SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

  • 8 .5

    Was für ein effizienter Bruch, was für ein nachhaltiger, performanter Schmerz. Woody Allen kniet nieder vor seinem Idol Ingmar Bergman und artikuliert sich in seiner fröstelnden Hommage keineswegs mit kleinlauter Ehrfurcht. „Innenleben“ - und das ist unter keinerlei Bedingung vermessen intendiert – muss sich nicht hinter den Werken des schwedischen Meisterregisseurs verstecken. Der New Yorker blickt, ebenso wie es sein skandinavisches Vorbild häufig getan hat, auf innerfamiliäre Strukturen und lässt die zerrütteten Verhältnisse dieser in ihrer psychologischen Division vereinigt zersplittern. Allens präziser Nihilismus im porträtierten Niedergang einer Familie, ist so erschreckend apodiktisch wie unverhofft belastend: Vom neurotisch-intellektuellen Pausenclown ist keine Spur mehr zu finden. Die Wellen peitschen ein letztes Mal an den Strand, danach gibt es nur noch Stille und innere Leere. Woody, bist du es wirklich?

    14
    • 5

      [...] Dieses Manko auszuradieren, wäre McCarthy natürlich problemlos in der Lage, nur fällt auch das Endergebnis seiner Arbeit zuweilen erschreckend nichtssagend und unnötig narzisstisch respektive aufgeblasen aus: „The Counselor“ ist tatsächlich ein Film geworden, der sich blasiert in der überqualifizierten Rhetorik seines Autors wälzt und alles um sich herum am liebsten vergessen möchte. [...]

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      • 8

        Die Feststellung ist wenig neu: Der kommerzielle wie mediale Auftrieb geht nicht immer Hand in Hand mit der filmischen Qualität. Und gemessen an seiner Popularität, ist „Der Stadtneurotiker“ gewiss das ikonische Prunkstück im Œuvre von Woody Allen – Schlussendlich geht das aber vollkommen klar, denn die feinen geschmacklichen Differenzierungen übernimmt ja letztlich die Subjektivität. Mit „Der Stadtneurotiker“ offeriert Allen hingegen einen effektuierten Mittelweg, der in seiner beflügelten Funktionalität sowohl seine unleugbare Massenkompatibilität unter Beweis stellt, dabei aber nie in die stur-struktuierte Banalität abdriftet. Allen erzählt von einer neuen Liebe sowie verblühten Techtelmechteln, über die diffizile Schneise zwischen beruflicher Potenz und intimer Disparität. Man muss den Moment leben, denn rückblickend werden diese Augenblicke die berechtigten Hoffnungsschimmer dafür sein, dem leidigen Gefühl zu entgehen, umsonst gelebt zu haben. Entzückend, wie gewichtig die Leichtigkeit des Seins doch manchmal ist.

        25
        • 8 .5

          Ein Film über die elementare Selbsterfahrung und willensstarke Einsicht, über das Wagnis, alles auf eine Karte zu setzen und dadurch – möglicherweise - in Sekundenschnelle in den Dunstkreis gesellschaftlicher Stigmata zu rutschen: Am Ende zählt einzig und allein die Courage, sich nicht von äußeren Einflüssen beirren zu lassen und genau den Weg einzuschlagen, den das eigene Herz auch vorgegeben hat. Natürlich wird diese Aussage von Woody Allen nicht derart phrasenhaft wie in jeder trivialen 08/15-Schnulze publiziert, „Manhattan“ ist lakonisches, melancholisches und sublimes wie subversives Gefühlskino der vollends versierten Kategorie. Kino, wie es eben nur unter der charakteristischen Allen-Obhut entstehen konnte, herzerwärmend, humorvoll und ehrlich. Wer bekommt das heute schon noch so fulminant unter einen Hut, ohne sich anzubiedern und damit selbst zu belügen? Eben.

          27
          • 7
            über Bleeder

            [...] Refn zitiert dabei die großen Vorbilder (Scorsese ist die dominante Anlaufstelle) und Inspirationsquellen, wahrt aber ebenso die persönliche, idealistische Integrität seiner Kunst. Es ist eine Welt voller Scheiße, durch die uns „Bleeder“ eskortiert. Aber aus dieser Scheiße besteht dieses dreckige Leben und die Probleme sind nicht nur ein Produkt ihrer Umwelt, sie werden auch aus verschiedensten Antrieben in den Charakteren geboren. Und doch, auch wenn das Chaos keine Konsequenz oder Radikalität scheut, gibt es hin und wieder einen verheißungsvollen Funken, an den es sich zu klammern gilt, man muss sich letztlich nur überwinden und diesen Schritt wagen, wenn das Leben schon eine solche Möglichkeit unterbreitet. Refn hatte in jedem Fall den Mut dazu.

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            • 6 .5

              [...] Von einem lückenlosen, vollends beeindruckenden Beitrag zum Deutschen Kino wird nicht gesprochen werden, aber „Freier Fall“ ist mutig; mutig, weil er ein immanentes Problem beim Schopf packt und es nicht in banale 1x1-Muster verlaufen lässt, die sich am Ende in einem stumpfen Happy-End zusammenraufen. Man kann seine Gefühle nicht verdrängen, man kann sie auch nicht kompensieren und sich so von ihnen ablenken, doch auch wenn man es wagt und zu ihnen steht, gerechtfertigt das noch lange keine Satisfaktion. Und wer genau trägt dafür nochmal die Schuld?

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              • Jetzt ist etwas in mir gestorben. Und ich hatte mich so gefreut.

                • Egal was man hier anklickt, alles stimmt, alles exzellent. Polanski eben.

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                  • 10
                    über Titanic

                    In manipulativer Meisterklasse spielt James Cameron die Klaviatur der Gefühle exzessiv hoch und runter, instrumentalisiert dabei eine historische Katastrophe als Projektionsfläche und generell ist „Titanic“ in seinem dramaturgischen Konzeption so transparent, wie sich auch die involvierten Figuren gradlinig in klare Ecken weisen lassen. Aber – Und dieses 'Aber' schnellt mit einer explosiver Gewalt in Richtung Rezipient: „Titanic“ spricht hinter seiner oberflächlichen Simplizität, seinem tonnenschweren Kitsch und seiner immer währenden Gigantomanie den Zuschauer mit einer so sinnstiftenden wie romantischen Nostalgie in Bezug auf das Medium an, dass es schon ein echter Kraftakt ist, dieser betäubenden Schönheit von Mammutwerk nicht zu verfallen – Aber wer will sich einem so vitalisierenden Duktus schon entziehen? Ein derart leidenschaftliches, mitreißendes, stimulierendes und in jedem Punkt berührendes Erlebnis gibt es nur einmal. So muss Kino aussehen. So lässt man sich freiwillig das Herz brechen. Immer wieder, denn „Titanic“ hat – wie es sich eben auch für einen wirklichen Überfilm gehört – kein Verfallsdatum.

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                    • 7 .5

                      [...] Es ist egal, welch cineastische Großtaten Terry Gilliam jetzt und in Zukunft inszeniert; es ist egal, mit viel Lob er überschüttet wird, wie viele Leute ihm wohlwollend auf die Schulter klopfen und breit grinsend auf schicken Preisverleihungen die Hände schütteln. Ob er nun wieder ähnliches Kulturgut des Kalibers eines „Fear and Loathing in Las Vegas“ oder eine wunderbar dystopische Gesellschaftskritik à la „Brazil“ fabriziert, in Gilliams Brust wird fortwährend diese abgebrochene Klinge stecken, die die gescheiterten Dreharbeiten zu seiner Herzensangelegenheit „The Man Who Killed Don Quixote“ hinterlassen hat. Und auch wenn die Archivaufnahmen nun letztlich nicht wirklich berauschend aussehen mögen und eigentlich nur ein müdes Schulterzucken evozieren würden, selbst, wenn man für Gilliam und seiner Art der Interpretation überhaupt gar nichts übrig hat, ist es von einer außerordentlichen Tragik gezeichnet, einem Künstler dabei zusehen zu müssen, wie langsam etwas in ihm kläglich stirbt. [...]

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                      • 3

                        [...] Dass es hier wirklich um den seelischen Prozess der Vergebung gehen soll, um die Bewältigung und Konfrontation von vergangenen Verbrechen an der Menschheit, ist nur ein lachhafter Selbstzweck des Drehbuchs, das sich so einen Tiefgang einreden möchte, dem der Film zu keiner Sekunde auch nur im Bruchteil einer Sekunde gerecht wird. Handwerklich ist das aber alles vollkommen solide, mit seinen netten, geerdeten Aufnahmen der Wälder, hat sich Peter Menzies Jr. im Griff. Der Rest ist eine Menage aus blamabel aufgeplustertem Geschwafel und einem Kampf ums Überleben ohne jede Dynamik. [...]

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                        • 8 .5

                          ...Oh darlin, darlin
                          What have I done?
                          Well I've been away from you too long
                          And all my days have turned to darkness
                          And I believe my heart has turned to stone

                          Oh darlin, darlin
                          What have I done?
                          Now I don't say anything at all
                          Well God don't listen to the noise
                          Now I'm left here all alone

                          Oh, oh, I hear what the neighbors say
                          That that poor boy has lost his way
                          And I let the others pray

                          Oh darlin, darlin
                          What have I done?
                          Now I do my talking with a gun
                          And blood will spill into the gutters
                          And it will stain the morning sun

                          Oh, oh tell me what the hell I've done
                          Can I stop at one?
                          Or have I just begun?

                          Take out the bodies that live
                          Oh, Lord, it gets me high
                          I think I'm gonna get my fill
                          Of taking lives

                          Oh, Lord, I don't wanna let my baby down
                          Well I just wanna give us something one of a kind

                          Oh darlin, darlin
                          What have I done?
                          I've been a stray from you too long
                          And all my days have turned to darkness
                          Hell is leaving the light on

                          And oh, oh they'll hang me way up high
                          God himself will drop me from the sky
                          And let me swing a while

                          Oh darlin, darlin
                          What have I done?...

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                          • 3

                            [...] Jason Statham möchte einen auf ernstzunehmender Schauspieler machen, muss sich aber letztlich seinem fehlenden Feingefühl im Umgang mit dem introspektiven Leid seiner Figur geschlagenen geben. Allgemein erweckt „Redemption – Stunde der Vergeltung“ fortwährend den Eindruck, unbedingt besonders substantiell und bedeutsam zu wirken, ist dabei aber so schemenhaft erzählt und versinkt samt tonnenschwerer religiöser Symbolik und strauchelnder Rache-Story im Sumpf der elendig plakativen Bedeutungslosigkeit.

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                            • 3 .5

                              [...] "Malavita – The Family“ setzt sich in erster Linie zum Ziel, die filmischen Klischees der Mafia, für die Robert De Niro und sein Œuvre natürlich auch gewissermaßen – aufpassen – Pate steht, durch selbstreferenzielle Pinselstriche aufzubrechen und gleichermaßen zu huldigen. Luc Besson jedoch findet keinen homogenen Zwischenweg indessen, seinen Familienclan als die sympathische Sippe darzustellen, die das Drehbuch anstrebt. Obgleich sich der Gesamteindruck eben als Komödie mit dem ironischen Augenzwinkern auftun möchte, ist die Tonalität derart unausgereift und konfus, dass dem Zuschauer aufgrund der zynischen Gegenentwürfe innerhalb des Szenarios schnell das Lachen vergeht. [...]

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                              • »Ein Film ist wie eine Sprungschanze. Springen muss der Zuschauer selbst.«

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                                • 2

                                  Unerträgliches Bauerntheater made in Germany. Ein proletarisches Fusselhirn aller erster Güte (Grottenschlecht: Elyas M'Barek) und eine an ihren pädagogischen Ethos gebundene Heulboje auf Liebesentzug (Nicht ganz so grottenschlecht: Karoline Herfurth), schweißen eine Klasse asozialer Arschlochkinder zusammen und erkennen dabei, was wirklich zählt im Leben. Ach was? Als würden 2 grenzdebile Filme der Marke 'Schweighöfer' alljährlich nicht schon genug menschliche Verlogenheit in die Kinos spülen, nein, Bora Dagtekin muss zwanghaft die Welle reiten, behauptet dabei aber auch noch eine anarchische Attitüde in seinem Humor zu besitzen und verdient sich damit natürlich eine goldene Nase. Aber es lohnt sich gar nicht ausschweifend über „Fack ju Göhte“ zu diskutieren - auch wenn der Film die Nerven aufs Extremste malträtiert und man nach einem Ablassventil fleht - denn wenn die Beteiligten schon meinen, ihre angebliche Subversion in Wörtern wie „Ficken“, „Hure“ und „Fotze“ finden zu können, wird doch relativ deutlich, in welch uuuuunfassbar unterhaltsamen Gefilden wir uns mal wieder bewegen dürfen. Tja, und damit sind wir unserem Ruf in der Filmlandschaft mal wieder mehr als gerecht geworden.

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                                  • 2
                                    über Getaway

                                    [...] Peinlich, nervötend und gesegnet mit einer strunzdoofen Handlung, deren Drehbuch sich dann letztlich als bloße Behauptung zu erkennen gibt. Das ist Courtney Solomons „Getaway“. Ethan Hawke verkauft sich wiedermal unter Wert, Selena Gomez könnte deplatzierter nicht sein und die Suche nach einem dramaturgischem Mehrwert respektive einer Spannungskurve endet ausnahmslos unglücklich. Am Ende gilt dann wohl, dieses in allen Belangen grauenhafte Machwerk einfach komplett zu ignorieren und strickt darauf zu bestehen, es würde nur ein „Getaway“, nämlich das aus dem Jahre 1972, geben. Damit ist man ohne Frage am besten beraten.

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                                    • 5

                                      [...] Obgleich der Inhalt nun reichlich eindimensional und furchtbar einfach gestrickt daherkommt, ist „Enemies – Welcome to the Punch“ formal so in seinen Style verliebt, dass es die in Blaufiltern getränkten Kompositionen tatsächlich schaffen, eine Atmosphäre zu kreieren, die ihr festes Zeitdokument vollkommen aus den Angeln hebt: Denn postmodern der inszenatorische Fokus, mutet die Optik deutungsweise ein futuristisches Szenario im urbanen Asphaltdschungel an – Und dieser Kontrast ist ein echter Blickfang. [...]

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                                      • 8

                                        Das Schöne an „Die Monster AG“ ist einfach dieses arglos-unbesorgte Gefühl, das einen nach dem Abspann mit ausgebreiteten Armen empfängt und sicher auf dem wärmenden Faktum bettet, nicht schon wieder viel zu schnell gealtert zu sein, um sich an den spritzigen Abenteuern von den sympathischen und unglaublichen plastischen Mike und Sulley zu erfreuen. „Die Monster AG“ folgt tonal nämlich einer so hervorragend versierten Narration und schneidet gleichzeitig nicht nur sämtliche Genrekreuzungen mit Wonne, der Film weiß auch die Zuschauer jedweder Generationen permanent zu amüsieren. Dabei oszilliert die Komik des munteren Szenarios zwischen deftigem Slapstick, spitzfindigen Nuancen und dem unbeschwerten, uneingeschränkten Jux für jede Altersgruppe. Kindgerecht und gleichermaßen tauglich für Erwachsene – Was will eine Produktion dieser Fasson bitte mehr erreichen? Eben. Und auch wenn es nicht mehr als eine abgewetzte Floskel an dieser Stelle ist, darf sich „Die Monster AG“ wirklich als 'Balsam für die Seele' beschreiben lassen und für so viel Freude sorgen, dass es von einer besonderer Tragik gezeichnet scheint, diesen Film nach wunderschönen 90 Minuten beenden zu müssen.

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                                        • 8 .5

                                          [...] Und da wären wir wieder bei den Illusionen angelangt. „Die große Illusion“ denkt nämlich nicht in Schwarz/Weiß-Zeichnungen, aber Renoir ist ein Träumer; ein Träumer, der der Menschheit nur zu gerne eine weitere Chance geben möchte, um endlich den Weltfrieden zu gewährleisten, den wir uns alle so ersehnen, der aber so widerwärtig utopisch scheint, dass es wahrlich schmerzt, die ehrenwerten Illusionen dieses Mannes in ihre Einzelteile zerfallen zu sehen. Aber genau das macht „Die große Illusion“ wiederum so wertvoll, weil er sich nicht auf Einzelschicksale stürzt und der Aussage durch eine dumpfe Dramaturgie unter die Arme greifen möchte, „Die große Illusion“ ist ein Plädoyer für das Durchhalten, das Miteinander, ein klarer Aufruf an die Menschlichkeit, an ein Leben ohne bremsende Schanzen, nur stellen wir, der Rest, die Ohren nur zu gerne auf Durchzug. Die Grenzen legen wir uns schließlich eigenhändig auf, die Natur selbst kennt so etwas nicht. 

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                                          • 8

                                            [...] Truffaut schafft es, eine magische Verve auf seine Geschichte zu legen, die es dem Zuschauer gelegentlich schwer macht zu entscheiden, ob man sich in der oberflächlichen Schönheit der Bilder unbeschwert verlieren möchte, oder doch aufgrund der dahinter lauernden Ernüchterung den Kopf andächtig senkt – einnehmend ist die Atmosphäre aber fortwährend. Ein Dualismus, der sich auch in der Kindheit von uns allen wiederfinden lässt, zwischen geknebeltem Leiden und unreflektierter Heiterkeit, zwischen prägender Empirie und frustrierenden Misserfolgen. Am Ende bleibt der Schrei nach Freiheit, und der hallt lange nach. Ein ehrliches, einzigartiges und – oder gerade deshalb – wirklich schönes Werk.

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                                            • 3

                                              Wie unangenehm, wenn man in seiner kindlichen Blindheit in eine riesige Grube stolpert, die man selber vorher noch peinlich grinsend ausgehoben hat. Da versucht Onkel Rodriguez den gleichen Witz noch einmal zu erzählen, vergisst aber komplett die konzeptionelle Pointe und taumelt schließlich mit »Machete Kills« in sein repetitives Grab. Klar, ein Schmunzeln kann man sich zu Beginn nicht verkneifen, aber alles an »Machete Kills« wirklich letztlich so furchtbar bemüht, schrecklich lustlos und schnarchig aufgewärmt, da vergeht der Spaß an dem überblutigen Unfug in Windeseile. Egal, auf Teil 3 kann man sich trotzdem freuen, die Ausschnitte sahen nämlich mal so richtig beschissen und dermaßen albern aus, könnte ein launiges Vergnügen werden. Vor allem mit DiCaprio.

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                                              • 5 .5
                                                über Elysium

                                                Herrje, es ist dieses Jahr aber auch wie verhext: Die im Vorfeld geschürten Erwartungen wollen einfach nicht affirmiert werden und 2013 mausert sich langsam zum klanglosen Korso folgenschwerer Enttäuschungen. „Elysium“ ist da keine Ausnahme, Neill Blomkamp hat aber den originären Vorteil auf seiner Seite, was „Elysium“ kurioserweise zum bis dato interessantesten Vertreter seiner Genre-Zunft macht, von einem deliziösen Erlebnis kann aber nur schwerlich die Rede sein. Blomkamps zentrierte Zwei-Klassen-Gesellschaft entzieht sich permanent jeder Grauzone und damit auch einem brauchbaren Denkanstoß, der ein Mindestmaß an intentionalem Mehrwert aus der schlichten Schwarz/Weiß-Kategorisierung ziehen könnte. Am Ende versinkt die linkspopulistische Aussage in hervorragenden Sci-Fi-Montagen, die natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es letztlich mehr darum ging, es ordentlich scheppern zu lassen, anstatt den gesellschaftskritischen Ansätzen ein substanzielles Fundament zu vergönnen und dieses auszuarbeiten. Außen hui, innen, naja, platt...

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                                                • 8

                                                  [...] „Funny Games“ geht sogar so weit, dass er in seiner Prämisse wohl auch der einzige Film ist, der eigentlich nicht gesehen werden möchte, eben weil er mit genau den Mechanismen spielt, die das Genre seit jeher frönt, diese aber in ihrer medialen Brisanz auch demontiert, während der Zuschauer gleichzeitig zum Komplizen gemacht wird; schließlich wird doch nicht abgeschaltet, egal wie konkret die beiden jungen Männer die direkte Interaktion mit dem Zuschauer suchen und ihn damit herausfordern – Paradox, aber ungemein effektiv. Da kann man Haneke natürlich wieder den abgedroschenen Oberlehrer mit lächerlicher Didaktik vorwerfen, aber der erzürnten Widerhall, den Haneke dank „Funny Games“ bereits zu genüge erfahren musste, ist doch eigentlich Bestätigung genug. [...]

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                                                  • 7

                                                    Das Ende von „Der Pate 2“ war perfekt. Es wurde alles gesagt, was gesagt werden musste, kein Wort zu viel wurde verloren, keine Handlung schien in irgendeiner Art und Weise überladen oder abgehakt. Und dann, 16 lange Jahre später, musste diesem zweiteiligen Genre-Vermächtnis von unschätzbarem Wert ein weiterer Sprössling angeheftet werden; ein verspäteter Nachkömmling, der – und dieser Konfrontation muss er sich zwangsläufig stellen – gegen seine beiden Vorgänger in allen Belangen derart gnadenlos den Kürzeren zieht, dass man sich wünscht, dieser Film wäre niemals gedreht worden. Selbst wenn die letzte Szene von „Der Pate 3“ tatsächlich für Gänsehaut sorgt und Michaels innerseelische Dissonanz den krönenden Abschluss bereitet, gibt es so viele disharmonische Zwischentöne und inhaltliche Unstimmigkeiten, dass sich diese aufgeplusterte Seifenoper mit ihrer befremdlichen TV-Optik nie und nimmer als vollwertiger Teil der epischen Familienchronik bezeichnen lassen darf. Aber jeder Clan braucht eben sein schwarzes Schaf. Leider.

                                                    PS: Weil es eh jeder sagt und sich die armen Fans von „Der Pate 3“ in ihrer Gutmütigkeit so vehement dagegen stemmen: Sofia Coppolas „Darbietung“ ist WIRKLICH unter aller Sau und sorgt bei mir für so extremes Fremdschämen, dass ich am liebsten jede Dialogszene mit ihr in 32-facher Geschwindigkeit vorspulen möchte. Aber wenn der ebenfalls nur solide agierende Al Pacino nicht auf der Bildfläche erscheint, hat „Der Pate 3“ eh keine Chance auf irgendeinen nennenswerten Pluspunkt. Und das tut weh, verleugnen kann man es nur leider nicht.

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