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Alle Kommentare von lieber_tee
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#21
U...wie U-Boot-Filme
benutzen Elemente des kriegs-historischen Dramas und beklemmend-engen Thrillers um in die Tiefen der dunklen Ängste von Protagonisten, ihren Überlebenskampf zu tauchen.
Was bei "K-19" zunächst recht ungewöhnlich wirkt, große Hollywood-Stars als russische U-Boot-Offiziere in einem geschichtlich nachweisbaren Kalten-Krieg-Ereignis, ist letztlich dann doch nur die übliche, gewöhnliche Pathos-Schmalz-Soße der (US-) Unterhaltungsindustrie.
Kathryn Bigelow hat scheinbar das Thema ihres Lebens gefunden: Heldentum im Kriegsfall. Zumindest geht sie in ihren späteren Filmen etwas nüchterner als hier an die Sache ran.
Der Showdown in der Tiefe ist eine handwerklich sorgfältige und schauspielerisch solide See-Gurke, die vor keinem Pelzmützen-tanzenden, Wodka-trinkenden Russland-Klischee halt macht, alle klaustrophobischen Sonar- und Nieten-knackenden U-Boot-Thriller-Stereotype hemmungslos abarbeitet um am Ende mal wieder echte Männerbündnisse, Selbstopferung und übergroßen Mut zu feiern. Gerne wird dabei impliziert, das der Kommunismus ein Menschenmordendes Ungetüm und dem hilfsbereiten Westen technisch unterlegen ist, bei Mut und Heldentum der Russe aber locker mithalten kann.
Der Film ist so verstrahlt wie die armen Kerle in der Reaktorkammer.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Christophe Honoré verlagert seine zeitgenössische Adaption von Madame de Lafayettes Roman "La Princesse de Clèves" (1680) in ein renommierte Pariser Gymnasium, in dem ständig von Liebe und Gefühlen geredet wird, wie in Textanalysen eines Deutschunterrichts.
Die Liebesreigen zwischen Schülern und Lehrern bestehen aus Begehren, Verletzungen und Enttäuschungen. Liebe ist schnell daher gesagt, nicht möglich, vergänglich, eine Illusion die Angst macht. Sie erscheint wie eine erlernbare Fremdsprache, noch fehlt die emotionale Handhabe.
Im Mittelpunkt steht die 16-jährige Junie (Léa Seydoux), das zerbrechlich wirkende, unnahbare, traurig-schöne Mädchen. Kontrolliert und brodelnd wird sie von Männern begehrt. Sie ist selbst unfähig sich ihren Gefühlen hinzugeben, sie einzuordnen und verursacht mit ihrer Unsicherheit einen tragischen Prozess. Das emotionale Chaos was in und um ihr herrscht verwirrt sie. Überall werden große Worte, großer Pathos gesprochen und geschrieben, finden aber keinen adäquaten Anklang bei den Akteuren.
Pointierte Stilmittel wie Gesangseinlagen, genau akzentuierte Songs oder Zeitraffer-Elemente intensivieren die Gefühlslagen der Figuren in den nüchtern inszenierten Film. Das seltsam emotionslose, sprunghafte Spiel der Schauspieler/-innen, ihre befremdlich wirkenden Handlungen haben einen unnahbaren Charme, ihr Innenleben offenbart sich nicht auf den ersten Blick. Und gerade das mach den überaus faszinierenden, verwirrenden Reiz des Films aus.
Famos.
Bei dieser Liste hätte ich mir (mal wieder) eine fünfminütige Recherche mit fachlicher Kompetenz gewünscht bevor sie so online geht.
Ihr könnt mich steinigen, es ist ja allgemeiner Konsens den Film in die Tonne zu treten. Und ja, es gibt genügend gravierende Mängel... Aber wie das so bei Film und Wahrnehmung ist, mir hat der Streifen auf seine böse Art gut gefallen. Denn hier bekommt der Mythos des moralisch korrekten Schwarzeneggers eine dicke Watsche ins blutverschmierte, grinsende Gesicht. Das immer um Korrektheit bemühte und mit den amerikanischen Werten integre Rache-Kino, das gerne Selbstjustiz, Familie und Männer-Team-Geist glorifiziert wird hier zynisch sabotiert. Der Titel ist Programm. Offensichtlich. Nicht tiefsinnig, nicht geschmackvoll, nicht stil-sicher aber für Ayer typisch roh. Arni grenzt an eine Selbstparodie, sein Vermächtnis wird bewusst (?) angepisst. Der Urin ist ätzend, beißend und menschenverachtend. Keine Ahnung ob das so gewollt war, ich fand es genauso widerwärtig wie faszinierend. Aus Trotz bekommt der von mir ein "ganz gut".
Das an sich schon völlig unnötig gerebootete Merchandising-Franchise-Produkt aus dem erfolgsverwöhnten Marvel-Haus nudelt lieblos die Zielpublikumserwartung ab und setzt auf die Dauer Spinnenweben an.
Auf ein notwendiges Mindestmaß bei Figurenzeichnung beschränkt, hopst der Comic-Arachnoid im rot-blauen Ganzkörperkondom wenig schwungvoll durch sein schlechtes Timing, hat unbegabte Gesichtsschabracken (Garfield & Stone) als Identifikationsfiguren und un-charismatische Nerv-Bösewichter (völlig lustlos Jamie Foxx).
Spider 2 ist genau die Art von Blockbuster-Kino, das mir in seiner synthetischen Reißbrettartigkeit und Effektartigkeit dieses Übersättigungsgefühl an Superhelden generiert.
Ein paar nette Actionszenen hat der klebrige Brei dennoch und die Anflüge von Selbstironie gefallen aber eigendlich ist das so ein typischer Scheiß-egal-Film.
Auch ich möchte meine Begeisterung und Überraschung kund tun, einen der intelligentesten deutschen Film-Kritiker hier zu lesen.
"Das Klima hier drückt einem die Schenkel auseinander."
Eine halb-keusche Nonne aus dem kalten Deutschland erbt eine schwüle Bordell-Kette im heißen Hongkong. Dort sind alle auf Vanessa und ihr Geld geil, während sie selbst geil wird.
Softcore-Sexploitation ala "Emmanuelle" mit schwitziger Hand vom Schmuddel-Regisseur Hubert Frank abgespackt.
Folkloristische Exotik-Erotik, geschmäcklerische Bilder, Lesben-Sex, etwas Nonnen-Auspeitschen und mystischer Zauber soll den 70er Jahre Mann das "Feuer des Schoßes" spüren lassen, damit er nicht über die rassistische und sexistische Porno-Magazin-Geschichte nachdenkt.
Wer seine Retro-Schmiere mit Olivia Pascal, dem feuchten Bravo-Jungen-Traum der 80er, polieren möchte kommt bei ihren erigierten Nippeln voll auf seine Kosten, der Rest schämt sich für solch einen feuchten Bahnhofkino-Männertraum.
Ich gehöre zur ersten Gruppe.
Horro, das schwarze Schaf und Tee, der Beutel im Dickicht des Tierhorrors.
A wie...Affe.
Einer der gelungenen Affen-Horrorfilme.
Sorgfältig baut Regisseur Richard Franklin mit den klassischen Stil- und Versatzstücken des Gruselfilms eine hinterhältig-bedrohliche Stimmung auf, pointiert Terror geschickt mit trockenen Humor, nimmt sein tödliches Katz und Mausspiel zwischen der angeblich überlegenden Gattung und dem Tier nie zu ernst.
Das beeindruckende Training des smarten Orang-Utan "Link" wird clever und wirkungsvoll montiert, erzeugt furchteinflößende aber auch niedliche Momente, vor der stimmungsvollen Kulisse eines viktorianischen Landhauses am Ende der Welt.
Die immer unvorteilhaft 80er-Jahre gekleidete Elisabeth Shue und der grimmige Terence Stamp machen ihre Sache gut, werden aber von dem weitaus charismatischen Titeldarsteller an die Wand gespielt.
Etwaige Betrachtungen über das nachhaltig geschädigte Verhältnis zwischen Mensch und Tier und der psycho-sexuellen Beziehung zwischen der versorgenden Mutter-Frau und dem bedrohlichen Primaten-Mann werden zaghaft angedeutet.
Altmodisches, sympathisches, CGI-freies Affen-Grusel-Theater, mit einem subtil-fiesem Ende, das gerne übersehen wird.
Religionsunterricht in Hollywood? Die Bibel, ein neues Merchandising und Franchise-Projekt? Hat Aronofsky nun völlig sein Rad ab und verfilmt Gottes Wort?
Ne, so schlimm es es nicht, fast…
Wenn die Menschen das Paradies kaputt machen, macht sein Schöpfer halt die Menschen kaputt, ersäuft sie, wischt mit einer großen Welle alles Böse von der Welt. Die Wasser des Himmels ergießen sich auf die verödete Menschheit, nur die armen Tiere behalten ihre Unschuld. Naja, eine Chance gibt es dann doch...
Blei-schwer und stark moralisiert wanke ich aus Aronofskys apokalyptische Bibel-Interpretationsstunde, in der ein fanatischer Menschenhasser glaubt durch Gottes Testparcour zu schwimmen um den richtigen Weg der Liebe und Vergebung zu finden. Hier tut der beherrschende Mann was ein Mann Gottes nun mal so tun muss, und die Frau macht das was sie am besten kann, nämlich Kinder gebären. Sowohl im Großen (Schöpfung) wie im Kleinen (Familie) muss mit Sünde, Sühne und Sehnsucht gelebt werden. Im Privaten findet sich dann die Erlösung. Oder im Biobauernhof neben an...
Aronosfky bleibt seinem Kernthema, dem Wahnsinn, treu. Ob in der Kunst, Wissenschaft, dem Sport oder bei Drogen. Hier die Religion, als Prüfung...Verpackt und zusammen-gezimmert mit gigantomanischen Bildern, die vor trivial-christlicher Symbolik nur so strotzen und mit Fantasy-CGI dem Zuschauer um die Augen gehauen werden.
Der Film kann als kritische Studie über religiösen Fundamentalismus oder als öko-esoterischer Befreiungs-Akt verstanden werden. Mutig und kontrovers ist "Noah", da er Mechanismen des Blockbuster-Kinos respektlos nutzt um ethische Fragen zu stellen, subtil ist er aber zu keinem Zeitpunkt. Die Thesen, Meinungen und Andachten werden dem Zuschauer mit dem Holzhammer angenagelt.
Ich bin wohl zu atheistisch um solch einen Film mit Genuss folgen zu können, faszinierend ist das ganze Konzept aber schon, nur halt nicht gut.
Am Ende sind alle üblichen Bibel-Werte wie Vergebung, Barmherzigkeit und Liebe in trockenen Tüchern. Oder mit anderen Worten: Wenn die Werte in der Familie stimmen, dann stimmt es auch mit der Welt.
Nicht wirklich neu...
"Warum glauben Söhne immer Götter zu sein..."
Einer dysfunktionalen Familie entstammend, mit einer Mutter, die eine Hure ist, einem Vater, der nie Vater war, treibt in abgehackter Langsamkeit, orientierungslos der adoleszierende Sohn durch ein Leben aus ödipaler Abhängigkeit, Leiden und sexuellen Perversionen.
Christophe Honoré inszeniert die unheilbringende Beziehung zwischen Eros und Thanatos mit der Sperrigkeit eines 60er Jahre Nouvelle-Vague-Films. Seine "Verfilmung" des erotischen Prosa-Textes "Meine Mutter" vom französischen Philosophen Georges Bataille thematisiert die unheilige Symbiose zwischen Sex(ualität), Tabubruch, Sterben als Melange aus Erniedrigung, Macht, Inzest und Libido.
Der ganze Denken des Films um Freud, de Sade und Nietzsche ist den provozierenden 70ern, mit ihren entsprechenden Skandalfilmen und Romanen verhaftet, wird mehr oder weniger treffend in die Jetzt-Zeit transportiert.
Der Film wirkt mir zu sehr auf ein bedeutungsschwangeren, künstlerisch-wertvollen Arthausporno hin programmiert, in dem schöne Menschen un-fokussiert böse Dinge machen, die mit meiner Lebenswirklichkeit wenig zu tun haben, mich nie berühren oder erschließen, aus der Distanz heraus aber faszinieren. Vermeintliche Tiefe darf gerne hinein-interpretiert werden, besonders dann wenn (Er-)Kenntnisse um die Werke von Batailles vorherrschen.
Ich kann nur schwallartig kotzen wenn ich lese was dieses C-Promi-Arschloch so von sich gibt...
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/xavier-naidoo-auf-montagsdemos-ueber-deutschland-und-paedophile-a-987539.html
1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
Mondo-Filme, eine Welt ohne Scharm und Anstand.
#01
"Ein altes Wort aus Kannibalen-Mund soll heißen: Wer Bier trinkt, lässt sich besser Kauen."
Bei 50 Grad bund-eingefärbte Osterküken in Italien, mit Bier gemästete Kälber in Japan, Haifischfütterung mit giftigen Seeigeln in Südostasien...
"Mondo Cane" ist ein Paradebeispiel für niederes Instinkt-Kino, voller Doppelmoral, als suggestive, manipulative Dokumentation dargereicht.
Das zivilisierte Verhalten abendländischer Kultur wird grotesk und flegelhaft un-zivilisiertem Verhalten von "Wilden" am anderen Ende der Welt gegenüber gestellt. Natürlich werden jede Art von un-nachvollziehbaren Ritualen lächerlich gemacht. Ihrem kulturellen Kontext beraubt, werden sie diffamiert und rassistisch verunstaltet. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes widerwärtig, politisch unkorrekt.
Der Film wirkt allerdings 50 Jahre später wie eine bitterböse Satire, die mit viel Distanz und (bierseeligen) Humor durchaus seinen Reiz hat.
Dieses Urgestein des umstrittenen Mondo-Genres zeigt die Bösartigkeiten der Welt, wie ein fremdartiger Fantasy-Film, zwischen angewidert und fasziniert. Ein offensichtlich konstruierter Unsinn, voller Lügen.
Ein Film den es eigendlich gar nicht geben dürfte, denn diese schaurige Bilderflut aus oberflächlichen, reißerischen und irgendwie magnetisch-voyeuristischen Niederträchtigkeiten ohne Pietät ist ablehnbar, bar jedem Geschmackes. Wenn Kinder Totenschädel wienern und wie Baukästen zusammen bauen ist schon perverser Humor beim Zuschauer von Nöten um den Kern des Films, die Degradierung von Menschlichkeit auf dieser Welt zu erfassen.
Auf der Suche nach krampfhaften Überleitungen rumpelt "Mondo Cane" auch mal über zeit-geistige Koma-Sauf-Proll-Bilder auf der Reeperbahn herum, geht im Stierkampf der Geschmacklosigkeiten unter, ist aber in seiner plakativen Gegenüberstellung von Gehässigkeiten durchaus erlebnisreich, manchmal sogar treffend, trotz konservativer Moralvorstellungen.
Exploitation-Kino in Pseudo-Dokumentationsform, aus Müll wird Kunst gemacht. Ein filmisches Monster, das den Glauben am humanistischen Menschen verloren hat.
1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
Fern von einfältiger Komödien-Unterhaltung ist Local Hero einer meiner großen 80er Jahre Kino-Helden, in dem einfach alles stimmig ist. Feinfühlig, klamaukig, melancholisch, träumerisch. Auch wenn die Öko-Botschaft mit Kapitalismuskritik heute vielleicht altmodisch-naiv wirkt, damals war sie (mein) Zeitgeist und ist heute immer noch aktuell. Mit poetischen Bildern von Chris Menges und geohrwurmter Musik von Mark Knopfler veredelt, ist mir ziemlich egal ob manch Plakativität zum Vorschein kommt. Der Film hat das Herz am richtigen, kauzigen Fleck.
Southern Gothic.
Übernatürliche Teenager-Liebesgeschichte und Familientragödie in sanft-weich fotografierter Bauernhofromantik, mit etwas Grusel. Kein Horrorfilm, mehr Drama, scheußlich synchronisiert und vom Hauptdarsteller entrückt-unnahbar gespielt, so wie der Film.
Der Film zur Bettwäsche.
Harmloses Kleinkinderkino, dessen Zielgruppe dann die Eltern bedrängt die Planes-Bettwäsche zu kaufen um sie vollzupullern. Bin eingeschlafen bis mich meine Tochter geweckt hat, weil sie aufs Klo wollte.
Auch wenn er zum Ende hin das obligatorische Krawall-Kino ausatmet, der Streifen hat überraschend viel Esprit, sogar eine nicht-doofe Geschichte und viele gut geschriebene, pfiffige Dialoge. Das ist mehr als ich erwartet habe, gerade da der erste Captain Amerika mau war. Natürlich wird hier wieder mal die Freiheit holzschnittartig erkämpft aber den möglichen Missbrauch einer allumfassenden Überwachung- und Waffen-Technologie gibt diesem militärtechnischen Film eine Raffinesse, die angenehm ist. Angenehm auch die übersichtliche, dynamische Regie, die sogar etwas mit den Figuren anfangen kann. So fällt es mir, trotz zeitweisem Übersättigungsgefühl, leicht dem Marvel-Universum treu zu bleiben.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#20
T…wie Tanzfilm.
Ob aufwendig choreographierte Bewegungen oder bildgewaltige Battles, ein Tanzfilm soll den Zuschauer zum mitzappeln und nachmachen animieren. Mit eingängigen Songs, verbunden in ein szenetypisches Umfeld geht es um Wettkampf, Anerkennung, Ausdruck einer Lebenseinstellung und jugendkulturelle Ideale. Eingebunden werden die Geschichten meist in eine Liebesbeziehung und / oder dem Ruf nach Aufbegehren.
„Ich habe eine Wassermelone getragen!“
Dirty Dancing ist ein Phänomen.
1988 verursachte er einen irrsinnigen Run auf Tanzstudios, der einer Massenhysterie gleich kam. Es war damals fast unmöglich mit einem Mädchen auszugehen ohne mit ihr den Streifen kuschelnd in der letzten Kinoreihe zu erleben und noch heute wird er als der kultigster Tanzfilm aller Zeiten benannt.
Dabei ist Dirty Dancing offensichtlich kein "guter" Film!
Eine für billige 6 Mio Dollar heruntergekurbelte, belanglose Coming of Age - Liebesschmonzette mit Machogehabe, die auf 60er Jahre macht, mit ihren verschwitzten, knappen und entblößten Körperdarstellungen allerdings mehr an einen 80er Jahre Aerobic-Film erinnert. Wenig talentiert geschauspielert, mit zwei aufstrebenden Sternchen der Zeit besetzt, die zumindest wirklich tanzen konnten und nicht gedoubelt werden mussten, sind seine Bilder Stangenwaren-fotografierte Ästhetik. Regisseur Emile Ardolino inszeniert unerfahren, die Geschichte schmilzt zwischen trivial und völlig überfrachtet dahin, mit furchtbar eindimensionalen Figuren. Unzählige Subplots wie Geschwister-Rivalität, Arm und Reich-Gefälle, Ausnutzung des Mannes (!) als Sexualobjekt, Abtreibung usw. werden nur grob angerissen um sie dann desinteressiert fallen zu lassen. Die spießige Moral des Films verkommt in Schlagwörtern, ebenso die Dialoge und, mal ganz ehrlich, so richtig beeindruckend sind die Tanzeinlagen nicht choreographiert, wirklich „schmutzig“ sieht anders aus…
Aber der Film weckt (scheinbar nicht nur bei mir) immer noch Emotionen, sei es auch nur nostalgische, romantisch-verklärte Sommerferien-Gefühle, verbunden mit Jugenderinnerungen im Tanzstudio. Der Soundtrack ist geohrwurmter Pop, Grey finde ich typisch 80er-sexy und Swayze mag ich, warum auch immer…
Die Hintergrundgeschichten zum Film sind fast spannender:
Ein homosexueller Filmemacher erzählt eine passgenaue Hetero-Liebesgeschichte. Der männliche Part sollte zunächst als italienischer Hengst herüberkommen und von Billy Zane gespielt werden, der dann aber herausgeworfen wurde, da er zu schlecht tanzte. Die Chemie zwischen Swayze und Grey stimmte so gar nicht, schlug in blanken Hass um. Die Dreharbeiten begannen bei überhitzten 40 Grad im Sommer, dauerten bis in den Herbst, wo es dann bitterkalt wurde und Bäume grün angemalt werden mussten. Die ersten Testvorführungen waren ein Desaster, das Publikum und der Verleih reagierten ablehnend. Pickel-Clearasil wollte zunächst den Streifen puschen, bis die konservative Firma erfuhr, dass im Film abgetrieben wird.
Niemand glaubte an Dirty Dancing und trotzdem löste er einen Tanzrun aus, wurde durch Mundpropaganda mega-erfolgreich, nicht nur beim Teenie-Zielpublikum, sondern auch bei erwachsenen Frauen.
Das ist Hollywood, mal nicht exakt durchgeplant, hat Charme und bekommt bei mir Sympathiepunkte.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Furchtbar.
Trivial-mythische Schmalz-Soße aus abgehalfterten Binsenweisheiten und naiv-pathetischen Emotion-Wirrwarr ergießt sich in einschläfernden Raum-Schiff-Schlachten und Opferbereitschaft-Pathos. Überhebliche Massenmörder als Helden, Blümchen-Botschaft für die heilbringende Zukunft, Meinungen werden wie bei der FDP geändert, Planeten durch schwarze Materie aus ihrer Bahn geworfen, Terrorismus löst Zeitknoten und bei den Brüdern stimmt die Chemie nicht.
Superlative, Superlative.
Angeberisch wird der visuelle Nahkampf mit einem zunehmend ratlosen Zuschauer gesucht um ihn mit abgehalfterte Helden-Gestiken und Erlöser-Botschaften zu erschlagen. Großkotzig-aufdringlich wehen heroisch die fotorealistischen Haare im Wind, der inhaltlich-luftleere Raum füllt sich mit bombastischer und detaillierter Animation. Naturalismus ohne Charme. Ethische und moralische Konflikte sind nur schwallartige Dialog- Ergüsse.
Die offensichtlich begabten Computerprogrammierer, mit ihrer fetten Festplatte, erschaffen substanzlosen und herzlosen Kitsch.
Was nutzt es wenn das japanische Animationskino technisch seiner Zeit voraus ist, wenn es ebenso wie das westliche Kino im aufwendigen Blockbustersegment nur erzählerischen Hohlsinn erschafft, verbunden mit fragwürdigen Erretter-Ideologien.
Zwei Punkte für die hübschen Bilder, einen für den Film.
Schon mal beim Koma-Besäufniss doppelt gesehen? Einen Horrortrip vom Kiffen bekommen? Durch Pillen paranoid geworden? Alles erscheint am nächsten Tag wie im Nebel. Der Wunsch nach Rückgängig-machen des Vorangegangenem kann groß sein. Scheiße gebaut, mit sich unzufrieden, bitte, bitte eine zweite Chance...
Nicht das Regisseur Denis Iliadis (The Last House on the Left-Remake) seine Mixtur aus ProjectX-Feeling trifft auf Körperfresser, die täglich das Murmeltier grüßen einem irgendwie hoch-gelagerten Meta-Mind-Fuck gerecht wird, gar bösartig oder konsequent ist. Allerdings hat dieser Körperdouble-Zeitreise-Flick seine verstörende Momente, ist überraschend unheimlich. Er schafft es, trotz der stark eingeschnürten, verschiedenen Genre-Korsetts, im Horror-Bereich etwas Neues, fast Innovatives zu schaffen. Scheitert aber an seinen Bemühungen, mit dieser bewusst hirnrissigen Story, nach vermeintlicher Tiefe a la Kontroll- und Identitätsverlust hinterher zu feiern.
Nicht wirklich gelungen, mit einem Pool an unsympathischen, austauschbaren Typen bevölkert, von denen ich mir nun wirklich keine Duplikate wünsche, ist das Drehbuch und seine zwischen Subversivität und Anbiederung schwankenden Inszenierung trotzdem einen Blick wert.
Interessant gescheitert.
Hier muss man den Humor im Chaos entdecken.
Bay macht Komödien wie er Actionfilme macht. Mit Hanteln ordentlich auf den Lach-Sack hauen, irgendein Witz wird schon getroffen. Der Film ist so aufgepumpt, das er nur seitlich durch die Tür passt...
Run, Kristy, run.
Home-Invasion zum Thanksgiving auf einem verwaisten Campus.
Zeitweise intensiv und in Bild-/Tonmontage nicht ungeübte Truthähnchen-Jagd mit stimmungsvollem Setting. Nur was nutzt die Begabung des Regisseurs, wenn die Hauptdarstellerin (die im Film zwar gottlob nie kreischt aber deshalb nur mit teilnahmslosen Gesichtsausdruck herumläuft) und das ganze Drehbuch eine wässrige Gurke ist. Über die Unwahrscheinlichkeiten, dem ganzen fahrigen Konstrukt, dösigen Ende und aufgesetzten Internet-Phobie-Bezug lege ich ein Mantel des Schweigens.
Wer noch nie in diesem Genre gejagt wurde gerät vielleicht ins Schwitzen, der Rest ins Gähnen.
Im Gleichschritt Ficken für den Führer, in einem Bordell, dass sein horizontales Gewerbe im Banne des steil empor gestreckten Schwanzes, äh Armes führt. Vertrauen ist gut, Misstrauen ist sicherer, während der germanische Arsch penetriert wird hören Abhörspitzel Linientreue und Verrat ab.
Provokationskino von Tinto Brass, Naziploitation als durchdachte Kunstform.
Nazionalsozialismus wird als alarmierender Narzissmus, als Hort von Minderwertigkeitskomplexen, sexueller Wut, Fetisch und Besessenheit nach Macht entlarvt. Themen die der Regisseur wenige Jahre später in "Caligula" in den filmischen Exzess treibt. Allerdings anders als die anderen räudigen Filmhunde des Sub-Genres trifft Brass den Kern, die Entfremdung des Menschen durch Erniedrigung und Herrschaft, im sexuellen und politischen Kontext (wie bereits Pasolini in "120 Tage von Sodom"). Aber es existiert noch Hoffnung. Zwischen all den opulenten Ausschweifungen und Generalmobilmachungen des Unterleibes existiert eine Sehnsucht nach Liebe, ein Funken an Widerstand.
Famoses, nicht unbedingt subtiles, aber durchaus cleveres Puff-Gemälde angesichts braunen Terrors. Üppiges, genießerisches, anstößiges 70er-Kino ohne Hemmungen.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#19
S…wie Skandalfilm.
Jedes Filmjahrzehnt hat seine Skandalfilme, meist wegen expliziter Darstellung von Gewalt und Sex, in Verbindung mit Tabubrüchen.
„Caligula“ ist der Schwanzus Longus des Genres.
Parole: Gerechtigkeit.
Gaius Germanicus Ceasar möchte ein Gott sein. Ohne Grenzen herrschen, geliebt und gefürchtet werden. Ein kindisches, paranoides, macht-geiles, größenwahnsinniges, sadistisches und narzisstisches Regenten-Schwein. Eine giftige Viper, die sich an den Brüsten Roms nährt. Auf seiner Suche nach Unsterblichkeit lässt er zivilisatorische, humane und gesellschaftliche Normen sausen, gibt sich der reinen Autorität, des hemmungslosen Vergnügens und der Gier nach Geld hin.
Ähnlich wie dieser Deckhengst des Staates seine Unmoral feiert, feiert der Film seine Dekadenz.
Eine ausschweifende Farce, in der sich Taktlosigkeiten, explizite Brutalitäten und viehischer Sex wild miteinander Paaren. Lustvoll greift sich dieser Film an sein verschwitztes, dreckiges Gemächt der (politischen) Macht. Eine perfide Studie über körperlichen und seelischen Verfall zu Zeiten Roms, so grimmig wie Dantes Komödie.
Der Aufstieg und Fall des Tyrannens hat bis heute nichts an seiner (gewollt) provokativen Skandalösität verloren. Die geschickt (nachträglich) hinein montierten Hardcore-Szenen verstärken seine dekadente Kraft, sind das reichhaltige Salz in dieser un-prüden Suppe.
„Caligula“ würde nur halb so gut funktionieren, wäre da nicht die unfassbar-geniale Präsenz und Performance von Malcolm McDowell, der, egal ob unter Drogen oder nicht, eine schauspielerische Monsterleistung bietet (für die er sich heute schämt). In einer ausschweifend-opernhaften, verschwenderischen Ausstattungs-Orgie tanzt er lustvoll den irrsinnigen Derwisch und trägt die 154 Minuten auf seinen Schultern.
Nicht intellektuell, nicht subtil, nicht frei von Längen und Wiederholungen, erst recht nicht geschmackvoll oder politisch-korrekt aber immer ein Schmaus für Auge, Arsch und Schwanz, das ist „Caligula“.
Parole: Hodensack.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Virtuelles Filmsofa-Gespräch zwischen Souli und Tee über den zeitgleich gesehenen Film.
Film im Dialog #02
Souli: Wo bleibt Ralph Moeller?
Tee: Der musste bei „Expendables 3“ Slys Wumme putzen...
Souli: Welche?
Tee: Die tiefer gelegte...
Souli: Die hat er für Ridley Scott auch schon geputzt.
Tee: Putzen kann er scheinbar...
Souli: Carrie Anne Mosse! Die lebt noch?
Tee: wohl nicht lange...
Souli: Wo bleibt Milla Jovovich?
Tee: Irgendwie vermisste ich die auch, ihr Ehemann ist ohne sie nur halb bei der Sache.
Souli: Männerromantik im Gladiatorenkäfig ist auch furchtbar.
Tee: Ach, latent schwule Knast-Romantik. Der Film hat Subthemen, mann glaubt es kaum...
Souli: Der Film hat Subthemen, die nicht mal mit Aussicht auf temporärer Vergnügen angeschnitten werden dürfen.
Souli: Kiefer Sutherland, ey. Subtiles Spiel stand nicht im Interesse der Schauspielführung.
Tee: Nur so ist der Film erträglich...Die Schauspieler spielen wie der Vulkan.... Kiefer hat ja scheinbar bei seiner Arschlochrolle Spaß gehabt, aber was soll dieser völlig unbegabte treudoofe Hauptdarsteller? GoT-Arschkriecherrei?
Souli: Naja, GoT-Fame ausnutzen, machen ja mehrere Filme momentan (funktioniert nur nicht). Jetzt wird er Pferdeflüsterer: "Ich konnte reiten, bevor ich laufen konnte."
Tee: Mann beachte wie Schmolllippe sexuell erregt wird wenn der halbnackte Slaven-Interest ausgepeitscht wird. W.S. Anderson subversiv.
Souli: Oh, heimlicher Fetisch in der Antike?
Tee: Zuviel Caligula geschaut.
Souli: Jetzt wird er ausgepeitscht. Sehe allerdings noch kein lustvolles Schmollen!
Tee: Ne, das thematisiert ihre geile Freundin.
Souli: achso "Du hast dich als Frau gefühlt"
Souli: Der Film beweist mal wieder PWSA hervorragendes Gefühl, die Tiefen des Bildes auszunutzen. Selbst ohne 3D visuell ziemlich gut.
Tee: Und das er (etwas) mehr mit seinen Frauenfiguren anfangen kann als nur den Po abzufilmen.
Souli: und einen Sutherland, der seine Durchtriebenheit wie eine Attitüde ausstellt, eine sich verguckende Schmolllippe und ein Gladiator mit der Ausstrahlung eines Unterhemdes.
Tee: Das ist alles wie ein langes Vorspiel, das dann einen explosiven Orgasmus erfährt.
Souli: "Das ist kein Sport, das ist Politik" Als hätte der Film einen Funken Interesse daran, den Film in einen politischen Kontext zu bahnen.
Tee: Wobei ich die Idee, das dort ein historische Schlacht nachgestellt und von den "Verlieren" auf den Kopf gestellt wird originell finde.
Souli: Schade, die Fights sind unübersichtlich geschnitten, lassen keinen Druck zu und sind befremdlich blutarm.
Souli: Ist der ab 12? Muss er ja...
Tee: Blutarm aber doch brutal. Verwunderlich was hier ab 12 verordnetet wird.
Tee: Fand die Fights recht übersichtlich-gelungen, da ist Raid 2 unübersichtlicher...
Souli: Jetzt werden die Pappmaschee-Säulen weggekloppt.
Tee: Historie als Pappkulisse...
Souli: Eine Schlacht? Kommt die noch? Und die Klassenfeinde Pompeiis zwingen das römische Imperium in die Knie?
Tee: Schlacht, ne, es sei denn du meinst die Nachstellung im Auditorium...
Tee: Ich meine die historisch angesprochene Schlacht zwischen den Kelten und Römern...
Tee: Kernmotiv des Handelns, des Hauptdarstellers.
Souli: Achsooo...Dachte, der PWSA lässt noch was krachen während es von oben kracht
Souli: Aus irgendeinem Grund muss er ja angepisst sein!
Tee: Ja, dieser missmutige Kelte ohne Namen...
Souli: Milo heißt er. Und jetzt kotzt der Vulkan und reißt Krater in den antiken Boden
Tee: Ach, Namen sind wie Tsunamis und Meteoren-Schauer...
Tee: "Hier erbricht sich nicht nur der Vulkan..." Zitat zum Film eines MP-Users...
Souli: Uh, die Aschewolke macht was her.
Souli: Emily Browning gibt aber ein angenehm emanzipiertes Püppchen.
Souli: Freiheit durch Liebe. Welch Kitsch!
Tee: Titanic im Lava-Feuergefecht.
Souli: Massenpanik, während der Himmel brennt. Hat was!
Souli: Titanic-The-Day-After-Tomorrow-Pompeii.
Souli: Würde man die Szene mit der Monsterwelle nach New York verlegen...
Souli: Der ersäuft Pompeii und lässt Schmolli vom Armageddon träumen
Tee: Das treibende Schiff fand ich grandios.
Souli: In dem Film gibt es keine Kinder, ne?
Tee: Nur in der Anfangsszene, der Kleine ist genial gecastet, kann, ebenso wie der Hauptdarsteller, treu-doof schauen...
Souli: Pferdeaction ist immer sooo uncool, poa.
Tee: Besonders CGI-Pferdestärke...
Tee: Da habe ich mehr erwartet, hat wohl das Budget nicht gereicht.
Souli: Nun küsst euch endlich
Souli: Och, der plöde Senator!
Tee: Oh ja, die küssen sich, super symbolisch...
Souli: Oh, Kiefer, du machst dich lächerlich...
Souli: Jetzt kommt die fedde Aschwolke!
Souli: Und sie reiten dem Schrecken davon?
Souli: "Ich will in diesem Moment ganz nah bei dir sein"
Souli: Oh nee, sie sind verschmolzen? Neiiiin
Tee: Egal, am Ende hat der Film einen historischen Verweis: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Opfer_in_Pompeji.JPG
Souli: Wie romanddisch
Souli: Was ihn nicht weniger affig macht.
Souli: Und jetzt noch Popmukke im Abspann. Geh weg!
Tee: Scheiße, irgendwie völlig daneben...
Souli: Aber die Bestätigung: PWSA ist eskapistischer, als es Bay jemals wieder sein wird.
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Tee: Liebe zu Zeiten des Ascheregens.
Eine schmolllippige Barbiepuppe erliegt dem schmalzigen Bernhardiner-Blick eines Pferdeflüster-Sklavens und verliebt sich in den Milchbubie, Angesichts eines ausspuckenden Berges.
Typisch dösiges W.S. Anderson-Krawall-Kino von der Stange, konstruiert und vorhersagbar. In der Trivialität verhangenes Pubertäts-Kino für Jungen, die gerne den Helden markieren und Mädels, die auf starke Prinzen mit weißen Gäulen stehen.
Eine epische Gulaschkanone aus Versatzstücken des Dramas, Gladiator- und Katastrophenfilms.
Erst wenn der Vulkan seine Meteoriten schmeißt und das Meer große Wellen schlägt bekommt dieses banale Getöse etwas Wumms in die Bude, bleibt aber konsequentes Dünnpfiff-Kino.
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Anmerkung: Habe meinen ursprünglichen Text mit dem Filmgespräch erweitert. Vielen Dank für die vorherigen Likes und sinnreichen Kommentaren, vielen Dank Souli für das geistreiche Gespräch.
Vier Mittelstands-Typen vom andern Nordufer nehmen mit ihrem Wohnmobil die "falsche" Abzweigung und verirren sich im endzeitlichen Niemandsland der Großstadt.
Ihr überheblicher Sicherheits-Wohlstand wird mit der kriminalisierten Gewalt der "Unterschicht" konfrontiert. Verfolgt von einer Gruppe kompromissloser Gangster steht ihr Leben, Zusammenhalt und ihre zivilisatorischen Werte auf dem Spiel.
Regisseur Stephen Hopkins inszeniert die Hetzjagd, den Überlebenskampf routiniert-packend und findet immer wieder stimmungsvolle Bilder für das paranoide Bedrohungsszenario.
"Judgment Night" ist ein geradliniger Blick in eine Hölle wie sich der durchschnittliche Amerikaner die sozial-schwachen Gettos vorstellt. Genussvoll werden Stereotypen und Vorurteile gegen über "Arme" für die schlichte Prämisse der Menschenjagd benutzt. Der Gewinner und die Überlebenden werden leicht moralisch geläutert wieder sicher am Herd ihrer Kleinfamilie sitzen, während der vergessene Rest Amerikas vor die Hunde geht.
90er Kino vom Feinsten, ein cooler (nicht nur wegen des verkulteten Crossover-Scores) Backwood-Thriller in urbaner Apokalypse.