EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

  • 6 .5

    Witzige, intelligente Britische Netflixserie über beziehungsgestörte nicht erwachsen werden wollende schräge Vögel in den Endzwanzigern/Anfangdreißigern. Unbedingt in OV zu sehen, da die Dialoge echt witzig sind. Die erste Folge beginnt damit, dass der ewige Single Dylan (Johnny Flynn) erfährt, dass er Chlamydien hat und alle ehemaligen Sexpartner kontaktieren soll. Etwas lahme Einführung, aber dann wird es bald lustig, als Dylan und seine Clique auf die Hochzeit eines Freundes eingeladen sind. Viel Situationskomik, aber nicht übertrieben. Dylan ist eigentlich verliebt in seine beste Freundin Evie (Antonia Thomas), sie auch in ihn, aber sie teilen sich das gegenseitig nicht mit. Sein bester Freund und Mitbewohner Luke (Daniel Ings) ist ein Frauenheld, der sich wahnsinnig ins Zeug legt, um die Frauen rum zu kriegen und panische Angst vor einem persönlichen Gespräch mit den Objekten seiner Begierde hat. Die mir unbekannten Schauspieler finde ich alle sehr gut. Im Gegensatz zu „Girls“ oder „Fleabag“ werden nicht ständig die allergrößten (sexuellen) Peinlichkeiten aneinander gereiht. Für das was es ist, finde ich es sehenswert, auch wenn es mir insgesamt an Komplexität und Tiefgang fehlt.

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    • 6
      über Love

      Nachdem ich inzwischen viele gute bis sehr Serien über das (Beziehungs-)Leben des heutigen Hetero- (ua „Californication“, „Big Love“, „Girls“, „Fleabag“, „Master of none“, „Lovesick“) und Homosexuellen (u.a. „The L-Word“, „Queer as folk“, „Please like me“) gesehen habe, muss eine weitere Serie zum Thema Liebe entweder dramaturgisch oder von den Charakterzeichnungen her besonders gut sein, oder etwas Spezielles an sich haben, damit sie mich hinter dem Ofen vorlockt. Die ersten 2 Folgen von „Love“ waren vielversprechend, Zwei sehr unterschiedliche End20er Gus und Mickey (Gillian Jacobs alias Britta aus „Community“) beide im Unterhaltungsbusiness tätig, frisch getrennt, treffen im Supermarkt aufeinander und freunden sich an. Gus ist der Typ Schöngeist, Filmfan, unsportlich und Mickey ist die coole Braut, die immer an „den Falschen“ gerät. In der 2. Folge verbringen sie einen Tag mit einander. Dabei geraten sie zu Gus Exfreundins Haus und es kommt zu einer peinlichen Szene. Danach hält Gus einen Vortrag über die Liebe, den ich sehr gut und vor allem sehr zutreffend fand. „Love“ ist nicht einfach eine Comedyserie ist, sondern geht zumindest punktuell auch in die Tiefe. Außerdem ist die Art der „jungen Leute heutzutage“, ständig über ihren Smartphones zu hängen und sich mit unglaublichen Sinnlosigkeiten zu beschäftigen gut eingefangen. Gus arbeitet für eine Filmfirma und muss einer jugendlichen Schauspielerin helfen, ihre Prüfungen in der Schule zu bestehen, damit diese nicht für die Dreharbeiten ausfällt. Insgesamt trifft der absurde und teilweise sehr böse Humor in „Love“ meinen. Aber ab der 4. Folge baut die 1. Staffel für mich ab und plätschert so dahin, mit Ausnahme einiger Peinlichkeiten. Der berufliche Hintergrund der beiden Hauptprotagonisten ist zwar ganz nett, aber alles schon mal (besser) gesehen, z.B. in „30Rock“ und sogar „UnReal“ fand ich da um einiges interessanter.

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      • 7 .5

        Sehenswerte Miniserie, die sich kritisch mit dem Irakkrieg beschäftigt, auch für Leute geeignet, die sich sonst keine Kriegsfilme ansehen. Dieses Genre war mir bis zu „Generation kill“ fremd. Weil mir die HBO-Mini-Serie aber sehr gut gefiel und ich den Eindruck hatte, dabei noch etwas über die Kriegsführung der Amerikaner im Irak zu erfahren, habe ich mir dann auch „Over there“ angeschaut. Hier geht es um denselben Irakkrieg, 2003, nur um eine andere Geschichte. Infanteristen werden „begleitet“. In „“, weil hier zumindest meines Wissens nach keine realen Begebenheiten gezeigt werden, allerdings könnte man sich vorstellen, dass es zu solchen Szenen gekommen ist. Die Serie ist mehr wie ein Spielfilm aufgebaut. Auch die Geschichten der daheim Gebliebenen und die der Verwundeten werden weiter erzählt. Ich würde sagen, dass es sich hier eher um eine Antikriegsstory handelt. Es gibt keine Helden. „Over there“ wirkt auf mich wie ein Versuch einer Aufarbeitung, auch wenn die politischen Hintergründe hier keine Rolle spielen.

        Achtung TWD-fans: Michael Cudlitz (Abraham) spielt in zwei Folgen einen Verhörspezialisten. Und „Breaking bad“-Fans: Dean Noris (Walts Schwager Hank) hat einen Gastauftritt als dummer amerikanischer Wichtigtuer - typischer Klischeeidiot.

        Die anderen Schauspieler waren mir unbekannt, machen ihre Sache soweit gut finde ich. Man kann „Over there“ in der OV sehen, es wird die meiste Zeit verständlich gesprochen.

        Mir hat „Generation kill“ viel besser gefallen, weil ich da das Erleben hatte, quasi mit dabei zu sein. Auch haben mich Charaktere und Interaktion dort mehr angesprochen.

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        • 7 .5
          EudoraFletcher68 01.04.2018, 07:51 Geändert 09.11.2024, 09:44

          Wegen dem komischen Cover hätte ich mir OUTLANDER fast nicht angeschaut. Ich bin kein Schnulzenfan. Die Bücher habe ich nicht gelesen und ich glaube auch nicht, dass sie mir gefallen würden. Alles was ich über die Romane gehört habe, geht in Richtung Schnulze. Trotzdem gefällt mir die Serie bis auf den Anfang recht gut. Warum? Es ist schon einmal keine Schnulze. Schon allein wegen der Gewaltdarstellungen und des vielen Bluts! Da gab es Szenen in denen jemand ausgepeitscht wird, die fand ich echt grenzwertig und ich bleibe bei ASH VS EVIL DEAD cool. Wenn man über die ersten 1,2 Folgen hinweg ist, hat man eine spannungs- und abwechslungsreiche Geschichte mit Action und Intrigen und unterschiedlichsten Charakteren (ein etwas überzeichneter Bösewicht ist auch dabei).

          SPOILER ANFANG
          Nachdem die Protagonistin Claire (Caitriona Balfe, mir vorher unbekannte, typisch englische Schönheit) versehentlich im Schottland des 18. Jhds angekommen ist, muss sie sich mit der Situation und vor allem den Leuten dort herumschlagen. Natürlich verliebt sie sich dort auch, aber das ist nur ein Element der Serie, das ich als Beigabe sehr schön finde, denn es gibt auch recht leidenschaftliche Sexszenen. Das Objekt ihrer Begierde, gespielt von Sam Heughan, ist auf jeden Fall etwas fürs Auge und lässt sicherlich Frauenherzen höher schlagen, aber ihn darauf zu reduzieren, finde ich extrem platt.
          SPOILER ENDE

          Mir gefallen die Charaktere insgesamt, ich finde sie schlüssig und komplex heraus gearbeitet, auch die Beziehungen untereinander entwickeln sich spannend. Es gibt sehr viel Action, da die Protagonistin in eine politisch angespannte Situation (Schottland-England) hinein gerät und auch mit dem rauhen und gewalttätigen Leben konfrontiert wird. Gut rüber gebracht wird, wie wenig wohl damals Menschenleben wert waren und auch der extreme Aberglaube. Ob das historisch korrekt ist, weiß ich nicht. Die Ausstattung finde ich toll, Bekleidung und Aussehen wirken authentisch. Man lernt (hoffentlich) auf unterhaltsame Weise auch etwas über die Geschichte Schottlands.
          Im Gegensatz zu vielen historischen Billig-Serien und -Filmen, denen man entweder die Kulisse auf 100 m Entfernung ansieht oder man sich beispielsweise fragt, wie die Leute damals zu ihren Haarschnitten gekommen sind, ist OUTLANDER geradezu eine Augenweide. Der Wechsel zwischen schottischem und britischem Englisch in der OV ist toll! Allein schon dafür lohnt es sich, zumal die Dialoge authentisch wirken, recht humorvoll und mit einer guten Prise Anzüglichkeit.

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          • 5
            EudoraFletcher68 01.04.2018, 07:46 Geändert 01.04.2018, 22:29

            Tolle atmosphärische Bilder, fiel mir auch schon in den anderen Staffeln auf, war aber hier irgendwie eindrücklichsten. Gut ausgewählte Settings wie z.b. der herunter gekommene Neonschilderladen. Dafür gibt’s den 5. Punkt. Der Plot dreht sich am Anfang um den Fall „Luther“: Ist er selbst kriminell und muss gestoppt werden? Ich war erst froh, dass nicht schon wieder ein geisteskranker Serienmörder hinter ihm her ist, aber dann kommt es doch wieder so, dass der Mörder, den Luther verfolgt, ihn jagt und ihn vor die sehr persönliche Wahl stehlt, welche von 2 Frauen, die ihm nahe stehen, sterben soll. Das war für mich die letzte Staffel. Mir ist das Geschehen um Luther viel zu übertrieben und ständig nach demselben Strickmuster, obwohl die Serie auf jeden Fall ihre Momente hat.

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            • 5

              Nachdem mir die 1. Staffel sehr gut gefallen hat, habe ich gleich weiter geschaut und war ich enttäuscht. Warum müssen es immer so wahnsinnig spektakuläre Fälle sein? Erst eine hochnarzisstische dissoziale Serienmörderin, die eine Obsession für Luther entwickelt, dann der schlimmste Verrat eines vertrauten Kollegen (1. Staffel) und jetzt hier in der 2. Staffel auch die grausamsten irrsinnigsten Mordszenarios. Mir ist das zu abgedreht, zu übertrieben. Der arme Luther ist dauernd kurz vor dem Untergang und die Mörder sind alle für meinen Geschmack viel zu interessiert an ihm. Als würden sie als nur wegen ihm machen. Schade.

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              • 7

                Das ist mal eine Serie, bei der die unterschiedlichen Staffeln mir recht unterschiedlich gefallen haben und deshalb auch getrennte Bewertungen bekommen. Ich bevorzuge normalerweise amerikanische Formate, die britischen sind mir tendenziell zu dialoglastig und - ich kann es gar nicht so genau benennen -, vielleicht auch zu wenig lustig? Aber es gibt Ausnahmen, bzw. vielleicht komme ich ja gerade auf den Geschmack. „The Fall“ kürzlich gesehen und toll gefunden. Die 1. Staffel von „Luther“ finde ich sehenswert

                Luther ist ein zwiespältiger Ermittler bei der Londoner Mordkommission. Er hat Probleme mit seiner Impulskontrolle, weshalb er auch beurlaubt war. Seine Frau hat ihn verlassen. Gleichzeitig ist er sehr gut als Ermittler. Er verheddert sich mit einer narzisstisch hochgestörten Serienmörderin, die eine Obsession bzw. einen Liebeswahn für ihn entwickelt. Es handelt sich um eine fortlaufende Geschichte, die auch einzelne Fälle enthält. Die Wendungen waren für mich ungewöhnlich und unvorhersehbar. Die Charaktere waren soweit gut heraus gearbeitet und interessant. Luther ist mir mit der Zeit immer sympathischer geworden. Er gerät irgendwann selbst unter Mordverdacht. Die Aufklärung fand ich soweit spannend und den Typ Luther ungewöhnlich genug, sodass ich die nächsten Staffeln auch sehen wollte.

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                • 8 .5

                  Ich bin kein Fan von 1-Fall-pro Folge-Crime-Serien und überhaupt bin ich nicht allzu scharf auf Crime-Serien. In „Mindhunter“ hab ich mal reingeschaut und bin hängen geblieben und habe festgestellt dass es gar keine Crime-Serie ist.
                  Das Setting: USA in den 70ern. Der FBI-Agent Holden Ford (Jonathan Groff), zuständig für die Verhandlung mit Geiselnehmern, soll zum Umgang mit Tätern unterrichten und stellt fest, dass er eigentlich über diese nichts weiß. Also arbeitet er sich ein, schreibt sich sogar nochmal an der Uni ein und versucht sich ernsthaft mit den Psychodynamiken der Täter zu beschäftigen. Dabei stößt er auf heftigen Widerstand sowohl seiner Vorgesetzten als auch derjenigen, die er unterrichten soll. Alle wollen einfache schwarz-weiß Antworten und am liebsten einfach losballern.
                  Er liest sich in soziologische und psychoanalytische Texte ein (die korrekt und passend wieder gegeben werden, was ja weiß Gott nicht selbstverständlich ist). Inwieweit die Geschichte hier irgendwie die Realität abbildet, kann ich nicht beurteilen. Erzählt wird eine mögliche Geschichte des Beginns des Kriminal-Profiling. So könnte es jedenfalls gewesen sein. Die Atmosphäre der 70er ist auf jeden Fall gut eingefangen, vielleicht ein bisschen sauber, aber das hat mich nicht weiter gestört. Schon allein dafür hab ich die Serie gerne angeschaut.
                  Holden fängt an, inhaftierte Serienmörder zu interviewen, um dadurch etwas für aktuelle Fälle zu lernen. Ein bisschen musste ich am Anfang an „das Schweingen der Lämmer“ denken, aber das verging bald wieder. Die Szenerie ist auch nicht so spektakulär wie bei Hannibal Lecter. Die Begegnung mit dem ersten Täter ist bizzar und was er daraus macht, fand ich sehr gelungen. Auch wie er mit dem Mann umgeht fand spannend. Er sagt ihm ganz offen, was er von ihm möchte. Er fragt ihn auch, ob er glaubt, dass das Gefängnis ihm hilft. Er verhält sich ein bisschen so, wie ein Psychotherapeut mit einem Patienten beim Erstgespräch und bringt den Täter so zum Reden. Dann verwendet er seine Erfahrungen zu einem psychodynamischen Profiling (sprich, wie wurde der Täter zum Täter? Wie war seine Kindheit und wie waren seine Beziehungen zu seinen Eltern? Was hat er gefühlt als er gemordet hat? Worum ging es ihm eigentlich?). Seine Analysen finde ich ziemlich treffend und nachvollziehbar. Seine Kollegen und seine Vorgesetzten mögen seine ungewöhnlichen Ideen, die das bisherige System in Frage stellen, gar nicht. Vielleicht wird es auch dem einen oder anderen Zuschauer so gehen, denn hier wird schlüssig erklärt, wie die Taten bestimmte Aspekte oder Elemente der ersten wichtigen Beziehungspartner wieder geben. Und das ist halt nunmal die Mutter. Verstehen eines Verbrechens wird häufig gleich gesetzt mit einer Entschuldigung des Täters, was neulich Unsinn ist. In dem Zusammenhang empfehle ich das immer noch lesenswerte Buch „am Anfang war Erziehung“ von Alice Miller auch aus den 1970ern.
                  Es passiert über lange Strecken kein Verbrechen, sondern es wird hauptsächlich geredet und durch die Gegend gefahren/geflogen.

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                  • 7 .5

                    “Desperate Housewives” meets “TWD” meets „weeds“. So kommt mir jedenfalls "Santa Clarita Diet" vor.
                    In der Netflixserie geht´s um eine spießige amerikanische Vorortsidyllenfamilie und deren Nachbarn. Es beginnt damit, dass die Mutter (Drew Barrymore) von einem Moment zum anderen zu einer Art Zombie mutiert und nur noch Menschenfleisch essen kann und will. Die Serie dreht sich dann darum, wie die Familie unter den veränderten Umständen weiter lebt. Die Geschichte ist abstrus und ich finde, dass sie nicht so recht funktioniert. Auch die weitere Entwicklung erscheint mir nicht wirklich schlüssig.
                    Ich habe dennoch auch die 2. Staffel fertig geschaut, weil: Der Familienpapa wird von Timothy Olyphant (sexy Raylan Givens aus „Justified“) gespielt - einfach super! Hätte nie gedacht, dass er den braven Papa so glaubhaft rüber bringt. Allein wegen ihm lohnt sich ein Blick und wenn ihr „Justified“ noch nicht gesehen habt, holt das unbedingt nach! Die anderen Schauspieler sind auch gut, die Dialoge zumindest in der OV witzig. Abstruse amerikanische Vorortgeschichten mag ich grundsätzlich. Mit der Diskrepanz zwischen Spießbürgertum und den buchstäblichen Leichen im Keller kann ich etwas anfangen.
                    Wenn man sich von gewissen Logikfragen (wie kann es sein, dass die dilettantisch verübten Morde nicht aufgeklärt werden, wie kann es sein, dass Papa mit seiner wesensveränderte Frau so gut zurecht kommt, etc) verabschieden kann und Timothy Olyphant mag, kann man sich „Santa Clarita Diet“ gut zwischendurch ansehen.

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                    • 7

                      Fortsetzung von „Get Shorty“, den ich auch schon witzig fand. Dieses Mal handelt es sich um eine Persiflage auf das Musikbusiness. Uma Thurman und John Travolta beim Tanzen sind auch 11 Jahre nach „Pulp Fiction“ gut zusammen (schöne Hommage). Obwohl John Travolta fett und aufgedunsen aussieht, find ich ihn einen coolen Gangster. Chili Palmer (Travolta) verhilft einer Sängerin zum Durchbruch. Diese steht aber eigentlich noch unter Vertrag mit einem schmierigen Typen, der sie nicht so einfach gehen lassen will. Gleichzeitig versucht Chili seiner Freundin Edi (Thurman) und dem verschuldeten Plattenlabel ihres ermordeten Mannes zu helfen. Sie wird von Schuldeneintreibern und der Russenmafia bedroht. Raffiniert schafft Chili es, seinen Kopf immer wieder aus der Schlinge zu ziehen. Schöne Gesangseinlagen sind auch dabei.

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                      • 7

                        John Travolta ist ein wunderbarer cooler Krimineller! Der New Yorker Chili (Travolta) ist Geldeintreiber (ha! Neue Vokabel gelernt: Shylock, vorher noch nie gehört) in Miami und gerät dort mit einem Mafiosi aneinander. Weil sein New Yorker Boss an einem Herzinfarkt stirbt, ist er plötzlich genau diesem Kerl untergeordnet. Er wird nach LA geschickt, um Geld bei einem Filmproduzenten (Gene Hackman) einzutreiben. Er freundet sich mit dem Produzenten an, entwickelt Geschmack am Filmbusiness und beginnt ein neues Leben. James Gandolfini mit Vollbart hätte ich fast nicht erkannt.
                        Der Film versucht ein bisschen Tarantino nachzumachen, das kann man doof finden, mich hat es nicht gestört, im Gegenteil. Natürlich ist das kein 2. Pulp Fiction, aber eine lustige Komödie, die ich alle 10 Jahre gerne wieder sehe.

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                          EudoraFletcher68 27.03.2018, 06:53 Geändert 30.12.2021, 07:30

                          Wunderschöne Aufnahmen von Rom und Umgebung und auch von Innenräumen. Die Bilder haben mir insgesamt gut gefallen, malerisch geradezu. Das ist der erste Film über italienische Intellektuelle und Künstler bzw. Leute, die gern welche wären, den ich bewusst gesehen habe. Schade, dass ich kein italienisch spreche. Ich habe den Eindruck, hier tatsächlich etwas darüber zu erfahren, was manche Italiener heutzutage so beschäftigt.
                          Erinnert mich in gewisser Weise an Woody Allen: Es geht um den Sinn des Lebens, Altwerden, Sterben bzw. die Abwehr der Gefühle, die einem das macht und gelungene mehr oder weniger neurotische Charakterzeichnungen. Mit schonungsloser Offenheit und bitterböse werden die Absurdität so mancher Kunstprodukte, Events der High Society und auch der Katholizismus durch den Kakao gezogen.

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                            EudoraFletcher68 27.03.2018, 06:52 Geändert 29.06.2018, 21:01

                            Meine Freundesliste ist sich ja ziemlich einig darüber, dass der Film super ist. Also musste ich den auch sehen. Ich fand ihn auch gut, hellauf begeistert bin ich aber nicht.

                            SPOILER ANFANG
                            Der einst erfolgreiche Kinostar einer Superheldenfilmreihe Riggan (Michael Keaton) möchte anscheinend jetzt mit einem ernsthaften Theaterstück Erfolg als Schauspieler und Regisseur haben. Er holt sich einen genialen aber problematischen Schauspieler in sein Ensemble, der sein Theaterstück retten soll. Außerdem hat er wohl eine Psychose entwickelt. Der Film wechselt zwischen den Szenen auf der Bühne und den daran beteiligten Personen. Was mir recht gut gefallen hat, war die Widerspiegelung zwischen Inszenierung und Leben von Riggan. Ob das Stück Erfolg haben darf, hängt dann von einer einzigen Kritikerin ab, die es Riggan nicht gönnt, weil er für alles steht, was sie hasst. Der Film erzählt also sowohl die Geschichte eines an Größenwahn erkrankten Schauspielers, als auch wie heutzutage Erfolg im Showbusiness gemacht wird, was eben nichts mit Qualität zu tun hat.
                            SPOILER ENDE

                            Michael Keaton spielt toll, auch Zach Galfianakis und Edward Norton mag ich gerne. Es kommt mir unlogisch vor, dass Riggan die Stimme nur hört, wenn sonst niemand dabei ist. Ansonsten fand ich das Ende fragwürdig, so als habe man sich vor der letzten Konsequenz gescheut.

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                            • 7

                              Diese Doku über den Medienmogul Rupert Murdoch von 2004, so interessant sie ist, ist leider filmisch nicht sehr gut aufbereitet. Auf meinem Fernseher war das Bild teilweise echt schlecht. Auch glänzt die Doku dramaturgisch nicht gerade: man sieht Ausschnitte aus internen Memos, „Nachrichten“-Sendungen, Interviews und „Expertenrunden“ und es kommen viele ehemalige Mitarbeiter zu Wort. Alles wirkt recht statisch. Trotzdem ist der Inhalt wichtig und ich vermute, der Produzent wollte einem Gegenpol zum unseriösen Spektakel von Foxnews setzen. Ich habe gelesen, dass „Outfoxed“ erst nur privat gezeigt wurde und es viel Ärger mit Fox wegen unerlaubter Mitschnitte gab.
                              Ich finde die Doku insgesamt informativ und seriös, durchaus sehenswert. Man bekommt ein Bild davon, mit welcher geschickten Propaganda (nicht nur) die US- Amerikaner verblödet werden. Man erfährt auch, und das finde ich wichtig, dass Murdoch weltweit 4 Mrd Zuschauer erreicht! Das ist also nicht nur ein amerikanisches Problem. In Deutschland besitzt er aktuell wohl nur 39% von Sky, aber es ist wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit....
                              Insoweit finde ich diese Doku sehenswert für alle politisch Interessierten und Leute, die sich noch darüber wundern, wie Trump sich benimmt (ich empfehle einen Blick auf seinen Twitter-Account. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es lustig, aber die Kommentare finde ich teilweise doch sehr witzig!). Im Grunde nur konsequent. Auch für Leute, die noch denken Propaganda gäbe es nur in Russland.

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                                Super Doku über raffinierten Betrug. Der chinesische Investor Herr Pang hat 2007 einen ehemaligen Militär-Flughafen nahe einem kleinen Ort in MeckPomm, Parchim, für 30 Mio € gekauft. Und nein das ist keine Erfindung, sondern Realität. Wer regelmäßig Zeitung liest, weiß das vermutlich. Ich tue das nicht... *Schäm*... Und so bin ich überrascht. Der Plan war, den Flughafen als Luftbrücke für den Handel zwischen China, Europa und dem Rest der Welt zu nutzen. Die Pläne des Investors, die hier in OmU gezeigt werden, sind der völlige Wahnsinn! Ganz begeistert erzählt er, wie er hier eine internationale Zone aufbaut, mit 5 Sterne Hotel "wie in Dubai", große Fertigungshallen, in denen Produkte zusammen gebaut werden sollen. Er spricht von einer Millionen Arbeitsplätzen, die hier geschaffen werden sollen.... Da kriegte ich es gleich mit der Angst zu tun und hab schnell online in der Zeitung nachgelesen, was ich da verpasst habe. Und da kann man dann erfahren, dass bereits 55 Mio € öffentliche Fördergelder in dieses Wahnsinnsprojekt geflossen sind, ohne dass sich der Flughafen jemals auch nur ansatzweise in dieser Richtung entwickelt hat. Und das Land MeckPomm hat weitere 60 Mio € rein gepumpt. Aha, habe ich mir gedacht, alles ein einziger Schwindel, um an Subventionen zu kommen. Zurück zur Doku, ich versuche mich zu gedulden. Man hört großartige Ankündigungen über Investitionen, offensichtlich war der chinesische Investor bereit, dass das Filmteam in über einen längeren Zeitraum hinweg begleitete. Wahrscheinlich hat es Pang gefallen, dass das deutsche Fernsehen eine Doku (lief im Mai 2017 im NDR) über ihn macht. Man ist bei allen möglichen Treffen dabei, wo ständig über das großartige Projekt, für das sich sogar Frau Merkel interessiert (klar ist sie daran interessiert, sie sollte sich für diese unglaubliche Verschwendung an Steuergeldern interessieren!). Pang hat sich einen bayerischen Wichtigtuer eingestellt, der großspurig von der Gemeinde verlangt, dass sie alle möglichen Umbauarbeiten in der Umgebung vornehmen müssen. Dann beklagt sich Pangs Bayer, dass Pang beim Kauf des Flughafens nicht ausreichend über die Mängel in der Landebahn informiert wurde und der neue Belag zusätzliche 13 Mio € verschlingen wird. Man ahnt schon, wer am Ende dieser Kosten übernehmen wird, ohne dass jemals die Landebahn neu geteert wird..... Das ist Betrug im großen Stil. Und raffiniert noch dazu, man macht sich einfach wichtig, druckt ein paar Prospekte und fängt dann an Forderungen zu stellen und schon verdient man richtig Geld. Beim Zusehen dachte ich, mei, so geht's halt. Solche Projekte haben westliche Firmen in Entwicklungsländern jahrzehntelang betrieben, jetzt machen das die Chinesen eben mit uns. Ausgleichende Gerechtigkeit?!
                                Was mir an der Doku besonders gut gefällt, ist, dass kein Sprecher im Hintergrund sagt, dass das alles völliger Irrsinn ist, sondern dass man diese Typen für sich selbst sprechen lässt und dazu die Bilder des leeren Flughafens sieht und dann noch die paar wenigen Angestellten zu Wort kommen lässt. Der Zuschauer kann sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst ein Bild machen.
                                Sowas ist in Zeiten von Populismus und "fake news" eher die Ausnahme.

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                                  EudoraFletcher68 25.03.2018, 07:03 Geändert 25.03.2018, 09:08

                                  Schreckliche Doku über Misshandlung von Delfinen und anderen Meeresbewohnern am Beispiel einer Bucht in Taiji, Japan und von Seaworld und anderer Delfinarien. Es wird auch über die Aktivitäten von Seaworld berichtet, die Wissenschaftler finanzieren, die linientreu sind. Mit Delfinen lässt sich anscheinend extrem viel Geld verdienen. Ich war noch nie bei einer Delfinshow, weil mir schon immer klar war, dass das nicht gut sein kann. Diese Doku bebildert und erklärt, was für eine unglaubliche Tierquälerei da stattfindet. Die Macher haben einen prominenten Mann gewonnen, Richard O’Barry, ehemaliger Delfintrainer, der die Delfine für die Fernsehserie Flipper gefangen und trainiert hat und sich verantwortlich für die weltweite Ausbreitung von Delfinarien fühlt. Vielen Dank an Fujay für die Empfehlung.

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                                    EudoraFletcher68 25.03.2018, 07:02 Geändert 30.01.2019, 09:07

                                    Sehenswerte und sehr informative Doku über die Finanzkrise am Beispiel Islands. Die aufgezeigten Ursachen sind Privatisierung der größten Banken, Deregulierung und Ausverkauf an multinationale Konzerne. Man erfährt einiges über die Isländer, das fand ich auch ganz spannend. Allerdings wird es wohl Zeit für eine Fortsetzung. In einem Beitrag auf Bayern 2 habe ich gehört, dass die Isländer den dort beschriebenen alternativen Weg nicht weiter gegangen sind.

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                                      EudoraFletcher68 24.03.2018, 18:00 Geändert 24.03.2018, 22:08

                                      Hatte mir „Suburbicon“ nur wegen der Coen-Brüder (Drehbuch) und Clooney (Drehbuch, Regie) angesehen. Da ich kein besonderer Fan der 50er Jahre bin, wäre ich wohl von selbst nicht auf den Film gekommen. Es handelt sich um eine langsam erzählte Geschichte um 2 Nachbarsfamilien in einer spießigen künstlich angelegten amerikanischen Ortschaft. Es geht um Rassismus und Mord. Kennt man den Kontext nicht, denkt man vielleicht ist ja alles ganz nett und auch gut erzählt, aber was will mir der Film eigentlich sagen? Ich habe mich das in der Mitte jedenfalls gefragt und den Film angehalten und nachgelesen. Und das war gut so, denn dadurch konnte ich "Suburbicon" mit anderen Augen weiter sehen.
                                      „Suburbicon“ bezieht sich auf Trumps Amerikabild (http://www.sueddeutsche.de/kultur/george-clooney-im-interview-ueber-dem-land-haengt-eine-schwarze-wolke-1.3734116?reduced=true). Es ist also ein hochpolitischer Film, der hinter die Fassaden des gruselig bigotten weißen Amerikas blickt. Diese Info macht den Film für mich deutlich interessanter. Außerdem scheint die Geschichte der schwarzen Familie sich so ähnlich 1957 tatsächlich in einem Ort Namens Levittown abgespielt zu haben.
                                      Ich fand die parallel erzählten Geschichten dramaturgisch doch gelungen, auch wenn sie nie so richtig zusammen finden. Auf der einen Seite zieht eine schwarze Familie ein, die von einem Mob panischer Spießbürger fast gelyncht wird, während sich im Nachbarhaus grauenhafte Dinge ereignen. Die Verbindung zwischen beiden Geschichten sind die zwei Jungs, die sich vorsichtig kennen lernen. Warum sich andere Kommentare über Matt Damon beschweren, erschließt sich mir nicht. Ich denke, seine Rolle ist eben die eines emotionslosen, leeren, austauschbaren Familienvaters.
                                      Ich finde schon, dass man sich als Zuschauer ein wenig Mühe geben darf, wenn man nicht gleich kapiert was los ist und man muss dann nicht gleich den ganzen Film entwerten, vor allem, wenn Leute am Werk waren, die etwas davon verstehen.

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                                        EudoraFletcher68 24.03.2018, 07:25 Geändert 30.01.2022, 10:34

                                        Es ist Sommer in einem österreichischen Vorort. Man erlebt parallel verschiedene Protagonisten, die großteils nichts miteinander zu tun haben.

                                        SPOILER ANFANG
                                        Es gibt eine geistig behinderte Frau, die gerne Fremde anspricht, um sich dann herumfahren zu lassen und ihre "Opfer" mit sehr provokanten Aussagen angeht, bis sie dann selbst zum Opfer wird (worauf man die ganze Zeit eigentlich schon warten kann). Ausgezeichnete schauspielerische Leistung finde ich.
                                        Dann gibt es einen Vertreter für Alarmanlagen, ein Ehepaar dessen Kind vermutlich verstorben ist und sich in gegenseitigem Sadismus fertig macht, ein alter zwanghafter Mann, der eine besondere Beziehung zu seiner Haushälterin pflegt und sich an den Nachbarn rächt, indem er den laufenden Rasenmäher an der Grundstücksgrenze parkt. Ein junges Paar, bestehend aus einem hirnlosen und brutalen Macho mit Eifersuchtswahn und einer eingeschüchterten Blondine und ein älteres Paar bestehend aus einer herunter gekommenen Kettenraucherin, die sich von ihrem Freund sadistisch quälen lässt. Obwohl ich österreichische Dialekte ganz gut verstehe, hätte ich mir manchmal Untertitel gewünscht.
                                        SPOILER ENDE

                                        Mir ging der Film TOTAL unter die Haut, es war mir teilweise echt zum kotzen zumute. Das ist natürlich nicht jedermanns Sache, aber ich finde: Wenn er intensive Gefühle auslöst macht ihn das für mich zu einem sehr guten Film.

                                        Trotzdem habe ich HUNDSTAGE nicht gerne gesehen oder würde ihn nicht unbedingt ein 2. Mal anschauen wollen.

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                                        • 6 .5

                                          Für mich der Schwächste der Trilogie, dennoch sehenswert. Es beginnt mit einer Einstellung einer adipösen Jugendlichen auf einer Wohnzimmer Couch. Man kennt sie aus dem ersten Teil, es ist Melanie, die Tochter der Urlauberin aus „Liebe“. Schnitt - ein (ebenfalls bekanntes) Garagen-Tor wird geöffnet, es kommt das Fahrzeug mit der Aufschrift „Radio Maria“ aus dem zweiten Film zum Vorschein. Anna aus „Glaube“ macht mit Melanie einen Ausflug. Insoweit ist es wohl doch sinnvoll die Filme der Reihe nach ansehen, auch wenn es sich nicht um eine Fortsetzungsgeschichte handelt. Zumindest versteht man jetzt warum im zweiten Teil nur die Katze bei Anna untergebracht ist: das Mädchen wird in eine Art Fitness- bzw. Abnehmcamp gebracht. Und um Melanie geht es dann auch in „Hoffnung“.
                                          Wie auch die anderen beiden Filme lebt „Hoffnung“ von den Bildern, die oft sehr symmetrisch sind und die Atmosphäre schön transportieren. Öfter habe ich mich gefragt, wo Seidl wohl seine Requisiten und Räumlichkeiten findet? Also definitiv kein Film um nebenbei etwas anderes zu machen.
                                          Jedenfalls reden die Mädchen miteinander recht offen über Sex, wäre schön, wenn das in der Realität auch so einfach wäre... Es wirkt tatsächlich recht natürlich. Auch wirken sie erstaunlich entspannt mit ihrem Übergewicht. Es gibt verschiedene Erzählstränge die sich teils langsam entwickeln. Ich will nicht weiter darauf eingehen, um nicht zu spoilern. Fies und hässlich wie in den beiden anderen Filmen wird es natürlich auch, bzw. ist es im Grunde von Anfang an, da einem ständig die fetten Schwabbelbäuche der gemästeten (und vermutlich emotional verhungerten) Wohlstandskinder präsentiert werden und der hilflose Versuch der Erwachsenen, sie mit Disziplin zum Abnehmen zu bringen.

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                                            2. Teil der Paradies-Trilogie von Ulrich Seidl.
                                            Ich finde nicht, dass man sich die Filme der Reihe nach ansehen muss, aber man kann. Es gibt zwar eine kurze Überschneidung mit dem ersten Film, nämlich ist unsere Protagonistin eine Assoziation zur Verwandten, die auf die Katze der Urlauberin aus „Liebe“ aufpasst, aber das ist eher ein Schmankerl, vor allem für den Haustierfreund und unterstreicht wie nah Extreme, Verlogenheit und Spaltung beieinander liegen.
                                            Seidl greift Tabus auf und stellt diese wie unter dem Vergrößerungsglas dar. War es in „Liebe“ weiblicher Sextourismus, so ist es hier fanatische Religiosität. Beide Filme zeigen, was ganz normale Menschen so hinter mehr oder weniger verschlossenen Türen machen. „Der Wahnsinn der Normalität“ (Arno Gruen) quasi. Mit atmosphärischen Bildern und Liebe zum Detail blickt Seidl hinter die Fassaden in menschliche Abgründe... Hier eine Arzthelferin die sich flagelliert und ihren Urlaub damit verbringt, mit einer Statue der Mutter Gottes zu fremden, vor allem ausländischen Leuten in die Wohnung geht, um mit ihnen zu beten. Sie sagt dann immer: „Sie bekommen Besuch von der Mutter Gottes“. Als Zuschauer hat man ein bisschen den Eindruck als würde man diese Frau zeitweise nur begleiten. Das ist eine Kunst von Seidl: ungeschönter Blick ohne moralischem Zeigefinger. Mir ist beim Ansehen das Buch von Altmann „das Scheißleben meines Vaters....“ eingefallen, allerdings ist die Protagonistin wenigstens keine Mutter und quält also keine Kinder mit ihrem Wahn. Völlig unbeeindruckt davon, ob die Leute offen für ihre Botschaften sind, verbreitet sie ihre Interpretation der zehn Gebote. Dann wird es total absurd, als Gott ihr ihrer Meinung nach eine Prüfung auferlegt.
                                            Wie die Frau mit der Gast-Katze umgeht, während sie gleichzeitig die Liebe Gottes Predigt, ist umwerfend. Und wie sie dann von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, ist fantastisch inszeniert.
                                            Freunde österreichischer Indie-Filme, Religionskritiker und Leute, die mit einem mitleidlos zynischen Blick auf die (vermeintliche) Normalität etwas anfangen können, werden ihre Freude daran haben.

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                                              Ausgezeichnet inszenierter und kurzweiliger bösartiger Film über Sextouristinnen in Afrika. Für Leute, die mit zynischen, gesellschaftskritischen Filmen etwas anfangen können.
                                              Der ersten Teil der Ulrich Seidl-Trilogie, „Liebe“ beginnt mit einem Ausflug einer Gruppe geistig Behinderter, hauptsächlich Trisomie 21 würde ich sagen. Die Situation ist sehr schön eingefangen. Überhaupt sind mir Kamera und Farben positiv aufgefallen, fällt mir aber schwer zu erklären warum, da ich mich damit nicht wirklich auskenne.
                                              Wir begleiten die Betreuerin dieser Gruppe, eine wenig ansehnliche Frau ungefähr in den 50ern, in ihrem Alltag und ihren Reisevorbereitungen mit ihrer jugendlichen Tochter. Zuerst sieht es noch so aus, als würden sie gemeinsam verreisen, aber dann werden Tochter und Katze bei der Tante abgegeben. Schnitt. Wir befinden uns in einem Hotel vermutlich in Afrika, jedenfalls sind alle Angestellten Schwarze. Unsere Protagonistin hat ein echt schönes Zimmer mit Meerblick und riesigem Balkon. Die Dialoge sind zum Teil super(krass), so zB sagt die Freundin, mit der sie sich wohl im Hotel verabredet hat, sinngemäß dass die "...Neger so gut riechen. Die Haut, die riecht nach Kokos, die könntest dauernd abschlecken und einibeißen...". Seidl zeigt mit simplen Bildern ohne viel Worte die Situation auf beiden Seiten, die Afrikaner, die sich incl. romantischer Liebesschnulze verkaufen, versus die einsamen Europäerinnen, die sich begehrt und geliebt fühlen wollen, dabei aber auf ihre Art genauso rassistisch und entwürdigend sind, wie die Männer, die sich Thai-Frauen kaufen. Besonders eindrücklich fand ich die Einstellung am Hotelstrand, der mit einem kleinen Zäunchen die sonnenbadenden Frauen von den sich anbietenden Männern trennt. Überhaupt legt Seidl Wert auf Details. Das gefällt mir. Wenn man merkt, dass einer genau hinschaut (wie beispielsweise die Coen-Brüder oder auch Woody Allen), das finde ich toll. Das sieht man auch an der Wohnungseinrichtung oder an Kleinigkeiten, wie das Hotelpersonal interagiert oder wie unsere Urlaubsreisende erst einmal das Bad desinfiziert.

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                                                Man mag es kaum glauben - dass der Brenner das alles überlebt. Nach „Komm süßer tod“, „Silentium“, und „der Knochenmann“ handelt es sich um die 4. Wolf Haas Verfilmung mit Josef Hader in der Figur des Antihelden Brenner.
                                                Brenner kehrt nach Graz in sein Elternhaus zurück, nachdem ihm die nette Dame vom Arbeitsamt gesagt hat, er müsste bis zum 84. Lebensjahr arbeiten. Er ist komplett mittellos. Das Haus ist in einem genauso desolaten Zustand wie Brenner, der unter extremer Migräne leidet und suizidal ist. Er trifft seine ehemaligen Freunde aus der Polizeischule, mit denen ihn ein Geheimnis verbindet. Kurze Zeit später hat er eine Kugel im Kopf und einer der Freunde wird tot aufgefunden. Brenner klärt den Fall auf seine Weise auf.
                                                Für Einsteiger eher nicht zu empfehlen, da für meinem Geschmack am wenigsten lustig und man Brenner lange Strecken nur dabei zuschauen kann, wie er sich zu zerstören versucht. Hat mir am wenigsten von allen vier Filmen gefallen, trotzdem sehenswert, vor allem wenn man Brenner-Fan ist.

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                                                  EudoraFletcher68 22.03.2018, 07:10 Geändert 08.07.2022, 22:25

                                                  Nach „komm süßer Tod“ und „Silentium“ die 3. Wolf Haas Verfilmung mit Josef Hader in der Figur des Antihelden. Ex-kommissar Brenner, der Mann für alles Grobe, Geldeintreiber, Autoabholer wegen säumiger Zahlungen, Detektiv usw., erhält den Auftrag, einen verschwundenen Mann, Horvarth, zu finden. Die Spur führt in ein Wirtshaus. Wirt Löschenkohl (Josef Bierbichler), seine Familie und die Angestellten scheinen etwas zu verheimlichen. Der Jungwirt möchte, dass Brenner herausfindet, was mit dem Geld des Vaters passiert ist. Brenner bleibt, aber eigentlich eher weil er sich verliebt. Durch Zufall entdeckt er in einer Maschine einen menschlichen Finger.
                                                  Wie die anderen beiden Brenner Verfilmungen ist auch „der Knochenmann“ wunderbar skurril, voller schwarzem Humor und spannend.

                                                  https://boxd.it/3Maow

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                                                  • EudoraFletcher68 21.03.2018, 09:29 Geändert 22.03.2018, 08:34

                                                    Lauter wunderschöne Menschen, die in einer völlig unauthentischen Art und Weise miteinander interagieren. Die Dialoge zwischen den Jugendlichen sind aus meiner Sicht überhaupt nicht jugendlich, auf mich wirken sie so als wären die Dialoge für Erwachsene, die so tun als wären sie Jugendliche. Völlig artifiziell. Ich kann mit nichts von dem etwas anfangen, was die Protagonisten da so erleben und besprechen. Den Mord der dann passiert und was er mit den Leuten macht, finde ich alles völlig abstrus. Für mich ist das überhaupt nichts, obwohl ich durchaus mit Coming of Age Filmen etwas anfangen kann. Grausam. Keine Bewertung von mir, da nach 2 Folgen abgebrochen.

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