Prestigeww - Kommentare

Alle Kommentare von Prestigeww

  • 9 .5

    Wie viele Serien gibt es schon, die besser werden, je länger sie laufen?

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    • 6

      Erst Mann beißt Hund und jetzt Ex-Drummer: Belgier haben anscheinend eine sehr spezielle Vorstellung von Unterhaltung. Wo Mann beißt Hund allerdings noch clever und ambitioniert ist, überwiegen bei Ex Drummer die billigen Schok-Effekte. Und tote Babys gehören seit Trainspotting nunmal in Kiste mit den benutzten Ideen. Wiederverwendung ausgeschlossen.

      Daneben bietet der Film aber auch einige Bilder, Sätze und Momente, die einen verfolgen und im Gedächtnis bleiben. Das ist schon bedeutend mehr, als man von den meißten "normalen" Filmen sagen kann.

      • 5

        Leider ist der Partei-Film nur doofe Comedy statt cleverer Titanic-Satire. Abwechselnd wirkt die lustlose Pseudodoku wie "Comedy Street" (Lustige Gags mit dummen Passanten) und einem zahnlosen Stromberg. Die wahren Perlen haben es nicht in den Film geschaft: Die hintergründigen und lustigen "Brandreden" werden nur für wenige Sekunden angedeutet und die kongeniale Wahkampfrede des betrunkenen Heinz Strunk in Hamburg wurde sogar nur als Auszug ins Bonusmaterial verbannt. Abhilfe: http://www.youtube.com/watch?v=-EUfEQfUh7I

        • "die umtriebigste Biene in Hollywood"? Wohl eher ne Hummel... :-) Aber eine großartige!

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          • 8

            Ein Prophet ist nicht einfach ein typisches Gefängnisdrama, sondern letztendlich vor allem eine Integrations- und Emanzipationsgeschichte, die nicht auf die Welt der schwedischen Gardinen beschränkt bleibt. Die Gewlt ist zwar hart, aber auch sparsam und gezielt eingesetzt. Noch dazu ist der Film dicht erzählt, perfekt inszeniert und hervorragend gespielt. Manchmal allerdings auch etwas unübersichtlich.

            • 7 .5

              Nach diesem Film war mir klar, dass es im Brel-Klassiker "Ne me quitte pas!" um Lino Ventura geht.

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              • Also ich bin so begeistert von meiner Liste. Da ist nicht ein Film drauf, bei dem ich sagen würde, dass er zu Unrecht dort steht. Sie kennt sogar meine kleinen Privat-Obsessionen besser als ich und hat mich daran erinnert, dass ich die Don Camillo-Filme immer total klasse fand, hier aber noch nicht bewertet habe. Danke, liebe Liste!

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                • 3 .5

                  Während Jared Hess in Napoleon Dynamite trotz seiner schonungsloser Darstellung immernoch eine aufrichtige Sympathie für die witzigen Verschrobenheiten seiner Figuren erkennen ließ, werden sie in Gentleman Broncos endgültig zu leblosen Karrikaturen, die nur noch Grimassen ziehen. Ohne jede dramaturgische Notwenigkeit sucht er das körperlich hässliche am Menschen und schreckt in seinem bizarren Humor nicht einmal davor zurück, die Statistenrollen mit alten und behinderten Menschen zu besetzen, nur um sie dem Spott des Zuschauers preiszugeben. Da ist nichts Warmes, nichts Einladendes, nichts Mitfühlendes mehr - nur noch der kalte Blick eines geschmacklosen Zynikers. Dabei hatte ich mich so auf den Film gefreut.

                  Sehenswert sind lediglich die ultra-trashigen Science-Fiction-Szenen mit Sam Rockwell. Der Rest ist für die Tonne.

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                  • 9

                    Letztes Jahr in Marienbad ist ein betörendes Meisterwerk, bei dem traditionelle Erzähl- und Deutungsmuster ihre Gültigkeit verlieren und der sein gesamtes Potential aus der Form von Bild und Sprache bezieht.

                    Dies liegt vor allem daran, dass der Film weniger vom Regisseur Alain Resnais geprägt ist, als von seinem Drehbuchautor Allain Robbe-Grillet, einem der wichtigsten Vertreter des franzöischen Nouveau Roman. Diese literarische Strömung, die sich darum bemühte, neue Formen des Erzählens zu finden, zerschlägt die Konventionen traditioneller Handlungsbögen. Was übrig bleibt ist die reine Form. Auch Letztes Jahr in Marienbad ist ein Film, bei dem die Struktur der Sprache wichtiger ist als der Inhalt: Neben Zeitsprüngen bedeutet dies hier vor allem das Mittel der Wiederholung. Bestimmte Sätze, bestimme Reaktionen und bestimmte Szenen kehren immer und immer wieder, werden dabei jedoch fast unmerklich variiert und in ihrem Sinn verschoben, sodass sie trotz identischen Inhaltes niemals das Gleiche bedeuten. Das Ergebnis ist keine klar formulierbare Geschichte und schon gar keine Botschaft. Stattdessen ist es eine düstere Ahnung, die etwas von einer surrealen Vorhölle und eines unaussprechlichen Grauens verrät. Jede der Figuren scheint eine Allegorie des Todes zu sein und eine Welt außerhalb des Kurorthotels, die als möglicher Fluchtpunkt des unglücklichen Paares dienen könnte, ist nicht vorstellbar.

                    Alain Resnais übersetzt den repetetiven Charakter der Sprache in albtraumhafte Bilder immergleicher Korridore, symetrischer Gärten, sich ähnelnder und doch unterschiedlicher Hotelzimmer, regungsloser Gäste und monotoner Beschäftigungen. Dies entwickelt einen düsteren Sog, dem sich der Zuschauer nur entziehen kann, indem er sich dem Film total verweigert. Wer sich jedoch auf ihn einlässt, bekomt zwar keine Antworten, aber interessante Fragen...

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                    • 7

                      Ich habe mir tatsächlich die chinesische Langfassung des Filmes in zwei Abend-Sessions gegeben und kann sagen, dass ich trotz der immensen Länge gut unterhalten wurde.

                      Red Cliff ist eine seltsame Mischung aus Tiger and Dragon, Die sieben Samurai und Twilight. Zu Tiger und Dragon gehören sicher die hervorragenden Kampfchoreographien, die gern auch die Gesetze der Schwerkraft außer Acht lassen, sowie die Konzentration auf die publikumswirksamen Seiten des chinesischen Brauchtums: Dem Design der Hüte, Mützen und Anzüge wird ebensoviel Aufmerksamkeit entgegengebracht, wie den Kampfszenen.

                      An Die Sieben Samurai erinnert die Hervorhebung der Kriegstaktik. Die gefühlte Hälfte des Filmes besteht aus Taktiken ausklamüsern, Alliiierte anwerben, Rohstoffe besorgen, kleine Ablenkungsmanöver und Psychotricks auf den Gegner loslassen und ... in den Himmel gucken. Denn hier entblößt sich eine Schwäche des Filmes: Wo sich Die Sieben Smaurai ganz auf ihr Geschick, ihre Planung und ihre Kollegen verlassen müssen, führt hier in der Regel banaler Hokuspokus zum Triumpf. Der Chefstratege ist nämlich auch ein Wetterorakel. Auch die Botschaft, dass Kriege immer auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung ausgetragen werden, kennen wir bereits aus Akira Kurosawas Meisterwerk. Zum Glück entpuppen sich die "guten" Generäle als brave Vorzeit-Kommunisten und haben ein Herz für ihre Bäuerchen. Es ist anzunehmen, dass sich der Film hier von der historischen Wahrheit ein wenig verabschiedet, aber es sei ihm verziehen.

                      Wirklich fad wird der Film trotz dieser etwas flachen Beschäftigung mit dem Wesen des Krieges aber erst, wenn der Twilight-Part durchkommt, denn auch in Red Cliff wird stundenlang geschmachtet. Die wahre Liebe kommt dabei allerdings nur am Rande zwischen Mann und Frau auf. Viel eindringlicher sind die Buddy-Rituale im Liebescamp der Alliierten. Kleine Scherze, gemeinsames Chillen und sich mit Hundeblicken tief tief in die Augen schauen um sich ewige Freundschaft zu schwören - der Alltag eines Warlords kann so romantisch sein...

                      Alles in allem ist Red Cliff aber gelungene Abendunterhaltung, die durch eine Extraportion Weichspüler die chinesische Kriegs-Geschichte auch für ein Mainstreampublikum sehenswert machen will. Bis auf die allzu oberflächliche Unterteilung in "Gute Alliierte" und "Böser Eroberer" gelingt Red Cliff dieses Ziel erstaunlich gut.

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                      • 7 .5

                        Wieder so ein Fall, bei dem ein Film als Komödie verkauft wird, bei dem Humor nur dazu genutzt wird, um die tragischen Momente als Comic Relief abzufangen. Greenberg ist mitunter ziemlich lustig, aber immer tragisch lustig. Die Hauptfigur ist kein charmanter Woodie Allen sondern eine zutieft neurotische und vom Leben enttäuschte Figur, die darauf wartet, dass sein missratenes Leben endlich die erhoffte Wendung nimmt, sich dabei allerdings selbst im Weg steht und an diesem Wissen verzweifelt.

                        Dabei ist der Film mitunter regelrecht schmerzhaft anzusehen, zumal wir selbst vielleicht solche "Hängengebliebenen" kennen und wissen, dass Greenberg vielleicht wirklich nur "5% daneben" ist, diese 5% aber manchmal ausreichen, um einen Menschen aus der Bahn zu werfen.

                        Wer leichte Unterhaltung und eine kurzweilige Komödie möchte, der sollte um Greenberg einen großen Bogen machen. Wer Zoolander erwartet, wird sein blaues Wunder erleben. Wer allerdings gefallen an dem ebenfalls irreführend vermarkteten Observe and Report - oder wie er bei uns heißt "Shopping-Center King - Hier gilt mein Gesetz" - gefunden hat, der wird auch Greenberg zu schätzen wissen.

                        • Bisher stand der Film auf meiner "Geh-mich-wech-mit-die-Schrott"-Liste, aber der Trailer sieht wirklich nach erstklassigem Popcorn-Kino aus. Ich bin dabei!

                          • Bin ich der Einzige, der aufrichtig begeistert wäre, wenn einer der drei Regisseure den Film machen würde? Das wäre doch wirklich ein absoluter Grund, sich Breaking Dawn anzusehen - gerade WEIL ich hoffe, dass diese Regisseure ihr eigenes Ding durchziehen würden und die Buchvorlage eher locker behandeln. Denn mal ehrlich, liebe Twilight-Fans: Das eigene Lieblingsbuch Szene für Szene abgefilmt zu sehen und trotzdem hinterher zu jammern, dass das Buch viel besser war, ist doch langweilig. Jeder der drei Regisseure hätte - wenn Summit ihm/ihr genug Freiheiten lässt - das Potenzial, aus der Gundkonstellation von Twilight einen ziemlich guten Film zu machen. Wenn ich mir Twilight 1 etwa als Mischung aus Paranoid Park und den Twilight-Figuren vorstelle, dann hätte das dem Film wirklich gut getan. Subjektive Meinung, natürlich.

                            • Keiner trägt den Schnurrbart so aristokratisch wie Vincent Price.

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                              • Für mich ist das Mini-Rock.

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                                • Der Welt-Artikel ist leider eine kollosale Fehlinterpretation von The Hurt Locker. Dort heißt es unter anderem "Man müsste einmal die Verwandtschaft zu Leni Riefenstahl näher untersuchen, mit der Bigelow auch ein Desinteresse an menschlichen Beziehungen und Psychologie teilt." Wenn sich Bigelow für eine Sache interessiert, dann menschliche (männliche) Beziehungen und Psychologie. Die "Ästhetik von Körpern in Bewegung", an der sich Bigelow laut Hanns-Georg Rodek "berauscht", spielt hingegen so gut wie gar keine Rolle. Der Film besteht in seinen intensivsten Szenen nicht aus Bewegung, sondern aus Stillstand (etwa die Scharfschützen-Szene). Hier wurde anscheinend das Leni-Riefenstahl-Einheits-Interpretationsmuster ohne Rücksicht auf Verluste auf Bigelow gepresst.

                                  • War das da Ziggy Stardust in dem Trailer? WTF?

                                    • Ich denke ein wichtiger Unterschied ist, das Kthryn Bigelow die Krieger nicht heroisiert. Der Bombenentschärfer ist doch ein gebrochener Mann, unfähig zu einem Leben in Zivil. Das einzige, was er beherrscht, sind die verschiedenen Riten in der Männergesellschaft des Krieges - vom Kornflakesregal im Supermarkt ist er aber bereits überfordert. Das hat mit Propaganda wenig zu tun. "Zu doof für den Alltag? - Join the Army!"

                                      • Ich hätte mir ja etwas mehr Lorbeeren für Inglourious Basterds erhofft. Gerade im Bereich Regie führt an Tarantino doch eigentlich kein Weg vorbei. Aber The Hurt Locker ist auch ein hervorragender Film, dass kann und will ich nicht abstreiten. Alles in allem eine gute Entscheidung.

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                                        • 10

                                          Ich warte immer noch auf einen Ghibli-Film, der nicht herausragend ist. Langsam gebe ich die Hoffnung auf...

                                          Immerhin handelt der Film von einem fliegenden Kampfpiloten-Schwein nach dem ersten Weltkrieg. Man sollte denken, dass Ghibli da unmöglich einen guten Film draus machen kann. Das geht doch nicht!

                                          Es geht zum Glück doch. Die wunderbare Charakterzeichnung, die selbst die bösen Luftpiraten zu herrlich sympathischen Haudegen macht, die rot anlaufen, wenn ein Mädchen persönlich wird. Auch Porco Rosso selbst, zwischen Zuneigung und Bindungsunfähigkeit ist eine äußerst interessante Figur, deren Mysterium weit über die Frage hinaus geht, wieso er eigentlich ein Schwein ist.

                                          Das herausragendste Merkmal des Filmes sind allerdings die Bilder. Freunde, die in Japan das Ghibli-Museum besucht hatten, berichteten mir von einer kleinen aber wunderschönen Bibliothek, die voll mit Bildbänden aus aller Welt und allen Epochen steht. Dort holen sich die Ghibli-Zeichner ihre Inspirationen für die traumhaften Landschaften ihrer Filme. Keinem Ghibli-Film sieht man das Schwelgen in alten fast vergessenen Bilder-Welten so deutlich an, wie diesem Film, der das Mittelmeer der 20er Jahre in all seiner mediterranen Pracht auf die Leinwand bringt. Gerade die Phantasie der Zeichner, welche die Realität auf träumerische Art überhöhen, zaubert uns Bilder, die uns lange in Erinnerung bleiben werden. Ganz großes Kino.

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                                          • Aber ist doch schon lustig, dass der künstlichste und größte Multi-Milliarden-Industrie-Film der letzten Jahre ausgerechnet einen auf Öko-Fetisch, Back to Nature und Anti-Kapitalismus macht, oder? Es ist ja ein modernes Phänomen, dass man der Kritik entgeht, indem man die kritische Position öffentlichkeitswirksam zu seiner eigenen macht. Adorno hätte an Avatar sicher seine helle Freude gehabt.

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                                            • 10

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                                              Wie wunderbar dieser Film ist, wie sehr er auch eine Liebeserklärung Truffauts an die Frauen darstellt, zeigt bereits die Exposition des Filmes: Charlies Bruder liegt verletzt am Boden und erhält von einem älteren Passanten Hilfe. Ohne große Vorstellung und Überleitung beginnt der freundliche Herr von seiner Frau, der Geschichte ihrer Liebe und dem Glück zu erzählen, dass er durch seine Familie erfahren hat. Hier wird klar, wohin die Sehnsucht der anderen Figuren zielt, denen dieses Glück leider nicht beschieden ist.

                                              Angucken!

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                                              • 8
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                                                Wir brauchen nicht drumherum reden: 2012 ist ein schlechter, wirklich schlechter Film. Aber wenn ein Film mit so viel Freude und Detailliebe einfach alles, was dem zivilisierten Menschen heilig ist, in tausend Stücke schlägt und wenn ein Film mit so viel Genuss die ganze Scheiße einfach zum Teufel jagt und wenn ein Regisseur so gutgelaunt wütend ist, dass er einen Flugzeugträger ins Weiße Haus krachen lässt, dann jubelt mein kindliches Herz! 2012 ist sicher einer der ganz großen Trash-Perlen des letzten Jahrzehnts. PS: Die Dialoge kann man ja vorspulen...

                                                • 8 .5

                                                  Welt am Draht ist ein wunderbarer Science Fiction-Film aus der Zeit, als Computer noch Rechenmaschinen hießen. Die Story bietet erheblich mehr Tiefgang als Matrix oder The 13th Floor und kommt in seiner Suche nach dem Wesen des Menschen über das Medium des Science Fiction-Filmes schon fast an Solaris von Andrei Tarkovsky heran. Wie ihm dient Fassbinder der Science-Fiction-Kontext nur als Vorwand für existenzphilosophische Fragen.

                                                  Aufgefangen wird dieses verkopfte Thema von gekonnt eingesetzter Action und einem subtilen Humor, der anfangs noch unbeabsichtigt wirkt, sich jedoch schnell als Stilmittel zu erkennen gibt. Ein komischer Höhepunkt ist sicherlich der Kommune 1-Hippie Rainer Langhans als sächselnder Kellner mit Stock im Hintern auf einer Party (Zwoi Wodko, biddösöhr"). Überhaupt entpuppt sich das steife Schauspiel der Nebenfiguren rückblickend als Hinweis auf die Künstlichkeit der Welt. Besonders Siskins Party ist eine regelrechte Ansammlung von Robotern.

                                                  Das Besondere an Welt am Draht ist der weitgehende Verzicht auf Science Fiction-Klischees. Nur selten sind futuristische Sets zu sehen und auch die drei Realitätsebenen unterscheiden sich optisch kaum voneinander. Schließlich handelt es sich um realistische Simulationen. Science Fiction sieht bei Fassbinder wie eine graue Stadt in den 1970ern aus. Viel bunter ist hingegen das atemberaubende Innendesign im Retro-Look. Wenn sich das Paar sich nach dem Liebesakt in Löwenfell-Bettwäsche räkelt und umringt ist von Einrichtungsgegenständen, die Innenarchitekten noch heute Freudentränen in die Augen treiben, dann wird Welt am Draht auch zum optischen Highlight. Dazu trägt auch die innovative Kamera-Arbeit von Günther Ballhaus (Departed: Unter Feinden) bei.

                                                  Negativ fällt bestenfalls die Länge des Filmes ins Gewicht. Zu sehr ist dem Film die zwanghafte Anpassung an das Format "TV-Zweiteiler" anzumerken. Die Story ist zwar für 90 Minuten zu komlex, aber auch nicht komplex genug für 180. Besonders gegen Ende des ersten Teils zerfasert die Handlung etwas, da die Auflöung, dass auch die vermeintliche Realität nur eine Simulation ist, unbedingt als Cliffhanger herhalten muss. Dabei ahnt der Zuschauer das schon seit gefühlten 80 Minuten. Ein Recut auf 120 Minuten hätte Welt am Draht sicher gut getan, zumindest als alternative Version.

                                                  Fazit: Statt meine Mitmenschen in Tron-Manier als "Du Programm!" zu beleidigen, überlege ich nach diesem cleveren und stylischem Retro-SciFi ernsthaft mich auf "Du Schaltkeis-Ansammlung!" umzuorientieren.

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                                                  • Wie konntest Du nur "Der Untergang" vergessen?!? ;-)