Dachsman - Kommentare
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Alle Kommentare von Dachsman
Lief doch alles in allem besser als befürchtet.
Besonders die Vielfalt bei den Animationsfilmen freut mich. Am Ende wird es zwar "Inside Out", aber sowohl Shaun, Marnie und Anomalisa dazu sehen freut mich sehr.
Bei den Dokumentationen kann die Academy ihr Versäumnis von "The Act of Killing" wieder ausbügeln und nachdem die Schwergewichte aus dem fremdsprachigen Spektrum schon in der Vorrunde aussortiert worden sind (The Assassine; Ich seh, ich seh), ist die Auswahl auch ganz in Ordnung.
Ausrutscher sind allerdings auch dabei. An Redmayne und Lawrence scheint mittlerweile kein Weg vorbei zu führen, dass aber ein Skript wie "Straight Outta Compton" nominiert wird ist schon eine Frechheit. DiCaprio hätte ich tendenziell für eine anderen Darbietung lieber als Favoriten gesehen, aber da ist ja immer noch Fassbender.
Jetzt heißt es Daumen drücken für "Mad Max".
Liebes 2016,
fick Dich!
Grüße,
Dachsman
Vielleicht liegt es an der medialen Überpräsenz von Schulz und Böhermann, dass mich "Schulz und Böhmermann" keine Luftsprünge machen lässt. Der Kaffeeklatsch bei Whiseky und Zigarren mag seinen Reiz daraus ziehen, eben nicht dem öffentlich-rechtlichen Schema von Talkrunden zu folgen, aber mit zwei Redebedürftigen am Tisch offenbart die Umsetzung Schwächen. Kollegah nutzt die gebührenfinanzierte Stunde zur geschickten Selbstvermarktung, Kachelmann zur ungeschickten Selbstvermarktung. Beide offenbaren aber auch nichts, was nicht schon hinlänglich über sie bekannt ist. Postel versucht währenddessen hartnäckig die Aufmerksamkeit an sich zu reißen, während Annika Decker zufrieden zu sein scheint, dass sie eingeladen wurde. Bemerkenswert ist nach der erste Folge vor allem, dass diejenigen, die Roche & Böhermann doof fanden, plötzlich zu Fans geworden sind und vice versa. Ich fasse mir dabei übrigens an die eigene Nase. Es ist nicht so, dass Schulz und Böhmermann ungeeignet für das Format wären. Wer "Sanft und Sorgfältig" kennt, weiß um das Interesse der beiden an Gesprächspartnern. Bei der Premiere war davon wenig zu merken. Den Boss haben sie kaum aus der Defensive gelockt und sich dafür vom falschen Chefarzt in die Defensive drängen lassen. Am Ende bleiben ein paar Lacher, aber mehr auch nicht. Mario Barth gefällt das.
Den Vergleich Norbert Himmler alleine anzulasten, finde ich unfair. Nach dem Piloten wären die deutschsprachigen Feuilletons schon von selbst darauf gekommen. Die Parallelen - nicht nur in der Prämisse, sondern auch in der Umsetzung - sind einfach zu offensichtlich. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man die Äußerung des ZDF vielleicht sogar als Schadensbegrenzung sehen. Dass der Vergleich der Serie erstmal nicht gut tut, zeigen die Reaktionen im Netz. Englische oder amerikanische Vorbilder einzudeutschen hat in der Fiktion hierzulande allerdings auch Tradition - siehe Stromberg und The Office oder Pastewka und Curb Your Enthusiasm -, aber mit diesem Projekt bemühen die Verantwortlichen einen unübersehbaren Vergleich. Über "Breaking Bad" haben alle gesprochen, aber wer kannte hierzulande bitte Larry David.
Damit ist, in meiner Wahrnehmung, "Morgen hör' ich auf" exemplarisch für ein Problem der deutschsprachigen Unterhaltungsindustrie. Es wird sich deutlich an international erfolgreichen Vorbildern orientiert und dadurch Vergleiche provoziert, ob ausgesprochene oder unausgesprochene, die das Imitat nur verlieren kann. Die Aufregung über Nick Tschiller wäre wesentlich geringer ausgefallen, wenn da statt Till Schweiger Bruce Willis (schauspielerisch ist das das selbe Level) durch die Gegend geballert hätte. Selbst das zurecht gelobte "Deutschland '83" ist davon nicht frei. Sobald deutsche Filmemacher tatsächlich eigene Wege gehen, ist das Geschrei beim Stammpublikum dann groß - dazu muss man nur die Reaktionen auf einen Graf-Tatort verfolgen. Und das ist kein Problem vom überalterten ARD-Publikum, dieselbe Irritation lösen solche Formate bei jüngeren Zuschauern aus. Solche, die mit Sitcoms in Dauerschleife großgeworden sind und jetzt alles aus dem Hause HBO und ABC grundsätzlich binge-watchen.
Michelle Williams guckt den ganzen Film über wie ein waidwundes Reh. Tom Schilling spielt einen fiesen Nazi und Matthias Schoenaerts spielt einen netten Nazi. Mich hat der Film an den Setbesuch in "Oh Boy" erinnert. Als sich Schilling und Schoenaerts dann auf Deutsch unterhielten, habe ich mir ein Cameo von Werner Herzog gewünscht. Gewartet habe ich darauf vergeblich. Deswegen kann ich diesen Film nicht empfehlen.
Ich würde vermuten, dass der enorme Hype daher rührt, dass ein Filmfreund, Feuillitonist und Faneinen solchen Film leicht einem Publikum empfehlen und begreifbar machen, welches sonst nicht in gesteigertem Maß mit Filmkunst und/oder Handwerk in Berührung kommt.
"Victoria" zu machen war anstrengend und anspruchsvoll. Das erkennt jeder, der grob weiß, wie ein Dreh funktioniert, bzw. sich das herleiten kann. Primär eine logistische Leistung, die viel Arbeits- und Planungsaufwand erfordert. Und wenn sich jemand anstrengt, dann muss man das belohnen. Beim Wettlauf gewinnt am Ende der die Goldmedaille, der sich am meisten angestrengt hat, sei es in der Vorbereitung oder in der Ausführung. Jemand hat sich angestrengt und etwas geleistet, was einfach messbar ist. Ich denke, ähnlich ist es mit "Victoria". Der Film ist eine Leistung und wurde so auch besprochen. Das war anstrengend und beachtlich, was alle Beteiligten dort geleistet haben. Das erkennt auch ein ZEIT- oder WELT-Leser, der sonst über die vielen Superhelden im Kino die Augen rollen lässt (grotesk bei der Sache, wenn man bedenkt, dass "Birdman" scheinbar schon wieder vergessen ist, da muss man nicht erst "Russian Ark" oder Hitchcock bemühen). Und das wird anerkannt und automatisch als Qualität und Güte des Filmes gewertet.
Wahrscheinlich ist das vergleichbar mit Eddie Redmaynes Oscar im vergangenen Jahr (gab's da hier bei Moviepilot nicht auch einen Artikel drüber?). Es ist schwierig und anstrengend so eine Art von Schauspiel zu betreiben, also muss es honoriert werden. Die Frage ob es sinnvoll oder angebracht ist stellt sich nicht. Genauso, wie man schwieriger vermitteln kann, wieso eine Darstellung z.B. von Michael Keaton in gleichem Maß Vorzüge hat und Können verlangt. Gefühlt beobachten wir dieses Jahr ein ähnliches Phänomen bei DiCaprio und "The Revenant". Die Vorberichterstattung für den Film hat sich immerhin ausschließlich daran hochgezogen, dass es "der schlimmste Dreh aller Zeiten" gewesen sei. Mit dem oscarprämierten Regisseur von "Birdman" wirbt dann auch keiner, sondern mit DiCaprio. "Dafür muss Leo jetzt eine Auszeichnung kriegen." Klar, er hat ja von allen Nominierten am meisten geschwitzt.
Soweit die Differenzierung, ab jetzt: "Victoria" ist toll, Vega doof, narrisch auch! Ätsch! :P
„Where Did You Sleep Last Night“ und dann ist es schwarz. Jeder weiß, wie diese Geschichte endet. Kurt Cobain wurde 27 Jahre alt. Zurück bleibt das „Warum?“ Eine Antwort gibt auch „Montage Of Heck“ nicht. Kurt habe sich mit einer Überdosis ins Koma befördert, beim Gedanken sie könne die Nacht mit jemand anderen verbringen, erinnert sich Courtney Love. Aber treibt allein Eifersucht einen Menschen in den Freitod?
Kurt habe Demütigungen kaum verkraftet, erklärt Krist Novoselic. Die erste ablehnende Rezension habe ihn bis ins Mark getroffen. Ähnlich hart scheint den Teenager die Trennung der Eltern getroffen zu haben. Damals ließ man sich nicht scheiden, erinnert sich seine Mutter. Ein Stigma, welches Kurt durch seine Schulzeit trug. Er habe sich vielleicht immer nach einer intakten Familie gesehnt, mutmaßt der Vater. Unter Gleichaltrigen brüstet sich der Außenseiter mit sexuellen Eroberungen. Im Kindesalter verschreibt ihm ein Arzt Medikament gegen Hyperaktivität. „Irgendsowas wie Ritalin.“
„Die Menschen, die zur Beerdigung gekommen wären, wenn Kurt ein Hausmeister gewesen wäre“, nach diesen Kriterien hat Brett Morgen die Gesprächspartner für sein Portrait ausgewählt: Vater, Mutter und Stiefmutter, ein Freund, eine Verflossene, die Witwe. Die Leerstellen füllt Cobain. Interview-Schnipsel, vor allem aber Zeichnungen, Notizen, Audioaufnahmen. Pink Floyds „The Wall“ nennt Morgen als Referenz. Immerhin hatte er das Gefühl Kurt nach seinen Recherchen besser zu kennen, als manchen Freund aus Fleisch und Blut.
Eine amerikanische Ikone nackt zeigen, ohne sie bloßzustellen, das war der Anspruch. Wie viel Projektion noch in „Montage Of Heck“ steckt, sei dahingestellt. Morgen lässt Raum zum Assoziieren, sein eigenes Bild vom posthumen Brieffreund schimmert aber trotzdem durch die Schichten aus Animation und Gesprächsfetzen. Wahrscheinlich ist die Interpretation aber auch die einzige Möglichkeit den Menschen Kurt Cobain noch greifbar zu machen.
Dieser Kurt bleibt ein Klischee und ein Hausmeister gleichermaßen. Zum einen sind da der romantische Weltschmerz und die rohe Wut des Künstlers. Das Idol einer Generation, die strauchelnde Ikone und die fehlgeschlagene Therapie auf der Bühne. Zum anderen sind da auch Kurt und Courtney im Bad, Kurt im Kinderwagen und seine krakelige Handschrift. Morgens Film beginnt zu schleifen, wenn er sich auf allzu bekanntes Terrain begibt, die Drogen und der Weltruhm in den Mittelpunkt und darüber die Menschen in den Hintergrund rücken.
Am Ende ist alles schwarz. Kurt wurde 27 Jahre. Ein magisches Alter. Der Club 27. Eigentlich ist 27 auf einem Grabstein aber gar nicht magisch. Eigentlich ist 27 sehr jung.
Ich finde die Vorverurteilungen, garniert mit salonfähigem Anitamerikanismus, irritierend. Klar, dass können ja Möchtegernschreiber sein, die sich raffgierig am Abglanz von Quentin bereichern wollen. Er hat zwar immer zugegeben, alles zu klauen, was nicht niet- und nagelfest ist, aber er ist doch sooooo cool!
Das Szenario, dass hier ein mittlerweile ganz schön aus dem Leim gegangener Star-Regisseur oder ein stinkreicher Verleih sich an der Arbeit wesentlich weniger einflussreicher Menschen bedient haben, ist undenkbar. Weil, 'murica, huhuhu, die sind eh alle doof. Also, außer Quentin. Wir sind hier voll differenziert und reflektiert und so.
Dass die Klage erst jetzt eingereicht wurde, kann mehrere Gründe haben. Entweder, weil versucht wurde eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Oder weil es sich zwei kleine Drehbuchschreiber lange überlegen mussten, ob sie es sich mit einem der größten Arbeitgeber in Hollywood verscherzen wollen. Oder, weil zwei kleine Fische tatsächlich die Aufmerksamkeit nutzen wollen, die Taratino im Zuge des Release seines neue Filmes zu teil werden wird, um in diesem ungleichen Kampf zumindest einen etwas besseren Stand zu haben.
Vielleicht ist aber auch gar nichts dran an den Vorwürfen. Ich weiß das nicht, viele andere hier scheinen aber viel klüger als ich. Wenn einer so freundlich wäre: Die Lottozahlen bitte per PN!
Das Jahr geht zu Ende und ich sitze im Kino. Die 3D-Brille auf der Nase, die Peanuts auf der Leinwand und ein Becher Süßkram im Schoß. Ich spoilere mal: Charlie Brown, der Junge mit der Kopf aus Holz und dem Herz aus Gold, hat es geschafft. Na gut, das war klar. Von dem Moment an, als er in diesem Film seinen ersten Drachen erfolglos steigen lassen wollte. Aber es ist trotzdem schön zu sehen, dass die zweidimensionale Welt auch im computeranimierten Kleid noch in Ordnung ist. Eine farbenfrohe Kleinstadt, in der die Erwachsenen keine Rolle spielen, Tagträume an der Tagesordnung sind und jeder Versager zum Helden wird. So war es nie, aber so sollte es sein.
Nachdem der halbe Becher leer ist, wird mir von dem Zuckerzeug schlecht. Charlie Brown hat wieder eine niederschmetternde Episode erlebt und sagt, dass ihn langsam der Mut verlässt. Ich denke mir, dass ich eigentlich mehr von Snoopys Kampf mit dem Roten Baron sehen wollen würde. Wie das eben mit Blue Sky Studio-Filmen so ist, ein bisschen zu durchschaubar und die Nebenfiguren stehlen manchmal die Schau. Ist hier aber nicht so schlimm, wobei sich dafür wohl Schulz den goldenen Stern abholen darf. Ich warte unterdessen auf Scrats Solo-Film.
Ich muss außerdem zugeben, dass ich nie der größte Peanuts-Fan war. Damit meine ich nicht, dass ich irgendwas an den Comic-Strips nicht mochte, aber ich habe sie nie bewusst verfolgt. Zwischen Lucys psychiatrischer Beratung und Schroeders Miniatur-Flügel fühle ich mich trotzdem bewandert genug, dass ich die markanten Ausdrücke und Szenen der Serie wiedererkenne. Ich erkenne viele. Ein kurzer Blick durch die Bankreihen verrät, dass es den älteren Semestern im Saal ähnlich geht. Die Kinder finden Snoopy lustig. Mama und Papa werden ganz nostalgisch und freuen sich, wenn sie sich in den Kindern auf der Leinwand wiedererkennen. Bei den Kindern vor der Leinwand bin ich mir nicht so sicher, ob sie schon für die rothaarige Klassenschönheit geschwärmt, deswegen tanzen gelernt und bis in die Nacht „Krieg und Frieden“ gelesen haben. Die Tänze beim Ball erkennen sie aber vielleicht wieder, wenn Mama und Papa ihnen mal ein „Peanuts“-Buch in die Hände gedrückt haben.
Am Ende waren das trotzdem 90 vergnügliche Minuten. Der bunte Becher fliegt in den Mülleimer. „Man gönnt sich ja sonst nichts“, heißt es. Ich habe mir die Erinnerung gegönnt, wieso ich von Jellybeans auf Studentenfutter umgestiegen bin. Mir ist übel. Der Film war aber schön, wie ich das erwartet hatte. Von der Kinofassade blicken Harrison Ford und Carrie Fisher auf mich herab. Manche Dinge ändern sich halt nie. In diesem Sinne, Euch ein erfolgreiches und frohes 2016!
Ich schließe mich dem Weihnachtsmurray an!
Würde die Begeisterung für "Big Eyes" so gerne teilen. :(
"Das Jahr 2015 war kein gutes Kinojahr und wenn man sich, wie ich es tat, 170 Filme angesehen hat, möchte man schier verzweifeln."
"Der berühmte Hölderlin-Vers „Wo die Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ passt gut zum Kinojahr 2014. Auch wenn meine mehr als 150 Kinobesuche überwiegend enttäuschend waren, gab es in diesem traumatischen Kinojahr dennoch einige Meisterwerke zu sehen, die den Schund und das erbärmliche Mittelmaß [...] dauerhaft überragen werden."
http://www.moviepilot.de/news/die-10-besten-filme-des-jahres-2014-141428
"Auch wenn das Kinojahr 2014 eher bescheiden ausfiel"
http://www.moviepilot.de/news/die-besten-filme-des-jahres-2014-die-platze-20-11-der-filmanalyse-141247
"Nach über 150 Kinobesuchen muss ich sagen: Ein guter Filmjahrgang war der 2014er nicht."
http://www.moviepilot.de/news/flop-10-die-schlimmsten-filme-des-jahres-2014-140870
"Es wäre nicht schwer gewesen, aus der Flop 5 eine Flop 50 [des Jahres 2013, Anm. v. mir] zu machen. In kaum einem Jahr – so zumindest mein Eindruck – gab es wohl mehr schlimme Filme."
http://www.moviepilot.de/news/die-schlechtesten-filme-2013-127010
"Von den 120 Filmen, die euer Lieblings-Filmkritiker [2012] im Kino gesehen hat, waren viele nur mittelmäßig [...]"
http://www.moviepilot.de/news/die-schlimmsten-filme-2012-119683
"Vielfalt dabei ist jedoch immer seltener zu erleben, weil die Studios, die Programmkinos kontinuierlich feiger werden und vor allem das Publikum nur noch Altvertrautes auf der großen Leinwand erleben will"
http://www.moviepilot.de/news/die-filmanalyse-der-top-10-filme-2012-119493
Der Narzi-Vorwurf ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. „At the end of the 20th Century, I ceased to be a human being“, erklärt Nick Cave direkt nach dem Aufstehen, also zu Beginn des Films. Wach war er natürlich vor der Zeit. Anschließend zieht er sich in sein Arbeitszimmer zurück, wo sich Bücher bis unter die Deckel stapeln und der Meister an einer Schreibmaschine Welten kreiert. Dementsprechend trägt auch der Film die Handschrift von Cave. Allerdings macht genau dieser Ansatz den Film sehenswert.
Ein Kalendersprüchlein besagt: Willst Du den Charakter eines Menschen offenbaren, gib ihm Macht. Macht hat Cave an diesem 20.000. Tag auf Erden, nämlich die Macht über die Bilder. Wie ein Mensch sich selbstinszeniert verrät viel über ihn. Nicht einmal, wie er sich selbst sieht – dem kommt auch der devote Psychiater nicht auf die Schliche – sondern wie er von anderen gesehen werden möchte. Joshua Oppenheimer lässt grüßen. Wobei Selbstdarsteller Cave sich selbstverständlicher vor der Kamera bewegt, deswegen, wie gesagt, mit Bedacht schauen.
Darüber hinaus ist der Grundgedanke des Filmes zwar nicht neu, aber weiterhin faszinierend. Woraus konstruieren wir unsere (Selbst)Bilder? Welche Eindrücke sind uns wichtig? Welche bleiben haften, welche verblassen im unaufhaltsamen Lauf der Zeit unwiederbringlich. Es wäre heut‘ nicht wie es ist, wär‘ es damals nicht gewesen wie es war. Antworten bietet der Film übrigens nicht und das ist gut so. Am Ende beginnt schließlich bereits ein neuer Tag.
Hm, kann man Listen nicht mehr liken? Komisch, aber egal. Gefällt mir auch so.
Die ewige Jugend, die der deutsche Verleiht in den Titel geschrieben hat, ist ein langgehegter Menschheitstraum. Für Fred Ballinger (Michael Caine) und Mick Boyle (Harvey Keitel) sind in dieser Hinsicht eher schlaftrunken. Der alternde Dirigent und sein ebenso harngehemmter Regisseur-Kumpel sind alt, vom Leben gezeichnet und müde. Am Fuß der Alpen lassen sie die Tage verrinnen.
Wenn „La Grande Bellezza“ eine Schwärmerei für die ewige Stadt war, dann ist „Youth“ eine Sehnsucht über vergangene Tage. In diesem Kurort trauert jeder etwas nach, was sich schon lange seinem Griff entwunden hat. In einem Moment erstarrt Mick im Antlitz der Venus, die zu ihm in den Jungbrunnen steigt, im nächsten Moment demaskiert sich seine einstige Muse als grotesk geschminkte und aufgetakelte Furie. Fred hingegen irrt durch die endlosen Flure seines persönlichen Overlook-Hotels, der Melodie seines Herzens folgend. Am Ende findet er einen Knaben, der sich an seinem Lebenswerk abmüht und an den er die richtigen Handgriff weiterreichen kann. Dann wären da noch seine Tochter, frisch vom Sohn seines besten Freundes verlassen; der weltentrückte Jungschauspieler mit Performance-Ambitionen (leider nicht von Shia LaBouef gespielt); der schwebende Mönch; das schweigende Ehepaar; der virile Bergsteiger; das verkaufte Mädchen.
Das Hotel in der Schweiz ist ein Sammelbecken für diverse Charaktere und Charaden, dementsprechend fragmentiert wirkt Sorrentinos Film. Kauzige Späße wechseln sich mit theatralischen (bzw. orchestralen) Reflexionspunkten ab. Alles in allem wirkt das allerdings gesetzt. Vielleicht ist Sorrentino nach Oscar-Triumph und Europäischem Filmpreis auch mit der Welt zufrieden und mit sich im Reinen. Am Ende sind der Film im Kasten und der Maestro wieder auf der Bühne. Ein bisschen zu Schön, um wahr zu sein.
Woody und ich, wir versuchen alle Jubeljahre wieder zusammenzukommen. Jetzt ist er jüngst 80 geworden und ich bin noch jung und frisch, das war wieder einen Versuch wert. „Magic In The Moonlight“ handelt von einem altklugen Zyniker und einem naiven Kindchen, die Sterne standen also gut. Gefunkt hat es wieder nicht. Vor allem war ich irritiert, dass unser Ausflug an die Côte d’Azur aussah, wie der sonntägliche Fernsehnachmittag mit Oma Trude. Funkelnde Oldtimer fahren vor den malerischen Meerespanoramen zu mondänen Gartenpartys in sundhaft-teuren Ferienhäusern. Außerdem hat Woody ständig alles genau erklärt, damit ich auch sofort verstehe, wem er mich jetzt vorstellt. „Das ist ja mein Lieblingsneffe, mit der bösen Zunge“, begrüßt zum Beispiel eine bezaubernde Eileen Atkins den merkwürdig verspannten Colin Firth. So schlenderten die Minuten dahin. Irgendwann hat sich Emma Stone dann in Colin Firth verliebt und der geht ihr erst auf den Leim und dann kommt er ihr auf die Schliche und dann verliebt er sich trotzdem in sie. Klar, Liebe ist schon etwas Magisches und bisweilen Naives, aber gepackt hat mich das Schicksal der beiden nicht. Woody findet das trotzdem schön und zauberhaft, hat er gesagt. Er sie letztens erst in Rom und Paris gewesen und das sei auch ganz zauberhaft gewesen, wegen dem Kolosseum und dem Eifelturm. Da musste ich ihm zustimmen, das waren Städte, deren Erwähnung sofort Bilder in meinen Kopf zaubern. Was ihm denn besonders gefallen hätte?, habe ich ihn gefragt. Ja, der Eifelturm und die Künstler, hat er gesagt und das fand ich ein bisschen ernüchternd. Aber er war ja auch wieder in Amerika und hat die Menschen da getroffen. Diese Jasmine, über die er kurz gescherzt hat, das schien mir eine Type zu sein. Ich habe dann gefragt, was er denn von hält, wo er doch so viel Zeit mit ihr verbracht hat. „Ja, die war schon ulkig, aber auch ein bisschen komisch“, hat Woody gesagt, gelächelt und an seinem Wein genippt. Was aus ihr geworden ist, konnte er mir aber auch nicht sagen. Er hat mir dann lieber den Sternenhimmel über Frankreich gezeigt und der war auch sehr schön. So richtig böse sein konnte ich Woody am Ende aber nicht, denn es war ja insgesamt sehr schön. Schöne Menschen in schönen Kleidern, die in schönen Räumen oder schönen Gärten lustige Dinge sagen. Wenn ich jetzt daran zurück denke, kommt mir die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, doch nicht mehr so lang vor. Vielleicht versuchen wir es bald nochmal. Und außerdem hat er ja jetzt Joaquin und Kristen getroffen und die mag ich ja auch sehr. Ich habe dann gesagt, dass ich mich auf jedenfall melde, aber das hat Woody gar nicht richtig gehört. Genickt und "Ohja" hat er trotzdem gesagt. Woody ist ja gerade 80 geworden und dazu wollte ich gratulieren. Das habe ich ja jetzt gemacht. Vielleicht ist es ja an seinem 90. Geburtstag nochmal genauso schön.
Spongebob ist, als Figur und als Franchise, weiterhin überdreht, hektisch, laut und bunt. Unter der, über weite Strecken 2D-animierten, Oberfläche schlägt trotzdem ein Herz aus Zuckerwatte. Wer den Zuckerschock aushält, hat Spaß wie zu Frühzeiten der Serie. Alle anderen kratzen sich verwundert am Kopf. Abgesehen vom Sixpack-Spektakel im Finale sieht das aber kaum nach Kino aus. Trotzdem das beste Superhelden-Team des Jahres.
Was den Menschen zum Menschen macht ist die (zu große) Frage, die bei der Rezeption von „Ex_Machina“, meines Erachtens nach, reflexartig in den Raum gestellt wird. Alex Garland selbst stellt diese Frage nicht. Er überlegt, ab wann wir etwas als ebenbürtig wahrnehmen. Wann ist etwas für uns nicht mehr Objekt, sondern Subjekt. Wenn übermannt die Emotion die Ratio? Für Tester Caleb ist stets ersichtlich, dass Testobjekt Ava künstlichen Ursprungs ist. Trotzdem verfällt er ihr mit jeder Sitzung mehr – for your eyes only. Nathan, der selbsternannte Weise, der Prometheus mit der gezüchtigten Leber, der Blaubart in seinem gläsernen Schloss, hingegen sieht durch tausende Augen zwar alles, erkennt aber nicht, dass seine Kreatur längst nicht mehr ihren Verstand schärft, sondern ihren Körper, als Werkzeug einzusetzen lernt. She seems to have an invisible touch. Gegen diesen ist selbst der gestählte Adonis machtlos. Beim Zuschauer ist schnell klar, dass etwas im Busch ist. Eine Hütte im Nirgendwo, kein Handynetz, verschlossene Türen und Wände mit Ohren, da schellen die Alarmglocken schneller als man „unheimliche Begegnung der dritten Art“ sagen kann. Letztendlich verknüpft Garland all diese Referenzen – von Franken- bis Wittgenstein, von T-1000 bis HAL 2000, von Metropolis bis Her – für meinen Geschmack etwas überambitioniert. Der wirklich beängstigende Aspekt dieses Fatalismus rückt bei aller stilistischen Güte aus dem Fokus: Ava ist Google mit Brüsten.
Einen Film für die Fans, solle das werden, erzählte ein sichtlich zerknirschter George Lucas. Dementsprechend beginnt „The Force Awakens“ damit, dass jemand eine Botschaft in einem Roboter versteckt und diesen in einer Wüste aussetzt. Die Sorte Fans soll also angesprochen werden. Fans, die schon immer mal einen Tie-Fighter fliegen wollten, die Han Solo und C-3PO wiedersehen wollen und nochmal den Todesstern zerstören wollen. Entsprechend sagen und machen die Figuren in JJ Abrams-Film genau das. Sie freuen sich, einen Tie-Fighter fliegen zu dürfen. Sie kriegen große Augen, wenn Han und Chewie „wieder zuhause sind“ und der neue Todesstern ist gleich fünfmal größer als der alte.
Die Formel für Disney schien zu lauten: Bei den Prequels haben sie alles anders gemacht und das mochte keiner. Deswegen machen wir alles genauso, dann müssen uns die Leute lieben. Den Applaus hat in meiner Vorstellung ein Zuschauer allein bestritten. Ich selbst bin ernüchtert. Nicht, weil „Episode VII“ ein schlechter Film ist, sondern weil „Episode VII“ egal ist. Es gibt gelungene Momente, es gibt nette Figuren, aber alles in allem ist das der Kassenschlager, den man von Disney erwarten konnte. Der Oberbösewicht macht den Thanos und sitzt zwei Stunden computergeneriert auf seinem Hintern.
Abseits von der hellen Seite des Filmes (vor allem Adam Driver und Daisy Ridley) enttäuscht mich vor allem, wie wenig es über das neue Kapitel der Sternen-Saga zu sagen gibt. Natürlich ist „Star Wars“ ein Phänomen und sicher gehört das öffentliche Spektakel zu jedem „Star Wars“-Film dazu. In der Vorhalle standen zahlreiche verkleidete Gestalten und auf der Toilette konnte ich zum „Main Theme“ urinieren. Aber für mich hat das Drumherum den Film überholt. Schon jetzt sind die Foren voll mit Mutmaßungen und Spekulationen über diese und jene Rückblende und, ach, noch ein Jahr warten, bis wir mehr erfahren. Aber, abwarten, der „Hobbit“ ist nach drei Filmen auch in Ungnade gefallen. Vorerst ist das Glas für mich halbvoll, auch wenn „Das Erwachen der Macht“ jetzt schon im Hintergrundrauschen des jährlichen Blockbuster-Zirkus verschwindet.
Enttäuschend ist vor allem, wie RTL mit der Serie umgegangen ist. Ob DEUTSCHLAND 83 bei anderer Handhabung ein Quotenhit geworden wäre, weiß ich natürlich nicht. Aber der Sender hat an dem "enttäuschenden" Ergebnis sicher einen großen Anteil. Das ganze Dilemma kann man hier nachlesen:
http://www.dwdl.de/meinungen/53675/rtl_hat_bei_deutschland_83_viele_chancen_vertan/?utm_source=&utm_medium=&utm_campaign=&utm_term=
Herzensprojekt von Ritchie, das hält den Berufsjugendlichen zumindest ein wenig im Zaum. Der elektrische Stuhl muss trotzdem für einen schlappen Gag herhalten. Nunja. Rest ist in Ordnung, wenn auch nicht der Rede wert. Die Darsteller spielen allerdings merkwürdig unterkühlt. Einzig Hugh Grant scheint Freude an seinem Italien-Urlaub zu haben.
Legenden werden sich um diesen Film wahrscheinlich nicht bilden. Dafür ist Tranks "Fantastic Four"-Version selbst in seine guten Momenten nicht bemerkenswert genug. Der Anfang weckt zwar noch wohlige Erinnerungen an großäugige 80er-Abenteuer und die anschließende Mutation der Protagonisten sorgen für alptraumhafte Momente (wobei der gern bemühte Cronenberg-Vergleich die CGI-Verrenkungen zu sehr adeln), aber bald geht dem Film die Luft aus. Beim Auftauchen von Dr. Doom keimt kurzzeitig Hoffnung auf, dass wieder Leben in die Bude kommt. Statt dessen beginnt ein Effekt-Zirkus der das Schlechteste aus Marvel und DC vereint. Einzig die bewegte Produktionsgeschichte dürfte diesen Bastard auf Studio-Blockbuster und Autoren-Ambitionen zur obskuren Fußnote im Comickanon machen. Schade eigentlich, der Ansatz war wirklich nicht schlecht.
Erwartet habe ich eine Liebesgeschichte, gesehen habe ich ein Coming-of-Age-Drama. Ich finde es bemerkenswert, wie viele Ambivalenzen Todd Haynes in dieser lange nicht immer leidenschaftlich roten Romanze sucht. Ob sich nicht zwei Menschen schlicht "out of the blue" ineinander verlieben könnten, fragt Therese (puppenhaft-zerbrechlich: Rooney Mara). Aber ob ihre Zuneigung zu Carol tatsächlich so ohne weiteres kam, steht zur Debatte. Carol (undurchschaubar: Cate Blanchett) ist deutlich älter, viel erfahrener im Leben wie in der Liebe und ist sich ihres Platzes in der Welt, auch wenn er umkämpft ist, bewusst. Therese hadert mit ihrem Freund, mit dessen Plänen nach Europa zu gehen, mit ihrer beruflichen Zukunft. Das Machtgefälle zwischen diesen Partnern ist überdeutlich und endet für Therese mehr als einmal in Tränen. "Blau ist eine warme Farbe" hat eine sehr ähnliche Geschichte erzählt (und ironischerweise diese ähnlich eingefärbt) und auch Kechiche hat die Emanzipation seiner Hauptfigur ans Ende der Erzählung gestellt. Ihre Narben habe beide davon getragen. Kechiche allerdings lässt Adèle alleine ziehen. Haynes geht die eine, entscheidende Einstellung weiter. Das kann man romantisch finden. Ich fand es eher bedrückend.
In Indie-Town ist die Welt noch in Ordnung. Der Indian-Summer währt ewig, die Hits der 80s überwinden jede Krise und die Menschen lachen und weinen jeden Tag. "Skeleton Twins" hat zumindest Mut zur Lücke und ein hinreißendes Darsteller-Quartett mit Hader-Wiig-Wilson-Burrell. Im Westen trotzdem nichts Neues.
Ich weiß nicht wirklich, was ich mit Xavier Dolan anfangen soll. Das war jetzt mein zweiter Film von ihm und, weder im positiven, noch im negativen, erschließt sich mir die Aufregung. "Tom At The Farm" finde ich nett. Hätte ich den Film, in den späten Stunden eines Newcomer-Festivals gesehen, wäre ich sicher beeindruckt gewesen. Als viel diskutiertes Werk eines weltweit zum Wunderkind, muss ich eher schmunzeln. Vielleicht ist es unfair die Rezeption in die Beurteilung eines Werkes einfließen zu lassen. Ich lebe allerdings nicht in einer Blase und deswegen bin ich überrascht wie einfältig, durchschaubar, etwas selbstverliebt, vor allem aber wichtigtuerisch der Film wirkt. Das klingt jetzt härter, als es gemeint ist. Als Twentysomething darf man selbstverliebt, wichtigtuerisch und einfältig sein. Wahrscheinlich sollte man das sogar sein, die Gelegenheit kommt schließlich nie wieder. Aber wenn die versammelte Presse so einen Film dann als "Triumph" feiert und ihn mit Hitchcock-Vergleichen adelt, wird es doch absurd.
Es passiert tatsächlich einiges im vierten Kinoabenteuer von Brenner. Trotzdem schlurft das ewige Leben genauso orientierungs- udn teilnahmslos dahin, wie sein Anti-Held. Josef Hader am Ende aller Kräfte und Nerven bleibt weiterhin das unverkennbare Argument für diese Krimi-Groteske irgendwo zwischen Klaus Borowski und Stieg Larsson. Die sehr reizvolle Idee der Gedächtnisrekonstruktion vergisst das Drehbuch aber schneller als Guy Pearce in "Memento". Statt dessen gibt's Vergangenheitsbewältigung in Postkarten-Ästhetik im Wechsel mit Provinz-Noir. Grotesk ist das kaum, eher lakonisch. Am Ende gibt's Currywurst beim Schnellimbiss Endstation. Auch lecker.