pabloundtrish - Kommentare

Alle Kommentare von pabloundtrish

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    pabloundtrish 13.02.2019, 15:06 Geändert 13.02.2019, 19:16

    Ist zweifelsohne ein Meisterwerk mit nur guten dynamischen Schauspielern, einer einzigartigen Schwarzweiß-Ästhetik und sehr eloquenten Dialogen. Auch so einige Details, wie die sehr intensive Vergewaltigungs-Szene, die achtzehn Jahre später "Ich spuck´auf dein Grab" zu kopieren versucht hat, sind legendär. Oder wie die Stimmungen an sich eingefangen sind. War mein erster, aber bestimmt nicht letzter Bergman-Film. Ich bin auf vielen Ebenen begeistert und es gab auch soweit nichts, was mich gestört hätte. Bis auf, dass es manchmal sehr theatralisch wird und vor allem das Tempo. Vielleicht muss man dafür einfach in ner anderen Stimmung sein, aber jetzt so bei der Erstsichtung war er mir zu zäh, um da ganz reinzufinden. Vor allem für unter 90 Minuten, kenne sogar so einiges aus der Stummfilmzeit, was deutlich kurzweiliger ist. Also es wird einem was abverlangt, aber auch viel geliefert. Und es gibt sehr viele Szenen, die nachwirken, weil sie einfach so gut gemacht und auch inhaltlich relativ originell sind. Die Jungfrauenquelle hat sich unterm Strich sehr gelohnt und man sollte ihn auf jeden Fall mal gesehen haben.

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      pabloundtrish 12.02.2019, 14:40 Geändert 12.02.2019, 14:51

      In Deutschland mit Italien und Frankreich produzierter Kannibalenfilm mit Uschi Glas, im Stil der tschechoslowakischen neuen Welle. Und dementsprechend auch über Bildstörung oder wie das heißt, vertrieben. Pech für Kino Kontrovers, Störkanal, Arthaus und wer da noch so alles immer um genau diese Materie kreist. Da gibt´s auch 500 Blu-Rays mit dem eigens für den Film grandios komponierten Soundtrack, den es nicht auf YouTube oder so gibt. So richtig Kunst also.

      Es ist so ein Werk zum Betrachten und wirken lassen, wenn man so will, auch interpretieren. So was traut sich nicht Jeder und von den paar, die sich so was mal trauen, gelingt es nicht jedem. Brynych ist das hier sehr gelungen. Die Einführung ist genial, die Auflösung am Ende auch und alles dazwischen. Im Prinzip ein klassischer Horrorfilm im besten Sinn, also wirklich spannend und spooky und mit guter Story. Diese Wirkung wird durch einiges gepusht, genau richtig dosiert überzeichnete Charaktere, Alptraum-Atmosphäre, damit brechende Partysequenzen und so eingesetzt. Kriegt bisweilen so nen gewissen Trip-Charakter, wie es halt auch zum Zeitgeist und Genre passt.

      Er ist nicht unerotisch, würde ich aber nicht so wie es hier steht als Erotikfilm bezeichnen. Vielleicht versucht der Film, ein Erotikfilm zu sein, aber das rutscht mehr in den Hintergrund. Der Film versucht auch, Kunst zu sein, was er wie gesagt eigentlich gar nicht nötig hat. Am Anfang ging mir das noch auf den Keks, dieses Statische, kam mir so Filmschule mäßig vor. Genau das wird aber sehr bald zum Teil der Atmosphäre und einer der Stärken des Films. In diesem Fall also sogar wichtig.

      Ich habe vermutlich noch nie in einem Film auch nur halb so viele perfekte Close-Up Portraits gesehen, wie hier und auch unzählige weitere Einstellungen und Perspektiven sind einfach grandios. So ziemlich alle Stimmungen eingefangen, von der klassischen Schönheit bis zu einem ängstlichen Auge mit Spritze im Hintergrund. Ich denke, der Film versucht auch mehr Trash zu sein, als er eigentlich ist. Er ist in mancher Hinsicht ziemlich extrem.

      Die erste Filmkomödie, "Der begossene Gärtner", so ein zwei Sekunden Schnipsel von 1895 wird hier auch so nebenbei zwischendrin neu interpretiert. Habe schon bei der ersten Einstellung gesehen, dass es davon inspiriert war und mich dann umso mehr gefreut, dass es dann auch zu der Pointe kam. Sehr schöne Hommage.

      Und was den feministischen Aspekt betrifft, ist der Film halt auch sehr spielerisch. Gegen ein dort so gar nicht existierendes Patriarchat anbrüllende Ladies, nur um ihre BHs verbrennen und ihren Tanz aufführen zu können. Macht teilweise auch einfach nur Spaß. Man wird in eine sehr eigene Welt reingeworfen und es wird von einem erwartet, quasi selber zu denken und zu fühlen. Wird keine Richtung vorgegeben und ist demnach auch nicht unbedingt was für Anfänger. Oder halt nur besonders aufgeschlossene, aber wer jetzt noch nie einen Film geguckt hat, dem würde ich das nicht als erste Filmerfahrung empfehlen.

      Allen anderen ist es theoretisch gut möglich, dem was abzugewinnen. Das Lexikon des internationalen Films hat Die Weibchen zerrissen, was eindeutig am Konservatismus liegt. Der Film hat einen kirchenkritischen Subtext und das Lexikon ist nunmal erzkatholisch. Nichtsdestoweniger hat er sich seinen Weg gebahnt, da hat man sich nicht irritieren lassen. Ist halt am Ende schwer möglich, ein so qualitatives Werk zu zerreißen.

      Mein erster Zehner dieses Jahr und eine ganz große Empfehlung.

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        pabloundtrish 12.02.2019, 13:46 Geändert 12.02.2019, 14:51

        Fand ich total ernüchternd und nur an einer Stelle unfreiwillig komisch (da, wo er so dumm lacht, weil sie sagt, dass sie ihn ranlässt).

        Besonders auffällig finde ich, dass alles total vorhersehbar ist. Angefangen dabei, wer der She-Butterfly bzw. Vampir ist. Steht ja sogar im deutschen Titel drin < she, also die einzige Uschi im Dorf. Erschließt sich aber auch sowieso. Und auch jede Szene an sich ist automatisch vorhersehbar.

        Dass der Film dritte Welt hoch zehn ist, macht ja nichts, aber hier definitiv im schlechtesten Sinn. Extrem dumm gespielt, der wär ne Beleidigung für jedes Kindertheater. Beschissenster Slapstick. Und die deutschen Synchronsprecher klingen ausnahmslos, als wären sie gerade an die Wand gelaufen. Auch inhaltlich, "Vater, der du bist in den Himmeln" und so:D

        Das schafft alles so ne unfreiwillig gruslige Atmosphäre, man ist da halt volle Kanne in der Idiotenhölle. Patriarchat aus Saufköpfen mit dem IQ einer Bananenschale, die zwar nicht stehen oder sprechen, aber sich hier und da mal kloppen können. Und das Sagen haben, die Richtung vorgeben, die einzige Bevölkerung sind und so. Cringy halt.

        Gibt reichlich Tierquälerei, mal wird ein Pferd getreten, mal ein auf den Kopf geklebter Falter gezeigt und ähnliches. Für das Serbien der 70er vielleicht noch dezent, aber halt auch nicht so schick.

        Am schlimmsten war die Kuhglocke, oder was das sein soll. Irgendein geloopter richtig furchtbar anstrengender Klangeffekt im Hintergrund, der einfach nicht aufhören wollte. Kam irgendwann nicht mehr umhin kurz zu pausieren und den Bildschirm anzuschreien xD

        Zum Schluss gibt´s ein paar ganz gute Minuten, wie das Monster auf dem Typ reitet, sieht schön aus und ist auch ganz gut gemacht. Und das Mädchen ist relativ sexy und der Film ist immerhin nicht Biedermann und die Brandstifter oder Dieter der Film.

        Man sitzt ihn relativ entspannt aus. Aber man weiß halt nicht wirklich, wozu. Keine Story vorhanden und auch handwerklich würde es wohl jeder andere besser hinkriegen. Es gibt zwei Sets, Requisite von Zuhause mitgebracht, wackelig gedreht und das einzige immer selbe Lied ist halt so ein monotoner Volksgesang, der um die vier mal eingesetzt wird. Das Filmformat geht klar, es ist ein Taschenrechner, aber hat was angenehm organisches und könnte man auch in guten Filmen spielerisch zwischendrin einsetzen.

        Hassfilm ist das jetzt nicht, das kann man ja inzwischen zum Glück trennen. Ganze 0.5 Punkte aber niemals. Die hat dieses Werk nicht mal ansatzweise versucht, sich zu verdienen. Man wird hier einfach den Gedanken nicht los, dass das ein autobiographisches Werk ist. Von und mit Leuten, die sich das Hirn wegsaufen um dann mit ihrem Priester auf Hexenjagd zu gehen.

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          Finde ich total unterbewertet. Sehr spannend und spooky, interessanter Handlungsstrang, gute Dialoge. Auch gut gespielt, gute Musik und Sets. Sehr stilecht. Gefällt mir inhaltlich sehr gut, wie der Film mit Moralvorstellungen und Ansichten überhaupt spielt und das geschickt auf so ne rückständige Raum-Zeit-Koordinate platziert. So kriegt das auch reichlich philosophischen Anspruch und man weiß bis zur letzten Minute nicht, welche Seite gewinnt. Auch insgesamt ein sehr abenteuerlicher und vielseitiger Plot mit interessanten Charakteren und recht viel Dramatik, also es clasht auch hier und da ziemlich zwischen den Dorfbewohnern. Und atmosphärisch top, die neblige Ruine und so. Ein paar der Effekte sind großartig, vor allem die Enthauptungsszene. Um Dimensionen gelungener als der schmelzende Kopf in Jäger des verlorenen Schatzes, der ja erst Jahre später kam und als Exponat der modernen Spezialeffekte gilt. Da offenbar Low Budget, dreht sich das auch mal die eine oder andere Minute im Kreis, mal etwas viel Wald, mal so ein bisschen Kammerspiel-Charakter, aber viel gelungener und reichhaltiger gemacht, als zum Beispiel bei Mad Max. Auf jeden Fall eine der sehenswertesten Entdeckungen bisher dieses Jahr und definitiv die unterbewertetste. Hab daran nichts störendes finden können und bin durchgehend gut unterhalten worden. Auch die Kameraperspektiven und so sind top. Dafür, dass es nur so ein Filmchen ist, überaus professionell gemacht, vor allem für diese Zeit. So was wie Independence Day, wo einfach mal eine Plastikbusch-Requisite vor der Kamera langgetragen wird, würde man sich hier in tausend Jahren nicht erlauben. Pflock in die Milz mag sein, da hab ich nicht so drauf geachtet, aber es ist nunmal ein 70er Jahre Abenteuerfilm, von so was würde ich mich da nicht stören lassen. Für mich hat der sich auf jeden Fall gelohnt.

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            Immerhin 12 Community-Bewertungen, aber nur einer der 9 Kommentare meint den Film zu kennen. Was für einzigartiges Kunstwerk, also ein erster Punkt ist schon mal sicher.

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              pabloundtrish 14.12.2018, 02:08 Geändert 14.12.2018, 02:09

              Ach das kann doch nicht euer Ernst sein, ich meine das ist schon so was, wie der Einäugige unter den Blinden, immerhin interessanter, als manchanderes Marvel DC Neuzeitgedöns, weil halt hier mal ein lustiger Waschbär und da mal ein lustiger Baum, aber es ist doch immer noch zu 99% einfach nur Krach und Hektik ohne Sinn und Verstand, einige peinlich dumme Sprüche, kampftechnisch uninteressant und vorhersehbar, Schauspielkunst und Ästhetik einer mittleren KiKa-Serie, dieselben staubtrockenen Verhandlungen über Videokonferenz wie in den Sci-Fi Filmen vor hundert Jahren,.. also von Rocket und Groot mal abgesehen weiß ich echt nicht, auf welcher Ebene mich das jetzt überzeugen soll. Bin ja nicht besonders anspruchvoll und hab auch Respekt vor dem Medium Film an sich, aber hier fehlt echt in jeder Hinsicht irgendwas. Kann den Hype gar nicht nachvollziehen. Daran gemessen ist der Film aber wie gesagt ok, er ist jetzt auch nicht ärgerlich, sondern halt 08/15. Man wär halt für die zwei Stunden gerne noch mal zehn oder hätte gerne ein zehnjähriges Kind, mit dem man den Film gucken würde oder so, um für diesen Stoff Enthusiasmus entwickeln zu können. Die Besonderheit entschließt sich mir jedenfalls nicht. Sei aber jedem gegönnt^^ :-*

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                Der ist auf jeden Fall Gold, vor allem mit Momoko kann ich mich zum Teil auf so ne einzigartige Weise sehr gut identifizieren, sie hat aber auch ihre ganz eigene Philosophie. Der Erzählstil ist prima, man wird halt so reingeworfen in ihren Kopf und es ist ohne weitere Erwähnung klar, was echt und was ihre Denkweise ist. Toller Humor, schöner Feelgood Streifen. Top Fashion und Filmdesign, auch schön inszeniert alles und in so ner eigenen Farbstimmung und so, wie so Stillleben. Gute Musik, im komödiantischen Kontext auch gutes Schauspiel. Die Story hat auch was, bietet einige Überraschungen und bringt Bewegung in die Charaktere rein. Ist auf allen Ebenen ein guter Film. Gibt viele gute japanische Filme, aber das ist der erste nicht ganz so alte, der meine Höchstwertung kriegt.

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                  Sehr schönes Ding, gefällt mir noch deutlich besser, als Martyrs und High Tension. Schön stimmig, atmosphärisch sowie im inhaltlichen Verlauf. Er ist mal komplett female fronted und die Einbrecherin nur mit ner Schere bewaffnet, es bleibt durchgehend spannend. Sehr artsy, top designed und ästhetisch, tolle Musik. Gut gespielt und sehr originelle Einfälle. Und dann kommt auch irgendwann die erhoffte Auflösung. Also der Film hat eigentlich alles. Auch nen sehr spannenden Aufbau. Natürlich auch Logikfehler und ein etwas bananiges Grundschema, so sind halt die Genrezutaten, aber hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Bin gut unterhalten worden.

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                  • Ja klar freue ich mich auf den Film, es ist Indiana Jones xD Gibt da nichts sich nicht drauf zu freuen. Ich fand den vierten Teil schon in jeder Hinsicht um Längen besser als den dritten, also kann gar nicht verstehen, dass der so gefloppt ist. Hätte aber gerne noch zwei drei Teile Ford und LaBeauf gesehen, jeden Teil andere Hauptdarsteller stelle ich mir chaotisch vor. Auch wenn das dann gar nicht mehr unwahrscheinlich ist, dass sie dich oder mich als nächsten Indiana Jones buchen, weil plötzlich alles komplett zufällig ist, ich weiß nicht so, was davon zu halten ist. Weiblicher Indiana Jones oder sonst was für Experimente gerne, aber natürlich nicht so holterdipolter, sondern mit Sinn und Verstand rangeführt werden. Wenn plötzlich alles erlaubt ist und das Thema nicht mehr im Kern heilig ist, ist es nur noch ne Frage der Zeit, bis es wie Batman und co. von allen Seiten vergewaltigt wird und ich kann und will mir einfach keinen mittelmäßigen Indiana Jones Film vorstellen. Das ist gerade so meine Hauptsorge, wenn ich das so lese. Aber noch nicht für Teil 5, alleine dass sich mit ihm so viel Zeit gelassen wird, zeigt ja irgendwie, dass man ihn ernst nimmt.

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                    • Ich finde jetzt nicht, dass er vom Gesicht oder Körperbau oder irgendwas auch nur entfernt Ähnlichkeit mit Bruce Lee hat, aber dafür ist er ja Schauspieler. Er kann von mir aus auch gerne ne Teetasse spielen (wenn er es kann).

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                        Zu dem Film gibt es nicht viel zu sagen, weil der einfach mal voll für sich selbst spricht. Mal ne ganz ganz ganz objektive zehn. Muss schon grinsen, wenn ich nur daran denke:D Tolle Ideen, Schauspieler, Charaktere. Und vor allem auch mal für so eine Art Film im besten Sinn total realistisch, dadurch wie stumpf und radikal er teilweise ist, also was z.B. alles anders als im Comicbuch läuft aber ohne dabei zu albern zu werden, durch die großzügigen Schäden und Schattenseiten der selbstgekrönten Helden, aber auch durch die authentischen Charakterstudien, Gefühlskram, nicht zuletzt auch den Ehrgeiz, den sie reinstecken, es sind ja z.B. keine Schrottkostüme sondern halt das was Jan Pillemann Otze von nebenan erschafft, wenn er Nähbücher liest und sich richtig Mühe gibt, halt alles so halb dran vorbei wie aus dem richtigen Leben. Und allein schon der Schluss ist der absolute Hammer. Unbedingt gucken! ❤

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                          pabloundtrish 17.05.2018, 01:48 Geändert 17.05.2018, 02:09
                          über Idioten

                          "My name is Lars von Trier and this is Idioterne"

                          Zur Vorfreude auf sein endlich endlich endlich in Cannes angelaufenes neues Werk, habe ich mal meine Sichtung der auch sonst großartigen Heart of Gold Trilogie komplettiert. Es ist nach längerem mal wieder ein Film, der einfach nur runtergeht wie Öl, durch und durch unterhaltsam. Das hätte ich sonst überall, nur nicht bei Lars von Trier erwartet. Kann er also auch.

                          Vor allem lebt der Film, vielleicht mal abgesehen von den paar sehr gelungenen Sex und Erotik Szenen und dem ebenso gelungenen Gefühlskram, von seinen vielen gut ausgedachten und eingesetzten Pranks, nicht ganz wie Jackass, da gescripted wohl eher wie die Cohen Filme oder noch mehr on point Sound of Noise. Dabei dreht er mal so richtig geil frei, sowohl für´s Publikum als auch sicher für alle Beteiligten mega spaßig. Macht richtig Lust drauf, auch mal so Rollenspiele zu spielen. Am besten direkt durch den Bildschirm springen und mitmachen:D Es ist also vom Konzept her ein reiner Hippiefilm, sexy, dynamisch, von kitschig süß bis hart voll schön gefühlsintensiv, ehrlich und direkt, ganz großes Kino. Bei Nymphomaniac tobt sich von Triers Über-Ich in seiner schier endlosen philosophischen Debatte bedingungslos aus und bei Idioten sein Es. Könnte man also gut als Kontrastprogramm gucken wenn ersterer nicht sechs Stunden dauern würde, na vielleicht mache ich das trotzdem mal xD

                          Was die Dialoge betrifft, hat man hier ab und zu mal die gut erklärten philosophischen Statements, die man von LvT gewohnt ist, gepaart mit seiner ebenso gewohnten gehörigen Portion Selbstironie, zum Teil wird´s auch gesellschaftskritisch. Wenn auch andererseits für meinen Geschmack in der ersten Hälfte zu viele überflüssige Lückenfüller-Dialoge sind, nichts gegen von Triers Statik, aber die darf ja wirken. Hier ist das für meinen Geschmack in der ersten Hälfte des Films zu großzügig gesät sowie inhaltlich zum Teil etwas unrealistisch oder in die Länge gezogen.

                          Und an der eh schon verglichen mit seinen anderen Filmen etwas dünnen Story an sich habe ich nicht verstanden, warum sie nicht einfach klären, was sie für Tabletten braucht und die beschaffen, dann geht es noch um die Frage, warum der Doktor obwohl sie es ihm nie gesagt hat nicht weiß, was sie für Tabletten braucht, nach all dem verkauften Punkrock Spirit juckt das plötzlich keinen mehr wirklich, wenn einer von ihnen angegriffen wird und so xD Also die eine Szene ist mal völlig banane konstruiert. Aber geht halt gut ab und ist auch wirkungsvoll in Szene gesetzt und gefilmt. Quasi Kunst xD

                          Dass der Chef der Truppe immer mal wieder auf Bad Boy macht und seine fünf Minuten kriegt, wirkt im Kontext dieses Genre-Formats auf den ersten Blick etwas Klischee mäßig, aber dabei wird sich von Trier wiederum irgendwas gedacht haben. Vielleicht parodiert er sein eigenes Temperament damit, da halt auch Chef am Set oder er kritisiert die Filmindustrie oder das Genre oder er meint seinen Vater oder was weiß ich. Der Aspekt hat eine eher interpretierbare Substanz, die aber wie ich von Trier kenne sicher vorhanden ist. Halt ne persönliche Note.

                          Und ich finde den Regisseur einfach toll, das sind hübsche Filme. Und jedes mal irgendwie anders so wie das bei nem Regisseur sein sollte. Alleine schon sein Verständnis von "Trilogie" ist einfach nur Kunst. Melancholia und Manderlay sind vielleicht noch ein Stück weit mit anderen Filmen vergleichbar, dieses Werk wie schon angedeutet irgendwie auch noch, aber nicht so richtig. Kein Genrekino, sondern ein Lars von Trier Film.

                          Es ist der bewusst zweite Dogma 95 Film, den ich kenne. Vinterbergs Festen hat das deutlich besser gemacht. Bei Idioten haben wir ne übelste Wackelkamera, Fokus / Bildschärfe oft total willkürlich, die vorgeschriebene Bildqualität nicht besonders gut eingesetzt, weißes Rauschen und das Dogma "nur natürliches Licht" hätte man echt auch eleganter lösen können. Zumal Vinterberg mehr Musik reingebracht hat, das war von Trier wohl nach Dogma 95 zu aufwendig, aber sie fehlt auffällig. Ist halt total unrealistisch, dass außer bei einer der Partys nie irgendwo Musik bei den Nachbarn, im Restaurant oder so läuft oder einer was vor sich hinsummt oder so, hast du so im wahren Leben ja nicht. Die musikalische Fröhlichkeit in Vinterbergs Drama ist toll, sie passt thematisch und zeichnet das alles nur noch dramatischer, aber die Totenstille in von Triers Hippiefilm finde ich unpassend. Als absolutes Highlight die nicht erwähnte Hauptdarstellerin Mikrofonangel, ständig im Bild zu sehen, hab nicht mitgezählt, aber in Ein unmoralisches Angebot war sie so zwölf dreizehn mal und Idioten macht dem anscheinend Konkurrenz. Wozu auch seinen eigenen Film gucken^^ Gab es im erlaubten Mittel nen Bildstabilisator? Falls nicht ein weiteres kleines Manko. Und was mich persönlich so gar nicht stört, aber auch nicht professionell ist, ist dass der Film von Anfang bis Ende einen nicht gerade dezenten Fleck auf der Linse hat. Rein handwerklich also sehr gepfuscht, das kriegen in einiger Hinsicht drei von vier Hobbyfilmern besser hin oder in damaligen Verhältnissen zumindest fast jeder Filmemacher. Und das gilt nebenbei auch für die deutsche Synchro, auch die ist öfter mal nicht so ganz synchron, aber auszuhalten. Und auch insgesamt nervt das alles zwar schon mal, aber ich kenne schlimmeres. Alles mal überraschend gut auszuhalten, weil der Film dadurch, wie die Szenen gespielt und eingefangen sind, wie immer bei von Trier Ästhetik pur sind und alles top vermittelt, was er vermitteln will. Jede Stimmung, jedes Statement, alles von A-Z.

                          Der Film ist nunmal auch sehr experimentell. Viele dänische Schauspieler, spielen alle hervorragend. Lie Kaas kannte ich schon aus einigen anderen Filmen, zum Beispiel den Jensen Komödien. Die Experimentierfreude geht sogar so weit, dass es halt Schauspieler sind, die Schauspieler spielen, aber halt mal nicht wie ein zentral als Making of oder Biopic assoziierbares Konzept, sondern ausgeglichen. Fast schon selbstverständlich sind sie mal geistig gesunde, mal geistig behinderte Menschen. Ganz typisch Lars von Trier, durch gute Ideen auf subtile Art radikale Statements und Szenarien erschaffen.

                          Das Thema schuldet niemandem was. Kunst ist Kunst, da sind wir geil drauf. Wenn die Leute Goethes Werther lesen und sich reihenweise umbringen, ist das natürlich nicht so toll, aber ebenso natürlich große Kunst, so stark wirken zu können. Ein Zeigefinger, der schon bei so was wie Idioten anfängt, erinnert mich immer an hysterische Eltern, die ihre Kinder nicht kindgerecht auf Bäume klettern, im Schlamm spielen lassen und so. Wozu jemanden schützen, wenn sein Leben durch die Schutzaktion nicht mehr lebenswert ist, wer schützt uns vor dem Trott nach Schema F? Wenn man mal nachdenkt, gibt es (zumindest für viele Menschen) keine schlimmere Vorstellung. Das ist dann wenn auch noch so gut gemeint kein Schutz mehr, sondern das Gegenteil.

                          Die Aufgabe eines Schauspielers ist es, alles zu verkörpern und die Aufgabe eines Drehbuchautors ist nicht zuletzt, etwas neues zu erschaffen, was man wenn man will als Film genießen kann, wenn auch nicht unbedingt jeder im richtigen Leben. Ich finde Filme, die es einerseits betont gut meinen, aber sich andererseits kaum für Behinderte interessieren und einiges falsch machen da sie sich halt kaum mit der Materie beschäftigt haben, viel fragwürdiger. Bis hin zu so Phänomenen wie Waterboy, ultraableistischer Scheißfilm, aber da hinterfragt das dann plötzlich keiner mehr, weil nur weil Mainstreamkomödie.

                          Zumal ich finde, dass Maßregelung / Sozialisierung erst ab einem Punkt legitim ist, wo dadurch große Unfälle bzw. Eskalationen vermieden werden können, die über rein materiellen Luxuskram oder unreflektierte Gesellschaftsnormen hinausgehen. Auch dem Kritiker selbst zuliebe, da alles andere nur ignorantes Gestänker ist, was dementsprechend den Freigeist der Kritisierten nur schürt, man also damit das Gegenteil von dem bewirkt, was man scheinbar versucht. Kunst ist Geschmacksache, Punkt. Niemand verbietet unserer Gesellschaft, sich aus ihrem Mittelalter hinauszubewegen, wo alles "andere" immer gleich so ein Schock sein muss. Ich find´s total albern, daraus ne Kontroverse zu machen, zumal das der Film ja an sich schon fast nen Tick zu viel macht.

                          Von Trier geht an die Materie nämlich sehr sensibel ran. Vielleicht nicht auf den ersten Blick, wenn man nicht wirklich hinsieht, aber der Film ist nunmal keine Mainstreamkomödie wie Waterboy respektive nicht nur für Idioten. Er zeigt halt mehr die Gemeinsamkeiten auf und hebt Behinderte auf ein Podest, macht sie zu seinem Idol, einfach um mal den üblichen Vorurteilen was entgegenzusetzen. Behinderte sind nunmal keine hilflosen kleinen Opfer, wer will schon immer bemitleidet werden? Es ganz klar um Liebe, Heart of Gold. Eine Liebeserklärung an die Menschen, wie sie wirklich sind, eben nicht nur ihre Behinderung oder was auch immer. Ein klares Appell daran, sich selbst zu lieben und anzunehmen und ohne wenn und aber stolz auf sich zu sein. Mit was für einer Verspieltheit dann auch noch diese starke Botschaft transportiert wird, ist eine absolute Stärke des Films. Das Wort Idioten ist in dem Kontext reine Gesellschaftskritik, das vermittelt der Film in jedem Moment ganz deutlich.

                          Nicht zuletzt auch dass es ganz betont nicht um "Idioten", sondern den "Idioten" in jedem von uns geht, der Film nennt es immer wieder "deinen inneren Idioten" und dass dieser in der gewohnten vorgeschriebenen Umgebung, Job, Familie diesdas nicht so rauskommen will oder nicht verstanden / nicht geliebt wird, aber bei seinen eigenen Leuten, die man sich aussucht, so ganz bedingungslos fast schon manische Züge annimmt, macht das Werk umso revolutionärer. Auch durch die Machart an sich, denn von Trier hat sich hier ja getraut, seinen "inneren Idioten" rauszulassen, wie sonst nirgendwo. Er öffnet sich und vertraut uns damit, nennt uns seine Leute. Statement Statement. Ein ganz wichtiger Beitrag zur Horizonterweiterung unserer Gesellschaft.

                          Für die "technischen Schwierigkeiten" gibt es Abzüge. Was in einem anderen Kontext oft von Triers Stärken sind hat mich hier teilweise leicht genervt, wenn auch insgesamt vor allem total viel Unterhaltsames und Interessantes passiert und er ja sehr ästhetisch war, das Technische hätte man noch besser machen können. Dogma 95 ist wohl nicht ganz von Triers Ding. Aber es ist trotzdem eins seiner Meisterwerke. Also bei guten zwei von drei Filmen trifft er bisher bei mir immer in´s Schwarze und seine anderen sind auch sehenswert, hab das meiste von ihm denke ich mal schon gesehen. Prima Regisseur. The House that Jack built ist schon vom Trailer großartig, da bin ich schon sehr gespannt. LvT und nicht zuletzt sein Idioten < klare Empfehlung.

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                          • Ohje.. selbst wenn man den Artikel weiterlesen könnte, denn er enthält ja schon im ersten Absatz einen Spoiler, würde das mit der Polemik und einseitigen Recherche im weiteren Verlauf sicher auch nicht besser werden. Was für ein Journalismus und das in einem Filmforum. Aber schön, dass es diesen Film endlich gibt :-)

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                              pabloundtrish 12.05.2018, 00:01 Geändert 12.05.2018, 19:47

                              Da sein wir also, Zack Snyders Meisterwerk "Batman v Superman: Dawn of Justice", das völlig zurecht als bester Film aller Zeiten gilt. Von seinen 80 trilliarden Darstellern über die immerhin sechs sich mit Schreibmaschinen bewerfenden Affen bis hin zum aufstrebenden völlig unterbewerteten Geheimtipp Hans Zimmer feat. Megastar Junkie XL in der akustischen Schaltkonsole. Und der Film hat sogar Spezialeffekte.

                              Ich habe mich an dieses dreistündige Machwerk jetzt mal rangetraut (soll man dem Volksmund nach ja in der aufgepumpten Version gucken), ich kann mich gerade auf so was ganz gut einlassen, weil ich mir das rauchen abgewöhne. Das letzte Drittel ging dann doch nicht mehr so ganz ohne Nikotinkonsum, aber es gibt tatsächlich schlimmeres.

                              Einen Grund, warum ich den Film etwas prokrastiniert habe, ist, dass es meinen Horizont gesprengt hat, worauf ich mich damit einlasse. Wie schon angedeutet, ist er sehr kontrovers, aber seine Kontroverse nicht weniger. Viele finden ihn zu dramatisch und ruhig, andere zu hektisch und überzuckert. Dass das ein klarer Widerspruch ist, hat vielleicht damit zu tun, dass beides auf das Gesamtwerk bezogen völliger Quatsch ist :-D Ich versuche also mal als im Mittel meiner Stichproben gefühlt erster der über 900 Kommentare, diese an sich eigentlich völlig einfache Frage, ob der Film Pflicht oder No Go ist, mit einem klaren Jein zu beantworten (nevermind, bin ne Zicke < Rauchentzug!!!!): Es ist ein richtiger Film und man kann ihn gucken.

                              Kamera, Filter und so sind sowohl technisch als auch handwerklich im Rahmen eines nicht sonderlich innovativen Anspruchs perfekt, also genau das, was man von so etwas erwartet.

                              Und der Film wartet mit einigen netten Ideen und hübschen Szenen auf. Die Tension zwischen dem American Musterschüler und dem Gothic Racheengel ist auch sehr gelungen. Beide haben recht sowie unrecht und verstehen alles falsch, hören auch nicht zu und die Gesellschaft ist irgendwie gegen, aber auch für beide, dann gibt es noch den Bösewicht, also da sind Kräfte am Werk, die man gewaltig clashen sieht und das ist toll. Man könnte es auch so sehen, dass alle dumm und unsympathisch sind, tue ich aber nicht. Ich persönlich finde das gut gemacht und wirkungsvoll.

                              Und was außerdem noch toll an dem Film ist, ist wie er den anfänglichen, vielleicht Genre typischen Zivilistenverschleiß, dann direkt zum zentralen Kritikpunkt und sogar einer der kontinuierlichen Hauptproblematiken der Geschichte macht.

                              Aber es ist eindeutig ein Superman-Film.

                              Lois Lane Amy Adams haut auch ohne Steinfaust ihre 80 trilliarden Gegenspieler darstellerisch locker gegen die Wand, abgesehen von Gal Gadot, die hier aber nicht viel zu tun hat, insofern kein Vergleich. Superman Henry Cavill finde ich ebenfalls solide sehenswert.

                              Der gestriegelte Goodboy Kitsch der Materie überzeugt mich im filmischen Mittel, obwohl ich eher anders drauf und Team Batman bin. Die Superman-Geschichte kriegt Substanz und Dramatik, vielleicht versehentlich nebenbei sogar ein paar mikrometer Tiefgang. Völlig okay soweit, ganz gute Unterhaltung.

                              Batman v Superman orientiert sich aber auch ziemlich stark an Nolans Dark Knight Trilogie. Angefangen dabei, dass hier das Grundthema auch Terrorismus ist. Vor allem die Verfolgungsjagd ist im Prinzip 1:1 von The Dark Knight abgeguckt, ein mit Wurfanker gespanntes Drahtseil, ein Rakenwerfer aus dem fahrenden LKW, das Batmobil fährt durch ein Schiff statt durch´s Einkaufscenter, da hat also eine der Schreibmaschinen einen der Affen nicht schwer genug auf den Kopf getroffen. Das letzte Drittel aus Nolans Batman Begins ist hier auch im letzten Drittel noch mal ganz okay geklaut. Soweit ich das als jemand, der kein Fan von Hauptsache Nahkampf durch´s Lagerhaus ist, beurteilen kann. Ich meine bei Batman Begins war das an Deck eines Schiffs aber wen kümmert´s, im Prinzip gleiches Setting und gleiche Handlung. Und diese tolle "Das ist nicht Batman" Eröffnungsszene aus The Dark Knight, im Prinzip rumballern obwohl Batman nicht rumballert und dann ist es wirklich nicht Batman, findet bei Batman v Superman unnötiger Weise und viel nüchterner umgesetzt direkt zwei mal statt.

                              Klein Joker Lex Luthor (Jesse Eisenberg) ist das mit gutem Willen zu verzeihen. Er kopiert darstellerisch Heath Ledger. Derselbe, wenn auch anfangs noch etwas gekämmtere, Haarschnitt, nen etwas knalligeren, wenn auch nicht ganz so bunten, Anzug und halt reichlich aufgetragenes Acting. Diese Art Schauspielerei ist ja an sich so gar nichts neues und auch total dankbar und viele machen das besser als Eisenberg, er macht das die meiste Zeit über abgesehen von so ein paar seltenen Augenblicken eigentlich voll schlecht. Aber noch gut genug, dass man versteht, wie das alles gemeint ist und ihn nicht anbrüllen und schütteln will. Und rein typmäßig ist Jesse Eisenberg eine gute Wahl, also optisch ganz gut gecasted. Der Schauspiel-Stil an sich passt gut zu Luthor sowie überhaupt in die Kathegorie Comicbuch Supervillain, wenn nicht Bösewicht an sich. Kann man so machen. Luthor ist auch ein Genie, wie der Joker, nur anders. Mehr eine technische / wissenschaftliche als strategische und psychologische Intelligenz. Wurde mir hier ganz passabel zugetragen und hat was. Zumal ich gestern oder so den allerersten "Jokerfilm" gesehen habe, in dem er ne tragische leidvolle Rolle hat, heute als anderes Extrem - narzisstischer Herrscher der Welt - dann habe ich ja Joker mäßig alles gesehen :-D

                              Es ist jedenfalls wie gesagt ein Superman-Film. Bei Batman klauen kriegt er noch halbwegs hin, aber einen Batman selbst dann leider wiederum nicht. Was viele hier so hervorheben, Affleck sei so ein toller Batman, konnte ich mir vorher nicht vorstellen und kann das immer noch nicht. Bin da etwas anderer Meinung. Wäre der so toll, hätte ich das definitiv gemerkt. Wäre er unterirdisch aber auch, ich denke mal er ist ganz okay. Von der Besetzung her weiß ich nicht, Affleck hat halt irgendwie voll so ne weiche Mimik, total androgyn. Nicht exakt das, was ich mir unter Batman vorstelle, sogar noch weniger als bei den bisherigen Batman-Darstellern. Der Film will krass sein, trägt in jeder Hinsicht dick auf und besetzt Batman, diesen Koloss von Superman hoch zehn, so. Nolans Batman: "Ich brauche keine Schulterpolster". Snyders Batman: "Noch mal das Dings im Anzug testen, was meine Stimme männlicher macht". Klarer Diss. Klar, Weiblichkeit, Sensibilität, total sexy und hübsch und so, gar kein Problem damit, aber ein Widerspruch zu Batman. Affleck wirkt halt auch so "amerikanisch" hmm.. fehlt bisschen insgesamt so das angerauhte, er wirkt nicht wie jemand, der seit 30 Jahren total gestört und paralysiert auf der Suche nach sich selbst oder irgendeinem Heimatgefühl oder so ist und sich schon immer triebhaft und denkbar asozial durch die Verbrecherwelt haut, als wäre nichts von Bedeutung. Viel zu intakt, nicht zerstört genug. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass Batman auch hin und wieder als Bruce Wayne, also Anzugtyp auch was hermachen muss, der Kontrast ist in einem Realfilm sicher schwer zu besetzen. Und Afflecks Schuld ist das alles schon mal gar nicht. Dass er die Rolle zumindest nicht verkackt hat, stimmt. Mit etwas gutem Willen kann ich mich mit Affleck als neuen Batman alles in allem gut arrangieren.

                              Und an welchem Rand dieses Mittelmaßes genau er die Rolle spielt kann ich ehrlich gesagt gar nicht sagen, denn ich war bei der Sichtung der Batman-Szenen von der viel gravierenderen Tatsache abgelenkt, dass Snyders Vorstellung der Figur Batman mit Batman so absolut nichts zu tun hat. Primitives Design, unnötig brutal und, was am schlimmsten ist, nicht der größte Detektiv aller Zeiten sondern mal voll die Scheibe Toast. Das hat gesessen, also irgendwie war da nicht mehr viel Konzentration für anderes übrig. Metallrüstung HÄTTE geil kommen können, passt irgendwie, wenn man sich auch hätte umgewöhnen müssen, theoretisch zu Batman, er ist der dunkle Ritter und bla, so was will ich aber dann auch von Lucius Fox oder einem ähnlich stimmigen Argument amtlich verkauft kriegen, statt mit so einem Selbstverständnis da reingeworfen zu werden.

                              Zumal Batmans Ritterrüstung sowie sein Gummianzug und Batsign beachtenswert gelungene Pionierarbeit der zeitgenössischen Klumpkunst sind. Das Batmobil bleibt immerhin konsequent im Prinzip Nolans, da ja für die Plagiatszene eingesetzt. Nur alles viel kürzer und weniger und auch insgesamt irgendwie schlechter. Batmobil und Batwing ein bisschen flacher, aber im Prinzip Nolan assoziiert.

                              Jeremy Irons ist also inzwischen alt, ja kommt hin, Zeit vergeht wohl in keiner Koordinate so schnell wie in Q oder Alfred und jetzt hat sie also auch Irons erwischt. Trotzdem wirkt er immer noch mehr wie eine leicht ermüdete Actionfigur als ein altersweiser orakelartiger Master of Monitors. Es ist also voll der krasse Actionfilm, ja ja danke Zack, die Botschaft ist angekommen xD Aber wenigstens chaostheoretisch haben wir mit Laurence Fishburne einen soliden Alfred im Daily Planet Gebäude.

                              Das einzige was ich an diesem Batman geil finde, ist der Biestmodus, in dem er trainiert. Und das hasse ich wiederum aber auch ein bisschen, weil ich auch so trainieren will xD Bin auch kräftig, was aber wiederum auch heißt, schwer, und nicht jedes Mauerwerk ist geeignet, die hundert Kilo plus Hantelscheiben bei nem Klimmzug Set mitzumachen^^ Sieht aber sexy aus, vor allem von so nem älteren Mann. Reichlich Torso. Hätte nicht gedacht, dass sich Affleck mal neben so einem richtigen Biest wie Cavill, der dazu noch gefühlt halb so alt ist, zeigen kann. Ganz inspirierend.

                              Die 20 Sekunden sind aber auch die so ziemlich einzigen überzeugenden Bat-Momente. Auch in der Hinsicht, dass sie ihn überhaupt hintergrundmäßig und bla porträtieren, keine Ahnung, ob Batman abgesehen von der Szene überhaupt als Character eine Rolle spielt. Zumindest ist hier so was ne Rarität. Die drei Stunden drehen sich halt leider um Schmalzlocke, das kann man drehen und wenden wie man will. Dieser wird hier nur halb beleidigt durch eine ziemlich mittelmäßige Verfilmung. Batman und Wonder Woman umso mehr. Batman hmm. Man sieht oft den Mord an seinen Eltern und wie er am Grab steht, oberflächlich dazwischengeschnitten. Am Anfang noch, dass er Angst vor Fledermäusen hat. Ein paar Trosthäppchen, so nach dem Motto, wenn du brav bist, lassen wir dich in dem Film auch ein bisschen mitspielen. Superman hat hier z.B. sein halbes soziales Umfeld und Batman einfach nur Alfred.

                              Der aufgrund des Trailers und co. schon für möglich gehaltene Worst Case ist also eingetroffen - Snyder hat Batman ruiniert. Was aber kein gesteigerter Grund zur Sorge ist < ich bin sicher, dass Batman ihn aufspüren und das mal von Mann zu Mann mit ihm klären wird. Da Snyder offensichtlich Fan von The Dark Knight ist, sollte er auch die Szene kennen, wo Batman den Typ aus Tokio holt. "Batman kennt keine Grenzen" ;-) Also dazu ein klares Nein. Hieße der Film einfach nur Superman 2 oder so könnte man das noch mit Humor nehmen und über diese Albernheit lachen, aber Batman als Aufhänger instrumentalisieren und dann so dabei wegkommen lassen? Weder Batman noch seiner Fanbase würdig.

                              Wonder Woman spielt hier auch eine wichtige Nebenrolle. Dass sie mit Gal Gadot extrem sexy besetzt ist und das nicht nur nach meinem Geschmack, sondern sie entspricht halt auch insgesamt so nem optischen Klischee und lebt das hier darstellerisch irgendwie aus, das gefällt mir sehr gut. Da es bei Wonder Woman ja zentral um Feminismus geht. Als "Still not asking for it" Argument. Und als "Ich bin emanzipiert und muss mich auch von Alice Schwarzer und co. nicht beeinflussen lassen" Argument. Der viele Sexappeal hat also Substanz.

                              Und ich liebe es, wie schlagfertig und argumentativ sie Batmans Macho-Getue killt, denn dieser Batman ist nunmal auch gut hassenswert und mehr so das, was man sich sonst allgemein vielleicht eher unter Superman oder so vorstellen würde. Sie hat Ausstrahlung. Und die Dynamik zum Schluss - geilgeilgeil! Eine richtige Kriegerin.

                              Dass so ne doppelt gemoppelte Sexualisierung wie die Kamera bei jeder aber auch jeder Gelegenheit so sabbernd volle Möhre auf Decolleté, Arsch, Beine und co. raufzuhalten genauso einer authentischen Wonder Woman Porträtierung entspricht, würde ich aber mal sehr bezweifeln. Zwei drei mal dezent ja okay, soll ja auch sexy sein und bla aber so krass und kontinuierlich fand ich das schon etwas peinlich. Kameramann Larry Fong hat Glück, dass Wonder Woman ihn nicht bemerkt hat :-D Sie hat bestimmt schon diversen Kerlen für weniger ihre Eier abgerissen und hier fühlt man sich selber zum Teil schon fast mitbelästigt, so wie der abgeht. Ich habe dem WW Zeichentrickfilm sogar ne Hassbewertung gegeben weil der so durchweg ultramatriarchal ist, also wenn der nur 1% Wonder Woman entspricht, ist sie eine, an der man besser nicht einfach so rumgrabbelt. Auch hier wieder ähnliches Argument wie bei Batman, ich habe absolut nichts gegen Softporno und bla aber das ist nicht Wonder Woman.

                              Im Endeffekt kommt die Figur aber vor allem inhaltlich echt gut beim Film weg und Gal Gadot ist eindeutig eine tolle Schauspielerin, die für die paar Einsätze ein beachtlich großes Repertoire an Schauspielkunst bietet. Nur als Nebenrolle fast schon ein bisschen Verschwendung, aber sie gibt dem Film definitiv ein gewisses Etwas. Ich habe gesehen, das hat nen ganzen Film gekriegt, wieder Gadot positiv, nicht Snyder auch erst mal positiv < ich bin gespannt wie der ist und freue mich drauf, werde ich auf jeden Fall gucken.

                              Auf Lois Lane brauche ich nicht weiter eingehen, sie kriegt einige Minuten, zu denen ich aber nicht so viel Meinung hab. Ist halt ne weitere Nebenstory, irgendwie cool aber nichts besonderes und ein bisschen viel hin und her vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sie ermittelt da halt nebenbei noch ein bisschen rum und ist ab und zu mal empört darüber, wie sich ihr Kerl benimmt. Oder überhaupt über alles. Ob der Film dadurch besser oder schlechter wird oder gleich bleibt kann ich so genau gar nicht einschätzen.

                              Das Kostümdesign der Wonder Woman Figur ist hübsch. Die Soldaten, Monster und so sind auch toll designt. Superman geht, ich steh nicht auf Autoreifen bzw texturierten Gummikram, aber ist ganz solide. Nur Batman´s Dress ist wie gesagt eine mittlere Katastrophe. Zumindest, wenn man Batman erwartet.

                              Und der Film ist, wie man sich sicher denken kann, Actionkino. Gute epische Actionszenen, mal mehr, mal weniger gut eingesetzte Effekte, aber es funktioniert. Bringt einen so in den Modus. Auf Kinoleinwand oder großem 4K Fernseher oder so sicher noch mal besonders toll. Die Aufgabe ist gut erfüllt. Der Film kaut Bienen. Das muss auch mit Logik so gar nichts zu tun haben, die können mit nem riesen Konvoi aus dem Lagerhaus fahren und sich unbemerkt durch die Straßen ballern, sich in die Hand statt den Arm oder so schneiden, damit man auch am nächsten Tag den Verband noch sieht und damit sich sein Umfeld nicht fragt, warum der Großunternehmer plötzlich so Joker untypisch zu seinem Maßanzug einen Mumienhandschuh trägt, hauptsache KRASS xD Batman mit Lampenaugen, denn er mag es ja bekanntlich schön hell und freundlich. Die Bathöhle als Exponat einer Militäranlage. So ein Design hat mich noch nie sehr gereizt, das gab ja vor 30 Jahren schon mal so eine Phase, wo den Leuten alles nicht Ninja Turtles, Robocop und bla genug sein konnte. Aber der Action Aspekt überzeugt an einigen Stellen wie gesagt. Manches ist im High Budget Kontext recht trashig aber im großen ganzen ganz gutes Actionkino. Nicht zuletzt wie gesagt durch die diesbezüglichen Einfälle, aber teilweise auch sehr gut gemacht und eingesetzt.

                              Ich finde CGI übrigens ne ganz tolle Sache, ob dezent eingesetzt oder als Aufhänger so wie hier. Wenn das wie in dem Beispiel ganz gut eingesetzt ist. Verstehe das ganze Mimimi CGI Gequäke diverser "Cineasten" nicht, denn wären die früheren Generationen auch so drauf gewesen, wäre Film heute ne große Spur langweiliger. Schon in den ersten Filmen der 1890er gab es viel Tricktechnik, in den 50ern bereits reine Greenscreen-Filme und ich kann mir weitaus schlimmeres vorstellen, als in der Entwicklung uns zuliebe (!) große Sprünge zu machen. Dass nicht jedes Beispiel für so was ein gutes Beispiel und es nicht immer gut eingesetzt ist, kommt auch schon vor, seit es Film gibt. Ich bin da also nebenbei gesagt dafür, sich für alle Möglichkeiten erst mal zu öffnen und neutral ranzugehen.

                              Der Film ist also wie so ne Art Videospiel, wenn auch vielleicht etwas hübscher und aufwendiger. Zum Beispiel hat mich der erste Showdown, wie sie sich durch verschiedene Stockwerke hauen, an DC Universe erinnert. Ich weiß, das ist wie sich darüber zu beschweren, dass Spaghetti aus Hartweizen bestehen, aber irgendwie finde ich so was manchmal bei richtigen Videospielen spaßiger, wenn man auch Teil davon sein kann. Aber nicht wie DC Universe sondern leidenschaftlich. Mit bluttriefender Stahlaxt, die drei mal größer als ich ist :-D

                              Und genau eben Leidenschaft vermisse ich hier halt auch. Etwas mehr Gefühlsregung. Clark und Lois sind ganz süß, Clark und seine Eltern auch, bisschen oberflächlicher Kitsch und Pathos nebenbei. So viel Liebeszauber, dass in der nächsten Szene mit seiner Uschi Supermans Gesicht plötzlich wieder so Hokus Pokus aus ästhetischen Gründen kratzerfrei ist. Oder lag das an seiner Rückverjüngung nach der Alterung? Ich denke mal, manchein filmisches Detail versteht man vielleicht auch nur, wenn man mit der Materie Superman näher vertraut ist. Und ein paarmal überzeugt der Film auch durch Penetranz, lange genug auf´s Motiv draufhalten, dazu kontinuierlich paar Mollstreicher, reicht schon mal für ne leichte Wirkung. Es ist kein besonders kluger, aber auch gar kein so dummer Film, was das betrifft, alles schick. Was der Film aber ist, ist definitiv mir zu flach. Mal mehr, mal weniger Handlung, von na ja bis ganz nett, aber GUTES Storytelling ist für mich etwas anderes.

                              Zumal das Muster total lineares Actionkino nach Schema F ist < eine Stunde charakterkonzentrierte Einleitung, eine Stunde Spannung, eine Stunde Dynamik.
                              Zum Schluss sagt uns der Film noch mal, dass er Batman v Superman heißt, Superman schießt so typisch in´s All, Batman kriegt eine seiner Ideen, ein netter Versuch eines Fantriggers, aber leider kein stimmiger oder übermäßig berührender Kompromiss. Passt auch nicht so zum Rest vom Film, also nicht mal im "unpassenden", damit brechenden Stil. Man hat das alles, vielleicht abgesehen vom CGI Kram, so oder besser schonmal gesehen.

                              Der obligatorischen Sprücheklopferei kann ich in dem Fall auch nicht viel abgewinnen. Sind halt überwiegend humorlose semi originelle Sprüche, vorgetragen wie so ein toter Fisch. Und halt so pseudointellektuell, zwei mal Oz plus ein mal Alice zitiert hmm. Da steht also einer der Affen auf female fronted Kinderfantasy der viktorianischen Zeit. Finde ich auch ganz prima, aber ich prahl nicht rum damit :-D Oder vielleicht doch schon momentan so ein bisschen, aber würde das nicht in einem Film bzw ganz anders. Bei dem Alice Zitat hätte man dann ja zum Beispiel auf den Mad Hatter aus dem Batman Universum anspielen und ihm somit ne gewisse Substanz verleihen können. Oder indem man uns als achzigtrilliardenundersten Character nebenbei kurz ne eigene toll designte und originell gemachte Alice spendiert, à la Pan´s Labyrinth, und wenn´s nur für zehn Sekunden ist. Bleibt halt alles in allem flach und kontextschwach gestrickt. Mal schwülstig, mal mit geschmeidigen Fremdwörtern aufgepeppt, mal ganz kess, sämtliche Klischees von A-Z großzügig gesät. Aber größtenteils tote Fische. Der eine Witz im Film von Martha ganz nett, aber die Pointe konnte ich mir sinngemäß schon denken. Und das war halt auch schon sein ganzer Humor.

                              Der Film ist unterhaltsam ja, aber wirklichen Zugang habe ich nicht gefunden. Er ist für einen überlangen Film relativ kurzweilig und nichts, worauf man sauer sein oder was man bereuen muss. Hat mir durchaus was gegeben. Der Film hat einige Momente. Wie dann die beiden Flattermänner BFFs werden, fand ich ein bisschen cheesy, nichts gegen Buddy-Filme und schöne Kontraste an sich, aber die zwei? Als Figur wie Abradolf Lincler ganz witzig, als Team nee, kein Bock auf so was xD Apropos Abradolf < dass der Präsident der Vereinigten Staaten mal eben einen Mordanschlag auf Superman ausübt, ist auch verzeihlich und mehr so by the way. Schließlich ist das ein Liebesfilm :-D Dafür kann so ein Superman Film dann auch noch zum Schluss als herzliches Dankeschön an seinen Abradolf Lincler am roten Knopf drei vier Amerikaflaggenläden leerkaufen.

                              Aber der Film hat ja einige Momente. Noch mal brauche ich den vielleicht nicht, ist nur ne bedingte Empfehlung. Passt, wackelt und hat Luft. Vorhersage 6.0, bin ich mit einverstanden. Mit bestem Willen vielleicht 6.5, aber dafür gäbe es dann halt Abzüge für erwähnte Schwächen, ne sechs passt schon. In den ersten zwei Dritteln ist er, wenn man einiges nicht so eng sieht, sogar noch ne sieben, aber vor allem im letzten Drittel ist der nunmal öfter mal langweilig oder nervig. Was ich persönlich sogar doofer finde als andersrum, Filme die im ersten Teil schwach und zum Schluss hin stark sind. Die Mühen, die sich der Film macht, rechne ich ihm aber gerne an, da er mir nunmal soweit als Nobrainer / Popcorn-Film auch ganz gut gefallen hat. Filme die mir mehr geben, als mich zu langweilen, sind erst mal positiv. Und ich hab auch schon besseren Filmen ne fünf gegeben, also hab grade auch gute Laune und will mich mal auf diese Art Film einlassen und so was verstehen und so. Dass ich so gar keinen guten Willen hab, kann man mir da also nicht nachsagen.

                              Wenn man das mal so krass abgehen sehen will mit Blitzen, durch die Gegend fliegenden Häuserteilen und so und sich dabei nicht allzu sehr langweilen oder stressen will, ist das ein guter Film. Wie so eine Art Godzilla Film, so was kommt dann sogar auch noch aus dem Ei geschlüpft. Mir gefällt auch, dass der Film hin und wieder mal unter Wasser geht, mit Zeitlupen arbeitet und so oder Funken regnen lässt. Wenn man in entsprechender Stimmung ist, so wie ich vorhin, ganz kurzweiliges Entertainment. Hat was für´s Auge :-)

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                                pabloundtrish 10.05.2018, 15:22 Geändert 10.05.2018, 22:03

                                Ich mach auch den mal subjektiv bis objektiv zu meinem Lieblingsfilm. Nicht weil wie bei meiner letzten Sichtung gesagt, dass ich auf der Suche nach meinem eigenen Geschmack bin und tolle Filme entdecken will, also so aus Prinzip wär ja Quatsch. Nein, der Film ist einfach großartig.

                                Teilweise ne ganz klare zehn, aber mit Abstrichen.

                                Beginnen wir mit den Abstrichen: zum einen sein Light-Rassismus mit den Zigeunern, dann auch die dressierten Affen und Elefanten und so. Hunde, die von zwangsarbeitenden Einhufern fast übefahren werden. Will man einfach nicht sehen. Die Arschloch-Szenen kann man zwar auf so drei vier fünf Minuten zusammenfassen, ist jetzt nicht so, dass man so ganz verstörend die vollen 110 Minuten Kängurus boxen, Goldfische ihre eigene Schwanzflosse jagen und währenddessen einen sagen wir mal Errol Flynn (nichts gegen Flynn, vielleicht war er Robin Hood aber mir fällt halt gerade nichts weißeres ein) mit geschwärztem Gesicht und Wassermelone durch´s Bild tanzen sieht, also dem Zeitgeist entsprechend vielleicht sogar noch ein relativ "netter" Film (?) xD Aber so als Lebewesen mit Kopf und Augen stößt einem das natürlich ein bisschen auf. Das war aber natürlich ne andere Zeit. Die Schwäne, die in der "Romantikszene" am See von Die Schöne und die Bestie kontinuierlich nach den Hauptdarstellern schnappen, hatten wohl auch schon bessere Momente, aber wir sind da halt in der Steinzeit. "Es war einmal"? Auch wieder nicht. Viel dazugelernt hat mancheine Filmemacherschaft da bis heute in keiner Hinsicht. Aber das Bewusstwein ist heute da und somit ne ganz andere Verantwortung. Sollte keiner der an diesem Werk beteiligten Künstler eine Ahnung gehabt haben, dann auch, weil es kein Internet, keinen wirklichen Aktivismus und so gab. Also weder Quellen noch Interaktion, "Zigeuner" waren da wohl noch der Boogeyman, Invasoren, die sich zähnefletschend der Höhle nähern und halt die Kinder rauben, nur um sie mit schwarzer Chirurgiekunst für ihr Leben zu entstellen. Da man so was beklopptes wenn auch subjektiv horrormäßiges ja aber nicht schönreden kann und will, gehört das natürlich trotzdem an dieser Stelle kritisiert, weil kann man halt nicht unkritisch sehen. Muss aber mit gutem cineastischen Willen so dünn gesät wie hier einem Steinzeitfilm als Unterhaltungsmedium keinen Abbruch tun. Auch wenn das hier zumindest nunmal präsent genug ist, um nebenbei erwähnt zu werden. Man kann halt leider nicht durch die Zeit springen um die Leute zu schütteln und muss sich dementsprechend so einem mega Gesamtwerk nicht unbedingt selber beklauen. Fünf traurige, hundertfünf friedliche Minuten. Kann man mal machen.

                                Mein anderer Abstrich hat mit den Längen zu tun. Der Film wird irgendwann stellenweise lahm und zum Schluss hin auch kaum erträglich. Hier ein Brief, da noch ein Brief und guck mal hier dieser Brief Frau Herzogin Herr Herzog euer Gnaden diesdas xD Brauche jetzt erst mal irgendwas spaßigeres, ob aus dem richtigen Leben, als Film oder was auch immer. Das hat mich schon bisschen gekillt. Kenne ich sonst nur (gefühlt halb so dosiert) aus Anna Karenina aus den 40ern, also vielleicht ist das auch so ein Steinzeit-Trend. Oder halt einfach nicht mein Spirit. Jedenfalls ganz schön heftig:D

                                Ich habe also überlegt, nach der anfänglichen 10, ob das ne 8 oder 9 oder irgendwas dazwischen ist. Und dann kamen mir aber immer wieder so viele Details in den Kopf, von der Machart, einzelne Szenen, einfach jede Menge, was das tatsächlich mal kompensiert. Der Film ist auch, aber nicht nur ein direktes Erlebnis, sondern auch etwas, das einfach immer mehr und mehr nachwirkt, einen automatisch zurückblicken lässt und auch so noch mal umso mehr begeistert. Eine hochdosierte Depot-Spritze. Hatte ich bei Zehnern noch nie so gehabt und wenn man den Film nicht gesehen hat versteht man das vielleicht auch nicht < ein Abstrich ist ein Abstrich und keine runde Zahl. Aber dieser (und wenn vielleicht auch nur dieser) Film kann das.

                                Die ersten ca. 30 Minuten für sich sind der beste Film, den ich von meinen 1200 hier aufgelisteten (plus so einigen vergesslichen ergo wieder vergessenen und darum hier nicht eingetragenen Sichtungen sowieso) je gesehen habe. Also vielleicht so der eine Film von 1500?
                                Er ist von der komprimierten Kreativität und Spannung des inhaltlichen Aufbaus her so ziemlich seiner Zeit voraus.
                                Hervorragend gespielt, auch zum Beispiel Gwynplaine als Kind.
                                Und vor allem technisch und handwerklich in meinem statistischen Mittel der beste Film ever. Habe von den frühen 1890ern bis in die späten 2010er noch keinen Film gesehen, der seine zur Verfügung stehenden Mittel so perfekt einsetzt. Der wunderschöne starke hell und dunkel Kontrast, das Geflacker um den Totgeweihten, der mit großen flehenden Augen aufschaut, dramatische Effekte, wie dass das Kind meterweit wegfliegt, erst denkt man was geht da krasses ab mit der Kamera, was ist da so funky, dann sieht man später, dass sie von einem Riesenrad aus filmt und so. Teilweise vielleicht nicht mal beabsichtigt, man weiß nicht, ob der Hund genau in diesem perfekten Winkel die Kutsche schneiden soll (ein anderer, nicht der, der fast überfahren wird), also ob das 1000x gedreht oder nur glücklicher Zufall ist und der leichte Zeitraffer liegt vielleicht auch nur an den Möglichkeiten der Kameratechnik oder dem Kameramann oder so. Aber ist ausnahmslos alles perfekt. Der eine Film. Es passt alles 1:1 zu dieser Art Horrordrama und allem, was jede Szene und jedes Detail jeweils für sich transportieren will und andersrum die volle Materie 1:1 zu den Möglichkeiten und ihrem Einsatz. Hat mich mega geflasht, kann ich jedem total an´s Herz legen. Zumal dieser Wow-Effekt nicht mal kontinuierlich war sondern überaus großzügig, quasi im Minutentakt, immer mal wieder ne Weile anhaltend und zwischendrin aber auch ein hohes Niveau gehalten, so dass man also keine Chance hat, sich dran zu "gewöhnen", sondern es immer exakt die allerhöchste Wirkung hat. Ein Brett von einem Film.

                                Noch inklusive der sehr ästhetischen (zwischendrin auch nen Moment lang komplett) Nacktszene, die sicher auch ein Skandal geworden wäre, wenn der Film nicht dem Publikum nachvollziehbarer Weise schon zu gruselig gewesen wäre. Sie beginnt mit einer Spiegelung ihres Traumkörpers im Wasser, wird dann durch ein "Schlüsselloch" gefilmt und geht dann über Intrigen schmieden bis dahin wo sie zurückflirtet so hier guck mal mein hübscher Fuß, er beugt sich hin halt so vorfreudig geil Füße lecken diesdas und wird direkt weggetreten, ihr Affe wirft noch nen Apfel nach, er schleudert im schleichend buckligen Abgang seinen reptiloidschlammdämonartigen Killerblick zurück mit den sinngemäßen Worten es war ein Apfel, der Eva in Schwierigkeiten gebracht hat. What the flying f#ck did I just watch?? Und das ist nicht mal die beste Szene. Der Film spielt sich die erste halbe Stunde NUR auf diesem Niveau ab und in seinem späteren Verlauf auch total regelmäßig. Wie gesagt auch immer mehr Muff, aber trotzdem im gefühlten 10-15 min Takt dann auch noch so Highlight-Kram und Light-Highlightkram nicht zu dünn zwischendrin. Irgendwas macht die Minuten bei dem Film aber trotzdem ein bisschen lang, ich vermute mal, das ist neben oder nach dem barocken Verwirrspiel vielleicht auch bisschen noch die zwar ganz passable aber doch auch irgendwo nervige und vor allem ziemlich dick aufgetragene Musik. An Qualität lässt er jedenfalls zu keinem Zeitpunkt nach und geboten wird auch immer wieder viel. Er entspannt sich halt ein bisschen nach seiner Vorgeschichte und Einführung der Charaktere. Aber eigentlich auch nicht zu viel, wie gesagt ich kann das nicht so gut benennen. Irgendwas macht manche Szenen ein bisschen zäh. Die ganze barockige Briefigkeit zwischendrin wär jedenfalls extra meinetwegen nicht nötig gewesen.

                                Euer Gnaden Gräfin von und zu sonstwas, von der auch eben die Rede war, ist das Exponat einer Piratenbraut. Es ist selbstverständlich, dass sie sich von ihrem Kerl (von dem hier noch nicht die Rede war) nichts sagen lässt. Nie diskutieren, immer Ansagen machen, aber immer fair. Keinen Bock mit ihrem Verlobten, ihrer Königin und der ganzen Spießergesellschaft im Kreis zu sitzen. Was ist schon Image, wenn man einfach leben und auf den Jahrmarkt gehen kann, um da mit allen Männern zu flirten, voll aufzublühen und so. Da auch so ne Szene < so ein Saufkopf schubst beim Karussell jeden an, sie kommt ihm zuvor und gibt dem Anschubser so nen Tritt xD
                                So voll subtil erst beim zweiten mal gesehen, da war ich wegen einem anderen Inhalt noch mal kurz zurückgegangen. Ihre Szenen machen einfach Spaß.
                                Die ist einfach großartig, hat bisschen was von Madonna, auch so ein bisschen was androgynes, nur viel hübscher und kurviger und ne viel bessere Schauspielerin. Und halt immer diesen herausfordernden Blick. Dazu noch diese Wahnsinns-Ausstrahlung, man sieht sie kontinuierlich atmen, die Augen leuchten und so. Die hat keinen Internet- oder Fernsehanschluss bei sich zu Hause und macht sicher zwischendrin auch mal Arschgymnastik. Einfach sexy.
                                Ihr verklemmter Verlobter findet zu ihr auf dem Jahrmarkt, das Bauernvolk mit dem sie da rummacht so "ey wir haben sie zuerst gesehen", alle kloppen sich um sie, sie geht einfach voll ab und fiebert mit allen mit^^ So unbeschwert, so jenseits von gut und böse. Oh Mann ich will die XD Gibt ein paar Sachen, mit denen man mich voll kriegt und eins davon ist auf jeden Fall, wenn man ne wilde Seele ist mit Freigeist und so. In dem Fall halt auch noch mega authentisch geschrieben, gecasted und darstellerisch umgesetzt.
                                Einer der Highlight-Characters des Films auf jeden Fall, mega cool drauf, freut sich über jede noch so dumme Anmache, aber setzt auf so ne spielerische Art klare Grenzen, handlet die ganze Männerwelt komplett und weiß sich kontinuierlich selber zu helfen. Also an seiner Stelle hätte ich sie genommen^^ Irgendwie so für mich das, was für andere Kerle vielleicht Jessica Rabbit oder so ist. Genau meine Frequenz.

                                Das macht halt auch die Szene so intensiv, wo sie ihm begegnet. Er zieht seine Freakshow mit seinem reinoperierten Lächeln durch, das Publikum dreht durch, außer ihr. Sie lacht nicht. Sie ist total ernst und traurig. Weil sie ihn sieht. Ausgerechnet diese Piratenbraut. Ist ja oft so, also auch im richtigen Leben, dass so Draufgängertypen auch andererseits viel sehen und halt auch anderen Menschen besonders gut in ihre Herzen sehen. Sind halt beides so Effekte, wenn man im Leben was erlebt und durchgemacht hat. Und das ist halt voll die intensive Szene. Ihn verunsichert das auch total, dass da jemand nicht lacht und wie viele andere Momente des Films fühlt man auch den total krass.

                                Dann kommen sie sich näher (natürlich dank einem Brief:D), eine der besten Szenen des Films, da will ich nicht viel Spannung vorwegnehmen. Nur so viel, sie lacht über einen (weiteren!) Brief und er denkt wohl, sie lacht ihn aus, weil er halt so durch sein Dilemma vorgeschädigt ist.
                                Ich finde gerade die zwei als Pärchen toll, sie die Bodenständigkeit in Person, er Gefühlskino schlechthin, habe ich so von einem männlichen Schauspieler noch nie gesehen. Den Kontrast fand ich höchst interessant, hätte es toll gefunden, wenn sich da was entwickelt. Aber er liebt nunmal außerdem auch seine Dea und sie ihn auch, zumal sie ihm nicht zuletzt auch ihr Leben verdankt. Aber die kommen halt einfach nicht zur Sache. Die ganze Hauptstory fängt schon mit einem Knistern zwischen Dea und Gwynplaine an und die brauchen. Sehr lange. Weil er experimentieren will. Er will herausfinden, ob er überhaupt für irgendwen liebenswert ist, um seine Dea heiraten zu können. Aber sie liebt ihn ja längst xD Schwer, da zuzugucken, sehr gelungene Melodramatik. Er ist halt völlig verstört.
                                Ich hätte mit der Gräfin so richtig viel Spaß gehabt und wie gesagt der Gegensatz zwischen den beiden bietet ein paar der intensivsten Momente des Films überhaupt, das hätte das vielleicht storytechnisch noch mehr aufgepeppt. Aber er ist halt sensibel. Kann man auch gut verstehen. Sie ist kein Einstiegsmodell und überfordert ihn irgendwie. Er will es gloomy. Seine ähnlich wie er gebrandmarkte blinde "kleine Schwester", die auch mit im Freakprogramm steht und so. Hat auch voll was, passt auch. Zwar anders, und nicht ganz so, aber passt.
                                Irgendwas war da noch, die Gräfin ist wohl doch auch ein kleines Biest, steckt halt mit dem großen Biest von Hofnarr und der Queen unter einer Decke und ist irgendwie Erbschleicherin und Intrigantin (alleine schon bei dem Teil, den ich kapier, krieg ich Kopfschmerzen XD), aber nobody is perfect, Beziehungskisten fucken einen manchmal ab, alles im Rahmen. Bin auch ein Stammeskrieger - will die jetzt erst recht #changemymind:D So Anstandsmädchen wie diese Dea sind mir halt wiederum ein bisschen suspekt, komme ich persönlich nicht so drauf klar. Na ja jedem seins und wie gesagt ich hab auch so ca. 1-99% der Handlung nicht ganz verstanden. Sehr dialoglastiger Stummfilm in trockenem, teils veraltetem Oxford-Englisch. Na 99 wohl nicht, hab mir Mühe gegeben. Nichts gegen anspruchsvolle Werke, mein momentanes Gequäke dazu will sich ja sicher auch nicht jeder mal eben durchlesen und ganz erfassen:-) Verstehen ist overrated und SO neunzehnhundertsiebenundzwanzig:D

                                Paul Lenis / Conrad Veidts "Joker", für mich als Batman-Fan auch schön zu sehen, dass das quasi die Geburt von Batmans Gegenspieler Nummer eins ist, ist nicht nur der erste, sondern der beste aller Zeiten. Das Characterdesign und Veidts Darstellung sind einfach nur großartig.
                                Dieser Kontrast, einfach nur die ganze Zeit so blöde steif grinsen und da hindurch mit den Augen, der Körpersprache und ebensolchen Mitteln so viel Leid, Verzweiflung, Angst und so zu transportieren. Unglaublich intensiv. Als Model arbeite ich auch viel mit so was und bin kein Noob, mach auch mal kleine Schauspieljobs, aber hier würde ich sicher schon von einem einzigen Versuch Gesichtslähmung kriegen. Der hat richtig Talent, dazu richtig geübt. Es ist einfach richtige Schauspielerei. Verdient ganz viel Anerkennung. Von männlichen Schauspielern kenne ich authentisches Gefühlskino, was weder kitschig noch albern ist, noch so gar nicht, außer vielleicht höchstens von Kinderschauspielern. Also alle Männer, die mich bisher geflasht haben, waren halt "ne Rolle", dazu oft sogar noch ne dankbare wie Psychopath, Neurotiker oder so. Lineare bis zweifacettige One Man Shows, auch toll und keine Selbstverständlichkeit, aber im deutlich anspruchsloseren Kontext. So feinfühliges Spiel, facettenreich von subtil bis dynamisch und dabei glaubwürdig, kannte ich sonst also nur von Frauen. Und er setzt da halt irgendwie sogar noch mal einen drauf. Vielleicht die beste Darstellung ever, zumindest irgendwo in meinen Top 5.
                                Vor allem in diesem subtraktiven Kontext, er lässt einfach mal eins der beliebtesten Ausdruckselemente weg bzw führt das noch so ganz cool ad absurdum und schafft mit weniger mehr. Er und das Figurdesign, was halt auch Gold ist. Ein klarer Schlag in die Fresse diverser schwacher Schauspieler, die holzpuppenartig bemüht sind irgendwas, vielleicht sogar noch durch Overacting oder so was, auszudrücken.

                                Und "Der Mann, der lacht" ist wie gesagt ein Horrorfilm. Das kommt äußerst positiv noch dazu. Die Szenen sind ohne wenn und aber gruselig, wie gesagt dem Publikum damals wohl sogar zu viel (hab nebenbei auf YouTube sein Bild als Thumbnail zum entsprechenden Thema gesehen). Und das völlig zurecht. Der Film ist oft hässlich, sozialkritisch. Und von seiner Machart, seinem Acting, seiner Geschichte und seinem Design im Drama / Horror Kontext selten intensiv. Total creepy. Das ist so eine Art von Zehnerbewertung, die was besonderes, repräsentatives hat. Halt ein einzigartiger Film, wie man ihn empfehlen will. Alleine schon wegen seinen Bildern würde ich mir den sogar auf DVD oder so kaufen. Und hier ist er auch völlig zurecht voll beliebt < 44 Bewertungen, 4 x Lieblingsfilm, kein mal Hassfilm. Warum also dann nur lausige 44 Sichtungen? Nichts wie ran! ❤

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                                  pabloundtrish 09.05.2018, 23:43 Geändert 10.05.2018, 16:03

                                  Für mich neben The Dark Knight der einzige Batman Realfilm, den es gibt. Und ich habe sie alle gesehen, inklusive Spin-Offs wie "Catwoman" und "Suicide Squad". An Realfilmen fehlt mir nur noch der Nollywood Film "The Bat Man" und "Batman v Superman", habe halt vor beiden ein bisschen Schiss, von der jeweils bananigen Schreibweise (Bat Man statt Batman, v statt vs. < nenn mich Monk, aber was zur Mutter aller F#cks versucht man mit so etwas kompensieren) bis hin zum jeweils ebenso bananigen Trailer:D Okay, Nollywood darf das und mutet vom Trash-Faktor her sogar als bessere Fortsetzung zu "Batman hält die Welt in Atem" an, bei dem ist es vielleicht auch vielmehr der bürokratische Leidensweg durch recherchieren des Filmteams plus die Mühlen des IMDb und Moviepilot Labyrinths, den mal hier einzutragen und vorzumerken. Und zu Batman v Superman gibt es viele Meinungen, auch viele positive. Aber irgendwie verwirrt mich das sehr, dass einige den zu dramatisch und ruhig und andere den zu hektisch und überzuckert finden. Sprengt meinen Kopf, mir auf der Basis irgendwas unter dem Film vorzustellen. Lange Rede, kurzer Sinn < die beiden prokrastiniere ich noch ein bisschen.

                                  Jedenfalls bin ich Batman Fan. Die Serien hab ich weniger mitgenommen, da kein Seriengucker, aber halt so ziemlich alle Realfilme plus viele Comicbücher, Trickfilme und Videogames.

                                  Und dieser Film ist einfach toll. Der etwas frühere Burton Stil, GothGoth, jugendfrei, artsy, creepy < eignet sich hervorragend für Batman. Hier bei weitem nicht so dünn gesät und "Indie" wie der Vorgänger-Film. DeVito, Pfeiffer und Walken top Besetzung, Keaton auf jeden Fall auch verhältnismäßig solide. Und als Danny Elfman Film einer derjenigen, in denen er sich selbst übertrifft. Elfman fasziniert mich mit seinem Spagat zwischen absolut mainstreamtauglicher und dabei unfassbar eigenharmonischer Musikkomposition jedes mal auf´s Neue und auch diesen Soundtrack habe ich schon oft rauf und runter gehört. Ja, ich hätte auch das andere Batman Meisterwerk The Dark Knight kommentieren können, denn ich schreibe hier ja auch teilweise über die Filmfigur Batman an sich, aber The Dark Knight fehlt einfach das Gotham City Setting und somit auch das entsprechende Gotham City Feeling. Für mich ein zentrales Element, einer von einigen Gründen, für die ich Batman liebe und darum ist genau dieser Batman Realfilm hier aus meiner Sicht am authentischsten. Ich weiß gerade nicht, welchen der beiden ich höher bewertet habe oder ob beide gleich, aber rein vom Ambiente her definitiv den. Genau wie die Horrorclowns, bei Dark Knight auch ganz hübsch, aber Terroristen und keine Horrorclowns. Batman Returns hat nicht mal einen Joker, die Horrorclowns regnen also einfach nur so ohne Sinn und Verstand vom Himmel, und sind dabei trotzdem 1000x authentischer als bei Nolan. Nolans Film ist gut, aber doch recht jenseits von Batman.

                                  Als dritten wirklich guten Batman bzw Prequel Gegen-Spin-Off Film qualifiziert sich bei mir gerade "Der Mann, der lacht" (1928), bin da erst bei ca. Minute 30, aber das ist halt der Film, der Bob Kane zum Joker inspiriert hat und die Jared Leto Variante sogar so ziemlich 1:1. Wer also wie ich nie so richtig verstanden hat, was Jared Letos Joker in Suicide Squad neben dem absolut perfekten Harley Quinn Design zu suchen hat < das jetzt schon absolute Meisterwerk und nicht nur der erste sondern auch beste Joker aller Zeiten, "Der Mann, der lacht", gucken und Meinung schlagartig ändern;-) Das sowohl optische als auch detailcharakterliche Design der Bösewichte im Batman Universum, ist nunmal auch ein weiterer der vielen Gründe, warum ich Fan bin. Das Produkt Batman ist einfach hübsch. Und "Der Mann, der lacht", die Geburt von Batmans wohl härtestem Gegenspieler, in dem Kontext voll wichtig.

                                  Aber face it, in den 50 Jahren richtiger Batman-Film kam nicht viel rum. An Realfilmen mag ich wie gesagt Nolans und Burtons zweiten, ein paar andere gehen noch, aber na ja. Reichlich wenig für so eine überdankbare Materie, die zum Medium Film auch noch wie Arsch auf Eimer passt. Im Gegensatz zu Superman, der vor 40 Jahren schon dieses Wahnsinns-Epos mit Reeve gelandet hat. Obwohl mich Superman als Figur oder auch überhaupt vom Setting her und so eigentlich kalt lässt. Ja, Kryptonit ist ein stylisheres Synonym für Achillesferse, aber das reicht nicht, um mich als ganzes Comicbuch-Universum zu beeindrucken. Selbst so ein kleiner Verbraucher wie ich darf bei solchen Verhältnissen Ansprüche haben. Suberboy Herkules im 20. Jh mit Achillesferse. Ich kann auch Micky Maus mit Donaldschnabel in eine Unterwasserwelt setzen, das ist keine gesteigerte Fiction. Wozu selber kreativ sein, wenn man stattdessen auch einfach zwei drei der abertausenden Sätze von Homer abschreiben und willkürlich vermischen kann. Joker ist wenigstens gut geklaut, "Der Mann, der lacht" kennt kein Schwein, Joker ist nur ein Detail und in nen ganz neuen Kontext gesetzt.

                                  Batman ist nunmal auch der einzige Superheld, den wir haben, also im Kontext von entweder extra viel Technik oder irgendwelchen Supertalenten. Spiderman geht noch, joa, die Venom Viper halt, mit etwas Glück vielleicht irgendwo noch in den Top 100 der Gotham VIPs zu finden, Spiderman-Kuss (der aber so ziemlich von Batman Returns inspiriert ist), Wrestling, war schon ganz cool, aber halt mehr so solider Mystery Coming of Age wie Matilda oder Carrie, als alles andere. Auch schön, aber halt mehr Hokus Pokus Harry Potter als Verbrechensbekämpfer mäßig. Oder Hancock, auch netter Character, der dann aber in der zweiten Hälfte voll uninteressant wird. Oder zum Beispiel dieser Möchtegern-Batman James Bond, auch viel technische aber weniger hübsche Ausrüstung, eitel, patriarchal, Stolz auf seine bescheuerte License to kill, über die ihm dann auch irgendwann mal jemand ein extranerviges Lied geträllert hat, während Batman das zu keinem Zeitpunkt je nötig hätte zu töten oder auch nur eine tödliche Schusswaffe in die Hand zu nehmen, egal wie sehr es eskaliert. Versuch mal so einem wie Bruce Wayne zu erklären, was ein Rasierer ist, Bruce Wayne ist (obwohl genialster Ermittler in ganz Gotham und Arkham) die Asozialität und Stumpfheit in Person. Während James Bond mit seiner demnächst als Special Edition erhältlichen Rolex im ebenfalls demnächst erhältlichen Sportwagen sitzt. Bruce Wayne: kein danke, bitte, hallo oder tschüß - James Bond: Bond, James Bond < geschüttelt, nicht gerührt XDD Benannt nach einem Vogelkundler, also schon von seiner Basis her mehr mit Kanarienvogelmann Sidekick-Robin, dem allereinzigen im ganzen Batman wenn nicht sogar DC Universum, der in seiner Aufdringlichkeit und seinem Strampelanzug-Faktor gegen Superman anstinken kann, assoziiert. Und das sind noch so ziemlich die besten, von anderen "Superhelden" will ich gar nicht erst anfangen.

                                  Wähle Streberboys für 500. Was gebt ihr nur der Jugend für Vorbilder? Wär James Bond nicht so stolzer Brite sondern Alien Bla, der von Planet XY auf die Erde geschossen kommt, würde er vielleicht auch wie Superman als erstes denken wow USA, die Flagge zieh ich mir mal direkt über´n Arsch. Hat zwar rein gar nichts mit mir oder meiner Story zu tun, aber dann mögen mich die Hollywoodianer vielleicht und machen einen Film über mich:D Weil genau so macht das ja auch James Bond, nur mit dem Union Jack. Die Queen ist nicht amüsiert, wenn du Sex hast statt an den Hörer zu gehen Skandal Skandal was für ein renitenter Junge. Gotham hadert GEWALTIG mit Batman und schiebt regelmäßig kollektiv HASS auf ihn, inklusive Polizei und Politik. Da sind Kräfte am Werk. Geht um´s gebraucht werden, keine Zeit für gesellschaftliche Eitelkeiten, geht nunmal um Leben und Tod. Batman ist von Albträumen gequält, weil man ihm als Kind die Eltern vor der Nase weggeschossen hat und seitdem kämpft er sich triebhaft durch die Verbrecherwelt, egal wie auch immer wer auch immer das findet. Absolut autonom. Das hat Tiefe. Manches wie eben Batman schätze ich sehr wegen seiner Tiefe. Anderes ist mir wie gesagt wiederum egal wegen seiner Oberflächlichkeit. Man kann Bob Kane also einfach nur dankbar sein. Ganz aufrichtig dankbar, ohne Batman wär in der Hinsicht nichts los.

                                  Oder meinetwegen kann man es auch andersrum sehen < die anderen als Helden und Batman als Anti-Held. Jedenfalls ist er anders. Und dem was es sonst so gibt meilenweit über.

                                  Und dieser Film hat nunmal auch extra viel Tiefgang. Obwohl die Zeit um 1990, wo der Film entstanden ist, den ernstzunehmenden Batman-Film erst einleitet, zeigt er zum Beispiel auch schon diese Dramatik des Anti-Helden, der nirgendwo wirklich ankommt und eher aneckt. Und dann auch gehetzt wird. Er fängt Burton typisch mit einer langen Szene an, einer Kamerafahrt durch den Gotham Zoo, die dem den Kanal entlang treibenden ausgesetzten Baby folgt. Der größte Bösewicht ist hier ein unscheinbarer Typ, also Batman untypisch kein Mutant. Catwoman macht den Film natürlich auch ziemlich kinky, vor allem in Aktion sowie in Interaktion mit Batman oder dem Pinguin. Da fällt mir z.B. auch gerade die Szene ein, wo sie in ihrer Emanzipationsdynamik / ihrer Verwandlung zum Bösewicht die "Hello There" Neonschrift zerschlägt, so dass zwei Buchstaben ausfallen und da "Hell here" steht. Sie tut das willkürlich im Rausch, sie schaut nicht mal hin und meißelt dabei den Mauerblümchen Slogan ihres alten "Entschuldigung, hier bitte Ihr Kaffee"-Lebens in ein neues passenderes Motto um. Und posiert dann davor, als wüsste sie intuitiv, was da abgegangen ist. Übergenial. Ein Bekannter von mir hat sich das auf die Finger tätowiert, so dass da auch Hell here steht, wenn man die Daumen wegklappt. Oder wie sie im Katzenstreu landet, man denkt sie sei tot, dann zuckt sie, wo sie von Katzen angeknabbert wird. Episch, intensiv, GothGoth. Das ist BATMAN. Oder alleine schon der Kontrast zwischen Selina Kyle und Catwoman, toll designt, toll gespielt. Zeitlos. Ist nicht zuletzt auch ein Catwoman-Film, so wie Arkham City nicht zuletzt auch ein Catwoman-Spiel ist.

                                  DeVito und Walken aber wie gesagt genauso, ich kannte auch mal jemanden, der den Film nicht gucken wollte, weil ihm DeVito als Pinguinmann zu gruselig war. Alleine schon seine aus dem Mund schmelzende Giftsuppe hat sicher schon ebenso viele Künstler inspiriert, wie Michelle Pfeiffers Fetischoutfit. Der Film ist einfach mal voll das krass wegweisende Popcorn-Kino. Batman Returns hat meiner Meinung nach so ziemlich alles richtig gemacht. Kann man immer wieder gucken. Teilweise makaber und grausam und dann wieder spannend und mit intensiven Charakterstudien, also schon Richtung Drama. Mit Bonbon Gothic Action gebrochen, sowieso einige Gothic Stile im Film mit drin, aber halt immer im Burton und Batman Kontext. Ist natürlich alles Geschmacksache, manche verstehen unter Superheld auch sicher überzuckerte Farbbomben, die es den ganzen Film über eilig haben oder irgendwas anderes. Für mich persönlich ist dieser hier im Endeffekt DER Superheldenfilm. So was wie "Superman" fehlt ein Superheld, so was wie Batnipples fehlt ein Film, so was wie "The Dark Knight" fehlt es an Authentizität. "Batman Returns" ist ein großartiger Kompromiss und dazu noch ein tolles Werk. Und somit meiner Meinung nach das beste, was es von dem, was sich wörtlich Superheldenfilm nennen kann, gibt.

                                  Und auch einer der besseren Burton-Filme. Definitiv in den oberen 50-25%. Die habe ich außer Pee-Wee und Planet der Affen auch alle ganz gesehen, inklusive den Fernseh- und Kurzfilmen, dem was er nur produziert hat und bla. Falls es ein Musikvideo von ihm gibt, kenn ich das sicher auch. Gefällt mir (fast?) alles sehr sehr gut, ich liebe Tim Burton, aber Batman Returns ist wohl neben ein paar anderen schon irgendwo noch mal so ein Highlight. Zumindest objektiv gesehen, kommt ja auch immer sehr auf die Stimmung an. Jedenfalls ne ganz klare Empfehlung:-)

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                                    pabloundtrish 05.05.2018, 09:40 Geändert 06.05.2018, 15:05

                                    (enthält Spoiler)

                                    Mal wieder ne relativ objektive zehn, das heißt, nach ein paar Jahren etwas intensiverer Auseinandersetzung mit Filmen, kann ich die Materie und mich endlich so gut einschätzen, dass ich immerhin schon so jedes 13., 14. mal ne zehn erwische, also schon auf dem richtigen Weg bin. Bei jedem 10. mal ist es verhältnismäßig ausgeglichen und höher macht das dann richtig Sinn ;-) Bin ja schließlich nicht hier, um mich krass zu fühlen, indem ich mit Blitzen schleuder, sondern weil ich Filme liebe < also um sie zu wertschätzen und falls möglich auch positiv zu bewerten.

                                    Das ist auch schon mein zweiter 70er Jahre Japaner dieses Jahr und der mindestens vierte insgesamt unter den "Lieblingsfilmen", das Konzept funktioniert einfach.

                                    Vor allem ist der mal echt mega sexy und kinky ❤ Bin absolut kein Spielfilm-Fetischist, ich fand mit 12 diese From Dusk Till Dawn Szene relativ hot und seitdem hat sich da nicht mehr viel getan. Bin jetzt 34. Filme sind halt gespielt und gestellt und weibliche Rollen oft gar nicht mal so interessant. Wenn ich sonst so Sex und Erotik Kram gucke, dann weil ich es anregend und ästhetisch bis inspirierend finde, bin selber auch Fetischmodel, also hab das wenn ich will jeden Tag und das ist halt so meine Welt. Aber dass mich so ein Film bisschen anmacht ist denkbar selten, bin da jetzt auch so gar nicht mit der Erwartung rangegangen. Und School of the Holy Beast hat da gleich so einige Wow-Momente. Also von dem Faktor an sich schonmal ne glatte zehn.

                                    Ich weiß grade gar nicht, wo ich da in meiner Euphorie anfangen soll, vielleicht bei dem offensichtlichsten: die leichten aber nicht weniger wirkungsvollen Tabubrüche. Nackte Mädchen mit Nonnenhaube, Männer die in´s Nonnenkloster geschmuggelt werden und so. Dann der BDSM und Fetisch Kontext in Kombination mit dem Christlichen, wenn sich alle Novizinnen aufgereiht so ganz sauber und unschuldig barfuß im weißen nassen Kleid, also halbtransparent mit nichts drunter waschen oder alle liegen im Bett und eine peitscht sich, halt wie im Da Vinci Code, was man dann also sogar sowohl Kirche als auch Kink für sich zuordnen könnte. Zum Teil dann aber halt auch voll dirty, die Kammer plündern, dazu die marmeladenverschmierten Gesichter in den makellosen gesteiften Uniformen oder wie sie sich nach schweißgebadetem Kampf mit der Blase einpinkelt, wo es tatsächlich um Leben und Tod geht. Mit Dornenzweigen gebondaged, dass das Blut runterläuft und dabei mit Rosen ausgepeitscht und es regnet in Zeitlupe Blüten um sie und so. Das ist so ein krasses Kunstwerk des BDSM und Erotik Films an sich. Ich will da nicht allzu viel vorweg nehmen, es hat jedenfalls einfach mal voll die Wirkung.

                                    Warum das so ist, hat auch verschiedene weitere Gründe, die als weiteren Effekt auch den Film an sich zu einem Meisterwerk machen.

                                    Erst mal die Optik, die mega artsy ist. Mal ist der Film Stillleben, mal Choreografie, aber immer artsy. Jedes Bild eine Augenweide. Auch jenseits der Sexszenen, aufwendige Gruppenszenen, wie die Verneigungs-Laola um die einfahrende Limousine, Detailarbeit wie einfach nur die Position, wie sie nach dem Sex im Bett liegt, rein künstlerisch ein total beeindruckender Film. Echt selten so was. Vor allem so perfekt eingesetzt. Jede Sekunde des Films in der Hinsicht einfach mal krass genial durchdacht.

                                    Vom Filming technisch sehr interessant, anspruchsvolle Perspektiven und Kamerafahrten, hier und da gebrochen von ein paar Exploitation Gimmicks.

                                    Und dann auch absolut das inhaltliche Grundsetting. Davon ausgehend ist es kein Fickificki Film, sondern so ne Art patriarchales Drama wie Mädchen in Uniform mit Lilli Palmer und Romy Schneider oder Schlöndorffs Die Geschichte der Dienerin. Ruhig, kühl, dramatisch. Kommt ohne viel Musik aus. Und der Drama Aspekt wird viel gezeigt und viel thematisiert, so dass man von der Erotik auch noch was mitkriegt und nicht nur so wirkungslos überflutet wird. Obwohl wiederum besonders viele Fetische bedient werden und es da kaum Wiederholungen gibt.

                                    Und nicht zuletzt auch durch das hervorragende und leidenschaftliche Schauspiel aller Beteiligten. Man bekommt einfach ein authentisches Feeling. Bei Pasolinis 120 Tage von Sodom, auch ein BDSM Film, kunstvoll inszeniert, originell, aus den 70ern, auf Alter und Rang basierendes diktatorisches Setting das überwiegend nur in einem Haus spielt, also mit ein paar Parrallelen, hatte ich zum Beispiel das Gefühl, es geht mehr darum, die Subs zu ärgern und dass die Täter ebenso Opfer wie ihre Opfer sind, weil sie halt immer so rastlos rumirren und nie die Schnauze voll kriegen. Als hätten sie irgendwas zu kompensieren oder so. Mehr wie hilflose Psychopathen als Meister. Das hatte trotz einiger oberflächlicher Einfälle so was statisches wie zornige etwas ältere Kinder, die jeden Tag im selben Sandkasten die Sandburgen zertreten. Ich steh jetzt auch nicht so auf Naturkaviar, also bin auch abgesehen davon nicht ganz so die Zielgruppe für Salò, was ja prinzipiell völlig egal ist, man mag im realen Leben vieles nicht, was filmischen Schauwert hat. Aber bei Salò wird einem das halt von der Machart sehr aufgedrängt. Und bei School of the Holy Beast steht halt wiederum der Akt an sich im Mittelpunkt, Schmerz, Verzweiflung, Ekstase. Auch die "Hassgesellschaft" sehr leidenschaftlich, zumal halt ideologisch motiviert. Das macht das echt intensiv. Einfach toll inszeniert, gespielt und fotografiert. Quasi BDSM einen Grund gegeben. Geht über Grenzen und über BDSM hinaus, wird auch bisschen splatterig und so, aber im filmischen Mittel total nachvollziehbar. Leichtfüßig und authentisch, mit viel Substanz. Vermutlich muss man noch nicht mal auf den ganzen Kram stehen, um von diesen Szenen angeregt zu werden. Der Film könnte auch unpassende Reaktionen zeigen, er wirkt einfach. Er kann einem alles verkaufen, weil er sich ganz intensiv auf der Gefühlsebene artikuliert, statt wie so ein nerviger Versicherungsvertreter durch energische Thematisierung und Wiederholung wie eben bei Salò .

                                    Man kann das drehen und wenden wie man will, der Film ist hart an der / leicht über der Grenze zwischen Kirchenkritik und Kirchenfeindlichkeit, die Macher sind klar keine orthodoxen Christen. Wobei die hier porträtierte Form der Kirche, die ihre Novizinnen misshandelt und züchtigt, nunmal auch hart kritisiert werden muss. Das hat der Film wunderbar klug gemacht, diese rachsüchtigen aggressiven Schwestern, die in ihrer Ignoranz und Festgefahrenheit selber nicht mitbekommen, was sie anrichten. Dazu die immer wieder auftretende Doppelmoral. Und die Verzweiflung und der Widerstand der Mädchen. Konkret werden gezielt vor allem von Seiten der Sympathieträger nur Aspekte infrage gestellt, die auch manche Aussteiger und Insider der Kirche diskutieren, unbefleckte Empfängnis, das Himmel und Hölle Konzept, Komplotte, Verschwörungen. Die Themen Kirche, Bibel und Schwesternorden sind krass gut recherchiert, also abgesehen von der kreativen Personalisierung dieser Materie, die halt damit bricht, durchweg glaubwürdig. Was also eine ganz eigene Realität erzeugt und das ist immer gut. Spätestens wo der Oberpriester in Form eines umgedrehten Kreuzes tot daliegt mit dem Kruzifix im Rücken, weiß man, dass die Macher keine orthodoxen Christen sind xD Aber er ist nunmal auch der Teufel oder so was ähnliches. Nicht nur charakterlich sondern auch als Figur. Er ist der einzige von allen, der wirklich Gott infrage stellt und auch der einzige, der Seelen mäßig fällt, also irgendwo durchdreht. Sie selbst ist wiederum Jesus, am 25. Dezember geboren, drei Eltern (zunächst anonymer Vater) und der Oberpriester sieht in seinem letzten Atemzug Gott in ihr und erschrickt. Andererseits ästhetisiert der Film die Kirche aber auch in so einigen Szenen nicht zu knapp und skandalisiert Gotteslästerung. Es ist einfach eine eigene Perspektive. Da hat sich jemand eigene Gedanken gemacht und seine Meinung deutlich artikuliert. Auch das kann man drehen und wenden wie man will, verdient anerkannt zu werden.

                                    Ich finde, der Film ist meilenweit über Almodóvars (ganz ansehnlichen) Schmonzette Das Kloster zum heiligen Wahnsinn. Gegen diesen Film ist die in jeder Hinsicht harmlos und flach, wenn auch relativ spaßig.

                                    Wer das alles genauer verstehen will, muss leider Assassins Creed II spielen. Niemand kann den Kontext zwischen Bordell und Kirche und die Philosophie, dass man nur in einer Partnerschaft die Gnade Gottes und seine Kraft erhalten kann, auch nur ansatzweise so toll erklären wie der absolute Highlight-NPC Teodora Contanto.

                                    Die Story dreht sich um Herkunft, Macht, Rivalitäten, auch Eifersucht und wie gesagt Doppelmoral. Geht gut zur Sache. Im Mittelpunkt steht eine renitente Rebellin mit Ellbogen bis zum Get No, darstellerisch wunderbar verkörpert und ausgedrückt und mit sehr klugen Einfällen. Das Genre Thriller steht hier auch nicht umsonst. Geht auch manchmal in so ne düstere Suspense / Mystery Richtung, ein paar brutale Morde finden statt. Ein paar Vergewaltigungen, ein Mordversuch, eine versuchte Abtreibung, Inzest. Aber auch nicht zu viel von so polarisierendem Kram, ist kein Actionfilm und so was ist hier vor allem vergleichsweise zu anderen Genre-Vertretern, also von Sexploitation / Pinku Eiga ausgehend, eher dünn gesät und halt in diesem überraschend ruhigen ästhetischen Setting.

                                    Die Frauen entsprechen absolut auch dem heutigen Schönheitsideal, große Kulleraugen, volle Lippen, feste Brüste, gezupfte Wimpern, rasierte Achseln, volle feste Haare, makellose Haut und so. Keine Ahnung inwieweit man da wirklich von Schönheitsideal reden kann, denn da dominiert ja inzwischen auch so ne Gegenbewegung, vielleicht ist das heutige Schönheitsideal auch das Gegenteil. Jedem sein Pläsierchen, ich persönlich finde es jedenfalls schick. Pflege ist ja nichts neues, man sagt ja dass das im so ganz antiken Asien, Ägypten und so schon dazu gehört hat und demnach ist das halt (neben dem anderen Extrem wie zum Beispiel Finger in den Hals stecken) scheinbar auch ne rein westliche Macke, sich aus Stolz und Überzeugung gehen zu lassen xD Wobei das natürlich alle Genders betrifft, wir sind ja emanzipiert. Verbietet den Männern auch keiner, mal ein Stück Seife in die Hand zu nehmen oder bisschen Gymnastik zu machen. Also so ist mein Geschmack. Jeder so wie er kann und will.

                                    Und das war offenbar nicht zuletzt in den 70ern ein Phänomen in der westlichen Welt, dass da die Natur im Softporno viel zurückerobert hat. Bzw so ganz optimistisch Natur gesagt, wirkt ja eher sehr unnatürlich und Hauptsache trashig und albern. Kann man wie gesagt auch toll finden, verstehe ich auch, jedem sein Ding.

                                    Aber ich will gar nicht so genau wissen was da Softporno mäßig zum Beispiel in Amiland oder hier gegangen ist xD Wenn man da so ein Vorschaubild sieht, wird man den Eindruck nicht los, das sei so ziemlich alles was, was sich 12jährige Jungs für 50 Cent unterm Ladentisch gekauft haben, nachdem es weil es sonst keiner kaufen wollte 20 Jahre im Schaufenster vergilbt und ausgebleicht ist und dann völlig verklebt und abzüglich der rausgerissenen "besten" Seiten von hinter der Mülltonne vorgeweht wird. Wo man dann halt, vorausgesetzt man hat sämtliche Stadtbibliotheken samt Anleitung des Feuerlöschers drei mal durchgelesen, mal einen einzigen Blick reinwirft. Bleibe da erst mal gerne bei den Japanern.

                                    Und ne Tussi darf halt auch gerne tussig sein. Verspieltheit, Zeigefreudigkeit, Make-Up, Schönheits-OPs, Escort, was auch immer. Hass ist doch bescheuert und folgerichtig bin ich die gute menschliche Art von Feminist, die Frauen nicht vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen haben. Vor allem, wer wär ich denn, mach ja wie gesagt auch selber Camporn, Fetischfotos und so. Kein Kinkshaming, Slutshaming, Bodyshaming, einfach nur Liebe. Das Leben ist zu kostbar, seine Synapsen runterzuwirtschaften, indem man im friedlichen persönlichen Weg der Leute rumstänkert, die einen nicht mal interessieren oder besser gesagt, wo man nicht mal interessiert daran ist, sich für sie zu interessieren. Also mal so als Beispiel, von Tussi kann ja bei diesen trotz Gepflegtheit noch sehr natürlichen Schönheiten sowieso keine Rede sein.

                                    Und apropos Feminismus, auch da hat der Film sogar noch neben dem sich kontinuierlich aufbauenden Porträt der starken Hauptfigur und ihren Sympathieträgerinnen ein paar echt nette Details, zum Beispiel lesbischen Sex oder Travestie. Ziemlich moderner Film in so einiger Hinsicht, kameratechnisch ja zum Beispiel wie gesagt auch. Ganz ganz große Empfehlung von meiner Seite -School of the Holy Beast- gönnt euch den!*-*

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                                      pabloundtrish 03.05.2018, 13:19 Geändert 04.05.2018, 16:43

                                      (Enthält Spoiler)

                                      Mal so das Beste vorneweg, der Film ist künstlerisch toll gemacht inklusive Musik und allem drum und dran. Und toll gespielt und besetzt, die Schöne ist schön, der Vater ist väterlich usw. Das Intro und das erste Drittel haben mir außerordentlich gut gefallen, hatte das Potenzial zu einem Lieblingsfilm oder etwas, das dem nahe kommt.

                                      Ich kenne das Buch nicht, ich weiß jetzt auch gar nicht, welche der Verfilmungen am nächsten dran ist.

                                      Aber diese Umsetzung hat mich voll ernüchtert. Bin das anders gewohnt. Wo das Biest so ein bisschen biestig wird, dachte ich noch okay, das ist halt was anderes, mehr so in Richtung solider alter Monsterhorror mit Verbrennung und so Effektkram halt. Anders, aber vielleicht anders gut. Das war dann aber nur so ein Moment und dann immer dasselbe.

                                      Ich liebe den Disneyfilm zum Beispiel dafür, dass Belle so ein liebenswerter nerdiger Buchwurm ist und so voll in ihrer eigenen Welt, trottelig, bescheiden und so, der von keinem verstanden wird und wo das ganze Dorf lästert und die Kerle sie auf ihr Aussehen reduzieren, die Mädels sie dafür hassen und sie sich aber nicht viel draus macht. Hier ist Bella einfach nur schön, dumm, selbstverliebt und eitel und halt vom Charakter her ein bisschen weniger scheiße, als ihre Schwestern. Also so gar kein Character.

                                      Während die Entführung bei der Disney Version dazu führt, dass der Vater glaubwürdig totkrank wird, leidet er hier einfach nur und das ist dann so Hokus Pokus wieder gut, sobald er seine Tochter wiedersieht. Während sie bei Disney den Vater in seinem Zustand halt für so ne mittelalterliche Dorfgemeinde voll authentisch ohne wenn und aber nur aus Gründen ihrer Selbstsucht zwangseinweisen, das ganze Dorf erzittert und sie mit Fackeln, Heugabeln und Rammbock das Schloss stürmen, ist es hier einfach nichts. Nur so okay, da ist ein Biest, bequatschen wir mal kurz, wer da hin geht. Der Macho Alain, der was von ihr will, spielt noch kurz seine Macho-Rolle und das war´s dann halt.

                                      Dann ist sie bei der Bestie im Schloss, die Aussicht darauf, für ihr Leben weit weg von Zuhause eingesperrt zu sein oder direkt gefressen zu werden, ist ihr erstmal völlig sekundär. Geht nur darum, wie hässlich sie ihn findet. Das wirft sie ihm dann auch hässlicher Weise direkt vor, mit den Worten, andere mögen ja sogar noch hässlicher sein, aber wüssten es wenigstens zu verbergen. Halt voll der Diss. Immer so unsensibel, er sagt, sie geht mit ihm um, wie mit einem Tier, sie: na du bist doch auch eins xD Schrecklich^^

                                      Aber irgendwo ist sie auch einfach nur dumm und meint das nicht so. Sie liebt ihn ja. Warum weiß man nicht, der Aufbau der Verliebtheit findet in dieser Version gar nicht statt, sondern die sind halt einfach nur von vornherein und bis zuletzt kontinuierlich einerseits total schleimig zueinander und andererseits aber auch distanziert.

                                      Das Biest, immer verzweifelt und in Selbstmitleid zerfließend, bettelt auch förmlich darum, gedisst zu werden. Voll die Pfeife. Er bittet auch schon am ersten Abend nach ihrer Hand. Was ja in dem Dilemma nachfühlbar ist, aber sofern er nicht zufällig so ne Scheibe Toast wie Bella erwischt, nunmal weder besonders angenehm für die Damenwelt noch eine besonders vorteilhafte Strategie. Ich würde mich da als Biest einfach mal zusammenreißen und meinen Stolz zeigen, auch mal durchgreifen, mir Mühe geben, mich um sie kümmern. Wie das Disney-Biest. Da nunmal realistisch gesehen die einzige Wahl. Das hier hat was von semi motiviertem Pflegedienst, sie reißt sich zusammen, gibt sich Mühe das zwanghaft positiv zu sehen, aber lässt ihn so sein wie er ist, unterstützt und schürt seine Hilflosigkeit. Romantisch finde ich das nicht besonders. Mehr wie zwei Leute, die irgendwas wollen und mehr schlecht als recht versuchen voneinander zu profitieren, um das beste aus der Situation zu machen. Er ist halt ne große Spur nöliger als sie, es geht immer nur um seine Gefühle, total theatralisch und matschig.

                                      Dass er ihr zuliebe, wie sie sagt, die Bestie in sich vor ihr verbirgt, wovon man im Film leider kaum etwas sieht (nur die eine Szene, wo sie ihn beobachtet und da macht er auch nichts, was die Mordlust ihres Umfelds an ihm erklären könnte), ist ja schön und gut, aber wenn nur das andere Extrem gezeigt wird, die ganze Zeit nur so ein Weichkeks, fehlt einfach der Teil mit der Bestie. Zwei drei mal buh! ich hab starken Haarwuchs kann das doch nicht sein. Schon beim zweiten mal ist sie ja nicht mehr in Ohnmacht gefallen. Klar ist er auch seine komische ganz eigene Vorstellung von verliebt, ich würde eher sagen einsam, denn es ging ihm ja darum, irgendeine x-beliebige Braut in sein Schloss zu locken und ihr gleich nen Heiratsantrag zu machen. Vor allem einen TÄGLICHEN Heiratsantrag. Cringy cringy. Von mir aus nennen wir das verliebt, das äußert sich ja nicht selten bei einigen Leuten so ähnlich und versuchen kann man ja alles. Aber ein bisschen Biest kann man als Kerl doch schon sein? Ich meine, das ist doch kontraproduktiv, so als völliges Sorgenkind in ne Beziehung reinzugehen. Ich halte das für ne ziemlich toxische Basis, die sicher auch nicht so viel Substanz hat.

                                      Da hat mir ihr Exschwarm Alain schon besser gefallen, auch wenn er mehr redet als tut, aber wenigstens konnte er kläffen. Wenigstens Mühe hat er sich gegeben. Und als einziger sogar öfter mal ihre Ehre verteidigt, sogar wenn ihr geliebter Vater sich rausgehalten hat. Als es drauf ankam, dann aber natürlich wieder nicht mehr so < Männer halt xD Aber immerhin Grundmaterial. Sie hätte ihn nehmen können. Zu dem Punkt hat mir der Kommentar von L-viz sehr gut gefallen: "Nur war ich verwundert, dass Alain gar nicht so sehr den fiesen Bösewicht gegeben hat. Ist denn nicht die Lehre des Märchens äußerliche Hässlichkeit + innere Schönheit vs. äußere Schönheit + innere Hässlichkeit?". Das Buch kenne ich wie gesagt nicht und es wird auch nicht konkret so beschrieben oder so, aber zumindest ist das bei den drei anderen Filmen, die ich zum Thema kenne, der klare Subtext. Das fehlt hier, wie gesagt finde ich Alain sogar ne Spur sympathischer. Er bricht halt beim Biest ein, um sein Gold zu plündern, aber das tun ja so welche wie Aladdin und Robin Hood auch. Wer würde das nicht machen, im Kontext davon, seine Angebetete aus den Fängen eines vermeintlichen Monsters zu retten und dass das dann eh nur so herrenlos rumliegt ;-) Dass er seine Mission damit und anders als in den anderen Teilen nicht mit der Rettungsaktion / Eroberung / weiteren Entführung / wie auch immer man das sehen will beginnt, ist natürlich schräg. Er ist schon ein kleiner Feigling. Aber immerhin etwas weniger feige, als so ziemlich alle anderen Probanden.

                                      Allen voran ihr Bruder, der den ganzen Haushalt in den Ruin stürzt, dementsprechend die Verantwortung hat, das finanziell wieder auszugleichen, aber trotzdem von Alain noch überredet werden muss, die Leiter zur Schatzkammer hochzuklettern.

                                      Der Vater ist cool, ein netter kluger Kerl, der es irgendwie immer mit allen gut meint und alles soweit mit dem Groove nimmt. So ziemlich der einzige, der mir sympathisch war, aber er spielt nunmal nur ne Nebenrolle.

                                      Ihre Schwestern sind halt immerhin konsequent. Eine dankbare Rolle, gut gespielt, so wie alle Rollen in dem Film. Halt einfach so Miststücke, wie man sie aus Die Schöne und das Biest, Aschenputtel und so einigem Märchen, Fantasy, Mystery Kontext kennt. Passt, macht was her. Erfindet das Rad nicht neu, aber ist solide. Da kann man bei dieser Verfilmung noch am ehesten von Biestern sprechen.

                                      Bei dem Biest im Gegensatz zu Alain, so was wie schon nach so kurzer Zeit ihr mit dieser Geste mit dem Schlüssel sein Leben anzuvertrauen, ist ja schmeichelhaft, aber auch nicht mehr. Und ein bisschen creepy. Zu Beginn sagt er "Nein, Ihr seid die Gebieterin" und die Masche zieht er halt knallhart durch. Im Die Schöne und das Biest Kontext ganz schön enttäuschend. Die menschliche Seite des Biests kommt gut durch, was ja toll ist, aber wenn es weniger Biest ist als alle anderen Protagonisten und abgesehen von der Optik nicht mal ein wirkliches Opfer, dass er wenn er schon ausschließlich so ein Softie ist, vielleicht wenigstens die anderen dann scheiße zu ihm sind oder so, halt irgendein Szenario, wo er dann doch mal die Zähne fletscht oder so richtig leidet oder irgendein Gefühl bei rumkommt, sondern sich einfach nur mit seiner Gesamtsituation unwohl fühlt und keinen Bock hat, da finde ich keinen Zugang zu. Ne Spur zu zurückhaltend, devot und vorsichtig, vor allem in passenden Szenen, wär ja sogar noch richtig geil gekommen, dass man so denkt wow, was für ein sanftes gutmütiges Wesen innen drin und so, das wäre vielleicht sogar ein Plus gewesen. Aber hier ist das ewig weit über ne Spur hinaus. Das hat für mich auch nichts mit so starken Attributen wie sensibel sein oder seine weibliche Seite ausleben zu tun, sondern ist in meinen Augen einfach nur nervig und charakterschwach. Halt mehr so dieses eher typisch männliche sich bemuttern lassen, nur hier ohne weitere männliche Attribute, die so was wieder ausgleichen. Man kauft ihm einfach nicht ab, dass er in seinem Schloss irgendetwas zu sagen hat, geschweige denn über Bella zu bestimmen. Und damit geht halt die ganze Pointe drauf.

                                      Dann geht das halt immer so hin und her, du bist zu schön, du bist zu hässlich, schau mich nicht an, schau du mich nicht an, ich hab das aber zuerst gesagt bla bla blub. Natürlich nur, bis er wieder so ein sexy menschliches Wesen ist, dann sind sie beide total happy und steigern sich fast schon hysterisch da rein, wie krass seine Attraktivität die Lösung aller Weltprobleme ist. Diese kontroverse Botschaft aus dem Thema an sich, vielleicht so das Einzige, was man auch dem Disneyfilm zur Last legen könnte, wird hier noch besonders intensiv gefeiert und damit in den Himmel entschwebt.

                                      Einiges wird einfach nur übersprungen. Wie kommt das, dass sie plötzlich im Ballkleid ist, woher kennen die Schwestern den Code für das Pferd, woher wissen sie im Moment, wo sie den Spiegel noch rausziehen, dass und in welcher Hinsicht er verzaubert ist, warum hängt das Biest mehr an seinen Rosen als an seinen sämtlichen anderen Besitztümern usw. Und, ganz entscheidend, das Thema an sich. Was ist da überhaupt los? Was ist das für ein Zauber, was hat es mit dem Schloss und dem Biest überhaupt auf sich? Woher, wozu, warum, wird hier gar nicht erklärt. Einfach platt.

                                      Das Biest bleibt irgendwie trotz allem auch Biest bzw halt diese Light-Version davon. Dass es sich in einen verwandelt, der wie Alain aussieht, also vom selben Schauspieler gespielt und auch inhaltlich thematisiert ist ja noch schön und gut, netter Einfall, Märchen-Magie, diesdas. Aber es hat halt zusätzlich dazu nicht mal einen Namen. Und es gibt keinen Kontext dazu. Nicht mal einen Hinweis darauf, warum sein rücktransformiertes Wesen immer noch mit genauso viel Reichtum, Macht und magischen Fähigkeiten ausgestattet ist. Einfach nur derselbe Kerl in weniger haarig.

                                      Der Film verschenkt einfach einiges.

                                      Er fängt großartig an, die Hände, die lebenden Statuen, einfach toll. Aber dann bleibt er demselben Konzept treu, nur dass sich die Hände weniger bewegen, die Statuen weniger bewegen und halt immer derselbe zuwachsende Busch, derselbe Glitzer, nur weniger. Was mich noch anfangs verzaubert hat, wird dann halt zu so nem Trott. Mit Lumiere und co. hatte Disney da natürlich den Vorteil des animierten Konzepts, das kann man von einem alten Realfilm nicht erwarten, und es muss damit auch nicht übertrieben werden, wie bei der 2014er Version mit den hässlichen kleinen CGI Viechern. Aber dass da irgendwas passiert, wär doch schon schön gewesen. Und wenn nur zu den Händen noch Füße, Bauchnabel oder was auch immer dazukommt. Oder ne Steigerung oder zumindest Variante der Hände und Statuen. Irgendwas. In die Richtung ging doch schon 40 Jahre vor dem Film, in den 1900ern, bei so manchen Werken einiges mehr und das bietet sich zu dem Stoff nunmal richtig an. Ich hab den Eindruck, bis sie so richtig im Schloss angekommen ist, also inklusive der wunderbar ästhetischen Szene wo sie noch reingeht und so, also genau bis zur Hauptstory, wird die ganze Energie investiert. Tolle Perspektiven, Szenen, Ideen, sehr abwechslungsreiche auf den Punkt komponierte Musik und ab da ist die Luft dann langsam bis auf den einen oder anderen Moment raus. Wo sie sich hin- und herbeamt, hat zum Beispiel noch mal was, aber irgendwie hat sich das nach den ersten 30 min größtenteils erledigt. Vielleicht wäre es andersrum besser gewesen, sich weniger auf einmal vornehmen, es langsamer angehen und dafür solide durchziehen. Gilt auch für die Szenen, die im Dorf spielen, anfangs richtig toll und dann nicht schlecht, aber auch nicht mehr so ganz der Knaller.

                                      Die Dramatik zwischen der Bestie und Bella ist hier nur auf den optischen Kontrast reduziert. Keine tiefgängigen kontrastreichen Dialoge, SM assoziierte Flirts usw wie bei Disney halt. Es sind keine richtigen Szenarien. Kriege ich einfach nicht hin, die hier so zu erkennen. Das Biest ist von den Maskeneffekten her großartig gelungen, mit seinen 80 trilliarden aufgeklebten Haaren, den beweglichen Ohren und so. Reduziert sich darstellerisch und nach Drehbuch aber wirklich nur auf die zwei Gesichtsausdrücke, die es drauf hat, dramatisch und traurig, also kein Zähnefletschen, Krallenwetzen, brüllen oder sonstwas. Kein energetischer Ausdruck. Alles, was ihn zu einem Biest macht, reduziert sich darauf, wie er Wasser trinkt. Der Film appelliert zu Beginn daran, den Film mit Kinderaugen zu sehen. Und genau das wird einem dann aber leider durch diese erwachsene steife bis fantasieschwache Interpretation einer Bestie erschwert.

                                      Und nicht zuletzt den tiefenpsychologischen Aspekt mit den zerschlagenen Spiegeln und so habe ich hier auch sehr sehr vermisst. Solche Details machen viel aus.

                                      Es fehlt einfach total an Tiefgang. Ich steh total auf Kitsch, aber Schnulzigkeit ist noch mal was anderes, die braucht bei mir wenigstens Substanz. Irgendwas kluges, nachvollziehbares oder halt glaubwürdiges. Ich habe mich nach dem genialen Anfang total auf den eigentlichen Plot gefreut, aber genau mit dem lässt der Film halt nach. Schade eigentlich. Kein Kampf mit Wölfen, keine nahezu epische Schlacht auf Leben und Tod, kein poetischer Showdown, in dem alle zu Stein erstarren, weil die letzte Blüte verwelkt (ich weiß ja, dass alle überleben, aber das ist bei beiden Disney Versionen so toll gemacht und getimed, dass mir jedes mal fast das Herz stehen bleibt < und das fehlt hier komplett). Keine Charakterporträts. Keine starken Emotionen. Und eben auch keine wirkliche Lovestory. Für mich war der größtenteils mehr oder weniger nur Geplänkel. Aber wie gesagt zumindest sehr ansehnlich. Habe ihn vorhin bei Amazon gestreamt, weil ich den unbedingt in guter Quali gucken wollte und das war auch jeden Cent wert, es sind erstmal wie gesagt echt schöne Szenen dabei. Und er ist eindeutig besser, als die 2014er Version mit Vincent Cassel, Yvonne Catterfeld und so. Aber kann aus meiner Sicht weder mit dem Disneyfilm noch mit seinem Hermine-Remake mithalten. Insbesondere storytechnisch so gar nicht.

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                                        pabloundtrish 02.05.2018, 07:51 Geändert 03.05.2018, 11:20
                                        über Mission

                                        (enthält Spoiler)

                                        Der Film reizt mich gerade tierisch.Theoretisch müsste man ihm wenigstens einen Punkt für die Bildsprache geben, aber es ist nunmal im Endeffekt vor allem ein Hassfilm.

                                        In den ersten anderthalb Stunden dreht sich alles um die Gefühle und das Machtgefüge der Weißbacken. Mega anstrengend politisch und selbstgefällig und dazu die ganze Zeit so völlig neutral und unkritisch wie die Indianer selbstverständlich ihnen ihre Musikinstrumente bauen, ihnen was vortanzen oder Schirme über sie halten.

                                        Und in der übrigen halben Stunde geht das dann halt zur Sache, der Stamm wird reihenweise in die Luft gesprengt samt Frauen, Kindern, Häuptlingen, allem drum und dran, aber macht ja nichts, weil das nunmal nur Indianer sind, also Stastistenrollen irgendwo zwischen Sklave / Diener und Opfer. Einfach nur Deko. Während De Niros Tod zum Beispiel dann natürlich so über 20 Sekunden voll episch und moll-lastig in den Mittelpunkt gestellt wird.

                                        Denn die Indianer werden dementsprechend von gutmütigen Missionaren wie halt De Niro angeführt, sonst würden sie sich ja in ihrem eigenen Wald verlaufen oder wären eh zu dumm für kluge Strategien und außerdem braucht so ein weißer Film nunmal weiße Helden.

                                        Jeremy Irons läuft dann noch so Gandhi mäßig mit den ganzen Ureinwohnern in´s Schussfeld und alle werden abgeknallt.

                                        Zum Schluss wird der Oberpriester, der das alles angeordnet hat, natürlich auch noch so ganz reumütig. Alles ganz tolle Menschen. Und dann geht es schon wieder nicht mehr um den Genozid, sondern nur noch um die drei ermordeten rebellischen Missionare. Aber auch nicht so schlimm, weil die nach seiner Logik weiterleben, weil man nach dem Tod im Geist der Lebenden weiterlebt. Also ist er nicht der Täter, sondern das wahre Opfer, weil in Wirklichkeit er tot ist. Selbstgefälligkeit hoch zehn halt.

                                        Und dann noch ein Lesetext vor dem Abspann, die südamerikanischen Indianer würden noch immer um den Erhalt ihrer Kultur und ihres Landes kämpfen, aber zum Glück würden sich ja christliche Priester geleitet von Liebe und Glaube unter lebensgefährlichen Bedingungen für sie einsetzen. Also als Fazit des Films allen Ernstes noch Missionierung als Lösung des aus der Missionierung entstandenen Gentrifikationsproblems vorschlagen. Könnte mir gerade nichts hämischeres vorstellen. Und dann noch ein Bibelvers und halt der Abspann.

                                        Um indianischen Glauben geht es übrigens zu keiner Sekunde im ganzen Film. Man lernt so einige Orden und Ränge des Vatikan kennen, aber woran die anderen glauben oder wie auch nur ihre Götter heißen oder so, vollkommen unwichtig.

                                        Trifft auch auf den Rest der Kultur zu. Klar ist sie zu dem Zeitpunkt schon teilweise missioniert, aber vielleicht so retrospektiv oder theoretisch mal so was einbringen, wäre sinnvoll gewesen. Und wenn auch nur im Kontext der Eindringlinge, dass sie irgendeinen Brauch als Strategie gegen sie verwenden oder so. Die Kleidung, Waffen und halt so einiges ist ja authentisch fotografiert also es bietet sich echt an da so manches draus zu machen, aber der Film interessiert sich null für die Kultur an sich und so reduziert sich das halt einfach nur auf den Schauwert. Halt wie in nem Menschenzoo.

                                        Ich finde es einfach heftig, wie sich so ziemlich alle Filme zum Thema um die Weißen drehen. Und nicht selten sogar aus so dermaßen weißer Perspektive, wie dieses Beispiel. Oder dass in aufgeklärten Zeiten so etwas überhaupt aus weißer Perspektive gezeigt werden kann. Hollywood-Propaganda hoch zehn. Dazu noch diese beschissene Ethno-Klischeemusik, die so gar nichts mit Südamerika zu tun hat.

                                        Der Film ist ein großer Appell an die Toleranz. Und Toleranz (nicht zu verwechseln mit Akzeptanz) ist das hässlichste, was es gibt. Halt auch so eine erste Welt Taktik, die man von Natur aus nicht braucht, sondern halt erst, wenn man jemanden höflich abfucken will ohne dafür kritisiert werden zu können. Mal ernsthaft, wer will schon toleriert werden? Toleranz ist einfach nur die beliebtere kleine Schwester von Intoleranz. Sie zeigt ein Defizit an Grundwerten wie Nächstenliebe, Empathie und Gleichstellungsverständnis.

                                        Und genau so wie der Priester im Film Gott mit reinzieht, macht der Film selber auch auf moralisch, ohne es zu sein. Lässt die Indianer für ein paar Dollar Sonnenschirme über seine Stars halten, um so auszusehen, als wollte er das damit kritisieren. Dann wären es indigene gut bezahlte Stars, ihre Namen und Gesichter wären auf dem Kinoplakat und die unter´m Sonnenschirm nur Statisten oder höchstens auf Augenhöhe.

                                        Man muss nichts anstellen oder aussprechen oder so, um Überlegenheit oder Unterschiede oder Ähnliches zu demonstrieren. Manchmal reicht es sogar auch einfach, nicht nachzudenken und sich fahrlässig zu verkalkulieren. Indem man etwas wichtiges nicht ernst genug nimmt. Was hier im allerbesten Fall passiert ist.

                                        Das wirkt in diesem weitläufigen Kontext der Selbstverständlichkeit zum Teil fast schon nicht mehr gespielt. Wie belustigend und verniedlichend mit den Indianern umgegangen wird, wie nüchtern um ihr Schicksal diskutiert wird und wie sie sich dagegen wehren. Vielleicht sind die Stellen auch einfach gut gemacht und schon klar, dass das gut gemeint ist und da keiner mit Gewehr hinter der Kamera steht, aber der Gesamteindruck hat mich stellenweise so sensibilisiert, dass ich mich unwillkürlich gefragt hab, ob sie einen weißen Kinderschauspieler wohl genauso grob angepackt und vorgezeigt hätten und bla. Vielleicht schon, man geht ja für so ne Rolle auch gerne mal ein bisschen über seine Grenzen, auch als kleines Kind, ältere Frau, was auch immer. Aber in dem unkritischen unreflektierten Gesamteindruck, in dem der Film das in seinen ersten 75% einfach nur ästhetisiert, wirkt das auf mich total merkwürdig, dass die darstellerische Leistung plötzlich noch mal gefühlt doppelt so gut ist, wenn sich so ein Indianer gegen das Wegziehen wehrt oder halt diese ach wie süß Blicke, von dem, um den sie gerade rumtanzen oder ihm Kirchenarien vorsingen. Wie so ne Art Light Rassismus. Vielleicht steiger ich mich da nur in was rein, aber der Film wirkt auf mich irgendwie so, als hätten seine weißen Darsteller mehr Spaß dran gehabt.

                                        Und die Kirche missioniert nunmal halt immer noch nicht zu knapp. Hab jetzt zum Beispiel mal interessehalber "kirchenkritische Filme" gegoogled, da kam gar nichts rum außer einer einzigen wirren Verschwörungsseite, die sich so liest wie die Beatles haben alles von Blink 182 geklaut und die Erde ist genau diskuswerferförmig, halt mit Caps, Ausrufezeichen und in so nem komischen Design, wo man Videolinks anspielen muss, von denen man nicht mal weiß, ob es welche sind. Keine Moviepilot-Liste, kein IMDb, nichts. Das Lexikon des internationalen Films stammt ja auch von der Kirche. Zum Verständnis, würde ich so was wie "schweizerische halbironische 50er Jahre Schicksalsdramen mit animierten Tieren" googlen, gäbe es dazu womöglich ein Moviepilot-Ranking, wenn auch nur mit einem Eintrag.

                                        Ich sehe das nichtmal schwarzweiß, es gibt kluge inspirierende Bibelverse, ganz tolle Christen die das Prinzip der Nächstenliebe und Demut verstehen und auf der Basis bessere Menschen werden (was auch sonst, die Christenheit umschreibt ja jeden vierten Menschen, den es gibt). Und Jesus an sich ist ja auch ein echt cooler Typ und spielt ja über das Christentum hinaus auch zum Beispiel im Islam ne sehr wichtige Rolle. Wenn er auch Jude war und ob er auf den euphorischen öffentlichen Mord an seiner Person durch die Römer seine andere Backe noch so weit hingehalten hätte, wenn auch als ihre Ikone, zum römischen Glauben zu konvertieren, sei dahingestellt. Die Symbolisierung bei dieser Variante, die den toten Christus am Kreuz zeigt, ich weiß gerade nicht mehr ob das die orthodoxe oder die unorthodoxe Kirche ist, halt "die Kirche des Leidens", kann ja auch etwas makaber wirken. Also das mal kurz nebenbei. Natürlich ist das genauso falsch, wie in manchen Teilen der Welt mit Christen umgegangen wird. Und natürlich wird auch Atheismus, Wissenschaft und co. ebenso wie jede Bewegung und Gegenbewegung, ob religiös oder nicht, in einigen Händen als durch und durch unfehlbar verreligiösisiert und auf stur gemacht, was alles gleich primitiv ist. Je mehr Prinzip, desto weniger Argument. Also ich bin da überhaupt kein Miesepeter, gönn das jedem von Herzen und stichel da auch nicht drin rum. An irgendwas glaubt ja Jeder, das Gute existiert und das kann ja jeder nennen wie er will.

                                        Aber vieles, was da getrieben wurde und wird, ist einfach cringy. Massenvergewaltigende Priester, die weiter praktizieren dürfen, das Kondomverbot, die Ku-Klux-Klan assoziierten Gemeinden um Trump und co. deren homophobes frauenfeindliches rassistisches Gemüt in so einigen Fällen deutlich über ihre verirrte Grundeinstellung hinausgeht und früher halt die Kreuzzüge, Kolonialisierungen und so. Da hat weder Ästhetisierung noch Vertuschung was zu suchen. Es wird Zeit für ebenso viel substanzvollen authentischen radikalen Stoff über die Schattenseiten des Christentums, wie über andere politische Verbrechen. Gerade in der westlichen Welt wie Hollywood und co., weil es sie am meisten angeht. Zensur ist da fehl am Platz.

                                        Plötzlich sind dann immer je nach Rang und Namen "die Wege des Herrn unergründlich", aber so einfach ist das nicht. Es gibt da so eine Art oberstes Dogma. Der erste Satz im Wikipedia zum Selbstverständnis: "Der Kern der christlichen Religion rührt nach ihrem Selbstverständnis aus der bedingungslosen Liebe Gottes gegenüber den Menschen und der gesamten Schöpfung". Auf der Basis lässt sich reden ;-)

                                        Der einzige Film, der mir gerade einfällt, wo Kirchenkritik authentisch im Zentrum steht, ist Der Name der Rose, aber halt auch mit Abstrichen, weil man da in das Szenario nur so reingeworfen wird und "Romanverfilmung" viel mehr betont wird, als dass ganze unbequeme unkonventionelle Evangelien und Ähnliches auch heute radikal unter den Teppich gekehrt werden, wenn vielleicht auch nicht mehr unbedingt dafür getötet. Da wäre so ein Abspanntext vielleicht mal sinnvoll gewesen. Annaud wäre zuzutrauen, dass er etwas in die Richtung sogar versucht hat und ausgebremst wurde. Kirchenfeindliche Filme gibt es en masse, die einfach nur die Religion oberflächlich verarschen oder vielleicht sogar ein bisschen rumstänkern. Aber immer, ohne wirklich das Kind beim Namen zu nennen. Kritik, im Sinn von konstruktiver, wirksamer Kritik, scheint bei den Behörden immer noch nicht so erwünscht zu sein.

                                        Ja, Positivbeispiele kann, darf und soll es auch geben und auch die Diskutierbarkeit der Dinge ist für einen Entwicklungsprozess wichtig. Aber bitte ehrlich und nicht zu polemisch immer auf die selbe Tour. Es ist kein fernliegender Gedanke, dass wie in jedem gesellschaftspolitischen Szenario es zum Beispiel auch hier vereinzelt sich bessernde Missionare und zu Verrätern konvertierende Ureinwohner gab. Aber der Fokus darauf ist einfach nur total falsch. Die Mission an sich war zu keinem Moment richtig und das ist ein weißes europäisches katholisches Ding. Ich komme da genauso in´s Kopfschütteln, wie wenn jeder Anti-Nazifilm ein deutsches Heldenporträt a la Schindler und Stauffenberg wäre. Es ist okay, aber mal zur Abwechslung (!) und nicht so (!).

                                        Das Thema Invasion braucht einfach keine lateinischen Segenssprüche und ausführlichen detaillierten Machtgefälle diverser Arschlöcher. Es ist ne einfache Frage, die schlicht und ergreifend mit nein zu beantworten ist. Sollen Europäer, wenn sie in Amerika sind, einen auf King machen? Nein. Ganz einfach. Wenn man das oder zumindest überwiegend das auf so viele präzise Arten umgesetzt hätte, wäre es ein guter Film. Ich will doch die Invasoren nicht auf so ner Identifikationsbasis kennenlernen. Was kümmert mich das, ob der seinen Bruder absticht und bla. Wenn Lebensgeschichte, dann die derjenigen, um die es bei dem Thema geht.

                                        Denn ich finde, denen wurde schon genug auf der Nase rumgetanzt. Ein Genozid mit hundert millionen Menschenopfern. Da muss das echt nicht noch so ad absurdum geführt werden. Alleine schon wenn man hier rechts das DVD Cover sieht, De Niro in seiner bedeutungsschwangeren D´Artagnan Pose vor dem Wasserfall. Einfach nur nein. Weg damit. Oder vielleicht noch besser, anschauen und lernen, wie man es nicht macht.

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                                          pabloundtrish 02.05.2018, 03:46 Geändert 10.05.2018, 02:47
                                          über Jigsaw

                                          Nicht der schlechteste Teil der Reihe, aber auch keiner der besten. Halt irgendwo in der Mitte. Ich kann da sowohl die guten als auch die schlechten Kritiken sehr gut verstehen. Es ist ein an sich ziemlich guter Film, der mehr auf Thriller macht und mit für Saw ungewohnt wenig Härte auskommt. Aber genau dafür hat er zu viele größere Logikfehler und wirkt ziemlich zurechtkonstruiert. Und derselbe oder zumindest sehr ähnliche nette Plot-Twist bei (fast?) jedem Teil ist dann irgendwann auch kein Plot-Twist mehr. Hier aber schon ne Spur gelungener und spannender umgesetzt als bei manchen Teilen. Und es ist auch gutes Actionkino und künstlerisch wie immer sehr aufwendig und liebevoll gemacht, immer noch mit relativ wenig Budget. Aber halt so ein bisschen verschenkt, weil weder von den Fallen noch von der Story her so ein richtiger Kracher. Sondern halt einfach "nur" ganz gut und das hat man bei Saw halt echt schon ein paar mal so oder besser gesehen. Bin solide unterhalten worden, aber hat mich nicht umgehauen. Das Prinzip hat, wie man an einigen Teilen sehen kann, Potenzial und braucht meinetwegen absolut nicht verändert werden. Aber langsam gehört es mal ein bisschen aufgepeppt, halt mit Prioritäten darauf, wie und wo es Sinn macht, zu adaptieren und wie und wo nicht. Sonst verliert es zunehmend an Substanz.

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                                            pabloundtrish 02.05.2018, 00:43 Geändert 02.05.2018, 00:53

                                            Ich bin jetzt irgendwie beim besten Willen nicht ganz so begeistert davon, wie wohl die meisten Leute. Ne halbe Stunde lang in bierernstem bis dramaturgischem Tonfall mit komplexen Beschreibungen der Gefühle des Protagonisten auf französisch zugeballert zu werden und im Hintergrund diese Star Trek spielenden Kindertexte a la "CDEFG Schaltkreise ausschalten" und co., also noch mal genau das andere Extrem von dem Sprechtext, gestaltet sich für mich schwierig. Die Story ist natürlich toll und intensiv, die Musik auch echt gut. Und im Gegensatz zu manchen Leuten habe ich auch mit dem Stil so gar kein Problem. Das fand ich sogar am besten, wie viel Ausdruck ne Fotoreihe haben kann und wie sie dann teilweise schon in Richtung Trickfilm geht. Und das dann in der Mitte noch mit nem Augenzwinkern gebrochen wird. Schon toll und irgendwie einzigartig. Definitiv Kunst. Aber stellenweise hat der mich trotzdem gelangweilt. Andere Filme haben auch viel Ausdruck oder was anderes schönes und langweilen mich nicht. Es ist halt nicht 12 Monkeys. Aber ich respektiere das Werk aus dem guten oben genannten Grund und vergebe dementsprechend Punkte mäßig alles, was ich zu geben hab.

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                                              über Nackt

                                              Sex, Drugs und Nihilismus. Kompromisslos aufeinander prallende Kräfte. Ein Film wie durch eine Club- und Kneipentour inklusive Prügelei und Tasche verlieren. Aus der Sicht von einem charismatischen obdachlosen Schnorrer, der Probleme hat, sich selbst oder sonst irgendwen ernst zu nehmen und als Hauptproblem wohl, dass dieses System viel zu oft sogar so funktioniert. Also so was wie der Bastard von Woody Allen und Monty Python. Ein bisschen so, wie wenn man Falling Down auf den Kopf stellt. Macht einfach Spaß.

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                                                pabloundtrish 01.05.2018, 00:12 Geändert 02.05.2018, 00:17

                                                Es gibt nicht nur große Filme, sondern auch große Filmchen. Ginger Snaps ist das beste Beispiel dafür.

                                                Die größte Schwäche ist von der ersten Minute an klar: sehr gewöhnungsbedürftige Kameraqualität. Billig muss ja nicht schlecht sein, aber mit der Wahl speziell dieser Kamera musste ich mich echt erst mal arrangieren.

                                                Die zweitgrößte Schwäche ist, dass die Schauspieler nur gerade so erträglich spielen. Aber insgesamt trotzdem glaubwürdig rüberkommen, da halt immerhin erträglich und ganz sympathisch und so. Und die Hauptdarstellerin Katharine Isabelle bietet da zum Glück eine Ausnahme. Sie ist eine gute Schauspielerin, weiß davon am Anfang des Films zwar selber noch nichts, spielt sich aber in einem ganz guten Tempo warm.

                                                Macht aber alles nichts, wenn man sich drauf einlassen kann und das fällt einem sehr leicht, weil halt sonst echt alles stimmt. Ungefähr so stelle ich mir das vor, einen guten russischen Holzpuppenfilm aus den 60ern zu gucken (gibt es das? xD) < es darf halt gerne mit nem vergilbten Taschenrechner gefilmt worden sein und kommt ohne überzeugende Gestik und Mimik aus.

                                                Genau genommen gäbe es dann noch das eine oder andere Klischee und den einen oder anderen Logikfehler, aber alles in leichten Dosen. Also genug gemeckert ;-)

                                                Die Musik ist nicht anspruchsvoll, aber solide. Synthiestreicher und so was, soll dem Film dienen und tut es.

                                                Die Spezialeffekte sind absolut perfekt und perfekt eingesetzt. Abgesehen vom Showdown, der sehr trashig und hier und da etwas unfreiwillig komisch ist, aber andererseits trotzdem auch das bewirkt, was er will. Ist halt beides. Der Schluss ist wiederum großartig. Wenn auch nicht so ganz nachvollziehbar, wie sie sich da entscheidet. Aber halt gloomy, GothGoth, gelungener Abschluss.

                                                Abgesehen von der Wahl der Kamera ist auch alles weitere handwerklich prima gelungen. Tolle Perspektiven und Kameraführung, schönes Timing, tolle Übergänge und Cuts. Passende Ausleuchtung. Sogar die Wackelkamera-Szenen (normaler Weise für mich ein ziemliches No Go) machen hier total Sinn. Richtig toll gemacht.

                                                Bis hin zu viel gelungener Symbolik und großzügig gesäten kleinen Gimmicks, wie, wo es zum ersten mal konkreter um das Thema Werwolf geht, die Kamera dann von so nem haarigen Wollpulli weggeht, wo man dann zuerst denkt, das sei schon so weit und so. Die Bilder an sich sind auch mega.

                                                Und genau so wird auch die Geschichte erzählt. Morde in der Schule nachspielen, während es privat um Suizid geht, im Unterricht was über Viren lernen, während das Werwolf Ding Thema ist usw. Ganz viel Symbolik und Überschneidung und so. Macht einfach tierisch Spaß, den zu gucken ❤

                                                Die Dialoge machen fast ausschließlich total viel her. Sehr klug bis tiefgängig, mit tollem Humor. Zum Teil werden da auch mit ganz wenigen Worten ganze Charaktere und Situationen und so perfekt verdeutlicht.

                                                Was mir außerdem sehr gut an dem Film gefällt, ist, dass er mega dynamisch und vielseitig ist. Creepy, sexy, feministisch, dramatisch, unterhaltsam, alles von A-Z, aber ohne überladen oder chaotisch zu wirken. Das ist halt so ne richtige Bombe, von der ersten bis zur letzten Minute spannend.

                                                Man kann sich ebenso gut hineinversetzen, wenn sie in ihrem Blutrausch aufblüht, als hätte sie total zu sich gefunden und, was ich ganz toll finde, halt nicht wie in manchen anderen Monsterverwandlungsfilmen mehr so Opfer mit Kontrollverlust und so ist, sondern halt sich auch selber psychisch dadurch langsam in was Böses verwandelt. Wie in die Momente, wo sie andererseits genau deswegen total am verzweifeln ist und auf sich selber nicht klarkommt, wie ein Suchtkranker auf kaltem Entzug oder so. Ganz viel Tiefgang. So richtig schön ambivalent, also exakt so, wie man sich so ne Werwolf-Verwandlung vorstellen will.

                                                Also vor allem die Story an sich ist es, die den zu einem meiner Lieblingsfilme macht. Den ganzen Verlauf über. Dass man zum Beispiel nicht gleich weiß, was hat mit Teenagerproblemen, was mit dem Werwolfproblem und was mit vielleicht noch irgendwas ganz anderem zu tun. Und auch nie weiß, wo das alles hinführt. Und es passiert halt außerdem auch ganz viel.

                                                Auch absolut großartig, dass die Verwandlung über den ganzen Plot stattfindet. Von vielleicht so der zwanzigsten bis zur neunzigsten Minute eine einzige Werwolf-Verwandlung, die halt so ne Stunde dauert. Fast schon wie so ne Art Biografie. Das macht das für mich auch noch mal extra intensiv.

                                                Also ich kann den jedem nur sehr an´s Herz legen. Hat mir sogar deutlich besser gefallen als An American Werewolf. Ich bin schon gespannt auf die anderen Teile der Reihe.

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                                                  pabloundtrish 28.04.2018, 16:50 Geändert 02.05.2018, 18:23

                                                  (Enthält Spoiler und eine eher differenzierte Sichtweise)

                                                  Ich habe Anna Karenina in einer Liste mit dem meist verfilmten Stoff entdeckt, neben so was wie Dracula und Oliver Twist, dann gesehen dass diese Verfilmung nach Expertenmeinung als die beste gilt (letzteres macht auch durchaus Sinn). Nicht zuletzt hatte ich auch mal voll die Abenteuer mit einem Mädchen, was sich danach benannt und das Buch so richtig gehyped hat.

                                                  Also so einiges hat echt darauf hingedeutet, dass das trotz der seichten Aufmachung voll das vielversprechende substanzvolle Werk ist. Gerade das hat mich natürlich sehr neugierig gemacht.

                                                  Dem war aber nicht so. Bzw schon, aber halt anders.

                                                  Die Figur an sich ist mir suspekt. Halt so eine, die Ärger bedeutet. Aber mehr so stressigen als abenteuerlichen Ärger. Da wird nicht feuerspeiend kommuniziert und dann finish him mit der ganzen Steinfaust, sondern mehr so ein ekliges Schrecken ohne Ende konstruiert.

                                                  Das hat mich nicht direkt getriggert oder gereizt aber ging so in Richtung grenzwertig, vor allem wollte ich ihr die ganze Zeit zurufen, wie falsch das auch für sie selber ist xD

                                                  Erst mal das ganze Hauptsache Monobeziehung Gedöns an sich < lügen, fremdgehen, verheimlichen, verstecken, beschuldigen und bla.

                                                  Und dann eben auch ihren weiteren Charakter. Wie wenig bis nichts sie, außer ihren sporadischen Bemühungen, ihr eigenes Spiel manchmal mitzuspielen, zu geben hat. Aber immer launisch und egozentrisch darauf besteht, dass alle alles für sie machen und sogar mitziehen. Insofern irgendwo stark, weil es den Versuch zeigt, so ein ziemlich patriarchales und vor allem konservatives System temporär zu kontrollieren, von der Perspektive gefällt es mir. Und ich liebe den dramatischen Aspekt, dass sie ihr Kind zu verlieren hat, das gibt dem noch mal ne ganz andere Substanz. Aber so eine provisorische sich andererseits umso mehr vom System abhängig machende Methodik führt natürlich rein logisch gesehen zu ner minus minus Situation. Insbesondere, wenn man sie nie wirklich durchzieht. Halt rein impulsiv und emotional alles. Was natürlich jeder inklusive mir verstehen kann, aber das macht es ja noch nicht richtig.

                                                  Selbstverständlich verjagt so was das Umfeld in den Arbeitsraum oder ne andere Stadt oder wohin auch immer.

                                                  Ja, selbstverständlich ist er ein Arschloch, aber ne Zweierkiste besteht aus zwei Leuten und er hat auch Recht, dass sie ihn genauso wenig sieht, wie er sie. Die beiden sind halt inkompatibel < ergo kann man diesen handelsüblichen Fußball nicht mal eben mit zwei bis vier Händen zu einem perfekten Würfel pressen, egal ob einer, keiner oder jeder Schuld hat. Das ganz kleine Einmaleins.

                                                  Außerdem finde ich es leicht paradox, dass die Scheidung so ein Ding ist, weil sie vor Gott verheiratet sind und sie aber andererseits wortwörtlich meint, vor Gott mit dem anderen Typen verheiratet zu sein. Honey entscheide dich doch mal für eine Gottheit, bevor du sie mit in´s Spiel bringst. Oder geht es um Shiva, die zerstörerische aber auch schöpferische Energie des männlichen Kosmos? Man weiß es nicht.

                                                  Ihr ihr Kind wegzunehmen ist jedenfalls ohne Frage ne echt hässliche Geste, aber an sich irgendwelche Grenzen aufzuzeigen, statt sich auf der Nase rumtanzen zu lassen, ist halt ab irgendeinem Punkt die logische Konsequenz von so was. Aktion und Reaktion unreifer Leute, die alles falsch machen, was man nur falsch machen kann. Wo es mal gelten würde, nen Gang zurückzuschalten und auch mal zu 0,1% zuzuhören, wenn man nicht schon so sehr von den herbeigeschworenen Dämonen vernebelt und in diesem komischen sich automatisierenden Zyklus drin wäre, nachdem man sich da mit treibsandartiger Konsequenz bis zum Get no reingezogen hat.

                                                  Wir alle wissen das, kennen das von uns selbst, unseren Freunden, FB Freunden usw en masse. Die Verliebtheitsphase baut ab, er wird ihr zu wenig, dann wird sie ihm zu viel, dann macht er sich noch dünner und sie sich noch breiter, dann macht es Puff und so -oder andersrum- gehen dann die meisten Geschichten zu Ende. Nachdem sie genau genommen eigentlich schon ein gutes halbes Jahr zuende sind und man damit schon Hinz und Kunz auf den Sack gegangen ist.

                                                  Ja, in so einem Leben, auch einem jungen Leben, werden mehr Herzen gebrochen, als Dietriche in ganz Tamriel. So sind Menschen. Muss man mit umgehen können und flexibel sein, oder halt auch dran zerbrechen. Was einen nicht umbringt, macht einen stark, was einen nicht stark macht, bringt einen um. Willkommen im Leben. Manches ist einfach scheiße, man kann die Situation ändern, verlassen oder sich mit ihr arrangieren, aber es einfach nur scheiße zu finden, beeinflusst nichts.

                                                  Aber der wohl am wenigsten nachvollziehbare Grund, da in Selbstmitleid zu zerfließen, ist, nur weil es ein mal nicht nach der eigenen Schnauze läuft, gleich Misstrauen zu schieben und davon voll und ganz überzeugt zu sein, dass er lügt und nie wieder kommt und sich deswegen noch am selben Tag vor den zugegebenermaßen sehr hübschen Zug zu schmeißen. Mir war von Anfang an klar, dass sie sich zum Schluss, wenn nicht schon früher, auf irgend ne Art umbringt. Das passt halt voll zu ihr.

                                                  Zumal sie ja was ihre Wahl betrifft total recht hat. Der andere Typ sieht besser aus, geht mehr auf sie ein und so. Umso bananiger, den direkt aufzugeben und ihn wegen ihrem Borderline Schub oder was das ist für´s Leben zu zerstören und quasi zum Witwer zu machen. Keine Ahnung, wie alt junge Leute im alten Russland waren, die schon ein paar Jahre Ehe hinter sich hatten, denke mal so mindestens 15. Da kann man wie ich finde echt mehr Verantwortungsbewusstsein erwarten.

                                                  Angenommen er käme wirklich nicht zurück, dann wär er halt auch ein Arschloch und inkompatibel. Und angenommen, sie käme trotz dieser Erkenntnis wirklich nie drüber hinweg, wäre ihr Leben halt vorgeprägt. Eine weitere Narbe in ihrer Sammlung. Wer weiß, ob ihr Freitod überhaupt was dran ändert und wenn, ob es eine Verbesserung ist. Und ob sie eine andere Entscheidung nicht doch noch hätte stark machen können und sie lehren, all ihr Leid als Instrument zu benutzen und sogar Vorteile draus zu ziehen.

                                                  Also im Prinzip ist sie mehr Kläffer, als Kriegerin. Aufmucken, sich Ärger einhandeln und dann aber kurz vor´m Ziel immer alles diskussionslos akzeptieren und nicht zuende bringen. Zumal sie ja sogar noch Angebote kriegt, wie noch mal mit ihrem Ex über die Scheidung zu reden und so. Eine ziemlich unbeholfene Person. So unzugänglich und gefangen in ihrer eigenen kleinen verwirrten Welt. Ich muss da gerade an dieses Zitat von From Dusk Till Dawn denken "Bist du so ein Verlierer, dass du nicht merkst, wenn du gewonnen hast?". Irgendwie traurig.

                                                  Also eigentlich kaum mein Stoff. Zum Teil auch fast schon leicht verwirrend, wegen den vielen Namen in den Dialogen und Monologen, die sich im Prinzip um nichts drehen. Also um irgendwelche Leute, die halt nichts sind, weil nunmal von der Story her alles sie ist und der Rest Deko. Was womöglich an der Umsetzung liegt, aber das ist leider wirklich so. Der einzige wirkliche Character ist sie selbst und alle anderen sind irgendwo am Rand so grob in gut oder böse eingeteilt, es geht aber dafür viel zu viel um sie.

                                                  Aber wie schon anfangs erwähnt ist das einfach ein guter Film. Der mir auf so mancher Ebene einiges geben konnte. Echt schöne philosophische poetische Sätze und grandiose Bilder. Tolle Stimmung, zum Teil auch mit semi interessanten oder sehr ästhetischen Nebenszenen. Die Klavier- und Orchestermusik ist großartig und perfekt passend eingesetzt, genau wie die Sets und Kostüme, vielleicht mal abgesehen von dem Leinwand-Venedig mit Pappgondeln, da hatten sie mal nen schwachen Moment, was ja heute noch in den besten Filmen vorkommt. Aber sonst echt episch.

                                                  Der Schluss gefällt mir auch unglaublich gut. Halt so Mystery mäßig. Sie sieht die ganze Zeit ihren Tod genau so voraus, wie er dann am Ende eingeleitet wird.

                                                  Und allem voran definitiv Vivien Leigh. Sie ist ohne wenn und aber eine Ausnahmeschauspielerin. Die anderen spielen ebenfalls alle sehr gut und sie spielt die aber so was von an die Wand. Mit oft sehr dezenter Mimik und Körpersprache so intensiv flirten, hassen, Kälte und Freude und sonst was rüberbringen. Keine Ahnung ob ich so ein gutes Schauspiel überhaupt schon mal gesehen hab, also bewusst noch nicht.

                                                  Was dann automatisch dazu führt, dass sich auch so andere Gemüter wie ich für die Laufzeit mit ihr identifizieren können. Einfach mitleiden, wenn sie sich in ihren Luxusproblemen suhlt. Denn irgendwie kann ja jedes Problem so groß sein, wie man es empfindet oder macht. Alles kann große Ausmaße annehmen und zu einer echten Bedrohung werden. Und natürlich will man nicht, dass das so ausgeht oder auch nur erst mal so einen Verlauf nimmt. Liebeskummer ist hässlich und wünscht man niemandem. Und wie penetrant das hier nicht zuletzt auch dadurch, wie Leigh in ihrer Rolle aufblüht, zugespitzt wird, macht das Ganze noch gruseliger und somit zu einem besonders guten, besonders interessanten Film. Vielleicht gerade weil er sowohl meine Vorurteile bestätigt, als mich aber eben auch total positiv überrascht. Ein Film mit ganz eigenem Charakter.

                                                  Er transportiert absolut souverän genau das, was er transportieren will. Spricht genau seine Zielgruppe an. Ein krass talentierter Film, zum Teil sicher auch der Buchvorlage an sich zu verdanken. Von der Grundhandlung respektive vermeintlichen Botschaft abgesehen stimmt halt echt einfach alles.

                                                  Also alles in allem (trotz allem) so richtige Kinomagie ❤ Ich könnte mir sogar gut vorstellen, den noch das eine oder andere weitere mal zu gucken. Der ist einfach mitreißend und hat mich mal in so ne andere Welt eintauchen lassen. Ein filmisches Werk im besten Sinn und mit seinen 25 Bewertungen wohl auch ein echter Geheimtipp.

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                                                    Das ist mal ein sehr gut gealterter Film, bei dem man sich noch richtig Mühe gegeben hat. Ein Film des Films wegen, keine Fließbandproduktion. Die Story ist kurz gesagt ein Beispiel dafür, wozu es einen Jugendlichen treiben kann, wenn er aus seiner Familie rauswächst und keinen Zugang mehr zu ihr findet. Der einzige, der mit Jim umgehen kann, ist der Komissar auf dem Polizeirevier und darauf hat er natürlich auch nicht so wirklich Bock. Sonst keine Freunde, keine Freundin, keine Eltern, mit denen er sich identifizieren könnte. Nicht mal unbedingt ein festes Zuhause, weil seine Mutter immer, wenn er auffällig wird, mit Umzug reagiert. Vor allem sein Vater ist ihm viel zu verweichlicht und rückgratlos, sehr gut dargestellt, immer leicht nervös und mit so ner Rüschenschürze, aber gerade noch ohne zu absurd zu wirken, halt wie aus dem richtigen Leben. Sowieso der ganze Vibe und die Ideen sind zum Teil echt inspirierend, wie die Kids alle zugeknöpfter rumlaufen als heute wohl jeder 60jährige, aber mit so einer konsequenten Stumpfheit einfach mal eben Messerspiele und Klippenrennen und so machen, woran heute wohl die wenigsten auch nur denken würden. Halt mal so ne ganz ungewohnte Perspektive, die auf jeden Fall was hat. Die Sets bieten auch viel für´s Auge, zum Beispiel eine verlassene Villa und eine Sternenwarte. Und der Film schafft das einfach, alles zu transportieren, Spannungsaufbau, Dramatik, Humor, das Knistern zwischen ihm und ihr und eben dieses nicht zu den Eltern durchdringen können. Außerdem sind auch die anderen Verhältnisse total interessant gestrickt, zum Beispiel, dass der einzige, mit dem er sich anfreundet so was wie sein Stalker ist und so einer, der noch mehr gemobbt wird, als er. Er selbst ist aber eher mit seinen Gegenspielern assoziiert. Das ist auch von vornherein völlig klar, dass er dem Anführer ohne wenn und aber sein Mädchen ausspannen wird, die das zum Beispiel toll findet, wie er sich um den Außenseiterjungen kümmert. Ich finde der Film ist echt ein Muss. Abzüge für den Showdown, der sich echt in die Länge zieht, ich bin jetzt nicht so der Hauptsache Action Typ. Auch wenn der Teil das alles noch etwas dramatischer gestaltet, aber für mich auf jeden Fall etwas zu viel. Aber abgesehen davon war ich von Anfang bis Ende total in dem Film drin und kann mich auch echt gut damit identifizieren. Kann man sicher auch öfter mal gucken.

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