Beeblebrox - Kommentare
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Alle Kommentare von Beeblebrox
[...] Obwohl Protagonist und Antagonist gekonnt parallel zueinander eingeführt und aufgebaut werden, versagt Shazam! bei der entscheidenden Konfrontation seiner Figuren und liefert uns einen trostlos gestalteten Endkampf, der nicht nur viel zu lang geraten ist, sondern endgültig zum Zeugnis des mangelhaften Gespürs für bewegte Bilder wird. David F. Sandberg, der wie Aquaman-Regisseur James Wan aus dem Horrorfach stammt, ist schlicht überfordert, eine wiedererkennbare DNA zu entwickeln. Genauso leer wie austauschbar gestalten sich die filmischen Räume, die sich im Rahmen seiner Inszenierung auftun. [...]
Ein doppelter Neustart steht am Anfang von Dumbo, dem Remake des gleichnamigen Zeichentrick-Klassikers aus dem Jahr 1941. Zirkusdirektor Max Medici (Danny DeVito) blickt einer neuen Saison entgegen, während Regisseur Tim Burton eine der bekanntesten Disney-Geschichten auf der großen Leinwand zu neuem Leben erweckt. Vielversprechend gestaltet sich das Kommende. Wo Medici sogar in ein schwangere Elefantendame investiert hat, um das Publikum mit einem süßen Elefantenbaby als Hauptattraktion zu entzücken, greift Tim Burton auf computeranimierte Spezialeffekte zurück, um uns im Kino zu überwältigen. Doch das große Kunststück kann weder gekauft noch einfach produziert werden. Es entsteht auf einer Reise – und die beginnt in Florida. [...]
Tief unter der Erde befinden sie sich, tausende Tunnel, die durch die Finsternis führen, die meisten davon verlassen oder komplett vergessen. Die Welt unter der Welt – ein gigantisches Labyrinth verborgener Gänge versteckt sich im Schatten und kann nur durch den Spiegel entdeckt werden. In einen solchen Spiegel blickt auch die junge Adelaide (Madison Curry), als sie im Prolog von Us auf einem Jahrmarkt in der Dunkelheit flüchtet. Die Eltern streiten sich, ein Spiegelkabinett verspricht die Reise zu sich selbst. Was Adelaide in den nachfolgenden Minuten entdeckt, soll sie für immer verändern – und liefert Jordan Peele die perfekte Steilvorlage für einen weiteren Horrorfilm, der voller Überraschungen steckt und bis zum Schluss für Gänsehaut sorgt. [...]
[...] Immer wieder sitzt der zugedröhnte Dichter vor der Schreibmaschine und bringt energisch die Gefühle zu Papier, die ihn unaufhörlich durchfluten und niemals schlafen lassen. Moondogs rastlose Erscheinung ist genauso faszinierend wie tragisch, hypnotisch vorgetragen von Matthew McConaughey, dessen Kichern Zeugnis von unendlichem Weltschmerz und Lebenslust zugleich ist. Ein Meister aufwühlender Widersprüche war Harmony Korine schon immer. Somit schließt The Beach Bum nahtlos an sein Schaffen an, wenngleich der niederschmetternden Knall und die furchteinflößende Skrupellosigkeit von Spring Breakers fehlt. Nach Neon-Lichtern und Schüssen in der Nacht sehnt sich The Beach Bum nach Versöhnung und findet vulgäre Harmonie.
[...] Wie mitreißend Captain Marvel sein kann, beweist der Film, wenn er dann doch in die Kraft bewegter Bilder investiert und ganz nah bei Carol Danvers ist, die ihre größte Stärke nicht aus irgendwelchen Superkräften schöpft, sondern aus ihrer Menschlichkeit. Ihre Identität findet sie, wenn sie sich fallen lässt, denn im Moment des Aufstehens entwaffnet sie mit ihrer Verletzlichkeit selbst die trügerischsten Gegner. Dass sich diese mitunter als die tragischsten Figuren des Films offenbaren, zeugt trotz der strukturellen Probleme für die durchdachten Motive des Drehbuchs. [...]
[...] Wenn Starr das zweite Mal ihr Smartphone hervorholt, um die brutalen Handlungen der Polizei zu filmen, sieht alles so aus, als würden wir ein Déjà-vu dieser schicksalhaften Begegnung erleben. Doch dann platzt es aus ihr heraus: „I have a right to record this.“ Worte, die lauter sind als Schüsse und den gesamten Film über nachhallen: Meisterhaft baut George Tillman Jr. Momente wie diesen auf und beschäftigt sich im Anschluss mit den Folgen der aufwühlenden Ereignisse. Nur durch dieses Sichtbarmachen und den Mut, den es dafür braucht, ist Veränderung möglich. The Hate U Give erweist sich dabei als eloquent vorgetragenes und überaus reflektiertes Werk, das den Dialog fördert und auf einer zutiefst menschlichen Ebene berührt.
Ein Engel fällt zur Erde und landet in den Trümmern einer geteilten Welt. Oben über den Wolken schwebt die letzte Festung der Menschheit, unerreichbar für all jene, die sich auf dem Boden zwischen Müllbergen und Schrottteilen eine Existenz aufgebaut haben – 300 Jahre nach dem großen Krieg, der sämtliche vereinende Systeme zum Einsturz brachte. Das 26. Jahrhundert von Alita: Battle Angel gleicht einem sonderbaren Ort, der stets von den Niederlagen der Vergangenheit kündet und dennoch golden in der untergehenden Sonne schimmert. Hier findet der Wissenschaftler Dr. Ido (Christoph Waltz) die Überreste eines Cyborgs, der aus einer längst vergessenen Zeit stammt und ein düsteres Geheimnis in sich birgt. Entgegen der Gefahr werden wir jedoch zuerst Zeugen einer Wiedergeburt, wenn Dr. Ido das menschliche Gehirn im Innern des hochtechnologischen Körpers Alita (Rosa Salazar) tauft. Nur die Erinnerung fehlt, was das Entdecken umso wertvoller macht und Alita: Battle Angel in eine abwechslungsreiche Achterbahnfahrt verwandelt. [...]
Vater und Sohn sitzen sich gegenüber, an einem Ort, der Vertrauen und Sicherheit spendet – zumindest ist er so in der Erinnerung verankert. Der Sohn kämpft mit Drogenproblemen, der Vater versucht zu reparieren, was vor seinen Augen zerbrochen ist, ohne, dass er es gemerkt hat. Die Stimmung ist angespannt und die wütenden Worte in greifbarer Nähe, doch vorerst beobachtet Felix Van Groeningen in Beautiful Boy das Aufeinanderzugehen zweier Figuren, die sich entfremdet haben und dennoch durch ein einziges Wort für immer verbunden sind: „Everything.“ [...]
Am Anfang ist nichts zu vernehmen, von dem unterdrückenden, polternden System, das den Figuren in If Beale Street Could Talk zum Verhängnis wird. Barry Jenkins entführt in den ersten Minuten seiner Adaption von James Baldwins gleichnamigen Roman in ein Harlem, das von hellem Licht durchflutet ist. Der raue Alltag weicht für einen unbeschwerten Augenblick zur Seite und offenbart uns einen Blick ins Paradies. Tish (KiKi Layne) und Fonny (Stephan James) spazieren durch den Garten Eden, begleitet von einer überaus eleganten Kamerabewegung. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit breitet sich aus, während sie sich mit den Farben ihrer Kleidung umarmen. Was in Tishs Herzen vor sich geht, wird von Fonny umhüllt und andersrum. Auf einmal sind da nur noch die Gesichter zweier Menschen, die sich lieben. [...]
Der erste Blockbuster, der 2019 die deutschen Kinos erobert, erweist sich als gewaltige Fehlkalkulation: Robin Hood von Otto Bathurst soll die Legende von Sherwood Forest als modernes Superheldenabenteuer adaptieren, nachdem Ridley Scotts Verfilmung mit Russell Crowe in der Hauptrolle an einem realistischeren Ansatz interessiert war. Nun übernimmt jedoch Taron Egerton den Part des berühmten Outlaws und findet sich in einer wilden Mischung der gängigen Blockbuster-Muster vergangener Jahre wieder. So versucht der neue Robin Hood, die freche Attitüde der Kingsman-Filme mit der düsteren Grundstimmung aus Christopher Nolans The Dark Knight-Trilogie zu vereinen, während der Film gleichzeitig gerne so episch wie der zweite und dritte Pirates of the Caribbean-Film wäre. Der Ergebnis ist katastrophal. [...]
[...] Die Bilder von Glass zeigen auf den ersten Blick wenig und trotzdem erzählt der Film unglaublich viel allein dadurch, wie er seine Figuren im filmischen Raum anordnet. In Zeiten von angepassten Filmuniversen ist dieses Bewusstsein überaus willkommen, selbst wenn M. Night Shyamalans Drehbuch dem inszenatorischen Können nicht immer auf gleicher Augenhöhe begegnet. Glass strotzt vor Ideen. Elegant präsentiert werden sie allerdings nicht. Gerade im Mittelteil verfängt sich der Film etwas planlos in seinen Gedankenspielen und klammert sich zu sehr an die 24 Persönlichkeiten von James McAvoys aufgebrachter Bestie. Warum M. Night Shyamalan so fasziniert von der gespaltenen Figur ist, erklärt sich von selbst – die Wechsel der Identitäten sind schlicht verblüffend. Die Gänsehaut resultiert jedoch aus dem Schweigen von Mr. Glass und David Dunns niedergeschlagenen Blicken. [...]
Wann ist sie zerbrochen, die Welt in The Yards? War sie schon immer so erschöpft? Wenn Leo Handler (Mark Wahlberg) zu Beginn von James Grays zweiter Regiearbeit mit der U-Bahn aus einem langen Tunnel fährt, offenbart sich ihm eine graue Welt voller müder Gesichter. Obwohl er frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde, spiegelt sich in seinen Augen keine Fröhlichkeit, sondern der Schatten der Ungewissheit. Ein produktiver Teil der Gesellschaft – das will Leo wieder werden, nachdem er mehrere Jahre hinter Gitter verbracht hat. Namen wollte er keine nennen. Deswegen musste er die Strafe allein durchstehen, was ihm später auf einer Überraschungsparty gegenüber Willie Gutierrez (Joaquin Phoenix), dem Freund seiner Cousine Erica (Charlize Theron), wertvollen Respekt einbringt. Denn Willie kennt das Tor in die Welt, die da in Trümmern liegt, selbst wenn es sich zu Beginn des Films niemand eingestehen will. [...]
[...] Mit jedem Meter, dem sich die Kamera der Kirche nähert, werden die Farben und Konturen deutlicher. Die anfängliche Dunkelheit verschwindet aus dem Bild – doch das Leben sucht man vergebens in dieser Einstellung. Geradezu gespenstisch ragt das Gebäude aus der Landschaft. Wärme und Geborgenheit haben sich schon vor Jahren von diesem Ort verabschiedet. Paul Schrader erzählt in First Reformed vor allem von Einsamkeit und der damit einhergehenden Stille, die ab einem gewissen Zeitpunkt selbst zum unüberhörbaren Störgeräusch wird und das Geschehen wie ein unheilvoller Pulsschlag antreibt. Dieser Film steuert auf eine Katastrophe zu, davon künden die ersten Minuten mit unerschütterlicher Überzeugung. [...]
[...] Den ersten Höhepunkt findet diese elektrisierende Inszenierung in einer unglaublichen Tanzsequenz, in der die zentralen Figuren atemlos aufeinandertreffen. Meisterhaft orchestriert Joe Wright dieses Begegnung mit formvollendeten Bewegungen, während sich die einzelnen Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Blicken geradezu aufschlitzen und verzweifelt versuchen, dem sich steigernden Schnitttempo zu entkommen. Schlussendlich sind sie aber alle auf der gleichen Bühne gefangen. Der glänzende Ballsaal vermag sich endlos zu verformen und wird somit zum Gefängnis, zum Labyrinth ohne Ausweg. [...]
[...] Isolation und wie gefährlich sie ist: Desiree Akhavan filtert vor allem die unscheinbaren Momente heraus, die zwischen den Dialogen und Szenenübergängen stattfinden. Momente, die von dem berichten, was sich nicht in Worte fassen lässt, und nur am Ende eines Hoffnung stiftenden Austauschs stattfinden. Und dann wären da noch jene Ausbrüche, die der vermeintlichen Ordnung mit kleinen Gesten den Kampf ansagen, vielleicht sogar auf der größten Bühne enden, die das Gefängnis zu bieten hat. The Miseducation of Cameron Post trifft dabei viele richtige Töne und vergisst nie Camerons sehnsüchtigen Blick, der sich im ständigen Konflikt mit der niederschmetternden Umgebung befindet. Nicht einmal die dominanten Erinnerungen an die 1990er Jahre vermögen der Geschichte ihre Zeitlosigkeit zu rauben. Am Ende ist es einer der schönsten stillen Fluchtversuche, die das amerikanische Independent-Kino in den vergangenen Jahren zu bieten hatte, der den Funken der Magie wieder entfacht – ein Ausblick auf Freiheit entgegen all der Unterdrückung.
[...] Da wäre etwa ein rotes Leuchtfeuer, das in den finstersten Graben der Weltmeere vordringt, während sich um den immer weiter in der Tiefe versinkenden Schimmer die Monster tummeln und nur darauf warten, dass das Licht erlischt. Gleich mehrere dieser anmutenden Gemälde bannt James Wan auf die Leinwand, als hätte er eine Splash Page aus den Comics mit filmischen Mitteln zum Leben erweckt. In einem anderen Moment verstecken sich Aquaman und Meera (Amber Heard) in Gedanken an Pinocchio im inneren eines Wales, ehe die mitreißendste Kamerabewegung des gesamten Films einen unvergesslichen Filmkuss hervorbringt. Derweil überschlagen sich Live-Action- und CGI-Elemente, von einer illustren Anzahl an Unterwasserbewohnern ganz zu schweigen. Und dann tauchen in diesem Tohuwabohu Willem Dafoe und Dolph Lundgren auf, um höchst visiert über Unterwasserpolitik zu diskutieren. Ja, Aquaman hat viel zu bieten.
[...] Bumblebee, der dieses Mal in Form eines knuddeligen VW Käfers in Erscheinung tritt, lebt und schnauft in diesem Film, selbst wenn er kurze Zeit nach seiner Bruchlandung auf der Erde nicht mehr reden kann. Die Kommunikation via Radio funktioniert noch nicht so flüssig, wie wir es aus den Transformers-Filmen kennen. Doch das ist gar nicht wichtig, denn in Travis Knights Inszenierung erzählen verbeulte Autoteile mehr als es Worte jemals könnten, während sich im Rückspiegel die gesamte Poesie dieses wundervollen Films offenbart. Das Erste, was Charlie sieht, wenn sie sich in ihren rostigen Weggefährten setzt, ist ihr eigenes Angesicht, selbst wenn es noch zahlreiche Auseinandersetzungen über die Smiths und eine gemeinsame Liebe zu The Breakfast Club benötigt, um das zu erkennen. Am Ende sind jedoch die Dinge, die am weitesten in Entfernung scheinen, die, die uns am nächsten sind.
[...] Mit einer Verfolgungsjagd beginnt das große Abenteuer, das sich die Größe zur Hauptaufgabe gemacht hat. Nach all den mitreißenden Verfolgungsjagden, die es dieses Jahr bereits im Kino zu sehen gab, stellt Mortal Engines die Konkurrenz wortwörtlich in den Schatten. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein gigantisches London auf, das sich einer schnaufenden Maschine gleichend mit rasender Geschwindigkeit durch die Ebene manövriert. Erinnerungen an Hayao Miyazakis wandelndes Schloss werden wach, doch von der Eleganz des poetischen Anime ist hier nicht viel zu entdecken. Mortal Engines ist gewaltig in seinen Dimensionen und überwältigend in den vielen detailreichen Bewegungen, die sich zu einer unaufhaltsamen Welle vereinen. Wenn dieses London in den ersten Minuten des Films auf eine bedeutend kleinere Stadt zurollt, ist aller Maßnahmen der Fliehenden zum Trotz klar, wie dieser unerbittliche Überlebenskampf enden wird: Die große Stadt verschlingt die kleine, während unzählige Zahnräder hektisch ineinandergreifen und schwarzer Qualm eifrig aus den Schornsteinen kommt, als würde der Kessel darunter gleich explodieren. [...]
[...] Wenn sich Miles durch die Straßen dieses sagenhaft leuchtenden New Yorks schwingt, vereinen sich klassische Zeichnungen mit CG-Elementen in komplexen Animationen, sodass sich Spider-Man: Into the Spider-Verse so anfühlt, als würden die Seiten eines Comics umgeblättert werden. Zack! Pow! Bam! Besonders in seinen nächtlichen Aufnahmen nutzt der Film die Lichter der Stadt, während Schatten explodieren und Identitäten verschwimmen. Beruhigen will er sich nie, im Gegenteil: Genauso wie Miles aufgeregt durch die Gegend läuft und vor Begeisterung ob seiner neu erlangten Kräfte und Fähigkeiten übersprudelt, entzückt Spider-Man: Into the Spider-Verse minütlich mit einer neuen Idee und entwickelt eine atemberaubende Bildsprache, die am Ende vor allem eines nicht vergisst: die menschliche Komponente in einem gut gelaunten, mitunter aber auch zutiefst tragischen Abenteuer.
[...] Wie schon im Vorgänger wird die Popkultur nicht bloß zelebriert und gefeiert, sondern ebenso reflektiert, selbst wenn der Film am Ende doch recht oberflächlich durch das Netz fegt oder zumindest wenig Interesse verspürt, angedeutete Problematiken zu vertiefen. Ralph Breaks the Internet versteht sich mehr als Streifzug durch eine Browser-History, mit der sich jeder identifizieren kann, was ebenfalls bedeutet, dass aus der Chronik bereits diverse Einträge entfernt wurden. Ein bisschen zu sauber wirkt dieses Internet, während ebenfalls die Freundschaft zwischen Ralph und Veneloppe nur bedingt auf die Probe gestellt wird. Eine wahre Fallhöhe arbeitet das Drehbuch aber nur bedingt in den dramatischen Momenten heraus, da die Lösung stets in Reichweite ist. Erst, wenn Ralph Breaks the Internet auf sein Finale zusteuert und die gefährlichen Strömungen des Internets in Form eines wütenden King Kong-Mobs visualisiert, der sich aus vielen kleinen wütenden Ralphs zusammensetzt, gelingt es dem Film, seine Stärken perfekt auszuspielen.
[...] Nachdem Jean-Luc Godard zuletzt mit Adieu au langage den wohl bis heute radikalsten 3D-Film ablieferte, verabschiedet er sich mit The Image Book komplett in assoziative Welten, die nur schwer zugänglich sind, da den geneigten Rezipienten ein Gewitter an Informationen überrumpelt, ehe er sich unter ein schützendes Dach ins Trockene retten kann. The Image Book ist wild und chaotisch – also genauso wie die Welt, die der Film zu fassen versucht, meist in Buchstücken und Fragmenten, in denen immer wieder Gewalt zum Vorschein kommt, vor allem aber die Bewegung dominiert. Interessanterweise gestaltet sich The Image Book dabei als der Film von Jean-Luc Godard, der in seiner Kompromisslosigkeit nicht weiter von den Konventionen des Kinos entfernt sein könnte und trotzdem so nah am Ursprung der bewegten Bilder ist wie selten zuvor ein Film in seinem Schaffen. Genauso wie Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat die Menschen 1986 in ihren Bann zog, lässt sich Godard von der hypnotisierenden Bewegung mitreißen. [...]
Mit den verwackelten Bildern einer Digitalkamera, die Jia Zhangke im Jahr 2001 aufgenommen hat, beginnt Ash Is Purest White. Der neuste Film des chinesischen Regisseurs erzählt eine epische Liebesgeschichte, die sich über knapp zwei Dekaden erstreckt und somit ebenfalls als Retrospektive seines eigenen Œuvres betrachtet werden kann. Die Veränderung steht in der auf drei große Abschnitte aufgeteilten Erzählung im Vordergrund und findet sich ebenfalls in den verschiedenen Kameras wieder, mit denen dieses Epos gefilmt wurde, das sich ebenfalls ins Genre des Gangsterfilms vorwagt und darüber hinaus vor allem von die Melancholie einer Zeitenwende dokumentiert, nachdem zwei Pistolenschüsse die Welt ins Chaos gestürzt haben. Was folgt, ist ein Porträt über die Gefangenen des Universums, die sich nach dem Leuchten eines Ufos am verdunkelten Himmel sehnen. Schlussendlich kehren sie aber wieder dorthin zurück, wo ihre Geschichte angefangen hat. [...]
[...] Diese erdrückende Gefühl fängt Yorgos Lanthimos herausragend in seiner Inszenierung ein, die in den langen Gängen des Schlosses faszinierende filmische Räume eröffnet. Mit Weitwinkel- und Fischaugenobjektiven beschwört der Regisseur eine gewisse Größe und Weite – ja, in diesen prächtigen Hallen sollte es für die vertretenen Parteien problemlos möglich sein, sich aus dem Weg zu gehen. Gleichzeitig zeugen die mächtigen Räume von einer beklemmenden, klaustrophobischen Stimmung und müssen gegen stetige Dunkelheit ankämpfen. Licht fällt nur spärlich durch die Fenster, am Abend bleibt nur der Schein einer Kerze, um die düstere Leere mit Wärme und Leben zu füllen. Das Schloss in The Favourite ist in Wahrheit ein Verließ, so tief, dass man die vom vernichtenden Schwarz verschlungene Decke gar nicht mehr sehen kann. Mit diesen überwältigenden Bildern hat Yorgos Lanthimos tatsächlich etwas Albtraumhaftes geschaffen.
[...] Ab diesem Moment fangen die Bilder an, mehr zu erzählen, als es einem sprechenden Tier jemals möglich wäre. Als wäre Mowgli: Legend of the Jungle ein Stummfilm entdeckt die Kamera plötzlich Nuancen im Dschungel, die zuvor nur bedingt erkenntlich waren. Andy Serkis fühlt sich als Regisseur in diesem Teil des Films definitiv sicherer, was nach wie vor verwunderlich ist, da er für gewöhnlich die Integration von Motion-Capture wie kein zweiter in Hollywood versteht. Besonders die Beziehung zu dem Jäger John Lockwood (Matthew Rhys) erweist sich aber als Rettungsanker dieses Films, der lange Zeit etwas unentschieden zwischen seinen verschiedenen Einflüssen und Ansprüchen pendelt. Dazwischen versteckt sich aber eine spannende Meditation über die verschiedenen Kräfte, die auf den Dschungel einwirken und diesen gestalten.
[...] Bis an diesen Punkt zeugt High Life von einer rohen, fiebrigen Atmosphäre, die vielmehr einer Studie des Zerfalls als dem Hoffnungsschimmer am Horizont gleicht. Dennoch sind es nach all den zermürbenden Momenten, in denen misstrauische, fordernde und beängstigende Blicke vom goßen Unheil künden, die Schreie der ersten Minuten, die den Funken der Hoffnung entfachen, sodass er nicht einmal am einsamsten Ort des Universums vergessen werden kann. Dann konzentriert sich Claire Denis komplett auf ihre zutiefst poetischen wie berührenden Bilder und lässt ihre Figuren eins mit dem Weltraum werden, während die Dunkelheit und das Licht eine unwahrscheinliche Bindung eingehen. Plötzlich verschwimmt Robert Pattinsons vorsichtig illuminiertes Gesicht mit den Sternen und High Life wird zum Zeugnis der eingangs erwähnten Unendlichkeit. Nur wenige Bilder dürfte es dieses Jahr im Kino zu sehen geben, die das Wesen des Science-Fiction-Films so überwältigenden zusammenfassen.