J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

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    J.F.Lannister 12.11.2023, 16:35 Geändert 02.12.2023, 21:07

    Eine der populärsten Serien der 2010er Jahre, seit 1-2 Jahren liegen mir diverse Freunde mit "Peaky Blinders" in den Ohren, irgendwann musste ich mich der Serie einmal widmen.

    Die erste Staffel und die erste Hälfte der zweiten Staffel lassen mich erstmal etwas ratlos zurück. Eine "Gangster gegen Polizisten"-Geschichte, später um den Konflikt zwischen den roma-irischen, italienischen und jüdischen Gangstern ergänzt, inhaltlich und charakterlich geschieht noch nicht so viel Interessantes. Viel Überzeichnetes oder Comic Reliefs, wenige echte und tiefergehende Charakterzeichnungen wie beim faszinierenden Thomas Shelby (ebenso: Cillian Murphy), dessen Ambivalenz zwischen hartem, wirtschaftlich denkendem Gangster und innerer Verletzlichkeit an Toni Soprano erinnert.

    "Peaky Blinders" zieht viel Inspiration aus den Gangster-/Mafiawerken Martin Scorseses, allerdings verstärkt aus dem Stil. Mehr eine Poser-Gangsterserie, habe ich den Eindruck, mit bewusst cool aufgezogenen (Slow-Motion-)Einstellungen. Sozusagen hat die Serie mehr von Guy Ritchie als von Martin Scorsese, nur dass Guy Ritchie Plot, Charaktere und Action auf 100-130-Minuten-Filme verdichtet und das in Form einer Komödie besser funktioniert denn als Drama.

    Die zweite Hälfte der zweiten Staffel überzeugt schon mehr, mit einem stärkeren Fokus auf das Wirtschaftliche, die wirtschaftliche Expansion (z.B. der Verkauf von Alkohol in die amerikanischen Großstädte der Prohibition) und das Streben nach einem legalen Standbein, einer legalen Fassade. Mit Tom Hardy als jüdischer Gangster mit stark britischem Akzent mischt nun auch ein Schauspieler mit, der in dem Überzeichneten vollkommen aufgeht.

    Ansonsten sticht staffelübergreifend noch Sam Neill hervor, für mich ungewohnt radikal schurkisch als reaktionärer Polizist, der die britischen Städte von Gangstern, Kommunisten und der IRA befreien möchte.

    Staffel 1: 5,0 von 10 Punkten
    Staffel 2: 5,5 von 10 Punkten
    Staffel 3: 5,5 von 10 Punkten
    Staffel 4: 4,5 von 10 Punkten
    Staffel 5: 5,5 von 10 Punkten
    Staffel 6: 4,5 von 10 Punkten

    Review Staffel 4 mit Kurzeinblick Staffel 3:
    https://www.moviepilot.de/serie/peaky-blinders/staffel/4/kritik/2776537

    Review Staffel 6:
    https://www.moviepilot.de/serie/peaky-blinders/staffel/6/kritik/2776841

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      J.F.Lannister 11.11.2023, 00:25 Geändert 11.11.2023, 01:05

      Ich komme gerade aus dem Kino.

      Kurz gesagt, in meinen Augen widmet sich "Sound of Freedom" seinem ernsthaften und wichtigen Thema größtenteils zu pathetisch und emotionalisiernd. Die Art und Weise, wie das Leid der Kinderopfer in Szene gesetzt wird, der dämoniserende Blick auf Pädophile mit Lynchmoral, dazu eine sich aufspielende Musikuntermalung, Jim Caviezel läuft zu 70% mit einem stoischen und traurigen Dackelblick durch den Film, das war auch nicht wirklich ernstzunehmen.

      Dem Film fehlt zu oft das Feingefühl, auch im Bezug auf das Drehbuch. Aufgefallen sind mir dahingehend vor Allem die Endszenen zweier Kapitel, es folgen Spoiler: In dem einen Kapitel kann Tim Ballard einen kleinen Jungen befreien. Dieser wird nach einer medizinischen Untersuchung von den Ärzten aber nicht in kindertherapeutische Obhut gegeben, sondern verbringt stattdessen den Abend alleine mit Tim Ballard; und wird von diesem dann auch noch über seine traumatischen Erlebnisse ausgefragt. In dem anderen Kapitel können Tim Ballard und seine Leute 50 Mädchen befreien, indem sie ein Pädosexparadies auf einer Insel errichten und sich selbst als Zuhälter ausgeben. Auch hier werden die Mädchen von der Polizei nach der Rettung nicht in ärztliche oder therapeutische Obhut gegeben, sondern feiern auf der Insel zusammen mit Ballard und seinen Leute eine friedliche und freudige Party. Also auf der Insel, auf der sie zu Sex gezwungen werden sollten, zusammen mit den Männern, die sie als Pädozuhälter kennengelernt haben.

      So weit, so meiner Meinung nach erwartbar, würde ich "Sound of Freedom" immerhin noch 4 von 10 Punkten geben.

      Wirklich albern und ärgerlich wird dann jedoch im Abspann. Es folgt eine kurzdokumentarische Hagiographie Tim Ballards, danach tritt Jim Caviezel persönlich in Nahaufnahme vor die Kamera - angekündigt als "wichtiger Hinweis" mit einem 120-Sekunden-Countdown - und versucht zu erklären, dass nicht Tim Ballard oder er die Helden des Films seien, sondern die Kinder. Achso! Warum wird das dann nicht so gezeigt, sondern genau andersherum? Ferner verbreitet Caviezel ernsthaft noch die Falschaussage, die Veröffentlichung des Films sei fünf Jahre lang systematisch verhindert worden, was für ein Idiot... Zum Schluss vergleicht er "Sound of Freedom" noch mit dem Roman "Onkel Toms Hütte", der Abraham Lincoln und die US-Politik dazu veranlasst habe, die Sklaverei abzuschaffen, Ähnliches solle nun "Sound of Freedom" für die Kindersklaverei leisten. Gut, beim Lincoln-Teil handelt es sich wahrscheinlich nur um eine Anekdote, aber das kann man finde ich schon so stehen lassen, hat der Roman damals schließlich in der Tat den Abolitionismus gestärkt. Aber ob es jetzt so klug ist, den eigenen Film mit einem Roman zu vergleichen, der seit 80 Jahren für die Darstellung der Afroamerikaner kritisiert wird?

      Der Abspann bringt mich dazu, "Sound of Freedom" nochmal zwei Punkte abzuziehen.

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      • CatBitesYou, langjähriger MP-User und einer meiner geschätztesten MP-Freunde, hat nun sein Profil gelöscht.

        In den letzten zwei Jahren hatte es sich im Prinzip schon angedeutet, nun hat er den harten Cut vollzogen, weil ihm Moviepilot immer weniger Spaß bereitet hat. Bedingt durch den Niedergang der Seite, die Vernachlässigung der Community durch die Redaktion, aber auch wegen des toxischer gewordenen Klimas innerhalb der Community.

        Mich macht das traurig. Gleichzeitig kann ich es aber auch sehr gut nachvollziehen.

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          Schulunterricht, aber Claas Relotius ist der Lehrer

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            J.F.Lannister 05.11.2023, 22:58 Geändert 05.11.2023, 23:05

            Eine Naturdokumentarserie produziert für Netflix von Steven Spielberg (Amblin Entertainment) und Alastair Fothergill, die reale Naturaufnahmen mit - leider nicht immer hochwertigen - CGI-Animationen der Prähistorik kombiniert. Morgan Freeman als Erzähler und die Musik von Lorne Balfe als Trumph.

            Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=xy1v0pzMP4g

            Für das, was erzählt werden soll (ein kompletter Abriss der Evolution, Ende und Neustart durch die fünf großen Massenaussterben, die Entwicklung der verschiedenen Tierklassen und Dynastien), hätte man die Serie durchaus noch mit einer längeren Laufzeit versehen können, um mehr ins Detail und die Tiefe zu gehen. Insgesamt eher oberflächlich und vor Allem zu sprunghaft, hier und dort gerät die Erzählung auch zu "US-amerikanisch" reißerisch.

            Unterm Strich in meinen Augen aber schon sehens- und lohnenswert für Leute, die solche prähistorischen Naturdokumentationen wie "Im Reich der Giganten" und "Prehistoric Planet" mögen, "Leben auf unserem Planeten" hat Vieles zu bieten.

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              Rewatch nach 10-15 Jahren.

              Aus heutiger Sicht handelt es sich insgesamt weiterhin um eine witzige Parodie auf die Winnetou-Filme, zudem auf "Spiel mir das Lied vom Tod", was mir als Jugendlicher und junger Erwachsener wegen fehlender Kenntnis nie aufgefallen ist.

              Die Witze über Schwule als deutliche Tunten funktionieren allerdings überhaupt nicht mehr, die Witze über die Shoshonen als Vollidioten ebenso kaum. Ansonsten sind mir manche Sketche mittlerweile einfach zu albern.

              Herabgestuft von 8 auf 6 von 10 Punkten.

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                Eine Gegenproduktion des Produzenten Artur Brauners, der nach dem Erfolg Horst Wendlandts mit "Der Schatz im Silbersee" etwas vom Kuchen abbekommen wollte und einen Film ohne Rechte am Karl-May-Stoff schuf. Trotz der katastrophalen Vorzeichen (keine Romanvorlage, Zeitdruck, ein Regisseur wurde erst fünf Tage vor Drehbeginn gefunden, das Drehbuch wurde erst während des Drehs fertig geschrieben) ist mit "Old Shatterhand" ein Western entstanden, den ich als einen der besten der Winnetou-Reihe bezeichnen würde.

                Der Hollywood-erfahrene Regisseur Hugo Fregonese orientierete sich für den Film an US-amerikanischen Western und fängt hier die Größe und Weite des Wilden Westen in eindrucksvollen Bildern ein, wie gewohnt in Kroatien gedreht. Der Komponst Riz Ortolani ("Cannibal Holocaust") steuert dazu klassische, an "Die Glorreichen Sieben" erinnernde Westernmelodien bei, die das Fehlen des Böttcher-Themas locker wett machen.

                Die Geschichte über den Krieg und Frieden zwischen den indigenen Stämmen und der US-Armee, über die Landnahme der weißen Siedler und über Konflikte zwischen den indigenen Stämmen wird für Winnetou-Verhältnisse überraschend düster, brutal und kompromisslos erzählt, darüberhinaus auch sexuell freizügiger.

                "Old Shatterhand" geht dabei über einen klassischen Winnetou-Abenteuerwestern hinaus, nimmt mit zwei Szenen sogar fast schon Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" vorweg. Der Film geht über Leichen und lässt speziell auch die Protagonisten über Leichen gehen oder machtlos den Geschehnissen entgegenblicken, ohne eingreifen zu können. Das halboffene Ende blickt pessimistisch in eine Zukunft, die keine Verständigung und keinen Frieden zwischen den Völkern verspricht.

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                  J.F.Lannister 04.11.2023, 03:12 Geändert 04.11.2023, 03:21

                  Eine drittklassige, kraftlose und alberne Auftragskilleractionkomödie, die wirkt wie die schwache Nachahmung eines Luc Bessons, der plump versucht, "Kill Bill" dem aktuellen Zeitgeist entsprechend zu adaptieren.

                  Saß hinter der Kamera ernsthaft Michael Seresin? Kann ich mir echt nicht vorstellen. Und wie ist der Film an seinen Cast gelangt? Karen Gillan, Lena Headey, Angela Bassett, Michelle Yeoh, Paul Giamatti, Carla Gugino, Ralph Ineson, ich meine... wow.

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                    Vorhin im Radio WDR5 gehört, ein interessanter Fakt zum Film:

                    Heute findet in Mexiko der traditionelle Día de Muertos statt. Populär vertreten im "Spectre"-Intro, dort wird in Mexiko-Stadt ein karnevalsartiger Umzug als Setting für eine Actionszene genutzt. Einen solchen Umzug gab es bis 2015 beim Día de Muertos allerdings überhaupt nicht, dieser wurde lediglich für den Film erfunden. Einen solchen Umzug haben die Veranstalter der Festlichkeiten in Mexiko-Stadt aufgrund des Films seitdem aber mit ins Programm aufgegommen, um die mexikanische Kultur zu fördern, jedoch auch um die Erwartungen der Touristen nicht zu enttäuschen.

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                      J.F.Lannister 29.10.2023, 19:43 Geändert 29.10.2023, 19:52

                      I am the master of my fate, I am the captain of my soul.

                      Gestern Abend lief das Finale der Rugby-Union-WM 2023, in einem spannenden und umkämpfen Match sicherten sich die Springboks gegen die All Blacks ihren vierten Titel. Nach dem Finale habe ich mir nach ca. zehn Jahren mal wieder "Invictus" angesehen, der im Jahr 2010 meine Sympathie für den Rugby-Sport und speziell für die Springboks weckte. Und weil es so schön war, heute zusammen mit meinem Freund gleich ein zweites Mal^^

                      Auch wenn mir heutzutage dann doch einige kitschige und ungelenke Elemente in Eastwoods Inszenierung und im Drehbuch auffallen, bleibt es einer meiner allzeitigen Lieblingsfilme. Ein Werk mit einer unglaublich positiven Strahlkraft, welches in mir den ganzen Tag schon ein konstantes Hochgefühl auslöst. Menschliches Miteinander, Versöhnung und Vergebung, "Invictus" ist ein Film über die Führungsrolle, Vorbildfunktion und Inspirationskraft gewählter oder gefühlter Volksvertreter, der als Film mit ebensolcher Vorbildfunktion und Inspirationskraft voranschreitet. Morgan Freeman superb als Nelson Mandela, der beste Präsidentenschauspieler Hollywoods.

                      Nkosi sikelel’ iAfrika!

                      https://www.youtube.com/watch?v=-0YyxReol5E

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                      • Disney hat das erste Bild aus dem Film veröffentlicht, die sieben Zwerge werden im Film komplett CGI-animiert. Da stelle ich mir mal wieder die Frage, welchen künstlerischen Wert so eine Disney-Realverfilmung haben soll, das kann man dann doch direkt gleich bleiben lassen. Warum nimmt man sich kein Beispiel Peter Jacksons Mittelerde-Filmen?

                        https://twitter.com/DiscussingFilm/status/1717968068217852323

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                          Kino+: Etienne Gardé, Daniel Schröckert, Wolfgang Schmitt und Memo Jeftic unterhalten sich am Beispiel ausgewählter Filme über die Historie und Charakteristiken der Ära des New Hollywoods.

                          https://www.youtube.com/watch?v=vPgKF_Q0eLc

                          Ein guter (Einstiegs-)Überblick.

                          Schmitt-Highlight: Er muss über Terrence Malick reden^^

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                            Der Besprechung im Kino+-Podcast sei dank: Ein Rewatch, weil ich nicht wahrhaben konnte, "Der schwarze Falke" bereits gesehen zu haben, ohne mich daran zu erinnern, und dem Film obendrein eine 4/10-Bewertung gegeben zu haben. Überrascht habe ich ferner gerade festgestellt, dass hier bereits ein Kommentar von mir zum Film steht. Vor gerade einmal zwei Jahren! Einfach mal komplett aus dem Gedächtnis gelöscht.

                            Review Erstsichtung:
                            https://www.moviepilot.de/movies/der-schwarze-falke/kritik/2539930

                            Nun, ganz so kritisch wie bei der Erstsichtung betrachte ich "Der schwarze Falke" nicht mehr. Mir gefiel John Waynes Performance als Indianaer-hassender Bürgerkriegsveteran und wie dies vom Film durch seine Charaktere ständig kommentiert und kritisiert wird. Nicht zuletzt durch das gelungene und bittersüße Ende, welches John Wayne die friedliche Wiedervereinigung mit der Familie verwehrt, er bleibt auf der Veranda stehen und kehrt zurück in die Wildnis, die Tür schlägt hinter ihm zu.

                            Die Comanchen fungieren im ersten Drittel herausragend als Instrument zur Erzeugung von Spannung und Horror, die negative Darstellung lässt sich dennoch kritisieren. Den Comanchen-Häuptling mit dem teutonisch aussehenden Deutschamerikaner Henry Brandon zu besetzen, wirkt geradezu bizarr.

                            Abseits davon gab es in meinen Augen wenig Sehenswertes. Die Prämisse (Männer reiten durch die Prärie auf der Suche nach von Comanchen entführten Mädchen) reicht bei Weitem nicht für einen zweistündigen Film aus und wird durch mehrere Schleifen oder uninteressante Nebenplots in die Länge gezogen. Ich befürchte, meine Erinnerungen an den Film werden abermals schnell verblassen.

                            Erhöhung von 4 auf 5 von 10 Punkten.

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                              Furchtbarer Film.

                              Das Drehbuch gewinnt den Preis für die hölzernsten und roboterhaftesten Dialoge, was insbesondere bei den schauspielerisch unerfahrenen Kinderdarstellern auffällt, die wie Erwachsene reden und von der Regie vollkommen alleine gelassen werden. Mehmet Kurtuluş versucht als Intschu-tschuna ohne Erfolg, gegen das Drehbuch und seine Dialoge anzuspielen, Anatole Taubman geht immerhin vollkommen in seiner fragwürdigen Rolle als Hauptantagonist auf.

                              Dass komplexe Themen in Kinderfilmen vereinfacht und mitunter verkindlicht dargestellt werden, sollte jedem einleuchten, hier geschieht dies im Gegensatz zu den 1960er-Filmen allerdings auf eine äußerst abstruse, plakative und letztendlich verkürzte Art und Weise. Die Bisons bleiben aus, weil gestohlen, das Gold der Apachen ist in Gefahr, die alte Geschichte, bei den Antagonisten handelt es sich jedoch nicht mehr um normale Männer aus der Mitte der Gesellschaft, sondern um eine Freakshow. Ein körperlich und geistig degenierter und rassistischer Familienclan wie aus einem Backwood-Slasher, der Anführer ein queerer, effeminierter Mann mit Gesichtstick und "Upsi Pupsi"-Signaturspruch, über den man sich lustig machen soll. Ein kleines Lokalproblem und Außenseiter vom Gesellschaftsrand, gleichzeitig gibt sich der Film dennoch gewichtig und möchte die große Geschichte von der Vertreibung der indigenen Bevölkerung durch die weißen Siedler erzählen.

                              "Der junge Häuptling Winnetou" scheitert auf tonaler und stilistischer Ebene. Der Film bewegt sich mit klischierten Überzeichnungen und Übertreibungen am Rande einer Parodie wie "Der Schuh des Manitu", nur dass er sich wie oben erwähnt als gewichtiges und gesellschaftskritisches Drama versteht. Hier passt kaum etwas zusammen.

                              Man kann kritisch über die Darstellung der Native Americans, kulturelle Aneignung und das Casting diskutieren, ich betrachte das in diesem Fall aber tatsächlich als einen unbedeutenderen Punkt. "Der junge Häuptling Winnetou" verfügt in meinen Augen schlichtweg nicht über die Qualität, hat nicht den benötigten Stellenwert, der ein solches Ausmaß an Gegenwind rechtfertigen würde, im Gegenteil wird der Film dadurch sogar noch geadelt und hat an trotzreaktionärer Popularität gewonnen, die er ansonsten nie erreicht hätte.

                              Produktionstechnisch bewegt sich "Der junge Häuptling Winnetou" auf gutem Niveau, die Musik kommt meistens zwar nicht über generisches Gedudel hinaus, sorgt hier und dort aber dennoch für eine ansprechende Unterstützung.

                              Unfreiwilliges Comedy-Highlight ist eine Szene zu Beginn, in welcher die Apachen-Schamanin Winnetou den Gemeinschaftsgedanken näherbringt und dabei (ohne Absicht) die "Apes together strong"-Szene aus "Planet der Affen: Prevolution" kopiert wird^^

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                              • "Old Shatterhand" und "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" möchte ich mir noch ansehen, dann habe ich die 1960er-Winnetou-Reihe komplettiert. Von den Orientabenteuern möchte ich mindestens "Der Schut" und "Durchs wilde Kurdistan" noch nachholen, in die Südamerikaabenteuer möchte ich ebenfalls reinschauen, damit muss ich mich aber noch näher beschäftigen.

                                Auf dem Schirm habe ich zudem die Verfilmungen vor Brice und Barker, aus den 1920ern existieren drei Stummfilme und aus den 1950ern zwei Kinofilme zu den Orientabenteuern.

                                Vielleicht sehe ich mir nun doch auch "Der junge Häuptling Winnetou" an. Von dem Film verspreche ich mir eigentlich gar nichts, vornehmlich dann nur wegen des Rankings und um mir wegen der politischen Debatte rundum dem Film ein eigenes Bild zu verschaffen.

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                                • J.F.Lannister 21.10.2023, 18:02 Geändert 21.10.2023, 18:04

                                  Die klassischen Winnetou-Filme (Der Schatz im Silbersee, Winnetou 1-3) zählen zu Lieblingen und Evergreens (seit) meiner Kindheit. Wenig anspruchsvolle, dafür aber gut gemachte und hochatmosphärische Actionabenteuerwestern. Pierre Brice, Lex Barker (und Ralf Wolters), die Musik von Martin Böttcher und die kroatischen Landschaftskulissen als einzigartige Stärken der Filme und Ikonen der deutschen Filmgeschichte.

                                  Nach meinem Leone-Rewatch habe ich seit August 2023 wieder Lust auf May-Western bekommen und habe angefangen, die Winnetou-Verfilmungen aus der zweiten Reihe nachzuholen. Anderen May-Abenteuerfilmen (Orient, Südamerika) werde ich mich auch noch widmen.

                                  Das hat mich nun zu einem Ranking inspiriert, vornehmlich um für mich selbst einen Überblick zu schaffen, für Außenstehende nicht allzu ergiebig. Aber vielleicht regt das Ranking ja zu Diskussionen an.

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                                    J.F.Lannister 19.10.2023, 18:48 Geändert 19.10.2023, 19:05

                                    Wochenendrebellen-Kinostart
                                    https://www.youtube.com/watch?v=nFMMn3by1Xs

                                    Hier berichten Jason und Mirco in ihrem eigenen Podcast über Ereignisse und Hintergründe rundum den Film und die Entstehung des Films, erläutern reale Begebenheiten, die im Film adaptiert wurden, gehen auf das Casting ein und vergleichen die Filmrollen der Familienmitglieder mit den realen Vorbildern. Sehr aufschlussreich.

                                    Der Radiorebell-Podcast auf ihrer Homepage:
                                    https://wochenendrebell.de/podcast-wochenendrebellen/

                                    Gerade die oben verlinkte, neueste Episode findet sich noch nicht auf ihrer Homepage, dafür aber eben auf ihrem Youtube-Kanal und "überall dort, wo es Podcasts gibt".

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                                      J.F.Lannister 16.10.2023, 20:10 Geändert 16.10.2023, 20:10

                                      Making of zum Film
                                      https://www.youtube.com/watch?v=xmWz6z8BqUE

                                      Stadiondrehs mit Statisten als Fußballfans, die stumm gestikulieren müssen, weil später der Ton echter Stationaufnahmen darübergelegt wird^^

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                                        J.F.Lannister 12.10.2023, 19:52 Geändert 12.10.2023, 19:52

                                        Dan Harmon Teases ‘Rick and Morty’ Movie

                                        https://www.hollywoodreporter.com/tv/tv-features/dan-harmon-rick-and-morty-movie-plans-show-ending-1235613999/

                                        Dan Harmon is as ready as his fans are for the Rick and Morty movie. And those fans include Hollywood heavyweights like Zack Snyder.

                                        According to Harmon, the Justice League director once summoned him to Warner Bros. to discuss the potential of doing a Rick and Morty film. “Not him saying, ‘I get to do it,’ or anything like that. He was totally a super fan and was just like, ‘Is there any way I can help get that movie started by using my Snyder-ness?’” recalls a genuinely flattered Harmon, who jokes: “So, the Rick and Morty movie is coming as soon as Zack Snyder gets back from his vacation, because I want to start with a Snyder cut of that movie and then I want to do the director’s cut of a Snyder cut release, so we can just have a six-hour Rick and Morty movie and three hours of it is in black and white.” [...]

                                        “My philosophy would be to just take a Rick and Morty adventure, and spend a bunch of extra money on it and make it 90 minutes long,” Harmon tells The Hollywood Reporter during an interview for a late Sept. cover story. “Not to try to earn its feature status by virtue of canonical dramatic tone shifts or anything like that, but rather to just make it a super badass episode of Rick and Morty.” [...]

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                                          über Barbie

                                          CUTS-Podcast über "Barbie":
                                          Eine Sezierung inhaltlicher Probleme des Films.

                                          https://cuts.podigee.io/237-barbie

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                                            Paul Schrader (Facebook):

                                            "BERLIN BABYLON is in the elite top tier of long running dramatic series, (Mad Men, Sopranos, Wire). Because season 4 isnt available on US streaming I purchased the 12 episodes on Region 2 DVD and watched them, Everything about Berlin Babylon is first rate, especially the technical credits. Filmed on the largest standing set in Europe."

                                            So hoch würde selbst ich als Fan die Serie niemals einordnen, aber wow^^

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                                              Wenn man im Jahr 2023 beim Sehen eines Klassikers aus den 1960er Jahren feststellt, dass das Intro von "Disneys Große Pause", einer Lieblingsserie aus der Kindheit, diesem Klassiker nachempfunden ist. Mind blown^^

                                              "Gesprengte Ketten" fällt in die Kategorie klassischer WWII-Abenteuerepen aus der damaligen Zeit wie "Der längste Tag", trotz der drei Stunden von John Sturges flott weginszeniert, atmosphärisch und unterhaltsam, im letzten Drittel vor bayrischer Kulisse, hat mir gefallen. Vor Allem wegen Elmer Bernsteins Musikuntermalung und wegen des hochkarätigen Ensemblecasts. Am spannendsten empfand ich die ersten 60-90 Minuten, Planung, Arbeitsvorbereitung, Arbeitsaufteilung, Koordination und Durchführung des Projektes "Fluchtweg aus dem Gefängnis". Das hat mich überraschenderweise sehr an meine Arbeit erinnert, wenn wir in der (Petro-)Chemieindustrie Anlagenrevisionen durchführen^^

                                              Anspruch oder Bedeutsamkeit würde ich dem Film allerdings nicht attestieren, dafür wirkt das Szenario zu sehr wie ein Ferien- oder Pfadfinderlager, nicht wie ein NS-Kriegsgefangenenlager. Die lieben Nazis im Lager, die bösen Nazis außerhalb.

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                                                J.F.Lannister 08.10.2023, 23:33 Geändert 09.10.2023, 05:01

                                                SPOILER

                                                Mit dem Ende der Serie bin ich ganz und gar nicht zufrieden, es fühlt sich für so eine Urban-Fantasy-Geschichte zu einfach und faul geschrieben an.

                                                Die Mythologie, die Götter und Ragnarök also nur "kindlicher Scheiß" (Zitat) und die Fantasieeinbildung eines Kind gebliebenen, traumatisierten Jugendlichen. Im Allgemeinen schon ein Weg, den man einschlagen kann, aber nicht, wenn es für dieses Szenario lediglich zu Beginn ein paar Hinweise gibt, dann den Rest der Serie aber nicht darauf hingearbeitet wird. Zumal der Twist schließlich auch ein paar Ungereimtheiten und unglaubwürdige Zufälle nach sich zieht, Charakterkonstellationen und -entwicklungen sowie faktische Namen für Orte und Personen entstammen der nordischen Mythologie, ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses radikale Ende von Beginn an so geplant war, es sollte hier schon eine reale Fantasygeschichte erzählt werden.

                                                Eigentlich 6 von 10 Punkten, wegen des Ende eher 5 von 10.

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                                                  J.F.Lannister 08.10.2023, 21:45 Geändert 09.10.2023, 19:58

                                                  Zwei hörenswerte Rasenfunk-Podcasts zum Thema:

                                                  "Die Wochenendrebellen" vom 24. Juli 2019
                                                  https://rasenfunk.de/tribuenengespraech/71

                                                  "Jason sucht zusammen mit seinem Vater seinen Verein. Auf besondere Art und Weise, denn Jason ist Autist. Wir sprechen über ihr Projekt, das von einer simplen Frage zu Buch, Filmrechten und Preisen geführt hat."

                                                  "Wochenendrebellen - der Film" vom 25. September 2023
                                                  https://rasenfunk.de/tribuenengespraech/103

                                                  "Es gibt jetzt einen Film zu den "Wochenendrebellen" Jason und Mirco von Juterczenka. Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Leben verfilmt wird? Im Gespräch mit dem Drehbuchautoren Andreas Thies und Max erzählen die beiden von Dialogen, die es ins Drehbuch geschafft haben, wie das Casting lief und was sie am meisten gefordert hat."

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                                                    J.F.Lannister 30.09.2023, 00:04 Geändert 30.09.2023, 12:58

                                                    Da habe ich vom Film doch mehr erwartet, als er zu bieten hat. Wer sich neue oder vertiefende Gedankengänge zum Thema K.I. und K.I.-bedingte Dystopie verspricht, der wird enttäuscht, "The Creator" setzt sich aus diversen Handlungs- und Charakterelementen der letzten 40 Jahre zusammen, die Grundgeschichte (Mann verliebt sich in Frau aus dem feindlichen Lager, verliert den Glauben an die eigene Sache und wendet sich gegen diese, versucht die Frau zu retten und ein Kind mit besonderen Fähigkeiten zu beschützen) fällt denkbar simpel aus und viel mehr hat der Film inhaltlich auch nicht zu bieten.

                                                    Ohnehin bin ich erstaunt, dass es sich in "The Creator" nur auf der Oberfläche um K.I. und um den Kampf gegen K.I. und Maschinen dreht. Im Kern handelt es sich bei diesem in Südostasien spielenden und in Thailand gedrehten Film hingegen um eine US-amerikanische Vergangenheitsbewältigung ihrer Kriege der letzten Jahrzehnte auf dem asiatischen Kontinent, vornehmlich des Vietnamkriegs. Gareth Edwards tauscht dabei lediglich Namen, Begriffe und Feindbilder/Ideologien aus, verlegt sogar Meilensteine (dubioser Zwischenfall 1964, Kriegseintritt 1965) um extakt 100 Jahre in die Zukunft. Trotz des futuristischen Settings richtet dieser Science-Fiction-Film allzu oft seinen Blick auf die Vergangenheit.

                                                    Unabhängig davon lässt sich "The Creator" sehr wohl als cinematographisch hochwertiges und haptisches Science-Fiction-(Action-)Kino genießen, vergleichbar mit den Filmen von Neill Blomkamp. Gareth Edwards hat ein Faible und Talent für World Building, Szenenbild und Visuelle Effekte, konnte vermutlich nach zwei erfolgreichen Franchiseblockbustern mit 80 Millionen US-Dollar auch eigenständig aus dem Vollen schöpfen und fährt hier einiges an eindrucksvollen Set Pieces auf. Über jeden Nicht-Franchise-Blockbuster muss man heutzutage ebenfalls froh sein, deswegen wollte ich den Film auf jeden Fall im Kino unterstützen.

                                                    Nichtsdestotrotz werde ich den Eindruck nicht los, dass "The Creator" nicht im Jahr 2023, sondern Anfang bis Mitte der 2010er Jahre besser aufgehoben gewesen wäre, als noch mehr solcher SciFi-Filme produziert wurden. Ich habe sogar das Gefühl, dass Gareth Edwards Vision als Videospiel besser funktioniert hätte, wenn man John David Washingtons Charakter Sgt. Joshua Taylor in Begleitung der kleinen Alphie selbst durch diese Welt und diese Geschichte hätte steuern können.

                                                    Was ich unabhängig von meiner Meinung sagen kann: Bei "The Creator" handelt es sich um die Terminator-Vorgeschichte über den Kampf der Menschen gegen die Maschinen, die sich viele Fans seit Jahren wünschen und die "Salvation" nicht einlösen konnte.

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