SmooliEntertainment - Kommentare
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Alle Kommentare von SmooliEntertainment
Ich weiß noch genau, was ich für ein kleiner Pisser war. Bis, ja, bis ich die Harry Potter-Romane gelesen habe...
Oscar!
Sofia Coppola bedient sich hier größtenteils einer Methode, die abstumpft und nahezu starr wirkt. Die Geschichte um die Töchter einer Familie, die kollektiv Suizid begehen schafft es aber weder, wirklich tiefgreifend mit den Problemen umzugehen (die Eltern sind so streng, Glückwunsch), noch wirklich Mitleid entstehen zu lassen. Dass Coppola jedoch inszenatorisches Potenzial in sich trägt, zeigt sie auch hier in einigen Szenen, die mehr sagen, als Worte es wohl könnten. Dies und eine ziemlich gute Kirsten Dunst retten den Zuschauer vor dem Abschalten. Ein Film, der hauptsächlich ein „Und jetzt?“ erwecken mag und ansonsten weder berührt noch aneckt oder bildet. Für einen Film mit der Thematik ist das fast schon eine Schande. Die letzten fünf Minuten dagegen stehen in ihrer eiskalten Bitterkeit in einem seltsamen Kontrast zum Film. Da wird deutlich, was möglich gewesen wäre, wenn und hätte…
_Smooli
Ich liebe diese beiden Frauen. Ich liebe sie...
Eiskalt, nahezu steril inszeniert Nakashima diese unglaubliche Geschichte, die nicht nur in die Magengrube geht, sondern auch ordentlich auf die Seele drückt. Was passiert, wenn dem Tode Geweihte von ihrer begrenzten Zeit wissen? Wie verändert sich der unabänderliche Wertbegriff des Menschen? Sind sie weniger wert, oder mehr? Es sind Szenen von verstörender Ruhe mit einer großartigen halbstündigen Exposition, die schon für sich stehend als Kurzfilm durchgehen würden. HIV, Suizid, Mobbing, Amoklauf. Themen, die man lieber totschweigt, als sich damit zu beschäftigen. Nakashima lässt uns keine Wahl, ohne überdramatisch genannte Themen zum Selbstzweck verkommen zu lassen. Es sind zudem Filmminuten, die man niemandem zumuten möchte, die aber dennoch eine seltsame Faszination ausstrahlen. Man möchte weggucken und weghören, ausmachen und sich verkriechen, aber, verdammt, man möchte ebenso gern dranbleiben und jeden Moment von dieser verdreckten Zeit genießen. Das Narrativ springt zudem von der Gegenwart in die Vergangenheit, ein wenig in die Zukunft und wieder in die Gegenwart. Von Täter zu Opfer, zur Mutter des Opfers, zur Mitschülerin,… Und all das geschieht dabei so flüssig, dass man es nicht wahr haben mag. Und dann schießt der Regisseur noch den Vogel ab, wenn er die Klaviatur von unten bis oben komplett abdeckt und den Zuschauer etwas anders fühlen lässt, als Ekel: tiefe Trauer.
_Smooli
Szenen, die ihre Wirkung heutzutage nicht mehr frei entfalten können, machen mit der Zeit Platz für Szenen, die das sehr wohl noch können. Dafür sorgt die grandiose Kameraarbeit, die Sachen mit Schatten anstellt, die eine wahre Freude sind und sich mit der Schnittabteilung die Hände reichen, die ebenso präzise wie dynamisch zu Werke geht. Bald aber lenkt der lange Mittelteil den Fokus stark von der Home-Invasion-Thematik ab und konzentriert sich auf den dramatischen Aspekt, der jedoch in einigen Passagen arg veraltet und fast schon albern daherkommt. In den letzten 20 Minuten zieht der Film jedoch wieder an. Und wenn Helen schließlich mit Kerze die Treppe runtergeht, die Schatten an den Wänden zappeln und die Geigen immer lauter werden, dann macht sich sogar dieses schummerige Gefühl bemerkbar, das die alten Gruselfilme so sehenswert macht. Selbst wenn das Ende etwas verhunzt wurde.
_Smooli
FARGO müsste direkt davor laufen. Also kann man bedenkenlos Arte einschalten und das Coen-Double-Feature genießen.
Deine Meinung ist falsch.
[…] Und wenn Salma Hayek in einem Negligee gekleidet in ihrer Bude über zahlreiche Leichen von weiteren Huren und japanischen Gangstern stolpert und im Sekundentakt vom „badass“-Modus zur „Iiiih-Blut“-Einstellung schwankt, dann haben nicht nur die Beteiligten, sondern auch der Zuschauer Spaß. Selbst wenn der Film in Momenten viel zu sehr auf „kultig“ gebürstet ist und sich ganz krampfhaft cool präsentiert. Die Referenzen an das Kino des Quentin Tarantino sind alles andere als rar gesät und gehen manchmal über die bloße Hommage hinaus und verkommen zur Abkupferung jeglicher Filme, die der Herr seit 1994 veröffentlicht hat. […] Tarantino ist jedoch nicht der einzige, von dessen Arbeit sich hier offensichtlich bedient wird. Ohne Robert Rodriguez-Einfluss würde ja schon irgendwie irgendwas fehlen (passend, dass der Film von Dimension vertrieben wird) und selbst der Humor der beiden, der vor ein paar Jahren schon in „The Cabin in the Woods“ wunderbar funktioniert hat, ist auch hier immer wieder zu entdecken. Sei es das Verschwinden von dem zum Tode Geweihten aus dem Bildframe, ein Hund der leider nicht sein Spielzeug zu fassen bekommt oder die Art und Weise, wie die rote Suppe durch den Schlitz der Fahrstuhltüren geschossen kommt. Tiefschwarz, ekelhaft, makaber, aber auch irgendwie so überraschend frech, dass man nicht widerstehen kann. Es sind nämlich diese Momente, in denen sich Action und Humor liebevoll die Hand reichen und alles passend machen, was nicht passen soll. […]
„Everly“ ist Grindhouse B-Movie-Genrekost vom Feinsten, vereint interessant inszenierte Bilder mit bösem Humor und schöpft Budget und Zeit voll und ganz aus, im Gegensatz zur Dramaturgie. Wem Exploitation zusagt, der kann hier bedenkenlos zugreifen, wer Salma Hayek mal wieder mit Waffen in engen Stoffen durchs Bild rennen sehen wollte, ebenso. Die 90 Minuten sind weder schlau, noch weltbewegend, könnten aber kurzweiliger nicht sein und sind in ihrer Konsequenz, mit den technischen Spielereien und dem Humor irgendwie verdammt sympathisch. […]
http://diedreimuscheln.blogspot.fr/2015/05/review-everly-endlich-ballert-salma.html
_Smooli
[…] Dabei ist es eine seltsam dysfunktionale und beinahe schizophrene Beziehung, die die beiden führen. Sie machen sich gegenseitig (und gemeinsam) kaputt, sind aber dann Minuten später wieder voll und ganz solidarisch in Momenten, in denen sie von äußeren Kräften der Gesellschaft angegriffen werden. Die Wirkung der Gesellschaft selbst wird dabei jedoch von Dolan derart kräftig und gleichzeitig so leise im Hintergrund ad Absurdum geführt, dass man den Hut ziehen muss. […] Sie liebt ihn, und das ist verständlich, so wird doch nach guten 20 Minuten auf einmal überdeutlich, dass Steve all das nicht macht, um böse zu sein. Sondern, weil er einfach nur eine verwirrte Seele ist. Perfekt beschrieben wird das in einer Szene, in der er seiner Mama eine offensichtlich gestohlene Kette überreichen möchte und sie aus der Haut fährt, weil er ein Dieb ist. „Ich hab’s nicht gestohlen, es ist ein Geschenk.“, entgegnet er da. Mehr braucht Dolan nicht, um deutlich zu machen, wie das Innere von Steves Kopf funktioniert. Wie kann etwas schlecht sein, wenn er aus Liebe gehandelt hat? Wieso kann niemand das Gute in seiner Geste sehen geschweige denn, sie würdigen? […]
Ist Steve also dazu verdammt, ein Diener zu sein? Wird er jemals ein Prinz werden können? Er, Diane und die Nachbarin Kyla tanzen und freuen sich. Es ist einer der intimsten Momente des Films. Es ist ein Tanz, in dem sie die Akzeptanz der ausweglosen Situation, in der sie stecken überholen und sie gar vergessen. So weit, bis sogar Träume und Hoffnung wieder Wörter sind, die man im Lexikon finden kann. Diese Hoffnung nicht zu verlieren, obwohl Enttäuschung nach Enttäuschung Einzug in das Leben finden, ist nicht nur eine Kunst, es ist letztendlich das Einzige, was den Figuren übrig bleibt. „Fate, don’t leave me now.“ […] Der Regisseur/ Produzent/ Drehbuchautor/ Cutter, dem immer wieder gerne Style over Substance vorgeworfen wird (so langsam jedoch ohne triftigen Grund), vereint hier Stil und Substanz, wenn er in einem 1:1 Bildformat filmt und gleichzeitig eine beeindruckende Geschichte erzählt, die in ihrem bitteren Wahrheitsgehalt, ihrem Gespür, ihrem Weitsinn, der Planung und der Durchführung ganz einfach mehr ist, als man von einem 25-Jährigen erwarten kann.
http://cinemaforever.blog.de/2015/05/15/mommy-can-2014-kritik-selbstverstaendlich-heisst-leicht-20388045/
_Smooli
Hab grad "Schloss des Schreckens" auf deiner Liste gesehen. Da muss ich natürlich fragen: Kennst du "Bis das Blut gefriert"? Der ist fabelhaft.
Vaughn: Supi.
Bilder: Doll.
Voice-Over: uargh.
Es war 1996, also post Pulp Fiction und gerade um die Zeit herum, in der Lars von Trier mit seiner Dogma-Richtung von sich Reden machte, als Nicolas Winding Refn ein Milieu-Drama abdrehte, welcher später als der erste dänisch-sprachige Gangsterfilm gefeiert wurde. Irgendwie muss man sie mögen, die Dänen und ihre Art, Filme zu machen. Natürlich, rau, realitätsnah, ungeschönt und dazu mit einem fast schon pechschwarzen Humor versehen, sodass man sich manchmal fragen muss, ob man nun lachen oder weinen oder weggucken soll. Und auch wenn es sich hier um keine Komödie handelt (bei Weitem nicht), treffen diese Eigenschaften auch auf Refns Erstlingswerk zu.
Bemerkenswert ist dabei, wie es dem Regisseur gelingt, die Stationen des Lebens der Charaktere einzufangen. Wir wissen, dass die Figuren falsche Wege gegangen sind. Wir wissen nicht, wo, wann und wieso, aber man kann die Hoffnungslosigkeit ihrer Existenz förmlich auf ihren Schultern ausmachen. Sie leben in einer zerstörten Welt, die mit Teufelskreisen, Schulden und Gewalt an jeder Ecke droht, in der es nur darum geht, beschäftigt zu sein. Mit irgendwas, damit man keine Zeit hat, über die eigene Erbärmlichkeit nachzudenken. So hoffnungslos wie selbstzerstörerisch. So bitter wie bemitleidenswert. Den einzigen Input positiver Natur bekommen die Gestalten von sich selbst. Wenn sie sich halbherzig selbst einreden, dass alles bloß eine Phase sei, dass sie die Wahl hätten, dass sie frei seien.
Wenn Menschen in einer so verdrehten Welt leben, dann ändern sich auch ihre Ansichten, Vorstellungen und Werte. Über das Ficken und „Sport im Zweiten“ (Analverkehr) wird selbst beim Einkaufen geplaudert, als gäbe es kein Morgen. Beim kleinsten Hauch von Zärtlichkeit allerdings wird mit Gewalt reagiert. Als wäre sie ein Fremdkörper wird der Person eine Abfuhr erteilt. Sowas gehört nicht in diese Welt, weil es daran erinnert, wie es früher war. In der eigenen Kindheit, im vertrauen Heim, als man noch nicht die falschen Entscheidungen getroffen hat.
Stattdessen wird Wert auf Ehre und Respekt gelegt. Wie sehr diese Begriffe in dem Leben der Figuren jedoch verdreht sind, das zeigt sich, wenn beides nicht zum Mit- sondern zum Gegeneinander genutzt wird. Wenn du Respekt hast, dann verpisst du dich jetzt ganz schnell. Wenn du Ehre hast, bleibst du hier und kämpfst. Beides gleichzeitig geht nicht und weder das eine noch das andere scheint allein und ohne das Gegenstück erstrebenswert zu sein. Das Tattoo auf Tonnis Hinterkopf macht das noch mit am deutlichsten.
Überhaupt ist es auch Tonni, der beweist, welchen Stellenwert Kameradschaft hat. Erwartet wird es, aber eher von den anderen, als von sich selbst. Das kann natürlich nicht funktionieren, vor allem nicht in einer Welt, in der sich jeder am nächsten ist. Kamerad-, Freundschaft und auch Respekt scheint da zu ende, wo das Geschäft in den Weg kommt. Oder die Ehre. Und so trifft Frank, der auf den Punkt von Kim Bodnia dargestellt wird, eine falsche Entscheidung nach der nächsten und sucht kleine Gassen, durch die er entkommen kann, nur um zu merken, dass sich die Schlinge um seinen Hals immer enger gezogen hat, je weiter er versucht wegzukommen. Und wenn er auf dem Weg zum Ziel seine engsten Menschen wie Dreck behandelt, weil er sich zu sehr um sich selbst schert, dann wundert er sich am Ende, wenn er die Sympathie verliert. Und als er das bemerkt, ist er der einsamste Mensch der Welt.
_Smooli
"Comes his ultimate masterpiece." heißt es im Trailer.
Nicht nur sein "neues" Meisterwerk, sondern das "ultimative". Im Sinne von "das höchste Stadium der Entwicklung darstellend".
Dann will ich von dir aber auch ordentlich was sehen, del Toro.
Könnte man sich mal geben. Allerdings müsste man vorher mehrere Wochen meditieren bis man erfolgreich ausblenden kann, dass dieser Kevin in The Captive mitgespielt hat.
[…] Fünf Leute zeichnen für das Drehbuch verantwortlich. Fünf. Da möchte man echt meinen, dass fünf kreative Köpfe es schaffen sollten, mehr als nur Schema F hinzurotzen. Aber offensichtlich verlangt man da zu viel. Regie und Buch halten sich ebenso brav an alle festgefahrenen und starren Regeln der Kunst des 08/15-Filmes, wie sie in so vielen anderen billig produzierten Actionfilmen zu finden sind. Das kann man als Solidarität auffassen - oder als Faulheit. […] Harmonie oder Chemie zwischen den Darstellern gibt es gar nicht, was nicht einzig und allein an Lautner und Konsorten liegt, sondern auch an der Regie, die jegliche Stimmung im Keim erstickt. Momente, in denen die Chemie deutlich werden soll, stechen bloß hervor, weil die ständig wummernde Dubstep-Mucke verstummt und sich zwei Menschen im Close-Up in die Augen schielen. […] Dass die Verantwortlichen des Films Nichtskönner sind, wird jedoch am schmerzlichsten in den Actionszenen deutlich, was verdammt schade ist, da es sich hier um einen Actionfilm handeln soll. Spannung kommt in den Szenen nicht auf, Hektik wird mit Wirrwarr verwechselt, unterhaltsam ist der Schmarn auch nicht und als wäre das noch nicht genug, sind auch die Parkour-Läufe an sich nicht wirklich atemberaubend anzusehen. In einem Film, der ein Synonym der Sportart als Titel trägt, ist das nicht weniger als eine Schande. Benmayor versucht das Publikum mit einer Geschichte, die keine Lächerlichkeit auslässt, für dumm zu verkaufen. Dies tut er jedoch so offensichtlich und direkt, dass es nicht funktioniert, wenn man mit einem halben Auge und Ohr bei der Sache ist. Es wird nämlich ein Fehler begangen, den man wirklich erst einmal machen muss: Der Zaubertrick wird dem Publikum erklärt, bevor er überhaupt vorgeführt wird. Enttäuschung ist da zwangsweise vorprogrammiert. Da muss sich dann auch keiner der Beteiligten wundern, wenn das mit der Spannung ein Satz mit „x“ wird. […]
http://diedreimuscheln.blogspot.fr/2015/05/review-tracers-run-taylor-ruuun.html
_Smooli
Nöö.
[...] Die unheimlich graphischen und privaten Aufzeichnungen von Cobain schreien dem Betrachter förmlich diese zerrissene und verletzte Seele entgegen. Interessant anzusehen, alarmierend und damit stets mit dem bitteren Beigeschmack verbunden, dass es zu spät ist. Wäre es nicht um diese Kritzeleien, Zeichnungen und andere Werke; die Dokumentation wäre nicht halb so interessant.
Es sind nämlich diese hinterlassenen Dinge, die der Welt ein Geschenk sind, weil sie mehr über Cobain aussagen, als je irgendein Film im Stande wäre. Sie beweisen, dass Cobain ein Expressionist war, der seine innere Seele, das Ungewisse, Fremde und Extreme verarbeitete. Die Animationen der Werke sind gut, erschreckend, informativ, unterhaltsam, fordern aber auch einen aufmerksamen Zuschauer, der Willens ist, sich damit auseinanderzusetzen. Umso erschreckender ist es, dass die Dokumentation nachlässig mit diesen Notizen, Zeichnungen, etc. umgeht. Sie werden instrumentalisiert, um den Zuschauer zu manipulieren. Textzeilen von Notizen werden vollkommen aus dem Zusammenhang geblasen, um zu schocken und Eindruck zu schinden. Das ist nicht nur schade, sondern auch einer sogenannten „intimen Dokumentation“ in höchstem Maße unwürdig. Zudem strahlt der Film zuweilen die gleiche Sensationsgeilheit aus, die Cobain Zeit seines Musikerdaseins verachtete, gegen die er kämpfte. Dadurch verliert die Arbeit von Brett Morgan unheimlich viel Glaubwürdigkeit, denn so scheint es, als hätten die Macher aber auch gar nichts von dem verstanden, wofür Kurt Cobain stand. Dadurch wirkt das Werk weniger wie ein Herzensprojekt der Macher, sondern wie Kalkül, wie ein Bedienen der Massen ohne wirklichen Sinn und Verstand.
„Cobain: Montage of Heck“ instrumentalisiert einen Mann, der sich gegen den Strom stemmte, gegen ihn arbeitete, Anarchie versprühen wollte. Dessen Anarchie schließlich instrumentalisiert wurde, was ihn verwirrte, seinem noch jungen Lebenswerk widersprach und ihn wahrscheinlich in den Suizid trieb. Diese Ironie muss man sich erst einmal verdeutlichen, bevor man diese Dokumentation dafür abfeiert, dass sie Kurt Cobain verstünde. [...]
http://diedreimuscheln.blogspot.fr/2015/05/review-cobain-montage-of-heck-die.html
_Smooli
Ich bin so unheimlich gespannt auf Vaughn!
Noch keinen Ghibli-Film gesehen, noch nichts von Hisaishi gehört - bis jetzt. Seine Musik und dein Text wärmen mir das Herz, liebe Zimtmond. Summer höre ich jetzt in Dauerschleife.
[…] „Gefährlich, Spötter zu verspotten.“ In einer genialen Szene wird der Charakter JJ Hundsecker eingeführt. Der Regisseur Mackendrick nutzte Tricks, Kniffe und Spielereien, um Lancasters Erscheinung, die sowieso schon respektabel ist, noch einschüchternder zu machen - und es funktioniert. Von Anfang macht der Mensch keinen Hehl daraus: Er weiß um seinen Einfluss und die daraus resultierende Macht. Er kann jeden zerstören und muss sich dabei nicht einmal anstrengen. Wie andere Filmreviews schreiben, schreibt er Kolumnen und kann in wenigen Minuten das Leben anderer Menschen in der Luft zerreißen. Seine enorme Ignoranz der Wahrheit und der fehlende Respekt an der Menschheit wird dabei deutlich, wenn er einen unfreundlichen Artikel über Picasso schreibt und nicht einmal weiß, wie man dessen Namen schreibt. Über sprachliches Talent ist er also wahrscheinlich auch nicht an seinen Beruf gekommen. Nein, wahrscheinlicher ist, dass er einfach der Mann ist, der am meisten über die einzige Währung verfügt, die in diesem Gewerbe zählt: Wissen. Wissen ist hier die einzige und absolute Macht. Jedoch ist Wissen nicht jenes, mit dem man Probleme lösen kann, sondern Wissen, mit dem man bestimmte Probleme unterdrücken und verdecken kann, indem man auf (größere) Probleme anderer aufmerksam macht. JJ ist nicht Teil eines Systems, das an Konsens und Lösungen interessiert ist, sondern an Ablenkung und Hinterhältigkeit zum eigenen Vorteil. Survival of the smartest. […] Er weiß, wie er die Leute um sich herum gefügig macht, eben weil er weiß, was ihre Träume und Ängste sind. In Szenen, in denen neben JJ und Sydney noch andere Figuren zu sehen sind, hält Sydney sich oft im Hintergrund auf. Manchmal ist er nur beim zweiten Hinsehen zu erkennen, aber er ist immer da und vor allem immer aufmerksam. Ein Mann, der alles mitbekommt aber niemandem auffällt, bis er sich in die Situation einbringt. „Sie sind ein Giftmischer, Sydney. Nur mit der Zange anzufassen.“, sagt JJ. In diesem Film ist das ein Lob. […]
http://diedreimuscheln.blogspot.fr/2015/05/review-dein-schicksal-in-meiner-hand.html
_Smooli
Das klingt hervorragend. Ich und meine frisch entdeckte Schwäche für das Independent-Gruselkino freuen sich!
Als ich irgendwann im Winter THE CAPTIVE im Kino gesehen habe, hab ich spontan die Kommentarreihe „Smooli Rastet Aus“ gestartet. Irgendwann mündete diese Reihe in Blog-Einträgen als alternativen Filmprofile. Für VOLLIDIOT jedoch muss ich zurück zur guten alten Ausraster-Reihe gehen, denn ich fühle mich nicht im Stande, genug Humor für diesen Film aufzubringen. Wie mein Kollege Stu sehr richtig sagte: Es ist nicht einfach, gute Witze über schlechte Witze zu machen.
Smooli Rastet Aus: Teil 7
Das größte, aber bei Weitem nicht einzige, Problem des Films ist die Wahl des Stabs. Tommy Jaud hat seinen eigenen Roman nicht nur adaptiert, sondern auch nach allen Regeln der Kunst verkackt. Ein Roman ist ein Roman und ein Film ist ein Film. Es gibt Unterschiede zwischen Kunstformen, das weiß jedes kleine Kind. Dass der Roman zum Film seinen Witz zum größten Teil aus Simon Peters Gedankenwelt bezieht wurde hier mittels Voice-Over und Durchbrechen der vierten Wand gelöst. Elegant ist das nicht, aber in den ersten Minuten noch zu verkraften. Der Sprachstil des Jauds, den er eben (erwartungsgemäß) ziemlich direkt aus dem Buch übernommen hat, passt einfach nicht in das Medium Film. Das ganze ist nicht witzig, sondern hölzern, überaus peinlich und zum Schämen. Niemand anderes als Tommy Jaud kann den Stil des Romans von Tommy Jaud treffen. Tommy Jauds Stil aber ist für einen Film nicht geeignet. Um diese Erkenntnis zu erlangen, brauchte ich keine vier Minuten. Den Machern war das wohl auch von Anfang klar, sonst hätten sie sich beim Dreh, Schnitt und allem Drum und Dran mehr Mühe gegeben.
Die Handlung des Films ist schnell zusammengefasst: Fremdschämen mit Oliver Pocher. Ich weiß, die letzten zwei Worte machen die ersten beiden redundant. Pocher spielt, nein, verkörpert den Vollidioten Simon Peters. Im Buch funktioniert das noch, weil Simon noch irgendwie sympathisch ist. Pocher zerschießt diese Pluspunkte von Anfang an und macht aus einem Vollidioten ein richtiges Arschloch. Nein, Jaud ist nicht der einzige, der komplett fehlgecastet wurde; Pocher ist ja auch noch da. Zugegeben, er sieht aus wie Peters im Buch beschrieben wird. Zugegeben, er ist ein echter Hohlpfosten. Aber: Er kann ums Verrecken keine Sympathiepunkte sammeln und er ist noch hilfloser, wenn es um die Kunst des Schauspielerns geht. Jeder einzige Satz von ihm klingt abgelesen, hohl, wie aus dem Mittagsprogramm von RTL2 von diesen unsäglichen Scripted Reality-Shows. Dass Pocher kein Talent dafür hat, ist eine Sache. Dass die Verantwortlichen offensichtlich nicht daran interessiert waren, das Bestmögliche aus ihm herauszuholen - eben das zeugt von einer fehlenden Motivation, von keinerlei Überzeugung, dass das, was sie da tun Hand und Fuß hat. Damit kriegt der Stab nicht einmal den Trostpreis namens „Wir hatten voll Spaß bei den Dreharbeiten“, den Filmemacher sich immer selbst verleihen, wenn alle anderen über den Film abkotzen. Aber auch dieser Preis hat vor ein paar Jahren stark an Bedeutung abgenommen, als der Regisseur des RTL-Schunds HELDEN - WENN DEIN LAND DICH BRAUCHT den Pokal für sich beanspruchte. Danke, RTL. Du hast es geschafft, dem entwürdigenden Trostpreis seine fehlende Würde zu nehmen.
Jeder winzige Hans und Franz, der mal schlechte Witze im TV erzählt hat, hat auch hier einen Auftritt und scheitert an einem Charakter, der keiner ist, weil die Charaktere keinerlei Profil besitzen. Es sei denn, sie sagen in die Kamera, was ihren Charakter ausmacht. Anke Engelke ist die einzige, die als solide zu bezeichnen ist. Aber das ist sie ja immer. Abgesehen von ihr gibt es nicht einen einzigen Auftritt von irgendeiner Hohlbratze, der jedem Schauspielstudenten und halbwegs Interessierten des Filmmediums nicht die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Unfassbar, mit was sich hier zufrieden gegeben wird. Unfassbar, was durchgewunken wird. Unfassbar, dass die Leute da ihre Namen raufpressen.
Zu guter Letzt: Ein Test für den Leser. Wer weiß, vielleicht ist dieser Film ja genau das Richtige für Dich!
Frage 1: Magst du Oliver Pocher?
(a) Nein ……….. (b) Nein ……….. (c) Ööööööööh.
Frage 2: Guckst du Filme zum Spaß?
(a) Ja ……… (b) Öh. ………. (c) Nein
Frage 3: Findest du es lustig, wenn Ausländer geschlagen werden, weil sie nicht richtig Deutsch sprechen?
(a) Ja, schwör. …. (b) Ja, Brudi. …. (c) Öööhöhöhöhö.
Frage 4: „Die Zuschauer wollen das Gleiche, nur gleich.“ Gehörst du dazu?
(a) Ja. ……… (b) Ja. ………… (c) Öh?
Frage 5: Sind dir Schauspieler, Drehbuch, Regie, Schnitt, Kamera und sowieso alles egal, wenn du einen Film schaust?
(a) Ja. ……….. (b) Mir doch egal. …. (c) Ölkölkölk.
Frage 6: Bist du ein Vollidiot?
(a-c) Ja.
Du hast vornehmlich a, b oder c angekreuzt? Glückwunsch! Du hast gar nichts erreicht! Der Test ist nämlich totaler Blödsinn, aber wir hatten voll Spaß beim Ausfüllen oder? Super, vielleicht überreicht RTL uns dann ja auch bald irgendeinen Preis. Es ist nämlich anscheinend nicht nur okay, Scheiße zu verzapfen, wenn man wenigstens dabei Spaß hat, sondern man bekommt auch noch Preise dafür.
_Smooli
Es kommt nicht oft vor, dass man einen Film guckt und das Gefühl hat, etwas Historischem beizuwohnen. Eine Art Zäsur zu erleben. Und eben weil es nicht oft vorkommt, scheint der Effekt der Ehrfurcht auf den Zuschauer umso stärker zu sein. In einer Dokumentation, die sich dem Film widmet und neben Vertrauten Chaplins auch einen ehemaligen Nationalsozialisten zu Wort kommen lässt, wird von einem jüdischen Filmkritiker gesagt, der Film habe der Welt und den Menschen Mut und Zuversicht gestiftet. Chaplin war bereits seit Jahren ein Superstar von internationalem Format und die Menschen freuten sich, ihn gegen Hitler und die Nazis antreten zu sehen. Und wenn ein Film es schafft, Mut und Zuversicht in den dunkelsten Zeiten zu verbreiten, dann zeugt das von einer immensen Kraft, die von diesem Film ausgeht und einem ebenso starken Druck, der auf Chaplins Schultern gelastet haben muss. Dies erklärt auch die ungewöhnlich lange Drehzeit von fast 600 Tagen, in denen Chaplin das Set mehrere Male rekonstruieren ließ und das Ende des Films umschrieb - auf eigene Kosten. Es macht deutlich, wie ernst es dem Mann war, dass letztlich alles stimmt. Und es macht deutlich, was für ein großer Künstler er war.
Die Frage, ob man denn über Nazis lachen darf, ob man damit nicht vielleicht gar ihre Gräueltaten relativiert, wurde und wird oft gestellt. Chaplin selbst fand die passendsten Worte, als er sagte, über Hitler könne man nicht lachen, man müsse es. Und so schafft der Meister einen Film, der unfassbar vielseitig, unfassbar zitatwürdig ist und einfach besticht, durch seinen herzensgute Intention. Der Film ist ebenso dramatisch wie lustig. Der Film ist lustig, weil er so traurig und traurig, weil er lustig ist. Man muss einfach lachen, ungeachtet dessen, ob man es sollte. Unvergessen sind sie, die Szenen in denen Hynkel mit der Weltkugel spielt. In denen er sich (ganz der Choleriker) über seine Stifte aufregt („STRÖTENZACK!“) und der satirischen Entsprechung von Mussolini zeigen will, dass er Italiener wie Spaghetti auseinanderreißen kann. Niemals wird jemand so punktgenau die Politik der Nazis derart auf den Kopf stellen, ihr gleichzeitig den Spiegel vorhalten und sie der bitteren Lächerlichkeit preisgeben. Auf die Frage, ob er nicht Arier sei, antwortet der Friseur, er sei Vegetarier. Damit ist dann auch eigentlich alles gesagt zu dem Wahnsinn, den die Nazis sich teilweise ausgedacht haben. Die Metaphern, die Andeutungen und die Spielereien, die Chaplin benutzt sind nicht nur grandios geplant, sie sind auch mindestens ebenso gut ausgeführt und überdauerten in ihrer Stärke die Jahrzehnte und werden auch noch weitere Dekaden anhalten.
Charlie Chaplin war seinerzeit der einzige Filmschaffende, der sich weigerte, von seinen Stummfilmen Abschied zu nehmen. Er war der Meinung, es würde die Figur des Tramps entzaubern. Bekannt wurde von ihm auch das Zitat, dass Taten größer sind als Worte. Das größte, was man sagen könne, sei „Elefant“. Ist dieser Spruch sicherlich einerseits bierernst, andererseits halb scherzhaft gemeint, ist es doch bezeichnend, dass Herr Chaplin diesen Film nutzt, um zum ersten Mal zu sprechen. Und umso stärker ist die Wirkung im mittlerweile legendären Endmonolog. Mit diesem Film erkennt Charlie Chaplin, der größte Stummfilm-Künstler aller Zeiten, an, dass das gesprochene Wort sehr wohl mächtig sein kann. Dass es bedeutenderes gibt als sich selbst und seinen Film. Und dass dieser Film größer ist als die Summe seiner Teile. In den letzten Minuten sieht man einen Mann, der sich seiner gesellschaftlichen Macht bewusst ist und sie auf die bestmögliche Art anwendet. In diesem Sinne missachtet er gar die Regeln der Filmkunst und macht aus einem Spielfilm einen persönlichen Brief an die Menschheit, der aus dem tiefsten Inneren seines Wesens kommt und ebenso übermenschlich wie überwältigend ist. Anfangs wurde das freie Sprechen noch mit einem „Schtonk“ als abgeschafft erklärt. Am Ende wird es mit all seiner Macht genutzt.
DER GROSSE DIKTATOR ist wahrscheinlich das größte Werk des Charles Chaplin. Es ist wahrscheinlich eines der größten Werke der Filmgeschichte. Es ist beeindruckend, wie viel der Aussagen auch heute noch geltend gemacht werden und wie oft man auch nach heutigem Wissensstand noch anerkennend nicken kann. Die Darstellung des Lebens im Ghetto und der Umgang mit dem Konzentrationslager ist nach heutigem Wissensstand zwar als verherrlicht zu deklarieren, aber auch in der Hinsicht verzeihlich, dass Chaplin die wahren Zustände in den Konzentrationslagern vor 1940 schlicht nicht wissen konnte. So ehrt es ihn, dass er später verkündete, hätte er die schlimmen Wahrheiten gekannt, hätte er den Film nicht produzieren können. Letztendlich muss man jedoch einen Strich unter diese falsche Darstellung machen und anerkennen, wie viel Chaplin verlangt aber auch gegeben hat, um diesen grandiosen Film auf die Beine zu stellen. Sowas kommt dabei heraus, wenn sich der größte Filmschaffende, den die Welt bis jetzt gesehen hat, ein heikles Thema nimmt und mit dem allergrößten Gefühl bearbeitet. Dafür reichen letztendlich keine Worte aus. Da hilft nur eine Verneigung.
_Smooli
Yep, der Babadook ist'n Guter...