ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 7 .5

    Man konnte es schon einige Male lesen, "The house of the devil" bedient sich genüsslich im Warenladen der 80er, vorallem was Horror-/Slasherfilme betrifft. Gerade das Intro, inklusive seiner Musik, ist so herrlich cheesy und authentisch, das man Anfangs meinen könnte, der Film sei eine Parodie.
    Aber ein 70s/80s-Feeling allein macht keinen guten Film aus und das war "The house of the devil" für mich durchaus. Was ihn aber dann so sehr anders erscheinen lässt, als die Armada ähnlich orientierter Filme, mag ich gar nicht so sehr zu sagen. Definitiv hat er ein sehr gutes Gespür für Atmosphäre. Man kennt zwar schon irgendwie alles, Ti West schafft es aber trotzdem einen sehr schnell in die mitfiebernde Position zu bringen. Hier gibt es tatsächlich nicht einen Aspekt, der vorher nicht dagewesen ist. Aber dieses kleine "best-of-80s" ist so gekonnt und auch liebevoll umgesetzt, dass es mit seinem dunklen Charme einen sofort vereinahmt.
    Denn Storytechnisch hat "The house of the devil" nicht wirklich viel zu bieten. Was hier passiert passt auf einen Bierdeckel und selbst da bleibt noch Platz für einige Gartenzäune. Ti West schafft es aber, sehr gekonnt die Balance zu halten zwischen einerseits Reminiszenz, die einen durchaus auch mal Schmunzeln lässt und andererseits doch tatsächlich vorhander Spannung. Noch dazu ist der Film nicht geizig mit blutigen Schockmomenten, was moderneren Vertretern der Sparte ja leider oft abgeht. Es wäre schon interessant zu sehen, ob diese Elemente allein für sich funktionieren würden, aber es ist müssig letztendlich, da sie einfach sehr gut Hand in Hand gehen. Und man muss eben keine ausgesprochene Affinität zu den 80ern haben, "The house of the devil" funktioniert auch so hervorragend. Hat man aber diese Vorliebe, ist der Film ein kleines Kunststück.
    Erwähnt sollte aber auch sein, dass die Schauspieler oft etwas hölzern und amateurhaft agieren. Ob das nun Absicht war oder nicht, sei dahin gestellt. Mich stört es nur Anfangs ein bisschen, dann fügte sich auch dies schnell ins Gesamtbild.
    Einer der interessantesten und auch besten Vertreter dieses Genres seit einiger Zeit. Der den einen einfach einen guten Grusel-Abend bescheren kann, den anderen eine schön gemachte Hommage an alte Klassiker liefert.
    Empfehlenswert!

    10
    • 7

      "Von den Machern von Ice Age", da werd ich doch sofort hellhörig, da dies meine absolut liebesten Animationsfilme sind. Alle 3. Andererseits haben eben jene Macher einen Film wie "Horton hears a who!" auf dem Buckel, dem ich nur sehr wenig abgewinnen konnte.
      "Despicable me" bewegt sich irgendwo dazwischen, leidet aber oft etwas darunter, dass er seine Elemente nicht vollkommen ausreizt und es jedeme recht machen will. Denn ich hatte schon etwas das Gefühl, dass hier ganz bewusst darauf geschielt wurde, auch die Erwachsenen Zuschauer mit ins Boot zu holen. Etwas das bei "Ice age" einfach ganz natürlich funktionierte, auch wenn dieser vordergründig einen riesigen Knuddelfaktor hatte. Und anders als bei diesem, kann man bei "Despicable me" eben schon von bösen bzw. scharzem Humor sprechen, wobei der Sweetness-Faktor natürlich immernoch sehr gross ist.
      Aber so richtig böse wird es halt leider nie, auch nicht übermässig witzig, Jede Figur hat hier seine funktionelle Rolle, aus der sie kaum ausbricht. Gru, der Animations-Dr.-Evil, der für die boshaften Elemente zuständig ist, aber dem man ähnlich wie seinem Pendant aus den "Austin Powers"-Filmen, nie wirklich böse sein kann. Das kleinste der Mädels, eine etwas ältere Version der Buh aus "Monsters, Inc.", ist zum Süss sein da und die Minions sind fast so etwas wie Scat bei "Ice age". Ein Sidekick der Geschichte, der zugegeben oft extrem witzig und anarchistisch ist, aber scheinbar immer einspringen muss, wenn die Story etwas lahmt.
      "Despicable me" ist aber immernoch ein kurzweiliges und lustiges Filmerlebnis. Dass seine Aspekte aber oft nur unbefriedigend anreisst und etwas zu oberflächlich und vorhersehbar ist. Andererseits fand ich es gut, dass er nicht auf Pixars Pseudo-Intelektueller-Meisterwerk-Animations-Film-Welle aufsprang. "Despicable me" ist Good Clean Fun und will auch nichts anderes sein. Ich muss ihn aber an den "Ice Age"-Filmen messen und da hinkt er doch etwas hinterher. Einfach weil die Zügel nie losgelassen wurden, es bleibt alles etwas zu zielgerichtet. Nie wird hemmungslos geknuddelt, geweint oder ist man einfach nur mal richtig albern.
      Aber lustig war er ja, also funktioniert er ja irgendwo...was kritisier ich da soviel herum ;)

      5
      • 8 .5

        Eigentlich hatte ich mir den Film ganz anders vorgestellt. Ich erwartete ein packendes Rassismus-Drama, das ist "To kill a mocking bird" aber nur ganz selten. Vielmehr ist es die Geschichte des Geschwisterpaares Scout und Jem die, zusammen mit ihrem Freund, zum erstenmal in ihrem Leben die Ungerechtigkeit, Tiefe und Unberechenbarkeit des Lebens erfahren und ist somit mehr "Stand by me" als "12 angry men".
        In jedweder Aussage die der Film trifft, und er hat einige inne, bleibt "To kill a mocking bird" sehr zart, sehr vorsichtig und sehr leise. Er prangert nichts an, er zeigt Ungerechtigkeiten auf, aber verurteilt nicht, sondern kehrt symbolisch vor seiner eigenen Tür. Und so bleibt die Gerichtsverhandlung um den wohl zu Unrecht verurteilten Schwarzen, der vom Vater der beiden Kinder verteidigt wird, doch nicht mehr als ein Nebenschauplatz. Denn der Handlungsstrang um den zurückgebliebenen Boo Radley, der nie das Haus verlässt und dadurch zum mystischen Wesen für die Kinder wird, nimmt fast mehr Platz ein, hat aber die selbe humanistische Aussage. In "To kill a mocking bird" gibt es jedoch eine Menge an Situationen und Momenten, die immer wieder auf den einen gemeinsamen Punkt kommen: Lernt die Menschen kennen, verurteilt sie nicht, man weiss doch nichts über sie und man sollte sich in seiner Urteilsfindung nicht auf Mythen, Geschichten und die Meinung anderer stützen, sondern nur auf das, was der Mensch ist. Doch wie gesagt, dies wird nie Plakativ oder Anbiedernd vermittelt, der Film verlässt kaum seinen zurückhaltenden Standpunkt. Er ist wie der strenge, aber liebevolle Blick einer Mutter, bei dem man als Kind bescheid weiss, ohne dass die Mutter noch ein Wort verlieren müsste.
        Vielen wird der Film etwas zu romantisch-verklärt sein, denn er hat schon was vom Gut-Menschen in sich. Aber von Zeit zu Zeit mag ich so etwas und es ist im Falle von "To kill a mocking bird" einfach sehr schön verpackt, denn die Handlung um die 3 Kinder ist einfach wunderschön und Mary Badham als kleine Scout ist einfach hinreissend. Aber auch Gregory Peck brilliert in seiner Rolle, genau wie es das fast schon etwas zu düster gehaltene Setting tut, auch wenn der Film aus technischer Sicht doch sehr nüchtern, fast schon simpel umgesetzt wurde. Ja er drückt noch nicht mal auf die Tränendrüse, was ich ihm hoch anrechne.
        Ein herzlicher Film, kein provozierender. Ein stiller, aber kein unwichtiger. Auch heutzutage nicht. Denn auch wenn die Welt heute eine andere ist....Vorurteile werden wir in 100 Jahren noch haben.

        22
        • 8

          Sonntag Nacht reingezappt und leider die ersten 20 Minuten verpasst. Und sonst schreib ich ja nichts über Filme, die ich nur im TV oder Kino seh. Wollte hier aber einfach kurz anmerken, was für eine mitreissende Doku dies ist. Man schwankt zwischen Lachen und Heulen, sowie Lips zwischen naiven Loser und Philosophen pendelt. Das alles aber mit einer so brutalen Ehrlichkeit und Herzlichkeit, dass man der Band einfach ständig nur alles Gute wünscht, sie Herzen will und manchmal ihnen auch einfach nur sagen will: "Macht euch bitte nicht zum Deppen".
          Und kaum eine Romanze oder Drama hat ein so verflucht geiles Ende, wie es diese Doku hat! Und das alles, wo ich doch Heavy-Metal gar nicht mag...Klasse!

          8
          • 5 .5
            über Eaters

            Wär dann mal mein erster Film auf dem zumindest Boll drauf steht, drinn steckt er ja nicht, da er das Ganze nur Präsentiert. Und selbst muss hier mal das Trash-Wort benützen, denn spätestens ab dem Moment, in dem die 2 Helden auf die Neo-Nazis treffen, ist der Film teilweise so krude, dass man manchmal nicht weiss, ob man lachen oder sich abwenden soll. Wegschauen gibts bei einem Zombie-Film für mich jedoch nicht und letztendlich fand ich "Eaters" so schlecht nicht, wie ihn die vorherigen Kommentare machen.
            Natürlich ist die Story völlig absurd, mann muss den Machern aber zugestehen, dass sie sich über den Hintergrund gedanken gemacht haben. Die Crux ist halt, erklärt man nicht woher die Zombies kommen, beschwert sich Gott und die Welt. Tut man es...dann natürlich auch. Ich fand den Ansatz jedoch recht interessant, mit zusehender Spielzeit wurde er aber auf unsinnig Höhen getrieben, die auch mir dann oft zu blöd waren.
            Ich mochte auch durchaus das Helden-Duo, bisschen Bud Spencer & Terrence Hill auf Neuzeit getrimmt, minus dem Witz, plus pseudo-männlicher Härte. Insgesamt hat das aber schon für mich funktionert. Auch die Effekte können meist Überzeugen, vorallem wenn sie handgemacht sind. Diese Sezier-Zombies mit Roboter-Augen sind dann allerdings schon sehr 80s gewesen.
            Insgesamt ein guter Bier-Zombie-Männer-Film ohne jeglichen Sinn, aber auch nicht Amateurhaft. Einfach das, was ich unter Trash verstehe. Und Trash ist doch angesagt...oder ist es etwa schlechter Trash? Oder gar kein Trash? :D

            2
            • 2

              Welcher Teufel hat mich denn da wieder geritten? "Sixth sense" auf dem Cover erwähnt, ein umgedrehtes Kreuz im Schriftzug und so ein Geisterkind vorne drauf...schon hat man den Magic an der Angel. I fool.
              "The shadow within" ist aber nur Stangenware. Ein billig produziertes Filmchen, das einem vorgaukelt eine Geschichte zu besitzen, aber eigentlich nur krampfhaft auf sein eigenes Ende wartet. Alles ist hier unterer Durchschnitt: Schauspieler, Effekte, Storyline. Seltsame Menschen in einem seltsamen Ambiente, die einen langweiligen, uninspirierten Film ergeben, welcher lieber hätte im Geisterreich bleiben sollen.
              Mies.

              7
              • 2 .5

                Bildgewaltiges, surreales und komplexes Meisterwerk mit einer grossartigen Laura Dern. Könnte ich jetzt sagen und nur wenige würden sich beschweren. Aber auch heilige Kühe geben mal schlechte Milch. Man muss sie dann vielleicht nicht gleich schlachten, aber die Milch gutheissen sollte man deswegen auch nicht. Und surreal und komplex ist "Inland empire" ja auch, ein Meisterwerk ist es aber nicht (ist ja auch mittlerweile ein Unwort;)) und Laura Dern....naja.
                Bildgewaltig ist der Film leider auch nicht. Im Gegenteil, gern hätte ich David Lynch diese bescheuerte Digital-Kamera aus der Hand geschlagen. Ich mochte Lynch immer dafür, dass er selbst im kränkesten Moment, eine deutlich spürbare Liebe zum Kino und zur Filmhistorie vermittelte. Doch hier hatte ich so oft das Gefühl, dass alles lieblos und kalt ist, so modern und tres chic. Lieblos...das hab ich mir übrigens öfters bei "Inland empire" gedacht. Lieblos, gewollt, uninspiriert und selbstverliebt.
                Waren Lynch-Filme sonst immer ein gewagter und verschlüsselter Kommentar zum Menschen und gleichzeitig einer speziellen Filmhistorischen Phase, kommentiert sich Lynch mit "Inland empire" selbst, scheint sich aber auch nicht selbst zu hinterfragen und schliesst somit alle anderen von diesem Film aus. Hier schien niemand gewesen zu sein der mal sagte "Stop...nochmal überdenken!", hier schien es keine Grenzen zu geben und in meinen Augen hat sich Lynch dabei vollkommen verzettelt. "Inland empire" scheint durchgängig eine billig gemachte Kopie eines Lynch-Films zu sein. Kennt jemand von euch noch diese K-Tel Kassetten für paar Mark? Mit den neuesten Hits, dies aber gesungen von irgendwelchen Menschen die dem Original-Interpreten mal mehr, mal weniger ähnlich klangen? So fühlte sich "Inland empire" für mich an.
                Für mich gab es hier nix zum halten, nichts wodurch ich über manche Mankos hätte hinwegschauen können. Hier gibt es keine Spannung, nichts das inhaltlich oder optisch beeindruckt. Eine Geschichte die völlig aus dem Ruder läuft und sich irgendwann selbst nicht mehr ernst nimmt, weil sie sich selbst nicht mehr versteht. Ich hab beileibe nichts gegen Kunst-Filme, ich hab nichts gegen Arthaus...aber ein schlechter Film ist ein schlechter Film, egal was er auch immer für eine Titelierung vor sich her trägt.
                Hab "Inland empire" jetzt zum 2. Mal durchgehalten und das wird so schnell nicht mehr passieren. Bin enttäuschter als beim ersten Mal.
                Aber woran liegts? Fehlte die Lust? Die Muse? Das Geld? Ist Lynch vielleicht tatsächlich nicht mehr so ganz für voll zu nehmen, nach all seinen Guru-Dingern da?
                Selbst all das würde diesen Film nicht entschuldigen. Langweiliger, narzisstischer Mist. Punkt.

                12
                • 8

                  War "Lost highway" schon ein einziger Trip in Gefilde die man nicht kennt, so geht "Mulholland drive" teilweise fast schon so weit, dass er das Medium Film ad absurdum führt. David Lynch bricht hier mit einigen Gewohnheiten, filmtechnischen Regeln und ja, er bricht auch die Art und Weise, mit der man gewohnt ist zu denken. Verquer sein können aber viele, die Leistung Lynchs liegt aber darin, dass er es immer wieder versteht, das Ganze spannend und einnehmend zu verpacken.
                  Denn sicherlich gibt es Momente bei "Mulholland drive" in den man sich etwas überfordert fühlt, wo alles ein bisschen too much ist. Aber man könnte behaupten das der Film irgendwann langweilig wäre, das man Gefahr laufen würde das Interesse zu verlieren. Man hinkt halt oft gedanklich etwas hinterher, ist kognitiv allein gelassen in der Dunkelheit, kommt nur tastend voran. Aber das ist im Grunde wirklich Angst, echtes erleben und transportiert einem fast schon eine Position, wie sie Kafka in "Der Process" beschreibt.
                  Es gibt hunderte von Interpretationsansätzen für diesen Film, nur, sie helfen bei der Sichtung des Films relativ wenig. Sie sind zwar teilweise nützlich, um manche Sachen danach einzuordnen und zu sortieren. Während des Betrachten hat man aber kaum Zeit diese Infos aus zweiter Hand vollends in das Gesehene einzubinden. Dazu ist "Mulholland drive" zu Komplex, fordert sämtliche Aufmerksamkeit und alle Sinne.
                  Ein Erlebnis, auch wenn ich sagen muss, dass mir "Lost highway" mit seiner stringenderen Handlung besser gefiel und mir auch etwas bodenständiger erschien. "Mulholland drive" ist auf eine spezielle Art sehr over the top, in all seiner Andersartigkeit auch sehr glatt und oft hat ich Probleme damit, die Charaktere als echte Menschen zu sehen. Alles hatte etwas von einer seltsamen Perfektion an sich, wie die dunkle Seite der Barbie-Welt.
                  Ein aussergewöhnlicher Film und ein toller Film, aber kein Meisterwerk für mich.

                  10
                  • 8 .5

                    Nach dem doch sehr krassen Paukenschlag, den David Lynch mit "Lost highway" abgeliefert hat, macht er, für mich, genau das Richtige. Er nimmt sich total zurück, macht einen Film in dem er fast komplett auf seine Trademarks verzichtet und schiesst alle surrealen, unwirklichen Einflüsse in den Wind. Und was soll ich sagen, auch hier zeigt er, dass er ein Meister seines Fachs ist und liefert einen sehr bedächtigen Film ab, der in seinem eigenen Oeuvre am ehesten noch mit "The elephant man" zu vergleich ist. Aber selbst dies ist ein Vergleich, der sehr sehr hinkt.
                    Und auch Storytechnisch lässt Lynch sämtlichen Schnickschnack hinter sich und macht "The straight story" zu eben einer solchen, einer völlig geradlinigen Geschichte. Ohne grosse Umwege begleitet er Alvin Straight auf seinem Weg von A nach B. Langsam, sehr langsam und mit viel Zeit zum nachzudenken, Revue passieren lassen und in sich zu kehren.
                    Letztendlich ist es nicht mehr, als die Fahrt des Todkranken Alvin zu seinem ebenfalls kranken Bruder, zu dem er seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Das diese Reise auf einem Rasenmäher vonstatten geht, ist dann schon das einzig Bizarre an diesem Film. Aber so sehr dann doch auch nicht, denn es passt völlig ins Bild des liebenswerten, aber sturen Alvin Straight.
                    So trifft er hier und da ein paar Menschen, mit denen er sich austauscht und zum ersten Mal seit langem, gelöst von der Enge seines heimischen Umfeldes, etwas von sich Preis gibt. Vielmehr gibt es hier nicht...ihm passieren zwar kleinere Pannen mit dem Rasenmäher, das sind dann aber schon die grössten Aufreger des Films. Doch darum ging es hier auch nicht, es war auch nicht wichtig warum diese Reise begann oder ob sie beendet wurde. Denn für den Zuschauer ist der Film tatsächlich ein Moment zum innehalten, zum reflektieren und in sich zu gehen. Und für Alvin Straight ist diese Reise nicht mehr als der Weg in seinen eigenen Tod, sein Abschluss, seine Versöhnung mit dem Leben. Und wenn dieser Film etwas vermitteln will, dann für mich, dass das Leben doch eine recht lächerliche Veranstaltung ist, in der die Frage was wichtig und was nicht wichtig ist, völlig seltsam bewertet wird.
                    Aber eigentlich nimmt "The straight story" keinen Einfluss auf den Zuschauer, was ich das erstaunlichste und fast positivste an diesem Film finde. Hier wäre soviel Platz für Gefühlsduselei gewesen, es gibt soviele Möglichkeiten auf die Tränendrüse zu drücken oder eine irgendwie geartete grosse menschliche Botschaft zu senden. Glücklicherweise geschieht dies in keinem Moment. Das Leben ist nicht fair und das Leben ist schon gar nicht gut, so ist das und mehr nicht, geht würdevoll damit um. Kein Gejammere, kein Gezettere.
                    Das find ich gut so und sowas mag ich.
                    Der letzte Abschnitt im Leben des Alvin Straight, der nur über seine Gefühle und Bilder lebt und letztendlich nichts Besonderes ist. Ein Film der nie seinen leisen Lauf verlässt und wenig Höhen oder Tiefen zeigt, aber ein irgendwie schönes, gutes, trauriges, wohliges und nachdenkliches Gefühl vermittelt.
                    Gemein mit David Lynchs sonstigem Schaffen hat er aber, dass man ihn sehen muss, um zu Wissen von was ich hier schreibe. Da ist von Hassfilm bis Lieblingsfilm alles drin...und alles wäre verständlich. Denn wenn ich sage, "The straight story" ist ein stiller Film, dann ist das hier wortwörtlich gemeint. Aber für mich war er warmes Balsam im Bauch und im Herz.

                    14
                    • 9 .5

                      Puhhh! "Lost highway"...Wo da beginnen, was herausheben...was überhaupt sagen?
                      Definitiv mein Liebster Lynch-Spielfilm, wobei ich sagen muss, dass "The elephant man" nach der letzten Sichtung gehörig aufgeholt hat.
                      "Lost highway" ist das, was man wohl als Mindfuck bezeichnet. Seine grösste Finesse ist aber für mich, dass er sich verwirrender und komplizierter gibt, als er es eigentlich ist. Denn letztenendes ist dies eine recht geradlinige Angelegenheit, sie bewegt sich halt nur im Kreis und kehrt zu ihrem Ursprungsmoment zurück. Alles was dazwischen passiert ist für mich aber doch sehr linear, auch wenn man nicht jeden Charakter einordnen kann, nicht alles was geschieht versteht und manchmal auch oberflächlich nicht weiss, wer ist hier wer.
                      Und entgegen meiner sonstigen Haltung, finde ich es bei "Lost highway" doch recht ratsam sich eine minimal Theorie über das Gesehene zu bilden. Dies aber auch nur, damit man vor lauter Nachdenken die Genialität dieses Films nicht verpasst. Lynch selbst meint zwar, man solle doch einfach alles auf sich wirken lassen, ohne eine höhere Bedeutung darin zu suchen. Ich seh dabei aber die Gefahr, dass der Zuschauer dann zu sehr auf die Rätsel fokusiert ist und dann funktioniert der Film in meinen Augen nicht.
                      Denn das augenscheinlichste bei "Lost highway ist, dass er soweit weg von einem "Blue velvet" oder "Wild at heart" gar nicht ist. Ein Haufen der Merkmale, die diese Filme ausmachen, sind auch hier zu finden. Diesmal jedoch so prägnant, so perfekt in allen Belangen umgesetzt, wie man es selbst von einem Lynch nicht gewohnt ist. Der Film hat allein optisch so dermaßen viel zu bieten, pendelt so gekonnt zwischen zahlreichen Einflüssen hin und her, dass selbst wenn man den Ton ausschaltet und Musik zu den Bildern des Films hört, er immer noch seine Wirkung erzielen kann. Lynch spielt mit Farben, experimentiert, lässt aber oft auch eine gewisse Videoclip-Ästhetik einfliessen und paart das mit surrealen Elementen und Bildern die man sonst nur aus Horrorfilmen, ich will fast schon sagen Splatter-Filmen kennt. Aber vorallem die surrealen, bizarren Szenen sind in "Lost highway" so verdammt gut, so creepy und verstörend. Grandios und glatte 10 Punkte hierfür. Selbst einen Grossteil der Sex-Szenen find ich hier mal angenehm.
                      Ich schreib meist nicht viel über die Musik, fällt mir grad so ein, dabei hör ich doch so gerne und viel Musik. Bei "Lost highway" darf diese aber nicht unerwähnt bleiben. Auffallend ist, was auch für die Optik des Films gilt, dass man zum ersten Mal das Gefühl hat, dass ein Film von Lynch tatsächlich im Hier und Jetzt spielt. Alle Filme davor erschienen mir immer eine gewisse Zeitlosigkeit zu versprühen, am ehesten konnte ich immer ein 50er-Jahre Feeling ausmachen. "Lost highway" steht aber mit beiden Beinen im Jetzt und das unterstreichen seine Bilder und seine Musik. Und die ist famos ausgewählt. Von Angelo Badalamenti ist man mittlerweile Grosses gewöhnt, über This Mortal Coil, Smashing Pumpkins, Lou Reed, David Bowie usw. hab ich mich einerseits einfach gefreut, andererseits passt das aber auch hervorragend alles rein. Richtig verblüfft hat er mich, auch beim wiederholten Sehen des Films, mit Rammstein. Mit denen kann man mich eigentlich jagen, aber hier...diese Symbiose...Klasse. 9 Punkte dafür.
                      Dann kommen wir mal zur Story, maybe sind hier paar Spoiler drin, aber wie will man einen Film wie "Lost highway" tatsächlich Spoilern. Und wie gesagt, nachdem ich mir die Grundpfeiler der Geschichte zurecht gelegt hab, mögen diese richtig oder falsch sein, eröffnete sich "Lost highway" als direkte Fahrt in die Hölle. Übergeordnet sah ich darin für mich eine Trennung von Seele und Körper, welche bei Fred eh schon von Anfang an nicht miteinander harmonieren. Und als dieser stete Kampf und Zweifel seine tatsächlichen Opfer fordert, versucht sich der Geist von der Körperlichkeit zu trennen und gerät überdies in einen Konflikt mit sich und seinem (ich sag mal) Wirt. Und der Hauptteil von "Lost highway" ist somit für mich, die verfilmte Emanzipation dieses Geistes über seinen Körper, über seinen Weg das Geschehene zu verarbeiten, zu verdrängen und den Drang alles was war zu verändern. Doch die Schuld lastet zu tief, Freiheit davon ist nicht möglich, so verabschiedet sich der Geist am Ende des Films ins Gedankenlose Nirvana, während er naturbedingt den Körper in die nächste Runde schickt. Soweit nur meine kleine Gedankenwelt dazu, es soll sich dabei jeder denken was er will, denn so oder so: "Lost highway" ist eine extrem fesselnde und spannende Angelegenheit, die sich aus allen Genres bedient, aber zu keinem wirklich gehört. Sicherlich bedarf es einer etwas offenen Haltung gegenüber solch einer Art von Film, steckt man in dieser Flut aber erstmal drin, zieht sie einen unweigerlich mit.
                      Einige werden sich jetzt denken: Klingt nach Bullshit! Und vielleicht ist "Lost highway" auch gar nicht mehr als das. Bullshit. Aber der intensivste Bullshit dieser Welt. 9,5 Punkte dafür, was dann auch meine Gesamtnote wäre und für mich heisst:
                      1. alte Note beibehalten
                      2. "Lost highway" verliert keinerlei Faszination mit der Zeit
                      Ich find ihn Klasse, aber wiedermal ein Film, von dem sich jeder selbst ein Bild machen sollte...da es eh ein Film ist, über den man nur schwerlich schreiben kann, überlass ich zur Abwechslung mal jemand anders die letzten Worte....nämlich dem Herren Lynch himself:

                      "Es geht nicht um Verwirrung, sondern darum, das Geheimnis zu fühlen. Jemand sagte mal: >Mystery ist gut, Verwirrung ist schlecht, und es gibt einen großen Unterschied zwischen beidem< Ich will nicht zu viele Worte darüber verlieren...wenn man nicht gerade ein Dichter ist, werden die Dinge oft kleiner, wenn man über sie spricht. Aber Hinweise für eine richtige Interpretation sind genug da, und ich würde sehr wohl sagen, dass es letztlich in vielerlei Hinsicht eine durchaus geradlinige Geschichte ist. Es gibt nur ein paar Dinge, die etwas verschroben sind"

                      14
                      • 6

                        "Fire walk with me" ist die Antwort Lynchs, auf die Frage die Niemand gestellt hat. Ich zumindest nicht.
                        David Lynch versammelt in diesem Prequel zur Serie "Twin Peaks" fast das gesamte Cast eben jener, spielt mit den selben visuellen Mitteln und entfernt sich auch sonst nicht zu weit vom Stil der Serie, aber dieses alte Feeling will sich zu keinem, und ich meine wirklich keinem, Moment einstellen. Eigentlich merkt man schon nach 2 Minuten, dass dies nicht dasselbe ist, das "Fire walk with me" weder den Charme, noch die Intelligenz und schon gar nicht diese bodenlose Atmosphäre besitzt. Aufgrund dieser Enttäuschungen, orientiert man sich unweigerlich an all den bekannten Gesichtern, doch auch die blitzen meist nur kurz auf und sind dann wieder verschwunden. Bleiben die neue Donna und Laura Palmer. Vergessen wir es aber lieber, sie taugen nich als Mittelpunkt dieses Films, bieten keinerlei Sympathie- oder Identifikationspotential und wäre Laura noch in der Serie zugegen gewesen, sie wäre unangenehm aufgefallen und hätte genervt. Und so verfolgen wir sie bei Geschehnissen, die wir eigentlich schon kannten, uns fehlten nur die Bilder dazu. Aber die Bilder im Kopf waren schöner, als die, die Lynch mit diesem Film nachreicht. Hier wird wirklich kaum etwas neues erzählt, man sieht wie die 2 Mädels koksen und sich von einigen Männern nehmen lassen (Ja, Lynch kann mal wieder seine Alt-Männer-Phantasien auf Zelluloid bannen) und schlussendlich, wird man Zeuge der Mordnacht. Neu ist lediglich das Bild, das von Lauras Vater Leland gezeichnet wird...so wirklich konnte mich das aber auch nicht überzeugen...die Eindrücke die ich durch die Serie hatte waren für mich genug und stimmig.
                        Eklatant bei "Fire walk with me" ist: Kennt man die Serie, kann der Film nicht überzeug. Kennt man die Serie nicht, kann er noch weniger überzeugen. Aber so oder so, der Film ist mittelmässig, kann nicht mitreissen und gibt sich völlig austauschbar. Da können die paar Szenen im roten Raum und in der Schwarzen/Weissen Hütte auch nicht mehr viel retten.
                        So ganz kann ich nicht nachvollziehen, was Lynch dazu genötigt hat dieses Prequel zu drehen, da er mit "Fire walk with me" das ganze Bild, den Kult und den Mythos von "Twin Peaks" ziemlich angekratzt hat. Hätte er "Twin Peaks" ad absurdum führen wollen, den Kult wirklich total zerstören und die Anhänger vor den Kopf stossen wollen...hey, da wär ich dabei gewesen, sowas mag ich. Aber das dann bitte radikal und mit einem Paukenschlage. Aber dieses Gefühl vermittelt "Fire walk with me" nie. Nein, das hier war wohl ein Kalkül, der Wunsch aus dem Kult Geld zu machen, was auch immer...Gut ist es nicht. Das es der Ausstrahlung der Serie dann aber doch nicht geschadet hat, zeigt wie gut diese doch war.

                        11
                        • 9 .5

                          Dann hätt ich das jetzt auch geschafft, zum 3. Mal im Leben in Twin Peaks gewesen, und ich muss sagen: Dieses Städtchen wird von mal zu mal facettenreicher, bunter und interessanter.
                          David Lynch und Mark Frost ersannen mit "Twin Peaks" eine Serie, die zwar nicht das gegebene Format in Frage stellten, es aber gehörig aufmischten, dem ganzen völlig neue Seiten abgewann und alles bis dahin gekannte auf den Kopf stellte. Überraschenderweise hatten sie anfangs damit sogar Erfolg, aber als das Geld seinen Einfluss geltend machte, nahm auch die Zuschauerresonanz ab. Und an dieser Stelle will ich sagen:
                          Danke!!! Danke liebe Geldgeile Produzenten! Danke liebe Fernsehstudios ohne Ahnung von Irgendetwas! Danke! Für mich habt ihr das wahre "Twin Peaks" erst möglich gemacht!
                          Aber dazu später etwas mehr.
                          Nach dem schon sehr guten Pilotfilm, stieg die Serie unvermittelt in Kriminalgeschichte rund um den Mord an Laura Palmer ein und somit auch in die dunklen Geheimnisse der Stadt Twin Peaks. Und dieser Ort ist so voller skurriler Menschen, schon immer durchdrungen von Kriminalität und im Bann einer dunklen Macht, von der keiner weiß, was sie ausmacht oder gar wie sie aussieht. Diese Serie sprudelt fast über vor abstrusen Ideen, immer wieder vergisst man den eigentlich Kern der Serie, weil man fasziniert all die Intrigen verfolgt, all die Wendungen und Wirrungen im Beziehungsgeflecht der Einwohner und vorallem ist man einfach nur begeistert von der Anhäufung solch bizarrer, aber doch meist liebenswerter Figuren. Bizarr heisst hier auch mal tatsächlich Bizarr. Nicht einfach ein bisschen daneben, das hier sind alles einzigartige Figuren, Kunstgeschöpfe, Meisterleistungen im Bereich der Charakterzeichnung. Man denke nur an die Log Lady die ihr Leben mit einem Holzscheid verbringt, Leland der seine Trauer mit Tanz auslebt, die Bürgerkriegskrise des Ben Horne oder den schwerhörigen Cole gespielt von David Lynch himself. Mein Favorit unter all den seltsamen (Neben-)Figuren ist und bleibt aber Nadine, die tyrannische Frau mit Augenklappe, die alles daran setzt einen lautlosen Vorhang zu erschaffen und nach einem Selbstmordversuch plötzlich denkt sie sei 17 Jahre alt, dummerweise hat sie nach diesem Suizidversuch auch Superkräfte. Einfach herrlich.
                          Auch wenn die Kriminalgeschichte oft in den Hintergrund tritt, was übrigens nie wirklich stört, sind es die Ermittler, die der Serie den roten Faden verleihen. Dreh und Angelpunkt und Sympathieträger Nummer 1 in "Twin Peaks" ist aber natürlich Special Agent Dale Bartholomew Cooper, gespielt von Kyle MacLachlan. Und was für eine Seele von Mensch dieser ist, ein weltoffener, intelligenter herzensguter FBI-Agent, der aber auch seine Eigenarten hat und oft etwas kauzig wirkt. Zualledem hat er auch noch sein eigenes, finsteres Geheimnis.
                          Lynch und Frost setzen dies alles überraschend ruhig und still um, vermischen in dieser Serie Einflüsse fast aller gängigen Serien-Formate, ob es nun Krimi, Comedy oder Soap-Opera ist. Sie greifen sich dabei meist die offensichtlichsten Klischees, übersteigern diese ins Absurde und kombinieren diese, auf den ersten Blick, nicht zusammenpassende Versatzstück. Das Ergebnis ist ein völlig einzigartiges, für normale Sehgewohnheiten neues Erlebnis, welches völlig funktioniert. Im Laufe der ersten Staffel werden dabei immer mehr Fragen aufgeworfen, es werden langsam mystische Elemente eingebaut und aufgezeigt, dass es hier um weit mehr geht, als nur um einen Mord, der, wie gesagt, auch schon relativ schnell seine eigentliche Bedeutung verliert. Aber es gibt hier einfach zu viel zu Sehen und zu Erfahren, dass man sich nur auf diese einen Mord konzentrieren will. "Twin Peaks" hat in all seiner Andersartigkeit und all seinem Humor stets einen sehr dunklen Unterton und besitzt durchgängig eine bedrohende Atmosphäre, die aber lange völlig deutungsoffen bleibt.
                          Würde diese erste Staffel alleine stehen, sie würde eine 8.5 von mir bekommen.
                          Doch dann kam der Sender ABC ins Spiel, forderte eine Auflösung des Mordfalles Palmer ein, weil das Publikum danach schrie...angeblich hatten Frost und Lynch im Sinn, den Fall nie aufzulösen. Andere Filmemacher würden an dieser Stelle wohl nun zerbrechen, nicht so Lynch und Frost. Sie liefern dem Studio zwar, zur Mitte der zweiten Staffel hin, den eingeforderten Mörder von Laura Palmer, der Rest ist aber ein nie gesehener, völlig absurder und teilweise völlig kranker Höllenritt. Ich habe keine Ahnung ob dies eine bewusste Entscheidung von David Lynch und Mark Frost war, aber mir macht es den Anschein, als würden sie mit Vergnügen noch einmal richtig Gas geben. Als ob sie nach den Streitigkeiten mit dem Sender nochmal so richtig die Sau rauslassen wollten und alle die Grenzen des Serien-Formats bis in den letzen Winkel ausloten wollten. Und ich kann auch wirklich inhaltlich nicht viel mehr über diese zweite Staffel sagen, mir fehlen dazu einfach die Worte. Das ist alles so sehr beyond everything, nicht von dieser Welt und krank...und doch in ein relativ bekömmliches Soap-Opera-Mystery-Krimi-AkteX-Comedy-Agenten-Serie-Format verwandelt. Die Krönung war für mich dann tatsächlich die letzte Folge: Ich hatte bildlich die 2 Macher der Serie vor Augen, wie sie lächelnd, mit Zigarre im Maul, ein dickes "Fuck you" in Richtung ABC senden. Genialst!
                          Die zweite Staffel allein...nichts weniger als eine glatte 10!
                          Insgesamt ist es eigentlich unmöglich alle Aspekte, alle Stilmittel und Pluspunkte "Twin Peaks" zu erwähnen oder gar hervorzuheben. Es ist so eine mutige Serie, die sich darauf aber nichts einbildet, sondern immer auch das Publikum bestmöglich unterhalten will.
                          "Twin Peaks" ist anders, ungemein Spannend, anspruchsvoll, ungeheuer lustig, beängstigend, horizonterweiternd, kurzweilig, liebevoll und einfach einzigartig.
                          "Twin Peaks" hat einen riesigen, fulminanten Cast. Lynch versammelt einen Grossteil seines Stammcasts um sich und reichert ihn mit einigen der hübschesten, jungen Gesichtern der damaligen Zeit an. Hinzu kommen einige denkwürdeige Gastauftritte von u.a. David Duchovny, Heather Graham oder Billy Zane.
                          Sicher kann eine Serie mit ca. 25 Stunden Laufzeit nicht Perfekt sein, ein Meisterwerk ist "Twin Peaks" dennoch, eine Serie die Grenzen aufbrach und neue Möglichkeiten bereitete, indem es sich althergebrachtes vereinnahmte, es zerlegte und hinterfragte. Dies jedoch, ohne diese gängigen und bekannten Serienmuster je in den Dreck zu ziehen oder lächerlich zu machen. Mir schien es, als hätten Lynch und Frost sehr viel Liebe für all die Serien, deren Hauptmerkmale sie hier verwenden. Ich denke, sie wollten einfach nur sehen, wie weit kann man noch gehen, wie weit gehen die Zuschauer mit, was ist mit diesen Zutaten noch alles möglich. Leider gingen die Zuschauer bei der zweiten Staffel dann nicht mehr so weit mit, was mich letztenendes aber auch nicht wirklich verwundert.
                          Und trotzdem spürt noch heute jeder die Auswirkungen von "Twin Peaks", denn viele Formate wären ohne diese Serie nie möglich gewesen. Fernsehserien haben mittlerweile eine sehr hohe Qualtiät erreicht und vorallem ein riesiges erzählerisches Potential. Die Tür dafür hat "Twin Peaks" aufgestossen...ist durch die Tür gegangen...und hat für ein paar Momente in diesem Raum wild und komisch getanzt. Kein "Akte X", kein "Lost", kein "Put your favorite TV-Show in here" ohne "Twin Peaks".
                          Sollte jeder...JEDER...zumindest einmal gesehen haben. Ein Stück Fernsehgeschichte und ausserdem eine Ode an guten Kaffee!
                          "A damn good coffee!"
                          Wobei...der muss jetzt noch sein! Meine liebste Szene: Cooper bekommt frischen Kaffee eingeschenkt, schluckt schnell und verzieht das Gesicht:
                          "Oh! A damn good coffee! And hot!" ....Herrlich!

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                          • 8

                            Der Pilotfilm zu einer der wenigen Serien, die ihren Kultcharakter völlig zurecht inne haben.
                            Diese einleitenden 90 Minuten sind aber dann tatsächlich recht unspektakulär, jedoch nicht minder Meisterhaft. Denn hier wird die Saat gestreut, von der man noch keine Ahnung hat, welche Blüten sie tragen wird...auch nicht nach Sichtung dieses Piloten.
                            Gleich zu Beginn wird man Zeuge, wie der Grundstein für all die Entwicklungen im Städtchen Twin Peaks gelegt wird, indem die Leiche der jungen Laura Palmer gefunden wird. Zwar entwickelt sich in dieser ersten Folge schon einiges an Spannung, den grössten Fokus aber legt David Lynch auf die Einführung seiner Charaktere, dem Umfeld Twin Peaks und einiger Mythen, die sich um diese ranken. Selbst in dem Falle, dass man die Serie noch nie gesehen hat, beschleicht einem hier schon das Gefühl, dass irgendetwas hier nicht passt. Aber man hat keinerlei Vorstellung von dem Irrsinn der da noch kommen mag.
                            Und dieser dunkle, ruhige Schleier, mit dem Lynch hier das Geheimnis von Twin Peaks noch umhüllt, hat im grossen Kontext der Serie schon einen Hauch von Genialität!
                            Der Beginn von etwas ganz grossem.

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                            • 7

                              David Lynch klopft mit "Wild at heart" an der Tür zur Perfektion, lässt mich aber irgendwie kalt zurück.
                              Mit dieser märchenhaften Parabel, welche fast schon wie in Hänsel und Gretel, die 2 Hauptfiguren durch all das Leid und die Freude des Lebens führt, liefert Lynch Inszenatorisch seinen bis dahin besten Film ab. Hier leuchtet es an jeder Ecke, hier passiert ständig etwas und seltsame Charaktere geben sich die Klinke in die Hände. Und mit Sailor hat man auch eine ambivalent sympathische Figur, der man auf diesem Roadtrip gerne folgt und wir hinzu noch hinreissend von Nicolas Cage verkörpert. Laura Dern als Lula an seiner Seite steht jedoch immer etwas in seinem Schatten, man findet sie teilweise fast schon etwas dümmlich und nervig. Was David Lynch an dieser Frau findet, kann ich eh nicht so ganz nachvollziehen. Dieses Manko fällt aber kaum ins Gewicht, da "Wild at heart" ein Sammelsurium seltsamer und verquerer Figuren ist und somit diese einen, etwas unpassend angebrachten Charakter vergessen machen. So folgt man den Zweien auf ihrem Trip, während immer mehr Typen auftauchen, die ihnen nichts Gutes wollen. Da diese sich untereinander aber auch nicht Grün sind und sich gegenseitig ans Leder wollen, gibt es immer Erzählstränge und Konstellationen unter den Nebenfiguren. Da dies alles in einem dem Gesetz nicht so nahen Milieu spielt, wird man natürlich sehr schnell an einen Tarantino erinnert. Und "Wild at heart" erinnert tatsächlich öfters an "Pulp fiction", ist aber, wenn man diese Filme denn vergleichen will, die Erwachsene Version, die dreckige, die abgründige und viel explizitere, vorallem was den Sex anbelangt.
                              Warum "Wild at heart" mich dann doch nicht vollends überzeugen konnte? Er riss mich nie mit, nahm mich mit seiner Geschichte nie Gefangen, war wie ein perfektes Bild, dass einen aber nicht interessiert und keine Emotionen weckt. Vieles schien mir ein bisschen gewollt in "Wild at heart" und ich hatte auch den Eindruck, dass Lynch hier eine sehr disziplinierte und stringende Regiearbeit abliefernt wollte. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, merkt man, dass er sich nicht gehen lässt, nur in wenigen Momenten blitzt der Wahnsinn durch. Und so blieb der Film für mich, einfach im gehobenen Mittelfeld, nicht mehr. Meiner Meinung nach hätte ihm etwas mehr Lynch gut getan, denn ein paar Gewaltausbrüche, viele überspitzte Figuren und unzählige Sex-Szenen machen noch keinen tollen und auch keinen kultigen Film aus. Das war auch keine enttäuschte Erwartungshaltung für mich, es war einfach kein übermässig guter Film für mich....
                              Andere werden das anders sehen und ihn abkulten, für mich war er etwas zu formal und zu bieder...trotz all dem Smud.

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                              • 7 .5

                                Mit "Blue velvet" legte David Lynch 1986 seine Version des Film Noir vor und diese war doppelbödiger, erschreckender und abstossender, als es sich der Film Noir je traute. Lynch entführt uns in eine idyllische Kleinstadt und gewährt uns einen Blick unter die Oberfläche dieser Stadt und seiner Einwohner. Wer sich hier an eine Serie erinnert fühlt, die auch von David Lynch stammt, der liegt vollkommen richtig.
                                Zwar musste auch "Blue velvet" einige Budgetkürzungen hinnehmen, es scheint jedoch der erste Film zu sein, bei dem er nicht extrem ans Sparen denken musste und sich weitesgehend selber ausleben und verwirklichen konnte. Und durch sein Gespür für einzelne Szenen, für die Macht der Farben und seine Fähigkeit eine, mit Worten oft nicht zu fassende, Atmosphäre zu schaffen, lässt er "Blue velvet" zu keinem Augenblick ansehen, dass ihm fast die Hälfte des Budgets gestrichen wurde.
                                So verfolgt man den unbedarften Jeffrey, wie er durch einen Zufall und der geweckten Neugier tief in die Niederungen der Menschlichen Seele hinabsteigt und immer wieder Gefahr läuft, aus diesen Tiefen nicht mehr empor zu steigen. Er gerät in einen Strudel aus Gewalt, sexueller Andersartigkeit und lernt ein Milieu kennen, das alle seine Werte mit Füssen tritt und in der fast schon animalische Gesetze herrschen. So sehr Jeffrey davon angewidert ist, so sehr ist er auch davon angezogen und wird im Laufe der Geschichte immer mehr mit seinen eigenen Abgründen und Trieben konfrontiert, welche im Widerspruch zu seinen eigentlichen Gefühlen stehen.
                                Als Zuschauer ist man nicht mehr als Voyeur, nicht mehr als der Spanner am Unfallsort. Man sieht was geschieht, kann es bewerten, aber nicht verhindern. Und Phasenweise scheint es, als mache es David Lynch dem Zuschauer noch mehr abstossende Bilder und Szenerien hineinzudrücken. Ihm noch eine der hasserfüllten, vor Perversionen strotzenden Reden von Frank aushalten zu müssen. Als wolle Lynch, dass sich der Zuschauer ja nicht wohl fühlt.
                                Denn die Kriminalgeschichte, was der Film als Ausgangsbasis ist, tritt immer mehr in den Hintergrund. Spätestens ab der Tour, die Jeffrey gezwungenermaßen mit Frank und seinen Jungs unternimmt, wird der Film zum optischen und inhaltlichen Höllenritt. Natürlich ist das 2011 nicht mehr so schockierend, Lynch verzichtet jedoch auf jeglich künstlerische Provokation, allem hier wohnt ein erschreckender Realismus inne und geht dadurch tiefer als all die geplanten Kunst-Porno-Provokationen all der Gallos und von Triers.
                                Während auf der helleren Seite Kyle MacLachlan und Laura Dern solide Schauspielkunst liefern, bekommen Dennis Hopper und Isabella Rossellini auf der dunklen, kaputten Seite die Möglichkeit ihr ganzes Können zu zeigen. Besonders Dennis Hopper spielt den perversen Gangster Frank Booth als sei der Leibhaftige hinter im her.
                                Aber ich will nicht verheimlichen, dass der Film seine Längen hat, vorallem da der Kriminalplot nur wenig Spannung zu bieten hat, da er ein Schattendasein gegenüber der Darstellung der menschlichen Abgründe fristet. Diese Bilder, so schön sie meist auch fotografiert sind, greifen aber nicht immer und nutzen sich zeitweise auch ab.
                                Aber schon alleine Dennis Hoppers Performance ist einen Blick auf "Blue velvet" wert.

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                                • 7

                                  Für "Dune" gab es reichlich Schelte für David Lynch und auch heute noch ist er nicht unumstritten. Definitiv ist es kein einfacher Film, nebenbei anschauen ist so gut wie unmöglich und auch sonst gibt es einige Kritikpunkte. Lässt man sich aber darauf ein und kann man sich für ein sehr komplexes Stück Sci-Fi öffnen, dann ist der Film so schlecht gar nicht. Im Gegenteil, er entwickelt einen seltsamen, sehr eigenwilligen Reiz.
                                  Die ersten 20 Minuten von "Dune" sind wohl mit die schwersten des Films, da einem ein Übermaß an Informationen zuteil wird und man leicht Gefahr läuft den Faden zu verlieren. Hier wäre ein gemässigteres Tempo wünschenswert gewesen, aber wie Lange wäre dann der Film wohl geworden, da er ja schon so über 3 Stunden Lang ist.
                                  Hat man sich dann aber orientiert, entfaltet der Film fast schon so etwas wie eine kleine Sogwirkung. Das gesamte Setting und auch die Figuren von "Dune" wirken sehr unwirklich, teilweise hat man den Eindruck ein Drama von Shakespear zu sehen, dass in der Zukunft spielt. Kostüme und Einrichtung sind aber noch aus dem 16. Jahrhundert, während Raumschiffe, Waffen usw. aus der Zukunft stammen. Auch die Charaktere sind sehr schwer einzuordnen, alle irgendwo Esoterisch angehaucht und zuweilen sehr absonderlich bis hin zu richtig ecklig. Aber der Film breitet in dieser Phase schön seinen Plot aus, nimmt den Zuschauer auch mal an der Hand, um ihn in dieses Universum einzuführen. Ein wenig vergisst er dabei aber, einem die Hauptfiguren näher zu bringen, die bleiben allesamt sehr blass und kalt. Wobei ich sagen muss, der ganze Film strahlt eine gewisse Kälte aus, mitfiebern oder Anteilnahme gibt es hier nicht, "Dune" wirkt immer etwas architektonisch und leblos, was auf der anderen Seite auch viel von seinem Reiz ausmacht.
                                  Leider wird er zum Ende hin wieder ziemlich überladen, um nicht zu sagen hektisch. Da wird über einen relativ kurzen Zeitraum alles zum Ende geführt, man selbst guckt aber nur apathisch zu, weil einem einfach zu viel in zu weniger Zeit mitgeteilt wird.
                                  Sehenswert ist "Dune" aber vorallem wegen seines ungewöhnlichen Erscheinungsbild und seinen, für dieses Genre, absonderlichen, fast schon psychedelischen Ideen. Und, wie gesagt, der (bei einem 3 Stunden Film ja auch recht lange) Mittelteil kann auch so für sich bestehen. Ein- und Ausgang des Films funktionieren aber nur mit viel Wohlwollen, was sicherlich ein Grund dafür ist, dass viele den Film ablehnen, bzw. nie ganz gesehen haben.
                                  Für mich geht er aber in Ordnung, weil er einfach mal was völlig anderes ist, in einem wohlbekannten Konzept. Und für diejenigen, die eine Mixtur aus Epik, Dramatik und Sci-Fi suchen, für die ist "Dune" das Ding!

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                                  • 9

                                    Ich habe "The elephant man" zuletzt vor ca. 5 Jahren gesehen und bin gerade selber etwas platt, wie grossartig er doch ist. Da ist eine kleine Aufwertung mehr als angebracht.
                                    Betrachtet man Lynchs Schaffen bis zu jenem Zeitpunkt, ist es schon etwas verwunderlich, dass man ihm ein Projekt von solcher Grösse anvertraute und mit solch einem vorzüglichen Cast. Verwunderlich ist bei dieser Betrachtung aber genauso, wie stilsicher, elegant und auch anrührend er den Stoff des deformierten John Merrick verfilmte.
                                    Stilistisch erinnert nur wenig an Lynchs bisherige Werke, es gibt nur sehr wenige surreale Momente, diese sind aber so fantastisch gemacht und so durchdacht platziert, das die dem Film tatsächlich das gewisse Extra verleihen. Allein die Eingangsszene mit dem Elefanten ist solch grosse Filmkunst, gleichzeitig virtuos und doch erschreckend...für mich eine der Top 5 Szenen in David Lynchs Oeuvre. Diese eingestreuten unwirklichen Momente sind aber nur die Spitze des Eisbergs. "The elephant man" ist für mich einer der am schönsten fotografierten Schwarz/Weiß-Filme der Moderne und ich kann mir ihn gar nicht anders vorstellen. Diese 2 Farben vermitteln hier soviel Kraft, Genauigkeit, aber auch Verspieltheit und doch auch Intimität. Dazu gesellen sich Kulissen, welche dieses Bild noch mehr unterstreichen und den Film zu einem Genuß fürs Auge werden lassen.
                                    Das wirklich Wunderbare und was damals wohl nicht zu erwarten war, zumindest in diesem Maße, ist: David Lynch versteh es, einem die Figur des John Merrick bis ganz nah ans Herz zu führen. Man fühlt so sehr mit, ist bei ihm, man fiebert mit ihm und man ertappt sich dabei, wie man ihm einfach alles erdenklich Gute wünscht. Und trotzdem bin ich dem Film Dankbar dafür, dass John das Schicksal zuteil wird, dass die Welt für so einen Menschen bereithält. Alles andere wäre Humbug gewesen und Augenwischerei, aber glücklichweise ist der Film, auch wenn ich oben schrieb, dass er anrührend ist, in keinem Moment Rührselig.
                                    Und so wird man in diesen Lebensabschnitt des John Merrick hinein gezogen, empfindet echte Anteilnahme und daraus entwickelt sich auch eine enorme Spannung beim Zuschauen. Man erwartet ja gar nie ein Happy-End, man wünscht es sich aber so sehr...und weiss doch selbst nicht, wie dieses überhaupt aussehen sollte.
                                    "The elephant man" kann schlichtweg in allen Belangen überzeugen. Er hat grossartige Darsteller...er hat wunderschöne Bilder, die effizient mit surrealen Momenten angereichert sind...er hat eine schöne, traurige und erschreckende Geschichte zu erzählen, die von David Lynch bestmöglich umgesetzt wurde...er hat einen tollen Score...und er hat ein würdiges, passendes Ende.
                                    Grosses Kino!

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                                    • 8

                                      Der erste Abendfüllende Spielfilm David Lynchs, welcher weit davon entfernt ist, in irgendeine gängige Schublade zu passen, da er noch knietief in den Wurzeln des Kunst- und Experimentalkinos steht.
                                      Zwar besitzt "Eraserhead" schon viele der verstörenden und surrealen Elemente, die auch seine späteren Werke, vorallem in iherer Bildsprache besitzen. Jedoch ist er, was seine Erzählstruktur anbelangt, noch relativ straight und verständlich. Sprich: dem Ablauf des Gesehenen, kann man noch gut folgen. Dem Ganzen einen Sinn zuzuordnen fällt jedoch um einiges schwieriger aus, was andererseits ein wiederkehrendes Merkmal im Schaffen des David Lynchs ist, der meist viele Interpretationsmöglichkeiten offen lässt und eigene Intentionen nicht näher verrät. Wie schon öfters erwähnt, bin ich eh kein grosser Anhänger davon, Filme mit Gewalt bist auf den Grund analysieren zu müssen. Und ich frage mich, inwieweit das bei einem Filmemacher wie Lynch überhaupt möglich ist, der selbst sagt, dass manche Szenen die er dreht, oft einfach keinen Sinn und keinen Bezug zum Restfilm haben.
                                      Nichtsdestotrotz ist "Eraserhead" ein guter Film, der seine Spuren im modernen Film hinterließ, auch wenn es dazu etwas Zeit brauchte. Insbesondere das Spiel mit Licht und Einstellungen, das oft verwirrende einbinden surrealer Szenen und diese unmenschliche, trostlose Atmosphäre die "Eraserhead" ausmacht, scheinen doch Einfluss auf viele folgende Filmemacher gehabt zu haben.
                                      Und diese optischen Vorzüge sind es auch, die "Eraserhead" zu etwas Besonderem machen. Wobei man hier auch die gut gemachten, völlig in die Stimmung passenden Horror-Elemente des Films nicht unterschlagen sollte. Auch die Kreatur, das Baby, welches auf eine unheimlich Art den Mittelpunkt des Films ausmacht, ist sehr gelungen umgesetzt und man entwickelt fast schon so etwas wie Gefühle für das Ding.
                                      So ist es fast schon egal, welchen Ansatz man wählt um "Eraserhead" für sich zu erklären. Sei es nun das Postakalyptische Setting, welches all die Deformationen als Folge hat, das man als Interpretationsgrundlage hernimmt oder ob man das Baby als symbolisch entstelltes Ergebniss einer nicht gewollten Schwangerschaft sieht (vielleicht sogar soweit Symbolisch, dass es gar nicht wirklich existent ist) oder Henry einfach psychische Probleme zuschreibt. All das ist letztendlich Egal. "Eraserhead" gefällt als in sich stimmiger Trip, denn man nicht auf seine Abgefahrenheit und seinen Kult reduzieren sollte.

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                                      • 3 .5

                                        Kurz darüber nachgedacht und entschieden: "The amputee" ist völlig unnötig.
                                        Eine Frau schreibt einen Brief, während ein Pfleger irgendeine Flüssigkeit aus ihrem amputiertem Bein ablässt (ist das wirklich so?) Aus dem Off hört man den Inhalt des Briefes, welcher irgendwelche Zickereien zwischen der Frau und einer Freundin (oder auch nicht mehr) enthält, die ungefähr so interessant sind wie alkoholfreies Bier.
                                        Hier soll wohl eine Diskrepanz zwischen dem gehörten und dem gesehenen erreicht werden, was aber nicht funktionieren will. Hierfür ist "The amputee" einfach zu plump.
                                        Lynchs letzter Kurzfilm vor "Eraserhead"...und zum Glück nur 4 Minuten lang.

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                                        • 7

                                          In den 70ern gab es viele Drogen. Das nur so nebenbei.
                                          Nach 2 sehr kurzen Kurzfilmen, die eher visuell geprägt waren, legte David Lynch 1970 mit "The grandmother" einen schon ca. 30 Minütigen Film vor, dem man sehr gut ansieht, wie sich Lynch von eigenen Arbeitsmechanismen entfernt, aber dann doch immer wieder auf sie zurückfällt.
                                          Auch ist es sein erster Film, der so etwas ähnliches wie ein Story besitz. Man sollte hier aber kein Storytelling erwarten, den nachwievor legt er mehr Wert auf eine erlebte Erfahrung, als auf eine erzählerische Struktur.
                                          Und in meinen Augen funktioniert dies bei "The grandmother" erstaunlich gut und lässt den Film ziemlich kurzweilig erscheinen, da er durchaus einen kleinen Spannungsbogen enthält.
                                          Auch optisch ist er ein verstörender Genuss, lässt man die Animierten Szenen mal aussen vor, denn diese hätte sich Lynch durchaus sparen können, da sie "The grandmother" nicht wirklich voranbringen, jedoch aber etwas den Bilderrausch hemmen. Aber die gezeigt Real-Szenen sind so dunkel und prägnant, vermitteln eine so unwirkliche Stimmung, dass mir als Vergleich nur "Carnival of souls" in den Sinn kam, da dessen Bilder bei mir noch recht frisch im Kopf sind. Und in der selben Liga spielt definitv auch "The grandmother".
                                          Klar ist das noch immer Kopfkino und ja es ist auch Kunstkino....aber mit Bildern die so vereinahmend und verstörend sind, einer Story, deren Kern jeder versteht und einer morbiden, aber gleichzeitig überbordenden Kreativität.
                                          Kann man sich ohne Bedenken antun.

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                                          • 6

                                            Das sieht dann doch schon um einiges mehr nach Lynch aus, fühlt sich aber noch nicht so an. Wirkt auf einer rein visuellen Ebene und man sollte inhaltlich hier auch nichts hineininterpretieren, ausser das ein Traum eben die Inspiration des Ganzen ist. Ansonsten sieht man hier schon Andeutungen diverser Trademarks Lynchs, eine Affinität zum Horror und fast schon eine Vorwegnahme des schwarzhaarigen-J-Horror-Mädels.

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                                            • 5 .5

                                              Geschichten die das Leben schreibt: 6 Männer die kotzen...und das sogar 6 mal...bis der Krankenwagen kommt!
                                              David Lynchs Erstling ist 3 Minuten ganz hübsch anzusehen, man hat schon schlechtere Animationen über sich ergehen lassen müssen. Um mehr drüber zu sagen, fehlt mir wohl aber das Kunstverständnis. Was dann auch schon wieder einiges über dieses kurze Vergnügen sagt.

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                                              • 6 .5

                                                Eigentlich bin ich ein kleiner Aronofsky-Fanboy, aber ich muss sagen: "Black swan" war eine mittlere Enttäuschung für mich. Von all den Ebenen, die der Film versucht anszusprechen, funktionieren einige überhaupt nicht. Aronofsky versucht hier soviel rein zu stopfen, dass man manchmal direkt angewidert davon ist, auch weil ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass Aronofsky hiermit manchen Zuschauern den Bauch streicheln will.
                                                Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz mal mit einem Aronofsky-Film in Verbindung brächte, aber: "Black swan" verhält sich manchmal wie der Elefant im Porzelanladen. Er ist oft so unangebracht laut, trägt viel zu dick auf und verliert dabei jeden Bezug zu seiner Mitte, zu den Menschen von denen er handelt und zu der Wirklichkeit in der er spielt. Ich find es wirklich schlimm zu sagen, denn ich habe mich wirklich auf den Film gefreut, aber hier ist alles ein Stück zu überzogen, hier ist kein Charakter dabei, den man nicht sofort zum Psychiater schicken will (eine Idee, auf die Nina eigentlich hätte mal kommen sollen...). Die ganze Welt ein Sündenpfuhl und die Ballettwelt im besonderen? Die Mutter die ihre (Ballett-)Träume durch die Tochter auslebt? Der Tanzlehrer der seine Schülerinnen ins Bett zieht? Mir waren das einfach zuviele Klischees die hier exerziert werden, hier fehlt jegliche Subtilität und jedes Feingefühl.
                                                Mir waren das zuviele Allgemeinplätze, zuviel unnötiger Sex, zuviel Drama, eingepackt in eine Hülle, die einem ständig ins Ohr flüsterte: "Ich bin anspruchsvoll". Für mich kommt wirklicher Anspruch jedoch aus einer gewissen Natürlichkeit. Es ist Kunst etwas aus sich heraus entstehen zu lassen, es ist keine Kunst Sachen so hinzubiegen, dass sie oberflächlich stimmig erscheinen. Und das fängt schon bei der Rolle der Nina an. Sicherlich ist es für die Geschichte wichtig, dass sie sich vom scheuen Mäuschen zum schwarzen Schwan entwickelt. Aber dieses Mädchen das wir hier 85 Minuten lang erleben, hätte keine 2 Wochen in diesem Theater ausgehalten...geschweige denn 4 Jahre.
                                                Nach ca. 20 Minuten hatte ich die leise Hoffnung, dass sich "Black swan" etwas in die Richtung Body-Horror ala Cronenberg entwickeln würde. Das der tat er auch, aber leider viel zu spät. Aber eben dies ist die Ebene, die des Horrors, die für mich den Film noch übers Mittelmass gehoben hat. Denn die letzte halbe Stunde ist dann richtig gut, die kann einen auch fesseln und in ihren Bann ziehen. Hier wird der surreale Schrecken vermittelt, auf den ich die ganze Zeit wartete und denn der Film auch die meiste Zeit versprach, aber leider nur selten zeigte. Doch in diesen Finalen Minuten, hatte "Black swan" sogar was von den grossen, optisch beeindruckenden, italienischen Horrorklassikern der 70er. Sicherlich ist auch der restliche Film nicht schlecht gemacht, gerade das visuelle ist hervorragend umgesetzt...aber es spricht kaum den Bauch an...auch nicht den Kopf...und so gut wie gar nicht das Herz.
                                                Und ja, Natalie Portman ist ziemlich toll (ich hoff sie hat wieder etwas zugenommen). Sie ist eigentlich durchgehend präsent und scheut sich nicht vor Hässlichkeit. Mir gefiel einfach nicht wie ihre Rolle ausgelegt war, diese leidvolle Mimik, dies Gejammer...da passte einfach nicht. Nun gut, dafür konnte sie vielleicht nicht soviel und insgesamt beeindruckte sie mich ja auch. Ob sie nun besonders gut tanzte, wage ich nicht zu beurteilen. Hab bisher noch nie wirklich ein Ballett gesehen und hoffe, dass es sobald da auch keine Berührungspunkte mehr gibt.
                                                Insgesamt ein Film der okay ist, beziehe ich meine Erwartungen mit ein: etwas enttäuschend. Aber da mach sich am besten jeder selbst ein Bild von.

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                                                • 8

                                                  Fast schon Kammerspiel-artiger Thriller von Oliver Stone, bei dem es mich gerade etwas wundert, dass er nicht bekannter ist. Und so wirklich wollen mir dafür keine Gründe einfallen, was mir noch am ehesten in den Kopf schiesst ist, dass der Film entweder teilweise zu explizit in seiner Themenwahl und Botschaft ist, oder dass er einfach zu 80´s ist. Denn beides ist er definitv, und ich muss auch sagen, der zweitere Punkt hat mich auch selbst etwas gestört. Zeitlos ist irgendwie anders, hier sieht alles nach Achtzigern aus...aber so richtig!
                                                  Aber ansonsten ist dies ein richtig guter Film, der zwar zu 90% in einer Radiokabine spielt, aber gerade daraus auch viel seiner dunklen und einengenden Atmosphäre schöpft. "Talk Radio" wirkt auch nie reduziert, man hat nie das Gefühl das dem Film etwas fehlt, hier gibt es einen Raum und viele, viele Worte. Und es wird zwar oft gesagt, aber bei "Talk Radio" sind die Worte tatsächlich Waffen. Hier wird diskutiert, verletzt, verhöhnt, gedroht und es ist schon erstaunlich wieviel Spannung Oliver Stone damit aufbauen kann, und wie sehr er diesen fesselnden Handlungsbogen bis zum Ende immer weiter anziehen kann. Denn so einfach das Setting des Films gehalten ist, so simple ist auch der Plot des Ganzen. Talk-Show-Moderator beleidigt Zuhörer, reisst grosse Sprüche und ist politisch unbequem...Zuschauer reagieren mit mehr Beleidigungen und Drohungen. Mehr ist da im Kern nicht, es gibt zwar kleine Liebeleien drumherum, welche aber Storytechnisch keinerlei Relevanz besitzen.
                                                  Eric Bogosian spielt den Moderator Barry derart inbrünstig, dass "Talk Radio" auch gar keine weiteren, zumindest sichtbaren, Protagonisten nötig hätte. Seine Gegner sind nur Stimmen am Telefon, die teils akkute Bedrohung sind, teils aber auch nur Stichwortlieferanten für Barrys Monologe über die Politik, die Gesellschaft und dem Menschen an sich.
                                                  Das Alles klingt auf dem Papier furchtbar langweilig, ist aber auf dem Bildschirm ein wirklich fesselnder und intensiver Thriller. Eine kleine Meisterleistung Stones, der die Enge der Radiokabine auch richtig bedrückend und doch virtuos einfängt.
                                                  Sicher, es gab schon einige sehr ähnliche Filme, deshalb weiss man auch relativ schnell worauf der Film hinauslaufen wird. Aber erstens, setzt er den Weg bis dahin wirklich ansprechend und spannend um und zweitens, bekommt man zwar das Ende das man erwartet, das tatsächliche Finale gibt es aber überraschenderweise schon kurz vorher.
                                                  Wer ihn gesehen hat, weiss was ich meine!
                                                  Um ein vielfaches besser, als ich erwartet hätte!

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                                                  • 8

                                                    Ein verspielter Abgesang auf den Western-Mythos. Klingt paradox, funktioniert aber vorzüglich.
                                                    Denn über weite Strecken ist "Butch Cassidy and Sundace Kid" eine durch und durch unterhaltsame Western-Komödie, die 2 höchst sympathische Banditen in ihrem Mittelpunkt hat, die manchmal sehr nahe zur Parodie angelegt sind. Trotzdem schwingt hier, von Beginn an, eine sehr melancholische Stimmung mit. Man merkt, dass sich hier etwas dem Ende zuneigt und auch Butch und Sundace scheinen nur noch ihre Schäfchen ins Trockene bringen zu wollen, scheitern aber immer wieder an sich selbst. Zu sehr stecken sie in ihrem alten Leben fest, zu sehr genießen sie die Vorzüge davon.
                                                    Doch sie merken auch, dass die Einschläge immer näher kommen. Die Welt um sie herum entwickelt sich weiter und auch die Angst, bzw. der Respekt den sie inne hatten beginnt zu bröckeln. Wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, das man nicht mehr braucht und will, treffen sie immer mehr auf Widerstand. Anfangs nur im eigenen engerem Umfeld, später dann tiefgreifender, indem ihnen Kopfgeldjäger auf den Hals gehetzt werden. Und irgendwie weiss man schnell, dass dies das Ender der von Butch und Sundance sein wird, denn die, die sonst so cool waren, zeigen plötzlich Angst.
                                                    In "Butch Cassidy and Sundance Kid" wird dieser Abgesang, nicht wie in anderen Filmen, sehr heiter und mit viel Wortwitz erzählt. Triste, dreckige Kulissen sucht man hier vergebens, abgewrackte Seelen sind hier auch nicht zu finden. Es ist nicht der Wilde Western, der in sich zerfällt. Es ist der Wilde Western, der von etwas neuem, modernem abgelöst wird. Und wir sind Zeuge davon, wie zwei Cowboys sich von ihrer Zeit verabschieden. Aber sie tun dies auf eine heitere, wenn auch sarkastische und illusionslose Art und Weise, denn Respekt haben sie wohl nie vor etwas gezeigt.
                                                    Der grosse Kniff dabei ist, dass dies inszenatorisch völlig ungezwungen wirkt. Der Film wirkt völlig lässig, treibt keinen seiner Komponenten auf eine unglaubwürdige Spitze. Fast scheint es so, als wolle Regisseur George Roy Hill seinen zwei alternden Banditen, einen möglichst würdigen Abgang verschaffen. Selbst die Verfolgungs-Sequenzen sind irgendwie laid back und das passt so, stört in keinster Weise.
                                                    Auch optisch überzeugt "Butch Cassidy and Sundance Kid", auch wenn er, wie erwähnt, den gängigen Klischees des Spät-Westerns nicht entspricht. Hier gibt es schöne, helle Bilder zu sehen, die irgendwie aufgeräumt erscheinen. Für mich schon ein Wink der neuen Zeit, die viel geordneter sein wird, viel geplanter, in der eben kein Platz mehr für Outlaws ist, auch wenn diese liebe Kerle sind. Gerade die Spielereien und Fotomontagen, die sie in der grossen Stadt zeigt, empfand ich als sehr schönes Gleichnis. Der letzte Tanz vor dem Ende der Party, die letzten glücklichen Fotos vor der Trennung.
                                                    Hinzu kommt ein stilprägendes Ende und fertig ist eine Klassiker, der schelmisch und heiter etwas aus der Reihe springt und ein etwas anderes Licht auf das Ende des Wilden Western wirft.
                                                    Sehr schön.

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