GlorreicherHalunke - Kommentare

Alle Kommentare von GlorreicherHalunke

  • 10

    Es bleibt bei der 10 mit Herz, Pudding und Sahnetopf und allem, was sonst noch dazu gehört.

    Ein unglaublich kompakt verschachteltes Drehbuch mit allerhand Wortwitz und Foreshadowing sowie einer kongenialen Filmmusik und gut aufgelegten Schauspielern. Ein Evergreen wie er im Buche steht.

    Und dennoch gibt es von mir eben zwei "Abers".
    Ich weiß, ich habe immer etwas auszusetzen, sogar hier.
    Manchmal wünschte ich mir unkritischer zu sein, aber es liegt mir einfach nicht.
    Ich könnte diese Eigenschaft als melancholisches Streben nach Perfektion bezeichnen, aber zum Schluss sehe ich eben das, was noch fehlt. Die Frage lautet nicht, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, sondern ob du auf den Inhalt schaust oder auf das, was noch fehlt.

    Im Folgenden sollen daher die 2 Punkte dargestellt werden, die ich an meinem absoluten Lieblingsfilm auszusetzen habe. Spoiler voraus!

    1. Eine verrückte Angelegenheit - Das Foto
    Starten wir mit dem erzählerischen Notbehelf.
    Ich finde die Idee sympathisch. Je unwahrscheinlicher das Zusammentreffen von Martys Eltern wird, desto mehr von den 3 Geschwistern verschwindet von dem Foto.
    Natürlich ist das Quatsch. Das Foto wäre schlicht nicht gemacht worden. Das Großvaterparadox lassen wir an dieser Stelle mal getrost beiseite.
    Aber als "suspension of disbelief" funktioniert diese Idee wunderbar und spiegelt die Genialität des Streifens wieder. Wo sonst hat man mit solch einem Kniff die intensive Emotionalität in einem Zeitreisefilm hingeschustert?

    2. Die Änderung der Geschichte durch ein singuläres Ereignis
    Gemeint ist die Charakterwandlung des unglücklich angelegten Charakters von George McFly (s.u. unter 3.).
    Er vermöbelt Bill einmal und gewinnt so über Nacht an Selbstvertrauen und sozialer Anerkennung.
    Mir geht es nicht darum, die körperliche Gewalt als Balzverhalten zu kritisieren. Darauf können sich andere FilmkritikerInnen stürzen, die dann gleich noch die Spannerszene auseinandernehmen dürfen.
    "Zurück in die Zukunft" ist freilich kein Drama und auch keine Charakterstudie und dennoch steht die Änderung der Geschichte Pate für die gesamte Trilogie.
    Aber diese Charakterwandlung ist mir zu billig, auch für einen SpaßFilm; eben weil er viel Zeit darauf verwendet, den Charakter einzuführen und einem Umformungsprozess zu unterwerfen.

    3. George McFly
    McFly ist der absolute Looser seiner Klasse, ein Teenager mit Minderwertigkeitskomplexen, Mobbingopfer und Außenseiter. Das kommt mir biographisch nahe, wenngleich ich immer ein paar Kollegen hatte. mit denen ich mich nie zerstritten habe, wobei mir häufiger die Tiefe fehlte, wie es sich in meinem bisherigem Werdegang dann verstetigte.
    Sein eigener Sohn wird als coole Socke inszeniert, die so gar nichts mit seinem Vater gemein hat.
    Die Szene, in der dieser Sohn als Außerirdischer (Darth Vader vom Planeten Vulkan mit "Spock-Gruß") seinen Vater dazu zwingt, ein Date zu vereinbaren, ist ärgerlich! Beim nochmaligen Anschauen ist mir jedoch aufgefallen, dass sein am Ende angelieferter Roman eben auf diese Begebenheit anspielen könnte, sodass es zumindest noch einen der vielzähligen kleinen PayOffMomente gibt, aber alles in allem geben die Schreiber diesen Vater der Lächerlichkeit preis.
    Vielmehr hätte McFly zugeben können, dass er auf diese Holde steht und dabei Hilfe braucht, aber stattdessen zerfließt er in nachvollziehbarem Selbstmitleid und sieht keinen Weg, bei ihr zu landen. Klar erfüllt diese erneute Hürde für Marty den Zweck, eben noch ein Problem, das auf komödiantische Weise gelöst wird, zu kreieren. Hier hätte es dem Film besser getan, die eigeninitiierte Wandlung des Nebendarstellers im Fokus zu behalten.

    4. Über Kleinkariertheit
    Ich gebe zu, dass die zwei Punkte sehr kleinkariert sind und mich ja auch subjektiv nicht davon abbringen, diesen Film in meiner Top5, wenn nicht Top3 zu behalten.
    Gleichzeitig kann ich auch Gründe dafür nachvollziehen, diesen Film überhaupt nicht zu mögen und wenngleich ich die sachlichen Subthemen teile die strenge Anwendung auf dieses filmische Werk als subjektiv nicht anwendbar zu erklären und gleichzeitig andere Filme auf ähnliche Weise zerreiße - ohne subjektiven Schutz.
    Ich mag jedoch die Tiefe und es gibt sehr viel in diesem Film zu entdecken; diese Dichte an Verweisen habe ich so bisher nie mehr erleben dürfen.
    Und gerade deswegen stelle ich die kleinen Unebenheiten heraus; nicht um mich an den Mängeln zu ergötzen und den Film schlecht zu reden, sondern weil es mir eben einfach auffällt.

    Ist "Zurück in die Zukunft" also ein perfekter Film? Nein, aber er ist verdammt nah dran und das muss mir dann eben reichen.
    Und ich bin mir genauso gewahr, dass dieser Film ohne Kindheitserinnerungen keine Sonderstellung innehätte; da wäre sie wieder - die biographische Nähe.

    13
    • 5
      GlorreicherHalunke 06.10.2023, 11:03 Geändert 06.10.2023, 11:15

      sieht wieder nach einer interessanten Serie aus, die so gar nicht zu Disney passt, aber dennoch da läuft.
      Und Gerichtsdramen mag ich ja eh, aber dass man immer noch den Holocaust verarbeiten muss... gäbe es nicht mittlerweile auch mal andere Themen der deutschen Geschichte?

      5
      • 4
        GlorreicherHalunke 05.10.2023, 20:47 Geändert 05.10.2023, 20:53

        Rewatch. Von 7 auf 4.

        Hin und wieder kann man auf unsere französisch-belgischen Nachbarn neidisch werden. So leichtfüßig und dennoch derb bis brachial hätte die Thematik "Ausländerfeindlichkeit" auch im Jahr 2010 nicht in unseren Landen verhandelt werden können.

        Und dennoch leidet dieser Film an gravierenden Mängeln. Die EinführungsViertelstunde ist noch recht unterhaltsam gestaltet, danach läuft sich von Minute zu Minute alles, aber auch alles tot. Auch die Charakterwandlungen sind trotz der für eine mehr oder minder inhaltsleere Komödie langen Laufzeit so abrupt wie mancher Schnitt gerade am Ende des Films, wo der Eindruck aufkam, dass man manche Szenen hinterher rausgeschnitten hatte.
        Ferner kann weder der Nebenplot mit den Schmugglern noch die RomeoJuliaeskeLiebesgeschichte überzeugen.
        Die Witze und Gags sind entweder vorhersehbar und/oder sehr umständlich aufgebaut; ich gehe davon aus, dass bei der Synchronisation dann auch noch ein paar Wort-/Betonungswitze auf der Strecke blieben, aber das hätte es kaum mehr rausgerissen.

        Ein paar Lacher waren dann doch dabei und auch die aufgemotzte ZollKarre macht kurz was her.

        Sehr, sehr seichte Darstellung des Themas "Fremdenhasses", wobei es eigentlich um stereotypischen Vorbehalte geht und ach...das war alles nicht so ernst gemeint in diesem Film.
        Bei den Schtis konnte man noch über die seichte Abhandlung innerfranzösischen Vorbehalte hinwegsehen, da es offensichtlich überdreht und spaßig gemeint war und zum Schluss auch irgendwie aufgegangen ist; dieser Dreh fehlt hier eben völlig.

        7
        • 7 .5
          GlorreicherHalunke 03.10.2023, 21:07 Geändert 03.10.2023, 21:38

          Rewatch. von 5,5 auf 7,5.
          Die Bewertung von 5,5 Punkten kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Das muss damals im Rahmen der Nachbewertung aller gesehener Filme geschehen sein, aber ich hatte den Film in all den Jahren eigentlich als sehr lustig in Erinnerung.

          Mit "sehr lustig" meine ich, dass ich vor dem Bildschirm lachen muss, was eigentlich so gut wie nie vorkam, aber hier - obwohl ich manche Gags dann doch noch kannte - dennoch die Mundmuskeln aktivieren musste und teils auch aus vollem Hals gelacht habe.

          Ein charmanter 80er-Komödie mit einem blutjungen Tom Hanks, der mit seiner Lebensgefährtin das falsche Haus gekauft hat.
          Klar überzeugt die Handlung nicht wirklich und trotz der 80 Minuten schleicht sich an ein, zwei Stellen eine Länge ein und auch das Liebesdrama, in der auch Shelley Long eine brachiale Szene macht, ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass es schon wieder unterhaltsam ist.

          Nachdem der Streifen mich nun schon zum zweiten Mal gut unterhalten hat, gibt es eine großzügige 7,5; als Meisterwerk werde ich es in diesem Leben aber nicht sehen können. Dafür hätte es mehr der äußerst gelungenen SlapStickSzenen bedurft, jedoch gibt es diesbezüglich nicht einen Rohrkrepierer.

          Eine Empfehlung geht an alle Fans von Tom Hanks und Liebhabern von 80er-Komödien raus; wer mit beiden nichts anfangen kann, kann getrost weiterziehen.

          10
          • 6

            Diese Neuauflage schrammt an einer Sensation vorbei; zum Schluss deutlich.
            Ich habe bisher nur das Original gesehen.

            In der ersten Stunden führt man das Setting sehr bedächtig und langsam ein; eine echte OldSchoolKinderFilmAtmossphäre wie man sie zuletzt vielleicht nur in JJ Abrams Super 8 genießen konnte, macht sich breit. Das typische Stephen-King-Setting, ohne jedoch zu sehr auf dieser Welle zu reiten.
            So verkörpert die Hauptdarstellerin, die wohl nicht von irgendwoher wie Harriette Potter aussieht, eine warhaft sympathischer Nerdin und das ulkige PodcastKind steht ihr in nichts nach; auch die Liebelei-Avancen des älteren Bruder fügen sich so augenzwinkernd wie die himmelschreiend generische Anbandelei zwischen Mutter und hippen Aushilfslehrer.
            Die Geheimnisse werden nach und nach offenbar und die Hatz in der KultKutsche gegen das metallfressende Monster sind leider neben der gloriosen Einbindung des "Who you gonna call?" dann auch schon der Höhepunkt des Films, der in der zweiten Hälfte völlig in eine x-beliebige MonsterFantasy-Chose abdriftet.
            Der Film übernimmt sich an seinem zu großem Setting; besser wäre es wohl gewesen, die Sache mit dem Bergwerk zu lassen und sich ganz auf das Haus zu konzentrieren.

            Der Auftritt der alten Garde als herrlich unmotivierter Deus-Ex-Machina-Moment war gleichsam witzlos witzig als auch eigentlich unnötig.

            In der ersten Hälfte bin ich gar auf den Gedanken gekommen, dass man die sakrosankte Back-To-The-Future-Trilogie vielleicht eines Tages doch auf diese Art und Weise neu inszenieren könnte. Ein paar Kids, dessen verrückter Uropa gestorben ist, ein altes Haus, viele sinnbefreite Erfindungen und ein alter DeLorean... doch, das fixt mich jetzt doch an.

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            • Blubber, bitte, auf irgendeine BlubberListe muss der.

              "Um seine Spielzeugverkäufe anzukurbeln, startet der Spielzeughersteller Dominicus Duff eine große Anti-Schleimkampagne, bei der der ganze Schleim verbannt wird.
              Das wollen die beiden besten Freundinnen Indy und Olivia nicht zulassen und versuchen in einem Rennen gegen die Zeit ihren geliebten Schleim zurückzubekommen."

              Ich habe Fragen :D

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              • über Forum

                "In der US-Filmindustrie haben sich die Drehbuchautoren und die Studios geeinigt, der Streik könnte damit bald enden. Noch fehlen aber einige Details."

                https://www.heise.de/news/Streiks-in-Hollywood-Drehbuchautoren-und-Studios-einigen-sich-9315121.html

                7
                • 6 .5

                  Spannungsreiche Variation des platonischen Höhlenglrichnissed mit 2 zentralen Problemchen.

                  Zum einen bleibt bis zum Schluss die Handlungsabsicht des sehr stark von John Goodmann gemimten Preppers unklar; so ist sein Verhalten recht erratisch, was ggf. auf tieferliegende psychische Probleme hinweist, die von mir als Laien nicht entschlüsselbar waren, aber gleichzeitig zur Grundspannung beiträgt.

                  Zum anderen pappt man ein ActionEnde ran, das die vorher gelungen aufgebaute Atmossphäre völlig aufgibt und gar nicht nötig gewesen wäre.

                  Alles in allem ein sehenswerter Psychothriller, der mit typisch JJ-abramesken Schwächen auftritt.

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                  • 5 .5

                    Titten, Blut und Gedärm - Der Film

                    Wie ich gelesen habe, war bereits das Original aus den 70ern eine Persiflage des "Weißen Hais". Und in dieser Tradition macht der Film grundsätzlich alles richtig, wenngleich mir der Fokus in den ersten 2/3 zu sehr auf die Notgeilheit der männlichen Belegschaft und der hedonistischen Willigkeit der Barbieschönheiten gelegt war; als Höhepunkt der hedonistischen Orgie kann wohl die Passage mit dem Tequila von weiblichen Körpern gelten (Bauchnabel: Tequila, dann über den Bauch bis zu den Brüsten das Salz und die Limette steckt in den prallen Lippen der Schönen). Zum Beischlaf kommt es jedoch nicht. Ansonsten bin ich mir sicher, dass dieser Film heute so nicht mehr gedreht werden könnte, da man gerade bezüglich Frauen schon sehr sexistisch und reduzierend vorgeht, aber das war wohl damals bestimmt schon provokant an der Grenze.

                    Im letzten Drittel bekommt man dann einige der heftigsten GoreSzenen die ich als jemand, der dieses Genre weitestgehend meidet, bislang gesehen habe. Da wird geschnetzelt und gestorben, dass mir die Ohren schlackerten.

                    Freilich kann der Film als Veranschaulichung der naturgegebenen bzw. göttlichen Strafe gegen menschliche Ausschweifung verstanden werden. Und so werden die Propheten inGestalt der Polizei, welche die SpringBreak-TeilnehmerInnen auffordert, aus dem Wasser herauszusteigen (was überhöht gar als Taufe betrachtet werden kann), um sich doch noch in Sicherheit zu bringen. Ving Rhames darf in diesem Sinne den Messias, der sich zur Rettung der Meute selbst opfert, mimen. Doch leider wird der Schauplatz am Ende gewechselt, ohne dass man erfährt, wie die Situation am Strand nun ausging.

                    Der EndGag, dass bislang nur die BabyPiranhas angegriffen haben, war gelungen.

                    Dafür, dass es so viel unendlich schlechtere HaiFilme gibt, macht dieser Film seine Sache "gut", wenngleich er mich nicht wirklich überzeugen konnte; für die Auszeichnung "EdelTrash" hat noch der ein oder andere Kniff gefehlt.

                    8
                    • 7

                      Fulminantes und schonungsloses Comeback!
                      Leider nur in der immer noch um 2 Minuten gekürzten "Keine Jugendfreigabe"-Version gesehen. Der teilweise umgeschnittene und mit neuen Szenen bestückten Directors Cut ist in DE ja immer noch nicht zu haben.

                      Der brutalste Teil der Reihe funktioniert nach dem alten Schema, den Bösewichten erst richtig übel aufzubauen, während der von seinen Dämonen heimgesuchte Held wider Willen an den Schlachtknüppel zurückkehren muss, um den Bösen die Hölle heiß zu machen samt spritzendem Gedärm und allerlei Brutalitäten.

                      Der Film verhandelt daneben die spannende Frage, inwiefern Gewalt eine Lösung sein darf bzw. kann. So gehen die viel zu unbedarft dargestellten christlichen Missionare mit dieser Frage sehr dogmatisch um, worüber John Rambo nur mild-grimmig reagieren kann. Als der tötende "Deus-Ex-Machina" dann erscheint, sind doch wieder alle erleichtert. Bei diesem Konflikt macht es sich der Film etwas zu leicht; John dann als innerlich gebrochen zu zeigen, gibt einfach zu wenig her.

                      Alles in allem hat Sylvester Stallone das 80-er ActionKino gekonnt 20 Jahre später wieder aufleben lassen und dabei eine wunderschöne Landschaften für sein nicht zu pathetisches geratenes Werk abgefilmt.

                      10
                      • Trailer.
                        Auf Anne Hathaway hätte ich mal wieder Lust, aber Peter Dinklage kann ich irgendwie nicht mehr sehen..

                        4
                        • 6 .5

                          Na dieser Trailer mit Nic Cage wirkt auch interessant. Hoffentlich eine schöne Tragikomödie...

                          3
                          • 7

                            "Denn Disney meldet, dass „Elemental“ in seinen ersten fünf Tagen 26,4 Millionen Views erreichte. Das ist laut des Maushauses der stärkste Filmstart beim Streamer in diesem Jahr und einer der zehn stärksten Filmstarts in der noch kurzen Geschichte von Disney+. Dabei rechnet Disney inzwischen bekanntlich wie Netflix: Gesehene Stunden werden durch die Lauflänge des Films geteilt. Womit die Zahl sagt, dass theoretisch 26,4 Millionen Menschen weltweit „Elemental“ auf Disney+ in diesen wenigen Tagen von Anfang bis Ende gesehen haben könnten. Die tatsächliche Zahl liegt aus der Erfahrung heraus dann eher noch etwas darunter, weil es gar nicht so wenige Menschen gibt, die einen Film oder eine Serie bei Gefallen gleich zwei- oder dreimal anschauen."

                            Link: https://www.blickpunktfilm.de/kino/erste-zahlen-wie-der-erfolg-im-kino-elemental-zum-must-see-auf-disney-macht-392a7d08205434e80a01ab00e1efc298

                            5
                            • 9

                              Ein herausragender deutscher Stummfilm.
                              Keine Zwischensequenzen, wie man es sonst gewohnt ist. Nur eine Einspielung bei den beiden Wendungen des Films; die erste tragisch, die zweite ironisch. Doch der Reihe nach. Die ironische Wendung des Films mittels des ersten richtigen Zwischentitels kann als Wunsch der Produzenten nach einem Happy End abgetan werden; ich möchte den Film sehen, der das heute noch so mit nicht nur erhobenen Zeigefinger, sondern ausgestreckten Mittelfinger bringen mag. Dagegen wirken die Einsprecher von Helen Mirren in Barbie geradezu peinlich handzahm, wie das Wackeln mit dem kleinen Zeh.

                              Die gesellschaftliche Debatte entzündet sich immer wieder am Thema der Arbeit und vielmehr noch am Thema der Arbeitslosigkeit.
                              So gilt es heute als allgemein erstrebenswert, aus möglichst wenig Arbeit die meiste Freizeit zur Entfaltung der individuellen Wünsche zu generieren; FinanzCoaches schwärmen in lächerlichen Werbevideos vom passivem Einkommen etc.
                              Zweitens ist allgemein anerkannt, dass die Arbeit Sinn bzw. zumindest Freude stiften sollte; die Angst vor BullshitJobs, welchem der verstorbene Anthropologe ein ganzes Buch gewidmet hat, geht um.

                              Der Hauptcharakter aus "Der letzte Mann" könnte von diesem heutigem Denken nicht weiter entfernt sein. So stiftet ihm seine PortiersUniform eines namhaften Hotels der Stadt gesellschaftliche Anerkennung, v.a. aus seiner Nachbarschaft. Doch was die Menschen wirklich von einem halten, weiß man erst, wenn man unten angekommen ist. "Die Ersten werden die Letzten sein", das Rad des Schicksals dreht sich beständig weiter. Aufgrund seines Alters wird der stolze Herr als Handtuchreicher in den Toilletendienst versetzt; eine Schmach, an der er zunehmend zerbricht. Er stolziert durch seine heimlich gerettete Uniform noch durch seine Nachbarschaft, aber hinter vorgehaltener Hand wird schon getuschelt und gekichert; die Nachbarn, die ihn am meisten respektierten, sind nun diejenigen, die am wenigsten Mitleid zeigen. Die musikalische Begleitung der Version im untigem Links zieht einen in das traurige Schicksal mit rein.
                              Auch vor 100 Jahren war Arbeit also mit gesellschaftlicher Achtung und persönlichem Sinn verbunden, wenn auch unter zeitgeschichtlich bedingten anderen Vorzeichen.
                              Am deutlichsten wird dies in der fantastischen Traumsequenz. Unser Protagonist steht wie gewohnt in seiner Uniform vor einem übergroßem Hotel mit einer riesigen Drehtür. Vor ihm eine Dienerschar, die mit dem viel zu schweren Koffer des neuesten Gastes nicht umzugehen vermögen. Da kann nur einer helfen, eben jener selbst; mit ausladend festen Schritten setzt er an, nimmt den Koffer mit nur einer Hand und wirbelt ihn in die Lüfte und fängt ihn wieder auf; das Gesinde bleibt mit offenen Mündern stehen. Eine zeitlose Sequenz rund um die eigene Unersetzbarkeit auf der Arbeit, die auch mich in den letzten Jahren immer wieder eingeholt hat. Murnau stellt den Protagonisten jedoch nicht als reines Opfer dar, sondern macht sich mit diesem eben nicht eins. Die Entscheidung des Hotels, ihn altersbedingt an eine andere Wirkungsstätte zu versetzen, ist nicht per se ungerechtfertigt. Vielmehr kann der Film auch gegen den Stolz des Portiers gelesen bzw. geschaut werden. Nichtsdestotrotz wird niemand, der seine Arbeit mit viel Fleiß und auch einem gewissen Stolz ausübt, gerne ausrangiert. Und genau von dieser existenziellen Tragik erzählt dieser Film in seitdem unerreichter Dichte und Intensität.

                              Langer Annex.

                              Aus dem nach umständlichen und fragwürdigen Denkereien entstandenen "Ich denke, also bin ich." wurde irgendwann das pragmatische "Ich arbeite, also gelte ich.".
                              So galt bzw. gilt es im japanischen Kulturkreis als Schande, wenn man ohne echtes Aufgabenfeld in einer Firma weiterbezahlt wird.
                              Der amerikanische Traum "Vom Tellerwäscher zum Millionär" kennt eben nur die eine Richtung; vorwärts immer, rückwärts nimmer. Und somit ist in diesem Traum das egozentrische Streben gleichsam Grundwurzel. Doch der Portier hatte gar keine großen Träume; er wollte sich eben nicht zum Leiter des Hotels aufschwingen, sondern seinen Stand behalten. Ehrenbesitzstandswahrung.

                              Vor 100 Jahren war das bis heute staatskonstituierende Statut der Menschenwürde noch im Nebel der Zeiten verborgen und nicht zuletzt gerade daraus wuchs die staatlich finanzierte Sicherung der Menschenwürde in Form von Sozialleistung, die durch die aktuelle Regierung zum "Bürgergeld" deklariert worden ist und demnächst um 12 % steigen soll, während die allgemeine Lohnentwicklung sich unter diesem Prozentsatz befindet. Ein Stein des Anstoßes in der gesellschaftlichen Debatte, die hier nicht im Einzelnen dargestellt werden soll.
                              Doch was kann der Film in diese Debatte heute noch hineinrufen?
                              Wie aus obigem Teilüberlegungen ersichtlich wird, ist die Geschichte keineswegs eins zu eins in die heutige Zeit übertragbar. Uniformen haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Wert verloren und werden heute nur noch mit der meist alltagsfernen Polizei/Militär und ansonsten im Alltag mit aus Zwecken der Übersichtlich- und Ansprechbarkeit großen Verkaufsläden assoziiert. So erfreut man sich im Film auch mehr an der Uniform als reines Statussymbol, während die ausgerichtete Tätigkeit heute eben zu einer Melange aus einem innerlich nicht erfüllender BullShitJob und einem Scheißjob (das Kofferschleppen) erklärt wird. Doch gerade dieser Vergleich zeigt auf, dass die Sinnfindung des Individuums immer auch vom herrschenden Zeitgeist abhängig ist und sich bisher beständig gewandelt hat. Politik ist nicht zuletzt die Kunst der Antizipation der Unabwägbarkeiten.
                              Jedoch ist die Angst vor sozialen Abstieg geblieben. In einer Szene aus der Satire "Dont Look Up" (2021) wird in einer Rede der Niedriglohnsektor dadurch gerechtfertigt, dass die arbeitende Mittelschicht "etwas" hat, wovon sie sich absetzen, ja auf das sie herabsehen kann; im aktuell laufendem bayerischen Wahlkampf versteckt sich dieses Denken in der Parole "Arbeit muss sich (wieder) lohnen.", wobei dieser Spruch - sofern man nicht an eine Utopie des BEG glaubt - zeitlos bleiben wird, da die Begrifflichkeit "Lohn" immer neu ausgestaltet werden kann, während "Arbeit" aktuell das ist, was man eben machen muss, obwohl man Besseres zu tun hätte.
                              Ein schwieriger Spagat zwischen existenzminimumssichernden Sozialleistungen, die überproportional zu den sonstig "stagnierenden" Löhnen, von denen dann eben auch noch das Sozialsystem finanziert wird, steigen. Eine der schwierigsten Fragen nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit, bei der dringend eine Antwort gefunden werden muss. Freilich ist keinem mit einem maroder werdendem Sozialsystem gedient.
                              Man kann allein anhand dieser Frage mit Sorge in die Zukunft blicken. Bald 80 Jahre Grundgesetz, 80 Jahre des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs, 80 Jahre der Menschenwürde und des Rechtsstaats; und doch schauen wir heute Filme, die schon 100 Jahre alt sind. Die Gesellschaft wird sich wandeln und wandelt sich schon; das altmittelalterliche Schicksalsrad dreht sich behende weiter.

                              Link: https://www.youtube.com/watch?v=W7yiZM-SlwI&t=2341s&pp=ygUUZGVyIGxldHp0ZSBtYW5uIDE5MjQ%3D

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                              • 6
                                GlorreicherHalunke 21.09.2023, 20:30 Geändert 21.09.2023, 21:38

                                Würdiger Abschluss der Reihe!
                                Dieser Film erzählt eine geradezu lächerlich klischeebeladene, aber nach Teil 1 persönlichste Geschichte rund um die Rache eines alternden Veteranen, der dem Gemetzel nicht absagen kann. Im Gegensatz zu "Logan", indem auch das Altern eines einstigen Recken verhandelt wird, setzt dieser Abgesang ganz darauf, dass John Rambo zwar alt und anders frisiert ist, aber es am Ende aller Tage noch mit jedem Schuften aufzunehmen vermag.

                                Einige Dialoge sind derart schlecht geraten, dass man sich ernsthaft überlegt, wie viel Verständnis man für den Autorenstreik aufzubringen vermag. Und leider hat Sylvester Stallone dabei nicht mal seinen Stammsprecher.
                                Die von gewohnt tollem Soundtrack begleitete Action bleibt dem für diese Rolle beträchtlichen Alters des Hauptdarstellers (Ü70) angemessen.
                                Höhepunkt der blutigen Hatz bleibt selbstredend der Kampf Rambos gegen "alle" mexikanischen Menschenhändlerhandlanger in den auf McGyver-Art erbauten Katakomben samt jigsaw-esken Todesfallen auf Unserer Kleinen RamboFarm; das hätte ruhig noch etwas ausführlicher stattfinden können, aber stattdessen streckt man den Inhalt durch eine umständliche Charaktereinführung auf gut 95 Minuten. Doch auch die Tochterfigur John Rambos verkommt zum handlungsinitiierendem Gimmick.

                                Freilich hat Martin Scorsese diese Art von toxischer Männlichkeit etwa in "Taxi Driver" schon in künstlerischer Art und Weise entzaubert. Denkt man an das Ende der Geschichte vom Veteranen Travis Bickle, als dieser sich durch die vermeintliche Rettung des schutzlosen Mädchens, die in die Prostitution geraten ist (was genau die Grundhandlung des vorliegenden Streifens ausmacht) sich einen Sinn im Leben verschaffen möchte.
                                Für mich können jedoch beide Geschichten nebeneinander bestehen. John Rambo verkörpert das archaisch-überhöhte Element der menschlichen Psyche, dass Gerechtigkeit nur durch blutige Selbstjustiz, die auf Gewaltenteilung verzichtet, verkörpert wird; die Selbstjustiz wird aber vorrangig zur Rache bzw. zum Schutz anderer angewendet. Travis Bickle sucht aktiv nach einem Sinn im Leben, während John Rambo stets schicksalshaft in ein Gewirr aus Ungerechtigkeiten gerät, in welchem er als EinMannArmee den blutigen Frieden wiederherstellen muss.
                                John Rambo ist somit eine überzogene These gleich einer schallenden Bierzeltrede, während in Taxi Driver deeptalkmäßig die männliche Eigenheit zwar etwas überhöht, aber umso minutiöser zerlegt wird.

                                Wir sollten uns John Rambo als einen unbezwingbaren, aber innerlich doch gebrochenen Menschen in Erinnerung behalten, der in seinem Schaukelstuhl fortan nur noch gegen Arthritis und schwindende Kräfte anzukämpfen hat. Ein sehr pathetisches, aber das einzig mögliche Ende der Reihe, die weder ein Sequel, ein Prequel und schon gar kein Reboot benötigt.
                                Sylvester Stallone ist John Rambo.

                                Link (deutsch): https://www.youtube.com/watch?v=4ImJvtW8Sb8&pp=ygUkcmFtYm8gbGFzdCBibG9vZCBnYW56ZXIgZmlsbSBkZXV0c2No

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                                  GlorreicherHalunke 16.09.2023, 22:20 Geändert 16.09.2023, 22:21

                                  IMDB 8,3 (35.000 Bewertungen)

                                  Mich hat diese RealityTV-Mockumentary gepaart mit Improvisationsszenen rund um ein vorgebliches Mitglied einer Jury in einem gefakten Prozess ziemlich kalt gelassen.

                                  Ja, die Idee, dass nur einer nicht weiß, dass alles gespielt ist, ist ganz toll, aber da hat man m.E. ziemlich wenig draus gemacht.
                                  Der Fall war ziemlich vergesslich und es plätschert alles so dahin.
                                  Die achte und letzte Folge ist dann eine Art Making-Of.
                                  Kann man sich mal geben, aber rechtfertigt für mich den Hype nicht.

                                  Seltsamerweise kommt die Serie auch hier auf MP gut weg, wobei sich nur ein weiterer sehr kurzer Kommentar mit Wertung 5/10 findet.
                                  Und seltsamerweise kriegt es MP nicht hin, darauf hinzuweisen, dass die Serie auf Amazon Freevee (2x pro Episode kurz Werbung) zu sehen ist.

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                                  • 5 .5
                                    GlorreicherHalunke 15.09.2023, 14:41 Geändert 15.09.2023, 15:30

                                    Eine abgespeckte Version von "Kong - Skull Island" und dem neuestem Predator mit ein paar zu dunklen Szenen, aber der Großteil der Action findet am Tag statt.

                                    Der Film stand unter dem selbst auferlegten Malus, dass die Trailer Erwartungen schürten, die man nicht einhalten konnte.

                                    Von daher nicht verwunderlich, dass er im Streaming eine kleine ad-hoc-Renaissance erlebt.

                                    Mit kleiner Erwartungshaltung kann man sich gut und schnörkellos 90 Minuten unterhalten lassen.

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                                    • GlorreicherHalunke 15.09.2023, 12:00 Geändert 15.09.2023, 12:01
                                      über disney+

                                      3 Monate á 8,99 € sind es dann doch wieder geworden.
                                      Ich kam für die letzte Staffel von The Good Fight und bin für die zweite Staffel The Bear geblieben.
                                      Alles in allem hat mir meine Auswahl gefallen.
                                      23 Einträge (32-54)

                                      4 Staffeln
                                      1 Staffel abgebrochen
                                      7 Disneys Meisterwerke
                                      2 Pixar
                                      1 MCU
                                      8 Filme

                                      Wenn ich mal pro Staffel 10 Euro und pro Film 5 Euro rechne (meine damaligen Kaufpreise), käme ich auf 40 € für die Serien und 90 € für die Filme; macht 130 € Schauwert.

                                      Anfang nächstes Jahr schaue ich sicher mal wieder vorbei.

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                                      • 6 .5

                                        Trailer.
                                        Ins Kino gehe ich für dieses Edel-Trashfest vermutlich nicht, aber Momoa lässig wie eh und je - das hat mir schon in Fast X gut gefallen, dass er sich einfach achselzuckend durch jede Grütze spielt und dabei ne super Figur abgibt.

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                                        • 7 .5

                                          Der Trailer überzeugt durch Verzicht auf Dialoge.
                                          wird bei der nächsten Disney-Reise definitiv mitgenommen.
                                          Hoffentlich ein guter Film im Dunkeln!

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                                          • 6 .5

                                            Diese letzte NF-Serie von Mike Flanagan kann mich hoffentlich wieder mehr packen als das durchwachsenene "Gänsehaut zu Mitternacht".
                                            Wobei ich die zwei ersten Flanagan-NF-Serien noch gar nicht gesehen habe ;)

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                                            • Abbruch nach der Pilotepisode.
                                              Das ist mehr als peinlich.
                                              Ganz entfernt erinnert es an die große Mutterserie; aber jegliche Subtilität und Raffinesse wird zulasten von vulgären und billigen Gags ausgetauscht.
                                              Eine Aneinanderreihung von schlecht eingeführten Charakteren, auf die ich absolut keine Lust habe.

                                              Die Serie ist ja auch jüngst ohne Auflösung der Frage, wer nun der Vater ist, abgesetzt worden. Nuff said.

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                                              • 6

                                                Rasanter SciFi/Action-Film, der durchgehend für Spannung und auch einige Wendungen sorgt und zum Schluss fast zu viel Action für einen Kinderfilm bietet, wobei davon auszugehen ist, dass man eben auch die seit Toy Story gealterte Stammzuschauerschaft abholen wollte.

                                                Unfreiwillig komisch wird es, wenn man in einem fiktiven Film aus den späten 90ern dann eine lesbische Beziehung einbaut.

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                                                • 4 .5

                                                  Alles an dieser unheilvollen Melange aus Indiana Jones & Reise zum Mittelpunkt der Erde mutet seltsam an; allem voran die anstrengende Optik, der dröhnende Soundtrack und die mehr als wiedergekäuten formelhaften (Groß)Vater-Sohn-Entwicklungen.

                                                  Die Wendung habe ich da nicht kommen sehen, aber die war auf ihre Weise auch recht eigenwillig.

                                                  Quo Vadis, Disney(s Meisterwerke)?

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                                                  • 7
                                                    GlorreicherHalunke 13.09.2023, 19:54 Geändert 13.09.2023, 20:03

                                                    Der Trailer vor schon knapp einem Jahr hatte ich mich einigermaßen ratlos hinterlasen.
                                                    Rundum gelungener Eintrag in das PixarPortfolio.
                                                    Auch wenn die Handlung nicht neu ist, sind die visuellen Gags, Wortwitze, Situationskomik und PayOffMomente durchaus unterhaltsam.
                                                    Schon immer wieder schön anzusehen, wie viel Charakter aus so wenig herausgedrückt werden kann.

                                                    Erde und Luft sind maximal Randerscheinungen.
                                                    Der Fokus liegt ganz klar auf der Anbandelung zwischen Fräulein Flamme und Herrlein Wasser, was ich hier tatsächlich ganz gut umgesetzt fand - warumauchimmer.
                                                    Wobei ich es fast schon ironisch fand, dass der städtische Kontrolleur seine Freundin in die Selbstbestimmung führte; ob er seinen Job/Beruf mochte, wurde gar nicht thematisiert.
                                                    Und auch das Thema der Wutausbrüche wird nicht aufgeelöst, sondern fungiert leider nur als handlungsauslösendes "Element".

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