JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Nach dem überraschenden, etwas skurrilen, aber dadurch in der Prämisse reizvollen wie individuellen Auftakt, verläuft sich das Geschehen leider viel zu sehr in lähmenden Rückblenden, die die Entwicklungen bis zu diesem Zeitpunkt rekapitulieren. Wobei dies durchaus auch interessant sein könnte, hierbei stehen dem jedoch eine zu plumpe Charakterisierung, Narration auf Soap-Niveau und auch das überschaubare Talent der Darsteller im Weg. Der stolze, fast erhabene Curd Jürgens selbstverständlich ausgenommen, der hebt sich weit über den Rest ab. An seiner Seite wird allerdings noch deutlicher, wie wenig z.B. eine Rosalba Neri zu gebrauchen ist, wenn sie nicht nur auf ihr Äußeres reduziert wird. Dabei soll ja gerade dieser Part dem Ganzen Profil verleihen, das Geschehen und besonders das Ende mit dem notwendigen, dramaturgischen Unterbau versorgen. Daran scheitert der Film massiv. Überhaupt ist das angepeilte, gehobene Niveau eindeutig das Problem. Am liebsten wäre Rausch der Sinne nämlich Arthouse-Kino, versteht sich sicherlich auch als solches. Der Gedankengang dahinter ist deutlich zu erkennen und es könnte sogar richtig gut funktionieren, wenn da nicht diese unüberbrückbare Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit wäre. Richtig angepackt wäre tatsächlich ein bemerkenswerter Film und Geheimtipp möglich gewesen, so bleibt es bei einem desorientierten Versuch. [...]
[...] Manche Regisseure sind schlicht Namen, manche erkennt man unangekündigt nach wenigen Minuten. Sam Peckinpah war ein Vertreter der letzteren Gattung. Im Angreifbaren wie im Wunderbaren. Natürlich sind die Frauenfiguren nur schmückendes Beiwerk, wobei Die Killler-Elite nur ganz wenige Exemplare verwendet und somit das tendenziell chauvinistische Bild des alten Sam kaum die Chance erhält diskutiert zu werden. Der minimale Standard wird erkannt, aber erzielt keine aufregende Wirkung. Männlich, das ist der Streifen durch und durch. James Caan – mehr Fell auf der Brust als Robert Duvall Haare auf dem Kopf – verkörpert das Idealbild des Peckinpah’schen Anti-Helden. Moralisch von Anfang an im Glashaus sitzenden, von Ereignissen und Folgen gezeichnet und verbittert, aber dennoch von einer gewissen Integrität angetrieben. Auch wenn wir alle schwarze Schafe sind, es gibt Grenzen und Konsequenzen, die er bereit ist durchzusetzen. Darum dreht sich (fast) alles in Die Killer-Elite, der somit perfekt in den Zyklus von Sam Peckinpah passt, auch wenn er ausnahms-und bedauerlicherweise beim Ende, seiner großen Stärke, den richtigen Absprung verpasst. [...]
[...] Ein pechschwarzer Truck wird zum wutschnaubenden Ungetüm. Kontinuierlich sowohl von Spannung wie Intensität ansteigend macht Joy Ride für sich genommen verdammt viel richtig, obwohl er eigentlich nur die Ideen anderer etwas feist recycelt. Was aber genauer betrachtet viele Genrefilme betreiben, dieser aber wenigstens ohne Scheu. Man könnte und sollte es ruhig mit gutem Gewissen als Hommage bezeichnen. Was diesem sehr kurzweiligen Streifen lediglich abgeht, ist eine richtig mutige Konsequenz. Entfachten besonders die erwähnten Vorbilder aus ähnlich einfachen, sogar noch schlichteren Prämissen ein wahres Terror-Manifest, ist Joy Ride noch sehr darum bemüht, sich nicht zu sehr vom breitgefächerten Massengeschmack zu entfernen. Oder wenigstens ein nicht volljähriges Publikum noch abgreifen zu können. Da wird einiges an perfiden und radikalen Möglichkeiten zwar nicht ignoriert, sondern bewusst etwas abgeschwächt. Gott sei Dank wurde das wohl auch wenigstens erkannt und die ursprünglich Fassung noch durch ein wesentlich besseres Schlussdrittel ersetzt, das mit Fug und Recht als Highlight bezeichnet werden kann. Temporeich, bissig und im Gegensatz zu den sonst nur (ordentlich) wiederbelebten Versatzstücken sogar etwas prophetisch-vorgreifend: Drei Jahre bevor Saw als doppel-moralischer Fallensteller zum Mega-Franchise wurde, bedient das Joy Ride in dieser Variante schon. Mit Erfolg. [...]
[...] Die Story erscheint wie eine plumpe und krude Mischung aus der (auch nur mittelprächtigen) Stephen King Verfilmung Der Feuerteufel und David Cronenberg’s (allgemeinn unterschätztem) Scanners – Ihre Gedanken können töten. Da wird sich munter kreuz und quer bedient und beides auch noch mit einem dusseligen Verschwörungs-Plot vermengt, der nicht mal die größte Baustelle dieses von Beginn an ziemlich ranzigen Films darstellt. Bis auf Hauptdarsteller Brad Dourif sind alle anderen Mimen eine einzige Katastrophe. Niemand erwartet bei so einer Produktion ehrfurchterregende Offenbarungen der Schauspielkunst, so was sollte aber niemand über sich ergehen lassen müssen. Gemünzt besonders auf die Damen, das mutiert zum Wetteifern um die goldene Schreckschraube. Fürchterlich. Brad Dourif ist da wahrlich ein Lichtblick, obwohl er natürlich komplett drüber geht. Ihm beim totalen Durchdrehen zuzusehen macht aber generell meistens Spaß und in dem Fall hat der Film ja sonst kaum was zu bieten. Die Effekte sind überwiegend lächerlich, nur selten für seinen Jahrgang und die Bedingungen wenigstens verständlich – und das ist ja auch so ein Ding: Das Ganze sieht locker 10 Jahre älter aus, als es eigentlich ist. Ohne Infos ließe sich das niemals auf 1990 schätzen. Was nichts mit gewolltem Retro-Charme zu tun hat, der kann es nur nicht besser. [...]
Jetzt macht Neil Jordan also Stalker-Edel-Trash, wer hätte das gedacht? Offenkundig nicht mit dem festen Vorsatz, soll GRETA wohl trotz einiger bewusst kalkulierten Überspitzungen noch als ernsthaft-schockender Psychothriller funktionieren. Naja. Der Anfang macht noch leise Hoffnung, denn obwohl jedes platte Klischee aus der Genre-Kiste hervorgekramt wird, allein die beiden Hauptdarstellerinnen und der Regisseur versuchen dem noch etwas abzugewinnen. Einige wenige, stabile Momentaufnahmen können aber bereits da nicht über absurde Entwicklungen und einen nicht mal im Traum diskutablen Realität-Abgleich hinwegtäuschen. Zudem man wirklich alles schon x-fach gesehen hat. Richtig in den Hexen-Ofen schiebt sich der Film in seinem überfrachtet-lächerlichen Schlussakkord, bei dem die Grenze zur unfreiwilligen Parodie mehr als einmal – ja, eigentlich durchgehend – überschritten wird. Mit Subtilität, mit Cleverness oder wenigstens mit reiner Effektivität hat das schon längst nichts mehr zu tun. Einzige Chance für GRETA: Frühzeitig alles an Erwartungshaltungen kappen und sich nur noch von einem lächerlichen Monster-Granny-Blödsinn mit Juchhe für doof verkaufen zu lassen. Dann, ja dann funktioniert auch das über-affektierte Spiel der sonst hinreißenden Isabelle Huppert, die sich in diesem groben Unfug engagiert, aber dennoch hoffnungslos verirrt und die Gardinen komplett aus dem Oberstübchen hängen lässt. Wäre das alles nicht so irritierend ambitioniert und gnadenlos überqualifiziert, eventuell mit mehr Sportlichkeit zu nehmen. So muss man sich doch ziemlich wundern.
[...] Empathisch und sensibel schildert It’s My Party die letzten Stunden einer Konflikt-beladenen Existenz. In der vieles noch aufgearbeitet oder zumindest endlich mal angesprochen wird. In etlichen, ausgewählten Situation eine mitreißenden Studie über Familie, Freundschaft, Liebe & Tod wirkt der Film trotzdem alles in allem mehr wie eine sehr ordentliche TV-Produktion, die aber wenigstens den Mut besitzt, gleich mehrere ungern angesprochenen Inhalte (neben HIV und Homosexualität auch noch aktive Sterbehilfe) nicht nur am Rande zu behandeln. Narrativ etwas zu ausgewalzt und bei einigen Figuren auch zu übertrieben (Bronson Pinchot ist als Ober-Tucke dezent drüber) finden sich immer wieder intime und berührende Situationen, die letztlich zu schön und glaubwürdig sind, als das sie nicht entsprechend gewürdigt werden sollten. [...]
[...] War das Original noch sehr fokussiert auf seinen Inhalt und die gesellschaftliche Allegorie, bekommt man hier eine plakativ-öde, lustlos durchs Dorf getriebene Mischung aus in der Not gezeugten Öko-Botschaft und moralinsaurer Zivilisationsschelte, die offensichtlich nur einen desinteressierten Mittel zum Zweck erfüllt. Die aus der Vorlage entnommenen Bausteine werden lustlos mit inhaltlich heißer Luft aufgefüllt und ergänzt mit dem als zwingend notwendig empfundenen Spektakel als Weltuntergangs-Katastrophen-Film. Aufgemotzt mit allerhand CGI-Gedöns, das gemessen am Produktionsvolumen von rund 80 Millionen Dollar (vor gut 10 Jahren immer noch eine Menge Holz) teilweise erschreckend lumpig und ähnlich gelangweilt erscheint wie eigentlich alles hier. Da macht (mal wieder) auch Hauptdarsteller Keanu Reeves (John Wick: Kapitel 3), angeblich der alternativlose Besetzungswunsch der Produzenten, keine wirkliche Ausnahme. Seine oftmals stoische, distanzierte Art mag grob auf die Rolle passen, allerdings vermittelt er erneut den Eindruck, als würde das alles hier ihn nichts angehen. Es wäre aber auch Perlen vor die Säue, denn wenn selbst immer zu vollstem Engagement bereite Mimen wie Jennifer Connelly (Alita: Battle Angel), Kathy Bates (Misery) oder John Cleese (Ein Fisch namens Wanda) dem ganzen nichts Entscheidendes hinzufügen können und zu Opfern der schlappen Gegebenheiten werden, was soll man da noch machen [...]
Naturgemäß etwas in die Jahre gekommener Science-Fiction-Klassiker von Robert Wise, über dessen stellenweise antiquierte Inszenierungs-Methoden und einige inzwischen leicht unfreiwillig ulkigen Momente gut und gerne hinweggesehen werden darf. Denn eigentlich ist DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND ein bemerkenswert progressives Stück Filmgeschichte. Welches die enorm angespannte Situation mitten im noch jungen, aber höchst brisanten Kalten Krieg sich geschickt zu eigen macht. Das menschliche Alien Klaatu wandelt als ohne tiefere Kenntnis direkt zum Abschuss freigegebener, subversiver Beobachter durch einen paranoid-aufgescheuchten Hühnerhaufen sehr westlich des Eisernen Vorhangs. Symbolisiert die geschürte Angst durch die McCarthy-Hexenjagd in einem noch recht frühen Status, nimmt sich dadurch sogar einiges raus und hätte sogar Gefahr laufen können, als unter diesen Umständen als ähnlich „gefährlich“ eingestuft zu werden. Offenbar noch wohlwollend aufgenommen versteht es der Film relativ geschickt über die akuten Zustände im Gewand einer weniger actionorientierten Sci-Fi-Invasion-Geschichte zu berichten. Hält sogar exzellente Suspense-Situationen parat (es fängt mit der Taschenlampe an…) und ist in seiner pazifistisch-humanistischen Intention aller Ehren wert, besonders im zeitlichen Kontext. Leider ist gerade der große Appell am Ende etwas merkwürdig. Wenn sich A und B spinnefeind sind, muss das überlegende C aus dem All kommen und ihnen Vernunft einhauchen. Mit der Methode: Alle sind nett zueinander. Aber sobald einer aus dem Rahmen fällt, wird er konsequent vernichtet. Das funktioniert wohl, aber ob das sinnvolle Konfliktlösung ist, darf doch sehr angezweifelt werden. Das will der Film so plump eindeutig nicht vermitteln, es schädigt seiner angepeilten Intention ja sogar massiv, aber es bleibt kaum zu übersehen im Raum stehen. Gut gedacht, etwas überhastet umgesetzt.
[...] Hier spricht nicht Edgar Wallace und kaum noch Horst Wendlandt: „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ ist ein Giallo, wie er im Buch steht. Wer auf typisches Edgar Wallace-Fastfood eingestellt ist, guckt nicht nur bei der wesentlich besseren, internationalen Fassung verblüfft in die Röhre. Selbst die deutsche Kinofassung konnte nicht so krass abgewandelt werden, als das dies nicht offensichtlich wäre. Der notdürftig eingefügte Wallace-Opener und diverse Kürzungen können niemals darüber hinwegblenden, dass die Serie mausetot war. Aber so zu sterben, quasi für den Moment sogar reinkarniert zu werden, ist kein Trauermarsch. Im Gegenteil, eigentlich ist das ein sehr lebendiger & individueller Wallace-Film - wenn man ihn denn als solchen bezeichnen könnte. Wenigstens als sehr brauchbarer, klassischer Giallo absolut gelungen. Welcher sich übrigens hervorragend als Einstiegswerk in die Materie eignet, erfüllt er doch viel typischen Merkmale und ist nicht so „speziell“ als das er Neulinge irritieren sollte.
[...] Wie gesagt, der Film ist eindeutig ein Kind seiner Zeit. Die geprägt war von piefigen Rollenmustern und simpel gestrickten Liebesgeschichten, wo lieber nichts hinterfragt werden sollte und einfach nur professionelle Berieselung als Qualitätsmerkmal ausreichte. Das erfüllt Ein Pyjama für zwei auf höchst professionellem Niveau. Rock Hudson spielt exzellent, Doris Day nervt hingegen erstaunlich deutlich, dafür ist Tony Randall (Was Sie schon immer über Sex wissen wollten) als drollig-neurotischer Sidekick sehr amüsant. Gut getimte Pointen müssen spießige Betrachtungsweisen abfedern, wobei auch da nicht alles funktioniert und selbst anfangs nett angedachte Runningags irgendwann penetrant zu Tode geritten werden. Der Film erfordert recht viele Kompromisse, ist im Detail erheiternd, hat aber einen sonderbar-unkomfortablen Beigeschmack, der sich nicht mehr einfach so durchkauen lässt.
Sehr in die Jahre gekommene, wenn auch immer noch temporeiche Screwball-Comedy, die allerdings ein grenzwertiges Rollenbild verwendet und dem nicht mal eine ernsthaft ironische Komponente entgegensetzt. „Ein Pyjama für zwei“ war damals sicher genau am Puls der Zeit, was aber nur die Wichtigkeit der New-Hollywood-Revolution unterstreicht. Da folgte der große Umbruch, der so was in den Hintergrund drängte. Aber um es nochmal zu betonen: Das ist kein schlechter Film. Er funktioniert exakt so, wie er gerne möchte. Er unterhält auf gewisse Weise, aber er verdeutlicht sehr, wieso es so auf lange Sicht auch nicht weitergehen durfte. [...]
[...] Pedro Almodóvar scharrt allerhand schillernd-schräger, gern zuweilen arg überzeichneter, aber dennoch liebevoll skizzierter und auch deshalb irgendwo doch nicht ganz so realitätsfremder Vögel um sich. Hebt ihre Macken, Probleme und Neurosen sehr bewusst hervor und lässt darüber schmunzeln, ohne die dabei schamlos zu verhöhnen. Denn letztlich bleibt er emotional sehr dicht bei ihnen, distanziert sich nicht um sie zum Abschuss freizugeben, versucht ihren Konflikte noch Relevanz zu lassen und sich nicht als platte Lachnummern bloßzustellen. Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs ist noch eine dezente Unerfahrenheit oder eher eine noch nicht ganz elegante Ungestümtheit anzumerken, was sich auch in nicht immer optimalen Tempowechseln und einer manchmal stattfindenden Schieflage von ironisch-pointiertem Humor und zu überdrehter Groteske ausmacht. Seine sympathische Chaostheorie rund um das alte und wohl nie aus der Mode kommende Thema Beziehungen und besonders deren manchmal absurden Wege ist im Resultat allerdings trotz kaum zu übersehender Schönheitsfehler ein lockerer, heiterer, sarkastischer und überwiegend auch cleverer Spaß, der manchmal nur eben noch zu sehr mit dem Kopf durch die Wand geht – oder vor ihr unnötig abbremst. Das Feintuning, daran hapert es. [...]
[... ] So absurd wie vielleicht auch die Prämisse von Bulworth, die sich allerdings in seinem Dasein als griffig-ironische Persiflage auf politische Gebaren (nicht US-exklusiv, aber im Detail schon sehr spezifisch) gekonnt und in pointierten Momenten gar grandios verkauft.
Großen Anteil hat daran natürlich der allgegenwärtige Warren Beatty, der sich im Gegensatz zu früheren Regiearbeiten nicht unpassend-eitel selbst inszeniert, sondern reflektierend versteht auch das eigene Image ein Stückweit auf’s Korn zu nehmen. Bar jedem Narzissmus entdeckt er echtes, humoristisches Talent. Liefert treffsichere Situationskomik ab und rockt natürlich das Haus mit sensationell-plumpen Punchlines, die wirklich so klingen, als würde ein konservativer, weißer Politiker zum ersten Mal in seinem Leben mit Rap hantieren. Und dabei seine eigene „Hood“ so famos dissen, weil sie ihm nun einfach scheißegal ist. Dank der sarkastischen Intention und einiger wunderbaren Momentaufnahmen kann Warren Beatty auch über dramaturgische Engpässe hinwegtäuschen. Warum ausgerechnet das Drehbuch für den Oscar nominiert wurde verwundert etwas, vermutlich wurden da eben jene Vorzüge hervorgehoben, wobei das Narrative keine große Kunst darstellt. Bulworth ist eine etwas oberflächliche, dennoch sehr amüsante Satire, die hervorragend gespielt ist und über eine erfrischend-abenteuerliche Idee verfügt. Das blendet sicherlich, aber überzeugt mit viel Charme und teils skurriler Komik auf gehobenem Niveau. Sollte übrigens zwingend im Original gesehen werden, trotz einer erstaunlich guten Synchro, was unter den Voraussetzungen fast unmöglich scheint. Da wird viel Wortwitz und Timing sinngemäß und vom Effekt trotz notwendiger Abwandlungen übertragen, sehr bemerkenswert. [...]
„Fucking everybody, ´till we’re all the same color.“
[...] Angeblich sind wir im modernen Bayreuth, tatsächlich fühlt man sich oft irritierend (und offenbar wirklich unfreiwillig) in die späten 80er teleportiert. Womöglich spielt da die filmische Prägung von Stefan Schwenk eine Rolle. Die Bude zweier Kurzzeit-Protagonisten (der Film ist in fünf Kapitel unterteilt mit verschiedenen, später „ineinander laufenden Handlungssträngen“…oder so ähnlich) ist geschmückt mit Postern von Die City Cobra oder Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis. Hommage ist super, aber es sollte auch Sinn machen. Hier wirkt das eher ausversehen. Wenn die Dödel in der wüsten Underground-Disse „Tech Noir“ feiern gehen, wird man komplett um 30 Jahre zurückkatapultiert, allerdings nicht im positiven Sinne. Was ein Lachnummer. Getoppt noch von der Gang moderner Vampire. Bis auf ihren Hoodie-Anführer nur alberne Statisten, von denen dem Babo eine besonders skurriles Ozzy Osbourne-Lookalike-Exemplar komplett die Show stiehlt. Obwohl oder eher weil er markant wie eine übergewichtige, hüftsteife und nach drei Schritten ausgepumpte Karnevalsgestalt immer als letzter durchs Bild stolpert. Wahnsinn, der heimliche Held des Films. [...] Nur weil es sonst keiner macht, ist das doch immer noch meilenweit entfernt von wenigstens akzeptabel. Normalerweise sind solche Filme doch recht kurz gehalten, weil kein Geld da ist und alles in etwas Gore investiert wird. Hier gibt es zwei Stunden voller nutzloser Szenen, in denen obskur-epische Dialoge geführt werden, zuweilen erschreckend gespielt und von narkotisierender Wirkung. Man kann sich nur an den albernen Highlights hochziehen. Wenn Ex-Casting-Barde Martin Kesici als eher zur Werwolf/Neandertaler-Kreuzung denn zum Vampir mutierten, zotteligen One-Man-Freakshow aus der Kiste hüpft, ist das ehrlich gesagt fast witzig. Alles andere zeugt von schier größenwahnsinnigen Realitätsverlust. [...]
Ein Gaspar Noé durch und durch, wie er im Arthaus-Kino mit Absicht an die Toilettenwand geschmiert steht. Der Meister der extrovertierten Provokation begrenzt sich nicht durch die Fesseln eines vollständigen Drehbuchs, hat einfach eine Idee, die im Vorfeld nur in gewisse Bahnen gelenkt und an unverzichtbar fixierten Eckpunkten irgendwann im Ziel ankommt. Der Rest ist intuitiv. Technisch natürlich im Moment durchgeplant und von einer irrsinnigen Perfektion im nur scheinbar hektischen Chaos, inhaltlich lässt er vieles laufen. Seine Nicht-Darsteller improvisieren, was gerade zu Beginn schon anstrengend erscheint, während ihre körperliche Präsenz, ihre furiosen Bewegungen zum pumpenden Electro-Beats (was für ein famoser Old-School-Soundtrack, ein Fest) einem Naturschauspiel gleichkommen. CLIMAX wirkt besonders dann und auch zwischendurch immer mal wieder etwas zu prätentiös, vielleicht sogar in gewisser Weise arrogant - oder sagen wir mal vorsichtig „sehr selbstbewusst“ -, wenn Gaspar Noé felsenfest davon überzeugt ist, dass sein Film hauptsächlich über den kinetischen Kraftakt seitens seiner Akteure und nicht zuletzt auch von ihm und seiner Crew funktionieren wird. Womit er aber sicher nicht ganz Unrecht hat. Faszinierend pusht sich sein Drogen-geschwängerter Höllentrip auf zum eskalierenden, unkontrollierten Exzess. Grausam, teilweise an der Grenze zum Sadistischen, dabei aber öfters auch redundant in seinem Hau-Drauf-Modus. Alles was er zeigt und wie er es macht funktioniert, er sollte nichts davon subtrahieren, nur manches wäre kürzer, nicht so endlos wiederholt und immer wieder immer deutlicher präsentiert noch effektiver. Sogar schockierender. CLIMAX verliert sich fast so sehr in seinem filmischen Rausch wie seine orientierungslosen Figur-Schablonen, was auch Teil des Konzepts sein könnte. Wahrscheinlich sogar ist. So auch der narzisstischen, sich nur noch in einem weltfremden Mikrokosmos selbst beweihräuchernden Kunst-Szene irgendwo auch ihr sinnlos-hedonistisches Spiegelbild vorhält. Es wird nicht unbedingt die ideale Harmonie von Weniger-ist-Mehr gefunden, in beiden Extremen, trotzdem ist das mal wieder eine Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Huldigung der vorher schön ins Bild (oder eher an den Rand) gerückten Vorbilder (WIR lässt grüßen) ist übrigens zum Teil sehr gelungen. Da findet sich vieles wieder, selbst wenn manches auch nur angedeutet. Der berühmte Morgen danach…selten gäbe es wohl mehr aufzuarbeiten.
[...] Von extravakanter Leichtigkeit, von frechem Sarkasmus ist nur noch das ins Pechschwarze getauchte Fundament geblieben. Welches die Basis bildet zwischen bitterer Tragödie, verzerrter Groteske und psychologisch wie physisch unverantwortlich und faszinierend zusammengewürfelter Horrorshow, deren ganzes Ausmaß sich fast genüsslich ab etwa der Hälfte der Laufzeit dem angefixten Zuschauer offenbart wird. Sich wie eine klebrige, angedickte Masse über das bisher gezeigte Geschehen legt und die gesamte Absurdität in einer schier unvorstellbaren Pointe münden lässt. So selbstbewusst, dass diese voll ausgekostet wird und nicht nur als Rausschmeißer verramscht wird, sondern den dritten Akt selbst nach kompletter Auflösung noch im Alleingang tragen muss. Spielend gelingt dieses Vorhaben, denn Die Haut, in der ich wohne ist eine seltene Konklusion aus Beziehungsdrama, Psychothriller, schwarzer Komödie und einem sehr bewusst an der Stelle nicht näher erläuterten Sub-Genre des Horrorfilms, der auf eine gruselig-perfide Art den Bock zum Gärtner macht. Wie sich alle in den emotionalen Folgen verlieren und letztlich komplett verleugnen…es ist so absurd wie faszinierend dabei zuzusehen. Was es in dieser Form (erstaunlich schlüssig, ohne komplett dem Unfug zu verfallen) wohl kaum bisher filmisch zu sehen gab. Von der exquisiten, fachlichen Kompetenz ganz abgesehen. [...]
[...] Die Rache bin ich ist als Genrefilm eigentlich stark und bringt auch noch eine wahre, faszinierende Geschichte mit, die sich kaum besser ausdenken lässt. Leidet jedoch daran, dass er sein hochwertiges Potential nicht vollends ausschöpft. Da wirkt vieles nur zu grob angesprochen, was an sich wahnsinnig interessant ist. Was den Film dann wohl die Drei-Stunde-Marke knacken ließe, aber warum nicht, wenn es Sinn macht? Schade auch, dass die Figur des hemdsärmeligen Cesare Mori selbst in seinem drastischen Vorgehen noch verharmlost wird. Einige von ihm praktizierte Methoden werden hier nicht gezeigt (von Frauen- und Kindergeiseln bis Folterungen), um natürlich nicht die heroische Figur zu sehr zu beschädigen. Dafür glänzt der sonst selbst in extrem räudigen Filmen wie Der Bastard oder Silbersattel immer noch ein wenig als Sunnyboy auftretende Giuliano Gemma mit einer ungewöhnlich verbissenen Performance, der jeglicher Form von Augenzwinkern und verschmitzten Lächeln abhandenkommt. Ideal unter den Vorgaben.
Zwischen Biopic, Genre-Reißer und politisch interessiertem Mafia- und Historienfilm findet der begabte Handwerker Pasquale Squitieri nicht immer die perfekte Harmonie, weiß aber allein über das Vorhaben und einige mitreißende, intensive Momentaufnahmen zu gefallen. Der Film hadert eher mit den vorhandenen und nicht vollends ausgeschöpften Möglichkeiten als an der präsentierten Qualität. [...]
[...] Das vermeidliche Paradies, es wird unvermeidlich irgendwann in Flammen aufgehen. Vom Moralisten zum Despot, vom König und Halbgott zum heimaltlosen Schiffbrüchigen. Sobald ihm die Kontrolle entgleitet – quasi mit der wirklichen Unabhängigkeit konfrontiert -, eskaliert die Situation schließlich endgültig. Die längst überfällige, familieninterne Meuterei, sie deutet sich mehr und mehr an. Allerdings nur von Seiten der älteren Söhne (u.a. River Phoenix, Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers), während die tatsächlich namenlose Mutter erst gen Ende überhaupt echte Widerworte gibt. Helen Mirren ist somit ein Stückweit in ihrer Qualität leider auch verschenkt, denn das ist zweifelsohne die One-Man-Show von Harrison Ford, in der alle anderen nur als Stichwortgeber dienen. Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Schließlich bildet er auch das unangefochtene Zentrum eines gesellschaftsmüden Psychogramms, an dessen kläglichen Scheitern es sich voller Faszination beiwohnen lässt. [...]
[...] Leider gelingt es Billy Wilder nicht, der in der Grundkonstellation noch vertretbaren Situation durch sein sonst analytisches Geschick den Wind aus den Segeln zu nehmen. Inhaltlich begibt sich Eine auswärtige Affäre auf sehr dünnes Eis und würde dort auch erfrieren, wenn Wilder nicht wenigstens sein Handwerk so souverän beherrschte. Was Darstellerführung, Szenen-Arrangement und komödiantisches Timing angeht, da macht ihm keiner was vor. Selbst bei so einem grenzwertigen und manchmal schlicht auch schlampig geschriebenen Script wie hier holt er durch seine Inszenierung oft das Maximum raus und sorgt wenigstens für ein konstantes Niveau an Unterhaltung, auch wenn man sich dafür an Details nicht hochziehen darf. Da wird es ab und an mehr als fragwürdig.
Ein interessantes Setting, ein hervorragender Regisseur und die faszinierende Präsenz von Marlene Dietrich machen den Film aus…erhalten ihn sogar am Leben. „Eine auswärtige Affäre“ ist inhaltlich äußerst merkwürdig, verdreht den anfangs vorgegebenen Anstrich um 180 Grad und wäre selbst auf dem komödiantischen Niveau kaum mehr als mausgrauer Durchschnitt, würde nicht ein hochbegabter Billy Wilder selbst holperigen Szenen etwas abgewinnen können. [...]
[...] Kameradschaft steht über der Familie, Witwen und Waisen werden in Kauf genommen, obwohl wirklich NIEMAND hier einen echten, nicht egoistisch geprägten Grund hätte, erneut in die Schlacht zu ziehen. So, und dann will man ernsthaft daraus ehrliche Emotionen generieren? Wie verlogen. Wie sinnlos und billig kalkuliert. Zudem erreicht der chauvinistische Exzess trotz der fast konsequenten Abwesenheit des weiblichen Geschlechts einen künstlich erschaffenen Höhepunkt, indem ein schwuler Kamerad als peinlich, arschgeil-tuckige Witzfigur so penetrant vorgeführt wird, das selbst der nachgeschobene Sympathiebonus auch nur der letzte Strohhalm ist, um nicht ohne halbseidene Gegenargumente als das entlarvt zu werden, was leider Fakt ist: Die Wildgänse kommen ist verblendetes, diskriminierendes und primitives Star-Kino, das durchaus – isoliert – unterhaltsame Momente hat und über einen edlen Cast verfügt, aber selbst da rumpelt es gewaltig. Richard Burton, damals schon in einem körperlich desolaten Zustand, kann gerade so aufrecht stehen. Wenn er sich schneller als in Schrittgeschwindigkeit bewegen muss…ja, genau so sehen zähe, unzerstörbare Söldner aus. Oder eher Opa, wenn er panisch nach der Gehhilfe rudert. [...]
[...] Bruder- und Bürgerkrieg in der kalifornischen Provinz. Vigilante Force – Das Gesetz sind wir ist reinrassig-wüstes Grindhouse-Kino. Überzogen wie unterhaltsam skizziert in seiner Prämisse, was erst in der echten, selbsterschaffenen Bedrohung mündet. Grinse-Kater Jan-Michael Vincent wird von seinem diabolischen, Hähnchen-killenden Bruder Kris Kristofferson an der langen Leine wie Nase zum Narren gehalten, bis auch bei dem deutlich zu naiven Blitzmerker mal der Groschen fällt und er zum entschlossenen Latzhosen-Partisanen mutiert, der ab sofort keine Gefangenen mehr macht. Obwohl schwere Kriegs-Artillerie schon längst über die Stadtkasse angeschafft wurde. Überzeichnet und schmissig persifliert Regisseur & Autor George Armitage (hat in über 30 Jahren nur eine Handvoll Filme gedreht, darunter aber den ewigen Geheimtipp Miami Blues wie das oft übersehene Meisterwerk Grosse Pointe Blank) die Aufbruchsstimmung der 70er, sowohl in der Gesellschaft wie auf der großen Leinwand. Post-Vietnam inklusive. Da werden nicht wertgeschätzte Kriegshelden zu sadistischen Schwerverbrechern, kapern unter dem Schutz des Sheriffs-Sterns unbemerkt eine Kleinstadt und somit schlummert unter diesem ganzen, knalligen Unfug durchaus ein aktuelles Stück Bestandsaufnahme, nur eben durch den räudigen Genre-Fleischwolf gedreht.
Mit einem gesunden Maß Selbstironie und dem realistischen Blick auf den eigenen Rahmen, einer Spur Gesellschaftskritik und ganz viel angemessen-schnodderigem B-Movie-Schwung wird Vigilant Force – Das Gesetz sind wir zum unterhaltsam-kurzweiligen Zeitvertreib. Dessen technische Fehler fast schon ein Teil seines Charmes ausmachen (da werden schon mal überdeutlich Soundeffekte vergessen, passiert…), dafür ist hier (fast) immer ordentlich Bewegung drin und der Plot entwickelt – sprich steigert - sich sogar relativ geschickt auf einen großen Showdown, bei dem die Western- und Kriegsfilmanleihen in einem zünftigen Spektakel münden. Da brennt richtig der Baum. Prima. [...]
[..] Aus dieser sonderbaren Kreation erschafft Jodorowsky ein mutiges, clever durchdachtes, überraschendes und sowohl verstörendes, komisches wie auch berührendes Gesamtkunstwerk. Seine Interpretation von Psycho. Eine ödipale Horrorshow-Ballade, blutrot-ästhetisiert wie bei Argento, traumwandlerisch-verkopft und trotzdem schlüssig-psychologisch analysiert. Versetzt mit einer morbiden beinah-Monty-Python-Note. Die Sehnsucht, die (Ehr)Furcht und das Unvermögen gegenüber der als göttlich wie fatalistisch dargestellten Weiblichkeit, sie nimmt radikale Formen auf allen Ebenen an. Erschütternd und bewegend, nachdenklich stimmend und parodistisch-überzeichnet, grausam und rührend. Die gesamte Emotionspallette nicht nur bedient, sondern kraftvoll ausgemalt mit einem Film. Der Zugeständnisse nur andeutet, um sie direkt danach (oder sogar mittendrin) zu widerrufen. Wunderbar. [...]
[...] Auf der Suche nach Jimmy Hoyt möchte gerne ein typischer Indie-Darling sein. Wie eine Mischung aus Kevin Smith (Clerks – Die Ladenhüter) und Robert Altman (Short Cuts), allerdings ohne jemals in deren Orbit auch nur ansatzweise eintreten zu dürfen. Dass es sich hier um eine No-Budget-Produktion handelt ist dabei gar nicht das Problem, dies wird über die gewählte Stilistik einer (halben) Mockumentary, die authentischen Sets ohne künstliche Ergänzungen und die wahrscheinlich alle mehr oder weniger für lau auftretenden Darsteller ja elegant überbrückt. So ein Film muss über den Inhalt funktionieren und da klafft eine unübersehbare Baustelle. Zwar um Herzlichkeit bemüht, aber im Resultat allgemein von oben herab spottet der Film eher über die oft als debil und asozial dargestellte Neighborhood, anstatt ihr echte Sympathien angedeihen zu lassen. Das hat wenig Wertschätzendes, da auch viele Figuren einfach zu plump, überzeichnet und albern skizziert sind. Ganz schrecklich beispielsweise ausgerechnet die von dem wohl besten Darsteller im Cast, dem famosen John Turturro, der als lächerliche, dezent homophobe Witzfigur Disco Bean sich zwar voll reinhängt, aber dennoch nur peinlich rüberkommt. [...]
[...] Im Auftrag des Drachen sieht hervorragend aus und beeindruckt speziell im Schlussakt mit spektakulären Bildern. Der bereits erwähnte, hohe Preis dafür schmälert aber selbst das größte Plus dieses ansonsten teilweise gar abstoßenden Films. Dabei ist das per se kein uninteressanter Plot, der über einige spannende Momente, Details und Möglichkeiten verfügt. Sich aber neben einer lähmenden Überlänge und einer ungeschickt-zähflüssigen Erzählung immer wieder so massiv im Ton vergreift, dass einem manchmal schlecht werden kann. Gegen Ober-Chauvi Clint (der so geil ist, da können selbst Hunde nicht wiederstehen) ist James Bond ein verpickelter Klosterschüler. In einer widerwärtigen Art und Weise wird WIRKLICH JEDE Frauenfigur in dem Film erniedrigt und ganz unverblümt als notgeiles Stück Fleisch verschachert. Das geht weit über den damals allgemein noch geduldeten Popklaps-Sexismus hinaus, es nimmt mehr als verwerfliche Formen an. Weil durchgehend auch so penetrant und nicht mal mit gutem Willen zu ignorieren.
Dazu noch gepaart mit einer dicken Schippe Rassismus („Just scalp me! Goddamn it! I wish Custer would have won!“) und wunderbar-ekelhafter Homophobie („Von hinten ran schleichen ist ja wohl deine Spezialität.“), da wird wirklich alles bedient, was das erzkonservative, republikanische Amerika-Herz zum jauchzen bringt. Furchtbar. Auch nicht mit einem Augenzwinkern wegzuwischen. Die deutsche Synchro verstärkt das zusätzlich („…die kann einen kräftigen Stoß vertragen…“), aber sie schlägt im Prinzip nur in die vorgelebte Kerbe. Im Kontrast dazu steht natürlich ein an sich reizvoller Whodunnit-Agenten-Thriller mit famosen Bildern…der sich aber auch nicht einen Shot durch gespreizte Frauenbeine verkneifen kann, selbst in einer sexuell sonst überhaupt nicht „belasteten“ Szene. [...] Übrig bleibt ein beinah gruseliges Relikt der Demütigung, verpackt in hübsche Bilder. Aufgrund dessen fast schon wieder faszinierend. Aber mehr als Fallstudie. [...]
[...] Geprägt von aufkeimenden Unheil und Dämonen der Vergangenheit, zwischen Erblast und Blutschuld, zwischen manischer Selbstkasteiung und fast inzestuös angedeuteter Besitzansprüchen erhebt sich Die Verfluchten – Der Untergang des Hauses Usher deutlich aus dem umfangreichen Œuvre des Roger Corman und positioniert ihn abseits eines stimmungsvollen B-Gruselfilms als psychologisch wahrhaft erschreckendes Schauermärchen. Dass die Intention der Ursprungsgeschichte sehr wohl wiedergibt, allerdings dabei auf eigenen Wegen schreitet. Voller Todessehnsucht, Melancholie und tieftrauriger Poesie von einem Verfall berichtet, der sich wie ein böser, alles verschlingender Fluch durch eine einst stolze Dynastie gefressen hat. Bis nur noch ein unter der Last in sich zusammenstürzen drohender Palast des Grauens und ein ähnlich fragiler, zermürbter Thronfolger übrig geblieben sind, der es scheinbar kaum herbeisehnen kann, mit dem sinkenden Schiff endlich unterzugehen. [...]
[...] Der Himmel soll warten kann trotz der zeitlichen Anpassung seine Herkunft kaum verleugnen. Das ist ganz klassisches Traumfabrik-Material zu den Höhepunkten von Frank Capra (Ist das Leben nicht schön?) und Konsorten. Verlagert in die späten 70er, inhaltlich aber mehr restauriert als saniert. Dadurch besitzt das Ganze zwar einen schön altmodischen und durchwegs sympathischen Charme, verweigert sich aber gleichzeitig der Chance, der Geschichte wirklich moderne Facetten abzugewinnen. Gelegentlich blitzt eine satirische, sogar klitzeklein sarkastische Fußnote auf, bändigt sich aber brav postwendend wieder. Lieber schippert man in seichten Gewässern sicher und wohlbehalten ins Ziel. Dort kommt der Film auch mühelos an, zu gut, zu sicher sind hier die meisten Dinge einfach umgesetzt. Warren Beatty gefällt sich natürlich selbst am meisten, aber nicht nur sich ausschließlich. Dem sonstigen Cast lässt sich ebenfalls wunderbar entspannt zusehen. Von James Mason (Der unsichtbare Dritte) oder Jack Warden (Die zwölf Geschworenen) über Julie Christie (lediglich geplagt von einem entsetzlichen Dauerwellen-Unfall) bis hin zum herrlich verzweifelten Charles Grodin, der definitiv die witzigsten Momente für sich gepachtet hat. Das ist alles gut und schön, nur fehlt es ganz eindeutig am Mut. Die Möglichkeiten sind einfach viel zu umfangreich und vielversprechend, als das man sich ernsthaft mit einem passablen, aber schon arg konservativen Neuaufguss richtig zufrieden geben sollte. [...]