flowzone - Kommentare
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Alle Kommentare von flowzone
WIND RIVER hat mich buchstäblich kalt erwischt. Unerwartet heftig. Kompromisslos.
Sehr bitter, bewegend und gefühlvoll. Der Film hat Substanz und ist dabei makellos inszeniert. Die Kraft liegt hier in der Ruhe, welche die eisige Atmosphäre und Spannung mit jeder Minute weiter steigen lässt.
Jeremy Renner’s Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben. Er trägt den Film mühelos. Elizabeth Olsen bietet dabei den einzigen Kontrast zu dieser tristen, rauen und lebensgefährlichen Umgebung.
Sehr unangenehm, aber verdammt gut und definitiv einzigartig.
«Hier draussen überlebt man, oder man gibt auf.»
Was für ein Rausch. Cinematografisch wirklich herausragend. Ein audiovisueller Hochgenuss.
Meine anfängliche Befürchtung, EUPHORIA bestehe nur aus plakativen Extremen, wie Drogen, Ficken und Schwänze, hat sich bereits in der ersten Folge in Luft aufgelöst. Egal wie porno und freizügig Dinge gezeigt werden, da steckt so viel mehr dahinter. Denn EUPHORIA liefert vor allem auf emotionaler Ebene eine mitreissende, aufschürfende Achterbahnfahrt, die es in sich hat. Wunderschön, gefühlvoll, ehrlich und bittersüss. Dabei werden spezielle Momente voller Schönheit und Grausamkeit so inszeniert, dass man sie wirklich fühlen kann.
Themen werden ungeschönt behandelt, Grenzen überschritten. Definitiv nichts für zarte Gemüter. Einiges wirkt übertrieben. Aber EUPHORIA erschafft sich mit Leichtigkeit seinen eigenen Kosmos, wo es auch passt, wenn wirklich jeder Charakter kaputt ist und ständig heftige Scheisse passiert. Denn für sich betrachtet wirken die dramatischen Themen völlig glaubwürdig. Sehr Lebensnahe inszeniert, stehts mit einem Funken bitterer Realität aufzeigt und berührt. Nicht zuletzt, da man selbst vielleicht das eine oder andere so erlebt hat, sich wiedererkennt und mitfühlen kann. Clever verpackt und präsentiert. Mit Anspruch und Tiefgang. Die bittersüsse Essenz des Lebens.
Speziell muss vor allem auch die erste der beiden Bonus-Episoden zwischen S01 und S02 erwähnt werden. Hier folgen wir 50min einer Unterhaltung in einem Diner. Gehört mit Abstand zu den besten Gesprächen der Film- und Serienwelt!
Nachdem ich Staffel 2 aufgrund übertriebener Spielereien und Gejammere deutlich schlechter fand, bietet sie dennoch einen grandiosen und fulminanten Abschluss. Das Finale samt Theaterstück als meta Abrechnung hat es sowas von in sich und wäre mit den sich schliessenden Kreisen das perfekte Serien-Ende.
Eine 3. Staffel kommt mir dabei etwas unnötig vor, aber ich lasse mich gerne überraschen. Wirklich euphorisch bin ich dabei nicht, da mich in Staffel 2 neben ein paar krassen Highlights doch vieles gestört hat.
THE ENGLISH ist eine sehr schöne, karge und brutale Westernserie, bei der garantiert nicht zu viel erklärt wird. Wir folgen einer Geschichte, bei der sich erst nach und nach das ganze Bild zusammenfügt. Ruhig und Eigen, kann aber sehr wirkungsvoll sein. Interessant erzählt und schlussendlich ganz schön dramatisch und berührend.
Eine kleine bewegende Geschichte, gross und bedeutungsvoll für die Figuren. Allesamt sehr gut verkörpert. Hervorragende Aufnahmen und nicht selten eine Atmosphäre die man schneiden könnte.
THE ENGLISH ist schon nur von der Erzählung speziell und liefert auch richtig gute Wild West-Atmosphäre. Nach Godless und Westwood die nächste Western-Serie die mich richtig abgeholt hat. Jede für sich stehend. Als nächstes kommt Yellowstone und deren Prequel-Serie 1883.
Der ganze Woke-Kram ist das kleinste Problem der Serie. Obwohl mir die von Netflix produzierten Serien kaum zusagen, habe ich einen Blick riskiert. Hört sich eben schon ziemlich cool an. Die Effekte und Stimmung haben mir Anfangs durchaus gefallen. Ansonsten leider kaum Qualitäten:
Recht hölzern und schleppend alles. Vor allem wenn Dream redet ist mir das zu behäbig und einschläfernd. Ausserdem hat er überhaupt kein Profil. Auch schauspielerisch wird nichts geboten.
Generell ist alles sehr simpel gehalten und ohne irgendwelche Tiefen oder Griffigkeit. Wirkt sehr reduziert und ohne Inhalt. Auffällig, dass nie mehr als 3 Personen gleichzeitig im Bild sind. Die Sets trist und leer.
Neben den Charakteren ist oft nicht viel zu erkennen, da die «Effekte» tatsächlich das Bild trüben: Teile vom Bild sind sehr unscharf und verzogen, oder auch als wäre die Linse angelaufen. Richtig störend, aber gekonnt die einfachen CGI-Sets kaschiert.
Ansonsten wirkt SANDMAN auf mich eher wie eine Fantasy Serie fürs jüngere Publikum, die aber auch Erwachsene ansprechen soll. Für das werden ein paar brutalere Szenen eingestreut. Immerhin nicht unnötig übertrieben, aber trotzdem unpassend zum sonstigen Tonal der Serie. Ausserdem wirkt alles mehr wie ein Schaulaufen, als sonst was.
Auch wenn die Serie teils doch Qualitäten besitzt und für frischen Wind sorgt, bleibt alles typisch Netflix simplifiziert und ausgetrocknet. Grausig.
Ich gönne jedem seinen Spass. Das Potenzial spürt man, was aber anhand dieser Umsetzung schade ist.
Gelungene Weiterführung der Serie BOSCH. Man hält sich in vielen Punkten weiterhin an die Buchvorlage. Ob Geschichten und Fälle daraus, oder die Entwicklung der Figuren. Somit bleibt sich die Serie in allen Belangen treu. Ein grosses Plus vorweg: Dies ist kein Reboot. Es geht quasi nahtlos weiter. Offengelassene Dinge aus der vorherigen «finalen» Staffel 7 werden erfreulicherweise weitergeführt und stehen im Zentrum. Dennoch beginnt hier klar ein neues Kapitel.
Was die Fälle betrifft, hat mir diese Staffel nicht so sehr zugesagt wie andere davor. Dafür bieten sich durch die Veränderungen auf Charakter-Ebene einige interessante neue Aspekte.
Harry Bosch hat nun nicht mehr das Department im Rücken. Er muss eigene, neue Wege finden, um voran zu kommen. Kreativität und andere Herangehensweisen sind gefragt. Hier gibt es deutlich mehr «Harry» als in den vorherigen Staffeln. Dazu muss er auch herausfinden, was er ohne seine Dienstmarke ist.
Neues Umfeld. Neue Spielregeln. Neue Zeit. Neues Intro. Umgewöhnung. Wie bisher cool. Und Bosch selbst weiterhin «alte Schule». Dabei auch sein Motto unverändert: «Alle Opfer zählen, oder kein Opfer zählt.»
Maddies Anfänge bei der Polizei fand ich ansprechend und aus dieser Perspektive interessant beleuchtet. Hier und da schleichen sich jedoch etwas zu klischeehafte und erzwungene Elemente ein, was diese Staffel qualitativ etwas abwertet. Genervt hat sie mich jedoch nicht.
Der Cast ist deutlich minimiert, was den Fokus auf die gezeigten Charaktere erhöht. Honey Chandler steht als dritte Hauptfigur ebenso im Zentrum und erhält mehr Profil.
Ein paar Wiedersehen mit altbekannten Leuten sind gut integriert. Ein anderes, wichtigeres, dann leider eher weniger und wirkt deplatziert. Schade. Bin gespannt ob und was sich in diesem Bereich die nächsten Staffeln tut.
Kommt bisher nicht an den Grossteil der vorangegangenen Staffeln heran, bietet aber aufgrund der Veränderungen genug spannende neue Facetten. Weiterhin angenehm entschleunigt und realitätsnaher als andere Cop-Serien. Das mag ich einfach.
Das neue Kapitel ist mit dieser ersten «LEGACY»-Staffel aufgeschlagen. Die Figuren haben sich eingefunden. Ich freue mich und bin gespannt was da noch kommen wird.
Ein perfides Szenario, anspruchsvoll ausgearbeitet und genial präsentiert – in bester Black Mirror Manier. Wunderbar unangenehm und abstrus. Ein intelligenter Mindfuck mit Tiefgang.
Gefühlt im Minutentakt eröffnen sich dem Zuschauer äusserst unbehagliche Gedankenkonstrukte. Dabei bleibt der Gang tief in den Kaninchenbau stets glaubwürdig und durchdacht. Ohne geringste Ermüdungserscheinungen sind die ganzen 9 Folgen gefüllt mit Kuriositäten, Kreativität und Wahnsinn. Dabei bietet jede einzelne Folge mehr als genug ansprechendes Mindfuck-Futter für Intellekt, Psyche und Geist.
Die vielen Aufdeckungen sind erfreulicherweise überhaupt nicht exzentrisch, sondern aus der Prämisse heraus. Das Konzept und die Ausarbeitung dessen sind aufwändig, detailliert und sorgfältig. Das Szenario bietet eine grosse Varianz an Themen und Feinheiten, welche die Serie zum Glück mit genug Tiefgang und Ehrlichkeit beleuchtet.
Die unbehagliche Atmosphäre steigert sich konstant von Folge zu Folge. Kühl, bitter, aber mit einem äusserst sarkastischen Humor unterlegt. Ich musste so oft lachen. Zu genial sind die Ideen und Herangehensweisen. Doch das Lachen bleibt einem dabei immer im Halse stecken.
Das superb inszenierte Finale zeigt mit einem Cliffhanger, dass wir hier erst den Anfang gesehen haben. So ist das Tempo eher gemächlich, was Raum für fein ausgearbeitete Szenarien und Gedankengänge ermöglicht. Das erfüllt die Serie mit einer Vielfalt und Fingerspitzengefühl. Man darf damit rechnen, dass die 2. Staffel dieses Pacing beibehalten wird.
Nebst Kapitalismuskritik und fiesem Mindfuck, sind auch die Figuren sehr gut ausgearbeitet und haben starke Charaktermomente. Sie dienen nicht nur als Konstrukt für die Twists und Enthüllungen. Eine echte Qualitätsserie also.
Der gesamte Cast kann sich sehen lassen. Neben einem erfreulichen Wiedersehen mit Christopher Walken und John Turturro, stechen besonders Adam Scott und einmal mehr Patricia Arquette hervor. Letztere so eindringlich, dass alleine ihre Präsenz pures Unwohlsein auslöst. Durch die Bank werden entscheidende Rollen und wichtige Szenen hervorragend gespielt.
Ebenso absolut stilsicher: Set, Design, Effekte, Kamera und Bilder.
SEVERANCE liefert in diesem schwierigen und anspruchsvollen Gebiet mit Bravour ab. So, wie man es sich nur wünschen kann.
Hut ab, Ben Stiller.
„Der Bogen des moralischen Universums ist weit. Aber er neigt sich zur Gerechtigkeit“
Verdammt gute Detective-Serie. Mit Abstand und Leichtigkeit eine der Besten. Besticht vor allem durch eine heutzutage doch sehr unkonventionelle Art. Unaufgeregt. Abgeklärt. Authentisch. Ein gediegener Seriengenuss.
Die Serie ist nicht für die Sensationsgeilheit der Zuschauer produziert. In Zeiten wo alles extra speziell, ausfallend und extrem sein muss (Hauptfigur, Fälle, Morde, Killer) usw. ist genau diese Übertriebenheit inzwischen langweilig geworden.
BOSCH ist hier die willkommene Abwechslung. Keine exzentrischen Figuren. Keine extra brutalen Morde/ Darstellung, oder speziell kranke Killer. Es muss auch nicht ständig gevögelt werden. Der Voyeurismus des Zuschauers wird in keiner Weise bedient. Auch keine übertrieben konstruierten Geschichten mit etlichen Wendungen und Twists. Hier bleibt alles auf dem Boden.
Genau wie auch Harry Bosch selbst, der ohne typische Macken auskommt. Anders als bei gefühlt 99% aller Serien ist die Hauptfigur ein ganz normaler Typ. Er hat keine psychischen Probleme oder unterdrücke Zwänge. Weder Aggressionen noch Alkohol-, Drogen- oder Sexsucht. Korrupt oder gewalttätig ist er auch nicht. Bosch ist einfach ein guter, ehrlicher Cop der alten Schule. Freundlich, korrekt, ruhig und abgeklärt. Er kümmert sich und ist bemüht das Richtige zu tun. Einzig sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn in Verbindung mit seiner Vorgehensweise wird ihm manchmal zum Verhängnis. Sehr angenehm, mal einen normalen Menschen als Hauptfigur zu sehen. Anfangs markant und karg, offenbart sich bald ein sehr spannender Charakter, der immer wieder überrascht. Mit weiteren Staffeln wird er genauer beleuchtet, was seine Einstellung und sein Handeln gut nachvollziehen lässt. Das gilt auch für die Nebendarsteller.
BOSCH sticht aus dem übertriebenen Einheitsbrei hervor und ist eine der angenehmsten Serien, die ich seit langem gesehen habe.
Der Fokus liegt auf einer realitätsnahen Beleuchtung der Fälle, Aufklärung und Figuren. Auch hier zum Glück kein gängiges „Whodunit“ Konzept. Bspw. wird mal früh klar, wer es gewesen ist. Das macht es sogar noch viel spannender, weil beleuchtet wird, wie beide Seiten vorgehen und der Fall aufgeklärt wird. Bei einem anderen Fall tappt man hingegen lange im Dunkeln und die Ermittlungen gestalten sich mühsam. Das wirkt alles sehr realitätsnah und dadurch enorm interessant.
Inhaltlich bietet BOSCH spannend aufgebaute und sich entwickelnde Fälle, die jeweils über 10 Folgen erzählt werden. Dabei kommen im Verlauf weitere Handlungsstränge hinzu, was die ohnehin schon sehr greifbare Atmosphäre weiter verdichtet.
Auch auf emotionaler Ebene geht BOSCH mit einigen schwierigen Themen erfreulich normal um. So packen viele bewegende Szenen, gerade weil sie so authentisch dargestellt werden und nicht nach Schema verlaufen. Spätere Staffeln sind spannend gestaltet, indem sie bisherige angeschnittene Themen rund um Bosch schliesslich vertiefen. Das ist clever gelöst und gleichzeitig eine logische und auch konsequente Entwicklung.
Dabei wächst die Serie immer aus sich selbst heraus und nur mit wenig äusseren, aufgesetzten Einflüssen. Dinge passieren einfach, oder eben nicht. Glück, Pech. Irrwege, Sackgassen. Dadurch wirkt BOSCH wie aus dem Leben gegriffen und bleibt unvorhersehbar. Ständig war ich gespannt, mit was für Situationen und Geschehnissen die Serie ihre Klasse als nächstes ausspielen wird.
Die Serie bietet etliche Highlights, die trotz Melancholie, Morde und Dramatik für eine behagliche, angenehme Stimmung sorgen. Der nächtliche Blick von seinem Haus auf das funkelnde Lichtermeer der Stadt der Engel. Ein Intro, das so verdammt cool ist, dass ich es jedes einzelne Mal ganz geschaut habe. Oder wenn Bosch seine Fähigkeiten ausspielt. Clevere und intelligente Einzelheiten. Konzentration aufs Wesentliche. Ohne unnötigen Schnickschnack. Ruhig und abgeklärt.
Das Niveau wird mühelos über die Staffeln gehalten. Nur die Letzte schwächelt vor allem gegen Ende mit Ungereimtheiten. Generell als finale Staffel unbefriedigend. Handlungsstränge bleiben offen. Es wird auch kein stimmungsvoller Schluss geschaffen, wie man das sonst von qualitativ ähnlich hochstehenden Serien gewohnt ist.
Auf das Comeback „Bosch: Legacy“ im Mai bin ich sehr gespannt.
Das beste Porträt einer Stadt und deren Einwohner das es bisher gegeben hat und vermutlich je geben wird. Mit all den komplexen Mechanismen, Zusammenhänge und Schwierigkeiten ausgeleuchtet. Unfassbar genial, clever, intelligent und authentisch geschrieben und beleuchtet. Auf allen Ebenen. Höchster Anspruch und bestes Entertainment vereint. Dabei kommt auch ein eigener, absolut köstlicher Humor nicht zu kurz. Genauso wenig wie enorm viele markante und erinnerungswürdige Figuren – man könnte sagen: Legenden!
Zurecht auf allen renommierten Toplisten zumindest in den Top 5, wenn nicht ewige Nr. 1.
Ein Werk für das Geduld und Zeit vorausgesetzt wird. Ein perfektes Beispiel dafür, wie langsames, aber genaues Erzählen überhaupt erst so ein enorm detailliertes und wirkungsvolles Bild zeichnen kann. Eine nüchterne Dokumentation über die Realität, wozu man als Seriengucker erstmal das Taktgefühl erspüren muss, bevor es einem zu packen vermag.
Ein Meisterwerk, bei dem ich mich immer wieder frage, wie man so etwas überhaupt zustande bringt. Sage und schreibe 20 Jahre sind seit S01 vergangen! THE WIRE wird auch weitere 20 Jahre ein Highlight der Serien- und Erzählkunst bleiben.
Wow. Ich habe schon lange nicht mehr erlebt, wie ein grandioser Film schlussendlich dermassen sein Potenzial verspielt. In so vielen Bereichen liefert der Film die ersten 3/4 seiner Laufzeit einfach nur famos ab, nur um dann masslos zu enttäuschen.
Auf vielen Ebenen wird angedeutet, aufgezeigt, vertieft und weitergesponnen. Audiovisuell ein Fest sondergleichen! Diese Wirkung wird durch eine greifbare emotionale und psychische Ebene enorm verstärkt. So entsteht ein unbehaglich faszinierender Sog, der mitreisst. Surreal, albtraumhaft, mit wirksamem Mindfuck. Inklusive Demaskierung des 60s Glamour.
Bei Filmen, die auf einer solchen hochstehenden Ebene in diesen Bereichen wirken, sich ausbreiten und emotional wie psychisch beeindrucken, trägt die Auflösung/ der Hintergrund entscheidend zum gesamten Erlebnis bei. Entweder es gibt gar keine Auflösung und es wird kein Hintergrund dazu erklärt. So können solche Filme gut für sich stehen, weil das Erlebnis und die ausgelösten Gefühle den Film ausmachen. Oder der Film liefert eine überraschende, nachvollziehbare Auflösung, die alles Geschehene direkt mit noch mehr Bedeutung füllt.
Wenn man etwas derart Grosses aufbaut, so viel Emotionen liefert und in die Psyche eines Charakters blicken, ja sogar teilhaben lässt, plus dazu auch noch der Familiengeschichte eine Bedeutung zuweist…dann ist diese hingeklatschte, unbedeutende Auflösung schlichtweg hanebüchen, ideenlos und einfach nur eine grosse Enttäuschung.
Hätte man so viel spannender, intimer und wirkungsvoller gestalten können. Bspw. wenn sie miterlebt hätte, wie es ihrer Mutter damals erging, aber erst später klar wird, dass es sich um sie handelt. Sowas hätte eine gute und bedeutungsvolle Wirkung gehabt, die zu den ersten 3/4 des Filmes passt und auch die Psyche von Ellie weiter beleuchten können. Leider verspielt.
FRESH ist quasi der fiese kleine Cousin von "Promising Young Woman". Nie so klasse, aber ein tatsächlich frischer, ekliger Horrorfilm. Nichts Weltbewegendes und bis auf den stimmigen Umbruch nach 30min auch wenig überraschend. Dennoch ein guter kleiner Snack zwischendurch.
"I wanted to save the world.."
MR. ROBOT stellt für mich neben THE LEFTOVERS das Magnum opus der auf Zelluloid gebrannter aufschürfend emotionaler, psychedelischer Erfahrungen dar. Audiovisuell und inszenatorisch in allen Bereichen so komplex wie perfekt komponiert und ausgearbeitet. Eine psychologisch ausgefeilte Charakterserie mit einer künstlerisch enorm kreativ inszenierten Geschichte. Durchzogen mit jeder Menge Hochspannung, Thrill und grossangelegtem Mindfuck.
Von jeglicher Serienkonvention abhebend, bricht MR. ROBOT unsere Sehgewohnheiten. Ist schonungslos, konsequent und mutig. Und dadurch so verdammt genial.
Bspw. wird der Zuschauer mit den ersten Worten direkt in die Serie miteinbezogen. Aktiv sind wir am Geschehen beteiligt, blicken in Elliots Kopf, nehmen an seiner komplexen Gefühls- und Gedankenwelt teil. Er hält Rücksprache mit uns und wir werden aufgefordert mitzudenken.
Dabei muss hier nicht ständig irgendwas passieren. Keine billigen Tricks um Spannung zu erzeugen. Keine aufgesetzten Cliffhanger. Die Serie fordert eine gewisse Auffassungsgabe und verlangt volle Konzentration. Eine Affinität zu den speziellen Themen vorausgesetzt.
Detailverliebt wie komplex offenbart sich MR. ROBOT als vielschichtiges Werk, welches einem mit einer gewaltigen Fülle belohnt und mehrfach den Boden unter den Füssen wegzieht.
Episoden bei denen story- und actiontechnisch nicht viel passiert, liefern auf Charakter-Ebene weit mehr als andere Serien in einer gesamten Staffel. Stichwort: Authentizität. Es sind echte Menschen, mit echten Gefühlen. Und schlimme Ereignisse haben eine Nachwirkung.
Diese Aspekte ermöglichen es dem Zuschauer tief in die Serie und Charaktere einzutauchen. So haben die Geschehnisse eine enorme Wirkung. Wenn es zur Sache geht, dann sind aufgrund dieser Nähe der unmittelbare Thrill und die schonungslose Härte absolut eindringlich.
Alles mit reinem "show, don’t tell". Wirkungsvoll und Intensiv! Auch auf einer schwierig zu übermittelnder, kognitiver Ebene. Eine Referenzleistung des Visual Storytelling.
MR. ROBOT ist wie ein 50-stündiger Film anzusehen, der sich sogar in 5 Akte gliedern lässt. Von Anfang bis Ende in seiner Komplexität durchgeplant. Mastermind Sam Esmail (Drehbuch und Regie) hat seine Vision bis ins Detail komponiert und so ein vibrierendes Orchester geschaffen. Alles steht im Zusammenhang, baut aufeinander auf. Scheinbare Nebensächlichkeiten sind wichtig und tragen massgeblich zum grossen Ganzen bei. Selbst wenn ein anfänglicher Twist vorhersehbar erscheint, zeigt sich dessen wahre Bedeutung erst viel später und hebt schliesslich alles wieder auf ein ganz neues Level. Die Twists sind nicht mechanisch für den Zuschauer konzipiert, sondern natürliche tiefgreifende Enthüllungen für die Charaktere selbst.
Eine Vielzahl an Ausnahmefolgen bestechen durch ihre Einzigartigkeit und Genialität. Mit epischen Schlüsselmomenten, oder aufgrund der speziellen Machart. Stichworte: Sitcom-Folge, One-Take, ohne Dialog, Kammerspiel, Theaterstück. Dazu in jeder Staffel 3-5 aufeinanderfolgende Episoden mit einem durchgehend elektrisierenden Level an Hochspannung.
Dabei zeigt sich S02 authentisch in Bezug zu den Geschehnissen aus S01 und macht sich der Bezeichnung "Anti-Serie" nochmal alle Ehre. Wobei sich S03 als eine der besten Serienstaffeln überhaupt erweist. Mit S04 wird man nochmal eines Besseren belehrt. Zusammen mit Metaphern, Zitaten und Referenzen à la Fight Club ein audiovisuelles Meisterwerk: Kamerawinkel, Bildkomposition, Ausleuchtung, Schnitt und Musikuntermalung in Perfektion.
Die Dichte der angegangenen Themen ist enorm:
Digitalisierung und die daraus folgenden Konsequenzen. Kontrolle. Manipulation. Kapitalismus. Konsumgesellschaft. Generell Beleuchtung der Gesellschaft und des menschlichen Verhaltens.
Fuck Society..
Illusion. Was ist Wirklichkeit? Realität und das Akzeptieren dieser. Eskapismus.
Psychische Erkrankungen. Depression. Sozialphobie. Einsamkeit. Schmerz. Verlust und Traumabewältigung. Verbundenheit. Aufopferung. Geborgenheit. Liebe.
Drogen Gebrauch und Missbrauch.
Die Welt hacken.
Rami Malek besticht durch seine elektrisierende Performance und Christian Slater markant als Mr. Robot. Beide Rollen hätten nicht passender besetzt werden können. Eine Meisterleistung wie Rami Malek seinem komplexen Charakter Leben einhaucht, da dieser sich vor allem durch innere Konflikte auszeichnet. Alle Nebencharaktere sind top besetzt und hervorragend gespielt. Das muss speziell hervorgehoben werden, weil die Serie vorwiegend auf emotionaler Ebene ihre Wirkung entfaltet. Fantastisches Schauspiel aller Beteiligten.
Auch Nebenfiguren sind genau ausgearbeitet und erhalten ein detailliertes Profil. Teils richtig markante und ikonische Figuren. Zusammen mit den genial geschriebenen Dialogen ergeben sich oft atemberaubende Szenen, wenn Kontrahenten aufeinandertreffen. Ganz grosses Kino!
Sam Esmail vermag es einzigartige magische Momente zu erschaffen. Völlig natürlich und bedeutungsvoll. Cineastisch gesehen höchste Kunst, wenn Figuren, Dialoge, Kamera und Ton/ Soundtrack in ihrer Ästhetik mit bedeutenden Schlüsselmomenten verschmelzen. Totale Überwältigung!
Psychisch grenzwertig und aufwühlend an THE LEFTOVERS erinnernd, übermittelt MR. ROBOT trotz vorwiegend düsterer Ernsthaftigkeit so gut wie alle Aspekte des Lebens. Auch Heiterkeit und Liebe, sowie grossartige Komik. Das funktioniert deswegen so gut, weil MR. ROBOT tief in die Psyche des Zuschauers greift und sich dort festsetzt, sozusagen mit uns verschmilzt.
Es werden Momente hervorgebracht, die wir auch selbst so oder ähnlich erlebt haben. Grössere Schlüsselmomente mit entsprechender Bedeutung, die in Erinnerung bleiben. Aber speziell auch beiläufige Augenblicke, die an uns vorbeiziehen. Tagtäglich, oder aus unserer Kindheit. Momente, die wir vergessen oder denen wir kaum Beachtung geschenkt haben. Diese sind genauso gehaltvoll und bereichernd. Sam Esmail zeigt uns viele solche Momente in ihrem ganzen Zauber.
So kann einem dadurch bewusst werden, wie wir manchmal dem unmittelbaren Erleben entgleiten und alles an uns vorbeirauscht. Wie wir den Fokus oft auf grösseres, aber nur scheinbar wichtigeres legen. Wirklich bei sich ist man nur, wenn man im Moment lebt und somit auch subtile Momente bewusst erleben kann. Diese helfen uns auch extremes Leid und Schmerz auszuhalten und irgendwie durchzustehen. Liebe und Zuwendung, oder einfach nur da zu sein. Aber es reicht auch schon eine nette Geste, eine Begegnung, ein Blick, eine Unterhaltung, Nähe, ein wenig Träumen und Philosophieren. Diese Momente gilt es auszukosten, bewusst zu Leben.
Man erkennt was wirklich Bedeutung hat, und wo man vielleicht auf dem Holzweg ist und es nichts bringt, Äusseres zu ändern. Es liegt alles bei uns. Der Schmerz und das was wir uns antun hat nichts mit der Welt zu tun, aber mit uns. So sind wir. Auch wenn die fortschreitende Technologie uns verändert, bleiben wir im Kern doch so wie wir sind. Das macht uns aus. Gleichzeitig ist Liebe das was uns Kraft gibt, was uns erfüllt und nicht aufgeben lässt. Es geht darum hier zu sein, zu akzeptieren und zu wachsen.
So gesehen ist MR. ROBOT auch auf psychedelischer und spiritueller Ebene eine kleine Offenbarung.
Ganz beiläufig sind überall popkulturelle Referenzen und Hommagen eingebaut. Die Vielfalt und Kreativität geht auch hier komplett durch die Decke. Einige fallen direkt auf: Fight Club, Trainspotting, Zurück in die Zukunft, Matrix, V For Vendetta und diverse Serien. Weitere aus dieser langen Liste zu erwähnen würde nur die Entdeckerfreude und Überraschung schmälern.
Was für Referenzen versteckt sind, ist mindestens so erfreulich wie sie verpackt und in die Serie eingewoben wurden. Mal ist es ein Song der im Radio läuft. Eine Kamera-Einstellung 1:1 übernommen. Ein Dialog oder Querverweis auf storytechnischer Ebene. Oder aber direkt und klar mit einem ähnlichen Charakter (Patrick Bateman) oder sogar der Original-Figur (no spoilers).
Die Songauswahl glänzt ebenso mit Referenzen aus jeder Epoche. Generell ist der Ton immer auffallend. Ob Glitch-Geräsche und Verzerrungen, der geniale Score von Mac Quayle, oder die Songauswahl. Pulsierend, stets in Synergie mit den gezeigten Bildern. Die Varianz und der Einbezug sind grossartig: M83 sticht atmosphärisch besonders hervor. Dazu bspw. die Pianoversion der Mindfuck-Hymne "Where is my Mind" von den Pixies. Für Tarantino-Stimmung eine kambodschanische Version von Nancy Sinatras "Bang Bang". Chromatics, Tears For Fears, Depeche Mode, Roxette, Gang Starr, Lupe Fiasco, Robert Plant, Robbie Robbs "In Time", Mogwai, OK Go, u.v.m.
Eines von vielen weiteren Spielereien und Easter Eggs: Jede in der Serie gezeigte Internetseite ist wirklich aufrufbar. Es gibt sogar einen eigenen Subreddit von E-Corp, wo Angestellte über ihren Alltag schreiben. Auf einer Seite konnte man einen versteckten Code entschlüsseln, oder sich für die Zusendung eines T-Shirts registrieren.
MR. ROBOT ist weit mehr als nur eine Serie. Sie wirkt in so vielen Bereichen auf eine Weise, wie das sonst nichts in diesem Format auch nur ansatzweise schafft. Jeder der aufgezählten Punkte ist für sich perfektioniert und in Synergie zusammen mit der genialen und ergreifenden Story ein Erlebnis sondergleichen.
Es erfüllt mich, ein Teil davon gewesen zu sein.
A FUCKING MASTERPIECE
Leider ziemlich ernüchternd. Nach einem fulminanten und echt gut gemachten Start wird komplett das Tempo rausgenommen. Die Serie verliert sich in Belanglosigkeiten und Warterei. Dabei wird noch versucht Schwierigkeiten der Schüler zu beleuchten, was jedoch ziemlich aufgesetzt wirkt und die Serie nur noch langweiliger macht.
Schade, weil es in den ersten zwei Folgen, trotz billigem TV-Studio Look, einige richtig gute Szenen und Longshots gab. Nach 6 Folgen war für mich Schluss.
Hard Sci-Fi vom feinsten. Mit der 1. Staffel legt FOUNDATION schon mal ein beachtenswertes Fundament einer über 80 Stunden geplanten Geschichte epischen Ausmasses. Obwohl die ersten Folgen sehr sperrig erscheinen, lässt sich früh erahnen, dass man hier einem potenziell monumentalen Werk beiwohnt.
Durch die entschleunigte und langsame Erzählweise wird, ähnlich wie bei Villeneuves DUNE, eine sehr detaillierte und reichhaltig gefüllte Welt aufgebaut. Wobei FOUNDATION zwar locker audiovisuelle Kinoqualität erreicht, sich dessen Bombast aber ausspart und eher wie ein Roman wirkt. Die Buchvorlage merkt man der Serie jederzeit an. Aufgrund des Formats mussten viele Anpassungen gemacht werden, damit die Geschichte überhaupt als Serie aufnehmbar ist. Vergleiche sind hier unangebracht. Anstatt pompös mit Explosionen und dröhnendem Sound zu überwältigen, wirken die Welten aus sich selbst heraus. Gänzlich unaufgeregt, dafür umso faszinierender.
Man muss sich vergegenwärtigen, dass Staffel 1 erst den Auftakt darstellt. Trotz faszinierenden Details kann der Einstieg anstrengend sein. Jedem der Kerncharaktere wird genug Laufzeit zugeschrieben, damit man die komplexen Figuren und das ganze Setting überhaupt kennenlernen kann. Das führt in der ersten Hälfte der Staffel teilweise zu eher trockenen Folgen.
Spätestens ab Mitte Staffel zahlt sich jedoch alles aus. Spannende Charakterentwicklungen münden in dramatischen bis epischen Schlüsselmomenten. Die letzten 4-5 Folgen waren purer Sci-Fi Genuss, zu sehen wie alles Früchte trägt, Handlungsstränge verschmelzen und sich die Ereignisse überschlagen. Ab diesem Punkt ist jede Folge enorm spannend.
Man kann die Wichtigkeit und Bedeutung regelrecht spüren. Für die Zukunft der Menschheit und die Gerechtigkeit, genauso wie für die einzelnen Personen. So wird wahre, mitreissende Epik generiert.
Cast, Ausstattung und Produktion sind enorm hochwertig. Die Bilder in 4k mit HDR auf der grossen Leinwand zu Hause eine Wucht! Alles wirkt bis ins Detail ausgearbeitet und aufwändig ausgebaut. Unterschiedliche Orte, Kulturen und detailliert ausgearbeitete Kostüme. Apple hat keine Kosten gescheut und die richtigen Leute engagiert.
Spannende philosophische Themen und viele interessante Details werden beleuchtet. Dabei auch ordentlich vertieft und charakterbezogen wirksam aufgezeigt, was zu denkwürdigen Momenten führt.
Die 1. Staffel hat den schwierigen Einstieg letztendlich famos gemeistert und wird einer Wertung von 8.5/10 locker gerecht. Mit Tendenz stark nach oben.
Vorab sollte man ungefähr wissen was auf einen zukommt. Mit der falschen Erwartungshaltung kann YELLOWJACKETS durchaus enttäuschen. Die Serie bietet wenig direkte Action oder Gewalt, auch wenn explizite Szenen wirkungsvoll gezeigt werden. Wir haben hier ein ruhiges, aber hartes Charakter-Drama mit Coming of Age, Mystery und Survival Elementen. Endlich mal wieder etwas Neues!
Direkt in der 1. Folge wird clever verdeutlicht worauf der Fokus liegt. Mit einigen kurzen, drastischen Szenen sehen wir, was mal während den 19(!) Monaten Überlebenskampf in der Wildnis passiert. Diese Bilder sollte man jedoch nur bedingt als Appetizer sehen. Sie können beim Zuschauer leicht falsche Erwartungen auf das Tempo der Serie wecken. Damit wird jedoch nur das vorweg genommen, was sowieso klar war. YELLOWJACKETS möchte weitaus spannenderes erzählen: Wie es dazu kam und was das aus den Menschen gemacht hat. So können grenzwertige Dinge eine viel bessere Wirkung entfalten.
Entsetzliches und grauenhaftes wird passieren. Offensichtlich, wenn man in der Gegenwart (20 Jahre später) mitbekommt, was aus den Überlebenden geworden ist. Sie sind eine lange Zeit psychisch und körperlich durch die Hölle gegangen. Das was angeteasert wird ist nur eine sichtbare Spitze des Eisbergs. Die ganze Situation um den Absturz und der Überlebenskampf sind bereits genug traumatisierend. YELLOWJACKETS zeigt wie sich die Situation dort entwickelt und wie die Überlebenden damit umgehen.
Dass die Mädels in diesem gebrechlichen und schwierigen Alter in die Hölle geworfen werden, macht das nur noch interessanter. Thematisiert werden auch die für das Alter typischen Schwierigkeiten mit dem Erwachsenwerden, Freundschaft, Eifersucht, Geheimnisse und Zusammenhalt. Neben den hormongesteuerten Teenagern punktet die Serie mit subtilen Zwischentönen und einer sich durchschlängelnden, mystischen Komponente.
Die Geschichte verläuft parallel auf 2 Zeitlinien. Beide gleichermassen ausgearbeitet. Was genau passiert ist, halten die Überlebenden geheim. Aussenstehende brennen darauf, Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Reine Sensationsgeilheit. Falls der Zuschauer sich damit identifiziert, wird er ebenfalls stehen gelassen.
Für zukünftige Staffeln werden sich die emotional sehr nahe Charakterzeichnung und das gemächliche Tempo auf ziemlich krasse Weise auszahlen. Denn wenn der wahre Schrecken und Horror ihren Lauf nehmen, sind wir in der Lage mitzuleiden. So werden Schockmomente tief sitzen, und gleichzeitig den Charakter der Gegenwart genauer zeichnen. Das wird besonders mit dem Finale dieser 1. Staffel bereits ziemlich gut verdeutlicht. Dazu kann sich YELLOWJACKETS dank einem gewissen Mystery Anteil in viele Richtungen entwickeln.
Da es sich um eine Serie handelt, zeigen sich auch die Stärken dieses Formats. Wer rohen Kannibalismus sehen möchte, schaut sich besser die entsprechenden Filme an. Wir haben hier eine Serie, die langsam und unausweichlich auf Schreckensszenarien zusteuert und diese schlüssig enthüllt. In diesem Tempo und genauso reichhaltig gefüllt kann die Serie noch gut 2-3 Staffeln weitergehen. Mit Staffel 1 findet man sich erstmal mit der Situation ab. Da kann und wird noch einiges kommen – wunderbar am Ende mit einer kleinen Überraschung angeteasert. Genauso die Gegenwartsgeschichte. Wir haben die Figuren erst kennengelernt. Dafür hat man sich glücklicherweise Zeit gelassen.
Juliette Lewis spielt genial. Gerade mit ihr konnte ich gut mitfühlen. Ebenso in ihrer Jugend. In Natalie hab ich mich echt ein bisschen verguckt. Super geschrieben, verrucht authentisch und fantastisch gespielt (beide). Nicht zu vergessen ihr Verhältnis zu Travis. Zuckersüss. Ausserdem positiv auffallend: Christina Ricci und Melanie Lynskey. Wobei mich Christina Riccis Charakter oftmals eher gestört hat, zu drüber.
Zuschauer die selbst ein extremes Trauma durchmachen mussten, könnten zu YELLOWJACKETS ein spezielles Verhältnis aufbauen. Dank der ansprechenden Zugänglichkeit der Thematik, trifft sie auf psychischer Ebene immer wieder die richtigen Punkte. Durch die parallel laufenden Zeitlinien gibt es viele interessante Charakter-Momente. Auch wenn es für mich gerne etwas düsterer und rauer sein dürfte.
Direkt ums unmittelbare Überleben kämpfen. Dem Tod ins Auge blicken, nicht wie bei einem Unfall, sondern über längere Zeit. Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Das alles erleben zu müssen. Was das mit einem Menschen macht. Das zeigt die Serie ziemlich gut. Nicht stark nach aussen getragen, damit es abgestumpfte Zuschauer ja auch mitbekommen, sondern so wie sich das auch im richtigen Leben abspielt: Subtil und ruhig. Wo nach Aussen wenig passiert, spielt sich auf einer tieferen Ebene eben doch viel mehr ab.
Für mich war YELLOWJACKETS an einigen Stellen ein direkter Spiegel meiner eigenen Lage, was mir nicht gerade Vergnügen bereitete. Schliesslich möchte man sich beim eigenen jahrelangen Überlebenskampf eine Serie als Ablenkung reinziehen.
Anfangs wusste ich auch gar nicht wie mir geschieht, warum ich die Serie so seltsam anziehend finde. Es ist faszinierend, wie man sich als selbst Betroffener zu dieser Seite hingezogen fühlt. Zu Leuten, die ebenso genau wissen was es bedeutet wirklich in der Hölle gewesen zu sein und das mitzutragen. Schlimmstenfalls ist die Hölle hinauf gekommen und bleibt. Aussenstehende können das nie nachvollziehen. Shauna hat ganz gut gesagt: „Manchmal schaue ich mir die Welt um mich an und es ist, als wär alles Licht aus ihr verschwunden.“
Und doch versucht man weiter zu leben. Das Beste daraus zu machen. Davon gezeichnet sein wird man sein Leben lang. Aber man lernt damit zu leben. Es gibt schöne Momente, Geborgenheit und Glück. Man kann sich dennoch entwickeln. Perspektiven zu halten ist jedoch schwer. Eine auf diesem Level gebrandmarkte Seele kann niemals heilen. Diese Narben trägt man für immer.
Dadurch erhält man auch ein völlig anderes Bild der Existenz an sich. Diese Rauheit und Unmittelbarkeit des Erlebens lässt sich nur schwer erklären. Gewissermassen passiv, verglichen zu den meisten Menschen die ständig unwichtigen Dingen nachhechten. Bisweilen aber auch extrem stark sich nach unmittelbarem Erleben sehnend. Man ist nicht mehr der Mensch, der man davor war.
Solche Aspekte zeigt die Serie bedacht und diskret, aber wirklich gut ausgearbeitet.
YELLOWJACKETS hat mich aufgrund meines eigenen Lebens völlig auf dem falschen Fuss erwischt. Das ist der beste Beweis wie authentisch die Serie diese schwierige Seite rüber bringt. Jedes der Mädels in ihrem eigenen Wesen, Charakter und Leben.
In den 5 Wochen während der Ausstrahlung musste ich immer wieder an die Mädels denken. Hier kann wirklich ein einzigartiger unheimlicher Sog entstehen. Ich will tiefer in die Charaktere eintauchen. Wegen den Parallelen zu mir sind die spezielle Faszination und Anziehung wie Nahrung für mich. Mich auf diesen schwierigen, düsteren Ebenen damit identifizieren zu können, wärmt mich.
Ich bin bereit, mich tiefer in die Wildnis hinein zu begeben. Auf beiden Zeitlinien gibt es noch viel zu erzählen. Auch die weitere Ausleuchtung der Figuren dürfte sich gleichermassen spannend gestalten. Mit der Überraschung am Ende ist auch eine erste krasse Entwicklung der Geschichte eingeleitet. Staffel 2 wird wohl ein paar andere Mädels näher in den Fokus rücken. Gerne mehr davon!
Mit über 5 Mio. Zuschauern wöchentlich ist YELLOWJACKETS die erfolgreichste Showtime-Serie seit 6 Jahren. Geplant ist, jährlich eine neue Staffel rauszubringen.
Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich von NEW BLOOD halten soll. Schlechter als die finale letzte Staffel war immerhin unmöglich. Und so haben mich die vielen sympathischen Details und Verweise bald abgeholt. Ab Mitte Staffel kommt sogar richtiges Dexter-Feeling mit altbekannter Hochspannung auf. Interessante neue Ansätze und Weiterführung. Trotzdem schön nostalgisch. Gute Charakterentwicklungen und in den richtigen Momenten konsequent. Spannend zu sehen was aus Dexter in den 10 Jahren geworden ist. Dazu gibt es viele schlüssige und stimmige Einzelheiten. Hat mich abgeholt.
Gewisse Dinge sind zwar vorhersehbar und etwas zu gewollt, andere aber dann doch überraschend. Man hat das Beste daraus gemacht. Der gesamte Verlauf ist top aufgebaut und inszeniert. Und plötzlich ist sie wieder da, die bekannte Spannungsschraube, wie man sie von Dexter kennt!
NEW BLOOD bietet auch dramaturgisch genügend Tiefe und einige Kniffe. Das sollte man den Machern nach dieser langen Zeit anrechnen. Man möchte nicht einfach nur auf den Reboot-Zug aufspringen, sondern ehrlich die Geschichte weitererzählen. Eine Raffinesse oder derart heftige emotionale Spannungsspitzen, wie in den vorherigen Staffeln, werden jedoch nicht erreicht.
Den beim Zuschauer möglicherweise auslösenden Perspektivenwechsel fand ich interessant. Durch erwähnte Dinge und Ansichten kann ein Umdenken stattfinden. Einfacher, wenn einige Zeit seit dem letzten Wiedersehen verstrichen ist. Dexter kam bei mir irgendwie nicht mehr so gut weg wie bei den alten Staffeln.
Die Figur Dexter kommt aus sicher heraus, was für so eine Staffel enorm wichtig ist. Er spielt eben nicht einfach eine Schablone, genauso wie wir ihn in Erinnerung haben und auch wollen. Er hat sich entwickelt und verändert. Wie immer astrein gespielt von Michael C. Hall.
Die Geschichte fand ich wirklich gut und eine plausible Weiterführung. Aber über 2 Staffeln erzählt und gewisse Dinge vertieft, genauer ausgearbeitet und entwickelt, hätte das viel besser gewirkt! Besonders der Schluss.
Das Finale ist enorm umstritten und dürfte allgemein eher schlecht wegkommen. Bei mir gab es hier trotz Unstimmigkeiten wieder speziell Pluspunkte. Gerade im Hinblick auf die Erwartungen vieler Zuschauer hat man ein gut geschriebenes, fieses Spielchen getrieben. Weder wusste ich, was denn wohl passieren wird, noch was mir lieber wäre. Doch wichtiger war mir die Inszenierung! Und die ist echt mega unangenehm spannend. Top.
-SOFT SPOILER bezüglich der Art des Finales, ohne Einzelheiten-
Würde das Finale die hohen Erwartungen erfüllen, wäre das wegen dem Hype und den expliziten Vorstellungen der Zuschauer einfach nur langweilig. Denn wo bleibt die Spannung, wenn es genau so eintrifft, wie man es sich gewünscht hat? Warum sollten die Macher dem Druck der Fans nachgeben und brav genau das liefern was gefordert wird?
Speziell in diesem kritischen Punkt haben sie Mut bewiesen und dazu vorher noch mit dem Zuschauer gespielt. Das gibt ordentlich Pluspunkte bei mir. Schon nur weil eben etwas gewagt wird, fand ich das besser als andere Möglichkeiten. Der Tonfall kommt gut rüber und es wirkt konsequent, auch wenn man das hätte besser machen können. Dafür war offenbar zu wenig Zeit, bzw. man hatte nur diese Staffel zur Verfügung.
- SOFT SPOILER ENDE -
Alles in allem eine super Rückkehr. Man darf nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig erwarten. Ohne Vorbehalt die Show geniessen, kommt am besten. Sie ist so wie sie ist. Auf alle Fälle gut weitererzählt und strotz umstrittenem Ende, halt doch konsequent. Für mich gerade richtig und fügt sich qualitativ gut in die gesamte Serie ein.
DEXTER ist zeitlos. Vor einem Jahr erneut die ganzen Staffeln geschaut. Hat kein bisschen Staub gefangen und richtig Spass gemacht. Besonders die unterschiedlichen Gegner, Dexters Entwicklung, die Hochspannung und die sich zuziehende Schlinge begeistern mich jedes Mal. Von Dexters Kommentaren, dem Humor und den vielen Details, Nebenfiguren, Running Gags ganz abgesehen. Grandios. Die unzähligen Highlights sprechen für sich. Nie hätte ich mit einem derart krassen Thrill, der makabren schonungslosen Dramatik, oder einer so romantischen Liebesbeziehung unter Killern gerechnet. Das ist pures Feuer! Die Qualität schwankt nach ein paar Staffeln etwas, doch die Variation überzeugt immer. Wird mich auch in 10 Jahren noch begeistert abholen.
Die finale Staffel 8 ignoriere ich. Generell eine sehr schlechte Staffel und als Abschluss grauenhaft. Gefüllt mit unwichtigen, nebensächlichen Dingen. Dafür bietet das 8 Jahre später erschienene NEW BLOOD nebst einem besseren Abschluss auch noch eine gut erzählte weiterführende Geschichte.
„Für Nina.“ <3
Wahnsinnig guter, kurzweiliger Film. Grandios gespielt von Carey Mulligan!
Sehr menschlich und intensiv, wenn auch überspitzt (einseitig) dargestellt. Quasi eine elegante Version von HARD CANDY. Mit ähnlich wirkendem, aber im Kontext stehend viel krasserem Ausgang. Geht unter die Haut.
Meine Güte was war das denn?! Gleichermassen spannend wie haarsträubend. Viele Bereiche verdienen eine starke Wertung von 8 bis 9/10, andere kaum mehr als 4.
24 bietet mit jeder Staffel Hochspannung pur. Dieses Niveau wird erstaunlicherweise locker über die gesamte Serie gehalten. Dazu oft überraschend konsequent und mit der nötigen Härte. Viele clevere Einfälle und Wendungen. Personen werden über mehrere Staffeln mitgenommen. Oftmals gut verstrickt und souverän aufgebaut, sowie inszeniert. Je nach Staffel sogar interessante neue Einfälle und besser beleuchtete Charaktere.
Leider werden die ach so überraschenden Zufälle und Verstrickungen mit jeder weiteren Staffel immer offensichtlicher, vorhersehbar, oder völlig absurd. Nebenbei befinden wir uns im Land der Maulwürfe. Und es läuft fast immer nach demselben Schema ab. Dieser Bereich enttäuscht ziemlich.
Ausserdem ist während höchster Terror Gefahr natürlich auch noch Zeit für soapiges Techtelmechtel unter den CTU Angestellten. Die permanenten fancy Begriffe, mit denen die die Profis hier um sich werfen, fügen sich ebenso ins dubiose Gesamtbild. Aber das war damals wohl cool und sollte zeigen wie krass der Zeit voraus deren Technik ist. Mit Sätzen wie der nachfolgende wird dann auch versucht in Momenten höchster Eile Spannung reinzubringen: „Wir müssen zuerst noch das Backup-Modul resetten, bevor die Daten-Pipeline geöffnet werden kann.“ Das ist dann ziemlich unfreiwillig komisch xD
Trotzdem gibt es ein paar gefühlvolle Momente, welche gut getimed und gespielt sind. Diese wirken dann erstaunlich gut. Auch ist z.B. eine späte Staffel 7 eine der besten überhaupt. Sie ist viel gehaltvoller und ist mit einer neuen Prämisse rundum richtig erfrischend und nachvollziehbarer.
Die Serie wirkt zwar sehr rau, direkt und real, ist aber in vielen Bereichen zu vorhersehbar konstruiert. Fast Comic-artig überzeichnet. Nimmt man das an, macht die Serie mehrheitlich Spass und liefert auch heute noch gekonnt ab. Zwar nie auf einem so raffinierten Level, was z.B. DEXTER zeitlos gemacht hat, aber mit Nostalgie- und Cringe-Effekt sehenswert.
Selten derart packende Hochspannung mit so viel Quatsch gesehen. Deswegen ist und bleibt „24“ ein Unikat. Und Jake Bauer unbestritten eine Kultfigur.
An sich eine solide Thriller-Serie, die vor allem zu Beginn stark überzeugt. Die Abwärtsspirale und wie das Augenmerk auf Entscheidungen und deren Auswirkungen gelegt wird, hat mir gefallen. Auch durch den kühlen Stil wirkt OZARK Anfangs frisch, brutal und mit subtilem Humor unterlegt, einzigartig. Marty dabei zuzusehen wie er die Dinge händelt, spannend!
Trotzdem: Hätte die Serie nicht die paar starken emotionalen Entladungen und Höhepunkte, wäre ich irgendwo in Staffel 2 abgesprungen. Foxedge beschreibt die Kritikpunkte zwei Kommentare unter mir ziemlich gut und ausführlich. Sehe das genauso.
Was für mich aber das K.O.-Kriterium war:
OZARK verlässt sich zu sehr auf eine simple Art der Spannungserzeugung. Und das leider praktisch jede einzelne Folge, im selben Schema. Es entstehen ständig neue Probleme, die gelöst werden müssen. Oftmals noch unter Zeitdruck. So werden permanent künstlich Stresssituationen erzeugt. Leider viel zu oft, was man irgendwann einfach durchschaut. Dabei andauernd dieselben Spielchen. Wieder und wieder. Ohne sich abzusprechen, um Himmels Willen! Nur um sich so wiederholt und noch tiefer in die Scheisse zu reiten – woraus natürlich neue Probleme entstehen. Das ist auf Dauer ziemlich ermüdend.
Ähnlich wie bei HALT AND CATCH FIRE kann so ein dröger, sich immerzu wiederholender Trick eine eigentlich super Serie vernichten, vor allem wenn sie sich praktisch nur darauf stützt.
Echt schade, weil OZARK daneben viel Potenzial bietet, dieses leider nur selten auszuspielen wagt.
Generell ziemlich trocken, was nicht unbedingt Negativ sein muss. Doch es fehlt ein gewisser Drive. Etwas Markantes, Gewagtes.
Dazu wirkt das FBI durch gewisse Aktionen und Taktiken auf mich eher laienhaft, verzweifelt, ungeduldig und zu wenig professionell. Immerhin kommt dadurch trotzdem noch etwas Schwung auf.
Bei S03E02 musste ich schliesslich vorerst abbrechen. Da hab ich deutlich besseres noch auf der Liste. Vielleicht schaue ich nach S04 dieses Jahr noch den Rest. Ich habe immer wieder Bock, bin dann aber bereits Mitte Folge wieder eher enttäuscht..
Reinschauen lohnt sich aber, da die Serie überwiegend gut wegkommt und definitiv was bietet.
Von den zugänglicheren Serien ist JUSTIFIED seit langer Zeit meine Nummer 1. Spannend, auf einem gehobenen Niveau, dicht erzählt und voller Highlights. Eine der Serien, die ich mir gerne alle paar Jahre ansehe. Perfektes Wohlfühl-Entertainment. Auf den ersten Blick quasi Tarantino als Serie, nur bekömmlicher, auf dem Boden geblieben und viel mehr. Basierend auf Kurzgeschichten von Elmore Leonard ist die Handlung in Kentucky, Harlan County angesiedelt und erweist sich als perfekter Ort für den Neo-Western.
JUSTIFIED bietet eine der genialsten Antagonisten-Rollen die ich je gesehen habe. Walton Goggins ist die Rolle des redegewandten Outlaw Boyd Crowder auf den Leib geschrieben. Ein Gesetzloser wie er im Buche steht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gesetzes: Deputy U.S. Marshal Raylan Givens, hervorragend gespielt von Timothy Olyphant. Nicht weniger eloquent vermag dieser mit seiner gerissenen Abgeklärtheit nahezu jede brenzlige Situation zu entschärfen. Die Dynamik, Dialoge und Wortgefechte sind grossartig. Intelligent, elegant und poetisch geschrieben. Eine wahre Freude. Und wenn Raylan und Boyd jeweils aufeinandertreffen ist das purer Hochgenuss.
Die beiden Gegenspieler weisen einige interessante und spannend dargebrachte Gemeinsamkeiten auf. Sie sind quasi 2 Seiten einer Medaille. Dass sie früher zusammen Kohle geschürft viel durchgemacht haben, hat eine Verbindung und bleibenden gegenseitigen Respekt geschaffen. Die Tatsache, dass Raylan eben auch in der rauen Welt von Harlan County aufgewachsen ist und genauso gut auf der anderen Seite des Gesetzes hätte landen können, erweist sich als durchweg spannenden Kniff.
Charaktertechnisch wird neben geschliffenen Dialogen auch viel Tiefgang und Hintergrund geboten. Die Charaktere sind so geschrieben, dass man ihre Beweggründe nachvollziehen und auf natürliche Weise Sympathien entwickeln kann. Gut und Böse sind hier nicht Eindimensional. Daneben glänzen vor allem auch die skurrilen, abgebrühten und kultigen Figuren.
In JUSTIFIED werden Konflikte mit Waffengewalt und oder Redekunst gelöst. Es gibt ordentlich Thrill und Hochspannung. Dazu Shootouts und entsprechende Brutalität. Locker und auf einem angenehm gehobenen Level amüsant, ohne dass dabei die bittere Dramatik und Tragik zu kurz kommt. Viele denkwürdige Momente, die in Erinnerung bleiben. Stets super gefilmt und in Szene gesetzt.
Auch Kentucky/ Harlan County ist griffig gezeichnet: Über die Figuren und deren Schicksale, welche oft direkt oder indirekt mit Harlan selbst zu tun haben. Man entwickelt ein Gefühl, wie es sein könnte dort zu leben. Harlans Kultur, Geschichte und die Menschen dort werden authentisch übermittelt. Familiengeschichten der Hauptfiguren, als Harlan noch im Aufschwung war und Konflikte einzelner Familien, welche seit über 100 Jahren bestehen. JUSTIFIED ist auf allen Ebenen ausgebaut. Dezentes und natürliches Worldbuilding.
Anfangs noch 1 Fall pro Folge, was aber dazu dient die Charaktere, ihre Rollen, Zusammenhänge und den Schauplatz zu etablieren. Schon bald merkt man, wie zuvor gezeigte Details inzwischen in einem grösseren Kontext stehen und die Welt und Figuren sich ausgebaut haben. Ehe man sich versieht, ist man mittendrin. Jede Staffel hat eine übergeordnete Geschichte mit Kern- und Nebenfiguren, welche sich teils auch über die gesamte Serie ziehen.
Gekrönt wird JUSTIFIED neben intensiven Staffelfinalen, mit einem fulminanten und stimmungsvollen Serienabschluss – inklusive berührendem Schlussakkord. Grossartig!
"You will never leave Harlan alive"
MATRIX RESURRECTIONS enthält wie die vorherigen Teile eine gewisse Menge nicht direkt sichtbarer Substanz, weshalb Teil 1-3 in dieser Sache zu den wichtigsten Filmen gehören die es für uns gibt. Die Trilogie bietet den realsten und genialsten Black Mirror überhaupt. Was die Bedeutung und Wahrheit der Wirklichkeit und unser Bewusstsein betrifft, aber auch wie clever versteckt und bis ins komplexe Detail ausgearbeitet die Botschaft eingewoben ist. Dazu auf einer zugänglicheren Ebene gefüllt mit jede Menge philosophischem Meta- und Mindfuck-Wahnsinn. So die Trilogie.
Bei RESURRECTIONS ist alles um ein vielfaches einfacher gehalten, aber weiterhin einiges nicht direkt für den Zuschauer erkennbar. So gibt es auch hier clevere Hinweise, welche Themen sichtbar machen und beschreiben. Rund um psychiatrische Behandlungen, Pillen, Depressionen. Das Herdenverhalten der Menschen. Kontrolle. Beeinflussung. Ein Hauch Social-Media. Die Kraft der Liebe. Bestimmung. Geschmückt mit spannenden Details, wie z.B. der Name des Medikaments und die Bedeutung dahinter. Oder einfacher: Der Name vom Café und der Firma. Absichten der Figuren, und was sie widerspiegeln, usw. Das ist Matrix. In RESURRECTIONS aber eben nur zu kleinen Teilen, nicht tief und komplex ausgearbeitet und dazu einzeln verstreut. Nicht wie bei Teil 1-3 wo praktisch jeder Name (ob Ort oder Figur), jede Charakterzeichnung und jedes Detail eine zusammenhängende philosophische Bedeutung auf mehreren Ebenen hat.
Die 1. Hälfte von RESURRECTIONS hat mir wirklich sehr gefallen. Voller spassiger, durchdachter und super aufgebauten Déjà-vu Spielereien mit Szenen, Figuren und vielen Details. Man hat sich mit dem Aufbau Gedanken gemacht nicht einfach simpel runterspielt. Trotzdem fühlt sich RESURRECTIONS eher wie ein Epilog zu den ersten 3 Teilen an. Nie so bahnbrechend wie Teil 1, oder gar philosophische Meta-Monster wie 2 und 3, die man nur versteht, wenn man sich aufrichtig damit befasst, dazu bereit und offen ist.
Dennoch: Eine nette Versöhnung. Hand in Hand gen Sonnenuntergang. Ein Epilog - so quasi ähnlich wie EL CAMINO für BREAKING BAD, nur nicht so stimmig und weniger passend.
Schlussendlich pure Ansichtssache, ob einem die Geschichte hier gefällt. Ich fand das ganz süss und angenehm. Aber weit hinter den Ambitionen zurück.
Im Hinblick auf die Fülle der Trilogie für mich zu wenig Mindfuck und philosophisches, zu wenig Matrix-Essenz. Auch auf einer lustigen Ebene hätte man das ziemlich geil aufbauen können. Den Fans ein dichtes und wahnwitziges Déjà-vu Brett liefern können.
Und natürlich hätte ich mir viel mehr Material zur okkulten Bedeutung der Matrix Filme gewünscht. Das hätte man weiter ausbreiten dürfen. So viele clevere und wichtige Details hätte man platzieren können. Ausbauen, weiterführen. Auch wenn die Trilogie diesen Part abgeschlossen hat. So quasi als Erinnerung für die Menschheit, mit ein paar aktuellen Verweisen, das wäre so genial gewesen. Denn nur deshalb finde ich Teil 2 und 3 überhaupt so gut. Nicht wirklich als Spielfilme.
Somit ist RESURRECTIONS zwar nie so bahnbrechend und mit dem Finger auf den Zuschauer zeigend, bzw. auf dessen/ unsere Realität verweisend, aber auf einer simpleren Ebene trotzdem angenehm sympathisch und seiner Linie folgend. Wenig getraut, aber trotzdem nett!
Hell fucking yes! Bei einem Interview von screenrant.com mit Annabelle Wallis erzählte sie, dass momentan Gespräche für ein Sequel laufen. James Wan und sie erfreuen sich dem überwiegend positiven und euphorischen Feedback und besprechend Ideen für einen 2. Teil. Ich hoffe, Wan behält das Zepter und wird auch erneut Regie führen.
Sieht also gut aus für eine Rückkehr von Gabriel xD holy shit!
Sehr intimes, ruhiges und unheimlich authentisches Mystery-Drama. Eine kleine Filmperle, die unerwartet voll meinen Nerv getroffen hat. Damit der Film seine Wirkung entfalten kann, sollte man so wenig wie möglich darüber wissen und sich mit viel Empathie, Offenheit und Interpretationsfreude dem Sog hingeben.
Rebecca Hall lebt ihre Rolle als Beth regelrecht. All die feinen Nuancen, ihre Mimik und Körpersprache, haben mich vergessen lassen, dass hier jemand eine Rolle spielt. Das ist in Betracht der bedrückenden Thematik eine grossartige Leistung und sorgt mit vielen schwierigen Szenen in erster Linie dafür, dass der Film so mitreissend und einnehmend sein kann.
Super inszeniert, lose aufgebaut, mit vielen Themen und Anspielungen überraschend Reichhaltig. Hier ist jedes Detail genau dort wo es sein soll.
Der Film öffnet bereits früh Pfade spannender Mysterien rund um den Tod, Träume, Schlaf, Beeinflussung, Depressionen uvm. Dazu Trauma Verarbeitung, Trauerbewältigung, sowie aufopfernde Liebe. Gleichermassen bedrückend authentisch, sowie surreal plausibel.
Das Timing und die Art der gestreuten Hinweise sind grandios. Daraus entsteht über die ganze Laufzeit ein breites Geflecht an möglichen Interpretationen und der zugrunde liegenden Intention, welche sich jeweils nachvollziehbar und stimmig ins Gesamtbild einfügen. Es gibt viele Richtungen in die sich der Film entwickeln könnte. Selbst kleine Hinweise oder Erwähnungen lassen jeweils direkt einen passenden möglichen Pfad erkennen. Dabei sind natürlich die eigene Fantasie und das Vorstellungsvermögen gefragt. Genauso entscheidend, in welchem Masse einen diese Themen ansprechen und berühren. Den ganzen Weg bis zum Finale liefert der Film mit seiner losen, aber reichhaltigen speziellen Art einen perfekten Nährboden dafür. Düster, unheimlich, spannend.
Wobei das Gezeigte (bzw. von Beth erlebte) ein rein psychischer oder eben surrealer, echtgewordener Horror sein kann. Ein perfider Drahtseilakt zwischen den Welten.
Mit fortschreitender Laufzeit hat mich THE HOUSE AT NIGHT an HEREDITARY erinnert. Die Thematik ist eine andere, aber das Feeling und der Anspruch lässt sich vergleichen. Ebenso wieviel da überhaupt drin steckt. Dazu die verschiedenen, passenden Deutungsmöglichkeiten auf dem Weg zum Finale und darüber hinaus. Gleichermassen intim und auf psychischer/ realer? Ebene abspielend. In mehreren unterschiedlichen Betrachtungsweisen stimmig. Genial! Im Gegensatz zu Ari Asters Meisterwerk deutlich ruhiger, subtiler und authentischer.
Der Schlusspunkt ist ein mehrdeutiges Augenzwinkern, welches ich gerne öfter bei Filmen erleben würde. Der Kreis schliesst sich auch hier auf mehreren Ebenen. Super!
Aufgrund der Vielschichtigkeit würde ich einen Director’s Cut mit erweiterten Pfaden und einem alternativen Ende als Ergänzung begrüssen. Der Film schreit förmlich danach, noch weitere Nuancen präsentieren und vertiefen zu können.
"Der Tod ist nie das Ende der Geschichte"
Und bei dieser Geschichte fragte ich mich lange wohin zurück sie wohl führen wird. Genauso aber hatte ich nie das Bedürfnis dringend eine Auflösung zu erfahren. Denn der entstandene Sog hat mich von Anfang an komplett eingenommen. Extrem dicht erzählt, gewohnt ruhig und perfekt inszeniert. Mit einer beeindruckenden Bildsprache. Obwohl sich die Geschichte während dem Bürgerkrieg im Libanon abspielt, bleibt sie neben entsprechenden Themen gänzlich intim und persönlich.
Der Film hat eine enorm erschütternde Wirkung, wenn man vorher nichts über ihn weiss, Empathie vorausgesetzt.
Eine spannende Erzählung mit Rückblenden in die Vergangenheit und parallel Fortschreiten in der Gegenwart. Jedes Detail wurde mit bedacht und bewusst so gewählt, damit der Film überhaupt diese Wirkung haben kann – während dem Vertiefen und Aufdecken der Geschichte.
Was habe ich am Schluss verbittert geflucht! Mir drehte sich der Magen um. So scheisse habe ich mich ewig nicht mehr nach einem Film gefühlt. Mir wurde wirklich übel und ich war kurz davor weinend zusammen zu brechen. Wie der ganze Film wirkt und einen schliesslich einfach nur schonungslos niederschmettert!
Warum tut Villeneuve uns das an?! Verdammte scheisse!! Ein grenzgenialer Geniestreich, dazu gefüllt mit ergreifender Emotionalität.
Abgesehen vom Ende gibt es auch während dem Film einschneidende und bedeutende Details, welche erst bei näherer Betrachtung und Rückwirkend ihre Wirkung entfalten. Bspw: "Ich sage euch, eure Geschichte beginnt mit einem Versprechen, den Teufelskreis der Wut zu durchbrechen".
Die vorgelesenen Briefe am Schluss sind so unglaublich wunderschön und absolut entsetzlich.
Vermutlich der schönste erschütterndste Film den ich je gesehen habe.
Villeneuve ist seit jeher einer der ganz Grossen! Seine Filme sieht man nicht nur, man erlebt sie.
"..und ihr könnt einen Stein auf mein Grab setzen, der meinen Namen ins Licht der Sonne trägt"
Hatte kaum Erwartungen an PARASITE, war aber schlussendlich doch ernüchternd. Auch ich frage mich, warum der Film dermassen gefeiert wird. So viel bietet der nun wirklich nicht! Gerade wenn man schon einige südkoreanische Filme gesehen hat, fällt der doch ziemlich ab.
Die Herangehensweise ist äusserst gelungen und macht Spass, auch wenn das alles viiel zu einfach geklappt hat. Naja. Ansonsten ist der Film für eine südkoreanische Produktion doch sehr flach, einfach und simpel gestrickt. Von daher ist der Hype für mich unverständlich. Die viel gelobte Gesellschaftskritik und über die sozialen Verhältnisse habe ich hier bis auf ein paar Oberflächlichkeiten (Geruch, Verhalten, Details) kaum wahrgenommen. Wollte der Film dies Thematisieren, hätte man schon ein bisschen mehr darauf eingehen können. Diesbezüglich fehlt komplett der Biss.
Die einzige Spannung wird mit ungeplanten sich zuspitzenden Situationen erzeugt. Ständig und einzig und allein damit. Das ist mir auf Dauer zu langweilig und repetitiv. Deswegen für mich ziemlich unspannend, überraschungsarm, fehlende Tiefe. Der Einstieg gefällt mir sehr. Aber da mir der Film sonst nichts bietet, muss ich ihm aus genannten Gründen diese Bewertung geben. Schade.