Beeblebrox - Kommentare
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Alle Kommentare von Beeblebrox
[...] Eine gewisse Faszination für den Horror von Eli Roths früheren Filmen lässt sich auch in The House with a Clock in Its Walls ausmachen, wenngleich er den Kompromiss am ehesten in einer von Tim Burton und Guillermo del Toro inspirierten Inszenierung sucht, ohne jedoch eine vergleichbare Bildsprache zu erreichen. Besonders der Spagat zwischen den deutlich erwachseneren Elementen und jenen, die sich an ein jüngeres Publikum richten, will ihm nicht gelingen. Kaum wurde ein atmosphärischer Moment heraufbeschwört, wird dieser auf denkbar unglückliche Weise mit einem albernen Witz gebrochen. Eli Roth mangelt es an Konzentration und Feingefühl, um sich auf die Magie einzulassen, die er im Verlauf des Films gleich mehrmals behauptet. Mit seinem Kopf ist er aber längst bei der nächsten Szene angekommen und bombardiert die Zuschauer mit den Erklärungen einer Mythologie, die am Ende gar nichts bedeutet. [...]
[...] Wenn in Hogwarts Gäste aus den europäischen Zauberschulen Beauxbatons und Durmstrang empfangen werden, legt Harry Potter and the Goblet of Fire ein wahnsinniges Schnitttempo vor, das selbst den rasendsten Martin Scorsese-Film mit Leichtigkeit abhängt. Steve Kloves trifft in seinem Drehbuch mutige Entscheidungen und scheitert dabei mindestens genauso oft, wie er gewinnt. Dennoch findet er einen roten Faden, der zielsicher durch dieses überbordende Abenteuer führt. Das 200-minütige Hogwarts-Epos, das sich in Harry Potter and the Goblet of Fire versteckt, können wir nur erahnen. Nur manchmal blitzt es durch die flott aneinandergereihten Szenen. Das kann frustrieren, verwandelt den Film gleichwohl aber in eine überaus faszinierende Erscheinung im Potter-Universum, denn entgegen der vermeintlichen Bruchstücke, werden die entscheidenden Elemente treffsicher untergebracht. Zwar mag Mike Newell dem inszenatorischen Vermögen seines Vorgängers unterlegen sein. Sobald er sich erst einmal in dieser magischen Welt zurechtgefunden hat, entwickelt er jedoch unweigerliche Lust, sie zu entdecken, mitunter auch auseinanderzunehmen, im sprichwörtlichen wie im übertragenen Sinne. [...]
[...] Wenn Silva mit seinem Team in ein südostasiatisches Land beordert wird, um eine beachtliche Menge an radioaktivem Caesium sicherzustellen, beginnt ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit, der uns Zuschauer unmittelbar in einen alternativen Kriegsschauplatz katapultiert. Vorerst gestalten sich die knallharten Schusswechsel als ultra-brutales Gepose vor patriotischem Hintergrund. Wild und aufregend schleudern die Kugeln durch die Gegend, während von allen Seiten der Beton bröckelt, als wäre der Weltuntergang nur noch eine Frage von Sekunden. Mark Wahlberg manövriert sich als schreiender, beleidigender Professional durch einen Film, der auf der einen Seite unmissverständlich, geradlinig konzipiert, auf der anderen Seite jedoch dermaßen hektisch montiert wurde, dass der Überblick trotz aller Überwachungsaufnahmen, Datenströme und unmissverständlich formulierten Befehle verlorengeht. Dabei entlarvt Mile 22 all die Schatten, die jenseits des Protokolls stattfinden mit einer niederschmetternden Wendung, die noch lange nach dem Abspann nachhallt. [...]
[...] Bisher vermochte es Shane Black, seine aus den 1980er Jahren gerettete Helden sowohl ironisch zu brechen als auch ihnen zu jenen Heldentaten zu verhelfen, nach denen sie sich so verzweifelt sehnen. Die Gruppe Verwegener, die sich nun um Ex-Soldat Quinn McKenna (Boyd Holbrook) versammelt, dürfte aber problemlos das unglücklichste Ensemble des Jahres sein. Zwar finden sich einige tolle Namen im Cast. Dem katastrophalen Drehbuch kann allerdings nicht einmal Olivia Munn als schlagfertige Biologin trotzen, da sie sich nicht nur durch Shane Blacks bruchstückhafte Handlung, sondern auch eine äußert unangenehme Männerrunde schlagen muss. Hier zählen nur coole Macho-Sprüche und harte Kerle, die selbst durch ihr eigenes Scheitern nicht sympathischer werden. Echtes Leben steckt in diesem Predator nicht, als hätte er den einleitenden Absturz mit seinem Raumschiff nie überlebt.
[...] Wenn Toby im toten Winkel einer Werbeproduktion seine eigene Vergangenheit als ambitionierter Filmemacher entdeckt, findet The Man Who Killed Don Quixote ein filmisches Äquivalent zu all den verschiedenen Stadien, die eine Filmproduktion durchlaufen kann, ehe sie eines Tages als undankbarer Kompromiss in die Kinos kommt und nicht weiter von ihrem Ausgangspunkt entfernt sein könnte. Terry Gilliam gesteht dem Filmemachen in seiner Geschichte eine bemerkenswerte Rolle ein, denn der Film kann gleichermaßen erschaffen wie zerstören, sowohl in der inszenierten als auch in der echten Welt. Als Künstler folgt Toby seinen Träume, ohne die Verwüstung zu bemerken, die er im Angesicht seines Eifers hinterlässt. Ausgerechnet als gelangweiltes, frustriertes Genie, verschlägt es ihn später an den Ort der verklärten Erinnerung zurück, wo er aufgefordert wird, seine Leidenschaft neu zu entdecken, dieses Mal ausgestattet mit einem Bewusstsein für die vernichtenden Kräfte dieser. [...]
[...] Dabei fordert Werk ohne Autor die Zuschauer gleich zu Beginn auf, niemals wegzusehen. Auf keinen Fall darf die Geschichte vergessen werden. Ein bizarrer Aufruf in Anbetracht eines Films, der im Anschluss förmlich durch die Geschichte rennt, ohne den kompletten Verstrickungen, die er heraufbeschwört, die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen. Mit dem jungen Künstler Kurt Barnert (Tom Schilling) hat sich Florian Henckel von Donnersmarck außerdem einen Protagonisten ausgesucht, mit dem er unermüdlich von der großen Ambition schwärmen kann. Die Weltformel knacken, ein Kunstwerk schaffen, das ist hier die Aufgabe. Werk ohne Autor, der Film, erzählt vorzugsweise aber nur davon, was er am liebsten wäre und vernachlässigt damit auf schmerzliche Weise den wahren Kern des Gezeigten, der lediglich mit Worten ausgestellt, aber niemals mit Gefühlen bewiesen wird. „Alles, was wahr ist, ist schön“, lautet der verklausulierte Leitspruch dieses Dramas, das gleichzeitig die Schrecken der Gaskammer mit einem Fliegerangriff in einer geschmacklosen Parallelmontage gleichsetzt. [...]
Irgendwo tief unter dem Silver Lake liegt etwas verborgen, ein düsteres Geheimnis, eine verbotene Wahrheit. David Robert Mitchell lässt daran in seinem dritten Kinofilm keine Zweifel aufkommen. Under the Silver Lake entführt in ein sonniges Los Angeles, in dem die Schatten größer sind, als sie auf den ersten Blick wirken. Schwerelos geleitet die Kamera mit dem von Andrew Garfield verkörperten Slacker Sam durch die Straßen, als würde er sich im Labyrinth einer warmen Sommernacht verlieren. Seit Toni Servillo in La Grande Bellezza ist niemand mehr dermaßen lässig durch eine Stadt voller verborgener Winkel geschlendert und hat sich von den endlosen Möglichkeiten verführen lassen. So hingebungsvoll der Film seinen Schauplatz umarmt, kann er nicht ignorieren, dass unter der Oberfläche etwas Bedrohliches brodelt, das nur darauf wartet, auszubrechen und das melancholische Idyll zu vernichten. Immer wieder schwillt die Musik an, kündet von unendlicher Sehnsucht und geleitet Sam um die nächste Kreuzung. Dort trifft er auf Sarah (Riley Keough), eine zufällige Begenung, auf die er sein gesamtes Leben lang gewartet hat. Ehe sich Sam jedoch versieht, ist sie verschwunden. [...]
[...] Da der Tanz aber weiterhin als universelle Sprache besteht, pulsiert tief im Inneren von Climax eine unerwartete Hoffnung auf Erlösung. Vertrauen können wir dieser Hoffnung allerdings nicht, da sie lediglich die Grenzen zwischen Spiel und Ernst verschwimmen lässt. Auch die Kamera wechselt ständig die Perspektive: Wo sie eben noch wie angewurzelt auf das fiebrige Geschehen starrte, stürzt sie sich kurz darauf in die Wogen des Menschenmeeres. Climax ermöglicht es uns, jeden Millimeter dieses glühenden Nachtmahrs zu entdecken und die echte Welt zu vergessen, während die Figuren ihre Körperteile herumschleudern und eins mit dem Bewegungsstrom werden, der schließlich als wütender Sturzbach auf ein vernichtendes Finale zusteuert. Die apokalyptische Dimension, die Climax im Zuge dieses tragischen Zerfalls von Schönheit und Zusammenhalt beobachtet, gehört wohl zu den niederschmetterndsten wie berührendsten Bestandteilen des Film, der sich vorzugsweise in Rastlosigkeit flüchtet. Im Morgengrauen verstummt die Musik und die Tore des Gebäudes werden aufgebrochen, um die letzten Überlebenden aus dem labyrinthischen Bunker zu retten. Die Frage ist nur, auf welcher Seite die Welt untergegangen ist.
[...] Die Harry Potter-Welt dehnt sich sprichwörtlich aus und zieht sich wieder zusammen, während alle Menschen in ihr wild herumgewirbelt werden. Schwindelerregend ist Harry Potter and the Prisoner of Azkaban im besten Sinne, denn nach zwei Abenteuern im Herzen von Hogwarts offenbart sich plötzlich ein ganzes Universum, dessen Geschichte mit erstaunlichen wie erschreckender Ereignissen aufwartet. Während sich heimlich ein Fenster zur Vergangenheit öffnet, stürzt sich Alfonso Cuarón durch Spiegel und Zeit, um das zu Entdecken, was sich auf der anderen Seite versteckt. Steve Kloves, der erneut als Drehbuchautor zurückkehrt, baut dabei geschickt die Mythologie aus, verbindet spielerisch das Erzählen mit dem Erklären und begeistert im gleichen Atemzug mit einer beachtlicher Effizienz, mit der er Informationen verarbeitet. Selbst wenn sich ein Teil der Handlung wiederholt, bleibt der Film in keiner redundanten Sackgasse stecken, sondern bewegt sich mit mitreißender Geschwindigkeit nach vorne. Ehe sich Harry versieht, umkreisen ihn die Planeten und ein Licht strahlt so hell, wie es noch nie zuvor in einem Harry Potter-Film auf der großen Leinwand zu sehen war. Nicht einmal der Mond, der bedrohlich von den unberechenbaren Gefahren kündet, die tief im Inneren der Figuren schlummern, kann diesem Strahlen trotzen. [...]
[...] Spike Lee ist dabei nicht nur daran interessiert, The Birth of a Nation als rassistisches Manifest zu entlarven, dafür braucht es im Jahr 2018 keine Bestätigung mehr. Stattdessen nutzt er die Parallelmontage, also ein filmisches Mittel, das erstmals im großen Stil in The Birth of a Nation verwendet wurde und die Filmgeschichte nachhaltig geprägt hat, für seine eigenen Zwecke. Genauso wie die Klan-Gefolgschaft mit Bildern manipuliert wird, finden sich im Black Panther-Reigen riesige Schwarz-Weiß-Fotos, die mit ähnlich aufstachelnder Wirkung instrumentalisiert werden. Plötzlich verschwimmen die eben noch deutlichen Grenzen, genauso wie Rons Identität(en) als aufstrebender Undercover-Cop respektive Klan-Anhänger. In diesem Augenblick kommt die gesamte Ambivalenz von BlacKkKlansman zu tragen und Spike Lee erweist sich einmal mehr als reflektierter Filmemacher mit einem klaren Anliegen, der nicht davor zurückschreckt, die Abgründe der Gesellschaft auf allen Seiten tiefer zu hinterfragen, als dass sie sich zum Schluss in einem Happy End auflösen könnten. Im Gegenteil: Kurz nach dem ersten von mehreren, dicht aufeinander folgenden Schlussakkorden ändert BlacKkKlansman dermaßen oft den Tonfall, dass ein Gefühlschaos unvermeidlich ist. [...]
[...] Im Lauf eines Tages kollidieren diese vier Schicksale miteinander und stehen stellvertretend für eine Gesellschaft, die von wirtschaftlicher Depression verfolgt wird und dadurch in ein Elend stürzt, in dem jeder sich selbst der Nächste ist. Die Verhältnisse gehen verloren, sodass plötzlich jeder den anderen verdächtigt: Angst, Neid und Hass zerfressen die Menschen, treiben sie aber auch an, denn jeder versucht, sich vor der Gleichgültigkeit zu retten. Viel zu einfach wäre es, von dieser betäubten Welt, die im Stillstand untergeht, überrollen zu lassen – sich ihr zu ergeben und in den Hintergrund zu verschwinden, der sich stets dem Fokus der Kamera entzieht. Hu Bo überwindet sich dennoch und holt die Menschen und das Menschliche immer wieder ins Zentrum seiner Bilder zurück. Aufmerksam schaut er seinen Figuren über die Schulter, interessiert sich für ihre zerrissenen Gesichter und beobachtet sie beim Klagen, denn das ist der einzige Weg, um ihnen zuzuhören, um ihnen eine Stimme zu schenken, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. [...]
[...] Bald herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände und der südliche Teil von Los Angeles steht in Flammen. Ein apokalyptisches Labyrinth ohne Ausweg: In diesem düsteren Geschichtskapitel findet Deniz Gamze Ergüven nicht bloß Leid, sondern unerwartete Situationskomik. Wenn sich ein Burger King-Besitzer um Kopf und Kragen redet, damit die aufgebrachte Menge seinen Laden nicht anzündet, da in diesem Viertel ansonsten nie wieder ein Cheeseburger serviert werden könnte, bewegt sich Kings auf einem sehr schmalen Grat, was den Humor in Verbindung mit der tragischen Wahrheit der Situation angeht. Wo in Mustang eine Szene perfekt in die andere überging, erweckt Deniz Gamze Ergüvens Nachfolger den Eindruck, aus vielen einzelnen Splittern zusammengesetzt worden zu sein, sodass der Tonfall mitunter irritiert. [...]
[...] Chris Columbus, der zusammen mit Drehbuchautor Steve Kloves auch bei Harry Potter and the Chamber of Secrets zurückkehrte, mag weiterhin nicht der mutigste unter den Harry Potter-Regisseuren sein, seine Aufmerksamkeit, mit der er langsam die Ankunft des dunklen Lords vorbereitet, ist dennoch bemerkenswert. Die Hand, die eben noch versteinert wirkte, greift mit tödlicher Entschlossenheit zu, während das Lebendige seiner Lebenslust entsagt und ohnmächtig wie regungslos im Krankenflügel auf ein baldiges Ende dieses fiebrigen Albtraums hofft, der uns – sprichwörtlich – in eine Kammer des Schreckens entführt. Lügen und Misstrauen verwandeln Hogwarts sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart in einen unheilvollen Ort voller verräterischer Gestalten, die mit Identitäten spielen, Interessen ausnutzen und mit Ideen handeln. Nur Phoenix-Tränen können die aufgerissen Wunden heilen, begleitet von der unvergleichlichen Versöhnlichkeit, mit der John Williams die bestehende Filmmusik erweitert und Klangwelten schafft, die tanzend zwischen Geborgenheit und Unsicherheit balancieren. [...]
[...] Am Ende bleibt bei einem solchen Anspruch kaum etwas Griffiges übrig. So schielt The Meg hungrig Richtung Piranha 3D, während Regiemeister wie Steven Spielberg und James Cameron minütlich zu den großen Vorbildern dieses Überlebenskampfes auf hoher See erklärt werden. Von der inszenatorischen Raffinesse, die sowohl Jaws als auch The Abyss auszeichnen, gibt es in The Meg allerdings wenig zu entdecken. Selbst dann, wenn sich Jason Statham und der Hai endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen – oder zumindest im Wasser paddeln – fehlt jegliche Begeisterung für den Größenwahn, der sich hinter dieser Mensch-vs-Monster-Idee versteckt. Die schwimmende Bestie ist von Anfang an zu groß, um als Bedrohung bekämpft, und zu klein, um als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Als besonders ärgerlich gestaltet sich dieser Umstand im Hinblick auf den Aufbau des Films: Wo eben noch der tiefste Punkt des Meeres faszinierte, schleppt sich kurz darauf ein lieblos in Szene gesetzter Megalodon durchs Bild, der vom Drehbuch zudem um seine bedrohliche Einzigartigkeit gebracht wird. [...]
Der erste Zauber in Harry Potter and the Philosopher’s Stone lässt das Licht verschwinden, ausgerechnet an jenem Ort, an dem die bewegten Bilder erst durch das Licht zum Leben erwachen. Im Schatten verwandeln sich dann die Gestalten, ehe sich in der Stille der Nacht gleichermaßen Schmerz, Trauer und Erlösung entladen. Bevor der Junge mit der blitzförmigen Narbe zum ersten Mal auf der Leinwand die Augen öffnet, stellt uns der erste Harry Potter-Film einen kleinen Kreis eingeschworener Figuren vor, die das letzte Geheimnis, das letzte Überbleibsel eines verheerenden Krieges in ein sicheres Versteck bringen, das den Konflikten der Zaubererwelt nicht ferner sein könnte. Wenngleich der junge Harry (Daniel Radcliffe) später unter der strengen wie lieblosen Erziehung seiner Verwandten im Ligusterweg leidet, erzählt die Musik von John Williams bereits in diesem ungewissen Prolog von der Wärme und Geborgenheit, die er später erfahren soll, sobald sich die Tore von Hogwarts öffnen. [...]
Sie sind verschwunden, die prächtigen Farben des Hundred Acre Wood. Während sich die Tage der unbeschwerten Kindheit dem Ende neigen, verdunkelt sich der Himmel und graue Wolken ziehen auf, die symbolisch für den Abschied stehen, der kurz darauf erfolgen wird: Christopher Robin ist kein Kind mehr, sondern ein Jugendlicher auf dem Sprung zum jungen Mann, der sich schon bald in die Fänge eines Internats begibt. Womöglich wird er nie wieder jenen wundervollen und dennoch der Zeit ergebenen Platz der Träume besuchen. Ein letztes Mal versammeln sich die Stofftiere um Winnie the Pooh zum Kaffeekränzchen und verschlingen den kredenzten Kuchen mit rastloser Begeisterung. Sobald jedoch nur noch Krümel übrig sind und sich der Inhalt des eben noch prall gefüllten Honigglases erschöpft hat, gibt es nicht mehr viele Worte zu sagen. In den Knopfaugen des sonst so munteren Teddybären spiegelt sich die unendliche Traurigkeit einer unabwendbaren Trennung. Christopher Robin zieht von dannen, in eine andere, in eine erwachsene Welt. [...]
Das Timing könnte kaum besser sein: Drei Monate nach den verheerenden Ereignissen von Avengers: Infinity War stellt Ant-Man and the Wasp die Größenverhältnisse im Marvel Cinematic Universe auf den Kopf. Bereits 2015 ist dem Franchise ein vergleichbar durchdachter Schachzug gelungen, als der erste Ant-Man-Film den Kampf gegen das Böse in ein Kinderzimmer verlagerte, nachdem Avengers: Age of Ultron kurz zuvor die ganze Welt in ihren Grundfesten erschüttert hatte. Der Kontrast ist zweifelsohne die größte Stärke des Ameisenmanns, der sich in subatomare Ebenen flüchtet, während um ihn herum das halbe Universum mit nicht weniger als einem unscheinbaren Fingerschnippen ausgelöscht wird. Gleichzeitig gelingt es Ant-Man and the Wasp nur bedingt, das vorhandene Potential auszuschöpfen, denn abseits der tollen Themen, die sich in dieser Fortsetzung verstecken, hat der fertige Film in erster Linie nur gut gelaunte Routine zu bieten. [...]
[...] Das trifft allerdings nicht nur auf Isla Fisher, Rashida Jones und Annabelle Wallis zu, die sich ihre Screentime mit verzweifelten Pointen erkämpfen müssen. Auch Ed Helms und seine Co-Stars finden sich viel zu oft in leeren Räumen wieder, selbst wenn der erbrachte Einsatz stimmt. Besonders Jeremy Renner hat viel zu viel Spaß daran, seinen Kollegen wegzurennen. Jeff Tomsic kann sich trotzdem nicht entscheiden, welchen Weg er mit seiner Studiokomödie einschlagen will. Stattdessen findet er einen belanglosen Kompromiss, der an der Oberfläche von Freundschaft und Rivalität kratzt, keineswegs aber dazu in der Lage ist, diesem Spiel eine tiefere Ebene zu verliehen, die all den kurzweiligen Spaß in einer emotionalen Geschichte begründet, anstelle auf der Zielgerade einen kathartischen Augenblick nach dem anderen aus dem Nichts zu beschwören.
[...] A Skin So Soft erzählt dabei in erster Linie von einem Leben in Routine und Stille. Das große Spektakel findet nur selten statt, wenn etwa ein Truck mittels Seil alleine aus der eigenen Muskelkraft heraus gezogen wird. Ansonsten ersticken die massigen Körper geradezu das gesamte Bild, während ein immerwährendes Schnaufen und Stöhnen zu vernehmen ist. Worte werden nur wenn nötig gesprochen. Stattdessen zählen in dieser Welt die hart erarbeiteten Posen, denen sich alles andere unterzuordnen hat. Der Trainingsplan genießt oberste Priorität und bestimmt den übrigen Tagesablauf, sodass sich die Leidenschaft für den Körper schon bald mit einem Gefühl der Abstumpfung vermischt. [...]
[...] Dynamisch reihen sich diese wahnsinnigen Bilder aneinander, fördern im Schnitt eine unvergleichliche Energie zutage und lassen regelmäßig den Atem stocken, wenn die Kamera im rauschenden Licht der Dämmerung mit seinen Figuren in die Tiefe stürzt. Dann sind es auf einmal Lichter in der Nacht, die Tom Cruise und Henry Cavill auffangen, ehe sich ihre Agenten vor strahlend weißen Wänden mit einem Widersacher prügeln, bis eine rote Blutpfütze ein Loch in den Boden reißt. Christoper McQuarrie erschafft fantastische filmische Räume, die das Brachiale genauso wie das Zerbrechliche fassen und beständig mit der Ungewissheit spielen, dass ein unberechenbarer Schatten wie Isla Faust (Rebecca Ferguson) die Szene betritt und für zusätzliche Spannung und Unordnung sorgt. Mission: Impossible – Fallout sucht dabei nach (bildlichen) Reflexionen und Kontrasten. Einer dieser Kontraste kommt sehr schön zum Vorschein, wenn Fallout am Ende förmlich explodiert, wohingegen Rogue Nation an gleicher Stelle im deutlich kleineren Rahmen zu sich gefunden hat. Beides hat unweigerlich seine Vorzüge.
[...] Diesen Drang kann er in der längsten Nacht in Oskars Leben hemmungslos ausleben. So was von da will filmgewordener Rausch sein und niemals zur Ruhe kommen. Dabei entwickelt sich durchaus ein mitreißender Sog, der die Umgebung vergessen lässt und zunehmend davon profitiert, dass sich die Handlung des Films ins Innere des Clubs verlagert. Selbst wenn das neue Jahr unlängst angebrochen ist und die Sonne – geradezu stechend – durch Schlitze in den verbarrikadierten Fenstern strahlt, herrscht im Herzen dieses Labyrinths aus dröhnenden Bässen und aufsteigendem Nebel einnehmende Finsternis, die nur das künstliche Licht in all seinen Farben durchbrechen kann. Ein faszinierender Mikrokosmos entwickelt sich hier, wo Fantasien erfüllt werden, wie sie am Kliff der Realität zerschellen. Tatsächlich bleibt zur Erkenntnis und Unterscheidung dieser beiden Pole aber keine Zeit, denn Jakob Lass tut es seinem Protagonisten gleich und fokussiert sich nur auf das Hier und Jetzt. [...]
[...] Auf die Vorstellung des Körpers folgt die der Welt, in der sich Dwayne Johnson für die nächsten eineinhalb Stunden bewegen muss. The Pearl, so der Name des vermeintlich sichersten und fortschrittlichsten Gebäudes der Welt, gleicht dem Jurassic Park der Hochhäuser und würde J.G. Ballards High-Rise vor Neid erblassen lassen. Ein ganzer Mikrokosmos verbirgt sich hinter der gläsernen Fassade, ehe eine geheimnisvolle Kuppel nicht bloß in den Himmel ragt, sondern sich sprichwörtlich ins Tor zum Himmels verwandelt. Der Turmbau zu Babel als erfolgreiches Experiment: Zhao Min Zhi (Chin Han), der Kopf hinter diesem größenwahnsinnigen Projekt, hat ein begehbares Wunder vollbracht, das die Menschen in Staunen versetzt und sämtliche Blicke der Umgebung auf sich zieht. Dennoch bleibt die Frage nach dem Paradies lange ungeklärt, denn das Pearl ist nicht nur Himmels-, sondern auch Höllentor. [...]
[...] Schlussendlich verweilt sein Film aber die meiste Zeit über in teilnahmslosen Beobachtungen, die sich damit begnügen, die Höhen und Tiefen des Ehepaars in konventioneller Dramaturgie festzuhalten. Wo anfangs Routine herrscht, sorgt später eine Videokamera für unerwartete Veränderungen – gleich auf mehreren Ebenen. Die Wahrnehmung der eigenen Existenz nimmt plötzlich ganz andere Dimensionen an, was ebenfalls für die Abbildung dieser auf der großen Leinwand gilt, denn fortwährend unterbrechen verwackelte (Moment-)Aufnahmen die zuvor etablierte Ruhe und Stille der zuvor dominierenden Bilder, als wäre der eingangs erwähnte Ausbruch aus dem Inselgefängnis doch noch möglich, selbst wenn er nur innerhalb einer inszenierten Fantasie vorstellbar ist. Inszeniert wird diese Fantasie dann sowohl von Jhonny Hendrix als auch seinen Protagonisten, die sich vorsichtig an das Überschreiten von Grenzen und das Zulassen von Erinnerungen wagen. [...]
[...] Manchmal rennt die Musik der Handlung förmlich davon, stürzt sich begeistert in die nächste Häuserschlucht und lässt dabei die Schatten eines Film noirs mit der Spannung eines Agentenfilms verschwimmen. Die urbane Kulisse zehrt von wohl überlegten Einstellungen, die auch den aufsteigenden Dampf von Gothams Straßen zeigen könnten, so detailverliebt nehmen sie die Umgebung wahr, die fortwährend Erinnerung an verwandte Filme aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren aufkommen lässt. Incredibles 2 zeugt nicht nur von einem ausgeprägten Bewusstsein für die Atmosphäre, sondern gehört zu den filmischsten Pixar-Werken überhaupt. Die runden Animationen erledigen das Übrige, damit die Zieleinfahrt dieser packenden Achterbahn genauso eindrucksvoll in Erinnerung bleibt wie die einzelnen Höhepunkte zuvor. Was diese trotzdem nicht schließen kann, ist der eingangs erwähnte Graben, wodurch Incredibles 2 ganz beiläufig einen interessanten Diskurs über den Alterungsprozess von Animationsfilmen anstößt, die genauso zeitlos wie in ihrer Zeit gefangen sind.
[...] Während die neuen Figuren in den meisten Fällen die männlichen Kollegen aus der alten Trilogie spiegeln, profitiert Ocean’s 8 von einer gleichermaßen vertrauten wie unverbrauchten Kulisse: Die heiße Sonne von Las Vegas entschwindet, um der Kühle der Ostküste Platz zu machen. Durch die Straßen von New York City weht ein frischer Wind, die glühenden Farben der unendlichen Kasinos sind verschwunden und kantige Bauwerke breiten sich aus, die ein deutlich raueres Pflaster erwarten lassen als die sommerlichen Kulissen der ersten drei Teile. Dieses New York besteht aus großen, modernen Häusern, die in ihren Räumen so viel Platz offenbaren, dass die Menschen mitunter verloren zwischen all dem angestellten Luxus wirken, weiterhin beobachtet von Überwachungskameras in jedem Eck. Das Design verschwimmt aber nach und nach mit der Handlung, wenn der Heist in den Vordergrund rückt und im Rahmen der alljährlichen Met Gala eine Halskette im Wert von 150 Millionen Dollar gestohlen werden soll. [...]