RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 25.02.2018, 05:58 Geändert 25.02.2018, 07:44

    Der psychopathische Serienkiller schlägt wieder zu, und wieder verlegt er sich auf Prostituierte......

    Das Rad wird in 'The Factory' (2012) nicht neu erfunden - eher schon hat man das Gefühl, all das Gezeigte bereits gesehen zu haben. Die Story glänzt nicht mit Einfallsreichtum, sondern hält sich in engen Grenzen an das Genreübliche, womit Ermittler John Cusack die Schlinge um den Psychopathen allmählich enger zieht. Trotzdem wird es nicht langweilig, weil die nachvollziehbare Handlung schön im Fluss bleibt und überflüssige Längen oder ausufernde Charakterbeleuchtung vermeidet.

    Leider sind sämtliche Aktionen des Psychopathen offensichtlich angelegt (d.h.: absichtlich, so dass man eigentlich nicht von "vorhersehbar" sprechen kann), wodurch es kein Überraschungsmoment und kaum Spannung gibt. Erst im letzten Drittel wird es für etwa zehn Minuten spannend, als Cusack und seine Partnerin Jennifer Carpenter der Auflösung sehr nahe kommen, nur um die beste Phase in einem überkonstruierten, unglaubwürdigen Ende verpuffen zu lassen.

    Solide, kurzweilige Genrekost, die jedoch in allen Belangen bis auf eine kurze Phase nicht über Mittelmaß hinauskommt.

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      RoboMaus 24.02.2018, 19:30 Geändert 25.02.2018, 06:47

      Eine gute besetzte Dramödie, die lange braucht, um ihre Inhalte zu entfalten, wobei Steve Carell und Toni Collette nur das Nötigste leisten. Erst mit dem Auftauchen von Sam Rockwell gewinnt der Plot allmählich an Profil.

      Es ist die Story des Teens, der mit seinem dominanten Stiefvater (Carell) nicht zurechtkommt, weil der einen "richtigen" Jungen aus ihm manchen will und seine stille, zurückhaltende Natur ignoriert. Die Mutter (Collette) hält zum Stiefvater. Lange bleibt die Handlung nur in dieser Situation, enthüllt ein reines Familiendrama, das sich inhaltlich im Kreis dreht und dem der Komödienanteil komplett fehlt. In solcher Eindimensionalität und Vorhersehbarkeit wird es allmählich uninteressant.

      Erst als sich der Junge zur Mitte mit dem locker-geschwätzigen Rockwell anfreundet, in ihm eine Vaterfigur findet und damit genau das erreicht, was Carell ihm erfolglos einbläuen wollte, nimmt 'The Way, Way Back' (2013) endlich Fahrt auf. Zudem trägt der Plot nun auch Züge einer Komödie und bringt ein paar Lacher.

      Die starke, sympathische zweite Hälfte sorgt insgesamt noch für einen "ganz guten" Eindruck, trotz des halbzeitigen Zwischenstands von 5 Punkten.

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      • 6 .5
        RoboMaus 24.02.2018, 14:18 Geändert 24.02.2018, 16:04

        Übles aus dem Internet...... 'Unfriend' (2016) vernetzt geschickt Internetstalking mit Dämonenhorror: eine scheinbare Außenseiterin am College freundet sich per Facebook mit einem Mädchen an, will dazugehören und wird schnell zu aufdringlich. Das Entfernen von der Freundesliste hat fatale Folgen - die tief verletzte Seele ist mit schwarzen Mächten im Bunde und rächt sich sowohl durch das Netz als auch mit derbem Zuleiberücken.....

        Vom Storyaufbau, der Optik und den Scares her ist das gut gemacht, wenn auch oft nicht schlüssig. Immerhin bleibt es interessant und spannend - nach zwei Dritteln stand der Film bei 7 Punkten, baut dann aber ab, sowohl inhaltlich, als auch in der Spannung; im Grunde das Gegenteil von dem, was man im Horrorthriller erwartet (erst die allerletzte Szene bringt wieder eine gute Idee).

        Dennoch, insgesamt eine ordentliche Leistung vom deutschen Regisseur Simon Verhoevon (der wohl nicht näher mit Genre-Koryphäe Paul Verhoeven verwandt ist) - auf jeden Fall handwerklich, auch wenn die Handlung zum Ende leider nachlässt. Besser, zum selben Thema, als der japanische Langweiler 'Pulse' (2001) oder dessen Remake (2006) ist 'Unfriend' allemal.

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          RoboMaus 24.02.2018, 09:17 Geändert 05.05.2018, 20:48

          Zu 'Swiss Army Man' (2016) erhob sich in den ersten zehn Minuten der Gedanke: "welch ein krass abgefahrenes Kleinod" - schön derb-grotesk, machmal auch witzig (Radcliffe-Jet Ski). Doch nach der gelungenen, kurzen Einführung wechselt der Plot zu einer Form, mit der ich überhaupt nichts mehr anfangen kann: de facto gibt es keine Handlung, dafür wird permanent geredet. Schlimmer noch, es wird eher monologartig geredet, wobei Paul Dano seine Formulierungen einer Leiche (Radcliffe) an den Kopf wirft, die sogar auch etwas zu sagen hat.

          Ja, es geht um Menschlichkeit, Vereinsamung, Tragik, Selbstfindung durch Selbstreflexion, usw., schön philosophisch-metaphorisch in Subtexte verpackt, die manch geneigter Zuschauer gerne ausliest, was Höchstnoten auslösen mag. Auf mich wirkt das leider nur wie ein nicht enden wollendes Geblubber, das mich aus Kino-Sicht inhaltlich nicht im Geringsten tangiert.

          Will ich mir so etwas eineinhalb Stunden lang anhören, während ansonsten nichts passiert? Definitiv nein.
          Hat das Unterhaltungswert? Definitiv nein.
          Ist das witzig? Nein.

          Als Idee und Groteske nicht schlecht (dafür die 3 Punkte), aber in Form und Umsetzung unerträglich.

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            RoboMaus 23.02.2018, 20:10 Geändert 25.02.2018, 08:08

            "...verweigert sich traditionellen Gut-Böse-Schemata und hat somit den Weg für viele spätere Filmprojekte geebnet."

            Der deutsche Film im Jahre 1958 - wegweisend im Thriller-Genre? Immerhin ist 'Es geschah am hellichten Tag' bedeutend genug, um bereits zwei Remakes nach sich gezogen zu haben. Ein gleichnamiges deutsches (1996) und ein top-besetztes amerikanisches mit keinem Geringern als Jack Nicholson in der Hauptrolle, sowie Sean Penn und Aaron Eckard ('The Pledge', 2001).

            Tatsächlich lebt dieser Film von der gut erdachten und spannenden Story seines fähigen Autors: Friedrich Dürrenmatt, der ansonsten für starke Bühnenstücke bekannt ist und mit seinem Drehbuch für Qualität sorgt. Auch die Umsetzung mit den damaligen Top-Schauspielern Heinz Rühmann und Gert Fröbe ist im Großen und Ganzen gelungen. Für einen Film der 50er Jahre mutet das in der Erzählstruktur erstaunlich modern an (es fehlen die üblichen Klischees, Sexismus, der alberne Humor usw.), hat sinnvolle soziale und psychologische Aspekte eingeflochten und ist damit auch den meisten US-Thrillern dieser Zeit voraus. Schade, dass Dürrenmatt nur dieses eine Drehbuch geliefert hat.

            Die Story um einen Kindermörder, den Rühmann fassen will, ist konsequent und immer nachvollziehbar aufgebaut und erinnert in einer Szene auch an den kurz zuvor produzierten 'Die zwölf Geschworenen' (1956), indem Rühmanns Scharfsinn gegen den vorurteilsbehafteten Stumpfsinn einer Lynchmeute eingesetzt wird - sehr beeindruckend. Allerdings ist der Erzählfluss zu träge ausgefallen, wobei die Handlung vor allem im mittleren Drittel auf der Stelle tritt. Die mit der sehr guten Story erzeugte Spannung kann sich so leider nicht steigern. Zudem wirkt das Ende zu hastig und abrupt - da wurde viel verschenkt, und man merkt, dass es von den Produzenten (sehr zum Ärger Dürrenmatts) abgeändert wurde.

            Der deutsche Film - einst tatsächlich wegweisend.

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            • RoboMaus 22.02.2018, 21:22 Geändert 22.02.2018, 21:49

              Sorry an alle, die das sehen - es gibt anscheinend ein Problem mit der Schrift-Formatierung, was sich auch nicht mit dem MP-empfohlenen Google Chrome in die gewünschte Form bearbeiten lässt, zumindest, so wie es bei mir erscheint. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.

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                RoboMaus 22.02.2018, 15:33 Geändert 25.02.2018, 08:56

                Paraderolle für Ben Affleck: ein Mann mit Asperger-Syndrom, der durch seine mathematische Inselbegabung, vom Vater geförderte Gewissenlosigkeit und die entsprechende Kampfausbildung zur rechnenden Killermaschine wird. Selbstverständlich immer mit demselben Affleck-Gesichtsausdruck, der hier passt wie die Faust auf's Auge.

                Dieser Affleck konnte mich von Anfang an packen, liefert eine sehr starke Identifikationsfigur - man sympathisiert sofort mit ihm, denn er nutzt seine Qualitäten, um bei den Bösen aufzuräumen, und das richtig. Im Heimkino musste ich mich instinktiv einmal ducken, als mir die Kugeln seines großkalibrigen Gewehres ("Geschütz" trifft es eigentlich besser) um die Ohren flogen. Dieser Legionär der Moral macht keine Gefangenen, doch durch seine extrem trockene Art, mit Menschen umzugehen, entstehen etliche Lacher.

                Die Handlung ist von Beginn an interessant, zeigt auch den Werdegang, der in eingeschobenen Rückblenden immer deutlicher wird. Es ist zum Glück nicht die übliche, eindimensionale Story, worin einer auf seinem Rachefeldzug lediglich Leute ausknipst, sondern 'The Accountant' (2016) setzt zunächst auf Afflecks unerhörte mathematisch-analytische Fähigkeiten, um einen Firmenschwindel aufzudecken. Daraus ergeben sich Verwicklungen, die erst im Laufe des Plots geklärt werden, wobei auch Affleck ins Schussfeld gerät. Für Spannung ist somit gesorgt.

                Zwei Stunden ausgezeichnete Unterhaltung, die kaum Längen enthält und nicht von unnützem Geschwätz belastet ist.

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                  RoboMaus 22.02.2018, 08:18 Geändert 22.02.2018, 18:16

                  'Before I Fall' (2017) wird natürlich immer mit 'Groundhog Day' (1993, Bill Murray) verglichen werden, weil er das Konzept 1:1 kopiert: jemand wacht immer am selben Tag auf und kann sich nur erlösen, nachdem er Missstände in Ordnung gebracht hat. Ganz im Trend des heutigen Kinos musste eine Teen-Version des Stoffes her - schließlich spricht man damit vermeintlich eine große Zielgruppe an. Die Rechnung ging trotzdem nicht auf: dieser Film spielte weltweit nur 16 Mio.$ ein, aber weil er nur 5 Mio.$ gekostet hat (wobei die Werbung vermutlich teurer war), kam man mit einem blauen Auge davon.

                  Die Einführung zieht schon sämtliche Register eines Girl Teen-Sozialdramas: Ständiges Zickengehabe, Herausstellen der oberflächlichen, niederträchtigen Charaktere, Zickenkrieg; dazu natürlich ausgiebiges Mobbing, womit eine Außenseiterin belegt wird. Es ist wirklich immer dasselbe.

                  Man muss kein Prophet sein, um sich auszumalen wie das weitergeht: durch die Zeitschleifen-Läuterung muss Zoey Deutch erkennen, dass Zickenkrieg und Mobbing ganz schlimme Dinge sind, und dass man von oberflächlichen Jungs die Finger lassen soll, vor allem, wenn der gutherzige, aber unbeachtete nette Junge von nebenan es ernst meint......

                  So arbeitet der Plot zielstrebig und bis auf das abstruse Ende komplett vorhersehbar seine Klischees ab, zeigt somit wie man sich als Teen richtig verhalten sollte. Gewiss - das ist moralisch höchst anspruchsvoll, und vielleicht hat man damit drei verdorbene Teens auf die Seite der Guten gezogen. Aber ich brauche eigentlich keine plumpe Holzhammer-Moralpredigt im Kino, und das Zielpublikum den Zuschauerzahlen nach wohl auch nicht. Mehr hat der Film inhaltlich leider nicht zu bieten.

                  Lieber Bill Murray im Original oder, um zur Abwechslung etwas Lobendes zum deutschen Film zu sagen, den starken, im selben Konzept erstellten 'Lola rennt' (1999).

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                    RoboMaus 21.02.2018, 16:45 Geändert 21.02.2018, 18:24

                    Edit, zu meinem älteren Kommentar unten: endlich sah ich die Special Edition von 'The Fly' (1986), die neben der Uncut-Version (91:43) auch Szenen auf der zweiten DVD enthält, die damals bereits nach der Testvorführung herausgeschnitten wurden. Dabei ist eine 7 min-Sequenz ('Affenkatze'), die das derbste Material enthält und dem Film die Horrorkrone aufgesetzt hätte - damals zu hart, doch aus heutiger Sicht ein Sakrileg, das wegzulassen. Zusätzlich gibt es eine fantasyartige Traumszene mit dem 'Schmetterlingsbaby' von Geena Davis, die ebenfalls verworfen wurde, obwohl sie FSK-frei wäre - auch schade.

                    Es sollte eine ultimative, komplett restaurierte Version mit diesen Sequenzen geben - bis dahin muss der geneigte Horrorfan die auch in der "Uncut"-Version fehlenden Szenen gedanklich in den Film setzen.
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                    Jeff Goldblum, im Stadium der fortgeschrittenen Metamorphose: "Ich habe mir schon überlegt, ob ich der erste Insektenpolitiker werden sollte"

                    Der Humor ist nur eines der Highlights in 'The Fly', einem der gelungendsten SF-Horrorfilme der achtziger Jahre. Allein die Sequenz nach seiner Fusion, die zunächst einen "verbesserten" Menschen mit Fliegeninstinkt aus ihm macht, ist es wert diesen Klassiker anzuschauen. Ob mit seiner Freundin im Bett, oder beim Armdrücken mit den harten Jungs, Goldblum ist nicht zu toppen. Geena Davis, nach drei Stunden Dauersex: "Was? Du kannst immer noch?"

                    Der Plot setzt nur beiläufig auf Horror oder Ekel - vielmehr erzählt er eine interessante Story, die in mehreren Richtungen punktet, was auch an Geena Davis liegt. Man empfindet Sympathie, Mitleid, Faszination, von David Cronenberg in das Herz des Zuschauers teleportiert. Im Gegensatz zur Massenware des Genres, die leider auch das Sequel von 1989 beinhaltet, ist 'The Fly' nicht oberflächlich.

                    Vor diesem Hintergrund entfaltet das Finale seine volle Wirkung - ein echtes Genre-Highlight handgemachten Horrors mit starken Effekten, die auch im wahrsten Sinne unter die Haut gehen. Zwar eine eher kurze Sequenz, aber perfekt platziert. Mehr braucht es nicht, um 'The Fly' schon nach einmaligem Ansehen lange in würdiger Erinnerung zu behalten.

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                      RoboMaus 21.02.2018, 14:27 Geändert 22.02.2018, 17:07

                      Eine Hommage an die Beatles mit allem, was dazugehört: 60er-Setting & Lifestyle, tonnenweise Beatles-Songs, verfremdete/"psychedelische" Farben, und mit Jim Sturgess ein Hauptdarsteller, der wohl nicht zufällig wie Paul McCartney zu der Zeit aussieht. Dazu treten so illustre Figuren wie Joe Cocker, Bono und Salma Hayek auf, die diesem Film eine besondere Note verleihen.

                      'Across the Universe' (2007) ist zuvorderst ein Musical: die Songs haben gefühlt etwa die halbe Screentime und sind meistens von den Schauspielern gesungen, bei manchen evtl. lippensynchron zu einer anderen Stimme - sonst könnte man sich z.B. wundern, weshalb Salma Hayek nicht Rocksängerin geworden ist. Die schwache Handlung dient eher als Aufhänger für die Songs und Videoclip-artige Einlagen von variabler Qualität (sehr stark: die Umsetzung von 'I Want You'). Manchmal ist das gelungen, allerdings können die in entsprechenden Situationen geträllerten Beatles-Love Songs nicht überzeugen (blaß, z.B.: 'Something' mit Sturgess, was auch für die anderen, von ihm gesungenen Songs gilt).

                      Leider entwickelt die in drei Strängen verlaufende Handlung keinen Fluss und hätte nicht so banal, stückwerkartig, teilweise auch albern sein müssen. Zudem ist im Plot stilistisch fast nur der "harmlose" McCartney verteten, während der künstlerisch provokative und manchmal reißzähnige John Lennon bis auf wenige Szenen vermisst wird (um es mit den Charakteren der Beatles zu vergleichen).

                      Das Kino-Publikum sah es wohl überwiegend ähnlich: der Film floppte und erbrachte Sony Pictures einen Verlust von mind. 40 Mio.$. Außerhalb der USA spielte er weltweit sogar nur 5 Mio.$ ein und konnte damit nicht einmal im Heimatland der Beatles Interesse hervorrufen. Verständlich - aus einem Budget von 45 Mio.$ hätte man Besseres machen können, doch es reicht noch für ordentliche Unterhaltung.

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                        RoboMaus 21.02.2018, 09:24 Geändert 22.02.2018, 17:08

                        Vom James Brown-Imitator, der sich damit jahrzehntelang gerade so über Wasser halten konnte, zum gefeierten Soul-Star, der im Alter von 62 Jahren endlich Unterstützung fand und mit seiner phänomenalen Stimme ein erfolgreiches eigenes Album herausbrachte. So geschehen im Jahre 2011. Die Musik-Doku 'Charles Bradley: Soul of America' entstand in jenem Jahr und begleitet Bradley während seiner Studio-Sessions und bei Auftritten, am Anfang noch mit James Brown-Perücke. Dazwischen erzählt er von seinem Leben.

                        Eine interessante Geschichte, die für mich weniger von ihrem Inhalt lebt, als von der sympathischen, bescheidenen Erscheinung des Charles Bradley: ihm gönnt man einfach den Erfolg, und davon lebt diese Rockumentary in meiner Wahrnehmung. Weil der Musik-Anteil mit gefühlt mindestens der Hälfte hoch ist, lebt sie natürlich ebenso davon, doch hier muss ich zugeben, dass Soul nicht mein Fall ist und seine Songs in meinen Ohren mehr oder weniger gleich klingen. Würde ich das im Radio hören, müsste ich spätestens nach dem zweiten Lied einen anderen Sender suchen.

                        Das soll nicht abwertend gemeint sein - Musik ist schließlich wie Humor reine Geschmackssache, doch dieses subjektive Empfinden verhindert ein packendes Filmerlebnis. Für Soul-Fans könnte dieser Film jedoch wie eine Offenbarung wirken :)

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                          RoboMaus 20.02.2018, 16:55 Geändert 21.02.2018, 07:27
                          über Get Out

                          'Get Out' (2017) konnte mich leider nicht so abholen wie die meisten hier. Eine halbe Stunde werden nur Banalitäten beleuchtet: ein Schwarzer ist mit seiner weißen Freundin zusammen und wird ihrer Familie vorgestellt.......

                          Auch wenn man keine Informationen zu diesem Film einholt, weiß man schon beim unvermeidlichen Anblick des Covers, was in der Folge abgeht, und das ist das größte Manko - fast alles ist komplett vorhersehbar:
                          Der Schwarze wird in eine Falle gelockt, um dort von Psychopathen fertiggemacht zu werden (ist wohl kaum gespoilert, denn das ist sowieso klar). Genau so kommt es natürlich, wobei bis kurz vor das Ende jede Aktion auch noch so abläuft wie es sich andeutet - wo liegt da der Reiz?
                          Überraschung? Fehlanzeige.
                          Spannung? Fehlanzeige.

                          Als ich schon längst das Interesse an diesem gläsernen Plot verloren hatte, rappelt er sich tatsächlich für die letzte Viertelstunde auf, bringt ein starkes Finale und rettet damit einen uninteressanten Film noch ins Mittelmaß.

                          Als Thriller funktioniert das kaum (von "Horror" in der MP-Genrezuordnung ganz zu schweigen), und als die gelungene Rassismus-Satire oder -Aufarbeitung, die manche hier sehen, kann ich das auch nicht wahrnehmen. Gewiss, die Psychopathen sind nicht nur Psychopathen, sondern auch Rassisten, aber macht das nun den großen Unterschied? Das Deckmäntelchen des gesellschaftlichen Anspruchs ist wohl eher für die Macher hilfreich: nachdem man in Hollywood wegen Geringschätzung schwarzer Schauspieler zuletzt arg gebeutelt dastand, hagelt es nun für dieses Werk Oscar-Nominierungen: well done!

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                            RoboMaus 20.02.2018, 13:52 Geändert 23.02.2018, 07:13

                            "Eine alleinerziehende Mutter wird zu einer der erfolgreichsten Unternehmerinnen des Landes."

                            Das klingt nach einer erhebenden Story, wofür man mit de Niro, Jennifer Lawrence und Bradley Cooper auch einen überzeugenden Cast gewinnen konnte. Doch 'Joy' (2015) ist zunächst eine Geduldsprobe: von der angedachten Story keine Spur, dafür werden lang und breit das Familienleben und Streitereien beleuchtet, was bald ernste Zweifel aufwirft. De Niro nervt wie gewohnt herum, während Lawrence (alias Joy) versucht ihre Chaosfamile unter einem Dach zusammenzuhalten. Was als viertelstündige Einführung in Ordnung wäre, zieht sich, fängt an zu langweilen und verbraucht unnötigerweise die Aufmerksamkeit des Zuschauers.

                            Nach einer Dreiviertelstunde kommen endlich Ideen, relevante Inhalte und Fahrt in diesen Plot, noch nicht zu spät, aber weshalb muss man so viel Screentime für das anfängliche Geplänkel abstellen und ihn damit auf volle zwei Stunden ziehen?

                            Immerhin kommt nun die Entschädigung. Joy zeigt ihren bissigen Unternehmergeist, was vor allem durch Stehvermögen bei Rückschlägen gut herauskommt, ebenso wie die Tatsache, dass ein Einstieg in eine Geschäftswelt ohne Erfahrung kein Zuckerschlecken ist und dass man durch Naivität schnell zum Lamm auf der Schlachtbank wird. Doch Joy ist zäh, erarbeitet für sich und den Zuschauer aus den Niederungen der Enttäuschung so bewegende wie erhebende Momente.......

                            Wenn 'Joy' sich nicht in der ersten Hälfte selbst das Wasser abgegraben, bzw. sich insgesamt auf eineinhalb Stunden beschränkt hätte, wäre eine höhere Bewertung möglich. Doch auch so ist das ein Film, der zur Wiederauflage kommen wird, wenn auch wohl in verkürzter Form.

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                              RoboMaus 19.02.2018, 15:39 Geändert 20.02.2018, 08:12
                              über Split

                              Man kann M. Night Shyamalan vorwerfen, was man will, aber als er mit 'Split' (2016) wieder einen seiner selbstgeschriebenen Psycho-Plots umsetzte, landete er einen kolossalen Kinoerfolg. Aus dem Blickwinkel des Return-on-Investment ist die Risiko-Minimierung der Produzenten sehr hilfreich, denn er musste mit nur 5 Mio.$ und Schauspielern aus der zweiten (stark: James McAvoy) und dritten Reihe antreten. Damit spielte er phänomenale 278 Mio.$ ein.

                              Das ist umso bewundernswerter, als ich absolut nicht in der Lage bin, das nachzuvollziehen. Ein Psychopath mit multiplen Persönlichkeiten entführt drei Teen-Mädchen und hält sie im Keller gefangen - die begreifen schnell, dass der Entführer massive mentale Probleme hat und unternehmen Fluchtversuche. Darüber hinaus darf der Zuschauer seinen Sitzungen bei der Therapeutin beiwohnen und abstrusen Ausführungen seiner diversen Persönlichkeiten lauschen. Mehr passiert lange nicht.

                              Abgesehen davon, dass dieses hobbypsychologisch-dialoglastige Unterfangen überwiegend aus uninteressantem Gerede besteht, langweilt auch der zähe Handlungsfortschritt. Von Spannung keine Spur. Zur Mitte war ich nahe daran abzustellen und blieb nur dabei, um zu sehen, ob oder wie sich die Mädchen befreien. Im letzten Viertel wird es marginal besser, aber in keiner Phase war es die Zeit wert.

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                                RoboMaus 19.02.2018, 13:50 Geändert 20.02.2018, 11:03

                                Die wahre Story vom farbigen Straßenmusiker Nathaniel Ayers in L.A., einst gefeiertes Wunderkind und Geigenvirtuose, vom Reporter Steve Lopez wiederentdeckt, dessen Vorlage mit 'The Soloist' (2009) verfilmt wurde.

                                Doch es ist schwer zu glauben: trotz starker Story und Starbesetzung mit Downey Jr. (Lopez), Jamie Foxx (Geiger) und Catherine Keener hebt dieser Plot zu keiner Phase ab - weit entfert vom packenden, erhebenden Gefühls-/Musik-Kino, das man nicht grundlos hier erwarten könnte.

                                Es wird einfach nur eine Geschichte nüchtern, langatmig, trocken, ja, phasenweise depressiv heruntererzählt, wobei man Foxx' Charakter auch noch ein Eddie Murphy-artiges Schnellsprechen in den Mund legt, das bereits vom ersten Moment an nervt (auch wenn er vielleicht wirklich so redet). Der Plot hat eher Züge einer Milieustudie bei Obdachlosen als eines Musikfilmes.

                                Man merkt deutlich, dass hier die Ambition im Vordergrund steht, höchsten Ansprüchen zu genügen und sich nicht der Kritik an "zu Prophanem" oder "Schönfärberei" aussetzen zu wollen. Immerhin leidet der farbige, obdachlose Geiger an Schizophrenie, da muss natürlich auch der Plot entsprechend daherkommen - der Versuch, political correctness umzusetzen? Wie edel.

                                Damit erreicht man leider nur eine bestimmte, kleine Zuschauerschicht, die mit solch einem Langweiler zurechtkommt - ich gehöre nicht dazu, und das breite Publikum gewiss auch nicht: Paramount Studios fuhr damit einen Verlust von ca. 70 Mio.$ ein (sogar unter der Annahme, dass die Werbekosten nur die Hälfte der Produktion ausmachen), bekam die vorhersehbare und völlig berechtigte Quittung.

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                                  RoboMaus 19.02.2018, 08:48 Geändert 19.02.2018, 22:22

                                  Ein typischer Guy Ritchie - du magst seinen Stil oder eben nicht, und damit allein reduziert es sich auf take it or leave it. Diesen Film hätte ich nie gesehen, zumal hier auch noch Hugh Grant am Start ist (der aber zum Glück nicht negativ auffällt), doch manchmal muss man sich der Mehrheit beugen. Etwas Hoffnung auf Ähnliches zu seinem starken 'Sherlock Holmes' (2009) schwingt auch mit........

                                  Thematisch greift sich Ritchie eine klassische James Bond-Story: in den 60ern hat eine üble Organisation Zugang zu Atomwaffen, was die Großmächte und deren Top-Agenten zwingt, zusammenzuarbeiten. Doch diese Story ist so einfallslos wie unwichtig - genau wie bei Bond hat sie nur eine Alibi-Funktion als Aufhänger für ganz andere Dinge, und das sind eben die Ritchie-typischen, und es sind immer dieselben.

                                  Immerhin straft die Einführung eine düstere Vorahnung zunächst Lügen: die erste Viertelstunde bringt tatsächlich eine gelungene Agenten-Komödie mit guten Ideen. Da stand 'Codename U.N.C.L.E.' (2015) schon bei 7,5, doch dann bricht der volle Ritchie durch: lange Dialoge, womit sich die Charaktere gegenseitig belauern und beharken, unbedingt mit dem Ritchie-typischen Zynismus und seinem unterschwelligen, albernen Humor, der überhaupt nicht meiner ist. Das scheint bei vielen gut anzukommen, wirkt auf mich leider nur wie Dauergequatsche ohne Unterhaltungswert, zumal die hanebüchene Handlung auch nichts hergibt und Spannung (bis auf den Anfang) nie aufkommt.

                                  Schade - nach starkem Beginn war es doch wieder nur ein üblicher, dialoglastiger und eindimensionaler Ritchie, dem ich in dieser Form nichts abgewinnen kann.

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                                    RoboMaus 18.02.2018, 19:39 Geändert 22.02.2018, 17:55

                                    Welch ein Trip - das ist wohl die düsterste Rockumentary, die ich je gesehen habe, und zugleich eine der umfassendsten. Hier haben alle zusammengearbeitet, die näher mit Kurt Cobain und seiner Band Nirvana zu tun hatten (Eltern, andere Musiker, seine Frau Courtney Love) - heraus kam ein ultimatives Werk, das Cobain mit qualitativ guter Footage von klein auf darstellt, wie er schon als Kind auffiel, sowohl hypersensibel als auch hyperaktiv, was ihm ständig Probleme mit seinem Umfeld bescherte....... ein Teufelskreis.

                                    Die vollen zwei Stunden werden auch mit selbstgedrehtem Material gefüllt, das zeigt, wie innerlich zerstört dieser Charakter war, was durch Heroinsucht noch verschlimmert wurde. All das wird auch in seinen Texten ersichtlich, die diese Welt spiegeln und in relevanten Auszügen von seinen handgeschriebenen Originalaufzeichnungen abgelesen werden.Teilweise hat man Kobain im Halbdunkel animiert, so dass er selbst vorliest - da ist ganz harter Tobak dabei. Wenn man depressiv oder suizidgefährdet ist, sollte man das auf keinen Fall anschauen.

                                    Diese Inhalte kontrastieren mit seinen genialen Songs und Konzertauftritten, zum Ende des Films das epochale MTV-Unplugged-Konzert (1993-11) fünf Monate vor seinem Selbstmord. Wie so oft, lagen auch bei Kurt Cobain Genie und Wahnsinn sehr nahe beieinander. Das bringt 'Cobain - Montage of the Heck' (2015) grandios zum Ausdruck.

                                    Sehr intensiv, stellenweise schockierend, aber auch berührend und aufschlussreich für jeden Rockfan, der das Genie dieses Künstlers anerkennt und seinen Tod als schmerzlichen Verlust wahrnimmt.

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                                      RoboMaus 18.02.2018, 15:22 Geändert 18.02.2018, 20:02

                                      Wow - so erschafft man Suspense mit geringsten Mitteln und weitgehendem Verzicht auf CGI. 'The Autopsy of Jane Doe' (2016) fängt sehr interessant an, zieht immer neue, gute Ideen aus dem Hut und baut damit eine immense Spannungskurve auf. Dabei beschränkt er sich auf kernige 83 min (wovon 5 min Abspann sind) und macht nicht den Fehler so vieler Genrevertreter, auf eine zu lange Einführung zu setzen, die eine halbe Stunde nur beschauliches Familienleben zeigt und damit u.U. schon die Aufmerksamkeit des Publikums vergeudet.

                                      Manche der Szenen sind äußerst gelungen und verfehlen die angedachte Wirkung nicht, ob witzig (ja, auch das) oder gruselig. Es passiert in den richtigen Abständen immer etwas, wobei die Spannungsschraube schrittweise angezogen wird - dadurch erreicht der Plot ein ideales Pacing, das zu keiner Phase Langeweile aufkommen lässt, sondern den Zuschauer ständig beschäftigt. Geschickt vermeidet man das zu bringen, was eigentlich erwartet wird (SPOILER: nämlich, dass sich die Leiche wie in thematisch ähnlichen Filmen erhebt, was gerade nicht passiert; SPOILER ENDE).
                                      Das Ganze wird von einem passenden Score unterlegt, der vor allem in den Kulminationsszenen den Surround Sound vorteilhaft einsetzt.

                                      Für das Umgehen stereotyper Genre-Inhalte bin ich den Machern sehr dankbar, auch wenn der Grusel in der nicht ganz so starken zweiten Hälfte eher konventionell daherkommt. Doch auch das verfehlt seine Wirkung nicht und bringt ein paar Schreckmomente, die sitzen.

                                      Mit 'Trollhunter' (2010) konnte André Øvredal schon sein Talent andeuten - doch mit 'The Autopsy of Jane Doe' hat er bewiesen, dass er es im Horror wirklich draufhat, wozu auch der überzeugende Cast mit Emile Hirsch und Brian Cox beiträgt.

                                      Herausragende, ideenreiche und absorbierende Genre-Unterhaltung.

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                                        RoboMaus 17.02.2018, 14:28 Geändert 18.09.2018, 18:03

                                        ......als ob man einen anderen Film sehen würde: die Uncut-Version auf der Blu Ray von 2009 läuft 14 min länger als die bis dato erhältliche, verstümmelte FSK16-DVD, die auch im TV gezeigt wird (noch 2016 auf Pro7) - das nennt sich dann "Free"-TV.

                                        'Predator 2' (1990) ist eine würdige Fortsetzung des Vorgängers mit Arnie (1987), umso würdiger in der Uncut-Version. Im Grunde ist alles andere ein Sakrileg, denn dieser ausgezeichnete SF-Actioner braucht auch seine derben Szenen, um die volle Wirkung zu entfachen.

                                        Mancher mag argumentieren, dass es ohne Arnie nicht "dasselbe" ist, aber es ist mindestens genauso spannend, zusätzlich actionreicher und mit höherem Gore-Faktor als der Vorgänger, und es ist an manchen Stellen sogar witzig. Auf keinen Fall ist "Predator 2" eine billige Kopie, in der nur die Ideen des erfolgreichen Erstlings aufgekocht werden. Eigentlich sind nur der Filmtitel und das Aussehen des Predators gleich, nur, es fehlt eben die ikonische Genre-Figur schlechthin, was bei mir vielleicht noch 0,5-1 Punkt draufgesetzt hätte. 'Predator 2' der für mich inhaltlich ansprechendere, intensivere Film.

                                        Das merkt man schon von der ersten Minute an - hier werden nicht lang und breit redenschwingende Charaktere eingeführt, sondern es geht sofort zur Sache. Die Effekte sehen aus heutiger Sicht natürlich etwas trashig aus, aber das kann man einem Film von 1990 nicht wirklich ankreiden - take it or leave it, besser ging es technisch nicht. Dafür gibt es eine Reihe guter Plotideen, die v.a. die Spannung mehren (wie z.B. die Szene im Schlachthaus, als Danny Glover auf der Flucht klugerweise die Tierkörper hin und herschaukeln lässt, um das Alien auf Abstand zu halten).

                                        Der einzig störende Punkt ist die zuweilen hanebüchen überzogene Action, wie es zu der Zeit üblich war. Die Handlung ist stark und schön nachvollziehbar aufgebaut, bringt aber hin und wieder diese übertriebenen Szenen, die sie überhaupt nicht nötig hat.

                                        Sehr starke SF-Action aus einer Kino-Epoche, als solche Filme noch in schöner Regelmäßigkeit das Herz der Genrefans erfreuten - im Jahr darauf wurde 'Terminator 2' produziert :)

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                                          RoboMaus 17.02.2018, 10:26 Geändert 17.02.2018, 23:53

                                          Chris Pine mit Schnauzer und Dreitagebart - im Heist-Neo-Western 'Hell or High Water' (2016) muss man zweimal hinsehen, um ihn zu erkennen. Bei Jeff Bridges ist das schon einfacher, der als ruhiger, aber zielstrebiger Sheriff das kriminelle Duo aus Pine und Ben Foster verfolgt.

                                          "Bankräuber-Ballade" wäre vielleicht die bessere Bezeichnung, da es hier vor allem langsam, ruhig und handlungsarm zugeht. Pine & Foster ziehen ein paar Überfälle durch, womit sie kleine Summen erbeuten, während Bridges ihnen allmählich näherkommt. Mehr passiert hier lange Zeit nicht, was inhaltlich sehr dünn wirkt und wobei auch das durchweg langsame Tempo nicht hilfreich ist, um aufmerksam am Plot zu bleiben. Auf gute Plotideen wartet man vergeblich, und zudem ist das im Wesentlichen leicht vorhersehbar. Der Film lebt eher von der Darstellung seiner Charaktere und dem einseitigen Belauern, mit dem Bridges seine Schlinge enger zieht, aber spannend ist anders.

                                          Erst im letzten Viertel wird es im herbeigesehnten Showdown interessant und lebhafter - zu spät, um aus 'Hell or High Water' noch gute Unterhaltung zu machen, aber immerhin reicht es damit zu Mittelmaß.

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                                            RoboMaus 17.02.2018, 09:00 Geändert 17.02.2018, 14:52

                                            Schade, schade - dieser russische SF-"Blockbuster" fängt so gut an, nur um es dann auf den letzten beiden Dritteln komplett zu vergeigen und unnötig in die Länge zu ziehen. Im ersten Drittel wird stark gemachte, knackige SF präsentiert, worin ein Alien-Raumschiff in Moskau havariert. Auch das Alien, bzw. seine Schutzhülle ist vom Design und der Funktionalität her gut erdacht.

                                            Doch in dem Moment, (SPOILER) als aus dem Alien-Suit ein kurzrasierter, gutaussehender junger Mann fällt, der absolut nichts Alienhaftes an sich hat (SPOILER ENDE),
                                            knickt der Plot masssiv ein.

                                            Von nun an geht es in Richtung 'Seelen' (2013) u.ä., wobei noch ein paar Probleme der russischen Gesellschaft mit gewaltbereiten Kids eingeflochten werden, was 'Attraction' (2017) zu hanebüchenem, teils kitschigem Teen-SF mit aufgesetztem Sozialdrama-Touch mutieren lässt - das Ganze auch noch auf zweieinviertel Stunden Überlänge.

                                            Nur wegen der starken Anfangsphase gerade noch ein "geht so", ansonsten ist das uninteressant.

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                                              RoboMaus 16.02.2018, 17:06 Geändert 17.02.2018, 10:40

                                              Von Pixar durfte ich bisher überwiegend Gutes sehen, wie z.B. 'Findet Nemo' (2003), 'Ratatouille' (2007) und natürlich 'Wall-E' (2008) - was liegt da näher, als den mit Abstand am besten bewerteten aller Pixar-Filme unter heller Vorfreude in den Player zu schieben? Doch 'Alles steht Kopf' (2015) hat mich offensichtlich kalt erwischt. Jeder hat bestimmte Ansprüche an Inhalte, die gut oder nicht so gut kommen, doch bei diesem Film findet sich ein unglückliches, unwahrscheinliches Sammelsurium von beinahe ALLEN Dingen, die nicht kommen dürfen.

                                              Bereits das Konzept, Gefühle mit ein paar nervigen Figuren zu visualisieren, die im Kopf eines Babys/Kindes sitzen und ständig quatschen, dabei komisch wirken wollen, aber nicht im Geringsten komisch ankommen: mir klappte schon nach einer Viertelstunde der Kiefer herunter.

                                              Dazu finde ich die Figuren vom Design her nicht gelungen - zu abstrahiert, eher schon Lego-mäßig (v.a. der rote "Gefühlstyp"), was abstößt. Am schlimmsten sind jedoch die hektischen Dialoge um wer mit wem im Kopf in Konkurrenz steht, oder bis man endlich ausdiskutiert hat, was in der jeweiligen Situation angedacht ist - das nervt einfach nur. Zudem wirkt das inhaltlich eher Fantasy-lastig, und das beinahe auf dem Level von Teletubbies.

                                              Wirklich, es sei jedem gegönnt, aber *SCHAUDER* von so etwas bekomme ich Alpträume :)

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                                                RoboMaus 16.02.2018, 12:41 Geändert 17.02.2018, 10:39

                                                'El Trespatio'/'The Backyard' (2009) ist weniger ein Thriller, sondern wirkt wie ein Doku-Sozial-Drama, das real existierende Missstände in der mexikanischen Gesellschaft aufarbeitet. Dabei geht es um Gewalt gegen Frauen in Form von Entführung, Vergewaltigung, jegliche Art der Misshandlung und beinahe alltäglichen Mord, wobei die Ordnungsmacht die Kontrolle verloren hat und weitgehend durch ein Geflecht des gegenseitigen Deckens ersetzt wurde. Die wenigen Aufrechten kämpfen gegen Windmühlen.

                                                Damit ist ein gewisser Anspruch garantiert, aber die Inszenierung ist lediglich bemüht, eine düstere Atmosphäre zu schaffen, worin nur eine langatmige und dramaturgisch flache Handlung platziert ist. Thematisch ist das zwar interessant, aber diese träge Machart erschwert das Folgen ungemein, zumal hier auch nichts Überraschendes passiert, sondern sich alles so entwickelt, wie es schon von Anfang an klar ist.

                                                Gut gemeint und aufklärend, aber in seiner Form viel zu zäh und sperrig - ein 10 min-Bericht im 'Weltspiegel' hätte mehr Wirkung, außer man hat kein Problem mit einem langatmigen zwei Stunden-Plot, der sich zieht wie Kaugummi.

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                                                  RoboMaus 16.02.2018, 07:58 Geändert 16.02.2018, 12:56

                                                  Die japanischen Animes habe ich nie gesehen, und zu dieser Realverfimung von 'Ghost in the Shell' (2017) nicht einmal den Trailer - zwar unvoreingenommen herangegangen, aber letztlich ist es doch genau das, was zu erwarten war.

                                                  Scarlett Johansson ist so etwas wie ein weiblicher Robocop - nur ihr Gehirn ist menschlich, alles andere ergänzt. Im futuristischen Tokio spürt sie üble Verbrecher auf und bringt sie zur Strecke, wobei die erste Viertelstunde als atemberaubende Einführung sehr gelungen ist. Doch einen Film nur auf CGI-Action, Optik und Geballer aufzubauen, auch wenn es technisch noch so stark umgesetzt ist, verliert irgendwann seinen Reiz.

                                                  Es setzt zwar eine Story um einen mächtigen, überlegenen Serienkiller ein, der Opfer nach einem bestimmten Muster aussucht, aber die versandet zur Mitte im Nichts, wonach sich der Plot in einen pathetischen Selbstfindungstrip verwandelt, der langweilt. Inhaltlich ist das leider nur unausgegorenes Stückwerk, das keine Spannung erzeugen kann, obwohl es über Optik & Action noch solide unterhält - wer allein damit schon glücklich wird, könnte hier locker 8-10 Punkte liegenlassen.

                                                  Es erfüllt sich die Ahnung, dass 'Ghost in the Shell' ganz im Trend des heutigen Kinos vorwiegend auf Schauwerte und Rasanz setzt und somit ein stereotypes Unterhaltungsprogramm nach vermeintlich bewährtem Erfolgsrezept abspult. Doch es stellt sich heraus, dass man dem Publikum formell nicht immer das Gleiche vorsetzen kann, bzw., dass dieser Markt gesättigt ist: der Film floppte und dürfte der Produktionsfirma einen Verlust von 60-70 Mio.$ eingefahren haben.

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                                                    RoboMaus 15.02.2018, 16:59 Geändert 16.02.2018, 09:55

                                                    Viele identifizieren den ausgezeichneten Justizklassiker 'Die zwölf Geschworenen' (©1956) in einem Atemzug mit Regie-Altmeister Sidney Lumet, doch tatsächlich muss der Löwenanteil des Verdienstes an Reginald Rose gehen, der für Story & Drehbuch verantwortlich zeichnet. Denn daraus kommt der Inhalt des geschliffenen Wortes, das Arroganz und Vorurteile aushebelt - Rose setzt Scharfsinn gegen Stumpfsinn in entwaffnender Form ein und zieht damit nicht nur einen Geschworenen nach dem anderen auf die Seite der Vernunft, sondern auch jeden Zuschauer.

                                                    Aus dem eloquenten, ins Mark treffenden Ad Absurdum-Führen von antisozial und narzistisch motivierter Argumentation entstehen zudem Lacher, die besser sitzen als in den meisten Komödien. Das überrascht und ist eine willkommene Auflockerung in einem Drama von zwölf Männern in einem Raum, deren Blicke eher suggerieren, dass es hier todernst zugeht (siehe das Bild zum Trailer).

                                                    Auch dem Cast muss man ein großes Kompliment machen, allen voran Henry Fonda, der die Hauptrolle des ersten Zweiflers an der Schuld des Angeklagten spielt. Alle stellen ihren Charakter überzeugend dar und tragen zu einem zeitlosen 50er-Klassiker bei.

                                                    Zwei Jahre zuvor sah ich das ebenfalls stark besetzte Remake von 1997 und fand es in seiner Wirkung sogar stärker. Es läuft 17 min länger und hat Szenen hinzugefügt, die den Stumpfsinn-entlarvenden Zweck dieses Kammerspiels noch pointierter und packender darstellen, diesem Werk sozusagen die Krone aufsetzen. Einer der ganz wenigen dialogbetonten Filme, bei denen ich sagen würde, dass die Extra-Laufzeit ein Gewinn ist, doch das soll keineswegs Reginald Roses großartige Leistung schmälern.

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