Thomas479 - Kommentare

Alle Kommentare von Thomas479

  • 8 .5

    Erschreckende und erschütternde Bilder, die Peter Jackson hier auf dem heutigen Stand der Technik auf die große Leinwand wirft. Hintergründe und Erklärungen gibt es keine, es geht einzig und allein um die teils blutjungen englischen Soldaten, die naiv und euphorisch in den 1. Weltkrieg zogen. Vor allem der Hauptteil, der in Farbe ist, kann niemanden kalt lassen. Während man bei Kriegsfilmen allgemein oft schockiert ist, rettet man sich dabei doch gerne hinüber in die "Wohlfühlzone" mit der Erkenntnis, das es ja "nur" ein Film ist. Diese Aufnahmen und Einstellungen bei "They Shall not grow old", die Kommentare, die Hilferufe hier sind aber Realität. Dadurch wird es im Kinosessel sehr unbequem. Hier wird das für uns eigentlich unvorstellbare Grauen des Krieges in seiner ganzen wahrhaftigen Dimension gezeigt, heruntergebrochen auf diese Männer. Wobei man nicht genau weiß, was jetzt grauenvoller ist: die Kriegshandlungen an sich, die Bilder der Toten oder einfach nur die Gesichter der Männer, diese Entwicklung von Euphorie zu Beginn der Ausbildung bis hin zu dem Moment, als sie spüren, das hier der Tod auf sie wartet. Dieses Ausgeliefertsein, das sie versuchen zu verdrängen. Den Schrecken des Krieges bekam man als Zuschauer in Dokumentationen schon öfters vorgeführt, aber noch nie in solchen Bildern. Und Peter Jackson ist gnadenlos, er zeigt auch das "danach". Denn in der Zeit danach gab es für die Soldaten kein "verarbeiten". Die Mehrheit der Bevölkerung will von den Schrecken nichts wissen, die größtenteils jungen Erwachsenen müssen damit irgendwie zurechtkommen. Sie haben einige Jahre verloren und sind nun auf der Suche nach einer neuen Perspektive, die in der Gesellschaft aber erst gefunden werden muss. Das ist auch ein Kapitel dieser Zeit. Ein paar Randinformationen insgesamt wären sicher nicht schlecht gewissen und es wird fast ausschließlich aus einer Perspektive gezeigt. Doch letzteres war bei dem Projekt vorher schon klar.

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    • 8 .5

      Für mich einer der besten Spider-Man-Filme der jüngeren Vergangenheit. "Far from home" ist mit einer beeindruckenden Leichtigkeit inszeniert, wirkt trotzdem nie albern, nimmt sich aber gleichzeitig selbst nie zu ernst. Die Kombination aus "Coming-of-Age-Streifen" und "Superheldenkram" gab es ja schon öfters, aber selten hat das so harmoniert. Tom Holland ist wie gemacht für die Rolle. Es dauert am Anfang ein wenig bis die Handlung Fahrt aufnimmt und die erste Bedrohung in Venedig kommt dann etwas sehr plötzlich. Doch was der Film anschließend auffährt ist ganz großes Kino. Dabei stimmt auch das Timing, man wird nicht von der Action erschlagen und die Story schlägt einige Haken, ohne zu abstrus zu wirken. Man hat das Gefühl, das sich alle Darsteller in den Dienst der Sache stellen und so Tom Holland als Spinne die Bühne bereiten, die dieser aber mal so richtig ausnutzt. Ob es die allerletzte Szene im Abspann dann wirklich gebaucht hätte, darüber kann man sicher streiten. Sitzen bleiben sollte man aber auf jeden Fall.

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      • 5

        Für mich einer der schwächeren Werke von Hitchcock. "Der zerrissene Vorhang" ist einfach zu langatmig und zu lang geraten, auch schauspielerisch kann nur bedingt überzeugen. Es gibt einige gute Szenen, wie z.B. draußen auf dem Land oder die Fahrt im Bus, doch es gibt auch viele Szenen, die einfach zu lang und zu geschwätzig geraten sind. Dazu sind einige Kulissen dermaßen künstlich, das man da nicht mehr einfach drüber wegschauen kann. Das mag in schwarz-weiß 25 Jahre vorher noch durchgegangen sein, hier nicht mehr. 20-25 Minuten kürzer mit einem strafferen Spannungsbogen hätte der Film funktionieren können. So ist er für alle Fans von Alfred Hitchcock, die sein Werk möglichst komplettieren wollen, sicher interessant. Alle Anderen sollten sich die Zeit lieber sparen.

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        • 6 .5

          Filmtitel und Story sind jetzt nicht der Brüller, doch der Film ist unterhaltsamer, als man vermuten mag. Dank Kinotag und Kundenkarte kam ich günstig rein und habe es nicht bereut. Die schauspielerischen Leistungen sind absolut in Ordnung, die Story ist straff umgesetzt, teils etwas zu straff und es gibt schöne Bilder und nicht nur Klaviermusik. Etwas überraschungsarm und die lustigen Momente sind eher rar gesät, würde es eher als Drama einordnen. Dennoch kommt der Film keineswegs zu schwer daher und ist für einen unbeschwerten Filmabend genau richtig. Allerdings passt er besser in den Herbst, als in den Sommer.

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          • 6 .5
            über Tolkien

            Die größtenteils negativen Kritiken kann ich nur zum Teil nachvollziehen. "Tolkien" behandelt die jungen Jahre des späteren Fantasy-Autors und verpackt diese in großartige und dramatische Bilder. Dabei wird teils etwas zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt, aber da kann man drüber hinwegsehen. Dem Film fehlt auch etwas an Tiefe, die Wechsel und Übergänge zwischen "Studentensein" und Soldat sind nicht immer stimmig. Emotional wird der Zuschauer aber gepackt und gerade der Verzicht auf eine Reißbrettartige Abhandlung des Lebenslaufs macht "Tolkien" sehenswert. Wer mehr Hintergründe über das Leben und Schaffen des Herrn Tolkien haben möchte, der wird sicher anderswo fündig.

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            • 9
              über Burning

              Die Kritiken im Vorfeld waren schon überragend, da hängt die Messlatte natürlich hoch und das muss fast zwangsläufig zu Enttäuschungen führen. Man braucht viel Geduld, doch dann entfaltet „Burning“ seine Wirkung, die so richtig eigentlich erst nach dem Abspann einsetzt.

              Die ersten zwei Stunden des Films passiert eher wenig, die Handlung an sich ist auch eher unspektakulär: junge Frau und junger Mann laufen sich nach Jahren wieder über den Weg, es entsteht eine kurze intensive Beziehung, die genauso abrupt zumindest wieder unterbrochen wird. Als die Frau nach einem Afrika-Aufenthalt wieder zurückkehrt, hat sie einen anderen Mann dabei und es entspannt sich eine Dreiecksgeschichte.

              Hört sich in der Kurzfassung eher unspektakulär an. Ist auch eher unspektakulär auf die Leinwand gebracht. Es sind die kleinen Gesten, die Gesichtsausdrücke, die Umgebungen, die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die unausgesprochenen Wünsche und Sehnsüchte, die aber regelrecht spürbar sind, die hier aufeinanderprallen. Und dann entwickelt sich der Film in der letzten Halbstunde zu einem Mystery-Thriller, einem Psycho-Drama.

              Dabei fragt man sich als Zuschauer im letzten Drittel des Films: was ist denn jetzt Realität und Fiktion? Da ist nicht nur die Katze, die eine mysteriöse Rolle spielt und die man erst spät zu Gesicht bekommt, da sind auch einige weitere Andeutungen. Alle drei Hauptprotagonisten spielen hervorragend, doch die beiden männlichen Figuren sind überragend. Die Figur des Jong-soo könnte nicht besser dargestellt werden, er, der Mitläufer aus der sagen wir mal Arbeiterklasse, intelligent, aber etwas unbeholfen, der plötzlich einen neuen Sinn im Leben findet und dann auf Ben trifft, der alles hat und wie ein moderner „Gatsby“ wirkt. Als Zuschauer kann man regelrecht das Unwohlsein des Yong-soo spüren. Das alles wird wie ganz nebenbei und völlig natürlich aufs Publikum übertragen, hier ist nichts überdreht und künstlich und gerade das macht „Burning“ so intensiv. Und das ist dann auch der Grund warum das Ende so erschütternd ist.

              Wobei: ist das, was wir vermeintlich glauben gesehen zu haben auch wirklich so passiert? Und sind die Vermutungen im Bezug auf Ben wirklich richtig gewesen? Oder gibt es da doch eine eher simple und harmlose Erklärung? Welche Rolle spielt das Buch, an dem Yong-soo arbeitet? Der Film überlässt viele Antworten dem Zuschauer.

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              • 5 .5

                Ein großartiger Andrew Garfield und tolle Locations, leider aber auch eine schon sehr abgefahrene Story, der man irgendwann einfach nicht mehr folgen kann und will. Man wartet drauf das für den Hauptprotagonisten der Albtraum irgendwann vorbei, doch dazu kommt es nicht. Man will diesen Film eigentlich lieben, wegen seinen Ideen, aber es ist einfach des Guten ein wenig zuviel und auch zu lang. Kann man sich durchaus antun, es gibt exquisite Bilder, aber storytechnisch wurde Potenzial verschenkt.

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                • 7 .5
                  über TKKG

                  Bin als 79er Jahrgang mit den Büchern und teils auch den Hörspielen großgeworden. Qualität hin oder her, ich werde nostalgisch, wenn ich daran denke. Es war für mich daher selbstverständlich, für die neue Verfilmung ins Kino zu gehen.

                  Der Film und die Neuausrichtung sind gelungen. Nicht alle Änderungen gerade bezüglich der Hauptcharaktere sind ganz verständlich, doch sie fallen nur denen auf, die die Reihe aus ihren Anfängen kennen.

                  Die Story, nach Motiven der TKKG-Bände 2 und 3, wobei auch der allererste mit rein spielt, ist solide. Letztlich ist es das überzeugende Auftreten der Jungdarsteller und die Spielfreude der Erwachsenen-darsteller, die den Film absolut sehenswert machen.

                  Dazu gibt es viele kleine Referenzen an die Reihe, z.B. gegen Ende, Stichwort Phantom auf dem Feuerstuhl und da kommt bei den Fans aus den ersten Tagen natürlich Freude auf.

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                  • 6 .5

                    Sehr langsamer Film, dem die Sehgewohnheiten und noch viel mehr die Erwartungen des Kinopublikums völlig wurst sind und der viele verschiedene Genre miteinander verwurstelt. Der Cast ist großartig, auch wenn viele Darsteller gar keine richtige Möglichkeit zur Entfaltung bekommen. Besonders kreativ kommt das alles nicht daher und im Prinzip passt die Handlung trotz aller Interpretationsmöglichkeiten auf einen Bierdeckel. Die ständigen Wiederholungen sind sicher auch nicht jedermanns Sache, aber irgendwie hat man den ganzen Film über ein Grinsen im Gesicht. Wohlgemerkt Grinsen, denn die großen Brüller hat der Film jetzt auch nicht. Wer gerne mal "etwas anderes sieht", der sollte sich diesen Film antun, alle anderen dürften froh sein, wenn die 100 Minten vorbei sein.

                    1
                    • 8

                      Was für ein Film, lange nicht mehr so etwas komplett anderes gesehen. Man sollte eigentlich gar nicht soviel von der Handlung wissen, sondern sich einfach in den Kinosaal setzen. Ein junger Mann und ein Baby sind in einem Raumschiff (?) im All unterwegs: das genügt. Aus dieser vorsichtig ausgedrückt kuriosen Grundkonstellation entwickelt sich ein Drama, das so ziemlich jedes Tabu bricht. Das Wort "Tabu" spielt übrigens gleich zu Beginn des Films eine Rolle. Man muss sich darauf einlassen, ja, das hört man bei solchen ausgefallenen Filmen öfters. Selten passte es aber so wie hier. Viele Hintergründe bleiben im Dunkeln und doch gibt es in der Mitte einige Erklärungen. Dann aber geht es ins Finale, die Zeitebene wechselt einmal mehr, dieses Mal fast unbemerkt und es gibt erneut eine Richtungsänderung. Ich kann "High Life" keinem Genre zuordnen, es natürlich schon Science-Fiction, aber irgendwie dient das auch nur als Grundlage für eine bitterböse, teils tieftraurige Geschichte über uns Menschen: was uns antreibt, über unsere Bedürfnisse und zu was wir unter extremen Bedingungen in der Lage sind. Das wird in außergewöhnlichen Bildern eingefangen, teils abstoßend, teils wunderschön. Und dann muss man auch gar nicht alles verstehen, lasst einfach mal die Bilder sprechen.

                      • 7 .5

                        Sehr gelungener Film über Elton John, der nicht wie eine typische Biographie daherkommt. Der Erzählstil mit den geschickt eingewobenen Musical-Darstellungen ist sehr gelungen. Dazu sind die schauspielerischen Leistungen durch die Bank überzeugend, es ist immer wieder toll Jamie Bell zu sehen. Taron Egerton ist wirklich überragend, er geht in de Rolle auf, ich hatte da ein wenig bedenken, zu unrecht. Die Ähnlichkeit zwischen Egerton und dem jungen Elton John wird im Abspann deutlich und ist verblüffend. "Rocketman" ist ein Unterhaltungsfilm und keine Charakterstudie und dennoch gelingt es Dexter Fletcher ein wenig an der Fassade zu kratzen und den Film nicht zu einer reiner Lobpreisung oder einem Musical verkommen zu lassen. Ein paar Stationen werden zu schnell abgehandelt, wie z.B. die Hochzeit, die musste irgendwie mit rein, wirkt aberdeplatziert. Ja und man sollte wissen, das der Film in erster Linie die jungen Jahre des Elton John behandelt. Wie schon öfters erwähnt tauchen Meilensteine wie "Candle in the wind" und "Can you feel the love tonight" nicht auf, aber das ist dann irgendwie auch konsequent. Bevor einfach nur abgearbeitet wurde hier ein anderer Schwerpunkt in der Handlung gesetzt. Von daher ist "Rocketman" eigentlich genau der richtige Film für einen schönen Sommerabend: beschwingt und locker und trotzdem nicht belanglos.

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                        • 7

                          John Wick, dritter Teil - und es hat sich nicht wirklich viel geändert. Es wird gejagt und getötet, Hunde spielen eine Rolle. Die Motive haben sich ein wenig verschoben. Und dennoch ist das über weite Strecken wirklich furios und unterhaltsam anzuschauen, wenn man denn auf solche Filme steht. Selten in den letzten Jahren gab es solche explizite Gewaltszenen. Das muss man mögen. Die Story ist dünn und passt im Prinzip auf einen Bierdeckel. Es gibt einige Szenen, da denkt man, jetzt geht es etwas in die Tiefe, nur um den Faden anschließend dann doch wieder fallen zu lassen. Einzig wirklich negativ ist das endlose "Gekloppe" im Finale, das ist definitiv zu lang und sehr ermüdend. Der eigentliche Abschluss ist wiederum sehr passend, auch die Schlussszene: kreativ ist vielleicht anders, es passt aber in den Kontext und das man das Kapitel John Wick zumindest offen lässt dürfte niemanden wirklich überraschen.

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                          • 7

                            John ist zurück, vielmehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Es braucht halt wieder einige Aufhänger um ihn vor prächtigen Kulissen auf die Jagd zu schicken. Das gelingt sehr gut, auch wenn es jetzt nicht soviel neues gibt und man immer noch nicht sonderlich viel mehr über Herrn Wick erfährt. Doch wer auf diese Art von Ballerfilmen steht und nicht zimperlich ist, die Gewalt ist schon heftig und wer dazu einfach mal das Gehirn ausschalten möchte, dar ist hier genau richtig. Der Film gibt gar vor nicht mehr zu sein, als er ist, die Story ist auf das nötigste beschränkt, wobei man trotzdem jetzt nicht jede Entscheidung nachvollziehen kann und muss.

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                            • 7 .5

                              Toller Film, der getragen wird durch einen fulminanten Hauptdarsteller Alexander Scheer. Die Musiktitel sind großartig umgesetzt, der Wechsel zwischen 70/80er Jahre DDR-Plattenbauten, dem Wendeszenario und den Szenen im Tagebau sehr gelungen. Gerade die Szenen im Tagebau wirken regelrecht surreal. Man muss sich auf das Thema einlassen und braucht sicher auch ein wenig Geduld, denn immerhin geht der Film etwas über zwei Stunden und die Handlung ist nicht chronolgisch. Von daher ist "Gundermann" eher für ein kleineres Publikum, während zumindest ähnlich gelagerte Filme wie "Ballon" und "Das schweigende Klassenzimmer" leichter zu konsumieren sind. Übrigens: nie habe ich Axel Prahl so gut gesehen wie in "Gundermann".

                              • 7

                                "John Wick" ist schon eine krasse Gewaltorgie, die man entweder mag oder eben nicht. Dabei beginnt es eher ruhig, doch nach dem Tod des Hundes bricht der Orkan los. Dabei will der Film gar nicht mehr sein, als er ist und auch die Story ist nie verschachtelt oder kompliziert. Es gibt eine sehr gelungene Szene, in der Keanu Reeves sein Motiv für den Rachfeldzug "erläutert". Die Charaktere bleiben bewusst an der Oberfläche, es wird nur wenig und noch weniger über deren Vergangenheit angedeutet. Im Nachhinein ein kluger Schachzug, jetzt wo Kapitel 3 in die Kinos kommt. Wenn dieser John Wick bei einem Film stehen geblieben wäre, dann wäre es heute wohl nur ein Actionfeuerwerk unter vielen.

                                • 8

                                  Wer Hitchcock mag, wird auch diesen Film lieben. Wenn man mal außen vorlässt, das dieser Film natürlich ein wenig in die Jahre gekommen ist und die Gesellschaft sich verändert hat, so wird man hervorragend unterhalten. Die Einleitung ist wie oft bei Hitchcock etwas in die Länge gezogen, auch die "Vorbereitungen" sind jetzt kein cineastischer Höhepunkt, doch ab der eigentlichen "Telefonszene" ist dieser Film einfach grandios. Natürlich entfaltet er am besten seine Wirkung bei der Erstsichtung. Es ist einfach genial, wie sich die Story anschließend, also ab der Hälfte des Film, entwickelt. Grundsätzlich wird das spätere Columbo-Thema im Prinzip vorweggenommen, wobei es Hitchcock noch deutlich mehr auf die Spitze treibt. Interessant, das der Film damals für den "Master of Suspense" eher eine Auftragsarbeit war und er diesen gar nicht so hoch einschätzte und noch weniger mochte. Für eine Auftragsarbeit ein schöner Klassiker.

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                                  • 7 .5

                                    Sehr gut gemachter deutscher Film, der trotz guter Kritiken in den Kinos leider keine richtige Chance bekam und ein wenig unterging. Regisseur Lars Kraume schafft tolle Bilder und zeigt, das man auch deutsch-deutsche Vergangenheit unterhaltsam und nachdenklich auf die Leinwand bringen kann. Dramaturgie und Spannungsbogen sind stimmig, auch wenn es in der Mitte einige Längen gibt und das Ende etwas zu sehr hinausgezögert wird. Die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank überzeugend, gerade auch weil die einzelnen Charaktere sehr in ihr Korsett gezwängt sind, da man die Rahmenbedingungen und die Geschichte an sich nicht nicht neu definieren kann. Anfangs wirken die beiden Hauptdarsteller etwas zu alt für Abiturienten. Doch darüber kann man hinwegschauen. "Das schweigende Klassenzimmer" ist handwerklich hervorragendes deutsches Kino, das sich an ein breites Publikum richtet und verdient hat, angeschaut zu werden. Ähnlich wie "Ballon" haben diese Filme es leider schwer und sind mit Vorurteilen behaftet. Sehr schade.

                                    • 7

                                      Entschleunigter Film, der ganz auf Robert Redford zugeschnitten ist. Kann man auch nachvollziehen, schließlich ist es wohl dessen Abschiedsvorstellung. Wer denkt, er kriegt hier ein Bankräuberdrama oder eine bissige Action-Komödie, der ist auf dem Holzweg. Von Anfang gibt der Film gar nicht erst vor, mehr zu sein, als er ist: die kuriose Geschichte eines Gauners (?) und seiner Kumpanen, die auch im fortgeschrittenen Alter das "bankräubern" nicht sein lassen können. Durch einige (wenige) Zeitsprünge erfährt man aber doch noch etwas mehr über diesen Forrest Tucker, ohne das hier zu tief gegraben wird.

                                      Man muss sich drauf einstellen und einlassen, das Tempo ist eher langsam, es gibt einige Lebensweisheiten und am Ende dauert es ein wenig, bis der Regisseur den Deckel draufmacht. Alle Beteiligten hatten ihren Spaß, das ist deutlich zu spüren. Darin liegt aber auch ein Problem. Als neutraler Beobachter bzw. als jemand, der mit Redford eher weniger anfangen kann, könnte gelangweilt das Kino verlassen. Alle Anderen verlassen es mit einem Lächeln.

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                                      • 8

                                        Zunächst war ich skeptisch, von wegen M'Barek und Lauterbach. Nicht, das die nicht schauspielern können, aber ein ernsthaftes Thema auf der großen Leinwand. Das ganze Klang doch mehr nach "Fernsehfilm der Woche".

                                        Weit verfehlt. "Der Fall Collini" beweisst trotz kleiner Schwächen, das deutsches Kino auch großes Kino sein kann. Die beiden genannten Protagonisten überzeugen in ihren Rollen, ohne ein Feuerwerk abzubrennen. Aber sie fügen sich in ihre Rollen und man nimmt ihnen diese ab. Dabei spielt vor allem M'Barek angenehm zurückhaltend, während Lauterbach sichtlich Spaß an seiner eher ungewohnten Rolle hat.

                                        Nach einem sehr starken Beginn verflacht der Mittelteil ein wenig. Das hängt aber auch mit der Dramaturgie zusammen, wobei Herr Kreuzpainter hier schon ein wenig die Geduld der Zuschauer strapaziert. In einigen Szenen schrammt er auch sehr knapp an der Seifenoper vorbei.

                                        Aber: das letzte Drittel ist an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Auch wenn man als Zuschauer ungefähr weiß, auf was es im Finale hinausläuft, so schafft es der Regisseur eine wahnsinnige Spannung aufzubauen und vor allem diese hochzuhalten. Die Bilder, die er schafft, sind eine Wucht und das fast den gesamten Film über. Hier braucht sich der Film nicht vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken.

                                        "Der Fall Collini" ist starkes deutsches Kino, dem eine Gratwanderung gelingt: es ist unterhaltsam, weckt Emotionen, macht extrem nachdenklich und wirkt auch noch dem Kinobesuch nach.

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                                        • 7 .5
                                          über Border

                                          Extrem schräger Film, der seinem Publikum schon einiges zumutet. Kommt wohl bei den Kritikern deutlich besser weg, als beim Publikum. Die Anwesenden am Dienstag in einem Trierer Kino konnten nicht viel damit anfangen, ähnlich war es bereits vor einigen Wochen bei einer Sneak Preview.

                                          "Märchen für Erwachsene" umschreibt es schon sehr gut, dabei werden wichtige Themen fast ganz nebenbei angesprochen. Dadurch ist "Border" trotz aller Abstraktheit durchaus in der Realität verwurzelt. Ein intensives, völlig anderes Kinoerlebnis, für mich einer der ungewöhnlichsten Filme der letzten Jahre.

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                                          • 8 .5

                                            Wer mal etwas ganz anderes sehen und sich ganz der Kunst und den Farben hingeben möchte, dem sei "Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit" ans Herz gelegt.

                                            Ohne große Erklärungen springt Regisseur Julian Schnabel in die Handlung und damit in die letzten Lebensjahre des Vincent van Gogh. Der Film lebt fast ausschließlich von dem Durchschreiten des van Gogh durch die Landschaft und von Dialogen. Die Figuren im Hintergrund, wenn denn welche vorhanden sind, sind nur Beiwerk. Dabei ist die Kamera immer ganz dicht an den Protagonisten und wartet auch mit sehr ungewöhnlichen Kameraperspektiven auf.

                                            Unglaublich und wunderschön sind die Bilder die Julian Schnabel findet, wenn van Gogh durch die Landschaft und die Kulissen schreitet, auf der Suche nach sich selbst und nach Motiven. Solche Farbenspiele, solche Einstellungen, hat man selten zuvor gesehen. Dabei gelingt es ihm die Sonneneinstrahlung fast schon beiläufig auch in die Begegnungen des Malers mit Menschen einzustreuen.

                                            Es ist keine typische Biographie für die Kinoleinwand, es ist das leise Porträt eines nicht verstandenen Künstlers in seinen letzten Lebensjahren. Es gibt einige wichtige Sätze, die gesprochen werden, einen bereits direkt am Anfang des Films. Eigentlich will er, van Gogh, ein ganz normales Leben führen und auch mal gefragt werden, ob es ihm denn gut geht. Ziemlich am Ende spricht er dann etwas weiteres wichtiges aus: vielleicht ist die Generation von Menschen, die ihn und seine Werke verstehen, noch nicht geboren.

                                            Diese wichtigen Aussagen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Film. Dabei ist van Gogh ständig zwiegespalten. Er will raus der Einsamkeit, wenn sich aber ein ein Weg findet, kehrt er von sich selbst aus wieder um. Er sehnt sich nach Anerkennung und steht sich doch oft selbst im Weg. Dabei schafft Willem Dafoe tatsächlich eine glaubwürdige Entwicklung der Person, obwohl der Film nur einen eher kurzen Zeitraum im Leben des Malers abbildet. Diese Angst von van Vogh, den Verstand zu verlieren wird durch Dafoe regelrecht spürbar. Die Oscar-Nominierung war absolut gerechtfertigt, der Mann ist grandios. Überhaupt ist er einer der interessantesten Darsteller der letzten Jahre und schafft hier vielleicht sein Meisterwerk.

                                            Man braucht Geduld für diesen Film, wer aber die großen Bilder liebt, im wahrsten Sinne des Wortes, der wird hier fündig.

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                                            • 5

                                              Hochglanzbilder und stimmige Atmosphäre allein machen noch keine gute Stephen King-Verfilmung. Dabei muss man sich aber auch die Frage stellen, ob "Friedhof der Kuscheltiere" wirklich nachhaltig für die Leinwand verfilmbar ist. Damit meine ich, ob das Handeln der Protagonisten aus dem Buch wirklich für den Kinogänger eingefangen werden kann. Im Buch lässt sich Stephen King viel Zeit, die Hintergründe werden deutlich, allerdings sind gerade auch die vielen Dialoge schwer umzusetzen.

                                              So konzentriert man sich mehr oder weniger auf die Horrorelemente, die auch durchaus gelungen sind, baut aus diesem Grund die Handlung etwas um und verlagert die Schwerpunkte. Aber das Buch war vielschichtiger. Es wurde für diese zweite Verfilmung des Buchklassikers viel gekürzt, teils verständlich, teils unverständlich. Der Fokus liegt deutlich mehr auf der Familie an sich, was auch in Ordnung ist. Wie es dann aber zu den Geschehnissen kommen konnte, die Entwicklung an sich, die im Buch durch einige Nebenstränge und Nebenfiguren vorangetrieben und nachvollziehbar gemacht wird, diese fehlt einfach.

                                              Der Film an sich ist passabel, wird dem Buch aber kaum gerecht. Viele Stationen werden einfach abgehandelt, im letzten Drittel wird es dann zu einem Splatterfilm. Als eigenständiger Film für zwischendurch, auch für die große Leinwand durchaus akzeptabel. Allerdings bietet "Friedhof der Kuscheltiere" bis auf die durchaus ungewöhnliche Story wenig neues und lässt viel Potenzial ungenutzt. Genau das ist schade. Denn im Kern ist "Friedhof der Kuscheltiere" viel, viel mehr, als eine simple Horrorstory.

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                                              • 7 .5
                                                über Shazam!

                                                Der Film beginnt richtig stark und zieht den Zuschauer direkt in seinen Bann. Es dauert schließlich ein wenig, bis aus dem jungen Billy der "Superheld" Shazam wird, doch diese Einführung ist in seiner Erzählweise, auch mit seinen Zeitsprüngen, sehr gelungen. Überhaupt macht der Film richtig Spaß, es gelingt der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit, Slapstick und Action. Eines geht ins andere über. Vor allem die ruhigen Szenen sind überraschend gelungen und wirken nicht nur als bloßes Anhängsel.

                                                Die Actionszenen sind durchaus beeindruckend, allerdings bieten sie nur bedingt neues. Irgendwie wirkt das zumindest für mich sogar teilweise etwas ermüdend. Man hat das so oder so ähnlich einfach zu oft gesehen. Als Ausgleich gibt es einige tolle Einlagen und Kamerafahrten. Hier macht dann auch 3D Sinn, im Rest des Films weniger. Man muss den Film also nicht unbedingt in 3D schauen, die große Leinwand ist dagegen Pflicht. Davon scheinen viele nicht überzeugt zu sein: der größte Saal des Cinemaxx Trier war am gestrigen Dienstagabend, trotz Kinotag, gähnend leer. Schade.

                                                "Shazam" ist tolle Unterhaltung und nicht von der Stange. Es ist nicht die typische Comicverfilmung und das tut dem Film gut.

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                                                • 8
                                                  über Marnie

                                                  Man muss sich auf den Film einlassen, dann wird man einiges finden. Der Film ist mehr ein Psychodrama mit kleinen Thrillermomenten, z.B. wenn Marnie den Tresor ausräumt. Es spielt sich viel in geschlossenen Räumen ab und es gibt viele längere Dialoge. Wie bei manchen anderen Hitchcock-Werken wirken diese in der heutigen Zeit etwas abstrus, vor allem das antiquierte Frauenbild von damals ist teils schon etwas grenzwertig. Insgesamt hätte der Film etwas gestrafft werden können, aber Hitchcock brauchte diese Zeit, um alles zu entfalten und das großartige Ende belohnt für die Geduld. Nach Werken wie "Der unsichtbare Dritte", "Psycho" und "Die Vögel" ist "Marnie" auf den ersten Blick sicher ein völlig anderes Genre. Und dennoch gibt es Ähnlichkeiten der Hauptfigur z.b. zu der in "Pyscho". Interessant finde ich es, das Hitchcock diese Freiheiten hatte solche Filme wie "Marnie" zu drehen. Sperrig und nicht massenkompatibel würde man das heute nennen. In der heutigen Zeit wäre das so nicht möglich. Er hatte zwischen seinen großen und alles überstrahlenden Werken ja immer wieder diese "anderen" Filme eingestreut und dabei auch einige Misserfolge an der Kasse in Kauf genommen und eingefahren. Man hat ihn machen lassen, für "Marnie" kamen die Lobeshymnen auch erst viel später. Dabei kann hier durchaus von einem kleinen Meisterwerk gesprochen werden. Ganz toll ist übrigens der Auftritt des damals noch jungen Sean Connery.

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                                                  • 7
                                                    über Wir

                                                    Der Film ist ganz schwer zu bewerten. "Wir" liegt eine interessante Story zu Grunde, es gibt eine großartige Atmosphäre, angefangen von den ersten Szenen im Jahr 1986 bis hin zum Ende, das wiederum einen Schlenker in eben jenes Jahr macht. Da kaum ein Zuschauer ganz unwissend in den Film gehen wird, ist man auch sehr konzentriert und achtet auf jedes Zeichen. Irgendwie wirkt das ganze aber einfach zu konstruiert und die Auflösung, ganz unabhängig vom finalen Twist, irgendwie seltsam. Manchmal ist weniger Erklärung mehr. Es ist jetzt nicht so, das man am Ende völlig ahnungslos das Kino verlässt, die Grundstory ist sogar eher simpel und wird ziemlich früh, wenn auch immer nur häppchenweise, erklärt. Allerdings werden zu viele Dinge angeschnitten, die der Regisseur toll zelebriert und die toll in Szene gesetzt sind, zu denen es aber keine auch nur im Ansatz logische Auflösung gibt. Irgendwie will Regisseur Jordan Peele zuviel: Horror, Thriller, Komödie, Gesellschaftsdrama, Weltuntergangsfilm. Zwischendrin gibt es auch noch einige richtige Splatterszenen. Er verzettelt sich hier. Was den Film sehenswert macht sind die großartigen Bilder und die Atmosphäre. Trotz aller Handlungsschwächen schafft es der Regisseur tatsächlich Angst und Unbehagen zu erzeugen, untermalt von einem sehr unkonventionellen Soundtrack. "Wir" ist kein Horrorfilm von der Stange, es ist nicht der x-te Aufguss von einem beliebigen Horror-Thema. Das war sicher auch nicht zu erwarten. Und das macht "Wir" bei allen inhaltlichen Schwächen zu einem Erlebnis. "Wir" entwickelt trotz allem einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen.

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