RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

  • 6 .5

    Horrorctober #9

    „Blut an den Lippen“ ist ein Vampirthriller, wie er verführerischer nicht sein könnte. Einerseits wird man dazu verführt, den Film als langweiligen, unheimlich schleppend vorgetragenen und bieder erzählten Horror anzusehen. Man kann sich aber auch auf das Besondere, das Spezielle einlassen. Es ist schon eine sehr gewöhnungsbedürftige Mischung, auf die man hier trifft. Die Hafenstadt Ostende ist hier unheimlich karg, kalt und unnahbar eingefangen. Und gespenstisch. Eine kleine Touristenstadt ohne Touristen.

    Die Atmosphäre und die Stimmung erinnert sehr an den erst zwei Jahre später erschienen und viel berühmteren „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Indem die anscheinend so wunderschöne Stadt Venedig so schaurig präsentiert wurde. Garniert ist das alles mit wunderschönen Frauen, die in ansehnlichen Sexszenen, auch zeigen dürfen, was Sie unter der Bluse haben. Mir gefällt der langsame, aber stetige Aufbau und dieser Strudel, in welchem sich die beiden Hauptfiguren nach und nach langsam verlieren, ohne es zu bemerken.

    Ansonsten wird hier viel miteinander geredet, wo man zu oft das Gefühl bekommt, das einfach nicht viel gesagt wird. Und insgeheim hätte ich mir in dieser schön-sinnlich-schaurigen Mystery, auch etwas mehr Tiefe gewünscht. Das Ende, auch wenn es einprägsam ist, war mir dann fast zu klar, zu gewöhnlich.

    Harry Kümels Klassiker selbst gleicht einer begehrenswerten Frau, mit der man sinnliche Stunden verleben kann. Vielleicht alt und gereift. Aber immer noch verführerisch. Aber dann doch nicht so viel zu erzählen hat, wie man erhoffte. Vielleicht ist der Altersunterschied zwischen uns auch einfach zu groß. Aber ein Date bekommt sie bestimmt noch...wer weiß...wer weiß...dann funkts vielleicht...

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    • 3 .5

      Horrorctober #8

      Achtung! Wichtiger Aushang!

      Liebe Freunde, liebe Nachbarn,

      wir haben ne voll coole Idee für einen Zombiefilm. Der Gunnar der hat uns mal en paar Go-Pro Kameras besorgt (wie auch immer), die schraubmer uns dann alle off unserem umgebauten Bauhelm. Der Klausi hat für morgen ne Straße gesperrt und 2 Autos umgeworfen. Sieht jetzt voll nach Apokalypse aus.

      Nun brauchen wir euch! Als Zombies. Schminke haben wir nicht. Is zu teuer. Bissl was von der Marmelade am Mundwinkel übrig lassen und denn rennmer alle mal schön durch de Botanik. En schicken dunklen Tunnel hamwer och gefunden. Da wackelmer aber dann eh mit unseren Birnen sowas von rum, da sieht eh keener mehr was. Dann grölt ihr sinnlos rum, wie beim Bowlingabend freitags immer und denn kommt ihr einfach auf uns zugespackt. Clownsmasken aber heeme lassen bitte. Dann haumer euch ma eene vor de Mappe mit allem was der Kostümverleih so hergibt und denn legt ihr euch schön in de extra schon hergerichteten Tomatenpfützen. Das wird ein Spaß. Und keene Angst. So wie wir wackeln, erkennt euch keener. Und wenn ihr redet is wurscht. Lassmer drinne. Könnte man ja fast ne Story draus entwickeln. Aber neee. Wir konzentrieren uns eher auf leere Wort- und Patronenhülsen. So also wir zählen auf euch. Vielleicht werdet ihr, wir alle berühmt!

      Euer Johnnie

      P.S: Gegen ne kleine Spende haben wir nix einzuwenden, dann könnmer noch geile Special Effects reinschnibbeln. Und an alle Männer: Rachel ist auch am Start ;)

      Treffpunkt: Aldi Süd
      Zeit: 18 bis 22 Uhr
      Lohn: 1 Kasten Bier und ne Pulle Goldi

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      • 7 .5
        RolfMuller 20.10.2016, 15:05 Geändert 20.10.2016, 16:06

        Würde man nur auf die Musik hören, würde man denken, Rutger Hauer sitzt in seinem Cabriolet, mit einer Hand am Lenkrad und die andere Hand nur dazu da, ein paar heiße Chickas herbeizuwinken. Umso überraschter ist man, wenn er dann auf seinem Pferd sitzt mit einem Falken auf dem Arm und einem Schwert in der Hand. Durchaus befremdlich, dass die Musik auf den ersten Eindruck gar nicht so passen mag. Aber es macht auch den besonderen Charme dieses Fantasy-Abenteuers aus.

        Bevor Richard Donner seine beiden stahlharten Profis ins Rennen schickte, kurbelte er mit „Ladyhawke“ ein richtig unterhaltsames Abenteuer mit toller Besetzung ab. Die junge Michelle Pfeiffer ist wirklich bezaubernd, während Rutger Hauer als Wolf in Ritterrüstung eine richtig gute Figur abgibt und der blutjunge Matthew Broderick für lustige Momente sorgt. Auch wenn die Actionszenen vielleicht nicht mehr am Puls der Zeit sind und die Musik indem Jahrzehnt fest verankert ist, so ist Donner hier dennoch ein Film gelungen, der zeitloser und unterhaltsamer kaum sein kann.

        Ich war überrascht wie gut, er auch noch heute funktioniert. „Ladyhawke“ ist einfach, kurzweilig und sehr charmant erzählt. Und ist dabei nie lächerlich, langweilig oder übertrieben. Die Liebe überwindet alles und kennt keine Grenzen. Richtig schönes Fantasy-Märchen. Daran ändert auch das bisschen Kitsch nix.

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          RolfMuller 20.10.2016, 14:45 Geändert 20.10.2016, 16:07

          Horrorctober #7

          Mutter gestorben. Job und Freundin verloren. Von der Polizei gesucht. Es könnte wahrlich bessere Aussichten für Evan geben. Er flüchtet nach Italien, ohne einen wirklichen Plan im Gepäck. Mit seinen verpeilten Reisekumpanen trinkt er sich das Leben schön und spaßig. Dann sieht und lernt er Louise kennen. Seine versoffene Bekanntschaft zieht weiter, doch er bleibt in Italien. Wegen ihr. Doch sie ist mehr als nur eine hübsche junge Frau...

          Die grundlegende Geschichte von „Spring“ kommt einen ungemein bekannt vor. Schnell will man annehmen, dass eine männermordende Bestie unterwegs ist. Doch weit gefehlt. Die Geschichte ist eigentlich ziemlich krude, aber auch anders. Eine mystische Evolutionsverschwurbelungsromanze die uns hier aufgetischt wird, die wir aber gerne und dankend annehmen. Das liegt einerseits an der tollen Harmonie und dem gelungenen Schauspiel der beiden Hauptdarsteller, die auch charakteristisch sehr aus dem Leben gegriffen wirken. Irgendwie sehr normal, so gar nicht besonders. Er der sensible Prolet. Und sie eine intelligente hübsche Tussi, der man ihr Geheimnis nicht ansieht oder anmerkt.

          Andererseits wälzt man sich mit den wenigen aber guten handgemachten Effekten so schön in den 80ern, so dass ein schöner Wohlfühl-Horror entsteht. Die Story wird hier einfach richtig gut verkauft, indem eben auch Einiges in Unklarheit gelassen wird. Da macht sich das Fehlen von Morgan Freeman mal glücklicherweise defintiv bemerkbar.

          Am Ende bleibt eine bodenständige im Grunde angekitschte Horror-Story zurück, die uns zeigt, dass Liebe alles zähmen kann. Jeden Menschen. Und jedes Monster. Schön.

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              Ich muss ehrlich zugeben, genügend Vorfreude war da. Für Grenzdebile Teenager, die mal wieder einen Ausflug in den tiefen Wald wagen bin ich immer zu haben und wenn die sich dort eine schöne Pilzpfanne brutzeln, die denen mal ordentlichst die Hohlbirne vernebeln, dann bekomm auch ich Appetit.

              Das hat von der Idee schon was. Ich hatte mir auch ne schöne kühle Pilspfanne zubereitet, um die Synapsen zu lockern und mir schon von vornherein ein wohliges Grinsen zu verleihen. Doch dann wurde ich doch übelst überrascht. Verzeihbar wie immer die Pornosynchro und das miserable Schauspiel. Verwundernswert, dass mein Lieblingscharakter aus „Boardwalk Empire“ hier sogar mit 2 Gesichtshälften zu sehen war, der aber dieses öde lustlosen Treiben auch nicht bereichern konnte.

              Während man in Filmen wie „Hatchet“ wenigstens über die Killszenen jubeln konnte und sich auch sofort mit einem Augenzwinkern erkennbar zeigte. Funktioniert der Streifen hier in keiner Minute als Parodie oder als Slasher. Das geht sprichwörtlich auf keine Kuhhaut. Da kann die sprechende Kuh, die mit einem völlig versemmelten Klappspaten redet, auch nichts mehr retten. „Du bist im Arsch“ sagt die Kuh. Recht hat sie war ich, aber trotz meiner Pilsvergiftung war ich immer noch viel zu nüchtern, um das völlig krass überraschende Ende, welches den Film in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen sollte, irgendwie was abgewinnen konnte. Doch leuchtet man einen Haufen Scheisse mit blauem oder gelbem Licht an, ist es letztendlich immer noch ein Haufen Scheisse.

              Schade, ich wollte mit „Shrooms“ meinen Spaß haben. Letzendlich ist er aber genau so gut wie er heißt. „Shrooms“ ist inspirationsloser Strutz ohne jegliche Spannung und frei von jeglichem Charme.

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              • 7

                Horrorctober #6

                Gerne begebe ich mich in die Welt der lebenden Untoten. Nur zu oft kommt einen da alles immer viel zu bekannt vor. Hier ist der Ansatz, dass die Zombieepidemie kontrolliert und eingedämmt wurde durchaus interessant. Denn der Ausbruch der Krankheit von infizierten Menschen kann durch eine Injektion am Tag verhindert werden. Allerdings muss man sich jeden Tag einen heilenden Schuss setzen, sonst verwandelt man sich in einen agressiven Zombie. Die Infizierten können solang sie ihre Medizin bekommen ein völlig normales Leben führen und sind Mensch wie jeder andere. Nur werden sie vom Großteil der Bevölkerung eben nicht so behandelt.

                Im Grunde her erinnert das alles sehr stark an die HIV-Welle, die die Welt überrollte. Infizierte Menschen, wurden aus Angst und Sorge gemieden und bisweilen sogar regelrecht verteufelt. Eine brisante und spannende Ausgangslage zeichnet den Film aus, der uns auch lebensnahe Charaktere liefern kann. Kate und Alex sind ein Paar. Alex ist infiziert, doch keiner soll davon wissen. Aber dann wird der Impfstoff knapp.

                Durchaus ist es den Machern gelungen mit dem Paar mitzufühlen und mitzuleiden. Letztendlich ist es eher Drama, als ein klassicher Zombiefilm. Hin und wieder ergänzt durch passable Actionszenen, die mit einem schön treibendem Score unterlegt sind.

                Auf jeden Fall ist the „Returned“ eine willkommene Abwechslung im ziemlich toten Untotengenre, auch wenn mich das Ende, dann nicht so erwischt hat, wie es eigentlich sollte.

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                • 6
                  RolfMuller 13.10.2016, 09:41 Geändert 13.10.2016, 10:03

                  Horrorctober #5

                  „The Stranger“ ist ziemlich strange. Und genau das macht ihn ungemein interessant. Eli Roth fördert ja nebenbei talentierte Jungregisseure. Bereits bei „Knock Knock“ und „The Green Inferno“ durfte Guillermo Amoedo bei Eli mitarbeiten und ihm über die Schulter schauen. Man könnte nun denken, dass dieser Vampirthriller auch die Sprache von Eli Roth spricht. Doch das macht er nicht. Amoedo präsentiert uns hier ein sehr reifes und eigenwilliges Werk, was aber nicht in allen Belangen überzeugen kann.

                  Ein Fremder taucht plötzlich in einer Kleinstadt auf, die nicht nur am Arsch der Welt liegt, sondern auch völlig am Arsch ist. Der Fremde wird von ein paar Halbstarken umgebracht. Doch der Fremde lebt und der junge Martin, der den Überfall beobachtete, hilft ihm...

                  Der Vampirthematik wird hier fast schon erfrischend begegnet. Die Vampire hier werden rein auf den Blutdurst und damit verbunden die schnelle Regenaration ihrer Wunden und Blessuren reduziert. Kein Knoblauch, kein Silber kann Ihnen was anhaben. Aber Sonnenlicht. Und Krallen und Eckzähne bleiben auch in Stokers Büchlein stecken und finden keinen Weg in den im Ansatz überaus realistischen Film. Die Atmosphäre des verlorenen Kaffs im Nirgendwo ist stimmig inszeniert. Wirklich heimisch fühlt man sich da in keinem der gezeigten Bilder. Sympathien kann man da allerdings auch nur sehr schwer entwickeln. Die Figuren sind zwar nicht uninteressant, können einen aber nie so richtig packen.

                  Das ist auch sein Problem. Er konzentriert sich ähnlich wie „So finster die Nacht“ sehr auf die Figuren und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Doch wo im besagten skandinavischen Vampirfilm gut und böse oft verschwimmen und alles sehr diffizil erzählt wird. So ist bei „The Stranger“ letztendlich doch alles recht plump zu einer simplen Rachegeschichte verpackt. Die Bösen werden noch böser. Und die Guten noch gutster (schreibt man das so? :)). Da wäre mit den Figuren und mit dieser Vampirkrankheit eine noch emotionalere und nachhaltigere Erzählung möglich gewesen.

                  „The Stranger“ ist vielleicht nicht richtig gut, aber sehr speziell und anders. Und anders ist in dem Bereich schon wieder gut. Wenn ihr von dem gewohnten Schnulli genug habt, könnt ihr ruhig hier mal reinschauen.

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                    über Stoker

                    Horrorctober #4

                    „Stoker“ du heißes Luder von einem Film. Was bist du schön!

                    Wirklich nahezu unbegreiflich wie schön dieses US-Debüt vom „Old-Boy“ Regisseur Chan-wook Park ist. Diese kühle Stimmung in Kombination mit dieser kontrastreichen Farbigkeit, dazu diese immerzu schwebende Kamera. Ganz toll. Ich glaub die Macher des Films könnten einen Salzstreuer abfilmen und ich würde stundenlang dabei zusehen.

                    Inhaltlich darf und sollte man keinen zweiten „Old Boy“ erwarten. Da entpuppt sich vieles als so uninspiriert, dass es im Nachhinein fast schon dreist ist. Eine Coming-Of-Age-Story im leicht mystischen Gothic-Gruselgewand. Diese Mystik ist allerdings stark eingefangen und immerzu präsent. Man fragt sich die ganze Zeit was es mit dem unheimlichen Onkel, der aussieht wie Ken und der mit seinen paralysierenden Blick jede Barbie locker klarmacht, auf sich hat.

                    Immer wieder ist man versucht, aufgrund der Stimmung und den Geschehnissen etwas Übernatürliches in den Film hineinzupretieren. Oft ertappt man sich dabei, wie man Horror erhofft. Doch der Horror beibt weitestgehend aus. Einzig Kidmans starres Botoxgesicht kann einen zum Gruseln bringen. Die Stärken des Films ist nicht die Geschichte, aber eben wie sie erzählt wird. In der Kombination aus der abermals bezaubernden Musik von Clint Mansell, der Kameraführung und die Präzision der Szenenabfolgen werden mitunter unvergessliche Szenen erschaffen. Wenn India, toll gespielt von Mia Wasikowska, sich unter der Dusche von Dreck, Blut und Unschuld befreit und sich dabei selbst befriedigt, während Sie den Genickbruch eines Schulkameraden direkt vor Augen hat. Ist das nicht nur für India Orgasmusauslösend, sondern auch für uns. Kino, wie es schöner und ästhetischer einfach nicht geht.

                    Da hat es mich letztendlich auch gar nicht so sehr gestört, dass gar nicht viel erzählt wird. Die Story hat zwar einen blutroten Faden, ist aber alles andere als innovativ und gänzlich überraschungsfrei. Erwartungen, die man an das Geschehen knüpft werden enttäuscht. Erwartungen, die man an das Gesehene knüpft, jedoch weit übertroffen. „Stoker“ was bist du schön!

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                    • 6 .5
                      RolfMuller 10.10.2016, 12:26 Geändert 10.10.2016, 14:34

                      Horrorctober #3

                      Bereits mit einem seiner nachfolgenden Werke, dem Home-Invasion-Thriller „Hush“ konnte mich der Regisseur Mike Flanagan weitestgehend überzeugen. Grund genug frühere Werke von ihm genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit gerade einmal lächerlichen 70.000 Dollar in der Tasche schrieb und drehte Flanagan 2011 „Absentia“. Man sollte sich von dem richtig schön beschissenen Cover nicht abschrecken lassen. Auch die ersten Minuten zeichnen sich gleich durch eine (leider wie so oft) miese deutsche Synchronisation und die bisweilen billige Optik aus. Auch das sollte einen nicht davon abhalten, sich den wirklich unheimlichen Streifen anzusehen.

                      Seit 7 Jahren wird Tricias Ehemann Dan vermisst. Nun ist der Zeitpunkt gekommen Dan mit der Unterstützung ihrer Schwester Callie offiziell für tot zu erklären. Doch Dan lässt Tricia nicht los. Und was hat der unheimliche Tunnel damit zu tun...

                      Auch wenn die Optik mitunter billig daherkommt, schafft es Flanagan mit ganz einfachen Mitteln eine enorme Bedrohlichkeit heraufzubeschören und Unheilvolles zu generieren. Wenn Callie joggt und die Kamera sie die ganze Zeit verfolgt, während Sie den unheimlichen Tunnel durchquert, bekommt man es auch selbst mit der Angst zu tun. Er spielt geschickt mit unseren Sehgewohnheiten. Die Bedrohung ist eigentlich den ganzen Film über spürbar, selten und ganz geschickt zeigt er ihn wirklich offensichtlich. Der reduzierte Ein-Finger-Such-System-Score ist nicht wirklich ausgefallen, aber wirkungsvoll. Gleich in der ersten unheimliche Szene standen auch mir die Nackenhaare zu Berge.

                      Auch die Story kann sich sehen lassen und überrascht mit einigen Wendungen. Während man in den ersten Minuten einen drögen Haunted-House-Horror vermuten kann, wird man schon zu Beginn mit einigen Dramakomponenten überrascht, die aber nicht jedem Genrefan schmecken dürften. Später entwickelt sich eine vielleicht im Grunde nicht sonderlich innovative Geschichte, aber eine gut durchdachte, die mit den Schwestern und somit auch mit uns ein böses Spiel treibt.

                      Ein wenig schade, dass mit der Besetzung der Nebendarsteller auch das geringe Budget spürbar wird. Die Polizeiermittler liefern ganz im Gegensatz zu den beiden gut aufspielenden Hauptdarstellerinnen ein recht krudes Schauspiel ab, was die stimmungsvolle Szenerie schon ein wenig stört. Wahrscheinlich auch budgetbedingt bekommt man das spinnenartige Böse auch nie ganz zu Gesicht. Das wiederum stellt sich sogar klar als ein Vorteil heraus. Der Horror wird nie ganz ausformuliert und verliert gerade dadurch nie seinen Schrecken.

                      Und wer nach diesem Ende in einem Tunnel „Tauschen“ ruft, der hat wirklich Eier.

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                        RolfMuller 05.10.2016, 15:43 Geändert 05.10.2016, 15:46

                        Horrorctober #2

                        Es ist schon immer wieder überraschend wie man im Horrorfilmgenre oft mit einfachsten Mitteln tolle Effekte erzielen kann. In dem von mir sehr gemochten Found-Footage-Bereich wurde der aus Scheisse-Gold-Mach-Prozess mitunter oft genug in Perfektion ausgeübt. Und auch „Grave Encounters“ sieht man sofort an, dass da nicht mit den dicksten Scheinen gewedelt wurde. Was aber meist nicht viel ausmacht. Ein Geisterjägerteam mit spezieller Ausrüstung für aber ohne den wirklichen Glauben an echte Geister dreht eine Dokuserie und erhofft sich dadurch Geld und Ruhm...

                        Im ersten Drittel gibt es allerdings rein gar nichts zu gruseln. Man hat aber dennoch Spaß, weil die heutige Fernsehlandschaft vom Geisterjägerteam schön durch den Kakao gezogen wird. So und nicht anders läuft das wohl auch bei RTL und Co. heutzutage. Und es ist schon spaßig zu sehen, wie schlechte Schauspieler schlechte Schauspieler spielen. Und dann kommt der große Pluspunkt. Die Location. In einer alten psychiatrischen Anstalt wollen die Geister gefunden werden. Und die Location hat es wirklich in sich. Ich finde psychiatrische Anstalten einfach megagruselig. Auch in der zweiten Staffel der „American Horror Story“ hatte diese Umgebung seine bedrohliche Wirkung auf mich. Und ab da war mir schon klar. Ok, das Ding kann durchaus effektiv werden.

                        Was mich bei Found-Footage-Filmen oft stört ist, dass man es manchmal in der Inszenierung oder und in der Story übertreibt. Glaubhaft und nachvollziehbar sind für mich die Schlüsselwörter in diesem Genre. Es sind ja gefundene Filmaufnahmen, die man für wahr halten soll. Und das ist hier gegeben. Die Idee mit dem Geisterteam und den vielen Kameras, die auf sogenannte Geisterhotspots gerichtet sind, ist richtig gut. Klar, dreht der Streifen gegen Ende ganz schön frei, was sich aber durch die Geisterthematik letztendlich gut in die Inszenierung eingliedert.

                        Da verzeih ich dem Film doch auch glatt das fast wie immer bei Wackelkamerafilmchen leicht holpernde Schauspiel, die maue Synchronisation und die gegen Ende mies getricksten Geisterfratzen.

                        Vielen Dank an Maniac für diesen Tipp. Auch wenn er nicht perfekt ist, stellt er für mich aufgrund der Nachvollziehbarkeit und der tollen Location, einen im Endeffekt effektiven und damit auch klar besseren Vertreter des in der Qualität und von der Kameraführung her sehr wackeligen Genres dar.

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                        • Wär mir fast entgangen. Glückwunsch auch von mir. :)
                          (Eigentlich will ich auch nur das Eis! hehe)

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                            über ARQ

                            Also ich hab den nicht kapiert. Vielleicht gibt es auch gar nichts zu kapieren. Und ich kapier nicht wie man den feiern kann. Ich kapier aber auch nicht wie man den hassen kann.

                            "Und täglich grüßt das Murmeltier" trifft auf "The Divide". Ein Zeitreisenkammerspiel mit tollem Sound und passabler Schauspielleistung. Grundlegend interessant und mit einem dreckigen Look ausgestattet. Es wird uns quasi nur eine einzige Szene im ganzen Film gezeigt. Hält einen dabei immerhin halberwegs gekonnt vom Schlafen ab, verursacht aber auch kaum euphorische Schwingungen.

                            Erklärt wurde auch was. Wo ich dachte ich kapierte es. Danach fühlte ich mich nur genau so schlau wie vorher. Als könnte ich den Film noch 50mal anknipsen und wird ihn eh nie kapieren. Vielleicht bin auch zu blöde um was zu kapieren. Kapier den einfach nicht. Letztendlich ist er auch nicht so gut, um den letztendlich kapieren zu wollen. Kapierste?

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                              RolfMuller 03.10.2016, 15:00 Geändert 03.10.2016, 17:53

                              Horrorctober #1

                              Im Grunde ist „Youre Next“ in fast jeglicher Hinsicht ein absoluter Durchschnittsslasher.

                              Verschiedenste Hirnbremsen versammeln sich zu einer Familienfeier und viele davon zeigen uns wie herausragend blöde sie sind. Da wird draussen geschossen. Und man überlegt sich doch tatsächlich einfach mal zum Auto zu rennen. Obwohl man gar nicht weiß von wo wie viele genau schießen. Aber klar. Erstmal rausrennen. Wird schon. Da werden Stühle als Schutzschild genommen, statt einfach unterm Fenster rüberzukrabbeln. Und und und...

                              Ja mit der Nachvollziehbarkeit nimmt es der an sich schon sehr ernst rüberkommende Home-Invasion-Thriller nicht so genau. Spätestens als es einen schönen rosa Hirn-Smoothie zu genießen gibt fängt man fett an zu lachen und die zuvor bisweilen mühsam abgeknabberten Fingernägelreste fallen aus dem Mundwinkeln aufs Sofa. Und auch die Story ist im Endeffekt viel schlauer als sie tut und in dem Genre nix Besonderes. Das alles störte mich aber gar nicht so sehr. Denn dieser gewöhnliche Stumpfsinn ist einfach bisweilen herausragend inszeniert. Diese dröhnenden wummernde Musik mit klar erhörbaren 80er- Anleihen. Dazu Zeitlupen und verschiedene Blickwinkel tragen ungemein zur Spannung bei und bilden eine sehr starke Symbiose aus zeitgemäßer Inszenierung und Verneigung vor diversen Slashern der Vergangenheit. Wirklich toll.

                              Umso trauriger eigentlich, dass man das Treiben eben nicht ganz so ernst nehmen kann, weil eben die genre-typischen Ärgernisse wie strunzdoofe Figuren und Einbrecher, holprige Dialoge und einfach völlig unlogische Aktionen der Protagonisten auch hier auf der Tagesordnung stehen. Positiv jedoch das toughe Survival-Girl ausm Rambo-Bootcamp, welchen man einfach zujubeln muss und diverse richtig tolle Kills abliefert, die mitunter wenig glaubwürdig erscheinen, aber stark inszeniert sind. Man wird auch das Gefühl nicht los, dass Wingard sich bewusst ist, wie blöde seine Figuren sind. Ganz nach dem Motto je blöder die Figur, umso härter wird sie bestraft. Diese bitterböse Abrechnung mit den ganzen konventionellen Butzenhorror scheint aber immer nur durch und ist schlussendlich inkonsequent. Mir hätte es mehr zugesagt, wenn er das Augenzwinkern völlig ausgelassen hätte.

                              Insgesamt bildet „Youre Next“ dennoch einen gelungenen Einstieg in den Horrorctober. Und ich hoffe, der zweifelsfrei talentierte Adam Wingard kann darf und soll noch ein paar Filme aus der Horrior-Schlitzer-Ecke drehen. Wenn er sich dann eher auf Suspense und Nachvollziehbarkeit der Figuren und der Story konzentriert, dann kann Wingard mit seinen Fähigkeiten sicherlich was richtig Geiles vollbringen. Also ich bin schon jetzt auf seinen „Death Note“ gespannt. Und dem „Blair Witch“-Remake werde ich sicherlich auch mal eine Chance geben.

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                              • Muahahahahahahaaaa! Natürlich auch dabei.
                                Und ich freue mich riesig auf folgende Filme:

                                http://www.moviepilot.de/liste/mullers_horrorctober_2016-rolfmuller

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                                    RolfMuller 27.09.2016, 14:22 Geändert 27.09.2016, 14:22

                                    Eigentlich ist die Herangehensweise ziemlich geschickt. In der ersten halben Stunde des Films wird versucht einen emotional an die Figuren zu binden. Die Figuren sind Victor und Beatrice. Victor ist ein wortkarger Auftragskiller, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Die von einem Autounfall entstellte Beatrice sieht hingehen in Victor ihre Chance ihr Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen. Beide sind vom Rachegedanken zerfressen. Und dieser pure andauernde Gedanken an Rache versperrt ihnen die Sicht füreinander. Ich fande dieses Ansatz richtig gut und auch die Einführung der Figuren ist gelungen. Vorallem Noomi Rapace überzeugt als seelisch verletztes und mit Narben entstelltes „Monster“, welches man dennoch nicht von der Bettkante stoßen und mit dem man auch gerne mal einen Kaffee trinken gehen würde.

                                    Obwohl die Figuren ganz stimmig sind und die Ausgangslage sehr spannend, packt es einen mit fortlaufender Dauer nicht wirklich. Die Inszenierung der Action ist ok. Wird aber bis auf das Ende nie so richtig von der Leine gelassen. Auch lassen einen trotz aller emotionaler Bemühungen die Figuren merkwürdig kalt. Und schlussendlich ist dieser Rachtehriller nie so abgründig, wie er gern sein möchte.

                                    „Dead Man Down“ kann man mal schauen und ist auch alles andere als verschenkte Zeit. Ohne jeglichen Zweifel gibt es weitaus schlechtere Filme. Aber es gibt im Bereich der Revenge-Thriller einfach so viel Bessere, die einen weitaus mehr fesseln können.

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                                      RolfMuller 27.09.2016, 11:51 Geändert 27.09.2016, 11:51

                                      Endlich versucht man mal wieder eine Geschichte zu erzählen. Die letzten Fälle von den mitunter sehr lustigen Clowns Prahl und Liefers verkamen immer mehr zu Zirkusnummern und hatten mit einem waschechten Krimi nur noch wenig gemein. Hauptsache es wurde geblödelt und sich mal mehr und mal weniger gut mit Worten duelliert. Die schön süffisanten Wortgefechte zwischen Thiel und Prof. Boerne sind zwar mitunter wirklich zum Brüllen und ein absolutes Markenzeichen der Münsteraner Tatorte. Nur hat man darüber hinaus oft genug vergessen einen wirklich spannenden Kriminalfall zu erzählen.

                                      Mit „Feierstunde“ konzentriert man sich wieder mehr auf den Fall und weg vom manegenhaften Auftreten des Ermittlerduos. Das tut der Reihe gut. Geradlinig und spannend wird uns die „Feierstunde“ in gewohnt biederer TV-Inszenierung präsentiert. Der Humor bleibt weitestgehend aus, auch weil das Duo nicht zusammen ermittelt, da Prof. Boerne als Geisel gehalten in Lebensgefahr schwebt und von Thiel als „Minion“ errettet werden will...

                                      Endlich mal wieder ein halbwegs spannender, wenn auch recht simpler Fall des Münsteraner Duos. Zum Abfeiern reicht es zwar nicht, aber seichte, sympathische und recht verträgliche Krimikost ist es allemal.

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                                        RolfMuller 22.09.2016, 15:37 Geändert 22.09.2016, 16:05

                                        Wie eine Hyäne treibt er umher, um sein Aas zu finden. Opfer von Gewaltverbrechen, Überfällen und Verkehrsunfällen sind auch seine Opfer. Ihr Blut, sein Lohn. Ohne jeglichen Skrupel und mit ausbleibendem Mitgefühl filmt er sterbende Menschen. Unterkühlt, kalkuliert und nur auf die Quote bedacht. Die leidenden Menschen die im Licht seiner Kamera stehen sind ihm egal. Lou hasst Menschen und der Umgang mit ihnen gleicht eher einer Notwendigkeit. Er liefert die Aufnahmen für einen Nachrichtensender. Je blutiger, radikaler und intimer die Videos sind, die Lou dreht, umso mehr Quote bringt es den Sender und ihm mehr Geld und Reputation. Doch Lou reicht das nicht...

                                        Jake Gyllenhall in der Rolle als Lou liefert einmal mehr eine immens intensive Performance und zugleich seine bisher beste Darstellung ab. Für mich sind die größten Darsteller, jene die sich völlig verstellen können. Die man nicht mehr wiedererkennt. Genau das passiert hier. Denn so hat man Jake so noch nie gesehen. Mit seinen großen eingefallenen Augen und seiner abgemagerten hageren Statur erinnert er schon rein optisch an eine ausgehungerte Hyäne, die umherstreift auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer. Doch nicht nur seine Erscheinung ist angsteinflößend, unheimlich und intensiv, sondern auch sein Spiel. Faszinierend wie er mit dieser Rolle verschmilzt und mich vergessen lässt, dass da ja mein „Donnie“ drunter steckt.

                                        Überraschend, dass mich der „Nightcrawler“ nicht nur formal, sondern auch inhaltlich enorm fesseln konnte. Denn Wendungen hält die Story kaum parat. Allerdings steuert die Geschichte langsam einen Höhepunkt an, welcher seine Aussage konsequent unterstreicht und mit einem dicken Ausrufezeichen versieht.

                                        Nicht nur unsere Sensationsgeilheit wird hier kritisiert, sondern auch der Umgang mit Menschen. Wie schnell aus Abscheu manische Begeisterung wachsen kann. Wie Menschen benutzt werden. Für die Quote. Für sich selbst. Wie man man bei anderen Menschen, das Licht kleiner werden lässt oder gar ganz auslöscht, nur um selbst noch mehr im Rampenlicht zu stehen. Klatschende Menschen, die nur als Stromquelle für das eigene Rampenlicht stehen. Und wir klatschen alle mit...

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                                          RolfMuller 15.09.2016, 20:19 Geändert 16.09.2016, 12:31

                                          [REC]trospektive #3

                                          DING! DONG! Süßer die Hochzeitsglocken nieee klinnngeeeen!

                                          Herrlich, diese Idee, eine Zombieepidemie auf einer Hochzeitsfeier ausbrechen zu lassen. Was birgt das nicht für ungemeines Potential für Spannung oder Spaß. So ein verkitschtes, schönes, zuckersüßes Fest lässt sich doch herrlich mit Blut und Gedärmen dekorieren. Der schönste Tag im Leben von Clara und Koldo sollte es werden. Aber NEIN, Onkelchen lässt sich von einem totaussehenden Hund anknabbern und kotzt schon nach kurzer Zeit die Bude voll. Doch es kommt noch schlimmer...

                                          Jaume Balaguero räumte hier seinen Stuhl und Paco Plaza, der auch schon bei Teil 1 und 2 bei der Regie beteiligt war, weitete hier die REC-Reihe quasi im Alleingang zur Trilogie aus. Denn auch für das Drehbuch zeigt er sich hier verantwortlich. Bock auf die Handkamera scheint Plaza aber nicht mehr zu haben. Die haut der nach ca. 20 Minuten über Bord. Daweil war das eigentlich ganz nett anzusehen, wie da alle Hochzeitsgäste abgefilmt werden. Einige Gäste sind nervig, andere sympathisch und manche nur noch peinlich. Wie das so ist in Familie und Freundeskreis. Nach dem langen Vorspann wars aber vorbei mit dem Gefuchtel. Schon ein kleiner Bruch, der zwar nicht schlecht gelöst war, aber den restlichen Film vollkommen anders als die [REC]-Reihe an sich und doch so gleich anderen Genre-Emporkömmlingen erscheinen lässt.

                                          Und während es anfangs sehr realitätsnah zugegangen ist, was die Reihe immer auszeichnete, brauchte ich mit meiner untoten Birne ziemlich lange um zu schnallen, dass sich dieser Teil hier eben nicht mehr so ernst nimmt. Wenn der Bräutigam im Ritterkostüm seine holde Maid retten will, wurde ich schon stutzig. Und als Opa dann auch noch der einzig aktive Beißer war, weil er sein Hörgerät ausgeschaltet hatte, während die restlichen Hochzeitszombies mit Bibelsprüchen in Schach gehalten wurden, machte es DING DONG in der Rübe.

                                          Allerdings nehmen diese überzeichneten Geschehnisse doch ungemein Spannung raus. Es ist hier nicht genug Spannung da, um ein geiler Zombie-Horror zu sein. Und es ist zu wenig Spaß da, um ein geiler Fun-Splatter zu sein. Eine zwar blutige, aber undefinierbare und schlussendlich missglückte Zombiematsche irgendwo zwischen „28 Days Later“ und „Shaun of the Dead“. Ebenso unverständlich, warum die wie irre umherrenden Olympiazombies aus Teil 1 und 2 auf einmal im Romero-Reminder-Style in Zeitlupe vor sich hinschlurfen.

                                          Nett immerhin, aber letztendlich so erleuchtend wie ne Taschenlampe in der Sonne, die wenigen Querverweise zu dem fantastischen ersten Teil und seinem passablen Nachfolger. In Anbetracht dessen, dass man sich selbst „Genesis“ schimpft, hätte man doch irgendwie etwas mehr Substanz zur Entstehung der Geschichte erwarten können. Auch wenn die „Entstehungsgeschichte“ an sich eh Geschmackssache ist.

                                          [REC]3 „Genreschiss“ würde wohl eher passen. Versucht viel. Schafft wenig. Und bleibt einen letztendlich ungemein langweilig und noch schlimmer schlussendlich sehr austauschbar in Erinnerung. Wenn man ihn mit seiner untoten Birne nicht gleich wieder vergisst. DING DONG!

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                                            über [REC]²

                                            [REC]trospektive #2

                                            Erfreulicherweise setzt der Nachfolger direkt an das Ende von Teil 1 an. Und ist damit auch eine Fortsetzung im klassischen Sinne. Noch erfreulicher ist es, dass Jaume Balaguero auch beim zweiten Teil auf dem Regiestuhl Platz nahm. Und das merkt man. So kann man dem Wackelkamera-Streifen auch hier in Sachen Inszenierung keinen Vorwurf machen. Es wird hier fast noch mehr mit der Erwartungshaltung des Zuschauers gespielt und mit Schockeffekten keineswegs geizig umgegangen. Nach wie vor wird auch hier Adrenalin auf den Zuschauer übertragen. Ja fast geradzu reingepumpt wenn die Zombies auf uns zugerannt kommen wie Usain Bolt auf dem Weg zur Goldmedaille.

                                            Etwas gewöhnungsbedürftig ist es allerdings wie die Geschichte aufgedröselt wird. Alles in allem führt der Film die Story aus Teil 1 logisch fort und lüftet quasi das Geheimnis. Dies war mir dann aber doch etwas zu plump und generisch geraten. Irgendwie überraschend, aber auch irgendwie hohl. Als wär der Storywriter ein Zombie, dem plötzlich ein Geistesblitz widerfahren ist. UAH! HÖ? UAH!

                                            Die Story ist sicherlich eindeutig Geschmackssache. Mir persönlich war das dann alles einfach zu weit hergeholt. Was schlussendlich dann auch dazu führte, dass die nach wie vor toll inszenierten Actionhorrorszenen einfach nicht mehr die Spannung wie bei Teil 1 verursachte. Und ich öfters müde lächeln musste, statt panisch nach Mama zu schreien.

                                            Wer sich aber mit der Storywendung anfreunden kann, wird sicherlich auch mit [REC] 2 richtig viel Spaß haben. Für Zombieliebhaber immer noch eine sichere Bank.

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                                              RolfMuller 13.09.2016, 15:27 Geändert 13.09.2016, 15:31
                                              über [REC]

                                              [REC]trospektive #1

                                              Der spanische Zombie-Horrorfilm [REC] ist Found Footage as its best. Mit einer wackligen Kamera ausgestattet stolpert ein Reporterteam, welche doch nur einen Feuerwehrroutineeinsatz dokumentieren will, in die absolute Hölle...

                                              Während man sich in den ersten Minuten des Films in Ruhe sein Bierchen bereitstellen kann. Sich seine Chips-Tüte aufreissen und in eine Schüssel füllen und sich gemütlich die Knöppe auf seiner Fernbedienung anschauen kann. Und sich dabei denkt, es passiert ja gar nicht so viel und einen eigentlich einzig und allein die üble deutsche Synchronisation auffällt. Geht dann alles plötzlich aber ganz schnell. Die Zombies sind los. Und wie. Die Zombies kommen auf die Kamera. Auf uns zugerannt. In einem Affentempo und aggressiv wie Kloppo nach ner Niederlage seines Vereins kurz vor Schluss. UAAAHHH!

                                              Gerade noch gemütlich aufm Sofa gelümmelt spuckt man sein Bier auf die Fernbedienung und tritt panisch die Schüssel Chips um, während man gleichzeitig versucht sich vor Angst an sein Sofa festzukrallen und aus der Bude zu rennen. Das ist die große Stärke von guten Wackelkamerafilmen. Man wähnt sich mittendrin statt nur dabei. Man denkt, selber in diesem Treppenhaus voller Zombies festzustecken. Wenn es gut gemacht ist, kann eine Wackelkamera wahrlich eine immense Wirkung erzielen.

                                              Es wird auch nicht nur blind gewackelt. Alles ist ungemein glaubhaft durchchoreografiert ohne den Realismus und den Überblick zu verlieren. Auch die Masken und Effekte fügen sich blitzsauber in das Geschehen ein. Mich schauderts immer noch vor dem Vieh am Ende. Wirklich stark wird hier mit dem Sehverhalten von uns als Zuschauer gespielt, ohne es zu übertreiben.

                                              Der erste Teil von [REC] ist nicht nur einer der besten Handkamerafilme überhaupt, sondern auch einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Und den sollte jeder Zombiefan gesehen haben, bevor er selbst zu einem wird.

                                              So. Jetzt muss ich aber erstmal die Sauerei aufräumen, bevor Mutti kommt...Die wird sonst zum Kloppo. UAAAHHH!

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                                              • Mein erste eigens gekaufte VHS war der richtig schön beschissene "Street Fighter" mit Jean-Claude-van Damme. Die Disneyfilme, mit denen man zugeschüttet wurde ob man wollte oder nicht lass ich mal außen vor.

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                                                  RolfMuller 09.09.2016, 08:56 Geändert 09.09.2016, 10:18

                                                  Ungemütlich geht es zu in dem kleinen Fischerdorf, wo Marie ihr Leben mit ihrer kranken Mutter und ihrem Vater verbringt. Marie wird erwachsen. Sie wird zur Frau und gleichzeitig erwacht etwas Animalisches in ihr.
                                                  Die Bewohner im kalten Fischerdorf sollten sich warm anziehen...

                                                  Das Fischerdorf ist hervorragend eingefangen. Extrem unterkühlt, karg und immerzu unheilvoll ist der Ort für Marie ein Monster, vor dem sie fliehen will. Ihre ersten Flirtversuche mit anderen Männern sind zugleich Fluchtversuche aus ihrem Alltag. Sonja Suhl spielt die 16-jährige Marie richtig gut. Wortkarg und weitgehend emotionslos schwingt sie sich zwar nicht zu einem Sympathieträger auf, spielt das pubertierende Mädchen, welches Lust an anderen Männern, Provokationen und an sich selbst entwickelt, durchaus gekonnt. Auch verläuft die erste Hälfte des Films trotz gewohnt schleppend-skandinavischer Erzählweise sehr interessant. Vieles wird nur angedeutet. Und darin ist er stark. Eine Vergewaltigung wird nur angedeutet, bewirkt aber eine immense emotionale Schändung. Auch das Tier in ihr, welches durch starke Gefühle, Erregung oder Gefahr hervorgerufen wird, kommt immer nur mal kurz und nie vollständig durch.

                                                  Neu aber ist das alles nicht. Es erinnert thematisch gewaltig an den kanadischen Werwolf-B-Movie Klassiker „Ginger Snaps“, welcher aber eher ironisch konzipiert war. Optisch und inhaltlich orientiert er sich auch stark an dem ebenfalls aus Skandinavien stammenden und zurecht gefeierten „So finster die Nacht“. „When animals dream“ deutet an, dass er zu Großem fähig sein könnte, erreicht die genannten Klassiker aber letztendlich nicht mal annähernd.

                                                  Denn eben auch im Andeuten liegt aber auch die große Schwäche des Films. Er formuliert wenig aus, was ungemein interessant sein kann, kippelt aber unentschlossen zwischen Horror, Kleinstadtkrimi und Coming-of-Age-Drama hin und her ohne eines der Genre richtig zu bedienen. Zumal er nach der sehr eigenwilligen ersten Hälfte gegen Ende immer mehr in einen konventionellen Horror-Thriller übergeht und in einem Finale mündet, welches man gefühlt schon 1000mal betrachten konnte und in seiner Aussagekraft fast schon zu eindeutig und in seiner Umsetzung gar überflüssig ist. Der endgültige Ausbruch für Marie bedeutet auch einen Einbruch des Films. Ich war dann fast schon überrrascht, auf welch plumpe Art und Weise letztendlich der Wolf aus dem Schafspelz geholt wird.

                                                  Ein wenig schade, dass bei „When animals dream“ die tolle Optik mit dem bedrückenden Setting, die gute Hauptdarstellerin, wohldosierte gute Effekte dann letztendlich doch durch eine im Grunde überholte und unentschlossen erzählte Geschichte verschenkt wird. Eine Geschichte, die uns mehr erzählen will, als es wirklich zu erzählen gibt.

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                                                  • Schöne Artikel. Das gibt mir mal wieder einen kleinen Einblick was so läuft und was auch empfehlenswert ist. "The Village" habe ich nach einer Folge schon gestrichen. Fand ich leider sehr uninteressant, vorallem auch von den Charakteren. "96 Days" sind die ersten beiden Folgen super gewesen. Schaue ich auf jeden Fall weiter. Mit "Orange" und "Jojo" sind zwei sehr interessante Serien dazugekommen. Schön, dass viele deiner besprochenen Serien auch auf crunchyroll laufen. Oh Gott, es gibt einfach zuviele Serien auf diesem Planeten. :I

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