang verrät, dass der Täter bis heute nicht ermittelt werden konnte. Das schmälert jedoch meines Ermessens die fesselnde Atmosphäre nicht im Geringsten, denn es gibt in diesem Fall bis heute noch eine Vielzahl von überraschenden Ereignissen und Wendungen, die Kurzweil garantieren.

                          Fazit: Top-Doku mit einem hohen Binge-Faktor. Wer eine Affinität zu Crime-Dokus hat und Spannung plus Unterhaltung sucht, der ist hier gut aufgehoben. Ich kann die Mini-Serie empfehlen.
                            

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                            smartbo 05.08.2020, 09:58 Geändert 05.08.2020, 10:44

                            Für mich reicht es hier für eine gute Bewertung leider nicht aus, um das schon mal vorwegzuschicken. Die Handlung haut einen nicht gerade vom Hocker und macht den Eindruck, als ob man diese schon in etlichen anderen Filmen gesehen hätte. Schaut aus wie West Side Story auf taiwanisch. Die dramaturgischen Akzente sind nach meinem Empfinden weniger gut ausgearbeitet, weshalb der Film auf mich emotionslos, blutleer und hölzern wirkt. Hinsichtlich des Plots kommt hinzu, dass der Verlauf leicht vorhersehbar ist. Das schmälert die fesselnden Momente auf ein erkleckliches Minimum und raubt den Spielraum für Neugier, Überraschungen und Twists. Atmosphärisch und optisch ist der Film sicherlich gut inszeniert. Und einige Schauspieler haben mich mit ihrer guten Performance positiv überrascht. Dazu zählt vor allem Mark Chao in der Rolle des Mosquito. Das war es dann aber schon, mehr kann ich aus dem Film beim besten Willen nicht herauspressen.

                            Fazit: der Streifen hat mich nicht überzeugt. Es gibt Filmfreunde, die ihn gut finden. Wahrnehmungen und Geschmäcker sind ja verschieden. Für mich ist aber der Weg zu einer guten Bewertung zu weit. Es langt nicht. 

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                              smartbo 03.08.2020, 10:41 Geändert 03.08.2020, 18:10

                              Die aus vier Episoden bestehende True-Crime-Dokumentation handelt von einem wahrlich bizarren und irren Kriminalfall. Worum geht es?

                              Im August 2003 überfiel der Pizzabote Brian Wells in Erie, Pennsylvania, eine Bank. Bewaffnet war er mit einer im „Saw-Stil“ gebauten Bombe, die in einem verschlossenen ringförmigen Halsband integriert war und um seinen Hals hing. Er drohte mit der Bombe und legte am Kassenschalter einen Zettel vor, auf dem seine Geldforderung in Höhe von 250.000 Tausend Dollar enthalten war. Wells wurde nach dem Überfall auf einem Parkplatz von der Polizei gestellt. Sie verhaftete ihn aber wegen der drohenden Bombenexplosion nicht, sondern hielt ihn -während er auf dem Asphalt des Parkplatzes saß- vom weiten im Schach, damit er nicht flüchten konnte. Wells rief laut um Hilfe, und behauptete, er sei zu dem Überfall gezwungen worden und befinde sich auf einer Schnitzeljagd, bei der die verschiedensten Herausforderungen gemeistert werden sollten, um die Explosion der Bombe zu verhindern. Die Polizei rief den Bombenentschärfungstrupp, der sich jedoch wegen Verkehrsstau verspätete. Die Bombe explodierte vor allen Augen, Wells starb einen fürchterlichen Tod …

                              Die Serie versucht, Licht in den abstrusen Fall zu bringen, der auch unter dem Namen Pizzabomber bekannt ist. Zu Wort kommen die an dem Fall Beteiligten, darunter Polizei-Ermittler, investigative Journalisten und auch die Beschuldigten, die verdächtigt wurden, die Straftat begangen zu haben. Das macht die Serie so enorm authentisch und spannend. Die Hauptverdächtige blieb bis heute noch vor allem die hochintelligente Marjorie Diehl-Armstrong, eine ehemalige Schönheitskönigin, die in der Serie einen verwahrlosten und ungepflegten Eindruck macht und von zahlreichen psychischen Erkrankungen geplagt wird. Die Serie ist fesselnd inszeniert und verleitet zum Binge-Watching. Die spannende Atmosphäre wird primär dadurch genährt, dass die skurrilen Hintergründe dieses teuflischen Falles dem Zuschauer wohldosiert und scheibchenweise serviert werden. Das führt dazu, dass die Neugier beim Zuschauen permanent auf einem hohen Level erhalten bleibt und man ununterbrochen Lust auf Weiter hat.

                              Fazit: Eine zweifelsohne herausragende und faszinierende Krimidokumentation, die viel Spannung bietet und die ich ohne Vorbehalt als sehenswert empfehlen kann.

                              P.S. Für alle, die Interesse haben: der Hinweis von MP, dass die Serie derzeit bei keinem Streamingdienst zu sehen ist, ist nicht zutreffend. Per dato (3.8.2020) ist sie auf Netflix verfügbar.

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                                smartbo 02.08.2020, 10:10 Geändert 03.08.2020, 10:00

                                Unser verklärtes und romantisches Bild von Burgen und Schlössern steht im krassen Widerspruch zu deren wahren Geschichten, die von Schreckensherrschaft, Blutvergießen, Hungersnöten, Mord, Schlachten und Verrat gekennzeichnet sind. Die Serie, die aus 2. Staffeln mit jeweils 6 Folgen besteht, führt den Zuschauer hinter die Kulissen der größten Burgen und Schlösser in Großbritannien, die im Mittelpunkt der britischen Geschichte stehen, darunter Tower of London, Arundel Castle, Dover, Lancaster Castle. Erzählt werden die fesselnden historischen Begebenheiten von dem britischen Historiker Dan Jones, dessen im flotten Tempo vorgetragenen Erzählungen durch nachgestellte Szenen, CGI und Luftaufnehmen unterstützt werden, wodurch der hohe informative Wert der Serie zusätzlich mit unterhaltsame Elementen angereichert wird. Besonders beeindruckt hat mich die blutige, düstere und dramatische Geschichte von Arundel Castle in der Grafschaft Sussex, im Süden Englands, dem Sitz der Dukes von Norfolk. Es verfügt über eine berühmte Kunstsammlung, darunter wertvolle Gemälde des flämischen Malers van Dyk. Heute ist das Schloss eine touristische Attraktion.

                                Fazit: Klar, die Serie wird nicht jedermanns Sache sein. Für Filmfreunde, die einen Faible für Geschichte haben, und ihr Wissen ergänzen oder erweitern möchten, ist die Serie jedoch einer Empfehlung Wert.

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                                  smartbo 16.07.2020, 17:57 Geändert 17.07.2020, 10:18

                                  Den Film hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm und wollte ihn mir eigentlich nur so zwischendurch anschauen. Was ich allerdings gesehen habe, hat mich positiv überrascht.

                                  Worum geht es? Houston, Texas, in den 1990er Jahren. Der drogenabhängige, aber durchaus erfolgreiche Anwalt Mike Weiss verbeißt sich in einen Fall, der für ihn eine Nummer zu groß ist: eine Krankenschwester, die durch einen Nadelstich mit dem HIV-Virus infiziert wurde, behauptet, dass die Pharmaindustrie die Vermarktung eines sicheren Impfstoffes verhindere. Von nun an nimmt es der Anwalt mit der mächtigen Pharma-Lobby auf und der ungleiche Kampf David-gegen-Goliath beginnt .....

                                  Ich finde den Justizthriller spannend, fesselnd und dramaturgisch gut inszeniert. Was angenehm hervorsticht, ist, dass er frei von den kitschigen, rührseligen Klischees ist, wie sie in vielen US-Gerichtsthrillern zu beobachten sind. Was den Plot angeht, so fährt der Film zweigleisig: da ist auf der einen Seite die dominierende Schilderung des Prozesses gegen die übermächtige Pharma-Lobby. Parallel dazu wird aber auch eine großartige Charakterzeichnung des süchtigen Sonderlings Mike Weiss präsentiert. Meines Erachtens ist dieser Mix, der in anderen Kommentaren vielfach kritisiert wird, filmisch ohne weiteres gelungen. Denn eben diese Charakterarbeit, die sich den bizarren Eigenarten des Anwalts widmet, ist dem Film besonders gut geglückt. Der Cast ist nicht gerade die allererste Sahne, dennoch ist er keineswegs schlecht. Eben der gute Durchschnitt. Positive Ausnahme ist sicherlich Chris Evans, der schauspielerisch eine ausgezeichnete Performance bietet.

                                  Fazit: Da gibt es von meiner Seite nichts zu mosern. Für mich war der Low-Budget-Film eine angenehme Überraschung. Daumen hoch, absolut sehenswert.

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                                    smartbo 13.07.2020, 11:40 Geändert 13.07.2020, 22:38

                                    Die mit seltenem Archivmaterial, Interviews und Ausschnitten aus zahlreichen Trickfilmen gespickte Dokumentation der amerikanischen Filmemacherin Sarah Colt beleuchtet das Leben und das Erbe eines der einflussreichsten Storyerzählers Amerikas Walt Disney. Er hat den Zeichentrickfilm nicht nur zu einer der schönsten filmischen Kunstformen erhoben, sondern auch Themenparks gegründet und ein Medienkonzern aufgebaut. Disney hatte Erfolg und war ein kreativer Visionär, ja, er war aber auch eine komplexe und polarisierende Persönlichkeit. In der informativen und unterhaltsamen Dokumentation werden neben seinen Erfolgen auch diese Schattenseiten seines Charakters illustriert. Die differenzierte, informell vielschichtige und sachliche Schilderung, die einerseits frei von begeistertem Enthusiasmus ist und anderseits auf beißende Kritik verzichtet, unterstreicht die authentische Note der Doku und macht sie qualitativ wertvoll.

                                    Fazit: Walt Disney kann man mögen oder nicht. Aber eins dürfte unumstritten sein: er hat die Filmgeschichte geprägt und ihr eine bleibende Handschrift verliehen. In jedem Fall ist es eine sehenswerte und kurzweilige Dokumentation, die die Höhen und Tiefen seines Lebens und Wirkens erzählt. Meine Empfehlung.

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                                      smartbo 10.07.2020, 12:31 Geändert 10.07.2020, 16:46

                                      Weltweit wächst der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen mit gentechnisch behandelten Pflanzen. Meines Erachtens ist die Gentechnologie eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Leider wird es medial immer wieder überlagert von anderen Themen, wodurch die gesellschaftlich Relevanz der Gentechnik in der Öffentlichkeit in den Hintergrund rückt. Das Thema ist ja höchst emotionsgeladen, und die Dokus, die diese Problematik beleuchten, lassen sich entweder als verdeckte Werbung für Gentechnik seitens der Industrie charakterisieren oder sie sind ideologisch belastet und stellen sie einseitig als Teufelswerk dar. D.h. für den Laien wird es immer schwieriger, sich ein klares und ein einigermaßen objektives Bild zum Thema zu machen. Auch wenn sich Frédéric Castaignède, der Macher dieser Doku, schlussendlich auf die Seite der Kritiker der Gentechnologie schlägt, blickt er doch relativ differenziert hinter die verriegelten Kulissen der Hersteller von Gentechnologie und liefert für den Laien gut verständlich eine Fülle von Informationen. Um einen guten Überblick zu der zweifelsfrei komplexen Materie zu haben, kommt es letztendlich eben darauf an.

                                      Fazit: eine gelungene Doku, die einen guten Einstieg in die Thematik der Gentechnologie bietet. Für die eigene Meinungsbildung bestens geeignet. Meine Empfehlung.

                                      @EudoraFletcher: danke für den Tipp.

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                                        smartbo 08.07.2020, 13:49 Geändert 29.09.2020, 10:01

                                        In dem von HBO produzierten Film geht es um den Präsidentschaftswahlkampf John McCains und Sarah Palins, damals konservative Gouverneurin des US-Bundesstaates Alaska. Geschildert werden die Begebenheiten vor den Wahlen im Jahr 2008 bis zu der Niederlage. John McCain verstarb im Jahr 2018. Sarah Palin, die damals Vize-Präsidentin werden sollte, ist heute politisch nicht mehr aktiv und lebt in Alaska.

                                        Mit voller atmosphärischer Wucht und dezenter Ironie nimmt der Film die amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2008 aufs Korn und entlarvt sie schonungslos als skrupellose und verlogene mediale Inszenierung. Gewürzt mit viel subtilem Sarkasmus zeigt er, dass es für die Präsidentschaftskandidaten nicht auf den substanziellen Inhalt von Wahlkampfreden ankommt, sondern dass es -egal wie- primär um ein wahlrelevantes positives Echo in der Öffentlichkeit geht. Dass dabei die Wahrheit auf der Strecke bleibt, dürfte eine Binsenwahrheit sein. Dies präsentiert der Film jedoch nicht moralisierend mit erhobenem Zeigefinger und verbissenem Ernst, sondern verpackt es in eine humorvolle und unterhaltsame Handlung. Im Kern geht es in dem Film auch gar nicht um Sarah Palin. Sie lieferte jedoch mit ihrer Naivität und offensichtlicher Inkompetenz dem Film eine gelungene Steilvorlage für einen exzellenten Plot. Daher ist das Statement, das die Filmhandlung implizit beinhaltet, ohne weiteres auf jede Präsidentschaftswahl in den USA übertragbar.

                                        Hervorzuheben sind im Film vor allem die guten Schauspieler. Sehr gut hat mir Julianne Moore gefallen, die die Rolle der Sarah Palin spielt und ihre Sache glänzend meistert. Klar, dass ebenfalls Ed Harris als McCain gute Leistung zeigt. Und nicht zuletzt Woody Harrelson, der den Wahlkampfmanager von John McCain darstellt, bietet -wie man es von ihm gewohnt ist - eine klasse schauspielerische Performance.

                                        Fazit: ein Film, der wegen seines Unterhaltungswertes nicht nur für politisch interessierte Filmfreunde sehenswert ist. Daumen hoch.

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                                        • smartbo 02.07.2020, 12:54 Geändert 02.07.2020, 13:11

                                          In der heutigen globalisierten Welt sind eben die zahlreichen unterschiedlichen Meinungen und der Pluralismus die Werte, die die Kultur und die Gesellschaft bereichern. Fängt man an, diese Werte zu beschneiden und einzuengen, sägt man an der eigenen Lebensqualität und ebnet den Weg für eine unfreie Gesellschaftsordnung. Es ist schon beängstigend zu beobachten, wie vielerorts ungeniert die Keule der Zensur eingesetzt wird und die demokratischen Grundwerte der Meinungsfreiheit und der Meinungsvielfalt mit Füssen getreten werden.

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                                            smartbo 29.06.2020, 12:31 Geändert 29.06.2020, 18:45

                                            Es ist ein außergewöhnlicher und besonderer Film aus den USA: keine Hochspannung, keine Action, keine Schießereien, keine Hollywood-Dramaturgie, keine Hochglanzbilder. Halt nichts für die Zahnpastawerbung. Dennoch ist es ein dramaturgisch sehr guter und emotional bewegender Film, der fesselt und beeindruckt.

                                            Geschildert wird im Film die ungewöhnliche Freundschaft zweier Wanderarbeiter, die in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahren in Kalifornien auf der Suche nach einem Job sind, um ihren Traum von einem besseren Leben auf eigener Ranch zu verwirklichen. Unterschiedlicher können die beiden nicht sein. Da ist der geistig behinderte, physisch starke Lennie, gespielt von John Malcovich, und der lebenserfahrene, clevere, fürsorgliche Georg, der von Gary Sinise dargestellt wird. Sie finden auf einer Farm Arbeit, auf der die dramatischen Ereignisse und das bittere Ende ihren Lauf nehmen ….

                                            Der Film besticht mit seiner tiefen und komplexen Charakterzeichnung. Prima ausgearbeitet ist insbesondere die Figur des Lennie, die durch die ambivalenten Charaktermerkmale einer infantilen Sensibilität auf der einen Seite und enormen physischen, körperliche Kraft auf der anderen auffällt. Und auch die übrigen Figuren wurden filmisch zweifelsohne gut entwickelt. Da gibt es nichts zu bemängeln. Allerdings bin ich der Auffassung, dass Malcovich, der -wie erwähnt- die Rolle des Lennie verkörpert, nicht die ideale Besetzung ist. Passender zu der Rolle wäre ein größerer, physisch stärkerer und korpulenter wirkende Darsteller. Schauspielerisch ist Malcovich jedoch -wie auch der übrige Cast- keineswegs schlecht, nein, er macht seine Sache schon super. Von daher hat diese Einschätzung keinen gravierenden Einfluss auf meine Bewertung.

                                            Der unter der Regie von Gary Sinise entstandene Film fängt atmosphärisch herausragend die große Depression in den USA der 1930er Jahr ein, die von einem Mix aus Pessimismus, Melancholie und Galgenhumor gekennzeichnet ist. Diese perfekt inszenierte schwarzhumorig-düstere Stimmung verstärkt die ohnehin schon vorhandene intensive dramaturgische Note des Filmes und reichert seine Qualität zusätzlich an.

                                            Fazit : der Film ist eine gelungene Umsetzung der Erzählung von John Steinbeck, der insbesondere durch den Klassiker „Jenseits von Eden“ bekannt ist. Filmfreunden, die Gefallen auch an Filmen außerhalb des Mainstreams haben, kann ich den Film ohne Vorbehalt als sehenswert empfehlen.

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                                              smartbo 24.06.2020, 16:24 Geändert 25.06.2020, 12:13

                                              Es ist eine köstliche, trashige, surreal-absurde Persiflage aus den 70er Jahren auf Virus-Epidemien, die perfekt in die heutige Corona-Zeit passt. Damals in den 70er Jahren lief der deutsche Film unter dem Genre Sci-Fiktion. Heute ist er keine Zukunft, nein, er ist Realität geworden. Der Film bietet einen Plot, der genau so absurd ist, wie die heutigen Corona-Zeiten, die weitestgehend vom Irrationalismus, unkritischen Gehorsam, der politisch korrekten Zensur, Massen-Panik a la Ortega y Gasset, beliebigen und austauschbaren Expertentum, mangelhafter Seriosität, politischer, wissenschaftlicher, medialer Unredlichkeit determiniert sind. Und eben alles das hat der Film, der eher wie ein Klamauk rüberkommt, schon in den 70er Jahren prophezeit und auf die Schippe genommen. So mutiert diese über 40 Jahre alte filmische Farce zu einer realen Gegenwart.

                                              Fazit: über die filmische Qualität muss man natürlich großzügig hinwegschauen. In dieser Hinsicht würde der Film bei mir über eine dürftige 3 = schwach nicht hinausgehen. Seine Punkte sammelt der Film aber, weil er verblüffend echt und so herrlich amüsant die heutige Realität trifft. Dafür gibt es von mir die gute Bewertung.

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                                                smartbo 23.06.2020, 18:38 Geändert 23.06.2020, 22:47

                                                Der biografische Film spielt in den USA und erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte über Nick Yarris, der in Pennsylvania im Jahr 1982 wegen Mordes und Vergewaltigung zum Tode verurteilt wurde. Nach 21 Jahren in der Todeszelle verliert er den Lebensmut und reicht beim Gouverneur das Ersuchen ein, das Todesurteil endlich zu vollstrecken ….

                                                Der Film bietet mit seiner ruhigen und unaufgeregten Inszenierung vor allem eine dichte Atmosphäre und fesselt ohne Leerlauf von Anfang bis zum Ende. Beeindruckt hat mich insbesondere das ausgezeichnete Storytelling. Von Action oder Spannung kann bei diesem Plot natürlich keine Rede sein. Vielmehr erzählt der zum Tode verurteilte Nick Yarris zutiefst beeindruckend seine Lebensgeschichte und vor allem von seinen negativen Erfahrungen mit der US-Justiz. Die Inszenierung der Story ist einfach nur großartig und löst beim Zuschauer Entsetzen aus. Einer von vielen Skandalen und Fällen in der Geschichte der US-Justiz, der bei mir ungläubiges Kopfschütteln hervorrief und partiell sogar den Eindruck einer unwirklichen, kafkaesken Satire hinterließ.

                                                Der Filmtitel ist angelehnt an das aus dem Griechischen stammende Fremdwort Triskaidekaphobie, mit dem man die primär vom Aberglauben geprägte Angst vor der Zahl 13 umschreibt. Damit weist die Doku sinnbildlich auf sein umfangreiches Wissen hin, welches er sich während seines Aufenthaltes im Todestrakt autodidaktisch mit Bücherlektüre angeeignet hat.

                                                Fazit: ein anspruchsvoller Film der gehobenen Qualität, den ich für absolut sehenswert halte.

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                                                  smartbo 05.06.2020, 13:35 Geändert 05.06.2020, 14:00

                                                  Am besten hat mir im Film noch Jürgen Leinemann in seinem Gastauftritt als Journalist während der Pressekonferenz von Sepp Herberger gefallen. Aber ansonsten hat mich der Film kaum erreicht, obwohl ich selbst Fußballfan bin. Probleme habe ich fast mit dem gesamten Film. Schlecht hat bei mir insbesondere die schauspielerische Leistung der Protagonisten abgeschnitten. Die 50er-Jahre-Kulissen sind sicherlich gelungen. Aber das langt für eine gute Bewertung nicht. Und so reicht es aus meiner Perspektive gerade noch für ein mageres „geht so“.

                                                  R.I.P. Jürgen. Du bleibst unvergessen. 😔

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                                                    smartbo 04.06.2020, 14:15 Geändert 04.06.2020, 22:48

                                                    Wieder mal eine fesselnde HBO-Dokumentation über einen bizarren und verstörenden Kriminalfall in den USA.

                                                    Geschildert wird das Gerichtsverfahren gegen zwei 12-jährige Mädchen, die ihre Freundin brutal in einem Waldstück in Wisconsin niedergestochen haben und schwer verletzt zurück ließen. Bei den Polizei-Verhören nach der Verhaftung machten sie einen eiskalten, gefühllosen Eindruck und antworteten auf die Frage nach dem Warum: den Mord habe ihnen der Slenderman, eine im Internet auf der Web-Seite Creepypasta grassierende Horrorfigur, befohlen. Auf die meisten von uns kommt das wie ein Joke rüber. Aber es war von den beiden ohne Wenn und Aber ernst gemeint. Die Untersuchungen durch Psychiater ergaben, dass die beiden Täterinnen psychisch krank waren. Dieser Fakt mindert jedoch beim Zuschauer nicht im Geringsten das Entsetzen über diese grauenhafte und sinnlose Tat. Das Opfer überlebte zwar, aber mit den psychischen Schäden muss es ein ganzes Leben lang kämpfen. Und so bleibt man auch nach der Sichtung emotional berührt und wird nachdenklich …

                                                    Die Serie bietet einen hohen Grad an Authentizität, da die Szenen nicht nachgestellt, sondern original mit den jeweils an dem Fall Beteiligten besetzt sind. Die Atmosphäre ist deshalb durchgehend real und glaubwürdig, was die Qualität nach oben pusht.

                                                    Ein kleines Aber habe ich jedoch. Die Serie endet im Jahr 2016, obwohl die Urteilsverkündung erst im Jahr 2018 erfolgte. Dies hat allerdings keinen Einfluss auf meinen insgesamt sehr guten Eindruck von der Doku.
                                                    Hier noch zur Info das Gerichtsurteil aus dem Jahr 2018, das im Film nicht erwähnt wird: Morgan Geyser, eine der Täterinnen, muss für 40 Jahre in Psychiatrie. Und die andere, Anissa Weier, für 25 Jahre in die Psychiatrie.

                                                    Fazit: eine spannende und emotional aufwühlende Dokumentation, die ich als sehenswert empfehlen kann. Top. Daumen hoch.

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