RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

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    Der engl. Filmtitel ist durchaus doppeldeutig zu verstehen. Einerseits geht es um die 'Erinnerung' anderseits ist 'Erinnere dich' gemeint. Mit dem fortschreiten der Handlung wird dies mir als Zuschauer immer bewusster. Im Prinzip ist „Remember“ ein Whodunit-Krimi in dem ein alter Nazi-Verbrecher gefunden werden soll. Allerdings wird das hier in einer, zwar nicht neuen, jedoch originellen Form variiert. Hinzu kommt die ausgezeichnete Besetzung. Christopher Plummer wird von den Alt-Stars Martin Landau, Jürgen Prochnow und Bruno Ganz unterstützt. Einzig Dean Norris (Breaking Bad) als Sohn eines Redneck mit Nazi-Tempel und deutschen Schäferhund, gerät in seiner Darstellung zur bloßen Karikatur. Doch wie Plummer nach und nach die Puzzlestücke zusammen setzt, ist von ihm mitreissend gespielt. Der geschichtliche Hintergrund um die Judenverfolgung ist effektiv nur ein dramatischer Aufhänger um das ganze ins rollen zu bringen. Im Mittelpunkt steht der Wahrheitssuchende, der im Hier und Jetzt Erinnerungen bewältigt um des Pudels Kern an den Tag zu legen. Sehr erholsam bezgl der Inszenierung: dies wird gänzlich ohne Flashbacks präsentiert und spielt ausschließlich in der Gegenwart.

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    • 1
      RoosterCogburn 26.01.2017, 02:11 Geändert 26.01.2017, 02:14

      Ich weiss gar nicht warum ich DIESE Fortsetzung angeschaltet habe. Der erste Teil der Reihe war schon durchschnittliche Genrekost. Den 2ten habe ich (glaube ich) nie gesehen. Da die Filme eh immer unabhängig voneinander etwas eigenes erzählen, brauch man die Vorgänger auch gar nicht kennen. Im dritten Teil werden die Vorgänge der ersten Filme nur kurz angesprochen, damit der Zuschauer weiss auf welche Filmreihe er sich einlässt und natürlich steht im Mittelpunkt wieder eine urbane Legende. Ansonsten ist das Direct-2-DVD Release im Kern grottenschlechte Genrekost mit überhaupt keinem Unterhaltungswert, weit weg von ansehbarem Trash. Den Trostpunkt teilt sich Kate Mara (die sich hier nicht mit Ruhm bekleckert) mit der teils unfreiwiligen Komik in der Inszenierung. Allein die Spinnenszene war so lächerlich :D

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        Mit „Biutiful“ und „Birdman“ hat Alejandro González Iñárritu die Meßlatte natürlich hoch gelegt. Alsö erwarte ich entsprechendes. Auf handwerklicher Ebene hat er meinen größten Respekt. Wenn alleine das ausschlaggebend wäre für meine Endnote, dann hätte der Film eine 10 verdient. Alleine die einnehmende Kameraführung ist grandios. Die Naturbilder im Kontrast mit der gezeigten Gewalt überzeugt. Manches mal erinnert mich „The Revenant“ formal an „Aguirre, der Zorn Gottes“, das seiner Zeit ebenfalls ein ungewöhliches Mammutwerk war. Was vor allem für die Umsetzung beider Filme gilt.
        Doch wie sieht es mit dem Unterhaltungswert des Endproduktes aus? Ehrlich gesagt, das schwankt schon sehr. Zumindest bei mir. Erstmal empfinde ich den Erzählstil, der mir die Rauheit der Wildnis nahe bringen will, als unbequem und zäh. Dann wäre es mir lieber gewesen, wenn die Erinnerungen und Träume nicht derart in mysthischer Poesie getränkt wären. Das hat dem Film unheimlich geschadet. Gerade das Ende wirkt als wolle man auf die Tränendrüse drücken. Auch im allgemeinen hat es aus meiner Sicht der Glaubwürdigkeit der Geschichte nicht genutzt. Eher im Gegenteil. Abgesehen davon, halte ich den Film für zu lang geraten. Die Story wird nicht knackig genug rüber gebracht. Die Folge von all dem beim zuschauen, eine kontinuierliche Spannung oder eine über die Spieldauer komplett fesselnde Handlung bleibt aus. Somit sind bei mir die wuchtigen Naturaufnahmen und die überzeugende Arbeit der beiden Hauptdarsteller im Kopf geblieben. Leider gilt das nicht für die Geschichte selbst oder dessen Adaption.
        Der historische Western ist vor allem ein Hingucker für Anhänger von DiCaprio und Hardy sowie Liebhabern aufwendiger Kameraarbeiten. Wer auf den Regisseur gesetzt hat wird vielleicht enttäuscht sein. Das dieser soviel Kritikerlob bekam, wobei der Film im Vergleich zu Iñárritus vorherigen Werken dramaturgisch eindeutig schlechter abschneidet, kann aus meiner Sicht nur an den ungeheuren Produktionsaufwand liegen, den man würdigen wollte.

        Des Marshals Fazit: Ein sehenswertes Überlebens-Epos, das gelegentlich auf der Strecke bleibt.

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          Mit dem Filmtitel sind 'Black hat hacker' gemeint - solche, die im Netz Schaden anrichten wollen. Michael Mann geht es bei seiner Geschichte vor allem um Moral. Leider muss ich ihm ankreiden, das seine Form der Schwarz-Weiß Malerei ganz und gar nicht mehr zeitgemäß ist. Hier gibt es die Helden und Bösen sowie gut und schlecht. Mann gibt in seiner Inszenierung einer Cyberattacke die alleinige Schuld an einer Kernschmelze eines Atomkraftwerkes – das hier angeblich auch noch von außen stattfinden sollte. Das ist filmisches Denken der 80er a la „War Games“. Total absurd.
          Dann diese unnötige Visualisierung der Datenströme. Mal ehrlich, wer brauch so was? Wir leben nicht im „Tron“ Universum und jeder Anwender weiss im groben, wie ein PC funktioniert. Oder zumindest das Datenübertragungen in der Hardware nicht aus Lichtströmen bestehen. Sofern sich ein Thriller diesbezüglich ernst nimmt, kann ich es nicht, wenn er sich als „Mission Impossible“ Abklatsch inszeniert. In der Hauptrolle ein typisch gut aussehende Hacker von heute, der gelegentlich als Calvin Klein-Unterwäschemodel arbeiten könnte. Die Fehlbesetzung von Thor-Darsteller Hemsworth als Hacker ist ein gewaltiges Manko des Filmes. Es wirkt unglaubwürdig.
          Wer den Film bereits gesehen hat, fragte sich bestimmt auch irgendwann: Warum all der Aufwand, warum die Toten, warum der ganze Stress, wenn es so einfach ist, Börsenkurse zu manipulieren und groß abzusahnen? Ganz einfach. Michael Mann hätte nix zu erzählen. Also weshalb einfach, wenn es auch kompliziert geht. Das für mich Schlimmste aber ist, das der als Cyberthriller verpackte „Blackhat“ sich effektiv als Actionmovie entpuppt, in dem unser Hacker zum prügelnden Superhelden wird.
          So sehr ich Michael Manns stylische Inzenierungen schätze (→ „Heat“, „Collateral“, „Miami Vice“), hier tritt er den Beweis an, das er sein Publikum nicht mehr findet. Trotz ausgezeichneter Optik wirkt der 2013 gedrehte Film sehr gestrig und schlicht langweilig.

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          • 6 .5
            RoosterCogburn 16.01.2017, 20:46 Geändert 26.01.2017, 02:24

            "Das Problem mit den Frauen heute ist, dass sie unbedingt einen Orgasmus haben wollen. Und früher haben sie nicht einmal gewusst, das so etwas existiert. Da gings von ganz alleine." [Bruno Carette in der Rolle des Grimaldi]

            Herzensgute, kluge, aber auch melancholische Gesellschaftskomödie. Auf leisen Sohlen bezaubern die schön fotografierten Bilder in Kombination mit dem Jazz-Soundtrack. Dazu eine Ansammlung von zum Teil überzeichneter Figuren, die trotzdem glaubwürdig wirken. Sie werden aus ihrem Idyll für den einen oder anderen Moment 'aufwachen' müssen.

            Eine Referenz vor dem Alter und vor den Eltern.
            Lebensbejahend und gut.

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              RoosterCogburn 13.01.2017, 16:44 Geändert 13.01.2017, 16:57

              Auch wenn an die Geschehnisse aus „Der schlafende Tiger“ angeknüpft wird, ist der Film so konzipiert, das man die Folge der Origanlserie nicht kennen muss. – Wie ein alternder Sheriff, so ist auch Jim Kirk müde unnd desillusioniert vom Dienst. Er wirkt zu Beginn als wenn er mit seinem Gaul Enterprise, die Weiten der Prärie und des Grenzlandes bereits erkundschaftet hat. Er fühlt sich nur für den Nachwuchs noch gut genug. Besonders deutlich wird dies, als er mit seinem Gefährten „Bones“ auf seinem Geburtstag über die Zukunft siniert. Eine der ersten Schlüsselszenen in der sich der unantastbare Held Schwächen eingesteht.
              Ausgerechnet ein alter Widersacher sorgt für das dramaturgische Vorantreiben des Hauptplots. Somit wurden Fans der Serie bedient, denn Khan ist wieder aufgetaucht und dieser gibt Kirk an allem die Schuld. Damit wird das Rache-Thema in den Fokus gesetzt. Wer allerdings das zweite Star Trek Abenteuer darauf reduziert, der sollte sich diesen Film nochmal genauer unter die Lupe nehmen. – So werden in einem Subplot, die familiären Hintergründe Kirks aufgearbeitet. Hier in Form des Vater-Sohn Konflikts. Ich hätte mir diesbzgl etwas mehr gewünscht als eine schlagkräftige erste Begegnung mit David. Das Potenzial dieses Subplots wurde leider nicht ausgeschöpft.

              Leben aus der Leblosigkeit.
              Ein weiterer Subplot ist „Genesis“. Nicht nur das das Projekt zufällig zur Wiederentdeckung Khan führt. Allein dieser biblische Name setzt Assoziationen frei. Ich fasse das hier als bewussten Denkanstoß an den Zuschauer auf. Schließlich kam in den frühen 80ern erstmals Gen-Technik (und mögliche Folgen) in die Tagesnachrichten. Inwieweit ist es okay Mutter Natur zu manipulieren?
              „Angenommen das Ding (Genesis) würde dort eingesetzt, wo schon Leben existiert.“ „Es würde dieses Leben zerstören, um seine neue Form zu begünstigen."
              Dann ist da noch Khan. Der Verzweifelte und der Geplagte. Eine Figur wie aus einem Shakespeare entnommen. Eine Kreuzung zwischen König Lear und Kapitän Ahab. Und Kirk ist sein weisser Wal. Er hat seine komplette Familie verloren und jemand MUSS Schuld daran sein. Trotz der ihm nun gegeben Möglichkeiten sieht er nur das eine Ziel. Selbst wenn er daran untergeht.
              "Aus den tiefsten Tiefen der Hölle will ich dich verfolgen. Mit meinem letzten Atemzug speie ich dir meinen Hass entgegen. […] Tod und Teufel ihr kennt ihn alle, es ist Moby Dick!“

              Tricktechnisch hat sich viel getan. Denn dank der Spezialisten von George Lucas, die man dazu holte, offerierte man dem Zuschauer sogar Kinogeschichte. Der erste Einsatz von CGI in einem Spielfilm, der eine komplette Sequenz zeigt. Dabei handelt es sich übrigens um die Abteilung aus der später einmal Pixar enstehen sollte. Auch die Maske und das Matte Painting ist über dem üblichen Standard und ein wahrer Augenschmaus.
              Visuell hat sich noch was anderes verändert: die Uniformen. So wird selbst für den Nicht-Trekkie der maritime Bezug von Star Trek noch klarer gemacht. Überdeutlich wird dies hier schon in den privaten Gemächern von Kirk (diese Idee wurde auf Picard übertragen). Während beim „Krieg der Sterne“ immer Bezüge zu Luftkämpfen zu sehen war (Piloten, Flugmaschinen etc), wird hier der nautische Stil erneut verinnerlicht. So erinnern mich die Konfrontationen der Schiffe viel mehr an U-Boote oder Flugzeugträger. Bei diesen Szenarien fällt die geringe Belichtung auf (soweit ich weiss gab es das in der Originalserie nicht). Auch ein Faktor, der es in spätere Filme und Serienableger geschafft hat. Somit hat „The Wrath of Khan“ inszenierungstechnisch die Serie Star Trek wohl stark beeinflusst.

              Spock: „The needs of the many outweigh ...“
              Kirk: „The needs of the few.“
              Spock: „Or the one. […] I have been, and always shall be, your friend. Live long and prosper.“
              Mit dem wohl dramatischsten Ende aller Star Trek Filme gibt es für mich keinen Grund mehr als zu sagen, ein gefundenes Fressen für den Star Trek Liebhaber.

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              • 5
                RoosterCogburn 12.01.2017, 15:06 Geändert 12.01.2017, 15:26

                Willkommen im 23. Jahrhundert – Unter den Kinoausflügen der Enterprise-Originalbesetzung, zählt der Auftakt der Reihe auch für mich zu den am wenigsten gelungenen Weltraumabenteuern. Doch das liegt nicht an den, aus heutiger Sicht, etwas angestaubten Spezialeffekten. Die Tricks waren damals absolut angemessen (und sind in der Director's Edition sehenswert). Für mich ist es viel mehr die aufwendige (und unnötige) Figureneinführung der Besatzung, und der dramaturgische Kontext im Hinblick auf den eigentlichen Inhalt.
                „The Motion Picture“ fühlt sich komplett wie eine aufgeblasene Folge der Original-Serie an. Gerade zu Beginn nerven mich die minutenlangen Einstellungen. Diese gewollt opulente Kamerafahrten, die über das mundgeblasene Modell der Enterprise verweilen. Als wenn man es würdigen wollte, das Kinder aus Äthiopien eingeflogen wurden, um dieses selbstgezimmerte Objekt samt Raumdock zu erstellen. Im Ernst, ich werde als Zuschauer dazu genötigt, Scotty und Kirk beim grinsen zu zusehen, während die beiden in der Fähren-Sequenz vom Dock zur Enterprise fast 6 Filmminuten in Anspruch nehmen #schnarch# In der Originalserie werden im selben Zeitraum ganze Völker vernichtet.
                Hier passiert dramaturgisch nichts. Ausser das mir als Zuschauer gleich zu Beginn die Gefarhrenstellung präsentiert wird und der Fakt, das die Enterprise nicht voll funktionstüchtig ist. Somit bleiben die ersten 30 Minuten ein sehr gestrecktes Filmerlebnis, bis endlich „Bones“ an Bord kommt und das Schiff ablegen kann. Dann darf der Trekkie eine zweiminütige Startsequenz der Enterprise „geniessen“.

                Wenn das erste Drittel vorbei ist, hat man das zähe Stück des Filmes überstanden. Augenblicklich ist es für mich unterhaltsamer zu sehen, wenn die komplette Mannschaft bei „Schwankungen im Raum“ in der Enterprise hin und her wankt. Da werden Erinnerungen wach. Und wenn dann auch Spock an Bord ist und seinen alten Posten übernimmt, ist wieder alles so wie es sein muss ;-) Und die restliche Geschichte beschäftigt sich mit dem, womit sich Star Trek schon immer gern beschäftigt hat: Entdeckung des Unbekannten, soziale Indifferenzen überwinden, extraterrestrisches Leben entdecken, Politik in- und ausserhalb der Föderration, Religion vs. Wissenschaft. Das passt dann schon. Das richtige Trekkie-Feeling stellt sich erst in der zweiten Hälfte des Filmes ein. Vorher ist es mir viel zu langatmig, anstrengend und unrund inszeniert. Glücklicherweise sind die Nachfolgefilme der Reihe besser. - So ganz nebenbei, unter dem Gesichtspunkt, das es auch um künstliche Intelligenz geht, merke ich dem Endresultat in keiner Weise die beratende Funktion von Isaac Asimov an (special consultant lt. den Credits).

                BTW, ungewohnterr Gastauftritt von Mark Lenard (bekannt als Spocks' Dad Sarek), der hier in der Eröffnungssequenz ausgerechnet als Klingone auftaucht.
                Gesichtet wurde die Director's Edition. Vorteil ist die remasterte Audiospur und die computergenerierten Effekten. Interessant, aber nicht wichtig, sind die abgeänderten Szenen. Im Gegensatz dazu ist bei der auf B-Ray erschienen Kinofassung, zur HD Audio Spur zwar das Bild remastert worden. Die anderen Ergänzungen hat man hier jedoch nicht übernommen.

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                  Das Drehbuch zu „Solace“ war ursprünglich mal als Fortsetzung zu „Sieben“ gedacht. Jahrelang wurde es hin und her geschoben, lag in verschiedenen Schubladen, bis schließlich der brasilianische Regisseur Afonso Poyart etwas eigenständiges daraus machte.

                  Hier probiert er alles einmal aus, Zeitraffer, Zeitlupe, Weitwinkel und Nahaufnahme. Eine Reihe schicker, optischer Spielerien, die die Handlung nicht voran treiben und irgendwann auf mich sogar ermüdend wirken. Letzendlich ist nicht mehr enstanden als ein Standardprodukt der typischen Serienkiller-Thriller unserer Zeit. Ein sinnesbegabter Ermittler (Anthony Hopkins) wird den Ermittlern (Jeffrey Dean Morgan und Abbie Cornish) hinzu gezogen. Im Showdown trifft besagter Ermittler auf einen Gegner, der ihm scheinbar überlegen ist. Um dies zu verdeutlichen werden plakative Effekte und Videoclipästhetik genutzt.
                  Das größte Manko des Krimis ist wohl, das man als Zuschauer nie Gespür dafür bekommt, wie wichtig es ist, das der Fall gelöst wird und was davon abhängt. Das verliert man hier völlig aus den Augen. Stattdessen liegt die Figurenerklärung des Hellsehers und seines Gegenspielers im Fokus. Und weil man sich genau daruf so sehr konzentriert, fällt umso mehr auf, wie unwichtig und entbehrlich die beiden Ermittler sind. Allerdings holen Morgan und Cornish aus ihren blass geschriebenen Figuren das beste heraus. Das Highlight des Filmes ist der Showdown, wenn Anthony Hopkins auf Colin Farell trifft und die beiden die letzte halbe Stunde sehenswert machen.

                  Des Marshals Fazit: Unter dem Strich ein sehr durchschnittlicher Thriller. Nur das Duell Hopkins/Farell hebt den Film von einem US-Fernsehkrimi ab. Inszenatorisch und inhaltlich ist das Ding äusserst mau.

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                    RoosterCogburn 29.12.2016, 00:40 Geändert 18.03.2017, 15:32

                    Das titelgebende Leben von Adèle ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Der Teenager ist dabei ihre eigene Sexualität zu entdecken und zu erfahren, was Homosexualität im soziologischen Kontext bedeutet. Auf dieser Reise lernt sie die ältere Emma kennen. Eine junge Studentin, Anfang zwanzig, die sehr viel offener mit ihrer Sexualität umgeht.
                    Der Film lebt von der intensiven Kameraführung und der daraus resultierenden Authentizität. Für diese Kamera existieren keine Räume, keine Hintergründe, keine Bildkompositionen. Stattdessen wird Adèles Gesicht gezeigt und ihr Blick auf die Welt. So gilt die ständige Aufmerksamkeit des Regisseurs seiner Hauptfigur. Zusätzlich gelingt es ihm die Handlungsfiguren elegant zu fokussieren. Mit einfachen Kostüm- und Production-Design legt er sie in eine dezente Künstlichkeit. Punktuell oder offensiv werden sie in eine blaue Welt eingebettet.

                    Abgesehen von der unnötigen Überlänge bietet Regisseur Kechiche neugierges Autorenkino in verführerischen Bildern, das eine lesbische Liebe unbefangen zeigt.
                    #cinémafrançais

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                      Für mich eine kleine unterbewerte Genre-Perle. Nichts weltbewegendes, jedoch für Liebhaber durchaus eine Sichtung wert. Beginnt der Film offensichtlich als Teenie-Komödie, wird schnell klar, das man hier gerade die Filme und deren Motive der 50er und 60er aufs Korn genommen hat. Das gesellschaftliche Konventionen hier offensiv in Schubladen gesteckt wurden, finde ich von vornerein schon recht witzig. So sind Menschen die Normalos, die Middle-Class Kids. Die Vampire geben sich als Verführer und scheinbare Rebellen, sind aber die hinterhältigen Mobber. Die Sportskanonen heissen nicht ganz zu unrecht Wölfe. Und die Zombies entsprechen der (White-Trash) Arbeiterklasse, ganz am Ende der Nahrungskette. Der Hauptprotagonist ist eigentlich recht unsympathisch. Seine einstigen Jugendfreunde beachtet er nicht mehr, er verhält sich egoistisch und ignorant. Wer Angst hat, ich erzähle den halben Film, keine Angst. Kurz nach den ersten Szenen, wird der Zuschauer in ein Flashback gestürtzt. Dort erfährt man in etwa 20 Minuten das gerade erläuterte.
                      Der Film will nie sozialkritisch sein. Nicht wirklich. Viel mehr karikiert er das Gutmenschentum der Filme von damals. Dabei zitiert er auch oftmals frühe Invasionsfilme und grundlegene Themen und Mythen, die ich vor allem aus den alten Universal-Gruselfilmen kennt.
                      Leider verunglückt der Film in der zweiten Hälfte ein wenig. Den irgendwann bekommt er die Kurve nicht mehr und die Gags empfand nicht mehr ganz so gelungen wie zu Beginn. Außerdem wirkt er in der 2ten Hälfte arg konstruiert. Zum Ausgleich wird auf das Splatter-Pedal getreten und für nen FSK 16-Film wird es relativ blutig. Abgesehen davon bietet die Besetzung tolle Gastauftritte. In schrägen Nebenrollen entdecke ich Joan Cusack, Bob Odenkirk (Better Call Saul), eine blutende Vanessa Hudgens (High School Musical), einen mordsmäßigen Denis Leary, Patton Oswalt (Spence aus King of Queens) und im Original ist außerdem Werner Herzog zu hören.

                      Mein Fazit: Leider bleibt der Spaß nicht konsequent und ist zum Ende etwas unrund. Trotzdem war es ein launiges Vergnügen.

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                        RoosterCogburn 20.12.2016, 22:41 Geändert 20.12.2016, 22:42

                        Alle paar jahre zieh ich ich mir diesen Evergreen rein. Und wie ich gerade sehe, ist es jetzt das erste mal, das ich ein Kommentar zum Film verfasst habe, obwohl hier bei MP bereits eines vorhanden ist. Da das letzte eher emotional war im Gegensatz zu diesem, ist es okay. Poste ich noch ein zweites :)

                        20.000 Meilen unter dem Meer
                        ist für mich eine fantastische und märchenhafte Jules-Verne-Adaption. Was hier den Kinofreund erwartet, hat Kinogeschichte geschrieben. Wer hinschaut, dem entgeht nicht das Walt Disney (persönlich an der Produktion beteiligt) schon damals sehr konzeptionell arbeiten ließ. Ich meine damit nicht die Inszenierung selber, dafür hat schon Richard Fleischer gesorgt. Aber man nehme z.B. den Cast. Es wurde aus marketingtechnischen Gründen sehr bewusst so international besetzt. Ein Engländer (der oscar-nominierte und mit dem Golden Globe ausgezeichnete James Mason als Nemo), ein Ungar der nach dem Krieg ausgewandert ist (der bereits oscar-prämierte Paul Lukas als Professor Aronnax), ein Österreicher der vor dem Krieg seine Heimat verlassen hat (Peter Lorre als dessen Diener) und ein US-Amerikaner (der oscar-nominierte Kirk Douglas). Allesamt zur Produktionszeit bereits erfolgreiche Stars und somit dem Publikum bekannt. Disney wollte eine zugstarke Besetzung.

                        Aber so ganz überließ Disney Fleischer das Ruder dann doch nicht. Nach Sichtung des Filmes ließ Walt einige Änderungen vornehmen, weil es ihm nicht zu dramatisch erschien. Vor den Änderungen kostete der Film weniger als US-$ 400.000, danach sind die Kosten auf insgesamt $ 5 Mill. explodiert. Besonders die Angiffsszene der Riesenkrake sorgte für eine enorme Kostensteigerung. Man wollte ein fulminantes, modernes Unterwasser-Abenteuer auf der Höhe der Zeit. Das ist auch entstanden. Allein die Untwasseraufnahmen setzten neue Maßstäbe auf der Kinoleinwand. Zeitweise wurde mit mehr als drei Dutzend Tauchern gedreht, sowohl im Studio als auch vor Jamaika und den Bahamas.

                        Das grösste Manko dieses Seemannsgarns sind wohl die Änderungen im Vergleich zum Roman. Mal abgesehen von einigen inhaltlichen Abänderungen hat man auch Figuren für die Leinwand neu geformt (siehe Ned Land und Kapitän Nemo). Auch das Schicksal um die Nautilus wurde hier verändert. Doch darüber lässt sich hinweg sehen, denn der Grundgedanke der Utopie bleibt.

                        Des Marshals Fazit: Mir bereitet der sechzig Jahre alte Cinemascope-Film noch immer eine helle Freude!

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                          RoosterCogburn 20.12.2016, 22:17 Geändert 20.12.2016, 22:20

                          Kirk Douglas schmeisst seinen Job als Bulle hin und wird Privatschnüffler. Dann ermittelt er für Anwalt Eli Wallach und soll auf eine junge Witwe aufpassen. – Mal abgesehen davon, das sich der Plot schon recht abgedroschen liest, wirkt die Umsetzung ziemlich diffus. Zu Beginn von „A Lovely Way to Die“ kommen mir die 60er Jahre Bonds in den Kopf (in Richtung „You Only Live Twice“ und „Thunderball“). Allein Song und Titeldesign erinnern mich daran. Außerdem ist da die übersexualisierte Figurenzeichnung des Ex-Bullen Schuyler (Douglas). Das fällt mir hier mehr auf als bei 007 selbst. Und es steht Kirk Douglas gar nicht. Es hat einen unangenehmen Beigeschmack. Als wenn der Produzent etwas kompensieren wollte. Aber wahrscheinlich wollte man nur auf irgendeinen Zug aufspringen. Damals wurden einige Männertypen im Kino so oder ähnlich gezeichnet (siehe Jerry Cotton, Mike Murphy, Kommissar X, Jack Clifton). Wobei Schuyler nicht wirklich kering, männlich auf mich wirkt. Diese Charakterisierung ist so überzogen, das man sich fragen muss, ob das satirisch gemeint ist. Nur leider ist die Handlung ansonsten nicht komisch. Wenn das eine Komödie sein soll, ist sie total unkomisch. Und wenn es ein Krimi sein soll, der sich ernst nimmt, dann kann ich es nicht als Zuschauer. Außerdem ist die Handlung fern jeder Spannung und Dramatik. So interessant es zumindest für Fans sein mag, Ali McGraw bei ihrem Filmdebüt zu zusehen, genauso unspektakulär ist es auch. Da ist Ralph Waite (bekannt als Pa Walton) in einer Nebenrolle auch nur nettes Beiwerk.

                          Des Marshals Fazit: Keine Entdeckung. Leider.

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                            Stanley und Ollie sind im Westen unterwegs um eine Urkunde der Erbin zu zustellen. Sowohl auf dem Weg dorthin, bei der Ankunft als auch der Übergabe selbst stellen sich die Tolpatsche dümmlicher an als es geht. "Way Out West" parodiert damalige Hits (Weit im Osten; Es geschah in einer Nacht). Aber das ist überflüssiges Wissen, die Gags funktionieren auch so.
                            Ein alter Bekannter, Jimmy Finlayson, ist auch hier mit dabei. Wer nicht weiss, wer das ist: das ist der olle Knauser mit Halbglatze und Schnauzer, der regelmäßig ein Auge zukneift, wenn er sich ärgert. Den kennt jeder, der sich Laurel & Hardy reingezogen hat. In den Tonfilmen der 30er war fast immer dabei. So auch hier als Saloonbesitzer. Er will die beiden übers Ohr hauen.
                            Meine Highlights in diesem Langfilm sind a] die Tanzeinlage der beiden bei der Ankunft am Saloon - hier sind die Cowboys so lustig drauf, das man in der Stadt mal eben vor sich hin trällert und einen Song anstimmt (dargestellt von The Avalon Boys) und b] ist da noch das Liedchen das Stanley und Ollie später vor der Theke trällern (The Trail Of The Lonesome Pine). Und c] der unglaubliche Lachanfall von Stanley! Steckt jedes mal an.

                            Mein Fazit: Ein Evergreen. Immer wieder gut.

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                            • 5 .5

                              Der 50 minütige Film ist nicht das Opus magnum unter den Dokumentationen. Aber gerade im Hinblick auf den kürzlich gesehenen "The Alamo" (US 1960) eine klare Bereicherung für jene, die sich mit der Geschichte des Wilden Westen noch nicht so auseinander gesetzt haben. Hier wird kurz und knapp, historisch korrekt und mit dem nötigen Pathos, die Tatsachen (soweit bekannt und belegbar) wieder gegeben. Nicht besonders ausführlich, dafür wird umso mehr darauf geachtet, dass das Andenken des Mythos "Alamo" nicht verkannt wird. So geht auch hier unter, um was für einen fragwürdigen "Freiheitskampf" es sich damals handelte. - Passt scho'.

                              https://youtu.be/3up6xLl_AKY

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                              • 8

                                Wie der Name es schon verlauten lässt, ist "Zootopia" eine Utopie - eine Wunschvorstellung. Alle Tiere dieser Erde leben friedlich miteinander im Einklang. Naja, fasst. So sehr hier auch interkulturelle Toleranz, Gleichheit und Hilfsbereitschaft propagiert wird, zeigt man auch das jedes System seine Fehler besitzt. Auch in Zootopia herrschen Diskriminierung und Vorurteile. Das zeigt die Geschichte um Judy, die als erster weiblicher Hase zur Polizei geht. Insgesamt wirkt die Parabel sehr sympathisch und lässt mich darüber hinweg schauen, das die Geschichte teilweise etwas unrund erzählt wird. Dabei helfen die witzigen Seitenhiebe, die ironischen Einfälle und vor allem das detailverliebte Zootopia selbst. Zahlreiche Zitate und popkulturelle Anspielungen tun ihr übriges ("The Godfather", "Breaking Bad", "Mission: Impossible" u.a.). Was allerdings doch etwas merkwürdig wirkt, das im Laufe der Handlung immer wieder verstärkt Vorurteile aufgegriffen werden, nur um diese wieder zu entlarven. Das hat für mich einen aufdringlichen und gewollten "Pädagogik-Charakter".
                                Trotzdem schafft es der augenscheinlich diktatorische Plot mit seiner homogenen Verpackung, dem Kriminalfall und seinem Witz mich zu verzaubern. Im grossen und ganzen ein sehr gelungenes Animationsabenteuer aus dem Hause Disney.

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                                  RoosterCogburn 19.12.2016, 20:28 Geändert 19.12.2016, 20:29
                                  über Noah

                                  Zur Adventszeit ziehe ich mir gern auch mal biblische Stoffe rein. Da kommt mir Aronofskys "Noah" gerade recht. Vor allem in sofern interessant, weil ein bekennender Atheist einen Comic adaptiert, welcher wiederum auf der "heiligen Schrift" beruht.

                                  "Noah" ist effektbeladenes Bombast-Kino. Hinzu erfundene Episoden versuchen den Fantasyfilm dramaturgisch mit Leben zu füllen. Das gelingt nur zum Teil. Interessant ist z.B. wie die anderen Menschen reagieren, die nicht mit auf die Arche durften. Kreativ empfand ich, wie der Bau der Arche gelingen konnte oder wie konnten all die Tiere genug zu fressen bekommen. Anderes habe ich schlicht nicht verstanden. Wieso sind Adam und Eva so schemenhafte Lichtgestalten? Kann mir das jemand erläutern? Und mit wem wollen sich die überlebenden Söhne eigentlich fortpflanzen nach dem Sündenfall? Aber dieser Punkt ist in der biblischen Vorlage schon recht zweifelhaft. Genauso wie die das Alter der Titelfigur.
                                  Leider gab man den inneren Konflikt Noahs zu wenig Raum. Aus meiner Sicht hätte das viel mehr im Mittelpunkt stehen müssen. Stattdessen verzapft Aronofsky eine höchst konventionelle Fantasy-Oper mit Monstern, Mythen und Brimborium. Methusalem (Anthony Hopkins) wird zum Druiden, die Arche zum Heimwerker-Projekt und eine atheistische Neuinterpretation des Stoffes bleibt aus.

                                  Der Marshal meint: Der wohl unbiblischste Bibelfilm den ich je sah.

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                                    RoosterCogburn 19.12.2016, 19:15 Geändert 19.12.2016, 19:21
                                    über Alamo

                                    Formal ein solides Kriegsdrama in opulenten Bildern. Aber leider hat Regisseur John Wayne zu viel Aufmerksamkeit dem Mythos Alamo und seinen Hauptdarstellern Richard Widmark und John Wayne geschenkt. So ist ein viel zu langes, dramaturgisch schwaches Helden-Epos entstanden. Wer also eine differenzierte Geschichtsstunde erwartet oder einfach einen guten Western, der ist hier komplett verkehrt.

                                    Natürlich hab ich bei einem US-amerikanischen Kinofilm der 60er ein Übermaß an Pathos erwartet. Schließlich geht es um einen angeblichen "Freiheitskampf" (aus Sicht der Texaner). Ich erwartet auch keine 100%ige Wiedergabe der Historie. Aber bitte, einen ehrlichen und respektvollen Umgang mit den Tatsachen. Doch was einem hier um die Ohren gehauen wird, spottet jeder Beschreibung. Das ist Hurra-Patriotismus und romantisierende Heldenverehrung der ganz üblen Sorte. Allein die Figurenzeichnung des David Crockett ist so derartig von der populären TV-Serie aus dem Hause Disney beeinflusst, das Crockett hie wie da den Namen "Davy" bekommt. Auch sein Auftreten erinnert stark an den Davy Crockett aus der Serie (sprich -> Abenteurer, Bärentöter, Indianerfreund). Und für die ganz doofen Zuschauer tragen alle seine Männer, genau wie er, einen Waschbären als Kopfbedeckung. Fehlte nur noch irgendein Apache für ne Blutsbruderschaft um das Kitschpaket zu komplettieren. Aber Halt, wir befinden uns ja Anfang des 19. Jahrhunderts als Texas noch zu Mexiko gehörte. Da war ja was.

                                    Die eigentliche Schlacht wird auch recht zügig abgehandelt. In der Realität soll es ja innerhalb einer Stunde über die Bühne gegangen sein (damals wurde auf der mexikanischen Seite akribisch Buch geführt). Statt seiner realen Gefangennahme und Hinrichtung hat John Wayne seinem Crockett einen Heldentod mit Bums gegeben. Was soll's?! Hier wurde sowieso viel verfälscht zugunsten des Mythos "Alamo". Dramaturgische Änderungen sind an und für sich nichts schlimmes, wenn es der Unterhaltung dient. Nur dient es hier ausschließlich der Überstilisierung einer us-amerikanischen Legende. [gesichtet wurde die Kinofassung, 161 min]

                                    P.S.: Warum hat die dt. Synchro den Namen von James Bowie eigentlich immer als "Bui" ausgesprochen? Das hat mich total irretiert.

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                                      Dieses Pixar-Animationsabenteuer stellt die Frage, was wäre, wenn die Dinosaurier nicht ausgestorben wären? Der Plot ist einfach und nicht neu. Arlo, schmächtiger und kleiner als seine Saurier-Geschwister, will und soll sich innerhalb der Familie behaupten. Bei dieser Aufgabe kommt er vom Wege ab und verirrt sich. Sein Weggefährte wird ein kleines, bissiges Etwas. Ein Menschenkind. Allerdings haben die Macher hier die Rollen vertauscht. Der Dino Arlo benimmt sich sehr menschlich und spricht, während Menschenkind Spot sich wie ein Hund verhält. Effektiv geht es um Freundschaft und darum die eigenen Ängste zu überwinden. Sehr bekannte Themen. Vor real wirkender Kulisse sind die Figuren sehr comichaft kreiert worden. Etwas gewöhnugsbedürftig, aber funktionell und witzig. Neben offensichtlicher Moral und Pädagogik, die die Storymacher hier verfolgen, konnte mich „Arlo & Spot“ durchaus unterhalten. Hinzu kommen inszenatorische Einfälle, wie die Western-Elemente zur Mitte des Filmes, wenn unsere freunde auf die Tyrannosaurus Familie treffen. – Kein Genie-Streich aus dem Hause Pixar. Jedoch spaßig und unterhaltsam. Wer, wie ich, von „Cars“ enttäuscht war, kann hier bedenklos zugreifen.
                                      [Zu empfehlen für Kinder ab 8 Jahren]

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                                        „Mortdecai“ ist bemüht skurril. Die Komik besitzt kein Timing. Die Dramaturgie ist nicht packend oder sonstwie interessant. Der wenige Sprachwitz in der OV geht in der Synchro vollends unter. Depp als dandyhafter Trottel und Kunstdieb versucht gequälten Humor als Komik zu verkaufen. Die lahme Inszenierung stolpert von Ort zu Ort ohne dabei wirklich etwas zu erzählen oder zu unterhalten. Das Treiben wirkt so künstlich und gewollt, das sich mir die Haare sträuben. – Vergeudete Zeit für einen enttäuschenden Film.

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                                          Wenn mann die Inhaltsangabe liest, erinnert der Film schon schwer an ein Mix aus „Knockin On Heavens Door“ und „Vincent Will Meer“. Und genau das hat Drehbuchschreiber Florian David Fitz auch fabriziert. Deshalb glänzt die Geschichte auch nicht gerade mit Originalität, sondern eher mit Vorhersehbarkeit. Aber aus meiner Sicht lässt sich auch nicht viel mehr kritisieren. Denn „Der geilste Tag“ will ein unterhaltender Road-Movie sein. Dabei lebt er in erster Linie von seinen Darstellern. Und ich bin wahrlich kein Fan von Herrn Schweighöfer. Aber hier ist er perfekt besetzt und spielt gut. Fitz hat sich und Schweighöfer die Rollen quasi auf den Leib geschrieben. Dieser Fakt verwundert nicht wirklich, denn Fitz hat den Streifen auch inszeniert, während Schweighöfer als Produzent fungiert.
                                          Mit Spielfreude überzeugen die beiden und tragen den ganzen Film. Ein solch harmonisches Spiel, wie hier zwischen Fitz und Schweighöfer, sieht man nicht oft. Das Thema Tod wird respektvoll behandelt ohne dabei zu sehr in die Tiefe zu gehen. Schließlich ist es kein Drama. Die Komik sitzt, die Kameraarbeit ist solide, die Inszenierung rund. Nur zum Ende besitzt der Film einige Längen. Trotzdem ist das Rezept aufgegangen.

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                                            Ein Mann. Eine Frau. Tiefe Trauer. Ein Tag. Das sind die Plotvorgaben dieser Erzählung. Fans von Yves Montand werden sich hier wohlfühlen. Für mich wirkte das 70er Jahre Drama im ganzen ziemlich zäh, trübselig, grau und wahnsinnig melancholisch. Ein schwermütiger Ausschnitt aus dem Leben zweier am Abgrund stehender Seelen. - Inszenatorisch eine Enttäuschung. Da sind die Politthriller von Regisseur Costa-Gavras empfehlenswerter als dies. Liegt vermutlich an Romy Schneider, das der von manchen Filmfreunden so hoch angesehen wird. Aber Romy wurde schon besser in Szene gesetzt und spielte in anderen Filmen überzeugender.
                                            BTW, in einer Nebenrolle ist Roberto Benigni zu sehen, der damals ausserhalb Italiens noch unbekannt war. Einen Miniauftritt als Flic hat hier Jean Reno, der hier erstmals in einer größeren Produktion zu sehen ist.
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                                            Ich habe den Film auf eoTV gesehen. Die ursprüngliche 35-mm-Filmkopie wurde hier vom eigentlichen 4:3 Bildverhältnis auf 16:9 zurechtgeschnitten. Geht schon mal gar nicht. Durch die Vergrösserung ensteht eine Grobkörnigkeit, die durch die Digitalisierung auf einem grösseren Fernseher stark ins Auge fällt. Weiter wurde das Filmvergnügen durch die schlechte Qualität der Filmkopie getrübt. Fette Partikel, Kratzer und Verschmutzungen nervten besonders in der ersten Hälfte des Filmes. - So etwas dem Fernsehzuschauer zu zumuten, empfinde ich als Ohrfeige. Und es ist schade um den Film.

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                                              November 1973 - Thanksgiving-Wochenende. Die Watergate-Affäre hat erst begonnen, der Vietnam-Krieg ist bereits zuende, die sexuelle Revolution hat inzwischen auch die Vorstädte der Ostküste erreicht. Der introvertierte Paul (Tobey Maguire) fährt aus dem Internat heim. Während Paul für eine Mitschülerin (Katie Holmes) schwärmt, wird seine Schwetser (Christina Ricci) vom ältesten Sohn (Elijah Wood) der Nachbarn angehimmelt. Seine Mom (Joan Allen) ist vom Familienalltag frustriert, sein Pa (Kevin Kline) steigt der Nachbarin (Sigourney Weaver) nach.
                                              Lee rekonstruiert einerseits sehr detailliert die US-Gegenwart der 70er und demontiert andererseits, die damalig herrschenden familiären Sitten aufgrund der sozialen Umbrüche. Dies weckt Zweifel am angeblichen Erfolgsmodell der Liberalisierung, die sich in den Staaten breit machte. Die beiden bürgerlichen Familien dienen hier als Spiegelbild der amerikanisschen Gesellschaft der 70er. Die "Schlüsselparty" ist nicht nur ein Relikt jener Zeit. Sie dient innerhalb der Handlung auch als Verweis auf den Egoismus der Erwachsenen. Die Folge dieser gesellschaftlichen Zusammenkunft sind Konflikte und die Besinnung auf einstige Werte.
                                              Auch wenn Ang Lee eine recht einseitige und teilweise zynische Abrechnung betreibt, ist sein Sozialdrama stilistisch beeindruckend und emotional intensiv. Einzig das moralgetränkte Ende stösst bei mir im Gesamtpaket etwas sauer auf.

                                              Des Marshals Fazit: "The Ice Storm" ist nicht nur wegen der herausstechenden Besetzung sehenswert. Meiner Ansicht nach gehört der Independentfilm zu Ang Lees besten Werken!

                                              #thanksgiving

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                                                RoosterCogburn 26.11.2016, 20:40 Geändert 26.11.2016, 20:43

                                                Little und Big Enos sind auf das Gouverneursamt scharf. Eine mysteriöse Kiste soll dabei helfen. Sie beauftragen "Snowman" und "Bandit" um diese von Miami nach Texas zu bringen. Der Grundplot ist derselbe wie im Original. Allerdings versucht man der Handlung neues abzugewinnen in dem "Bandit" an sich selbst zweifelt und die Kiste sich als Lebendfracht herausstellt. So kommt neben "Frog" (Sally Field) noch der "Doc" (Dom DeLuise) ins Spiel. Außerdem ist den Vieren Sheriff Buford T. Justice samt "Junior" auf den Fersen. Dieselben Zutaten, derselbe Plot, dieselben Hauptdarsteller, derselbe überzogene Humor und Jackie Gleason in gleich drei Rollen. Trotzdem (oder deshalb?) zündet das Sequel des 70er- Car-Crash Klassikers nur halbwegs.

                                                Es fällt mir schwer hier zu bewerten. Zu Erklärung: Ich kenne den Film nur synchronisiert. Kürzlich lief er im dritten Programm in der neuen Synchronisation, in der er vor etwa zehn Jahren auf DVD erschien. Hierfür wurden sämtliche Sprecher ausgetauscht. Besonders auffälig bei Reynolds und Reed. Sehr nervig bei Sally Field. In dieser kürzlich gesehenen Version (die ich etwa nach der Hälfte abbrach) verdient der Film nur 3 Punkte.
                                                Ich konnte aber noch meine alte VHS-Version finden mit der Original Synchro der Kinofassung. Dort besitzen alle Darsteller dieselben Sprecher wie im ersten Film. Ausserdem fiel beim direkten Vergleich auf, das die Synchro eine Art "politische Korrektheit" unterzogen worde. Aus "Halt die Fresse" wurde "Halte die Klappe", aus "Scheißhaus" wurde "Plumpsklo", als Junior auf Toilette muss wurde die Antwort des Sheriffs "Zieh's hoch Spuk's aus, wir haben keine Zeit!" zu "Schluck's runter, wir haben keine Zeit !" usw. Bei den ganzen zotigen Sprüchen wurde Hand angelegt und viel glatt gebügelt. Nachteil hier ist das Bildformat von 4:3 anstatt 16:9 wie bei der Neuveröffentlichung. Is aber verschmerzbar.

                                                Aber ehrlich gesagt, ich bewerte hier den Streifen und der ist besser als das was man daraus gemacht hat. Wer die Möglichkeit hat, die alte Synchro schauen oder gleich im Original. Die Neue versaut einem das Filmvergnügen.

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                                                  Domink Graf hatte mit der Mafia-Saga „Im Angesicht des Verbrechens“ einen spannenden Thriller und eine faszinierende Sozialstudie geschaffen. Die Presse hatte geschrieben, das dieser Film wie eine Essenz dessen wirke. Dem muss ich widersprechen. "Die Zielfahnder" wirkt auf mich als hätte man die guten inszenatorischen Einfälle aus „Im Angesicht des Verbrechens“ gestrichen und den Rest als ruppigen und nichtssagenden TV-Krimi verkauft.

                                                  Um was geht es? Zwei Zielfahnder des Düsseldorfer LKA jagen einen rumänischen Verbrecher, der gerade aus einem deutschen Knast ausgebrochen ist. Das war es. Das wie und warum wird hier nicht weiter erläutert. Den gesichstlosen Ausbrecher vergesse ich noch beim zuschauen aus Desinteresse. Es wird auf ihn nicht eingegangen. Stattdessen wird in den ersten 40 Mintuen zweimal ordentlich gepoppt und man sieht Beamten zu, die widerum anderen Beamte bei der Arbeit beobachten. Telefon- und Kameraschalte mit Justiz- und Innenminister und LKA-Zentrale, so sind alle bei der Menschenhatz live dabei. Spannend geht anders. Aber vllt kommt ja noch was. Jedoch entpuppt sich das wenige was das vorhersehbare Geschehen dem Zuschauer noch bietet, für mich als uninteressant und belanglos. Auf der Haben-Seite bietet "Die Zielfahnder" Ronald Zehrfrld, der das beste aus seiner Rolle heraus holt und die hübschen Möpse von Ulrike C. Tscharre, die sich hier allerdings (gewollt?) gelangweilt gibt.

                                                  Nervig sind die ständigen Zooms, die an B-Filme erinnern und immer wieder die sinnlosen Polizeifunk Einblendungen. Graf stagniert, stilistisch gesehen. Und das ist schade, wenn man bedenkt, was der Mann schon gedreht hat.

                                                  Fazit: Trotz vielversprechender Crew und guter Besetzung, empfand ich den als Piloten angelegten TV-Krimi ziemlich lau. Sollte es wirklich weitere Filme geben, ist da noch viel Luft nach oben.

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                                                    RoosterCogburn 22.11.2016, 23:09 Geändert 22.11.2016, 23:39
                                                    über Arrival

                                                    Bevor Denis Villeneuve im nächsten Jahr zur Fortsetzung von "Blade Runner" einlädt, zeigt er in "Arrival" bereits seine Vision eines ersten außerirdischen Kontakt mit der Menschheit. Wie könnte eine Begegnung mit einer uns völlig fremden Lebensform aussehen? Villeneuves Vorstellung dessen ist für mich mehr als ein Filmerlebnis. Es ist ein Gemälde mit philosophischen Anstrich in einem massenkompatiblen Rahmen.

                                                    Wieder einmal lässt er den Zuschauer die Handlung aus der Sicht einer weiblichen Protagonistin erleben. Amy Adams spielt hier großartig und lässt Jeremy Renner blass aussehen. Nebenbei, der eigentliche Hauptdarsteller neben Amy Adams ist die grandiose Kameraführung. Als Sprachwissenschaftlerin spielt Adams hier die Schlüsselfigur des Geschehens für die komplette Handlung. Clever empfinde ich, wie die Ankunft stattfindet. Denn ganz im Gegensatz zu den vielen Invasionsfilmen im Genre, sind hier die Außerirdischen plötzlich einfach da. Keine großangelegten bombastischen Szenen, in denen riesige UFOs über den Metropolen auftauchen und in Zerstörungswut ausbrechen. Genau wie die Linguistin Dr. Banks (Adams) erfahre ich als Zuschauer durch die Nachrichten, das zwölf riesige unbekannte Flugobjekte (scheinbar) willkürlich auf der ganzen Welt verteilt aufgetaucht sind. Von den Millitärs als "Muscheln" bezeichnet, erinnern sie mich optisch an Kubrick's Monolith ("2001"). Von aussen ist kein Einlass zu seheen, kein Fenster, kein Licht, keine Schaniere. Ein kompletter, dichter Körper. Eine Faszination für sich. Und mir fallen im Folgenden noch ein paar weitere Referenzen an "2001" auf.

                                                    Aber das ist eigentlich nur der Aufhänger für eine ganz andere Geschichte. Denn was noch folgt, damit habe ich nicht gerechnet. Sehr klug wird mit den Erwartungen gespielt um dann eine atmosphärische Erzählung um Vertrauen, Kommunikation, Selbsterkenntnis, Identität, das menschliche Denken und Grenzüberschreitung zu spinnen. Welche Rolle Verlust und Traumata im Leben der Hauptfigur spielen, wird für mich als Zuschauer dann erst am Ende klar. Diesbezüglich MUSS man auf die Eingangssequenz achten, zu der es gelegentliche Flashbackss gibt. Nachdem der eher konventionelle Teil der Handlung erzählt wurde, offenbart sich im letzten Drittel der Handlung eine ungemeine Sogwirkung aufgrund des faszinierenden Gedankenspiels. Ein Film der zum grübeln einlädt. Für jeden Sci-Fi Fan Pflichtprogramm!

                                                    Angeblich hat alles ein Anfang und eine Ende. Doch was, wenn nicht.
                                                    Der Kreis schliesst sich!

                                                    Des Marshalls Fazit: Für mich ist "Arrival" DER Film des Jahres 2016 und wahrscheinlich das beste Sci-Fi Drama seit Jahren. Deshalb vergebe ich die Höchstwertung!

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