Torbinho - Kommentare

Alle Kommentare von Torbinho

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    über Lion

    Eine unglaubliche Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht und von Garth Davis emotional verfilmt wurde. Allen voran transportiert natürlich Dev Patel die Emotionalität des verlorenen Sohnes aus Indien, der in Australien ein neues zuhause findet perfekt, aber auch die indischen Jungdarsteller können voll überzeugen und bekommen überraschend viel screen time, da die erste Hälfte des Films in der indischen Provinz spielt. Hier darf man als Zuschauer auch mal über den Tellerrand hinausschauen und sich Zustände bewusstmachen, die man nur allzu gerne verdrängt und hier im wohlhabenden Westen eher fremd sind. Kinderarbeit, Menschenhandel in all seinen Zügen sowie extreme Armut beherrschen den Alltag. Dabei deutet Davis allerdings vieles nur an, um das eigentlich gute Gefühl seines Films nicht zu verlieren. Denn am Ende erzählt Lion ein wahres Märchen und Märchen sind am Ende schließlich immer gut.

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      über Encanto

      Lin-Manuel Mirandas Stern strahlt momentan ganz hell am Hollywood Himmel. Auch der große Erfolg von Encanto dürfte vor allem Miranda und seinen komponierten Songs zu verdanken sein. Sie tragen die eher durchschnittliche Geschichte und laden zum mitsummen, mitsingen und mitwippen ein. Generell macht es den Eindruck, als wäre die Geschichte eher um die Songs herum geschrieben worden und nicht anders herum. Sei’s drum. Am Ende hat man ein audiovisuell unterhaltsames Gesamtpaket auf die Beine gestellt bekommen, dessen Songs nachhaltig im Gedächtnis bleiben werden und dessen Animationen sich auf aller höchstem kunterbunt Niveau bewegen.

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        Mangold kreierte mit "Le Mans 66" ein wahnsinnig unterhaltsames Drama, das nicht nur als Rennfahrerfilm funktioniert, sondern sich auch sehr mit den Themen Leidenschaft und Männerfreundschaft beschäftigt. Leider kommt aber auch der amerikanische Patriotismus nicht zu kurz, auch wenn Mangold gekonnt versucht diesen so gut es geht zu kaschieren. Dem amerikanischen Publikum dürfte dieser Aspekt jedoch durchaus gefallen. Am Ende ist das aber gar nicht schlimm, denn kluges Storytelling und vor allem gut aufgelegte Darsteller, wie Bale (wow) und Damon (großartig) überstrahlen einfach alles. Dazu subtile Humorspitzen, die die Spannung etwas auflockern. Auch wenn der Film zunächst seicht im ersten Gang startet, hält Mangold schon bald das Drehmoment im hohen Bereich und schließt den Film mit einem tollen Finale. 2 ½ Stunden spannende Unterhaltung.

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          über mother!

          Normalerweise kann ich mit den Werken von Aronofsky sehr gut etwas anfangen. Black Swan und der Wrestler zum Beispiel haben mich damals regelrecht aus dem Kinosessel gehauen, daran erinnere ich mich jeweils noch bis heute. Kinomagie. Mit „mother!“ kann ich dagegen so gar nichts anfangen. Viel zu verkopft und wirr habe ich einfach keinen Zugang zu dieser bedeutungsschwangeren Inszenierung gefunden. Genau wie Lawrence, fühlte ich mich eher gequält denn unterhalten, über alles schwebend die Frage nach dem Sinn. Das Aneinanderreihen diverser Szenen ohne tieferen Handlungshintergrund war irgendwann einfach nur ermüdend. Etwas Vergleichbares wie „mother!“ habe ich bisher noch nicht gesehen und möchte ich so schnell auch nicht wiedersehen.

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            Torbinho 02.02.2022, 12:08 Geändert 02.02.2022, 12:10

            Am Ende kommt The Hunt recht kurzweilig und unspektakulär daher. Als dann auch noch im Abspann der Name Damen Lindelof über den Bildschirm flimmert, muss man sich doch etwas wundern. Zwar gibt die Geschichte eine interessante Ausgangssituation um eine Gruppe Wohlhabender her, die aus Spaß Jagd auf Unterprivilegierte macht, zuweilen kommt das Ganze dann aber doch recht uninspiriert rüber und knüpft vom Storytelling her auch nicht an vergangene Geniestreiche aus der Feder von Lindelof an. Die Sozialkritik schwingt nur bedingt mit. Im Fokus stehen eher die Gewaltspitzen. Stets schwebt über allem die Frage nach dem „Warum?“ die selbst die Purge-Reihe mit mehr Faszination und Ideenreichtum zu erzählen vermag. Ab einem gewissen Punkt verzettelt man sich dann auch noch in einer Rambo-esken Story um eine mysteriöse super Ex-Soldatin.

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            • 6 .5

              Mit den Komödien von Simon Verhoeven macht man eigentlich nicht viel falsch. Mit Freddy Lau und Elyas M‘Barek hat man dann auch noch ein solides Grundgerüst am Start. Tatsächlich hat Verhoeven hier wieder eine annehmbare Geschichte mit witzigen Einfällen und kauzigen Charakteren zu erzählen, die für deutsche Verhältnisse schon über Durchschnitt liegt. Auch wenn die Geschichte hier und da etwas konstruiert wirkt, macht es Spaß den beiden Chaoten durch Berlin zu folgen und dabei schrägen Vögeln zu begegnen. Nicholas Ofczarek, die Bachelors, Leon Ulrich und eben auch Lau und M’Barek machen einfach Laune. Stets aufgesetzt wirkt dagegen Palina Rojinski, die mit ihrem Schauspiel so gar nicht zu überzeugen weiß und den Gesamteindruck etwas nach unten zieht. Insgesamt gelungene Komödie, die ich den amerikanischen Fäkalkomödien auf jeden Fall vorziehe.

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                über Panic

                Panic wirkt wie ein Relikt aus früheren Serienzeiten, als Serien noch keine Konkurrenz zu Kinoproduktionen waren, ein interessantes Grundgerüst gereicht hat und der Fernsehzuschauer vielleicht auch gar nicht die Erwartungen hatte. Das hat sich zum Glück mithilfe von einigen genialen Köpfen sowie Streaminganbietern geändert, die es verstanden haben das Serienmedium zu nutzen um ihre Geschichten fesselnd zu erzählen. Und gerade da hakt es bei Panic. Man weiß nie, um was es den Serienmachern eigentlich geht. Geht es um das titelgebende gefährliche Spiel „Panic“, in dem High School Absolventen in spe Mutproben absolvieren müssen (die nebenbei auch noch ziemlich unspannend in Szene gesetzt werden), um am Ende ein kleines Preisgeld abzustauben? Geht es um Liebeleien zwischen den Teilnehmern, die alle ihren Rucksack mit sich zu tragen haben? Oder geht es um die Organisatoren hinter dem Spiel, die Jahr für Jahr Teenagerleben gefährden? Da ist es nicht leicht mitzufiebern und die Antworten zu jeder der drei Fragen sind irgendwie egal.

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                • 6

                  4 Lehrer mittleren Alters beschließen sich dauerhaft bei 0,5 Promille Blutalkohol zu halten, um ihrem Leben, dank der befreienden Kraft des Alkohols, neue Perspektiven zu eröffnen. Klingt verlockend. Dass das letztendlich aber nicht die beste Idee ist und kein gutes Ende nehmen kann, ist eigentlich schon von vornerein klar. Also war die viel spannendere Frage, wie Thomas Vinterberg den Weg dorthin filmisch beschreiben wird. Gehofft habe ich auf mitreißende Passagen, in denen der Glaube der 4 Protagonisten an ihr Tun vermittelt wird, sowie emotionale Momente, die die innere Zerrissenheit offenbart oder den Zusammenhalt der Truppe. Leider sind diese Erwartungen kaum erfüllt worden. Obwohl die Idee viel hergegeben hätte, kämpft man sich durch müde Szenen des Lehreralltags, die durch ein paar Schlückchen aus einer Flasche aufgepeppt werden. Die Wandlung der Trinker wird recht unspektakulär festgehalten und der Ausgang dieses „Experimentes“ endet dann auch sehr überraschungsfrei. Gute Ansätze findet man bei der Einzelbetrachtung der 4 Männer, wie ein jeder anders mit diesem Experiment umgeht. Aber auch hier, leider nur Andeutungen. Schade, da wäre deutlich mehr drin gewesen.

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                  • Hat James Cameron nicht letztens noch verkündet, dass überlange Filme die Zukunft der Lichtspielhäuser sein werden?! Dann schlägt Matt Reeves ja schonmal in diese Kerbe und wir erleben für das Heimkino dann eventuell einen Streaming Cut. ;)

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                    • 7

                      Genau wie die gleichnamige Attraktion im Disney World Theme Park, ist Jaume Collet-Seras „Jungle Cruise“ ein kalkuliertes Stück Unterhaltung geworden, dem man an vielen Ecken den Entstehungsprozess am Reißbrett anmerkt. Anleihen von verschiedenen bekannten Filmen des Abenteuer Genres sind unverkennbar. Mit Schauwerten geizt der Film auch nicht, denn an tollen Dschungellandschaften und wilden Action-Sequenzen kann man sich hier satt sehen. Mit Dwayne Johnson und Emily Blunt sind ebenso 2 Megastars an Board, die mit Spielfreude überzeugen können und Laune machen. Was dem Film aber merklich fehlt, ist eine Seele. Hier und da stimmt das Pacing nicht, die Figuren sind schrecklich überzeichnet oder der abgedrehte Plot hat einen Hänger. Letzten Endes ist das aber gar nicht schlimm, denn der Film weiß dies charmant zu kaschieren und nimmt sich herrlich selbst aufs Korn. Jungle Cruise schafft es also insgesamt gute Popcorn Unterhaltung zu liefern, um den Alltag mal für 2 Stunden zu vergessen. Mehr will er gar nicht und das ist auch gut so.

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                        Lin-Manuel Miranda erzählt von den Endzwanziger Jahren des aufstrebenden Broadwaykomponisten Jonathan Larson. Um genau zu sein von den Vorkommnissen in seinem 29. Lebensjahr. Eben das Jahr vor der bösen 30. Mit krankhaftem Ehrgeiz möchte Jonathan nun endlich den Durchbruch und damit den Weg raus aus seinem alten Leben schaffen, welches stark geprägt ist von chronischem Geldmangel und einer verranzten WG Wohnung in Manhattan. Wo man anfangen soll um dieses Werk angemessen zu huldigen ist schwer zu sagen. Sowohl der vielschichtig angelegte Plot, in dem die Probleme eines Endzwanzigers aufgearbeitet werden, als auch die darstellerischen Leistungen sind absolut top. Andrew Garfield spielt sich bei der Darstellung des Jonathan Larson, welcher verzweifelt versucht gegen das vorbestimmte Scheitern anzukämpfen und wieder aufsteht, die Seele aus dem Leib. Getragen wird er von großartiger Musik und grandiosem Storytelling. Kreativität kennt hier kaum Grenzen. Da ist es zu verschmerzen, wenn der Film am vermeintlich tragischsten Punkt ein abruptes Ende nimmt und sich keine Zeit mehr für die Momente danach und den eigentlichen Nachlass dieses scheinbar hochtalentierten Komponisten nimmt. Wer auch nur ein klein wenig für Musicalfilme übrig hat, kommt an diesem Brett nicht vorbei.

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                          George Clooney verfilmt die Kindheits- und Jugendtage von J.R. Moehringer und gelingt dabei ein schöner Wohlfühlfilm, der ohne große Ausreißer nach oben noch nach unten auskommt. Moehringer war mir überhaupt kein Begriff. Das ist aber überhaupt nicht schlimm. Vielmehr geht es um den transportierten Vibe dieses Coming of Age Dramas. Am ehesten wird einem Ben Affleck in Erinnerung bleiben, der hier eine obercoole Socke von einem Onkel/Ziehvater spielt und damit gleichzeitig auch eine seiner besten Schauspielleistungen abliefert.

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                            War Staffel 1 noch eines der Aushängeschilder von Apple TV+, welches gut produziertes Behind the Scenes-Drama einer amerikanischen Frühstücksfernsehsendung lieferte, das sich noch dazu mit aktuellen Gesellschaftsthemen (damals vor allem MeToo) auseinandersetzte, kann man in Staffel 2 verfolgen wie man diese guten Ansätze deftig gegen die Wand fährt. Während der Cast noch immer gut aufgelegt ist und einiges nach oben rausreist, fragt man sich ein ums andere Mal, um was es den Autoren in dieser Staffel eigentlich ging? Von MeToo über Cancel Culture, Familienknatsch, Rassismus sowie Homosexualität wird ein buntes Potpourri an Themen abgefrühstückt und wirkt nicht mehr glaubhaft, sondern aufgesetzt. War für vernünftige Autoren einfach kein Budget mehr übrig? War man selbst zu überambitioniert und hat sich zu viel zugemutet, oder haben sich vielleicht die Mega Stars dieser Serie zu sehr in den Plot eingemischt, weil sie zu den jeweiligen Themen auch einfach mal ihren Senf abgeben wollten? So kann und darf es in der nächsten Staffel bitte nicht weitergehen, denn Lichtblicke guter Unterhaltung sind durchaus vorhanden. So wirkt der schließende Satz von Alex Levy aka Jennifer Aniston „Wir sehen uns wieder“ schon eher wie eine Drohung denn freudige Erwartung.

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                              über Devs

                              Mittlerweile hat sich Alex Garland fernab von seinem Erstlingswerk „The Beach“ völlig dem Science Fiction Genre hingegeben und liefert mit der Mini Serie „Devs“ den nächsten Paukenschlag ab. Im Zentrum dieser Erzählung steht das Tech-Unternehmen Amaya und dessen CEO Forest, welches mit dem titelgebenden Devs noch ein streng geheimes Forschungsprojekt am Laufen hat. Nachdem der neue Mitarbeiter Sergei der Spionage überführt wurde, wird er kurzerhand beseitigt. Seine Freundin Lily gibt sich mit den fadenscheinigen Gründen für sein Verschwinden nicht zufrieden und geht der Sache nach. Soweit so einfach. 4 Folgen lang versucht man als Zuschauer den Kontext einzuordnen und wird zunächst mit einer eher durchschnittlichen Murder Mystery um den Tod von Sergei bei der Stange gehalten. Bis Garland schließlich in Folge 5 den eye opener liefert, der nicht nur das Verständnis erhöht, sondern auch die Story auf eine ganz andere Ebene hievt. Von nun an beschäftigen wir uns mit philosophischen Gedankenspielen des Determinismus. Ist alles vorbestimmt was war und was sein wird?! Lässt sich Verhalten vorherbestimmen oder beeinflussen? Bis zum großen Finale betrachtet man nun alles anders, so dass diese Serie definitiv nachhallt und tief im Gedächtnis hängen bleiben wird. Ganz nebenbei liefert Nick Offerman, den ich sonst vor allem aus „Parks and Recreation“ kannte, in der Rolle des größenwahnsinnigen Forest eine Glanzleistung ab.
                              Alleine audio visuell lohnt sich die Serie schon ungemein und liefert mit dem Plot im Gesamtpaket einen wahren Seriendiamanten.

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                                Torbinho 11.01.2022, 11:02 Geändert 11.02.2022, 12:07

                                Interessante ethische Fragestellungen die in einer Romantikkomödie verpackt diskutiert werden. Leider mangelt es an einer ansprechenden Produktion, sprich zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass es sich um eine Zukunftsvision handeln könnte. Den einzigen Fortschritt den man hier vernehmen kann, sind die humanoiden Roboter. Sehr glaubhaft wirkt der Plot daher nicht, sondern eher konstruiert. Auch emotional konnte mich Maria Schrader hier, bis auf 2 Szenen, nicht abholen und spannend wird es schon gar nicht. Es bleibt eine interessante aber recht kurzweilige Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Ich. Kategorie: überdurchschnittlicher Fernsehfilm.

                                Nachtrag: Nachdem ich Drake Doremus "Zoe" gesehen habe, muss ich Ich bin dein Mensch aufgrund der mäßigen Auseinandersetzung mit der Thematik nochmal abwerten. Doremus beschäftigt sich im Prinzip mit dem selben Thema, zeigt aber wie man es besser umsetzen kann.

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                                  Eine zeitgemäße Gesellschaftssatire, die die typische Handschrift von Adam McKay trägt. Leicht lässt sich die Story auf unsere derzeitige Realität übertragen. Es lassen sich viele Parallelen erkennen, die konsequent und mit herrlichem Biss umgesetzt werden. Ja, so könnte es sein, sollte ein Asteroideneinschlag vorhergesagt werden, schließlich verhalten wir uns gerade nicht viel anders. Der Super-Mega-Cast hat ebenfalls sichtlich Spaß an seinem Job. Allen voran wieder mal DiCaprio, der passend zur Vorlage, schon mit an overacting grenzendem Spiel die Sau rauslässt. Einzig zwei Punkte würde ich McKay ankreiden. 1.) Die dumpfe Amerikanisierung der Welt. Die USA repräsentieren hier wie selbstverständlich den Nabel der Welt, alle anderen Nationen werden mit simplen Nebensätzen abgespeist. Ob das bei einem globalen Ereignis wie diesem hier wirklich so ablaufen würde, sei mal dahin gestellt. Wenn man so will fügt es dem ganzen Projekt aber so noch eine zusätzliche satirische Metaebene hinzu, sprich selbst die Produktion von „Don’t Look Up“ besitzt kein realitätsnahes Weltbild. ;) 2.) Auch wenn man hier dem „Peer Review“ Verfahren zur Qualitätsbestimmung einer geplanten Mission ein deutliches Gewicht zuschreibt, kommen Sichtweisen von anderen Wissenschaftlern gar nicht zu Wort. Das hätte man besser ausarbeiten können. Stichwort „False Balancing“. Das ist aber schon meckern auf höherem Niveau und wird die meisten Zuschauer wohl nicht stören. Insgesamt ein unterhaltsamer Blick, vielleicht sogar Momentaufnahme, auf unsere Gesellschaft.

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                                    Torbinho 06.01.2022, 12:29 Geändert 06.01.2022, 12:30

                                    Die Menscheit ist ausgelöscht. Als Nachlass sollen kryokonservierte Embryonen genutzt werden um eine neue Zivilisation mithilfe einer von Menschenhand kreierten Roboter-KI heranzuziehen. Nur häppchenweise erfährt man etwas über die Umstände und „die Welt da draußen“, denn hauptsächlich spielt sich die Geschichte in einem versteckten hightech Bunker zwischen einem Menschen und einem Roboter ab. Bis es zu einem Zwischenfall kommt, der einiges auf den Kopf stellt und neue Erkenntnisse liefert. Clever entfaltet sich immer weiter das Storykonstrukt, dass zunächst noch so einfach erschien, dabei vieles nur andeutet und so das World Building vor allem im Kopf des Zuschauers abspielen lässt. Dadurch entwickelt sich eine gewisse Faszination. Die Gegenüberstellung von Mensch und Maschine und der ethischen Frage nach der jeweiligen Daseinsberechtigung sind ebenfalls gelungen in das Gesamtkonzept eingewoben, so dass feinster Science Fiction Unterhaltung nichts im Wege steht. Auch wenn der Film mit sehr wenigen Darstellern auskommt, füllen Hilary Swank und vor allem Clara Rugaard, die mich an eine junge Natalie Portman erinnerte, ihre Rollen dafür umso besser aus. Unverständlich warum mir dieser Film bislang durchgerutscht ist, denn „I am Mother“ ist ein klares Must See für Freunde von guten Science Fiction Geschichten!

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                                      Torbinho 06.01.2022, 11:47 Geändert 06.01.2022, 11:59

                                      Mit manchen Schauspielern wird man einfach nicht warm. Bei mir gehört dazu Elisabeth Moss. Auch mit manchen Genres hat man so seine Schwierigkeiten. Bei mir aufgrund der immer wieder auftauchenden Logikprobleme im Plot Horror. Zwei Warnzeichen, die ich aufgrund der guten Bewertungen übersehen habe. Insgesamt wurde ich aber leider bestätigt. Zwar kann die Atmosphäre, die von einer stetigen unsichtbaren Bedrohung getragen wird überzeugen, allerdings wird die anfänglich interessante Geschichte im Verlauf immer dümmlicher, unlogisch und verpasst so manche Chance mit dem Zuschauer und seinen Erwartungen zu spielen...inklusive dem doch sehr banalem Ende. Insgesamt ist dieser Versuch einen spannenden Suspense-Horror hinzulegen mindestens 30 Minuten zu lang. Moss Interpretation des psychisch angegriffenen Opfers fällt ebenfalls wie erwartet penetrant nervig aus. Dann doch lieber Kevin Bacon als Hollow Man.

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                                        Torbinho 06.01.2022, 11:20 Geändert 06.01.2022, 11:27

                                        Die gutherzige Fern wird aus wirtschaftlichen und, wie wir im weiteren Verlauf erfahren, persönlichen Gründen dazu genötigt ihr Zuhause zu verlassen und lebt von nun an als moderner Tagelöhner in ihrem Van auf den Straßen Amerikas. Atemberaubende Landschaften begleiten sie auf ihrem Weg durch das harte Leben, bei dem sie sich von Job zu Job hangelt und von flüchtigen Bekanntschaften lebt. Den Großteil fristet sie aber in frei gewählter Einsamkeit. Eine derbe Watschen und Fingerzeig in Richtung des Systems, welches diese Leute links liegen lässt und ihnen keine wirkliche Chance bietet. Aber auch eine wichtige Erinnerung an den Zuschauer, dass das Leben da draußen auch ganz anders ablaufen kann, als man es selbst vielleicht so kennt. Chloe Zhao bedient uns mit einem guten Drama, dass wie schon erwähnt mit klasse Bildern aufwarten und seine Emotionalität nochmal mit einem hervorragenden Score unterstreichen kann. Nicht ganz klar ist mir allerdings, worauf Zhao am Ende hinauswill. Soll „Nomadland“ nun eine Systemkritik sein oder doch eher ein Biopic über eine Aussteigerin, die sich diesen Weg aufgrund von persönlichen Schicksalsschlägen frei gewählt hat? Wahrscheinlich von Beidem etwas und damit ein zeitgemäßes Abbild unserer Gesellschaft, in der der/die Einzelne schnell mal vergessen wird. Insgesamt hat mich „Nomadland“ ein wenig an Sean Bakers „The Florida Project“ erinnert, in dem es schließlich auch um eine vergessene Parallelgesellschaft geht, die sich aufgrund von Wirtschafts- und Systemzwängen ihre Nische in der Gesellschaft sucht.

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                                          Torbinho 20.12.2021, 16:58 Geändert 20.12.2021, 17:02

                                          Etwas abgedrehte Komödie mit ziemlichem hau drauf Humor über das Thema von Urlaubsfreundschaften. Wer kennt es nicht?! Im Urlaub geht man Freundschaften ein, die oft nur für den Urlaub halten…was manchmal auch gar nicht so schlecht ist. Was wenn man diese Leute dann aber auch nach dem Urlaub einfach nicht mehr los wird? Und das gerade zur wohl geplanten Hochzeit. Davon erzählt diese Geschichte in 100 knackigen Minuten. Sicher darf man hier keine niveauvolle Unterhaltung erwarten und teilweise geht es auch mal unter die Gürtellinie. Dennoch hält sich das ganze in Grenzen und überzeugt mit einigen verrückt lustigen Einfällen und tatsächlich sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren. John Cena konnte mich in der Rolle des durchgeknallten Party Rangers voll überzeugen. Ein Kinobesuch wäre vielleicht überflüssig, aber wie gut, dass es auch Streaming gibt.

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                                            Torbinho 10.12.2021, 10:52 Geändert 13.12.2021, 16:17

                                            Rosamund Pike! Was für ein Miststück! :D In der Rolle der Marla Grayson, die rücksichtslos Senioren entmündigt und ausplündert, liefert sie eine Glanzleistung ab. Damit hievt sie gleichzeitig den Film auf ein komplett anderes emotionales Niveau. Ich weiß nicht wann ich eine Film- oder Serienfigur zuletzt so gehasst habe. Vielleicht Ramsey Bolton aus Game of Thrones?! Auch wenn J Blakeson sie als fesche, abgebrühte Geschäftsfrau inszeniert, fiebert man stetig ihrem Niedergang entgegen. Insgesamt habe ich mir unter dem Plot zunächst etwas Anderes vorgestellt und war gespannt, wie sich Peter Dinklage hier einfügen würde. Doch die Vermischung von Drama, dem Mafia-Genre sowie Anleihen schwarzer Komödien geht letztendlich gut auf und vermittelt eine gewisse Originalität. Zum Ende hin wirkt es hier und da etwas zu konstruiert, was den Gesamteindruck aber kaum schmälert. Ein gelungener Genre-Clash mit einer herausragenden Hauptdarstellerin und ein paar überraschenden Plotspitzen.

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                                              Normalerweise bin ich ja durchaus für weihnachtlichen Kitsch zu haben. Wenn es dann noch originell daher kommt umso besser. Was Disney hier aber abgeliefert hat ist eher...näh. Das liegt vor allem an der reichlich bescheuerten Geschichte. Der Weihnachtsmann ist tot, lang lebe der Weihnachtsmann! In dessen Fußstapfen soll von nun an sein Sohn Nick treten. Doch der fühlt sich sichtlich unwohl und überfordert in der Rolle des Geschenkebringers. Daher schlägt ihm seine Schwester Noelle eine kurze Auszeit in der Welt der Menschen vor, um den Kopf frei zu kriegen. Und welchen Ort von allen erdenklich hübschen Fleckchen auf unserem blauen Planeten wählt er aus? Richtig! Phoenix, Arizona, USA. Und was macht er nun dort? Nochmal richtig! Er vertreibt sich dort seine Zeit als Yoghurt..äh..Yoga Lehrer (Entschuldigung, jetzt habe ich schon einen der wenigen Gags verraten). Hauptsächlich geht es nun darum, wie Noelle ihn davon überzeugen kann, wieder zurück an den Nordpol zu reisen um seinen Job zu erfüllen. Nebenbei verzweifelt Noelle als völlig Fremde auch noch an der Welt der Menschen. Dabei bleibt man stets familienfreundlich und harmlos. Da wäre mehr drin gewesen. Stangenware für den Disney Channel. Lediglich die spielfreudige Anna Kendrick und das weihnachtliche set design können überzeugen und Stimmung verbreiten.

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                                                Der Titel klingt zunächst etwas bescheuert und sperrig, ist, wie man im Laufe des Films aber erfährt, eine Anspielung auf den Weihnachtsklassiker „Die Hard“. Man könnte ihn also frei übersetzen in „Liebe langsam“. Natalie ist ein typischer Großstadt-Single. Sie tindert sich durch diverse online dates, hat einen hippen Job, findet aber nie den richtigen für ihre Ansprüche. Bis ihr eines Tages der gut aussehende Tag an die Online-Angel geht, der scheinbar so voll und ganz auf ihrer Wellenlänge liegt. Nur blöd wenn man dann gecatfished wird. Die Geschichte der Prinzessin die den Frosch küsst ist vielleicht nicht neu, im Verlauf entpuppt sich Love Hard aber als annehmbare Weihnachtskomödie, die sowohl mit einigen kreativen Einfällen, ulkigen Charakteren als auch Anleihen und Anspielungen an diverse Klassiker dieses Genres überzeugen kann. Das Ende ist zugegebenermaßen sehr sehr kitschig geraten, ist aber herzerwärmend und bedient das von vornherein anvisierte Zielpublikum. Und für einen Weihnachtsfilm definitiv erlaubt.

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                                                  Torbinho 06.12.2021, 15:43 Geändert 08.12.2021, 13:56

                                                  Kann man amerikanische Sitcom und Drama in einer Serie vermischen?? Man kann! Das beweist zumindest Valerie Armstrong und ihr Team mit „Kevin can f**k himself“, bei dem so schön überspitzt das Rollenbild der amerikanischen Sitcom Welt aufs Korn genommen wird und im nächsten Moment der gesellschaftliche Abgrund wartet. Wie man es aus diversen Formaten des Comedy Genres kennt, sind die Rollen hier zunächst klar verteilt. Allison lebt mit dem titelgebenden Man-Child Kevin zusammen. Kevin ist Chauvinist und Hauptverdiener im Haus, bestimmt wo es langgeht, sein Verhalten erinnert aber doch häufig an das eines 14-Jährigen. Allison dagegen ist die Sauberfrau, die alles Mögliche abfängt, was ihr Göttergatte so verzapft. Was wäre nun, wenn in diesem Format das wachsende Geschwür der Unzufriedenheit aus Allison herausplatzen und sie sich ihren Weg suchen würde?! In welchem Teil des Formats wir uns gerade befinden, erfahren wir schon rein optisch, aber auch der Ton wird in Allisons realer Welt deutlich rauer. So soll Kevin bald das Zeitliche segnen, damit sie ein befreites Leben führen kann. Ein äußerst mutiges Experiment, auf dass sich das Publikum zunächst einlassen muss. Gerade die gewollte Überzeichnung der Charaktere im Comedy Teil macht es anfänglich nicht einfach Sympathien für die Charaktere zu empfinden. Speziell für Allison, die grandios gespielt wird von Annie Murphy, empfindet man eher Verachtung denn Mitleid, da sie sich scheinbar wohlwollend in diese Situation gebracht hat. Spätestens ab Folge 3 hat man das Konzept aber verinnerlicht und verfolgt gespannt, wie sich die zerfahrene Situation wohl auflösen wird. 1 Sonderpunkt gibt es für den Mut, so ein Konzept auf die Bildschirme zu bringen, auch wenn ich denke, dass hier die Entscheidung für eine Mini Serie mit abgeschlossenem Ende die bessere gewesen wäre. Aus neuen Erzählkonzepten mit unterschiedlichen Perspektiven ein Fortlaufendes Projekt zu machen, kann schnell schiefgehen, wie die zunächst gefeierte Serie „The Affair“ vor ein paar Jahren zeigte, da sich das neue Stilmittel schnell abnutzt und letztendlich mehr störend als innovativ wirkt. Daher hoffe ich, dass Armstrong ein talentiertes Autorenteam an die Seite gestellt bekommt und wir vielleicht sogar noch eine Steigerung des Plots in Staffel 2 genießen können.

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                                                    Torbinho 30.11.2021, 13:07 Geändert 01.12.2021, 13:13

                                                    Sehr spannender Home Invasion Thriller, der durch eine dichte Atmosphäre zu überzeugen weiß. Das eine oder andere Mal konnte mich Don’t Breathe aber nicht abholen, da dass Verhalten der Einbrecher oder des Hausbesitzers null nachvollziehbar waren. Es war jedenfalls schon sonderbar, dass ein Blinder es nicht merkt, wenn jemand an ihm vorbeiläuft, er jedoch in der Lage ist, 3 Meter weit entfernte Käsemauken zu riechen...Vorkommnisse dieser Art ziehen sich durch den gesamten Film und trüben ein wenig den Gesamteindruck. Was nicht passte haben die Autoren eben passend gemacht. Handwerklich ist das Ganze aber überzeugend umgesetzt. Für den kurzweiligen Thrill gut geeignet.

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