Tyler__Durden - Kommentare
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Alle Kommentare von Tyler__Durden
Einer dieser Filme welcher die ganzen großen und wichtigen Filme dieser Welt auf einmal ganz dumm und unwichtig aussehen lässt.
Meine Kindheit.....
Almanac of Fall ist ein besonderer Film für Bela Tarr. In seiner gesamten Karriere hat er nur drei Filme in Farbe gedreht. Eine Karriere welche wenn man sie in Farben rekapitulieren möchte gewiss ohne zu zwinkern die beiden extremen Enden des Spektrums nennen wird um genau dies zu tun. Kaum ein Regisseur beherrscht diese zwei Farben und ihre Variationen zu- und miteinander so schön wie er. Da scheint es fast schon Ironisch das er mit Almanac of Fall, er der Meister der zeitgenössischen schwarz-weiß Photographie, einen der farbigsten Filme des zeitgenössischem Kinos gemacht hat. Die Palette an Farben mag sich zwar auf blau, rot, gelb und grün spezialisieren doch werden mit ihnen die Leinwand, Räume und Charaktere so überflutet wie selten zuvor gesehen. Keine Ecke seiner Bilder ist da freigestellt. Allein deswegen fällt es mir wahrscheinlich leichter diesen Film hier als genau das zu bezeichnen wo ich bei Damnation noch so meine vorbehalte hatte wegen dessen schon sehr ausgeprägtem singulären Stil. Almanac of Fall ist nämlich genau das was man als einen Übergangsfilm bezeichnen könnte, wenn man dies denn will und nicht Negativ verwenden wird. Weg ist die harte dokumentarische on-the-fly Komposition seiner Vorgänger und Erstlinge. Ausgetauscht sind diese durch starr aufgeteilte, anhaltende Einstellungen. Hat Tarr zwar schon mit seiner zuvor entstandenen, für das Fernsehen produzierte Umsetzung von Hamlet, mit langen, exakt durchkomponierten Einstellungen experimentiert (Hamlet besteht nämlich aus ganzen 2 Einstellungen - Eine fünf Minuten, die andere 67 Minuten lang) und seinen Gefallen an dem ausdehnen der Tiefe des Raumes gefunden so ist es Almanac of Fall welcher ein sogenannter Schnittpunkt ist. Hier Überlappen sich die alten Ideologien mit den neuen filmischen Tendenzen. Der Fokus auf die Individuen und die möglichst realistische sowie daraus angeblich einhergehende unverfälschte Darstellung dessen höchst komplexen Emotionen welche er, wie in seinen ersten Filmen, als etwas nach außen heraus projizierendes, durch verbale und körperliche Explosionen geformtes sieht trifft die nun neu gefundene kontemplative Kamera die in ihrer Form ganz andere Ziele verfolgt. Dies kann man dann auch als einzigen, jedenfalls aus meiner Sicht her, nachvollziehenden Streitpunkt sehen ob diese zwei Parteien sich jetzt nun wirklich so gut miteinander verstehen oder ob das viele Gerede der Personen dem Bilde vielleicht doch die Wirkung nimmt. Die Farbgestaltung ist aber einfach zu entzückend in ihrer Intelligenz als das man dem Film viel übel nehmen kann. Da hat sich Tarr wirklich Gedanken gemacht und spielt nicht nur herum sondern weiß es geschickt das Innenleben aller Beteiligten heraus zu kolorieren. Schöner Film. Fertig-Aus.
Großartiger Typ.
http://www.youtube.com/watch?v=v-55wC5dEnc
Buchtipp:
Zona: A Book About a Film About a Journey to a Room
Geteilte Welten. Gespaltene Welten. Shirin Neshats 10 minütige Video Installation ist eines der kleinen großen Highlights der Filmkunst. Angefangen mit dem kraftvollen Vortragen eines Liedes von einem Mann auf der linken Bildschirmhälfte, mit dem rücken zu seinem männlichen Publikum bis zum Ausbruch der weiblichen Intensität an sprachlosen Gefühlslagen der davor stillen Frau auf der rechten Bildschirmhälfte vor einem leeren Publikum. Selbst wenn man hier die tieferlegende und unaufdringliche soziologisch-geschlechtliche Verarbeitung nicht erkennen mag in der strikten Einteilung und dem Aufbau der dargestellten Bilder, allein auf ästhetischer Ebene ist das hier unglaublich erstaunlich. Der wortlose Schmerz einer Frau im restriktierten Raum fühlbar gemacht in schmerzhaft-schönen Tönen der Verzweiflung und Wahrheit. Und das in 10 Minuten.
Das einzige Problem welches man Claire Denis's Film Trouble Every Day, und jedem anderen ihrer Filme, anhängen könnte ist die limitierte Denkweise des Zuschauers welcher ihn sich ansieht. Ihr singulärer Stil etwas zu erzählen war schon von Anfang an eigen und wurde von Film zu Film eigener da er sich immer weiter entwickelte. Denis hat ihre eigene Sprache gefunden und sie ausgebaut. Sich einen Film von ihr anzusehen heißt also etwas zu sehen dessen Intentionen nicht wirklich die eines Standard Dramas sind, ein Film welcher nicht da drauf drücken will wo andere schon ihre Fingerabdrücke hinterlassen haben. Wie sie erzählt mag also für ungeübte Augen abstrus wirken, genauso wie thailändisch für einen Schwaben eine akustisch abstruse Angelegenheit sein wird. Deshalb erscheint es in Anbetracht dessen immer sehr ungeschickt ihre Filme, vor allem diesen hier, auf ein Genre oder auf ihr Thema zu reduzieren. Trouble every Day mag aufzeigen wie Menschen in der Unmöglichkeit der Kommunikation miteinander sich selbst regelrecht auffressen und so benutzt sie auch freilich die Kannibalen Thematik um einen gewissen sexuellen Hunger genau dadurch wiederzuspiegeln in den wortlosen Taten der Charaktere. Doch ist es in ihrer Sprache nicht von oberster Priorität zu erklären warum oder weshalb dies passiert. Trouble every Day will nicht, und das ist jetzt wichtig zu wissen, in die Köpfe der Charaktere und eine anschauliche, für Redneck Cineasten beruhigende weil schon präexistente, Subjektivität der Person erfinden. Dies scheint immer ein viel zu geschlossenes Verfahren zu sein welches Motivationen und Gefühle auf die im Film beherbergten Charaktere aufzwingt. Es geht hier in dem Film lustigerweise gerade darum das zu machen was man sonst als Kenner immer gerne verpönt. Die Oberfläche anzukratzen. Denis hat da dann zum Glück auch die sensible Sinnlichkeit, welche wahrscheinlich wirklich nur von einer Frau eingesetzt werden konnte, um diese Oberfläche mit ihren sehr körperlichen Bildern zu berühren aber nicht zu sehr zu diktieren. Sie vertraut (mehr als andere) auf den Zuschauer das er durch das was sie ihm zum sehen und hören bereitstellt - die Körper, die Oberflächen, die Bewegungen und Farben sowie die subtile Klangkulisse - selber das interne Schaffen der Figuren zeichnet, eine Aufforderung und offene Gestaltung welche so leider immer seltener wird im Kino. Und wie gesagt nicht ohne den Willen des Zuschauers funktioniert. Dies kann man nun positiv sowie negativ betrachten. Ich jedenfalls, aufpassen jetzt wird es persönlich, war verzaubert und hätte mich nur zu gerne von der wunderschön Béatrice Dalle beißen lassen.
"But cynics always betray themselves, and there is a small consolation in the industry's own terminology: they stop short of calling themselves "creators," so they call themselves "creatives."
Würde ich mir natürlich gerne mal wieder ansehen aber heute bringt SuperRTL um kurz nach drei krasses Kaminfeuer. Darauf muss ich mich leider vorbereiten. Sorry Snyder.
Tarr findet Tarkovskij zu soft. Mehr Details braucht man nicht zu wissen um festzustellen das hier etwas drastisches auf einen zukommen wird. Mich hat es das erste mal überfordert und in eine ablehnende Haltung gestürzt. Die Faszination aber blieb und stieg mit dem sehen der anderen Filme von ihm und dem anderer Filmemacher mit ähnlicher Mentalität gegenüber dem Kino. Mein Wissen stieg, meine Perspektiven erweiterten sich, ich fühlte mich nun stark genug dem Film noch mal eine Chance einzuräumen. Das war vor einer Woche. Die Bilanz? Ich bin überfordert. Erneut. So wie nie zuvor, und ich meine zu glauben das ich schon das eine oder andere mal sperriges Zeug verschlungen habe und mich damit auseinanderzusetzen weiß. Nicht hier. Noch nicht. Doch geschah etwas anderes, die ablehnende Haltung sie verschwand, genauso wie der Schlaf welcher mich damals plagte. Sie verschwanden und machten Platz für etwas andres. Einem Erlebnis. Einem Film. Als Erlebnis. Einem dessen endlose und mich immer noch verwirrende Wucht ich nicht greifen kann. Und einer Überforderung welche nun zu einem Versprechen wird. Susan Sontag sagte einst das sie diesen Film bis an ihr Lebensende wenigsten 1x im Jahr sehen werde, und dies hat sie getan bis zum Ende. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Satantango ist mein Mount Everest. Ich könnte mir kein größeres Kompliment vorstellen.
Wer keine Lust hat Filmgeschichte aus Büchern zu lernen:
http://www.youtube.com/watch?v=gyP_oebEzHQ
http://www.youtube.com/watch?v=yx3HAEq0gJs&feature=related
Es ist nicht gerade das einfachste der ersten Stunde von Octavio Getinos und Fernando E. Solanas monumentalem Dokumentarfilm über den Ruf nach Revolution und Freiheit der Argentinischen Bevölkerung zu folgen. Wird in ihnen doch sehr ausufernd und für Personen mit wenig bis null Wissen äußerst überwältigend mit einer Vielzahl an Namen und Ereignissen die Zeit, angefangen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, erläutert und wie in ihr die soziale Ordnung und die Politische Struktur vor die Hunde ging. Neokolonisation heißt der erste Teil der vier Stündigen Dokumentation und dient demnach als Einführung und Erläuterung der Probleme welche der Rest des Films angreifen wird. Der zweite Teil heißt Act for liberation und läuft genauso ab wie man es sich bei solch einem Titel denken könnte. Dieses maßgebliche Zentrum des Filmes ist ein brutaler und in seinen Intentionen keinen Deut subtiler Angriff auf alles was der Freiheit des Volkes im Wege steht. Fast schon eine Art didaktisches Maschinen Gewehr direkt und mit mobilisierter Kraft aller Techniken des Mediums (speziell der Montage) auf die Brust des Zuschauers gedrückt um abzufeuern. Um zu treffen. Und so auch eine Reaktion beim Zuschauer oder wenigstens eine gewisse Bewusstseinsklärung zu kreieren. Anders scheint es nämlich kaum noch zu klappen als mit einem Tritt in alles was schmerzt. Mit einem Schrei gegen alles was unterdrückt. Was anfangs ein Kurzfilm über den Widerstand einiger Fabrikarbeiter sein sollte, welche sich in ihren Arbeitsstätten verbunkerten aus Protest gegen den aufkeimenden Imperialismus welcher sie bluten ließ für ein laut versprochenes Wohlergehen welches sie aber nie zu Gesicht bekamen sondern nur die an den oberen Schichten der Gesellschaft , wuchs nach und nach zu einer 4 stündigen erhobenen Faust und dem Leitfeuer der Bewegung welche als das dritten Kino bekannt geworden ist und daraufhin immer weiter wachsen sollte. Wie anfangs angesprochen sollte dabei aber klar sein das es sich hierbei auch auf jeden Fall in vielen Aspekten um ein Film vollkommen verankert in seiner Zeit ist welcher in seinen fast schon Propaganda artigen Ausrufen nach Freiheit und dafür legitime Gewaltanwendung für heutige Verhältnisse bei einigen Zuschauern wahrscheinlich rege Antipathie auslösen wird doch die Fülle an passion für die Sache welche hier ausgeschüttet wird lässt definitiv niemanden unberührt. Und genau darum ging es dem Film auch wie es vor der letzten, Epilog artigen und etwas experimenteller angehauchten, Episode Namens Violence and liberation heißt: This is why our film ends here. For you to continue it. You have the floor. Gefolgt von einer Schrifttafel die besagt OPEN SPACE FOR DIALOGE.
Ob daraus damals was geworden ist ist fraglich da die angesprochenen Probleme im Film immer noch zu gewissem Maße und vielleicht auch in etwas subtilerer Form heutzutage bestehen. Doch die Tatsache das es auch heute noch Leute gibt welche diese Fackel nicht ausgehen sowie diesen Ruf nach Freiheit nicht verhallen lassen zeigen das diese Worte immer noch von enormer Wichtigkeit sind und der Film nach all den Jahren kaum etwas von seiner enormen Faszination verloren hat.
Das Leben ist ein Moloch. Ein Biest mit tausend Masken. Ein Abgrund der nicht etwa darauf wartet das man hineinfällt sondern nur auf den goldenen Moment aus ist in welchem man in ihn hineinsieht. Den fallen tun wir alle. Daran wird sich nie etwas ändern. Der Schrei mag vielleicht über die Zeit verhallen, ändern tut sich aber nichts. Wir sehen uns an und sehen nichts weiter als die Tiefen. Die Dunkelheit welche um uns tanzt. Tag ein Tag aus. Sie umhüllt uns mit Regen und badet uns im Schlamm von Mutter Erde. Die Verdammnis. Sie ist ein trickreiches Monster, nein ein Engel. Etwas von beidem. Sie stellt uns vor die Hoffnungslosigkeit unserer Existenz, vor unser ach so schnellen und absoluten Endlichkeit. Und Warum? Ja warum denn eigentlich? Darum!
Es wäre ungerecht Bela Tarrs insgesamt fünften Film in seiner Karriere als reines Übergangs Werk zu beschreiben. Falsch aber natürlich auch nicht. So waren Filme wie Almanac of Fall oder Family Nest doch hauptsächlich Filme des sozialen Realismus. Filme eher dokumentarischer Natur mit Fokus auf familiärem Drama. Filme vergleichbar mit Cassavetes. So gesehen ist es also legitim Damnation als Übergangsfilm zu bezeichnen. Ist es doch sein erstes Werk in welchem er seine kontemplative Ader sowie seinen distinktivem Stil welcher sich von fortan durch die späteren Filme regelrecht einbrannte kreierte. Doch impliziert die Phrase "Übergangs-Film" etwas noch nicht fertiges, etwas in sich noch nicht gereiftes aber auf langfristige Sicht beginnendes. Eben etwas welches den Übergang zu etwas anderem ebnet, was hier wie gesagt stimmt, aber selbst noch nicht vollwertig scheint sondern zwischen zwei Stühlen festsitzt. Dies ist Damnation aber nicht, was es neben ein paar anderen Aspekten auch zu so einem besonderen Film macht. Was Bela Tarr hier in ganz natürlicher Steigerung seiner langsam entfalteten Tendenzen als Künstler und seinen damit zusammen hängenden Intention mit Damnation geschaffen hat ist nämlich eine schon längst komplette und vollwertige Vision. Sich selbst und seinem dargestellten Universum sowie dessen Fragilität bewusst. Ein formschönes Porträt einer individuellen-sozialen Sorge umgewandelt in die kosmische Tragik des Mensch Sein. Und der damit zusammenhängenden langsamen kühlen Desintegration von sich selbst und anderen in der Angst und der Furcht die Hoffnungslosigkeit nicht zu besiegen welche einem immer wieder begegnet.
Tarr, und dies ist eines der großen Unterschiede zu seinen früheren Filmen, zeigt uns seine Welt nun in minimalistischer aber nichtsdestotrotz durchaus behutsam ästhetischen Bilder. Er benutzt nun gerne Weitwinkelobjektive und macht Gebrauch von, stets durch komponierter, Schärfentiefe um in Verbindung mit seinen langen Einstellungen uns nicht nur ein Gefühl für die Personen oder der verstrichenen (filmischen) Zeit zu geben sondern auch für den Raum in welchem all dies passiert. Dadurch kreiert er, wie sein großes Vorbild Jancso, eine dichte räumliche und zeitliche Verbindung in seinen Szenen. Dies soll nicht bedeuten das dadurch keine Perspektive aufgezwungen wird in Damnation, wie gesagt Realismus ist das hier nicht mehr. Tarr obwohl er uns in seinen Szenen die Freiheit der Wahrnehmung lässt und so wenig es geht auf Manipulatives verschieben umsteigt hat trotzdem seine künstlerische Kontrolle stets in der Hand und bildet mit ihr eine Art Rahmen aus der weder wir noch das dargestellte entkommen kann. So soll das aber auch sein.
Damnation ist konkret. Ist eindeutig. Hier gibt es nichts zu interpretieren. So jedenfalls Bela selbst über seine Filme ab Damnation welche diesen oben leicht angesprochenen Stil besitzen. Dies scheint schwer zu verstehen und anzuerkennen wenn man seine Filme sieht. Gibt es doch so viel doppeldeutiges was doch eigentlich etwas ganz anderes bedeuten könnte. Dabei hat Tarr aber recht, hier gibt es kein entweder - oder - vielleicht - wahrscheinlich. Wir sind es nur nicht gewohnt solch Stille, solch banaler Ehrlichkeit von Angesicht zu Angesicht entgegenzutreten und sie als einfach genau das zu akzeptieren. Wenn der Hauptcharakter am Ende ziellos durch den Schlamm streift, zufällig einen streunenden Hund sieht und auf alle vier herunter geht um ihn anzubellen dann ist das keine Metapher oder sonst etwas. Es ist einfach das was da zu sehen ist. Ein Mann auf allen Vieren in Schlamm. Unser Kopf will da dann immer den schlauen spielen und Assoziationen setzten zu etwas größerem, etwas außer filmischen. Er will sich selbst um Kopf und Kragen reden und Jenseits von all der intellektuellen Obszönität nicht wahr haben das das was vor ihm steht auch genau das ist und gerade deswegen so Wertvoll sein sollte.
David Fincher, welcher seit Zodiac mehr auf Ordnung im Chaos bedacht ist als auf Chaos in dem selbigen, streckt seine analytischen Bewegungen nach zwei eher uninteressanten Filmen wieder auf ein Genre dessen Handling seinen Fähigkeiten deutlich besser zusagt. Fincher forscht nicht einfach das Mysterium herunter welches das Buch ihm mitsamt ein paar plumpen Moraleinteilungen vorgibt er teilt sie in Schnipsel kleinster Informationen und/oder (Trans-)Aktionen auf, splittert mit ihnen seine Bilder auf und bricht jegliche Form von Drama herunter auf einen zu dokumentierenden Prozess. Einen Prozess dessen Abfolge wichtiger ist als dessen Wirkung. Fincher geht es nicht so sehr um die Geschichte und ihr erzählen an sich, jedenfalls nicht um ihre Eigenschaft als etwas Ganzes, sondern um die einzelnen Teile welche das letztendliche Ganze, das Puzzle, ausmachen. In diesem Fall ist er genau wie seine Charaktere im Film welche versuchen einem Geheimnis auf die Spur zu kommen ist doch auch er auf der suche nach einem. Und zwar wie er die Abgründe menschlichem Versagens und dessen Tiefe aus seinem starrköpfigem abmessen der Tatsachen die ihm in Form von Szenen, Bildern, Details und Repetitionen als Informationen zu Verfügung stehen. Er ist sozusagen mit seinem Stil das filmische äquivalent zu einer Ermittlung in vollem Gange (ein Grund für das flotte pacing) und ist wie diese natürlich auch am zu erreichenden Endpunkt interessiert, mehr als das aber was er braucht um dort hinzukommen. Dies mag einige, obgleich Verblendung durchaus einer seiner dunkelsten Offenbarungen der letzten Zeit ist, stören und sogar, man mag es kaum glauben, durch das fehlen plakativer Subversivität bekannt aus seinen früheren "Klassikern" manche dazu veranlassen den Film (fälschlicherweise wie ich finde) für kühl und distanziert zu halten. Dabei ist gerade bei seinem Stil genau dies immer noch die konsequenteste und intelligenteste Art der Narration bei solch einem Material. Wo das Original eine simple Buchverfilmung war macht Fincher auf den Film endlich einen Film.
Delusions of Grandeur.
Göttliche Fügung?
Die Wanderschauspieler nicht vergessen, für den Großteil der cinephilen Welt einer der größten Europäischen Filme überhaupt. Da der aber etwas zu lange ist heute (am Wochenende vielleicht) schaue ich mir, anstatt die große Trauer mich auffressen zu lassen, zu seinen Ehren heute nochmal Die Ewigkeit und ein Tag an. Denn sein Tod ist zwar ein Verlust, seine Filme aber eine enorme Bereicherung.
Ich habe lange darüber nachgedacht, und kann ich natürlich auch nur von meinem eigenen bisherigen Wissenstand ausgehen. Aber wenn ich es mir so überlege gehörte keinem Regisseur die letzte Dekade so sehr wie ihm in Sachen Qualität und Quantität!
"For TROPICAL MALADY I found that diptychal form worth exploring. I wanted to describe certain ideas of difference, of contrast, of darkness and light, of suffering and love, and so on. The film should show how such a thing as the love of two human beings is transformed and shaped not only by society, but also by the way films tend to stereotype homosexuality. It became clear for me, that I as a filmmaker would have to break this mode. And by consequence, break this film in two parts, physically. Thailand has got this extreme contrast about it. In the past years since I started making movies, our country has heavily changend, with new technologies, architecture and the initiation of democracy, which means materialism and capitalism, coming up. At the same time we are still deeply rooted in animist, hinduist, buddhist or fake-buddhist beliefs and practices. In Thailand it has become a habit to drive a european car to your temple in order to pray for money.
Kinos? Also in der Mehrzahl?
Ihr könnt froh sein das ihr überhaupt noch eine Auswahl habt, selbst wenn diese jetzt sinken mag. Im Umkreis von 100 km gibt es bei mir ganze 3 Lichtspielhäuser. Und für eines dieser drei muss ich sogar das Land verlassen. Ihr wisst gar nicht was ihr, immer noch, für Möglichkeiten habt in den großen Großstädten des Landes. Da gibt es wenigstens Kinos welche alternativen zur englischsprachig orientierten Unterhaltungsindustrie anbieten. Prgogramm-Kinos, Arthous Kinos oder Film Festivals kenne ich immer noch nur vom hören. Ist ja sogar schon ein Event geworden wenn mal ein Film alle paar Monate in der Original Fassung läuft...
Toller Artikel Jenny!
Der Film beginnt mit einer Abfolge von delokalisierten Events ohne jegliche Form der Erklärung oder Exposition außer vielleicht durch aus-dem-Moment gezogenen Informationsschnipsel, verbal oder bildlich. Eine Meute räumt einen Supermarkt aus. Eine Kakerlake wird in dem Essen gefunden welches sich ein junger Herr bestellt hat. Und ein Haufen Bärenpfoten werden in einer Kühltruhe gefunden. Nach zehn Minuten augenscheinlichem Chaos erscheint der Titelbildschirm und auf schwarzem Grund erscheinen Busbuchten welche ein Wort ergeben. D.I.S.O.R.D.E.R. Durcheinander auf deutsch. Das Internet bietet hier zwei Bedeutungserklärungen: [1] verschiedene Prozesse laufen gleichzeitig, wahl- und regellos ab; [2] Dinge befinden sich im Zustand der Unordnung. Nun ist das was nach den ersten 10 Minuten abläuft wahrliche in diesen beiden Erklärungen zu erkennen doch mag ich es nicht komplett dazu kategorisieren. Huang Weikai wühlt sich durch Berge an Aufnahmen, über 1000 Stunden an der Zahl, aufgenommen von verschiedenen Amateurfilmern sowie von ihm selbst. Dabei konvertierte er das aufgenommene in schwarz-weiß. Körniges schwarz weiß. Eine Endscheidung welche sich im Kontext des gesehenes recht erfrischend/ergänzend erweist. 1 Stunde lang werden wir Zeuge des alltäglichen Wahnsinns menschlicher Absurdität in einer koexistierenden Welt. Ein Krokodil wird in einem Kanal entdeckt und schnell bildet sich eine Menschenmenge um das Spektakel wie versucht wird das Tier dort hinaus und letztendlich fort zu schaffen. Blitze von Kameras drängeln sich wie die Körper der schaulustigen zusammen und fangen an zu Jubeln als das Tier endlich gefesselt im Rücksitz eines Wagen verschwindet. Huang verschmilzt diese Farce mit dem Fund eines Neugeborenen, knapp 3-4 Monate alt, versteckt an der Seite einer Landstraße. Nur ein paar Frauen lassen sich finden welche dem Kind etwas Milch geben und dann auf die Polizei warten. Und deshalb auch meine Zurückhaltung im Falle der Kategorisierung des Filmes als etwas "wahl- und regelloses". Huang nimmt das ihm zur Verfügung gestellte Material und versetzt es in der Zeit, schneidet es aneinander gegensätzlichen Polen oder sich vervollständigenden Ereignissen und kreiert somit in seiner "Symphonie der Großstadt", wie der Film des öfteren genant worden ist, den Kontext zwischen den Zeilen. In den Verbindungen einer langsam platzenden Gesellschaft dessen Wertesystem schon längst am verrutschen ist. Das körnige schwarz-weiß Bild verstärkt dann nur noch wie angedeutet die ständige Absurdität und Surreale Qualität des Gesehenes. Ein Ansturm von menschlichem Leben welcher so gesehen ganz Konsequent in einem unkontrollierten Handgemenge mit Zivilbevölkerung und Polizei endet und akustisch uns dann auch über die Credits bis zum Schluss, welcher leider schon viel zu früh kommt, begleitet.
Das Leben im 21. Jahrhundert: fragmentarisch, unsortiert, enorm und irgendwie schrecklich absurd.
"Welcome to China...anytime, anywhere, anything could happened in this country."
Angefangen in eher dokumentarisch angehauchten Sozial- sowie Milieustudien dreht es sich bei Bela Tarr grundsätzlich, wenn man denn von seinem Genie zu sprechen beginnt, um drei essentielle Werke. Dammnation. Sátántangó. Und Die werckmeisterschen Harmonien. Angefangen mit Damnation war es hier das erste mal das Tarr es versuchte, und sogar auch wenn man mal sagen darf erreichte, uns die Welt aus seinen Augen zu präsentieren. Ungebrochen, wahrhaftig und in schwarz-weiß getunkt. Nun wurde schon viel gesagt über die Filme und dessen kosmische Menschlichkeit sowie der einzigartigen bildgestalterischen räumlichen Kohärenz (logisch weitergeleitet von Tarr aus dem Stils eines anderen Ungarn, Miklos Jansco, welchen er enorm verehrte) in welchen Achse immer die filmische Zeit Tarrs und dessen fortbestehen einem unerschrocken in die Augen starrt. Und werde ich in meiner baldigen Retrospektive auch wahrscheinlich noch einiges darüber schreiben. Doch eins sei gesagt für Jünger oder Leute mit Interesse an seinem Kino. Eine kleine Observation muss jetzt doch raus. Diese drei Filme in all ihrer atmosphärischen Brillianz und ihrem augenscheinlichem Pessimismus welcher eigentlich keiner ist, haben allesamt ein unsichtbares thematisches Bindeglied. Sie sind Gefährten auf dem selben Weg. Damnation als Verfall eines Individuums. Satantango als Verfall einer Dorfgemeinschaft. Und Werkmeisterschen Harmonien als Verfall einer Sozialen Gesellschaftsordnung. In was sie Verfallen, nun das soll mal im Unklaren gelassen werden. Nur war das bisher ein stetig, in ihrer Ausweitung, wachsender Verfall. Was nun mit dem Turiner Pferd passiert und ob es sich dazu zählen kann als Gefährte auf diesem Weg oder vielleicht doch all das relativiert und die Welt Tarrs so wie man sie als Zuschauer sieht umkrempelt, ich bin jedenfalls gespannt. Auch Jenseits all diesem anspruchsvollem Gerede einfach mal wieder einen Film zu sehen der meine Augen in seiner banalen Schönheit beglückt, entzückt und mit ihnen Tango bis in die tiefste Nacht tanzt...
Ich sags nochmal: Besser sind Serien nie geworden und werden es wahrscheinlich auch kaum mehr. Kein Meisterwerk, ein Lebenswerk. Eine unglaubliche Lebenserfahrung. Für jeden der sich damit beschäftigt.
Interessanter Fakt in Verbindung mit traurigen aktuellen Nachrichten:
"If the Costa Concordia, which ran aground off the west coast of Italy last night, looks familiar to you, it's likely that it's because it's the cruise ship that's the setting for the first movement of Jean-Luc Godard's Film socialisme ("It's less a tourist cruise than an international summit of bastards," wrote David Phelps in June). The accident, which cost the lives of three people and injured many more (and around 40 of the 4000 passengers are still missing), occurred on the same evening that a rogue vigilante group going by the name of Standard and Poor's downgraded the credit ratings of nine eurozone countries."
Da kommt noch einer?
Kein wunder das das nicht in die vielen Kinosäle der Welt kommt.
Ist eben gut.