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100 für die Ewigkeit

26.02.2020 - 11:45 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Ryan Gosling in Drive
Universum/24 Bilder
Ryan Gosling in Drive
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So, ich bin nun zurück aus meinem Kurzurlaub und habe endlich meine nächsten 20 Plätze meiner "100 für die Ewigkeit"-Reihe fertig. Dieses mal werden häufiger modernere Filme auftauchen im Vergleich zum letzten Teil. Es werden Regisseure wie Refn, Nolan, Kubrick, Chang-Dong Lee und Billy Wilder auftauchen. Viel Spaß damit!

Hier geht es zum ersten Teil.


Hier geht es zum zweiten Teil.


Platz 60: Scarface (1983)

Mein 17-jähriges Ich hätte diesen Film auf jeden Fall in die Top10 gepackt. Mindestens. Tony Montana zierte in DIN A2 mein Jugendzimmer, neben ihm Tupac Shakur, und wurde erst aussortiert als ich in meine erste WG zog. Tony Montana war der vielzitierte Antiheld meiner pseudorebellischen Ich-gegen-Alle-Phase, zusammen mit GTA Vice City Soundtrack. Dabei ist Scarface im Grunde nur eine Rise-and-fall Geschichte eines Gangsters in den 70er und 80er Jahren. Aber eben mit einem furiosen Al Pacino, der hier eine karrieredefinierende Leistung abliefert. Und mal ganz ehrlich Leute, jeder hatte mal den Moment in dem er Tony Montana sein wollte.



Platz 59: Mad Max: Fury Road (2015)

Die Wucht mit der Mad Max: Fury Road im Jahr 2015 in die Kinos kam war atemberaubend. Mit diesem unverkennbaren Spektakel hatte im Vorfeld wohl keiner gerechnet, waren die letzten Filme der Reihe doch schon 30 Jahre her. Mit denen hatte Fury Road jedoch nicht mehr viel zu tun. Cast ausgetauscht und PS mal eben verdoppelt wirft George Miller einen hier in Hochgeschwindigkeits-Höllenschlund auf LSD, den längsten U-Turn der Filmgeschichte. Fury Road mag dramaturgische Schwächen haben aber was interessieren schon dramaturgische Schwächen wenn man keine Luft zum atmen hat.


Platz 58: Burning (2018)

Jong-soo trifft zufällig auf eine ehemalige Klassenkameradin, verliebt sich in sie und passt auf ihre Katze auf, während sie nach Afrika reist um den Sinn des Lebens zu suchen. Zurück kehrt sie zusammen mit dem Neureichen Ben und ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich eine nicht zu fassende Dreiecksgeschichte. Burning ist dabei so lückenhaft, mysteriös, unergründlich wie auch komplex. Ein Film der dauerhaft mit seinem Zuschauer spielt und ihn fordert, ihn aber auch an die Hand nimmt und durch dieses Werk aus meditativer Ruhe und vibrierenden Suspense begleitet.



Platz 57: Barry Lyndon (1975)

Wie man schon an den Bildern erkennen kann, Stanley Kubrick ist ein wahrer Künstler, ein Magier der Bilder. Ich weiß nicht ob ein Regisseur es besser schaffen kann eine Epoche besser zum Leben zu bringen. Hier äußert er sich als ein Meister des Barock. Die Geschichte ist eher klassisch, ein Aufstieg eines irischen Jungen bis hinauf in den britischen Adel, durch Kriege, Intrigen und Lügen. All dies geschieht im großen Dunst der Aufklärung und baldigen bürgerlichen Revolution. Aristokratie war wohl nie wieder so bitter.



Platz 56: Forrest Gump (1994)

Forrest Gump ist so ein Film den ich immer wieder mit anderen Augen gesehen habe. Als Kind war er einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Diese Mischung aus Märchen, Zeitgeschichte und Drama war einfach perfekt und die Liebesgeschichte zwischen Forrest und Jenny, die wohl tragischste. Dann kam die Phase in dem mir das erzkonservative Weltbild, welches hier zugrunde liegt, mich einfach nur noch gestört hat. Mittlerweile hab ich natürlich das Kriegsbeil mit Forrest Gump begraben und kann mich einfach an der wunderschönen Geschichte und der herausragenden Leistung Tom Hanks erfreuen.



Platz 55: The Wolf of Wall Street (2013)

Dieser dreistündige Blick auf die oppurtunistische und egoistische Welt des Jordan Belfort, ist eine obszöne wie dekandente Realsatire. Vielleicht muss man mal die Geschichte des geistigen Vorgängers gucken. Wall Street von Oliver Stone, damals haben sich eine ganze Generation von jungen Männern vom Bildnis Gordon Gekkos blenden lassen und der Film wurde zum Werbefilm der Hochfinanz. Ähnliches hätte TWoWS auch passieren können, vielleicht ist auch der ein oder andere Jordan Belfort auf den Leim gegangen und vielleicht wäre ein bisschen mehr Zeigefinger und Lehrstück hier angebracht gewesen, gerade in den Phasen des erzählerischen Stilstands. Das Gesamtwerk jedoch bietet jedoch ein großartigen Blick auf die Verführbarkeit des Menschen.



Platz 54: Blade Runner (1982)

Blade Runner ist eines dieser einzigartigen Werke der Filmgeschichte, welches irgendwie heraussticht aus der Masse. Das Zusammenspiel aus dem elektronischen Soundtrack, einer wunderbar düsteren Szenerie, der poetisch-mytischen Geschichte und ikonischen Momenten, wie dem Tannhäuser-Monolog, erschaffen ein ganz eigenartiges wie auch überwätigendes Seherlebnis.



Platz 53: Good Will Hunting (1997)

Bevor Matt Damon und Ben Affleck so richtig als Schauspieler durchgestartet sind, haben die beiden einfach mal eines der besten und pointiertesten Drehbücher überhaupt geschrieben. Die Geschichte eines jungen Mannes, der in prekären Verhältnissen groß wird und mit einer großartigen Gabe gesegnet ist. Trotzdem nie den richtigen Weg gezeigt bekommt und erst auf einen verwitweten Psychologen treffen muss um seine Spur zu finden, MUSS ja eigentlich dem Kitsch verfallen. Genau das, passiert hier nicht. Es ist einfach ein smarter und herzergreifender Film mit einem Robin Williams der nie besser war.



Platz 52: Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)

100 Jahre Caligari! Robert Wiene hat dem deutschen Expressionismus, im Jahr 1920, ein Denkmal gesetzt, gleichzeitig diesen Stil weiterentwickelt und damit die erste Hochphase der deutschen Filmhistorie eingeläutet.
Mit einer unglaublichen Vielfalt von narrativen Elementen, wie den zahlreichen Wendungen innerhalb der Handlung oder die Rückblenden und Verfolgungsjagden, die einen erheblichen Teil zum Aufbau der Spannung erzeugen, erschafft Wiene ein Kunstwerk welches ich so aus dieser Zeit noch nicht kannte.
Nicht zu vergessen ist die dazu angesetzte breitgefächerte Musik, welche den Zuschauer manchmal brachial, manchmal sanft durch den Film begleitet.
Im Vordergrund stehen dabei natürlich die Ausarbeitung der Kulissen, welche eine wunderbare Interpretation des Expressionismus sind, der sich hier anschließt um aus dem Chaos und den Trümmern des WW1 heraus ein neue Welt zu schaffen, mit neuen Ordnungen und neuen Formen.
Dieser Stil zelebriert den Umbruch, das Unförmige, der Umgang mit Farbe und Form wurde freier als jemals zuvor. Meisterwerk!



Platz 51: Wer die Nachtigall stört (1962)

Gerade auch wieder in den aktuellen Zeiten wird einem klar wie dringend wir Menschen wie Atticus Finch in unserer Gesellschaft brauchen. Aufrichtige, ehrliche, tolerante und respektable Persönlichkeiten, welche trotz des rassistischen Gegenwindes und dem umherschwelgenden Hasses aufrecht stehen bleiben und klare Kante zeigen und sich um jeden Preis für Gerechtigkeit und Toleranz einsetzen und Diejenigen schützen, die nicht in ein solch privilegiertes Leben hineingeboren wurden.

Wir brauchen mehr Leute wie Atticus Finch!



Platz 50: The Dark Knight (2008)

Ganze zwölf Jahre ist es nun her, dass ich The Dark Knight im Kino vorgeführt habe. Ich weiß gar nicht genau wie häufig ich mir den Film angeschaut habe aber The Dark Knight hat mich so sehr aus den Latschen gehauen wie kein anderer Film zuvor, im Kino. Diese unfassbare Wucht mit der Nolan diesen Film inszeniert hat und die bahnbrechende Performance von Heath Ledger waren eine meiner Säulen und Gründe, weswegen ich nach so vielen Jahren immernoch hier bin.



Platz 49: Rosemaries Baby (1968)

Mit Rosemaries Baby kam 1968 der zweite Teil der Mieter-Trilogie in die Kinos. Er bezieht seine Spannung, seinen fast akademischen Grusel, nicht durch plakative Szenen, sondern durch die subtile Bildsprache, den wunderbar komponierten Bildern, hypnotischen Kamerafahrten durch die Gänge des verschwurbelten Hauses und einem traumwandlerischen Score von Christopher Komeda. Damit hat Roman Polanski Großes geschaffen, einen zeitlosen und nahbar psychologisierten Gruselfilm für die Ewigkeit.



Platz 48: Eins, zwei, drei (1961)

Ein absolut geniales Stück Zeitgeschichte, wunderbar in Szene gesetzt in schönen Schwarz-weiß Bildern von Regiegroßmeister Billy Wilder.
Temporeich, stilsicher und pointiert.
Entlarvend und eloquent.
Hier bekommt einfach jeder sein Fett weg ob nun Kapitalist oder Kommunist.
Deutscher, Amerikaner, Russe.
Bisher habe ich noch keinen besseren über den Kalten Krieg gesehen, hier werden Vorurteile und Klischees bedient und sagenhaft durch den Kakao gezogen.
Überragend komisch und absolut zeitlos.

Die Liste an Zitaten zu diesem Film ist endlos, hier ein paar der besten:

C.R. MacNamara: You know something? You guys got cheated. This is a pretty crummy cigar.
Peripetchikoff: Do not worry. We send them (Cuba) pretty crummy rockets.

C.R. MacNamara: Just between us, Schlemmer, what did you do during the war?
Schlemmer: I was in der Untergrund: the underground.
C.R. MacNamara: Resistance fighter?
Schlemmer: No, motorman. In the underground, you know, the subway.

Otto Ludwig Piffl: I will not have my son grow up to be a capitalist.
Scarlet: When he's 18 he can make his mind up whether he wants to be a capitalist or a rich communist.

Otto: Is everybody in this world corrupt?
Peripetchikoff: I don't know everybody.



Platz 47: Die Taschendiebin (2016)

Ein weiterer südkoreanischer Film in dieser Liste und einer der besten Filme der letzten Jahre. Chan-wook Park stil ist einfach nur eine pure Augenweide. Die Adaption des Romans von Sarah Waters ist trotz einiger Umstrukturierungen was den Schauplatz, die Zeit und den kulturellen Rahmen angeht äußerst gut gelungen und kann den feministischen Kern erhalten. Dabei kommt ein groß angelegtes Drama heraus, welches überaus kunstvoll, facettenreich und sinnlich daherkommt.



Platz 46: Fluch der Karibik (2003)

Wie man sieht, schaue ich auch mal ganz klassische Blockbuster. Jedoch kommt es nur selten vor, dass ich Disney-Blockbusterkino über so viele Jahre so verehre. Johnny Depp in seiner karrieredefinierenden Rolle als Blödelpirat Jack Sparrow ist einfach so übermäßig unterhaltsam wie kaum ein anderer Charakter. Der ganze Film ist einfach nur ein großartiges Spektakel mit coolem Setting, super-sympathischen Charakteren auf allen Seiten und einer perfekten Balance aus Komik, Action und Spannung. Den zweiten Teil kann man auch durchaus noch mit dazu zählen, ab dem dritten Teil fällt die ganze Reihe dann aber deutlich ab und ist mittlerweile in den Untiefen der Cinemaxx-CGI-Hölle angekommen.



Platz 45: Fallen Angels (1995)

Kar-wai Wong verzichtet in Fallen Angels fast komplett auf das erzählen einer koheränten Geschichte. Es sind eher rohe Fetzen die hier wiedergegeben werden und somit wird noch mehr Raum frei, für die Deutung der Bilder von Christopher Doyle. Diese sind noch abstrakter und plastischer als z.B in Chungking Express und fangen eine pulsierende und lebendige Metropole ein, die mit jedem Frame eine weitere Charakterisierung erhält. Aus diesen zahlreichen Fragmenten setzt sich dann ein Potpourri an menschlichen Gefühlswelten und hochstilisierten, neondurchtränkten Traumbildern zusammen.



Platz 44: American History X (1998)

Hass ist Ballast. Das Leben ist zu kurz um immer wütend zu sein.

Man muss schon sagen, dass American History X ein sehr gewagter Film ist. Sehr leicht hätte das Drama sich in seiner Argumentation verheddern können aus der man nicht mehr rauskommt. Es wurde ja schon viel zu der Wirkung und der Geschichte des Filmes geschrieben und das ist wichtig - Es ist ein Film. Keine Studie. Ein Film über den unfassbar großen Wert von Menschlichkeit.



Platz 43: Moonlight (2016)

Moonlight ist vielleicht nicht der beste aber der schönste Film der letzten Jahre. Barry Jenkins hat einfach sehr viele Sachen richtig verstanden, weiß diese Gedanken dann fiilmisch und metaphorisch richtig zu koordinieren und bringt dann final die richtige Konklusion. Genauso schafft er es auch die richtigen Fragen zu stellen. Wichtige Fragen stellen und andere Fragen mit wertigen Aussagen zu beantworten, eine Fähigkeit die nur wenige Regisseur*innen unserer Zeit haben. Dieser Verbund macht ihn zu einem der interessantesten Regisseure unserer Zeit.



Platz 42: Victoria (2015)

Der eine Film aus Deutschland auf den sich fast alle einigen können. Auch wenn man nie genau wusste dass man auf Victoria gewartet hat, so wurde es einem klar als man dieses Werk im Kino bestaunen konnte. Als dann der Hype um den Film losging, wurde darüber diskutiert, ob Victoria eine neue Ära des deutschen Films prägen könnte. Dieser Film war für einige Zeit der Messias der deutschen Filmlandschaft und sollte uns alle ins Gelobte Land führen. Auch wenn sich leider nicht viel getan hat in den letzten fünf Jahren, ist Victoria immernoch dieses ganz besondere und gigantische filmische Feuerwerk.



Platz 41: Drive (2011)

Dieser eine Film der Ryan Gosling zu einem der coolsten Menschen aller Zeiten gemacht, Handschuhe bei Autofahrern wieder zurück auf die Landkarte gebracht, Uns Oscar Isaac beschert, Nicolas Winding Refn zu einem der heißesten Regisseure stilisiert, und zu guter letzt auch noch Filmsoundtracks bei einer breiteren Masse populär gemacht hat. Sind wir doch mal ehrlich, wer in den Anfängen der 2010er mal auf einer WG-Party war, hat mal um 3 Uhr morgens mit einem einem halbvollen Gin Tonic zu Kavinsky - Nightcall getanzt. Oder immerhin danach, bei einer Kippe auf dem Balkon, über Ryan Goslings Skorpionjacke schwadroniert. Um es kurz zu machen. Drive ist ein absoluter Generationenfilm, der dieses Jahrzehnt mitgeprägt hat wie kaum ein zweiter.


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