Dachsman - Kommentare

Alle Kommentare von Dachsman

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    Kein guter Film, trotzdem besser als sein Ruf. Morten Tyldum interessiert sich für die Figuren, für die moralischen und psychologischen Aspekte der Geschichte. Für 110 Millionen-Dollar muss es trotzdem kassentauglich Krachen und das schadet dem Drama. Je länger der Film geht, desto mehr explosive Aufgaben müssen die Figuren bewältigen. Damit kommt der Film schließlich dramaturgisch auf "Gravity"-Niveau an, allerdings ohne die inszenatorische Virtuosität. Statt dessen gibt es geleckte Apple-Utopie mit "Kevin allein zuhause"-Montagen. Chris Pratt eine Schauspielerin als Gegenpart an die Seite zu stellen gehört auch zu den eher ungeschickten Entscheidungen. Das Ende ist zwar nett gedacht, verkauft aber die Figuren zugunsten von dem Hollywood-Schmalz, den der Soundtrack bereits angedroht hat.

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    • Sieben (in Ziffern: 7) von insgesamt 25 Golden Globes gehen an People Of Colour und hier phantasieren die ersten Hochleistungsdenker die schwarze Meinungsdiktatur der Political Correctness herbei. Grandios.

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      • 2
        über Sing

        Happy Meal - The Movie

        Fans dieses Films gefiel auch: La La Land. Oweh.

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        • 5
          Dachsman 03.01.2017, 23:52 Geändert 04.01.2017, 00:37

          Ja. Nein. Vielleicht. Ich weiß es nicht. In seinen besten Momenten versprüht "Rogue One" ein bisschen von dem Flair, welches "Die Rache der Sith" großartig macht. Gerade das Ende drückt den Kloß in den Hals. Meist wirkt diese Fußnote des Sternenkrieges aber doch nur wie ein Blockbuster, der sich mit fremden Federn schmückt. Ein Kampfläufer hier, ein X-Wing da - was muss, das muss. Neue Bilder gibt es keine. Fall sich jemand wirklich gefragt hat, wie es aussieht, wenn der Todesstern trifft (Betonung auf "falls"): Wie ein Atompilz. Ui. Die Cameo-Auftritte wirken angesichts dessen fast parodistisch und zwar auf "Family Guy"-Niveau. Felicity Jones (Werkseinstellung: Schnute ziehen) hält das ganze mehr schlecht als recht zusammen, kann als - im Wortsinne - schlagkräftige Heldin aber nicht vergessen machen, dass jedes bisschen Phantastik aus diesem Weltraummärchen verschwunden ist. Hier laufen ausschließlich Männer mit Pistolen durch Regen und Dreck. Abseitiger als ein Roboter (ein Kopf, zwei Arme und zwei Beine, ein Torso) wird es nicht. Decent Action-Flick, barely bearable Star Wars.

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          • 6 .5

            Kleiner Film, große Darsteller. Steht in der Videothek zwischen Nicholas Sparks und "Garden State", ist aber weder so berechnend, noch so selbstgefällig, sondern interessiert sich vor allem für seine Figuren. Verflacht gegen Ende leider und erfindet das Rad auch sicher nicht neu, holt kurz vor dem Abspann aber zum gezielten Schwinger in die Magenkuhle aus. Berührt.

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            • 7

              Die gültigste Ego-Shooter-Adaption, falls es Videospielverfilmungen tatsächlich braucht. "Hardcore" macht sich vor allem die Struktur und den Stil von aktuellen Actiongames zur Nutze. Die meisten Sequenzen könnten so auch ohne weiteres von Quantic Dream oder Infinity Ward stammen. Finde ich gut, weil es meiner Vorstellung einer sinnigen Videospielumsetzung am nähsten kommt. Wenn es schließlich etwas gibt, dass es sich lohnt, auf die große Leinwand zu bringen, dann ist es der Flow. Den hat Naishuller drauf. "Hardcore" kommt kaum zum Stehen. Ein zweckdienlicher Plot hetzt einen hörigen und stummen Avatar von einer Szenerie zur nächsten, der Rest sind Explosionen, Blut und eine entzückende Musical-Nummer.

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              • 6

                If you can't beat'em, join them. Marvel-Fließband die X-te, diesmal ohne Kartoffelbrei, dafür mit Hex-Hex. Der Vergleich mit dem ersten Iron-Man oder auch Ant-Man passt nicht nur, weil hier nochmal der gleiche Plot schamlos kopiert wird, sondern auch weil der Grundton ähnlich ist. "Dr. Strange" ist überraschend und teils sogar angenehm geerdet, bis es ins CGI-Kaleidoskop geht. Danach Blockbuster-Schlock, der nicht nach Big-Budget aussieht. Unterhält trotzdem leidlich.

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                • Indie und Horror, Bale und NWR - dieses Jahr ist nicht einmal die Flop 10 aufregend. Hatte mich so auf einen Burton gefreut!

                  Bei "Captain Fantastic" bin ich unschlüssig. Die vorgebrachten Kritikpunkte sind richtig und könnten noch erweitert werden (mir stieß ziemlich sauer auf, dass es wirklich nur um Männer geht und Frauen bestenfalls Mittel zum Zweck sein dürfen), auf der anderen Seite ist das wiederum so formelhafter Kitsch, den scheinbar kaum jemand geschaut hat, dass mir das Ding mittlerweile ziemlich egal ist (siehe vermutlich auch "Sing Street"). Gut, einige Stimme munkelten nach Release, dass Mortensen ein Oscar-Kandidat sein könnte (haha), aber das dürfte wohl ins Reich der Mythen und Sagen eingehen.

                  An "WarCraft" fand ich die Reaktion in einschlägigen (Videospiel-)Foren spannend. Da wurden die achso phantastischen Render-Sequenzen der Blizzard-Spiele angepriesen ("Das sieht besser als Kino aus und schärfer als die Realität sowieso."). Ich fand die Filmchen in den Spielen immer schon unterwältigend, weil zu sehr auf Air-Brush-Gepose gemacht (und das sage ich als jemand mit Faible für präpubertäre billo-Fantasy im Warhammer-Stil). Viel schöne und ansehnlicher fand ich die Erzählungen in der klobbigen und spielzeughaften Spielgrafik. Aber in Zeiten, wo "Fotorealismus" ein Qualitätskriterium für Geschichten in einem Spiel ist, können wir einen Großteil des industriellen Auswurfs weiterhin guten Gewissens als Kinderkram bezeichnen. Film war auch Müll.

                  Mich hat dieses Jahr vor allem "Deadpool" ratlos gemacht. Kann mir nur erklären, dass die Geschichte um den Film herum (Riesenfan Ryan Reynolds, der sich gegen die bösen Konzerne durchsetzt und einen ganz doll rebellischen Trailer dreht, mit dem er sein Herzensprojekt realisieren kann), dessen zahlreiche Unzulänglichkeiten vergessen haben lassen. Ich weiß bis heute nicht, warum ausgerechnet die Comic-Nerds, die ansonsten Morddrohungen wegen falschfarbigem Latex aussprechen, so auf diesen Film abfahren, der der Vorlage alles wirklich rebellische und parodistische austreibt. Wahrscheinlich, weil der Fanservice für 15-Jährige doch das wohlig-warme Gefühl im Unterleib hervorgerufen hat. Genauso wie Bleichungsmittel. In diesem Sinne: Frohes Fest!

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                  • 5 .5

                    Für einen FFF-Film echt gut.

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                    • Der FIlm ist heute offiziell gestartet und schon ist die entscheidende Frage: Wann kommen die nächsten?

                      • Wenn diese recht nüchterne Bestandsaufnahme hier schon bei einigen zur mentalen Kernschmelze führt, meine Güte!, was wird dann hier erst bei der Flop 10 los sein?

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                        • Fand das Jahr, wie die meisten, auch relativ mau. Im Kino habe ich lediglich einen Film gesehen, der mich wahrlich beeindruckt hat - The Hateful 8. Dann noch einige, die ich zwar ebenfalls gut, aber nicht herausragend fand (Zootopia, Toni Erdmann, Hail Caesar!).
                          Schwerer wiegen für mich allerdings die vielen Enttäuschungen. Burton, Eastwood, Akin - auf die hatte ich große Hoffnungen gesetzt und wurde ziemlich enttäuscht. Vom Blockbuster-Segment fangen wir lieber gar nicht an. Für mich steht noch recht viel auf der Nachholen-Liste (Kubo and the Two Strings, The BFG, Belladonna of Sadness, vielleicht noch irgendwas mit Schauspielern vor der Kamera), aber was Kinobesuche angeht, bin ich dieses Jahr sehr abgekühlt. Mal schauen, ob das nächste Jahr besser wird.

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                          • 6 .5
                            über Arrival

                            Ambitionen würde ich Villeneuve nicht absprechen. Das Kanadier reckt sich ehrlich und bisweilen überdeutlich nach "2001" oder "Solaris". Bis dahin reicht es zwar nicht, trotzdem hatte ich meine Freude an "Arrival". Die Familientragödie stand für mich dabei nie im Zentrum, anders als beispielsweise bei "Interstellar", den ich ansonsten in jeder Hinsicht als Referenzgröße für diesen Film betrachte. Denn auch wenn sich "Arrival" für klüger hält, als er tatsächlich ist, bietet dieses nerdige Gedankenspiel darüber, wie Sprache unsere Wahrnehmung und sogar das Realität Erleben von Realität bestimmt, Science-Fiction-Tugenden im Geiste von Clarke, Heinlein und Asimov (nochmal: ohne jemals deren Qualitäten zu erreichen). Amy Adams ist herausragend als Herzstück dieses Spiels mit Seh- und Erzählgewohnheiten. Am Ende macht es sich Drehbuchautor Heisserer zwar grotesk einfach, aber bis dahin bietet er angenehm entschleunigte und gewollt unspektakuläre Unterhaltung der dritten Art. Sci-Fi mit nur einer Explosion auf 120 Minuten tat einfach mal wieder gut.

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                            • 5 .5
                              Dachsman 27.11.2016, 13:22 Geändert 12.02.2017, 13:34

                              Ein Film ist mehr als die Summe seiner Teile und das ist das Problem von "The Nice Guys". Ja, im Grunde jongliert Shane Black seit 30 Jahren mit den selben Versatzstücken. Hier treffen wieder zwei stahlharte Semi-Pros auf ein neunmalkluges Kind, das auch schon Iron-Man und dem Last Action Hero zur Seite stand. Macht aber nichts, weil Angourie Rice eine eigentlich undankbare Rolle zum Glanzstück des Films macht.
                              Drama kann Black aber immer noch nicht. Seine eindimensionalen Figuren tragen die emotionalen Altlasten schlicht nicht, dementsprechend störend sind diese Einsprengsel und dann ist der Film locker eine halbe Stunde zu lang. Irritierend ist außerdem, dass sich Black nicht wirklich für eine Tonlage entscheiden kann. Entweder hat Gewalt reale Folgen, oder man kann Kinder unbeschadet durch Fensterscheiben werfen. Beides funktioniert nicht.
                              Aber, und das ist ein gewichtiges aber, wenn die Gags von "The Nice Guys" zünden, dann ist der Film grandios. Allein Goslings Slapstick-Eskapaden sind hinreißend. Nach "Only God Forgives" ist er tatsächlich mal gewollt lustig. Die Vollpfosten-Rolle steht ihm und mit Grummelbär Crowe hat er ein passendes Gegenstück. Das rettet den Abend. Kein großer Wurf, aber spaßig anzusehen.

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                              • 5

                                Der Film schafft es tatsächlich eine eigentümliche Stimmung zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. Ist schön, mal eine Coming-of-Age-in-America-Geschichte zu sehen, die nicht wie eine OneRepublic-CD klingt. Die Probleme dieser Wohlstandskiddies haben mich trotzdem kaum interessiert. Je länger der Film ging, desto unangenehmer fand ich außerdem die unterschwellige Lüsternheit auf Teenie-Körper, vornehmliche weibliche. Tut trotzdem nicht weh, langweilt aber mich zumindest. Den Star-Status von Emma würde ich übrigens vor allem durch den Nachnamen erklären, aber das nur am Rande.

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                                • 5 .5
                                  Dachsman 04.11.2016, 23:31 Geändert 05.11.2016, 14:13

                                  Ich mochte „Captain Fantastic“ szenenweise. Das gemeinsame Musizieren am Lagerfeuer zu Beginn ist beispielsweise toll, weil dort ohne Worte, sondern durch Handlungen (oder, um es mit den Worten des Filmes zu sagen: Taten) Figuren vorgestellt und Konflikte vorbereitet werden. So viel traut Matt Ross dem Zuschauer aber nicht zu. Sein Film buchstabiert alles aus. Zwischentöne gibt es kaum, dafür enervierend viele Songs von Sigur Ros. Seit „Little Miss Sunshine“ habe ich aber eine Schwäche für Indie-Road-Movies. Deren Formel folgt „Captain Fantastic“ kompetent aber artig. Am Ende überschreitet der Kitsch trotzdem jede Toleranzgrenze. Was mich allerdings ärgert, ist die rein männliche Perspektive des Filmes. Frauen singen, sterben oder sorgen sich. Die Zwillinge, die Mutter, die Großmutter, die Schwester sind wandelnde Plotpunkte, mehr nicht. Entwicklungen und Konflikte sind den Männern vorenthalten. Phantastisch also bei aller Sympathie für Mortensen und seine Filmsippe nicht, aber recht unterhaltsam.

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                                    Dachsman 24.10.2016, 20:23 Geändert 24.10.2016, 20:24

                                    David Gordon Green ist nicht Clint Eastwood. "Joe" ist ein versoffener Sträfling, der in einem klapperigen Truck durchs Hinterland rumpelt. Der "Gran Torino" steht bei dem vernarbten Krieger in der Garage. Eines Jungen nehmen sie beide an, lehren, schützen und opfern sich für ihn. Alte Bäume seien zu nichts mehr nutze, nuschelt Nicolas Cage (übrigens auch kein Clint Eastwood) am Anfang des Filmes in seinen Bart. Trotzdem heuert Tye Sheridans Gary am Ende in einer Baumschule an. "Joe" geht es nicht darum, einen amerikanischen Traum oder einen "way of life" zu erhalten oder gar verteidigen. Joe will überleben, über den Tag kommen und zusätzlich ein guter Mensch sein. Lobenswerte Ambitionen, auch wenn sie scheitern.

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                                      Dachsman 23.10.2016, 12:49 Geändert 23.10.2016, 12:50

                                      Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie Bücher von Richard David Precht kaufen.

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                                      • 6 .5

                                        Tatkräftige Hausmädels und geschniegelt Burschen in einer Gesellschaft zwischen Rückbesinnung und Fortschritt, dazwischen die zarte, erste Liebe - wie ein kitschiges Melodrama, seufzt eine der Figuren. "Der Mohnblumenberg" wirkt tatsächlich etwas aus der Zeit gefallen. Das ist eine Coming-of-Age-Geschichte, voller Zuversicht und Optimismus. Wenn überhaupt kullern dicke Freudentränen, ansonsten ist der Film, sind die Zeichnungen und die Tage in der Pension mit Meerblick sonnendurchflutet. Dementsprechend gemächlich und bisweilen sicher auch gesetzt ist die Erzählweise. Am Ende wendet sich alles zum Gute. Aber, warum auch nicht?

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                                        • "ein einsamer Minion zwischen den Plastik-Horrorgestalten aus Hellraiser - Das Tor zur Hölle, Freitag der 13. und My Little Pony auf einen neuen Besitzer wartet."

                                          Gnihihi!

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                                          • 7 .5

                                            Die Begeisterung vom Kinobesuch "damals" hat der Film kein zweites Mal hervorgerufen. Das liegt vor allem an zwei bemerkenswert fehlbesetzten Hauptrollen. Kann mich nicht entscheiden, ob mich Winsteads Bemühtheit oder Cera Phlegmatik mehr genervt hat. Das ist ein gewaltiger Kritikpunkt, über den mich die Geschichte, vor allem die Inszenierung haben hinwegsehen lassen. Wright fängt tatsächlich die Videospiel-, Cartoon- und vor allem Anime-Ästhetik geschickt ein, ohne den nerdigen Klugscheißer raushängen zu lassen. Bleibt noch die Geschichte und die ist eigentlich sehr schön. Als Adaption hapert "Scott Pilgrim" aber an dieser Stelle, weil er alles aus der Vorlage mal gezeigt haben möchte und deswegen keinen Raum mehr hat, die entscheidenden Figuren und Momente ordentlich auszuspielen. Trotzdem ein spaßiger Film.

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                                            • 6

                                              Auf Collet-Serra ist Verlass. Beinahe zumindest. Im Grunde, wie alle sagen: Effektiver Anfang, Bauchklatscher am Ende mit brennendem CGI-Hai und Action-Overkill. Das Sülz-Ende versauert den Genuss außerdem. Trotzdem spaßig.

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                                              • 6 .5

                                                Die überschwängliche Begeisterung für den Film teile ich zwar nicht, aber trotzdem ist mir Alvarez langsam sympathisch. Besonders in der ersten Hälfte überzeugt "Don't Breathe". Da wäre Detroit als heruntergewirtschaftete Geisterstadt aus der drei Kinder fliehen wollen. Da wäre die Kamerafahrt durch die dunklen Räume, die dem Zuschauer ein Gefühl für das Spielfeld der kommenden Stunde gibt. Da wäre Stephen Lang als tragischer Teufel dessen Heim längst schon keine Feste, sondern ein Gefängnis ist. Sobald es zur Sache geht, weiß Alvarez aber nicht mehr wohin. Also, raus aus dem Haus, klar. Damit das aber nicht zu problemlos und vor allem schnell gelingt, wirft er den Charakteren Steine in den Weg, wie Bugs Bunny dem Erpel Daffy. Die grausame Konsequenz, mit denen er seine vermeintliche Helden dabei scheitern lässt, macht die Albernheiten gerade noch verschmerzbar. Da wäre trotzdem mehr drin gewesen.

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                                                • 5

                                                  Ich kann einem Film, dessen Bilder mich noch eine Woche nach dem Schauen, verfolgen seine Qualitäten nicht absprechen. Vor allem das Fanale hat mich aufgewühlt und erschüttert, sogar ein wenig gerührt. Diesem blutgetränkten Alptraum verzeihe ich deswegen auch seine fürchtlich konstruierte Blödheit und die generelle Inhaltsleere. Machen wir uns nichts vor: Hier geht es um nichts, außer möglichst grauenvolle Bilder. Mich stört zwar der Gedanke, mich mit pickeligen 16-Jährigen gemein zu machen, die sich an bierseeligen Abenden ihre Männlichkeit mit diesem Film beweisen werden, aber damit kann ich leben. Was mich jedoch kolossal ärgert ist, wenn die Macher in Interviews eine "sad story" und ein "human drama" herbei fabulieren oder gar davon schwafeln, dass der Film ja nicht nur "black and white" wäre, wie die Welt da draußen. Bull. Shit. Wo die Grautöne genau liegen, wenn sieben Menschen auf barbarischste Weise masakriert werden, erschließt sich mir nicht. Vielleicht muss ich noch einmal "Martyrs" gucken, um in diese philosophischen Sphären vorzustoßen. "Inside" ist ein gelungener, wenn auch nicht unbedingt sehenswerter, Genrefilm. Mehr allerdings ganz sicher nicht. Aber das wäre, in meinen Augen, vollkommen in Ordnung. Dass die Macher ihre Gewalteskapaden jedoch mit einem halbherzigen Gemauschel vom großen Drama - im selben Interview beömmeln sich die beiden keine zwei Absätze weiter über den Reinigungstruppe, der das Kunstblut aus dem Mietshaus schrubben musste - versuchen feuilletonistisch goutierbar zu machen, erinnert mich an die Kiddies, die versuchen ihre Ballerspiele Mama und Papa als große Kunst zu verkaufen, weil Geigen auf dem Soundtrack zu hören sind. Und das ist mir unangenehm und regt mich auf. Aber nicht im guten Sinne. Diverse Youtuber und Forenkommentare, die sich über den Goregehalt enttäuschen zeigen, tun ihr übriges. Meh.

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                                                    Dachsman 06.09.2016, 18:37 Geändert 07.09.2016, 01:23

                                                    Todd Phillips ist unter die Schlaumeier gegangen. Seine Verfilmung eines Rolling-Stones-Artikels ist dementsprechend kein "Pain & Gain", sondern "Lord Of War". Gewagt oder unglaublich ist deswegen gar nichts an dieser "true story". Stattdessen heißt es Familienvater gegen Fettsack. Den passenden Dudelfunk gibt es für die Generation 40+ und die Mittzwanziger, die sich schon so fühlen, gleich dazu. "Don't Fear The Reaper" unterlegt den Besuch im Altenheim, "Behind Blue Eyes" eine Verhaftung. Noch plumper sind nur die Kapitelüberschriften. "God bless Dick Cheneys America" ist allerdings nur der bemühte Versuch dem Film einen Biss zu verleihen, den er nicht hat. Am Ende muss Lausbube Teller zum Familienglück gezwungen werden und lernt, dass es auch unter Waffenschiebern einen Ehrenkodex gibt. Schlauermeier eben, aber weiter ein Langweiler.

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