RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 04.08.2015, 08:35 Geändert 04.08.2015, 09:13

    ...und wieder ein dermassen dämlicher deutscher Titel, dass man einen Bogen um diesen Film machen muss (ausser als hartgesottener RomCom-Fan). Zum Glück habe ich den im englischen Original in der Sammlung...
    ‘Leap Year’ ist eher Road Movie als RomCom und gehört zu den überraschend guten Filmen, bei denen man kaum etwas erwartet. Eine Amerikanerin auf der Suche nach ihrem Heiratsglück gerät in eine Odyssee quer durch Wales und Irland. Unterhaltsam, ideenreich, witzig, nicht übermässig klischeebeladen und auch nicht vor Kitsch triefend. Mit ihrem unfreiwilligen Begleiter, einem ruppigen Iren, zieht sie das Chaos magisch an und kommt in immer neue Situationen, die von leicht skurril bis herzerwärmend reichen. Für eine passende Atmo sorgen starke Bilder der steinigen, irischen Hügellandschaft und felsigen Steilküste. Selbst bis kurz vor das Ende ist der Plot nicht vorhersehbar und hat sogar noch eine Wendung auf Lager. Für einen Moment dachte ich, (SPOILER) dass sie tatsächlich von der Klippe springen würde, was sie natürlich nicht macht. So kommt es doch noch zum unvermeidlichen 08/15-RomCom-Finale (SPOILER ENDE).
    Wenn ich ehrlich bin, dachte ich es nicht, sondern hoffte es. Ein tragisches Ende, wenn auch sehr bitter, hätte dramaturgisch besser zu diesem Film gepasst und ihn wohl den meisten Zuschauern für alle Zeiten ins Gedächtnis gebrannt (die RomCom-Fans mögen mir das verzeihen, aber Romeo & Julia ist doch überwiegend aus diesem Grund ein Dauerbrenner). Hier ging eine Möglichkeit verloren, echte Tragik beim Zuschauer zu induzieren und schmalzfrei die Taschentücherindustrie anzukurbeln. Ich hätte auf jeden Fall eines gebraucht - so kommt man trockenen Auges davon.

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      RoboMaus 03.08.2015, 08:59 Geändert 23.08.2015, 09:06

      Der grosse Wurf der Coen-Brüder – bei vier Oscars muss man durchaus etwas Besonderes abliefern. Eines ist sicher die stoische Ruhe, die diesen Film durchzieht, bei der man es schon Action nennen muss, wenn einer rennt (keine Angst, das passiert nur einmal). Werden Handschellen normalerweise nicht auf dem Rücken angebracht, v.a. bei gefährlichen Kriminellen? Weil der Sheriff wohl aus Personalmangel eingestellt wurde, konnte der psychopathische Killer sie praktischerweise dazu verwenden, ihm die Kehle zuzudrücken. Für den Zuschauer ist das glückliche Fügung, denn der so entkommene Killer sorgt für reichlich Spannung, und er tötet gerne mit einem Bolzenschlaggerät wie bei der Tierschlachtung. Auch etwas Besonderes. Als kompromisslose Tötungsmaschine erlegt er jeden Widersacher, Kollateralschäden inbegriffen, doch einer wird sich ihm in den Weg stellen....
      'No Country for Old Men‘ ist über zwei Drittel ein interessanter Thriller, der ein kluges Katz- und Mausspiel im unnachahmlich trägen Coen-Inszenierstil aufzieht, driftet dann aber in Lynch-mässigen Wirrwarr ab. Zur Krönung darf man sich am Ende als Traumdeuter für Tommy Lee Jones betätigen. Ich dachte da wäre eine versteckte Message, eine Art verschlüsseltes Finale, und habe zurückgespult - reingefallen. Man muss wohl hinnehmen, dass der Film quasi mittendrin aufhört und dem Zuschauer einen Showdown oder ein dramaturgisch mitreissendes Ende verweigert, aber das ist eben das Besondere. Oscars bekommt man nicht umsonst.
      Schade, die Coens waren mit diesem Werk kurz davor selbst ein simples Gemüt wie mich zu begeistern, das mit einer 'klassischen' Dramaturgie gefüttert werden will. Es zu tun war wohl nicht standesgemäss, und, wer weiss, vielleicht wäre 'No Country for Old Men' dann als zu gewöhnlich eingestuft und hätte ein paar Oscars weniger bekommen.

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        über Ronin

        Solide Action im Old School-Format, aber darüberhinaus konnte mich 'Ronin' nicht so richtig packen. Dazu stecken im Plot zu viele Widersprüche und Unmöglichkeiten. Jedesmal, wenn jemand am Bösewicht dran ist, und ihn eigentlich nur ausknipsen müsste damit Ruhe ist, entkommt er durch die Dummheit der anderen, die dafür ins Gras beissen oder abgeschüttelt werden. Dabei haben die sonst auch keine Skrupel. Es nervt etwas, wenn das Offensichtliche, einzig Konsequente nicht gemacht wird, nur damit eine billige Dramaturgie künstlich am Leben erhalten wird. Für einen hochkarätigen Thriller reicht es nicht - eher gutes Mittelmass, aber auch hier kann man kaum etwas falsch machen.

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          RoboMaus 01.08.2015, 08:34 Geändert 01.08.2016, 17:09

          Let's party - Geld-Sex-Drogen, morgen gleich noch einmal. Mega-dekadent, mit dem Geld ahnungloser, geköderter Anleger finanziert. Die Message ist nach der ersten halben Stunde klar, und bis dahin noch recht unterhaltsam. Doch anstatt eine Story aufzubauen, oder einen Plot, der wenigstens ein bisschen Spannung erzeugt, wiederholt sich das Schema in der Endlossschleife bis zum reichlich vorhersehbaren Ende, das man nach knapp drei Stunden erreicht. Welch eine Erlösung aus einem Meer von stinkenden Dialogen und Langatmigkeit bis zum Erbrechen.

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            RoboMaus 31.07.2015, 16:26 Geändert 31.07.2015, 17:38

            Mit 'The Kingdom' ist das Arabische Königreich gemeint, ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen Osten. Trotz guter Bewachung wird eine amerikanische Wohnsiedlung Schauplatz eines Bombenanschlages, bei dem 200 Menschen sterben. Natürlich bringen es die Saudis nicht fertig, selbst Ermittlungen anzustellen - also fliegt ein FBI-Team ein. In der Folge dreht sich der Plot fast nur um die Nachforschungen bzw. Schwierigkeiten, die das FBI dabei mit den Saudis hat, und wie die Zusammenarbeit langsam doch noch Formen annimmt. Nach der Mitte kam schon der Gedanke auf, es wäre nun an der Zeit, dass etwas Leben in diesen Plot kommt - und tatsächlich: eine halbe Stunde vor Schluss geht es wirklich zur Sache. Die Gruppe um die Bombenleger schlägt mit einem Überfall erneut zu und legt damit seine eigene Spur - nun wird es ordentlich spannend. Diese Phase des Films, mit einem bemerkenswerten 'Dialog der Toten' ganz am Ende, hat alles, was man von einem Action-Drama erwarten kann. 'The Kingdom' ist allein schon deswegen sehenswert. Schade, dass der grössere Teil des Films eher im Mittelmass watet.

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              RoboMaus 31.07.2015, 10:59 Geändert 20.06.2017, 08:48

              Zur Story braucht man hier nichts mehr sagen - auch wer nicht in die Kirche geht, kennt die aus gefühlt einem halben Dutzend Verfilmungen. Es geht hauptsächlich um die Verpackung - grossartige Bilder und ordentlich CGI. Hier punktet Scott, aber nach einer halben Stunde hatte ich immer noch nicht das Gefühl, bei einem Film über die alten Ägypter, einer Kultur der Bronzezeit angekommen zu ein (13. Jh. v. Chr.). Die Schlachten erinnern eher an Mittelaltergetümmel, v.a. die überall auf Stangen wehenden, wimpelartigen Fahnen mit den geschlitzten Enden. Die Rüstung erinnert an Römer oder sie ist fantasymässig entworfen. Auch die Kleidung sieht oft nach mittelalterlichen Mönchskutten aus, Haube inbegriffen (sehr nützlich bei 40°C im Schatten). Kein Vergleich zum sauber recherchierten Auftritt der Makedonier und Perser bei Oliver Stone's 'Alexander'.

              Wer sich an solchen Dingen nicht stört, dürfte auch über die Optik hinaus gut unterhalten werden, denn der Plot ist straff und interessant erzählt, und bei der Flutung des Roten Meeres hat Scott ein CGI-Highlight gesetzt. Dennoch, insgesamt ist 'Exodus' kein Highlight aus Scott's Schaffen und kein Film, den man gesehen haben muss, wenn man schon eine oder zwei vorherige Verfilmungen des Themas gesehen hat.

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                Die Geschichten von Edgar Allen Poe bargen für mich schon immer eine tiefe Faszination. Sehr ideenreich und auch nach 170 Jahren noch frisch wirkend. 'Stonehearst Asylum', frei nach 'Doctor Tarr and Professor Feather', bietet einen durchweg straffen Plot mit vielen interessanten Wendungen und einem gut aufgelegten Ben Kingsley. Die Kritik am barbarischen und entwürdigenden System der Psychiatrie im 19. Jahrhundert ist unverholen, zumal diese Praktiken noch weit ins 20. Jahrhundert beibehalten wurden. Von daher ähnelt der Film 'Einer flog übers Kuckucksnest' (1975), auch darin, dass die 'Irren' sich selbst befreien und endlich anfangen zu leben.
                'Stonehearst Asylum' enthält einige subtile und spannende Momente, die einen vor die Frage stellen: was würde ich jetzt machen? So z.B., als der neue Arzt in die Gruft des 'Ogers' geschickt wird, um seinen Verband zu wechseln: "Zwei Gramm Opium sollten reichen". "Sie schaffen das auch so...". Als Thriller (MP) taugt der Film allerdings kaum - dazu ist die Story einfach zu absurd, woraus sich zu viele Ungereimtheiten ergeben. Eher ist das ein interessantes Gedankenspiel, eine Art Fantasy-Drama mit starkem Plot, von überzeugenden Schauspielern umgesetzt.

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                  RoboMaus 29.07.2015, 10:44 Geändert 29.07.2015, 13:19

                  So, jetzt dürft ihr über mich herfallen: 'About Schmidt' bietet im Wesentlichen eine dialoglastige Anneinanderreihung von Banalitäten wie Hochzeitsvorbereitungen, Wohnwagen-Nachbarschaftstalk und Rentnerproblemen im Allgemeinen. "Skurriler Selbstfindungstrip", "Im Alter den Sinn des Lebens begreifen", oder was sonst noch an Prädikaten zu lesen ist. Besteht der Sinn des Rentnerlebens darin, seine Verwandten heimzusuchen, um sie mit überflüssigem und unangebrachtem Geseier zu belagern? Ich kann nur hoffen, dass mir das nicht passiert. Sicherlich (SPOILER); am Ende sieht er seine Fehler ein, verzeiht dem Kumpel, der vor 30 Jahren seine Frau gevögelt hat und kommt zur unerwünschten Hochzeit seiner Tochter (SPOILER ENDE). Besser spät als nie, aber überzeugend war das nicht.
                  Das wäre alles noch in Ordnung, würde er mit Rentner-Anarchie ein witziges Chaos verursachen - immerhin sind wir hier im Unterhaltungskino. Aber davon ist der Plot weit entfernt (die einzige witzige Szene war die, in der er versucht auf das Wasserbett zu kommen). Mensch, Nicholson, in 'Einer flog über das Kuckucksnest' hast du das so stark hinbekommen.
                  Dabei bietet 'About Schmidt' anfangs einen wirklich guten Ansatz: er übernimmt die Patenschaft für einen sechsjährigen Jungen in Tansania, schreibt ihm Briefe und schickt ihm Geld. Wenn er seinem Leben wirklich einen Sinn geben will, warum führt der Plot dann nicht nach Tansania, wo er mit seinem Geld und Einsatz weit über die Patenschaft hinaus etwas bewegen kann und aus der Anerkennung, die ihm damit entgegenschlagen würde, seinen inneren Frieden schöpfen könnte? Stattdessen (SPOILER) heult er am Ende über den schönen Brief, den er aus Tansania bekommen hat (SPOILER ENDE). Jack Nicholson im Kitsch - wer hätte das gedacht? Allerdings muss man Nicholsons grandiose Leistung als orientierungsloser Renter Schmidt anerkennen - er trägt den Film ganz alleine, wofür ein Extrapunkt angebacht ist.

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                    RoboMaus 28.07.2015, 17:21 Geändert 29.07.2015, 09:52

                    Ein Film wie in Zeitlupe, der Zweifel und Ängste der Protagonisten mit diesem Stilmittel in den Fernsehsessel trägt. Wie eine klebrige Flüssigkeit. Es geht um amerikanische Soldaten vor dem Computer, die im Krieg gegen den islamischen Terrorismus Drohnenraketen auf Anweisung in Menschenansammlungen im mittleren Osten feuern, von einer 'Bewertungsstelle' als potentiell gefährlich eingestuft. Die Tötungen werden immer willkürlicher, was bei Einigen Gewissenbisse und den Wunsch nach Loslösung vom System auslöst.
                    Im Grunde passiert in 'Good Kill' nicht viel - den Plot als dramaturgisch flach zu bezeichnen, wäre vielleicht noch übertrieben, auch, was das Geschehen im Privatbereich ausserhalb der Basis betrifft. Normalerweise würde ich solch einem Film nicht mehr als 4 Punkte geben, aber die Eindringlichkeit verleiht ihm eine gewisse Intensität, die das Aufkommen von Langeweile verhindert. Man identifiziert sich vollkommen mit den Protagonisten, da man in deren Situation ähnlich handeln würde (wer hier anders denkt, hätte bestimmt gute Chancen mit einer Bewerbung bei den Amerikanern....) . 'Good Kill' dürfte auch bei einer Zweitsichtung noch interessant sein.

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                      RoboMaus 28.07.2015, 14:38 Geändert 28.07.2015, 18:04

                      'Black Book' - Paul Verhoevens Beitrag zur Beleuchtung der Nazizeit in Holland. Es geht um Kollaborateure und das gemeinsame Ausnehmen der Juden von Nazis und Holländern, das Verhoeven schonunsglos darstellt. Über dem Plot wabert für die Leute im Widerstand eine ständige Bedrohung erwischt zu werden - jede Aktion ist riskant, und mancher Holländer ist ein Maulwurf, der mit den Nazis paktiert. Verhoeven verschleiert das so geschickt, dass man bis zum Ende nicht darauf kommt, wer hinter der Sabotage steckt (und wieviele). In dieser knisternden Atmo läuft das Katz- und Mausspiel um Anschläge bzw. deren Vereitelung. Hier haben meistens die Nazis die Nase vorn, was Verhoeven absolut realistisch darstellt. Im Gegensatz zu den meisten amerikanische Nazi-Filmen gibt es keine brutalen Dumpfbacken, sondern Leute, die ihr Vorgehen genau durchdenken, die andere Seite infiltrieren und mit gnadenloser Effizienz zuschlagen. In 'Black Book' bekommt man durchaus eine Vorstellung davon, weshalb die Nazis in der Welt einen solch tiefen Eindruck hinterlassen haben.
                      Auch dramaturgisch zeigt Verhoeven sein Können - trotz über zwei Stunden Laufzeit wird es keine Minute langatmig, die Action ist wohlgesetzt, manchmal überraschend und schockierend. Einer seiner stärksten Filme.

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                        RoboMaus 27.07.2015, 08:15 Geändert 27.07.2015, 14:39

                        Auch die absolute Top-Besetzung, die Rob Reiner in 'A Few Good Men' an den Start bringt, kann über zwei Dinge nicht hinwegtäuschen: der Plot ist langatmig und daher kaum spannend, sowie an etlichen Stellen unglaubwürdig, um nicht zu sagen: lächerlich. Oder glaubt jemand im Ernst (SPOILER), dass sich ein mit allen Wassern gewaschener General, der die Souveränität und Skrupellosigkeit in Person repräsentiert, von einem Greenhornanwalt im Gerichtssal zur Zugabe eines Meineids treiben lässt, wohl wissend, dass er dafür in den Knast wandert und den Prozess insgesamt verlieren wird?? (SPOILER ENDE). Ohne dass der Anwalt auch nur den geringsten Beweis vorlegen kann?? Nach dieser Szene hätte ich mir beinahe die Augen beim Rollen ausgekugelt.
                        Wir lieben es, wenn die Arroganz und Überheblichkeit des amerikanischen Militärs im Umgang mit dem Rest der Welt oder der eigenen Gesellschaft ans Licht kommt, und das ist in der Tat der wohl lobenswerteste Aspekt an diesem Film. Für manche wahrscheinlich der Hauptgrund guter Bewertungen. Allerdings hätten Tom Cruise und seine Anwaltskollegen im richtigen Leben nicht den Hauch einer Chance, was das geniale Schauspiel der Stars in einer Art Fantasy-Gerichtsdrama verpuffen lässt. Die hätten einen besseren Plot verdient gehabt.
                        Positiv vermerkt sei hier noch, dass der deutsche Filmtitel tatsächlich einmal besser passt als das Original.

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                          RoboMaus 26.07.2015, 10:30 Geändert 26.07.2015, 11:49

                          Vielleicht ist es gut, das Remake vor dem Original zu sehen, dann gibt es über den Vergleich auch nichts zu meckern, wie in etlichen anderen Kommis hier. 'Let Me In' bietet eine überzeugende Story, in der sich Vampirtum mit den Abgründen unserer Gesellschaft vermengt: Mobbing und Schikane aus niedersten Beweggründen. Der Plot ist durchweg gemächlich aufgebaut, wirkt aber trotzdem nicht langatmig, weil die Handlung interessant und intensiv ist. So folgt man dem Jungen durch seine Tiefen, die er mit den Assos in der Schule erlebt und seine Höhen, die sich aus der zarten Beziehung zu dem Vampirmädchen ergeben. Das zwischen den Beiden gewachsene Band wird so stark, dass es selbst dann nicht völlig reisst, nachdem er hinter ihr dunkles Geheimnis gekommen ist.
                          ....und es wird sich auszahlen, wenigstens einen Freund zu haben, auf den man sich verlasssen kann.....
                          Eigentlich ein Film, den ich mit 7 Punkten bewerten würde, aber die CGI ist für das Jahr 2010 einfach nur grottig, v.a. wenn das Vampirmädchen mit ihren Opfern ringt oder auf einen Baum steigt. Sorry, Matt Reeves, was hast du dir dabei gedacht? Das wäre mit einer beweglichen Statistin überzeugender und billiger zu machen gewesen. Trotzdem, insgesamt ein guter Film, den man auch zweimal sehen kann.

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                          • 7 .5

                            Zur 1000sten Bewertung habe ich mir diesen Film von Wes Craven aufgespart - Horror ist und bleibt eines meiner Lieblings-Genres. Der Titel 'The Serpent and the Rainbow' lässt kaum vermuten, worum es hier geht: Echte Zombies, sowie deren Fernsteuerung durch haitianische Kultpraktiken. Eine zentrale Rolle spielt dabei ein Pulver, das ein amerikanischer Forscher in Haiti für die Pharmaindustrie abgreifen soll, denn es versetzt das Opfer für einen halben Tag in einen todesartigen Zustand. In dieser Zeit kann die Seele geraubt und das Opfer nach seiner Auferstehung zum willenlosen Werkzeug gemacht werden. Geschickt verwebt Craven die rationale Ebene mit den spirituellen Aspekten des Kultes, wobei die Bösen natürlich kein Interesse daran haben, dass der Forscher das Pulver in die Finger bekommt. Er wird ständig bedroht, auch durch Eindringen in seine Träume, was eine düstere, belastende Atmo erzeugt. Überzeugend ist ebenfalls, dass der Plot in sich stimmig ist und nicht mit Logiklöchern durchsetzt wie manch anderes Produkt dieser Art. Ein Qualitätsmerkmal, das man auch aus anderen Wes Craven-Filmen kennt. Allerdings ist 'The Serpent and the Rainbow' bis eine Viertelstunde vor Schluss ein reiner Mystery-Thriller, der manchmal für meinen Geschmack etwas zäh vorankommt. Umso mehr dreht Craven danach auf, um ein packendes Finale hinzulegen, das der Einstufung ins Horrorgenre doch noch gerecht wird. Natürlich handgemacht, wie es sich für die 80er gehört :)

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                              'Rojo Intenso' - die Spanier haben uns desöfteren mit ausgezeichnetem Thrill und Horror überrascht. Auch der Name verspricht Programm zu sein, da bestand einiges an Hoffnung. Doch leider wird diese auf beinahe jeder Ebene enttäuscht. Der Aufbau ist langatmig, was in der ersten halben Stunde zur Einführung noch o.k. wäre, aber es bleibt bis zum Ende so. Dazu kommen etliche Plotholes, die jedes für sich kein Problem wären, aber in der Summe irgendwann anfangen zu nerven. Der psychopathisch-aggressive Stalker wird gelegentlich zum Killer, setzt als Druckmittel aber vorwiegend selbstgedrehte Videos ein. Kein Thrill, kein 'Rojo Intenso'. Einzig gelingt es dem Film, eine bedrohliche Atmo aufzubauen, da der Stalker naturgemässs nicht locker lässt und man seine Präsenz unangenehm spürt, auch wenn er nicht auftritt. Die Atmo wirkt jedoch wie eine leere Hülle für einen Plot, der einen immer wieder auf die Uhr schauen lässt....

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                                RoboMaus 22.07.2015, 16:54 Geändert 22.07.2015, 21:16

                                Nachdem 'Die Besucher' zu meinen Lieblingsfilmen zählt, durfte ich mir diese Fortsetzung natürlich nicht entgehen lassen, zumal das perfekte Duo Reno/Clavier wieder am Start ist. Alles in Allem hat mich dieses Slapstick-Feuerwerk nicht so gepackt, obwohl einige starke und witzige Szenen dabei sind. Jean Renos Rolle ist leider nur noch Beiwerk, beinahe schon die eines Statisten. Der Plot und die Komik sind überwiegend auf Clavier zugeschnitten und kommen durchgeknallter und chaotischer daher als im ersten Teil, was eher die Finesse und den Charme raubt als an Witz zu gewinnen. Andererseits ist es genau diese derbere Gangart, die andere besser anspricht, wie man an den 10er-Kommis erkennen kann. Viele der Gags aus dem ersten Teil wurden einfach übernommen, bzw. in etwas abgewandelter Form neu präsentiert, was nicht gerade zur Originalität beiträgt. Dazu ist die Synchro sehr schnell, so dass man stellenweise kaum verstehen kann, worum es geht (ist aber auch nicht nötig). Neu sind einige CGI-Einlagen, die eher grottig wirken und auf die man besser verzichtet hätte. Trotzdem, wer Slapstick-artigen Humor mag, kann hier kaum etwas verkehrt machen.

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                                  RoboMaus 22.07.2015, 16:30 Geändert 22.07.2015, 17:35

                                  'City by the Sea' hat zwar Elemente eines Thrillers, ist aber vordergründig ein Familiendrama, in dem es um die Beziehung eines Cops (De Niro) zu seinem drogenabhängigen Sohn geht, der einen Mord begangen hat und gesucht wird. Stellenweise ist das recht emotional und stark gespielt, v.a. De Niro nimmt man die Rolle des Vaters gut ab, der seine Versäumnisse bereut und unter allen Umständen vermeiden will, dass sein Sohn in die Fänge der mit Vorurteilen behafteten Polizeikollegen kommt. Mehr gefühlsbetont als spannend, aber keinesfalls langatmig. Eigentlich hatte ich eher einen Cop-Thriller erwartet und war entsprechend unvorbereitet, wodurch 'City by the Sea' etwas an den Erwartungen vorbeigeschrammt ist. Wahrscheinlich würde ich nach einer Zweitsichtung eine bessere Bewertung abgeben.

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                                    RoboMaus 21.07.2015, 10:40 Geändert 21.07.2015, 13:25

                                    'Killer Elite' liefert Action-mässig ungefähr das, was man von Statham/Owen/De Niro erwartet, aber bei den meisten anderen cineastischen Kriterien liegt das eher im Durchschnitt oder darunter. V.a. die Story wirkt unglaubwürdig und arg konstruiert, nach dem Motto: 'jetzt bauen wir schnell eine Plattform, auf der sich Statham austoben kann; der Rest ist sowieso egal'. Dementsprechend uninteressant wirkt der Plot, und es kommt kaum Spannung auf. Zum Ende hin zieht es sich wie Kaugummi - da wäre es deutlich beser gewesen, die Macher hätten sich bei dem dünnen Gehalt an das übliche 90 min-Format gehalten, anstatt auf die 2 Stunden zu gehen. Bis eine halbe Stunde vor Schluss hätte ich noch 6-6.5 Punkte gegeben. Sicher ein Muss für Statham-Fans, aber wer mehr braucht, könnte sich irgendwann langweilen.

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                                      RoboMaus 18.07.2015, 07:08 Geändert 18.07.2015, 07:09

                                      "'Der Berg ruft' - allein der Name ist Programm, die Mutter aller 'Cliffhanger' und was sich sonst noch in den Steilwänden der Leinwandberge tummelt. Erst kürzlich habe ich diesen Ausdruck bei einer kleinen Bergtour mit Freunden benutzt. Wir befinden uns mit der Produktion im Jahre 1938, da kann man nicht heutige Standards und Stunts erwarten, und auch über etliche Widersprüche sollte man gnädig hinwegsehen.
                                      Luis Trenker hat sich mit diesem Film ein Denkmal gesetzt. Er ist der Held der Berge und spielt die tragische Figur des Antonio Carrel, der im Wettkampf um die Erstbesteigung des Matterhorns 1865 das Rennen gegen einen Engländer (!) verlor. Im Film wird dargestellt, dass er nur etwa eine Stunde zu spät kommt und ihm der Sieger vom Gipfel aus zuwinkt - ein stark gespielter bitterer Moment. Von der Faszination, die der Film damals und lange Zeit danach noch ausübte, konnte ich leider nichts spüren, vielleicht weil ich vom Steilwandklettern ungefähr so weit entfernt bin wie Luis Trenker von einem tropischen Korallenriff. Dennoch ist das auch heute noch kurzweilige Unterhaltung mit ein paar starken Momenten.

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                                        RoboMaus 16.07.2015, 11:56 Geändert 16.07.2015, 12:18

                                        Es ist immer so: wenn man es am wenigsten erwartet, wird man am meisten (positiv) überrascht. 'Conjurer' empfand ich als soliden Haunted House Grusler mit einigen netten Ideen und Schockmomenten. Letztere sind, wie es sich gehört, völlig unerwartet. Natürlich wird hier nicht das Genre neu erfunden, aber es wird auch nicht so schamlos kopiert wie in etlichen anderen Filmen dieser Art. "Du bekommst ein Steak, wenn du den Raben an der Mülltonne erwischst". (SPOILER:) Leider lief es umgekehrt, und ein paar Szenen weiter sieht man den Raben auf dem toten Hund sitzen und in seinen Rippen herumhacken (SPOILER ENDE). Köstlich, auch wie der Käufer des Hauses, Shawn, den Raben später stellt. Das Ende fand ich recht gelungen, da es bis zur letzten Szene nicht klar ist, ob Shawn nun an paranoiden Wahnvorstellungen leidet, oder doch von der 'Hexe' ausgebootet wurde. Besser als das Standard-Ende solcher Filme, in dem der/die Böse zunächst überwältigt und liegengelassen wird, natürlich ohne nachzusetzten, sich wieder hochrappelt usw. Angenehm auch, dass 'Conjurer' zu 95 % CGI-frei ist und die Spannung auf klassische Art erzeugt, wobei die wenige CGI genau an den richtigen Stellen eingesetzt wird. Wenn das mittlere Drittel nicht so sehr durchhängen würde, wäre sogar eine noch bessere Bewertung möglich.

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                                          Viele Namen, viele Beziehungen, viele asiatische Gesichter, die für Europäer nur schwer auseinanderzuhalten sind. Wer hier mitkommen will, muss sich anstrengen, um am Ball zu bleiben. Nicht untypisch für koreanische Agenten-/Politthriller. Dazu noch die extrem schnelle Schnittfolge aus ständig wechselnden Positionen, v.a. bei den Kampfhandlungen, was von einigen hier muniert wird - so schnell, dass man häufig kaum noch verfolgen kann, wer nun wem einschenkt bzw. wer die Oberhand hat. Wahrscheinlich ist es das, was als Wackelkamera in anderen Kommis angesprochen wird, aber es ist keine (einzelne) Kamera, die wackelt, sonder eher der extreme Schnitt, der diesen Eindruck erzeugt.
                                          Die Story ist gut und interessant, aber die Umsetzung finde ich zu anstrengend. Etwas klarer strukturiert und mit einem Fünftel der Schnittfolgen wäre wenigstens meine Bewertung besser.

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                                          • 5 .5
                                            RoboMaus 12.07.2015, 08:13 Geändert 12.07.2015, 08:39
                                            über Network

                                            Alles schön und gut: eine nette Analyse der Medienlandschaft, Sensationslüsternheit und Eischaltquoten, aktuell auch nach 40 Jahren. Ist hier irgendetwas Überraschendes oder Bemerkenswertes? Nicht heute, nicht vor 40 Jahren, und auch nicht in der Römerzeit, wenn es damals schon Fernsehen gegeben hätte. Die hatten dafür Gladiatorenkämpfe sowie andere Aufreger und hätten den 'zornigen Propheten' wohl als langweiligen Spinner ignoriert. Alles eine Frage des Standpunktes. Ein Grossteil der Zuschauer wurde und wird immer auf dieser Schiene zu kriegen sein, und danach richtet sich jede kommerziell orientierte Programmgestaltung. An 'Brot und Spiele' hat sich in den letzten 2000 Jahren nur geändert, dass man heutzutage abgehalfterte Prominente im Dschungel mit Würmern belegt, anstatt sie gegeneinander mit Dreizack und Netz kämpfen zu lassen (das wäre doch 'was, mit Dieter Bolen als Imperator.....).
                                            Lässt man einmal den intellektuellen Anspruch und die Message beiseite, bleibt ein Plot, der sich zäh um das zentrale Thema schlingt und nur mühsam vorankommt. Zudem wiederholen sich die Howard Beale Showeinlagen zu oft, als dass sie über den Anfang hinaus noch interessant sein könnten. Recht witzig ist dagegen die Anstachelung der Zuschauer, (SPOILER) die sich daraufhin an ihre Fenster begeben um den Frust hinauszuschreien (SPOILER ENDE). Leider bietet 'Network' von solcher Lockerheit viel zu wenig und versinkt überwiegend im eigenen Anspruch. Kein Vergleich zur deutlich besseren Mediensatire 'The Truman Show' (1998).

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                                            • 7
                                              RoboMaus 07.07.2015, 13:02 Geändert 07.07.2015, 13:05

                                              Samuel L. Jackson als penibler Kotzbrocken mit psychotischen Zügen. Nicht gerade die Sorte von Mensch, die man gerne als Nachbar möchte, aber genau das passiert einem Paar, das in eine noble Gegend von L.A. zieht. Jackson hat klare Vorstellungen von Ordnung, macht keine Kompromisse und hält auch nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg. Der eskalierende Nachbarschaftsstreit ist somit vorprogrammiert und wird im Plot konsequent umgesetzt, mit einigen 'netten‘ Ideen.
                                              Allerdings wirkt die Handlung oft schwer nachvollziehbar, weil sich kaum jemand so verhalten würde: Die neuen Nachbarn haben ein Haus mit drei Schlafzimmern und fragen sich, was sie damit machen sollen. (SPOILER) Als das Sicherheits-Flutlicht von Jackson gleich in der ersten Nacht in deren vorhangloses Schlafzimmer fällt, kommen sie nicht auf die Idee, eines der beiden anderen zu nehmen, und wälzen sich nachts im Scheinwerferlicht hin und her. Auch die Zigarettenstummel, die der Neue in das Rosenbeet von Jackson schnippst und trotz Warnung weiterhin in der Gegend verteilt, sind nicht hilfreich für die anfängliche De-Eskalationsstrategie. Ebensowenig die 3 m hohen Kübel-Pflanzen, die er als Sichtschutz an den Gitterzaun stellt, wobei die Äste zu Jackson herüberhängen. (SPOILER ENDE)
                                              Bei so viel Dummheit gehört es ihm eigentlich nicht anders, als dass er bei Jackson aufläuft, und der zahlt es ihm heim....
                                              Hervorragend gespielt von Samuel L. Jackson, aber insgesamt wenig glaubhaft.

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                                              • 8
                                                RoboMaus 05.07.2015, 08:27 Geändert 05.07.2015, 08:38

                                                Genau die richtige Mischung aus Witz und Action. Herrlich, wie Brad Pitt und Angelina Jolie in dieser Auftragskiller-Persiflage harmonieren, was nicht von Ungefähr kommt. Mr. & Mrs. Smith war der Auftakt einer Beziehung, die mittlerweile 10 Jahre andauert und letztes Jahr in die Ehe mündete. Das Hollywood-Traumpaar, wie jeder weiss.
                                                Der Story liegt eine gute Idee zu Grunde: zwei Auftragskiller sind ein verheiratetes Paar, ohne dass einer vom anderen weiss, was er wirklich macht. Als das unvermeidlicherweise herauskommt, müssen sie irgendwann eine Entscheidung treffen: mit- oder gegeneinander? Daraus entwickelt sich ein interessanter, kaum vorhersehbarer Plot, der sogar noch einen Twist bereithält. Dennoch ist hier nichts ernst gemeint. Belauern, rennen, ballern, lieben. Reines Unterhaltungskino zum Zurücklehnen und Amüsieren, das mit jeder Sichtung besser wird (nunmehr die dritte).

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                                                • 6 .5
                                                  RoboMaus 04.07.2015, 17:03 Geändert 04.07.2015, 19:01

                                                  Marvel - immer wieder ein CGI-Erlebnis. Das Gute daran ist, dass man vorher genau weiss, was man zu erwarten hat und daher kaum enttäuscht werden kann. Plottechnisch und dramaturgisch ist es praktisch immer dasselbe, aber die CGI ist grenzenlos und bläst einen weg. Das Zielpublikum dankt es und schaufelt 3-stellige Millionengewinne in die Kassen (pro Film).
                                                  Kürzlich überreichten mir meine Kids (14/16 J.) eine Liste der Filme, die ich doch bitte besorgen sollte: Captain America 1+2, Thor 1+2, X-Men 1-7 (einschl. Wolverine), Iron Man 1-3. Die meisten anderen Marvels haben sie schon. Erstaunlicherweise waren da noch vier Filme, die nicht von Marvel sind....

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                                                  • 7
                                                    RoboMaus 04.07.2015, 08:00 Geändert 04.07.2015, 08:24

                                                    Die inzwischen Oskar-tragende, aber damals kaum bekannte Regisseurin Kathryn Bigelow ('The Hurt Locker', 'Zero Dark Thirty') schaffte mit 'Point Break' einen soliden Thriller im Milieu der Wellenreiter Kaliforniens. Patrick Swayze tanzt überzeugend auf dem Surfboard durch die Wellen, gejagt von Keanu Reeves, der sich als FBI-Grünschnabel unter die Zunft der Meeresakrobaten mischt. Der 80er-Tanzflächen-Superstar überzeugt auch als surfender Bankräuber - den meisten dürfte er in dieser Rolle lieber sein :)
                                                    Bigelow bietet frisches Anfang-90er-Kino mit den üblichen coolen Sprüchen und einer interessanten, straffen Inszenierung, die manchmal auch spannend wird. Einen Extrapunkt gibt es für die Ästhetik des Wellenreitens - Klasse Darstellung, ähnlich zur Auflockerung eingesetzt wie die Artistic-Bike-Einlagen in 'Premium Rush', aber für meinen Geschmack deutlich ansprechender.
                                                    Zur selben Zeit kamen in Kalifornien die 'Red Hot Chili Peppers' gross heraus - da scheint es nur konsequent, dass die üblen Typen der Konkurrenz-Surfergang im Look an RHCP erinnern. Kein Wunder, denn RHCP-Frontman Anthony Kiedis packt hier selbst mit an!

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