J.F.Lannister - Kommentare
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Alle Kommentare von J.F.Lannister
Man könnte "Wochenendrebellen" vorwerfen, hier und da zu poppig zu sein, die Rise-Fall-Rise-Dramaturgie geht zudem nicht über Standard hinaus.
Insgesamt profitiert der Film allerdings von einer ernstzunehmenden Umsetzung, nie zu aufdringlich oder zu übertrieben, Jason wird als Autist auch nicht auf ein Podest gestellt. Die Autismus-Spektrum-bedingten Overloads werden aus Jasons Sicht inszeniert, es handelt sich für den Zuseher um eine sehr intensiv, unangenehme und greifbare Erfahrung. Allgemein habe ich das Gefühl, der Film trägt für Dritte und Unerfahrene viel zum Verständnis und zur Aufklärung bei, was Alltagsprobleme von Autisten betrifft, welche Gedanken ihnen im Kopf herumschwirren, aber auch welche Anforderungen das an die Familie stellt. Gerade weil Jason und Mirko von Juterczenka als Berater großen Einfluss auf den Schreibprozess des Drehbuchs hatten und sich viele Szenen laut den beiden genauso in der Realität zugetragen haben, gehe ich davon aus, dass die Darstellungen im Film glaubwürdig sind.
Jason und Mirko haben im Nürnberger Stadion sogar einen Cameo-Auftritt und geben ihren Filmpendants Ratschläge, das hat perfekt gepasst, eine ziemlich witzige und charmante Szene.
Die Fußball- und speziell die Fußballstadiontmosphäre im Film ist einfach herrlich, für jeden Fußballfan eine Wonne. Allein schon das Titelintro mit den Vereinswappen zu Beginn hat mich entzückt.
Das Herzstück des Films bilden eindeutig Cecilio Andresen und Florian David Fitz, von beiden herausragend und nahbar gespielt, die beiden haben zudem eine wunderbare Chemie miteinander. Joachim Król als Opa/Vater Gerd und Aylin Tezel als Mutter/Ehefrau Fatime ergänzen das Duo darüberhinaus noch schön.
Kategorie Film, den ich mir höchstens wegen der süßen Katze ansehe
The Sissy in 1910s Cinema
https://silentmovieblog.wordpress.com/2012/10/02/the-sissy-in-1910s-cinema/
[...] Richard Barrios writes that Algie has a “dandified air, fluttering hands, pursed and apparently rouged lips, sly smile and eyes that he bats while fondling the barrel of a pistol” (Barrios, 2003: 17). He goes on to suggest that “Algie is heterosexual in only that he has a girlfriend” (ibid). Alice Guy-Blaché’s biographer, Alison McMahan is in agreement: “At the diegetic level of narration the movie is about Algie becoming more virile, skilled and confident, but at an extra-diegetic level the film is a love story between two men…To satisfy American mores, [Alice Guy-Blaché] added the sweetheart subplot, but as we have seen the sweetheart is barely a presence” (McMahon, 2002: 223-4). [...]
Die ersten zehn Episoden der Staffel 12 gefielen mir nach der enttäuschenden Staffel 11 wieder sehr gut. Walden und Alan heiraten (darauf musste es in der Serie fast schon hinauslaufen), um ein Kind zu adoptieren. Fortan werden sie mit den Schwierigkeiten des Elternseins konfrontiert, der 6-jährige Louis ist süß und witzig so wie Jake in den ersten Staffeln. 7/10.
Die Episoden 11-14 verlassen diesen Weg, bis Louis irgendwann gar keine Rolle mehr spielt, an der Tagesordnung stehen lahme bis aufgewärmte Beziehungs- und Sexgeschichten. Alan und Walden schlafen beide mit der Adoptionsberaterin und Lyndsey kehrt zurück. 5/10.
Die Episoden 15 & 16, das Doppelepisoden-Finale der Staffel und der Serie, bilden schließlich den Gipfel der Peinlichkeit und Frustration. Durch einen vollkommen unnötigen Plottwist kehrt Charlie zurück in die Handlung (inklusive merkwürdiger CGI-Animation als Flashback), der sich je nachdem bei Menschen für seine Taten entschuldigen oder sich an ihnen rächen möchte, darüberhinaus ist das Finale vollgespickt mit schlechten, selbstreferenziellen Metawitzen. Eine absolute Frechheit, die Serie so enden zu lassen. Das einzige Highlight stellt Arnold Schwarzenegger als Cop dar sowie die Witze über seinen deutschen Akzent, der Metawitz über den kalifornischen Gouvernor war mir derweil schon wieder zu viel. 0-1/10.
Keiner der Charaktere erhält im Serienfinale ein gutes Ende, speziell bei Lyndsey ärgert mich der eingeschlagene Weg sehr. Nach erfolgreicher Entziehungskur wird in Aussischt gestellt, dass sie aus Malibu für einen Neuanfang wegzieht, um ihre Dämonen hintersichzulassen, zu denen auch Alan zählt. Stattdessen folgt ein Heiratsantrag Alans, den Lyndsey annimmt, die Heirat und die gemeinsame Haus-/Wohnungssuche werden allerdings auf halbem Wege für das dämliche Finale fallen gelassen. In ihrer letzten Szene verscherbelt Lyndsey Alans Verlobungsring in einem Pfandhaus.
Wenn ich aus allen Episodenwertungen den Durchschnitt berechne, komme ich für die zwölfte Staffel auf eine Bewertung von 5 von 10 Punkten, fünf Punkte verdient die Staffel wegen des Finales in meinen Augen aber nicht. Von daher 4,5 von 10 Punkten.
Kino+ #448 | Premium Kino- und Film-Talk mit Wolfgang M. Schmitt & Memo Jeftic
(True Crime Serien, Barbenheimer, A Haunting in Venice, Retribution, ...)
Wolfgang Schmitt hat ein neues Buch geschrieben, "Kino anders gedacht", ein Best of seiner Filmanalyse. Mit Vorwort von Dominik Graf, der großer Filmanalyse-Fan ist :o
Für sein Buch hat sich Schmitt auch nochmal mit "The Revenant" beschäftigt und musste sich eingestehen, dass er den Film mittlerweile besser findet. Also zwar immer noch schlecht und seine Analyse stimme, aber Einzelszenen fand er echt toll.
Ferner betrachtet Schmitt Fitnessstudios als Gefahr für das Kino. Da, wo sich Männer- und Frauencliquen früher zusammen im Kino trafen, gehen sie heute ins Fitnessstudio.
"In Koblenz nutzt niemand Twitter außer mir." :D
https://www.youtube.com/watch?v=X671ZOhTYs0
https://www.vice.com/en/article/z3mq5w/sound-of-freedom-producer-underage-trafficking-victim
In Staffel 11 scheint es sich "ausge-men-t" zu haben.
Nach dem endgültigen Ausstieg von Angus T. Jones aus der Serie werden nun zwei neue Charaktere eingeführt, um sie Alan und Walden zur Seite zu stellen. Zum einen Charlies bis hierhin unbekannte Tochter Jenny, offensichtlich ein Charlie-Ersatz mit Alkoholproblemen und zahlreichen Frauenbettgeschichten. Zum anderen den IT-Entwickler Barry als Jake-Ersatz, der pubertäres Verhalten mit Frauen- und Sexfixierung an den Tag legt, er wird von Jenny, Evelyn und Berta versehentlich sogar für Jake gehalten. Das Problem an der Sache, die beiden Charaktere tragen nichts Sinnvolles zur Serie bei, mit ihnen wird nicht gearbeitet, sie werden lediglich zur Witzegenerierung verwendet. Insgesamt handelt es sich bei beiden Charakteren um unnötige und schwache Kopien der jeweiligen Vorgänger, wobei ich Jenny als homosexueller Hauptfigur in einer Sitcom zumindest noch Grundsympathien entgegenbringe.
Auch abseits davon geht nicht viel in der Staffel. Die Drehbuchautoren scheinen sich auf die homosexuellen Untertöne zwischen Alan und Walden eingeschossen zu haben, in der zehnten Staffel noch wohldosiert eingebaut, feuern sie nun exzessiv mit voller Breitseite, bis sich der Witz irgendwann abgenutzt hat.
Ohne die bizarre Dreiecks- beziehungsweise später Vierecksbeziehung zwischen Alan (in Doppelidentität als Alan Harper und Jeff Starkman), Lindsey, ihrem neuen Freund Larry und Larrys Schwester Gretchen würde die Staffel wohl vollkommen in sich zusammenfallen.
Dennoch muss ich sagen, dass die elfte Staffel im Allgemeinen weiterhin meinen Humor getroffen hat, ich musste of lachen. Auf Basis dessen würde ich die Staffel wohl mit 5 von 10 Punkten bewerten, es überwiegt aber die Enttäuschung ob der Kreativlosigkeit der Autoren, speziell nach den ersten beiden, sehenswerten Walden-Staffeln. Deswegen ich mit 4 von 10 Punkten bewerte.
Staffel 14 der Anthologie-Sportdokuserie "All or Nothing"
Ein Offenbarungseid über den Zustand des DFB-Teams der Männer in der jüngeren Vergangenheit, insbesondere in der dritten Episode über die Tage nach dem Japan-Spiel und vor dem Spanien-Spiel. Ein Trainer, der die Mannschaft nicht mehr erreicht, und Spieler, die regelmäßig zu spät zu Meetings erscheinen und lustlos agieren. Obendrauf kommt dann noch die Absurdität und Schwachsinnigkeit Katars als WM-Austragungsland mit dem ganzen Rattenschwanz, der daran hängt.
Insgesamt bleibt diese 160-Minuten-Dokuserie aber leider oberflächlich, hat letztendlich zu wenig über die Mannschaft, die Spiele und das Land zu erzählen.
Speziell nach der Entlassung Hansi Flicks lohnt es sich aber zumindest schon, sich die Dokuserie anzusehen.
Wie die Dinner-Episode aus "The Office" (US) zu Hause bei Michael und Jan oder "Der Gott des Gemetzels", nur noch heftiger und besser umgesetzt. Schauspielerische Masterclass.
Was ist Liebe, was ist Ehe?
Ein melancholisches und schön photografiertes Liebes- und Künstlerdrama (gegenseitiger Einfluss von Leben und Kunst aufeinander) sowie Hommage an Ingmar Bergman, spielend auf der schwedischen Insel Fårö, auf der Bergman lebte, arbeitete und starb. Mit Vicky Krieps, Tim Roth, Mia Wasikowska und Anders Danielsen Lie.
Kann ich nur empfehlen.
Ein Highlight, die Szene mit ABBAs "The Winner Takes It All"
https://www.youtube.com/watch?v=xM-jdKw1ruQ
Ich war nach den Episoden 1 & 2 erschrocken, wie egal das alles wirkt, die Episoden fristen lediglich ihre Existenz. Im Vergleich hatten die ersten beiden Staffeln immerhin noch ihre guten Ansätze und Momente. Mit den Episoden 3 & 4 rollt die Staffel zum Glück mehr an, ich habe allerdings das Gefühl, die Staffel lebt mehr von der Romanvorlage beziehungsweise meiner Kenntnis der Romane und steht weniger auf eigenen Beinen.
Die Episoden 5 & 6 adaptieren das Bankett der Zauberinnen und Magier sowie den Thanedd-Coup in Aretuza, episch. Persönliche Befindlichkeiten und Aufmerksamsgeheische der Zauberinnen und Magier, politische Ränkeschmiede, eine gewaltsame Eskalation, bei der diverse politische Fraktionen aufeinandertreffen. Geralt und Tissaia de Vries möchten sich in einer politisierten, von Krieg bedrohten Welt ihre Neutralität bewahren und erleben ein böses Erwachen. Ein Highlight der Romane, ein Highlight der Serie, diese Romanpassage hat man allen Unkenrufen zum Trotz doch sehr gut umsetzen können.
Die Episoden 7 & 8 knüpfen nahtlos an die Qualität der beiden Vorgängerepisoden an und bringen deren Inhalte für die Staffel zu einem gelungenen Abschluss, nun auch kombiniert mit der charakterlichen Weiterentwicklung Ciris und ihrer beginnenden Emanzipation von den Eltern Geralt und Yennefer (in der Wüste mit dem Einhorn "Little Horse" Ihuarraquax und im Finale beim Zusammentreffen mit den Ratten, der kriminellen Jugendgang).
Am liebsten würde ich jetzt sofort mit der vierten Staffel weitermachen^^ Auf den besagten Handlungsstrang mit Ciri bei den Ratten und darüberhinaus auf den Handlungsstrang mit Geralt und seinen neuen Gefährten, von denen wir mit Milva nun die erste kennengelernt haben, freue ich mich sehr. Im Hinblick darauf ist es wirklich schade, dass Henry Cavill aus "The Witcher" ausgestiegen ist, hoffentlich kann Liam Hemsworth einigermaßen in dessen Fußstapfen treten.
Fazit: Staffel 3 und speziell deren Episoden 5 - 8 bilden für mich den bisherigen Höhepunkt der Serie. Dank dieser Episoden habe ich nun theoretisch wieder Lust bekommen, mich mit den Romanen zu beschäftigen.
Der Guardian lässt mit Ausnahme des neuen Charakters Sabine kein gutes Haar an der Serie. Vielleicht kommt in ein paar Jahren dann "Star Wars: Sabine", ein Spin Off vom Spin Off vom Spin Off^^
https://www.theguardian.com/tv-and-radio/2023/sep/07/oh-dear-george-lucas-why-the-star-wars-universe-is-going-from-bad-to-worse
Staffel 1:
Eine charakternahe Serie, die sich nach einem persönlichen Verlust und einem schweren Trauma entweder zum Psychodrama oder SciFi-Abenteuer entwickelt. Die Grenzen verschwimmen und dennoch bleiben beide Szenarien möglich und glaubhaft, man kann es sich als Zuseher aussuchen, schön. Drehbuchautorin Kate Purdy verarbeitet mit der Serie die Erfahrungen und Ängste im Zusammenhang mit Schizophrenie in ihrer eigenen Familie und macht das Krankheitsbild greifbar.
In mittlerweile leider stark aus der Mode geratener Rotoskopieanimation gehalten, speziell das Realitätenchaos fällt visuell sehr ansprechend aus.
Das Creator- und Autorenduo Kate Purdy und Raphael Bob-Waksberg zeichnete sich bereits für "BoJack Horseman" verantwortlich, im Cast tummeln sich um Bob Odenkirk auch einige Voice Actor der Zeichentrickserie.
Rewatch, Erhöhung von 6 auf 9 von 10 Punkten.
Ich möchte gar keinen großen Worte zu den Stärken verlieren, es ist im Prinzip ohnehin bereits alles gesagt, ein meisterhafter Abgesang auf den American Dream und die (von der Prohibition profitierende) organisierte Kriminalität, partiell* mit einer deutlichen Kritik an toxischer Männlichkeit und gestörter Sexualität.
Spoiler
Noodles Gangmitglieder unter der Erde oder kurz vor dem Karrieretod, er selbst endet als opiumabhängiger, verarmter, Jahrzehnte lang von Schuld zerfressener und sichtlich gealterter Mann, während Deborah - die Noodles in der Jugend noch vom Weg der Kriminalität abbringen wollte - zum jung und schön gebliebenen Schauspielstar, sprichtwörtlich zur Königin (Kleopatra) aufsteigt. Robert De Niro trägt Altersmaske, während sich Elizabeth McGovern als Deborah in der Garderobe die Schauspielmaske abschminkt, bis ihr auch nach 35 Jahren nicht gealtertes Antlitz offenbart wird. Besser lässt sich das wohl kaum umsetzen.
Spoiler Ende
Erfrischend im Genre des Mafia-/Gangsterfilms, bei "Es war einmal in Amerika" handelt sich nicht wie so oft um eine Erzählung aus italo-, irisch- oder hispanoamerikanischer Perspektive, sondern aus jüdisch-amerikanischer Sichtweise. Scott Schutzman Tiler, der die junge Version von De Niros Noodles spielt, finde ich mega süß, sehr schade, dass ihm im Gegenstaz zu Jennifer Connelly, der jungen Deborah, keine große Schauspielkarriere vergönnt gewesen ist.
* Mit dem "partiell" beziehe ich mich auf die Darstellung von Peggy und Carol. Bei Peggy handelt es sich zu Beginn des Films wie bei den anderen Kids um ein minderjähriges Mädchen aus dem jüdischen Immigrantenviertel, welches sich zum Vergnügen gegen Cremetörtchen als Entgelt von gefühlt jedem Mann im Viertel besteigen lässt, seien es halbstarke Jungs wie Noodles und seine Freunde oder 50-jährige Männer. Carol ist eine Bankangestellte, die in Anbetracht der maskierten und gewalttäitgen Bankräuber sexuell erregt wird und sich bereitwillig von Noodles vergewaltigen lässt, ein paar Jahre später ein weiteres Mal auf die Gang trifft, den Täter in fröhlicher Atmosphäre anhand der in Reihe entblößten Penisse zu identifizieren versucht und in Folge dessen schließlich eine Beziehung mit Max eingeht. Soll man dieses Verhalten der Frauen nun als (masochistische) Nymphomanie oder als chauvinistische Altherrenphantasie begreifen? Möglich sind beide Lesarten, in Leones Werk ist das zudem kein Einzelfall, solche Szenen existieren auch in "Spiel mir das Lied vom Tod" (Frank und Jill) und "Todesmelodie" (Juan und die Frau aus der Kutsche). Für mich persönlich verschwimmen hier die Grenzen zwischen Masochismus & Nymphomanie auf der einen und Vergewaltigung & Altherrenphantsie auf der anderen Seite zu stark, auch wegen Leones humorvoller bis poetischer Stilisierung dieser Szenen, aus meiner Sicht mitunter hochgradig unangenehm und im Gesamtkontext der Filme auch unnötige Szenen.
Spoiler
Die Auflösung am Ende des Films lässt sich ebenfalls kritisieren. Max hat mit Hilfe der korrupten Polizei und des Gangstersyndikats seinen eigenen Tod inszeniert, um sich dann in der Heimatstadt New York eine neue Identität als gewerkschaftsnaher Staatssekretär aufzubauen, obendrein mit Noodles Geliebter als Lebenspartnerin, die eine Schauspielerin ist? So in der Öffentlichkeit stehend, da sollte es doch nur eine Frage der Zeit sein, bis er von New Yorkern erkannt wird, erst recht von seinem Freund und Deborahs Bruder Fat Moe oder von Noodles persönlich, der sich zwar im "Exil", aber immer noch in den USA befindet. Aus Sicht der Polizei und des Syndikats eigentlich viel zu riskant, es ist ein Wunder, dass Max 35 Jahre lang damit durchgekommen ist^^
Sergio Leone transferiert "Zwei glorreiche Halunken" (der deutsche Titel ist hier im Kontext tatsächlich passend) aus dem US-amerikanischen Bürgerkrieg der 1860er Jahre in den mexikanischen Bürgerkrieg bzw. die Revolution der 1910er Jahre und erweitert den Kriegs- um einen Sozialkommentar, das gewisse Etwas fehlt jedoch in meinen Augen. Es scheint so, als hätte Leone hier sein Mojo verloren und lediglich einen einfachen Film gedreht, kein Epos mehr, weswegen sich die Laufzeit von 156 Minuten für mich auch bemerkbar machte. Des weiteren versprüht James Coburn nicht das Charisma Clint Eastwoods, Rod Steiger nicht die einnehmende Spielfreude Eli Wallachs.
Wobei man dazu sagen muss, dass "Todesmelodie" eine Art Zäsur innerhalb der Filmographie Leones darstellt, so düster, brutal und pessimistisch war bisher noch keiner seiner Filme. Dahingehend muss man als Zuseher die eigenen Erwartungen erst einmal anpassen, das ist mir vielleicht nicht ganz gelungen.
Unterm Strich ist der Film dennoch sehenswert, zum einen wegen des allgemeinen Inhalts und wegen Ennio Morricones bravourösen Scores, zum anderen wegen einiger wirklich meisterhafter Einzelszenen. Die Kutschfahrt als Intro (die Szene läuft bei Quentin Tarantino irgendwo auf dem Homescreen), die Einführung der Revolution und Konterrevolution anhand einer Hinrichtung durch Erschießungskommando in der Stadt Mesa Verde (großartige Kameraarbeit), das unweigerliche Hineinziehen des Goldräubers Juan in die politischen Umstände (die Bank ist keine Bank mehr sondern ein politisches Gefängnis) und Juan, der sich in Trauer off-screen blindlings schließend auf die Soldaten stürzt, als Zuseher hört man nur die Schüsse, der Ausgang ist ungewiss, sehr bedrückend.
Leider findet sich in "Todesmelodie" nach "Für ein paar Dollar mehr" und "Spiel mir das Lied vom Tod" ebenfalls eine Vergewaltigungsszene mit merkwürdigem bis fragwürdigem Ausgang. Der Frau aus der Kutsche scheint die Vergewaltigung durch Juan irgendwie zu gefallen, ferner beendet Leone das Szenario mit einem Dialogwitz ("Oh Gott, hilf mir, ich werde ohnmächtig!", "Aber nicht doch, wenn du jetzt ohnmächtig wirst, versäumst du ja das Beste.") und einem visuellen Witz, indem er nach dem Dialog direkt zu einem nackten Hintern einer der Männer aus der Kutsche schneidet. Die Frau verschwindet danach handlungsbedingt aus dem Film und die Vergewaltigung wird im weiteren Verlauf nicht weiter aufgegriffen, was für mich schon einen Schatten auf Juan und den Film wirft.
Aus zeitlichen Gründen ein Stichpunkt-Minireview:
Stewart Granger überzeugt vollkommen als Old Surehand und macht das Fehlen Lex Barkers locker wett. Pierre Brice tritt als Winnetou überraschender- und durchaus erfrischenderweise erst in der zweiten Hälfte in einer Nebenrolle auf, das ist hier klar Grangers / Surehands Film, der im Wilden Westen nach dem Rechten und Gerechten sieht und den Mörder seines Bruders dingfest machen möchte. Terence Hill, hier noch unter dem Namen Mario Girotti, mit schwarzen Haaren und witzigerweise als belesener Anwalt, der Verbrecher per Gesetzbuch hinter Gitter bringt, als Revolverheld derweil ein komplettes Greenhorn. Larry Pennell mit Clark-Gable-Manier als fieser Schurke.
Überraschend haptische Action, speziell der Zugüberfall als Anfangssequenz ist toll. Martin Böttcher variiert das musikalische Hauptthema zur Charakterisierung Old Surehands, komplettiert wird es erst während der Auftritte Winnetous, schön. Die kroatischen Landschaften wie gewohnt ein Genuss.
Ein rundum sehenswertes und atmosphärisches Westernabenteuer nach Karl May (von den problematischen Frauenfiguren mal aabgesehen) mit dezentem und angenehmen Humor.
Eigentlich hatte das ein Selbstläufer für mich werden sollen...
Ein Leone-Fonda-Westerndrama und eine Terrence-Hill-Westernkomödie passen in etwa wie ein Arsch, der sich neben den Eimer in die Scheiße setzt. Die von mir bei Spencer & Hill normalerweise sehr geschätzten Synchrondialoge Rainer Brandts machen es hier nur noch schlimmer, unerträglich, ich habe "Mein Name ist Nobody" in der englischen Fassung gesehen, die zwar ebenfalls zu wünschen übrig lässt, aber immerhin dem Film, dem Westerngenre und Henry Fonda einigermaßen gerecht wird.
Tonino Valerii dreht wie Leone und/oder wurde von Leone persönlich dazu aufgefordert, wie er zu drehen, Leone scheint auch selbst als Co-Regisseur tätig gewesen zu sein. Wie dem auch sei, die Regie hinkt den großen Leone-Werken meilenweit hinterher, hier kommt nicht mehr zustande als eine lahme Nummernrevue, ein zweitklassiges Nachstellen ikonischer Szenen aus der Dollar-Trilogie und "Spiel mir das Lied vom Tod". Ennio Morricone bewegt sich vollkommen neben der Spur, wenn er nicht schlecht seine eigenen Melodien ("The man with the Harmonica") und die Richard Wagners ("Walkürenritt") nachstellt, leiert er irgendein nerviges bis albernes Gequietsche und Geboingse auf die Tonspur.
Schade um die auf dem Papier sehr spannende Story als Westernabgesang über einen gealterten Revolvermann, der sich eigentlich friedlich zur Ruhe setzen möchte, dem dabei jedoch ein junger und frecher Verehrer einen Strich durch die Rechnung macht, der glaubt, den Mythos des alten Wilden Westens zum Abschied seines Idols noch einmal so richtig aufleben lassen zu müssen. Schade um Henry Fonda, der diesen gealterten Revolvermann am Lebensabend seiner eigenen Karriere routiniert und würdevoll spielt, in so einer Hill-Komödie aber zu oft Fehl am Platz wirkt.
Ich habe nichts dagegen, wenn man mit "Winnetou" andere Wege beschreitet (sorgt(e) damals wie heute bei vielen Fans für Unmut), hier hat man sich "Die sieben Samurai" und "Die glorreichen Sieben" sowie den aufstrebenden Italowestern zum Vorbild genommen.
Nur sollte man dann auch über eine fähige Regie, einen fähigen Score und bestenfalls ein fähiges Drehbuch verfügen und sich zudem komplett und nicht nur halbherzig von den Eigenheiten der klassischen "Winnetou"-Filme lösen. Ansonsten scheitert man am eigenen Anspruch und lässt den Film wie die Billig- oder Kindergartenversion der Vorbilder aussehen.
Abseits davon habe ich Lex Barker, Ralf Wolter und Martin Böttchers Musik schmerzlich vermisst, wenigstens darf man wieder schöne Landschaften Kroatiens bewundern.
Eine Zeichentrickserie als Fortsetzung des Kinofilms "Kong: Skull Island", die im Prinzip nochmal die gleiche Geschichte über gestrandete Soldaten und Wissenschaftler erzählt, nur in schlecht(er). Nervige bis uninteressante, oberflächlich ausgearbeitete Charaktere und mäßig spannende "Monster of the Episode"-(Survival)Action. Ferner wird die Mythologie des Kaijuverses nach den bisherigen Kinofilmen weder erweitert noch vertieft.
Die Serie spielt in den 1990er Jahren und der Animationsstil ist entsprechend an klassische Zeichentrickserien der 1990er Jahre angelehnt, das finde ich zumindest recht charmant.
Die mittelmäßigen Kritiken lassen mich daran zweifeln, dass hier noch eine zweite Staffel folgt, diese würde ich mir im Falle des Falles wahrscheinlich ohnehin schenken.
Life on Our Planet
Prähistorische Naturdoku von den Machern von "Our Planet" ("Unser Planet").
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=55p6rVO0vMQ
Ohne Zweifel handelt es sich hierbei um einen ultimativen Männerfilm^^ Wenn man wollte, könnte man "Für ein paar Dollar mehr" (wie einiges anderes von Leone) wegen seinen archaischen Männlichkeitsbeweisen und seinem Machogepose von vorne bis hinten auseinandernehmen, das möchte ich persönlich aber nicht, weil der Film als erhabene und hochatmosphärische Western-, Kopfgeldjäger- und Todesballade (den hätte man auch "Todesmelodie" nennen können) einfach zu brilliant umgesetzt ist.
Frauen finden in dem Film bezeichnenderweise kaum statt, die eine ist sexuell an Clint Eastwoods Monco interessiert und macht sich für ihn hübsch, wird von diesem aber vollkommen ignoriert, die andere wird vom Antagonisten vergewaltigt und tötet lieber sich selbst als den Vergewaltiger. Naja...
Gleichzeitig hat "Für ein paar Dollar mehr" gerade wegen seiner kompletten Männerfixierung voller Blickkontakte und Phallussymboliken (Pistolen, Zigarillos und Pfeifen) aber auch einen deutlich homoerotischen Touch. Mit den Phallussymbolen wird aufeinander geschossen, sie werden im Mund getragen und sogar aneinander gerieben, bis sie sich entzünden.
Im Folgenden drei Punkte zur Diskussion, weil ich nicht weiß, ob ich "Last man Standing" zu kritisch betrachte oder nicht, ob ich mir zu viele oder fehlerhafte Gedanken über den Film mache.
Der Film spielt zur Zeit der Prohibition, Bruce Willis fährt als John Smith zu Beginn mit einem Ford vor und das Ford-Symbol wird prominent von der Kamera eingefangen. Eigentlich gelten die Vorgänger-Hauptfiguren (Sanjuro, Mann ohne Namen, Django) und deren Filme als Projektionsflächen und Spiegelungen einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft, John Smith wird hier derweil als Aushänge- und Werbeschild einer Marke präsentiert, die wie kaum eine andere für Industrie, Wirtschaft und Kapitalismus in den USA nach dem Ersten Weltkrieg steht. Nur weiß ich nicht, wie sehr das im Film bekräftigt oder pervertiert wird. Der Ford-Wagen wird als Symbol im abgelegenen Kaff recht schnell zerstört, am Ende nach dem Sieg über die Banden allerdings repariert, sodass Smith damit weiterfahren kann. Smith könnte man auch als Agenten des "guten" Kapitalismus (Ford, Fordismus) lesen, der mit dem "schlechten" Kapitalismus (schmuggelnde Gangster/Mafiabanden) aufräumt. Bleibt nur die Frage, ob das als wünschenswert dargestellt wird, denn Smith agiert hier ebenso brutal und kriminell wie die Banden.
Ungefähr in der Mitte der Handlung taucht ein Texas Ranger auf, der explizit Smith (der unfähige Sheriff soll den Mund halten) ein Ultimatum stellt, er solle die Stadt innerhalb von zehn Tagen von einer der beiden Banden befreien, ansonsten würden sich die Texas Ranger der Sache selbst annehmen und die Stadt von beiden Banden befreien. Auch wenn Smith von Beginn an außerhalb des Gesetzes agiert (er kommt nach Jericho, um unterzutauchen, und der Ranger empfiehlt ihm zudem, vor der Rückehr der Ranger aus der Stadt zu verschwinden), fungiert er in seinem Handeln indirekt doch als verlängerter Arm der Staatspolizei, erledigt deren Drecksarbeit und tötet am Ende sogar auch noch die zweite Bande. Bleibt nur die Frage, inwiefern man Smith die Polizeiarbeit anlasten kann, handelt er doch verstärkt aus persönlichen Motiven (Befreiung von Felina, Befreiung des befreundeten Wirts). Zum Vergleich allerdings, in "Yojimbo" versteckt sich Sanjuro vor dem Gouverneur während dessen Anwesenheit in der Stadt, es geht dort auch nicht um die Zerschlagung der Banden.
Gewaltdarstellung war in den Vorgängern stets ein Ausdruck der Gegenkultur und Systemkritik, nur bin ich mir nicht sicher, ob man das auf "Last Man Standing" noch anwenden kann. Es sei denn, siehe Absatz 1, man fasst diese Darstellung als Kritik an der Brutalität des Kapitalismus auf. Abseits davon sind es hier nicht mehr die 1960er Jahre, als man mit der Norm der Gewalt- und Filmheldendarstellung gebrochen hat, es sind die 1990er Jahre, in denen so eine solche Darstellung normal ist. Mit Bruce Willis wurde ein für die Rolle passender, aber doch auch gestandener Actionschauspieler gecastet, der Actionanteil wird im Vergleich mit den Vorgängern gehörig aufgedreht und mit typischen, coolen Action- und Willis-Posen angereichert. Das ist in meinen Augen nicht mehr (nur) als Form der Kritik gedacht, sondern (auch) als Action um ihrer Selbst Willen zu verstehen, zur Unterhaltung des Action- und Willis-Zielpublikums der 1990er Jahre.
Unabhängig davon: Was soll eigentlich dieses Voice Over von John Smith, welches nochmal alles erklärt, was man im Film sieht?
Spoiler
Letztendlich zum Glück kein vollumfänglich christlicher Cringe, das Serienfinale mit dem Tag des jüngsten Gericht fällt dennoch ärgerlich und sehr enttäuschend aus. Die unwürdigen Passagiere werden getötet, die würdigen Passagiere dürfen weiterleben und erhalten zur Belohnung eine zweite Chance im Jahr 2013. Die persönlichen Errungenschaften und vor Allem die gesellschaftlichen, religiösen, politischen und militärischen Problematiken der nun ausgelöschten 2018er-Zeitlinie werden beiseite geschoben, das Serienende suggeriert, dass in der 2013er-Zeitlinie nun alles gut sei. Die Autoren haben hier in meinen Augen den einfachen Ausweg genommen.
Staffel 1 - 8/10 | Staffel 2 - 10/10
Im Vergleich mit Staffel 1 bewegt sich Staffel 2 auf einem völlig anderen Niveau., "Vinland Saga" transzendiert hier die klassische Ausprägung des filmischen Wikingersettings und bewegt sich hin zu einer universellen Auseinandersetzung mit der Menschlichkeit.
Handelte es sich in der ersten Staffel (War Arc) noch um eine stärker auf Rache und Kriegsaction fokussierte Geschichte, wandelt sich die Serie in der zweiten Staffel (Slave Arc) hin zu einem allgemeingültigen, feinfühligen und tiefschürfenden Drama über individuelle Schicksale, über existientielle, grundlegende Werte und Charakteristiken des Menschen. Thematisiert werden das Leben in der Sklaverei und die Folgen von Kriegertum, Krieg und mörderischer Plünderei.
Jede Episode meisterhaft, jede Episode schlägt unvermutete Wege ein, mit der Erwartungshaltung klassischer Wikingergeschichten und speziell mit der ersten Staffel im Hinterkopf ist man schlicht nicht gefasst für das, was in der zweiten Staffel geschieht.
P.S.: Lest die Reviews von Chloe.Price, mir fehlen für "Vinland Saga" die Worte^^
Rewatch nach einigen Jahren, "Für eine Handvoll Dollar" bleibt für mich ein - ohne Zweifel sehenswertes - "Filmchen", mehr eine Fingerübung. Nichtsdestotrotz lässt sich hier nach dem noch holprigen und ungelenken "Der Koloss von Rhodos" (1961) Sergio Leones Entwicklung und Steigerung seines Regietalents beobachten, auf dem Weg hin zu den raffinierten Epen, die er später drehen werden sollte.
Zu Gute halten muss man "Für eine Handvoll Dollar" sicherlich, weil das aus heutiger, rückblickender Sicht verschwimmt, dass Leone hier das Genre des Italowesterns begründete oder zumindest maßgeblich prägte und populär machte. Clint Eastwood in der Hauptrolle als sarkastischer und ungehobelter Antiheld, der irgendwo zwischen persönlicher Profitaussicht und Gerechtigkeitsempfinden kaltblütig mordet und zwei rivalisierende Banden gegeneinander ausspielt; es fällt schwer, dem Mann ohne Namen Sympathien entgegenzubringen. Ein Western in Shakespeare-artiger Manier, ein "Städtchenspiel" (analog zu Kammerspiel, existiert dafür ein Begriff?) mit angenehm ambivalenten Charakter.
Es wird Zeit, dass ich mir endlich mal "Yojimbo" und "Für ein paar Dollar mehr" ansehe.