Jenny von T - Kommentare
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Alle Kommentare von Jenny von T
"Die Welt ist bereit für einen fabulösen Blockbuster, gerade für einen, der Masken beinhaltet und in dem darüber gesprochen wird, in der Zeit zurückzureisen, um eine Katastrophe zu verhindern. Es ist eine Schande, dass Tenet nicht dieser Film ist."
Häää? Erwartet die Kritikerin vom Guardian wirklich einen stichhaltigen Kommentar auf die Corona-Krise? Ja, klar, Nolan hat diesen über 200 Millionen schweren Blockbuster mal eben in 5 Monaten komplett eingetütet. Überhaupt, was für eitles Geschwurbel die ganze Review ist (und ich bin nun kein mega Nolan-Fan).
Ich weiß nicht, was es genau war, aber Teil 1 hat mich so beunruhigt, dass ich 2 Nächte lang an den Film denken musste. Und das fühlte sich nicht gut an. Was mache ich also am 3. Tag? Genau: Teil 2 schauen! Mein Leben läuft einfach perfekt.
1. Du verpasst mitten in der Nacht deine U-Bahn nach Hause und sitzt nun am Bahnhof fest, der gleich schließt. Dein Geld und dein Ausweis wurden dir geklaut, wie geht es nun weiter? Was passiert? Wem begegnest du und was erlebst du nun für eine Nacht?
• Ich trage nie mein gesamtes Geld bei mir - genau deshalb, damit ich in solchen Situationen nicht wie der allerletzte Depp dastehe. Wahrscheinlich würde ich das nächste Taxi suchen. Bezahlen tut man ja eh erst, wenn man am Ziel ist und zu Hause habe ich definitiv Geld. Notfalls einfach zu Fuß gehen oder jemanden mit dem Handy anrufen.
2. Gibt es eine Kleinigkeit, die dich richtig glücklich macht?
• Eigentlich sind es fast immer Kleinigkeiten, die mich glücklich machen. Mein tägliches Monster Energy, am Wochenende stundenlang in einem Videospiel versinken, den nächsten USA-Urlaub planen, wann auch immer der sein wird.
3. Von wem hast du viel gelernt und was hat dir diese Person beigebracht?
• Die obligatorische Antwort wäre hier wohl "meine Eltern", aber das wäre einfach nicht richtig. Während meines Studiums hatte ich mehrere Vorlesungen bei einem Strafrechtsprofessor, der höchstens die Hälfte der Zeit über Jura sprach und den Rest über gesellschaftliche und politische Themen schwadronierte, wobei er sich extrem gern selber reden hörte. Er war vll gerade mal 1,65m groß, aber hat mit seinem Sarkasmus und seinem Scharfsinn noch jeden in die Knie gezwungen. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an den Biss in seiner Stimme, wann immer er Putin als "lupenreinen Demokraten" bezeichnete. Auch war er ein Old-School-Liberaler, der jeden Bullshit als solchen benannte, egal aus welcher Richtung er kam. Weil heute selbst die Jura-Stundenten weitaus linker sind als früher, ging manchmal ein empörtes Raunen durch den Hörsaal, aber natürlich hat nie jemand was gesagt. Absolute Legende und das einzige, was ich aus meiner Uni-Zeit vermisse. Wenn ich irgend etwas darüber weiß, wie die Welt funktioniert, dann von ihm.
4. Wann hast du dich in einer Beziehung mal ganz allein gefühlt?
• Ehrlich gesagt fühle ich mich früher oder später bei und mit jedem Menschen einsam, egal wie gut ich ihn kenne oder wie sehr ich ihn mag.
5. Hat dich eine Beziehung schon einmal verändert? Wenn ja, auf welche Art und Weise?
• Jede Beziehung hat mich verändert, die eine mehr, die andere weniger. Meistens in die Richtung, dass mir Beziehungen generell zu anstrengend geworden sind.
6. Würdest du gerne einmal wochenlang schweigen?
• Aktuell während der Corona-Zeit gab es tatsächlich schon längere Phasen, in denen ich überhaupt nicht gesprochen habe. Ist gar nicht so schlecht.
7. Welche eingefahrenen Verhaltensmuster würdest du gerne verändern?
• Nicht mehr jeden Tag um 5 Uhr morgens wach sein, aber meine innere Uhr ist 'ne Bitch.
8. Worüber kannst du dich furchtbar aufregen?
• Ich will an der Stelle gar nicht zu spezifisch werden, aber im Durchschnitt reicht eine halbe Minute auf Twitter, um meinen Glauben an die Menschheit zu zerstören. Trotzdem logge ich mich immer wieder ein. Kreislauf des Grauens.
9. Inwiefern ähnelst du deinem Vater oder deiner Mutter?
• Ich kannte meinen Vater kaum, habe aber die Vermutung, dass ich ihm charakterlich sehr viel ähnlicher bin als Mutter. Den Geiz/Egoismus und den Hang zum Eigenbrötlertum habe ich zumindest definitiv von ihm. Den Humor evtl auch. Meine Mutter und ich sind dagegen mehr oder weniger das komplette Gegenteil voneinander.
10. Wobei kannst du dich gut entspannen?
• Essen, Zocken, seit neustem auch hin und wieder Podcasts.
11. Worin wärst du gerne gut?
• In irgendetwas Künstlerischem. Bereue es zum Beispiel manchmal, nie ein Instrument gelernt zu haben.
12. An welchem "nutzlosen" Gegenstand im Haus / in der Wohnung hängst du und warum?
• An meinen Kuscheltieren. Keine Diskussion darüber.
13. Was machst du am liebsten, wenn du frische Luft schnappen willst und welches Wetter gehört für dich dazu?
• Joggen - tue ich jeden Tag und bei jedem Wetter. Will nicht prahlen, aber von allen Menschen, die ich persönlich kenne, habe ich das beste Immunsystem ... aus gutem Grund.
14. Was war das schönste oder Außergewöhnlichste, dem du in der Natur begegnet bist?
• Als ich klein war, hatten wir einen großen Garten und einmal war da ein Eichhörnchen in einem Baum, das von meiner Mutter vor einer angreifenden Krähe gerettet wurde. Absoluter Thriller und für mich damals ein Wunder.
15. Gibt es einen Satz, den du nie vergessen wirst und warum hat er für dich eine so große Bedeutung?
• Nein. Vielleicht, weil ich Menschen nicht so sehr an Worten messe.
16. Was hast du als Kind gerne gemacht und machst du es heute noch?
• Den ganzen Nachmittag Kinderserien auf RTL II (Kickers, Mila Superstar etc.) geschaut. Geht heute nicht mehr, aus mehreren Gründen.
17. Auf welchem Gebiet würdest du gern deine Grenzen erweitern und wirst du es versuchen?
• Ich habe mich eigentlich nie wirklich mit den Werken großer Denker der Weltgeschichte auseinandergesetzt, was vermutlich ein Grund dafür ist, dass ich mich generell dumm und unterlegen fühle. Denke dann, dass es zum Aufholen jetzt eh auch schon zu spät ist. :-D
18. Was verbindest du mit dem Geruch von Holz?
• Habe vor gar nicht allzu langer Zeit ein paar Jahre in einem Haus gelebt, in dem mit Holzöfen geheizt wurde. Einerseits schön altmodisch, andererseits ultimativ unpraktisch.
Jeder sollte diesen Film sehen.
Orthodoxer Glaube ist nicht für jeden, aber in Zeiten wie diesen, wo Antisemitismus (wieder einmal) weltweit auf dem Vormarsch ist, sollte man sich von einer Serie wie dieser doch ein wenig mehr Umsicht wünschen. Schnell wird klar, dass das Thema nicht von innen, sondern außen betrachtet wird, was den Weg für unzählige Klischees ebnet. Besonders unglücklich dabei: Wissen über praktiziertes Judentum ist in der westlichen Welt weniger verbreitet als zum Beispiel über den Islam, weshalb sich vermutlich viele Zuschauer gerne durch Netflix "belehren" lassen. (Ab hier Spoiler.)
Die Hauptfigur Esty flieht von New York nach Berlin, um ihrer freudlosen Ehe zu entkommen und die Macher erwecken immer wieder den Eindruck, Sex sei für Juden nur zur Fortpflanzung da und Spaß generell verboten. (Estys Mutter deutet später an, zwangsverheiratet worden zu sein, dabei verbietet die Tora diese Praktik - die Liste ist lang.)
Die von allem abgeschottete Esty weiß zum Beispiel nicht einmal, wie Geschlechtsverkehr überhaupt funktioniert, findet sich einige Monate später jedoch wundersam in der sie für sie fremden Stadt Berlin zurecht. Dort trifft sie in einem Coffee-Shop (natürlich) auf einen Hipster und lernt durch ihn (ausgerechnet) endlich, was Freiheit ist und wie man diese nutzt.
Ich würde einem Juden auf der Flucht übrigens nicht unbedingt Berlin oder generell Deutschland als Aufenthaltsort empfehlen, aber lassen wir das mal großzügig beiseite und vernachlässigen für den Moment, dass die Serie komplett ins Fantasy-Genre kippt, als Esty mit kaum einem Cent in der Tasche in Rekordzeit zum gefeierten Gesangstalent aufsteigt.
Wohl eher unfreiwillig entlarvend bei all dem ist, wie die Berlin-Hipster ein Ereignis wie die Wannseekonferenz einfach wegschmunzeln, weil hier ja alle so locker und aufgeschlossen sind. Ich nenne es ganz humorlos fehlendes Geschichtsbewusstsein, das leider auch die Verantwortlichen hinter Unorthodox betrifft. Sonst hätten sie sich vielleicht wenigstens verkniffen, den Cousin von Estys Mann einen Haufen Geld beim Glücksspiel gewinnen zu lassen und damit das furchtbarste Juden-Stigma überhaupt aufzutischen.
Meine Befürchtung: Zuschauer fühlen sich durch Unorthodox subtil an die Praxis von Ehrenmorden erinnert und stellen sich am Ende die Frage, ob Juden eventuell gar nicht mal so anders sind bzw. in ihrer Gesamtheit Frauen verachten. Diese Serie entstand mindestens durch Ignoranz und ist ein einziges Grauen.
Das ist mal ein Horrorfilm, den man vor allem auch wegen der Darsteller gucken kann.
Brian Cox ❤
Bitte nicht das Offensichtlichste wählen. Ellen Page ist (bei aller Liebe) einfach zu alt und Jackman hat schon Logan. Justin Theroux als Joel ... doch, das gefiele mir.
"Remember the day when we first met?
That motorcycle. My best dress."
😢
Bitte nicht weitersagen, aber dieser plüschige Freund bewacht mein Sofa:
https://ibb.co/rt0ZGKB
Immer, wenn ich denke, dass dieser Konzern eigentlich nicht mehr tiefer sinken kann, schafft Disney es doch irgendwie.
Dieser Affe ... I'm in love.
Bevor jemand fragt: An mir lag es nicht, dass The Leftovers nicht auf der 1 steht. 😓
Also wenn bei dieser Konkurrenz 1917 als Bester Film gewinnt und seinen Siegeszug fortsetzt, wäre das locker schon jetzt die lächerlichste Oscar-Entscheidung der gesamten kommenden Dekade. Leider sehe ich genau das kommen.
One Take-Filme sind meistens eine zwiespältige Angelegenheit, denn so sehr einerseits das Gefühl von Echtzeit beschworen wird, so akkurat ist eben doch jede einzelne Bewegung geplant. Authentizität und Künstlichkeit stehen insoweit in offenem Widerspruch. Daher ist eigentlich schon von vorneherein Skepsis angebracht, wenn 1917 damit beworben wird, ein echtes "Mittendrin statt nur dabei"-Erlebnis zu sein (als Kriegsfilm sogar umso mehr, aber dieser moralische Einwand ist noch mal ein eigenes Thema und dabei ein Fass ohne Boden).
Sam Mendes' großes Problem ist, dass er seinen Technizismus nicht verkaufen an. Zwei britische Soldaten erhalten am Anfang den Auftrag, einen wichtigen Brief an eine andere Einheit zuzustellen, von dessen Übermittlung weit mehr als 1000 Menschenleben abhängen. Auf ihrem Weg müssen sie feindliches Gebiet durchqueren, was die Angelegenheit besonders gefährlich macht. Klingt nach einer Mission aus einem Videospiel? Ist es irgendwie auch, nur dass wir eben nicht eingreifen dürfen.
Ja, der Film sieht fantastisch aus, der nächtliche Abschnitt in Écoust gemahnt sogar wirklich an einen schaurig schönen Fiebertraum. Wie könnte es auch anders sein, wenn Roger Deakins hinter der Kamera steht. Den beeindruckenden Bildern zum Trotz will sich aber keine Dringlichkeit einstellen, was damit zu tun haben könnte, dass wir im Wesentlichen einen Hindernislauf sehen, der an die Olympischen Spiele erinnert - George MacKays Figur scheint dabei noch 1000 Mal mehr Kondition zu haben als Usain Bolt zu seinen besten Zeiten und Roger Federer zusammen. Als hätte es James Bond jetzt in den Ersten Weltkrieg verschlagen.
Die wenigen Momente, in denen der Film zur Ruhe kommt, wirken aufgesetzt und drücken teils auch etwas auf die Tränendrüse, dabei hätte 1917 gerade hier gewinnen können bzw. müssen - denn die Action (Corporal Schofield rennt seine Kameraden um, während hinter ihm die Bomben hochgehen) wie auch die Dialoge streifen oft die Grenze zur unfreiwilligen Komik. Unfassbar schlecht geschrieben und umgesetzt ist zum Beispiel die späte Szene mit Benedict Cumberbatch, nach der ich dachte: Wow, das soll es jetzt gewesen sein?
Mit Figurentiefe ist bei 1917 auch kaum was her, wobei ich das gar nicht allzu negativ anmerke. In Dunkirk etwa war die Anonymität der jungen Soldaten ein Vorzug oder zumindest kein Hindernis, weil Nolan ihnen etwas Universelles verlieh und seine Inszenierung (zumindest mir) wirklich an die Nieren ging. Beide Filme zeigen übrigens ein Rennen gegen die Zeit, Mendes beschränkt sich allerdings auf eine Perspektive und baut sich damit letztlich ein Gefängnis.
Ich bin fest davon überzeugt, dass kein Film allein aufgrund seiner Bilder Geschichte schreibt, und darum wird 1917 spätestens in 2 Jahren vergessen sein. Ganz egal, wie viele Awards er nach der Golden Globes-Überraschung noch abräumen sollte. Je länger ich über ihn nachdenke, desto hohler erscheint er mir in seinem Innern. Ein Film ohne Seele.
Taylor Swift natürlich, aus Prinzip.
Zu Almodóvar: Versuch's mal mit Volver und/oder Die Haut, in der ich wohne. :-)
Ich habe keine Ahnung, wer es war, aber danke an die Person, die gestern noch für 2 Tage diese Liste abonniert hat. Weiß es wirklich sehr zu schätzen. 😄
Also wenn Succession das Ding als bestes Serien-Drama nicht sicher hat, weiß ich auch nicht. Andererseits: Die Globes sind manchmal extrem komisch (sieht man ja schon daran, dass von allen GoT-Darstellern ausgerechnet Kit Harington nominiert ist).
Habe keine Ahnung von James Bond, aber die richtige Antwort ist natürlich Pierce Brosnan.
- Brad Pitt (Ad Astra, Once Upon a Time in Hollywood)
- Timothée Chalamet (Beautiful Boy, The King)
- Jeffrey Dean Morgan (The Walking Dead)
- Joaquin Phoenix (Joker)
- Jared Harris (Chernobyl)
- Adam Driver (Marriage Story)
- Ian McShane (Deadwood: The Movie)
- Jonas Dassler (Der Goldene Handschuh)
- Mel Gibson & Vince Vaughn (Dragged Across Concrete)
- Kieran Culkin (Succession)
- Kang-ho Song (Parasite)
- Daniel Day-Lewis (weil sowieso und immer)
Marriage Story hat bewirkt, dass ich mich nach all den Jahren noch einmal neu in das Autorenkino verliebt habe. Wie viele Geschichten gibt es nicht schon über die Höhen und Tiefen einer Paarbeziehung – fast jeder über 20 kennt sie (oder lernt sie gerade kennen) und doch gelingt es immer nur den Großmeistern des Films, sie uns durch fiktive Figuren so durchleben zu lassen, als wären die Geschehnisse auf der Leinwand unsere eigenen Erfahrungen.
Hier z.B. stehen zwei Millennials vor den Trümmern ihrer Ehe, was wir allerdings nicht gleich erfahren. Marriage Story beginnt nämlich damit, dass die beiden beschreiben, was sie an dem jeweils anderen schätzen. Erst nach den Monologen werden ihre doch eigentlich so liebevollen Worte in den richtigen Kontext gesetzt: Nicole und Charlie absolvieren eine Paartherapie. Sie sollen sich daran erinnern, warum sie sich einst in die andere Person verliebt haben, was schwierig ist, wenn diese Gefühle nicht mehr gültig sind und man nach all den Jahren weder sich selbst noch den anderen wiedererkennt. Das bislang wohl schönste/bitterste Motiv dafür fand bislang Michelangelo Antonioni mit dem Liebesbrief aus besseren Zeiten in La Notte, auf den Baumbach möglicherweise sogar bewusst anspielt.
Wie tief der Krater mittlerweile ist, deckt der Film dann Schritt für Schritt auf und bestätigt dabei eine allgemeine Vermutung, die ich schon lange mit mir herumtrage: Während einer Ehe sind oft die Männer die Gewinner, weil Frauen eher dazu tendieren, sich den Bedürfnissen des Partners unterzuordnen. Kommt es dagegen zur Scheidung, wendet sich das Blatt, denn nicht nur erhalten Frauen (wenn keine Einigung erzielt wird) meistens das Sorgerecht für etwaige Kinder, sie verkraften Trennungen auf lange Sicht auch grundsätzlich besser.
Doch Marriage Story bohrt noch etwas tiefer. Spannend anzusehen ist nämlich, wie das formal notwendige gerichtliche Prozedere nach dem Entschluss zur Trennung den Graben weiter vertieft, obwohl Charlie und Nicole freundschaftlich verbunden bleiben wollen. An dieser Stelle brillieren Laura Dern und Ray Liotta als abgebrühte, charismatische Scheidungsanwälte, die leidenschaftlich gern mit Dreck um sich werfen und Profit aus intimsten Gefühlen und menschlichen Verfehlungen schlagen, weil sie es eben können.
Am Ende steht die Frage, was denn nun wirklich noch übrig ist von dem, was Nicole und Charlie einmal verbunden hat. Die Antwort: Viel zu wenig für ein Hollywood-Happy-End, aber doch genug, um mich an einen Satz zurückdenken zu lassen, den einmal vor Jahren mein älterer Bruder zu mir sagte: "Wenn du heiratest, bereust du es, wenn du es nicht tust, bereust du es auch."
Schaue Bachelor in Paradise nicht, aber "Die Gefühle haben Schweigepflicht" ist die wohl beste H2-Überschrift, die es auf MP je gab (wohl umso mehr in diesem Trash TV-Kontext). Ich sitze hier und applaudiere.
Gestern Abend habe ich Ad Astra gesehen und seitdem kreisen meine Gedanken unaufhörlich um den Film, weil er einerseits so unglaublich in sich gekehrt ist und andererseits eben doch nach den Sternen greift. Die Suche nach anderem Leben im Weltall wird eigentlich eher nur am Rande thematisiert, aber die Idee, davon so besessen zu sein, dass man alle irdischen Bindungen kappt, fasziniert mich ungemein. Denn was, wenn da wirklich nichts ist? Oder da schon was ist, aber diese Wesen um ein Vielfaches intelligenter sind als Menschen und wir uns ob unserer Stellung im indifferenten Universum am Ende noch kleiner fühlen als sowieso schon? Eine weitaus höher entwickelte Spezies würde sich (aus gutem Grund) vermutlich ohnehin vor uns verstecken. Aber nein, so größenwahnsinnig wie wir sind, muss alles erforscht werden, obwohl es erwiesenermaßen manchmal besser ist, nicht alles zu wissen. Wir können nicht einmal für unseren eigenen Planeten ausreichend Sorge tragen, würden wahrscheinlich aber auch den Rest des Sonnensystems zu einer Müllhalde machen, sobald es der Fortschritt erlaubt.
Im All lauern diese ganzen Antworten, denen gegenüberzutreten es extrem viel Mut bedarf. Für die Hauptfigur Roy ist die Reise zu den Sternen eine ganz persönliche Angelegenheit und so kann Ad Astra eigentlich nichts anderes sein als ein intimes Charakterdrama mit viel Budget – eine überaus seltene Gattung von Film, aber dafür eine umso schönere.
[Hier möchte ich nun schnell eine Erfahrung aus meinem Leben einschieben, denn ich glaube, sie hat viel damit zu tun, dass mir Ad Astra so nahe gegangen ist: Ich habe meinen leiblichen Vater mit 11 Jahren das letzte Mal gesehen und meine letzten Worte an ihn waren, dass ich ihn nicht sehen will. 2013 ist er dann gestorben und nun ja, heute wünsche ich mir nichts mehr als dass der Abschied ein anderer gewesen wäre und bis heute vergeht kaum ein Tag, an dem ich mir nicht sage, dass ich nicht einmal mein Selbstmitleid verdiene.]
Roy ist ein Mann, der praktisch immer allein ist, egal ob auf der Erde oder im Weltraum. Die Entfremdung von der eigenen Umgebung, die so stark wird, dass man schließlich außerhalb der Erde nach Lösungen sucht, ist natürlich ein Klischee des Genres, welches James Gray allerdings mit Samthandschuhen anfasst. Liv Tyler als Brad Pitts Frau z.B. hat kaum Dialog und wird zunächst genau so inszeniert, wie auch ihre Rolle im Leben des Protagonisten ist: als Geist, verschwommen am Rande der Wahrnehmung.
Während seiner Mission muss Roy doppelt und dreifach durch die Hölle gehen, wird von anderen andauernd als Mittel zum Zweck benutzt und belogen, während seine Emotionen stärker hervortreten und die dichte Schutzschale ausgerechnet jetzt von ihm abfällt, wo er sie am dringendsten braucht. Seinem toten oder vielleicht doch nicht toten Vater kommt er unaufhaltsam näher und diese Gewissheit ist nicht zwingend räumlich bedingt, sondern vor allem subjektiv empfunden.
Obwohl er ironischerweise in meinem absoluten Lieblingsfilm mitspielt, habe ich Brad Pitt immer für überschätzt gehalten, aber womöglich ist jetzt ein guter Zeitpunkt, diesen Standpunkt abzulegen. Es braucht sehr viel, um die Unsicherheit und die inneren Erschütterungen einer Figur glaubhaft sichtbar zu machen, die sich komplett abgeschottet hat. Hier gibt es Anschauungsunterricht, der seinen Höhepunkt erreicht, wenn genau eine Träne aus seinem rechten Auge entweicht.
Ad Astra ist im Grunde alles andere als ein Werbefilm für unsere Spezies, denn die Besessenheit von der Eroberung des Universums mit allem was dazugehört sieht er sehr kritisch. Zugleich stellt er die Befindlichkeiten eines Astronauten in den Vordergrund, der selbst zwar alles andere als perfekt ist – aber immerhin bereit für die Wahrheit, egal wie sie aussehen mag und welchen Schmerz sie mit sich bringt. Die intergalaktischen Bilder, die der Film auffährt, sind natürlich überwältigend, doch sein Herz ist ein durch und durch menschliches. Und es pocht sehr laut.
Er selbst weiß es vielleicht gar nicht, aber das Altern tut Quentin Tarantino gut. Nach The Hateful 8 ist auch Once Upon a Time ... in Hollywood von Wehmut durchzogen und dieses Mal ist sie fast so eingängig und schön wie ein ABBA-Song. Verkörpert wird sie von einem Hollywood-Star in den besten Jahren, der – befeuert von seiner unglücklichen Rollenwahl – befürchtet, schon zum alten Eisen zu gehören und nur widerwillig in das Sub-Genre des Italo-Westerns vorprescht. Spielerisch montiert Tarantino DiCaprio in reale Filmklassiker hinein, zumindest mir allerdings kann er nichts mehr vormachen: Der schlitzohrige Nerd in ihm weicht ganz langsam einem reifenden Filmemacher oder genauer gesagt einem gereiften Mann (beides hängt natürlich eng miteinander zusammen). In Once Upon a Time stehen diese Gesichter Tarantinos offen, aber nicht unbedingt widerstreitend nebeneinander und darum ist es einer der interessantesten Filme seiner Karriere.
Einmal mehr erweist er sich dabei als genialer Szenen-Komponist, der seine Meisterschaft und Philanthropie hier so zügellos wie nie durch Ausschweifung vermittelt, um dann meistens doch noch einen sicheren Touchdown zu landen. Wenn zum Beispiel dem von Selbstzweifeln geplagten Rick Dalton/DiCaprio Tränen des Glücks in den Augen stehen, nachdem eine 8-Jährige aufrichtig sein Schauspiel lobt, ist es schon schwer, nicht auch selbst ein klein wenig ergriffen zu sein. Tarantino scheint zu wissen, wovon er spricht. Sogar Menschen also, die talentierter und erfolgreicher sind als 99% der Weltbevölkerung, schauen hin und wieder verängstigt und ratlos in die Zukunft – wie ungemein tröstlich.
Aber schauen wir noch ein bisschen weiter: Der vielleicht größte Held der Geschichte ist Cliff Booth. Als Daltons langjähriges Stunt-Double führt er ein Schattensein und genießt lange nicht die gleichen Vorzüge wie sein berühmterer Kollege. Doch ist er die Art von Person, die nach Salz und Tequila fragt, wenn das Leben eine Zitrone reicht. Und das ist eine verdammte Kunst. Solange abends sein hungriger Hund auf ihn wartet, kann Booth nichts aus der Fassung bringen. Macht ihm ein hübsches Mädchen am Straßenrand schöne Augen, bleibt er nicht stehen, wenn er gerade in die andere Richtung unterwegs ist – wohl wissend und lässig darauf vertrauend, dass die nächste Gelegenheit kommen wird. Kurzum: Wir sollten alle ein bisschen mehr wie Booth sein, aber nur wenigen gelingt es, Seelenfrieden durch Bescheidenheit zu finden. Am wenigsten Rick Dalton.
Was nun die Manson-Morde und Sharon Tate konkret mit all dem zu tun haben, verrate ich nicht, aber seid versichert, dass am Ende alles zusammenkommt und Tarantino wie ein kleines Kind im Sandkasten wieder einmal in seinem Universum der unbegrenzten Möglichkeiten operiert. Ich war leider noch nie in Los Angeles und habe mir die Stadt immer so betörend ausgemalt, wie sie Once Upon a Time ... in Hollywood zeigt. Nicht einmal David Lynch konnte daran etwas ändern. Den Film zu sehen, bedeutet vermutlich, knappe 160 Minuten lang staunend im Cabrio durch die Metropole zu cruisen. Mit den Füßen an der Frontscheibe.
Tony Soprano (Die Sopranos)
Al Swearengen (Deadwood)
John Locke (Lost)
Dale Cooper (Twin Peaks)
Saul Goodman/Jimmy McGill (Breaking Bad/Better Call Saul)